Mittwoch, 3. Oktober 2018. Eifel. Schöner Tag, oder? Tag der deutschen Einheit – wenn das mal kein Grund zum Feiern ist. Wird ja auch gefeiert: die von Sarah Wagenknecht mit initiierte Bewegung ruft heute zu ersten Aktionen auf. Ich gestehe: ich bin Teil dieser Bewegung, jedoch gesundheitlich momentan mal wieder gar nicht in der Lage, mobil zu sein. Denke aber auch: das ist wirklich was für die Jüngeren unter uns. Dafür kann ich aber möglicherweise einen kleinen schriftlichen Beitrag leisten.
Natürlich – wie unter „Linken“ üblich – gab es erstmal Kritik an dieser Bewegung. Im ständigen Wettstreit um den Titel „Bester Linker des Monats“ befindend, kann man von dieser Gruppierung auch nicht erwarten, dass sie im ersten Moment begreift, dass die Gründung so einer Bewegung, der Aufruf zu so einer Bewegung nicht als persönlicher Angriff auf ihre eigenen gesellschaftlichen Ambitionen auf dem Weg zu den Fleischtöpfen des Steuerzahlers zu begreifen ist, sondern nur ein Aufruf ist, sich zusammenzuschließen angesichts vieler drängender gesellschaftlicher Probleme, die von der Pauschalpolitik augenscheinlich nicht mehr gelöst werden können … oder gelöst werden wollen.
Das vielleicht sogar die willkürliche Spaltung der Gesellschaft zwischen „rechts“ und „links“ als unvereinbare Fronten ein Hauptgrund für die Machtlosigkeit sozialen Denkens in diesem Lande ist, weshalb wir auch überhaupt nicht mehr alle zusammen darüber nachdenken können, ob ein demokratischer Sozialismus – wie Volker Pispers ihn in seinen Auftritten immer mal wieder anspricht – nicht genau die Lösung aller Probleme der Gegenwart wäre. Sehen wir die politischen Positionen mal fernab von Parolengebrüll, so wird ja auch schnell klar, warum eine Gesellschaft konservative und progressive Menschen dringend braucht – und zwar im Zusammenspiel, nicht als Gegner. Konservative, um wertvolle Errungenschaften wie die menschliche Freiheit zu erhalten, Progressive, um die menschliche Freiheit auszubauen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Funktioniert das Zusammenspiel, hat man eine starke, stabile Gesellschaft, die sich mutig allen Herausforderungen stellen kann. Funktioniert es nicht, hat man eine tote Gesellschaft, die entweder am überbordenen Konservatismus erstickt oder in einer grenzenlosen Progressivität aufgelöst wird … weshalb es ja nützlich und sinnstiftend ist, wenn sich die beiden Strömungen gegenseitig – wertschätzend – im Zaum halten. Gut und nützlich jedenfalls für den kleinen Mann.
Doch wir haben andere Zeiten, unversöhnliche Blocks wurden von den Medien geschaffen – mit großer Unterstützung von Wirtschaft und Politik, Blöcke, die so im Alltag unserer Mitmenschen gar nicht zu beobachten sind: auf der einen Seite der „linksgrünversiffte Gutmensch“, auf der anderen Seite der „Nazi“. So definiert – der eine als abgrundtief krank, der andere als abgrundtief böse – ist der Gesellschaftsvertrag einer Demokratie nicht mehr ausführbar. Das freut aber auch eine Gruppe von Menschen, jene Menschen, die auch in Positionen sitzen, um ihre Freude ausleben und beliebig verlängern zu können: die „Elite“.
Auf sie werden ja gerade offiziell Orgien von Lobreden gehalten: Elite sei „Asozial, autonom und stark“, heißt es da – wir übrigen 99 Prozent sind ohne sie rettungslos verloren (siehe Zeit). So degeneriert ist der demokratische Diskurs inzwischen schon, dass wir gewaltige kulturelle Rückschritte machen und künstlich Superhelden aufbauen, ohne die wir uns noch nicht mal die Schuhe zubinden können sollen. Nun: asozial kommt Elite schon daher – wer möchte das in Frage stellen. Autonom ist sie nunmehr gar nicht: ohne die menschliche Pyramide in Konzern, Partei und Verwaltung wäre der Superheld an der Spitze völlig machtlos – und ohne die Kredite der Banken jeder Unternehmer ein Hartz-IV-Abhängiger. Stark sind sie wohl nur aufgrund ihrer Asozialität zu nennen, die Stärke aufgrund der Ausnutzung von Schwächen anderer (meist Kranke, Alte, Frauen und Kindern) simulieren kann – aber alle ernsthaften Auseinandersetzungen von willigen bezahlten Bütteln erledigen lassen.
Die Elite ist nun der eigentliche Kriegsgewinnler in der Bewegung der Spaltung, der Forscher Michael Hartmann führt dazu einiges aus, vor allem beschreibt er ihre im Prinzip sehr geringe Zahl: (siehe Telepolis):
„Sie besteht aus den Personen, die in den wichtigen gesellschaftlichen Bereichen die zentralen Machtpositionen bekleiden. In den meisten Fällen sind sie wie Regierungsmitglieder, hohe Verwaltungsbeamte, Bundesrichter, Chefredakteure oder Topmanager durch Wahl oder Ernennung in das Spitzenamt gelangt. Manchmal verfügen sie aber auch über die entsprechende Macht, weil ihnen große Unternehmen gehören oder Teile davon wie etwa den Quandt-Erben bei BMW oder den Familien Porsche und Piech bei VW. Für die Bundesrepublik sind das insgesamt um die 4.000 Personen.“
Nur 4000 Menschen – die die Hauptverantwortung für den neoliberalen Umbau der ganzen Gesellschaft tragen. Sie sind untereinander exzellent vernetzt, haben viel Zeit, die sie in die Pflege ihrer Netzwerke investieren können, Netzwerke, die es sogar erlauben, ein privates Geburtstagsdinner im Kanzleramt abzuhalten. Schauen sie sich mal die Gästeliste in Ruhe an (siehe Netzpolitik.org), dann können Sie erahnen, wie weit der Filz in dieser Republik schon gediehen ist: da sitzen Mediengrößen, Konzernfürsten, Wissenschaft und Politik einträchtig zusammen – kein Wunder, dass die Gästeliste erst durch Gerichtsentscheidungen einsichtig gemacht werden konnte.
Nun meint Herr Hartmann, dass man sie an ihren Taten erkennen kann – und die Aufrechterhaltung und Förderung der Spaltung läßt diese kleine Gruppe von „Asozialen“ immer sicherer in ihren Sätteln werden. Was tun sie denn so?
Nun – sie statten die Polizei mit Panzerwagen aus. Diese Panzerwagen bekommen Waffenplattformen für schwere Maschinengewehre (siehe DFGVK auf Facebook). Was bitte schön will man mit schweren Maschinengewehren bei der Polizei? Welche Szenarien erwartet die Elite, dass sie solche Investitionen tätigt? Schwere Maschinengewehre leisten guten Dienste bei der Massenvernichtung menschlichen Lebens, die in Gruppen auftreten – jedenfalls aus der Sicht jener, die solche Hölleninstrumente bauen. Aber wo haben wir es im Inneren des Landes schon mit größeren Gruppen zu tun, die sich zusammenrotten? Nun – bei Demonstrationen – zum Beispiel. Sonst fällt mir da nichts weiteres brisantes ein.
Was macht sie sonst noch so, die Elite? Schauen wir uns mal das Migrationsthema an. Migranten sind in Deutschland zur Spaltung immer gut gewesen – meint Volker Pispers in seinem Programm „Bis neulich“, weil dann jemand im Lande ist, auf den der Hartz-IV-Empfänger noch herunterschauen kann … und so die Bürger noch weiter spaltet. Wie wir gelernt haben, haben wir eine Willkommenskultur – jedenfalls an der äußeren Hülle. Schon einen kurzen Schritt weiter überschüttet uns die gleiche Presse, die die Willkommenskultur propagiert, Horrorgeschichten über Morde, Vergewaltigungen und Angriffe auf Polizeibeamte durch eben jene Migranten. Ein Zustand gelebter Schizophrenie (wobei ich dieses Wort hier im allgemeinen Sprachgebrauch verwende, nicht als klinische Diagnose). Doch der Wahn geht noch weiter: während wir in Deutschland dazu angehalten worden sind, das Wort „Neger“ komplett aus dem Sprachgebrauch zu streichen um wirklich supersuperanständig zu wirken, finanzieren wir Massenmorde an „Negern“ im Ausland, schließen sogar Allianzen, die uns Asylanten aus Afrika mit Waffengewalt von der Küste fernhalten. „Neger sagen: pfui, Neger töten: hui“ – so die Devise – für die mein erstes Posting auf Facebook von der Bertelsmanntochter Arvato gelöscht wurde, weil es gegen die Standards verstößt.
Sie wissen doch, worüber ich rede, oder? Über Mali. Da ist kürzlich erst ein schwerer Kampfhubschrauber der Bundeswehr abgestürzt, ein Gerät zur Abwehr von Panzerangriffen. Was machen wir eigentlich in Mali? Nun – sucht man länger in der Flut von Nachrichten, so ist die Antwort nicht schwer zu finden (siehe Spiegel):
„Die EU will Migranten aus Afrika am besten noch auf dem Kontinent stoppen. Deutschland und Frankreich wollen dafür das Militär vor Ort unterstützen – mit Waffen, Munition und Fahrzeugen.“
Lesen Sie sich den Satz am besten mehrfach durch … und stellen Sie sich mal vor, was es für ein Getöse gäbe, hätte dies ein AfD-Politiker in der Theorie gefordert. Die EU ist schon längst viel weiter als die „Nazis“ in Sachsen je denken könnten, die erschießen Migranten einfach vor Ort im fernen Mali – noch bevor die die Küste überhaupt sehen können. Ja, die erschießen die: die von der EU aufgerüstete Sondertruppe ist für willkürliche Erschießungen in Mali verantwortlich, aktuell berichtet der Spiegel über „Massaker“ dieser Truppe in Mali (siehe: Spiegel):
„Mit 100 Millionen Euro unterstützt die EU eine Militäreinheit in Afrikas Sahelzone, die auch Migration eindämmen soll. Doch deren Soldaten ermorden offenbar regelmäßig Zivilisten: die Indizien, die Hintergründe, das moralische Dilemma.“
Ein moralisches Dilemma? Offensichtlich nicht für die asoziale Elite. Aber darum ist sie ja offen asozial.
Wollen Sie mal wissen, was Flüchtlinge so selbst über die Zustände in Deutschland sagen? Über die unerträgliche, überdimensionale Heuchelei der „Elite“? Es gibt da einen Zahnarzt aus Syrien, der sich offen dazu geäußert hat (siehe Cicero), er führt viele Gründe an, warum dieses Projekt der Bundesregierung (dessen Rechtmäßigkeit immer noch umstritten ist) „von Anfang an zum Scheitern verurteilt war“ – weil den Neubürgern suggeriert wurde, sie würden hier gebraucht. Sie braucht aber keiner. Sie kommen mit großen Hoffnungen hier an – in den angeblich reichen Westen – und vergammeln in Containern. Ihren Riesenfrust lassen sie dann an den Schwächeren ab – den Schweinemenschen. Für soziale Wesen nicht schwer zu verstehen, erst recht nicht angesichts der Verherungen, die deutsche Konzerne in Afrika angerichtet haben und weiter anrichten wollen.
Nichts bekannt darüber? Ja – unser Wohlstand wird auf den Rücken von Migranten ausgelebt, die es noch nicht bis nach Europa geschafft haben. Ist ja auch kein Geheimwissen, sogar das ZDF berichtet darüber – ist gibt nur aktuell keine politische Kraft in Deutschland, die diese Informationen noch in Handlungen umsetzen kann, das stoppt ganz schnell der Filz der Elite. Schauen Sie sich mal an, was unser neuer Wurf der Industrie – das hoch gelobte Elektroauto (ein Betrug der besonderen Art, um den man sich nochmal gesondert kümmern muss) – so in Afrika anrichtet (siehe ZDF). Das unglaubliche Elend im Kongo, die nachhaltige Verwüstung der natürlichen Lebensgründe des Landes ist ein Renditefest für unsere Konzerne – und für unsere Elektroautos müssen dort in Zukunft Kinder noch mehr schuften. Unser Elektro-SUV hat blutige, menschenverachtende, umweltvernichtende Komponenten eingebaut – aber die Elite preist es … asozial wie sie geworden ist … oder vielleicht immer schon war … als das Nonplusultra der Konzernkunst an. Irrer geht es kaum – aber das passiert halt, wenn man nur noch über knappe Parolen kommuniziert.
Was sehr unangenehm berührt – um noch mal auf den syrischen Zahnarzt zurückzukommen – ist seine Aussage über das Gesprächsklima in Deutschland, besonders über die einst hoch geschätzte Meinungsfreiheit: er erlebt ein Land mit „heiligen Kühen“, „Tabus“ und „Denkverboten“ – und die Folgen dieser Denkverbote mögen in Zukunft so katastrophal sein, dass die Anschaffung von schweren Maschinengewehren doch im Rückblick weise wirken wird … aus der Sicht der Elite jedenfalls.
Was ist eine dieser heiligen Kühe? Der Islam. Als wäre eine Religion an sich schon heilig. Wir brauchen uns ja nur unsere Eigenen anzuschauen – würden die noch Hexen verbrennen, Kreuzzüge organisieren und ihre rigiden Moralvorstellungen der ganzen Gesellschaft aufdrücken: wir hätten viel zu besprechen … von den massenhaften Missbräuchen an Kindern und den gänzlich unchristlichen Kapitalanhäufungen mal ganz abgesehen. Und wenn ich mir die Sichtweise einer konvertierten Muslima mit kurdisch-syrischen Wurzeln anschaue, dann muss ich sagen: das Pauschallob für alle muslimischen Umtriebe scheint mir weit überzogen zu sein, der unkritische Umgang mit politischen Bestrebungen jener Sekte sogar gemeingefährlich – hier kommt das alte nationalsozialistische Weltbild von „Herrrenmenschen“ (im „Haus des Islam“) und „Untermenschen“ (im „Haus des Krieges“) in neuem Gewande daher … ohne dass sich jemand traut, es beim Namen zu nennen (zum Islam siehe: Cicero). Für die Elite sind die heiligen Kühe jedoch unverzichtbares Trennungsmoment, sie kommt ganz gut klar mit fanatisierten Menschenmassen, die gegeneinander marschieren – Hauptsache, die marschieren nicht auf kurfürstliche Herrensitze zu.
Reden Sie doch mal mit Mitbürgern türkischer Herkunft über den neuen Wind im Lande. Fragen Sie sie mal, wo auf einmal die Kultur der Angst herkommt, die unsere Mitbürger überzieht. Nun – manche werden sicher sagen, die Behandlung der Massenmorde des NSU (aktuell übrigens öffentlich als „nicht politisch motivierte Morde“ eingestuft – siehe Zeit), der Gebrauch von Namen des NSU beim SEK (siehe Spiegel) wären für mich als Bürger mit türkischer Herkunft schon beunruhigend – aber nichts im Vergleich zu dem, was aus dem Reich des Erdogan kommt: ein gewaltiger Denunziationsapparat bedroht alle türkischen Mitbürger, die leicht per Knopfdruck an die Behörden der Türkei gemeldet werden können … was manche schon digitale Gestapo-Methoden nennen (siehe FAZ). Erlebt man dann noch mit, wie Erdogans Schlägertruppe ungestraft Hoheitsrechte der Bundesrepublik Deutschland verletzen kann – wie kürzlich in Köln bei der willkürlichen widergesetzlichen Absperrung einer ganzen Straße mit geklauten Absperrbändern der Polizei (siehe Spiegel) – dann würde ich mir schon zurecht die Frage stellen, ob dieses Land noch in der Lage oder überhaupt gewillt ist, mich zu schützen.
Und für den Schutz – haben wir da nicht den Verfassungsschutz? Hören Sie bitte auf zu lachen, das Thema ist ernst, vor allem, da dieser Verfassungsschutz – ganz offiziell – dieser Republik mehr geschadet als genutzt hat (siehe Zeit). Lesen Sie sich ruhig mal die desaströsen Skandale durch, die da aufgelistet sind … und merken Sie sich vor allem die Warnung der obersten Richter unserer Republik vor dem „präventiven Konformismus, der mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht vereinbar sei“ … jener Konformismus, der 35 Jahre später Alltag in der ganzen Republik geworden ist und hinreichend erklärt, warum es politisch so ruhig einhergeht – trotz immer weiterer Skandale wie die jüngst aufgedeckte Überwachung des Amis Amri – Attentäter in Berlin – durch den Verfassungsschutz (siehe Morgenpost).
Reicht das nun an „Taten der Elite“? Ich kann die Reihe endlos fortführen. Ein paar Beispiele noch? Gut. Wie sieht es aus mit den maßlosen Kosten, die sie dem Steuerzahler ungeniert aufbürden – wie der Herr Gauck (siehe Spiegel), wie sieht es aus mit der illegalen Vergabe von millionenschweren Aufträgen an Unternehmensberatungen (siehe Spiegel) – wobei ich die Einbindung von McKinsey-Personal in militärische Bereiche noch viel besorgniserregender finde als die Mauscheleien um Beraterverträge – und die Tatsache, das der Sohn der Ministerin (siehe Focus) in recht jungen Jahren eine gewinnbeteiligte Person bei McKinsey ist (siehe Linkedin), hinterläßt dabei auch keinen guten Geschmack. „Sterbende Menschen werden nur noch als Material angesehen“ (siehe Focus) – und die Elite ist gerade dabei, die Materialbeschaffung an Menschenteilen auszuweiten.
Noch nicht beunruhigt? Vielleicht, weil Sie noch nichts von den geplanten Präventivangriffen der USA auf Russland wissen, Angriffe, die gerade in Planung sind: Washington droht unverhohlen mit einem Militärschlag auf russische Produktionsstätten, wenn sich Russland nicht den Forderungen der USA beugt (siehe Reuters). Die Elite hat zu diesem Zwecke weltweit Luxusbunker parat (wir berichteten).
Soll ich noch was sagen über Renten, Mieten, Preise, über Qualität von Nahrungsmitteln, die Verpestung der Luft durch Kreuzfahrtschiffe und Urlaubsflieger, die Vernichtung preiswerten Wohnraums durch Hedgefonds, die Massenvernichtung ausländischer Firmen durch deutsche Niedriglöhner, die massive Ausbeutung Afrikas, Asiens und Südamerikas durch deutsche Konzerne, die Ausplünderung der Sozialsysteme in Europa?
Kommen wir nochmal zurück zu unserem Elitenforscher, der klar benennt, dass die Elite jede Veränderung im Lande, die die Verteilungsmechanismen ändern möchte, mit aller Kraft bekämpfen wird (ich weiß jetzt nicht, ob er auch an die Maschinengewehre gedacht hat) – und auch bekämpft. Nach dem Verrat von SPD und Grünen und den immer blasser werden „Linken“ haben die progressiven Kräfte in diesem Land keine Vertretung mehr im Parlament, gehören auch eher zu den Verfolgten denn zu irgendeiner Art von Opposition.
Und angesichts der dichten Vernetzung von Parteispitzen mit der übrigen Elite bleibt jenen Bürgern, die noch mit beiden Beinen auf dem Boden der freiheitlichen-demokratischen Grundordnung stehen, nichts anderes zu tun als noch mal ganz von vorne anzufangen – mit einer außerparlamentarischen Sammlungsbewegung wie „Aufstehen“. Entweder schaffen es die friedlichen, freiheitsliebenden, sozialen, toleranten, konstruktiven, menschenfreundlichen Elemente dieses Landes sich einfach mal gegen die Elite zu vereinen – oder wir bekommen mal wieder die häßlichen Auswüchse des sterbenden Kapitalismus im Endstadium zu spüren, wo „unwertes Leben“ definiert und als „Kosten auf zwei Beinen“ eliminiert wird. So jedenfalls … sehe ich das.
Und angesichts der Notwendigkeit einer solchen Sammlungsbewegung der kleinen Leute (und ihrer paar großen Freunde – die es ja auch noch gibt) gegen eine immer hemmungsloser und asozialer agierenden kriegstreibenden und menschenverachtenden Elite ist mir so ziemlich egal, wer aus welchem Anlass dazu den Anstoß gibt.
150000 Bürger sind schon bei „Aufstehen“ dabei. Vergleichen Sie das mal mit den Mitgliederzahlen der im Bundestag vertretenen Parteien – schon jetzt ist „Aufstehen“ mit großem Abstand zu Grünen, Linken, FDP und AfD nach SPD und CDU die größte politische Kraft in Deutschland … nach nur ein paar Wochen. Ich weiß nun nicht, wie viele Gelegenheiten wir noch bekommen werden, um uns selbst zu organisieren … ich weiß aber, dass ich nicht erleben möchte, wieso wir in diesem so friedlichen Land wirklich Panzerwagen mit Maschinengewehren für die Polizei brauchen.
Und ich denke, eine Sammlungsbewegung aller sozialen Menschen – über alle Parteigrenzen hinweg – ist schon mal ein guter Anfang, die Verhältnisse zu ändern. Und die Werte, für die Aufstehen eintritt – nun, die sind globaler und umfassender Natur, weit über parteipolitischen Alltagsklüngel hinaus … und absolute Selbstverständlichkeiten für ernsthafte Demokraten.
Montag, 21.3.2016. Eifel. Was schlagen gerade die Wellen hoch: die AfD ist in der Wählergunst gewaltig nach vorn gerückt – und das ganz ohne Programm. Na ja – ein wenig war schon da, beschlossen wird aber erst im April. Ich habe da einen Vorabdruck zugeschickt bekommen – allerdings anonym und ohne Garantie auf Echtheit … also nutzlos. Ich habe nur mal schnell drübergeschaut, vor allem interessierte mich der Passus Hartz IV. Wenn das stimmt, was dort steht, dann können sich die Etablierten warm anziehen: dann gibt es Pöstchenwechsel in Deutschland.In der Tat fand ich im schnellen drüberlesen einige Positionen, die auch ich selbst vertrete, manches wird die Demokratie weiterentwickeln – Grund für die Sorge der Elite. Aber vielleicht ist´s ja nur ein Fake.
Nun – gerade deshalb ist diese Elite ja auch so durcheinander. Vergessen Sie den Quatsch mit „Das – sind – alles – Nazis“. Nach der Wahl wird man sehen, wie schnell diese Pseudonazis entnazifiziert und zu guten Freunden werden, dann wird es Koalitionen geben, in „denen man sich annähert“ – und schon ist das Geschrei vergessen … und das nächste Thema wird durchs Dorf gejagt.
Aber bleiben wir doch bei den Fakten: schon Helmut Schmidt wurde in seiner Kanzlerzeit offen gesagt, dass nun die Diktatur der Märkte beginnt und die Zeit der Politik vorbei ist: niemand hat sich seitdem um die konkreten Folgen der Auswirkung der Diktatur der Märkte gekümmert, noch darum welche konkreten Menschen eigentlich hier noch Macht ausüben: die „Reichtumsforschung“ steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Was wir aber merken ist: die Zeit der Politik ist vorbei, die Zeit der Alternativlosigkeit ist gekommen. Die Nichtwähler ziehen daraus ihre Konsequenzen und gehen nicht mehr hin: man wählt ja eh´ nur noch die Büttel des Kapitals. Ist in etwa so brisant, als würde man entscheiden dürfen, welcher Partei der Finanzbeamte angehört, der die Horrorsteuern eintreibt – natürlich nur bei den Armen, nicht bei den Reichen.
Ja – das ist das Geheimnis unserer Zeit, dass alle „Entscheider“ kennen. Ein Wirtschaftsblog aus Österreich beschreibt mit einem Satz des Kernproblem unserer Gesellschaft (siehe blog.arbeit.wirtschaft):
„Die Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen nimmt seit den 1970ern in den meisten wohlhabenderen Staaten zu. Einer der Gründe liegt in der Senkung der einkommens- und vermögensbezogenen Steuern. Während diese beiden Beobachtungen mittlerweile weitestgehend anerkannt werden, so sind die gesellschaftlichen Prozesse, die zu dieser Steuerpolitik geführt haben, bisher unterbeleuchtet. Studien und Umfragen sprechen dafür, dass ein Teufelskreis aus Elitenbildung, Einkommens- und Vermögenskonzentration und unterschiedlichen politischen Einflussmöglichkeiten hinter dieser Entwicklung steckt, den es zu durchbrechen gilt.“
Ich möchte das mal mit einem Bild skizzieren: wir alle kennen die Legenden vom Markt. Die lernen wir in der Schule. In der Mitte ein Dorf, das sich um einen Marktplatz gebildet hat. Drumherum: ein Dutzend freier Bauern, die sich spezialisiert haben, um die Ernteerträge zu effektivieren – der eine macht in Huhn, einer in Weizen, einer in Obst, einer in Fisch, einer in Karotten, einer in Kohl und so fort. Alle treffen sich einmal im Monat im Dorf, wo sich ebenfalls Menschen spezialisiert haben: einer macht in Schuhen, einer in Stoffen, einer in Werkzeugen und vieles mehr. Dort werden die jeweils überflüssigen Waren zum Wohle aller ausgetauscht – und der Wohlstand kommt.
Das war Deutschland früher.
Heute sieht es anders aus. Ein Konzern hat alle Ländereien gekauft, die freien Bauern sind Angestellte. Dem Konzern gehört der Marktplatz, die Geschäfte und die Wohnhäuser im Dorf, wo er durch Mieten schon allein für ein gutes arbeitsloses Einkommen sorgt – von den Patenten (die auch für Saatgut geben soll, der Basis der ganzen Wirtschaft) mal ganz abgesehen. Er allein bestimmt auch die Preise – sein Gewinn (der Gewinn von Wenigen) steht vor dem Prinzip „Wohlstand für Alle“, die freie soziale Marktwirtschaft des Ludwig Ehrhard ist zu einem kaum durchschaubaren Konstrukt von Beteiligungen geworden, gehalten und gelenkt durch die Bank im Ort, die diese Konzentration überhaupt erst möglich gemacht hat, in dem sie einem Lumpen das Geld der Dorfbewohner lieh, damit dieser soziale Notlagen umliegender Höfe ausnutzen konnte, die durch Krankheit, Alter oder mangelnde Erben entstanden. Der Konzernverwalter lädt Bürgermeister, Pfarrer und Lehrer des Dorfes beständig zum Essen ein und beschenkt sie gelegentlich großzügig – natürlich nur, um der Würde ihres Amtes gerecht zu werden. Nebenbei sorgen diese Eliten – deren Kinder priviligierte Lebensläufe geschenkt bekommen – für den Erhalt des Status Quo.
Das ist Deutschland heute.
Natürlich ein verkürztes Bild – aber nur so verkürzt wie das alte Bild vom Markt, dass nie berücksichtigte, dass es immer Großgrundbesitzer gab, die das ganze Markttreiben in der Hand hatten.
Natürlich gibt es in der Realität auch mehrere Konzerne, die in der Öffentlichkeit alle emsig gegeneinander streiten – aber hinten herum geschieht etwas ganz anders: eine Verbrüderung zum Machterhalt, eine Bewegung hin zum absoluten Staat (den wir als Parteienstaat – faschistisch und kommunistisch geprägt – schon kennen gelernt haben, wobei letzterer für den Bürger weniger Angriffskriege zu verbuchen hat und mehr Lebensqualität bereit hält). Hinter den Kulissen bildet sich eine Allianz der Priviligierten, die ihre Milliönchen unangefochten ins Trockene bringen und das System auf tausend Jahre verfestigen wollen: die Wiedergeburt der alten Aristokratie, die sich in zweihundert Jahren wieder vererbare Titel geben wird, die ihren Besitz heiligen sollen.
