Mittelschicht

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KURZ NACHGEFRAGT BEI MAX OTTE

Das Interview Format mit Jens Lehrich und seinem Gast: Max Otte

Auch dämlich: Schmarotzerwirtschaft im Herzen der deutschen Bestie

Auch dämlich: Schmarotzerwirtschaft im Herzen der deutschen Bestie

Freitag, 14.3.2014. Eifel. Unlängst veröffentlichte Heise ein Interview mit Jutta Ditfurth. Es hat einen erschreckenden Titel: „Große Teile der bürgerlichen Mittelschicht sind dabei, sozial zu verrohen“. Nun, Titel – das lernt man im Deutschunterricht – sollen Aufmerksamkeit erregen. Nur dazu sind sie da. Sonst könnte man ja auch „Interview mit Jutta“ drüberschreiben – doch das zieht im täglichen Kampf um die Aufmerksamkeit zu wenig Leser an. Man ist BILD-Schlagzeilen gewöhnt – und daran sollte man sich gewöhnen, wenn man Botschaften unters Volk bringen möchte. Natürlich wird der Titel auch begründet:

Große Teile der bürgerlichen Mittelschicht sind dabei, sozial zu verrohen. Die zehnjährige Langzeituntersuchung Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit der Forschergruppe um Wilhelm Heitmeyer in Bielefeld hat belegt, wie aggressiv, rassistisch und sozialverächtlich immer größere Teile des Bürgertums geworden sind. Man hat gerade unter der SPD-Grünen-Regierung (1998-2005) nicht nur irrwitzige steuerliche Vorteile für sich durchgesetzt, an welche nachfolgende Regierungen anknüpfen konnten, jetzt gönnen sie den Ärmsten kaum noch lächerlichste staatliche Transferleistungen, denn das Geld geht von ihrem Einkommen oder Profit ab. Es sind inzwischen Arbeits- und Lebensverhältnisse durchgesetzt worden, die die durchschnittliche Lebensdauer der gering Verdienenden und Armen – ganz abgesehen von Glück, Freiheit und Gesundheit – außerordentlich mindern.

Kurzum: Deutschland bringt seine Armen um, um sich zu bereichern. Wäre auch ein schöner Titel. Oder „Im Herzen der Bestie“ … wie die Autoren den Zustand des Landes nennen, als sie nach Empfehlungen für die Jugend fragen.

Es sind ein paar bemerkenswert klare Worte über die Zustände unserer Republik, die man besser als „Oligarchie“ bezeichnet – oder sucht etwa das Volk die Kandidaten aus, die von Parteien für die Kanzlerschaft aufgestellt werden?

Nein, das macht bei uns „die Wirtschaft“ – wobei sich hinter dieser schön klingenden Worthülse ganz konkrete Menschen verbergen (und zwar nicht der Bäcker um die Ecke, der täglich ums Überleben kämpft), die mit einem enormen Ausmaß an krimineller Energie die Gesellschaft umgestalten, so dass sie in Ruhe ihren Geschäften nachgehen können. Die Bestie hat halt auch ein Hirn.

Einer von den Wirtschaftsleuten, die im Kanzleramt aus- und eingehen – ist zum Beispiel Uli Hoeneß, siehe Spiegel vom 4.2.2013:

Hoeneß wirft einen kurzen Blick auf die Videotexttafel mit den Börsen-Indices und erzählt, wie nett es gestern bei Angela Merkel im Bundeskanzleramt war. Ein „Talk auf hohem Niveau“ sei das gewesen.

Wieviel Kriminelle verkehren eigentlich noch im Kanzleramt? Wieso erfahren wir nichts davon? Von dem Inhalt der Gespräche erfahren wir sowieso nichts. Da sich „Niveau“ in Deutschland in den letzten Jahren ausschließlich in Euro misst, können wir nur halbwegs erahnen, welche Zuschüsse für notleidende Millionäre dort wieder locker gemacht wurden. So läuft es halt im Herzen der Bestie, die in ganz Europa für Armut gesorgt hat und die Zustände jetzt in die Ukraine exportieren möchte: die Wiederherstellung des Deutschen Reiches unter der Führung der USA läuft unaufhaltsam voran.

Wir lesen wieder Formulierungen, die an alte Zeiten erinnern, wo die Wehrmacht unter dem Jubel der Bevölkerung in die Sowjetunion einmarschiert ist, dem „Reich des Bösen“, wie es US-Präsidenten später gerne nannten. Schauen wir mal bei der Bundeswehr vorbei, dort feiert man sich selbst wieder als „Befreier“:

„Ankunft der deutschen Kampfverbände in Prizren bei Nacht. Die Stadt leergefegt, an vielen Ecken lodern Brände und beleuchten gespenstisch die Straßen. … Die einheimische Bevölkerung hört nur das Rasseln der Panzerketten, weiß nicht, ob es noch die serbischen Soldaten sind. Einige Türen öffnen sich vorsichtig. Verängstigte Gesichter schauen um die Ecke. Ein Ruf geht durch die Stadt: ‚Es ist die NATO! Die Deutschen, die Deutschen sind da!‘ Die Panzer werden umringt von jubelnden Einwohnern der Stadt.“

Kein Wunder, dass Jutta Ditfurth der Jugend empfiehlt, sich mal im Ausland umzuschauen, um einen besseren Blick auf das neue Deutschland zu erhalten, das nach dem Fall der Sowjetunion alle Fesseln der Demokratie und Menschlichkeit abwirft. Im Ausland bemerkt man dann auch besser die Folgen deutscher Fiskalpolitik im US-Dienst, siehe Heise:

Mit sofortiger Wirkung hat der griechische Gesundheitsminister Adonis Georgiadis sämtliche Polikliniken des Landes geschlossen

Faktisch fehlt dem Land nach der Schließung der Polikliniken die primäre ärztliche Grundversorgung. Verkündet wurde sie bereits vor der Veröffentlichung eines entsprechenden Erlasses im Staatsanzeiger vom Minister höchstpersönlich. Damit wurden auf einen Schlag 8.500 Ärzte und Pfleger auf die Straße gesetzt.

