Marketing

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Nicola Tesla – Die elektrische Agenda und die unfreie Energie – Chnopfloch

Yello Astra Pfizer Blender

Wahre Begebenheit, schon vor 20 Jahren aufgelesen im Feuilleton eines Qualitätsblattes: Ein Ölprinz hat sich den Spaß gemacht, mit Millionenaufwand auf allen lokalen Zeitungen und TV-Kanälen ein Produkt zu bewerben, von dem aber nicht gesagt wurde, was es eigentlich ist. Nur: „Holen Sie sich das neue „Blender“! Das müssen Sie haben!“  [Name des Produkts nicht memoriert, könnte auch „Fubux“ o.ä.  geheißen haben]

Und tatsächlich: Beim Verkaufsstart standen die Leute Schlange, um es sich im Supermarkt abzuholen. Vor den Kassen waren mannshohe Stapel des Produkts aufgeschlichtet. In den WC-rollenförmigen Schachteln des „Blender“ war dann:  nix drin, außer ein Zettel mit der Notiz, dass das Ganze ein Experiment war und der Käufer an der Kassa sein Geld refundiert bekommt.


zum Weiterlesen:

Warum die Impfung nicht bloß schnöder Selbstmord ist – Das unterbewusste Motiv der Massen

 

Peter Henlein vs Elon Musk – Innovation vs Marketing – Coronafrei

In der Nürnberger Innenstadt gibt es ein viel übersehenes Denkmal, das an den Uhrmacher Peter Henlein erinnert. Der gilt als Erfinder der Taschenuhr. Diese Miniaturisierung, Hi-Tech aus dem 16.Jahrhundert, hat den Rhythmus und das Leben verändert. Ein beschleunigter Lebensstil wurde zur Vorraussetzung der Neuzeit und Vorbote der Mechanisierung.
Nur ein paar Schritte weiter befindet sich in der Fußgängerzone der Tesla-Store. Modernstes Design, Glitzer und Glamour ziehen viele Menschen an, die die E-Autos für den heißesten Scheiß ihrer Zeit halten. Aber was hat die Marke Tesla (schon der Name ist ein dreister Marketinggag) denn wirklich Neues erfunden, dass die Welt verändert? Die Genialität von Leuten wie Musk liegt im Erschaffen und Verkaufen einer begehrenswerten Marke.

Ein kleiner Spaziergang in einer alten Stadt inspiriert zu Gedanken über Sein und Schein unserer Zeit.

Wie funktioniert die Luxusindustrie?

Die Ungleichheit wächst – das ist nicht für alle eine Horrormeldung. Vor allem die Luxusindustrie kann sich freuen, dass es immer mehr Superreiche gibt, die kaum noch wissen, wie sie ihr Geld ausgeben können. Deshalb erleben #Luxuskonzerne wie Kering oder LVMH aus Frankreich seit mehr als einem Jahrzehnt einen enormen #Boom, der selbst in der aktuellen Krise höchsten einen kleinen Dämpfer bekommen könnte.
Welche Strategien verfolgt der Luxussektor, was macht ihn so erfolgreich? Wie schafft man Kaufanreize bei Menschen, die eigentlich alles haben? Wenn es um Konsumkritik von rechts oder links geht, hört man häufig, die Konsumindustrie vereinheitliche die Welt, überall breiten sich die Filialen von Konzernen aus, ein Produkt gleiche dem anderen etc.
Doch stimmt das wirklich? Die Luxusartikel, haben die Soziologen Luc Boltanski und Arnaud Esquerre in ihrer opulenten Studie „Bereicherungsökonomie“ nachgewiesen, setzen auf Differenz, dabei wird noch etwas anderes ausgebeutet als Arbeitskraft und Ressourcen: nämlich die Vergangenheit.

Konzerne im Klassenzimmer

An Logos von Sponsoren bei Kulturveranstaltungen, in Universitäten und auf Parteiveranstaltungen, haben sich viele inzwischen gewöhnt, doch wie sieht es in unseren Schulen aus? Eigentlich soll eine #Schule kein Ort für Werbung sein, doch längst sind viele Unternehmen, darunter 20 der 30 DAX-Konzerne, auch dort vertreten.
Beispielsweise liefern Unternehmen gratis Unterrichtsmaterial, das nicht selten ideologisch gefärbt ist. Ein ideologiefreier Ort ist die Schule keineswegs – das war sie nie –, doch vor allem versuchen seit einer Weile einige Unternehmen und Initiativen wie etwa die #INSM aus jungen Menschen neoliberale Subjekte zu formen. Wollte Milton Friedman die Schulen gar komplett privatisieren, ist es in den vergangenen Jahrzehnten immerhin erfolgreich gelungen, Leitideen des #Neoliberalismus in die Klassenzimmer zu bringen.
Kritik daran gibt es viel zu selten, und häufig wird die Unterstützung von Schulen durch Unternehmen geradezu euphorisch begrüßt, da die Staatskassen angeblich leer seien und #Bildung den Steuerzahler schlichtweg zu viel Geld koste. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, wie Konzerne Einfluss auf die Schuldbildung ausüben.

Die unerklärliche Kriegslust der Deutschen: wer regiert hier wirklich?

Die unerklärliche Kriegslust der Deutschen: wer regiert hier wirklich?

Donnerstag, 26.6.2014. Eifel. Heute muss ich Sie etwas belästigen – dafür entschuldige ich mich schon gleich im Vorfeld.  Mit etwas aus meiner Biographie. Ich erwähne gelegentlich schon mal, dass ich 17 Jahre in der Pharmaindustrie verbracht habe – manche verurteilen mich sehr dafür, was ich verstehe. Hätte ich früher auch gemacht, ist eine tödliche Drecksbranche, die das Geld der Versicherten auf Luxusreisen verpulvert – oder im Bordell. Zu meinem Berufsethos gehört jedoch, dass ich mich der platonischen Philosophie verpflichtet fühle, die älter als das Christentum ist. Platon hat in seiner Schrift „Der Staat“ für Politiker die Ableistung von Militärdienst gefordert – und obwohl ich Kriegsdienstverweigerer mit staatlich (und durch Offiziere der Bundeswehr) geprüftem Gewissen bin, konnte ich dem Gedanken etwas abgewinnen: ein Leben, dass nur in Büchern stattfindet, verliert schnell den Kontakt zur Lebenswirklichkeit der Menschen.

Nun – Kriegsdienst konnte ich nicht leisten, da polterte die Stimme des Herrn in mir. Aber Wirtschaftsdienst – das sah damals gangbar aus. Alternativ dazu wäre noch der Gymnasiallehrer möglich gewesen – aber das ging ebenfalls nicht aus Gewissensgründen. Ja, die Stimme des Herrn im Menschen schützt – sofern vorhanden – auch die kleinen Seelen vor Missbrauch durch Erwachsene, doch das ist ein anderes Thema … ebenso wie die Tatsache, dass ein aktives Gewissen zur Grundausstatutung eines jeden Naturmenschen gehört und nicht unbedingt die Stimme Gottes im Menschen sein muss.

Es galt auch zu beweisen, dass der Geist sich nicht vom Gelde korrumpieren läßt, dass also wirklich der Philosoph das Sein bestimmt – und nicht die Gier. Ich gestehe: das war knapp, aber mit etwas Hilfe habe ich gewonnen. Kein Wunder also, dass ich mehr ein Anhänger Schopenhauers bin denn ein Anhänger Hegels, dessen Philosophie leicht weltfremd und menschenfeindlich werden kann, während sich Schopenhauer gut zur profunden Grundausbildung in Menschlichkeit und Glückseligkeit eignet.

Was macht der Philosoph in der Pharmaindustrie? Seinen ureigenen Job: er verkauft Ideen. Tabletten gibt der Arzt über die Apotheke aus, es gilt also, Verschreibungsverhalten durch Ideen zu steuern (oder – viel effektiver – durch Korruption, doch auch das ist ein anderes Thema).  Man schickt also hundert Leute aus, die flächendeckend die gleiche Idee verbreiten, damit in München, Hamburg, Köln und Berlin die gleiche Idee wächst und auch in internen Gesprächen der Ärzte untereinander zirkuliert … kurz gesagt. es ist politische Lobbyarbeit direkt vor Ort, ausgeführt von 14000 Pharmareferenten, die alle vom Beitragszahler finanziert werden (womit Menschen mit Gewissen mit der Zeit Probleme bekommen … und sich ein bedinungsloses Grundeinkommen wünschen, auf das man ausweichen kann, um nicht vollends kriminell und asozial zu werden).

Nun ist man leider nicht allein auf der Welt. Während man in der Zentrale des jeweiligen Konzerns Informationen sammelt, bemerkt man manchmal „Zerrüttungen“: d.h.: die Konkurrenz ist aktiv und stört durch Gegenbotschaften, auf die schnell reagiert werden muss, bevor sie sich festsetzen. So lernt man nebenbei, wie man die gesamte deutsche Ärzteschaft steuert – durch Prinzipien, der der politischen Parteiarbeit sehr ähnlich sind.

Nehme ich jetzt diesen Blick und wende ihn auf die deutsche Politik an, so leuchten bei mir alle Warnlampen auf.

Es geht um wichtige Dinge – um Krieg. Ja wir wissen: der ist in Deutschland verboten – siehe Wikipedia:

Abs. 1 GG: Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.

Die Absicht wurde sogar erneuert:

Art. 2 des Vertrages vom 12. September 1990 über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland (so genannter Zwei-plus-Vier-Vertrag): (Verbot des Angriffskrieges) Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik bekräftigen ihre Erklärungen, dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird. Nach der Verfassung des vereinten Deutschlands sind Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, verfassungswidrig und strafbar. Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik erklären, dass das vereinte Deutschland keine seiner Waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in Übereinstimmung mit seiner Verfassung und der Charta der Vereinten Nationen.

Es gibt auch ein Strafgesetz dazu, § 80 StGB:

Wer einen Angriffskrieg (Artikel 26 Abs. 1 des Grundgesetzes), an dem die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sein soll, vorbereitet und dadurch die Gefahr eines Krieges für die Bundesrepublik Deutschland herbeiführt, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.