Eine lange Vorrede, um Sie auf einen entscheidenden Artikel des Manager-Magazins aus dem Jahre 2011 zu verweisen, der auf ein sonderbares Treffen im Jahre 2010 verwies (siehe Manager Magazin):
„Ob Karriereturbo, Kungelrunde oder lockerer Plausch: Geheime Machtzirkel der Wirtschaftselite erleben eine wundersame Renaissance. Ein Blick in die Hinterzimmer der neuen Deutschland AG.“
Geheime Machtzirkel der Wirtschaftselite: klingt wie eine Verschwörung. Wer macht denn da mit?
„Johannes Teyssen (51, Eon), Frank Appel (49, Post), Martin Blessing (47, Commerzbank ), Kasper Rorsted (48, Henkel). So sind folgende Großkaliber dabei: Hartmut Ostrowski (52, Bertelsmann-Chef), Oliver Bäte (45, Vorstand Allianz), Günther Jauch (54, TV-Eminenz), Oliver Bierhoff (42, Fußballmanager). So rundet das Gremium folgender Unternehmsberater ab: der Kölner McKinsey-Direktor Klaus Behrenbeck (43).“
Sie werden sehr überrascht sein, wenn sie lesen, warum die im Hause Bertelsmann zusammen kommen:
„Die Herrschaften sind gern unter sich und einander genug. Nur so können sie interdisziplinär und diszipliniert besprechen, was die Öffentlichkeit nichts angeht, aber gleichwohl bewegt. Schließlich repräsentieren sie rund 280 Milliarden Euro Umsatz sowie zig Millionen Fernsehzuschauer und Fußballfans.“
Ist Ihnen klar, was sie da gerade gelesen haben? Sie werden öffentlich über die Existenz von Geheimgesellschaften informiert, die hinter ihrem Rücken – dem Rücken des Souveräns und Steuerzahlers – Dinge besprechen, von denen das Managermagazin meint, es würde Sie nichts angehen. Wirtschaft, Medien und Sport bilden eine Allianz hinter ihrem Rücken und wollen sich – wie man weiter lesen kann – auch bald einen Minister einladen.
Frank Appel ist übrigens auch ein McKinsey. Ebenso wie Martin Blessing, Chef der durch Staatsmittel geretteten Commerzbank, die besonders dadurch auffiel, dass er mutig gegen die Entscheidung eines Ministers die Begrenzung der Spitzenbezüge um 160 Prozent überschritt – es waren seine eigenen Bezüge, obwohl die Bank noch massiv Schulden beim Staat hatte (siehe Handelsblatt). Auch bei McKinsey: Oliver Bäte. Ostrowski, Teyssen und Bierhoff gehörten zu den 40 „Prominenten“ (also: Adeligen), die den „Energiepolitischen Appel“ unterschrieben hatten, den Aufruf zur Umkehr vom Atomausstieg. Dort trafen sie auf Carsten Maschmeyer (der dem Ex-Kanzler Gerhard Schröder viel Geld für dessen Biografie zahlte), auf Otto Schily, der neben dem Altkanzler Schröder, dem CSU-Mann Peter Gauweiler, dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler zu einer „Kasachstan-Connection“ zu rechnen sind, die mit und für einen Diktator arbeiten (siehe Spiegel). Otto Schily – ach ja: sein Vater war der reiche Hüttendirektor Franz Schily. Er – der Waldorf-Schüler – verteidigte RAF-Bomber und nahm unlängst den Holocaustleugner Horst Mahler in Schutz – Holocaustleugnung als Straftatbestand sollte man überdenken (siehe Zeit).
Das ist jetzt etwas viel Information, oder? Die Sie gar nicht mehr verarbeiten können, weil Ihre Aufmerksamkeitsspanne unter Goldfischniveau gefahren wurde – ein Triumph moderner Technik (siehe engadged), die mit viel Geld unters Volk geworfen wird – ohne irgendeinen Nutzen zu haben. Eine Nebenwirkung ist fortschreitende Bequemlichkeitsverblödung (siehe Focus), die es nicht mehr erlaubt, komplexe vernetzte Informationen aufzunehmen: auch, wenn die lebenswichtig sind.
Wir schweifen ab.
Bleiben wir bei dem Treffen der deutschen Managerelite, zu der ein Ballspieler und ein Komödiant eingeladen wurden. Oder wie nennt man so einen Herrn Jauch? Herr Jauch soll privat sehr nett mit seiner Familie umgehen, hat mir ein Augenzeuge berichtet. Was macht da eigentlich ein Herr Jauch in diesem Kreis – außer, dass er Schwiegermutters Liebling ist. Weiß er nicht, in welchen Netzwerken er dort aktiv wird? Und was wollen die Funktionäre des Geldes von ihm? Nun – ein gemeinsamer Nenner eint sie: dort treffen sich Millionäre. Die Show, die Jauch in Deutschland präsentiert, ist – wie viele andere auch – ein Klon der anglo-amerikanischen Gameshow-Strategen, die heutzutage weltweit für die Förderung der Bequemlichkeitsverblödung sorgen, mitlerweile gehört sie dem Sony-Konzern in Japan (siehe Bundeszentrale für politische Bildung).
Lesen Sie diesen Artikel im Manager Magazin bitte selbst ganz durch (ähnliches finden Sie auch in der Welt, wo man sich über „Deutschlands mächtigste Strippenzieher“ informieren kann – siehe Welt): sie bekommen zwar keinen Eindruck von den Mächten, die heute die Märkte kontrollieren, aber von ihren Angestellten, die die Arbeit der „Märkte“ vor Ort verrichten: Agenten der informellen Geldmacht, sozusagen. Viele – wie Herr Jauch, der sich jetzt von Werbegeldern der Unternehmen ein Weingut gekauft hat, das schon 1805 seiner Familie gehörte – stammen aus Familien, die schon früher „das Sagen“ hatten.
Was Herr Jauch den Millionärsfunktionären der Milliardärskaste berichtet, wird erwähnt:
„Der Millionärstester erklärt dann, wie Medien und Politiker funktionieren. Der Ex-Fußballprofi berichtet vom Umgang mit Drucksituationen und darüber, wie man Teamgeist und Loyalitäten schafft.Bis Viertel vor zwölf quatschte sich die Runde neulich bei Bertelsmann fest. Man fuhr auseinander mit dem Vorsatz, demnächst mal einen Minister einzuladen.“
Der Mann mit dem abgebrochenen Jurastudium erklärt McKinsey und seinen Ehemaligen die Welt der Politik und Medien. Der Mann, der mit dem Ball spielt, sorgt für Teamgeist und Loyalität – was viel Sinn macht, wenn man hier vor Ort – flankiert von McKinsey und Bertelsmann – Kommandogruppen schaffen will, die innerhalb der verblödeten Gesellschaft für Stimmung sorgen, weil sie Schwiegermutters Lieblingsmillionär sind und von McKinsey erfahren haben, wohin die Reise geht.
Das ist übrigens auch bekannt. Technik wird jeden zweiten Arbeitsplatz in Deutschland ersetzen (siehe Welt). Wir haben dann knapp 30 Millionen Arbeitlose, das wird ohne Zugriff auf die Millionärskonten gar nicht zu bewältigen sein. Wäre dann schwierig, die Villa am See für sich allein lange zu halten. Sie wäre ja auch als Erholungsheim für alleinerziehende Mütter besser geeignet gewesen.
Wie viele dieser geheimen Netzwerke gibt es?
Das ist unbekannt.
Wie viele Führungskräfte sind schon so untereinander verwoben?
Das ist unbekannt.
Welche gemeinsamen Werte und Ziele einen sie – außer Atomkraft zu fördern und perverse Mengen an Geld aufhäufen, das woanders an allen Enden und Ecken fehlt?
Wir wissen es nicht.
Aber wir wissen, dass wir ein Problem haben. Ein Soziologe erklärt uns das (siehe 3Sat)
„Wenn Produkte hergestellt werden, entsteht Abfall, und wenn die Produkte nicht mehr gebraucht werden, entsteht noch mehr Abfall. Doch was passiert in dieser Gesellschaft mit den Menschen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der polnisch-britische Soziologe Zygmunt Bauman. Seine These: Die Moderne produziert überflüssige Menschen. Diese werden zu Abfall. Sie sind Verlierer des radikal-ökonomischen Fortschritts.“
30 Millionen Abfallmenschen. Wenn die wählen gingen, würde es nicht mehr steuerbare Veränderungen geben. Womöglich würde man Fragen stellen – und mal genau nachschauen, wieso ein Mann, der mit einem Ball spielt, Millionär wird. Ebenso wie ein abgebrochener Jurastudent – während das Gros deutscher Schauspieler von Hartz IV lebt – wie auch viele Juristen und Geisteswissenschaftler, die man zum Kampf gegen die Wohlstandsverblödung gut brauchen könnte. Man würde der Spur des Geldes nachgehen, den Hintergründen für die weltweite Flut an „Game-Shows“, die man leicht durch Informationsprogramme ersetzen könnte, um wieder Staatsbürger zu bilden – anstatt wohlstandsverblödete Standardwähler, die zu keiner politischen Entscheidung mehr fähig sind und nur noch machen, was Bierhoff, Jauch und ähnliche Agenten empfehlen.
Was sehen wir da im Entstehen? Womöglich eine Kaste, die sich informell als Wirk- und Kampfgemeinschaft formiert, um an der unvermeidlichen Endlösung der Abfallmenschenfrage zu arbeiten. Oder Millionäre, die eine Interessensgemeinschaft zur Sicherung und Manifestierung ihrer Wohlstandsspähre bilden.
Der Teufelskreis aus Elitenbildung, Einkommens- und Vermögenskonzentration und unterschiedlichen politischen Einflussmöglichkeiten organisiert sich, verfestigt sich, greift professionell nach noch mehr Macht.
Und das eine Partei aus diesen Eliten eine echte Alternative für Deutschland (oder Europa und die Welt) bedeutet, wage ich zu bezweifeln. Aber die Kellner, die uns die Steuern servieren und die Leistungen zum Wohle der Villenwelt kürzen, werden andere sein.
Montag, 14. Januar 2013. Eifel. Heute habe ich ein besonderes Problem: ich möchte über etwas schreiben, worüber ich nicht schreiben darf. Ich möchte jemanden zitieren, der auf keinen Fall zitiert werden möchte. Ich muss das so machen, das man die Spur auf keinen Fall nachverfolgen kann – denn man wird den Zeugen jagen und aus dem Amt werfen, wenn man ihn aufspürt. Ich muss besonders vorsichtig sein, weil vielleicht Unschuldige in das Netz der Jäger kommen, Menschen, die im Anschluss an meine Worte versehentlich in die Fahndung geraten. Zudem muss ich besonders vorsichtig sein, das es nicht Menschen aus meinem Umfeld trifft: Nachbarn, Bekannte, Vereinsmitglieder, Leser – oder deren Bekannte, Verwandte oder Nachbarn die … beim Jobcenter angestellt sind. Was hier nun zur Sprache kommen wird, ist sehr brisant, weil es zeigt, welch´ weitreichende Konsequenzen Hartz IV hat … und das wir uns eigentlich wirklich in einem Bürgerkrieg befinden – ohne es überhaupt zu merken. Einem Bürgerkrieg, der schlimmer werden wird, weil die, die nicht mitziehen, aussortiert werden.
Ich muss dazu ein wenig ausholen und vollumfänglich über Arbeitslosenzahlen informieren, damit von vornherein erkennbar ist, das es sich hier nicht um Einzelschicksale handelt. Dazu habe ich mir Hilfe geholt – von Alan Posener, Georg Jacobi und Karl Heinz Krass. Alan Posener hat uns im November letzten Jahres – wahrscheinlich auf Grund eines Versehens – über die wahre Dimension des Jobcenterhorrors in Deutschland informiert. Hier wurden uns Zahlen präsentiert, die im schönen „Wünsch-Dir-Was“-Universum von Kanzlerin und Bundesagentur sonst streng verborgen werden, deren Nennung streng verboten ist, weil sie – erkennbarer Maßen – die „Märkte“ beunruhigen können. Doch hören wir dazu erstmal Alan Posener, der über einen verbeamteten Jobcentermitarbeiter spricht, zitiert aus der „Welt„:
Herr Jacobi hat via Computer den Zugriff auf 42 Millionen Datensätze. Das entspricht der Hälfte der Bevölkerung. Wer staatliche Leistungen beantragt, verzichtet faktisch auf die Privatsphäre. Da ist es für den gläsernen Bürger ganz gut zu wissen, dass er es mit einem Mann zu tun hat, der nicht nur gewissenhaft ist, sondern auch ein Gewissen hat. Er arbeite, sagt Jacobi, nach dem Motto des katholischen Sozialreformers Adolph Kolping: „Wenn jeder auf seinem Platz sein Bestes tut, wird es in der Welt bald besser werden.“
Das ist auch wirklich gut zu wissen. Nicht nur, das es noch Jobcentermitarbeiter mit Gewissen gibt, sondern auch, das die Jobcenter nach nunmehr acht Jahren Hartz IV inzwischen MEHR ALS DIE HÄLFTE DER GESAMTBEVÖLKERUNG in ihren Computern gespeichert haben – wie üblich, mit allen persönlichen, intimen und peinlichen Daten, die man sonst keinem anvertrauen würde.
Man denkt nun: Nein, das kann nicht sein. Das ist zuviel.
Ich dachte jedenfalls so, war aber falsch. Nicht nur, das das Bundesamt für Statistik diese Daten bestätigt (wir berichteten), nein, es finden sich auch noch andere Analysen, die diese plausibel erläutern – zum Beispiel hier Karl Heinz Krauss, hier vom Kopfständlerblog zitiert aus seinem Buch „Sklaven ohne Ketten“:
Die Politiker prahlen Jahr um Jahr mit weiter gesunkenen Arbeitslosenzahlen. Im Dezember 2011 sollte die Zahl auf 2,78 Mio gesunken sein. Doch neben diesen Beziehern von ALG I wurden die 4.940.000 Bezieher von Arbeitslosengeld II bzw. von Sozialhilfe Hartz IV nicht mitgezählt, ebenso wenig wie 1,5 Mio in Qualifizierungskurse Abkommandierte, 700.000 Kurzarbeiter, 600.000 Ein-Euro-Jobber, 480.000 in den Vorruhestand geschickte und 105.000 Arbeitslose über 58 Jahre, ganz zu schweigen von 3,9 Mio Unterbeschäftigten und hunderttausenden Praktikanten.
Man könnte also auch 15 Mio Arbeitssuchende zählen, die es neben den 38,8 Mio Erwerbstätigen gegeben hat. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich heute 500 Berufsanfänger auf eine einzige Stelle bewerben, doch die Politiker bedienen das Klischee, es handle sich bei den Arbeitslosen um asoziale, faule Nichtsnutze. Inzwischen finden sich aber auch viele Akademiker unter den Arbeitslosen, 2009 besaßen 480.000 Arbeitslose die Fach- oder Hochschulreife.
15 Millionen Arbeitssuchende. Eine reale Arbeitslosenquote von … 30%? 40%?
Das über acht Jahre verteilt … da kommt man locker auf 42 Millionen Datensätze.
Nun – all die, die nicht auf Kosten und von der Arbeit anderer leben (wie Ärzte, Arzthelferinnen, Rettungssanitäter, Professoren, Lehrer, Polizisten, Krankenpfleger, Rechtsanwälte, Versicherungskaufleute, Richter, Politiker, Beamte, Pfarrer, Rentner, Arbeitslose, Soldaten, Bankangestellte, Rechtspfleger, Anwaltsgehilfen, Unternehmensberater, Anlageberater, Aktienanalysten, Beamte, Vermögensberater, Vorsorgeberater, Sozialarbeiter, Jugendamtsmitarbeiter, Jobcentermitarbeiter oder Vorstände der Arbeitsagenturen … um nur mal ein paar zu nennen), werden schon auf die eine oder andere Art die Erfahrung gemacht haben, das echte Arbeit einen ganz schnell zum Arbeitsamt bringt – und sei es nur deshalb, weil echte Arbeit in Produktion, Handel und Vertrieb nun mal krank macht – und zwar umso kranker, je größer die Ansprüche jener sind, die auf Kosten und von der Arbeit anderer leben wollen bzw. müssen. Um deren Hunger nach Versorgungsleistungen zu stillen, muss man nämlich ganz schön schnell rennen – sonst steigen die Renditen zu langsam.
Wie sehen also: wir haben hier ein Problem, das fast alle angeht – auch die, die nur von der Arbeit anderer leben (ich schaue hier mal besonders kritisch auf die Kaste der Ärzte, die scheinbar nie den Hals voll kriegen).
Weil es alle angeht, ist es umso wichtiger, zu sehen, was hinter den Kulissen dieser Jobcenter veranstaltet wird – denn das wird früher oder später mal JEDEN VON UNS TREFFEN. Das das System aus religiöser Sicht als „pervers“ anzusehen ist, haben wir von dem gläubigen Katholik und Beamten Herrn Georg Jacobi schon erfahren, da wir aber eine materialistisch-atheistische Gesellschaft sind, müssen wir mit solchen bewusst als Gesetz eingeführten Perversitäten leben.
Nun ist der Herr Jacobi Beamter und hat einen Eid geleistet (was nicht sehr christlich ist, aber äußerst religiös). Er darf die Wahrheit sagen, muss aber die Befehle des Staates ausführen.
Andere sind nicht so priviligiert … sie sind nur angestellt, haben keine allmächtigen Götter im Rücken, die ihnen denselbigen stärken sondern stehen ganz alleine vor dem Problem, das wir alle haben: wie erjage ich mein tägliches Geld, mit dem ich mich lebendig halte?
Der eine oder andere verirrt sich dabei auch mal in die Jobcenter – nicht nur als „Leistungsberechtigter“ einer „Bedarfsgemeinschaft“, sondern auch als Mitarbeiter eines Jobcenters. Sowas soll es geben.
Viele waren sogar froh, das sie nach langer Arbeitslosigkeit oder Lagerung in einer „Auffanggesellschaft“ der Telekom, Post, Bahn oder Friedhofsbehörde dort gelandet sind. Das Leben in solchen Auffanggesellschaften ist auch nicht einfach: acht Stunden allein in einem völlig kahlen Raum zu sitzen, nur mit einem Tisch, einem Stuhl und einem (meist aus Kostengründen abgestellten)Telefon ausgestattet – das hat schon Menschen in den Wahnsinn getrieben. Man muss sich da mal hineindenken um zu verstehen, warum Menschen froh sind, einen Job beim Jobcenter ergattert zu haben und der Hölle der Isolationshaft (die man so keinem Strafgefangenen antun würde) entkommen zu sein.
Als normaler Mensch glaubt man sogar, die ursprünglichen Ideen eines Peter Hartz verstanden zu haben und denkt, man kann und darf wirklich Hilfe leisten, um Menschen bei der Erlangung von Arbeit zu unterstützen. Man versteht sich vielleicht sogar als Held im Kampf gegen die Not, die Globalisierung und Rationalisierungswahn künstlich produziert haben.
Um die Geschichte eines solchen Menschen geht es heute. Eines normalen Menschen, der in einer normalen, vom Steuerzahler voll finanzierten Behörde arbeitet, einem Steuerzahler in Not im Rahmen der bestehenden Gesetze geholfen hat (im Medienjargon: einem „Hartzi“ – damit alle verstehen, wer gemeint ist) … und auf einmal aus allen Wolken fiel, als er mit der Beurteilung seiner Tat konfrontiert wurde:
So etwas würde nicht gern gesehen, sagte man ihm, denn es sei:
Ein kollegialer Rat? Ein „Ausrutscher“? Vielleicht nur ein etwas mies gelaunter Kollege, der seinen Job genauso „Scheiße“ findet wie seine Verbringung in eine „Auffanggesellschaft“?
Leider … nein.
Unser Zeuge, dessen Spuren ich vollständig verwischen muss, sah sich gezwungen, die Behörde zu verlassen. Da er aufgrund seiner Ausbildung in dem Bereich weiter arbeiten muss, bewarb er sich bei dem nächsten Jobcenter … allerdings nicht ohne zuvor seinen kompletten Lebenslauf durch professionelle Leute frisieren zu lassen. Sein ganzer Aufenthalt bei dem vorherigen Jobcenter wurde gelöscht, weil er auf gar keinen Fall möchte, das die Tatsache, das er mit dem Feind kollaboriert hat, weiter nach außen getragen wird: diesen Makel galt es mit aller Gewalt zu tilgen – sonst hätte er keine Chance, jemals in dieser Branche Fuß zu fassen.
Kollaboration mit dem Feind ist … gefährlich.
Und von irgendetwas muss man ja leben, bevor das Bürgergeld eingeführt wird.
Mir war es wichtig, das diese Geschichte an die Öffentlichkeit kommt, damit auch alle 42 Millionen Feinde wissen, in welche Richtung unsere Gesellschaft getrieben wird.
In dem Zusammenhang habe ich noch eine weitere Anekdote vernommen, diesmal aus dem Kreis der Tafeln.
Tafeln kennen wir ja, oder?
Die Tafeln sind ein Initiative von guten Menschen, die armen Menschen helfen wollen, trotz Armut nicht zu verhungern.
So lehrt man uns das – das ist aber gelogen.
Die Tafeln sind ein Projekt der Unternehmensberatung McKinsey. Es ist schon manchmal nur noch mit Humor zu ertragen, wenn man sieht, wie sich Verschwörungsphobiker („es gibt nirgendwo irgendeine Verschwörung und alle politischen Entscheidungen werden von der Kanzlerin persönlich ausgewürfelt“ … was man angesichts des politischen Tagesgeschäftes vielleicht sogar glauben könnte) und Verschwörungstheoretiker („die Kanzlerin ist nur ein fremdgesteuertes Alien“) im Internet beharken, während eine US- Unternehmensberatung Schritt für Schritt die ganze gesamte Gesellschaft umbaut, ohne das es noch irgendjemand wahr nimmt … oder aber für bedrohlich hält.
Die TAZ berichtete vor einiger Zeit davon – aber das schien niemanden weiter zu interessieren, weil man sich mit wirklichen Mächten nicht gerne anlegt:
Und nicht von ungefähr steht die berüchtigte Berater- und Rationalisierungsfirma McKinsey dem Bundesverband der Tafeln seit vielen Jahren zur Seite (ebenso den Tafeln in Österreich, der Schweiz, Kanada usw.). McKinsey war unter anderen beteiligt am Konzept von Hartz IV, an der Arbeitsweise der ARGEn und an der „Reform“ der Sozialversicherung.
Vollkommen gratis hat der teure McKinsey für den Bundesverband einen Leitfaden und ein Handbuch für Aufbau und Betrieb einer Tafel verfasst, bindende Lektüre für jedes seiner Mitglieder.
Es gibt auch handfeste Gründe, das sich so viele große Konzerne so fleißig an den Tafeln beteiligen:
Die Tafel ist ein sogenannter Sympathieträger mit hohem Ansehen, die aus dem Nichts eine Art Schlaraffenland hervorzaubert.
Für viele Arme ist sie nicht mehr wegzudenken. Und auch nicht für viele Lebensmittelketten, Discounter und Geschäfte. Ehedem musste bezahlt werden für die Abholung des „Biomülls“ – aus dem die Entsorgerfirmen eine Gärsubstanz herstellen, die sie an Biogasunternehmen weiterverkaufen, und die wiederum gewinnen aus 8.000 Tonnen Lebensmitteln ungefähr 3.000 Megawatt sauberen Strom.
Nun erspart die Entsorgung über die Tafeln nicht nur die Kosten, es gibt auch noch gratis eine Imagewerbung mit dazu. Und die steuerliche Abschreibung der Spende.
Biomüll, der früher teuer entsorgt werden mußte, wird heute gratis von den zweibeinigen Mülltonnen entsorgt, die der Staat per Gesetz der Industrie zur Verfügung stellt … so jedenfalls würde ich das formulieren. Ich muss ja auch nicht schauen, ob ich eventuell die Märkte oder die Merkel verunsichere.
Ich darf auch ganz deutlich sagen, das das die Arbeit der Tafeln ist: nicht „Armut lindern“ (was auch Sache des Staates wäre), sondern Abfall entsorgen. Und das findet man auch – so eine weitere Zeugin, die nicht genannt werden möchte – im Sprachgebrauch der Tafeln wieder.
Wie nennen die ihre Kunden?
Abholer.
Diese Zeugin (selbst Unternehmerin) kann ich wenigstens zitieren:
Ich denke die anonyme Nennung ist in Ordnung. Auch meinerseits, wenn die Bezeichnung „Abholer“ für Besucher der Tafel erwähnt werden soll.
Als demütigend empfand jene Tafelbesucherin übrigens, dass man einen Teil der Besucher auswählte, die in einem Vorraum warten durften, während man die restlichen Menschen einfach mal eben auf die Straße setzte, bis man beschied, dass jetzt wiederum ein Teil im Vorraum warten darf. Ich habe mir vor Ort noch kein Bild machen können und ich weiß nicht einmal, ob sie mich reinlassen würden. Es ist schon mehr als merkwürdig und an diesem Abend mit einem Gespräch zwischen ehrenamtlicher Mitarbeiterin und ehemaliger Tafelbesucherin für mich glaubwürdig erfasst, dass es bei den Tafeln leider für die Menschen auch nicht so zugeht, dass sie sich nicht noch mehr gedemütigt fühlen, als durch ihre Lebensumstände eh schon geschehen.
Für mich selbst – aus meiner Sicht – sind scheinbar alle für mich wichtigen ideellen / moralischen Werte in dieser Gesellschaft abhanden gekommen. So altmodische Dinge wie Respekt vor anderen Menschen, gegenseitige Achtung, Hilfsbereitschaft / Nächstenliebe, Kulanz und alles was es uns ermöglicht uns als Gemeinschaft wahrzunehmen, die füreinander einsteht.
Auch bei der Tafel: der Abholer ist der Feind, der Untermensch, der letzte Dreck.
Praktiziert Tag für Tag von Jobcentern und Tafeln in allen Städten Deutschlands: ein komplettes Netz der Enwürdigung, Demoralisierung, Erniedrigung und vor allem: der Vernichtung von Arbeitskraft. Solcherart „behandelte“ Menschen dürften nach einiger Zeit derartig deformiert sein, das sie als Arbeitskraft nie wieder zu verwerten sind.
Über den Wert der Tafeln für die Industrie hat übrigens auch mal FAZfinance.net berichtet:
Die Spendenquittungen bringen den Unternehmen aber vor allem finanzielle Vorteile: Nahrungsspenden werden stets mit einem Lieferschein geliefert – so verlangt es die Europäische Union. Denn Lebensmittellieferungen müssen lückenlos überprüfbar sein. Auf Lieferscheinen steht auch der Warenwert. Das heißt: Wer zehn Paletten Äpfel liefert, bekommt eine Spendenquittung über den Wert der zehn Paletten – selbst wenn davon vielleicht nur noch wenige genießbar sind.