Ja – es ist das Ausland. Dort haust der Untermensch, der vom deutschen Herrenmensch befreit werden muss – zum Beispiel von der Krankenversicherung. Ein Drittel der Griechen haben schon keine mehr, in den Polikliniken konnten sie noch hoffen, umsonst behandelt zu werden. Ein Genozid der besonderen, leisen Art, wie man ihn seit 1945 bevorzugt. Die laute, dem Deutschen so zu eigene Art hatte sich letztendlich nicht durchgesetzt.

Leider liest man von solchen Vernichtungsorgien nur noch am Rande, im Herzen der Bestie hat Ruhe zu herrschen, Ruhe und Disziplin. Das muss auch Altkanzler Schröder erfahren, dessen Regierung die Vorschläge der Hartz-Kommission dazu benutzt hat, willkürlich afrikanische Armut nach Deutschland zu bringen (ja – Peter Hartz wollte noch 511 Euro anstatt 350 als „Regelsatz“. Davon hätte man sich auch noch ordentlich kleiden, waschen und frisieren können, um so überhaupt eine minimale Chance auf einen Job zu bekommen – doch das war von der Regierung nicht gewünscht: der Arme sollte auch verwahrlost aussehen, damit er auch genug Ekel erregte, um Stimmun gegen ihn machen zu können).  Ja – dem Schröder will man jetzt den Mund verbieten (siehe Spiegel), im ersten „Befreiungsversuch“ der Ukraine durch deutsche Agenten in diesem Jahrhundert (im letzten hatte es zwei gegeben, die am heftigen Widerstand der Bevölkerung gescheitert waren … seitdem versucht man, mit verfeinerten Methoden zum Ziel zu kommen) hat er falsche Worte gewählt.

Unglaublicherweise unterstellt man ihm, es gäbe bei ihm einen „Interessenkonflikt“ – davon hat niemand gesprochen, als er im feinen Brioni-Anzug im Auftrag der Weltbank (siehe Neopresse) den „Niedriglohnsektor“ geschaffen hat. Was hätte man sich für Elend ersparen können, wenn man ihm da den Mund verboten hätte. Nun – damals hatte ja Schröder auch für die Ruhe und Disziplin bezahlt – mit „irrsinnigen Steuervorteilen“ für den bürgerlichen Mittelstand (Jutta Ditfurth, siehe oben).

Ach ja – Hoeneß. Ja – der ist jetzt ganz öffentlich ein Krimineller, das habe ich mir nicht ausgedacht, so hat ihn die Presse genannt (siehe Spiegel vom 13.3.2014 – knapp ein Jahr nach den Lobeshymnen über den „Patron“ im Kanleramt).

Passend dazu die Reaktion der „Wirtschaft“, siehe live-Ticker des Spiegel zum Prozeß:
12:41 Uhr
12. März 2014

Die Unicredit-Tochter Hypovereinsbank steht auch nach den neuen Enthüllungen im Steuer-Prozess gegen Uli Hoeneß fest zu ihrer Sponsoring-Partnerschaft mit dem FC Bayern. Er gehe „keine Nanosekunde davon aus“, dass sich das Verhältnis zu dem Verein wegen der „Causa Hoeneß“ verändern werde, sagte Hypovereinsbank-Chef Theodor Weimer.

Das wundert nicht: der Blutkreislauf der Bestie darf nicht gestört werden. Lauschen wir nochmal dem Herrn Hoeneß: (nochmal: Spiegel):

Früher habe er nur das Wohl des FC Bayern im Blick gehabt, sagt er. Nun habe sich sein Blick geweitet. „Je größer und mächtiger wir wurden, desto mehr ist dieses Bewusstsein gewachsen: Als starker Verein muss man helfen, das Ganze zu erhalten.“

Und weil der Verein hilft, das Ganze zu erhalten, erhält der Verein auch viel Geld vom Ganzen und kann mit Millionen um sich werfen: die Instrumentalisierung des Sports als Mittel zur Bevölkerungskontrolle ist ein Geheimnis, welches erklärt, wieso es im Herzen der Bestie so ruhig ist.

Wo wir gerade bei der Hypovereinsbank sind: sie selbst stellt ein wunderschönes Lehrstück da, wie „Wirtschaft“ im „Herzen der Bestie“ gemeint ist. Damit meine ich nicht nur die Steuerhinterziehung (die Hypovereinsbank ist da ein Profi, der den Hoeneß bleich werden läßt: die haben allein schon 200 Millionen für sich abgezweigt, siehe Süddeutsche).

Noch krimineller ist, wie sie das Geld überhaupt verdient hat. Darüber berichtet ein Insider, den 3Sat archiviert hat:

14 Jahre lang arbeitete er für die Bayerische Hypobank. Sein Job: Die Betreuung der Menschen, die mit Wissen der Bank sogenannte Schrottimmobilien verscherbelten. Immobilien, die weit über ihrem Wert von der Bank finanziert wurden.

„Es waren letztendlich diese Selbstmorde die mich dazu getrieben haben an die Öffentlichkeit zu gehen“, sagt ein hochkarätiger Insider der Bankenwelt, der unerkannt bleiben möchte.

Die Bestie bringt nicht nur ihre Armen um – sie produziert sie auch.

Schauen wir uns jetzt nochmal an, wie die Wirtschaft der Bestie funktioniert:

Banken betrügen mit großflächig agierenden Drückerkolonnen (die im Feld anders genannt werden … das Wort „Berater“ kommt in den Bezeichnungen öfter vor) die Bürger um ihr Geld. Sogar die dafür fälligen Steuern werden geschickt hinterzogen, so dass auch der Staat ( = die Gemeinschaft aller Bürger) seinen Mitbewohnern nicht mehr helfen kann. Die so generierten Summen werden an Fußballvereine ausgeschüttet (jedenfalls an die, die das System stützen), die dann wiederum ihre Leute stinkreich machen.

Wie nennt man so ein System in der freien Natur?

Eine Schmarotzerwirtschaft.

Insofern brauchen wir uns vor den degenerierten und entarteten Bürgern nicht zu fürchten, die im Herzen der Bestie lauern … ihre eigene Wirtschaftsordnung ist drauf und dran, sie aufzufressen, während die Bürger selbst viel Energie darauf verschwenden, zu schauen, wie die durch ihre Gelder künstlich erzeugten Multimillionäre gegeneinander Fußball spielen.

Sozialschmarotzer knabbern am Fundament der sozialen Marktwirtschaft

Die Wirtschaftsjournalisten Ulrike Herrmann legt den Finger wieder mal in die Wunde. Einleitend mit Thilo Sarrazin Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ spannt sie den Bogen zu der Mittelschicht mit der provokanten These – Der Selbstbetrug der Mittelschicht – wie ich meine zu Recht.

Sie zeigt  an Thilo Sarrazin Werk auf, wie die Mittelschicht instrumentalisiert wird – eigentlich regelrecht verarscht- und vor den Karren der 10 % reichsten Bevölkerungsschichten gespannt wird. Die Hartz IV-Hetze, permanente Kriminalisierung der Armen geschieht nicht rein zufällig, sondern erfüllt ein geschickt eingefädelten Zweck.

Es wird ein Bild versucht zu transportieren dass  die Armen die Reichen ausbeuten, und nicht die Reichen die Armen. Die Schuldigen sind ausgemacht, es sind plötzlich nicht mehr die Steuerhinterzieher,Subventionsmafia,Talibanker und die Armutindustrie, nein es sind die Armen die das Fundament der sozialen Marktwirtschaft zum Einsturz bringen.

Wikileaks und seine Ursachen – die inszenierte Wirklichkeit

Auf der Seite Satundkabel findet man derzeit eine spannende Studie:

Die Hauptnachrichtensendungen im deutschen Fernsehen neigen laut einer Studie dazu, Terrorismus zu inszenieren. „Zugleich gibt es kaum Berichte über die Ursachen des Terrorismus“, sagte der Jenaer Kommunikationspsychologe Wolfgang Frindte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Ich muß denen mal glauben, ich schaue seit sechs Jahren kein TV mehr.  Zurecht, wie ich letztens merkte, als ich meinen „zappenden“ Sohn im Krankenhaus besuchte. Die Manipulationen, die dort offen und klar erkennbar laufen und noch vor dreissig Jahren von jedem Deutsch- Soziologie- oder Politiklehrer im Unterricht als Beispiel für völlig verblödete Propaganda hätten herhalte müssen, sind inzwischen gesellschaftsfähig. Vielleicht wollen die Leute das, vielleicht kennen sie auch nichts anderes mehr.

Sicherlich hat das Privatfernsehen viel verändert. Auf einmal war nicht mehr die Nachricht wichtig, sondern „wie sie ankommt“. Singende Puffväter retten inzwischen das Programm – auch ganz ohne Nachricht. Damit man als Nachrichtensprecher auch noch nächste Woche seine Rechnung bezahlen kann, braucht man ein Gegengewicht, das mit pupsenden Bodybuilderinnen mithalten kann. TERROR!!!! … ist da ein gewichtiges Argument.

Für Nachrichtensendungen ist es sicherlich entwürdigend, sich der Quote stellen zu müssen. „Heute war nichts los“ ist zwar an manchen Tagen Wirklichkeit, läßt sich aber mit dem modernen Nachrichtengeschäft nicht vereinbaren.

Eine Autobombe auf dem Weihnachtsmarkt ist da ein gefundenes Fressen findet auch viel weitere Verbreitung und mehr Kommentar als der schwedische Heckenschütze, der Jagd auf Ausländer macht. Das „Jagd auf Ausländer“ inzwischen weltweit ein immer beliebterer Sport ist, kommt auch nicht zur Sprache, noch fragt man sich, warum das eigentlich auf einmal so ist. So berichtet die Welt:

Tagelang wütete in Buenos Aires der Mob gegen obdachlose Ausländer. Vier Menschen starben. Nun werden die Einwanderer von Polizisten geschützt.

Die Täter – keine Taliban, sondern der vielgelobte Mittelstand. Dazu paßt auch eine andere Nachricht aus der Welt:

Der in Russland bekannte dunkelhäutige Schauspieler Tito Romario ist in St. Petersburg an seinen schweren Prügel-Verletzungen gestorben. Der gebürtige Brasilianer war schon häufiger Opfer rassistischer Übergriffe. Seit dem Ende der Sowjetunion hat die Ausländerfeindlichkeit in Russland stark zugenommen.

Im deutschen Mittelstand sieht es nach einer aktuellen Studie ähnlich aus, man sollte denken, das wäre wichtiger als Terrorismus – aber: es läßt sich nicht gut inszenieren. „Mittelschicht jagt Weltweit Minderheiten“  wäre eine gute Schlagzeile, entspricht der Wirklichkeit, aber paßt nicht ins aktuelle offizielle Bedrohungskonzept. Man merkt: nicht nur die Nachricht wird wichtig, sondern auch, was man mit ihrer Veröffentlichung bezweckt. Ein Nebenzweck: Machtzuwachs für die vierte Macht. Die Möglichkeit zur Inszenierung der Wirklichkeit gibt reale politische Macht. Eine Nebenwirkung: stärkeres Umwerben und Einbinden der vierten Macht durch die anderen gesellschaftlichen Mächte, wodurch sie eigentlich schon fast wieder sinnlos geworden ist.

In eine solche Situation manifestiert sich nun „Wikileaks“, das diese Woche mit „Openleaks“ eine Ergänzung („Konkurrenz“ würde ich da nicht sagen wollen) bekommt.

Schon ist die Empörung groß – unzensierte Fakten strömen durch das Land und verwirren den Wähler, noch schlimmer: aktuell erfährt er, welches „Klima“ innerhalb der US-Administration herrscht, wie arrogant eine Supermacht über ihre Mitmenschen urteilen. Schlimmer ist, das diese Supermacht unschuldige Menschen erschießt, aber da drückt man – weil es ins Konzept paßt – gerne mal ein Auge zu. Selbst wenn man belogen wird und die Tochter des kuweitischen Botschafters vor der UN ein billiges Theaterstück aufführt, um die Länder in einen Krieg zu treiben, nimmt man das relativ gelassen hin.

