Es sind ja nun einige Menschen bei der Loveparade umgekommen. Da gibt es wieder großes Geschrei und viele viele Worte der Betroffenheit. Nüchterne Menschen fragen sich: warum? Die Zahl der an diesem Wochenende getöteten entspricht dem, was JEDES WOCHENENDE getötet wird.
Jedes Wochenende sterben ein- bis zwei Dutzend Menschen auf deutschen Straßen – nur ist das nie eine Zeile Wert…außer einmal im Jahr eine Statistik. VIERTAUSENDUNDFÜNF TOTE … das wäre mal eine Schlagzeile, die es aber nie geben wird. Früher waren das mal dreizehntausend im Jahr, die im Dienste der Infrastruktur völlig überflüssigerweise ihr Leben liessen. Heute freut man sich wie Bolle, das es so wenig sind und man auch dieses Thema bald zu den Akten legen darf.
Das Entsetzen über die Toten funktioniert im Prinzip auch nur, wenn die Menschen nie gelernt haben, das sie sterblich sind, wenn sie den in den Medien indirekt verbreitetem Mythos der eigenen Unsterblichkeit folgen. Dieser Mythos wird selten direkt erwähnt (aber auch, z.B. bei denen, die es geschafft haben, denen, die sich mit ihrer Lebensleistung ein Denkmal gesetzt haben) aber unterliegt dem beständig überall verbreitetem Unsinn, das die Welt völlig in Ordnung ist, wir schon längst im Paradies leben, das wir beständig weiter verfeinern – mit I-Pods, Blue Ray und Push-up-BH´s. Die Diagnose Krebs, morgen früh vom Hausarzt überreicht, macht diesem Traum ein schnelles Ende. und entlarvt mit einem Schlag die Lügen, die uns umgeben.
Im Alten Testament finden wir einen Begriff, den die Menschheit landauf landab kennt, einen Begriff, der nur in jenen Ländern verschwunden ist, in denen die Konsumkonzerne die absolute Lufthoheit in den Hirnen erreicht haben. Dieser Begriff heißt: „Lebenssatt“. Er bedeutet: soviel vom Leben gehabt zu haben, das man ruhig und friedlich sterben kann, weil es an der Zeit ist. Manche konnten das schon mit vierzig, da gilt man heutzutage noch als junger Spund. Heutzutage … ist es aber auch üblich, das man nicht genug vom Leben bekommen kann, weil die Qualität der Nahrung, die wir zu uns nehmen, so erbärmlich ist wie die Qualität der Leben, die wir leben: jedes Detail vorgeplant, jede Lebensäußerung normiert und standardisiert, jedes Leben ein Fließbandprodukt, designt in den Zentralen der Großkonzerne, die bald auch noch bestimmen wollen, wie wir aussehen oder ob wir überhaupt wert sind geboren zu werden.
Der Tod wurde als störender Faktor aus unserem Leben verbannt. Ist man krank, kommt man ins Krankenhaus, damit das Leiden nicht öffentlich sichtbar wird, ist man alt, kommt man ins Altenheim, damit der Tod nicht öffentlich sichtbar wird, ist man letztendlich tod, kommt man auf den Friedhof … weit draußen, außerhalb der Stadt, damit einen niemand sehen kann. Tod und Sterben sind aus dem öffentlichen Raum verdrängt, umso unverschämter und aufdringlich von Gevatter Tod, wenn er sich auf einer Liebesparade blicken läßt. Und das … genau das! … regt uns so auf. Das der Tod so einfach den Mythos unserer Unsterblichkeit in einer ganz normalen alltäglichen Partysituation entlarvt, wo wir doch gerade auf Partys das absolute Recht haben uns um die Scheißrealität mal überhaupt nicht kümmern zu müssen. Eigentlich sind wir bestrebt, das ganze Leben zur Party zu machen … und in den virtuellen Realitäten der Medien ist es ja auch schon so.
Wirtschaftskrise?
Nicht bei uns.
Verarmung?
Alle selbst schuld.
Kriegsgefahr?
So was gibt es nur im Fernsehen. Sowas war nie Realität noch wird es jemals Realität werden.
Klimakatastrophe?
Na ja, die scheint von Anfang an gelogen gewesen zu sein.
