Sonntag, 19.4.2015. Eifel. Es gibt Themen, die man am Besten meidet. Die Erbärmlichkeit der Linken in Deutschland ist so ein Thema. Ich kenne eine Reihe von ihnen, auch persönlich. Sehr kultivierte Menschen. Sie haben zu allen Themen eine korrekte Mehrheitsmeinung … jedenfalls eine korrekte, nach links abgewandte Mehrheitsmeinung, also eine Position, die mit den Parolen der herrschenden Machteliten so weit übereinstimmt, dass der Kritiker keinerlei Sanktionen zu befürchten hat … Sanktionen, die im modernen Deutschland zum Beispiel Arbeitslose in Obdachlosigkeit und Tod treiben, die im Irak hunderttausenden Kindern den Tod gebracht haben und in Russland aber vor allem in Griechenland für unsagbares Elend sorgte. Ich bin gerne in ihren Kreisen: sie trinken feine Weine, haben ein erotisches Verhältnis zu Buttercremetorte und lassen es sich an den schönsten Plätzen der Welt gut gehen – Plätze, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie für den Normalbürger nicht erreichbar sind.
Leider bin ich ein Arbeiterkind, weshalb ich in ihren Kreisen nie lange verweilen kann, obwohl ich respektieren kann, dass sie eine besondere Qualität darin entwickelt haben, dem Leben den höchsten Cappuccino-Genuss zu entreißen. Genau genommen mag ich sie überhaupt nicht, diese Kreise, weil sie über meinen Kreise immer Tod und Verderben gebracht haben. Fein verborgen in ihren Kaffeehäuschen, Hinterzimmern und litarischen Salons träumten sie von der Weltrevolution, die selbstverständlich
a) sie selbst an die höchsten Positionen der Macht bringen sollten
b) mit dem Blut, dem Schweiß und den Tränen der Arbeiter – der Niederen, der Unwürdigen, der Unkultivierten, Ungebildeten und sonstwie degenerierten Unmenschen erkämpft werden sollte.
Kaum jemand redet noch darüber: aber genau darum versagte die Studentenrevolte von ´68. Keiner der großen Führer hatte Sympathien für den konkreten Arbeiter vor Ort, sie waren in ihrem Denken nur Kanonenfutter für die Gewehre der Klassenfeinde. So wurde aus dem großen revolutionären Ansatz jener Jahre eine Revolte der Zweitgebohrenen, der Durchsetzungsschwachen, der Zöglinge der Elite, die es eben nicht in die „Pole Position“ geschafft haben … aber mit aller möglichen Kraft dorthin strebten, auf dem Rücken jener, die bedauerlicherweise nicht von edler Geburt waren, die weder mit Hölderlin, noch mit Marx oder Carlos Castaneda etwas anfangen konnten und so den exklusiven Bildungscode der Paralellelite nicht erfüllten, nie Zugang zu den inneren Zirkeln der der geheiligten Avantgarde bekamen … es sei denn, gelegentlich, als für allgemeines Erstaunen sorgendes Vorführäffchen: „das ist unser Paul, der Automechaniker, er hat Sartre gelesen“.
Keiner der feinen Damen und Herren der pseudolinken Genusskultur wäre auf die Idee gekommen, sich für Paul erschießen zu lassen, damit der auch Zeit für Novalis hatte. Immerhin hatte man selbst ja ein gutes Leben – die Eltern wären Ärzte, Abgeordnete, Lehrer, gewinnorientierte Nutznießer und Büttel des auf absolute Kapitalvermehrung dressierten Wirtschaftssystems mit entsprechenden finanziellen Belohnungen, die feinsten Wohnkomfort im Biedermeiersinne garantierten: schöne Heime, in die man sich zurückziehen konnte, wenn die Demo mal schief ging … und ein feines Erbe als Alterssicherheit im Hintergrund.
Auch ein Ferienhaus in der Toskana war leicht zu organisieren, um sich dort auf höchstem Niveau von der Blödheit des Pöbels erholen zu können. Ich kann mir sogar denken, dass die rot-grüne Hartz-IV-Gesetzgebung Elemente der Rache der 68´er an die arbeitende Bevölkerung enthält oder zumindest billigend in Kauf genommen wurde um sich dafür zu revanchieren, dass die sich damals geweigert haben, sich für den linken Gesinnungsadel erschießen zu lassen. Kontrollelemente dieses Adels erlebe ich auch heute noch im ganz normalen Alltag, die beiläufige Fragen „Wo haben Sie studiert?“ sorgt für systematische Abgrenzung vom Pöbel … und brüskiert regelmäßig Menschen, die nicht mit dem goldenen oder wenigstens silbernen Staatslöffel im Mund geboren sind … und deren Kindern man diesen Löffel auch vorenthalten will.
Das waren Gedanken aus den Erlebnissen meiner Jugend, Erfahrungen aus Gesprächen in Bürgerinitiativen, Selbsterfahrungsgruppen, alternativen Stadtmagazinen, Anti-Atom-Demos, Anti-Nazi-Aktionen und was man sonst noch alles zur Unterhaltung geboten bekam, Eindrücke, die man automatisch mitgeliefert bekam, wenn man den Stallgeruch des Arbeiterkindes an sich haften hatte … und in den Ferien in Gelsenkirchen blieb und in Ferienjobs schuftete anstatt mit den Eltern auf Malta Kultur zu genießen.
Sie kamen derzeit wieder hoch, als ich zwei Artikel las, die man mir empfohlen hatte:
der eine kam von einem Herren namens Spiegelfechter, der sich ausführlich über „Watch-Seiten“ auf „Facebook“ auslies (siehe Spiegelfechter) und dabei interessante Informationen zu Tage förderte:
„Wie bereits oben geschrieben, muss jeder, der sich im Netz öffentlich macht, mit Reaktionen und Gegenwind rechnen. Wer sich (mit Klarnamen) in Gefahr begibt, der kommt darin um, so könnte man überspitzt formulieren. Für die Facebook-Watch-Seiten gilt das jedoch nur eingeschränkt. Sie nennen zwar die, die sie für Antisemiten, Neurechte und Querfrontler halten, beim Namen. Sie selbst halten sich aber sehr bedeckt. Geht man beispielsweise auf die Info-Seite von „Friedensdemo-Watch“, sind dort zwei Zitate zu lesen, eines von Paul Spiegel und eines von Eldad Beck. Über die Seitenbetreiber aber erfahren wir nichts. Ein bisschen mehr bietet „Aluhut für Ken“. Ein Impressum oder etwas ähnliches gibt es dort zwar im Infobereich auch nicht. Aber immerhin die Verlinkung auf eine Website, auf der sich dann einer der Initiatoren mit einem Text äußert.“
Ja – da war sie wieder: die alte Feigheit der pseudolinken Herrenmenschenkultur. Man selber spielt den Salonlöwen fernab der Straße, um nachher über die blutigen Leiber der Untermenschen zum Sieg zu schreiten … oder – bei Verlust der Schlacht – noch ein Stück Buttercremetorte zu genießen.
Ich kann auch die Begrifflichkeiten nicht mehr hören, inhaltslose Schablonen, beliebig austauschbar, die vor allem eins zum Sinn haben: den „Anderen“, den „Fremden“ zu einem vernichtungswürdigen Untermenschen zu erklären, einen „Querfrontler“, einem „Antisemiten“, einem „Verschwörungstheoretiker“, oder einem Antitheoretiker, Quersemiten und Verschwörungsfrontler – der Erfindung von Spachcodes zur Verunglimpfung politsch vermeintlich Andersdenkener ist keine Grenze gesetzt.
Es sind winzig kleine Minderheiten, die dort ihren Lebensfrust austoben, der vor allem darin besteht, dass dieses „Leben“ ihnen nie die führenden Positionen zugestanden hat, die sie für sich selbst als selbstverständlich annahmen: arbeitsscheue Verlierer mit Großmannssucht … so hätte man das früher genannt. Man könnte sie bedauern, es gäbe keinen Grund, „Watch-Blogs“ für sie zu eröffnen, noch sich überhaupt Gedanken über sie zu machen, wenn sie nicht … durch ihre undemokratische Methodik einen immensen Schaden anrichten würden, in dem sie versuchen, eine Kultur der Denunziation, der Menschenjagd, der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ zu errichten, die sich gegen jene Opfer richtet, die sie mit ihren systematischen plakativen und monoten Etikettierungen als „unwertes Leben“ definieren.
