Dienstag, 5.12.2017. Eifel. Erstmal ein persönliches Wort. So langsam entwickeln meine Beiträge hier den Stil von Vorlesungen – ich hoffe, das stört Sie nicht? Ich habe auch nur selten noch Zeit für lange Diskussionen, meine Lebenszeit ist gerade – wegen meiner Krankheit und der meiner Kinder – äußerst knapp. Trotzdem ist es mein innigster Wunsch, den mir möglichen Teil dazu beizutragen, eine bessere Welt aufzubauen. Dafür schaue ich erstmal dahin wo es hakt – bei leichtem Klopfen im Motor oder leerem Tank kauft man sich ja auch nicht sofort einen Neuwagen, sondern schaut erst mal nach, ob es nicht sanftere Lösungen gibt. Das kann manchmal Angst machen – doch ist dies nicht beabsichtigt, noch wäre Angst ein falsches Gefühl, dass sich breit macht. Doch gleich dazu mehr, denn: dieses mal möchte ich einem ganz besonderen Menschen einen Gefallen tun und eine Frage beantworten, die im Vorbeigehen gestellt wurden:
„Du hast die verschiedenen Mythen angesprochen, und ich stimme zu: das Gegeneinander müssen wir irgendwie überwinden. Das grösste Problem ist vermutlich die Angst voreinander. Falls Du mal Zeit hast, kannst Du einmal etwas darüber schreiben? Nicht so sehr aus psychologischer Sicht, sondern aus gesellschaftspolitischer und philosophischer Sicht?“
Ja – den Begriff Mythen … das sei zuvor bemerkt … verwende ich gerne und oft und schon so lange, dass ich ganz vergessen habe, dass er im modernen oft durch den Begriff „Lüge“ ersetzt wird – mein Begriff Mythen enthält tiefe Wahrheiten, die nur auf anderem Wege nicht zu vermitteln sind, unbewiesene Themenkomplexe, die viel Wahrheit enthalten. Natürlich ist die Existenz von Homosexuellen kein Mythos, um mal ein Beispiel zu geben, aber bei der Auseinandersetzung um diese Lebensweise blühen viele Mythen auf – ganz ursprünglich und die Frage: ist das natürlich oder nicht natürlich? Sind wir alle homosexuell und die Homophoben nur viel zu verklemmt – oder ist Homosexualität nur eine Verirrung der Launen, die dazu führen wird, dass alles tierische Leben innerhalb einer Generation aussterben würde? Ich möchte über diesen einen – beispielhaften – Punkt nicht ausführlich diskutieren (auch nicht über die anderen 60 Geschlechter, die Facebook aktuell zur Auswahl anbietet), sondern gleich zu Beginn jene Perspektive benennen, die in all´ jenen Diskussionen zu kurz kommt: wir begegnen uns in diesen Diskussionen nur noch als fragmentierte Wesen, als aufgeteilte Wesen, die auf einen bestimmten Aspekt unserer Lebendigkeit reduziert werden, als wäre dies alles, was uns ausmacht. Viel mehr Frieden hätten wir, wenn wir uns in erster Linie als Menschen begegnen würden.
Nehmen wir einen anderen Mythos, der noch viel mehr Menschen betrifft (ja: in der Tat ist die Gruppe der Homosexuellen verschwindend klein in der Gesellschaft – und es ist schon etwas auffällig, wie viel Zeit und Energie auf die Abhandlung von Sexualpraktiken verwendet wird, die doch – da wird wohl jeder zustimmen – generell Privatsache ist, sofern niemand zu Schaden kommt): der Kampf der Geschlechter, der ewige, große Kampf von Mann gegen Frau – spüren Sie auch beim Lesen dieser Zeilen, wie sich innerhalb von Ihnen schon etwas in Position bringt, wie Sie sich in Reih´ und Glied stellen, um mit „ihrer“ Gruppe in Verteidigungshaltung zu gehen? Sicher – der eine mehr, der andere weniger, aber betroffen davon sind die meisten. Es ist zudem wirklich seltsam, wie manche sich über Transvestiten aufregen, sich aber selbst zu Karneval – da, wo es „erlaubt“ ist – in dümmlichste Gestalten verwandeln, aber nie die Perspektive schaffen, wie heilend das sein kann, Menschen in der Gesellschaft zu haben, die Karneval (also – das ursprüngliche Fest, dass unserer Orgie kontaktloser Geselligkeit vorausging, einem Fest, in dem sich alles umdrehte, was zuvor als normal galt) in den normalen Alltag hineinbringen … wobei es müssig ist zu diskutieren, warum die so sind, wie sie sind: die Freiheit des Menschen ist doch in einer christlichen Gesellschaft höchstes Gut?
Wenn wir uns nur als fragmentierte Wesen begegnen, ist der Konflikt vorprogrammiert: der Arbeiter gegen den Unternehmer und den Arbeitslosen, der Rote gegen den Schwarzen, der Grüne gegen den Gelben, der Christ gegen den Heiden – und nicht zu vergessen: der richtige Christ gegen den Falschen. All´jene – für den anderen jeweils böse Menschen –
Das ist unsere moderne Welt – der fragmentierte Mensch gegen den Rest der Welt, ein Mensch, der sich – ohne großen Widerspruch – als durch einen bloßen Teilbereich seiner Existenzform vollständig beschrieben ansehen läßt – und sich viel zu oft auch als solcher ansieht. Millionen kleiner Inseln, in der jeder für sich … schrecklich einsam ist, dies aber mit dem enormen Getöse kontaktloser Geselligkeit in unterschiedlichsten Formen übertüncht – und sei es durch das hirnlose Blöken politischer Parolen, die er selbst nie hinterfragt hat … hier sehen wir auch umgehend ein Manko der ganzen modernen politischen Welt: anstatt Weise mit eher konservativen oder eher progressiven Visionen, die im friedlichen Dialog den meisten Gewinn für alles Leben herausholen wollen, dabei ihre eigenen Positionen auch stets kritisch hinterfragen und Respekt vor dem Wert des Gegners haben, ist die politische Welt voller Kasperle, die eine seicht geschriebene Rolle im Theater schlecht ausfüllen.
An jenem Inselgefühl war auch die Philosophie der Aufklärung Schuld, hat sie uns doch klar gemacht – nochmal, Plato war damit schon vor 3000 Jahren dran – dass wir durch die Beschränktheit unserer möglichen Dankkategorien (nach Kant sind es nur 12 Kategorien, in die wir Umweltreize sortieren können) und die Beschränktheit unserer körperlichen Sinne (was letztlich Descartes zu dem Schluss brachte, dass nur die Tatsache des Denkens selbst uns dazu bringen kann, zu beweisen, dass wir wirklich „sind“) unwissend und blind, taub und gefühllos in einem völlig unverständlichen Universum herumreisen. Es war aber auch die Philosophie, die uns – von vielen kaum bemerkt – da wieder herausholte. Es war Arthur Schopenhauer, der durch längeres Reflektieren des Zustandes „Mitleid“ erkannte, dass Mitleid unser Zugang zur Welt ist: nur durch Mitleid (und nicht Mitgefühl – was wesentlich seichter und distanzierter ist und nicht zu sofortigen Tat auffordert) können wir in direktem Kontakt mit unserer Umwelt treten, weil wir das Leid der leidenden Kreatur (sein Beispiel war ein Pudel, der Schmerzen hat) tief in uns erkennen und somit mit ihm in gleicher Weise mitleiden – und ergo auch so schnell handeln, als hätten wir selbst einen Dorn in der Haut. Das Mitleid ist die Brücke zwischen allen lebendigen Kreaturen – und die edelste und wahrste Eigenschaft des Menschlichen an sich.
Hört sich irre an, oder?
Nitzsche sah das genau so – nur waren seine Schlussfolgerungen anders: durch Mitleid wurde das Leid ansteckend! Nitzsche starb, als er das Leid eines Pferdes nicht mehr aushalten konnte, das vor seiner Tür geschlagen wurde … war also im Alter wieder natürlich menschlich, bewies quasi durch Tat das Gegenteil seiner Philosophie.
Wir können und dürfen diese Zusammenhänge aber auch anders sehen: als freie Menschen dürfen und können wir jeder Zeit Mitleid – ohne jede großartige gedankliche Reflexion – als zentralen Wert unseres Lebens setzen … einfach so. Gleiches gilt natürlich auch für den Sadismus, jene recht neue Form von Ethik, die auf den Marquis de Sade zurück geht, dessen Name überhaupt erst den Begriff in die Welt brachte. Entscheiden sie selbst: welche Welt wäre Ihnen lieber, wo würden Sie sich wohler fühlen: in einer Welt, in der jedes menschliche Wesen sein Mitleid auslebt – oder in einer Welt, in der jedes menschliche Wesen seine eigene Lebensqual aus Rache an einer bösen Welt an anderen Geschöpfen ausläßt?
Nun – sie haben keine Wahl: Sie leben schon längst in einer Welt, die von den letzteren dominiert wird – und gerade das macht ja Angst – womit wir zur nächsten Frage kommen, der Frage nach der Angst. Angst selbst – oft auch als Feind betrachtet – ist einfach ein natürliches Gefühl, somit erstmal gar nicht zu bewerten. Sie ist – wie Schmerz – ein unangenehmes Gefühl, sicher. Doch Schmerz … ist ein Ausnahmezustand der Nerven, eine Überreizung der selbigen – wie viel Spaß wir ohne Nerven an Sexualität hätten, kann sich jeder vorstellen, auch der Badeurlaub mit Wind und Sonne auf der Haut, hellem Licht und betörendem Rauschen der See würde wie der warme, streichelnde Sand unter unseren Füßen völlig bedeutungslos für uns werden, hätten wir keine Nerven – und niemand würde sich wünschen, bloß wegen der Existenz von Schmerzen alle Nerven aus seinem Körper zu entfernen. Schmerz – ist der Preis, den wir für Nerven zahlen müssen … und zwar nur dann, wenn es Sinn macht: spüren wir Schmerzen, werden wir – wie beim Mitleid – zur Handlung aufgerufen, z.B. endlich mal zum Zahnarzt zu gehen und langfristig gesehen den Zuckerkonsum runter zu schrauben. Und für den Masochisten – also jene Sadisten, die ihren Hass auf Leben gegen sich selbst wenden (oder manchmal einfach schon so gefühllos geworden sind, dass sie lieber Schmerzen spüren anstatt das ewige Garnichts weiter ertragen zu müssen) – ist Schmerz sogar was Sinnvolles.
Und die Angst voreinander? Läßt Sie sich hinreichend damit erklären, dass wir über die Existenz von Sadisten, von „bösen“ Menschen wissen?
Ich habe mal die Edda gelesen, jene Sammlung aus alten germanischen Liedern, Sprüchen und Gedichten, in der mir etwas besonderes begegnet ist: die heilige Gastfreundschaft der Germanen. Jeder war als Gast aufzunehmen – und das in den Zeiten, in denen wir außerordentliche Gewalt und chaotische Zustände vermuten und mit Schaudern dran denken: doch als müder, erschöpfter Wanderer konnten Sie sich sicher sein, niemals obdachlos zu werden, schon in den Zeiten vor Christi Geburt gab es Menschen im „bösen“ Deutschland (jetzt mal absichtlich überspitzt formuliert), die „Menschlichkeit“ (also: die Akzeptanz von Mitleid als obersten, nicht zu hinterfragenden Wert) gelebt hatten – wenn auch gepart mit außerordentlicher Vorsicht vor dem Anderen.
Heute, in der aufgeklärten, zivilisierten Gegenwart … erleben wir so etwas nur noch selten. Wer kriegt nicht gleich Panik bei dem Gedanken, einen Fremden in seine Wohnung zu lassen?
Sicher – manches in Ihnen wird jetzt revoltieren, sich empören, sagen: so einfach kann man das doch nicht sagen – und da haben Sie völlig Recht! Nur: wieviel Wörter soll ich in dieser kleinen Vorlesung noch machen, um die größten Fragen der Menschheit zu beantworten? Ich kann Ihnen sagen: es werden hunderttausende sein müssen – die Sie mit Sicherheit nie lesen werden. Sie müssen mir ja auch nicht auf diesem Weg der Sicht der Welt folgen – was mich aber nicht davon abhält, anderen Menschen aufzuzeigen, dass man den Rahmen, in dem man die Welt deutet, auch anders drehen kann … und darf.
