Ein wunderschöner Morgen. Meine Lunge schmerzt und pfeift (Schweinegrippe, schätze ich mal), ich meide allzuviel Umgang mit den kleinen Menschen im Haus (wg. Schweinegrippe) und suche einfach mal ein paar Wahrheiten über unseren Sozialstaat, die man nicht in den Konzernmedien findet.
Wie immer wird man bei dem letzten Hort der Wahrheit fündig, der Bundeszentrale für politische Bildung.
Also, warum die immer noch nicht geschlossen worden ist, verstehe ich nicht. Ich traue mich kaum noch, bei denen nachzuforschen, denn die sagen immer was ganz anderes als die Bertelsmannstiftung. Vielleicht sollte man die bpb einfach ein Bertelsmann verkaufen, damit alle wieder mit einer Stimme sprechen.
Aber kommen wir zur Sensation des Tages: die Arbeitslosigkeit, medial ein gewaltiges Thema, das dem Mittelstand fürchterliche Angst macht, haben wir voll im Griff.
Einfach mal nachschauen.
http://www.bpb.de/wissen/6T3K3W,0,0,Sozialleistungen_%96_Entwicklung_der_Ausgaben.html
Die Kosten für Arbeitslosigkeit entwickelten sich zwischen 1995 und 2006 rückläufig und zwar um
MINUS 34,8 %.
Gleichfalls stieg der Bruttoinlandsprodukt um
Plus 25,6 %
Ausgaben für Sozialhilfe? Rückläufig, und zwar um:
Minus 23,2 %.
Ausgaben für Wohngeld?
Minus 60,4 %
Nun, Kindergeld ist seitdem gewaltig angestiegen. Ob jeder Besserverdienende auch noch durch Kindergeld subentioniert werden muß, sollte man sich noch mal gut überlegen. Vielleicht … nicht in voller Höhe des Satzes für alleinerziehende Mütter und Väter – wäre mal so eine Idee.
Nun, was die Arbeitslosen und das Sozialbudget angeht, können wir uns beruhigt zurücklehnen. Aber:
Entwarnung kann man nicht geben, denn erneut machen sich Pharmaindustrie und Ärzteschaft auf den Weg, das Sozialbudget aufzublasen wenn nicht sogar zu sprengen … wie schon die Jahre zuvor.
http://www.bpb.de/wissen/I4WOAW,0,0,Sozialbudget.html
In der Krankenversicherung führten höhere Honorar- und Arzneimittelkosten (auch in Folge der Anhebung der Mehrwertsteuer) zu höheren Leistungen. Auch in den Jahren 2005 und 2006 waren die Leistungen der Krankenversicherung gestiegen, und zwar durch höhere Krankenhausleistungen und gestiegene Arzneimittelkosten. Dagegen sind die Leistungen in der Arbeitslosenversicherung aufgrund der Entwicklung am Arbeitsmarkt deutlich zurückgegangen. Dies gilt auch für die Grundsicherung für Arbeitsuchende, wenngleich der Rückgang hier geringer ausfiel.
Kurz für BLÖD-Zeitungsleser: Arbeitslose billig – Gesundheit teuer.
Und der Trend hält an:
http://www.jungewelt.de/2009/07-29/026.php
Krankes System
KBV kriegt den Hals nicht voll
Von Rainer Balcerowiak
Vier Milliarden Euro Honorarerhöhung innerhalb von zwei Jahren und somit eine Milliarde mehr als zuvor kalkuliert. Im Jahresvergleich eine durchschnittliche prozentuale Steigerung pro Praxis von 7,4 Prozent.
Aber das ist den Ärzten noch zu wenig. Alles: Sozialbudget. Genauso wie Medikamentenkosten.
http://www.process.vogel.de/management_und_it/qualitaetsmanagement/validierung/articles/169328/
Der Pharmamarkt in Europa wuchs um knapp 16 Prozent auf rund 213 Milliarden Dollar an.
Das alles ist … „Sozialbudget“. Weiß nur keiner. Jeder denkt an kranke Opas und arbeitslose Omas, aber
der gesamte Pharmamarkt ist nichts anderes als „Sozialbudget“. Kann man gar nicht oft genug sagen.
Und so wird dort gearbeitet:
http://www.ksta.de/html/artikel/1247853624102.shtml
Dem Magazin zufolge hatten sie unter anderem an Anwendungsbeobachtungen (AW für Trommsdorff-Medikamente teilgenommen. In einem Formular konnten sie demnach ankreuzen, welche Belohnung sie wollten: Für 5 Patienten gab es einen Flachbildschirm oder einen iPod, für 7 Patienten einen DVD-Recorder, für 12 Patienten einen Jura-Kaffee-Vollautomaten, für 14 Patienten das Navigationssystem TomTom Go, und für 18 Patienten konnten sie auswählen zwischen Laptop, Beamer oder Computer mit Drucker.
Trommsdorff ist ein kleiner Fisch. Aber trotzdem … all die technischen Spielereien finden sich wieder im … genau: Sozialbudget! Letztlich wird das alles vom Geld der Versicherten bezahlt.
Die Arbeitslosen kosten immer weniger, die Pharmamafia immer mehr. Und damit keiner merkt, wohin das Geld wirklich verschwindet, stellen wir die ständig billiger werdenden Arbeitslosen einfach mal an den Pranger, während die niedergelassenen Ärzte und die Pharmamafia ganz groß abräumen.
Krankes Land, oder? Trotz hoher Ärztedichte keine Heilung in Sicht, fürchte ich.
Früher gab es gute Gründe, mit vielen Wehwehchen besser nicht zum Doktor zu gehen, sofern man die Behandlungsmethoden und die unglaublichen Dinge in den großen schwarzen Lederkoffern bedachte. Ob das heute anders ist, wage ich zu bezweifeln, aber die modernen Instrumente glänzen viel schöner als das alte Zeug:
Zu den rechts gelegenen Gerätschaften schreibt Cracked.com:
“If there was a „Doctor Young,“ he apparently believed the body’s nervous system to be an intricate interconnection of roads that allow organs to function in concert – and he was very right about that. What he wasn’t right about was his apparent belief that all of these intricate interconnections of roads lead directly to your asshole, and that all illnesses could be solved by cramming different objects in there.”
Ok, wäre mal eine Werbebotschaft der “Wir leben Liebesmittel”-Branche:
„Kopfschmerzen, da haben wir was für sie!. Rückenschmerzen, dieses Heilmittel passt sich ihren Bedürfnissen an, versprochen…“
Wetten, daß die Schmerzen danach wie weggeblasen sind?
Was das linke Teil macht mochte ich mir erst gar nicht vorstellen. Allerdings als Sujet in einem fröhlichen Steampunk-Doktorspielchen mit dem bösen Doktor (stechender Blick, Schnauzbart, leicht gebückt gehend) und der gequälten Schönheit (lange Haare, weißes Kleid, vor Schmerzen und mit Lederbändern an das Bett gefesselt), dann das unheimliche Geräusch, wenn langsam der Arztkoffer geöffnet wird und die ungläubig und ängstlich geweiteten Augen der Schönheit in Großaufnahme wenn der Doktor mit diabolischem Grinsen “Lawsons Vaginal Washer” aus den Untiefen der schwarzen Tasche zieht… aber ich schweife ab.
Mehr über die maschinellen Vorgänger des Interieurs moderner Arztpraxen gibt es hier: