Mittelalter

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Die heilige Merkel, neue deutsche Kriege und die Rückkehr der mittelalterlichen Gesellschaft

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Donnerstag, 25.8.2016. Eifel. Haben Sie schon gehört? Der Papst hat jetzt Angela Merkel heilig gesprochen. Sie sitzt jetzt direkt links neben DEM HERRN (rechts sitzt Jesus) und man kann ganz offen zu ihr beten. Cool, oder? Haben Sie sich doch schon immer gewünscht, geben Sie es zu: „Oh heilige Angela, Mutter aller Syrer, erhöre meine Gebete und senke meinen Steuersatz“. Mist – jetzt habe ich „Syrer“ gesagt, ohne nachzuschauen, ob das noch politisch korrekt ist – oder ob der Sprachblogwart der Herrenkaste nicht schon längst andere Sprechregelungen angeordnet hat. Na – egal, war sowieso gelogen, diese Sache mit dem Papst. Die ist ja auch protestantisch, das geht also gar nicht. Was jedoch nicht gelogen ist, ist die Tatsache, dass wir zunehmend in einen Krieg rutschen – ist nur noch nicht klar, mit wem. Daran wird noch gearbeitet. Die Bevölkerung wird aber schon mal darauf vorbereitet: „Hamsterkäufe“ sind angesagt. 10 Tage bei Wasser und Brot soll man überleben können, ohne einkaufen gehen zu müssen.

Warum?

Einfach nur so, gehört zu vielen Maßnahmen der neuen „Resilienzstrategie“ für Bürger. Resilienz? „Widerstandsfähigkeit“ wäre ein gutes Wort dafür. Der Bürger soll sich auf harte Zeiten einstellen. Was dazu gehört, kann man ganz offen nachlesen (siehe german foreign policiy):

„Wie deutsche Massenmedien berichten, arbeitet die Bundesregierung an einer neuen „Konzeption Zivile Verteidigung“ zur Vorbereitung der deutschen Bevölkerung auf eine „existenzbedrohende Entwicklung“, die insbesondere die „zivile Unterstützung“ der Bundeswehr erfordert.[1] „Die wachsende Verwundbarkeit der modernen Infrastruktur und die Ressourcenabhängigkeit moderner Gesellschaften bieten vielfältige Angriffspunkte“, heißt es demnach in dem Papier, das voraussichtlich noch diese Woche vom Kabinett beschlossen wird. Um die „Selbstschutzfähigkeiten“ der Deutschen zu stärken, sollen diese den Berichten zufolge angehalten werden, Vorräte an Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten anzulegen. Offensichtlich geht die Bundesregierung bei ihren Planungen von schwerwiegenden Attacken feindlicher Kombattanten mit atomaren, biologischen und chemischen Waffen aus; vorgesehen ist unter anderem die Beschaffung entsprechender Schutzanzüge und die Einrichtung von „Dekontaminationsstellen“ vor Krankenhäusern. Zudem soll die „Härtung der Bausubstanz“ von Wohn- und Arbeitsgebäuden „verpflichtend“ werden, um diese gegen Explosionen zu schützen und das Eindringen giftiger Stoffe zu verhindern.“

Erinnert an Stalingrad 1942: jedes Haus soll eine Festung werden.

Eins stimmt auf jeden Fall: die demokratische Zivilgesellschaft ist gegen Terror von innen nicht zu verteidigen. Die Antwort darauf kann nur ein Polizeistaat sein, das weiß man schon lange, seit dem man sich Gedanken über den „Atomstaat“ gemacht hatte (siehe hierzu Spiegel von 1977) – auch der wäre ein Polizeistaat geworden. Nun haben wir ja flugs neue Bedrohungen aus dem Ärmel gezaubert: von außen den „Putin“ (so eine Art Molochteufelbeelzebub, mit dem man den kleinen Kindern Angst macht, wenn sie ihre Suppe nicht aufessen wollen), von innen die IS, der man jetzt durch Burkaverbot massiv Einhalt gebieten will: in Frankreich wurden sogar schon Frauen von der Polizei gezwungen, sich auszuziehen … am Badestrand (siehe Spiegel).

Alle nicken dies eifrig ab, aber wehe, einer bringt das in Zusammenhang mit „Flüchtlingen“ (die – nebenbei bemerkt – so gut wie gar keine Burkha tragen – und wenn, wäre dies eigentlich auch egal, was hat sich der Staat in unseren Modegeschmack einzumischen?): die hat uns die heilige Merkel beschehrt, wer die kritisiert, die Art ihrer Aufnahme, die Art der laufenden Selektion, die mangelnde Betreuung, die von oben befohlene Umwandlung der kleinen, dicht besiedelten Bundesrepublik in ein Einwanderungsland ähnlich den Riesenländern Kanada, USA und Australien begeht ein schweres religiöses Verbrechen und wird mit einem Bann belegt, zum „Unberührbaren“ erklärt – das Codewort dazu ist „rechtsoffen“. An Stelle des Atoms sind die „Gefährder“ getreten, die man sich schnell gebastelt hat, um seinen Polizeistaat zu bekommen, der den Sack zumacht und die Kriegsvorbereitungen im Inneren unterstützen kann. Könnte ja sein, dass der Bürger keinen Krieg will, auf die Straßen geht, um seine Kinder davor zu schützen, im Matsch vor Moskau oder in den Wüsten Afrikas erbärmlich zu verrecken – beim Versuch, Menschen zu töten, die uns nichts getan haben.

Ach ja – Wüste. Mali. Ursprünglich war das mal eine Ausbildungsmission, die EUTM. Zwei Batallione der Armee Malis sollten ausgebildet werden, Kampfeinsätze waren ausgeschlossen (siehe Augengeradeaus):

„Das Bundeskabinett hat, wie angekündigt, am (heutigen) Mittwoch eine Beteiligung der Bundeswehr an einer Ausweitung der EU-Ausbildungsmission in Mali beschlossen. Nach dem Mandat, das dem Bundestag zur Abstimmung vorgelegt wird, sollen die europäischen Ausbilder und damit auch die deutschen Soldaten die Streitkräfte des westafrikanischen Landes nicht mehr nur in Koulikoro (Foto oben) im vergleichsweise sicheren Süden des Landes ausbilden, sondern auch im deutlich gefährlicheren Norden“.

Das war im April 2016.