Angst ist eine natürliche Reaktion auf Bedrohung – wie Schmerz. Sie ist an sich nicht zu verteufeln – obwohl es passenderweise auch geistige Strömungen im esoterischen Bereich gibt, die Angst selbst – wie andere „dunkle“ Gefühle – als Feind ansehen und sie uns absprechen wollen … ohne zu merken, dass sie uns damit einen großen Teil unserer Menschlichkeit nehmen, die wir auch brauchen: sofern wir nicht in einer Welt voller Liebe und Mitleid leben (und die gab es schon vor der Existenz des Menschen nicht und wird es auch nach seinem Verschwinden nicht geben – die Energieversorgung diese Planeten ist nun mal kannibalisch: einer frisst den anderen – darüber ist auch noch gesondert zu reden) hilft uns die Angst, wachsam zu bleiben.
Warum ist unsere Angst aber um so vieles größer als die Angst der wilden Germanen?
Dazu gäbe es viel zu sagen: das dörfliche soziale Umfeld gibt einem Menschen im Stamm viel mehr Sicherheit, Hilfe wäre jederzeit vor Ort, der einzelne Gast würde ein Attentat (sofern er es im Sinn hat) nicht lange überleben – sowas könnte man anführen, ich jedoch habe anderes im Sinn: machen Sie einfach mal den Fernseher an, was sehen Sie?
Tausend Krimis auf hundert Kanälen. Die beständige Botschaft – unterstützt durch „Nachrichten“ über übelste Verbrechen jeder Art – dass der Feind des Menschen der Mensch ist. Die Folge? Alle bleiben irgendwann in ihrer Wohnung, denn draußen, ja, draußen: da lauert der Feind. In der Nachbarschaft, auf der Arbeit, im Straßenverkehr. Wenn Sie denen dann noch Szenen vorspielen von der Bestialität der IS und eine Million junger Männer aus diesen Lebensräumen nach Deutschland importieren, dann explodiert die Angst – und der Ruf nach dem starken Führer kommt wieder hoch. Ja – sowas kann man steuern … wie auch eine andere Gesellschaft. Schauen Sie sich mal den Film „Free Rainer – dein Fernseher lügt“ an: dort wird ein Experiment durchgeführt – als Schauspiel – das demonstriert, wie man durch Änderung der TV-Botschaft die ganze Gesellschaft umbauen könnte. Vier Stunden am Tag lassen sich die Menschen mit der Botschaft von der bösen Welt einlullen – noch nie in der bekannten Geschichte der Menschheit waren wir in so zeitlicher, fast allumfassender Dichte der Indoktrination ausgesetzt – flankiert von Radio und Zeitung.
Ach ja – das Böse. Haben Sie noch kurz Zeit? Wirklich – ich wollte nur einem sehr großzügigen und edlem Menschen, der Mitleid beispielhaft lebt, eine Frage beantworten, aber Antworten, die erschöpfend sind, kriegen Sie nicht im Twitterformat.
Ein kurzer Exkurs über das Böse – was in uns die tiefsten Ängste auslösen kann – auch weil die Begegnung mit dem Bösen, wie andernorts schon mal ausführlich dargelegt, viel eher ein Gefühl von Entsetzen und Abscheu ist denn ein rationales moralisches Urteil. Kurz gesagt: es gibt drei Formen davon. Die erste Form ist jene, die wir die satanische nennen würden (obwohl der Begriff völlig falsch ist, aber sei´s drum): die Auflösung des Menschen im – um ein Beispiel zu nennen – orgiastischen Opiumrausch, man kann sie bildhaft mit dem Element Feuer darstellen. Die zweite Form ist jene, die Hannah Arendt bei Adolf Eichmann gesehen und als „Banalität des Bösen“ beschrieben hat – während die feurige Form des Bösen die Auflösung des Menschen beschreibt – zur Not in alle Einzelteile – ist diese Form eher eisig, frostig, schön symbolisiert durch Hochhäuser aus Glas und Stahl, in denen jede Lebendigkeit eingefroren und systematischer Massenmord jederzeit möglich wird (aus banalen, betriebswirtschaftlichen Gründen) – und ja, nebenbei haben wir hier jene Aspekte, die zum Drogenproblem der USA führen – eigentlich jede Großstadt ist so gesehen ein Tempel des Bösen in seinen beiden Formen – der extremen Hitze und der extremen Kälte. Nichte Wärme oder Kälte an sich sind schlimm, nicht Chaos und Ordnung an sich, nicht links und rechts an sich, sondern – ihre Extreme. Darum läuft eine Gesellschaft gut, in der progressive Chaoten mit konservativen Schlipsträgern gemeinsam nach Lösungen suchen, mit denen alle gut leben können – und darum laufen Gesellschaften schlecht, in denen eine der Kräfte die Oberhand gewinnt.
Die dritte Form des Bösen ist weniger bekannt, wir finden sie im ersten Satz der Bibel: Und Gottes Geist schwebte über den Wassern. In jenen „Wassern“ finden wir den Leviathan, nicht Wal, sondern eins jener Wesenheiten, die vor der Erschaffung des Universums das Nichts beherrschten – und sich enorm gestört fühlen durch die Sonnen in ihrer Leere. Es ist die schlimmste, vernichtendste Form des Bösen, die Menschen je erkannt … oder ersonnen … oder erfühlt … haben, doch eine, die einem nur höchst selten begegnet. Das chaotische Böse kann gelegentlich mal einen Menschen aus Zorn und Raserei töten – und dabei sogar Lust empfinden, das aus der Vernunft geborene Böse kann jederzeit mal eine Million Menschen auslöschen – ohne jedes Gefühl – die aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein zu großer Kostenfaktor geworden sind die und Bilanz trüben, aber das Böse jenseits der Schöpfung erfreut sich an Schmerz und Leid, fügt es gerne absichtlich zu und trachtet letztendlich nach der völligen Vernichtung allen Seins; es ist Hass pur … und folge ich meinem aktuellen Lieblingsautor Preparata, so wird die intellektuelle Szene der USA gerade von den Anbetern (und ja: einige von denen beten wirklich und richtig auf einsamen Hügeln zu diesen chtonischen Göttern) jener Form des Bösen beherrscht … was uns einige merkwürdige Abweichungen in der Geschichte erklären kann, die – wenn nur rein aus der Vernunft heraus gestaltet – eine planetare Zivilgesellschaft etabliert hätte. Diese Form des Bösen würde auch – theoretisch gedacht – die anderen Formen vernichten, bildlich gesprochen auch den Satan vernichten, wenn es das könnte (und es ihn gäbe).
Es gibt Menschen, die verschreiben sich diesen Formen des Bösen, preisen sie als höchstes Gut. Warum – nun, da kommen wir in psychologische Bereiche, die wir in diesem Format nicht noch zusätzlich erschöpfend abhandeln können, doch die Begegnung mit diesen Menschen kann Angst erzeugen. Einfach gesagt: wenn führende Politiker strunzdämliche Sätze formulieren wie „wer nicht arbeitet soll auch nicht essen“ oder arbeitslose Menschen als Parasiten und Schmarotzer abgetan werden, wird automatisch flächendeckend Angst erzeugt. Ohne eine gewisse Lust an der Qual von Menschen (Mitbürgern) wäre so ein Gesetzesmonster wie Hartz IV überhaupt nicht denkbar – und alle anderen Formen von Kriegen eben so wenig.
Haben wir nun alle Fragen unserer geschätzten Leserin beantwortet? Ich hoffe: ja. Erschöpfend? Nein – aber ich wollte unbedingt unter 3000 Wörtern bleiben. Einfach mal so – weil diese einfachen Fragen nach der Angst des Menschen vor dem Menschen in Wirklichkeit nicht einfach sind sondern Philosophiegeschichte und Menschheitsgeschichte (was im Prinzip dasselbe ist, bedenkt man, dass Menschen von Werten geleitet werden – leider heutzutage oft völlig unbewusst – die von der Philosophie gesetzt wurden) der letzten dreitausend Jahre betreffen.
Und was man dagegen tun kann?
Nun – manche … tun was dagegen, schaffen eine menschliche Kultur innerhalb des Chaos, jenseits von rechts und links – wie jenes kleine Dorf in Britannien, das sein Schicksal selbst in die Hand genommen hat (siehe: Schlaglichter.at). Das ist möglich, wenn die Menschen den Mythos vom bösen Menschen sein lassen, wenn Konservative sozialistisch werden, um ihr eigenes Dorf zu retten – und Sozialisten aus gleichem Grund mit Konservativen „eine Sache“ machen (und sich effektiver, konservativer Arbeitsorganisation unterwerfen), sich auf ihr Menschsein besinnen und zusammen … ein kleines Wunder schaffen. Und gerade solche Wunder möchten die dunklen Kräfte verhindern und erfinden eine Flut von Kampfbegriffen (wie „Querfront“), um sie im Ansatz zu ersticken. Man wird nicht automatisch rechts, nur weil man mit einem „Rechten“ (der auch von der CDU, der FDP oder den GRÜNEN sowie der SPD …. und aktuell auch den Linken … kommen kann – nicht alle Rechten sind Nazis, in Wirklichkeit ist das nur eine winzige Minderheit) zusammen den Staudamm repariert, der zu zerbrechen und das Dorf zu überfluten droht. Auch hier wird – wie mit den Krimis und Hartz IV – flächendeckend Angst geschürt … vor den bösen, unsichtbaren, überall verborgenen Nazihorden, die nur darauf warten, wieder über die zivile Welt herzufallen.
Und – um ein klares Wort zu sagen: der NS-Staat war ein Staat, der die eisige Form des Bösen bis zum Exzess ausgelebt hat, so wie die IS die chaotische Form des Bösen auslebt (sofern ich den aktuellen Berichten trauen darf); die von der (nichtjüdischen!) Plutonomie gesteuerte Zivilisation jedoch … nun, gehorcht nach Preparata eher der dritten Form des Bösen, die absolute Vernichtung im Sinn hat. Wenn man de Sade verstanden hat, versteht man auch warum: aus Zorn über eine Welt, in der der Tod den eigenen materiellen Reichtum vernichtet.
Und jetzt … habe ich doch über 3000 Wörter gemacht.
Sorry.
Freitag, 9. Dezember. Eifel. Heute, lieber Leser, muss ich Ihnen viel zumuten. Nein – es geht nicht anders: manchmal müssen wir uns einen Moment Zeit nehmen, eine kleine Auszeit aus dem Hamsterrad, um von den kleinen Themen dieser Welt (Krieg, Ausbeutung, Ungerechtigkeit, Ökozid, atomarer Holocaust, Hungersnöte – um nur einige zu nennen) auf die großen Themen dieser Welt zu blicken, Themen, die das ganze politische Leben steuern und Ihnen persönlich im eigenen Leben enge Grenzen setzen, Sie deprimieren, hoffnungslos und kraftlos machen und manchmal sogar – ob eines Anflugs massiver Sinnlosigkeit – in den Suizid treiben, Themen, die letztlich dafür verantwortlich sind, dass Sie sich gegen massives Unrecht gar nicht mehr angemessen zur Wehr setzen können – ja sogar noch nicht mal gegen ihre schlechte Bezahlung, ihre unbezahlten Überstunden oder gegen die Arroganz ihres Chefs vorgehen können und sich weit zurückziehen in ihre kleine Privathöhle, in der sie allein oder in nerviger Zweisamkeit vor sich hinvegetieren, bis das endgültige Ende kommt.
Ich muss heute einmal einen weiten Bogen spannen und sie einführen in die höchsten Künste der Wissenschaft – auch wenn sie gerade mal einen Hauptschulabschluss geschafft haben: Sie können ohne diesen Bogen kein mündiger, demokratischer Bürger werden – oder auch nur ein glückliches, liebevolles, lebendiges Wesen, das jedem Unbill von Außen gelassen trotzen kann … wie es Eigenschaft und Vorrecht allen Lebendigen ist.
Fangen wir an mit einer ganz zentralen Frage: was ist Wahrheit? Nein, die müssen Sie jetzt nicht selbst beantworten, dafür gibt es ja die Philosophie, die Königin der Wissenschaften – die hat das schon lange für Sie erledigt, damit Sie weiter vernünftigen, sinnvollen Arbeiten nachgehen können: Häuser bauen, Brot backen, Wasser schöpfen, Obst sammeln. Die Antworten sind auch seit knapp 2500 Jahren dieselben, einen Fortschritt hat es seitdem nicht gegeben.
