Müllkinder

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Hartz IV ist Mordversuch und Schwarzenegger Rententerminator: über Müllkinder in Ägypten und Müllrentner in Stuttgart

Man könnte zurecht sagen: Hartz IV ist ein staatlich organisierter Mordversuch, denn Hunger ist eine Waffe.  Einfach mal in Geschichtsbüchern nachschauen: Hunger ist eine grausame und tödliche Waffe. Wer mit Hartz IV überleben will, darf keine Kinder haben und muß gut wirtschaften können. Keine Kinder? Richtig gelesen, bei Regelsätzen von 215 Euro für kleine Menschen, die nach vier Monaten aus allem herausgewachsen sind, sind Kinder ein absolutes Zuschussgeschäft, „Kosten auf zwei Beinen“ sozusagen.  Betriebswirtschaftlich gesehen absoluter Unfug.

Erst recht muß man von staatlichem Mordversuch sprechen, wenn es Regelsatzkürzungen ausgesprochen werden. Bist Du nicht willig, bringen wir Dich um – das ist die grausame Botschschaft zwischen den Zeilen.  Einige sind schon daran gestorben. Der Staat wird Betrieb und wer nicht genug schaffen kann ist überflüssig und wird entlassen.

Nun … müssen wir aber die Kirche im Dorf lassen, denn Armut ist relativ. Geschickte Wirtschaftler schaffen es auch mit Hartz IV zu überleben, viele von ihnen gehören eigentlich in Managementpositionen und an die Spitze der Politik, denn wenn sie so wirtschaften würden wie Wirtschaft und Politik, dann wären sie schon längst tot.

Die Bundesrepublik dürfte bald zwei Billionen Euro Miese haben – trotz aller Sparpakete. Wie aber konnte es zu dem Desaster kommen? SPIEGEL ONLINE erklärt, warum der Schuldenberg entstand und wie Politiker verzweifelt versuchen, sein Wachstum zu bremsen.

Die Verzweiflung ist denen wirklich anzumerken:

Und selbst wenn die Schuldenbremse tatsächlich irgendwann irgendwie irgendwo greifen sollte: Allein die Bundesregierung will von 2011 bis 2014 noch mehr als 150 Milliarden Euro zusätzliche Kredite aufnehmen. Rechnet man Länder und Kommunen dazu, dürfte Deutschland Mitte des Jahrzehnts statt mit 1,7 mit rund zwei Billionen Euro in den Miesen sein.

Quelle: Spiegel-online

Wir wissen ja dank unserer stets gut informierten Presse, wo die Schuldigen sitzen. „Sozialbudget“ hört man da ja immer wieder, war erst vor einem Jahr medial der große Renner.  Sven Böll, der Autor des Spiegel-online Artikels holt diesen Ladenhüter für seinen Artikel im Managermagazin noch mal heraus:

Beispiel Bundeshaushalt: Rund 43 Prozent des Gesamtetats standen 2009 dem Sozialministerium zur Verfügung. Es finanzierte davon vor allem den 80-Milliarden-Euro-Zuschuss zur Rentenversicherung und die Ausgaben für Hartz IV. Weitere 14 Prozent gab der Finanzminister für Zinsen aus, jeweils rund zehn Prozent für Verteidigung und Verkehr.

Die Botschaft für Manager? Mensch, Arbeitslosigkeit ist aber auch wirklich richtig teuer.

Hätte derselbe Autor in seinem eigenen Spiegel-Artikel die Grafiken angeschaut, so wüßte er, das die Manager falsch liegen.

Dort stehen andere Zahlen:

Verteilung des Sozialbudgets

Rente: 38 %

Krankheit und Invalidität: 35 %

Kinder, Ehegatten, Mutterschaft (z.b. Kindergeld): 13 %

Arbeitslosigkeit: 7 %

Wohngeld: 3 %

„Sonstiges“: 4 %

Quelle: Spiegel-online

ARBEITSLOSIGKEIT TOTAL BILLIG! … so sollten die Schlagzeilen lauten.  DIE ARBEITSLOSEN SPAREN SICH FÜR UNS KAPUTT! – wäre ebenfalls korrekt.  HARTZ-IV-ABHÄNGIGE: HELDEN DES AUFSCHWUNGS UND DES UMWELTSCHUTZES! … darf man nicht vergessen. Ihr Opfer und das ihrer Millionen Kinder erlaubt den Banken, ihr Personal wieder erster Klasse reisen zu lassen.  Da sie selbst nie fliegen und auch sonst im Verbrauch sehr niedrig liegen, bringt jeder von ihnen der Umwelt mehr  als alle grünen Bundestagsabgeordneten zusammen.