Das die gleiche Macht wegen Wikileaks laut Spiegel völlig aus ihrer pseudodemokratischen Rolle fällt, stört auch kaum.

In Großbritannien wartet Julian Assange auf seine Auslieferung an Schweden, US-Justizminister Eric Holder will ihn am liebsten selbst vor Gericht bringen.  Es gibt dabei nur ein Problem: Es existiert kein passendes Gesetz, gegen das der WikiLeaks-Gründer verstoßen hätte – noch nicht.

Das ist die Einstellung einer Autokratie. So herrscht ein Diktator über sein Volk – mit Willkür. Deshalb wollten wir keine Autokraten mehr.

Was ist die eigentliche Sünde von Julien Assange?

Er stört massiv die Inszenierung der Wirklichkeit durch die Medien, dabei haben Politik und Wirtschaft viel Zeit und Geld aufgewendet, um die lästigen Medien endlich auf Kurs zu bringen, damit die endlich viel über die Gefahr durch den Terror berichten und nichts über die Wirkungen des Terrors der Globalisierung.

Allein die bloße Möglichkeit, das es da noch ein unkontrolliertes Medium gibt, das eventuell die fein vertuschten kriminellen Machenschaften von Mächtigen einfach so entblößen kann (und jedesmal gleichzeitig demonstriert, wie zahnlos und harmlos die etablierten Medien geworden sind),  jagt weltweit den Tätern schon eine enorme Angst ein. Niemand kommt auf die Idee, dem diplomatischen Korps der USA nahezulegen, das sie vielleicht mal etwas an ihrer grundsätzlichen Einstellung gegenüber ihren Freunden, Verbündeten und Partnern ändern sollten – die abwertende, zynische Haltung dieser Leute scheint in Medienkreisen weithin akzeptiert zu sein, den gleichen Kreisen, die kein Problem damit haben, die internationalen Beziehungen weiterhin als globale Veranstaltung mit dem ethischen Niveau eines protestantischen Kirchentages abzubilden.

Diese Lüge zu leben wird aber dank Julien Assange nicht mehr länger möglich sein. Wen man sich aber nun überlegt, wer an dieser Inszenierung, die dank ihm an Glaubwürdigkeit deutlich verloren hat, alles mitwirkte und dran verdient hat, dann wundert man sich nicht mehr, wie viele ihn jetzt hassen und verurteilen.

Lieber wäre allen ein Volk, das mit offenem Mund Dieter Bohlens pupsenden Busenwundern zuschaut … oder was da alles aufgefahren wird um die Leute mit Klamauk von Bildung abzuhalten.

Ole von Beust geht, Deutschland rebelliert: der Triumph der Idioten. Über Amokeltern, Autobahnen und Mittelschichtslügen

Einst ist ja jetzt mal klar: Deutschland rebelliert … und zwar auf breiter Front. Fünfundsiebzig Prozent der Bundesbürger – so las ich letztens – erwarten eine düstere Zukunft. Die Rahmendaten in der Wirtschaft sehen ja nun auch wirklich nicht gerade so aus, als könnte man sich ruhig zurücklehnen weil das Paradies nahe ist.

Das war übrigens mal anders. Am Wochenende war ich in meiner alten Heimat (Ruhrpott Ost ) und anders als andere Autoren des Nachrichtenspiegels bekam ich von der Vollsperrung der A 40 nichts mit, jener ersten Rebellion des Wochenendes, wo mit Kartoffelsalat, Bratwurst und Dosenbier bewaffnete Rebellen im Nahkampf Lebensraum vom Staatsfeind Automobil zurückeroberten – fast so wie früher. Früher waren wir der Meinung: die BRD ist völlig in Ordnung. Noch ein wenig Altnazis aus der CDU entsorgen, Atommüll verhindern, Weltkrieg bremsen und das Paradies ist nahe – sogar für Frösche.

Den Fröschen geht es heutzutage auch besser – aber wie sehr unterscheidet sich die Weltsicht meiner Jugend von der Weltsicht der Jugend von Heute. Kein Wunder … sie sind keine Frösche, kein Grüner stellt Schutzzäune für sie auf oder sammelt sie ein, damit sie nicht unter die Räder kommen.

Hamburgs Eltern haben ja jetzt auch rebelliert und sind stolz wie Oskar. Auch sie haben erkannt, das etwas falsch im Lande läuft – Schwarze und Grüne wollten die sechsjährige Grundschulzeit einführen. Das wäre sehr vernünftig gewesen. Die Pisa-Studien hatten gezeigt, das die größte Schwäche unseres Bildungssystems die vierjährige Grundschulzeit ist. Das ist zu kurz – für alle.  Jedenfalls für alle, die „Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung“ als Bildungsziel haben….natürlich nicht für die, die meinen: Selbstbereicherung durch gymnasiale Elitenbildung sei viel schöner und auch schneller zu erreichen.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,707179,00.html

Gegner der Reform von der Elterninitiative „Wir wollen lernen“ wollen die Grundschulzeit bei vier Jahren belassen. Sie fürchten, die Kinder würden auf dem Gymnasium nicht mehr genug lernen und später an der Universität gegenüber Kindern aus anderen Ländern im Nachteil sein. Aus ihrer Sicht würden dadurch leistungsstarke Schüler behindert und schwächere Schüler benachteiligt.

Darum fürchten auch weise Menschen in Deutschland die Volksabstimmung: das Volk ist dumm und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Der Deutsche an sich ist schlichtweg zu dämlich, vernünftige Entscheidungen selbstbestimmt und alleine zu fällen.  Klimakatastrophe, Ölpest, Wirtschaftskrise? Kein Problem, da weiß ich, was zu tun ist: mein Kind muß auf´s Gymnasium.  Dann wird alles gut. Das scheint ein Sport geworden zu sein: mein Kind muß aufs Gymnasium.  Warum eigentlich? Damit es die Asozialität seiner Mitmenschen möglichst früh erfährt?