Wir haben nur zwei Möglichkeiten, Wahrheiten zu gestalten (ja, wichtige Nebenerkenntnis: wir erschaffen die selbst, die liegen nicht draußen irgendwo herum und warten nur darauf, gefunden zu werden); die eine Möglichkeit ist: wir nehmen nur das als wahr an, was unsere Sinne uns mitteilen. Das ist soweit ganz ok – wenn man im Hinterkopf behält, dass unsere Sinne beschränkt sind und nicht zur Wahrheitsfindung gedacht: sie sollen uns nur dazu befähigen, unseren Körper ungeschadet durch die Natur zu führen, dafür wurden sie entwickelt. Biologische Wesen haben wohl mehr davon, als uns klar ist: manche können Wärmesignaturen ausmachen, andere feinste Geruchsspuren nachfolgen, andere orientieren sich an Magnetfeldern, haben einen „Magnetsinn“, der ein völlig anderes Weltbild hervorrufen würde, als jenes, das wir uns als Menschen basteln.
Die andere Möglichkeit ist ebenso einfach wie bestechend: wir erkennen nur das als „wahr“ an, was unserer Vernunft als wahr erscheint, ganz einfach deshalb, weil wir wissen, wie beschränkt unsere Sinne sind, wie trügerisch und leicht anfällig für Fieberphantasien.
Die erste Methode zur Wahrheitsfindung nennt man Empirismus, die zweite Rationalismus. Merken Sie sich diese Begriffe bitte – sie ersparen Ihnen ein ganzes Philosophiestudium.
Und jetzt kommt das Problem: der Empirismus in reinster Form akzeptiert alle ungewöhnlichen Beobachtungen als wahr. Geister, Ufos, Marienerscheinungen: wenn es genug Menschen gibt (also: zwei bis drei), die diese Wahrheiten beobachtet haben, gelten sie uneingeschränkt als wahr. Ja, uneingeschränkt, denn: wenn wir erstmal anfangen, unsere sinnlichen Wahrnehmungen zu hinterfragen, landen wir ganz schnell in seltsamen Gefilden der Beliebigkeit, die Wahrheitssuche und Wissenschaft unmöglich machen. Für den Empirismus sind Geister (um mal nur ein Beispiel zu nennen) normaler Bestandteil der wissenschaftlichen Welt; Sie müssen sich also nicht als „verrückt“ beschimpfen lassen, wenn Sie – wie der berühmte Psychologe Carl Gustav Jung – mal Erfahrungen hatten, die mit dem gerade offiziell gewünschten Weltbild nicht mehr vereinbar sind: sie hatten nur das Pech, mit Wahrheiten konfrontiert zu werden, die selten sind – aber trotzdem „wirklich“ (allein schon deshalb, weil sie auf Sie „gewirkt“ haben).
Der Rationalismus – als Skeptizismus verstanden – kann mit diesen Wahrheiten nichts anfangen. Zu sehr leidet er unter den Scharlatanen, hat gesehen, was „fromme“ Geisterseher anrichten konnten, wie sie nach Macht über Menschen gierten und hat deshalb den Verstand als oberste Autorität an Stelle der Sinne gesetzt, um allen Unfug auszumerzen. Die Sinne liefern nur groben Unfug, der mühsam sortiert werden muss und durch das Gehirn zusätzlich verfälscht wird, zudem leiden wir darunter, dass unser Verstand nur eine begrenzte Anzahl von Kategorien überhaupt erfassen kann (Farbe, Form, Zahl – und nur einige zu nennen), so dass Welt hinter der sinnlichen Wahrnehmung für uns immer ein unerklärliches Geheimnis bleibt, das wir nie ergründen können. Auch das ist ein – sehr bescheidener, aber funktionierender – Ansatz zur Wahrheitsfindung – und doch führt er uns zu einer Wahrheit, mit der wir uns schwer tun: der Verstand lebt nicht ohne Gott, er kann sich das Universum ohne Gott nicht vorstellen, darauf laufen alle „Gottesbeweise“ hin. Gottesbeweise? Ich stelle Ihnen mal einen vor. Alle Bewegung im bekannten Universum wird von einer anderen Bewegung angestoßen (ja, einfach mal selber ausprobieren – das stimmt schon), ganz am Anfang müssen wir uns deshalb ein Wunder vorstellen: ein Etwas, dass sich rein aus eigenem Willen heraus von selbst bewegen kann, also über dem natürlichen Kreislauf abhängiger Bewegungen steht: so was nennen wir dann „Gott“.
Wir haben also die Wahl zwischen einer Welt voller Geister – und einer Welt voller Götter. Beide sind wahr – soweit wir das beurteilen können. Beides sind wissenschaftlich korrekte Wahrheiten, die allen relevanten Bedingungen von Wissenschaft entsprechen. Und Sie wundern sich jetzt, warum wir trotzdem Menschen in die Klappsmühle stecken, die Geister und Götter in ihr Weltbild integrieren.
Das hat – immer und überall – rein politische Gründe. Hier geht es um Macht und Herrschaft und um das Instrument „Inquisition“, um „angeordnete Wahrheiten“, die die Wahrheiten der Sinne oder des Verstandes dominieren sollen, um Ihren Geist in ein Gefängnis zu sperren: dem besten Gefängnis das es gibt, weil Sie es selbst bewachen. Ja – Inquisition: hier im düstersten Wortsinne – es geht um Folter, Hexenverbrennungen, Waterboarding und alle anderen Instrumente des Grauens, die psychopathische Menschen sich ausdenken können, um andere zu quälen – und man kann sie mit gutem Recht als „krank“ bezeichnen, weil gesunde Menschen an solchen Abscheulichkeiten gar keinen Spaß entwickeln – dafür aber eine zauberhafte Fähigkeit besitzen, die ebenfalls der Wahrheitsfindung dient: die Liebe.
Ja, jetzt denken Sie: jetzt redet der wieder über Sex. Nein, das tue ich nicht, das überlasse ich gerne Wilhelm Reich, dessen Bücher von der Inquisition verbrannt wurden. Ich rede über Arthur Schopenhauer, jenen Denker, der – in meinen Augen – bis heute viel zu wenig geschätzt wird, obwohl er Wunder verbrachte … bei der Betrachtung seines Hundes. Pudel, glaube ich.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sehen, wie ein Hund (nicht Ihr Hund – der ist schon längst ein verlängerter Teil von Ihnen, das gilt nicht!) vor Ihren Augen mit kochendem Wasser überschüttet wird (über die Menschen, die so etwas tun, reden wir später noch). Stellen Sie sich das bitte bildlich vor (oder suchen bei Facebook ein entsprechendes Video, braucht auch kein kochendes Wasser zu sein, da gibt es alle Arten von Abscheulichkeiten) und achten Sie genau darauf, was diese Beobachtung mit Ihnen anstellt, achten Sie auf die Gefühle, die dort hochkommen. Verharren Sie ruhig einen Moment und schauen Sie sie sich an, bitte ruhig und unaufgeregt, denn Sie haben gerade ein Wunder erlebt: in dem Moment, wo Sie das Leid des Tieres wahr nehmen, haben Sie in sich eine Empfindung, die genau dem entspricht, was das Tier empfindet: sie teilen eine Wahrheit, werden in dem Moment „gleichgeschaltet“ mit der inneren Welt des Tieres. Hier tritt die Welt des Empirismus und des Rationalismus in eine größere Welt: in die Welt der Liebe, die eine höhere Kategorie der Wahrheit darstellt und eine wunderbare Botschaft in sich trägt: das Liebe die Schranke zwischen uns und der Welt überwinden kann … und zu „Mitleid“ führt.
Denken Sie ruhig nach: das Leid des Tieres ist nur „in ihm“, unsere Sinne nehmen nur nüchterne Fakten wahr, unser Verstand nur ein „Reiz-Reaktions-Schema“, unsere liebende Seele jedoch: Schmerz und Leid, worauf sie angemessen reagiert: mit Mitleid … und konkreten Taten gegen die Täter.
Was ist nun Liebe? Die höchste Form von Verständnis. Ältere Kulturen als wir sprachen deshalb vom Geschlechtsakt als Akt des „Erkennens“. Die kannten auch noch keine Pornofilme, die in erster Linie unsere Anschauung abstumpfen lassen und unser Gefühl der Liebe vergewaltigen und entwürdigen – ja, soviel tut man sich selber an beim Konsum entsprechender Machwerke.
Liebe kann dazu führen, dass man sein eigenes Leben für das geliebte Objekt gibt: dass kann eine Frau sein, ein Kind, eine Idee, eine Landschaft, ein Tier (wie bei dem Düsterdenke Nietzsche) oder ein Baum – um nur ein paar Objekte für Liebe zu nennen, die durch „Sex“ nicht erreichbar sind. Die Welt der Liebe – von der gelebtes Mitleid nur ein Ausdruck ist – offenbart uns eine um vieles reichere, liebenswertere, lebendigere Welt, vor allem eine Welt, der wir aufs Innerste verbunden sind, wo wir den „Großen Geist“ bis ins tiefste innerste unseres Seins erfahren können und zu die beglückendsten Erfahrungen sammeln, zu denen Menschen überhaupt in der Lage sind: darum nennt man ja „Religion“ zurecht „Opium fürs Volk“ … was aber nur der kritisiert, der Volk als Kanonenfutter zur Durchsetzung eigener Revolutionen braucht und sie deshalb möglichst hungrig und unglücklich halten möchte.
Sie merken: wir kommen zum nächsten Thema – dem Tod. Ja – da kommen wir nicht drum herum, wir waren ja gerade schon da, bei Menschen, die mutig ihr Leben riskieren, um die Objekte ihrer Liebe zu schützen … oder das mitempfundene Leid anderer Wesen (bei Steinen funktioniert das nicht, einfach mal ausprobieren) zu lindern, ja, sogar Revolutionen anzetteln, weil der Liebe selbst Leid zugefügt, das Mitleid mit Füßen getreten wird. Ja – nur „Hunger“ reicht dazu nicht aus: oder werden Sie zornig und wütend, wenn der lange Winter Ihre Ernte vernichtet? Demonstrationen gegen schlechtes Wetter sind mir momentan nicht bekannt, gegen lieblose, deshalb grausame Menschen sind sie im Handumdrehen organisiert.
Tod – ist eine endgültige Wahrheit, womöglich die einzige, die wir haben. Es gibt viele Definitionen zu ihm – empirische oder rationale – doch zu einem letzten Verständnis kommen wir nicht, wir wissen nur eins: er kommt für alle und jeden. Die Reichen fürchten ihn, ist der doch das endgültige absolute Ende ihres Reichtums, die Armen jedoch: begrüßen ihn, ist er doch das letztlich endgültige Ende ihres vielfältigen Leidens, viele der Armen (vor allem jene, die arm an Liebe sind) suchen ihn direkt auf, setzen ihr Ende souverän selbst – souverän und nutzlos, da der Suizid das Leid der Angehörigen deutlich vermehrt, sogar bis ins Unerträgliche steigern kann … wie bei den Eltern des 16-jährigen Mädchens, das sich kürzlich in meinem Umfeld erhängte.
Was ist nun der Tod? Hören wir eine Stimme aus der Wissenschaft (siehe livenet)
„Ganz genau wisse man nicht, was die Bewusstheit ist, berichtet die britische «Sun». Der Physiker Sir Roger Penrose erklärt, dass es sich dabei um ein Informationspaket handelt, das in einem Quant oder auf subatomischem Level gespeichert ist. Der britische Wissenschaftler geht davon aus, dass die Menschen Seelen haben, die nicht mit dem Körper sterben.
Nun sagt Sir Roger von der Oxford Universität, er habe Hinweise gefunden, dass diese Informationen, die in Mikrotubuli in den menschlichen Zellen gelagert sind, den Körper verlasse, wenn dieser stirbt.“
Das ist nur eine von vielen Theorien über die absolute Wahrheit „Tod“. Sie entspricht dem Empirismus (d.h. den in die hunderttausende gehenden Beobachtungen zum Thema „Nahtoderfahrungen“) und dem Rationalismus (der den Menschen letztendlich – wegen der „Vernunft“ als „Kind Gottes“ begreift, dessen göttlicher … „selbst bewegender“ … Funke natürlich nie vergehen kann), wir dürfen diese Theorie deshalb als „wahr“ erachten.
Aber – huch – wo sind wir denn jetzt hier gelandet?
In der Politik.
Und im Herzen der Finsternis: der mittelalterlichen Inquisition, die Wahrheit nicht durch Empirie oder Rationalismus suchte, sondern sie mit Feuer und Folter erzwang. Wir sind direkt bei jenen hochpolitischen Erscheinungen wie „Gwup“ oder „Psiram“ oder „Esowatch“, Inqusitoren einer kleinen beschränkten Sekte, die vor allem einen Meister hat: die Gier nach unendlicher Macht. Ja – sie sind hochpolitisch … aber mangels geisteswissenschaftlicher Bildung wohl ohne Hilfe von Wikipedia nicht in der Lage, den Begriff „Politik“ von sich aus zu definieren.