Bis Ende der neunziger Jahre war klar: es sollen keine deutschen Stiefel im Ausland marschieren. Dann kam der Einsatz in Jugoslawien, der nach Worten des damaligen Ex-Kanzlers Gerhard Schröder „völkerrechtswidrig“ war. (siehe z.B. WSWS). Es war ein Angriffskrieg, der mit überraschend großem medialen Getöse (und dicken Lügen) überdeckt wurde. Natürlich gab es auch ein Heer von Juristen, die die Paragraphen so „auslegten“, das Krieg auf einmal „Friedenssicherung“ wurde und Angriff Verteidigung – auch im fernen Afghanistan wird eifrig verteidigt. Als Philosoph weiß man, dass es keinen Satz gibt, der nicht – bei entsprechender Mühe und böser Absicht – gegen seinen Sinn ausgelegt werden kann. Darum schreiben Philosophen normalerweise ganz dicke, kompliziert formulierte Bücher, um sich gegen die willkürliche Umdeutung ihrer Absicht zu schützen … und merken später, das gewiefte Journalisten die gut gemeinte Absicht mit drei aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten ins Gegenteil verkehren können.

Man hätte an einen Ausrutscher denken können. Außerdem ging es ja gegen die „Bösen“ – da ist Krieg ja immer „gut“. Leider reicht der Bildungsgrad des Durchschnittsdeutschen nicht mehr aus um zu erkennen, dass man mit wenigen Worten aus JEDEM einen „Bösen“ machen kann. Geschieht automatisch IN JEDEM KRIEG, die ausführenden Organe in diesem Zusammenhang nennt man auch gern „Schreibtischtäter“.

Aktuell schreiben wir das Jahr 2014, in der Ukraine tobt ein Bürgerkrieg mit Weltkriegspotential, Nordafrika und der vordere Orient sind in Aufruhr und in Afghanistan merkt die Nato langsam, dass sie den Krieg verloren hat. Da geschieht auf einmal Merkwürdiges, es gibt „Zerrüttungen“: ein protestantischer Pfarrer und Bundespräsident ruft zu den Waffen und erklärt auf der 50. Münchener Sicherheitskonferenz, dass Deutschland eine „aktivere Rolle“ einnehmen soll (siehe jungeWelt).

Später setzte er noch einen drauf, siehe Deutschlandfunk:

Es gab früher eine gut begründete Zurückhaltung der Deutschen, international sich entsprechend der Größe oder der wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands einzulassen. Das kann ich verstehen! Aber heute ist Deutschland eine solide und verlässliche Demokratie und ein Rechtsstaat. Es steht an der Seite der Unterdrückten. Es kämpft für Menschenrechte. Und in diesem Kampf für Menschenrechte oder für das Überleben unschuldiger Menschen ist es manchmal erforderlich, auch zu den Waffen zu greifen.

Ich bin nun kein Jurist, nur ein einfacher Bürger – und als solcher sehe ich in dem Verbot von Angriffskriegen keine einschränkende Ausnahmegenehmigung im Sinne von: „keine Angriffskriege, es sei denn, die Innenpolitik des angegriffenen Landes wird als störend empfunden“. Ja, „Einmischung in innere Angelegenheiten“ ist untersagt – erst recht mit Waffengewalt. Und auch wenn das oft zum Kotzen ist: dieses Prinzip begründet sich schlichtweg darin, dass Juristen auch den Begriff „Menschenrechte“ und „Rettung von Menschenleben“ durchaus gründlich umdeuten können.

Gauck sollte wissen, wie gefährlich solche Experimente sind – er hat uns in anderem Zusammenhang davor gewarnt, siehe Wikipedia:

2010 sagte er mit Bezug zur Sozialpolitik: „Wir stellen uns nicht gern die Frage, ob Solidarität und Fürsorglichkeit nicht auch dazu beitragen, uns erschlaffen zu lassen.“ Es würde „immer noch der Traum von der Obrigkeit geträumt, die es gut mit uns meint und in deren Obhut wir uns gefahrlos begeben können“.

Anders herum: das unsere Obrigkeit es gut mit uns meint, ist ein Traum. Wissen Sie, was das bedeutet? Erahnen Sie die Abgründe, die durch diesen Blickwinkel möglich sind? Das ist die Beschreibung des Krieges Staat gegen Volk – aber niemand hat es bemerkt. So etwas konnte man 2010 ungestört sagen, weil es „Zerrüttungen“ im Demokratiebewusstsein der „Entscheider“ gibt, die mit dem Geiste des Grundgesetzes kaum noch vereinbar sind – und auch nicht mit dem gesunden Menschenverstand, denn was der Bundespräsident „die Obrigkeit“ nennt, sind im Prinzip nur unsere Angestellten – die jetzt, so scheints, den Staat gegen uns instrumentalisieren.

Ist es nur der Bundespräsident, der so merkwürdig daherkommt? Nein – sogar seine Fans beschreiben die neue Entwicklung mit markigen Worten, siehe Ruprecht Polenz Zeit:

Seit dem Ende des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung Deutschlands hat sich im Deutschen Bundestag schrittweise ein breiter Konsens zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr herausgebildet. Alle Einsätze der letzten 20 Jahre wurden von breiten Parlamentsmehrheiten getragen. Nicht nur von den jeweiligen Regierungsfraktionen, sondern auch von Fraktionen der Opposition mit Ausnahme der Linkspartei. Diesen breiten Konsens gilt es zu bewahren und im Licht der Erfahrungen der Einsätze von Kosovo bis Afghanistan weiterzuentwickeln.

Erfahrungen von völkerrechtswidrigen Angriffskriegen weiter entwickeln? Wo sind wir denn hier gelandet? Was ist das eigentlich für eine Sprache? Und wieso bestimmt jetzt der Bundestag allein, was das Volk von Angriffskriegen zu halten hat?

Nun – wir sollten die Worte des Herrn Gauck ernst nehmen und uns der schrecklichen Realität stellen, dass wir einen Traum von einer Obrigkeit träumen, die es gut mit uns meint.

Unter dem Thema „Deutsche Verantworung“ finden wir in der Zeit eine ganze Reihe Politiker, die zu der Debatte um die Äußerungen des Herrn Gauck Stellung beziehen – zum Beispiel Nils Annen, der noch 2013 gegen Bundeswehreinsätze im Ausland war:

Wir Jusos waren damals sehr kritisch, haben den Einsatz aber nicht pauschal abgelehnt. Ich bin stark von der Friedensbewegung geprägt, habe meine Position jedoch seitdem weiterentwickelt. Bis ich 2005 in den Bundestag kam, hatte ich keinen Kontakt zur Bundeswehr. Inzwischen habe ich sie mehrfach besucht, in Afghanistan und im Libanon. Die Leistung unserer Soldatinnen und Soldaten hat mich beeindruckt. Wir haben eine sehr professionelle, demokratische Armee, die wir unter teils sehr schwierigen Bedingungen in gefährliche Einsätze geschickt haben. Sie macht einen guten Job.

Der Job ist: Menschen töten, die die Politik zum Abschuss freigegeben hat – um das mal ungeschönt auszusprechen. Den Satz – mit entsprechend historisch bedingten Modifikationen – hätte auch Heinrich Himmler aussprechen können. Ja, ich weiß: das ist ein Nazivergleich und der Spiegel belehrt uns aktuell wieder mal darüber, dass die Zeit des Dritten Reiches einfach unvergleibar weit außerhalb der Realität zu sein hat – ich möchte hier aber auch nur demonstrieren, dass der Satz keinerlei Inhalt hat – und keine moralischen Grenzen kennt.

Fährt man hin in ein fremdes Land, sieht, dass dort die eigenen Soldaten unter schwierigen Bedingungen einen guten Job machen (ich glaube: noch nie hat ein Soldat Krieg als „unschwierig“ und „leicht“ empfunden – siehe z.B. Svenja Goltermann „Die Gesellschaft der Überlebenden, Deutscher Kriegsheimkehrer und ihre Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg, Pantheon-Verlag März 2011), wird der „Krieg“ dadurch noch nicht „gut“.

Ebensowenig erkärt es, warum Nils Annen so plötzlich „seine Position weiterentwickelt hat“.

Vielleicht verstehen Sie jetzt meine lange Vorrede. Ich kann aufgrund meiner beruflichen Prägung kaum etwas anderes sehen, als das hier Menschen hinter den Kulissen wirken, die aktiv Kriegslust predigen – was sich in dem Abstimmungsverhalten und der Meinungsänderung der Abgeordneten wiederspiegelt. Mag mein Fehler sein … aber ich habe eben auch Anhaltspunkte dafür, dass mein Verdacht nicht unbegründet ist. Lauschen wir weiter den Informationen, die Politiker in der Zeit-Reihe zur „deutschen Verantwortung“ bringen. Was das deutsche Volk will, erfahren wir von Paul Schäfer von den Linken – siehe Zeit:

Richtig ist freilich auch, dass nur 13 Prozent der Befragten mehr Militäreinsätze wünschen, vier Fünftel sind dagegen. Darin drückt sich zum einen aus, dass die Deutschen – immer noch geprägt durch unsere Kriegsgeschichte im 20. Jahrhundert – die Anwendung militärischer Gewalt grundsätzlich verabscheuen. An dieser pazifistischen Grundstimmung, die sich offenkundig in das Kollektivbewusstsein eingegraben hat, kann ich nichts Schlechtes finden. Oder wollen wir zu denjenigen gehören, die nichts aus der unheilvollen Geschichte des letzten Jahrhunderts gelernt haben?

Ebenfalls in der Zeit: die Grünen-Politikerin Agnieszka Brugger – die die Erfahrungen zum Afghanistaneinsatz ganz anders „weiterentwickelt“ hat:

Ich habe diesen Einsatz scharf kritisiert, weil er sich über die Jahre sehr verändert hat. Begonnen hat er als Absicherung des Wiederaufbaus und von Entwicklungshilfe. Darauf ist dann immer mehr die offensive Bekämpfung von Aufständischen geworden, verbunden mit einer hohen Zahl ziviler Opfer. Das hat dazu geführt, dass die afghanische Bevölkerung den Einsatz immer kritischer gesehen hat und die Aufständischen immer mehr Zulauf bekommen haben. Diese Art des militärischen Engagements hat definitiv zur Verschlechterung der Lage beigetragen, die Grünen haben daraufhin diesem Einsatz nicht mehr zugestimmt.

Wir sehen also: die Deutschen haben gar keine Kriegslust. Wir sehen auch: die Militäreinsätze führen zu einer Verschlechterung der Lage, obwohl (oder gerade weil) „die Soldaten einen guten Job“ machen.

