Satire
Die EU-Außenminister treffen sich heute in Toledo, um über die drei… Pardon: vier… hoppla, nein, seit heute sind es ja: fünf, über die fünf letzten Putsche in Afrika zu sprechen.
Weder die Außenminister haben die geringste Ahnung, was in der Sahel-Zone bzw. in Niger gerade vor sich geht, noch Sepp Borrell, 183. (Der EU-Außenbeauftragte war knapp drei Wochen vor dem Putsch in Niger in Niger: „Alles ruhig hier, keine besonderen Vorkommnisse.“ LOL) Meine Afrikapolitische Beraterin schon.
Bild: Ibrahim Traoré, Staatschef von Burkina Faso (Selfie)
Den vollständigen Standpunkte-Text (inkl ggf. Quellenhinweisen und Links) findet ihr hier:
https://kenfm.de/der-corona-kolonialismus-von-leanne-loo
Tansania verzichtete wie Schweden auf einen Virus-Lockdown — das westliche Feedback auf die Afrikaner war jedoch von rassistischen Narrativen geprägt.
Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt KenFM diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!
Im Verlauf der COVID-19-Pandemie verfolgten die Länder unterschiedliche Strategien zur Bewältigung der sich überschneidenden infektiösen und sozialen Auswirkungen der globalen Gesundheitskrise. Während viele Regierungen und Gemeinden mehr oder weniger ähnliche Maßnahmen wie Abstandsregeln, Lockdowns oder Kontaktverfolgung einsetzten, sind Tansania und Schweden insofern einzigartig, als sie sich beide weigerten, im ersten Jahr der Pandemie Abstandsregeln durchzusetzen oder nationale Lockdowns zu verhängen. Dennoch berichten die vorherrschenden westlichen Narrative von zwei deutlich unterschiedlichen Geschehnissen. Wer dieses Messen mit zweierlei Maß besser verstehen will, muss die Ursachen dafür in der Geschichte der Kolonialisierung Afrikas durch europäische Länder suchen.
Ein Standpunkt von Leanne Loo.
Die internationale Reaktion auf Tansanias lockere Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit war seit März 2020 prompt und heftig. Präsident John Magufuli und seine Regierung wurden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), den afrikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention sowie von zahlreichen Gesundheitsexperten und Forschern kritisiert (1). Auch wenn die Kritik berechtigt sein mag, so ist doch nicht zu entschuldigen, dass die Berichterstattung der euroamerikanischen Medien das Anti-Schwarze-Bild widerspiegelt, das Afrikaner als hoffnungslos inkompetent darstellt und das exotische und rassistische Stereotyp des Wilden aus Joseph Conrads „Heart of Darkness“ heraufbeschwört.
Wer hat den Massai die Sohlen gestohlen?
Mit den beiden so überschriebenen Short-Storys aus Ostafrika ist es nicht getan.
Von Hartmut Barth-Engelbart.
Eigentlich müsste ich eine Monatsdosis schreiben. Denn der angeblich rein humanitäre Besuch Macrons in Ruanda und Burundi und die dazu erfolgte Berichterstattung (1) ist die Perpetuierung des europäischen Kolonialismus auf höherer Stufe. Macron soll dafür um Entschuldigung gebeten haben, dass Frankreich die Hutus gegen die Tutsis bewaffnet hat.
Der Herr und seine Pressemeute haben dabei ganz „vergessen“, dass Deutschland, Frankreich und Belgien die Tutsi als Sklaventreiber benutzt und sie bewaffnet haben. Die Hutu haben die Unabhängigkeit dieser Länder gegen die Kolonialmächte und ihre Kompradoren-Kalfaktoren erkämpft und wollten ihre Henker nicht wieder über sich sehen. Macrons Besuch galt dem Zugang zu den seltenen Erden, dem Tantal, dem Koltan, dem Kupfer in der Region und nicht nur den Usambara-Veilchen. Da gleichen sich EU von der Leichen und das Pariser Macronat wie das Berliner Matronat
Wie schön man Neo-Kolonialismus tarnen kann, hat nicht erst Nina Hoss als „Die weiße Massai“ bewiesen. Das ging schon in den 1950ern mit Professor Bernhard Grzimek und seinem Sohn sehr gut, mit der Rettung der Serengeti vor den bösen „Massai-Wilderern“, denen rund um die Weidegründe geraubt wurden. Die zur Vergrößerung ihrer Herden auf überweideten Restflächen gezwungenen Massai gerieten nicht nur mit den europäischen Nationalparkfreunden in Konflikt. Sie konkurrierten jetzt zusätzlich mit den auf noch nicht kapitalisierten Böden Kleinlandwirtschaft-betreibenden Stämmen.