Natürlich wird man diese Schlagzeilen nie lesen, denn mit solchen Schlagzeilen dient man nicht den Interessen der Gemeinschaft des Bundespresseballs.

Die gesamte Staatsverschuldung wuchs bis Ende des vergangenen Jahres auf etwa 1,7 Billion Euro. Ausgeschrieben sieht diese Zahl so aus: 1.700.000.000.000. Dieser Wert entspricht rund 70 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Quelle: Spiegel-online

Das ist etwas, was wir noch recht locker hinnehmen.  Aber wehe das trifft Portugal:

Investoren strafen die Regierung in Lissabon dafür ab, dass deren Sparanstrengungen keine Fortschritte machen.

Angesichts der Höhe der portugiesischen Staatsschulden – rund 81 Prozent der Wirtschaftsleistung – wird das von den Marktteilnehmern als bedrohlich gewertet. Wie die Citigroup ausgerechnet hat, werden die Zinskosten in den kommenden drei Jahren von 2,75 auf 3,75 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen, bei Irland sogar von 2,5 auf vier Prozent.

Quelle: Welt

Warum da gerade die Citigroup herumrechnet und warum das jemanden interessiert, was die rechnen, weiß ich nicht. Aber das Länder „bestraft“ werden und niemand aufbegehrt, ist seltsam. Regelsatzkürzungen bewirken bei Ländern das Gleiche wie bei Individuen – ist es zu wenig, geht das Opfer tot. Wer hat eigentlich der Citigroup und anderen Krawattenträgern die Erlaubnis gegeben,  Souveräne zu bestrafen? Was ist eigentlich unsere Demokratie wert, wenn jederzeit irgendwer kommen kann und aufgrund irgendwelcher Spielregeln das Wasser abgräbt?

Sie ist nichts wert, denn es ist keine Demokratie, sondern eine Finanzdiktatur.  Deshalb geht es den Finanzdienstleistern ja auch gut:

Die unternehmensnahen Dienstleister dürften dann einen Umsatz von 612 Mrd. Euro erwirtschaften – das sind 17 Mrd. Euro mehr als im bisherigen Rekordjahr 2008. Experten warnten jedoch vor einem allzu großen Optimismus: Die Wirtschaftskrise sei noch nicht überwunden, sagte der Geschäftsführende Vorstand des Bankenverbandes, Manfred Weber. Das hohe Wachstumstempo aus dem zweiten Quartal, als die Wirtschaftsleistung um 2,2 Prozent zulegte, werde nicht zu halten sein.

Quelle: Handelsblatt

Der gegenseitige Verkauf von Optionsscheinen auf Orangensaftkonzentrat hat Zukunft, der gezielte Vernichtungsangriff gegen die Sozialsysteme wird fortgesetzt und als Supererfolg gefeiert, weil er Arbeitsplätze schafft.

Natürlich muß einer die Zeche zahlen und die obigen Zahlen zum Sozialsystem zeigen schon, wer demnächst dran ist: die Rentner.

Bei Arbeitslosen ist nämlich nichts mehr zu holen. Die haben ihren Beitrag zum Millionärszüchterverein Deutschland geleistet.

Arnold Schwarzenegger macht das schon mal vor:

WELT ONLINE: Wenn Sie einen Wunsch für die letzten Monate Ihrer Amtszeit als Gouverneur frei hätten …

Schwarzenegger: … dann würde ich mir einen Haushalt wünschen, der nach meinen Vorstellungen aufgestellt ist. Und ich wünsche mir eine Rentenreform.

WELT ONLINE: Mit welchem Ziel?

Schwarzenegger: Frühere kalifornische Regierungen haben den Beamten zu hohe Pensionen versprochen, die wir nicht mehr finanzieren können. Wir versuchen jetzt, die einmal gemachten Versprechen rückgängig zu machen und auf einen Level von 1999 zu bringen. Dagegen gibt es Widerstand, aber ich bin mir 100-prozentig sicher, dass ich diese Schlacht gewinnen werde. Das sind meine Wünsche für die Zeit bis zur Übergabe des Amtes an meinen Nachfolger.