Nun – der oben zitierte Rupert Polenz ist da anderer Meinung wenn er uns über den „schrittweise herausgebildeten Konsens im Bundestag“ berichtet, aber es unterläßt, uns über die Methoden aufzuklären – die ich aus meiner Zeit in der Pharmaindustrie gut kenne: Vorträge, Reisen, Studien (Umfragen), „Round Tables“, „Advisory Boards“, Beraterverträge … so „verkauft“ man Ideen. Kennen Sie übrigens den Hintergrund zu Herrn Polenz? In den Kommentaren zu seinem Artikel befindet sich auf Platz 1 mit 43 Leseempfehlungen eine Beschreibung seiner Aktivitäten:

Polenz ist Mitglied im Beirat der Atlantischen Initiative:

Der Verein betreibt die Online Think Tank Atlantic Community, den Blog Deutschlands Agenda und gibt die Global Must Reads heraus.

Neben Atlantic Community, Global Must Reads und Deutschlands Agenda erstellt die Atlantische Initiative in unregelmäßigen Abständen Studien (u. a. für das Auswärtige Amt)[26] und macht Veranstaltungen[27], die unter anderem zusammen mit dem American German Business Club durchgeführt werden.[28]

Außerdem werden Umfragen für die NATO[29] und andere Organisationen erstellt.[30]

In 2010 führte die Atlantische Initiative gemeinsam mit der BILD Zeitung eine Feldpost Aktion für Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz durch, in deren Rahmen BILD Lesen ihre Grüße an die Soldaten übermittelten.[31] Eine Zusammenfassung der Briefe wurde direkt an die Stützpunkte der Bundeswehr im Ausland geschickt.[32]

Nun… wessen Agenda verfolgt Polenz wohl…?

Ich fand diese Informationen aufschlussreich. Leider teilen die Meinung nicht alle – die REDAKTION DER ZEIT sah sich gezwungen, einzuschreiten:

Anmerkung: Bitte äußern Sie sich zum Thema und verzichten auf Beiträge, die als provozierend oder hetzerisch verstanden werden. Kommentare wie diesen werden wir ansonsten entfernen. Die Redaktion/dj

Leider kann JEDE KRITISCHE MEINUNGSÄUSSERUNG als KRITISCH und HETZERISCH verstanden werden. Der Kommentator hat lediglich eine klassische geisteswissenschaftliche Technik angewendet und herausgearbeitet, wie der Autor Polenz „im Leben steht“ – mehr nicht.

Wenn das in Deutschland im Jahre 2014 sofort Zensurdrohungen auslöst … dann sollten wir uns den Satz des Bundespräsidenten nochmal ins Gedächtnis rufen:

Es würde „immer noch der Traum von der Obrigkeit geträumt, die es gut mit uns meint und in deren Obhut wir uns gefahrlos begeben können“.

Und wir sollten uns ernsthaft die Frage stellen: wer regiert hier wirklich?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ritalin: die Droge, die Kinder verrückt macht – ein persönlicher Entscheidungsweg und eine persönliche Erfahrung

Ritalin: die Droge, die Kinder verrückt macht - ein persönlicher Entscheidungsweg und eine persönliche Erfahrung

Dienstag, 8.1.2013. Eifel. Seit Wochen ist unklar, ob die Welt am 21.12.2012 untergegangen ist – außer grau in grau ist draußen nichts mehr zu sehen. Zeit zum Nachdenken … denn nachdenken muss ich. Eins meiner Kinder ist etwas unkonzentriert, kindlich, verspielt. Schon vor Jahren wollten Lehrer, das er Ritalin bekommt – der Kinderarzt hielt nichts davon. Nun steht die Diskussion wieder an – und ich denke, ich führe sie mal öffentlich: Millionen von Kindern bekommen diese Droge. Oh – ich kenne selbst eins. Ich arbeite noch als Lerntherapeut und habe einen Ritalinfall beobachten können: jetzt weiß ich, warum Lehrer gerne Ritalin wollen, die FAZ wusste das schon vor einem Jahr:

Ritalin ist eine Pille gegen eine erfundene Krankheit, gegen die Krankheit, ein schwieriger Junge zu sein. Immer mehr Jungs bekommen die Diagnose. Die Pille macht sie glatt, gefügig, still und abhängig.

Ich wusste immer, wann der junge Mann seine Drogen genommen hatten: wir konnten uns mehr um die Arbeit als um die Arbeitsdisziplin kümmern. Das beeindruckt Pädagogen – erst recht, wenn man dreißig dieser kleinen Knirpse in der Klasse hat, die natürlich alle keine Kindheit sondern Abitur haben sollen.

Ich kenne Ritalin aber auch aus der anderen Sicht. Das erste Mal bin ich ihm auf einer Marketingkonferenz Anfang der neunziger Jahre begegnet. Mein Chef war total begeistert, weil es die Lösung vieler Probleme der Pharmaindustrie aufzeigte: zum ersten Mal war es gelungen, eine Krankheit zu erfinden, die aus einem nutzlosen Uraltpräparat einen Kassenschlager machte: das sei der Weg der Zukunft, meinte unser Top-Vertriebsmann, der schon lange bemängelte, das bei uns nur noch eins aus der Forschung kommt: die Forscher, um fünf, wenn Feierabend ist.

Seitdem haben viele Firmen diesen Trend nachgemacht, den Gipfel habe ich bei einer Apothekertagung im Jahre 2004/2005 erlebt: ALLE FRAUEN SIND KRANK – hieß es da, weil Frau sein an sich eine Krankheit ist – ein Riesenmarkt tut sich da auf.

Aber noch ein drittes Mal habe ich Ritalin kennengelernt … das war ebenfalls um diese Zeit herum.  Ich arbeitet als Importeur von Arnzeimitteln und besorgte Extrakte seltener brasilianischer Wasserschnecken für experimentierende Kinderärzte … und manchmal auch Ritalin in Darreichungsformen, die es in Deutschland nicht gab. In dieser Firma wurde das heftig diskutiert, ob wir das unter ethischen Gesichtspunkten überhaupt dürften … weil es sich dabei um eine Droge handelt, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt. Bei solchen Einfuhren sind die Behörden zudem immer sehr … nervös. Wir auch … weshalb wir unsere Fähigkeit, dies tun zu können, nicht mehr bewarben. Nein-zu-Drogen benennt das sehr schön als Kinder-Koks:

In Deutschland gilt Methylphenidat als sogenanntes verschreibungspflichtiges Betäubungsmittel, in den USA als Betäubungsmittel der Klasse II – dieselbe Klassifikation wie Kokain, Morphium und Amphetamine.

Natürlich weiß ich, wie ein solches Mittel in die Hände der Ärzteschaft kommt: reines Marketing. Die Methoden sind immer die gleichen – man hat ein altes (oder neues, aber unnützes) Präparat im Schrank, das ziemlich teuer war. Dann stellt man einen Produktmanager ein  (das kann auch mal ein Medizinstudent sein, der sein Studium abgebrochen und nur als Krankenpfleger gearbeitet hat), der nur einen Job hat: diese Substanz zu Geld zu machen. Jener Produktmanager wühlt sich dann durch Studien, bis er irgendwo irgendetwas Positives über das Präparat gefunden hat – und sei es auch nur eine dumme, kleine aber nützliche Nebenwirkung.

Dann bekommt der Autor der Studie viel Geld, wird in großen Symposien (an wunderschönen Orten) als bahnbrechender Forscher der Neuzeit vorgestellt, während gleichzeitig weltweit tausende von Pharmareferenten alle Ärzte bearbeiten … vom Chefarzt bis zum Assistenzarzt (oder auch bis hin zum Krankenpfleger, wenn Zeit und Geld da ist): nichts wird im Kampf um die Meinungshoheit dem Zufall überlassen (weshalb ich mal der Meinung war, das man diese Methode auch anwenden könnte, um eine sozialere Politik in Deutschland durchzusetzen … aber die Begeisterung dafür war leider zu gering), weshalb der Sieg gewiss ist.

Nur sechs Monate später sind schon alle Ärzte fest davon überzeugt, das sie selbst auf die Idee gekommen sind, dieses Präparat einzusetzen: mit leuchtenden Augen erzählen sie ihren Patienten: „Es gibt da was Neues!“ Natürlich sind die ersten Muster gratis – wie bei allen Dealern abhängig machender Präparate.

Zwar versuchen gerade junge Ärzte sich immer wieder dem Einfluss der Industrie zu entziehen (siehe Spiegel), aber letztlich landen alle (ja, ALLE) auf der Angestelltenliste der Pharmaindustrie – manche, ohne es überhaupt zu merken oder dafür bezahlt zu werden. Immerhin wird nicht nur der Arzt vor Ort „bearbeitet“, sondern auch die Arbeitskreise, die Leitlinien für die Therapie erarbeiten … und so kommt auch jener Arzt in die Dienste der Industrie, der vor Pharmareferenten immer fortgelaufen ist. Zudem ist der Arbeitsalltag von Ärzten so gestaltet, das sie sowieso chronisch überarbeitet sind, was (siehe Welt) zu katastrophalen Zuständen führt:

In deutschen Arztpraxen kommen jedes Jahr Menschen durch Behandlungsfehler zu Schaden, laut Gesundheitsministerium bis zu 170.000.

Schaden heißt oft: Tod.

Gerade im niedergelassenen Bereich (der die Hauptlast der Behandlungen trägt) ist „abrechnen“ wichtiger als „behandeln“: die teure Praxiseinrichtung (samt Kunstwerken an den Wänden) will abbezahlt werden, das Statussymbol Auto ist lebensnotwendig, ein „angemessenes“ Haus muss her  … das alles zahlt zwar der Beitragszahler, aber ohne gelungene Abrechnung und optimierten Praxisablauf (auch hier hilft die Industrie als „Partner“) droht sogar Ärzten die Insolvenz: und zwar gerade jenen, die sich Zeit für ihre Patienten nehmen, sich über Medikamente informieren und sich selbst ständig umfassend fortbilden.

Da ist die „Partnerschaft“ mit der Industrie schon hilfreich: man bekommt genau gesagt, was man zu tun hat – und zwar in immer äußerst angenehmer Atmosphäre. Selbst kandierten Hundekot könnte man so erfolgreich an den Mann bringen.

Oder aber Kinder-Kokain. Glatte, gefügige, stille Kinder sind halt für den Lehrer besser als charakterstarke, widerspruchsfähige aktive Kinder, denn auch hier gilt: das der Lehrer seinen Unterricht widerspruchslos durchziehen kann – genau so wie immer und genau so, wie er es geplant hat – ist schon immer wichtiger gewesen, als die Tatsache, das Kinder eigentlich etwas lernen sollen – die mittelmäßigen Leistungen unserer Schüler fallen halt nicht einfach so vom Himmel.