Vier Monate später erfahren wir nebenbei, dass sich da irgendetwas geändert hat: Kampfhubschrauber werden entsandt – mit deutlichem Auftrag (siehe Spiegel):

„Angedacht ist im Moment eine Mischlösung. Mündlich haben die Kanadier bereits zugesagt, mehrere Rettungshubschrauber vom Typ „Chinook“ nach Mali zu schicken. Die modernen deutschen „Tiger“ würden dann den Schutz der Retter übernehmen und außerdem bei Gefechtssituationen aus der Luft eingreifen.“

Der Tiger hat ein ganz besonders Aufgabenspektrum (siehe Deutsche Heer):

„Der Tiger ist für folgende Missionen vorgesehen: Kampf gegen Hochwertziele wie Führungseinrichtungen, gepanzerte Kampftruppen, gegnerische luftmechanisierte Kräfte, logistische Einrichtungen und abstandsfähige Waffensysteme.“

Gebaut für einen Krieg gegen hochmoderne Streitkräfte. Die Gegner in Mali sind Tuaregs, die für ein eigenes Land kämpfen. Sie sind arme Viehzüchter, keine hochgerüstete Armee, ein Volk, dass einen eigenen Staat möchte … bzw. Befreiung von der Unterdrückung und Ausbeutung durch den reichen Süden. Ein Volk, das Selbstbestimmung sucht, eine Heimat möchte (siehe NZZ). Sie sind jahrzehntelang unterdrückt worden – doch darüber spricht man heute nicht mehr. In der alten Bundesrepublik hätte man sie „Freiheitskämpfer“ genannt – heute reicht es, sie diffus und ohne nachhaltige Belege als „islamistisch“ zu bezeichnen, um sie zum Abschuss durch deutsche Kampfhubschrauber freizugeben. Ja – das ist das neue Land der Kanzlerin Merkel: in der Bundesrepublik wird der Islam begrüßt, gehegt und gepflegt, man gibt sich weltoffen, human und äußerst sozial – im Ausland wird der Muslim, der seinen Glauben ernst nimmt, für seine Freiheit und sein Land, gegen Marginalisierung und Unterdrückung kämpft ohne Verfahren ermordet. Wer hierzu Fragen stellt, wird sozial geächtet und in die Subkategorie „rechtsoffen“ verbannt, ein Terminus Technikus (Arbeitsbegriff), der zur Selektion von Kritikern staatlicher Politik dient.

Ach – was habe ich da wieder getan: alle gewünschten Sichtweisen sind verdreht, habe sogar unterschlagen, dass die Kampfhubschrauber ja nicht für EUTM unterwegs sind sondern für MINUSMA (siehe UN), eine Aktion, die den reichen Süden bei der Unterdrückung der Tuareg unterstützen soll, damit das Uran weiter in französische Atommeiler gelangt, während die Kinder der Tuareg in der Armut verrecken.

Ja – das ist das neue Deutschland – und damit kommen wir auf SIE zu sprechen … und auf das, was sich für Sie geändert hat im Reiche der Angela Merkel. Das ist einiges – wie die NZZ für uns zusammenfasst (siehe NZZ):

„Das Land steckt mitten in der grössten Krise der Nachkriegszeit – und es herrscht Friedhofsruhe. Wer die Probleme beim Namen nennt, wird schnell in die rechte Ecke gestellt.“

Das ist eine Meinung aus der Schweiz, denen die wunderbaren Denkverbote (weithin unterstützt durch selbsternannte „linke“ Gesinnungswächter, die Abweichler vom Merkelkurs gnadenlos verfolgen … es sei denn, sie sind homosexuell oder „Promis“) übel aufstoßen, Denkverbote, die es schon riskant erscheinen lassen, zum Thema Flüchtlinge überhaupt irgendeine Meinung zu haben, die den Verdacht nahe legt, nicht „hörig“ genug zu sein.

„Immerhin darf mittlerweile darüber geredet werden, dass offene Grenzen auch Menschen anlocken, die den Islam als Aufforderung zu Terror verstehen. Hätte man das nicht ahnen können? Natürlich. Doch diejenigen, die schon im Herbst der Euphorie gewagt haben, Wasser in den Wein zu giessen, dürfen nicht darauf hoffen, im Nachhinein für ihre Weitsicht gewürdigt zu werden. Kritische Stimmen wurden von vornherein dahin gestellt, wo es in Deutschland kein Entrinnen gibt: in die rechte Ecke.“

Ja – zu denen gehörte auch der Autor dieser Zeilen … und diese Neigung zur Skepsis war nicht auf meinem eigenen Mist gewachsen, immerhin gab es seit 2001 gezielte Warnungen vor dem Islam … mal mehr, mal weniger differenziert. Dass über Nacht sich dies auf einmal geändert hat war so überraschend wie die Tatsache, dass Atomkraftwerke für Frau Merkel innerhalb eines Tages von „völlig sicher“ zu „unerträglich“ umettiketiert wurden. Heilige können sich halt alles erlauben, das macht ihr Wesen aus.

Diese Hetzjagd erinnert an das Mittelalter, wo jeder, der irgendwie auffällig war, damit rechnen musste, „Hexe“ genannt zu werden und auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden. Sehe ich mir an, mit welchem Hass, welcher Ignoranz, welchem Vernichtungswillen bar jeder demokratischen Kultur Einrichtungen wie die Amadeu-Antonio-Stiftung Andersdenkende verfolgen (natürlich nur im Namen des „Guten“ – wie Hitler, Stalin und Pol Pot auch), dann fürchte ich, dass wir gar nicht mehr weit von neuen Umerziehungslagern entfernt sind – und ganz ehrlich gesagt, fürchte ich mich vor diesen Deutschen mehr als vor jedem Iraker, Syrer oder Afghanen.

Mittelalter – ja, das war das Stichwort, auf das ich gewartet habe. Ich wollte ja über Ihren Job bei der ganzen Aufführung reden – und über ihren sozialen Stellenwert.

Wenn Sie sich mit der Geschichte des Mittelalters beschäftigen, dann stoßen Sie auf den Alltag in dieser Zeit (siehe z. B. DeutschlandimMittelalter), wir finden da den Begriff des „Hörigen“, damals meistens Bauern. Das System des mittelalterlichen Feudalismus war ganz einfach: die Machthaber liehen den Schlägern Land (Land, dass durch blossen Raub angeeignet wurde, die alten Eigentümer kamen zum Teil erst spät davon mit … wenn der Ritter mit Schwert und Schild auf den Hof ritt), damit sie ein arbeitsfreies Einkommen hatten. So läßt es sich Leben. Bezahlt wurde mit Gänsen, Stroh, Schweinen, Kindern, Arbeitsleistung, später mit Geld. Sie kennen das vielleicht aus der Schule: der „Zehnte“ wurde von Staat und Kirche gefordert (siehe Bundesfinanzministerium). Was für ein Paradies – heutzutage zahlen Sie mehr als die Hälfte, also 52 Prozent (siehe z.B. Welt), während die neuen Gutsherren mit 12 Prozent noch nahe am alten Zehnten sind (siehe ManagerMagazin). Ja – die Fronherren sind wieder zurück – und wir sind ihre Roboter (früher: robota). Das haben auch alle verstanden – weshalb die Welt wieder aus den Fugen geraten kann.

Früher war es einfach das Recht auf Bauernausbeutung mit Waffengewalt, für das man sein „Lehen“ bekam, heute bekommt man anstatt Land (und alten Titel) zinsgünstige Kredite (und neue Titel … „Manager“ entsprich hier dem alten „Ritter“) – wenn man zu den Auserwählten gehört, die in den Augen der Geldfürsten brutal genug sind, Rendite zu erwirtschaften. Wie das heute gelebt wird, beschreibt einer dieser neuen Ritter (siehe Spiegel):

„Das fängt schon in der Einarbeitungszeit an: Selbst wenn man für eine mittlere oder obere Managementposition eingestellt wird, muss man erst mal durch die sogenannte Filialphase, das heißt eine Filiale führen. Da geht es nicht darum, das Unternehmen kennenzulernen. Da geht es darum, die Leute zu brechen. „Die müssen erst mal im Schlamm liegen, die müssen fertiggemacht werden – und wenn sie es überleben, dann behalten wir sie“, hat mir einer meiner Vorgesetzten mal gesagt.“

Der Ritter, der zum Beweis der Ernsthaftigkeit des Willes des Gutherrens erstmal den Erstgeborenen Sohn des Bauern erschlägt, um Gefügigkeit zu erzwingen: die Prinzipien sind wieder gleich. Die Worte und Methoden sind seit 1789 (ja – was war denn da gleich nochmal…) softer geworden, Absicht und brutaler Vernichtungswillen zwecks persönlicher Bereicherung sind wieder voll da. Wir haben sogar wieder die „Frontänze“, wo der Bauer zur Belustigung seiner Herren demütigende Tänze aufführen muss (heute geschieht das im Fernsehen bei DSDS, „Bauer sucht Frau“ im Dschungelcamp und ähnlich geistlosen Formaten, mit denen wir aktuell überschüttet werden).

Sie sehen: der Krieg geht nicht nur die Freiheitskämpfer in Mali an, der Feudalismus ist in vollem Umfang wieder da und nährt prächtig die Fettlebe am Ende der Zinsleistungskette. Gut – die Hexenjagd gehört eigentlich nicht zum Mittelalter, sondern eher zur Neuzeit, wo Ärzte und Rechtsanwälte Jagd auf Kräuterweiber machten, weil man gut daran verdienen konnte … aber sie ist halt ein probates Mittel der Unterdrückung im Zuge der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit – und da ist der Terminus „rechtsoffen“ nicht weniger zu verachten als die Termini „Jude“, „Kommunist“, „Zigeuner“ oder „Hartzer“. Und alle (außer der mutige Linke Wolfgang Streek, siehe FAZ) leben begeistert auf in ihrer Rolle als hörige Fronbürger, marschieren im Gleichschritt mit, suchen selbst ständig neue Fronleistungen, die sie den Herren darbieten können (wie zum Beispiel den „Veganismus“, den wir noch mal gesondert betrachten müssen) und merken gar nicht, in welch´ finstere Zeit sie wieder marschieren, denn der Zinsdurst der Geldsäcke ist ungebrochen: Rente mit 77 wird schon eingeführt in Europa (siehe Focus), Rente mit 85 wird für Deutschland gefordert (siehe Wiwo). Exekutoren, die sich dabei besonders hervortun wie Jens Spahn (siehe Focus) (besonderes Qualitätsmerkmal: bekennender Homosexueller, deshalb ist er auch nicht rechtsoffen, obwohl der die Migrationspolitik Merkels massiver angriff als viele, die als „Nazi“ gelten), zeichen sich vor allem dadurch aus, dass sie selbst so gut wie nie gearbeitet haben (Jens bringt es wenigstens auf ein ganzes Jahr bei einer Bank – plus Lehre, im Alter von 36).

In einem haben sie natürlich Recht: als Fronherr kann man auch mit 99 noch gut kommandieren und kassieren (was die so „ihre Arbeit“ nennen). LKW-Fahrer sind da schon nach zehn Jahren durch („Rücken“).

Kommen wir nach dem Streifzug durch die aktuelle gesellschaftliche Situation – in der Sie erst fertiggemacht werden, um dann bis 85 im Schlamm kriechen zu dürfen, damit der Fronherr in Mali Kreuzzug spielen kann – zurück zu unserer Falschmeldung über die heilige Merkel … und zu meinem Geständnis, dass diese Meldung gar nicht falsch ist. Ein deutsch-afghanischer Medienmanager des Holtzbrinkkonzerns verfilmt ihr Leben für ein internationales Publikum. Der Film kommt im Wahljahr 2017 heraus – und wird die Menschen sicher von der heiligen Angela überzeugen, so dass sie in Strömen zur Wahlurne rennen.

Ein Kommentar aus dem Jahre 2015 dazu (siehe Gastkommentar von „Ghost“ bei Filmstarts.de):

„Meine Kristallkugel sagt mir einen mordsmäßigen Flop voraus. Wieso müssen wir uns mit so einer Propaganda abgeben? Das sind ja Zustände wie 1933. :(„

In der Tat. Oder Zustände wie im Mittelalter.

Bilderberger 2015: Daten, Fakten, Ziele – und Krieg im Sommer

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Donnerstag, 11.6.2015. Eifel. Es ist wieder Bilderbergtreffen und die Welt ist in Aufruhr. Heute treffen sich wieder einmal mächtige Männer und Frauen, um sich gegenseitig Vorträge zu halten. Manche von ihnen trafen sich erst am Wochenende im Rahmen des G-7 Gipfels, andere trafen sich an anderen Orten und knüpften ihre Netze. Bilderbergtreffen lassen sich immer gut verkaufen, sie haben etwas Elitäres, etwas Geheimnisvolles, etwas, dass an James Bond und Dr. No erinnert. Daraus lassen sich viele wunderbare Geschichten entwickeln, die die Phantasie anregen – und den Verstand verwirren. Dabei – seien wir mal ehrlich: in ermüdenden Vortragsorgien a´ 15 Minuten läßt sich keine Weltverschwörung organisieren – erst recht nicht mit ständig wechselnden Teilnehmern.

Schauen wir doch mal zurück in die Geschichte – und lauschen einem Menschen, der sich mit der Plutokratie beschäftigt: Prof. H.J.Krymanski von der Uni Münster, einem Mann, der sich beruflich mit den großen Mächten dieser Welt beschäftigt (siehe uni-münster):

„Es ging ja in den Fünfzigern darum, nach den disruptiven Kriegsgeschehnissen neue transatlantische Netzwerke unauffälliger privater Machtausübung aufzubauen. So unterschiedliche Akteure wie der (nicht zu unterschätzende) europäische Adel, große Konzerne (z.B. Unilever), Bankenvertreter, die Superreichen und natürlich auch das politische, wissenschaftliche und journalistische Dienstpersonal mussten wieder miteinander ins Gespräch gebracht werden.“

Harte Worte, wissenschaftlich fundierte Worte, die jeden Abend in die Tagesschau gehören. Den europäischen Adel als politisch aktives Element nimmt die deutsche Öffentlichkeit nicht war, sie werden eher in Goldenen Blättern als putzige Partytiere verheizt denn als antidemokratische Gegenmacht wahrgenommen – ein schwerer Fehler, den man jetzt schon bereuen darf: der Pöbel schläft, der Adel nicht. „Unauffällige, private Machtausübung“ ist eine schöne Umschreibung für die Untergrabung der Demokratie, der Herrschaft des Souveräns, des freien Bürgers. Und „Dienstpersonal“ beschreibt erschöpfend die Funktionen wichtiger Träger von Macht und Einfluss in unserer Gesellschaft: Sportler, Talkmaster, Bundeskanzler, Finanzminister, Professoren, Schriftsteller – alles Ameisen im großen Haufen der Superreichen.

Lauschen wir dem Widerständler der apokalyptischen Globalisierung weiter:

„Die ersten Bilderberg-Konferenzen hatten also weniger mit Verschwörung als mit ganz einfachen Gesetzmäßigkeiten des Machthandelns zu tun. Im geopolitischen Raum interagieren ja nicht ‚Freiheit‘, ‚Demokratie‘, ‚Neoliberalismus‘ oder ‚Sozialismus‘, sondern die Verkörperungen solcher Schemen: handelnde Individuen, die natürlich nicht auf das ganze historisch gewachsene Arsenal von Handlungsmöglichkeiten – und dazu gehören auch Geheimgespräche – verzichten möchten. Unter diesem Aspekt sind die Bilderberger dann etwas völlig Normales und wirklich nicht so wichtig. Und wenn wir uns Bilderberg-Dauergäste wie Henry Kissinger oder Gelegenheitsgäste wie Angela Merkel oder gar Guido Westerwelle wirklich etwas genauer anschauen oder beispielsweise die auf den ersten Blick durchaus beeindruckenden Listen der Teilnehmer der Konferenzen in Athen (2009) und in Sitges (2010), so sind die meisten dieser Personen trotz ihrer klingenden Namen letztlich doch nur Hilfsköche und Tellerwäscher aus der Großküche globaler Interessenpolitik. Die weltpolitische Entscheidungsmacht wird anders und woanders ausgeübt“

Angela Merkel – ein Hilfskoch und Tellerwäscher. Die oberste Machtinstanz der demokratischen Bundesrepublik: eine Handlanger von „echten“ Entscheidungsmächten. Und diese sind … na ja: reine Kannibalen:

„Superreiche verfügen über so viel Geld, dass Luxusgüterkonsum auch in seiner extremsten Form irrelevant wird – ob es sich nun um einen privaten Airbus 380 oder ein 30 Mio. Dollar teures Picasso-Gemälde oder einen 26-stöckigen mitten in Mumbai stehenden Privatpalast für 1 Mrd. Dollar handelt. Nein, hier geht es letztendlich um den Konsum von Menschen und Menschlichkeit. Und zwar nicht nur im Sinne von ‚Leibeigenschaft‘ (wie im Feudalismus) oder von ‚Verwarenförmigung‘ menschlicher Arbeitskraft (wie im Kapitalismus), sondern im Sinne einer neo-kapitalistischen Biopolitik, die man als neuen Kannibalismus bezeichnen könnte. Ich will dieses Bild jetzt nicht strapazieren. Aber die (post)moderne informatisierte und globalisierte Welt neo-kapitalistischer ‚Wertschöpfung‘ verlangt immer rücksichtsloser den ‚ganzen‘ Menschen. Es gibt keine freie Stelle in den Köpfen, die nicht vom Verwertungsanspruch der Renditejäger betroffen wäre. Die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit ist aufgehoben, die herrschenden Produktionsverhältnisse fressen den ganzen Menschen, dem jegliche Fluchtmöglichkeit außer der Hölle der totalen Ausgrenzung abgeschnitten ist.“

Die Stimme der Wissenschaft aus dem Jahre 2011 – beschreibt mit wenigen Worten eine Horrorzukunft, in der eine Bilderbergerkonferenz lediglich eine kleine Rauchpause für Tellerwäscher und Hilfsköche darstellt – ebenso wie der G 7 Gipfel. Wozu dann diese Treffen – von denen es jährlich Hunderte gibt … viele sehr diskret und privat organisiert (siehe z.B. Handelsblatt über die inneren Zirkel der Wirtschaftsmacht in Deutschland, ebenso Manager Magazin)? Nun – man möchte das Dienstpersonal miteinander ins Gespräch bringen … und – ganz primitiv – ein „Wir“- Gefühl erzeugen, um sich von den anderen, dem „Pöbel“ – also UNS abzugrenzen. Insofern können wir eine Erkenntnis schon mal festhalten: wer dort aufschlägt, hält den Souverän des Landes – den Bürger – für doofen Pöbel. Ein anderes Netzwerk hat dies mal deutlich ausgeführt (siehe Heise):

Der wichtigste Denker des CFR, Walter Lippmann, hat das Credo der Bevormundung in dankenswerter Offenheit dargelegt. Das Volk sei zu desinteressiert und zu ungebildet, um die Feinheiten der Außenpolitik zu verstehen. Die Parlamentarier wiederum seien nur daran interessiert, ihre Wählerklientel zu befriedigen. Deswegen müsse eine kleine Elite die Datenfülle verarbeiten, verdauen, und das Verdaute dann dem gemeinen Volk und den Volksvertretern so vereinfacht zur Entscheidung vorlegen, dass diese nur noch mit „ja“ oder „nein“ zu antworten hätten:

„… das allgemeine Interesse … kann nur durch eine spezialisierte Klasse verwaltet werden, deren persönliche Interessen über lokale Themen hinausreichen. Diese Klasse ist befreit von Verantwortung, denn sie agiert aufgrund von Informationen, die nicht Eigentum der Gemeinschaft sind; in Situationen, die das breite Publikum gar nicht begreift … die Männer, die aktuell gerade die Macht ausüben, versagen nicht etwa dabei, den Willen des Volkes widerzuspiegeln, denn in den meisten Sachfragen existiert ein solcher Wille gar nicht, sondern sie üben Macht aus aufgrund von Auffassungen, die vor der Wählerschaft verborgen sind.“

CFR ist das Council of Foreigen Realtion, ein weiterer Netzwerkknoten. Eine bemerkenswerte Offenheit, die Herr Lippmann an den Tag legt und die uns zeigt, dass wir schon lange entmündigt worden sind. Nicht schlimm? Denken wir uns einfach mal den Souverän als einzelnen König und nicht als erfolgreich bespaßter Millionenhaufen – wie würde Eure Majestät reagieren, wenn ihm zu Ohren käme, dass ihn ein Haufen Pfeffersäcke und Kofferameisen für einen debilen Trottel halten und ihn derart manipulieren wollen, dass er nur noch ausführendes Organ finsterer Hintergrundmächte wäre?

Richtig: die Königsgarde hätte lange Zeit ein freies Wochenende mehr, bis jeder dieser Verschwörer hinter Gittern sitzt. Wir jedoch – reagieren nicht: dafür sorgt die Bespaßungselite, die verantwortlich dafür ist, dass wir die Bundesliga und die Konkurrenzkämpfe der Hüpfdohlen für wichtiger halten als die Frage nach einem drohenden Krieg im Sommer, der nun ein weiteres Mal in den Fokus der Öffentlichkeit gerät siehe globalresearch):

Last week, former NSA intelligence analyst John Schindler posted a rather disturbing tweet. With a statement that one could only assume to be a reference towards Russia, Schindler wrote “Said a senior NATO (non-US) GOFO to me today: “We’ll probably be at war this summer. If we’re lucky it won’t be nuclear.” Let that sink in.”

Es ist seltsam, dass man mit solchen Meldungen Aufmerksamkeit erregen kann, aber nicht mit der nüchternen Beschreibung, dass ein Neokannibalismus die letzten freien Plätze in unseren Köpfen vertilgt: ein Hoch auf die erfolgreiche Herunternivelierung des Bildungsniveaus.

Es fällt schwer, solchen Meldungen Glauben zu schenken – zumal es nur drittklassiges Geplauder ist. „Vermutlich sind wir diesen Sommer im Krieg – mit etwas Glück nicht in einem nuklearen“ – ist eine interessante Vermutung, die jedermann anstellen könnte, der die seltsame Entwicklung der Weltpolitik in den letzten Jahren beobachtet hat – oder der einfach ernst nimmt, was die Regierung der USA selbst beschlossen hat: die Auslöschung von 60 Terrorstaaten (siehe Neopresse). Die haben also noch viel vor – aber wird darüber in den Bilderbergertreffen gesprochen?

Schauen wir uns doch mal die Themen an – sie sind öffentlich (siehe bilderbergmeetings.org):

  • Artificial Intelligence
  • Cybersecurity
  • Chemical Weapons Threats
  • Current Economic Issues
  • European Strategy
  • Globalisation
  • Greece
  • Iran
  • Middle East
  • NATO
  • Russia
  • Terrorism
  • United Kingdom
  • USA
  • US Elections

15 Themen, über die man im Geheimen reden möchte – und 130 Leute, die meinen, was dazu sagen zu müssen (Teilnehmerliste siehe bilderbergermeetings.org). Rechnen Sie doch einfach mal aus, wie der Tag strukturiert ist, wenn 130 Leute jeweils 15 min. Vortrag halten – an vier Tagen. Wissen Sie, wie das wirkt? Wie ein Bewerbermarathon an einem Theater. Ich kenne solche Events aus meiner beruflichen Vergangenheit – und weiß deshalb auch, dass das, was wirklich wichtig ist, von dem abhängig ist, der die Sitzordnung beim Essen arrangiert und so Gespräche gezielt in die richtigen Bahnen lenkt. Die Aufsätze zu den Themen werden doch sowieso von Ghostwritern geschrieben – oder denken Sie etwa, Frau von der Leyen, Verteidigungsministerin der Bundesrepublik Deutschland, schreibt ihre Reden dort selbst? Aber dort erhält der Vertreter der Superreichen (es reicht einer) eine gute Gelegenheit, einen Überblick über die Qulifikationen der Tellerwäscher und Hilfsköche zu bekommen … und kann den einen oder anderen für weitere Aufgaben empfehlen und nebenbei ein Gefühl dafür entwicklen, ob auch wirklich alle noch in der Spur laufen.

Und – ganz nebenbei – entwickelt sich ein „Wir“-Gefühl, das viel wichtiger ist als alle gesprochenen Worte: der Mensch neigt dazu, seinen „Verein“ zu verteidigen – erst recht, wenn es ein Verein ist, der – wie auch Freimaurer und Rotarier – dafür sorgen kann, dass das berufliche Leben weiterhin ziemlich glatt und reibungslos nach ganz oben führt … also: dorthin, was Hilfsköche und Tellerwäscher für „ganz oben“ halten.

Weil Bilderberg so harmlos ist, wie es ist, dürfen die Tellerwäscher des SPIEGEL auch heute darüber schreiben (siehe Spiegel):

„Nein, die Bilderberg-Konferenz ist nicht die geheime Weltregierung. Aber wenn in Tirol Rüstungshersteller auf Verteidigungspolitiker und Notenbanker auf Investmentprofis treffen, ist das problematisch – die Öffentlichkeit muss nämlich draußen bleiben.“

Ja – die Öffentlichkeit muss draußen bleiben. Es gibt zwar eine öffentliche Liste der Teilnehmer, eine öffentliche Liste der Themen – aber keine einzige Aufnahme der Sitzordnung beim Essen. Die Königsgarde hätte viel zu tun.

Wissen Sie, was viel problematischer ist – viel furchterregender? Ein Satz des SPIEGEL zum G 7 – Treffen (siehe Spiegel):

„Na ja. Checkpoints, Ausweiskontrollen, Sperrzonen, Uniformierte überall – schön ist das nicht, wenn man sich wegen eines Politikertreffens zeitweise vorkommt wie in einem Polizeistaat.“

Nein, schön ist das nicht, wenn es Momente gibt, in denen die Bundesrepublik Deutschland ein POLIZEISTAAT ist – denn solche Momente zu verlängern, ist dann ein Leichtes. Man sollte so etwas in einem demokratischen Land nirgends erleben müssen – zu keiner Zeit. Das korrespondiert sehr schön zu beunruhigenden Beobachtungen aus den USA (siehe Spiegel):

Das FBI betreibt seit Jahren ein geheimes Programm zur Überwachung der USA aus der Luft und zur Handy-Ortung, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Sie hat in einem einzigen Monat mehr als hundert solcher Flüge beobachtet.

Eine kleine Elite …. bespitzelt das desinteressierte und ungebildete Volk. Nun – man könnte es ja auch mal bilden, dann würde es vielleicht interessierter sein. Wer gestaltet nochmal den Inhalt unsere Medien? Ein paar der Gestalten findet man auch beim jetzigen Bilderbergtreffen. Gut – man kann sich auch selber bilden – doch das ist recht anstregend, und kaum möglich wenn es „keine freie Stelle mehr in den Köpfen gibt, die frei ist vom Verwertungsanspruch der Renditejäger“.