Kriminelle Verschwörungen?
Gibt es überhaupt ganz und gar nicht und es ist krank, böse und gemein überhaupt an so etwas zu denken, das ist therapiepflichtig und eigentlich sollte es auch strafbar sein.
Der Kuschelkokon des Wohlstandsbürgers darf nicht angetastet werden, sonst erschrecken die sich.
Für die Loveparade jedenfalls wird dieser Vorfall Konsequenzen haben. Ich schätze mal, folge ich dem Handelsblatt, dann war das die letzte Parade dieser Art:
„So stelle ich mir Krieg vor“
…und…
Petra Vennebusch, die als Videoreporterin vor Ort war, sagte im WDR, die Leute seien aggressiv geworden und hätten versucht, sich Zugang zum Loveparade-Gelände zu verschaffen. „Da war Ärger im Spiel“, sagte Vennebusch. „Viel Alkohol, viel Drogen.“ Die Polizisten seien teilweise überfordert gewesen.
Soll ich jetzt mal richtig fies werden und sagen: Das war von Anfang an geplant?
Es wäre ein Leichtes, daraus eine Verschwörungstheorie zu machen. Anders als bei 9/11, das ohne Verschwörung gar nicht denkbar ist, kann man sich hier sogar noch die Richtung aussuchen. Eine Massenpanik ist leicht erzeugt. Ein Schuss in der Menge, ein Messerstich … selbst ein einfacher Schrei kann genügen. Und natürlich war das Gelände dann auch zuvor mit Absicht ausgesucht worden, weil der Tunnel eben die meisten Toten versprach.
Die WELT stellt ein solches Denken jetzt als Beispielhaft dar. In einem neuen Artikel berichtet sie darüber, was Manager von Gangstern lernen können.
Gangsterbosse haben ein deutlich größeres Verständnis dafür, dass alle Krisen von den Menschen gemacht sind, die an dem System beteiligt sind. Umso sorgfältiger sorgen sie personaltechnisch vor und umso sorgfältiger beobachten sie die Wettbewerber. Da sie ständig auf überraschend entstehende Krisen eingestellt sind, verstehen sie es einfach besser, im konkreten Fall Teams zu bilden und dagegen vorzugehen. Und wie wichtig ein gutes Risiko- und Krisenmanagement ist, haben wir ja gerade in der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise gesehen.
Vielleicht sollten wir Gangsterbosse an die Spitze unseres Landes stellen. Menschen, die der Denkmöglichkeit Raum geben, das es Menschen gibt, die Böses planen und ausführen können. Ich denke ja sowieso, die Zukunft eher den Gangs als der Revolution gehört. Revolution braucht Intelligenz, Wissen, Träume und Führer – und das alles zur gleichen Zeit. Gangs brauchen viel weniger davon. Und für uns bieten sie zudem noch Vorteile:
Tatsächlich haben die meisten Gangs – wie die meisten Unternehmen – eine Organisationsstruktur mit Arbeitern, die auf Basis von Mindestlöhnen bezahlt werden, einem mittleren Management und einem Vorstand, der das große Geld macht. Und um seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen zu animieren, setzt der Gangsterboss ebenso wie gute Firmenchefs unter anderem auf Boni und andere Leistungsanreize.
Denen geht es doch besser als bei der ARGE, oder? Mindestlöhne kontra Ein-Euro-Job. Boni bei guter Leistung….das ist was Anderes als …Bürgerarbeit.
Außerdem fördert der Untergrund eine ganz besonders wichtige menschiche Ressource, die das Leben selbst erst lebenswert macht: die Aufmerksamkeit:
WELT ONLINE: Würden Sie so weit gehen, dass die psychologischen Fähigkeiten von Gangsterbossen wie J.T., der rund 250 Crackdealern vorstand, bisweilen deutlich höher sind als die der meisten Vorstandschefs?
Venkatesh: Zum Teil trifft das sicher zu, ja. Allein weil im Untergrund ständig Gefahren lauern, auch scheinbare Freunde oder loyale Mitarbeiter sich plötzlich als falsch entpuppen können, muss ein Gangsterboss qua Bestimmung seine Leute kontinuierlich beobachten und jede, auch emotionale Veränderung seismografisch mitschneiden. Davon kann man lernen. Um sich gegen die durchaus beinharte Konkurrenz in der Szene auseinanderzusetzen, ist ein Gangleader zudem ständig dabei, das Potenzial seiner Gangmitglieder abzuchecken – die Besten zu fördern, allerdings auch die Schlechten auszusortieren. Das tun zwar auch Unternehmen, aber oft nicht so kompromisslos wie Manager im Untergrund.