Und … das wir bitte hier nichts falsch verstehen: der Müll wird bewußt herausgegeben. Ist es mal kein Müll, dann hat das für den entsprechenden Mitarbeiter ganz schnell Konsequenzen:
Außerdem stellen die Tafeln Spendenquittungen für die Unternehmen aus. Das hatte für manchen Einzelhändler auch schon unbeabsichtigte Konsequenzen: Ein Supermarkt in Berlin hatte im Laufe von drei Monaten immer wieder Waren im Wert von 168.000 Euro abgegeben – stets fünf Tage vor dem Verfallsdatum der Ware. Nachdem die Konzernleitung die Spendenquittungen sichtete, wurden die für die „überflüssigen Lieferungen“ verantwortlichen Manager wegen der offensichtlichen Verschwendung schnell ausgewechselt.
Bitte nur eindeutigen Müll spenden – sonst droht gleich Hartz IV und man wird „Feind“.
Das ist Alltag in Deutschland.
42 Millionen Menschen sind zum Feind geworden, zum Ballast, den man am liebsten entsorgen würde wie den Müll der Konzerne.
Nur gibt es für diesen Ballast keine Abholer.
Noch nicht.
Wir haben Krieg – mitten in Deutschland. Bürgerkrieg: einen völlig absurden Krieg, der von unfähigen Politikern gegen Arbeitslose geführt wird, weil sie im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit selbst völlig versagen … was politisch jenseits des Atlantiks gern gesehen wird, weil es einen äußerst lästigen wirtschaftlichen Konkurrenten eliminiert.
Immerhin wurde so eine Marke erledigt, die früher einmal unseren Wohlstand garantierte: mit „Made in Germany“ hätten wir allen Krisen trotzen können, Qualität setzt sich eben durch.
Aber … „Made in Germany“ ist heute nur noch „Jobcenter“ und „Tafel“ – und selbst die kommen von McKinsey.
Was aber noch schlimmer ist, ist die erkennbare Kultur der Angst, die dieses Land inzwischen durchzieht.
Und niemand traut sich mehr offen darüber zu reden … weil die Angst, die Bedrohung äußerst real ist.
Wir reden nur nicht mehr darüber, sondern sitzen zitternd vor den Bildschirmen und hoffen, das es uns nicht trifft.
Soweit sind wir schon wieder … aber auch darüber schweigen wir lieber, oder?
Donnerstag, 13.12.2012. Eifel. Ich möchte heute eine Geschichte vorstellen. Sie ähnelt ein wenig meiner eigenen, persönlichen Geschichte, in vielen Episoden habe ich mich wiedererkannt. Diese Geschichte verdient meines Erachtens eine möglichst weite Verbreitung. Sie wurde von einer Leserin als Kommentar bei uns abgegeben – und ich fürchte etwas, das sie dort untergeht. Diese Geschichte stammt von einer bewundernswürdigen Frau, einer starken, leistungswilligen, kreativen und sprachlich sehr begabten Frau. Es ist eine Geschichte, die es gar nicht geben darf – so jedenfalls sagen es uns die Medien, denn der Mittelstand, ja, der ist sicher vor Hartz IV. Kaum nur, ganz selten, fällt jemand durch die sozialen Netze, so heißt es: eine glatte Lüge. Es reicht schon, viele Kinder zu haben – oder überhaupt Kinder zu haben – und schon steht man auf der Abschussliste.
Eltern wissen, was ich meine. Man bekommt keine Mietwohnung, braucht Eigentum, die Schulen erwarten umfassende Hausaufgabenbetreuung und elterlichen Nachhilfeunterricht in großem Umfang. Ehrlich – ich habe noch (in meiner Privatsammlung: Dokumente des deutschen Schwachsinns) das Schreiben eines Lehrers an die gesamte Elternschaft, worin er die Eltern darum bat, den Schülern eine Reihe mathematischer Fertigkeiten beizubringen: ihm war es im Unterricht nicht gelungen. Nur ein Beispiel dafür, wie Arbeit in großem Umfang dank der Intervention der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft („Arbeitet Euch nicht kaputt, bezieht die Eltern mit ein!“) auf Eltern verlagert wird.
Die Geschichte ist eine schrecklich normale Geschichte, sie ergibt sich direkt aus dem Einfluss von McKinsey und Konsorten auf unseren Arbeitsalltag – aber das haben viele von euch leider nicht mitbekommen. Ich schon – ich war dabei, als diese Leute am offenen Herzen der Gesellschaft herumexperimentierten. Klingt ganz harmlos: „Führen mit Zielen“. Heißt aber nichts anderes, als das der Arbeitnehmer ausgequetscht wird bis an das absolute Ende seiner Leistungsfähigkeit. Die Zunahmen von „burn out“ konnte man schon in den neunziger Jahren prognostizieren: soll die Arbeitsleistung jedes Jahr um 10 % steigen, arbeiten wir in zehn Jahren doppelt soviel wie jetzt … bei altersbedingter nachlassender Leistungsfähigkeit. Anfang der neunziger wurde das eingeführt – jetzt kriegen die Krankenkassen die Rechnungen dafür präsentiert.
Will der Ackermann 25 % Rendite, dann müssen irgendwo im System 25% Leistungssteigerung erwirtschaftet werden – und das geht nur doch die komplette physische und psychische Ausbeutung.
Eine ganze Generation wird so verheizt – und die Renten- und Krankenkassen bis an die Grenze ihrer natürliche Belastungsfähigkeit in Anspruch genommen: zum Wohle der Rendite.
So ein Wahnsinn begegnet einem Menschen sonst nur noch in den düsteren Abgründen der finsteren Phantasien abgedrehter Autoren von unheimlichen Schauergeschichten – und doch bestimmt er unseren Arbeitsalltag. Und darum geht es primär in dieser Geschichte: um unseren Arbeitsalltag – und wie er uns kaputt macht.
Langsam, kaum merklich, schleichend – aber todsicher.
Betrifft Millionen und Abermillionen von Menschen – weshalb es mich nicht wundert, das aktuell von 42 Millionen Menschen Datensätze in den Computern der Jobcenter liegen. Irgendwann erwischt es jeden, der es nicht schafft, eine kleine Lücke im System zu finden, weil kein Mensch in der Lage ist, jedes Jahr 10 % mehr Leistung zu bringen.
Darum ist das Schicksal von Alexandra kein „bedauernswertes Einzelschicksal“ – wie einem die Presse so etwas gerne serviert – sondern ein typisch deutsches Schicksal im 21. Jahrhundert, das Schicksal eines normalen Deutschen mit Haus, Hund und Eigenheim: ein Paradies, das mit zunehmenden Jahren von immer mehr dunklen Kräften belagert wird, bis es zusammenbricht.
Doch hier erstmal … die Geschichte:
Die Vorgeschichte.
1987 geheiratet. 1988 Geburt der ersten Tochter, 1989 und 1991 nochmal zwei Mädels, 1994 Geburt meines Sohnes…
1991 Umzug ins Haus… schöne heile Mittelstandswelt – glaubt mancher noch heute…
1995 zog ich die Reißleine – wer mag, kann über Borderline-Persönlichkeiten nach lesen… es gibt Menschen, die mit Borderline-Persönlichkeiten (gut) leben können… ich schaffte es nicht, ich wurde in acht Ehejahren immer weniger.
Mit einer hochdramatischen Aktion endete die Ehe… ich blieb mit vier kleinen Kindern im Haus zurück. Keine Zeit für „Aufarbeitung“ – – – Ein Jahr verging wie in Watte gepackt, LEIDER bat ich in dieser Zeit die Rentenversicherungsanstalt um Auszahlung meiner bis dahin angesammelten Rentenanwartschaften… damals Not-wendig, jetzt einfach nur fatal…
Die furchtbaren Nachwehen seitens des Vaters meiner Kinder – habe ich pragmatisch weg gesteckt… keine Zeit für Aufarbeitung – ebenso fatal.
Aber wir lebten und langsam konnte ich wieder atmen.
1998 begann ich bei einem Bekannten einmal pro Woche „Raumpflegearbeiten“ – Kindergeld und Kindesunterhalt reichten einfach nicht…
2001 begann ich – durch Zufälle oder auch nicht – meine Zeit als Redaktionsmitarbeiterin, halbtags.
Eine wunderbare Zeit… unsere beste… ich arbeitete gern, weil mein Beruf eines meiner Hobbys war… aber in einer katholischen Tageszeitung geht die Pressefreiheit nicht so weit wie man glaubt…
Bei den Redakteuren war das alles kein Thema, aber die Leitung fand, dass wirtschaftliche Gründe es dringlich erforderlich machen würden, mir zu kündigen.
Mal eben so… ohne den Personallrat zu informieren, ohne Sozialplan…
2004 war das.
Schon lange hatte ich nebenbei und aus gegebenem Anlass (ich musste mir allen familiären Schreibkram den früher der Vater meiner Kinder erledigte inklusive allen möglichen Versicherungskram aneignen) gemeinsam mit dem Bekannten, dessen Büro ich geputzt hatte, viel über Versicherungen gelernt… und über schwarze Schafe der Branche…
DAS wollte ich machen… selbstständig werden und KEIN schwarzes Schaf sein…
Lautere Absichten.
Wo mir die einen halfen, in einem Männerberuf Fuß zu fassen, legten mir die anderen Steine in den Weg – ich wollte nicht mehr MIT einer Agentur zusammen arbeiten… ich wollte unabhängig von allem sein…
Laut EU-Richtlinen ging das nun ohne Schein nicht mehr…. eine Ausbildung also.
Anfang 2006 inzwischen…. und parallel dazu – machte mein Sohn Schwierigkeiten, vielmehr seine AD-Syndrom. Schon im Kindergarten war alles extrem schwierig geworden, aber nun eskalierten die Tage immer häufiger. Lehrer fragten MICH um Rat, Arztbesuche… eine andere Schule mit intensiverer Betreuung?! Suchen… Stunden nebenher – dazu Stunden… Hilfe beim Jugendamt gesucht und gefunden… dennoch: der Stress blieb ja. Zur genauen Diagnose, zur medikamentösen Einstellung – oder vielleicht doch nicht, stationäre Behandlung…
Nebenbei Arbeit, aber mir ging es schon schlecht…
NUR: wer sich richtig anstrengt, wer sich durch beißt und Knoten ins Kreuz macht… schafft das! Auch das: fatal!
Eine Einrichtung in Baden Württemberg für Gabriel gefunden… mit Pferden, Hühnern… nur für Jungs…
Eine Ausbildung für mich gefunden… ab August 2007. Jedes Wochenende, manchmal von Donnerstag bis Samstag… morgens nach Stuttgart, abends zurück…
Aber ich bin gern auf der Autobahn… ich fahre gern Auto… und wenn ich mich richtig anstrenge, dann werde ich das alles schaffen, im Winter die Prüfung machen und richtig durchstarten…
Die von einander unabhängigen Warnungen zweier Ärztinnen „Sie MÜSSEN jetzt etwas für sich tun!“ kann ich doch JETZT nicht beachten!
Die Story
Am Prüfungsmorgen im Dezember 2007 KANN ich nicht auf stehen. Ich kann nicht. Ich kann die Arme kaum heben. Und ein sonderbares Gefühl steckt in mir fest: es IST MIR EGAL. Das rein gesteckte Geld, diese Prüfung mit der ich doch durchstarten wollte…
Mein Kopf beschließt gegen 9 Uhr… okay, ich mache die Prüfung im Sommer mit der des nächsten Kurses nach. Ganz sicher. Auch eine Möglichkeit… und kann dann doch auf und nach unten.
Und arbeiten… im „Home-Office“ – später fahre ich in mein Büro in der Agentur (die Agentur brauche ich noch, solang ich keine Prüfung habe… um arbeiten zu können…)
Ich habe nicht bemerkt WARUM die beiden noch zu Hause lebenden Töchter so rebellieren.
Habe es nicht begriffen.
Über ein Jahr später erklärt mir meine Hausärztin schlüssig, dass es wohl Hilfeschreie auf mein „Nicht-mehr-Können“ hin waren.
Wieso? Ich kann doch… ich MUSS doch weiter.
Ja – seit einem Jahr ist meine älteste Tochter ausgezogen, in die Nähe ihres Gymnasiums wohnt sie zusammen mit ihrer Kusine in einer WG…
Die beiden anderen Mädchen – helfen mir nicht mehr im Haushalt. Müll wohin ich sehe… NICHT nur in ihren Zimmern… ich weiß an den Wochenenden oft nicht, wo sie sind… sie sagen sie wären beim Vater…
Das Jugendamt schalte ich selber ein… ich komme an beide nicht mehr ran…
Ich komme auch mit den mageren Einnahmen nicht mehr hin… kann immer weniger arbeiten. Dann steht fest, beide Mädchen wollen in eine eigene Wohnung ziehen – mit Betreuung durch die Jugendhilfe…
Was da genau abläuft… realisiere ich nicht. Fatal…
Aber: wenn nun alle weg sind und ich ohnehin das Haus – es müsste langsam mir Renovierungsarbeiten beginnen – zu teuer und zu groß ist… ich werde es verkaufen.
Werde weg ziehen, näher an die Argentur…
JA – ich werde hier ein break machen, weg gehen… und finde ein älteres kleines Häuschen mit Garten zur Miete! DAS wäre es, auch für die Hunde… und mit dem Auto zehn Minuten ins Argentur-Büro… okay: Haus verkaufen, weg ziehen, Prüfung nach machen… ALLES wird gut! Ich werde mich noch ein paar Monate viel mehr anstrengen müssen, bin euphorisch… fatal!
Frühjahr 2008 – Freunde helfen mir, für einen normalen Umzug habe ich kein Geld. Ich lasse einen Container kommen und schrumpfe über fünf Tage hinweg einen ehemals auf sechs Personen ausgerichteten Haushalt. Dass das auch psychische Schwerarbeit für mich ist… bemerke ich gar nicht.
Der neue Vermieter duldet Hunde… im Garten. Okay. Drei Interessenten wollen mein Haus kaufen. Was so einfach nicht ist, denn ich hatte in den Notjahren den Grund an eine Stiftung verkauft und dann darauf Erbpacht bestellt… so hatten wir Luft, alle Haus-Kredite abgelöst!
Aber ein Haus mit Erbpacht… verkauft sich so leicht nicht.
Eine kleine Familie will es aber kaufen… das ist im April. Perfekt. So ist selbst wenn ich den Vater meiner Kinder noch zu einem Teil auszahlen müsste, bis zum Sommer Miete und alles weitere gesichert.
Da erreicht mich eine Mail aus meiner Argentur: „Wenn ich weiterhin so große private Probleme hätte, sollte ich mir überlegen, mein Büro zu räumen“!
Nun bin ich dabei – eigens dorthin! zu ziehen… ich muss doch noch unter dem Dach der Argentur arbeiten… bis ich Prüfung machen werde… im Sommer!
Egal, wenn das Haus verkauft ist… wird es bis zum neuen Prüfungstermin auch so gehen. Und DANN bin ich alleine auch jemand. Habe von einem älteren Kollegen einen alten Kundenbestand übernommen… einen Teil davon. Und ich werde die Zeit bis zum Sommer nutzen um nach zu lernen und mich in der neuen Umgebung einzurichten… ALLES wird gut.
Am ersten Mai 2008 bin ich mit der Hilfe vieler Freunde umgezogen.
Der Vermieter zeigt sich hilfreich: klar, bis der Hausverkauf unter Dach und Fach ist, würde er auf die Miete auch warten…
Eine Woche später sagt mein Käufer ab.
Ich sehe nicht mehr, fühle nicht mehr… ich weiß nichts mehr… kein Geld, mein Plan im Eimer und ich bin so kraftlos…
Später geben sich Freunde von mir die Schuld: sie werden sagen „wir hätten deutlicher zu dir sein müssen. Hätten sagen müssen, dass das alles zu viel wird. Kräfte mäßig, finanziell….
Ich gehe nur noch mit den Hunden nach draussen. Leere den Postkasten nicht oder lege alle Post einfach auf den Schuhschrank… klassisch!
Meine Hausärztin will dass ich sofort! In eine Klinik gehe.
Ich raffe nochmals alles zusammen… beginne Saisonarbeit in der Lebkuchenfabrik. Verkaufe mein schönes Auto… um ein paar Mieten zahlen zu können… fahre mit dem Rad zur Spätschicht – – –
Alles nur vorübergehend… ich muss mich nur noch eine kleine Weile über Wasser halten und anstrengen – dass ich ohne Auto auch nicht mehr arbeiten kann… fällt mir überhaupt nicht auf.
Zur Saisonarbeit fahre ich über eine halbe Stunde mit dem Rad quer durch die Stadt in den nächsten Ort.
Dann stellt man mir Telefon und Internet ab. Danach den Strom. Es ist Sommer. Und ich arbeite von 15.30 bis 22 Uhr. Komme um 23 Uhr nach Hause… wenn ich weg gehe am Nachmittag, lege ich schon Feuerzeug und Teelichte bereit, dass ich nicht im Dunkeln tappe, wenn ich nach Hause komme.
Dann sind die Hunde meine Welt… meine Zuflucht, meine Hilfe zum Leben.
Der Vermieter fängt an übel zu fragen… aber nicht wegen der Miete zunächst, sondern wegen meiner Hunde. Ich gabe einen weiteren Hund für die Dauer ihres Urlaubs von einer Freundin für drei Wochen in Pflege…
Auf den AB spricht er mir. Ungehalten und „er habe Zeugen hier am Tisch gegen über, er kündige mir, denn er habe mir nur drei Hunde erlaubt.“
Ein Bekannter Rechtsanwalt erklärt mir , dass er DAS nicht könne.
Ist aber ohnehin relativ egal… er wird nun auch wegen der Miete ärgerlich. Und habe festgestellt, das ich keinen Strom mehr hätte.
Und mit Mietnomaden hielte er sich nun schon gar nicht auf.
Ich mache überhaupt keinen Erklärungsversuch… muss die Saisonarbeit vorzeitig beenden, habe mir einen Bandscheibenvorfall geholt.
Muss dringend sehen, wie ich es schaffe, eine Wohnung zu finden… Alg2 beantragen… ich kann kaum irgendetwas.
Noch heute kann ich nicht beschreiben, welcher Art DIESE Kraftlosigkeit ist. Sie IST in jedem Fall umfassend und kaum zu durchbrechen… weil man dazu ja wieder Kraft bräuchte…
Ein anderer Bekannter erinnert sich daran, dass die GBW in der Stadt einige Wohnungen hat… womöglich wäre dort etwas zu finden… Mein Vermieter hat mich raus geklagt… mit letzter Kraft erkläre ich, dass ich zwei Wochen über den Zwangsräumungs-Termin brauche… denn ich hätte eine Wohnung gefunden, aber könne erst Mitte Dezember einziehen…
Die Hausärztin ist nun riguros – Sie schickt mir die Einweisung in die Psychosomatische Klinik – Ende September soll ich einpassieren… Das geht nicht… ich ziehe gerade erst um… ich muss eine Menge Dinge erledigen bevor ich vier Wochen weg bin…
Sie lässt sich erweichen… 29. Oktober!
Wieder helfen – nur noch wenige – Freunde alles wieder in verschiedene Autos zu wuchten… mein Sohn hilft auch… damals gerade 14 hält er die Stellung allein in der neuen Wohnung, wenn sie mit den Kisten und Möbelteilen an rücken… Nachkriegswohnung. Drei Zimmerchen. Ein Bad mit Energie fressendem Heizgebläse… zwei Gasöfen. Einer Küche… so klein, dass nichts unterzubringen ist…
Wenigstens hat die ARGE die Kaution vor gestreckt.
Ich sitze mit dem Bekannten, der mir zur Wohnung verholfen hatte bei der ARGE.
Mein Sachbearbeiter erklärt, dass ich in einer zu großen Wohnung wohne.
Aber mein Sohn kommt doch immer am Wochenende – er braucht ein eigenes Zimmer!
Ausserdem wäre ich nun einige Wochen in der Klinik, und möche deshalb bitten, dass Miete und Energiezahlungen direkt von der ARGE an die GBW und den Energieversorger gehen….
Ein Gezerre, ich kann nicht mehr argumentieren, will aber zur Vorgesetzten…
Ohne Termin? Das ginge ja gar nicht. Mein Bekannter drängte darauf… ich würde ja nun bald in die Klinik gehen und hätte dann keine Zeit mehr.
Wir gehen einen Stock nach oben…
Mein Bekannter trägt mein Anliegen vor…
Okay – ich solle drei Abtretungserklärungen verfassen, sie herein reichen und somit würde sowohl die restliche Kaution, als auch Miete und Energie direkt jeden Monat überwiesen….
Ich bin ein schreibfreudiger Mensch. Nie um den Stil und die Worte verlegen gewesen…
Ich brauchte für jene Abtretungserklärungen fast vier Tage!
Und der Leser merke sich die Sache mit den Abtretungserklärungen!!!
Wer jemals zu einer Kur fahren durfte… weiß, was man dafür alles braucht. Und wie viel Stress es für einen Gesunden macht, diesen Kram zusammen zu packen.
Decken, Badezeug, Jogginganzug, feste Schuhe, Sportschuhe für drinnen, für draussen…
Die Hunde mussten untergebracht werden…
Ohne die Regelmäßigkeit die die Hunde mir aufzwangen… hätte ich nichts mehr geschafft.
Ich musste eine Bleibe für sie finden…
Nochmals zu Ärzten und ich hatte plötzlich Schmerzen in der Brust… und Panik…
Und Anfang Oktober war draussen im Treppenhaus Geräusch zu hören… dann war der Strom weg.
Wieder Panik… ich brach heulend im Bad zusammen… unfähig etwas zu unternehmen. Rief einen Freund an… jener, bei dem ich vor Jahren die Büroräume putzte…
Der Energieversorger war darauf gekommen, dass ich ja noch Schulden aus der alten Wohnung hätte… deshalb: Safte weg…
Der Freund – ohnehin aussendienstlich unterwegs… raffte provisorisch die 200 Euro vom Sparkonto seiner beiden Kinder – fuhr direkt vor Ort und bezahlte. Jaaaa – aber das Wiederanstellen? Das koste extra… und auf das Geld vom September warte man auch noch!
Ich hatte ja noch gar kein Geld von der ARGE überwiesen bekommen! Selbst wenn ich die Energiekosten selber überweisen würde… könnte ich nicht, ich hätte kein Geld! Dazu käme die Abtretungserklärungen, das hätte ich erst vor zwei Wochen – Mitte September – fest gemacht!
Mitte Oktober habe ich noch immer kein Geld von der ARGE.
Mit einem meiner drei Hundenasen mache ich mich auf – Mitte Oktober – und laufe die vierzig Minuten zur ARGE, um die Abtretungserklärungen selbst dort einzuwerfen.
Und GLAUBE, damit vorgesorgt zu haben, wenn ich während meiner Abwesenheit nicht alles selbe regeln könne.
EINE Woche vor meiner Abreise erhalte ich eine Vorladung der ARGE für den 29. Oktober…
Weil man bei dieser ARGE so gut wie NIE mit dem Telefon durch kommt… schreibe ich vor Verzweiflung heulend einen Brief: es wäre doch in den vergangen Wochen immer wieder davon die Rede gewesen, dass ich ab 29. Oktober in der Klinik wäre… ich müsste bis spätestens 13 Uhr da sein und könne unmöglich vorher noch kommen!
Herbstferien, 28. Oktober – mein Sohn und ich bringen zu Fuß die Hunde in eine Tierpension im Nachbarort… ich bin so am Ende, dass ich den gesamten Rückweg nur heule….
In der Tierpension musste ich ohnehin betteln… es stünde mein gesamtes Geld ab 28. August von der ARGE noch aus… in der Klinik bräuchte ich ja von dem Geld kaum etwas… so könne ich bezahlen sobald das Geld da wäre…
Mein Bekannter wird mich in die Klinik fahren…
Aus dem Postkasten ziehe ich eine EINLADUNG der ARGE! Für den 10. November.
Mein Bekannter verspricht mir, gleich anderntags selber bei der ARGE vorbei zu fahren und nochmals mit Nachdruck klar zu machen… ich WÄRE NUN WEG.
In der Klinik gehen die ersten zwei Wochen an mir vorüber – irgendwie dumpf und durch Watte.
Ich will ja spätestens nach vier Wochen wieder heim… und merke, dass daraus nichts werden kann.
Ich habe dort einen von unzähligen Terminen im Psycho-Sozialen Dienst… Glück im Unglück!
In der dritten Novemberwoche wage ich einen Gang in die Stadt und will zur Bank…
und meine Karte bleibt – – – im Automaten.
WARUM!!!
WAS ist nun wieder los… es muss doch Geld da sein.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen durch die Sozialdienst-Mitarbeiterin, die ARGE telefonisch zu erreichen… erfahren wir dies:
Man habe doch die Miete für September, Oktober und November an mein Konto überwiesen!
Die regulären Zahlungen allerdings seien sanktioniert, da ich die Einladungen vom 29. Oktober und 10. November nicht wahrgenommen habe!
1. Auf diesem Konto – das früher mein Geschäftskonto gewesen war – waren noch etwa 2000 Euro Soll…
2. fiel der Sparkasse just in dem Moment als drei Monatsmieten und das bisschen Rest des Alg2 auf dem Konto eingingen… und auch nicht sofort abgehoben wurden – ein, dass man wohl bei meiner Lage nie wieder zu Geld kommen würde, füllte man das Soll damit auf und strick ratzfatz den Dispo…
3. wofür hatte ich nun die Abtretungserklärungen geschrieben?
Zeitgleich steckte zu Hause in meinen Postkasten – den mein Bekannter leerte – die Räumungsklage der GBW weil ja schon die dritte Monatsmiete fehlte…
Der Zähigkeit dieser Klinik-Sozialarbeiterin ist es zu verdanken, dass die Räumungsklage abgewandt werden konnte…
Nachdem eine Aufenthaltsbestätigung der Klinik auf unbestimmte Zeit per Einschreiben UND Fax an die ARGE ging… wurden die Sanktionen aufgehoben…
Aber nur auf dem Papier.
DENN: ich wäre ja nun in der Klinik und deshalb dürften werweißwieviel Euro einbehalten werden…
Nur um mal eben einen Schnitt zu machen und sich darüber klar zu werden:
eigentlich war ich in der Klinik um in Ruhe mit meinem Zusammenbruch, den oberflächlichen und tieferen Gründen die dazu geführt hatten, klar zu kommen.
Stattdessen lieferte mir der Klinikaufenthalt durch die tolle Mithilfe der ARGE stetig neue Aufreger!
Ja – es holte mich auch all die lange nicht geöffnete Post ein…
Schulden, die sich aufgehäuft hatten… aber all diese Dinge waren in der Klinik und mit Hilfe der Menschen dort verhältnismäßig leicht zu händeln im Gegensatz zu den Böcken, die die ARGE auf Lager hatte.
Laut mehreren Gerichtsurteilen allein in 2008 darf die ARGE die Alg2 Leistungen NICHT aufgrund eines Klinik-Aufenthaltes kürzen.
Was der ARGE wohl komplett durch die Lappen gegangen war.
Dies versuchte die Sozialdienst-Mitarbeiterin im Lauf des Dezembers mehrfach zu erklären… hatte aber bis Weihnachten nichts erreicht…
So musste ich mir von Mitpatienten leihen oder schenken lassen:
Geld für neue Socken,
etwas Weihnachts-Deko,
Briefmarken,
Toilettenartikel, Briefkuverts… Instant-Kaffee,
ein Wasserglas fürs Zimmer,
warme Strumpfhosen, ein Paar Feinstrumpfhosen – da Weihnachten…
Papiertaschentücher,
Von der Klinik erhielt ich aus einem Spendentopf noch 20 Euro…
Aufgrund meiner Diagnosen und des zu Ende gehenden Klinikaufenthaltes gegen Ende Januar – empfahl man mir, baldmöglichst für die aufgelaufenen Ämterangelegenheiten einen Betreuer zu bestellen…
was ich zugegebenermaßen nicht ganz frei dann auch entschied, zu tun.
