Naturrecht

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Die Arbeit: heiligste Kuh Deutschlands … und der tödlichste Kult

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Samstag, 5.11.2016, Eifel. Können Sie sich noch an Indien erinnern? Ja? Also – früher mal? Was haben wir über die Inder gelacht. Kein Wunder, dass die Briten da einmarschieren mussten, um die Demokratie zu bringen. Nein, warten Sie – Demokratie bringen wir ja heute beim Einmarschieren … ach Mensch, was haben wir denn damals noch gebracht? Die Queen? Ach –  nein, jetzt fällt es mir wieder ein: das Christentum. Ja, erst kamen die Mönche, dann wurde irgendwann einer von denen umgebracht – zum Beispiel, weil es schwierig ist, komplexe theologische Systeme miteinander zu verbinden, wenn man der Landessprache, der Sitten und Gebräuche nicht mächtig ist und auf eine Kultur trifft, deren Religion 5000 Jahre alt ist und die selbst meinen, dass  sie schon wissen, wovon sie sprechen – und nachdem dann ein Mönch (ein heiliger Mann! Besonders schützenswert … wenns gerade in den Kram passt) zu Tode gekommen war, kamen die Schutztruppen, die sich mit überlegener Waffentechnik durch das Land schossen. Ja, so war das früher. Heute schicken wir keine Mönche mehr, sondern NGO´s, Geschäftsleute oder economic hit man – und die bringen dann auch gleich ihren neuen Gott mit, der den alten Gott der Mönche nahtlos ersetzt hat.

Aber darüber wollte ich ja gar nicht reden, es ging ja nur um Indien.

Wissen Sie noch, worüber wir uns damals amüsiert haben? Die Zeitungen waren voll von Karikaturen darüber, das müssen Sie doch noch wissen? Die Kühe! Ja – da gibt es einen ganzen Kontinent voller lebendiger Kühe, in dem fürchterliche Hungersnot herrschte, Kühe, die noch nicht mal verscheucht wurden, wenn sie den Verkehr blockierten. Können Sie sich das vorstellen? Gut – die Kuh im Verkehr sorgte für ein enorm entschleunigtes Leben – um das wir heute mühsam kämpfen müssen, aber wir wissen doch, was Kühe bedeuten können: Steaks, Salami, Rinderhack für Hamburger – die dummen Inder lebten im Paradies, ohne es zu merken! Und was sagten die Inder? „Kühe sind heilig“!

Unglaublich für uns, oder? Essen als heilig anzusehen. Würden wir Essen als heilig ansehen – oder es nur respektvoll betrachten: unsere ganze profitable Lebensmittelindustrie könnte dicht machen – da werden größtenteils Abfälle durch viel Chemie zu Massenfutter geformt, ohne das wir es wissen. Aber wir sind trotzdem „Schuld“, wenn wir das kaufen.

Nun – dass die Kuh in Indien heilig war, hat eine lange Geschichte, eine Geschichte, die uns als aufgeklärte westliche Demokraten nicht zu interessieren braucht: wir wissen, dass wir das Herrenvolk der ganzen Welt sind und dass unsere Vorstellungen Wahrheit sind, eine Wahrheit, die wir zur Not mit der Waffe in der Hand verteidigen: weltweit. Was wäre aber wenn … wir selber so eine heilige Kuh hätten? Wenn wir selber völlig irrational werden, unmenschlich, grausam, wenn einer unsere heilige Kuh vom Hof schubst, weil die unter sich macht?

Haben wir nicht, sagen Sie. Blödsinn, sage ich. Schon beim Thema „Kühe essen“ springen mich sektiererische Kultisten des Westens an, die äußerst merkwürdige und seltsame Praktiken zum Standard erheben wollen: die Heiligkeit nicht nur der Kuh sondern aller Tiere, die lieb und knuffig aussehen und im weitesten Sinne dem Kindchenschema entsprechen – also große Kulleraugen haben. Für Spinnen und Skorpione wird da weniger geworben – insgeheim ist man sogar dankbar, wenn ein mutiger Barbar das Problem mit festem Stiefelabsatz grundsätzlich aus der Welt schafft, auch will man nicht manchen Wespenarten verbieten, ihre Eier in lebende Wesen abzulegen: es geht ja auch nur darum, seine Mitmenschen mit „Übergutmensch“-Gehabe zu dominieren, sie zu unterjochen und ihnen den eigenen Willen aufzuzwingen. Früher, als wir noch über heilige Kühe lachten, wussten wir auch noch, dass es sich dabei um eine „Kolonialisierung des Bewusstseins“ handelt, einen unmenschlichen, agressiven Akt der im Ansatz zu ersticken ist, weil es sich dabei um eine der fiesesten Manifestationen des Feudalismus handelt.

Nun – ich will nicht über Veganer sprechen, sie sind nur ein kleiner, unbedeutender Kult, einer von vielen, der versucht, die Zwänge, die wir in den sechziger Jahren abgeschüttelt hatten, neu zu errichten, neue Ketten zu schmieden, neue Zäune zu ziehen – aus bloßer Willkür und – wie für imperiale Lebensformen üblich erstklassigen ethischen Motiven: nur so kann man die Soldaten Gottes dazu bringen, jede Form von Scham, Anstand, Respekt und Toleranz hinter sich zu lassen. In Wirklichkeit – so habe ich jetzt lernen müssen – ist Sojamilch so künstlich wie Coka Cola (siehe Focus), nur dank viel Chemie überhaupt genießbar. Und das vegane Leben? Schlichtweg nicht zu leben ohne die vielen „Supplementangebote“ der Pharmaindustrie (nein, dazu verlinke ich mal nicht, da ich über die lebensgefährdende Wirkung dieses Drecks schon beruflich informiert wurde – siehe z.B. Focus). Ja: „Veganer“ – als selbst definierte Supergutmenschen – sind die heimliche Speerspitze der Pharmaindustrie – und zwar eine tödliche Speerspitze. Das kommt von diesen heiligen Kühen, über die wir nur lachen, wenn wir sie bei anderen sehen.

Das war jetzt aber nur eine unserer kleinen Kühe, ein unbedeutender, düsterer politischer Kult, der bald wieder verschwinden wird – und nicht zu verwechseln mit Menschen, die aus Respekt vor dem Leben selbst keine fleischlichen Produkte essen noch Abfälle von Schlachtungen als Kleidung tragen – das sollte noch gesagt sein. Der gute Mensch und der „Übergutmensch“ sind halt zwei ganz unterschiedliche Seiten einer Medaillie. Kommen wir lieber zu den großen heiligen Kühen.

Kommen wir … zur Arbeit.