Ich persönlich bin nicht begeistert von dem Lumpengesochse, das meine Kinder auf dem Gymnasium kennenlernen bzw kennengelernt haben. Eingebildete, dumme, überhebliche Kröten trampeln da durch die Landschaft – ich neige inzwischen schon dazu zu sagen: je höher die Schulform, umso niedriger die emotionale Intelligenz. Zuchtanstalten für Amokläufer … und in der Tat kommt ja diese neue Erscheinung unserer Gesellschaft – diese neue Form der Rebellion – ebenfalls aus den gutbetuchten Elternhäusern.  Weiter unten denkt man noch anders über seine Mitmenschen. Wenn meine Kinder mich fragen würden, was sie werden sollen, würde ich sagen: Automechaniker, Ökobauer, Elektriker. Alles Berufe mit Zukunft…..die einem ein gutes Leben ermöglichen, jedoch nicht den sozialen Triumph über seine Mitmenschen.

„Mein Sohn wird Arzt“ … das ist doch der Satz auf den viele Hamburger Mütter ihr Leben lang hinarbeiten. Das die Gesellschaft die Ärzteschwemme nicht mehr bezahlen kann (mithin der Berufswunsch „Arzt“ sogar asozial genannt werden kann – da will noch einer auf Kosten der Versicherten gut durchs Leben kommen) ist ihnen vollkommen egal: Hauptsache, man kann im Tennisclub, an der Kasse bei Aldi oder beim Friseur damit angeben.  Viele glückliche Geiger wurden durch solche Mütter verhindert. Auch der eine oder andere Kunstmaler oder Weltreisende verschliß sein Leben für das Glück der Mutter, sitzt heute in seiner Praxis und wundert sich, warum eigentlich keiner der Patienten irgendetwas hat, das man heilen könnte. Na ja, behandeln kann man ja trotzdem.

Natürlich stecken solche Kinder auch viel Geld in die Ausbildung ihrer Kinder.  Abitur kann man zur Not auch kaufen.  Und wo kommt das Geld her? Durch Pfusch. Pfusch hat immer noch die beste Rendite. Klebt sogar Blut dran.

http://www.welt.de/vermischtes/article8516139/Ostdeutsche-Autobahnen-leiden-unter-Betonkrebs.html

Ostdeutsche Autobahnen leiden unter Betonkrebs

Milliarden sind seit 1990 in den Bau der Autobahnen im Osten geflossen. Doch freie Fahrt gibt es trotzdem nicht überall, dafür aber viele Baustellen.

Ich bin seit 1990 im Osten unterwegs gewesen – beruflich. Ich hätte zur Renovierung der Straßen nicht einen Euro ausgegeben – angesichts der Staatsverschuldung die wir haben. Erstmal waren die Straßen ein wichtiges historisches Erbe, zweitens funktionierten sie und drittens gab es da keine Raser. Warum haben wir denn diese Straßen renoviert? Damit einige wenige rasen können. Das ist der einzige Grund, der nachvollziehbar ist, denn: wenn man kein Geld hat, dann kann man es auch nicht ausgeben.  Selten zeigt sich die Asozialtität so deutlich wie hier: ein Akt vollkommen gegen die wirtschaftliche Vernunft für den Spaß einiger weniger.  Hätten wir die Autobahnen nicht ausgebaut … hätten wir weniger Schulden und weniger Verkehrstote dank eingebautem Tempolimit.

Na ja – und jetzt rebellieren sogar die Autobahnen…..wobei „Betonkrebs“ ja wohl ein schlechter Witz ist. Wir haben so etwas früher einfach „Pfusch“ genannt … aber viele Baufirmen verdienen sich jetzt mal wieder eine goldene Nase daran.

Wen stört es schon, das der Bruch dem einen oder anderen Autofahrer in der Nacht des Leben kosten wird. Hauptsache: dem Mittelstand geht es prächtig. Und das tut es:

http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~EDBFBA61F4FF14CE7ABC202167DE8F4C9~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Unserer Mittelschicht geht es prächtig

Das Bürgertum fühlt sich vom Staat ausgequetscht wie eine Zitrone. Zu Unrecht. Neue Zahlen belegen: Die Mitte bekommt viel mehr Geld zurück, als sie zahlt. Und nutzt das Angebot des Staates ausgiebig.

 

Die ganzen Mittelschichtsverarmungsarien … alles gelogen?

Scheinbar ja:

Und da kommt eine ganze Menge Geld zusammen. Haushalte mit einem Nettoeinkommen zwischen 1700 und 3600 Euro erhalten im Schnitt mehr als 900 Euro im Monat vom Staat, hat das Statistische Bundesamt ausgerechnet. Auf diese Weise kriegen die Bürger in der Mittelschicht mehr als so manche Reicheren. Und vor allem: Sie bekommen deutlich mehr als die Armen. Die ärmsten Deutschen mit dem geringsten Nettoeinkommen kriegen durchschnittlich keine 700 Euro im Monat.

Die Familien profitieren von Kinder- und Elterngeld

Zwar gibt es für die Armen vom Staat Hartz IV. Doch wenn Angehörige der Mittelschicht arbeitslos werden, zahlt ihnen der Staat für ein Jahr das höhere Arbeitslosengeld I – und das ersetzt immerhin zwei Drittel des Einkommens.

Der letzte Satz gefällt mir am Besten: wenn Angehörige der Mittelschicht arbeitslos werden. Er demaskiert das ganze neue Herrenmenschendenken nebenbei.  Der neue Herrenmensch hat ARBEIT, durch ARBEIT wird er frei, ARBEIT erlaubt ihm, hemmungslos auf Schwächere einzuschlagen und deren Kinder von den Herrenschulen zu verbannen. Ist die ARBEIT aber mal fort … dann ist der Herrenmensch sofort Untermensch. Da hatten ja die Nazis noch mehr positive Qualitäten für ihre Herrenmenschen.

Somit muß man sagen: es gibt einen breiten Triumph der Idiotie in Deutschland. Ob nun Schule, Autobahn oder Steuerverteilung – wo man so was richtig Blödes machen kann, da wird es auch gemacht. Noch ein Beispiel?