Im Januar endlich gab die ARGE klein bei, die Kürzungen seien unrechtmäßig… Geld kam aber immer noch keines.
So wurde ich – mit Besorgnis seitens der Oberärztin, denn ich wurde nur entlassen, weil die Krankenkasse einen weiteren Aufenthalt nicht genehmigte – bereits mit einer Vorladung am ANDEREN TAG!!!! bei der ARGE – entlassen.
Vom Frühstücksbuffet nahm ich noch zwei Brötchen und etwas Butter mit… denn ich würde in einen leere Küche mit nur einem Rest Kaffeepulver kommen…. ohne Geld.
Wie sich ein Mensch, der nach knapp drei Monaten Psychosomatischer Klinik wieder zu Hause ankommt, fühlt – – – beschreibe ich hier nicht, dafür gibt es keine Pauschalbeschreibung! Kann ja nicht.
Wie sich ein Mensch fühlt, der dazu keinen Cent Geld aber keine Lebensmittel zu Hause hat, dafür aber am nächsten Tag bereits zur ARGE traben darf – – – mit tausend Ängsten im Gepäck – darf sich jeder selbst ausmalen…
Die angegebene Zimmernummer kenne ich nicht… ich laufe im Irrgarten ARGE hin und her… in der Anmeldung fragen darf ich nicht… dort ist „rot“ … endlich treffe ich zwei Personen im Flur und frage nach der Nummer… beide ARGE-Mitarbeiter gucken sich an … wissen nichts.
Derweilen bin ich zehn Minuten über der Zeit, was eine weitere Mitarbeiterin auch nicht mehr raus reißt, die dann weiß, in welchem Winkel ganz vorn leicht zurückgesetzt neben der Putzkammer DAS Büro ist…
Am Schreibtisch sitzt ein vernichtender Blick.
Ich sei zu spät! Ich sage nichts.
Ich müsse zur ämtsärztlichen Untersuchung wegen Arbeitsfähigkeit.
Dazu bekäme ich aber noch einen Brief.
Ich frage, warum ich noch immer kein Geld auf dem Konto hätte… ich hätte nach drei Monaten Klinik überhaupt nichts zu Essen zu Hause!
„dann gehe Se halt zur Dafel!“
Damit klappte das Visier runter… Keine Antwort mehr auf meinen Einwand, die Tafel habe ja nur zwei Tage in der Woche geöffnet und heute eben nicht!
Visier unten.
Dafür war ich 40 Minuten her gelaufen.
Ich bestelle einen Betreuer.
Bis April dauert das Verfahren… derweilen rät mir der (wirklich sehr nette!) Gerichtsvollzieher in meinem Fall unbedingt, Privatinsolvenz anzumelden. Erklärt mir, was zu tun sei. Wohlgemerkt im Frühjahr 2009!
Mein Betreuer „scheint“ fähig zu sein.
Ich habe eine Klage meines Häuschen-VErmieters am Hals „wg. Betrug“. Sachverhalt bekannt.
Ich habe Mahnungen am Hals wegen Zahlungsverzug der ersten drei Monatsmieten! Sachverhalt bekannt.
Ich soll das vorgestreckte Kautionsdarlehen zurückzahlen… heute weiß ich, dass ich das überhaupt nicht gemusst hätte (Az: L 6 AS 145/07- veröffentlicht am 13.09.07) MEIN Betreuer hat mich darauf NICHT hingewiesen…
Ich gehe wöchentlich zur Psychotherapie… soll mich damit abfinden, dass nun alles anders laufen wird.
Und es läuft anders… ich kann mich bis zum heutigen Tag nicht mehr auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren… nix mit Mulit-Tasking!
Kann kein Buch mehr lesen – bekomme grade so meinen Haushalt geregelt. Mein Körper reagiert auf Stress – mit Panikattacken: „Festplatte voll“
Mein Leben ist bis zum heutigen Tag sehr langsam geworden. Ich muss mir alles genau einteilen.
Große Termine nur einen am Tag… danach immer ein Tag mit nichts… Ist mein Sohn am Wochenende da – bin ich zu nichts außer den Hunderunden fähig…
Es kommt vor, dass ich einen Augenarzt-Termin zur Kontrolle mache und am nächsten Morten es nicht schaffe, hinzugehen….
Die Klinikwochen haben mich jede Menge Energie gekostet.
Anfang Februar kommt endlich das Geld…
Mein Betreuer verfasst eine Erklärung zum Betrugs-Klage… hilft nix. Rechtsanwalts-Post.
Ich will auch beim Sozialgericht klagen wegen den Mietrückständen die ich der ARGE wegen habe.
Um derartiges zu vermeiden, hatte ich schließlich die Abtretungserklärungen geschrieben!
Im Herbst 2009 schmettert das Sozialgericht meine Klage ab mit der Begründung, dass Abtretungserklärungen erst nach drei Monaten wirksam würden!
Ich wende ein, dass mir das niemand gesagt habe. Die Leiterin der ARGE (kaspert lustig immer mal wieder mit ihrer Anwältin) sagt, ja sie könne sich daran erinnern dass ich bei ihr im Büro gewesen sei. Schon deshalb,weil sie meine ACHTUNG! Geschichte SO BEEINDRUCKT HABE, ob auch über Abtretungserklärungen gesprochen worden sei, wisse sie nun nicht mehr zu sagen.
Ich wende ein, dass ich gar keine geschrieben hätte… hätte ich von der Dreimonatsfrist gewusst!
Die ARGE musste also nicht für die drei Monatsmieten auf kommen…
Ich konnte es aber nicht.
Dazu kam, dass ich nach den drei Monaten meine beiden Windhunde völlig abgemagert in der Tierpension vorfand, meine Mischlingshündin dagegen – – – dick.
Haltungsfehler… Unwissenheit bei Windhunden gibt es oft… nur zugeben müsste man es auch…
Den Sommer über brauchte ich, um sie einigermaßen wieder hinzubekommen.
Wurde allerdings in dieser Zeit beim Amtsveterinär angezeigt – – –
Vermutlich durch eine Mitarbeiterin der Orga, von der ich die Windhunde hatte.
Ich lud den AmtsTA sofort ein, hatte mir nichts vorzuwerfen… hatte allerdings im Januar nicht den Zustand der Windhunden dokumentiert.
Ich erklärte auch, wenn ich die Hunde schlecht halten würde, dann wäre ja die Mischlingshündin auch dünn…
Der Amts-Vet war trotz allem kooperativ… bei der Orga war ich allerdings weiter auf dem Schirm… was ich erst einige Monate später fest stellen konnte. Wir kamen überein, er würde mich im Januar 2010 nochmals besuchen…
Ich bitte meine Therapeutin um eine Einweisung in die Klinik für Januar 2010 – ich kann einfach nicht mehr. Habe auch das Gefühl, es wäre aus dem ersten Aufenthalt noch vieles offen, dass irgendwie „abgerundet“ werden müsse.
Sie gibt mir sofort Recht, macht mir einen Termin für den 10. Januar 2010 – weil aber die Schweinegrippe grassiert und ich erkältet bin, soll ich lieber nicht einpassieren…
So warte ich. Mit dem Rücken zur Wand… denn die GBW will nun ENDLICH den Mietrückstand aus 2008, den die ARGE verschuldete… mein Betreuer schrieb mir dazu nichts weiter, als dass ich halt Raten zahlen sollte.
Von Alg2. Inzwischen – seit Herbst 2009 – war mir endgültig das dritte Zimmer gestrichen worden… wenn ich in der Wohnung bleiben wolle, müsse ich es selber zahlen… das dritte Zimmer.
Also 220 Euro für mich. Jeden Monat.
Ich zahle ja schon die Kaution zurück… nochmals Raten davon weg?
Im Januar sitze ich mit Erkältung und Räumungsklage – wieder einmal – auf dem Sofa… jeden Tag. Und denke mir: wenn mich diese Gesellschaft so offensichtlich nicht haben möchte. Und so offensichtlich nicht gesund werdend und lebensfroh….
dann habe ich immer noch den Gashahn in der Wohnung!
Der Betreuer schafft es nicht, die Sache mit der GBW zu regeln… Statt Klinik wieder ne Gerichtsverhandlung. Ich gehe nicht hin, sage dass ich eigentlich in der Klinik wäre… denke, mein Betreuer geht stattdessen.
Tat er nicht.
Pfff – wozu hab ich den eigentlich?
Immerhin bestand er darauf mir das Geld für eine Ikea-Küche vorzustrecken… ganz wohl war mir bei der Sache nicht… aber ich hatte ja nichts in meiner Küche ausser deinem Gefrierschrank und einer Mikrowelle sowie zwei Herdplatten nebst Kaffeemaschine.
Ich wies in darauf hin, dass er meine Lage ja kenne und dass es lange dauern könne, bis er sein Geld wieder sehen würde…
HEUTE WEISS ICH, dass das verboten ist. Er hätte beim Amtsgericht anmelden müssen, mit mir einen Vertrag über die Gewährung eines Kredites zum Küchenkauf abzuschließen…
Meine Hunde sind inzwischen wieder so weit aufgefüttert. Der AmtsTA ist zufrieden. Ich sage, dass ich im März nun in die Klinik gehen werde… er will die Woche davor noch mal gucken, damit nicht wieder was schief geht…
Eine – wie ich glaubte!!!! Freundin aus früheren Tagen, Hundepsychologin, betrieb damals noch (man beachte!!!) seit kurzem ein Tierhotel in NRW, bot mir an alle drei bis Ende Mai für einen geringen Festpreis zu nehmen… .
Am 18. März 2010 kontrollierte wie vereinbart der Amtsveterinär meine Hunde… OHNE Beanstandung! Am selben Tag abends hatte ich Termin bei meiner TÄ zum impfen fürs Tierhotel, dort wurden auch alle drei Hunde gewogen und alles war bestens!
Ich sollte nur mit meinem Galgo-Rüden nach meiner Rückkehr zum Zahnstein entfernen kommen…
Am 21. März fuhr mir eine Hunde-Freundin meine drei nach NRW… meinen Galgo-Buben und die Greyhündin sollte ich nicht mehr wieder sehen…
Am 23. März kam ich in die Klinik und wurde in der zweiten Mai-Woche entlassen – die letzte Maiwoche sollte ich in Norwegen sein..
Meine älteste Tochter lebte 2010 gerade in Norwegen und sie lud mich für die Zeit nach der Klinik zu einer Woche Norwegen ein… und schenkte mir den Flug!
.
Frisch aus der Klinik ging ich zur Bank, meine monatlichen Überweisungen – auch die Futterbestellung für meine zwei in NRW – zu bezahlen… schwache 90 Euro auf meinem Konto… Hundefutter, Hundehalterhaftpflich und das Geld für die Fahrkarte zum Flughafen… kein Geld mehr für mich übrig… für Lebensmittel bis zum Abflug… ich hatte 50 Euro Geschenk für „Norwegen“ bekommen… um halt mal was zu kaufen, einen Kaffee zu trinken…. das ging nun erst mal für Lebensmittel drauf…
Hektische E-Mail an meinen Betreuer, was die ARGE nun schon wieder geleistet hätte….
Antwort:
Er sei enttäuscht von mir, ich habe seit Wochen nichts darüber verlauten lassen, wann ich das Geld – 800 Euro – für die Küche zurückzuzahlen zu gedenke…
Nun habe der Energieversorger eine Rückzahlung von 300 Euro an mich überweisen wollen… die habe er nun auf sein Konto umgeleitet!
Und die ARGE habe – anteilig!!! – wegen der Rückzahlung das Alg2 gekürzt!
Tja… soviel zum Roman-Klischee vom Betreuer…
Ich weise einfach mal noch darauf hin, dass ich seit meinem 12. Lebensjahr nicht mehr geflogen bin… dass ich trotz meiner Erkrankung nach langer Zeit wieder mal reisen werde…
Und dies nun OHNE Geld auf dem Weg zu bewerkstelligen habe… das heißt, ich muss mit allem meiner Tochter auf der Tasche liegen…
Bedrückt ja alles überhaupt nicht…
Im Sommer 2010 wechselte ich den Betreuer… dem Amtsgericht liegt der gesamte Sachverhalt vor… Original-E-Mails habe ich noch – – – der Betreuer arbeitet munter weiter und ist guter Dinge… einzig die fehlenden 500 Euro werden ihm nach meiner Lage wohl auch weiter fehlen…
Während ich in Norwegen bin, erfahre ich, dass am Sonntag für den die Rückholung meiner Hunde geplant war (ich würde am FREitag zurück kehren), der Abholer „nicht könne“…
Fieberhaft beginne ich – per Internet nach Menschen zu suchen, die mir aushelfen könnten. Aber Leute die ich gut kenne, haben entweder nur einen Hund und ein zu kleines Auto oder gar keinen Hund und wollen nicht drei in ihr Auto lassen oder wohnen zu weit weg…
Und ich bin nicht kräftig genug… und kann auch niemandem sagen: da haste 100 Euro dafür….
Ich maile meiner „Freundin“, dass ich nach Ersatz fürs Abholen suche… aber am Sonntag… das würde nicht klappen. Bis Mittwoch – bereits Juni dann – müssten sie noch aushalten… bitte.
Am Dienstag bekomme ich einen frostige E-Mail, sie habe meine Windhunde an den Verein zurückgegeben… die Mischlingshündin würde sie behalten.. mich würden ja sowieso immer nur die Windhunde interessieren…
Ich glaube an das Gute im Menschen.
Deshalb und weil ich auch schon für diesen Verein arbeitete, dachte ich… gut, dann frage ich dort nach, ob man mir eine Fahrkette bildet… die beiden herunter bringt und mir bitte auch die Mischlingshündin mit holt…
Was dann folgte, war an Schmerz und Verleumdung nicht zu überbieten… E-Mails habe ich alle noch!!!
Ich bin da wohl ein weiteres Mal zusammen gebrochen.
Wo meine beiden Windhunde seither leben – weiß ich nicht und Freunde die es für mich heraus finden wollten… haben aber auch was erlebt…
Meinen dritten Hund holte mir dann liebenswürdiger Weise jemand heim… allerdings erst im Juli 2010…
Im Winter 2010/11 strengte das AG eine ärztliche Beurteilung meines Gesundheitszustandes 2008! an… hm!
Obwohl es ja möglicherweise ausgeschlossen sein könnte, beinahe drei Jahre später noch auf meinen unbehandelten Gesundheitszustand schließen zu können, gab sich der Arzt viel Mühe und verwandte viel Zeit auf die Begutachtung und auf das Gutachten selbst.
Dennoch kam das AG zu dem Schluss, ich habe mit Abschluss des Mietvertrages für das Häuschen im Februar 2008 den Vermieter betrogen und hätte nun nach Kräften Wiedergutmachung zu leisten.
Zumindest eine Geldstrafe von soundsoviel Tagssätzen…
Das Argument meines Anwaltes, dass ja dann wieder das Geld fehlen würde und ich ja schon die Klage hätte, weil ich eben zahlungsunfähig gewesen wäre, griff das Gericht auf und verwies darauf, ich hätte mich in den kommenden Monaten zu melden und den Willen zur Wiedergutmachung zu zeigen… die Kosten des Verfahrens…. blablabla… kann ja nicht…
Im November 2011 wurde man ungeduldig, weil ich zwar einen Brief an den Vermieter verfasst hatte… wie vom Gericht so erwartet… aber nun noch Taten sehen wollte.
Also wurde ich zu Arbeitsdienst – vier Stunden wöchentlich – verdonnert. Zu dieser Zeit ging ich wöchentlich einmal hier über die Straße ins AWO-Heim mit meiner Mischlingshündin zum Hundebesuch… dazu hatte ich mich aufgerafft… lange Anlauf genommen, aber dort auch erzählt, was mit mir los ist, warum ich nicht viel kann aber doch den Leuten diese Möglichkeit des Hundebesuchs geben möchte… so hilft diese Stunde mir nämlich auch, vor allem weil ich nur über die Straße muss.. und für mich ist sehr schlimm immer der WEG… das draussen sein, verletzbar sein… angesprochen zu werden…
Ich bot dem Gericht an, diesen Hundebesuch anzurechnen…
Nein, vier Stunden die Woche…
Ich nahm allen Mut zusammen, outete mich im Heim… und fragte, welche Möglichkeiten es da noch gäbe und man erbot sich, mir diese vier Stunden in der Wäscherei machen zu lassen… allerdings alle vier Stunden am Stück.
Im Dezember sollte ich den Einsatz beginnen – einen Tag davor ging es mir derart schlecht – ich fühlte mich so hilflos und fehl am Platz… so unverstanden auch.
Meine Ärzte bläuen mir regelrecht seit Monaten ein, ich müsste auf mich achten, ich könne nun mal nicht mehr das, was ich früher geleistet hätte…. und wahrscheinlich hätte ich das auch früher schon alles nicht leisten könne…. nur habe es keiner bemerkt…
Und nun entschied man hier einfach über mich hinweg…
Ich sagte ab, mit der Begründung, ich sei ja nicht ohne Grund nur unter drei Stunden arbeisfähig… und könne dies nun nicht…
Auf meine Beschwerde beim Landgericht im Frühjahr hierzu erhielt ich die Antwort, es wäre ohnehin nicht rechtens gewesen, die Auflage einfach so in einen Arbeitsdienst um zu deuten.
Worauf das Amtsgericht nun im Oktober acht Monatsraten zu 20 Euro ans Rote Kreuz zu zahlen, fest setzte…
IMMER wird in den Schreiben und Beschlüssen der Sachverhalt dahin gehend dargestellt, dass ich nicht „Willens“ oder „bereit“ sei, Wiedergutmachung zu leisten…
Was so nicht stimmt.
Ich bin seit Februar 2012 offiziell erwerbsunfähig mit Schwerbehindertenausweis.
Zur psychischen Erkrankung kommen noch kaputte Hüften, Knie und zwei Bandscheibenvorfälle… bin heilfroh, wenn ich meinen Haushalt schaffe, alles geht extrem langsam von statten. Ich kann keinen Arbeitsdienst leisten, zu dem ich weit gehen oder fahren müsste…
Und 20 Euro von meinen 220 Euro nach Miete und Energie… das kann nun auch nicht sein, das würde ja gesetzeswidrig meine Grundsicherung schmälern.
Denn EU-Rente bekomme ich ja nicht – – – mir fehlen die 1995 ausgezahlten Anwartschaften!
Das also wird meine Antwort diesbezüglich ans AG sein, denn auf meinen letzten Einwand, dass ich nicht nochmal 20 Euro abknapsen könne, kam vergangene Woche wieder ein Schrieb mit dem Vorwurf, ich wäre nicht Willens und man würde mich nun für den 2. Januar zur Anhörung vor laden!
Wohin ich nicht gehen werde, denn ich behalte mir vor, die Vorgehensweise jetzt mit meinem Anwalt zu besprechen, der hat aber vor Weihnachten keinen Termin mehr… und gegebenenfalls beim Sozialgericht zu klagen.
Das Jetzt
Ich bin nun fast 49 Jahre alt, erwerbsunfähig, soll im nächsten Sommer meine Hüfte operieren lassen… erhalte auf meinen Schwerbehindertenausweis kein G – muss alle Zusatzzahlungen zu Schuhzurichtungen, Massagen, Krankengymnastik usw. bezahlen.
Zahle das Zimmer für meinen Sohn immer noch selber… weil das Jugendamt es nicht schafft, eine Begründung als Rückzugsmöglichkeit für meinen Sohn beispielsweise – zu formulieren. Und dass der Vater meiner Kinder in seiner Eigentumswohnung!!! ja kein Zimmer für seine Kinder vorgesehen habe…
Soll für notwendigen Zahnersatz links 300 Euro bezahlen… und 300 Euro rechts… Dürfte dies auch auf Raten bezahlen… ABER die Raten sollen nicht unter 50 Euro liegen…
was also so schon gar nicht geht… Kein Zahnersatz – warum auch!
Ich habe keine Unterstützung für Fahrgeld – Mobilität kann ich mir nicht leisten…
Schwimmbad kann ich mir nicht leisten…
Wenn ich mich an manchen Tagen gut fühle – kann ich mich nicht mit einer Freundin in WÜ treffen… kostet 11,50 – und ich brauche das Geld für die zwei Fahrten zur Therapie in WÜ… (O-Ton Amt: „dann gehe se halt hier zur Derabie!“
Soviel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und zur Freien Arztwahl!
Meine Privatinsolvenz liegt auf Eis, weil ich sobald der Antrag gestellt ist, keine Gläubiger mehr bedienen darf…
ABER dann dürfte ich auch der GBW die Mietschulden von 2008, von der ARGE verschuldet – wir erinnern uns – in 10 Euro-Raten nicht bezahlen… Die GBW signalisierte aber schon, dass sie mich dann raus wirft…
Wobei es meinem derzeitigen Betreuer nicht gelingt in Erfahrung zu bringen, ob das überhaupt ginge… denn ich bin ja schwerbehindert… das müsste ich nun wieder selber recherchieren….
Ich hätte so gern einen sauberen Schnitt!!!
Ich hätte liebend gern ein Auto. Das geht natürlich nicht… denn Menschen wie ich brauchen kein Auto.
Mir würde es so vieles erleichtern… grade auch wenn ich Mühe habe aus psychischen Gründen einen Weg zu nehmen… ins Auto gesetzt und „geschützt“ von A nach B kommen…
Von Einkäufen und anderen Erleichterungen, wenn die Hüften schmerzen… ganz abgesehen.
Die Tiere – ja ich habe wieder drei Hunde… es gibt noch Menschen mit Hirn und Herz – sind zwar wissenschafltich als hilfreich anerkannt… aber was stört das die Gesetzgebung!!!
Futterunterstützung von einer Frau aus der Nachbarschaft…
Ein Garten wäre ein Königreich für mich… Selber Gemüse und Obst haben… Sowas ist für eine wie mich nicht vorgesehen..
Es gibt Kulturen – – oder gab sie – die pfleg(t)en ihre Kranken! Und lassen oder ließen ihnen Fürsorge angedeihen…
Hier gilt nur: geh zur Tafel… hast Du keine Freunde die dir helfen?
Ich lebe in dieser Nachkriegswohnung mit zugigen Fenstern. Energietechnisch eine Katastrophe… was den Vermieter nicht stört, die Heizkosten fallen ja bei mir an… im letzten Frühjahr Nachzahlung…
Ich würde gern einfach Socken stricken… öfter mal. Wenn ich sonst schon ausgelaugt bin. Aber Sockenwolle ist teuer.
Ich kann „hund“ und ich würde gern mit meinem jüngsten Hund, den ich seit Januar habe Therapiehundarbeit machen. Ich muss Dinge tun, bei denen ich Sicherheit habe.
Aber eine Ausbildung für den Hund kann ich mir im ganzen Leben nicht leisten… so wie es grade aussieht.
Aber nur mit Ausbildung und Prüfung könnten wir dann einen Obulus für eine Stunde verlangen… so hätten wir bei einer Stunde die Woche im Monat vielleicht 50 Euro Taschengeld… wäre doch toll.
Ich bin es im Grunde müde, zu kämpfen für die Verwirklichung kleiner Träume…
Ich fand ein altes Häuschen mit Garten, der Mann der es vermieten wollte, meinte – er wäre froh, das Haus habe seiner Schwester gehört und er hätte so viel Last damit… wenn jemand im Garten ein bisschen was täte – und es mir Recht wäre, dass nur gestrichen wird aber nicht renoviert… aber die Miete hätte warm nochmal 50 Euro als die jetzige Miete gekostet… DAS darf ich nicht. Sagt das Amt.
Ich möchte niemanden erschrecken, aber nach wie vor ist für mich die Möglichkeit mein Leben zu beenden, wenn ich hier weiterhin nur reduziert auf ein bisschen Essen und Schlafen existieren darf, in einem reichen Land, das Armutsberichte schönt…, eine ganz nüchterne logische Handlungsweise.
Wenn mir diese Gesellschaft, diese Regierung mit ihren zweifelhaften Vertretern und Apparaten, ihrer Klüngelei und Wirtschafts-Hörigkeit nichts weiter zugesteht als Verachtung, sogar Mißachtung,
dann muss ich hier auch nicht leben. Wäre ich ja dumm… DAFÜR??? Um mir dauernd alles zu erkämpfen, zu erstreiten und zu erboxen, hinter allem herzurennen und ständig alles zu erbetteln? Dafür bin ich zu friedliebend, bin ich mir zu schade…
Noch geht es. Noch glimmt ein bisschen Rachelust… noch.
Der Autorin vielen Dank für diese Worte – und dem Leser vielen Dank für seine Geduld, bis hierher gefolgt zu sein.
Diese Geschichte ist kein Einzelfall – sie ist ein typisches Systemschicksal. Schon die geringste Schwäche führt heutzutage auf einen abschüssigen Weg, von dem es kein Entrinnen mehr gibt – soviel man auch strampeln mag. Immer wieder im Blick: die Ärzte, die verzweifelt versuchen, die Wunden zu heilen, die die Gesellschaft tagtäglich schlägt. Sie wissen, das das, was wir Arbeitsleben nennen, ein Programm zur Selbstverstümmelung ist – ein Programm, dem wir begeistert folgen, um bloß nicht in Hartz IV zu landen und von den Medienhyänen im Anschluss zerrissen zu werden.
Leider macht unsere Biologie dabei nicht mit. Wir werden schwächer im Alter – zu schwach für das Hamsterrad der Neoliberalen, die uns am Liebsten schon mit 35 aussortieren würden … uns aber gnädigerweise noch bis 40 durchfüttern, dann aber müssen wir endlich mal selbst sehen, wie wir über die Runden kommen.
Wie lange wird es dauern, bis wir verstehen, das nicht nur die Dritte Welt ausgebeutet wird? Das ein bisschen mehr Hartz IV oder ein Grundeinkommen nur noch an den Symptomen herumschrauben (und immer ganz vergessen, das erst nochmal 2 Billionen Euro an Schulden abbezahlt werden müssen, bevor das alternative System starten kann), während es aber dringend die Krankheit zu heilen gilt?
Besonders pervers: niemand kann Alexandra helfen – oder den Millionen anderer künstlich verarmter Menschen. Selbst wenn es jetzt einen Mäzen gäbe, der ihre kreative Ader zu schätzen weiß (ihre umfangreiche Webpräsenz befindet sich hier): alle Spenden gelten als Verdienst und versickern in dem Monster Hartz IV, denn DER STAAT WILL ARMUT.
Das sagt er uns nur nicht so deutlich – aber ohne die gewaltsam verursachte Armut rennen die Niedriglöhner nicht so schnell, wie es der Renditewunsch der Anleger verlangt.
„Sie müssen jetzt was für SICH tun“ … diese Warnung der Ärzte kenne ich selbst nur zu gut – und habe sie ignoriert, mit hässlichen Folgen. Ich kenne persönlich schon Dutzende, denen es so geht. Nicht alle landen beim Jobcenter, ältere kriegen noch Renten, die heute im Sinne der Armutszüchtung abgeschafft wurden – aber jeder, der eine Familie ernähren muss und einen Vollzeitarbeitsplatz hat, weiß, das „für sich“ nie Zeit da ist.
Die gehört den Anlegern.