Die wissen nicht nur, das sie sterblich sind, die kriegen das auch mit und glauben daran. Deshalb ist ihr Leben intensiver.
Muß man heutzutage nun wirklich Gangster werden, um Mindestlöhne und fähige Chefs erhalten zu können?
Wir werden es sehen. Mit der Geschwindigkeit, mit der sich das kriminelle Kapital in die Wirtschaft einbringt, werden wir bald alle neue Chefs haben….jetzt schon im Hintergrund, aber bald auch deutlich erkennbar im Vordergrund. Das ist dann eine Entwicklung wie in der SPD: auf einmal gab es Hartz IV und die Meisten waren völlig von der Rolle, während andere die Entwicklung schon vorher gesehen haben.
Das ist ja der Grund, weshalb es Nachrichten gibt, damit auch wir Bürger schon im Vorfeld Veränderungen seismografisch mitschneiden können.
Nur deshalb brauchen uns Nachrichten zu interessieren. Deshalb wäre es eine unglaubliche Entlastung, wenn es einen Ort gäbe, wo Nachrichten auf ihren Gehalt hin destilliert werden und nur noch jene zu uns kommen, die Bedeutung haben. Dann würden wir allerdings niemals von Toten bei der Loveparade in Duisburg erfahren – es sei denn, wie wohnen da und müssen aufräumen.
Arbeitslosigkeit ist ja etwas, das momentan jeden treffen kann – sogar die Mitarbeiter der ARGEn und Arbeitsämter, deren Nutzlosigkeit und Ineffizienz sich ja regelmäßig zeigt. Wie gut, das es noch Menschen gibt, die erstklassige Tipps geben, wie man mit dem Zustand umgeht.
Arbeitslosigkeit als Chance: die neue Freiheit!
Lauschen wir den Tipps des Manager Magazins:
Arbeitslosigkeit kann jeden treffen. „Davor ist niemand sicher, egal ob mit 35 oder mit 50, auch gut ausgebildete Arbeitnehmer“, sagt Beate Reisinger. „Aber die, die es trifft, haben ein Gefühl des Versagens“, so die Managementberaterin und Trainerin aus München. „Sie erleben die Kündigung als persönliche Enttäuschung.“
12000 Mercedesbastler sind gerade real konfrontiert mit der Möglichkeit des persönlichen Versagens, weil der Konzern lieber in den USA produzieren möchte. Einige wenige scheinen aber der Meinung zu sein, das mit ihnen selbst alles in Ordnung ist. Aber dort wo „Arbeit macht frei“ der Leitsatz einer ganzen Gesellschaft geworden ist (mal wieder) und die Eskapaden der ARGEN dafür sorgen, das dem auch wirklich so ist können Menschen mit einem ausgesprochen niedrigen Horizont (Manager zum Beispiel, gerade im Bankbereich oft anzutreffen) sich in der Tat mal persönlich angegriffen fühlen.
Anderer sind eher der Meinung, das sie einem völlig desorientierten und unprofessionellen System zum Opfer fallen, das den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zugunsten von Renditeoptionen und Schönfärberei der Arbeitslosenstatistik aufgegeben hat.
Eine Krise bietet aber auch Chancen. „Zum Beispiel die Möglichkeit, den eigenen Kompass zu justieren“, sagt Brigitte Scheidt, Psychologin und Karriereberaterin aus Berlin. „Gerade in einer Krise ist eine Neuorientierung wichtig.“ Wer ohnehin unzufrieden mit seiner Stelle ist, bekommt eventuell den entscheidenden Anstoß, etwas Neues auszuprobieren, wenn eine Kündigung droht.
Wie schön, das die ARGEN durch hochspezialisierte Ein-Euro-Jobs und unglaublich hochqualifizierte Seminare auf Grundschulniveau diese Neuorientierung ganz automatisch für jeden anbieten, Alternativ dazu wird eine Neujustierung auf den Beruf des Clochards und Hungerkünstlers angeboten.