Rentenversprechen werden wie Wahlversprechen zu Versprechern.

Dabei geht es Kalifornien, als Bundesland der USA trotzdem siebtgrößte Wirtschaft der Welt, noch gut, wenn man dem Terminator glaubt:

Schwarzenegger: Im Vergleich zu Deutschland und anderen Ländern haben wir wenig Schulden. Unsere Wirtschaftsleistung beläuft sich auf 1,8 Billionen Dollar, und unsere Schulden betragen 80 Milliarden Dollar. Das ist minimal.

Quelle: Welt-online

Aber wir müssen ja ganz viele Bedürfnisse befriedigen … zum Beispiel in Stuttgart, wo der Bahnhofsneubau zur Selbstbereicherungsorgie der „Privatwirtschaft“ verkommt – wie üblich, wenn der Staat die Rechnungen bezahlt (und weshalb man eigentlich nicht zurecht von Privatwirtschaft und erwirtschaften reden kann, was die feinen Herren aber nicht stört):

Bezüglich der Kosten gehen die Ansichten weit auseinander: Offiziell sind für den Bahnhof 4,1 Milliarden Euro veranschlagt, Kritiker befürchten, dass letztendlich ein zweistelliger Milliardenbetrag zu Buche steht.

Quelle: Stern-online

Die Bürgerproteste dagegen in Zeiten knapper Kassen wirken geradezu niedlich.  Da haben wohl Leute noch nicht verstanden, das unsere Wirtschaftselite das „Prinzip Titanic“ fährt: abgreifen, bevor alle merken, das es vorbei ist….und schnell zum Schwarzenegger ´rübermachen, denn dort ist die Welt noch in Ordnung:

WELT ONLINE: Sie selbst tragen auch dazu bei, dass die Wirtschaft Kaliforniens kräftig angekurbelt wird. Sie besitzen diverse Autos, wie viele genau?

Schwarzenegger: Keine Ahnung, das kann ich so genau gar nicht sagen. Meine Familie und ich leben in Sacramento, aber wir haben noch mehrere andere Häuser, wo wir überall auch Fahrzeuge haben. Ich schätze mal, dass es so 15 bis 20 Autos insgesamt sind.

WELT ONLINE: Sie sprechen jetzt nicht von historischen Autos, die Sie sammeln, sondern Fahrzeugen, die sie im täglichen Leben einsetzen?

Schwarzenegger: Völlig richtig.

15 bis 20 Autos für den alltäglichen Gebrauch ist ja auch das absolute Minimum, was man vom Leben erwarten sollte und sie sollten auch nicht billig sein.

Schwarzenegger: Ich mag besonders meinen Porsche Carrera Turbo, aber ich mag auch meine Hummer-Geländewagen.

Das ist echtes Leben.  Das freut uns, das hören wir gerne. So ein Leben sichert auch den Aufschwung,  dem sich andere aus niederen Beweggründen völlig verweigern:

Sie leben auf riesigen Müllhalden vor den Toren Kairos, hausen in notdürftigen Unterkünften aus Wellblech, zwischen Abfällen, Ratten und Exkrementen. Das gesamte Gelände liegt unter einer Dunstglocke aus beißendem Qualm. Die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal. Allein in Kairo gibt es schätzungsweise 200.000 Müllmenschen.

Krankheiten sind an der Tagesordnung, insbesondere Erkrankungen der Bronchien – Folge der permanent brennenden Feuer aus alten Plastiktüten. Fliegen, die die Müllhalden bevölkern, tragen schwerste Infektionskrankheiten weiter, wie z. B. das Trachom. 60 % der 50-jährigen sind bereits erblindet.

Quelle: Müllkinder von Kairo

Ob wir in Zukunft dann auch Artikel über die Müllrentner von Stuttgart lesen? Ich glaube, ich geh´ schon mal los und sichere mir eine Halde, denn bei dem, was Arbeitslosen in diesem Land angedroht wird, sollte man mit allem rechnen … zum Beispiel mit Hunger.

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