Ritalin ist nun ein besonders Beispiel für erfolgreiches Pharmamarketing, Jörg Blech hat in seinem Werk „Die Krankheitserfinder“ diese Methode der Produktmanager beschrieben … hier zitiert bei Ulrich Herzer:

Eines ist gewiss: das die Krankheitsfinder nicht müde werden, möglichst viele Kinder als psychisch auffällig, gestört oder krank darzustellen. »Ängste: Jedes siebte Kind behandlungsbedürftig« – mit dieser Schlagzeile schockt die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde. Die Pressemitteilung, die von vier Pharmafirmen gesponsert ist, gibt erst gar keine Quelle für die starke Behauptung an.

Wozu auch? Es gibt sowieso nur sehr wenige, die sich dem mit viel Geld aufgebautem Meinungsdruck entziehen können – und die stehen schnell als Querulanten und störrische Einzelgänger da. Es nützt ja noch nicht mal, wenn sich die „Erfinder“ selbst am Ende ihres Lebens dazu bekennen, das die ganze Geschichte großer Humbug ist, siehe Deutschlandradio:

„Es wachsen teilweise Menschen heran, die von der Einschulung an jeden Tag Tabletten bekommen haben. Und das kann nicht gut sein, moralisch nicht und biologisch nicht“, sagt der Medizinjournalist Jörg Blech und Autor des Buchs „Die Krankheitserfinder“ (Verlag S. Fischer). „Das Temperament der Kinder ist gleich geblieben, aber die Art und Weise, wo wir die Grenze ziehen und ab wann wir Medikamente geben, hat sich verschoben. Die Toleranzschwelle gegenüber Kindern, die Temperament haben, ist gesunken. Das ist ein kultureller Bewusstseinswandel.“
Er zitiert den „Erfinder“ der ADHS-Diagnose – den US-amerikanischen Psychiater Leon Eisenberg – der ihm kurz vor seinem Tod sagte, ADHS sei „ein Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung“.

Was Wahrheit ist, bestimmt der Konzern. Wie damit umzugehen ist, bestimmt der Konzern. Was wann wo verordnet wird … bestimmt der Konzern. Dagegen kommen noch nicht mal die Behörden an. Schauen wir doch mal, was das Bfarm über Ritalin weiß:

Die in klinischen Studien aufgetretenen psychiatrischen unerwünschten Ereignisse von besonderer
Relevanz in Zusammenhang mit Methylphenidat waren unter anderem Aggression, gewalttätiges
Verhalten, Psychose, Manie, Reizbarkeit und Suizidverhalten. Aus den Informationen über einen
Arzneimittel-Auslassversuch, sofern vorhanden, ging hervor, dass Methylphenidat eine kausative
Rolle bei der Entwicklung schwerwiegender psychiatrischer Störungen spielen könnte.
Die am häufigsten gemeldeten psychiatrischen unerwünschten relevanten Ereignisse aus
Spontanmeldungen waren Verhaltensauffälligkeiten, anomales Denken, Wut, Feindseligkeit,
Aggression, Agitation, Tick, Reizbarkeit, Angststörung, Weinen, Depression, Schläfrigkeit, verstärkte
ADHD, psychomotorische Hyperaktivität, emotionale Störung, Nervosität, psychotische Störung,
Stimmungsschwankungen, morbide Gedanken, Zwangsstörungen, Persönlichkeitsveränderung/-
störung, Ruhelosigkeit, Verwirrtheitszustand, Halluzinationen, Lethargie, Paranoia und Suizidverhalten. 

Besonders gefiel mir dieser Satz:

Die Prüfung der vorklinischen Daten in den Antworten zeigt, dass Methylphenidat in Tiermodellen
Verhaltensveränderungen, hauptsächlich in Form von Hyperaktivität und stereotypem Verhalten,
hervorruft.

Wer noch nicht hyperaktiv war, wird es eben durch das Medikament. Man muss dabei natürlich wissen, das die Studien, die zur Zulassung von Präparaten eingereicht werden, von Experten erstellt werden, die von der Firma für diese Studien bezahlt werden … und die Firmen müssen nur jene Studien veröffentlichen und einreichen, die ihnen nützlich erscheinen. Unabhängigen, kritischen Studien fehlt meist jenes Geld, das die Konzerne in Massen von den Krankenkassen abgreifen.

Unabhängige Reporte (wie das Arzneitelegramm oder die daraus entstammende Publikation Gute-Pillen, schlechte Pillen) sind finanziell entsprechend schlechter ausgestattet (und werden von den Lesern selbst finanziert), obwohl ihre Botschaften alle Kinderkoks-Fans alarmieren sollten:

Nur wenige Monate nachdem Atomoxetin (Strattera®) zur Behandlung von Kindern mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) in den Handel gebracht worden ist, musste der Hersteller Lilly weltweit Warnbriefe an Ärzte verschicken: Denn Atomoxetin erhöht das Risiko, dass Kinder und Jugendliche an Selbstmord denken.

Aggressives Verhalten bis hin zur Äußerung von Morddrohungen war bereits bei Markteinführung als Problem bekannt.

Die Seite Ritalin-Kritik weist auf eine besondere Beobachtung heraus, die indirekt bestätigt und plausibel macht, was der Krankheitserfinder Leon Eisenberg kurz vor seinem Tode zugegeben hat: obwohl die Droge (und ihre Abarten) in großem Umfang eingesetzt wird, nimmt das Problem ADHS in der Bevölkerung immer weiter zu anstatt ab … in der Regel sollte die Tendenz anders herum sein, wie bei jeder Erkrankung, für die es ein Gegenmittel gibt.

Was aber zunimmt, sind die Nebenwirkungen der Droge … was uns zu einem besonders heiklen Kapitel des Kinder-Koks führt – den gezielten und geplanten Massenmorden, die – täuschenderweise – gerne als Amokläufe beschrieben werden, obwohl die Täter alles andere als unkontrolliert durch die Gegend rennende, wild um sich schießende Psychopathen sind: eher wirken sie ruhig und professionell wie Profikiller.

Solche Nebeneffekte sind auch von Ritalin bekannt, wie wir aus der Zeit erfahren, wo ein Student über einen Selbstversuch berichtet … und sich zuvor Hilfe bei einem Experten sucht:

Hüther erklärt mir, dass Ritalin eigentlich nichts anderes ist als Kokain, nur in geringerer Dosis. Deshalb fällt Ritalin in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz; nur wer ein ärztliches Rezept hat, kann es straffrei in der Apotheke kaufen. Die Tablette wirkt als sogenannter Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer, sie senkt den Dopaminspiegel in den Nervenzellen. Dopamin ist ein Botenstoff, der unsere Impulse verstärkt.

Sie haben auf nichts mehr Lust, Ihre ganze Emotionalität und Affektivität ist zugedröhnt. Sie empfinden keine Neugier, kein Bedürfnis nach menschlichen Bindungen und sind weniger kreativ. Deshalb nehmen eher BWL- und Medizinstudenten Ritalin, weil dort weniger Kreativität verlangt wird.«

Es werden Zombies erschaffen – und davor sollte man nach Meinung des Experten warnen:

Wer früh Ritalin nimmt, lernt nicht, seine Affekte zu kontrollieren, denn er hat keine mehr. Ohne Pille ist er praktisch lebensunfähig.

Gerald Hüther ist Professor für Neurobiologie an der Uni Göttingen. Er sollte wissen, wovon er spricht.

Der Spiegel berichtete 2009 von dem Selbstversuch einer Pharmazeutin und Apothekerin mit Ritalin. „Wow, was für ein Gefühl“ … heißt der Artikel. Die Erfahrungen der Versuchsperson sind beängstigend:

Das vollgestopfte Gehirn von Maria Westermann geriet immer öfter in Konflikt mit den Anforderungen des Alltags. Aus jeder Bemerkung ihres Mannes leitete sie eine Verschwörung ab. Erzählte er von einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin, so vermutete sie eine Liebschaft dahinter. Berichtete er von Problemen der Kinder, so vermutete sie, ihr Mann wolle ihr die Söhne entziehen. „Alles, was ich mir ausdachte, ergab einen Sinn“, sagt sie. Die Ehe wurde zur Hölle.

Jetzt wissen wir, wann Erwachsene jenen paranoiden Zustand erreichen, vor dem das Bfarm (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) warnt: nach drei Jahren.

Und wann erreichen es Kinder?

Wie wirkt sich die Paranoia bei Kindern aus?

Gehen die dann mit dem Sturmgewehr in die Schule, ins Kino, ins Einkaufszentrum um sich der unsichtbaren Bedrohung durch eingebildete Feinde zu entledigen: kalt, emotionslos, wie ein Zombie?

Vermutungen darüber gibt es schon, siehe Zentrum der Gesundheit.

Allerdings …  bei den Massen an Psychopharmaka, die aktuell verordnet werden, wird man keine seriöse Studie fahren können, die zweifelsfrei belegt, das die Manipulation der Psyche zu gezielten, kalten, nüchternen Gewaltakten führt, bei denen man sich nichts weiter denkt … noch irgendetwas empfindet, wie man es aktuell vom Todesschützen von Aurora beobachten kann (siehe Spiegel).

Aber hier betreten wir wieder den Bereich des Pharmamarketings und seinen Auswirkungen … ohne den sich kaum erklären lässt, wieso der Spiegel beständig diesen Aspekt bei der Berichterstattung außer acht läßt (siehe Spiegelblog).

Unter Lobbyisten gilt die Pharmalobby als die mächtigste im Land … und die Branche selbst als die härteste, was schon viele Ärzte erfahren durften, siehe die Sendung Pharma-Kartell von Frontal 21, hier bei Politaia.org:

Diese Dokumentation ist ein tief recherchierter Einblick in eine der großen Wachstumsindustrien westlicher “Kultur”. Sie zeigt, wie Firmen den Markt psychischer Krankheit durch Drohungen, beeinflusste Studien und Bestechung mittels Psychopharmaka bewirtschaften, die erhebliche Gesundheitsgefährdungen erzeugen und als legale Droge unserer Zeit begriffen werden können. Milliarden von Umsatz ermöglichen eine intensive Verflechtung mit Politik und sogar Selbsthilfeorganisationen.

Die IPPNW beschreibt die Situation wie folgt:

Der Einfluss der Pharmaindustrie auf Ärzte, Forschung, Fachzeitschriften, Behandlungsleitlinien, Patientenorganisationen, die Politik und Regulierungsbehörden ist so weit fortgeschritten, dass Transparency International (TI) von einer „strukturellen Korruption“, spricht, die zwar gemeinschaftsschädlich, aber gesetzeskonform sei.

Wie gesagt: man erreicht eigentlich jeden.