Ein wunderbarer Ansatz für das Teile und Herrsche neokolonialer „Entwicklungshelfer“ und weiterer Landgrabber in den Startlöchern… Der Ngorogoro-Krater und die Serengeti als Übersee-Museum und renaturierter Zirkus Hagenbeck zur Bespaßung denaturierter Europäer, als Ausweichfläche für den zu engen Frankfurter Zoo, der wegen seiner Immobilienpreis-Steigerung im Schatten der EZB-Twintower so oder so nicht länger zu halten ist. Da jubeln sich selbst Grüne schwarz, wenn endlich in Afrika artgerechte Zoohaltung durchgesetzt wird. Schluss mit lustig, jetzt wird es blut-ernst:
„Wie Kenia mit Rosen zum Valentinstag Millionen verdient“ (2), schreibt auf dem Valentinstags-FR-Titel vom 14.02.2017 Johannes Dietrich, der FRontschau Afrika-Erschließer und unterschlägt dabei in dieser verFAZten Abendpost-Nachtausgabe für Besserverdienende das fortgesetzte Massai-Schlachten in dieser französisch-belgisch-deutsch-britisch und USAIDs- kolonial- und neokolonial beglückten Region des schwarzen Kontinents.
Der deutsche Völkermord der Churchill-bewunderten Niedermetzleung des Maji-Maji-Aufstandes gegen die deutschen Kolonisatoren mit über 300.000 Todesopfern wird von der FR wie den anderen Exzellenz-Medien ebenso verschwiegen wie der letztlich nicht ganz so vollständige Genozid der Britischen Kolonisatoren bei der Bekämpfung des Mau-Mau-Aufstandes, der zur Unabhängigkeit Kenias führte. Doch Kenyattas Erben sterben jetzt am Landgrabbing, bei Hungerlöhnen in Pestizid-, Herbizid- und Fungizid-Nebeln und an vergiftetem Wasser. Tot- und Fehlgeburten Verkrüppelungen der Föten häufen sich.
Bedauert wird das nur insoweit, als bei der Vergiftung des größten Süsswassersees ein Tourismusmagnet verloren geht. Dass durch die Vernichtung der traditionellen Landwirtschaft in Kenia die Genozid-überlebenden Kenianer massenweise in die Lohnsklaverei der weiß-kapitalbeherrschten Agrarindustrie vertrieben wurden, kommt in den Mainstream-Medien nicht zur Sprache (abgesehen von der einen oder anderen postmidnight-Sendung bei 3sat-arte). Kenia verdient ? Wenn überhaupt, dann partizipiert eine angefütterte schwarze Oberschicht bei den Profitspannen zwischen Nairobi und Mombasa, der solche Kompradoren-Quissling-Figuren wie Barack Obama entstammen.
Die zusammenbrechende Trinkwasserversorgung kenianischer Großstädte liegt schon lange in der Hand französischer Großkonzerne wie SUEZ und VEOLIA, die es ja auch bei französischen Metropolen wie Paris geschafft haben, die Wasserversorgung zu ruinieren, mehr Wasser zu verpantschen, als bei den Menschen ankommen zu lassen, bei gleichzeitiger Auspressung der Bevölkerung bis zum Verdursten. Die Versuche mutiger NGOs, wie der „Ingenieure ohne Grenzen“, die Trinkwasserversorgung zumindest in den Suburbs und auf dem Land in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung mit Hilfe von Low-Tech-Selfmade-Wasseraufbereitung zu sichern, verdunsten in der Hitze der Agro-Kapitalschlachten wie der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein…
Lockdown jetzt! Immer mehr Deutsche wünschen sich angeblich härtere Maßnahmen – wer dagegen demonstriert, gilt als Gefahr für die Demokratie. Das Propaganda-Dauerfeuer hinterlässt tiefe Spuren in der Psyche der Menschen. Außerdem: In der Ukraine stehen die Zeichen auf Krieg. Der Tod des Präsidenten von Tansania kommt bestimmten Kreisen gerade recht. Und was gibt’s Neues von Julian Assange? Über all das und mehr reden die Journalisten Robert Fleischer, Dirk Pohlmann und Mathias Bröckers in Ausgabe #60 des 3. Jahrtausends!