Merken Sie, wie sehr wir auf einmal in Ihrem realen Arbeits- und Freizeitalltag gelandet sind? Merken Sie, warum man Sie nie irgendwohin einladen wird? Weder zu den Rotariern, noch zu den Freimaurern, noch zur Atlantikbrücke, zum CFR, zur Bertelsmannparty oder zum Empfang in der US-Botschaft? Man dressiert sie mit viel Macht dazu, genau der doofe Pöbel zu werden, den man in Ihnen sieht. Und man hat klare Vorstellungen davon, wie man die Welt der Zukunft gestalten wird.

Auch das findet man in öffentlichen, „seriösen“ Medien – noch. Man muss etwas suchen und die Verbindungen selbst knüpfen – doch dann bleiben keine Fragen offen. Es gibt aktuell eine neue Studie zu den Reichen in New York, einem der beiden Machtzentren an der Ostküste (siehe Spiegel):

„Die Geschlechter trennt nicht nur die Tatsache, dass die Männer, oft als Hedgefondsmanager oder private Vermögensverwalter, Millionen scheffeln, während die Frauen ihre erworbene berufliche Kompetenz meist unentgeltlich für ehrenamtliche und karitative Zwecke einsetzen. Auch sonst schotten sich Frauen und Männer recht streng voneinander ab.“

„Selbst bei Dinnerpartys saßen Frauen und Männer meist getrennt, oft in getrennten Räumen.“

„Die weltweite ethnografische Datenlage ist klar: Je mehr eine Gesellschaft in Schichten organisiert und je hierarchischer sie organisiert ist, und je mehr nach Geschlechtern getrennt, desto niedriger ist der Status der Frauen“

Da endet man, wenn man am Ende seiner Karrierereise angekommen ist: im Mittelalter. Einem neuen Mittelalter, wo Frauen grundsätzlich nur noch Personal sind und Bürger umfassenden Verwertungsorgien unterzogen werden – und die Bilderbergerkonferenz nur ein winzig kleiner Teil dieser Orgien ist, wo sich Tellerwäscher anbieten und ihren Wunsch zum Ausdruck bringen, Millionär zu werden.

Wir können uns jedes Jahr aufs Neue über die Rekrutierungsveranstaltungen aufregen – das macht immer viel Spaß, ändert aber nichts. Das können wir noch hundert Jahre so machen. Hören wir zum Abschluß nochmal Herrn Krysmanski:

„Also: die Bilderberger würden sich in ein Lüftchen auflösen, wenn wir Marxens Aufforderung, „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt drauf an, sie zu verändern “, um den Satz ergänzten: Und es kommt darauf an, wer sie verändert. Bis jetzt habe ich diese notwendige zusätzliche Formel trotz Google im Netz nicht gefunden.“

Wunderbar, oder? Jetzt wissen wir, was wir zu tun haben, um die Bilderberger aufzulösen … und wir wissen, warum jede Aufregung über Bilderberger reine Energieverschwendung ist. Wir brauchen eine Formel zur Weltveränderung, die verhindert, dass wir wieder ins Mittelalter zurückfallen.

Und dafür … haben wir wirklich nicht mehr viel Zeit.

Wer macht mit?

Ach so – es ist Urlaubszeit. Ok – das verstehe ich.

Na – dann reden wir halt nach dem nächsten großen europäischen Krieg nochmal weiter über dieses Thema. Ja – den braucht man ab und zu zur Disziplinierung des Pöbels, damit der versteht, dass die Welt kein Ponyhof ist.

Bis dahin: viel Spaß!


 

Das Einfamilienhaus: Egotempel, Falle und Gefängnis. Über den Eigenheimterror in Deutschland.

Das Einfamilienhaus: Egotempel, Falle und Gefängnis. Über den Eigenheimterror in Deutschland.

Sonntag, 8.9.2013. Eifel. Kein schöner Tag. Seit acht Jahren genieße ich die Aussicht auf eine wunderschöne Allee, die nun der Säge zum Opfer gefallen ist.  Holland braucht Raum, es wird zu klein für seine Einwohner – deshalb können Holländer mit großer Unterstützung des Staates in Deutschland Land kaufen … der Grund, warum in unserem Umfeld die letzten Jahre fast nur noch Holländer Land und Häuser kaufen. Man merkt vor Ort deutlich, wie arm Deutschland geworden ist. Wie für Invasoren üblich, kümmert man sich nicht um gewachsene Strukturen vor Ort, sondern macht alles platt, was einen stört – so auch die über sechzig Jahre lang gewachsene Allee. Die hatte halt Pech – und wir erleben hier vor Ort ein wenig von dem, was tagtäglich in den Wäldern des Amazonas geschieht. Zeit, sich ein wenig Gedanken zu machen über eine ganz besondere Art des Terrors: den Eigenheimterror.

Nicht, dass er nicht schon längst beschrieben wurde. Zuerst habe ich von ihm von durch einen Banker erfahren, der mit einer mit mir befreundeten Ärztin liiert war und sich deshalb etwas weiter öffnete, als es normalerweise der Fall ist:

„Gebe einem Mann ein Haus und ein Kind – und er ist den Rest seines Lebens Sklave“. 

So denkt man in den Führungsetagen des Kreditvertriebes über die Eigenheimkultur in Deutschland … und wir haben hinreichend Material um zu sehen, wo die Ursache für die fortschreitende Lähmung bürgerlichen Selbstbewußtseins und das weitläufige Desinteresse der Bevölkerung an politischen Entscheidungen zu sehen ist: sie sind Sklaven ihrer eigenen Lebensweise geworden.

Die Eigenheimkultur ist eine Fluchtkultur. Zuerst flüchtet man aus dem Zimmer, das man bei seinen Eltern hat. Dann flüchtet man aus der Mietwohnung, weil der Vermieter unerträglich ist. In der Eigentumswohnung merkt man dann, dass die Nachbarn auch nicht besser geworden sind und träumt fortan vom Haus. Ist dieses erst erbaut – der Traum des Lebens erfüllt – merkt man nach kurzer Zeit mit Schrecken: es sind immer noch Menschen in der Nähe. Das Grundstück grenzt an Grundstücken des Nachbarn … und zwar für ewig. So viel Energie wurde investiert, um dem Mitmenschen zu entkommen – was letztlich dazu führte, das man hoch verschuldet für immer und ewig an ein Ekel gebunden ist.

Und ein Ekel gibt es dort fast immer. „Die werden zugeteilt“ meinte ein Arzt zu mir, der sein Leben lang mit Klagen überzogen wurde … wegen einem Unterstand für sein Auto.

Das Ekel in der Nachbarschaft ist auch keine Ausnahme – es ist die Regel. Sie hat mit unserem Menschenbild zu tun, mit unserer neuen Religion. Um das zu verstehen müssen wir sehr weit ausführen: die Ursachen dieser Entwicklungen findet man vor über vierhundert Jahren. Sicher, in den Schulen wird etwas anderes gelehrt: „Im Mittelalter gab es Hexenverbrennungen“ – wurde dort gelehrt. Nun – das ist eine Lüge. Ebenso ist es eine Lüge, dass die Kirchen die Hexenverbrennungen vorangetrieben haben, aber wir müssen leider damit leben, dass Geschichte immer von Siegern geschrieben wird und deshalb mit „Wahrheit“ nicht viel zu tun hat.