Was aber nützt das nun dem Vater vor Ort mit dem Problemen, die sein Kind hat?

Nun – eine Entscheidung musste her … und ich gestehe hier einen kleinen Schwindel: ich habe sie schon vor Monaten getroffen. Schweren Herzens … gegen Ritalin. Anstelle dessen geht mein Sohnemann jetzt tanzen (in diesem Jahr folgt die erste Aufführung) und hat gelernt, seine Aktivität in „sonstige Mitarbeit“ umzusetzen: eifriges Aufzeigen ist auch eine Art, seinen Bewegungsdrang auszuleben.

Seitdem gab es in Englisch, Französisch und Geschichte eine Zwei, in Mathe eine eins.

Hierzu nochmal Jörg Blech bei Ulrich Herzer

Dabei kann man den Kindern auch ohne Pillen helfen, beispielsweise durch simple Änderungen im Alltag. Als Beispiel mag die Geschichte eines jungen Engländers taugen, der Ende des 19. Jahrhunderts zur Schule ging und nach den Maßstäben unserer Zeit wohl als hyperaktiv einzustufen ist. Um seine überschüssige Energie abzureagieren, vereinbarte der unruhige Geist mit seinen Lehrern, dass er nach jeder Stunde einmal um das Schulgebäude rennen durfte. Tatsächlich wurde der Alltag dadurch erträglich – für den Schüler und seine Lehrer gleichermaßen. Im späteren Leben hat der Engländer dann allerdings gänzlich auf Sport verzichtet. Sein Name: Winston Churchill.

Letztendlich aber ist es die Entscheidung, notfalls lieber einen Hauptschüler ohne Lebenskrücken groß werden zu lassen, anstatt einen unglücklichen, paranoiden Hochleistungszombie zu züchten, der nach wenigen Jahren ausgebrannt am Ende seines Lebensweges steht.

Den Mut zu dieser Entscheidung haben in einer Hochleistungsgesellschaft verständlicherweise wahrscheinlich nur wenige, zumal die Fans von Kinderkoks einem ja schnell auch Erziehungsunfähigkeit oder Nähe zur Scientology-Sekte unterstellen, wenn man es wagt, gegen den Strom von Tabletten anzuschwimmen.

Ganz wichtig für meine Entscheidung war übrigens der oben genannte Selbstversuch der Pharmazeutin … denn anders als viele Gegner und Befürworter hat sie die Droge selbst genommen und berichtet aus eigener Erfahrung … und nicht anhand ausgewählter Studien der Pharmaindustrie.

 

Norwegen, die Attentate und die westliche Heuchelei: Breivik ist kein Einzeltäter!

Norwegen, die Attentate und die westliche Heuchelei: Breivik ist kein Einzeltäter!

Für uns zivilisierte Westeuropäer ist die Schreckenstat von Norwegen nahezu unverständlich – jedenfalls vermute ich das, wenn ich die mediale Entsetztheit wahrnehme, die sich täglich weiter ausbreitet.  Nicht, das Entsetztheit an und für sich etwas Schlechtes wäre … aber sie tritt halt in Deutschland und der westlichen Zivilisation nur in ganz bestimmten Momenten auf.  Die Hungerkatastrophe in Afrika (eine von vielen) hat jetzt nicht dazu geführt, das wir in Schweigeminuten unsere Betroffenheit vorführen. Was ist mit den Irakern? Eine Million sind einem Angriffskrieg der USA und ihrer Verbündeten zum Opfer gefallen … wo sind die Kerzen, wo die Betroffenheit? Was ist mit Afghanistan? Da sterben noch jeden Tag Menschen – zum Teil auch durch unsere Soldaten? Gab es nach Kunduz Kerzen? Libyen – ein weiteres aktuelles Beispiel … Kerzen? Wo sind die Psychologen, die sich Gedanken über die Psyche der Killer machen … und über die Psyche der Entscheider?

„Menschen töten keine Menschen“ – erläutert mir heute ein Psychologe in der Welt.  Es läge angeblich nicht in ihrer „Natur“.

Man wird mir nun entgegenhalten: „Moment, das eine ist ja eine Naturkatastrophe, das andere sind Kriege – das ist ja etwas ganz anderes.“

Ja, das erzählt man uns seit vielen Jahrhunderten, aber es gab mal eine Zeit, da durfte man offen aussprechen, was wahr ist: „Soldaten sind Mörder.“ Es liegt nämlich nicht in der Natur des Menschen, Menschen zu töten … und deshalb ändert die juristische Definition „Krieg“ nichts an der Tatsache, das es der menschlichen Natur widerspricht, so zu handeln. Wir hatten ja in Europa inzwischen auch eine lange Zeit des Friedens erlebt – ganz anders als in früheren Jahren. Was war der Unterschied zu früher? Wir haben gelernt, das „Frieden“ nicht vom Himmel fällt, das es Menschen gibt – ja, sogar ganze Parteien und gesellschaftliche Gruppen – die Krieg direkt anstreben.

Warum? Warum sollten Menschen, denen das Töten nicht im Blute liegt, so etwas anstreben?

Nun, zum einen gibt es eine Kaste, die nicht ausgestorben ist, aber die Kunst des Menschentötens über Jahrhunderte als Sport gepflegt hat: den Adel. Aus seinen Kreisen kommen die ersten, wenn „zu den Waffen gerufen wird“.

Dann gibt es jene, die durch Krieg gut verdienen: die Wirtschaft. Da gibt es einige interessante Positionen in den Versorgungsketten (je weiter hinten, umso spannender), die risikofreie Vermögen versprechen.

Und es gibt natürlich jene, die „unnormal“ sind, jene Minderheit, die gerne mal Menschenleben auslöscht. Aus ihnen kann man gute Soldaten machen – und hat man von ihnen zu wenig, so kann man es den anderen andressieren.

Weil wir das wissen und aus der Zeit von 1933 – 1945 viel gelernt haben (wenigstens dazu war sie gut), haben wir darauf geachtet, das die Rahmenbedingungen in Europa – das „Klima“ sozusagen – das Heranwachsen von Mördern nicht fördert. Wir nannten das „soziale Marktwirtschaft“. Seitdem wir anfangen, darauf zu verzichten, bekommen wir ein Problem mit Amokläufern.

Kommen wir nun nach Norwegen, zu jenem Attentat, das uns so sehr entsetzt, weil ein Einzeltäter fast die Regierung eleminiert und ein Jugendcamp ausgelöscht hat.

Tun wir mal so, als wäre es ein Einzeltäter – eine Sicht, die mir überhaupt nicht behagt, weil … der Mensch, der nicht dazu neigt, Menschen zu töten, ein gewisses Klima braucht, in dem seine Mordneigungen wachsen können. Dieses Klima wird aber seit einigen Jahren bewußt und gezielt gezüchtet – auch in Deutschland. Seitdem haben wir auch ein Problem mit Amokläufen … aber das verdrängen wir gern.

Wer das Klima sät?

Nun – in Deutschland all jene, die die Werte der alten Bundesrepublik nicht in sich tragen. Man kann sie leicht erkennen – meist sind es Juristen, die erstmal prüfen lassen, ob man nicht irgendwie durch raffinierte Tricks um diese Werte herumkommen kann – geht es nicht, wird das Grundgesetz gerne auch mal umgeschrieben. Es sind aber auch jene, die einfach mal so Bomben auf Serbien werfen, Arbeitslose verhungern lassen (natürlich nur, wenn die nicht gehorchen!), in Afghanistan einmarschieren oder jedwede andere Form von Ungerechtigkeit betreiben und so dem Volk vorleben: „Ungerecht sein ist ok, solange nur genug Gewinn übrig bleibt!“. Da pflegt man Freundschaften zu Vermögensabschneidern, nimmt Jobs von Konzernen an oder verpflichtet sich ihnen gegenüber durch „Ehrenwort“ zum Stillschweigen, macht ein bischen Stimmung gegen Ausländer

Wenn dies vorgelebt wird … so darf man sich über die Folgen nicht wundern. Man kann nicht einen Sarrazin zu jeder Talkshow einladen und medial auch sonst künstlich aufblasen, den Hass auf den bösen Türken an jeder Straßenecke fördern, gleichzeitig aber groß über „zu wenig Einwanderung“ klagen und dann glauben, das das gut geht.  Dort, wo von oben Hass gepredigt und von Massenmedien in breiter Front vorgetragen wird, wird es irgendwann eine Entladung der Ängste geben – auch in Form von Gewalt.

Ist er ein Einzeltäter?

Nein. Einmal abgesehen von den Zeugenberichten … hat er zuvor für seine Gesinnung eine breite Unterstützung in den Medien gefunden: die gesamte Islamhasserei ist mit Schuld an solchen Taten, ebenso jene, die die Ausübung tödlicher Gewalt gegen Menschen verniedlichen, jene, die Kriege für ein normales politisches Instrument halten und das in der Öffentlichkeit so verkaufen und jene, die menschliches Leben als … unterschiedlich wertvoll darstellen.

Dort, wo der Arbeitslose, der Kranke, der Behinderte, der Alte, der Arme, der Ausländer oder der Dumme als weniger Wert betrachtet wird als der heilige Leistungsträger, muss man sich nicht wundern, wenn Obdachlose im Park mal mit Benzin überschüttet und verbrannt werden: es gibt da einen direkten Zusammenhang zwischen menschlicher Bestialität und der Förderung von Werten in der Kultur, in der sie leben.

Was unterscheidet seinen persönlichen „Krieg“ eigentlich von einem „richtigen Krieg“ … unseren „richtigen“ Kriegen, die wir immer häufiger zu führen pflegen?

Im richtigen Krieg tötet man geplant und überlegt.

Das hat er getan.

Im richtigen Krieg bereitet man sich gründlich vor.

Das hat er getan.

Im richtigen Krieg tötet man keine Unschuldigen.

Das hat er auch nicht getan … in seinem Weltbild waren die alle schuldig.

Im richtigen Krieg trägt man eine Uniform

Das hat er getan.

Im richtigen Krieg schickt man vorher eine Kriegserklärung.

Das hat er getan.

Im richtigen Krieg gehen die Befehlshaber kein persönliches Risiko ein.

Das allerdings … ging er ein. Warum die Polizei ihn nicht erschossen hat, ist mir jetzt noch ein Rätsel. Warum sein „Manifest“ eine solche Verbreitung findet, ebenfalls. Es war doch sein Wunsch, das seine Form von „Mein Kampf“ durch seine Tat Beachtung findet … und wessen Wunsch war es, den Täter und Polizistenmörder lebend zu fassen? War da vielleicht … der Wunsch eines Förderers im Spiel? Möchte man nicht die Option auf einen zukünftigen Helden verspielen?