Der Mensch, der durch ein sehr eingeengtes, durch ein stringent „katholisches“ Weltbild mit absoluter Vernichtung bedroht werden kann, ist leicht zu dirigieren und neigt auch weniger zum Widerstand, darum ist es Aufgabe der „Inquisition“, alles zu bekämpfen, was dem modernen „Katholizismus“ bedrohlich werden kann – hierzu gehört ein mit großer verbaler Gewalt vorgetragenes enges Weltbild (das zwar mit physikalischen Schlagworten argumentiert, aber noch nicht mal im Ansatz die logische Begrenztheit dieser Schlagworte verstanden hat: nur weil wir den Begriff „Magnetfeld“ haben, heißt das nicht, das wir verstehen, was das ist – noch formt dieser Begriff eine Wahrheit: wir haben auch die Begriffe „Troll“, „Odin“ oder „Sumpfhexe“ – verlangen aber von diesen Worten nicht, dass sie aus sich heraus Wahrheiten abbilden, die für alle Menschen gleich gültig sind).
Was ebenso dazu gehört: methodische Schlampigkeit, die nach Belieben zwischen Empirismus und Rationalismus hin- und her springt: Geister ablehnt, weil sie irrational sind, Gott ablehnt, weil er nicht beobachtbar ist. Mit diesern Methodik kann ich die Nichtexistenz der Farbe „Rot“ „beweisen“: alle, die Rot sehen, sind entweder einem Sinnesirrtum unterlegen – oder aber neigen zu einer Geistesschwäche, die ihnen den Glauben an die Existenz von „Rot“ vorgaukelt … jenen, die nicht zu übermenschlich sind wie wir, die wir ja wissen, dass es „Rot“ nicht gibt und deshalb mit guten Recht alle „Rotgläubigen“ verfolgen dürfen.
Ich will auch gar keine detallierte Auseinandersetzung mit den Gwupies starten – dazu fehlt es denen an erkenntnistheoretischem Niveau, sie bewegen sich da eher in den engen Grenzen einer Sekte (und damit im Reich des willkürlichen „Glaubens“ – was ja „Aussteiger“ dieser Kampforganisation schon beschrieben haben (siehe Zeit), außerdem wird das mein geschätzter Kollege Parkwächter schon in angemessener Schärfe erledigen- ich will hier keine Themen klauen.
Mir liegen mehr die Opfer am Herzen, die in den Käfigen moderner Inquisition harren.
Wir haben dazu jetzt einen Grundkurs Erkenntnistheorie absolviert: jener wissenschaftlichen Disziplin, die beschreibt, dass wir uns „Wahrheiten“ mit unseren beschränkten biologischen Möglichkeiten nur annähern können, sie aber nie völlig zu erfassen vermögen.
Wir stehen da jetzt ziemlich blöde da – so ganz ohne Wahrheit.
Dafür haben wir allerdings in der Philosophie auch eine Perspektive, die seit Jahrtausenden oft auch zerredet wird: den „Utiliarismus“ … bzw. den Aspekt der „Nützlichkeit“. Ich mache es einfach: da wir keine absoluten Wahrheiten formulieren können, sollten wir uns jene frei wählen können, die uns – also der Menschheit insgesamt – am Nützlichsten ist. Wir müssen hier konsequent die ganze Menschheit als Wahrheitsschaffer ins Auge fassen – nicht einzelne Sekten wie den Materialismus, den Faschismus oder den Kapitalismus … um mal drei dunkle, inquisitorisch arbeitende Sekten zu nennen.
Was ist also nützlicher? Die Annahme der Existenz einer ewigen Seele, die all´ ihre Erfahrungen in ein unbekanntes Land mit sich nimmt … oder aber die Botschaft von Materialismus, Faschismus und Kapitalismus, dass Sie eigentlich nur ein Haufen geistloser Dreck sind, der – außer einem Nutzen für die Arbeitsfaulheit der aristokratischen Gauleiterkaste – keine Existenzberechtigung hat und nach Belieben ausgelöscht werden darf?
Merken Sie nun, welche revolutionären Dimensionen der Begriff „freie Wahl“ wirklich hat? Und welche – im düstersten Sinne katholische bzw. diabolische – Dimension wir bei den lustigen Kasperlen von Gwup beobachten können, die durch ihre unsozialen (besser gesagt: schmutzigen politischen) Methoden der politischen Auseinandersetzung billigend in Kauf nehmen, dass Menschen sich vor lauter Verzweiflung in den Tod stürzen – Methoden, die eben weit von dem entfernt sind, was wir als „Liebe“ kennen und als verständnisgenerierendes Moment schätzen und eher im Gegenteil – im Hass – verortbar sind, wo man viele Menschen findet, die in ihrem Leben nie Liebe erfahren durften. Nun – es heißt nicht umsonst seit Jahrtausenden: „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“.
Wenn Sie es wollen: ja, dann lebt Ihre Seele ewig und führt sie in ein Universum der Liebe. Und – in der Tat sieht es so aus (würde jetzt zu weit führen) – dass der Besitz einer liebevollen Seele den Übergang in andere Seinsformate („Leben“ würde ich das erstmal nicht nennen) deutlich erleichtert – und vielleicht (momentan noch reine Spekulation auf geringer Datenbasis) sogar Bedingung ist, dass die Existenzberechtigung dieser Seele verlängert wird. Auch diese Wahrheit können Sie bis zum Beweis des Gegenteils ganz wissenschaftlich fundiert für sich in Anspruch nehmen: irren Sie, werden Sie keine Sekunde Zeit haben, sich zu ärgern. Aber das Leben vorher – wird intensiver, gelassener, angstfreier … und vielleicht sogar revolutionärer.
Sie dürfen natürlich auch in dem engen Gwup-Käfig bleiben, einer Welt ohne Liebe, Wunder, Zauber und Ewigkeit: auch das ist Ihre freie Wahl: aber eben auch ihre eigene Verantwortung: wenn Sie gerne ein Haufen toter, lieb- und lebloser Dreck sind – nur zu. Das dürfen Sie!
Allerdings möchte ich Sie gleich vorwarnen: Sie sind dann auch weit entfernt von dem, was Menschen Glück nennen – und wahrscheinlich anfällig für Masochismus und Sadismus. In diesen beschränkten Räumen können Sie auch eine – schmerzhafte – Unterform von Glück erfahren: für einen kurzen Moment eine gewisse Entlastung erfahren, die als solche schon etwas fröhlicher macht: so als würde ein Verdurstender einen Schluck Urin zu sich nehmen dürfen.
Ihre Kokurrenz hingegen … schwimmt in klaren Gebirgsseen.
Auf ewig … getrübt nur durch einen kurzen, winzig kleinen Moment irdischer Existenz. Ich wüßte wohl, was ich da wählen würde.
Dass die dunklen Kulte mit ihren dunklen Matschgöttern momentan viel Macht haben, sollte uns nicht irritieren: es gehört zur Welt dazu, dass das Wetter manchmal schlecht ist und Eiswinde uns herausfordern. Diese Kulte stören jene nicht, die empirisch mit Geistern tanzen … oder rational mit Göttern singen.
Nur jene, die sich ihren Geist von den schmutzigen, unwissenschaftlichen Kultisten besudeln lassen: jenen verhagelt die Dunkelheit das Gemüt, macht sie zu passivem Wahl- und Konsumvieh … das so viele brauchen, um ihrer Gier frönen zu können. Jene sollten aber wissen dürfen …. dass es auch anders geht … und dass es einen guten Grund gibt, weshalb sich hochpolitische Menschen wie John Perkins (Bekenntnisse eines Economic hit man) den schamanischen Traditionen als Gegenmacht zum Imperialismus zuwandten. Sein Handeln – ist hier hochgradig konsequent, anders kann man den dunklen Kulten kaum entkommen, kaum effektives „Refraiming“ betreiben.
Aber genug der Worte: beginnen wir mit dem Denken – und das ist jetzt IHR Job.
Donnerstag, 14.3.2016. Eifel. Bevor wir heute zum eigentlichen Thema kommen, müssen wir ein wenig weiter ausholen: jedoch – dies sei versprochen – mit großem Gewinn für andere Themen. Dies ist wichtig um einen großen Schritt zu verstehen, den wir im 19. Jahrhundert gemacht haben. Kommen wir zum Anfang zu der Frage: was wissen wir von der Welt? Nein – ich frage nicht Google, die mir nur Teile der aktuellen (immer jederzeit für absolut wahr gehaltenen) Theorienbildungen nahebringen könnnen: ich frage SIE! Keine Sorge: ich liefere die Antwort sofort nach, sie ist einfach … wir wissen gar nichts. Ja, wir haben gigantische Theoriengebilde zu allem und jedem im Reiche der sinnlichen Wahrnehmung und können – vielleicht – zum Mond fliegen (mit Nebenwirkungen die unseren ganzen Planeten unbewohnbar machen und unsere Lebensqualität ständig weiter sinken lassen): aber ich sprach ja nicht davon, was mir machen können (ohne auch nur die geringste Ahnung von unserer Umwelt zu haben), sondern was wir WISSEN.
Der Grund dafür, dass wir gerade die Erde vernichten, liegt genau daran, dass wir viel machen – aber nichts wissen, deshalb sterben unendlich viele Arten, entstehen unbesiegbare Krankheiten, Luft und Wasser werden ungenießbar. Wir sind wie ein Kleinkind in der Küche … das auch schon alle Knöpfe bedienen kann – man weiß aber, wie das in der Regel endet.
Wir haben da ein großes Problem, das seit 2500 Jahren bekannt ist. Platon (428 vor Christus – 348 vor Christus) hat das durch sein Höhlengleichnis beschrieben: wir sitzen vor einer Höhlenwand und bewundern die Schatten (und rechnen sie inzwischen perfekt aus), doch die Wirklichkeit liegt im Licht ausserhalb der Höhle. Kant (1724 – 1804) hat das dann konkreter formuliert (wie alles andere auch): wir haben keinen direkten Zugang zur Welt (auch wenn wir uns das noch so sehr einbilden – wie aktuell), wir sind abhängig von a): den beschränkten Sinnen und b): den Kategorien des Geistes. Wir wissen heute schon, dass wir vieles nicht wahrnehmen können, doch das unser Denken uns ebensolche Schranken auferlegt, wird langsam vergessen. Würde unser Gehirn unsere Sinneseindrücke nicht beständig korrigieren: die Welt stünde Kopf (weil das Auge eine Kamera Obscura ist). Somit ist der Geist des Menschen gefangen in einem Käfig – ohne Zugang zur Wirklichkeit.
Soweit: die Geschichte der Philosophie bis … Arthur Schopenhauer (1788 – 1860). Sie glauben, diese Sicht ist unfug? Nun – hätten wir sie nicht vergessen, wäre Umweltzerstörung kein Problem für uns. Wir würden auch auf das Töten von Menschen verzichten – oder ihre Ausbeutung, hätten Respekt davor, Gast in einem Milliarden Jahre alten System zu sein, das ohne uns gut leben kann – wir aber nicht ohne das System. Und Atomkerne würden wir auf keinen Fall spalten. Wir sind aber lieber das zweijährige Kind in Mutters Küche, das sich freut, dass die Herdplatten so schön glühen und die Trockentücher daneben so fein qualmen.
Schopenhauer sah dieses Gefängnis auch – aber er sah auch den Ausweg, wobei er viele Anleihen bei den damals kaum bekannten asiatischen Religionen nahm. Wenn wir ein gequältes Tier sehen – einen Hund, zum Beispiel – dann haben wir die Chance, das Leid des Tieres in uns selbst zu spüren: wir verstehen den Schmerz, als wäre es unserer. Der Schmerz springt geradezu vom Tier über (was Nitzsche dann dazu brachte, das Leid zu meiden: es ist seiner Meinung nach ansteckend) … was uns aus unserer weltanschaulichen Isolation herausholt, weil wir hier einen unmittelbaren Zugang zur unbekannten „Außenwelt“ haben: durch das MITLEID. Durch ein Gefühl. Aus der Erkenntnis, dass Gefühle Wahrheiten fabrizieren können, Gedanken jedoch nur Theorien, haben wir bislang noch nichts gemacht – wo kämen wir auch hin, wenn wir Mystik über Physik setzen würden (was wir bald machen werden, die Physik braucht nicht mehr viel, dann ist sie im Bereich der Mystik angekommen)?