Menschen mit einem solchen Hintergrund, einem solchen Leben möchte ich im Bundestag sehen – keine weltfremden Juristen, Lehrer und Historiker, die Leben nur durch Buchstaben erfahren. Damit wären wir schon einen Schritt weiter.
Und desweiteren möchte ich Alexandras Schicksal einfach mal allen vor die Nase halten: für die Produktion solcher Schicksale, solcher Lebensumstände zahlen wir wirklich JEDEN ZWEITEN EURO unseres Staatshaushaltes? Für solche Ergebnisse der Arbeit von Vermittlern, Helfern, Richtern, Anwälten und Beratern würde eine normale Firma keinen Cent vom Kunden sehen … und „Staatskunden“ sind wir ja seit der Einführung von Hartz IV alle. Manche haben nur augenblicklich noch Geld genug, das sie das nicht merken brauchen. Wenn ein Mensch Hilfe braucht, sollte er die Hilfe auch bekommen – und (wichtige Notiz für die Zukunft) selbst bestimmen, ob die Helfer ihr Geld auch wert waren.
Was ich hier sehe (als Mensch, der auch mal Personalverantwortung hatte) ist eine willensstarke, leistungswillige, engagierte und couragierte Frau, die die ganze Hilfe unseres „Sozialstaates“ erhalten hat – aber anstatt als selbstständige Versicherungsmaklerin arbeiten zu können nun als verarmte Suizidkandidatin endet … trotz des Einsatzes von großen Mitteln seitens der Versicherungen. Deutlicher kann man die erbärmliche Ineffektivität unseres Sozialstaates kaum beschreiben – das Geld wäre als Grundeinkommen besser angelegt, würden wir nicht alle damit beglücken, könnten wir uns Regelsätze von 3000 Euro leisten – im Monat, solange, bis der Mensch wieder auf eigenen Beinen stehen kann.
Zuviel Geld? Nicht mit Kinder – pro Kind würde ich nochmal minimal 1000 Euro drauflegen: Nachhilfe, Hausaufgabenbetreuung, Krankennotdienst, Fahrten zu Ärzten, Freunden, Vereinen, Arbeitsgemeinschaften: einen Leistungsträger zu produzieren und seine ganzen Kräfte zu entfalten ist sehr sehr teuer – und allein kaum zu schaffen.
Wir sollten aus diesem Schicksal etwas lernen, damit das Leid nicht umsonst in die Welt gesetzt wurde. Vor allem sollten wir daraus lernen, das Armut künstlich produziert wird, weil man in Wirklichkeit keine Hilfe bekommt – sondern mit aller Macht in die wirtschaftliche Vernichtung gedrängt wird. Ich will da jetzt auch kein Gemaule hören „die Frau ist ja krank“ und deshalb nicht der Regelfall: das Gegenteil ist die Regel – die beständige Bedrohung der Person durch wirtschaftliche Zwänge macht auch den Körper krank – gerade Rücken und Gelenke protestieren dagegen … und da der Mensch in Wirklichkeit doch keine Maschine ist, reagiert auch die Psyche irgendwann und zieht den Saft aus der Batterie (vor allem, wenn der Mensch so einen Unfug macht wie „arbeiten gehen unter Zielvereinbarungen“).
Ärzte wissen das – darum raten sie erstaunlich früh zu einer Schonung, die uns Staat und Wirtschaft aber ums Verrecken nicht gönnen wollen: sie verheizen uns lieber.
Darum zahlt der Staat den Ärzten aber auch fürstliche Honorare, würden die den Eid des Hypokrates ernst nehmen, so hätten sie schon längst zur Revolution auffordern müssen: unser Arbeitsleben macht uns nur krank, unser Arbeitslosigkeit macht uns nur noch kränker und irgendwann können die Krankenkassen das nicht mehr bezahlen.
Das sind die Tatsachen, denen wir uns Auge sehen müssen, wenn wir dieses Programm zum großen volkswirtschaftlichen Suizid im Dienste der Rendite der kolumbianischen Drogengelder (um es mal deutlich zu sagen) stoppen wollen.
Wenn nicht – werden wir Alexandra folgen, auf die eine oder andere Art und Weise.
Übrigens: es ist jetzt Weihnachten. Alexandra hat Bücher geschrieben – vielleicht braucht noch jemand ein Weihnachtsgeschenk. Dies wäre sogar ein Geschenk mit einer ganz besonderen Hintergrundgeschichte, die es noch wertvoller macht – weil es ein ganz besonders wertvoller Mensch ist, der dahinter steckt.
Donnerstag, 22.11.2012. Eifel. Ich merke, es ist soweit. Ich muss aufhören zu schreiben. Wird zu gefährlich, ganz ehrlich. Manchmal gibt es Zeiten, da muss man seine alten Schwüre brechen, seinen Colt aus dem Schrank holen, die Winchester entmotten, den finstersten aller schwarzen Hüte aufsetzen und – geschmückt mit goldenem Sheriff-Stern – auf die Straße gehen und sich dem Übel stellen, um eine endgültige Lösung herbeizuführen. Und dann wiederum gibt es Zeiten, wo man sich zitternd und bibbernd in einem Erdloch verstecken muss, weil Gräuel über die Erde wanken, die zu gräßlich sind, als das man sie in Worte fassen könnte. So eine Zeit scheint wieder da zu sein, eine Zeit, wo der Gebrauch einer normalen, von edlen Werten in ihrer Vernichtungskraft eingeschränkten Vernunft zu gefährlich ist und das Erdloch die einzige Alternative zu Wahnsinn darstellt. Das ist zum Beispiel ganz deutlich dann der Fall, wenn Zeugen krimineller Taten ganz schnell in der Psychiatrie verschwinden, wo ich – wie ich merke – jetzt auch ganz schnell landen könnte. Der Spiegel berichtet heute über einen dieser Monströsitäten, einen Mann, der ziemlich gewöhnlich klingende Behauptungen aufgestellt hat.
Seine Ex-Frau und weitere Mitarbeiter der HypoVereinsbank (HVB) hätten große Mengen Schwarzgeld in die Schweiz verschoben und illegal Provisionen kassiert. Die Vorwürfe wurden von der Justiz ignoriert. Dafür attestierte man Mollath einen krankhaften Wahn. im Jahr 2006 wurde er zwangseingewiesen.
Sein Fall ist eine Art Blaupause für das Schicksal von Menschen, die ein Richter ins Irrenhaus schickt und die danach kaum noch beweisen können, dass sie nicht geisteskrank sind. Es liegt diesen Fällen keine große politische Verschwörung zugrunde, sondern Nachlässigkeit und Überheblichkeit des Justizapparats.
So etwas geschieht schon in diesem Land. Ohne das wir es groß merken, denn dieser Artikel ist morgen wieder vergessen, der Spiegel verspricht uns ja zudem, das es nur die reine Blödheit des Systems ist, die solche Fälle produziert. Die Wahrheit sieht aber anders aus:
In Bayreuth diagnostiziert ein Gutachter bei Mollath eine fortschreitende Wahnsymptomatik. Er sei unter anderem unkorrigierbar der Überzeugung, Personen aus dem Geschäftsfeld seiner Ex-Frau wären in ein komplexes System der Schwarzgeldverschiebung verwickelt. Mollath stelle ohne Behandlung eine Gefahr dar.
So einfach ist das inzwischen. Die Psychiatrie ist wohl inzwischen in weiten Teilen so sehr degeneriert (und in ihrem eigenen Dunstkreis gefangen), das sie jederzeit politisch instrumentalisiert werden kann. Wenn die Politik eine Wahrheit herausgibt (wie zum Beispiel die, das hier niemals jemand Schwarzgeld ins Ausland schafft), dann folgt automatisch die Diagnose WAHN, wenn man energisch gegen diesen Tatbestand ankämpft. Je energischer man kämpft, umso eher lassen sich Anzeichen für einen Wahn finden. Zustände, die früher einen Wilhelm Tell, einen Fidel Kastro oder eine russische Revolution hervorgerufen hätten, sorgen heute nur dafür, das Kritiker, Zeugen und Journalisten in der Psychiatrie verschwinden: ganz öffentlich vor aller Augen, mit desaströsen Folgen für die eigene Existenz:
Am 27. Februar 2006 wird Gustl Mollath in seinem Haus festgenomen. Bis heute besitzt er nur das, was er damals auf dem Leib trug. Sein gesamtes Leben ist verschwunden. Sein Haus wurde versteigert, Möbel und Autos weggebracht. Mollath hat keinen Pass, keine Zeugnisse, keinen Zugang zu Konten. „Ich habe nicht einmal ein Bild von meiner Mutter“, sagt er, „ich bin den Ärzten ausgeliefert“.
Das kann jedem von uns geschehen. Jederzeit. Gustl Mollath hatte nämlich Recht. War kein Wahn, sondern nur die Wahrheit – und ein großer folgenloser Betrug am Steuerzahler.
Ich persönlich bin mir sicher, das man bei mir jederzeit eine Wahnsymptomatik feststellen kann, die Philosophie an sich ist ja schon Wahn genug. Wir wagen es, die Realität unserer ganzen sinnlichen Wahrnehmung in Frage zu stellen, beschäftigen uns mit Gedanken über das Leben nach dem Tod – und vor allem auch mit Gedanken darüber, ob man vor dem Tod nicht mehr davon haben kann, wenn das Geld etwas fairer verteilt wird.
Ich möchte so einen Wahn gleich mal demonstrieren. Aus eigener, 15-jähriger Berufstätigkeit in der Pharmaindustrie weiß ich, das es sich hier um einen riesigen, kriminellen Machtblock handelt, der Hand in Hand mit Politik und Justiz in schöner Regelmässigkeit nutzlose Präparate zu überteuerten Preisen verkauft, eine Bereicherungsmaschinerie, die vor allem deshalb funktioniert, weil die Politik der Ärzteschaft den kritischen Mund mit Massen an Geld vollstopft. Bleibt einer doch nicht ruhig, wie Leo Hansen. der ehemalige Chef der KV-Nordrhein, dann gibt es auch handfestere Drohungen (siehe „Das Pharmakartell“, Frontal 21).
So ist es kein Wunder, das das meistverkaufte Grippemittel der Welt zwar enorm viel kostet, das aber durch völliges Ausbleiben jeglicher Wirkung wieder gut macht, ein Tatbestand, der jetzt dazu führt, das Forscher einen Boykottaufruf gestartet haben (siehe Spiegel):
Genauso lange, wie die Länder Tamiflu einlagern, währt auch der Streit, ob das antivirale Mittel denn überhaupt nutzt. Bereits 2009 berichtete eine Forschergruppe der Cochrane Collaboration, es gebe Zweifel an der Wirksamkeit des Medikaments. Es fehlte etwa der klare wissenschaftliche Beleg dafür, dass Tamiflu Komplikationen wie eine Lungenentzündung verhindern könne.
Die gleiche kriminelle Energie findet man auch auf anderen Ebenen – so sagt mir mein Wahn. Dort führt sie zu überraschenden Ergebnissen: nach der Kritik an Peer Steinbrück, der seine dienstliche Bahncard hemmungslos privat genutzt hat, reagiert der Bundestag wie folgt (siehe Welt):
Noch am 14. November hieß es dem Bericht zufolge dort: „Hier stellt der Bundestag eine Netzkarte zur Verfügung, die für das Mandat, nicht aber privat genutzt werden darf.“ Einen Tag später, am 15. November, fehlte ein Halbsatz, das Verbot privater Nutzung wurde demnach ersatzlos gestrichen.
Jetzt dürfen alle umsonst privat mit dem Zug fahren. Cool, oder? Ähnlich ist es mit Steinbrücks Deal mit den Stadtwerken – war er anfangs noch der böse Buhmann, so stellt sich jetzt langsam heraus, das alle dort richtig abgeräumt haben und der caritative Zweck erst nachträglich eingebaut wurde, um den wahren Charakter der Veranstaltung zu verschleiern (siehe Welt).
Würde ich jetzt aber sagen: „Leute, wir haben in dieser Gesellschaft ein ganz ernstes ethisches Problem: unsere Hardware ist zwar TipTop, aber unsere Software hat einen ganz schweren Schaden genommen“ dann würde man mir ganz schnell einen Verfolgungswahn unterstellen. Wenn ich dann kontern würde, das es bald Atomkraftwerke vom Himmel regnet, wäre ich schneller weg, als ich diesen Artikel absenden könnte. Dabei ist das in Planung, siehe Freitag:
Forschungsinstitute und die Rüstungsindustrie wie etwa das US-Institut Sandia National Laboratories und Northrop Grumman arbeiten an nuklear getriebenen Drohnen, um die Verweildauer der Kampfdrohnen in der Luft weiter zu optimieren – ein erschreckendes Szenario angesichts der Tatsache, dass bis heute mehr als 30 Prozent der US-amerikanischen Predator-Drohnen abgestürzt sind.
Allen Ernstes arbeiten führende Rüstungskonzerne am fliegenden, unbemanntem Atomkraftwerk, während wir noch stolz darauf sind, das wir – vielleicht bald eventuell (wenn sich nichts ändert) – unsere viel sichereren alten Meiler endgültig abgeschaltet haben. Warum sperrt eigentlich niemand die Forscher von Northrop Grumman ein?
Oder die gesamte US-Wirtschaft?
Leider „nur“ bei WSWS findet sich die Nachricht, das Obama jetzt – nach seinem großen Wahlsieg – zu drastischen Sozialkürzungen neigen wird. Genau das wollten die Wähler zwar nicht – weshalb sie ja auch ihn gewählt haben und nicht den Milliardär Mitt Romney – aber wer interessiert sich nach der Wahl schon noch für Wähler?
Mit Blick auf die „Haushaltsklippe“ am 31. Dezember wird Krisenstimmung geschürt, um die öffentliche Meinung darauf vorzubereiten, extrem unpopuläre Maßnahmen zu akzeptieren, darunter Haushaltskürzungen in Höhe von Billionen Dollar und einen historisch beispiellosen Angriff auf Medicare, Medicaid und die Renten.
Ein interessantes Lehrstück, wie man Politik in Demokratien macht – oder wie man eine Demokratie durch Terror vernichtet:
Die Medien waren voll mit düsteren Vorhersagen über einen weiteren Zusammenbruchs des Marktes, verheerende Steuererhöhungen für die arbeitende Bevölkerung und stark ansteigende Arbeitslosigkeit, wenn die beiden Parteien nicht zu einer Einigung kämen.
Und damit die Medien auch etwas zu berichten hatten, wurden Fakten geschaffen, Fakten, die nur dann funktionieren, wenn man tagtäglich auf breiter Front über Börsenkurse berichtet:
Nur Stunden nach Obamas Sieg warnte die Ratingagentur Fitch, es werde „beim Haushalt keine Flitterwochen für Präsident Obama geben.“ Am Mittwoch folgten große Verkäufe an der Wall Street, die die Regierung und den Kongress unter Druck setzen sollten.
So einfach ist Politik für Reiche. Erst mal die eigenen Aktienpakete verkaufen, dann die eigenen Presse darüber berichten lassen und so die Regierung terrorisieren. Nachher kann die Presse ja wieder Entwarnung geben, man kann die eigenen Aktienpakete zurückkaufen und sich zusätzlich am Gewinn freuen, wenn die Kurse infolge der eigenen Rückkäufe wieder steigen.
Natürlich wird die Gesellschaft auch von innen ausgehöhlt. Es gilt, jede Art von Widerstand gleich im Ansatz zu zerschlagen, damit der demokratische Grundgedanke gründlich ausgemerzt wird. Das geht ziemlich einfach – und auch ziemlich offen, denn neben der demokratischen Gesellschaft existiert die wirtschaftliche Gesellschaft – und in der hat jeder einen BOSS. Dirigiert man diese Bosse – oder züchtet sie gleich selbst – dann dirigiert man die ganze Gesellschaft. Die Karriereabteilung des Spiegel zeigt das System ganz offen:
„In der Unternehmensberatung bleibt man nicht ewig. Man verdient gutes Geld, schnuppert überall mal rein, und am Ende bekommt man einen Job in der Industrie.“
Deutsche Unternehmensberatungen wie Kienbaum zeigen sich da anders – aber sie wollen ja auch nicht die Gesellschaft systematisch mit ihren egozentrischen Charakteren unterwandern. Ein Artikel aus der Zeit zeigt, das McKinsey sehr bewusst eine sektenähnliche Struktur schafft:
Networking ist ein ganz großer Begriff in der Branche, man ist ständig darauf konzentriert, mit allen und jedem Kontakt zu halten. Das Unternehmen gibt sich große Mühe, die Mitarbeiter auf Linie zu bringen. Durch regelmäßige Events, Get-togethers, Meetings ohne fachlichen Inhalt. In diesen Konferenzen geht es darum: Wo will das Unternehmen hin? Was müssen wir dafür tun? Dann werden irgendwelche Statistiken präsentiert, die die Qualität der eigenen Arbeit beweisen sollen. Manchmal sind die ganz schön abseitig. Aber dadurch wird die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen gestärkt.
Ähnliche Strukturen der Menschenführung kann man auch in der Pharmaindustrie erleben – so schützt man sich vor Aussteigern. So erstellt man ein geschlossenes Agentennetzwerk innerhalb der Wirtschaft eines Landes, das den „Geist“, die „Botschaft“, das eigentliche Anliegen der Finanziers in ihrem gesamten Umfeld weiterverbreitet. Wie groß dieser Einfluss ist, zeigt sich, wenn man aus heutiger Sicht einen Artikel der Zeit aus dem Jahre 2002 liest:
Als sich Gerster, frisch entlassen, in der Talkshow von Sabine Christiansen verteidigte, nutzte der niedersächsische Ministerpräsident und Gabriel-Nachfolger Christian Wulff die sonst so artige TV-Plauderrunde für einen heftigen Angriff auf den Doyen des Beratercorps. Er attackierte Roland Berger, der mit im Studio saß. Zwischen Politik und Beratern, zürnte Wulff, seien „Kartelle“ und „Seilschaften“ entstanden und „Freundschaften, die sich gegenseitig einen Dienst erweisen“.
Hätte er mal besser die Klappe gehalten – dann wäre er heute wohl noch Bundespräsident. Gegen die geheime Führungsmacht im Staate wird nicht aufgemuckt, denn die spielt heutzutage ganz oben mit:
Die Wertschätzung von Angela Merkel für McKinsey hatte weitreichendere Folgen. Merkel ließ sich von Deutschland-Chef Jürgen Kluge bereits beraten, als sie in der vergangenen Legislaturperiode ihr Konzept für eine „Neue Soziale Marktwirtschaft“ vorlegte. Ihrer beider Interessen trafen sich. Kluge wollte McKinsey als Think Tank auch für den Staatsdienst etablieren, den seine Consultingfirma erst viel später als der Konkurrent Berger als zentrales Wachstumsfeld ausgeguckt hatte. Merkel brauchte als Parteichefin vor allem Wirtschaftskompetenz.
Konkurrenz ist Berger aber wohl nur bei der Bezahlung – nicht aber bei der Etablierung eines Systems, das hinter jeden Politiker einen Unternehmensberater stellt. Das führt zu ganz merkwürdigen Erscheinungen:
Vor allem Angela Merkel und Friedrich Merz wird ein enges Verhältnis zum Branchenriesen McKinsey nachgesagt. Merz, der vor seiner politischen Karriere beim Verband der chemischen Industrie arbeitete, zog sich bei seinem Antritt als Fraktionschef viel Spott zu, als er vorschrieb, künftig müssten sich Mitarbeiter der Unionsfraktion einem Eignungstest der Unternehmensberater von McKinsey unterziehen. Ein motivierter und qualifizierter Mitarbeiter des Finanzministeriums scheiterte damals daran, dass er nicht erklären konnte, wie er sich als Filialleiter einer Hamburger-Kette verhalten würde. Viele Abgeordnete schüttelten nur den Kopf.
Beide haben wohl auf das richtige Pferd gesetzt – und die Tatsache, das Friedrich Merz heute Vorsitzender der einflussreichen Atlantik-Brücke ist, verstärkt meinen Verfolgungswahn nur umso mehr. Der Einfluss von McKinsey, Berger und Co. hat aber auch auf ganz andere Art und Weise in unseren Alltag eingegriffen. Sie haben nicht nur in großem Stil kurzfristige und kurzsichtige Gewinne durch Massenentlassungen möglich gemacht, sondern gezielt an dem Umbau der ganzen solidarischen sozialen Marktwirtschaft mitgewirkt:
Neu ist vor allem, wie selbstverständlich Unternehmensberatern auch Kompetenz bei originär politischen Fragen zugetraut wird. Tackes Ressort, das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, hat beispielsweise gemeinsam mit der Bundesanstalt für Arbeit bei Roland Berger ein Gutachten zur geplanten Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe erstellen lassen, was die Opposition für eine klassische Aufgabe der Ministerialbürokratie hält.
Aus diesem Gutachten ist direkt Hartz IV entstanden – und eine Behörde, die ihren Job als Amt für Ungeziefervernichtung (ja, es geht hier um „Parasiten“) mit großem Engagement nachkommt, siehe Spiegel:
Jobcenter greifen bei säumigen Hartz-IV-Empfängern so oft durch wie nie zuvor
Danach ist die Zahl der Strafen verglichen mit 2009 um 38 Prozent auf 1,017 Millionen gestiegen.
Aus internen Quellen weiß ich, das auch dort „Führen mit Zielen“ praktiziert wird – auch jener „Geist“ stammt von McKinsey. Auch hier wird „up or out“ praktiziert, nochmal Spiegel:
Leistung ist alles. Up or out, rauf oder raus – das ist das Motto der großen Unternehmensberatungen. Nur zwei von zehn Consultants schaffen es an die Spitze. Die Loser fühlen sich trotzdem als Gewinner.
Anders als die Looser von McKinsey, die regelmäßig von anderen McKinseyleuten in Konzernen untergebracht werden, haben die Looser vom Arbeitsamt bei Nichterfüllung ihrer „selbst gesetzten Ziele“ nur eine Perspektive: jenen Stuhl, auf dem täglich „Kunden“ vor ihnen sitzen, selbst zu beziehen. So wird ein äußerst perverses System geschaffen, in dem Mitarbeiter der Jobcenter dadurch um ihr Überleben kämpfen müssen, dass sie bei jenen zwanghaft nach Kürzungsmöglichkeiten suchen, die zuvor schon dank der „Arbeit“ von McKinsey um ihren Job gebracht worden sind.
Und schon bin ich mitten drin in meinem Wahn und merke: ich muss jetzt sehr sehr vorsichtig werden. Nur noch ein paar Worte mehr, ein wenig Gedankengeflecht mehr und ich entwerfe gezielt das Bild einer komplett von „economic hit man“ unterwanderten Republik, die dank mangelnder Mitbestimmung am Arbeitsplatz aus ihren demokratischen Angeln gehoben wird.
Das Perfide an diesem System: je näher man der Wahrheit kommt, umso wahrscheinlicher wird es, für wahnhaft gehalten zu werden. Das sagt viel über unsere gesellschaftliche Wirklichkeit aus, die bewusst und in großem Stil in aller Öffentlichkeit umgestaltet worden ist. Wir kennen die Täter, ihre Methoden, ihre Auftraggeber, ihre Werkzeuge und die Folgen ihrer Arbeit, die man inzwischen sogar bei Kindern feststellen kann (siehe Welt):
Eine neue Studie zeigt, dass schon Grundschüler enormen Druck ausgesetzt sind: Ein Viertel der Zweit- und Drittklässler gibt an, häufig unter Stress zu stehen. Meist ist die Schule der Auslöser.
Aber wenn ich jetzt gezielt die Schützenvereine aufrufe, als Akt der Notwehr die McKinseyleute in der Industrie ausfindig zu machen und in die USA zurückzuschicken, wo ihr Ungeist gerade die größte Volkswirtschaft der Erde an den Abgrund gebracht hat, dann bewege ich mich in den Augen der politisch und wirtschaftlich ungebildeten Psychiater in einem geschlossenen Wahnsystem, so das sie nur eine Möglichkeit haben: mich wegzusperren, meine Sachen zu versteigern und mich mit Medikamenten ruhig zu stellen.
Währenddessen marschiert der Ungeist weiter: Gehaltskürzungen, Rentenkürzungen, Zwangspensionierungen, Aushebelung der Tarifautonomie, Entmachtung der Gewerkschaften, Sozialstaatsabbau, Verlängerung der Lebensarbeitszeit – das Sparprogramm für Griechenland (siehe Handelsblatt), gewaltsam herbeigeführt durch hemmungloses Rating, wird Norm für den ganzen europäischen Kontinent und nicht nur für die USA. Wählt ein Land falsch – wie unlängst Frankreich – dann kommt die Ratingkeule – wie jetzt in Frankreich (siehe Welt).
Politisch gebildete Menschen wundert es nicht, das in diesem Klima die Südstaaten der USA wieder von der Abspaltung träumen (siehe Welt), um der Versklavung durch den „Bund“ zu entgehen, einzelne Sheriffs wollen sogar mit Gewalt gegen „Obama´s Blauhelme“ vorgehen – dabei zeigt sich doch gerade jetzt, wie gering die Macht des Präsidenten gegen die Macht der unter anderem von McKinsey gestalteten Netzwerke ist.
Und dieses Gefühl der Ohnmacht kennen wir inzwischen auch in Deutschland nur zu gut, dürfen uns aber nicht zu ihm bekennen, weil wir ja der allmächtige Souverän sind. Das ist aber auch nur gut so, denn Ohnmacht kann uns alle zu „unzurechnungsfähigen Kannibalen im sexuellen Wahn“ machen, siehe Heise:
Und diese ursprüngliche Ohnmacht, die wird im ganzen Leben immer wieder empfindlich als lebensbedrohlich gespürt und erlebt, und bewirkt Abwehrmechanismen; bewirkt, dass das Individuum versucht, sich durch irgendwelche Lebenstechniken, durch irgendwelche Abenteuer, durch irgendwelche spannenden, erregenden, lebensspendenden Erlebnisse zu erhalten.
Wenn jetzt diese Gefühl der Ohnmacht systematisch erzeugt wird … will man uns dann alle zu Kannibalen machen?
Wenn diese Zusammenhänge zwischen Ohnmacht und Gewalt bekannt sind … warum schafft man dann bewusst ein Gesetz, das das Gefühl von Ohnmacht und völligem ausgeliefert sein systematisch bei Millionen von Arbeitslosen erzeugt, eine Ohnmacht, die sogar einen US-Sheriff zu seltsam gewalttätigen Phantasien animiert?
Gut, das dieser Sheriff nicht in Deutschland lebt – hier wäre er schon längst in der Psychiatrie gelandet.
Gut, sehen wir es positiv: in der Psychiatrie wird man immerhin noch besser mit Nahrung und Unterkunft versorgt als in der Arbeitslosigkeit.
Das ist doch immerhin schon etwas – oder? Immerhin, das haben wir gelernt, nochmal Spiegel:
Niemand kommt aus dem Büro des Chefs und sagt: „Ich bin out.“ Immer positiv formulieren, das lernen Unternehmensberater schon im Assessment-Center. „Ich widme mich einer neuen Aufgabe“ oder „Ich mache jetzt mein eigenes Ding“, das hört sich gleich viel besser an. Und die Vorgesetzten spielen das Spiel mit.
Nicht nur die Vorgesetzten … inzwischen spielen wir alle mit – oder werden eingewiesen und machen dort unser eigenes Ding.
Was für ein Wahnsinn.