Und das …. fand ich unlängst bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung:
Mahnwachen, Infokrieger, Reichsbürger, Putinfans, Chemtrails, Verschwörungsideologien… – Zeichen einer neuen Bewegung?
Sehen Sie das Fragezeichen? Beliebte Methodik von Pseudolinken. Es ist nicht ernst gemeint – sonst müsste man sich in eine wissenschaftliche fundierte Diskussion mit dem „Anderen“ einlassen. Das ist nie gewollt. Das wird auch offen zugegeben:
In dieser Veranstaltung wollen wir nach den verbindenden und widerstreitenden Elementen der genannten Phänomene fragen. Wir wollen Ursachen und Zusammenhänge diskutieren und mögliche Strategien des Umgangs mit diesen erkunden. Dafür haben wir Gäste eingeladen, die zunächst neue Entwicklungen und Perspektiven vorstellen, sich aber auch mit den Teilnehmenden über mögliche Gegenstrategien austauschen wollen.
„Wir“ … gegen „die“.
Sind auch die Angeklagten selbst zugegen? Dürfen Sie sich persönlich gegen die Flut von Unterstellungen wehren?
Nein. Wo kämen wir da hin! Der pseudolinke Volksgerichtshof weiß selbstverständlich schon vorher, dass alle Mahnwachen, Infokrieger, Reichsbürger, Putinfans, Chemtrails, Verschwörungsidelogen teil einer „neurechten“ Bewegung ist – und stört sich nicht im Geringsten darum, dass „Chemtrails“ niemals Teil einer Bewegung sein können. Und damit die die pseudolinke Einigkeit nicht stören, dürfen die auch von vornherein nicht mitspielen: es geht um die Organisation von Menschenhatz, da will man die Opfer nicht vor Augen haben.
In Kooperation mit der GEW Hamburg | Gefördert von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg | Hinweis: Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Ach ja … da haben wir ja auch einen Hinweis auf die Finanzierung/Unterstützung der Veranstaltung. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft – unsere pseudolinke Lehrergewerkschaft, die vor allem eins im Sinn hat: die Privilegien von Menschen mit drei Monaten Urlaub im Jahr weiter auszubauen – auf Kosten von Schülern und Steuerzahlern. Ich weiß – das ist jetzt fies – ich weiß aber nicht, warum ich ein höheres Niveau bieten sollte als die Veranstalter. Zudem kommt die Landeszentrale für politische Bildung ins Spiel – eigentlich eine feine Institution, wer jedoch persönlich verantwortlich dafür zeichnet, dass hier eine obskure Wahnveranstaltung gegen Andersdenkende stattfindet, würde mich in der Tat interessieren, denn: während der pseudolinke Salonlöwe in seinem Definitionswahn wild um sich schlägt, frei nach dem Motto „Alles Nazis außer Jutta“, ballt sich über Europa eine neue rechte Welle zusammen, die nicht „neurechts“ ist – was für ein schönes, verharmlosendes Wort, dass unterstellt, dass schon ein Norbert Blüm per Definition ein Verfassungsfeind zu sein hat und nach dem Endsieg der Revolution an die Wand gestellt werden sollte – sondern stramm menschenfeindlich mit konkreten Aussichten auf parlamentarische Mehrheiten.
Tröstlich mag erscheinen, dass sich die pseudolinken Klagegruppen spurlos verflüchtigen werden, wenn echte Faschisten wieder nach der Macht greifen – Feigheit vor dem Feind ist eines ihrer hervorstechendsten Charaktermerkmale, „Wenn Du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis“ ihr Lebensmotto – und das Äußerste an Aktion, zu dem sie fähig sind.
Kennen Sie eigentlich den bekanntesten Ausspruch von Rosa Luxemburg, jener Namensgeberin der Stiftung, die den oben genannten Debattierclub ins Leben ruft, das Zitat, für das sie weithin gelobt wird?
„FREIHEIT IST IMMER DIE FREIHEIT DES ANDERSDENKENDEN!“. Ja – für sowas wurde man von Nazis erschossen. Nein – gar nicht von Nazis … sondern von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision. Das führte leider nie zu einer Ächtung soldatischen Denkens, dessen Loyalitätsromantismus uns in Zukunft beim eskalierenden Kampf „reich“ gegen „arm“ noch einige Probleme bereiten kann … und auch jetzt schon bereitet.