Mitleid ist der große Sinn menschlichen Lebens – soweit wir mit unserem beschränkten Verstand erkennen können. Schade, dass Sie davon noch nicht viel gehört haben. Schade, das Mitleid heute Sozialromantik ist und Mangel an Empathie erwünschtes Leistungsmerkmal. Kein Wunder, dass wir in künstlichen Welten leben, fernab unserer natürlichen Umwelt, die wir nur noch aufsuchen, wenn wir Heilung (also: Urlaub) brauchen, ohne zu erkennen, dass das „Heilige“ (also: das Leben in der Natur) unsere Heimat ist, von der wir mitten in New York, Los Angeles oder Gummersbach am weitesten entfernt sind.
Wundersamerweise kommt aber gerade von dort – aus den denaturierten Städten – eine neue Glaubensrichtung auf uns zu: also, seltsamerweise aus jenen Gebieten, in denen man kaum Begegnung mit wilden Tieren hat: dort tragen die Tiere Menschennamen, wohnen – ganz gegen ihre Natur – in Menschenwohnungen, dienen als Spaßfahrzeuge für Reiter oder in Käfigen als private Sänger für einsame Herzen, der Konzern Disney versorgt uns sogar rund um die Uhr mit völlig vermenschlichten Tierdarstellungen, Tiere, die Auto fahren, Zeitung lesen, Häuser bauen und Debatten führen – schon allein aus diesem Grund wäre erkennbar, warum niemand mehr Donald Duck essen möchte: Disney hat uns gelehrt, dass Tiere unsere Brüder sind, mehr noch – der reichste Mensch der Welt ist eine Ente.
Nun – neu ist die Glaubensrichtung nicht. Sie entstand immer wieder in den Städten der Reichen – die Armen hatten oft nicht die Freiheit der Wahl: sie mussten essen, was gerade da war. Oft genug diente es ja auch der Belustigung der Reichen, Armen Essen vorzuwerfen und sich daran zu ergötzen, wie die pure Gier sie ihn bloße Tiere verwandelte, die schnell fraßen und in sich hineinschlangen, um dem Vernichtungsschmerz des Hungers zu entgehen. Ja, „Tafeln“ gab es schon immer, und immer erfüllten sie den gleichen Zweck: der Reiche wollte demonstrieren, um wie viel besser er ist als der Arme – und da wurde auch Vegetarismus zur Waffe, um die unendliche ethische Überlegenheit des Bessermenschen über den Untermensch zu demonstrieren.
Leider wurde eine lange Diskussion mit einem solchen „Edeltarier“ und dem Autor dieser Zielen gelöscht – wohl von eben jenem, denn der Autor dieser Zeilen – in einem selbst schlachtenden Haushalt am Rande des Ruhrgebietes groß geworden – springt nicht sogleich auf jeden Zug auf, der aus den Penthäusern und Luxuslofts der Innenstädte kommt – oft als Mode, die schnell wieder verschwindet. Was mich stutzig macht – immer wieder neu – ist der ausgemachte Menschenhass, der oft mit dieser Bewegung einhergeht. Er ist nicht unverständlich – wir sind schon eine etwas seltsame Spezies – aber oft einseitig, als wäre der böse Mensch in einem ultimativen Endkampf mit dem guten Tier … einen Kampf, den dieses verliert. Diese Haltung ist so unterschiedlich von jenen Tierfreunden, die ich aus dem Buddhismus und Hinduismus kenne: sie fegen den Weg vor sich, um ja kein Insekt zu zertreten – wäre ganz schlecht für das Karma, schätzen aber den Menschen gleich hoch. Es ist weniger Mitleid, was hier die Handlung anleitet, sondern das Ego, dass auf eine bessere Widergeburt hofft – doch egal: die Tat scheint ehrenwert. Ich wage auch nicht, jenen eifrigen Mönchen zu erzählen, dass sie Millionenfach tierisches Leben vernichten, weil sie ein Immunsystem haben, das Bazillen gnadenlos auslöscht, die uns schaden wollen (wie wir die Raubtiere der Natur ausgerottet haben) und nur jene am Leben lassen, die einen gewissen Nutzen (wie Nutztiere) bringen.
Erst Recht wird es schwierig – vor allem mit dem Bessermenschentum – wenn wir einen konkreten Blick auf die Pflanzenwelt richten: einen Blick, den wir uns kaum erlauben dürfen (siehe Deutschlandradio):
„Forscher vermuten, dass die Wurzeln der Pflanzen ein riesiges, erdumspannendes Kommunikationsnetz bilden. Auch über der Erde können sie weit mehr, als man vermutet: Pflanzen wehren sich sehr geschickt und locken sogar Helfer herbei, wenn ein Tier sie aufzufressen droht.“
Es war Schopenhauer, der als erster das Reiz-Reaktionsschema bei Pflanzen beschrieben hatte – und so nachwies, dass sie nicht nur „Dinge“ waren.
„Lange Zeit sahen Forscher in Pflanzen nicht viel mehr als lebende Roboter, einem sturen Wachstumsprogramm unterworfen. Doch allmählich nimmt die moderne Biologie Abschied vom Bild der Pflanze als passivem Organismus. Grünzeug kann sprechen! Das zeigt das Beispiel der Akazie. Pflanzen verständigen sich allerdings nicht mit Lauten, sondern chemisch, per „Ethylen“.“
Wir stehen hier am Beginn einer neuen Ära: (siehe de.sott.net):
„Blatt für Blatt zupft er den Salat auseinander, schält die Zwiebel und schneidet sie in feine Streifen, die Tomaten werden in grobe Stücke geschnitten…
Was für uns nach einer leckeren Beilage klingt, ist für eine Pflanze womöglich das reinste Horror Szenario. Das lassen zumindest die Forschungsergebnisse der Universität Missouri-Columbia (MU) vermuten. Diese haben die Vibrationen einer Raupe beim Fressen von Blättern mit einem Lasermikrofon aufgezeichnet und eine Acker-Schmalwand, auch Schotenkresse genannt, mit diesen Schallwellen bestrahlt, noch bevor eine Raupe in den Raum gebracht wurde. Die Pflanze reagierte mit Ausscheidungen, welche für die Raupe giftig sind. Diese Erkenntnisse eröffnen ganz neue Welten für die Schädlingsbekämpfung und führen uns auf unbekannte Wege des Verständnisses der Welt, in der wir leben“
Nicht mehr lange und wir müssen uns der seit Jahrtausenden bekannten Erkenntnis stellen: Pflanzen sind lebendig. Haben einen eigenen Geist. Womöglich sogar schon seit Urzeiten weltweites Internet. Und wir können damit kommunizieren (siehe lebensart-magazin):
„Im Wald trifft das kommunikationsfähige Immunsystem des Menschen auf die kommunizierenden Pflanzen. Sie können sich ausmalen, dass dies nicht ohne Folgen bleibt. Das gesundheitliche Potenzial, das bei diesem Zusammentreffen entsteht, ist so groß, dass im Jahr 2012 an japanischen Universitäten ein eigener medizinischer Forschungszweig gegründet wurde: »Forest Medicine « oder »Waldmedizin«. Innerhalb kurzer Zeit begannen Wissenschaftler überall auf der Erde, sich an dieser Forschung zu beteiligen.“
Überhaupt: der Wald – scheint auch nur ein Tier zu sein, ein edles Tier mit der Fähigkeit zu Mitleid(siehe Förster Peter Wohlleben):
„Erstaunliche Dinge geschehen im Wald: Bäume, die miteinander kommunizieren. Bäume, die ihren Nachwuchs, aber auch alte und kranke Nachbarn liebevoll umsorgen und pflegen. Bäume, die Empfindungen haben, Gefühle, ein Gedächtnis. Unglaublich? Aber wahr!“
Auf diese Erkenntnisse reagieren (nach meinen Erfahrungen die meisten) Veganer mit Wut, Zorn und Verachtung: ihr Bessermenschenkonzept ist in Gefahr, die willkürliche Aufteilung zwischen gut und böse zum Zwecke des Machtgewinns über andere Menschen funktioniert nicht mehr, wenn Pflanzen essen nicht mehr fraglos „gut“ ist. Manche jedoch reagieren mit Betroffenheit (und weichen streng logisch auf das Konzept der Lichtnahrung aus) ob der Ausweglosigkeit des Leidens in der Welt – und wieder sind wir bei Schopenhauer. Oder beim Hinduismus, beim Buddhismus, beim Christentum, die uns eine heute fast vergessene Botschaft lehren: entgegen der Anweisung der Bundeskanzlerin Angela Merkel geht es der Welt (und Deutschland) nicht gut, sondern schlecht. Sogar gravierend schlecht. Man hat schlichtweg keine Chance, „besser“ zu sein – es sei denn, man setzt willkürliche Dogmen in die Welt: „fühlende Tiere essen – schlecht; fühlende Pflanzen essen – gut“.
Wer will kann diese Dogmen auch durch „Tragen roter Hüte – gut, Tragen blauer Hüte – schlecht“ ersetzen. Mit viel Zeit und Muße kann man auch den Farben einen großen theoretischen Überbau verpassen – der aus Blauhütern schlechte Menschen macht, was allen sofort klar sein muss, die nicht im Verdacht stehen wollen, selber im Geheimen blaue Hüte zu tragen.
Etwas, was oft in der Debatte übersehen wird: wir Menschen essen – anders als Raubtiere – keine lebendigen Tiere. Wir sind eher Aasfresser. Schlimmer noch: in aller Regel denaturieren wir das Fleisch durch kochen oder braten. Wir sind also kultivierte Aasfresser – und erfüllen als Aasfresser eine wichtige Funktion im Kreislauf des Lebens, wie alle anderen Aasfresser auch. Das Problem ist nur: Aas ist selten geworden in unserer Zeit. Wir produzieren es also selber – und verwandeln uns in eine Kultur des Karnismus (siehe Spiegel), die als „soziale Norm“ definiert wird.
Nur: sie ist keine soziale Norm – sie ist Bestandteil einer Umwelt, die schon karnistisch war, bevor der Mensch auch nur angedacht wurde. Das Essen von Tieren haben wir von der Natur gelernt: die findet das ganz ok. Einfach mal den Wolf fragen – oder den Bären. Oder die Made. Auch der Hai hat dazu eine Meinung. Allerdings essen die wenigsten Tiere ihr eigene Art.
Es ist aber nun gestattet, ein höheres Bild in sich zu tragen, als die Natur vorgibt: soll – so meinen manche – ja geradezu die Aufgabe des Menschen sein, die Natur durch Geist zu überwinden. Aber wo wird dieses Bild durchdacht, dass es realisierbar wird – und nicht nur eine Forderung ist, die der Welt von Disney gerecht wird?
Gesetzt den Fall, wir akzeptieren den Veganismus als politische Bewegung – und verleihen ihm die Macht, seine politischen Überzeugungen umzusetzen: was machen wir dann mit den Milliarden Nutztieren? Freilassen, natürlich. Sollte allerdings dann auch für alle Haustiere gelten. Mangels natürlicher Feinde vermehren die sich unaufhaltsam: Herden von Kühen, Schafen und Schweinen werden die Ernten vernichten (was heutzutage kaum ein Städter begreifen kann, weil veganes Essen ja vom Biomarkt kommt. Der wäre dann allerdings … leer.). Wir kommen dann wieder in eine Welt, die wir schon ziemlich weit hinter uns gelassen haben: in die Welt des Fressens und gefressen Werdens, die auch ohne den Menschen schon Bestand hatte – und die Kuh wird ihrem natürlichen Auftrag weiterhin nachkommen. Grasen, grasen, grasen – und sich pudelwohl dabei fühlen.
Die Menschheit – wird ausgelöscht. Zum größten Teil jedenfalls. Zuerst die Armen, zuallererst deren Kinder. Aber kein Preis ist zu hoch, wenn ein Bessermensch einmal gut sein will.
Irgendwann wird dann wieder ein Mensch kommen, der sagt: wir müssen Verantwortung übernehmen – und zu unserem eigenen Schutz eingreifen. Der wird dann wieder Tiere töten – und überrascht feststellen, dass er deren Materie verarbeiten – sprich: verdauen – kann. Wie nützlich – und gut für die Ernte. Und alles fängt von vorne an.