Samstag, 10. November 2012. Heute habe ich erfahren, wie einen die Geschichte einholen kann. 1684 Artikel habe ich bei Blog.de geschrieben. Nachdem aber nun dort schon mal Pauschallöschungen ganzer Blogs vorgenommen worden sind (und der Verdacht aufkam, das das kein Zufall war), dachte ich mir: sicherer ist es, ein eigenes kleines Örtchen zu schaffen, das vor Fremdlöschungen sicher ist. Hier habe ich jetzt nur noch 700 Artikel geschrieben – die aber eine Länge haben, das sie auch als „Artikel“ gelten können. Die Länge ergibt sich oft einfach aus der Komplexität der Themen. „Hartz IV“ zum Beispiel. Man kann sich darüber aufregen, das es da ist, zu wenig ist und zu lästig. Das geht schnell und kostet keine Kraft. Oder man weist nach, das Hartz IV beweist, das die Economic Hit Man in Deutschland aktiv sind (hier heißen sie u.a. McKinsey) und dadurch das erste Mal unseren Alltag erreicht haben – von der viel wichtigeren Deregulierung haben die meisten von uns gar nicht gemerkt, dabei kostet sie ein vielfaches mehr als Sozialhilfe. Im Juli 2009 habe ich noch darüber gespottet, das wir 1,5 Billionen Euro Schulden haben – da waren einige Hilfen schon mitgerechnet. Aktuell sind wir bei 2,057 Billionen – aber kein Aufschrei geht durch das Land. Warum nicht? Nun – auch die Presse wurde diszipliniert. Niemand fragt mehr, wofür für denn die zusätzlichen 500 Milliarden in drei Jahren ausgegeben haben. Auch weist keiner darauf hin, die ständig neuen Schuldenrekorde unter Schwarz-Gelb aufgelaufen sind – den „Wirtschaftsparteien“. Dabei wäre die Antwort so einfach: die Sozialhilfe ist es, die uns wirtschaftlich erwürgt.
Das wird nun jeden wundern: die Sozialhilfe? Jene paar mickrigen Mäuse für Arbeitslose? Nein, natürlich nicht – wir haben nur verlernt, zu sehen, was einen Sozialstaat ausmacht. Wir helfen ja nicht nur in Not geratenen Menschen – wir helfen auch in Not geratenen Konzernen. Im Jahre 2010 schrieb der Spiegel über ein Redordhoch an Subventionen: 165 Milliarden Euro stecken wir in unsere marode Wirtschaft. 2011 klärte der Westen über ein weiteres pikantes Detail auf:
Die Bundesrepublik hat im abgelaufenen Jahr Subventionen in Höhe von 164 Milliarden Euro gezahlt. Das ist Rekord. Alleine 58 Milliarden Euro an Beihilfen bekamen Unternehmen. Das sind 14 Milliarden mehr, als der Bund 2010 Schulden machte.
58 Milliarden für Unternehmen – viel mehr, als der gesamte Hartz IV-Bereich kostet, der uns ja angeblich so belastet. Man muss sich das mal vorstellen: die Rekordmeldungen unserer Unternehmen bezahlen wir mit … mehr Schulden. Das liest man so nie in den Medien. Natürlich bekommt auch der Gesundheitssektor sehr viel Geld: die Gewinne der Pharmabranche und ständig Arzthonorare sind mit den normalen Beiträgen kaum noch zu bezahlen, da muss der Steuerzahler doppelt ´ran.
Mit Marktwirtschaft hat das alles allerdings nicht mehr viel zu tun, „der Markt“ läuft nur noch, wenn wir ihn massig mit Steuergeldern unterstützen. Das ist auch Sozialstaat. Das kann auch ganz in Ordnung sein – aber wir müssen es auch so nennen und vor allem entscheiden, ob wir nicht lieber mehr Geld in Arbeitslose (und damit in den Binnenkonsum) stecken, was wieder Arbeitsplätze schafft, anstatt in marode Unternehmen, die nur Arbeitsplätze abbauen. Würden wir die 165 Milliarden Subventionen den Arbeitslosen geben, dann wären menschenwürdige Regelsätze möglich, die grassierende Kinderarmut wäre vorbei und wir hätten endlich keinen Fachkräftemangel mehr.
Was wir aber tun: wir ruinieren uns selber. Das hat auch mit Hartz IV zu tun – so leid es mir tut, dieses nervende Thema wieder auf den Tisch zu bringen.
2,5 Millionen Kinder bekommen Dank Hartz IV eine saumäßig schlechte Ausbildung. 2,5 Millionen Erwachsene werden aus diesem Grund in Zukunft kaum noch große Gewinne erwirtschaften können – womit sich die Bundesagentur für Arbeit eine sichere Perspektive für die Zukunft erarbeitet hat – für sich und für die 100 000 Mitarbeiter. Durch die vorgenommene Stigmatisierung der Hartz-IV-Abhängigen wird ihre Chance auf einen echten Vollzeitarbeitsplatz auf Null zurückgedreht, damit sich an dem Status des Hartz-Systems auch ja nichts ändert. Nötigenfalls kann man ja seine Erfolgsstatistiken auch dadurch schönen, das man Arbeitslose ohne ärztliches Gutachten für geistig behindert erklärt und sie dann den Behindertenwerkstätten zur Verfügung stellt, wo andere Kostenträger für sie aufkommen müssen, siehe Wikipedia:
Das ARD-Fernsehmagazin Monitor kritisierte in der Sendung vom 13. August 2009, dass eine steigende Anzahl von Arbeitssuchenden nach einem schriftlichen Testverfahren als „dauerhaft geistig behindert“eingestuft würde, um dann an eine Werkstatt für behinderte Menschen vermittelt zu werden. Sie fallen somit aus der Arbeitslosenstatistik, zudem wird die Bundesagentur finanziell entlastet. Eine fachärztliche Untersuchung zur Feststellung der geistigen Behinderung findet nicht statt. Die Zahl der jährlich auf Behindertenwerkstätten verwiesenen Arbeitssuchenden stieg von 22.678 im Jahr 2004 auf 27.350 im Jahr 2008
Diese leistungsfeindliche, kinderfeindliche und menschenfeindliche Praxis fordert aber in Zukunft einen hohen Preis von uns, den wir schon jetzt erkennen können, siehe Welt:
Deutschlands Bedeutung in der Weltwirtschaft wird in den kommenden 50 Jahren rapide sinken. Kein anderes Land auf der Welt wird so stark Marktanteile verlieren wie der einstige Exportweltmeister.
Indonesien, Mexiko, Russland und selbst Großbritannien werden bis 2060 an Deutschland vorbeigezogen sein. Der Grund: Die Forscher prognostizieren der hiesigen Wirtschaft aufgrund der alternden Bevölkerung ein jährliches Wachstum von nur 1,1 Prozent. Andere Industrienationen wie die USA, Frankreich oder eben auch Großbritannien wachsen dank höherer Geburtenraten deutlich kräftiger.
Währenddessen sind in Deutschland Kinder das Armutsrisiko Nr. 1 – sogar bei einem Einkommen von 3500 Euro im Monat erweisen sich Kinder als Kostenfaktor, der kaum noch zu bewältigen ist (siehe Welt aus dem Jahre 2005). Wenn man dann heute hört, das 50 % der Jugendlichen zwischen 14 und 29 Schlafstörungen haben (ebenfalls Welt) dann wundert das nicht mehr – die haben schlichtweg keine Zukunft mehr in einem Land, das alsbald Albanien um sein Niveau beneiden wird, trotzdem müssen sie noch so tun, als ob alles Bestens wäre und hochmotiviert (und vor allem ohne Lohn für ihre Leistung) in eine chancenlose Zukunft wandern.
Diese Zukunft soll nach Ansicht einiger Wissenschaftler jetzt künstlich weiter verdüstert werden (wobei wir mal erwähnen wollen, das der ganze Universitätsbetrieb auch „Sozialstaat“ ist und nicht selbstverständlich vom Himmel gefallen ist), siehe Spiegel:
Der Wissenschaftsrat bemängelt nach SPIEGEL-Informationen die Tendenz zu immer besseren Prüfungsnoten an deutschen Hochschulen. In der „großen Mehrheit der Fächer“ werde die „Notenskala kaum ausgeschöpft“, konstatiert das wichtigste Beratergremium im Wissenschaftssystem.
Neben diesem Aufruf zur Zwangsnote 5 und 6 aus Gründen statistischer Ausgewogenheit (der zusätzlich mehr Arbeitslose produziert) veröffentlicht der Spiegel ebenfalls ein neues Idealbild, das unser Arbeisumfeld in den nächsten Jahren nachhaltig prägen wird: der Berserker wird zu jenem Urtypus, dem einzig ein Anrecht auf freizügigen Zugang zu Lebensberechtigungsscheinen (sprich: Geldscheinen) gestattet wird:
Alle reden vom Burnout. Diese Berserker nicht. Top-Manager wie Martin Sorrell kennen weder Feierabend noch Ferien, sie ackern ohne Ende und pfeifen auf „Work-Life-Balance“. Eine Expedition ins Reich der Extremarbeiter offenbart: Sie sind oft glücklich im Stress und kerngesund.
Da werden neue Maßstäbe gesetzt, was einst als krank galt wird verherrlicht – auch wenn die „Väter“ ihre Kinder die ganze Woche nicht sehen und Berserker eigentlich eher für ihre Zerstörungswut bekannt sind: es lebe der neue Menschentyp, der zeigt, wie man den Untergang des Landes überstehen kann um anschließend „glücklich wie ein Guttenberg“ in den USA seinen Ruhestand genießen zu können. „Glücklich wie ein Guttenberg“? Ja, ich schätze, das wird mal ein geflügeltes Wort werden, er uns seine Familie sind dort so glücklich, das an eine Rückkehr nach Deutschland gar nicht mehr zu denken ist (siehe Welt). Nach Informationen unserer Redaktion ist der Mann übrigens auch arbeitslos – da kann man mal sehen, was aus Arbeitslosen alles werden kann, wenn man ihnen nur genug Geld gibt, doch dazu ist unser Sozialstaat offensichtlich zu blöde, er steckt das Geld lieber in Konzerne, deren Chefs sich selbst und das ganze Land samt Umwelt vernichten, anstatt in Arbeitslose, die mit ihren Reden in den USA ganze Hallen füllen können.
Dabei haben diese Arbeitslosen wichtige Dinge zu sagen:
Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen, so die erste Botschaft Guttenbergs. Die zweite folgt eng verknüpft und besteht kurz gefasst darin, dass er insbesondere in Europa den wenigsten der politischen Akteure zutraut, diese zu meistern. Guttenberg merkt dazu beispielsweise sarkastisch an, dass diese nach dem Prinzip handelten „sich alle Optionen offenzuhalten, dies aber mit Entschiedenheit zu vertreten“. Namen erwähnt der Ex-Minister dabei in seinem Vortrag nicht.
Nun – diese Namen brauchen wir auch nicht von ihm zu hören, wir hören sie ja sonst schon den ganzen Tag, sie und ihre Reden.
Der Gauck, unser Bundespräsident, hat da jetzt in der Welt etwas Interessantes gesagt:
Die Bundesregierung habe diese Haltung „zum Glück auch denjenigen signalisiert, die hierzulande der Auffassung sind, das alles sei zu teuer und wir Deutsche ruinierten uns. Nein, wir ruinieren uns überhaupt nicht. Jedenfalls nicht, wenn wir Griechenland im Euro halten.“
Merkt man die kleine Wendung? Wir ruinieren uns nicht durch die Rettung Griechenlands … sondern durch etwas anderes. Das wir uns ruinieren, ist wohl allen klar – aber eben nicht durch die lächerlich kleinen Spenden an Griechenland. 1,65 Billionen Euro Subventionen in zehn Jahren für eine Wirtschaft, die außer beim Kassieren keine besonders bemerkenswerten Leistungen erbringt sind da schon eher ein Grund zur Sorge.
Viel eher ruinieren wir uns auch durch unser Führungspersonal – jedenfalls, wenn wir der „großen politischen Hoffnung“ Guttenberg folgen. Einer ist ja jetzt ganz groß am Ruinieren – und offenbart uns dabei Abgründe, von denen wir immer wußten, das es sie gibt, die wir aber nie wahrhaben wollten: Peer Steinbrück, ein Mann, der Kanzler können will.
Wir kommen auch hier wieder zurück auf das Problem Sozialstaat … aber dazu muss man etwas weiter ausholen, um das zu verstehen.
Die Stadtwerke Bochum, das sei zuvor gesagt, sind ein kerngesundes Unternehmen, siehe Handelsblatt:
Schaut man auf die Stadtwerke alleine, sind die Zahlen aber solide. Das kommunale Unternehmen hat in den vergangenen Jahren durchgängig Gewinne gemacht und die auch an die Stadt ausgeschüttet. Im Geschäftsjahr 2011 machte das Unternehmen bei einem Umsatz von 488 Millionen Euro einen Gewinn von 29,8 Millionen Euro. Das entspricht einer Umsatzrendite von rund sechs Prozent, das heißt mit 100 Euro Umsatz erwirtschafteten die Stadtwerke Bochum sechs Euro Gewinn.
Nur kann man eigentlich nicht auf die Stadtwerke allein schauen. Auch hier zeigt sich das Problem, das dieses Land schon lange hat: wir gönnen uns keinen Blick mehr für das Ganze, wir schauen auf Papas Lohnzettel und sehen: der verdient gut. Das da noch viele Menschen dranhängen, die man Familie nennt, blenden wir aus. Genauso blenden wir aus das Bochum hoch verschuldet ist – und die Stadtwerke als kommunales Unternehmen teil der Familie.
4,5 Millionen erlaubt sich dieser Familienteil als „Sponsoring“ weiterzugeben – unter anderem an Steinbrück und Gauck. Gedacht ist das Geld wirklich für die Kommune vor Ort. Da kann man sich jetzt drehen und winden wie man will, ein Artikel der WAZ aus dem Jahre 2010 hätte auch die Herren Steinbrück und Gauck darüber aufklären können, wozu sie das Geld eigentlich erhalten:
Normalerweise muss ein Gastgeber fünfstellige Eurobeträge blättern, um Promis dieser Klasse zu buchen. Aber die Stadtwerke regeln das anders, wie Schönberg sagt. Die Protagonisten bekämen persönlich keinen Cent: „Sie verzichten auf ihr Honorar zugunsten einer Stiftung, die ihnen nahesteht.“ So habe Uli Hoeneß das Geld für eine Kinderkrebsklinik gespendet und Peter Maffay sein Honorar einer Israel-Stiftung zukommen lassen.
Man kann dort auch nachlesen, wo das Geld hinkommt:
Es gibt über 30 Nutznießer, aus „Sport, Kultur, Sozio und Sonstiges“. Mal profitieren Einzelne wie der Ex-IG Metall-Chef und Künstler Ludger Hinse, von dessen Galeristin die Stadtwerke noch zu alter Währung ein Hinse-Werk für 35.000 Mark erstanden hatte. Aber meist sind es Vereine. Im Sport u.a. der VfL Bochum, Teutonia Riemke, der Billard Club DBC Bochum, der Bochumer Minigolf Club, der Schwimmverein Blau-Weiß Bochum, der Universitäts-Sport-Club, der TV und der SG Wattenscheid.
Auch die Theater- und Musikszene vom Schauspielhaus über Thürmer bis zu Theater Total, Bosy, Comödie und Steiger-Award geht nicht leer aus. Ebenso wie Tierpark, Wattenscheider Tafel und das Milchhäuschen im Stadtpark.
Da steht nichts davon, das man die Kohle privat einsacken kann – aber was will so ein Veranstalter schon tun, wenn der Steinbrück mit seinen Anwälten kommt?
Nun – auch das ist unser Sozialstaat: Millionenbeträge der Kommunen werden für Hobbys von Gewerschaftsführern ausgegeben, für Leibesübungen und Spaßveranstaltungen … und ein winziger Teil geht sogar dorthin zurück, wo er hingehört: zu den Armen.
Allerdings sollten die Tafeln nicht dazu gehören, sie sind, wie früher schon mal erwähnt, ein Produkt von McKinsey, das hilft, die Abfälle großer Konzerne zu entsorgen – hierzu wird der Arme als „Müllvertilgungsmaschine“ eingesetzt – mit großen Gewinnen für die spendenden Konzerne. Auch das ist „Sozialstaat“ – und auch deshalb brauchen wir die Armen: die Unternehmen wüßten sonst gar nicht, wohin mit ihrem Müll.
An diesem Spendenverständnis sehen wir aber auch, wo es bei unserem „Sozialstaat“ hakt: die Steinbrücks und Gaucks verstehen sich selbst automatisch als „Bedürftige“, etwas anderes kommt ihnen gar nicht in den Sinn – und so sieht es mit dem Rest der politischen, wirtschaftlichen und medizinischen Kaste in Deutschland (die trotz beständig sich verschlechternder Qualität beim Einkommen ständig neue Spitzeneinkommen erhalten) aus. Sie alle halten sich für bedürftig – und die wirklich Bedürftigen verhungern angesichts des Ansturmes der wahren Asozialen auf deutsche Kassen.
Bezahlen können wir das nicht mehr – kontrollieren aber auch nicht, das sehen wir an der ständig wachsenden Staatsverschuldung, die man angesichts von einer Million „Sanktionen“ den zudem dank Zwangspsychiatrisierung und Zwangsverrentung ständig weniger werdenden Hartz-IV-Empfängern wohl nicht anlasten kann.
Freitag, 12.10.2012. Eifel. Der 11. September 2001 war ein ganz besonderer Tag. Es jährte sich nicht nur der Tod des Militärputsches gegen Allende, es war auch jener Tag, in dem in Frankfurt ein ganz besonderer Vortrag stattfand. Henry Kissinger referierte dort über die „Auswirkung der Globalisierung auf die Weltbevölkerung“. Am gleichen Tag geschah ebenfalls noch etwas sehr bemerkenswertes, siehe Wikipedia:
Am 28. Jahrestag des Putsches in Chile, dem 11. September 2001, reichten Anwälte einer chilenischen Menschenrechtsorganisation deswegen Klagen gegen Kissinger,Augusto Pinochet, Hugo Banzer, Jorge Rafael Videla und Alfredo Stroessner ein. Gleichzeitig erfolgte beim Bundesgerichtshof in Washington, D.C. eine Zivilklage gegen Kissinger und den damaligen CIA-Chef Richard Helms von Angehörigen General Schneiders, Hintergrund waren die CIA-Aktivitäten im Vorfeld des Putsches.
General Schneider war ein wichtiges und populäres Opfer der us-amerikanischen Aussenpolitik:
Bereits seit 1963 hatte die CIA in Chile eine Reihe verdeckter Operationen mit dem Ziel durchgeführt, die Wahl des Sozialisten Salvador Allende zum Staatspräsidenten zu verhindern. Nachdem diese Aktionen erfolglos geblieben waren und Allende 1970 Präsident wurde, waren die USA zu massiven Geheimdienstoperationen übergegangen, mit dem Ziel, die chilenische Regierung zu destabilisieren und die Voraussetzungen für den Militärputsch vom 11.September 1973 zu schaffen. Im Zuge der CIA-Operationen kam es zur Ermordung des verfassungstreuen und zu Allende loyalen Generalstabschefs René Schneider. Die Verschwörergruppe war zuvor von der CIA mit Maschinengewehrenund Tränengasgranaten ausgestattet worden.
Ja, so etwas machen die USA – und so etwas macht vor allem Henry Kissinger, weshalb man ihn ja weltweit an verschiedenen Orten mal gerne vor ein Gericht geladen hätte. Gut, das ist alles lange her. So lange, das viele, die das hier lesen, gar nicht geboren waren. Und heute – da sind wir uns ja alle einig – würden die Geheimdienste der USA niemals mehr so weit gehen wie damals. Das predigen uns jedenfalls die Medien und die Parteien.
Ach ja – Medien und Parteien: die waren in der Tat der Hauptansatzpunkt des Geheimdienstes bei der Umsetzung der US-Politik in Übersee, hier in Chile (siehe: Wikipedia):
In einem Memorandum des US-Geheimdienstes hieß es später, dass El Mercurio und andere chilenische Zeitungen, die von der CIA finanziell unterstützt wurden, eine wichtige Rolle dabei gespielt hätten, die Voraussetzungen für den späteren Militärputsch zu schaffen.
Die wissen, wie man Politik macht: über Medien. Einfach mal oft genug an allen Ecken und Enden den Satz „die Erde ist eine Scheibe“ bringen und schon werden die Leute so unsicher, das sie weniger Kreuzfahrten buchen. So sind die Leute: wenige verfügen über ausreichend Bildung, auf Anhieb in einer Zeitung diejenigen Informationen zu entdecken, die einen Ausblick auf die Zukunft werfen, noch weniger verfügen über profunde Geschichtskenntnisse … wie zum Beispiel Kenntnisse über das Memorandum NSSM 200. Wir finden im Jahrbuch 2001 einen Kommentar dazu:
Das Programm für die Bevölkerungskonferenz wurde bereits 20 Jahre zuvor entworfen, in einer ungefähr 90 Seiten langen geheimen Studie des Nationalen Sicherheitsrates der USA samt seinen zahlreiche Unterausschüssen. Dort gelangten die vielfach widerlegten Thesen aus dem Schulungsbuch des Thomas Malthus für die Commis der East Indian Company zu neuer, global folgenschwerer Aktualität. Hohe Regierungsbeamte der USA und angesehene Vertreter des Establishments bekannten vor der Öffentlichkeit, sie seien überzeugte Neomalthusianer. Nirgends jedoch zeigte sich die Besessenheit von Malthus`Essay über das Bevölkerungsgesetz so brutal wie im Nationalen Sicherheitsrat.
„Bessenheit“ ist hier das Wort, das wir uns merken sollten – gleichfalls die Tatsache, das hohe Regierungsbeamte und angesehene Vertreter des Establishments sich zum Neomalthusianismus bekennen. Wir wollen diese Aussagen mal im Hinterkopf behalten, während wir uns dem Kernthema nähern: was ist denn das überhaupt, so ein Malthusianer – oder Neomalthusianer.
Die Antwort ist leicht gegeben, in dem wir den Namensgeber der Bewegung, Herrn Pastor Thomas Robert Malthus, 1766 – 1834, persönlich zitieren (siehe Wikipedia):
„Ein Mensch, sagte er, der in einer schon occupirten Welt geboren wird, wenn seine Familie nicht die Mittel hat, ihn zu ernähren oder wenn die Gesellschaft seine Arbeit nicht nötig hat, dieser Mensch hat nicht das mindeste Recht, irgend einen Teil von Nahrung zu verlangen, und er ist wirklich zu viel auf der Erde. Bei dem großen Gastmahle der Natur ist durchaus kein Gedecke für ihn gelegt. Die Natur gebietet ihm abzutreten, und sie säumt nicht, selbst diesen Befehl zur Ausführung zu bringen.“
Kurz gesagt: wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Obwohl … nein, das ist falsch. Wer seine Arbeit nicht zum Gewinne anderer verkaufen kann, der soll auch nichts essen: so ist das gemeint. Der soll nicht nur nicht essen, der soll „abtreten“ – wenn er denn in eine „schon occupierte Welt“ geboren wurden, in einer Welt also, in der die Ururgroßväter der heutigen Erben erfolgreich Landraub begangen haben, Vermögen mit Sklaven- Waffen- und Drogenhandel anhäuften und dieses mit ein wenig Tricksereien an den Börsen verhundertfachten.
Manche würden meinen: eine Anleitung zum Massenmord.
Das ist im Prinzip Kern des geheimen Memorandum NSSM 200, das die Marschrichtung der USA für die nächsten Jahre vorgab (nochmal Jahrbuch 2001):
Am 24. April 1974, auf dem Höhepunkt der Ölkrise, unterschrieb der Sicherheitsberater des Weißen Hauses ein Memorandum, das die Grundlinien der US-Politik für die nächsten Jahre festlegte. Das „National Security Study Memorandum 200“ trug den Titel „Auswirkungen des weltweiten Bevölkerungswachstums auf die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihre Interessen in Übersee“. Es richtete sich an alle Kabinettsmitglieder, an den Generalstab und die verantwortlichen Leiter der CIA und anderer Dienste der USA. Am 16. Oktober 1975 bestätigte Präsident Gerald Ford auf Betreiben seines Außenministers in einem weiteren Memorandum die Notwendigkeit „amerikanischer Führung in Sachen Weltbevölkerung“. Es bezog sich im wesentlichen auf das geheime Memorandum NSSM 200. Diese Ausführungsverordnung machte zum ersten Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten den Malthusianismus zur Leitidee der Sicherheitspolitik der amerikanischen Regierung.
Die beiden US-Memoranden argumentierten, das Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern, die an die Schwelle zur Industrialisierung heranrückten und in denen wichtige Rohstoffquellen lagen, stelle eine „potentielle Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA“ dar. NSSM 200 warnt davor, daß diese Länder unter dem Druck ihrer wachsenden Bevölkerung von den USA für ihre Rohstoffe höhere Preise und für sie günstigere Handelsbedingungen durchsetzen könnten.
Da kommt Konkurrenz auf, es droht echte Marktwirtschaft: das darf nicht sein. Ein Zitat aus dem Memorandum belegt, wie man sich die Konkurrenz vom Halse schaffen wollte:
„Um wieviel wirksamer sind Ausgaben für Maßnahmen zur Bevölkerungskontrolle als Investitionen, die die Produktion anheben, zum Beispiel Investitionen in Bewässerungsanlagen, Kraftwerke und Fabriken.“
Das heißt: nicht Wohlstand für alle ist das Ziel, sondern erklärte Beseitigung zukünftiger Generationen, was zur Vergreisung des Landes führt (da können wir Deutschen ein Lied von singen) – mit allen Folgen, die sich skrupellose Profiteure von dieser Situation versprechen. Wir bauen keine Krankenhäuser, verbessern nicht die Anbaumöglichkeiten, steigern nicht die Produktion, sondern vernichten das Volk … natürlich mit guten Worten.
Wie es heißt, wollte der Papst selbst 1991 mit Bill Clinton persönlich darüber sprechen, ob die USA eigentlich immer noch dieses Ziel verfolgen. Christliche Ethik und besessener Malthusianismus einer militärischen Supermacht lassen sich immerhin nicht gut miteinander vereinen:
Ein Teil der heutigen militanten Malthusianer hat für die Armen und Schwachen, die Schwarzen und Indios usw. kaum mehr als Verachtung übrig. Die Gleichheit aller Menschen, das Recht aller auf Freiheit, ihr Zugang zu den materiellen, geistigen und spirituellen Gütern sind für sie nichts als unzulässige Ziele, die es zu bekämpfen gilt. Wenn man sich um die gleiche Würde aller Menschen kümmert, so zerstört man ihrer Meinung nach das naturgewollte Gleichgewicht, das die Besten auswähle und die Schwächsten beseitige oder zumindest den Stärkeren weiterhin Zugang zu materiellem Wohlstand sichert und die Schwächeren in Armut und Not beläßt.
Die „Stärkeren“ … sind die Menschen in den USA – vor allem ihre weiße Oberschicht (siehe Spiegel). Die verdienen auch in der Wirtschaftskrise noch super – und gleichen darin den deutschen Milliardären (siehe Welt).
