Manchen mag vielleicht aufgefallen sein, das wir Krise hatten. Mir nicht. In meinem engen Lebensbereich ist von Krise keine Spur – mal abgesehen davon, das ich für das gleiche Geld immer mehr Arbeit bekomme – aber das ist ja eine Einwicklung, die auch ohne Krise sehr modern ist. Gut … außerhalb meines Tales haben ein paar Läden dicht gemacht, dafür haben im Nachbardorf einige Konzerne wie „Tedi“ und das „Dänische Bettenlager“ neu eröffnet – ohne mediale Begleitmusik hätte ich keine katastrophalen Schlüsse gezogen.
Nun geschieht in der Eifel alles hundert Jahre später, vielleicht kommt ja jetzt noch was auf uns zu. Der „SPIEGEL“ verkündet jedenfalls heute zum einhundertsten Male den Aufschwung – wie auch letztes Jahr.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,705883,00.html
Überfliegt man nur den Titel, ist man glücklich. Die Krise ist vorbei – Hurra. Der Löw bekommt ein Bundesverdienstkreuz, alle haben Deutschland lieb und bald suchen wir wieder einen neuen Superstat … was kann da noch schief gehen. Im Artikel selbst gibt es ein wenig weniger Optimismus, immerhin handelt es sich auch um das übliche „wir geben weniger aus als erwartet“ … und das hängt halt auch von der vorherigen Erwartungshaltung ab. Und dann wird es auch noch mal richtig ehrlich:
Der BA-Chef hob zudem hervor, dass es in Deutschland mehr Zeitarbeit und mehr befristete Beschäftigung gebe. Es würden auch immer mehr Vollzeit- in Teilzeitstellen umgewandelt.
Wie kann das nur sein? Kann denn die „Wirtschaft“ wirklich so egozentrisch und asozial sein, das sie die Bürger des Landes, in dem sie Geschäfte machen will, einfach auf die Straße setzt? Wer soll denn dann noch die ganzen tollen Waren kaufen?
Während der Spiegel aber schon „Aufschwung“ jubelt (was internen Kreisen zufolge schon der neue bundesdeutsche Gruß werden soll und das „Freundschaft“ der DDR ersetzt. Ob man dazu eine Faust erhebt oder sie nur in der Tasche ballt, konnte ich noch nicht erfahren) ist sein Kooperationspartner da völlig anderer Meinung – obwohl sie den gleichen Menschen zitieren:
http://www.manager-magazin.de/politik/artikel/0,2828,705886,00.html
Mancher ruft schon das Ende der Wirtschaftskrise aus – doch solche Euphorie sieht BA-Chef Frank-Jürgen Weise mit Sorge. Denn noch immer sind 600.000 Menschen in Kurzarbeit und immer mehr Vollzeitstellen werden in kleinere Jobs aufgeteilt.
Eine Nachricht – zwei Welten. Im Ergebnis eine Katastrophe, denn eigentlich sagt man dem deutschen Bürger: „Du wirst von deiner Arbeit immer schlechter leben können – und wir brauchen auch immer weniger davon“. Es ist also nicht nur für eine Entwarnung zu früh … es ist sogar Zeit für eine ganz dicke Warnung. Der Bus fängt an, den Abhang ´runterzurollen, der Abbau der sozialversicherungspflichtigen Arbeit greift unseren Solidarstaat an der Wurzel an … und die Politik wäre gefordert.
Das sehen auch die Banken so … aber aus einem anderen Blickwinkel:
Auch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Manfred Weber, mahnte, es dürfe „nicht zu früh Entwarnung“ gegeben werden. Die wirtschaftliche Entwicklung habe zwar überrascht, letztlich aber hänge „der Aufschwung noch am Tropf“ des Staates und der Europäischen Zentralbank, sagte Weber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Samstag. Die Märkte würden sich erst dann wieder beruhigen, wenn die Politik die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte überzeugend angehe.
Der letzte Satz ist einfach herrlich. Den Haushalten ging es ja gut … bis die Märkte kamen und alles in den Sand setzen. Und jetzt kommt der Manfred Weber daher und sagt: wenn der kleine Mann nicht genug blutet, dann drehen wir auch wieder an Hahn zu. Also: Zwangsarbeit für alleinerziehende, behinderte, kranke ARGE-Abhängige ist die einzige Lösung. Erst muß der Staat damit in Vorleistung treten (oder mit anderen „Grausamkeiten“, die aus der menschlichen Arbeitskraft das letzte Herausholen sollen – vielleicht ja auch Rente mit 80? Oder mit 120? Das würde ordentlich was sparen), dann würden „die Märkte“ ihren Terror vieleicht etwas dämpfen.
Dabei … ist das eine Lüge – eine ganz Krasse Lüge. Jedenfalls, wenn wir dem Handelsblatt glauben – was wir nach den bisherigen Erfahrungen mit „Medien“ nur schlecht können:
Die Wall Street hat nichts aus der Krise gelernt
Die Finanzkrise hat die Verantwortlichen an der Wall Street nicht geläutert. Sie machen weiter wie bisher – und setzen auf schnellen Profit statt auf nachhaltige Investitionen. Insiderberichte belegen, dass die Finanzbranche aus dem Desaster nicht gelernt hat .
Also darf ich doch davon ausgehen, das dort immer noch die Jagd nach dem leistungslosen Einkommen, die Jagd nach dem schnellen Geld die Gemüter erregt … auf Kosten derjenigen, die dank Teilzeitarbeit sowieso kaum noch ihre Rechnungen zahlen können, jetzt aber schon Geld zurücklegen müssen, um die nächste Bankenkrise bewältigen zu können, während ihre Verursacher ganz andere Probleme haben:
http://www.manager-magazin.de/lifestyle/artikel/0,2828,705048,00.html
16 Zylinder, 431 Stundenkilometer, 1,65 Millionen Euro teuer – der Bugatti Veyron 16.4 Super Sport ist das Auto der Superlative. Auf dem VW-Testgelände Ehra-Lessien verblüffte der Supersportwagen sogar die Bugatti-Ingenieure und schrieb ein neues Stück Automobilgeschichte.
Luxus bleibt auch in der Krise gefragt. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Besitzwechsel von mehr als 750 000 Euro teuren Wohnimmobilien im vergangenen Jahr durch den in diesem Segment tätigen Makler Dahler & Company. Rund 1,33 Mrd. Euro seien auf diesem Markt umgesetzt worden, nur zwei Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
1,65 Millionen für das KFZ, 750ooo für die Hütte … das kriegt man nicht für Altenpflege und Kinderbetreuung, nicht als Rettungssanitäter oder als Notfallarzt … da muß es einem schon gelingen, das Investier in anderen zu wecken.
http://www.vr-schwalm-eder.de/privatkunden0/boerse-wertpapiere/fonds0.html