Wo sind wir nun gelandet? War nicht gerade noch „Mitleid“ gut, nein, sogar: supergut? Und jetzt müssen wir doch die Kuh töten, weil sie unsere Salatköpfe gnadenlos auffrisst? Willkommen in der Realität. Übrigens … kenne ich aus dem letzten Krieg auch Schweine, die Menschen gefressen haben. Also: die Leichen (siehe z.B. N-TV). Wir werden mit denen also ein besonderes Problem bekommen. Ebenso mit Hunden, die – in der Not – auch mal ihre Herrchen essen (siehe News.de). Auf die extreme Gefahr durch denaturierte Hunderudel, die sich nur den Menschen als Nahrung heraussuchen, wurde andernorts schon hingewiesen. Disney – ist halt keine Realität – auch wenn´s schön wäre.
Was schön ist, ist: dass der Mensch sich über die Natur erheben kann. Auch einige Tiere können das. Nur: er ist und bleibt auch Teil von ihr. Das ist unser Fluch – unsere „Vertreibung aus dem Paradies“.
Wollen Sie jetzt eine Antwort von mir darauf, ob Sie weiterhin Tiere essen dürfen? Das kommt ganz auf die Perspektive an – und die müssen SIE SELBST in EIGENER VERANTWORTUNG FREI WÄHLEN!
Sie dürfen sogar vegan leben, keine Frage. Sie dürfen sich allerdings nicht über andere Menschen stellen – und nicht naiv der Frage ausweichen, wer dann für Sie tötet. Ja: irgendwer muss die Ratten aus dem Kornspeicher heraushalten – sonst ist schnell Schluss mit dem veganen Leben. Grausame Welt, oder? Ja – aber nicht unsere. Wir tragen in uns das Bild einer besseren Welt – und das ist ein wertvoller Gewinn, der über die Welt der Materie hinausreicht – und sie im Prinzip bedeutungslos macht.
Viel wichtiger als die Frage danach, ob wir Tiere essen/töten dürfen oder nicht, scheint mir die Frage nach der Grausamkeit zu sein. Hier fand ich den Menschen, der sich unbemerkt an sein Opfer heranschleicht und es mit einem Minimum an Schmerzen tötet immer angenehmer als den Löwen, der die Beute zu Tode hetzt. Doch – bevor Sie jetzt herzhaft in ihr Schnitzel beißen: davon sind wir weit entfernt.
Es gibt Dinge – auch für jene unter uns, die eher dem Raubtier als der Kuh nacheifern – die nicht gehen. Überhaupt nicht. Die sind von der Natur auch nicht vorgesehen – und gelten als krank. Ich meine: die Grausamkeit. Das alte Geschäft des Tierzüchters „ich ernähre Dich zehn Jahre lang, schütze Dich vor Wolf und Tier, Kälte und böser Witterung – und dafür esse ich Dich dann anstatt dass der Löwe Dich erlegt“ gilt schon lange nicht mehr, denn: das, was Sie da essen, hatte schon lange kein Leben mehr. Wussten Sie, dass dieses Tier, dass Sie da zu sich nehmen wollen, bei lebendigem Leibe verbrüht wurde? Ja: viele überleben die Vergasungsmaschine – ein häßlich Ding, in dem mehrere Schweine wie in einer Dose aus Draht in eine finstere Grube voller Gas gesenkt werden, das sie töten soll – aber es nur selten tut. Anschließend geht es dann ins 60-Grad-Bad, wo das Schwein langsam zu Tode gebrüht wird – aus Versehen, wie man mir versichert.
Die Züchtung von Grausamkeit bringt Grausamkeit hervor – die der eigentliche Feind der Menschheit ist. Das ist die Frage, die wir zuerst angehen sollten, weil sie machbar ist. Wir kämen da sehr weit, voran in eine bessere Welt, in der Mitleid Renditewahn schlägt. Auch in eine reichere Welt, in der Pflanzen gleiche Rechte haben wie Tiere .. und wir mit ihnen reden können. Allerdings auch – in eine Welt, die viel Überlegung und Verantwortung verlangt, weil wir sehen werden: auch wir sind Teil dieses Systems, dass aus der gegenseitigen Vertilgung von Substanz besteht. Wir können uns da nicht herausnehmen (es sei denn, mit der naiven, willkürlichen Art, dass wir aus Bambi einen Kumpel machen und aus dem Baum ein immer totes Ding) – und das ist eine große Herausforderung. Vielleicht die größte der Menschheit.
Jetzt haben wir eine weite Reise hinter uns, die uns gezeigt hat, welche vielen Wunder noch auf uns warten, während die „naturwissenschaftliche“ Industrie die Welt um uns herum vernichtet – und auch für viel größere Grausamkeit sorgt, als das reine, natürliche Essen von Fleisch bedeuten kann. Wir haben gelernt, dass „Gefühle“ Erkenntnisinstrumente sein können (was uns in eine märchenhafte Welt entführen wird – dazu später mehr) – sogar die wichtigsten und ehrlichsten, die wir haben. Wir haben gesehen, dass wir Teil eines Systems sind, in dem es normal ist, dass Fleisch des anderen zu essen – und gemerkt, dass uns das nicht zu gefallen braucht.
Nun will ich Sie mit meiner persönlichen Entscheidung konfrontieren: ich töte Tiere. Manche davon esse ich. Ich habe allein hunderte von Mäusen brutal (also: schnell und schmerzlos, die Fallen dazu waren recht teuer) erschlagen, die sich in den Kinderzimmern breit machten (Fachwerkhaus auf dem Land – die wohnten im Gebälk). Lebendfallen zeigten sich als moralisch wertvoll – und praktisch völlig unnütz.
Demnächst werde ich wohl auch größere Tiere töten müssen: niedliche Biber. Freundliche „Umweltschützer“ hatten sie in dem oben abgebildeten Moor ausgesetzt, wo sie keine natürlichen Feinde mehr haben … und meine Lieblingsbäume fällen. Einen nach dem Anderen. Unter anderem meine Lieblingsbirke, der ich immer gern begegnet bin. Wenn hier Freiwillige zur Biberjagd gesucht werden: ich bin dabei. Ganz vorne. Und ich denke: den sollte man dann auch essen, das währe sonst Verschwendung, die mir zuwieder ist. Die Bäume sind wehrlos gegen den gefrässigen Feind – und wird ihm nicht Einhalt geboten (oder er beschränkt sich selbst, was manchmal vorkommt), vernichtet er die Wälder der Eifel. Bis die Natur zum Schutz der Bäume das Raubtier neu erfindet: das kann dauern. Bis dahin muss ich halt das Erbe meiner Väter antreten – und selbst Verantwortung übernehmen. Da ich Bäume sehr mag, erledige ich das auch gerne.
Dienstag, 25.11.2014. Eifel. Schon seit einigen Tagen geht mir durch den Kopf, dass ich gerne etwas über den Frieden schreiben würde. Ja – kitschig, oder? Der Hintergrund ist einfach: mehr und mehr Menschen, deren Sensitivität ich schätze, warnen vor einem Krieg im nächsten Jahr – und ich selber sehe nüchtern und sachlich die Wahrscheinlichkeit einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Russland und den Oligarchien der Nato als sehr hoch – fast unaufhaltsam – an, jedenfalls momentan. Ich weiß: viele Menschen verdrängen das – aber durch Optimismus und gute Laune ist noch kein Panzer, keine Kugel und keine Bombe aufgehalten worden … das wissen nur die meisten in Europa lebenden Menschen nicht, weil sie den zur Beurteilung notwendigen Wissens- und Erlebnishorizont nicht haben.
Ja – unsere Methoden zur Problembewältigung scheinen wie aus einem Märchen zu sein: die Kriege der Welt bewältigen wir mit unserer Fernbedienung – ein Klick und sie sind weg; die Kriege in unserem Leben mit Alkohol – ein Schluck und sie sind weg.
Wie immer, wenn ich um ein Wort kreise, schaue ich in meinen alten Weggefährten: das philosophische Wörterbuch aus dem Jahre 1961: ein sicherer Wegweiser durch die Welt des Geistes – doch was muss ich sehen?
Weder Krieg noch Frieden waren den Begründern des Wörterbuches auch nur einen Eintrag wert. Krieg und Frieden finden offensichtlich im Kontinuum der Philosophie keinen Platz – wie auch: für Plato war der Militärdienst noch unverzichtbar, Pazifismus undenkbar und schier unverantwortlich, man dachte bei der Verteidigung Athens schlichtweg noch nicht mal an die Möglichkeit friedlicher Bewältigung der Konflikte mit dem Angreifer.
Gut – früher, da gab es halt auch Könige. Ein Heer war ein unmenschliches Ding, große Massen an Menschen, die ihren Willen abgegeben hatten, die einem einzigen Herrscher zu Willen waren: war der schlecht gelaunt oder krank, konnte der Heerwurm schnell wie ein Lindwurm ganze Landstriche verwüsten … und mit den selbst willenlosen Bütteln der Monarchie lies sich schlecht diskutieren: hatten sie erstmal ihre Befehle, wurden sie zu unaufhaltsamen Mordmaschinen.
Aus diesem Grund hatten wir mal „Demokratie“ erfunden, damit jeder Mensch seinen eigenen Willen hat und solche Exzesse nicht mehr vorkommen, „Frieden“ sollte dem ganz automatisch auf dem Fuße folgen: ja, versprochen war sogar ewiger Friede.
Wir haben sogar Kriege geführt, um diesen ewigen Frieden zu erhalten: Bürgerkriege in Frankreich und den britischen Kolonien, europäische Kriege gegen die Revolutionstruppen Napoleons (ja – das war nicht nur ein kleiner verrückte Spinner sondern auch der Erfinder des bürgerlichen Gesetzbuches, der die Werte der Revolution für ewig bewahren wollte: wir zehren heute noch von dieser Tat), einen Weltkrieg als „Krieg, der alle Kriege beenden sollte – und im Anschluß daran nochmal ein Krieg, der alle Kriege beenden sollte.
Fast schien es so, als hätte man Recht gehabt: jedenfalls erlebte Europa die größte Friedensphase seiner Geschichte. Klar – es gab noch kleinere Weltkriege (ja – in Korea und Vietnam kämpften nicht nur Amerikaner), aber in Europa war scheinbar Ruhe … bis jetzt.
Scheinbar?
Ja, schauen wir genauer hin … wird unser Leben weniger friedlich. Ein Blick nach Wikipedia kann da sehr helfen:
Frieden (älterer Nominativ Friede, von althochdeutsch fridu „Schonung“, Freundschaft“) ist allgemein definiert als ein heilsamer Zustand der Stille oder Ruhe, als die Abwesenheit von Störung oder Beunruhigung und besonders von Krieg. Frieden ist das Ergebnis der Tugend der „Friedfertigkeit“ und damit verbundener Friedensbemühungen.
Ja – haben wir fast vergessen, oder? „Friedliche Abendstimmung“ oder „friedlicher Sonnenuntergang“ ist aus unserem Sprachgebrauch verschwunden, ersetzt durch Feierabendstreß und Handyterror. „Heilsame Zustände der Stille und Ruhe“ sind in unserem Alltag Vergangenheit – womöglich auch ein Grund dafür, dass wir immer kranker und unzufriedener werden. „Stille“ – jener Zustand, der die Gedanken anzieht – ist selten geworden in unserem Jahrtausend. Wo immer wir gehen, wo immer wir stehen begleiten uns Geräusche, Musik – früher ein seltener und stets willkommener Genuss, der vielen Menschen ein gutes Auskommen bescheren konnte – ist alltäglicher Lebensbegleiter geworden, verscheucht Stille und Gedanken wo immer sie sich zu manifestieren suchen; gleichfalls ist auch die mit der Stille verbundene Ruhe verschwunden.
Doch nicht nur Musik vertreibt den Klang des Friedens – vor allem sind es tausendfache Geräusche der Maschinenkultur, die hart gesottene Keltenkrieger in den Wahnsinn treiben würden: die Kakophonie der modernen Städte käme ihm als Geräuschkulisse finsterter Abgründe vor, in denen teuflischste Unholde unheilige Feste feiern.
Vielleicht hätten die sogar Recht, aus dem Millionen Jahre alten Reich der Stille sind wir hinausgetreten ins Reich des verletztenden Lärms – und finden das ganz normal.
Lauschen wir noch weiter Wikipedia:
In der Sprache deutschsprachiger Juristen ist von Frieden auch im Zusammenhang mit innenpolitischen Auseinandersetzungen (Straftatbestand des Landfriedensbruchs), mit dem Arbeitsleben (Störung des Betriebsfriedens als Kategorie des Betriebsverfassungsgesetzes) und mit dem Schutz des Privateigentums (Straftatbestand des Hausfriedensbruchs) die Rede. Zur Kennzeichnung von Grundstücken, die gegen Hausfriedensbrüche geschützt werden sollen, werden diese oft eingefriedet.