Sie wissen, was das ist, nehme ich an? Will ich gar nicht hören. Ich werde Ihnen sagen, was das ist: aufstehen, wenn der Körper noch nach Schlaf verlangt, reisen, wenn er noch zu ruhen wünscht, sich frühmorgens schon in Gedränge und riesigem Lärm von Blechlawinen quälen (Lärm – nach Kübler-Ross eine der beiden bedrohlichsten Urängste des Menschen), ohne genügend Zeit für ein gutes Frühstück zu haben, den ganzen Tag in völlig unnatürlicher, einseitiger, gesundheitsschädlicher Haltung zu verbringen – fern von seinen Lieben, mit denen man das Leben teilen wollte –  und Tätigkeiten in permanenter Dauer zu verrichten, für die der Körper nicht geschaffen ist: und das ganze immer schneller, eifriger, ergebener als noch am Tag zuvor, so sehr, dass man abends erschöpft und geistlos vor flimmernden Schirmen sitzt, die einem sagen, mit welchen Produkten man sich kurz Erleicherung von der Qual erschaffen kann – Produkte, ohne die es die Qual gar nicht gäbe.

Merken Sie schon jetzt, dass wir mit unserer heiligen Kuh in den Augen der alten Inder ziemlich doof dastehen? Und wir haben noch gar nicht darüber gesprochen, dass diese Maschinerie, der wir unser Leben so begeistert hingeben, die Ökosphäre das ganzen Planeten mit vielfältigen Giften verseucht. Alte Kabbalisten – viel jünger als Inder – wüssten sofort, was sie denken sollten, wenn sie unsere „Wirtschaft“ betrachten: Samael, Prinz der Gifte, oberster Herrscher des dunklen kabbalistischen Baumes (jedenfalls nach einfacher Auslegung), hat die Gewalt über die Erde erhalten: der düsterste Kult des mythischen Kosmos ist Realität geworden, hat Macht über alle Menschen erlangt und bringt sie langsam auf tausendfasche Weise zu  Tode (zum Beispiel durch künstliche Vitamine – das sei nochmal erwähnt). Wir lachen über die heilige Kuh der Inder, lassen aber Kali, die finstere Göttin, frei in unserem Lande schalten und walten wie sie will, opfern ihr unsere Bäume, Flüsse, Seen, unsere Luft, unsere Äcker und unseren ganzen Lebensraum.

Doch verlassen wir die Sphäre der alten Weisen, flüchten wir sie schnell: ja, wir müssen sie flüchten, denn unsere Welt ist in ihren Augen der Gipfel der Verkommenheit, während wir uns als gesegnete Genießer der Vollkommenheit betrachten.

Bleiben wir bei der Arbeit, nur so, wie wir sie sehen. Warum machen Sie das eigentlich? Ganz ehrlich jetzt. Klar, um Geld zu verdienen. Warum müssen Sie „Geld verdienen“? In einer Welt, die Gott mit Fülle an Nahrung, Wasser, Luft und Raum gesegnet hat: alles Millionen Jahre lang völlig umsonst? Nun – ganz umsonst war es nicht, drei bis vier Stunden mussten Sie schon täglich investieren – inklusive Hausarbeit. Arbeit in freier Natur, wann Sie wollten, wo Sie wollen, wie Sie wollten. Beeren und Feuerholz sammeln, mit den Jägern auf Fernreisen gehen, Wasser schleppen, Felder bestellen: zu tun gab es genug, aber jeder konnte – je nach persönlicher Verfassung – an der Arbeit teilhaben, die gerade zu ihm passte … während Sie 9 Stunden im Büro hängen (eine davon eine erbärmliche Pause umgeben von Lärm und Häßlichkeit), dann noch zwei Stunden „einkaufen“ und zwei Stunden „Hausputz“ machen, um die letzten vier Stunden mit dem zu verbringen, was ihre Herren für Sie als „Unterhaltung“ vorgesehen haben. Dschungelcamp zum Beispiel, die modernisierte Version des „Löwen fressen Christen“-Spektakels im alten Rom.

Also nochmal: warum müssen Sie „Geld verdienen“ – sich selbst verkaufen, wie es früher nur Sklaven mussten?

Ganz einfach: weil Ihnen jemand den Reichtum der Welt gestohlen hat und Ihnen kleine Bröckchen davon überteuert verkauft, damit Sie nicht so leiden wie die Menschen in Afrika. „Jemand“ hat heute kaum noch ein Gesicht, es gibt kaum noch Köpfe für die Guillotine: man hat aus diesem Unfall der Geschichte gelernt. Kein Feindbild – keine Revolution. Und das Abkassieren kann endlos weitergehen, ohne dass es einer merkt.

Das verstehen Sie nicht?

Nun – ich erkläre Ihnen das mal an einem Beispiel, zitiere hierzu mal die „Lügenpresse“ – um zu zeigen, dass dort noch nicht alles verloren ist (siehe Zeit):

„Nach Informationen der ZEIT beziehen 16 ehemalige EU-Kommissare der Barroso-Kommission noch immer Übergangszahlungen von jährlich mindestens 99.996 Euro pro Kopf. Sie bekommen das Geld aus Brüssel, obwohl viele von ihnen längst neue, gut dotierte Spitzenposten in Wirtschaft und Politik haben. Das geht aus einer Liste hervor, die die EU-Kommission der ZEIT übermitteln musste.“

99996 Euro – zusätzlich. Die wenigsten Deutschen verdienen überhaupt nur die Hälfte davon.

Noch ein Beispiel?

Gern (siehe t-online):

„Ehemalige Minister aus Nordrhein-Westfalen sind mit durchschnittlich mehr als 7600 Euro die bestbezahlten Politiker-Rentner Deutschlands. Ihre Altersbezüge liegen mit 7642 Euro monatlich sogar um zwei Drittel höher als die Pensionen früherer Bundesminister.“

Da wird mit der großen Kelle abgegriffen. Von diesen Menschen haben wir … eine Million im Land. „Leistungsträger“ genannt, was auch Sinn macht: die Vermögen und der Luxus dieser Menschen wird durch die Leistung anderer Menschen getragen: die Hälfte Ihrer Lebenszeit arbeiten Sie für „die“, die man sonst auch gerne einfach nur „Chef“ nennt. Zu hinterfragen, warum der „Chef“ hundertmal soviel verdient wie Sie, der Sie die ganze Arbeit machen, gilt als verpönt, lächerlich, gemeingefährlich, ja: es wurde sogar kürzlich das Wort „sozialistisch“ wieder als Schimpfwort eingeführt – in Bezug auf Sozialdemokraten in der Wallonie, die der Ausweitung der geballten Macht der Leistungsträger kurz im Wege standen.

Wahrscheinlich kommen wir sogar über eine Million, wenn wir alle die zählen, die von Beiträgen, Steuern, Abgaben finanziert werden – ich rede hier aber nur von der Feudalklasse, die sich am elitärsten bei den „Grünen“ manifestiert, seitdem die FDP Schwächen zeigte.

Bleiben wir aber bei dem Grund, der das alles möglich macht: jenen unheimlichen Kult der „Arbeit“, der sich – von außen betrachtet – in nichts unterscheidet vom Kult der anderen heiligen Kühe, außer, dass er viel tiefer, gründlicher, versklavender in unser Alltagsleben eingreift als es andere Kulte bislang getan haben. Ja, ok: die katholische Kirche war da schon sehr weit, der Protestantismus ebenso – aber wo man früher den „Zehnten“ im Jahr gab, gibt man heute sechs „Zehnte“. Man sieht: das Geschäft der Ausplünderung läuft nach wie vor … und zwar mit steigender Geschwindigkeit.

Es gibt eine Million reicher Menschen in Deutschland – viele davon reich geworden, dass der deutsche Staatsbürger ein fleißiger, treuer, gemütlicher Mensch ist, der ordentlich arbeitet. Und weil das System so gut funktioniert, ist der Andrang in die Feudalkaste so groß und vergrößert so auch den Druck auf die, die noch echte Arbeitsleistung erbringen müssen, damit genug zum Verteilen da ist. Damit Ihnen das mal klar ist: die vier Stunden, die Sie mehr arbeiten als als gemäß Naturrecht zu verlangen wäre, arbeiten Sie nur für die immensen Gehälter ihrer Chefs, die hauptsächlich dafür bezahlt werden, Sie täglich zu noch mehr Leistung anzutreiben. Ganz oben in dem System sammeln sich natürlich ungeheure, unglaubliche Summen, die absolut staatsgefährdend sind – aber wer will wirklich dagegen seine Stimme erheben … sind doch alle abhängig vom Fluss des Geldes anstatt von den Früchten des Feldes, die es – relativ neu in der Geschichte der Menschheit – nur noch gegen Bares gibt.

Und der Zugang zu diesem lebensspendenden, perversen, unnatürlichen Fluss des Geldes wird immer weiter beschränkt: die Gier nach immer mehr Geld für die Starken, Mächtigen, Herrschenden werden keine Grenzen mehr gesetzt, der Staat – einst als Schutz gegen den Feudalismus gedacht – wird mehr und mehr zum Inkassounternehmen der Diener des Goldenen Kalbes, um das das ganze Volk zu tanzen hat, wenn es nicht sanktoniert werden möchte und so auf subtile Art und Weise vom Leben zum Tode gebracht, in todesähnliche Zustände genötigt wird.

„Arbeit“ – als widernatürlicher, irrationaler, gottferner Kult? In einer aufgeklärten, christlichen Gesellschaft, deren Erklärung der „Allgemeinen Menschenrechte“ genau auf diesen Weisheiten des christlichen Abendlands gründet – und aus den Erfahrungen der höllischen Jahren des Nationalsozialismus, der diesen Kult öffentlich zum höchsten Gut erhoben hat – weil Gauleiter von den Früchten dieses Kultes ganz herrlich und in Fülle leben konnten? Das kann doch nicht sein!

Arbeit – so wird uns gepredigt in Schule, Erziehungsberatung und Universitäten – ist ein Grundbedürfnis des Menschen! Ohne Arbeit verwahrlost er, verliert Struktur, gerät in jene Spähren des Chaos, die das Alte Testament schon als Reich des Bösen fürchtete. Kann sein, dass die Recht haben, doch die Natur selbst hat uns ein Maß an Arbeit auferlegt, das vier Stunden am Tag beansprucht. Nicht mehr. Inklusive Einkauf und Hausarbeit. Wären wir vermessen, von unseren Herren die Einhaltung dieser Vorraussetzungen zu forden? Dann wäre auch Zeit für die anderen Grundbedürfnisse, Zeit dafür, dass jeder Mensch Gelegenheit hat, seine eigene, individuelle Lebensspur in dem Reich der Geschichte zu ziehen, Zeit, jenes Leben zu leben, für das Gott ihn in die Welt gesetzt hat – anstatt ein Leben zu führen, das völlig von den Nutznießern der „Leistungsgesellschaft“ determiniert wird, die ständig nach mehr und mehr und immer mehr verlangen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen – außer jener, dass sie uns nicht verhungern lassen, wenn wir uns ihren Unwillen zuziehen … was sich in Deutschland seit Einführung der Hartz-IV-Gesetze auch geändert hat.

Fragen wir doch mal die Menschen selbst, was sie von dieser „Arbeit“ halten.

Der „Spiegel“, Haus- und Hofblatt der Leistungsträgergesellschaft, präsentierte kürzlich einen Artikel – ganz im Sinne der „Kolonialisierung des Bewusstseins“ – der uns mit erstaunlichen Erkenntnissen konfrontierte (siehe Spiegel):

„Millionen Deutsche wollen mehr arbeiten“

26757 Leser beteiligten sich an der Umfrage – jene Leser, die ganz gut im Geldfluss stehen, weshalb Spiegel-Online je sehr gut verdient mit Artikeln und Anzeigen über Reisen und Luxusgüter. 21737 Leser (81,24%) gaben eine eindeutige Meinung zu dem Artikel ab … obwohl sie nicht zu den aussätzigen Arbeitslosen gehören (siehe Spiegel):

„Mehr arbeiten? Auf gar keinen Fall!“

Solche Ergebnisse fährt man ein, wenn „Kult“ auf „Mensch“ trifft.

Lachen Sie immer noch über die heiligen Kühe der Inder? Sie haben selbst eine im Zentrum Ihres Lebens stehen, um welche Sie täglich tanzen, ohne wirklich genau zu wissen, warum das so ist. Sie rudern wie ein psychisch kranker Galeerensklave immer weiter und schneller, damit der feiste Sack auf dem Oberdeck einen Geschwindigkeitsrausch bekommt, völlig überwältigt von der „Leistung“ seines Schiffes, für die er alle fürstlich lobt … und gerade mal so am Leben erhält, damit sie nicht tot am Ruder hängen.

Nicht zu ändern, meinen Sie? Alles zu groß und komplex? Vor allem für Sie?