Lauschen wir mal Silvia Federici zu diesem Thema, zitiert bei Faszinationmensch:

Rationalismus und Mechanizismus waren also nicht die unmittelbare Ursache der Verfolgungen, obwohl sie dazu beitrugen, eine der Ausbeutung der Natur gewidmete Welt zu schaffen. Wichtiger war, dass hinter der Anstiftung zur Hexenjagd das Bedürfnis der europäischen Eliten lag, eine ganze Existenzweise auszumerzen. Diese Existenzweise bedrohte im Spätmittelalter die politische und wirtschaftliche Macht der Eliten. Als sie ihre Aufgabe erreicht hatten – als die Disziplin wiederhergestellt worden war und die herrschende Klasse ihre Hegemonie gefestigt hatte -, gingen die Hexenprozesse zu Ende. Der Glaube an die Hexerei konnte sogar zum Gegenstand von Spott, als Aberglaube verworfen und schon bald aus dem Gedächtnis getilgt werden. 

Es gab einen gewaltigen Paradigmenwechsel, über den wir in der Schule leider nicht aufgeklärt werden – obwohl er sich in unserem Alltag direkt in dem Einfamilienhausterror der Speckgürtel der Großstädte niederschlägt.

Merchant zufolge beinhaltete dieser Paradigmenwechsel die Verdrängung eines organizistischen Weltbildes, das die Natur, Frauen und die Erde als fürsorgliche Mütter betrachtet habe, durch ein mechanizistisches, das sie zu “dauerhaften Ressourcen” abgewertet habe, wodurch sämtliche ethische Beschränkungen ihrer Ausbeutung verloren gegangen seien 

Eine Folge dieses Weltbildes: Natur verlor ihre Heiligkeit, wurde nichtswürdige, tote Materie. Mit der konnte man verfahren wie ein sadistischer Psychopath:

Die Frau-als-Hexe wurde Merchant zufolge verfolgt, weil sie die “wilde Seite” der Natur verkörperte: alles, was in der Natur ungeordnet, unkontrollierbar und daher mit dem von der neuen Wissenschaft in Angriff genommenen Projekt unvereinbar war. Ein Beleg für den Zusammenhang zwischen den Hexenverfolgungen und dem Aufstieg der modernen Wissenschaft sieht Merchant in den Werken Francis Bacons, der als einer der Gründungsväter der neuen wissenschaftlichen Methode bekannt ist. Merchant zeigt, dass Bacons Vorstellung von der wissenschaftlichen Untersuchung der Natur am Verhör gefolterter Hexen orientiert war: Die Natur wird als Frau dargestellt, die es zu erobern, zu entschleiern und zu vergewaltigen gilt 

Anstelle einer Architektur, die sich harmonisch in die Landschaft fügt und so alle Menschen erquickt, trat die Architektur des Ego, die zwar die Sinne vergewaltigt, aber der Selbstverwirklichung eines jeden Soziopathen diente.

Ja, das ist ein weiterer Aspekt der Eigenheimkultur: sie dient der Vergöttlichung des Ego, soll – jedenfalls offiziell – der Höhepunkt der menschlichen Existenz sein. Das man nebenan einen Nachbarn mit einem ebensogroßen Ego automatisch mitgeliefert bekommt, wird nicht erwähnt, ebenso wenig wie die Tatsache, dass sich Egomanen für keine Art von Gemeinschaft eignen und der Nachbarschaftskrieg somit vorprogrammiert ist. So flüchtet man vor den Egomanen in der Nachbarschaft mit größter Anstrenung, bis man sie zum Schluss ewig an sich gekettet jenseits des Gartenzauns vorfindet – und von ihnen oft schlimmer observiert wird als selbst von der NSA. Wie wohltuend ist da auf einmal die Erinnerung an die Anonymität des Hochhauses, wo Nachbarn in Massen vorhanden sind, aber meist unsichtbar vor sich hin leben.

Außerdem braucht die Wirtschaft Lagerraum für Milliarden unnützer Dinge, die tagtäglich produziert werden und halt irgendwo hin müssen: da reicht der normale Wohnraum nicht aus. Das Ego braucht seinen Tempel, in dem es seinen eroberten Krempel verstauen kann. Einen Krempeltempel, sozusagen.

Verkauft wird eine Illusion von Freiheit und Unabhängigkeit, am Besten noch garniert mit einem kleinen Selbstversorgertraum hintendran … dabei ist jedem klar, dass diese Minigärten im Falle des Zusammenbruchs der öffentlichen Versorgungsstrukturen gegen die Millionen Menschen aus den Städten nicht zu verteidigen sind, noch über ausreichend Leistung verfügen, die Bewohner des Hauses hinreichend zu versorgen. Aber das Ego braucht solche Träume – so unrealistisch und unwirklich sie auch sein mögen. Es vergöttert sich selbst, sieht sich selbst als Krone der Schöpfung – entgegen christlichen Schöpfungsverständnisses, das den Menschen als eher als Landheger verstand, kommt ein Geschöpf, dass der Welt mit brutaler Gewalt seinen Willen aufzwingt, um endlich zum Ziel zu kommen: dem Ort, der nur der Verherrlichung seines eigenen Ich dient, der Demonstranz seiner persönlichen Überlegenheit über den ganzen Rest der Menschheit, dem Symbol für seine eingebildete Unabhängigkeit vom Rest des Universums.

So zeigt sich auch der Mythos der Aufklärung als extrem verlogen: es ging nie um Wahrheit. Es ging auch nie um Freiheit, Gerechtigkeit, Sicherheit, Frieden oder Wohlstand für alle – es ging um einen Paradigmenwechsel, der uns die schlimmsten, perversesten Kriege der Menschheit brachte, die – im Gegensatz zu früheren Kriegen – auf die gezielte Vernichtung der Zivilbevölkerung setzten … und auf die industrielle Massenvernichtung von sogenannten Staats- und Volksfeinden.

Vorbei die Zeiten, wo die Kirche noch einen Gottesfrieden ausrufen konnte, der Frauen und Waisen schützte: der Krieg der modernen, aufgeklärten, demokratischen Welt hat gerade die Zivilbevölkerung zum Ziel, nur ihrethalber entwickelte die Wissenschaft – stets willige Hure der „Elite“ – „Massenvernichtungswaffen“. Heute ist Kirche selbst eine Existenzform, die gezielt zum Gegenstand von Spott geworden ist und als Aberglaube bekämpft wird, ihr Ende in den nächsten zweihundert Jahren ist abzusehen – so wie man auch ausrechnen kann, dass Deutschland im Jahre 2800 komplett zugebaut worden sein wird (siehe Umweltschulen), wenn niemand die Einfamilienhauskultur stoppt, in der jeder sein eigenes Königreich schaffen will.