Auf keinen Fall war Anders B. Breivik ein Einzeltäter. Er war ausführendes Organ der Stammtischprediger,  Hassblogger und Leitartikelschreiber, deren beständiges Predigen gegen Arbeitslose, Zigeuner, Juden, Türken und Moslems ja nur ein Ziel hat: das es denen „mal jemand richtig zeigt!“

Das hat er dann einfach mal getan … und sich auch ganz bewusst als ein solches ausführendes Organ verstanden.

Die Frage ist, ob gewissen Paralellen in Worten und Phantasiebildern den Verdacht erhärten können, das hier ein Wahnsinniger gezielt instrumentalisiert worden ist … und wozu eine solche Tat denn überhaupt dienlich sein sollte.

Nun, die Frage nach „cui bono“ – wem würde es nützen – kann man nicht stellen, wenn man es mit wahnhaften Menschen zu tun hat, die Erlöser züchten wollen. Darum weise ich immer gerne mal darauf hin, das das Denken dieser Menschen nicht immer den Vorstellungen der Aufklärung folgt (und in Wirtschaft und Naturwissenschaft direkt in einer erzkatholische Götzenanbeterei samt Priesterschaft mündete) und sich auch nicht immer mit westlichen Wertvorstellungen deckt.

Manche wollen einfach nur Opfer bringen, weil ihr religiöses System das so verlangt.

Andere finden es cool, wenn sie jemanden dazu motivieren können, dafür zu sorgen, das einfach mal so ein paar dreckige Linke und Nigger ins Gras beißen.

Wieder andere finden es ziemlich geil, Napalm auf Kinder zu werfen … oder Luftminen zu erfinden, die nach Kinderspielzeug aussehen.

Ich bin mir sicher, das es schon jetzt Stammtische gibt, die den norwegischen Massenmörder feiern. Insgeheim, verstohlen, verborgen … aber voller Zufriedenheit, weil „der“ es „denen“ mal „richtig gezeigt hat“ – so wie ein Hitler es „denen“ „auch mal richtig gezeigt hat“.

Das ist krank, wahnhaft, verrückt … aber dadurch nicht irreal und es gibt konkrete Kreise, die das auch fördern – in unterschiedlichem Ausmass, manche nur mit Geld, manche nur mit Worten, andere … mit mehr.  Wir verdrängen das gerne, wie wir auch die Tatsache der eigenen Sterblichkeit verdrängen – wohl der Hauptgrund dafür, das der erschossene Europäer im Nachbarland für soviel mehr Entsetzen sorgt als der erschossene Afghane. Es erinnert uns daran, das auch wir sterben werden – und das uns dieses Attentat in unserem Verdrängen stört, macht uns noch wütender.

Wir verdrängen die beständig fortschreitende Verrohung unserer Kultur.

Wir verdrängen den beständigen Verfall westlicher Werte.

Wir verdrängen die Folgen des gezielten Schaffens neuer „Untermenschen“.

Und jetzt hat jemand dafür gesorgt, das wir im Gesicht des Attentäters … eigentlich unser eigenes Gesicht erkennen. Fein rasiert, gut angezogen, höflich und nett … kaufen wir doch auch jeden Mist, an dem Kinderblut klebt – wenn nur der Preis stimmt, oder?

Nein, Anders B. Breivik ist kein Einzeltäter. Er ist das voraussagbare Ergebnis einer degnerierenden Kultur.

Und es soll mir keiner klar machen, das damit nicht zu rechnen gewesen wäre.  Die Tagesschau zumindest hätte es wissen können:

Wie andere rechtspopulistische Parteien im Norden hetzen auch die Protagonisten der norwegischen Fortschrittspartei gegen die traditionell liberalen Gesellschaften Skandinaviens, sehen sich in einer Art „Endkampf“ um den vermeintlichen Untergang der abendländischen Kultur. Wer mit solchen Parolen antritt, schafft ein politisches Klima, das im Extremfall auch Menschen wie den mutmaßlichen Attentäter zu ihren Taten antreiben kann.

Sag ich doch. Und im Extremfall kann man auch nach einzelnen wahnhaften Individuen Ausschau halten, die bereit zur Tat sind … und nur noch einen kleinen Schubs brauchen.  Man hält doch nicht umsonst umfangreich Ausschau nach „High Potentials“.

Hat bei Hitler doch auch geklappt.

Und ebenso wie damals … haben heute alle von allem nichts gewusst – mal abgesehen von der Tagesschau.

 

 

 

 

Ansprüche und Werte

Ein Spiel, das von Wissenschaftlern schon seit Jahrzehnten nicht mehr gespielt wird, ist das Spiel: „Wie nennt man wohl in Zukunft unsere Zeit?“

Früher grenzte man so das Atomzeitalter gegen die Steinzeit ab.  Oder auch kleinere Zeitalter: die Klassik, die Renaissance, das Industruiezeitalter.

Nun – Auto und Fernsehen haben unsere Kultur mehr verändert als die Atomkraft, von der uns die Vernunft sagt, das wir Abstand davon halten sollten, aber die Rendite fordert, das wir viel mehr davon bauen.  Darum wäre Fensehzeitalter oder Autozeitalter vor einiger Zeit mein Favorit gewesen.

Computer und Handys kamen hinterher und haben den Rest gewachsener zwischenmenschlicher Strukturen zerstört, so das die westlichen Zivilisationen zu bindungslosen (sprich: flexiblen) Egozentrikern („sprich: Leistungsträgern“) wurden, die versuchen, die verlorene Menschlichkeit durch technische Spielereien zu ersetzen, die menschliche Nähe vorgaukeln.

Das erledigt ja zum Beispiel das Fernsehen ganz gut.  Man hat ja das Gefühl, die Kanzlerin sitzt ganz persönlich im Wohnzimmer und spricht auch persönlich mit einem, so nahe sitzt die bei ihren Ansprachen vor dem Bildschrim. Alles Lüge, aber das Gefühl kennt keinen Unterschied. Es hat an den Verstand den Anspruch, nicht Situationen ausgesetzt zu werden, in denen Lug und Trug herrscht – dafür hat man ja immerhin so einen Verstand.  Ergo … fühlen sie viele Deutsche als Mitglieder des Bundeskabinetts.  Kein Wunder, das die alles mitmachen und grenzenlos geduldig sind.

Mit Ansprüchen sind wie ja auch gerade in der Finanzwelt konfrontiert. Die Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks lassen sich wie Fürsten bezahlen, meldet die WELT:

Peter Boudgoust, Intendant des Südwestrundfunks (SWR) und amtierender ARD-Vorsitzender, bekommt ein jährliches Bruttogehalt von 273.000 Euro, wie ein SWR-Sprecher in Stuttgart sagte.

Für alle anderen Anstalten gibt es keine solche gesetzliche Pflicht, dennoch zog der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) nach: Intendantin Dagmar Reim bekommt jährlich 220.000 Euro.

Ihr NDR-Kollege Lutz Marmor habe im Geschäftsjahr 2009 einschließlich einer Aufwandspauschale ein Jahresgehalt von 286.000 Euro bekommen, bestätigte der Norddeutsche Rundfunk dann einen Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Kleine Rundfunkhanseln mit Ansprüchen wie ein Bundespräsident.  Der Staat als Selbstbedienungsladen.  Aber für Kinder Hartz_IV-abhängiger Eltern Chipkarten anschaffen, die dafür sorgen sollen, das das Geld nicht verplempert wird. Wer zahlt eigentlich die Millionen von Kartenlesegeräten, die dazu nötig sind, damit das System funktioniert?

Oder der Aufschwung. Auch so eine Anspruchsgeschichte – zum Beispiel im Manager-Magazin, das ja heute in einem Artikel den XL-Aufschwungjubel des Brüderle schon deutlich skeptischer sieht:

München – Die Allianz hat ihren Gewinn in Deutschland im ersten Halbjahr 2010 deutlich gesteigert. Dank eines um mehr als ein Drittel verbesserten Kapitalanlagegeschäfts legte der Überschuss auf 650 (Vorjahr 521) Millionen Euro zu, wie der Versicherer am Freitag in München mitteilte.

Da sehen wir, wo der Aufschwung herkommt: aus Ansprüchen aus dem Kapitalmarktgeschäft. Ansprüche aus Wetten und Ansprüche an Firmen … durch Aktienkauf.  Alles ein enorm wackeliges Geschäft, diese Ansprüche.  Darum gibt es ja auch regelmäßig diese Krisen, weil einige nachschauen, wie es wirklich aussieht  und man dann feststellt, das viele ihre Ansprüche schon wie Gold handeln und durch mehr Ansprüche zu noch mehr Ansprüchen kommen wollen … was zwangsläufig dazu führt, das das Kartenhaus irgendwann zusammenstürzt, weil gar keine echten Werte mehr hinter den Ansprüchen stehen.

Oder … der deutsche Alltag. Auch hier alles voller Ansprüche. Da haben wir zum Beispiel den Anspruch, als kranker, behinderter oder alter Mensch nicht mehr so viel arbeiten zu müssen wie die Jungen.  Da haben wir allerdings die Rechnung ohne den Schröder gemacht, wie uns die WELT zeigt:

Die Rente mit 67 war im Jahre 2006 von der großen Koalition ohne die Beteiligung Schröders eingeführt worden. Schröder hatte zuvor grundlegende Reformen in der Renten- und Arbeitsmarktpolitik durchgesetzt.

In der Diskussion um die Rente mit 67 hat Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) seine Partei vor einer Abkehr vom Reformkurs gewarnt. „Wir haben das ja mit vorbereitet, was jetzt wieder zur Diskussion gestellt wird. Und wenn ich gedacht hätte, dass ich falsch liege, hätte ich es nicht gemacht“, sagte der 66-jährige Schröder der „Welt am Sonntag“

Darum hat er ja auch die ARGE geschaffen, die dafür sorgt, das alle jene Arbeit kriegen, die nicht mehr da ist und bestraft werden, wenn sie die nicht vorhandene Arbeit nicht annehmen.  Aber wir zahlen ja gerne 50 000 Millionen im Jahr dafür, das in Deutschland Arbeitgeber billige Arbeitskräfte wie in China einstellen können…ein Anspruch dieser Anzugträger, den allerdings unser Sozialstaat nicht lange erfüllen kann.  Aber in Form von Spareinlagen mit einerm Renditeanspruch von 25 % kann man mit dem so durch Verwendung von Sozialgeldern als Lohnersatz mißbrauchten Werten die Taschen manch eines Lumpen füllen, der gerne – wie die Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender – auf Kosten anderer ohne Arbeit reich wird.