Wer seinen Job verloren hat, verringert seine Chancen, wenn er einfach nur eine neue Stelle in seinem alten Berufsfeld sucht. „Man sollte sich fragen „Kann ich etwas Anderes machen als das, was ich bisher gemacht habe?““, rät Svenja Hofert. Es kann beruflich etwas ganz Verschiedenes sein, aber mit Bezug zu den eigenen Interessen: „Der Elektro-Ingenieur, der sich bereits in seiner Jugend für Naturschutz und Klettern interessiert hat, macht nur scheinbar eine 180-Grad-Wendung, wenn er beschließt, künftig als Ranger zu arbeiten“, sagt Brigitte Scheidt. Das Wiederentdecken alter, lange vergessener Sehnsüchte sei typisch für eine solche berufliche Neuorientierung.
Leider sind auch die Rangerstellen in Deutschland rar gesät … wie auch alle anderen Möglichkeiten, mit eigener Arbeitskraft seinen Lebensunterhalt selbständig zu verdienen. Schade auch, denn sonst wären die Tipps ja Klasse. Es ist ja auch eigentlich nicht die Arbeit, die fehlt, oder, besser gesagt: die Beschäftigung. Das hin- und herschieben von Wertpapieren kann man wohl nicht wirklich als echte Arbeit bezeichnen, ebenso wenig wie das sinnlose hin- und herschieben von Akten. Es geht ja mehr um „Beschäftigung“. Aber beschäftigen können sich die Menschen selbst. Das zeigt gerade in Deutschland das ehrenamtliche Engagement, das der Gemeinschaft 33 Milliarden Euro im Jahr spart – wenn nicht noch mehr. Was die Leute brauchen, ist GELD. Dafür gibt es nämlich UNTERKUNFT, NAHRUNG, KLEIDUNG.
Also – gebt den Bürgern ein Grundeinkommen und Arbeitslosigkeit wird zur Chance auf Selbstverwirklichung – mit großem Nutzen für die Allgemeinheit.
Aber solange es das nicht gibt, sind wir auf die Tipps des Manager Magazins angewiesen, die da lauten:
Bei der Suche nach einer neuen Stelle erhöht Flexibilität die Chancen. Das gilt nicht nur für die Bereitschaft, etwas Neues anzugehen. „Eventuell muss ich zunächst auf Vollzeit verzichten“, sagt Svenja Hofert, „oder auch akzeptieren, dass das Gehalt niedriger sein kann.“ Auch Beate Reisinger empfiehlt, sich nicht an die Vorstellung zu klammern, eine Festanstellung genau wie zuvor zu finden: „Es kann ein Teilzeitjob sein, Zeitarbeit oder eine befristete Stelle.“
Oder arbeiten sie für einen Euro für ihre nächstgelegene ARGE, Hauptsache, sie sind von der Straße und kommen nicht auf dumme Gedanken. Selbständig machen ist dann ja der nächste Tipp und auch der führt direkt in die Alterarmut:
Der Sozialbeirat der Bundesregierung hat die schwarz-gelbe Koalition aufgefordert, dem wachsenden Armutsrisiko bei Selbstständigen durch Einführung einer allgemeinen Versicherungspflicht zu begegnen. Denn immer mehr Selbstständige sind ohne Absicherung, die Perspektiven sehen schlecht aus.
So
wächst inzwischen die die Zahl der so genannten Solo- oder Scheinselbstständigen. Sie haben keine Angestellten, bieten also wie abhängig Beschäftigte lediglich ihre Expertise und Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt an. Ihre Zahl stieg allein zwischen 1991 und 2003 um 44 Prozent auf zwei Millionen. Nach Schätzung der Rentenversicherung sollen inzwischen zwei bis drei Millionen Erwerbstätige dazu gehören.
Das sind die vielen Jungs, die Abends in der Eckkneipe voller Stolz sich als „Unternehmer“ brüsten, weil sie mit Eimer und Putzlappen bewaffnet die Autos in der Nachbarschaft waschen – oder ähnliches tun.