Nun – so lange werden wir allerdings nicht durchhalten. Neben dem Flugzeug und dem Auto ist das freistehende Eigenheim die größte Umweltsünde, die man begehen kann: keine andere Wohnform verbraucht soviel Energie, keine ist so umweltschädlich wie diese – da nützt es auch nicht viel, wenn man als Ausgleich drei Solarplatten aufs Dach nagelt und Regenwasser in der Tonne sammelt.

Eine Bewegung hin zu neuen, energieeffizienten Wohnformen, die auch das menschliche Miteinander (z.B. die grassierende Vereinsamung alter Menschen in ihren verfallenden Egotempeln) wieder fördert, sucht man vergebens. Hier herrscht nicht Ratio, sondern eine neue Religion, die als Antireligion daherkommt, aber ansonsten nichts anderes ist als eine Bewegung der Selbstvergötterung und Selbstverherrlichung des Menschen, der allen Anforderungen seiner neuen Ideologie im Prinzip nur dann befriedigen kann, wenn er sich – äußerst asozial – am Eigentum der Gemeinschaft bereichert.

Wir haben einen König den Kopf abgeschlagen und dafür eine Million neue Könige bekommen, die im stetig wachsenden „Speckgürtel“ der Großstädte fortschreitend Land fressen und Landschaft zersiedeln: ein größeres Programm zur Vernichtung der natürlichen Lebensumwelt der Menschheit hat es nie gegeben – auch wenn das römische Imperium in dieser Hinsicht schon gezeigt hat, wie schnell man ganze Landstriche in Wüste verwandeln kann.

Wir wissen das (nochmal: Umweltschule)

„Der seit Jahren konstant hohe Flächenverbrauch frisst nicht nur wertvolle natürliche Lebensräume auf. Er wird auch immer mehr zu einem finanziellen und sozialen Risiko für Bund, Städte und Gemeinden. Permanent werden neue Gewerbe- und Siedlungsgebiete erschlossen, deren Bedarf vielfach nicht mehr gegeben ist. Menschen und Gewerbe wandern derzeit aus den Innenstädten ab. Diese veröden, die Fixkosten für die Infrastruktur – wie etwa die Wasserversorgung – bleiben aber gleich. Die zwangsläufig steigenden Gebühren müssen immer weniger Menschen zahlen. Im Ergebnis dieser Entwicklung ist zu befürchten, dass in den Innenstädten zunehmend Problemquartiere entstehen, weil eher sozial Schwache zurückbleiben. „Der wachsende Wohnungsleerstand in den Städten führt uns vor Augen, dass wir uns umorientieren müssen. Die Innenstädte müssen lebenswerter werden“, so Prof. Dr. Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes.“ (Umweltbundesamt 2004)

Warum trotzdem nichts geschieht, versteht man nur, wenn man die historischen Dimensionen  sieht, die Folgen des Paradigmenwechsels  und den Nutzen der Eigenheimkultur für die Elite – und den Staat.

Vor einigen Monaten erst warnte das Handelsblatt in einer kleinen Meldung am Rande (mehr erlaubt der Pakt mit Merkel nicht, der verlangt, über die Krise zurückhaltend zu berichten) über die Risiken, die mit dem Immobilienerwerb in Deutschland verbunden sind. Als Anlageform sei das völlig ungeeignet – es sei denn, im ganz großen Stil. Das private Einfamilienhaus jedoch ist ein enormes Risiko, wie in Deutschland immer mehr Menschen erleben. Neben den Arbeitslosen sind es die Eigenheimbesitzer, bei denen man groß abkassieren kann. Sie können nicht weg – ein Segen für die hoch verschuldeten Gemeinden in Deutschland. Hier läßt sich – über Grundsteuer B – ungeniert in die Taschen der Bürger greifen, die sich in der überwiegenden Mehrheit dem Zugriff des Fiskus nicht entziehen können: dafür braucht man schon ein paar Millionen und gute Freunde in der Politik.

Das dieses Einfamilienhaus nur eine böse Falle ist, merkt man in aller Regel erst zu spät. Wer sollte einem das auch sagen? Niemand bezahlt diese Art von Aufklärung, während von dem Kult um den Egotempel viele Industriezweige sehr gut leben, er ersetzt den vielfältigen Lebenszweck, den man dereinst in jeder Form von Mystik, Religion, Naturmagie, Kontemplation oder Meditation fand … oder in dem fruchtbaren Miteinander lebendiger Gemeinschaften.

An ihre Stelle ist eine Kultur des Todes getreten (der konsequenterweise unter Ignoranz aller Fakten ganz im Sinne des neuen Paradigmas absolut vernichtendes Ende definiert wird, um den Menschen auch die allerletzte jenseitige Hoffnung zu nehmen), eine Kultur der Verwüstung, Vergewaltigung und Ausbeutung, die nicht im Mindesten mehr versteht, was der Begriff  „Würde des Menschen“ eigentlich aussagt.

Und so verbreiten sich die Speckgürtel der Städte – auch in der Eifel. Autobahnen und Autokultur machen es möglich – auch der grüne Leistungsträger sucht hier sein eigenes, persönliches Paradies, fernab vom Urnenpöbel, von dessen Konto man so gerne abbuchen läßt (dank an Lisa Fitz für diese schönen Begriffe).

Ja – und hier merkt man dann auch, dass ein politisches Kartellamt nötig wäre, denn in den Speckgürteln formieren sich die überparteilichen Allianzen der Superegos, „die es geschafft haben“  – oder es sich zumindest einbilden und hemmunglos Landfraß betreiben, um sich formvollendet selbst auf größtem Fuße  zu verwirklichen.

Wie glücklich das macht, sieht man an der Verrohung ihrer Kinder und an der Tatsache, dass sie ihr Leben ohne Urlaub überhaupt nicht mehr aushalten: die Krönung des modernen deutschen Lebens ist die totale Flucht vor ihm: so weit wie möglich und so lange wie möglich. Der Urlaubskult wäre ohne den Eigenheimterror undenkbar – und der Eigenheimterror wäre ohne Urlaubskult nicht mehr zu ertragen: obwohl man sein ganzes Leben nach dieser Lebensform gestrebt hat, will man am Ende nur noch eins:

möglichst oft fort von ihr.

Die Elite begrüßt dies aber: je mehr Leute dort gefangen sind, umso geringer ist der politische Widerstand. Sollte er mal wachsen, kann man einfach die Grundsteuer erhöhen und es ist wieder Ruhe im Land.

PS: der Autor dieser Zeilen bekennt sich dazu, dass er alle beschriebenen Wohnformen selbst durchlebt hat. Ich schreibe also aus Erfahrung.

 

 

 

 

 

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