Insofern ist es vielleicht sinnvoll, dieses Zeitalter das Anspruchszeitalter zu nennen, wobei noch nicht berücksichtigt worden ist, das diese Ansprüche  nur auf dem Papier bestehen und sich manchmal über Nacht in Luft auflösen.

Ansprüche sind – auch wenn man noch so schön gegen das britische Pfund gewettet hat – keine Werte. Und an Werten scheint es überall zu mangeln, wie man an dem Linken-Chef Klaus Ernst sieht:

Viele Parteigenossen halten Ernst eher für einen Champagner-Linken, der den Hals nicht voll bekommt.

Sie weisen genüsslich darauf hin, dass Ernsts Auto ein Porsche 911 und sein Hof ein Anwesen in den österreichischen Alpen ist, nahe Kitzbühel, mit Blick auf den Wilden Kaiser. Dass er von der Partei monatlich 3500 Euro bekommt, zusätzlich zu seiner Abgeordnetendiät. Und dass er es offenbar trotzdem nötig hat, auf Kosten des Bundestags zu Gewerkschaftstreffen zu fliegen – die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue und Betrugs gegen ihn.

Quelle: Süddeutsche

Klaus hat wohl auch einige Ansprüche an das Leben.  Ich kenne auch so Leute, die sagen: ich will niemals einen Gebrauchtwagen fahren.  Aber gegen Kinderarmut wettern.

Diese Kultur der Ansprüche ist nicht unsere, das weiß ich von Menschen, die noch den letzten Krieg als Kinder miterlebt haben.  Sie hatten noch ganz wenige Ansprüche … zum Beispiel das Papa endlich aus dem Krieg heimkehrt und die Angriffe der Jagdflieger auf  Zivilisten endlich aufhören. Dann aber kam die Werbewirtschaft und brachte uns bei, das wir grenzenlose Ansprüche an des Leben stellen sollten – sie würde uns helfen, diese Ansprüche alle umzusetzen.

Doch die Kultur der Ansprüche ist es, die jede ernsthafte Veränderung in diesem Land verhindern wird … jedenfalls jede positive Veränderung, denn die Ansprüche, die wir ans Leben haben, lassen sich nicht ewig halten:

Heute nutzt die Menschheit Ressourcen von 1,4 Planeten. Das bedeutet, dass die Erde über ein Jahr und vier Monate braucht, um den Verbrauch der Menschheit eines Jahres zu decken.

Wenn wir moderate UN-Szenarien der verschiedenen UN-Organisationen zusammenzählen – Bevölkerungs- und Konsumtrends sowie eine weitere Steigerung der Ernteerträge – dann zeigt es sich, dass wir im Jahr 2050 einen Ressourcenverbrauch hätten, der dem Doppelten Regenerationsvermögen unseres Planeten entspräche. Doch leider haben wir nur einen Planeten. Es scheint unwahrscheinlich, dass sich soviel Overshoot so lange aufhäufen lässt.

Wir verwandeln Ressourcen schneller in Abfälle, als dass Abfälle wieder in Ressourcen umgewandelt werden können.

Quelle: Footprintnetwork

Das wissen viele Menschen in Entscheidungspositionen, weshalb sie die Taschen nicht voll genug kriegen, in der Hoffnung, das sie ein sicheres Plätzchen gefunden haben, wenn der große Knall kommt.  Vielleicht haben sie sich ja auch verrechnet.  Hier in der Eifel schmeißen wir immer noch viel Obst weg … und etwas weniger Wasser wäre auch nett.  Hier kann man jetzt neuerdings schon Sandsäcke gegen Überflutung kaufen … im Mittelgebirge.

Nun ist es mit dem freiwilligen Verzicht auf Ansprüchen schon eine schwere Sache, wenn man weiß, das jede Lockerung der eigenen Ansprüche nur dazu führen wird, das sich eine Elite von Lumpen die Taschen noch schneller füllen wird.  Andererseits … gibt es auch Magengeschwüre, die beständigen Ansprüche vor sich herzuschieben … und je jünger die Menschen in diesem Lande sind, umso weniger können sie sich die Ansprüche noch leisten.  Schade für sie, das die Ansprüche dann noch deutlich höher sind als die aller anderen Generationen zuvor:

junge Menschen geben jedes Jahr mehr Geld für ihr Outfit aus. Dazu zählen Bekleidung jeglicher Art, Schuhe und unzählige Accessoires. Das persönliche Aussehen ist für die Jugend besonders wichtig, gerade in der pubertären Phase ist die Konsumlust bei jungen Menschen am größten.

So werden immer mehr neue Modelabels aus der Taufe gehoben, die den jungen Menschen die spezielle Mode für sie suggerieren. Auf den Fashion Weeks in London, Paris, Mailand, New York oder Berlin wird der Jugend gezeigt, wie sie sich kleiden soll, um von der Gesellschaft anerkannt zu werden. Es werden spezielle Fashion Stores in den großen Metropolen eröffnet, die als Zielgruppe die Jugend haben. Auch im Internet gibt es die speziellen Versandhäuser Herrenmode und Damenmode, die insbesondere die junge Klientel ansprechen wollen. Die Jugend von heute ist in einer hochgradig medialisierten und ästhetisierten Gesellschaft gefordert. Aufgrund des gezielten Warenkonsums sollen sie sich mit den jeweiligen Modestilen identifizieren, obwohl sie sich noch in der Selbstfindungsphase befinden. Sie lernen gerade in der Pubertät erst, mit ihrem Körper umzugehen und ihn zu entdecken.

Quelle

Mit dieser Jugend macht man keine Revolution mehr, da könnte ja die Kutte verschmutzen. Die machen auch lieber „Love-Parade“ … eine andere Form der Revolution gegen die Sinnlosigkeit moderner Existenz.

Die Jugendkultur ist eine körperbezogene
ästhetische Kultur.
Der Körper = das Reale, das gegen die
Überflutung mit medialisierten Second-Hand-
Erfahrungen in Stellung gebracht werden kann.
Der Körper als Aufmerksamkeitsgenerator. „The
body is the message.“
Wer etwas erreichen will, muss seinen Körper
einsetzen – Körper als Kapital.
Die Möglichkeit der Gestaltung des eigenen
Körpers vermittelt die Illusion von Kontrolle über
das eigene Leben.
Körper ist der Garant für unsere Individualität –
der rettende Anker im Meer der Kontingenz

Die Jugendkultur ist eine körperbezogeneästhetische Kultur.Der Körper = das Reale, das gegen dieÜberflutung mit medialisierten Second-Hand-Erfahrungen in Stellung gebracht werden kann.Der Körper als Aufmerksamkeitsgenerator. „Thebody is the message.“Wer etwas erreichen will, muss seinen Körpereinsetzen – Körper als Kapital.Die Möglichkeit der Gestaltung des eigenenKörpers vermittelt die Illusion von Kontrolle überdas eigene Leben.Körper ist der Garant für unsere Individualität -der rettende Anker im Meer der Kontingenz

Quelle: Trendagentur

Sie merken nach wie vor, das etwas nicht stimmt.  Und reagieren so, wie die Industrie es ihnen vorschreibt, weil die Trendscouts der Industrie viel schneller sind als der Trend selber.

Die Jagdfliegerangriffe auf kleine Kinder haben aufgehört, Papa ist nicht mehr im Kriege – dafür immer länger auf der Arbeit. Aber irgendwie … haben sich die Werte geändert.  Die Botschaft, das die Ansprüche der Umwelt nur Schall und Rauch sind, scheint bei jüngeren Mitbürgern schon angekommen zu sein – wie die Nachkriegsgeneration ziehen sie sich auf das einzige zurück, das noch geblieben ist: ihren Körper.

Oft verpönt, aber eigentlich ein ganz wichtiger Schritt….denn mit den Versorgungsansprüchen unserer Generation läßt sich kein Staat mehr machen, noch einer verändern.

Mehr Rente oder mehr Geld haben zu wollen, ist kein Wert. Nur ein weiterer Anspruch.

Ansprüche … gibt es aber schon genug auf der Welt.

Und Werte?

Weiß doch kaum noch einer, was das ist.

Arbeitskraft, Intelligenz, Mitmenschlichkeit … sind drei zentrale Werte. Ohne Arbeitskraft kein Acker, ohne Intelligenz kein Pflug und ohne Mitmenschlichkeit keine Zukunft.  Wir haben  nichts mehr von alledem – was einen aber nicht stören braucht, denn wir können all das wieder neu schaffen….und dann ganz ohne Intendanten und ihre Ansprüche leben.

Das wäre dann das Zeitalter, das nach dem Anspruchszeitalter kommt. Noch ist Zeit, dafür zu sorgen, das es nicht wieder … Steinzeit wird.  Oder das das nächste Zeitalter das der Zeitalter der globalen Prostitution wird, weil man nichts mehr hat als seinen Körper, den man verkaufen kann. Wären dann harte Zeiten für Rentner….aber mal ehrlich: mehr haben wir doch auch gesamtgesellschaftlich an Produkten kaum noch zu bieten. Nicht mehr lange, dann bauen andere die Autos, Maschinen und Flugzeuge besser und billiger weil die Asozialpolitik der SPD die letzten kreativen Köpfe aus dem Land verjagt hat … wie schon einmal eine Partei.

Ohne die NSDAP wäre Hollywood heute in Berlin. Sollte man nie vergessen, denn es wiederholt sich gerade – wirtschaftlich gesehen. So ein kleines Revival für Untermenschenbashing gegen Hartz-IV-Abhängige, die ganz deutlich merken, das sie nur noch ihren Körper haben – allerdings ist noch nicht mal für dessen Erhalt genug Geld vorhanden.

Positiv Denken und Bestellungen beim Universum

Ja, die Welt ist einfach einfach. Ganz einfach. Jedenfalls wenn man manchen Menschen glaubt, die mit purer Gedankenkraft all ihre Lebensumstände so vollkommen in den Griff kriegen, wie es sonst nur Multimilliardäre mit vielen Mitarbeitern schaffen.

Vom positiven Denken … gibt es verschiedene Variationen und Formen.