Der Titel hat jedoch einen hohen Preis:
So ist der Anteil der Selbstständigen mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 1100 Euro im Monat zwischen 1995 und 2005 von 24 auf 32 Prozent gestiegen. Niedrige Einkommen sind ein Grund, warum dieser Personengruppe nicht freiwillig für das Alter vorsorgt.
Zwei bis drei Millionen Erwerbstätige, die im Dienste der Rendite und Verschönerung der Statistik unter anderem von Arbeitsamt und ARGE mit viel Geld, Drohungen und guten Worten in die Selbstständigkeit gedrängt wurden, um dort auf Hartz IV-Niveau (ohne Rentenzahlungen) vor sich hin zu vegetieren.
Das sind zwei bis drei Millionen Menschen, die eigentlich einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob bräuchten und die man mit guten Grund zu den Arbeitslosen hinzuzählen könnte, den „Arbeit“ im klassischen Sinne haben sie nicht und ihr Beitrag für die Sozialkassen ist gleich Null.
Zwei- bis drei Millionen mehr Beitragszahler …. wir wären reich. Zählt man noch die vierhuntert-Euro-Jobs dazu, dann fragt man sich zurecht: wer arbeitet eigentlich noch richtig in diesem Land?
Lauschen wir noch mal den Tipps des Manager-Magazins:
Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne. Auch wenn das für Betroffene ein schwacher Trost ist: Solche Erfahrungen können sogar positive Wirkungen haben. „So hart es sich anhört, wenn jemand arbeitslos wird: Man wächst, wenn man eine Krise übersteht. Das gilt auch für Arbeitslosigkeit“, sagt Beate Reisinger.
„Tschakka du schaffst es“ … lebt also immer noch. Wenn auch leiser. Ich frage mich, wie lange dieser Unsinn noch anhält, dieser abergläubische Unsinn des „positiven Denkens“, dem urmagische Überzeugungen zugrundeliegen. Ja, man wächst, wenn man eine Krise übersteht. Alkohol und Fehlernährung haben für das Körpergewicht irgendwann Folgen. Und dann gibt es noch die „Überflüssigen“, die – einmal aussortiert – nie wieder einen Fuß in die Tür kriegen. Die nennt man „Langzeitarbeitslose“, die sind auch nicht „selbst schuld“ sondern werden nur gezielt eingemacht – ob sie wollen oder nicht, fragt sie keiner.
Und vielleicht wissen auch viele gut ausgebildete Topleute, was ihnen „da draußen“ droht und deshalb hilft ihnen das sozialpädagogische Sprücheklopfen kein bischen.
Arbeit macht frei in diesem Land. Und wer keine hat, der wird … ein Sklave. So ist das halt.
Was für ein markiger Titel: die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Stammt von einem Adeligen. Sir Karl Popper.
Ein Werk, das die politische Kultur der Moderne sehr beeinflußt hat. Es ist nicht unumstritten … und ich möchte an dieser Stelle auch nicht zu sehr ins politisch-philosophische Detail gehen, das können andere machen – an anderen Orten zu anderen Zeiten. Mir geht es darum ein Ideal vorzustellen, das lebbar ist … und hierzu möchte ich mal etwas zitieren:
http://de.wikipedia.org/wiki/Offene_Gesellschaft
In Offenen Gesellschaften ist im Gegensatz zu ideologisch festgelegten, geschlossenen Gesellschaften, die einen für alle verbindlichen Heilsplan verfolgen, ein intellektueller Meinungsaustausch gestattet, der auch kulturelle Veränderungen ermöglicht. Daher sind Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit sowie eine strikte religiöse Neutralität von grundlegender Bedeutung für Offene Gesellschaften.
Institutionen sind zwar unumgänglich, müssen sich in Offenen Gesellschaften aber einer ständigen Kritik stellen und immer veränderbar bleiben. Der Nationalstaat ist in einer Offenen Gesellschaft lediglich ein momentanes Übel, das langfristig überwunden werden kann. Er soll eine ausreichende Grundversorgung sichern, vor allem aber eine egalitäre Gesellschaftsstruktur ohne die Herrschaft von „Eliten‟ ermöglichen. Popper schlägt als Maxime statt der Maximierung des Glücks die bescheidenere Minimierung des Leidens vor.