Mumpitz. Wir können so etwas. Schauen Sie sich die Schifffahrt an: weltweit, zentral gesteuert haben wir den gesamten Warentransort von Stückgut auf Container umgestellt – im kommunistischen China, im kapitalistischen Amerika und in allen anderen Ländern der Welt. Stellen Sie sich mal vor, wir würden andere Lebensbereiche mit der gleichen Entschlossenheit, der gleichen Planung und Vernunft modernisieren – zum Beispiel um „Mensch“ von „entfremdeter Arbeit“ zu befreien…

Geschieht ja auch … nur werden Sie davon nichts haben: die Industrialisierung 4.0 wird allein in Deutschland 18 Millionen Arbeitsplätze abbauen und somit den Zugang zum Geldfluss und den Feldfrüchten für nochmal 18 Millionen Menschen versperren: ein Albtraumszenario, das Schritt für Schritt Realität wird (siehe Spiegel). Die Gebetsplätze für das Goldene Kalb werden sehr knapp werden – wenn wir nicht für unser natürliches Lebensrecht kämpfen … und die zentralen Versorgungselemente (Nahrung, Energie, Wasser, Wohnraum, Landbesitz) wieder in die eigene Hand nehmen.

Darf ich mal was biblisches zur Arbeit sagen? Nur, weil wir hier ja in einer christlich-abendländischen Kultur leben?

„Doch ist Arbeit auch der Bereich, in dem die Sünde am stärksten in Erscheinung tritt. Willkür, Gewalttat, Ungerechtigkeit und Raffgier machen die Arbeit zu einer erdrückenden Last für den Menschen und zu einer Quelle des Hasses und der Entzweihung“.

Das eigentlich positive Bild der Arbeit – die schöpferische und damit gottähnliche Tätigkeit, wird durch den fremdorganisierten Arbeitsprozess pervertiert.

„Dadurch, dass der Mensch zu Gott nein gesagt hat, hat er auch zu seiner Schöpfung und Schöpfungsordnung nein gesagt. Er hat sich gerade dort selbst in Frage gestellt, wo er schöpferisch tätig sein will. Er hat sich die Welt der Arbeit verfremdet. Dadurch ist sie unmenschlich geworden oder kann es jederzeit werden. So ist der Mensch gerade dort, wo er durch seine eigene Schöpfung am weitesten über sich hinauswächst, am meisten gefährdet. Er kann sich durch diese radikal in Frage stellen, ja vernichten.“ (aus: Praktisches Bibellexikon, Herder, 8.Auflage 1985, Seite 66).

Das war jetzt nicht Marx oder der böse Sozialismus, sondern … die Weisheit von Ziegenhirten aus dem ersten Jahrtausend vor Christi Geburt.

Und beschreibt unseren Alltag bis ins Detail. Und den Weg der „Minderleister“ nach Dachau.

Ich hoffe, das Lachen über heilige Kühe bleibt Ihnen jetzt im Halse stecken.

Ich fürchte nur: für diesen perversen, vernichtenden Kult gilt das gleiche wie für die Terrororganisation „Islamischer Staat“: mit der Yogamatte unter dem Arm werden wir ihn nicht los. Weiß man auch in den USA … weshalb man dort an gewaltfreiem Widerstand und Aktionen zum zivilen Ungehorsam im Rahmen einer Aktion „Demokratischer Frühling“ arbeitet.

Wann fangen Sie damit an?

Hartz IV abschaffen! Sofort!

Mittwoch, 14.8.2013. Eifel. Ich bin ja noch immer sehr beeindruckt von der Geschwindigkeit, mit der sich Gülle bei Facebook verbreitet. Überraschen sollte das aber eigentlich nicht: immerhin lesen auch viele die Bildzeitung. Gülle steht hoch im Kurs der deutschen Geschmäcker. Interessant auch, wie groß der Hass der Mitmenschen auf alte, arme, kranke, ausgestoßene Mitmenschen ist. Ziemlich blöd, das Ganze. Immerhin - wenn man vom Staat bzw. der Gemeinschaft nicht auf andere Weise als durch Hartz IV finanziert wird (zum Beispiel als Beamter, Abgeordneter, Arzt, Gewerkschafter, Politiker oder Kirchenmann) kann Arbeitslosigkeit jeden treffen - jederzeit. Für die nächsten Jahre ist eine grassierende Arbeitslosigkeit bei IT-Berufen vorausgesagt: Technik macht es möglich. Auch Journalisten sterben den "Bürgerlichen Tod" wie die Fliegen.

Mittwoch, 14.8.2013. Eifel. Ich bin ja noch immer sehr beeindruckt von der Geschwindigkeit, mit der sich Gülle bei Facebook verbreitet. Überraschen sollte das aber eigentlich nicht: immerhin lesen auch viele die Bildzeitung. Gülle steht hoch im Kurs der deutschen Geschmäcker. Interessant auch, wie groß der Hass der Mitmenschen auf alte, arme, kranke, ausgestoßene Mitmenschen ist. Ziemlich blöd, das Ganze. Immerhin – wenn man vom Staat bzw. der Gemeinschaft nicht auf andere Weise als durch Hartz IV finanziert wird (zum Beispiel als Beamter, Abgeordneter, Arzt, Gewerkschafter, Politiker oder Kirchenmann) kann Arbeitslosigkeit jeden treffen – jederzeit. Für die nächsten Jahre ist eine grassierende Arbeitslosigkeit bei IT-Berufen vorausgesagt: Technik macht es möglich. Auch Journalisten sterben den „Bürgerlichen Tod“ wie die Fliegen.

Bürgerlicher Tod?

Sicher kaum noch bekannt, obwohl ihn unsere Arbeitslosen wieder erleiden müssen. Dank Wikipedia wissen wir mehr:

Der bürgerliche Tod ist ein Rechtsinstitut, das in ganz Europa bis in das 19. Jahrhundert hinein als zusätzliche Strafverschärfung gegenüber verurteilten Kapitalverbrechern angewandt wurde. Es hatte nicht nur die vollständige Ehr- und Rechtlosigkeit, sondern auch den vollständigen Verlust der Rechtsfähigkeit des Verurteilten zur Folge, der zwar noch körperlich lebte, aber aus rechtlicher Sicht die Stellung eines bereits Toten erhielt. Der bürgerliche Tod radierte somit den Menschen als natürliche Person aus und kam einer Aberkennung der Menschenwürde gleich (die als rechtlich bindender Begriff zur damaligen Zeit noch nicht entwickelt war).

  • Verlust jeglichen Eigentums
  • Annullierung einer bestehenden Ehe und sonstiger Verwandtschaftsverhältnisse
  • Verlust der Vormundschaftsfähigkeit
  • Verlust der Fähigkeit, als Zeuge gehört zu werden
  • Verlust der Fähigkeit, Rechtsgeschäfte abzuschließen

Ich möchte gar nicht groß darauf verweisen, in wie vielfältiger Weise Arbeitslose im 21. Jahrhundert jenen gleichen, die den Bürgerlichen Tod durchleiden mussten – mir geht es heute eher darum, einmal auf die Folgen zu verweisen. Bemerken sollte man, dass auch unser Arbeitsloser als Strafe jeglichen Eigentums beraubt wird, dass er Schwierigkeiten bekommt, seine Ehe weiter zu führen (für getrennt lebende Erwachsene zahlt das Amt sinnigerweise mehr) und das er im Übrigen einer vogelfreien Person ähnelt.