Das heißt jetzt nicht, das ich generell den Einfluß von Gedanken niedrig reden will. Im gesundheitlichen Bereich … habe ich dort überraschende Erfahrungen gesammelt, die auch übelster Kritik standhalten.
Da … scheint was dran zu sein. In Slowenien gab es in den dreißiger Jahren einen Arzt, der meinte, er wäre dem Geheimnis „Krebs“ auf die Spur gekommen. Er machte ein Experiment, ging in ein Bergdorf, sprach lange mit allen Bewohnern und fertigte eine Liste an von denen, die mit Sicherheit an Krebs erkranken werden. Diese Liste hinterlegte er versiegelt bei einem Notar. Nach seinem überraschenden Tod wurde die Liste entsiegelt … seine Voraussagen trafen zu hundert Prozent zu. Leider … hatte er seine Theorie nicht schriftlich fixiert, aber man geht davon aus, das es mit gedanklichen Programmierungen zu tun hat, die irgendwann Auswirkungen auf die Zellen haben – wenn man es nur lange genug durchhält und nichts daran ändert.

Warum auch nicht? Gute Laune und Lebensglück tut den Zellen sicher besser als Miesepetrigkeit und Jammerlapperei. Beispiele dazu gibt es genug … aber darum geht es hier nicht.

Je größer die Massenarbeitslosigkeit wurde, umso mehr kam – aus den guten alten USA – ein schrecklicher Trend herüber … positiv Denken.

Tschakka, du schaffst es. Ich habe selbst mal Seminare bei Jürgen Höller besucht (der „alles ist möglich“ Höller, der letztlich im Knast gelandet ist – tja, da war wirklich alles möglich). Einfach anders denken, schon ist man reich. Gut, Reiche machen anders Geld: Drogen, Waffen, Frauenhandel, Betrug, Hinterlist, Ausbeutung … Geschäfte, bei denen man äußerst negativ in allen Richtungen denken muß, um sie durchziehen zu können, aber die Idee, sich reich denken zu können, hat manche sicherlich wohlhabend gemacht. Den Höller zum Beispiel … bevor er feststellte, das er viel zu wenig Steuern bezahlt hatte. Absichtlich.

Cathrine Ponder ist so ein Beispiel, wie man durch superpositives Denken ihrer Art … reich werden kann. Leider starb ihr heiß geliebter Mann dabei – aber Geld hat sie wirklich genug gemacht. Und das mit dem Mann … einfach mal verdrängt. Störte die Philosophie total … also einfach mal positiv weggedacht.

Die einfache Art des positiven Denkens ist ja wahrscheinlich allen bekannt: das Glas. Für die einen ist es halbvoll, für die anderen halbleer. Immer halbvoll denken, das Glas, so ist´s richtig. Ich habe auch hier einen Selbstversuch gestartet … aber ich konnte denken wie ich wollte, in dem Glas war immer weniger drin – und bald war es leer. War halt lecker Bier drin – und ich wurde durstig beim angestrengten Denken. Und so saß ich dann da mit meinen Lebensratgebern und stand vor der Frage: „So. Nu´ is´ alle. Und jetzt?“ Doch eine Antwort bekam ich nicht.

Doch muß ich gestehen, diese Art des positiven Denkens hat noch einen gewissen Sinn, denn sich in Notzeiten zu konzentrieren auf das, was man hat, ist sinnvoller, als sich auf das zu konzentrieren, was man nicht hat. Gerade in Zeiten des hochgezüchteten Konsumwahns spielt die Industrie gerne mit den Gefühlen der Menschen und redet ihnen ein, das das Glück gleich hinter dem nächsten neuen Plasmabildschirm lauert, hinter der noch raffinierteren Kaffeemaschine ober beim Nacktbaden auf dem Himalaya erst richtig zur Erfüllung kommt. Da macht es schon mehr Sinn zu sagen: ich wohn´ halt in Oer-Erkenschwick und da is´ auch schön, der zwanzig Jahre alte Röhrenfernseher macht auch noch Bilder, die 10-Euro-Kaffemaschine macht auch Kaffee und Urlaub mache ich in Castrop-Rauxel oder Datteln am Kanal … da dauert die Reise nicht so lange. Das ist jedenfalls besser als das Schicksal derjenigen, die schon sehr viel haben, darüber alt und grau geworden sind, Verbrecher und asoziale Parasiten des Volkskörpers, aber immer noch nicht genug kriegen können….oder das Schicksal ihrer Ehefrauen, die in den Luxuspalästen eingesperrt vor sich hinfaulen, auch wenn sie noch so viel kaufen können.

Doch es gibt noch eine andere Version des positiven Denkens, mit denen das Denken vergiftet wird – und obwohl es sich hier um eine Philosophie handelt, setzt sich die Philosophie selbst erstaunlich wenig mit diesem Massenphänomen auseinander.

Hier handelt es sich … um die Vorstellung, per Gedankenkraft (man muß halt nur „richtig“ denken) alles herbeimaterialisieren zu können, was man nur eben will. Vorraussetzung ist nur, das man „richtig“ denkt.

Der Trick ist einfach. Eifelphilosophs Klopfzauber funktioniert ähnlich. Wie? Noch nicht bekannt? Hmmm … dann muß ich das Buch wohl doch noch schreiben.

Geht so: dreimal auf Holz klopfen – und alle Deine Wünsche gehen umgehend in Erfüllung.

Ich schreibe das Buch – hundert Leute kaufen es (wahrscheinlich mehr, denn dort lauert ein Riesenmarkt).

Alle klopfen.

Bei fünfzig Prozent passiert nix.

Aber die anderen … werden mir wunderbare Geschichten zusenden. Die besten davon (das Traumauto, der Mann des Lebens, das Wunschkind, der Traumjob, der Lottogewinn oder so) suche ich aus für Band 2:
„Besser klopfen für Anfänger und Fortgeschrittene“ – 10000 Exemplare.

Wieder das gleiche Zufallsspiel … wieder bleiben viele hängen für den nächsten Band.

Dann die Talkshow, ich direkt mittendrin, Spiegel, Stern und Fokus schicken ihre kritischsten Kritiker – die ich locker alle wegfege mit ihrer Kritik. „Wie, Sie haben geklopft und es ist nichts passiert? Ja, war es denn der richtige Rythmus, das richtige Holz, die richtige Klopfstärke – und überhaupt: waren sie nicht so negativ eingestellt, das sie gar nicht wollten, das das Klopfwunder sich entfaltet?“

Man kann sich denken, wie es weitergeht. Ich schreibe mehr Bücher(„Besser klopfen mit dem Eifelphilosoph:
Bd 4: Klopfen auf Eiche und Buche), werde reich und berühmt … und in Deutschland klopft es an allen Ecken. So wie letztens erst überall beim Universum bestellt wurde und gerade das „Secret“ umgeht.

Mein Klopfen wäre noch harmlos … aber das mit dem „richtigen Denken“ zu verbinden – ist saugefährlich.

„Wenn Du richtig denkst und fühlst, gibt Gott Dir alles was Du willst, denn er liebt seine Kinder …“ – ist eine Kurzversion der Hintergrundphilosophie, die sich hinter den meisten der Verführerphilosophien verbirgt….darum gibt es auch keine Demonstrationen mehr, keine Aufstände, keine Unruhen … alle sitzen beim Räucherstäbchen zu Hause und denken sich krumm, um bloß alles richtig zu machen. Wahrscheinlich war diese Positiv-Denke-Welle genauso vom CIA gesteuert wie die Frauenbewegung in den Sechzigern.

Was aber geschieht, wenn … das Ziel nicht erreicht wird. Man merkt, das man nie richtig genug wird denken können, um das Ziel (Geld, Mann, Haus, Auto…) zu erreichen, weil der Trick nicht funktioniert?
Dann schlägt die Macht des Systems mit aller Gewalt auf die Person zurück: „Das Universum, Gott, die Welt liebt mich nicht, weil ich im Grunde meines Seins schrecklich falsch bin, so falsch, das ich besser nicht existieren sollte.“ Und schnell … wird´s ganz dunkel im Karton.

Der inzwischen schon offiziell so genannte „Auschwitz-Test“ ist ein guter Maßstab für diese Denk-dich-glücklich-Philosophien. Solange die Philosophie in welcher Form auch immer dazu führt, das der KZ-Insasse für sein Schicksal selbst verantwortlich ist (und die Täter nur Statisten in seinem Gedankenkosmos sind, die ihm helfen, sein selbstgewähltes Schicksal zu verwirklichen) … ist die Philosophie grottenschlecht und gemeingefährlich. Eine gute Leitlinie für gedanklich und philosophisch unstabilere und unerfahrenere Menschen.

Ich weiß, was meine Kritiker jetzt sagen werden. Die ernstzunehmenden Kritiker.

Burkhard Heim in der Interpretation von Ilobrand von Ludwiger, die Auswirkungen der Realität eines sechsdimensionalen Kosmos auf die Möglichkeiten sechsdimensionaler Wesen in einem vierdimensionalen Raum.

Schrödingers Katze, das Doppeltspaltexperiment … das werden die Apologeten des positiven Denken anführen.

Gut, es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, das Gedanken … Realität manipulieren können. Das kann man mitlerweile wirklich nicht ausschließen. Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, das „Religion“ der erste Versuch war, dieses Phänomen durch Opfer, Beschwörungen und Gesänge in den Griff zu kriegen.

Soweit muß ich gerechterweise folgen – aber das führt nicht notwendigerweise in die Leibnitzsche Monadologie, in der wir alle in kleinen eigenen Kosmen durch die Existenz schweben. Die Folgerungen, die sich aus den physikalischen Experimenten ergeben … sind noch wage. Und die Techniken, diese Erkenntnis in die Praxis umzusetzen, noch weit entfernt.

Aber … geben wir allen Apologeten (Verteidigern) des positiven Denkens einfach mal Recht: was geschieht denn dann … wenn Klaus-Dieter lieber einen grünen Mond hätte, Ursula und Gabi einen Blauen, Paul will aber gar keinen Mond mehr, weil er bei Vollmond nicht einschlafen kann? Mehrheitsabstimmung? Einen Mond für jedermann?

Wenn jetzt alle Menschen sich maximal positiv reich denken … am bestmöglichen theoretischen Ende dieser „aufklärerischen“ Entwicklung … und wir haben sechs Milliarden Milliardäre … was kostet dann ein Brötchen?

Anstelle von positiv Denken hilft manchmal einfach … weiterdenken. Oder pragmatisch Denken. Es ist halt noch was drin in dem Glas, es ist auch egal, ob es halbvoll oder halbleer ist … wichtig ist: reicht es mir, meinen Durst zu löschen, habe ich noch Geld für ein nächstes – und wie lange muß ich damit auskommen.

Ein halbvolles Glas in der Wüste ist genauso eine Katastrophe wie ein halbleere. Das Ergebnis bleibt gleich: ein vertrockneter Eifelphilosoph.

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