Das beginnt mit den Opern und Theatern: Laut Statistik wird jedes Opern- und Theaterticket vom Staat mit dem Vierfachen seines Preises bezuschusst. In der Frankfurter Oper zahlt der Staat für jeden Besucher 200 Euro drauf. Spötter schlugen schon vor, die Oper zu schließen und das Geld den Besuchern direkt auszuzahlen. Die könnten damit nach Wien fliegen, dort die Oper besuchen und anschließend noch Essen gehen. Nicht jede öffentliche Einrichtung ist so teuer wie die Oper, aber es beginnt schon im Kleinen: Für die Rheinische Musikschule bezahlt die Stadt Köln jährlich mehr als sechs Millionen Euro – von den Schülern bekommt sie nur die Hälfte zurück.

Natürlich weiß ich, was der Artikel will.  Man schielt auf die Mittelschicht, weil man sie abbauen will. Sie steht der Rendite im Weg, ihr Geld könnte anderswo besser gebraucht werden. Darum werden sie jetzt die nächsten Schmarotzer, diejenigen, die noch zuvor auf die faulen Arbeitslosen geschimpft haben. Sie wollen doch in der Tat umsonst Autobahnen benutzen. Wo gibt es denn sowas. Wie gut, das wir diese Mautgeräte schon zufälligerweise bundesweit verteilt haben. Und so wird die asoziale Mittelschicht Opfer ihrer eigenen Asozialität. Letztendlich zählt nämlich im Geschäft nur eins: Beziehungen. Und die … hat die Mittelschicht nicht. Die gucken lieber Fußball.

Alles Idioten, oder?  Kein Wunder, das so viele die Welt der Politik verlassen. Gegen Dummheit, so heißt es, ist halt kein Kraut gewachsen.

Und darum verschleudern wir an allen Orten Milliarden Euro für Eitelkeiten.

Weg mit der Mittelschicht!

Zugegeben … die Idee zu diesem Artikel stammt nicht von mir. Ich persönlich finde Mittelschicht eigentlich ganz in Ordnung, weil ich selbst dazu gehöre. Merke aber jetzt: ich muß da ganz schnell ´raus. Die Mittelschicht, so bin ich inzwischen überzeugt worden, gehört ausgerottet.  Noch nicht einmal der Zweite Weltkrieg hat soviel Schaden angerichtet wie sie….nur bei der Anzahl der Toten ist man sich noch nicht ganz sicher.

Aber … fangen wir ganz von vorne an. Die Mittelschicht ist ja Leistungsorientiert, das heißt: sie leistet sich gerne was. Das Problem ist: sie kann sich das, was sie sich leisten möchte, in der Regel gar nicht leisten. So ein kleines bischen Oberschichtfeeling ist eben ganz schön teuer.  So nutzt man das Baukindergeld und ähnliche Steuergeschenke schon mal, um „nach draußen“ zu ziehen – nicht, weil es da schön ist oder weil man naturverbunden leben möchte, sondern weil man sich das Eigenheim, die Bonsaiprotzvilla in der Stadt nicht leisten kann. Dank Eigenheimzulage verschandelt man also die letzten in Deutschland verbliebenen schönen Fleckchen mit seinen immer gleich aussehenden Egotempeln. Doch dann das Problem: man muß ja zur Arbeit.

Also: Zweitwagen muß her. Kann man sich auch nicht leisten, aber Papa muß ja zur Arbeit. Weil er ja jetzt ein Landlord ist, braucht er einen Geländewagen, damit alle sehen: er hat es geschafft. Da die  normalen Landstraßen für dieses Verkehrsaufkommen nicht geeignet sind, müssen auch diese vergrößert werden … auf Kosten des Steuerzahlers. Da beide jetzt arbeiten gehen müssen, um den Zweitwagen zu bezahlen, geraten die Kinder in die Wohlstandsverwahrlosung, was letztlich dem Beitragszahler der Krankenkassen ebenfalls viel kostet – und dem Steuerzahler auch, wenn ich dran denke, was die in ihren Anfällen von Langeweile alles tun.

Für die schreckliche Last des weiten Arbeitsweges will die Mittelschicht natürlich die Pendlerpauschale. Klar, denn sonst bricht der Traum vom Rieseneigenheim schnell in sich zusammen – und außerdem hat man auf dem Land Fahrstrecken wie ein Außendienstler zu bewältigen. Arzt, Einkauf, Kindergarten, Schule, Tennis, Freunde besuchen … alles mit durschnittlich 12km hin und zurück.

Das Land verwandelt sich mehr und mehr in einen häßlichen zersiedelten Vorgarten übersäht mit kunterbunten Bausünden.

Potthäßlich – das findet letztendlich auch die Mittelschicht. Er wollte aber auch nie hauptsächlich wohnen, sondern hauptsächlich angeben, deshalb wird er da nicht glücklich, denn die Kollegen aus der Stadt kommen nur höchst selten bei einem vorbei um ehrfurchtsvoll vor dem Gebäude zu verharren.  Und weil das Land so häßlich geworden ist, muß die Mittelschicht unbedingt in Urlaub fahren – drei mal im Jahr – um Kraft zu tanken. Der Landbewohner wundert sich, wohnt doch der Mittelschichtler mitlerweile da, wo andere früher Urlaub gemacht haben.  Er könnte doch prima Urlaub in seinem eigenen Haus machen. Das … findet der Mittelschichtler aber auch wieder nichtssagend und doof und eilt in die Welt hinaus um noch mehr Landschaften zu versauen.

Die Klimabilanz eines durchschnittlichen Vorstadtmittelschichtlers ist somit … unter aller Sau. Trotz Sonnenkollektoren auf dem Dach und Carport für den SUV.  Natürlich verseucht er mit seinen wahnhaften Neurosen auch das psychische Klima in Verein und Gemeinde, denn seine oft aufgeblasene Art erheitert jetzt nicht gerade das Gemüt. Auf der anderen Seite ist er zutiefst von Ängsten besetzt, denn für dieses fitzelchen Luxus, das er sich erlaubt, zahlt er mit seinem ganzen Leben und seiner ganzen Freiheit. Das macht ihn zu einem nicht gerade lockeren Zeitgenossen.

Insofern muß ich sagen, fand ich die Kritik eines Mittelschichtlers an der Mittelschicht heute recht überzeugend.