Die beste Staatsform ist nach Popper die Demokratie, die Popper neu definiert als eine Herrschaftsform, in der es möglich ist, die Herrschenden ohne Blutvergießen auszutauschen. Dies, und nicht etwa die Behauptung, dass die Mehrheit recht habe, sei der größte Vorzug der Demokratie.
Feinde der offenen Gesellschaft, sollte man ergänzend hinzufügen, sind Dogmatiker jeglicher Coleur. Ob links, rechts, religiös … egal. Die Freiheit des Individuums ist das höchste Gut der offenen Gesellschaft … und im Jahre 2009 sollte man dies nochmal gründlich hervorheben.
Ich mag sie, diese offene Gesellschaft. Sie ist lebendig, kann sehr humorvoll wirken … eine feine Sache, will ich meinen. Auch wenn sie manchmal seltsam anmutenden Blüten treibt und man mit Mitbürgern über Naziufos auf Mondbasen und Reptilienaliens unter dem nordamerikanischen Kontinent diskutieren muß, so ist sie doch besser als alles, was man zuvor entwickelt hatte. Ökonomisch entwickelt sie unter dem Zeichen des Liberalismus manchmal enorme Schwächen, weil sie vergißt, das auch Ökonomie … jedenfalls im Jahre 2009 … herrschende Eliten gebären kann, die ein Feind der offenen Gesellschaft sind.
Man sollte auch den Nationalstaaten immer eine wichtige Funktion vor Augen halten, die Liberale heutzutage gerne mal vergessen, deshalb hier nochmal ganz deutlich: Der Staat soll eine ausreichende Grundversorgung sichern, das ist sein Job, dafür haben wir ihn eingerichtet, dafür bezahlen wir ihn und dulden seine Gängeleien. Sonst … würden wir ihn nämlich überhaupt nicht brauchen, diesen STAAT. Wir könnten ihn und seine Diener ersatzlos streichen.
Als Freund einer offenen Gesellschaft diskutiere ich auch gerne mit Neonazis (weil es so sein MUSS, nicht weil es Spaß macht oder mir gefällt), aber ich möchte, das sie satt sind, nicht frieren und nicht unter einer Brücke schlafen müssen. Auch sollen sie keine Angst vor einer Zukunft haben, die sie hungern läßt.
Und was sich zum Beispiel Richter, Polizei und die ARGE in diesem Fall erlaubt haben, ist ein Schlag ins Gesicht der offenen Gesellschaft:
http://lingen-hartz.blog.de/2009/08/21/exekution-rechtsstaates-6770968/
http://www.scharf-links.de/41.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=6422&tx_ttnews[backPid]=7&cHash=1c6d9eeb82
DAS ist ein Fall, der meiner Meinung nach die sofortige Entlassung aller beteiligten Staatsdiener, die Eliminierung ihrer Pensionsansprüche auf ein Grundversorgungssicherungsniveau und eine Ermittlung wegen staatsfeindlicher Umtriebe rechtfertigen sollte…jedenfalls, wenn wir uns zu einer offenen demokratischen Gesellschaft selbst im konservativen Sinne des Gedankens bekennen wollen.
Aber die offene Gesellschaft hat ihre Feinde nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen … hier im Blogland. Man muß sie klar benennen und sie als solche Kennzeichnen, denn sie könnten mit ihren Methoden sonst ziemlich viel Unruhe stiften, die vollkommen unnötig ist – jedenfalls für eine freie, offene, demokratische Gesellschaft, die in Ruhe ihre x-beliebigen Meinungen austauschen möchte, um sorgfältig entscheiden zu können, ob es nicht Zeit wird, herrschende Eliten einfach mal abzuwählen.
Mein Blogfreund der Demokrat hat solche Feinde mal ausgemacht und vor ihnen gewarnt:
http://infokrieger-demokrat.blog.de/
Nun, ich habe mir auch die Mühe gemacht, nach diesen Möchtegern-Inquisatoren zu googeln und etwas tiefer dort in die Materie einzudringen.
Diese Leute haben es sich zur Aufgabe gemacht, kritische Foren und Blogs mundtot zu machen. Wer nach „mrbaracuda“ googelt, findet dort von denen wahre Freudentänze, wenn wieder ein Blog oder ein Forum entnervt aufgibt. Das Stänkersystem hat Methode und ich kann hier kritische Blogger nur warnen: Treten die in Erscheinung, lasst Euch nicht auf Diskussionen ein, sondern löscht sie gnadenlos. Gebt ihr denen mit Diskussionen erst einmal nach, übernehmen sie sehr schnell den kommentarbereich der Blogs und versuchen euch mit hohlen Argumenten das Wort im Munde umzudrehen und mundtot zu machen.