Die Themen:
1:32 Propaganda-Pandemie in den Massenmedien – Alarmismus über alles
50:52 Dank an die Spender
56:21 Neuer Krieg in der Ukraine? USA und NATO zündeln weiter
1:22:39 Rohstoffe für die 4. industrielle Revolution – Neokolonialismus in Tansania und anderswo
1:42:54 Julian Assange – Was gibt’s Neues?
John Magufuli, promovierter Chemiker und Präsident Tansanias, war weltberümt geworden, als er Proben von einer Ziege, einem Schaf, einer Papaya und von Getriebeöl mit Daten tansanischer Menschen versah, die Teststäbchen in ein PCR Testlabor einschickte und von dort die Rückmeldung „Corona positiv“ bekam. Magufuli, ein charismatischer Politiker mit dem Spitznamen „Der Traktor“, dem die Einigung Afrikas zugetraut wurde, weigerte sich, die weltweiten Coronamaßnahmen mitzumachen und verzichtete auf Lockdowns in seinem Land. Er wurde daraufhin in vielen Medien westlicher Industriestaaten, auch von den selbsternannten Faktencheckern von ZDF und Correctiv, als unglaubwürdig dargestellt. Der promovierte Chemiker Magufuli mutierte in den Nachrichten zum Corona „Wegbeter“ und „Kräutertrunk“-Verabreicher, es sei sogar unklar, ob bei der Papaya-Affäre überhaupt Tests durchgeführt worden seien. Allerdings: Die COVID-19 Infiziertenrate in Tansania war und ist sehr gering, mit Stichtag 21. März werden auf dem Dashboard der Johns Hopkins Universität 509 Fälle aus Tansania gemeldet. Und der „Kräutertrunk“ wird mittlerweile an einem Max Planck Institut mit erstaunlichen Ergebnissen auf seine Wirksamkeit gegen SARS-COV-2 untersucht, auch die WHO will ihn jetzt wissenschaftlich evaluieren.
In diesem Interview, dass Dirk Pohlmann mit Ralph T. Niemeyer führt, der Magufuli als Öko Unternehmer im Oktober 2020 persönlich traf und das Land aus eigener Anschauung gut kennt, berichtet Niemeyer, dass der Präsident ihm im Gespräch gesagt habe, dass die globalen Pharma-Multis ihn wegen seiner Politik mit allen Mitteln „loswerden“ wollten. Politisch war das schwer möglich, Magufuli hatte gerade die Wiederwahl 2020 mit 85% der Stimmen gewonnen, nach seiner ersten Wahl 2015 zum Präsidenten, die er mit 58% gewann.
Magufuli hatte viele politische Gegner, die es mit der Wahrheit nicht genau nehmen. Die BBC und die Tagesschau verbreiteten nach Magufulis Tod die nur gerüchteweise umlaufende, aber schadenfrohe Fake-Nachricht, der Corona-Leugner Magufuli sei an Covid-19 verstorben. Tatsächlich lautet die bestätigte Todesursache auf eine chronische Herzerkrankung.
Die Berichterstattung zu Magufulis Tod ist in den afrikanischen Medien betont vorsichtig, weil der Fall politisch explosiv ist.
Wie Niemeyer berichtet, der Magufuli mit Hugo Chavez vergleicht, wird dessen Tod aber auf den Straßen in Tansania und Kenia anders besprochen als in den Medien und in afrikanischen Regierungskreisen. Bedeutende afrikanische Politiker, die keine Ambitionen auf eine Karriere mehr haben, zweifeln an der offiziellen Version eines Herztodes. Dirk Pohlmann lässt Ralph T. Niemeyer den Fall und seine Interessenlagen aus verschiedenen Blickwinkeln gründlich erörtern.