Vogelfrei? Noch so ein Wort aus der deutschen Geschichte, dass kaum noch einer kennt – außer Wikipedia:

„sein leib soll frei und erlaubt sein allen leuten und thieren, den vögeln in den lüften, den vischen im waßer, so daß niemand gegen ihn einen frevel begehen kann, dessen er büßen dürfe“

– Wigand, Das femgericht Westphalens. Hamm 1825. S. 436 zitiert bei Grimm S. 59.

Mit dieser Ächtung war auch verbunden, dass dazu verurteilten Personen keine Behausung gewährt wurde. Im Todesfall wurde die Leiche nicht bestattet, sondern den Vögeln und Wölfen zum Fraß überlassen.

Von uns geächtete und verurteilte Arbeitslose können im Falle einer Sanktion (im Falle von Ungehorsam oder Widerstand gegen die Staatsgewalt) ihr Haus und Hof verlieren, ihre Leichen werden in billigsten Armengräbern verscharrt, so als ob man sich ihrer schämen würde – und viele Bildzeitungsleser hätten es sehr gerne, wenn man sie mal so richtig foltern könnten, ohne gleich vom Staat dafür verfolgt zu werden.

So weit sind wir aber noch nicht.

Aber denken wir mal ein wenig weiter, denken wir einmal darüber nach, dass die Abschaffung von Hartz IV – in jenen Kreisen oft gefordert – gelänge: was würde folgen?

Nun – erstmal müssten wir anerkennen, dass wir diese Menschen absolut und vollkommen aus unsere Gemeinschaft ausgeschlossen hätten. Alle Rechte für sie wären erloschen. Alle Pflichten und Einschränkungen aber auch. Doch bevor wir zu diesem Thema kommen, müssen wir uns erstmal darüber Gedanken, machen, wie wir diese Leute ausbezahlen. Arbeiten sie den ganzen Tag unermüdlich (und zumeist sinnlos, wenn nicht sogar natur- und gesellschaftsschädigend)  wie der Hamster im Rade, sind eingebunden in das System der deutschen Gemeinschaft, dann stellt sich diese Frage nicht. Sie sind Teil der Gemeinschaft, können alle Rechte der Gemeinschaft nutzen, alle Güter der Gemeinschaft genießen und all die vielfältigen Pflichten (allen voran die Pflicht, 50 Stunden die Woche bei 2 Wochen Urlaub im Jahr bis ins achtzigste Lebensjahr hinein zu arbeiten – jedenfalls, wenn die SPD wieder an die Regierung kommt, die viel Arbeit für andere immer toll findet) freudig lächelnd erfüllen.

Stoßen wir jedoch einen Menschen aus der Gemeinschaft aus, so müssen wir ihm einen Anteil zahlen – wenn wir nicht selbst zu vogelfreien Räubern werden wollen.

Welchen Anteil? Nun – er ist als Bürger Deutschlands auch Miteigentümer der Gemeinschaftsgüter, eigentlich des ganzen Landes. Umgerechnet auf jeden Bürger gehören ihm theoretisch 4220 m2 Land. Wir tun auch gut daran, diesen Anspruch zu akzeptieren – sonst könnten ganz schnell die wenigen Reichen auf die Idee kommen, das Land ganz zu kaufen und das Restvolk der 99 % ´umzusiedeln. So zu denken gilt als nur unserem eigenen Schutz, nicht der verpönten Sozialromantik.

Wir wollen dabei auch nicht vergessen, dass Arbeitslose in der Regel vor ganz normale, arbeitende Menschen waren, von deren Abgaben viele andere ganz gut gelebt haben: wir tun zwar so als ob, aber in Wirklichkeit vertreiben wir hier keine Mörder, Frauenschänder und andere Ungeheuer – in Wirklichkeit lynchen wir nur den zuvor so netten Nachbarn von nebenan.

Natürlich gibt es auch noch den Anteil am Land, den seine Ahnen halten: unser ganzer Wohlstand beruht auf der Arbeit vieler Generationen. Das herauszurechnen ist mühsam, ich werde es deshalb bei der Berechnung des Quadratmeterpreises berücksichtigen.

Wir könnten auch darüber nachdenken, jedem Arbeitslosen 4220 m2 Land zur Verfügung zu stellen, damit er sich davon ernähren kann. Da wir aber vielen Privateigentümern private Nutzungsrechte am deutschen Land eingeräumt haben, hätten wir gar nicht mehr so viel Fläche. Wir könnten auch die Flächen verlosen – hat der Arbeitslose Glück, kriegt er ein Stück Autobahn, kann Maut erheben oder es renaturieren, ganz wie es ihm beliebt – doch wir merken schnell: das wollen wir erst recht nicht. Auch wollen wir unser Land nicht wieder in kleinparzelliges Ackerland umwandeln, viele Landreformen der Geschichte haben ja gerade jetzt diese effektivste aller Formen hervorgebracht: das wertvolle Erbe sollten wir nicht wegen asozialer Kniepigkeit im gemeinschaftlichen Bereich aufs Spiel setzen.

Also bleibt nur: Geld. Die vernünftigste, sinnvollste und bequemste Lösung.

Was aber nehmen wir als Berechnungsgrundlage des Grundstückwertes? Wiesenland in der Eifel? Macht vier Euro pro Quadratmeter. Oder Bauland in Berlin Mitte? Nun, da liegen wir bei 1712 Euro. Ich denke, wir nehmen einen Mittelwert: Bauland in der Eifel. Das berücksichtigt dann auch die Arbeitsleistung der vielen Generationen, die hinter unserem Arbeitslosen stehen.

Wir streichen also Hartz IV, stoßen den Betreffenden damit völlig aus der Geld- und Solidargemeinschaft der Deutschen aus, geben ihm aber seinen Anteil:

548600 Euro.

Damit kann er machen, was er will – nur nicht mehr in Deutschland. Helmut Kohl wollte so mal die Türken loswerden (siehe Spiegel). Hat nicht ganz geklappt, weil: Türken sind Menschen, Arbeitslose nicht.

Viele Arbeitslose werden ein Land finden, wo man von den Zinsen dieses Kapitals angenehm leben kann.  Widmen wir uns aber lieber denen, die ziemlich entsetzt sind von der Behandlung durch die Gesellschaft. Viele Rechte, die ein Bürger hat, haben sie nicht mehr. Ein paar Menschenrechte werden noch bleiben, aber sie sind – rechtlich betrachtet – wandelnde Fremdkörper im Land, sozusagen ein kleiner Mikrostaat für sich.