Hier treten Feinde der offenen Gesellschaft mit Methode auf. Ein schönes Beispiel für all jene, die die Methoden studieren und sich gegen sie wappnen wollen. Es gilt darum, den politischen Gegner zu entwürdigen, ihn mundtot zu machen, ihn als kranken, lächerlich dummen Geist dazustellen: eine Methode, die der „Stürmer“, das Presseorgan des dritten Reiches, vorbildich exerziert hat. Eine Methode, derer sich auch die Piratenpartei (leider) in breiter Front bedient … weshalb sie mir unheimlich bleiben.
Einige Beispiele? Hier habe ich mal „bekennende Piraten“, u.a. einen (jetzt ehemaligen)Bundesvorsitzenden, zitiert:
http://eifelphilosoph.blog.de/2009/05/04/piratenpartei-braune-wolf-schafspelz-6054191/
Och Mann Junge. Du hast dich damals im Forum total daneben benommen und uns alles mögliche unterstellt wenn irgendwer der in dem Forum saß deine schrägen oder ultrakommunistischen Ansichten nicht geteilt hat. Und nun sagst du den PIRATEN nach sie wären Nazis? Alter man hat uns ja schon zu den Anarchisten in den schwarzen Block gesteckt, aber Nazsi???? Du hast doch echt einen an der Klatsche, oder?
LoL, man merkt, dass du dich nicht wirklich auskennst.
Du hättest auch zum einem der Parteitage kommen können und dich dort mit den Leuten persönlich unterhalten. Dann hättest du sehr schnell festgestellt, dass es vollkommen absurd ist, der Piratenpartei rechte Umtriebe zu unterstellen.
Mensch, du Philosoph, du warst doch damals einer der Trolle. Dass du das jetzt wieder vorbringst ist da doch schon irgendwie interessant…
Ich muss allerdings ehrlich gestehen, dass ich nicht weiß, ob es überhaupt Sinn macht, hier mit dir zu diskutieren. Der Verlauf der bisherigen Diskussion gibt nicht gerade Anlass zu der Hoffnung, das könnte viel bringen.
Ich hatte dich echt im Guten in Erinnerung, Philosoph, aber was du hier schreibst ist echt der absolute Käse:
Nun … einige Monate später berichtete der Focus – und die Schreihälse wurden ruhig, der ach so gute, edle Pirat wurde aus der Partei ausgeschlossen.
Wer sich dieser Methoden bedient, ist ein erklärter Feind der Demokratie und der offenen Gesellschaft, wobei man der Generation Doof zugute halten muß, das sie weder mit dem einen noch mit dem anderen Begriff viel anzufangen weiß … aber gerade deshalb nicht das nötige Rüstzeug hat, Politik verantwortlich zu gestalten, so berechtigt die Forderung nach einem zensurfreien Internet auch sein mag.
Zurück jedoch zu jenen Feinden der offenen Gesellschaft, die der Demokrat ausgemacht hat … auch sie erklärte Feinde der Piratenpartei. Man könnte … wenn man wollte … die von „Piraten“ gegen den Eifelphilosophen geäußerten Schmähungen 1:1 umsetzen und hätte die Meinung jener Individuen über die Piraten, die nicht sonderlich helle sind, Kinderpornos horten und genauso inkompetente Idioten wie alle anderen auch.
Erklärte Gegner … gleiche Methode.
Feinde der offenen Gesellschaft. Es gibt sie rechts, links und in der Mitte. Die politische Positionierung sagt nichts über ihre Gesinnung aus … aber ihre Methoden. Und in sofern begrüße ich sehr das Angebot des Demokraten … und schließe mich ihm an:
Sollten irgendwo in unseren Blogs diese Leute auftauchen, sagt Bescheid … wir helfen Euch!
Es wird Zeit, das sich die Freunde der offenen Gesellschaft hinter sie stellen, bevor ihre vielen Feinde sie zersetzen.