Nun, wir könnten immer noch denken: och, das ist ja alles Vergangenheit und Geschichte, was soll mich das denn interessieren … allerdings wird Hartz IV-Abhängigen wahrscheinlich schon etwas mulmig, wenn sie diese Zeilen lesen: gehören sie doch zu den Schwächeren, die man in einem superreichen und hoch gebildeten Land bewußt und absichtlich per Gesetz in Armut hält und per Bild-Zeitung sogar zu einer asozialen Untermenschenrasse hochstilisiert. Gerade in Deutschland läßt das häßliche Erinnerungen an die Zeit von 1933-1945 hochkommen, wo ein „Führer“ der Welt schon mal zeigte, wie man mit unnützen Essern umgeht. Er hatte viele Sympathisanten in der Oberschicht der USA – und wahrscheinlich fanden auch viele seine Methoden recht praktikabel.
Leider können wir diesen Malthusianismus nicht völlig ins Archiv der menschlichen Verirrungen stellen, davon kündet ein aktueller Artikel in der TAZ.
In Kreisen der sogenannten Elite wird seit einiger Zeit ein posthumanitärer Mischmasch aus neomalthusianischen und neoliberalen Positionen zusammengerührt. Schon 1996 erklärte CNN-Gründer Ted Turner der Zeitschrift Audubon:„Eine Bevölkerung weltweit von 250 bis 300 Millionen Menschen, ein Rückgang um 95 Prozent, wäre ideal.“ Im Alter gnädiger geworden, bekannte er sich 2008 beim Philadelphia World Affairs Council zu dem Ziel, die Weltbevölkerung auf 2 Milliarden zu verringern.
Es gibt auch noch mehr Namen aus den Kreisen der Elite: da wird Bill Gates zitiert, russische Zeitungen mit Artikeln über „Länder mit überflüssiger Bevölkerung“ oder auch der US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney.
Wir sehen also: wir haben es nicht mit einem Phänomen der Vergangenheit zu tun, sondern mit einer akuten und aktuellen Bedrohung des demokratischen Rechtsstaates, der – wie bei einem Putsch so üblich – erstmal medial vorbereitet wird. In Deutschland übernimmt das dankbar und gerne die „Atlantikbrücke„, Kenner erinnern sich auch an Ausfälle in der Blödzeitung und anderen privaten Medien, die eine besondere Nähe zu den USA demonstrieren wollen, in England übernehmen diese Arbeit auch gerne Finanzminister, die aktuell Arbeitnehmern empfehlen, ihren Kündigungsschutz zu verkaufen (siehe Welt).
Für den Malthusianer ist der Sozialstaat eine Brutstätte unwerten Lebens, eines Lebens, dem die Natur gebietet, abzutreten.
Und wo die Natur die Kraft dazu nicht mehr hat, kommt eben der Förster.
Erinnern wir uns an das Wort, das die Geistesverfassung der Malthusianer beschrieb? „Besessen“ … das war es.
Völlig unabhängig davon, wie oft Malthus´ Thesen schon wiederlegt worden sind, führen sie ihren Privatkrieg zur Rettung der Welt (und vor allem: zur Rettung ihres Reichtums) weiter. Wäre es so weit hergeholt, wenn man gewisse irrationale politische Entwicklungen, die seit dem 11. September 2001 eingetreten sind, ursächlich jenen Extremisten zuschreibt, die eine Reduzierung der Weltbevölkerung um 95% wünschen? Menschen, die Macht und Einfluss haben sowie Geld im Überfluss – und eine gemeinsame politische-religiöse Überzeugung vom natürlichen Recht des finanziell Stärkeren?
Nochmal zurück zu dem Artikel der TAZ, der bezeichnenderweise „Die Überflüsssigen“ heißt. Der Autor berichtet hier auch von persönlichen Erfahrungen:
Einige Tage später sprach ich mit einer Investmentbankerin, die mich süffisant fragte, wie ich denn meine sozialen und ökologischen Überzeugungen mit der Tatsache in Einklang bringe, dass es zu viele Menschen auf der Erde gebe.
Investmentbanker und ihre Ethik: das wäre ein ganz neues Thema, andererseits zeigt das gut, wie sehr dieses krankhafte Denken schon in der Gesellschaft vorgedrungen ist – und natürlich kann man den Überflüssigen bedenkenlos jeden Anlageramsch verkaufen: sie sind eh´ nur Abfall, Gammelfleisch, Biomüll – oder Giftmüll, bedenkt man, was die Pharmaindustrie alles in sie hineinstopft.
Die „anderen“, die nicht überflüssigen Menschen, die „Leistungsträger“, die „Säulen der Gesellschaft“, dürfen das. Sie sind per Definition gerade mal die Stärkeren – erst im Alter werden sie merken, das diese Illusion von Stärke sehr relativ war.
Für uns, als demokratische Gesellschaft, die sich per Grundgesetz der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte verpflichtet hat, ergeben sich aus den oben genannten Fakten ein paar Fragen:
Inwieweit ist die deutsche Presse schon von Agenten der Malthusianer unterwandert?
Inwieweit ist die Landschaft deutscher Arbeitgeber von Agenten der Malthusianer unterwandert?
Wer außer Schröder, Fischer, Clement und Müntefering ist noch von Agenten der Malthusianer beeinflusst worden?
Welche Gegenmaßnahmen unternehmen die deutschen Geheimdienste, um Einflüsse des malthusianischen Geistes auf die deutsche Gesellschaft abzuwehren?
Man wird um die Beantwortung dieser Fragen nicht herumkommen, wenn man den aktuellen Umbauprozess der bundesdeutschen Zivilgesellschaft in eine Sklavenhaltergesellschaft nach US-Vorbild stoppen will. Noch ist es Zeit dafür – wenn erst die Mehrheit der Deutschen erfährt, das ihre Medien, ihre Politik und ihre Wirtschaft schon längst von US-Geldern geflutet wird mit dem Ziel der kompletten Abschaffung der überflüssigen deutschen Gesellschaft, deren unvernünftige Sozialpolitik das mühsam am Leben erhält, was schon längst vergast gehört.
Das ist nicht persönlich gemeint: 95% der Weltbevölkerung sollen ebenfalls vergehen, um weiterhin eine Kultur zu ermöglichen, in der ein Mann wie Mitt Romney persönlich den gleichen Energieverbrauch hat wie eine Stadt in Afrika.
Sieht man die europäischen Aktivitäten von Goldman Sachs in diesem Lichte, wird verständlich, warum die überhaupt immer noch in der Welt agieren dürfen: wie McKinsey dürften sie einfach modernere Formen der Einflussnahme auf fremde Kulturen darstellen – die Zeiten, wo das CIA Gestalten wie Schröder, Clement, Fischer und Müntefering mit Maschinenpistolen und Tränengasgranaten ausgestattet hat, sind eindeutig vorbei. Heute gelten andere Gesetze, heute gibt es ganz andere Möglichkeiten, eine Gesellschaft zu unterwandern: Disney, Coka Cola und McDonalds stehen neben vielen anderen „Agenten“ stellvertretend für den weltweiten Export der malthusianischen Kultur – einer Kultur der gewollten Massenvernichtung. Hunger als Waffe wird aber auch schon gegen deutsche Arbeitslose bedenkenlos eingesetzt: selten zeigt sich die Degeneration einer Kultur so deutlich wie an diesem Tatbestand.
Im Prinzip haben wir es mit einer Wiedergeburt der faschistischen Kultur zu tun, der Geist des Adolf Hitler feiert in den USA neue Triumphe: der Begriff „unwertes Leben“ hat wieder Hochkonjunktur, die „Leistungsträger der Kultur“ überschlagen sich in Maßnahmen zur Erzeugung beständig neuer überflüssiger Menschen – wie zum Beispiel Mitt Romney (nochmal aus der TAZ):
Als international erfolgreicher Geschäftemacher weiß er, dass es angesichts fortschreitender Globalisierung und Automatisierung unmöglich sein wird, für den allergrößten Teil dieser Menschen Arbeit zu schaffen (der von ihm gegründete Bain Capital Equity Fund schließt dieser Tage den profitablen Automobilzulieferer Sensada in Freeport, Illinois, um die Produktion nach China zu verlegen). Mit anderen Worten: diese Menschen sind überflüssig.
Früher waren arische Atribute gefragt, heute zählt das Geld: ab einer Milliarde aufwärts gehört man zu den Gottmenschen der Moderne.
Als wüßten wir nicht aus der Geschichte, wie unermesslich schädlich diese Gottmenschen für die menschliche Gemeinschaft sind – deshalb waren sie ja lange Zeit auch abgeschafft … jedenfalls bis Hitler kam.
Jetzt werden sie in Serie produziert und merken kaum noch, das sie angesichts der ökologischen und ökonomischen Grenzen dieses Planeten die „Überflüssigen“ sind. Sie sind nicht nur „überflüssig“ – sie sind aus dieser Perspektive (die eigentlich ihre eigene ist) sogar echte Schädlinge.
Man kann sich ausrechnen, wie lange das noch gut geht.
Gar nicht.
Donnerstag, 11.10.2012. Eifel. Ich habe einen recht heterogenen Lebensweg, einen Lebensweg, der kaum Freunde zulässt. Ich war in verschiedensten Rollen und sozialen Schichten unterwegs, Schichten, die sich gegenseitig ausschlossen. Ich wollte das so, das gehörte zu den Zielen, die ich mir mit 14 gesetzt hatte. Der Zeuge für diese Ziele ist jetzt tot, er begleitete meinen Weg seit 38 Jahren. Wir hatten uns gemeinsam auf den Weg der Philosophie gemacht – unsere Wege trennten sich, als er nach dem Studium in die Altenpflege ging, um den Menschen nahe zu sein und ich in die Wirtschaft, um zu verstehen, wie Alltagswelt geformt wird. Durch ihn habe ich Jahr für Jahr vom Niedergang der Altenpflege erfahren – von der Tatsache, das heute 2 Leute die Arbeit von 10 machen … und das der Beruf wg. unvermeidbarer Rückenschäden direkt in den Abgrund Hartz IV führt. Unsere Wege trennten sich – aber nicht der Austausch unserer Erfahrungen … jedenfalls bis vorgestern. Sein Tod macht gestaltet den Austausch etwas schwieriger. Ein weiterer Freund (Ingenieur) hat mir dann während des Studiums beigebracht, Machtstrukturen in Konzernen zu verstehen und Fallen der „Kollegen“ aus dem Weg zu gehen. Er starb mit 51 Jahren, nachdem er zehn Jahre lang von der Arbeit anderer gelebt hatte. Er starb allein, weil seine Freundin geistig seltsam wurde (wähnte sich durch Wasserhähne beobachtet und stahl anderer Leute Babys, um sie selber groß zu ziehen – ich war dabei, so was gibt es wirklich) – davon hat sich sein rationaler Geist nie erholt. Sein Weg war nicht Hartz IV, sondern der Konzernweg: zehn Jahre arbeiten, Geld gut anlegen … und dann ins Privatleben zurückziehen. Ohne Arbeit – das heißt, er ging täglich angeln. Aber das gilt ja nicht als Arbeit. „Privatisieren“ nennt man das in der Konzernwelt, ich habe dutzende erlebt, die diesen Weg gingen – eigentlich lebten alle so, die keine Kinder hatten. Mein Freund wusste, das er der wahre Schmarotzer war und sah (als Mensch, der während des Studiums überzeugter und engagierter „Linker“ war), das die Politik auf Leute wie ihn bald mit schärferen Gesetzen im Sozialbereich reagieren würde: Hartz IV war vorhersehbar … schon 1990. Es hat nur die Falschen erwischt – Menschen wie er sind (wenn auch in ganz anderen Dimensionen) die eigentlichen Parasiten und Schmarotzer, aber da die politische Kaste nahezu komplett zum Club der „Privatisierer“ gehört, wurden die Alten, die Kranken, die Behinderten, die Desillusionierten ins Ziel genommen – von dort her war wenig Widerstand zu erwarten.
Vorhersehbar war auch der Wirtschaftscrash. Ein weiterer Freund (Arzt) redete Mitte der neunziger Jahre auf mich ein, das Land zu verlassen. Er warnte vor einer deutlichen Verschärfung der sozialen Lage und einer gigantischen Wirtschaftskrise, die von den USA ausgehend die ganze Welt erfassen würde. Seltsam, das er das wusste, die deutschen Medien und Politiker aber ruhig blieben. Dieser Freund ist seit Jahren im Ausland verschollen, niemand hat je wieder von ihm gehört.
In der Zeit, als ich mich daranmachte, die Wirtschaftswelt zu verlassen (es wurde immer krimineller – und dazu war ich nicht bereit, auch nicht mit Haus und Familie) und Vorträge für Psychiater zu organisieren, in denen Menschen mit alternativen Weltbildern dem „Mainstream“ der Psychiater ihre Welt vorstellen sollten, lernte ich André kennen, Betriebsrat in einem großen Konzern, Radiomoderator, Ladenbesitzer, Boxer und … Druide. Echtes Mitglied des alten britischen Ordens der Barden und Druiden, jener Religion, dessen Veranstaltungen Ex-Kanzler Schmidt so oft besuchte, das der die im Bohemian Grove stattfindenden Aufführungen als „die besten druidischen Rituale“ bewerten konnte. André wollte die machtbesessene Gegenwelt der „anderen Druiden“ durch Zauber und Gesang angehen – und lernte schnell die Gegenmacht kenne. In kürzester Zeit wurde er entlassen (ja, als Betriebsrat mit über zwanzig Jahren Betriebszugehörigkeit. Die Realität da draußen liegt halt manchmal jenseits dessen, was in Gewerkschaftsschulen gelehrt wird), erhielt einen Schlaganfall, bekam Krebs und war tot. Ich habe den Prozess detaliert verfolgen dürfen. Das hinterließ bei mir einen gewissen Respekt vor den Mächten, an deren Strippen die Konzernbosse und Parteibonzen hängen. Möglicherweise erklärt man uns in der Schule nicht alle Wege der Machtausübung, manches ist und bleibt halt „Herrschaftswissen“. In Druidenkreisen sprach man damals schon von der gigantischen Wirtschaftskrise, die angedacht war – leider kenne ich keine anderen Druiden.
Alle drei wären jetzt in Hartz IV – wenn sie nicht zuvor gestorben wären. Ein Idealist, der in seinem Leben nur Gutes tun wollte, ein Ingenieur, die niemals darüber hinweg kam, das seine zukünftige Frau geisteskrank geworden ist (und der durch die Lehmannpleite viel verloren hätte), ein Radiomoderator, Unternehmer und Betriebsrat.
Eigentlich nicht das „Klientel“, das man uns so im Fernsehen vorstellt.
Was geschieht eigentlich mit einem selbständigem Unternehmer, mit einer Person also, die zur Spitze der Gesellschaft zählt, zu den vielgelobten Leistungsträgern, die sich jetzt auf unser aller Kosten neue Solarplatten aufs Dach nageln dürfen (siehe Welt)?
Nun … er wandert direkt von heute auf morgen in Hartz IV. Ist man dann über fünfzig, hat zudem keinen Führerschein und kein Auto (was ja der Umwelt sehr nützt), sind die Vermittlungschancen auch für Ärzte gering (das durfte ich in einem anderen Fall erleben) – allerdings redet man darüber nicht gern, ebenso wenig redet man gern darüber, das Hartz IV immer mehr zuvor wohlhabende Menschen erreicht, die nur einen Makel haben: über fünfzig zu sein. Wir bräuchten heute ein Renteneintrittsalter von fünfzig Jahren – besser noch fünfundvierzig – um jener von der Wirtschaft gesteuerten Entwicklung entgegentreten zu können.
Stattdessen bekommen wir eine Erhöhung des Renteneintrittsalters, weil das Geld für die Altenpflege in „Privatisierungen“ geflossen ist, „Privatisierungen“, die zum Ziel aller geworden sind, die es sich leisten können, weil nur genug Kapital vor der Hartz-Hölle schützen kann.
Jene, die nun mit fünfzig schon aus dem Karussell fallen, werden brutal aussortiert – unabhängig davon, wieviel Steuern sie zuvor gezahlt haben. Man kommt in die gleiche Schlange wie jene Leute, die ihre Rücken in der Altenpflege ruiniert haben, sich durch politische Arbeit unmöglich gemacht haben oder einfach schon immer Alkoholiker waren … und dann sitzt man Menschen mit zum Teil äußerst geringer Bildung und Lebenserfahrung gegenüber, die aber die Macht haben, einen verhungern zu lassen, zu schikanieren, zu entwürdigen oder bloß zu stellen. Wie man hört, machen manche das auch – allein aus dem Grund heraus, das sie selber Angst vor dem künstlichen Abgrund haben oder einfach nur aus purer Lust heraus, andere zu quälen.
So etwas soll es auch geben.
Und ich? Ich bemerke seit gestern, seit der letzte Mensch, mit dem ich mich vorbehaltlos seit Jahrzehnten über alle Facetten meines Lebens unterhalten konnte, gestorben ist, eine gewissen Einsamkeit. Solche Freunde kann man nicht nachzüchten – es fehlen Jahrzehnte gemeinsamer Erfahrungen. Und solche toleranten Menschen sind enorm selten geworden – der Konformismus des Geistigen breitet sich ebenso aus wie der Konformismus der Kleidung … außer bei der Superklasse natürlich. Sie wähnt sich jenseits der Werte … vor allem der Werte der Gleichheit, der Freiheit und Brüderlichkeit, jenseits der Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit. Wer will denn wirklich schon dort Freunde haben?
Und ich frage mich wohl, wie die vielen Hinterbliebenen, Angehörigen, Freunde, Vereinskameraden, Arbeitskollegen von Hartz-Opfern sich jetzt fühlen. Über sie wird selten berichtet, lediglich in der Tageszeitung las ich mal einen Artikel von einer mutigen Frau, die berichtete, was Hartz IV wirklich bedeutet:
das das Fernsehen der einzige soziale Kontakt ist, den man sich in unserer Hochpreiswelt finanziell noch leisten kann – und das man dafür auch noch alle zwei Minuten abgestraft wird, weil man zu den Hartzi´s gehört, die „nur vor der Glotze hocken“. Das Geld reicht nicht für gesunde Ernährung, für bildungsträchtige Bücher, für perspektiverweiternde Reisen oder qualifizierungssteigernde Forbildungen – noch nicht mal Weihnachtsgeschenke für den Neffen sind drin oder ein Besuch im Café mit der besten Freundin: soziale Isolation ist Hartz-IV-Hauptprogramm: auch darüber wird ungern geredet.
Man kann nur zu Hause sitzen, den Verblödungsfunk über sich ergehen lassen oder hirnlos die Tapete anstarren – jedenfalls wenn man in der Stadt wohnt. Geld für Vereine, Ausgehen, Leute kennenlernen (das von führenden Unternehmensberatern so oft gelobte „Networking“)… ist nicht vorhanden. Immerhin muss was für die neue Rekorderhöhung der Strompreise zurückgelegt werden, die uns im nächsten Jahr erwartet und mit der wir die Solarplatten der „Privatisierten“ bezahlen, die dadurch Geld für noch mehr Kapitalbildung erhalten.
Wahnsinn, oder?
Unmenschlicher, ungerechter, irrationaler Wahnsinn jenseits jeglicher menschlicher Vernunft, jeglichen Anstandes oder jeglichen Mitleids.
Ein persönlicher Blick zurück zeigt: die Entwicklung konnte man schon früh erkennen. Wie Politik und Wirtschaft „überrascht“ davon sein können? Völlig unerklärlich – es sei denn, sie wussten es, haben es aber wegen „Privatisierungsgewinnmitnahme“ unterlassen, den Prozess zu bremsen. Viele sind davon reich geworden (siehe z.B. den US-Kongress, Artikel im Spiegel). Auch in Deutschland gibt es sicher ein paar Mitläufer … ein paar Millionen.
Wir wissen auch, das der Prozess gesteuert wird (siehe z.B. Artikel über die Steuerungsmacht von McKinsey im Spiegel)- der einzige Grund, warum „Verschwörungstheorien“ bei uns verpönt sind, ist die Tatsache, das die Verschwörungsgewinnler gerne weiter unentdeckt bleiben wollen: nur so läßt sich seelenruhig weiter abkassieren.
Verständlich.
Und deshalb ist es klar, das das Spiel weiterläuft, Tag für Tag.
An einem solchen Punkt angekommen, werde ich immer öfter gefragt: ja, wo sind denn die Alternativen? Wie sollen wir das denn noch aufhalten?
Impulse zu Aktivitäten habe ich gelegentlich aufgezeigt: einen virtuellen Menschenschutzbund gegründet, zum nationalen Kaufnixtag aufgerufen, mit OP 100 ein Konzept vorgestellt, mit dem ich persönlich (und zwar ziemlich sicher) per Lobbyismus für Regelsatzerhöhungen gesorgt hätte, zu Island ´rübergeschaut, die ein Bürgerparlament ausserhalb des korruptionsverseuchten politischen Parlamentes aufgestellt haben: es gäbe viele Möglichkeiten, den Prozess aufzuhalten.
Wir könnten einfach – anstelle eines in Deutschland angeblich verbotenen Generalstreiks – alle Autobahnen besetzen: Stahlwerker waren damit noch sehr erfolgreich.
Ich selbst wundere mich sogar, das das noch nicht passiert ist – bei dem Gejammer rundherum.
Allein jedoch – werde ich da nicht viel tun können, erst recht nicht, wo mir die Freunde wegsterben. Ich glaube, auch hundert oder tausend Freunde werden da nicht helfen können. Auch nicht hunderttausend oder eine Million.
Viel zu wenig betrachtet man die Gegenmacht: 150 Konzerne beherrschen heute die Welt, lenken Staaten, Politik und Konsum, die Politiker bemühen sich (aktuell der Herr Oettinger aus Brüssel, siehe Spiegel) ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen, der Betrug am Verbraucher (siehe Welt) wird mit Milliardeneinsatz an Werbegeldern durchgeführt, während die Politik gleichzeitig dafür sorgt, das alle möglichst gut „beschäftigt“ sind: hier wurde einer möglichen gesellschaftlichen Gegenmacht ganz gezielt und strategisch gut durchgeplant der Boden unter den Füssen weggezogen – mal ganz davon abgesehen, das wir als Bürger ohne Aldi, Lidl, Norma, Netto, Aral und VW gar nicht mehr existenzfähig wären. Die Konzerne haben uns voll in der Hand – einfach mal im eigenen Haushalt umschauen, was denn da nicht von einem jener 150 Megariesen (oder seinen Töchtern) produziert wurde.
Man sieht: regelmäßige zweiwöchige Treffen im Bohemian Grove zahlen sich aus, selbst wenn der druidische Mumpitz nur Dekoration ist.
Wir Menschen vor Ort – sind im Eimer. Das wissen immer mehr – wenn sie allein nur darauf schauen, was sie im Alter erwartet (siehe Welt), einsam und pflegebedürftig werden wir dahinvegetieren, das Kapitel „Altensterben von 2030-2040“ können wir schon jetzt in unsere Geschichtsbücher aufnehmen. Und weil das so viele wissen, nehmen sie den Weg, den diese Gesellschaft für sie als Ausweg vorsieht: den Suff (wieder: Welt).
Angesichts solcher Ausformungen der Gegenwart können wir uns den Luxus von Atheismus gar nicht mehr leisten: vielleicht hilft ja beten oder lautes Rufen in den Himmel, um UFO´s anzulocken. Oder alle fangen an, Investmentbanker zu entführen (siehe Welt): fordert nicht gerade die Hartz IV-Gesetzgebung uns auf, alles zu unternehmen, um unsere Hilfebedürftigkeit zu beenden?
Früher wäre Widerstand noch leichter gewesen, hätten wir in den achtziger Jahren (als Konzerne mit Erfolg anfingen, uns unseren Musikgeschmack zu diktieren) die Zeichen der Zeit erkannt, hätten wir noch eine Chance auf politische Alternativen gehabt. Hätten wir dem Lobbyismus nicht Tür und Tor geöffnet, könnten sogar Wahlen noch was anderes ändern als nur die Kontodaten, auf denen das „Bakschisch“ fließt.
Vielleicht müssen wir uns einfach mal damit abfinden, das es das jetzt war. Knapp 223 Jahre nach der französischen Revolution haben wir es gründlich vergeigt, ein neuer Adel bricht sich Bahn, versklavt uns schlimmer als alle Strukturen zuvor, weil wir ein kleines Detail vergessen hatten: die Revolutionäre von Paris haben nicht nur den Adel verjagt, sie haben auch die Uhren zerschlagen, weil die Diktatur der Uhren schlimmer werden sollte als die des Adels.
Hatten nicht so unrecht, diese Leute, oder?
Vielleicht wäre das dann aber auch mal ein zündender neuer Vorschlag: wir schaffen einfach mal alle Uhren ab. Wetten, dass sich keine Handvoll Menschen finden läßt, die überhaupt nur bereit wären, die Konsequenzen zu durchdenken?
Wäre ja auch schrecklich: die gesamte Menschheit wäre nicht mehr steuerbar.
Montag, 3.9.2012. Eifel. Glauben Sie eigentlich an Geister? Wahrscheinlich nicht. Carl-Gustav Jung, einer von Deutschlands einflußreichsten Psychologen, hat mal einen erlebt – in einem alten britischen Spukhaus, das nach seinem Besuch abgerissen wurde. Die Geschichte wird in einem Werk aus den fünfziger Jahren beschrieben: „Spuk, Rätsel der Menschheit“ von Fanny Moser. Ein interessantes Werk, nebenbei bemerkt, doch: auf die Art von Geistern will ich gar nicht hinaus. Mir geht es nicht um Herausforderungen für die menschliche Wahrnehmung oder Aufmerksamtkeit, sondern um echte, reale, politische Geister, die einen enormen Einfluss haben. Gut, sie haben ihn nicht selbst. Sie fliegen nicht als weißes Laken mit Augenlöchern durch Schweizer Scheunen (wie in dem bei Fanny Moser eindrucksvoll geschilderten Bericht über die Geschehnisse auf dem Anwesen des Schweizer Nationalrates Joller, die zu seiner Zeit tausende von Menschen angezogen hatte). Die Geister die ich meine, sind eher als kulturelle Strömungen zu begreifen, werden im Volksmund auch eher Zeitgeist genannt – beschreiben aber ein interessantes Phänomen. Überall tauchen auf einmal die gleichen Gedanken auf, die gleichen Ansichten und Überzeugungen, dann sammeln sich Menschen im Geheimen, um diese Ansichten zu besprechen, um sich zusammen zu raufen und den Wunsch des (Zeit)-Geistes in die Tat umzusetzen. Das führt dann zu überraschenden Erscheinungen in der Gesellschaft.
Nehmen wir zum Beispiel mal den Günther Jauch, jenen Menschen, der viele Millionen damit verdient, das er wenige Millionen verschenken hilft und nebenbei dafür sorgt, das sich viele Menschen bis auf die Knochen blamieren. Diesen Günther Jauch (abgebrochener Jurastudent) findet man in einem ziemlich geheimen Zirkel wieder, der im Manager Magazin ausführlich beschrieben wird:
Die Runde ist derart diskret, dass die Beteiligten deren Existenz am liebsten mannhaft leugnen würden. Trotzdem soll hier dezidiert auf die extraordinäre Bedeutung des Kreises hingewiesen werden, die man gemeinhin mit einem Begriff aus dem Edelsteingenre umschreibt: hochkarätig.
So zählen folgende Dax-Chefs dazu: Johannes Teyssen (51, Eon), Frank Appel (49, Post), Martin Blessing (47, Commerzbank), Kasper Rorsted (48, Henkel). So sind folgende Großkaliber dabei: Hartmut Ostrowski (52, Bertelsmann-Chef), Oliver Bäte (45, Vorstand Allianz), Günther Jauch (54, TV-Eminenz), Oliver Bierhoff (42, Fußballmanager). So rundet das Gremium folgender Unternehmsberater ab: der Kölner McKinsey-Direktor Klaus Behrenbeck (43).