Bleiben wir aber selbstkritisch – und widmen den Opfern einen kurzen Blick.
Mahnwachen, genauer: Mahnwachen für den Frieden. Gegründet als Reflex auf eine im Frühjahr 2014 überraschend ins Bewusstsein tretende Kriegsgefahr, sie sich 2015 zu einer Widergeburt des kalten Krieges gegen Russland entwickelt hat … allerdings diesmal mit anderen Vorzeichen. Wo früher ein „Warschauer Pakt“ Gegenspieler war, zu dem allein die Sowjetunion 248 Millionen Menschen beisteuerte, steht heute ein europafreundliches Volk mit 140 Millionen Einwohnern gegen ein Militärbündnis mit knapp einer Milliarde Menschen und weiteren hunderten Millionen Verbündeter in Asien, Afrika und Südamerika. Das darf einen doch wohl nachdenklich stimmen. Das Gegenteil von Mahnwachen? Einberufungsbüros.
Infokrieger Menschen, die der Meinung sind, dass wir uns in einem Informationskrieg befinden – was der Spiegel offiziell bestätigt (siehe Spiegel) – eine „Facebookbrigade“ sorgt unverblümt und gedankenlos für den Kampf um die Meinungshoheit im Internet … ohne das jemand die Paralellen zu den Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision erkennt. Soldaten sollen per Definition den Bürger gegen äußere Feinde verteidigen – auch Nato-Soldaten – und nicht die Regierung vor Bürgermeinung schützen. Schon ok, dass man aufmerksam auf Aktivitäten dieses staatlicherseits begonnenen Infokrieges schaut – bevor Soldaten wieder Hinrichtungen an politisch unbequemen Menschen durchführen. Gegenteil von Infokrieger? Meinungssklaven.
Reichsbürger … haben eigentlich mit Infokriegern und Mahnwachen nicht viel zu tun – außer, dass sie für drängende Probleme einen nationalistischen Lösungansatz auf der Basis hahnebüchener Theorien bieten – im Vergleich zu Infokriegern und pazifistisch orientierten Mahnwachen eine kleine Spinnergruppe, die nichts in der Aufzählungsreihe zu suchen hat … außer, dass die beiden erstgenannten dadurch diskreditiert werden, dass man so tut, als wären alle zusammen eine homogene Gruppe. Gegenteil von Reichsbürgern? Weltbürger.
Putinfans … da wird es gleich noch haarsträubender – weil man einen solchen Begriff erstmal erklären müsste. Anstelle einer „Pro-Putin-Bewegung“ in der Republik scheint mir nur ein gewisses Unbehagen über die einseitig erscheinende Berichterstattung der kapitalistischen Medienwelt beobachtbar zu sein – daraus gleich abzuleiten, dass alle Kritiker der einseitigen Berichterstattung Putin gleich zum deutschen Bundeskanzler ernennen möchten, ist mehr als weit hergeholt … entspricht aber einer Ideologie, die gerne aus allem und jedem „Volksfeinde“ macht, wenn auch nur der geringste Verdacht besteht, dass die eigenen Pfründe in Gefahr geraten könnten. Gegenteil von Putinfans? Amerikanismusfans.
Chemtrails … sind nun gar keine Menschen. Erstmal geht es um ein nahezu alltäglich erlebbares Himmelsphänomen: Kondensstreifen, die sich nicht auflösen und im Laufe der Zeit einen milchigen Schleier bilden. An manchen Tagen gibt es sie, an anderen nicht. Manche meinen, dort werden Chemikalien versprüht, die den Ökokollaps hinauszögern sollen, andere wiederum sagen: alles normal, da wird nur zuviel geflogen. Beides bedenklich – völlig unabhängig davon, ob manche Spinner dies in ihr rechtsradikale Gedankengewölbe einbauen oder nicht. Gegenteil von Chemtrails: blauer Himmel.
Verschwörungsideologen … da ist man wenigstens so präzise, dass man nicht „Verschwörungstheorien“ anprangert, sondern eher die Art und Weise, die diese Theorien zur Ideologie erhoben werden, zu einem geschlossenen Weltbild, über das nicht mehr diskutiert werden kann … wie etwas das Weltbild jener, die hinter Mahnwachen, Infokriegern, Reichsbürgern, Putinfans und Chemtrails Anzeichen einer neuen, im Verborgenen arbeitenden faschistischen Weltverschwörung sehen, die – obwohl es jenseits der Beobachtungen von Verschwörungstheoretikern keinerlei Belege für sie gibt – beständig von einsamen Helden des Widerstandes auf Facebook-Watchblogs beobachtet werden müssen. Gegenteil von Verschwörungsideologien? Die Wahrheit.
Was bewirkt eigentlich so eine gedankenlose Idiotie, die ein Vermischen von willkürlich gewählten – oder geschaffenen – Begriffen, von Sprachcodes, die nur „Eingeweihte“ verstehen (bislang konnte mir niemand erklären, warum der auch mir suspekte Herr Jebsen einen Aluhut tragen soll – beobachten konnte man das nur bei seinen Gegnern, die den wohl aus irgendwelchen Gründen für nötig gehalten haben), von Vorverurteilungen und einer undifferenzierten Kultur der virtuellen Menschenhatz?
Sie fördert eine Kultur der Angst, verhindert die kritische Diskussion über reale Probleme und baut einen harmlosen Nebenkriegsschautplatz auf – aus Angst davor, es könnte möglicherweise ein Nazi dahinter verborgen sein.
Es sind mit Sicherheit auch Nazis in den so angedachten Zielgruppe, aber so wenig wie alle blonden Menschen Faschisten sind, weil ein schwarzhaariger Hitler sie zu Herrenmenschen erklärt hat, so wenig sind alle Kritiker der Phänomene der Gegenwart Nazis, weil sich unter ihren Zuhörern Gestalten befinden, die jede Systemkritik für sich selbst instrumentalisieren wollen.
Was aber auf jeden Fall geschieht, ist eine Spaltung der kritischen Gegenöffentlichkeit (so möchte ich mal den kleinsten gemeinsamen Nenner der oben gescholtenen Gruppierungen benennen), die unter den Generalverdacht der Hitlergefolgschaft gestellt wird – die gleiche Methode wie 1933, nur eine andere Zielgruppe.
Und das soll „links“ sein.
Ich nenne es lieber „pseudolinks“ – weil es der Wahrheit näher kommt.
Die Junge Welt klassifiziert sie deshalb trefflich nach ihren TATEN … und nicht nach den eigenen, selbstverliebten Wunschvorstellungen (siehe Junge Welt):
„Die Querfront aus NATO-Freunden, Zivilisationsfaschisten und gutgläubigen Linken – die es hier wie dort gibt – unterscheidet eines wesentlich von der anderen, völkischen Querfront: Sie will nicht umarmen. Sie will spalten und dadurch schwächen. Ihre Grundposition ist neoliberal und pro-kapitalistisch.“
Und während die hinter jedem Vegetarier einen Nazi vermuten, zerbricht die Welt täglich ein Stück mehr – durch industrielle Revolutionen, die den Arbeiter und seine Arbeitskraft immer wertloser machen. Aber das stört nicht beim Genuss der Buttercremetorte, bei dem man seinen staatsfinanzierten Mahnwichtelwahn hemmungslos ausleben kann.
Noch ein wenig mehr, dann tötet neuer Faschismus wieder massenhaft Menschen mit Hilfe pseudolinker Kategorien, die neue Untermenschen definieren, dann wird jeder Systemkritiker zum Untermenschen im Namen der Buttercreme.
War vielleicht schon immer so.
Und wem nützt´s?
All jenen, die eine Wiedererstarkung echter linker Ideale trotz drohender Berufsverbote fürchten müssen, als da wären: Freheit, Gleichheit, Brüderlichkeit … auch für den „Anderen“.
Wie hätte man die Typen in den vorhergehenden Jahrhunderten genannt?
Reaktionäre. Ganz einfach.
Ethisch keinen Deut besser als Offiziere der Garde-Kavallerieschützendivision, die Rosa Luxemburg meuchelten – aber momentan noch im Rufmordmodus. Gut, dass sie aufgrund ihres Charakters dort verbleiben werden: das unterscheidet sie von echten „Rechten“.