In der Sprache der Psychologie und der Theologie gibt es den Begriff Seelenfrieden (vgl. den englischen Begriff „peace of mind“ oder „inner peace“[1]); diesen sollen Lebende anstreben und Verstorbene auf dem Friedhof bzw. im Jenseits finden.
Klug, oder? Ja – wir sind in mancherlei Hinsicht weiter als die alten Griechen, deren Demokratieverständnis uns auf die Barrikaden rufen würde. Wir sind auch zurecht weiter, weil wir dem Krieg selbst den Krieg erklärt hatten, weil wir gezielt danach suchten, was das Menschenschlachten zwischen Völkern möglich machte, die durch Handel und friedlichem Miteinander viel mehr Wohlstand erreichen konnten als durch Massenverstümmelungen mit oft tödlichem Ausgang (die auch ein Napoleon fürchterlich fand).
„Seelenfrieden“ – wie fern sind wir eigentlich von diesem Begriff? Unendlich weit weg. Menschen, die ihn finden – mehr zufällig als bewusst gewollt – schätzen ihn (seit Jahrtausenden – und zwar weltweit)als das wertvollste Gut auf Erden, doch den meisten anderen hat man schon längst abgewöhnt, an den Begriff „Seele“ überhaupt zu denken: wer in seiner Seele tiefen Frieden trägt, hat keine Bedürfnisse mehr, die die Wirtschaft befriedigen müsste.
Das darf nicht sein, wir haben extra Bedürfnispyramiden entwickelt, die sich endlos steigern lassen und den Menschen beständig weiter vom Frieden mit seiner Seele entfernen.
Wir friedlich aber kann ein Mensch sein, wie „friedfertig“, wenn er von tausenden unkontrollierbarer Bedürfnisse geplagt wird, von denen die allermeisten völlig überflüssig sind? Die Antwort ist einfach: gar nicht.
Ist aber der Mensch nicht friedfertig, ist die Gemeinde, das Volk, das Land nicht friedfertig: wie sollte da Frieden in unsere Leben kommen?
Schonung und Freundschaft sind in der deutschen Sprache die Wurzeln für das Wort Frieden, dort, wo Frieden herrscht begegnen sich die Menschen in Schonung (voller Respekt und Achtsamkeit) und Freundschaft (voller Vertrauen und Hilfsbereitschaft), dort, wo aber der Frieden nicht in den Seelen herrscht, mangelt es im alltäglichen Umgang an Respekt, Verachtung und Ignoranz werden Normalzustand, Misstrauen und Missgunst verbreiten sich, der Mensch wird zum „Ork„.
Trifft das zu?
Ist unser Alltag voller Respektlosigkeit, Verachtung, Ignoranz, Misstrauen und Missgunst? Ich denke da nur an die Agenda 2010, die ein ganz neues Kapitel des gesellschaftlichen Miteinanders geprägt hat und ganze Generationen zu Orks erzieht. Ich denke an die Deregulation der Finanzmärkte, die gutgläubige („friedliche“) Menschen den Haien der Finanzindustrie vorgeworfen haben, an gutgläubige „Riesterer“, die man den Versicherungsvertretern opferte oder an die vielen bankrotten Menschen, die den Anlageberatern der Banken ihre Lehman-Papiere abgekauft haben – oder an die vielen Menschen, die nagelneue Autos mit integrierten Mängeln, Lasagne mit Pferdefleische, Babyfläschchen mit Weichmachern, tödliche Medikamente oder schlichtweg verpestete Luft serviert bekommen … um nur ein paar Alltagserscheinungen zu nennen.
Unser Alltag – ist voller Krieg, der uns die Seelenruhe stiehlt, der uns Ruhe und Frieden nimmt.
Das zu erkennen ist schon ein Wert an sich – denn da wissen wir, wo wir ansetzen können, die Kriegsgeilheit zur Ruhe zu bringen, die aufgeregten Gemüter zu besänftigen.
Landfrieden, Betriebsfrieden, Hausfrieden, Schulfrieden – wir finden zahllose Bereiche, in denen der Krieg zunimmt.
Dient es etwa dem Landfrieden, wenn jetzt der Solibeitrag für den Aufbau Ost zu einem Solibeitrag für den Aufbau West verwendet wird – oder sät das nur wieder weiteres Misstrauen und Missgunst?
Dient es etwa dem Betriebsfrieden, wenn immer mehr ordentliche Arbeiter und Angestellte zu Leiharbeitern werden, die zum halben Lohn ohne Urlaub und Weihnachtsgeld arbeiten müssen?
Dient es etwa dem Hausfrieden, wenn die EU via Dekret bestimmt, dass ich die Glühbirne doch hochgiftigen Sondermüll ersetzen muss, der Staat eine Behörde schafft, die bei Arbeitslosen per Hausbesuch kontrolliert, ob sie sich auch der verordneten Armut hinreichend fügen oder ausländische befreundete Geheimdienste all´ meine Kommunikation überwachen läßt?
Dient es dem Schulfrieden, wenn man die Ausbildung im Interesse jener Wirtschaft immer weiter verkümmern läßt, deren Subventionen die Mittel für genügend Lehrer und dringend benötigte Sanierungen auffressen?
„Frieden“ – ist die Abwesenheit von Störung und Beunruhigung, zur Schaffung und Wahrung von Frieden in allen Bereichen bezahlen wir Millionen von Menschen in Regierung und Verwaltung mit Steuergeldern – doch was tun die?
Sie bringen immer mehr Krieg ins Land, was keiner mehr merkt, weil „Frieden“ eine Untugend geworden ist, ein Makel, wie „Mitleid“ (ein Zustand der Schonung und Freundschaft beinhaltet) ein Wert, dem mit Verachtung begegnet wird.
Das war schon immer so, sagen Sie jetzt?
Machen Sie sich da mal nichts vor. Wir hätten mit dieser Moral die Eiszeit nicht überstanden weder Stämme noch Städte gegründet, keine Staaten geschaffen – ja, wie unsere Gesellschaft mehr und mehr an allen Fronten beweist, ist unsere Gegenkultur schlichtweg noch nicht einmal wirtschaftlich überlebensfähig, obwohl „Wirtschaft“ das zentrale Element der Kulturform „Kapitalismus“ ist.
Wo sind wir da nur hingekommen?
Denken nur ein wenig über Frieden nach – und schon befinden wir uns in einer völlig kriegerischen Gesellschaft, in der es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis es auch wieder zu militärischen Auseinandersetzungen mit anderen Ländern kommt.
Oh – da bin ich zu wenig akurat: es kam ja schon zu militärischen Auseinandersetzungen mit Jugoslawien und Afghanistan – das Prinzip wird schon gelebt. Nur scheint jetzt die Lust größer geworden zu sein, man will das Fleisch des russischen Bären schmecken – wie schon zweimal letztes Jahrhundert.
Eine schlimme Nachricht, könnte sie doch die nukleare Verwüstung ganz Europas nach sich ziehen – wobei ich fürchte, dass die Nato davon ausgeht, dass Russland und die USA auf die atomare Option verzichten, wie das Dritte Reich auf den Gaskrieg verzichtet hatte (trotz prall gefüllter Lager). Leider haben die USA schon einmal gezeigt, dass sie von der nuklaren Option gerne Gebrauch machen – auch und gerade gegen die Zivilbevölkerung.
Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht: wir wissen jetzt, was wir konkret dagegen tun können.
Kontrollieren wir jene Menschen, die wir mit hohen Diäten aus Steuermitteln für die Wahrung des Friedens in allen Bereichen bezahlen, kontrollieren wir, ob sie auch in allen Bereichen die Tugend der Friedfertigkeit leben und vorleben, denn jene Tugend ist die Wurzel der Friedens selbst. Hat der Mensch nicht den Willen und die Absicht, friedfertig zu sein, wird Europa letztendlich nur aufgrund dieser Einstellung zum Leichenhaufen.
Ach ja … der „Wille“.
Den haben wir auch schon vergessen? Durch den Willen werden Plan und Absicht zur Tat – dass wusste man früher … heute zieht die Formulierung dieser einfachen Beschreibung menschlicher Schaffenskraft schon den Verdacht nach sich, man würde wieder eine leichte Verschwörungstheorie formulieren … dabei ist die Erkenntnis im Prinzip erschreckend einfach: ALLE Erscheinungen innerhalb der menschlichen und von Menschen gestalteten Welt werden durch ENTSCHEIDUNGEN manifestiert – da wirkt kein Wunder, kein Geist, kein Gott (nein – auch nicht seine Form als „Zufall“), und diese Entscheidungen werden von Willen und Absicht gesteuert, wobei der Wille die Durchsetzungskraft beschreibt – und die Absicht das Ziel.
Verhungert also ein Arbeitsloser in seiner kalten Schimmelbude, erfriert ein Obdachloser bei Minustemperaturen, stirbt ein Arbeitnehmer an Erschöpfung – so ist das das Ergebnis menschlichen Willens: immer und überall. Verblödet ein Volk infolge der Überflutung mit geistigem Sondermüll, der in allen Sendeformat Missgunst, Verachtung, Respektlosigkeit, Ignoranz und Misstrauen als lebensnotwendigen Normzustand predigt, so ist das kein Zufall, sondern das konkrete Ergebnis von Entscheidungen FÜR Sendeformate, die diese Botschaften enthalten.
Das will nur keiner mehr hören, weil es mit Verantwortung zu tun hat und nach Taten schreit.
Friede kommt durch friedfertige Menschen in die Welt, die friedfertig (fertig zum Frieden) sind, weil sie es so wollen.
Es ist der Wille, durch den wir frei von Bedürfnissen werden – darum ist die Schwächung menschlichen Willens vorrangiges Ziel der Konsumgesellschaft – und so entziehen sie der Friedfertigkeit ein wichtiges Element.
Wissen Sie, was mein philosophisches Wörterbuch zu dem Willen sagt?
„Der Wille kann sich nur auf (subjektiv) Wertvolles richten (das Böse zu wollen vermag nur der „Satan“)“ (zitiert aus Philosophisches Wörterbuch, 20. Auflage, Alfred Kröner Verlag Stuttgart 1978, Seite 731).
Ja – so war man 1961 noch drauf – dort erschien die Erstausgabe dieses Wörterbuches. Zu der Zeit konnten sich die meisten Menschen noch an die Gräuel des Krieges erinnern und wussten, dass der Wille allein zwar immer das Gute will – aber nur das, das der Einzelne als gut empfindet. Mag er keinen Juden – so kann das auch fürchterliche Folgen haben.
Gut zu sein – reicht nicht für Frieden. Gut sind alle. Ja – ich denke da besonders an die Grünen.
Für Frieden – muss man friedfertig sein: und das ist eine einfache Sache der Entscheidung, des Willens und der Absicht.
Und wenn jetzt Krieg kommt – der große, heiße, die endgültige Erfüllung all der kleinen Kriegsgelüste in Land, Haus, Schule, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – so wissen wir, dass er Aufgrund von Entscheidungen und Absichten (die den Tätern wie immer gut erscheinen) kommen wird … und wir können daraus die Lehre ziehen, demnächst Menschen einfach zur Friedfertigkeit anzuleiten, anstatt ihre natürliche Ruhe und Stille zu stören.
Wir können damit aber gerne schon Morgen beginnen …
Mittwoch, 1.10.2014. Eifel. Man kommt um dieses Thema nicht herum – und es ärgert mich etwas, das ich nicht einfach drum herum komme. Das hat auch einen Grund: ich halte mich nämlich für den Erfinder des Begriffes „Gutmensch“. Ich kann das auch Belegen, denn mir sind die leibhaftig begegnet, ich habe sie wachsen und groß werden sehen, mich haben sie vom ersten Augenblick angeekelt und ich kannte sie schon von früher: in Kirche und staatlicher Philosophie gibt es sie zu Hauf – mit riesigen Schäden für die „frohe Botschaft“ (man schaue sich mal die Herren im Vatikan genauer an, dann sieht man, wie froh die Botschaft macht) oder auch die Kunst des Denkens (die in alten Zeiten die Menschen so fasziniert hatte, das sie gerne ihre Freizeit damit verbrachten).