Martin Blessing ist ein Duzfreund des Herrn Asmussen, der aktuell als Chefvolkswirt der EZB jenen Schaden wieder gut macht, den er zuvor als Deregulierer der Finanzmärkte möglich gemacht hat. Das Banken und Großindustrie zusammen was zu besprechen haben, ist ja normal – was machen aber die Volksbespaßer Jauch und Bierhoff dabei? Kaffee kochen, Gebäck reichen, durch kleine Späßchen oder Einlagen aus dem Bereich der Leibesübungen für Entspannung zwischendurch sorgen?
Der Artikel im Managermagazin führt uns im Weiteren vielleicht auf die richtige Spur:
Die Geheimniskrämerei speist sich aus der Tatsache, dass Gemeinschaften auf diesem Niveau nun mal per definitionem auf Schweigen beruhen. Die Herrschaften sind gern unter sich und einander genug. Nur so können sie interdisziplinär und diszipliniert besprechen, was die Öffentlichkeit nichts angeht, aber gleichwohl bewegt. Schließlich repräsentieren sie rund 280 Milliarden Euro Umsatz sowie zig Millionen Fernsehzuschauer und Fußballfans.
„280 Millliarden Euro Umsatz, zig Millionen Fernsehzuschauer und Fußballfans“ – auf einmal sieht man den kleinsten gemeinsamen Nenner der Herrenrunde: MACHT. Da treffen sich im Geheimen Menschen mit Macht und besprechen Dinge, die „die Öffentlichkeit nichts angeht“ – obwohl sie auf unserem Rücken ihre Millionen gemacht haben. In aufgeklärten Gesellschaften nennt man dies „Verschwörung“.
Doch damit nicht genug, denn in dem kunterbunten Treiben fällt noch ein Mann auch: Klaus Behrenbeck. Im Spiegel findet sich eine Übersicht der wichtigsten Netzwerke der deutschen Wirtschaftselite. Ganz vorne weg: die „jungen CEO´s“. Gründer: Klaus Behrenbeck, McKinsey. Auf zweitem Platz der Fotostrecke: „Deutschlands mächtigstes Netzwerk“ (Zitat ebenfalls aus Manager Magazin), die Similauner. Gründer: Herbert Henzler, McKinsey. Den finden wir auch auf der Mitgliederliste (hier bei Contramotion) der Atlantikbrücke, Nummer vier auf der Liste der wichtigsten Netzwerke.
Nun könnte man versucht sein, den vielen Netzwerken in Deutschland nachzugehen (was zu erstaunlichen Erfahrungen führen kann, siehe Nachrichtenspiegel), allerdings würde ein ganzes Buch nicht ausreichen, die seit den fünfziger Jahren gezielt aufgebauten und heute vielfach verästelten Strukturen aufzuzeigen. Stattdessen scheint es fruchtbringender zu sein, einfach mal dem Geist zu folgen, der aktuell seine Gefolgsleute zusammenführt. Diesen Geist findet man unter anderem natürlich – bei McKinsey.
In der Zeit finden wir hierzu ein denkwürdiges Dokument aus dem Jahre 2006: McKinsey und ich heißt es und schildert die Erfahrungen der jungen Journalistin Julia Friedrichs als Bewerberin bei McKinsey:
Wir können es mit ihnen nach ganz oben schaffen, sagt uns McKinsey. Teure Hotels, schnelle Autos, schöne Reisen, Macht und Einfluss: Das alles kann uns gehören, wenn wir uns für das Unternehmen entscheiden.
Man dachte eigentlich, Unternehmensberatungen sammeln Erfahrungen von erfolgreichen Unternehmungen und geben die an andere weiter – so jedenfalls wurde uns in der Pharmaindustrie in den neunziger Jahren der Einsatz der Stoppuhrkünstler verkauft. Es geht aber um etwas ganz anderes – um sehr viel Geld, Macht und Einfluss. Das sagen die ihren Bewerbern ganz offen.
Doch sehen wir noch weiter.
John sagt, dass die Realität für jeden eben anders sei. Ein wahrer Führer müsse in der Lage sein, für seine Gefolgschaft die Realität zu definieren. Dieser Gedanke beschäftigt und erschreckt mich. Werden Führungskräfte wirklich dafür ausgebildet, die Mitarbeiter im Sinne der Firma zu manipulieren, gar zu täuschen? Rät McKinsey den Vorständen, so vorzugehen?
So langsam bekommen wir eine Ahnung, was die McKinsey-Netzwerke für ein Spiel spielen – und wie Günter Jauch und Oliver Bierhoff in das Bild hineinpassen. Ihre gesellschaftliche Funktion erlaubt die Definition von Realität weit über die einzelnen Firmen hinaus, endlich erreicht man auch die Rentner – und die Jugend. Doch unsere tapfere Bewerberin erfährt noch mehr.
Das Unternehmen hat sich hier vor allem leistungsbereite junge Leute, meistens aus wohlhabenden Verhältnissen, eingeladen, die den Gedanken, dass sie Europas Elite sind, nicht nur reizvoll, sondern auch nachvollziehbar finden. McKinsey suggeriert uns, dass wir wertvolle Persönlichkeiten sind, die das leadership-Gen in sich tragen. Das schmeichelt jedem hier. Die Tage in Athen sollen der erste Schritt dazu sein, aus uns eine Gruppe zu machen, die sich überlegen fühlt.
So etwas kennen wir schon aus der Geschichte. Auch hier wurde es genetisch begründet, es gab sogar ein Amt für Ahnenforschung, das sich direkt darum kümmerte. Die Herrschaft des genetisch besseren Menschen über den genetisch minderwertigen Untermenschen hatte schon mal ein fürcherliches Schauspiel in Deutschland aufgeführt, an dessen Ende der genetisch bessere Mensch den genetisch schlechteren Menschen millionenfach abgeschlachtet hat. Man hätte eigentlich denken sollen, das man daraus gelernt und diesen Geist für alle Zeiten ausgerottet hat.
Falsch gedacht.
Der alte Geist scheint immer noch zu leben – diesmal direkt befördert durch eine Unternehmensberatung, die sich charakterlose Wohlstandskinder als Verbreiter der wahren Lehre heranzüchtet. Dort ist die Geburtsstätte des Gedankens, das es in einer Gesellschaft Gewinner und Verlierer gibt, in den Dunstkreisen jener Netzwerke, jener SA der globalisierten Wirtschaft wurde folgerichtig der Gedanke des Prekariats entworfen, das dann später durch die Agenda 2010/Hartz IV überhaupt erstmal geschaffen wurde: mit Gewalt per Gesetz.
Vorher … gab es gar kein Prekariat. Natürlich ist dieses Prekariat sehr nützlich, weil es Millionen von Menschen zur billigen Leiharbeit anhält – und genau von jenen angesparten Kosten bezahlt McKinsey dann seine Apostel, die die Lehre vom überlegenen Gen voller Inbrunst und Überzeugung in die Welt tragen.
Die Folgen bemerken wir aktuell wieder. Die Kollegen von McKinsey – die Unternehmensberatung Roland Berger – haben gerade wieder einen ganz großen Coup gestartet. Roland Berger? Ja, die haben auch Hartz IV mit entworfen. Roland Berger selbst gehört auch der Stiftung für Verhalten und Umwelt an, die im Sinne der Tabakindustrie Einfluss auf deutsche Ärzte, Wissenschaftler und die Medien nehmen soll (siehe Wikipedia).
Deren genetisch überlegenen Realitätsverdreher haben nun einen ganz besonderen Anschlag auf Deutschland geplant, der uns eine Billion Euro neuer Schulden bringen soll, siehe Handelsblatt:
Thüringens Wirtschaftsminister fordert neue Gelder für den strukturschwachen Osten Deutschlands. Für eine Angleichung der Wirtschaftskraft ist laut einer Studie eine Investitionssumme von 1.000 Milliarden Euro nötig.
Wenn diese Summe erstmal fließt, ist wieder ganz viel Geld für neue Unternehmensberater da, die neue gesellschaftliche Realitäten formulieren und so langsam über sicher dafür sorgen, das die ganze Gesellschaft von einer Solidargemeinschaft hin zu einer faschistoiden Asozialgemeinschaft umgebaut wird.
Vielleicht sollten wir uns auch daran gewöhnen, alle Netzwerke einfach mal Asozialgemeinschaften zu nennen, die faschistische Züge im Sinne des italienischen Wortes tragen (siehe Wikipedia):
Das italienische Substantiv Fascismo wird historisch auf die „fasci di combattimento“ zurückgeführt: jene „Kampfbünde“, die Mussolini im März 1919 gründete.
Kampfbünde, die im Geheimen Dinge besprechen, „die die Öffentlichkeit bewegt, aber nichts angeht“ – zum Beispiel wie man mit Hartz-IV-Opfern wie Johannes Ponader im öffentlich-rechtlichen Rundfunk umzuspringen hat, jenen Gestalten, die es wagen, mit ihrem minderwertigem genetischen Potential die politische Wirklichkeit in Deutschland umgestalten zu wollen.
Kampfbünde, die vor allem eins im Sinn haben: teure Hotels, schnelle Autos, schöne Reisen, Macht und Einfluss.
Kampfbünde, die ihre Mitstreiter in allen entscheidenden Positionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft untergebracht haben, um einen alten Geist wieder zum Leben zu erwecken: den Geist der genetisch überlegenen Herrenrasse. Da wundert es nicht, das der Deregulierer Asmussen in Deutschland nochmal eine ganz neue, diesmal seinem alten Treiben ganz entggegengesetzte Karriere machen kann.
Natürlich muss man manchmal das ganz große Rad drehen: die Deregulierung der Finanzmärkte hat Billionen von Dollar umverteilt, die Krise des Euro (die laut FTD jetzt auch auf Slowenien übergegriffen hat, bevor wir noch Griechenland richtig verdaut haben) schlägt ebenfalls mit Billionen zu Buche, da sind die neuen Billionen für den neuen Aufbau Ost ja nur ein kleines Zubrot.
Währenddessen marschieren die genetisch minderwertigen Verlierer geschlossen in die Altersarmut, „schockierend“ nennt die Welt die aktuellen Altersarmutsprognosen der Arbeitsministerin … dabei sind die neuen Kosten für den neuen Aufbau Ost noch gar nicht mit eingerechnet, ebensowenig die Traumhonorare der bundesdeutschen Ärzteschaft, die laut Welt ärgerlicherweise mit dem Porsche zur Demonstration ihrer Armut auffahren (obwohl die Mehrheit ihre Luxuskarrossen und Nobelhobel verschämt in Seitenstraßen parkt, um dann mit Bus und Bahn weiterzureisen).
Im Vergleich zu Unternehmensberatern sind sie ja auch arme Schlucker – und im Vergleich zu dem, was die Netzwerke in Deutschland an Vermögen abgreifen, erst recht.
Die Kosten, die diese geheimen Zirkel aufwerfen, sind mittelfristig auch für ein reiches Land wie Deutschland unbezahlbar – was die Täter nicht weiter stört, hat man doch dank Atlantikbrücke gute Beziehungen in die USA, die für reiche weiße Männer immer sehr aufgeschlossen sind.
Was aber nebenbei noch mitschwelt ist jener Geist, der Deutschland schon einmal in den Abgrund geführt hat. Aber – was wollen wir uns beschweren: der Geist der rassischen Überlegenheit der weißen Rasse über die „farbigen“ lebte in den USA schon vor Hitler und hatte hier eigentlich nur ein kleines Gastspiel – wenn auch eins mit schweren Folgen. Vielleicht war es aber auch nur ein hilfreiches Experiment, mit dem man mal testen wollte, wie man effektiv die ganzen genetisch minderwertigen Verlierer aussortieren kann. Eins sollte immerhin klar sein: die Anzahl der weißen Herrenmenschen schrumpft jeden Tag, Kinder kriegen ist zu teuer für den weißen Mann. Da muss man sich beizeiten Gedanken darüber machen, wie man seine gehobenen Ansprüche auch in Zukunft erfolgreich befriedigen kann.
Geheime Machtzirkel sind da schon sehr nützlich – allein schon deshalb, weil man sich zwischendurch immer schöne Geschäfte zuschieben kann, um seine genetische Überlegenheit auch mit Kontoauszügen belegen zu können.
Und wir glauben wirklich, wir würden die politische Wirklichkeit in Deutschland durch Wahlen bestimmen.
Wir glauben ja auch noch an die Rente … dabei hat der Geist, der hinter der „marktkonformen Demokratie“ steckt, etwas ganz anderes mit uns vor.
„Altersarmut“ wird vielleicht nicht unser größtes Problem sein.
Ich schätze mal … wir könnten noch ganz andere kriegen.
McKinsey, Roland Berger und Konsorten werden sicher dabei helfen.
Dienstag, 31.1.2012. Eifel. „Um ein tadelloses Mitglied der Herde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein“ – meinte Ralph Waldo Emerson. Schaue ich mich um, so muss ich feststellen: Schaf sein scheint in Mode zu geraten, damit man ja nicht seinen Arbeitsplatz verliert – und selbst das hilft nicht immer. Über drei Millionen Menschen sollen aktuell wieder arbeitslos sein – nach Regierungszählart. Das die Regierung ihre Erfolge selber auszählt, ist ungefähr so plausibel, wie Lehrer, die ihren eigenen Unterrichtserfolg selbst benoten – aber in Deutschland geht das. Deshalb sind sind wir Superdeutschland und supertoll … auch wenn das – aktuellen Studien zufolge – psychisch ziemlich krank macht. Aber was soll´s: Schafe brauchen keine Psyche. Sie fressen alles kahl, koten alles zu und liefern letztlich feine Wolle – was will man mehr. Der Aufruf der UN zu einer radikalen Umkehr in der Weltwirtschaft geht spurlos an ihnen vorbei, das ihre Wolle – ihr Geld – zunehmend einfach nur verschenkt wird (in Frankreich an Unternehmer, in Deutschland an die internationalen Pharmakonzerne), interessiert das Schaf nicht: Hauptsache, es trägt Jack Wolfskin und trabt unauffällig mit der Herde. Die Folgen eines solchen Verhaltens sind katastrophal – und so tun, als sei man nur ein Schaft, tut echten Menschenseelen selten gut. Man ist nämlich keins und muss sich selbst viel Gewalt antun, um in Reih und Glied zu bleiben.
Ende Januar spitzt sich die Krise immer weiter zu – Topmanager erwarten eine globale Wirtschaftskrise, das Eurodrama allein droht die Welt eine Krise im Stil der dreißiger Jahre des letzte Jahrhunderts einzubringen (worauf die deutsche Politik – die Hirten der deutschen Schafe – überraschend gelassen reagiert, was das Manager Magazin schon vermuten läßt, das es einen Geheimplan zur Rettung des Euro gibt), die Bundesbank selbst gerät an die Grenze ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit so wie auch ganz Europa langsam das Geld ausgeht:
Die Europäer haben ihr Pulver für Konjunkturpakete bereits in der jüngsten Rezession im Jahr 2009 verschossen. Sie haben zudem seit 2008 bis heute rund 4,6 Billionen Euro an Krediten, Beihilfen und Garantien dafür bereitgestellt, ihre Banken am Leben zu erhalten.
4600 Milliarden Euro – das ist eine Menge Geld. Bei 500 Millionen Europäern macht das pro Bürger 9200 Euro – Babys, Arbeitslose und Kleinrentner inklusive. 9200 Euro zusätzlich zu allem, was man sowieso schon bezahlen soll. Ein Blick in die klammen Geldbeutel der Europäer zeigt: das ist eigentlich gar nicht mehr drin. Wir müssen uns auf eine Zukunft vorbereiten, wie sie manchen Griechen jetzt schon droht: 350 Euro monatlich müssen für eine Familie reichen – nach richterlichem Beschluss. Jedenfalls für eine griechische Familie. Hatten wir nicht gerade soviel Geld ausgegeben, damit vor allem die Griechen nicht leiden müssen?
Ja, eigentlich schon. Im Prinzip wird uns die Hilfe an Griechenland ja als (ungerechte) Sozialhilfe verkauft – nur hören wir sehr wenig darüber, das diese Hilfe auch ankommt. Wir müssten eigentlich darüber informiert werden, das die EZB (also wieder wir alle) der größte Gläubiger Griechenlands ist – und das wir die Hilfen für Portugal auf keinen Fall mehr schultern könnten, auch wenn der Markt dies verlangt.
Warum geschieht das nicht? Leisteten wir uns deshalb nicht extra eine freie Presse, die uns früh genug vor solchen Verwerfungen warnen soll? Zahlen wir deshalb nicht GEZ-Gebühren, um unsere Wachhunde zu haben, die bellen, wenn jemand den Kornspeicher plündert?
Nun – theoretisch schon. Praktisch aber sieht das anders aus: zunehmend verschwindet die kritische Berichterstattung – und auch das Reden darüber wird innerhalb der Sender zum Jobrisiko. Wer nicht das Schaf macht, fliegt von der Weide. Die Weide selbst aber ist für Journalisten so fruchtbar, das man sie der Wahrheit zuliebe nur ungern verlassen würde – gerade in Deutschland:
Die Bahncard 50 kostet Normalsterbliche für die 2. Klasse 240 Euro, für die 1. Klasse 482 Euro – der Journalist kommt mit 122 beziehungsweise 244 Euro weg und erhält dieselbe Vergünstigung auch für seinen Partner, sofern dieser unter derselben Adresse gemeldet ist.
Auf die meisten Neuwagen zahlen Journalisten 15 Prozent weniger, die Bayerische Landesbausparkasse bietet ihnen – sofern sie eine Immobilie finanzieren wollen – Kredite mit erheblichem Zinsabschlag an. Die Allianz offeriert (über diskrete Umwege) für Autohaftpflichtversicherungen 25 Prozent, für private Haftpflicht- und Hausratversicherungen bis zu 60 Prozent Rabatt.
Derartige Journalistenschnäppchen gibt’s für Elektronik, Handyverträge, Leihwagen, Hotels, Pauschalreisen oder Möbel, ebenso bei Partnerbörsen und nicht nur das: www.pressekonditionen.de bietet derzeit 1 310, www.journalismus.com 1 700 spezielle Presserabatte an. Richtig in Schwung kam die Journalistenbegünstigung, nachdem die rot-grüne Bundesregierung 2001 das Rabattgesetz von 1933 abgeschafft hatte.
Von freier und unabhängiger Presse kann man da doch wohl nicht mehr reden, oder? Wie will man wirklich objektive und kritische Berichtserstattung von Menschen erwarten, die an dem System selbst enorm verdienen? Wie effektiv wäre die Kriminalpolizei, wenn sie 10% der Beute aus allen kriminellen Geschäften erhalten würde? Wer interessiert sich noch für den kleinen Mann auf der Straße (auch jene mit Doktortitel und Meisterausbildung), der einfach nur seinen Kindern ein selbstverwirklichtes Leben in sozialer Verantwortung ermöglichen möchte, ohne andere Leben dabei zu zerstören?
Nun – einige Privatleute vielleicht, die das Medium Internet nutzen, um am Chefredakteur vorbei einige Gedanken zu formulieren, für die man im Jahre 2012 keine Verleger mehr finden würde. Hier kann man immerhin noch sagen, wo denn das ganze Geld zur Eurorettung landet. Die Welt hat mal nebenbei drauf hingewiesen: jährlich verliert Italien 120 – 150 Milliarden an Steuern durch Steuerhinterziehung, Geld, mit dem man dann – ganz im Stil der US-Wirtschaft – günstig Politik einkaufen kann oder sich an Hungersnöten dumm und dämlich verdient.
Wir verwandeln uns langsam in eine billige Fotokopie der USA, wo Konzerne und Privatpersonen nach Belieben Politik kaufen. Wir können auch gar nicht genug nach den USA schauen – immerhin war dieses Land Vorbild für die rot-grüne Regierung und auch die jetzige Kanzlerin zeigte ja schon mal große Sympathien für unsere Freunde im Westen. Lesen wir also mal im Manager Magazin nach, welche Zukunft unserer Republik droht:
Polizeistationen in den acht Bezirken des Detroit Police Department werden seit Mitte des Monats ab 16 Uhr täglich für 16 Stunden geschlossen. Dafür gehen die Ordnungshüter mehr auf Streife, weil in den Straßen der Stadt die Zahl der Morde im vergangenen Jahr um 10 Prozent anstieg. Laut dem Citizens Research Council von Detroit sank die Zahl der Polizisten in der Stadt von 5500 im Jahr 2001 auf inzwischen 3000.
Und weiter:
Ein Blick in den Restrukturierungsplan von Bürgermeister Bing vom 16. November offenbart, womit sich das geplagte Stadtoberhaupt dank der ausgezehrten Stadtfinanzen herumschlagen muss: Er kämpft darum, die 305 Busse, die für ein Minimum an städtischer Transportleistung unbedingt nötig sind, auf die Straßen zu bringen. Hierfür werden Mechaniker rund um die Uhr eingesetzt, aber die Löhne um 10 Prozent gekürzt, um die Kosten einzudämmen. „Ich erlaube es nicht, dass unsere Kinder und Senioren in der Kälte so lange auf die Busse warten, dass sie Opfer von Kriminellen werden“, heißt es in dem Papier von Bing. Weil nach Jahren des eisernen Sparens Tausende von Straßenlampen ausgefallen sind, fehlen demnach 300 Millionen Dollar, um für eine ausreichende Beleuchtung in der Stadt zu sorgen
Das ist ein Blick in eine dunkle Zukunft, die im reichsten Land der Welt im wahrsten Sinne des Wortes die Lichter ausgehen lässt, weil die „Spielregeln“ es nicht anders zulassen – es sind die gleichen Spielregeln, nach denen Deutschland gerade regiert wird. Wir dürfen also erwarten, das unsere Zukunft ähnlich aussieht:
Ein Bundesgericht hat Anfang Januar eine Vereinbarung zwischen Central Falls und seinen Pensionären bekräftigt, die eine Kürzung der Ruhestandsbezüge um bis zu 55 Prozent beinhaltet, damit die Stadt mit nur 19.000 Einwohnern die Besitzer ihrer Anleihen voll auszahlen kann.
So etwas würde ich mir doch einfach mal von Politikern bei der nächsten Bundestagswahl wünschen: große Plakate, die darauf hinweisen, das wir letztlich für die Bankenrettung (bzw. für die Finanzierung der Rüstungswünsche der US-Regierung an Griechenland, über die in unserer Presse kaum geredet wird) mit einer Rentenkürzung von 55% rechnen dürfen.
Kaum zu glauben, das Gelsenkirchen bald das gleiche Schicksal wie Detroit drohen könnte: kein öffentlicher Nahverkehr mehr, keine Straßenbeleuchtung, keine Polizei. Gut – in der Eifel lebt man schon immer so … aber wir dachten, „Fortschritt“ wäre anders.
Von welcher moralischen Qualität die Akteure in diesem Spiel sind (also – mal abgesehen von den internationalen Brigaden der Steuerhinterzieher und Zinstyrannen), zeigt uns aktuell die Deutsche Bank, die für ein paar Peanuts weltweite Hungersnöte in Kauf nimmt – und die Tatsache, des der Artikel stundenlang „Agarrohstoffe“ anstelle von „Agrarrohstoffen“ im Titel führt, zeigt, des die Journalisten mit ihrer Aufmerksamkeit gerade wohl wieder bei den Sonderangeboten der Wirtschaft nach Presserabatten fahnden.
Lieber wäre mir, sie würden nach denen fahnden, die die deutsche Republik verkauft haben – die finde ich aber erst nach langer Suche im Tafelforum:
Der marktförmige Umbau des Sozialstaates rief auch die Geister des Marktes auf den Plan. So z.B.
die Beratungsfirma McKinsey, die etliche Firmen zugunsten der globalen Weltmarktkonkurrenz zu
zerschlagen geholfen hatte. Sie erstellte bereits 1997 ein Tafel-Handbuch, welches der noch jungen
Tafelbewegung ein professionelles Outfit mit eingetragenem Markenzeichen verpasste. Anschließend
erarbeitete McKinsey zusammen mit der ebenso neoliberalen Bertelsmann-Stiftung u.a. die HartzGesetze aus.
Die Brandstifter von damals geben sich als Feuerwehrleute für heute aus. Die professionellen
Berater der Tafeln schufen ihnen die nötige Nachfrage!
Meine Frage wäre nun: wer berät die Regierung und die EU eigentlich aktuell bei der Krisenbewältigung? Auf jeden Fall arbeitet McKinsey intensiv an der Amerikanisierung Deutschlands (und der Heiligsprechung von Kapitaleignern) in deutschen Medien:
Da sich die Verlagsgruppe Dieter von Holtzbrink eng mit der Georg von Holtzbrink Verlagsgruppe verbunden sieht, ist mit dem Handelsblatt auch das letzte der großen führenden Medien in Deutschland fest in der Hand von McKinsey, die in den letzten Jahrzehnten Deutschland nach Herzenslust umbauen durften.
Viele zahlen heute noch den Preis dafür, die ersten erfrieren gerade auf unseren Straßen.
Und immer mehr merken, das sie selbst als Menschen in einer ge- und verkauften Republik nur noch eins sind: selber Ware.
Ware, die keiner mehr haben will, wenn sie alt und gebraucht ist.
Wetten, McKinsey weiß jetzt schon, welche Pläne man für diese Restmenschen in Zukunft hat, wenn die mal nicht mehr von den Tafeln und ihrer Mini-Rente leben können – und wetten, dass wieder eine Bank super an diesen Plänen verdient und viele ihrer Eigner dank Steuerhinterziehung reich wie Onkel Dagobert werden und auch einen eben solchen asozialen Charakter pflegen? Immerhin: bei den Tafeln haben sie bewiesen, das sie konzernfreundlich in die Zukunft denken und auch die Politik dementsprechend steuern können – jedenfalls in Zusammenarbeit mit großen deutschen Konzernen.
Damit die klappt, hat man inzwischen ein Netzwerk von 3000 Menschen in Deutschland und Österreich in Entscheiderpositionen stehen … und stellt somit eine Macht dar, die der Macht einer politischen Partei – eine Macht, die dank der Mitarbeit der gut geschmierten Medienleute auch nahezu unsichtbar ist und sich ständig weiter ausdehnt – aktuell mit einem interessanten Projekt:
Gleichzeitig baut McKinsey die Recovery Practice aus. In ihr ist die Expertise für die Restrukturierung von Unternehmen gebündelt, die kurz vor oder in einer Liquiditätskrise stehen. McKinsey bietet hier künftig ein nochmals erweitertes Leistungsspektrum für Klienten. Dazu wurden auch zusätzliche Experten an Bord geholt und wurde das Kooperationsnetz mit externen Fachleuten enger geknüpft.
Na dann … wird der An- und Verkauf Deutschlands ja zügig vorangetrieben werden, die Kreditklemme der Realwirtschaft wird zügig in eine Massenarbeitslosigkeit umgebaut, das Firmeneigentum kostengünstig verscheuert – alles finanziert vom deutschen Steuerschaf.
Aber wir haben ja unsere Leitmedien, die uns sicher vor diesem Schicksal bewahren werden.
Oder sind das auch nur Schafe … wie jene, die sich dieses getürkte asoziale und womöglich illegale DSDS anschauen und denken, das wäre alles echtes Leben?