Wir leben nicht mehr demokratisch, sondern vielmehr hat sich diese durch den Zusammenschluss von Politik, Wirtschaft sowie Hochfinanz zu einem Faschismus entwickelt. Ja – Faschismus …
Öffentlich-rechtliche Medien tun alles, uns eine repräsentative Demokratie vorzugaukeln. Geheime Netzwerke gegründet von der Wirtschaft sowie der Hochfinanz scheuen vor Mord und Folter nicht zurück um ihre Interessen durchzudrücken. Politikgauner, rhetorisch geschult – sitzen an allen strategisch wichtigen Schlüsselpositionen, um dem Wähler Sand in die Augen zu streuen – und was ganz wichtig ist – eben die demokratische Basis auf ihren Kurs zu peitschen.
Dieses ganze Geschwätz von Demokratie ist nur dazu gedacht um dem Bürger sein Gewissen zu beruhigen, denn Uranmunition, Splitterbomben, Tretminen werden etwa nicht eingesetzt um sich zu bereichern – nein … um eben die westliche Wertegemeinschaft zu schützen und den wahhabitischen Halsabschneidern vor allem Demokratie, Frauenrechte, Kinderrechte, Religionsfreiheit usw. in ihre Länder zu bomben. Die kleine Schicht der Oligarchen – stecken die ganze Welt in Brand, um ihre Interessen knallhart vorbei an allen rechtstaatlichen demokratischen Institutionen durchzudrücken, wobei das Europaparlament, NATO, Weltbank, Gladio, Geheimdienste ihr Werkzeug sind.
Wer sich in den Weg stellt, dem zieht man die zwei vorderen Schneidezähne; und löst ihn anschließend in Batteriesäure auf – so geschehen mit Patrice Lumumba, der erste demokratisch gewählte Präsident des unabhängigen Kongo. Terroranschläge werden ganz gezielt inszeniert, um der politischen Gegenmeinung jeden Wind aus den Segeln zu nehmen. Und wenn die Bande der Meinung ist, dass man jetzt einen Anschlag auf eine Moschee oder eine Synagoge braucht – weil der Zeitpunkt es gebietet, um aus der Strategie der Spannung ein Flächenbrand entstehen zu lassen – dann wird dies umgesetzt, ohne Wenn und Aber …
Und wehe dem der Michel erwacht und erkennt diese Strategie, die ihm lange Zeit an eben diesen Ring hat durch die Arena ziehen lassen – schießt das Establishment mit all seinen bezahlten Schreiberlingen sowie erpressbaren Persönlichkeiten aus allen Rohren – und machen aus diesen Menschen gemeingefährliche Verschwörungstheoretiker, die mit allen Mitteln zu bekämpfen sei, denn sie gefährden die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Wenn dann noch eine Bundeskanzlerin in den öffentlich-rechtlichen Anstalten in ihrer Neujahrsansprache vor der „PEGIDA“ warnt – wohl wissentlich, dass dies ein Kind eben dieser gemeingefährlichen Rhetorik, die von der Politik – die bis zur letzten Patrone ihre Werte verteidigen will, in Zusammenwirken, mit der vierten Gewalt gezeugt wurde – dann klingeln bei mir alle Alarmglocken.
Wird es nicht langsam Zeit, auch für die Gesinnungswächter die Augen aufzumachen um diese strukturelle Gewalt, die uns lenkt, beeinflusst, entmündigt, entrechtet usw. den Garaus zu machen? Anstatt Jagd auf angeblich gemeingefährliche Verschwörungstheoretiker oder Pegida-Anhäger hier auf Facebook zu eröffnen, wobei ich auch kein Freund von Letzterem bin. Merkt denn keiner, wie man Euch ganz geschickt von den eigentlichen wahhabitischen Halsabschneidern ablenkt?
Wenn nicht – führt weiter diesen Kleinkrieg und löscht aus Euren Freundeslisten die Mahnwachen-Anhänger und Pegida-Anhäger – vielleicht klappt es ja dann mit der Demokratie. Aber eine Bitte hätte ich noch – setzt diesen Maßstab auch an SPD, FDP, CDU/CSU und Grüne an … Denn durch diese Politik, die mit Sanktionen und Bombenteppiche immer wieder aufs Neue, Eltern kinderlos und Kinder elternlos macht – denen haben wir den ganzen Schlamassel zu verdanken. DANKE!