Man traut sich ja heute kaum, etwas Schlechtes über die Mittelschicht zu sagen, weil ja alle politischen Wichtigtuer um ihn herumtanzen wie um das goldene Kalb. Er ist ja auch wichtig. Ohne den Mittelstand würden weite Zweige sinnloser Industrien einfach nicht existieren, es gäbe keine Burgerbuden, keine zubetonierten und zersiedelten Landschaften, deutlich weniger Umweltverschmutzung, kaum  Staus am Morgen und überhaupt wäre das Leben angenehmer, weil weniger Neurotiker unterwegs wären, die ihre schlechte Laune über ihr verpfuschtes Leben an anderen auslassen müssen.

Was den Mittelschichtler auszeichnet ist die Tatsache, das er gerne ein Oberschichtler wäre.  Darum sind Lohnverzicht, Gratisarbeit und Gewerkschaftsabstinenz für ihn selbstverständlich, er sieht sich selbst ja in seiner Lebenslüge als Unternehmer und zukünftigen Chef von Daimler Benz und spielt deshalb gerne jetzt schon Strategiespiele wie „die Siedler“, um sein strategisches Talent schon mal im Kleinen zu Beweisen.  Solchen Leuten kann man auch bedenkenlos nichtssagende schottische Adelstitel verkaufen. Sowas geht da immer gut weg.

Die Selbstverständlichkeit einer solidarischen Grundstruktur, die Minimum einer jeden menschlichen Gemeinschaft ist, wird ganz schnell über Bord geworfen, an seine Stelle tritt der „Conan der Barbar“-Mythos: der harte einsame Kämpfer gegen eine übermächtige feindliche Umwelt.  Deshalb auch der Fußball-Hype. Diese ganze „harter-einsamer-Kämpfer-Nummer“, die spätestens mit dem ersten Bandscheibenvorfall nur noch lächerlich wirkt, erlaubt einem kein Gemeinschaftsgefühl mehr … der Mensch an sich wird zum Ausgestoßenen – trotz seiner Träume und Phantasien von Reichtum und Wohlstand, seinem scheinbaren Fleiß und seiner ständig überdurchschnittlichen Ordentlichkeit, die manchmal so wirkt, als erwarte man stündlich den Besuch des Reichswohnraumministers zur Inspektion.

Revolutionen kann man mit solchen Menschen nicht machen, Demokratie auch nicht. Prinzipiell sind es erbärmliche Feudalbüttel, erbärmlich deshalb, weil sie aufgrund ihrer devoten Struktur niemals jene Führungsqualitäten entwickeln werden, die Adel auszeichnen sollte.

So gesehen ist die Mittelschicht ein überflüssiger Kropf der Gesellschaft. Eine dicke Speckschwarte, die man nutzlos im Leben mit sich herumschleppt.

Ökologisch, wirtschaftlich, politisch – eine Katastrophe. Keine Gesellschaft, kein Land kann das ewig mitmachen, was die Mittelschicht für sich beansprucht, deren Ansprüche gehen weit über die natürlichen Ressourcen hinaus.

Der Hartz IV-Abhängige kann sich da bequem zurücklehnen. Er hat mehr Zeit für seine Familie, schadet der Umwelt weniger und bildet sich politisch mehr, auch wenn letzteres aus der Not geboren wurde.

Insofern sollte man der Politik dankbar sein, das sie die Mittelschicht jetzt ganz gezielt abbaut. Manche erreichen ihr Oberschichtziel, die Masse kommt ins Prekariat – und dann fangen wir wieder ganz von vorne an, eine menschliche Gesellschaft aufzubauen. Einige Jahrhunderte wird das wohl noch dauern.

Soziale Gerechtigkeit…

…wurde und wird immer wieder, je nach politischer, ideologischer, ökonomischer Sicht oder aus sonstigen Nützlichkeitserwägungen heraus versucht zu definieren.

Nun steht es völlig außer Frage, das insbesondere ein so schwammiger Begriff wie Gerechtigkeit sehr unterschiedlich interpretiert werden kann.

Die Witwe wird es als ungerecht empfinden, wenn der Mörder ihres Mannes nach trotz „lebenslänglich“ nach durchschnittlich 15 Jahren wieder entlassen wird; der Mörder wird es als ungerecht empfinden, so lange auf eine zweite Chance im Leben warten zu müssen und vielleicht empfindet es der Richter als ungerecht, das er nicht die Todesstrafe verhängen konnte.

Das kleine Kind wird es als ungerecht empfinden, wenn es im Gegensatz zur großen Schwester nur eine Kugel Eis bekommt, während die Mutter es als ungerecht empfinden mag, das sie selbst aus Kostengründen zum Wohle der Kinder auf ein eigenes Eis ganz verzichten muß.

Der Arbeitgeber wird es als gerecht empfinden, wenn er für eine tatsächliche Halbtagsstelle nur noch 400,- Euro zahlen muß, während der Arbeitnehmer den Umstand für genau diese 400,- Euro das Doppelte des zuvor erlaubten Arbeitsdienstes erbringen zu müssen als äußerst ungerecht empfinden mag.

Der Niedriglöhner wird Hartz IV als ungerecht empfindne, solange ihm niemand sagt, das er i.d.R. auch Anspruch darauf hat und damit mit Arbeit immer mehr hat als ein vergleichbarer Arbeitssuchender. Und nie mehr, als jemand der angeblich „sein Geld für sich arbeiten läßt„.

Der wirklich Gutverdienende – 1,2 Millionen im Jahr – wird die tatsächliche Steuerlast von um die 20 % als ungerecht empfinden; der Steuerfahnder, der feststellen muß das ebenjener Einkommensmillionär und Wenigsteuerprozentsatzzahler einen Teil seines Geldes unversteuert ins Ausland transferiert hat, wird es als ungerecht empfinden, wenn dieser Betrüger davon kommt, weil entweder die Beweise als nicht zulässig erklärt werden oder der Steuerbetrüger einen Tip bekommen hat und sich als scheinbar reuiger Sünder darstellt, der eben nachzahlt.

Die Gesellschaft an sich wird es als ungerecht empfinden, das es wenige gibt, denen es deutlich besser geht, als dem Rest und viele, denen es deutlich shclechter geht, zugleich werden die Teile der Gesellschaft, denen es weder zu gut noch zu schlecht geht zumindest froh sein, nicht zu den ärmsten der Armen zu gehören.

Neid spielt hier natürlich eine gewisse Rolle, aber dieser Neid ist auch eine Triebfeder der Menschen, spornt an. Z. B. zum Mord, um einem anderen etwas wegzunehmen, das man für sich selbst haben will.

Nun ist es mit dem Neid so, wie mit eigentlich allem anderen: die Dosierung macht es.

Salz bspw. ist gesund – in Maßen. Zuviel davon kann tödlich sein.

Bitte, könntest Du mir etwas leihen..?“ erweist sich objektiv als effizienter, als einfach mit der Keule Schädel einzuschlagen und dann mit der behindernden Beute im Arm vor den rachsüchtigen Verwandten fliehen zu müssen. Damit hat man Eitelkeit & Scham zugunsten des Neides überwunden, aber gefahrlos bekommen, was man begehrt.

Aber ehe wir uns scheinbar zu weit entfernen, zurück zur sozialen Gerechtigkeit.

Geht man davon aus, das auch der Mensch letztlich nur ein Tier ist, hat man zwei Optionen: das Tier Mensch kann handeln wie ein Tier – oder eben menschlich.

Menschlichkeit gilt in nahezu allen ernstzunehmenden Religionen – jenen Theorien, die uns als Individuum und Gemeinschaft die Zeit zwischen nach der Geburt und vor dem Tod erträglicher machen sollen – als ersterbenswertes Ziel, weil es den friedvollen und vernünftigen Umgang miteinander deutlich erleichtert.

Deshalb lehrt man uns in den Urformen von Juden- und Christentum, im Islam und den „asiatischen“ Religionen solide, leicht verständliche Umgangsformen, die ein gemeinsames Zusammenleben ermöglichen.
Und für die Agnostiker & Atheisten unter uns gibt es noch den Humanismus als quasi wissenschaftliche Religion.

Aus diesen abseits von Instinkten, vielmehr aus pragmatischen Überlegungen und Beobachtungen hergeleiteten Regeln wiederum ergibt sich – die Moral, also das, was man tut und was man nicht tut.

Aus dieser Moral heraus ergeben sich dann die Gesetze, die deutlich komplizierter, als bspw. die 10 Gebote der Bibel, regeln, was man tun darf und was nicht.

Dies alles zusammen ergibt dann einen Teil der Welt, in der wir uns bewegen, in der wir existieren und sind. Und unsere Kinder sein werden.

Jetzt gestehen uns Theologen wie Wissenschaftler einen mehr oder weniger freien Willen zu, also liegt es an uns selbst, ob wir uns der Gesellschaft anpassen – nach den Regeln spielen – oder ob wir eine Außenseiterrolle annehmen, mit anderen Worten: die Regeln biegen, brechen oder (grundlegend) verändern.

Finden sich genügend Außenseiter, ändern sich die Regeln für alle.

Schlimmstes Beispiel dürfte hier der Nationalsozialismus sein…

Also: die Werte nach denen wir leben und handeln, ändern sich. Und mit ihnen die Gesetze.

Wobei – und damit sind wir wieder beim freien Willen, der in der Masse schonmal nur ein rein theoretisches Konstrukt sein mag – man sich immer aus den falschen Gründen für das richtige und aus den richtigen Gründen für das falsche entscheiden kann; Lebensrisiko.

Verknüpft man nun also Moral und Gerechtigkeit (denn das Gerechtigkeitsempfinden ist eine grundlegende Frage der Moral, ebenso der Religion wie auch des Rechtes) – kommt man der Frage nach sozialer Gerechtigkeit langsam näher.

Kann es sozial gerecht sein, das es in einer modernen Industrienation Menschen gbt, die arm sein müssen..?

Kann es sozial gerecht sein, das es in unserem Land einige wenige Menschen gibt, die mehr Geld haben, als sie oder ihre Urenkel jemals ausgeben können, während es gleichzeitig vielzuviele gibt, die von ihrem Lohn allein nicht mehr leben können..?

Kann es sozial gerecht sein, das diejenigen, die gerade so das Einstiegsgehalt des Spitzensteuersatzes erreichen, diesen in voller Höhe begleichen müssen, während diejenigen, die mehr als das zehn- und zwanzigfache verdienen bekommen, gerade mal rund die Hälfte dieses Spitzensteuersatzes begleichen müssen..?

Kann es sozial gerecht sien, das weite Teile des Lebensweges einzig und allein von der sozialen Herkunft bestimmt sind..?

Kann es sozial gerecht sein, das ein Unternehmer bzw. ein Unternehmen, dessen Erfolg maßgeblich auf unserem solidarischen Gesellschaftssystem beruht, dieser Gesellschaft immer unsolidarischer entgegentritt..?

Kann es sozial gerecht sein, das immer häufiger solide Kaufmannskunst – der mittel- bis langfristige solide Gewinn hinterlegt mit realen (Sach)Werten – der wilden, ungestümen und gnadenlosen Hatz nach rein virtuellem Geld geopfert wird und damit immer wieder die Gesellschaft durch die unausweichlich kommenden Mißerfolge und Katastrophen in Mitleidenschaft gezogen wird..?

Kann es sozial gerecht sein, die im Ursprung persönlichkeitsbildende Bildung zugunsten schnöden Wirtschaftsprofites aufzugeben..?

Kann es sozial gerecht sein, eine bis vor ziemlich genau 20 Jahren funktionierende solide Gesellschafts- und Wirtschaftsform wie die soziale Marktwirtschaft bewußt gegen einen reinen, weitgehend ungezügelten Kapitalismus auszutauschen, von dem man weiß, das er zum scheitern verurteilt ist, weil er lediglich die niedrigsten – also unmoralischten, unmenschlichsten – Instinkte weckt und bedient..?

Mit anderen Worten ist es sozial oder besser noch überhaupt in irgendeiner Form gerecht, wenn aus dem Menschen wieder ein (Raub)Tier wird..?

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