Sind sie eigentlich völlig rechtlos?

Nein, natürlich nicht. Was ihnen bleibt, ist das Naturrecht, welches vor dem bürgerlichen Recht herrschte. Davon gibt es viele Ausformungen, wir müssen – aus guten Gründen – bei dem einfachsten bleiben: dem Recht des Stärkeren.

Natürlich hat der nun neu geschaffene staatenlose Freibürger das Recht Waffen zu tragen. Jede Art von Waffen, auch Kriegswaffen – wenn er mag. Die Achtung des Gewaltmonopols des Staates obliegt ihm nicht mehr, Wahrung des Landfriedens ist nicht mehr sein Ding – ebenso wenig die Achtung vor Privateigentum. Natürlich darf die Polizei solche Freibürger erschießen … allerdings wird es bei den schlecht bezahlten Polizeibeamten mit der Zeit wohl wenig Freude bereiten, wenn sie den besser bewaffneten und hoch motivierten Freibürgern gegenüberstehen, die sich für den Überlebenskampf dank Abfindung besser bewaffnen können, als es die sparsamen Pfeffersäcke je mit ihren Bütteln tun würden.

Natürlich darf man Freibürger – bzw. freie Menschen nicht einfach so jagen und töten. Es gilt das Gesetz des Wilden Westens: der Freimensch muss zuerst ziehen, damit der Notwehrfall eintritt. Zieht der Polizist zuerst, kann man den Freibürger noch nicht mal des Mordes bezichtigen – es war dann Notwehr.

Selbstverständlich darf sich auch jeder Villenbesitzer im Rahmen der Verträge der BRD gegen die Besetzung seiner Villa wehren: er darf die Polizei rufen. Die kann dann die Freibürgerbanden aus der Villa werfen – wenn sie stärker sind. Ja – für diese neue Gruppe gilt nur das Naturrecht.

Der Freibürger braucht seinen Müll nicht zu entsorgen, braucht keine Steuern zahlen, kann Geschäfte abschließen, wie er will (er kann nebenbei – vielleicht sogar gegen Bezahlung – das Problem mit der Mafia in Deutschland erledigen). Sicher – er ist staatenlos, aber wir wollen uns hier nicht mit juristischen Spitzfindigkeiten abgeben. Immerhin könnte er nach Erhalt der Abfindung sofort politisches Asyl beantragen. Das Wort „Raub“ existiert in seinem Universum nicht: das Naturrecht erlaubt Zugriff auf alle Güter – sofern man stärker ist als der Vorbesitzer. Dafür kann moderne Waffentechnik schnell sorgen: immerhin produziert Deutschland selbst schon genug davon.

Da Arbeitslose aller Wahrscheinlichkeit völlig normale Menschen sind, werden sie wohl nicht alle sofort zu Räuberbanden mutieren. Vielleicht tun sie sich zusammen, kaufen sich ein Schloss (z.B. das direkt neben dem Herrn Zumwinkel) und leben von den Zinsen ein glückliches, von aller Staatslast befreites Leben.  Auf das Recht, Schußwaffen zu tragen, sollten sie allerdings nicht verzichten: zu leicht könnte ein arbeitender Asozialer aus Deutschland auf die Idee kommen, sie foltern zu wollen. Geäußert worden sind solche Gelüste schon – in aller Öffentlichkeit.

Nun – gemäß dem Recht des Stärkeren könnte man sagen: dann tretet mal gegeneinander an. Der Angestellte mit seinen Folterwerkzeugen – und der Freibürger mit seiner Schrotflinte. Ich denke, die Folterphantasien in Deutschland werden nach Abschaffung von Hartz IV deutlich nachlassen.

Das Leben an und für sich wird spannender. Gut – wir werden dann merken, wie wertvoll „Sicherheit“, „Gerechtigkeit“ und „Frieden“ waren. Auch „Wohlstand“ wird enorm gefährdet sein. Es wird auch die Frage sein, wer dann die gesellschaftliche Rolle der Arbeitslosen übernehmen wird: die Rolle jener, auf die straflos herabgeblickt werden darf. Juden und Hexen sind allerdings alle. Türken sind ähnlich wehrhaft.

Na – man wird schon was finden.

Ganz schlimme Phantasien?

Nein – die führende Nation der westlichen Wertegemeinschaft erlaubt ihren Bürgern das Waffentragen als Grundrecht. Auch Arbeitslosen. Die sind nicht solche naiven Sozialromantiker wie die Deutschen, die lieber ein wehrloses Volk regieren – oder wehrlose Bürger foltern.

Da wir uns in Kleidung, Ernährung, Unterhaltung, militärischer Expansion und politischer Korruption den USA immer weiter annähern, werden wir diese kleine Änderung im deutschen Alltag sicher auch leicht verkraften können.

So in tausend Jahren können dann die ersten Romantiker der Aufklärung wieder auftauchen, um ihre Träume einer friedlichen Gesellschaft zu verkaufen, wo keiner Not leidet, alle füreinander da sind, wo die Wirtschaft dem Menschen dient, alle Menschen das gleiche Recht auf Existenz haben und alle Formen von Gewalt geächtet werden – auch die passive Gewalt durch Worte oder Streichung des Lebensminimums.

Frieden, Freiheit, Wohlstand, Gerechtigkeit und Sicherheit werden dann sicher wieder als elementare Werte einer erfolgreichen Gesellschaft verstanden werden – anstatt als sinn- und inhaltslose Hüllen politische Sprechblasen auszufüllen.

Natürlich können die Freibürger auch Städte bilden – wie im Mittelalter. Sie könnten alle zusammen Bonn besetzen, es zur „Freien Stadt“ erklären – zur ersten neuen freien Stadt. So sind früher die Städte entstanden, die auch eine Heimat für Vogelfreie, entflohene Sklaven, Leibeigene, Leiharbeiter oder politisch Verfolgte boten. Schwer befestigt profitierten sie enorm von der arbeitsteiligen Gesellschaft und hatten einen enormen Wohlstand – weil sie keine superreichen Milliardäre mitfinanzieren mussten.

Dort, in den freien Städten wuchs die bürgerliche Zivilisation heran, dort behauptete sich die demokratische Zivilgesellschaft gegen den Feudalstaat, deren Angehörige selbst bald lieber in die Städte zogen, weil das Leben dort einfach angenehmer war.

Von Bonn und anderen freien Städten aus könnte dann eine neue Reform der Bundesrepublik ausgehen: eine Reform, die  in der Tradition der Aufklärung, der Freiheit, der Menschlichkeit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit steht und der Refeudalisierung der Gesellschaft mutig entgegentritt.

Ich habe fast den Eindruck, dass die neue Gesellschaft der freien Bürger sehr viel Freunde auch unter den Hamsterradmenschen finden würde, die sich nach Jürgen Roth momentan in einer nicht sehr beneidenswerten Situation befinden, siehe Planet-Interview:

Wir haben eine deutsche mafiose Kultur, im wahrsten Sinne des Wortes, und das ist der Nährboden für alles was mit Geldgier, mit Beuteverhalten, Klientelismus und mit fehlenden ethischen Kategorien zu tun hat. Es geht nur noch um das Bedienen des eigenen Klientels, nicht mehr und nicht weniger. Und Klientelwirtschaft, die Durchsetzung von Partikularinteressen ist die Urform der italienischen Mafia wie des kapitalistischen Systems.

Und damit dieses System funktioniert, sollten wir Hartz IV als „Stillhalteprämie“ weiterzahlen – und deutlich erhöhen.

Oder wir schaffen es ab – leben aber dann mit den Konsequenzen. Allerdings kann sich die Gesellschaft dann nicht mehr leisten, nur ein paar Polizeibeamte schlecht zu finanzieren: bei sieben Millionen Freibürgern braucht man schon mehr Personal – und besser bezahlt werden sollten die auch.

Die freien Städte kämen mit einem frei gewählten Sheriff aus. Immerhin: die Bildzeitungsleser wären draußen vor den Toren der Stadt – und die Vogelfreien hätten ganz schnell gelernt, wie wichtig es ist, gemeinschaftsfähig (also: sozial) zu leben.

Vielleicht – aber daran kann ich nach den neuesten Erfahrungen nur schwer glauben – schaffen wir es auch, dank eines Blickes in die Geschichtsbücher zu lernen, warum wir eigentlich aus purem Eigeninteresse ganz üppige Leibrenten für jene zahlen sollten, die die Wirtschaft nicht mehr beschäftigen will.

Ich fürchte jedoch, dass wir die ganze Geschichte nochmal wiederholen dürfen.

Aber in tausend Jahren dann … bauen wir unsere demokratische Zivilgesellschaft wieder auf.

 

Freie Menschen braucht das Land. Grundeinkommen als Frage der Ehre und der Möhren.

Ich weiß nicht, ob sich noch wer daran erinnert, aber einst brauchte das Land neue Männer. Die hat es dann auch bekommen. Westerwelle, Mießfelder, Sarrazin … so heißen die heute. Irgendwo gibt es auch noch ein paar Schönlinge fürs Auge, aber das spielt hier keine Rolle. Eher eine Rolle sollte spielen, das das Land freie Menschen braucht. Ist eigentlich klar – oder sollte klar sein – das eine Demokratie auf Dauer nicht mit Sklaven funktioniert.

Freiheit heißt natürlich auch immer Selbstverantwortung, was ja seit Jahrzehnten DAS Schlagwort der Neoliberalen ist und natürlich schön mit den Forderungen der Linken nach Selbstbestimmung korrespondiert.

In der Praxis sieht das dann so aus, das die Selbstverantwortung der Neoliberalen immer dann eintritt, wenn für vorher gezahlte Beiträge eine Gegenleistung fällig wird. Wäre von der Konsumentenseite her ungefähr so, als würde man unbegrenzt Ware aus einem Geschäft mitnehmen, aber kneifen, wenn es ans bezahlen geht … oder eben nur einen Mindestsatz zahlen. Konsum IV, sozusagen, das Gegenstück zu Hartz IV. Ich mache den Einkaufswagen immer randvoll, zahle aber pro Wagen nur 10 Euro.  Ein gutes Geschäft. Der Bund der deutschen Unternehmer müßte dafür Verständnis haben – sie wollen ja auch immer mehr Arbeitskraft für immer weniger Geld.

Man kann nun Selbstbestimmung nicht völlig von Selbstverantwortung lösen, jedenfalls nicht, wenn man mit dem Denkansatz pragmatisch im Hier und Jetzt bleibt. Letzteres ist zwar oft ganz nützlich, aber nicht, wenn es um Prinzipien geht.

Essen … ist ein Naturrecht des Menschen. Essen wird von der Natur vorleistungslos geliefert. In Form von Ackerbau und Viehzucht können wir die Menge an Essen sogar noch weit steigern – hierzu brauchen wir aber freien Zugang zum Land … und da fängt es schon an.  Ich kann nicht von den Menschen Selbstverantwortung verlangen, ihnen aber die Grundlage dazu nehmen: das Land.

Wollen wir das Prinzip Selbstverantwortung (und Freiheit!), dann müssen auch alle Menschen die Möglichkeit haben, so zu leben. Dazu gehört der ungehinderte Zugang zu Ackerland, das Sammel- und Jagdrecht in den Wäldern sowie den Anspruch auf Ausbildung in diesen Überlebensbereichen.

Dazu gehört natürlich in Folge … alles im Namen des Prinzips der Selbstverantwortung …. der Rückbau von großflächig betonierten und asphaltierten Flächen: Autobahnen, Parkplätze, Flughäfen … all das können wir uns nicht leisten, weil Ackerland wertvoller ist als Autoabstellfläche.

Ganz schnell würde man merken, das das Leben unbequemer geworden ist – für alle. Jeder könnte zwar nun zurecht selbstverantwortlich (und selbstbestimmt) leben, aber mit einem Traktor könnte man die Ernte schneller und mit weniger Arbeit einfahren.

Dafür müßten wir aber: eine Fabrik bauen und Leute dorthinschicken, die in Zukunft abhängig von unserem Ackerbau sind.  Die bringen uns zwar viel Trecker, aber wissen nicht mehr, wie man Möhren zieht.

Kein Problem, wir sind faire gute Menschen – wir garantieren denen lebenslange monatliche Möhrenversorgung aus Ausgleich für die Fähigkeit zur Selbstbestimmung, die sie opfern, um unser aller Leben besser zu machen.

Die Geschichte war zwar nicht ganz exakt so … hätte sich aber auch so von unten entwickeln können – falls man den Arbeiter und Bauern nicht als Solchen für zu dämlich hält, sich so etwas auszudenken.

Die arbeitsteilige Gesellschaft entsteht … und hat einen Pferdefuß: niemand (oder nur wenige Halunken) hat noch die Fähigkeit, für sich selbst Sorgen zu können. Leichtfertig im Überschwang des Reichtumsbewußtsein wurde Ackerland aufgegeben und in Schloßparks verwandelt – was auch schön sein kann, wenn man immer bedenkt: ursprünglich brauchen Menschen diese Fläche auch zum Leben. Es ist ihr gottgebenes Recht, dort nach Möhren zu graben (oder sie anzubauen). Verzichten sie auf dieses Recht (zum Wohle aller), dann haben sie ein Recht auf einen Ausgleich dafür.