Uns war nämlich klar, dass sich etwas ändern musste in der Welt. 1975 sah es noch übel aus: Terroristen zerbombten das Land, die Wirtschaft begann ihre endlos lange Talfahrt, Atomraketen aller Art zielten auf Deutschland (ja – zum Beispiel die 120 atomaren französischen Gefechtsfeldraketen, die nur bis Deutschland reichten), das Atom erwies sich als zunehmend unbeherrschbar und vor allem merkte man an allen Ecken, dass die Umwelt starb: langsam, aber unaufhaltsam. Allein die Dunstglocke über dem Ruhrgebiet hätte zu den sieben Weltwundern zählen sollen – und den Rhein hätte man so wie er war zur Sondermülldeponie umleiten können.
Es gab also einiges zu tun – und wir haben getan, was zu tun war: Krach auf den Straßen machen, damit auch die Pennbrüder aus der Nachbarschaft merkten, dass hier was nicht in Ordnung war. Versammlungen veranstalten, auf denen man sich informieren konnte, Flugblätter und Zeitungen drucken, um den Meinungsbildungsprozess anzustoßen. Zudem wurden gemeinschaftliche Pläne für gewaltslosen Widerstand entworfen und Utopien entwickelt, die den Menschen Kraft zum anreizlosen Arbeiten gaben und Sinn stifteten, der zu außerordenlichen Arbeitsleistungen verführte.
Es gab auch Sympathien bei der politischen Konkurrenz für den Aktionismus – auch bei Sozialdemokraten und Unionspolitikern war das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer demokratischen Kultur noch da, die Erinnerung an andere Zeiten noch frisch. Man mochte sich politisch zwar nicht – aber das gelebte Unternehmertum forderte auch konservativen Menschen Respekt ab … und klammheimlich freuten die sich auch über die Freiheiten, die die Bewegung ins bürgerliche Leben brachte.
Dann jedoch – kamen die Gutmenschen. Sie waren anders – sahen auch anders aus. Erst kamen Lehrer mit Karottenhosen und ordentlicher Kurzhaarfrisur, 1979 schon voll aufs Parlament gepolt. Garniert wurden sie mit einer Prise Rechtsanwälten, die ebenfalls eine gute Chance auf leistungsloses Einkommen sahen, das sich auf dem Rücken der Arbeit einer Million unbezahlter Aktivisten gut abgreifen lassen konnte. In ihrem Gefolge kamen dann die ersten Voll-Gutmenschen: ihre Ehefrauen. Ganz undemokratisches Gesochse, das vor allem eins wollte: Vorschriften machen. Das richtige Essen, die richtige Kleidung, die richtige Meinung, das richtige Benehmen, der richtige sprachliche Ausdruck, die richtigen Urlaubsziele, die richtige Musik – sie waren groß im Ansagen von dem was angesagt war.
Mein kleiner Einwurf, ob man denn zur Rettung der Welt eigentlich auch mal etwas persönliche Einschränkungen in Kauf nehmen würde – immerhin schien doch der überbordene Verbrauch der westlichen Zivilisation ein klein bischen für einige Probleme verantwortlich zu sein – wurde, gönnerhaft zur Kenntnis genommen: solange man Vorschriften daraus machen konnte, waren solche Einwürfe gerne gesehen – aber klar war: die Vorschriften galten auf JEDEN FALL nur für die anderen. Man selbst war nämlich … anders. Besser. Für einen selbst galten andere Regeln, weil man ja ein Vorschriftenmacher und Ansager war – und ich merkte: der alte Herrenmensch war wieder zurück – in aller Pracht und Herrlichkeit.
Ich nannte sie „Gutmenschen“ – und zwar das erste Mal 1984. Das jetzt dass strohdoofe rechtsradikale Gesochs diesen Begriff für sich vereinnahmt, ist mir zutiefst zuwieder – und megapeinlich. Ich bestehe aber darauf, dass es MEIN Begriff ist – und lasse ihn mir nicht nehmen.
Was zeichnet solche Gutmenschen aus? Schon Arthur Schopenhauer hatte sie unter den staatliche alimentierten Philosophen ausfindig gemacht: sie leben VON der Philosophie, nicht FÜR sie … ebenso wie die Kirchen VON der Religion leben, und nicht für sie.
Sie greifen sich Themen, die Macht, Einfluss und freien Griff in die Staatskasse versprechen und machen sie zu den ihrigen – haben aber nicht im Ansatz begriffen, WARUM man eigentlich diese Themen vertritt. Wozu auch? Wichtig ist, dass die Themen im Sinne der eigenen Machtergreifung funktionieren. Wer sich etwas Mühe gegeben hätte, hätte 1984 schon sehen können, wo die Grünen dreissig Jahre später stehen: eine Partei der Neureichen dank Staatsgeldern, die üppig verteilt und üppig ausgegeben werden.
Die andere Seite ist jedoch nicht besser, das sei gleich gesagt.
Der humanistische Pöbel, der heute in Wirtschaftskreisen verkehrt und sich über „Gutmenschen“ echauffiert, hat vor allem eins im Sinn: die letzten Spuren des ethischen Formates des christlichen Abendlandes zu verwischen, um die dekadente (und wirtschaftlich erfolglose) Form der spätrömischen Sklavenhaltergesellschaft im Namen einer Maximierung der Rendite für Kapitalanleger erst schleichend und dann gallopierend wieder einzuführen. Menschen ohne Charakter, Menschen ohne Verantwortungsgefühl und Gemeinschaftssinn, Menschen, die aus dem ehrbaren Kaufmannstum eine Abart der Straßenräuberei gemacht haben und die bürgerliche Gemeinschaft samt ihrer lebensnotwendigen Umwelt zugunsten perverser Neureichenphantasien in ihrer Substanz zerstören wollen, regen sich über „Sozialromantiker“ und „Gutmenschen“ auf, ohne zu merken, was sie mit dieser Begrifflichkeit preisgeben:
ihre eigene Offenbarung als degenerierte Raubmenschen, als asoziale „Bösmenschen“, als Barbaren, Lügner, Blender, Heuchler, Schwindler, als Schlitzohren erste Güte und kriminelle Soziopathen der Sonderklasse, die man in anständigen Gemeinschaften umgehend geteert und gefedert zum Stadttor herausgejagt hätte … falle ihnen der Galgen erspart worden wäre.
Ein Beispiel? Denken Sie mal an die Finanzkrise. Ich hätte da ein Zitat, dass sie interessieren wird – aus dem damaligen Nr. 1 – Bestseller in den USA „The BIG SHORT“ von Michael Lewis (Goldmann, Dezember 2011, Fussnote Seite 276):
„Das Geschick von Wallstreet-Händlern, Erfolge für sich zu verbuchen und für Misserfolge ihr Management verantwortlich zu machen, spiegelt sich später bei ihren Firmen wider, die in guten Zeiten die Notwendigkeit der staatlichen Regulierung verächtlich ablehnen, in schlechten Zeiten aber darauf bestanden, dass der Staat sie rettete. Erfolg war eine individuelle Leistung, Scheitern ein gesellschaftliches Problem“.
Wir haben es hier mit einer ganz besonderen Abart menschlicher Schmeißfliegen zu tun, die den bequemsten aller Wege gehen: Geschäfte machen auf Kosten anderer. Es geht hier nicht um kreative, leistungsstarke Unternehmertypen, der aus dem Nichts heraus ein kräftiges Unternehmen aufbaut, sondern um den Kapitalsöldner (den es auch als Journalisten, Nachrichtenmoderator, Anwalt, Lehrer, Professor und in sonstigen, vielfältigen Erscheinungsformen als Schmarotzer einer zuvor gesunden Volkswirtschaft gibt), dessen größte Leistung darin besteht, andere zu übervorteilen. Gelingt es – spielt der den Held. Misslingt es, ist er schnell das arme Opfer böser Umstände, jammert in seinem 10000 Dollar-Anzug über die Schlechtigkeit der Welt, die Bösartigkeit der Gutmenschen, denen sauberes Trinkwasser lieber war als sein Profit.
Natürlich sind ihm die „Gutmenschen“ ein Dorn im Auge – und zwar beide Typen, die einen, die so tun als ob, weil Klima gerade Fördergelder bringt – und die anderen, die aus einem urmenschlichen Gefühl heraus handeln – einem Gefühl, dass uns geholfen hat, die Welt jenseits der Baumwipfel zu erobern: Mitleid.
Ja – ist heute schon fast ein Fremdwort, oder?
Die Existenz von Mitleid sicherte dem mutigen Jäger den geschützen Stammeshafen, in dem er sich von seiner Jagd ausruhen konnte (und lieb bekocht wurde, bevor alle Beute vergammelte), es sicherte der Mutter die Versorgung des Kindes auch im Falle des Todes des Kindsvaters, es gab alten und kranken Menschen die Sicherheit, Geborgenheit auch in Zeiten der Not zu erhalten: aus dieser gemeinschaftlichen Basis, aus dieser humanen Sicherheit heraus konnten starke Charaktere hervorgehen, die Enormes zu leisten in der Lage waren, was über die Kräfte normaler Menschen weit hinaus ging: Albert Schweizer, Ganhdi oder Mutter Theresa sind nur ein paar bekanntere Beispiele, die sogar in unseren modernen Zeiten überleben konnten – im Prinzip brauchen aber alle Forscher, Händler, Entdecker und Erfinder solche Häfen, weil sie sonst vor lauter Beeren und Bären sammeln zu nichts kommen würden.
Ja – auch diese bekannten guten Menschen sind den Bösmenschen ein Dorn im Auge – weil sie durch ihre TAT demonstrieren, dass ein Leben im Guten Sinn macht und Freude verbreitet – vor allem Freude bei den Mitmenschen, und dadurch auch bei einem selbst – sofern man überhaupt noch empfindungsfähig für die Freude anderer Menschen ist.
Was unterscheidet nun die beiden Arten von Gutmenschen voneinander?
Gott sei dank ein einfaches Faktum: Liebe.
Ein Leben im Guten ergibt sich allein aus der Liebe heraus, sie läßt uns aufmerksam werden, sie sorgt dafür, dass wir faire Preise anbieten, volkswirtschaftliche gesunde Löhne zahlen, die Produkte so solide und zuverlässig wie möglich gestalten (anstatt Müll mit vorprogrammiertem Verfallsdatum zu konstruieren), hier hat die gute Kaufmannsehre ihren Platz: für die Raubritter der ungezügelten Marktwirtschaft ein Fremdwort – und ein Beutehemmnis.
Am meisten Gewinn macht man halt immer noch, wenn man für Arbeit nichts zahlt und die Produkte so minderwertig wir möglich gestaltet, aber die Preise anstronomisch in die Höhe treibt – oder?
Das ist äußerst asozial, wird aber von Sozio- und Psychopathen als geil empfunden.
Liebe bringt uns dazu, mit Kunden und Mitarbeitern ein optimales Kommunikationsverhältnis zu gestalten, unser Bestes bei der Produktion und Perfektion der produzierten Güter und der geleisteten Arbeit zu geben – und selbstverständlich immer ein Auge auf den ökologischen und ökonomischen Gesamtrahmen zu werfen, in denen wir uns perfekt zum Wohle des Ganzen einfügen.
Der Soziopath handelt anders (siehe DiePresse):
An der Stelle ihrer Seele klafft ein Loch: „Was Soziopathen fehlt, das ist etwas, das ihr Leben mit Sinn und Herzenswärme erfüllt“, schreibt die amerikanische Psychologin Martha Stout in ihrem Buch „Der Soziopath von nebenan“.
Soziopathen sind Menschen, die ihr Spiel mit anderen Menschen treiben. Als Kinder quälen sie Tiere und als Erwachsene schrecken sie vor sexuellen Übergriffen nicht zurück. So berichtet Stout etwa über einen skrupellosen Geschäftsmann, der Familie wie Geschäftspartner gleichermaßen hintergeht und ausnützt
Und wer ist heutzutage ein Soziopath?
Jemand, der einen Gutmenschen für ein Geschäftshemmnis hält – und einen liebenden Menschen für krank.
Und was war das, was uns damals auf die Straße getrieben hat?
Liebe.
Die Liebe zur demokratischen Gesellschaft, die Liebe zur gesunden, unverdorbenen, blühenden Natur, zu klarem, sauberem Wasser, zum konstruktiven Miteinander, die Liebe zum Menschen und zur Menschheit, zur Kultur und Kunst, die Liebe zu Wohlstand, Sicherheit, Freiheit und Gerechtigkeit … und zum Frieden.
Ganz normale menschliche Werte, ohne die wir den ersten strengen Winter der Eiszeit nicht überlebt hätten.
Ohne Nächstenliebe würden wir noch als Schimpansen auf dem Baum sitzen und uns gegenseitig mit Kot bewerfen … und wenn ich mich so umschaue, dann fürchte ich: wir nähern uns diesem Zustand wieder an..