Und das ist der Grund, weshalb ein bedingungsloses Grundeinkommen eine Frage der Möhren ist … und eine Frage der Ehre.

Prostitution ist halt nicht jedermanns Ding. Sich für Geld anzubieten (und sei es auch nur die Arbeitskraft und – in der Dienstleistungsgesellschaft unverzichtbar: das Aussehen) ist nicht jedermanns Sache. „Lewer düd üs slaw“ war ein alter Wahlspruch meiner Familie – lieber tot als Sklave sein.  Es ist eine Frage der Ehre und des Respekts, auch solche (zutiefst bürgerlichen, adeligen und menschlichen) Werte und Lebensentwürfe zu respektieren.

Wenn wir aber nicht die Repbulik wieder in einen Agrarstaat umwandeln wollen, dann müssen wir wohl oder übel (was zufälligerweise ja auch schön mit der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte zusammenpaßt) eine lebenslängliche Möhrenversorgung für alle ins Auge fassen.

Für alle?

Nein, natürlich nicht. Wer durch Treckerbauen einer jener seltenden sozialversicherungspflichtigen Vollzeitarbeitsplätze innehat, braucht das nicht.

Wer zu den oberen dreißig Prozent gehört, die durch Tricks, Betrügereien und Schiebereien (oder – selten – auch mal eine clevere Geschäftsidee)  der Gemeinschaft Milliardenbeträge entzogen haben, braucht das auch nicht.  Die zwanzig Millionen Rentner bekommen schon ihr Grundeinkommen, Beamte ebenfalls.

Übrig bleiben …. vielleicht zehn Millionen Menschen? Denen 10000 Euro im Jahr gegeben (wovon 19% als Mehrwertsteuer schon wieder zurückfließen) hätten wir Unkosten von 100 Milliarden Euro. Peanuts. Dafür kann man noch nicht mal eine einzige  Pleitebank wie die HRE retten.

Wer den Schritt nicht gehen möchte – auch gut.

Dann verlangt die Ehre die Wiederherstellung des Naturzustandes – freier Zugang zum Möhrenanbau für alle. Wird dann zwar unbequemer, aber da müssen wir dann halt durch und  den Preis zahlen.

Gut, ein paar Sachen sind dann nicht mehr möglich, zum Beispiel das hier, wofür der SPIEGEL Reklame läuft:

Die Weltraumfähre ist fertig, nun fehlt noch der Flughafen. Am Freitag ist zumindest die Startbahn für das „SpaceShipTwo“ von Virgin Galactic eingeweiht worden. Ab 2012 sollen Touristen vom Spaceport in New Mexico ins All starten können – für mindestens 200.000 Dollar.

Auch solche Phänomene, von denen die Welt berichtet, gehören dann der Vergangenheit an:

Die Ärzte verdienen gut wie lange nicht mehr – und sind dennoch unzufrieden. Von der Politik wollen sie einen erneuten Nachschlag.

Wer Möhren will, muß anbauen – gleiches Recht für alle, gleiche Pflicht für alle.  Allein für die Vergütung der Ärzte bezahlen wir 30 Milliarden Euro im Jahr, pro Arzt sollen 100000 Euro ´rauskommen. Man sieht: Grundeinkommen wäre machbar, zumal die Kosten für unsere Lebensweise laut Fokus kaum noch beherrschbar sind:

Wie belastet sind wir durch persönlichen und gesellschaftlichen Stress? Welche Rolle spielen Leistungsanforderungen, Informationsflut, seelische Verletzungen, berufliche und persönliche Überforderungen oder auch andauernde Konsumverführungen?

19 Professoren und Klinikmanager aus dem Bereich Psychologie und Psychosomatik haben die Seelenlage der Nation analysiert und kommen zu einem erschreckenden Ergebnis: Mittlerweile leiden rund 30 Prozent der Bevölkerung innerhalb eines Jahres an einer diagnostizierbaren psychischen Störung. Am häufigsten treten Depressionen, Angststörungen, psychosomatische Erkrankungen und Suchterkrankungen auf. Allein die Kosten solcher Seelenkrisen explodierten in Deutschland 2008 auf 29 Milliarden Euro in den vergangenen Jahren. Dies betrifft laut den Experten alle entwickelten Industrieländer in ähnlicher Weise.

Arbeitslosigkeit macht Krank. Angst macht krank. Die Angst vor Arbeitslosigkeit macht erst recht krank. Dann doch lieber ein kerngesundes Grundeinkommen, das den Menschen die Freiheit gibt, sich selbstbestimmt für ein bescheidenes Leben ohne Weltraumtourismus zu entscheiden….bevor so etwas (gefunden bei yahoo) auch bei uns Alltag wird:

Eine Todesschwadron hat in der berüchtigten mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez 14 Partygäste erschossen und 19 weitere verletzt. Die schwer bewaffneten Täter fuhren nach Angaben der Polizei in der Nacht zum Samstag in mehreren Geländewagen am Ort der Feier vor und feuerten auf die jungen Leute. Es war bereits das dritte Blutbad dieser Art in diesem Jahr in der an die USA grenzenden Stadt Ciudad Juárez.

Es wäre auch eine Frage der Ehre, all jenen Ländern, die sich noch (oder wieder) in einem Stadium der Gewalt befinden, zu zeigen, wie freie Menschen friedlich und glücklich zusammenleben können. Wie Banditen und Piraten Sklaven ausbeuten können, haben wir als Raubkultur zur Genüge bewiesen.

Wir können aber mehr – gerade jetzt. Und die Welt könnte so ein Beispiel brauchen. Wir hätten das Geld und die Macht und das Potential dazu – und als Erben von Dieben, Räubern und Piraten auch die Pflicht dazu.

Was haben wir stattdessen? Im Prinzip (aber nicht – noch nicht – praktisch) Todesstrafe für Arbeitslose, die sich einen letzten Rest Ehre und Würde bewahren wollen.

Nennt sich nur nicht so, heißt vornehm: Regelleistungskürzung.

Ist aber im Prinzip nichts weiter als die Todesstrafe für Menschen, die sich nicht verkaufen wollen … oder es auch einfach nicht können.

„Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ – so die SPD. Wer nichts zu essen bekommt, verhungert … aber diese Möhrenweisheit ist in den dekadenteren Sphären der Republik nicht mehr bekannt.

Unfreie Menschen eignen sich aber ganz schlecht für eine Demokratie. Wenn´s ganz schlimm kommt, dann gehen die noch nicht mal wählen, ob sie nun Hartz IV lieber vom rotgrünen oder vom schwarzen Kellner serviert bekommen möchten.

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