Dienstag, 12.6.2018. Eifel. Ja – ist immer schön über die Gräuel der Weltgeschichte zu schreiben. Hat etwas von dem Gefühl an sich, wenn man bei strömenden Regen im Ohrensessel am Kamin sitzt: draußen ist Heulen und Zähneknirschen, drinnen behaglich und gemütlich. Mit dem SUV vom eigenen Einfamilienhaus ins vollklimatisierte Büro fahren, wo die Sekretärin schon mit einem frischen Kaffee auf einen wartet, dann schnell die von den Kontrollinstanzen der Wirtschaft genehmigten Nachrichten der großen Presseagenturen nach dem durchforsten und nach den Sichtweisen Ausschau halten, mit denen man sich als Schreiberling bei den Mächten und Gewalten dieser Welt noch beliebter machen kann – was für ein pralles Leben im fein gestylten Anzug, von dessen Anschaffungskosten eine Hartz IV-Familie ein halbes Jahr leben muss …. bzw. die Unmöglichkeit schaffen, die Ansprüche der Vermieter, Energieversorger, Nahrungsmittelkonzernen zu befriedigen um dem frühen Tod zu entgehen.
Das schaffen nicht immer alle: „Schmitti“ ist jetzt gerade gestorben. Er war Protagonist einer dieser unsäglichen TV-Shows, in denen Armut vorgeführt wird (siehe Huffingtonpost), wo man live erleben kann, die das Leben in einem „sozialen Brennpunkt“ ist … dabei ist der Begriff schon eine Schande an sich: da brennt es nicht sozial, da wird eine Situation erlebt, in denen die Ansprüche der Rechnungsschreiber größer ist als die Einnahmen der Leistungsbezieher, oder, anders formuliert: wo die Gier der Verkäufer größer ist als das Konto des Konsumenten.
Madame Che wird bald sterben, sie hat gestern ihren Freitod angekündigt. Wird Hartz IV gar nicht mehr erleben. Vielleicht ein Glück: der dauernde Belagerungszustand durch Ämter und Verkäufer ist kaum auszuhalten, er kostet 11 Jahre des Lebens (siehe Huffingtonpost). Wahnsinn, oder? Rechnen Sie das mal um – aber nicht nur mit den 4,2 Millionen Leistungsbeziehern, die derzeit durch die Behörden verfolgt werden, sondern mit allen, die so rund um die Maschine Hartz IV angesiedelt sind (siehe Zeit):
„In den vergangenen zehn Jahren haben insgesamt 18,2 Millionen Menschen Hartz IV bezogen, davon waren 5,47 Millionen unter 15 Jahre alt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann hervor. Die Statistik umfasst alle Menschen, die in den vergangenen zehn Jahren mindestens einmal Hartz IV bezogen haben.“
18 Millionen Menschen – jedem 11 Lebensjahre geklaut. Ein Siebtel ihres durchschnittlichen Lebens. Würde sich – rein rechnerisch – auf 2,5 Millionen ausgelöschte Menschenleben umlegen lassen. Kein Wunder, dass „die Wirtschaft“ über Fachkräftemangel klagt – bei diesen Verlusten. Ach ja – „die Wirtschaft“. Sollten wir auch mal vorher drüber reden. Ich habe da mal einen Facebookeintrag von Peter May gefunden – ja, Sie wissen ja: Facebook, diese Hassschleuder, gegen die unsere Regierung so mutig ankämpft. Lesen Sie selbst mal, was man da findet (siehe Facebook/Peter May)
Der Arbeitnehmer bezahlt durch Arbeitsleistung: Seinen Lohn Seine Sozialversicherungsbeiträge Seine Steuer Mehrwertsteuer für jeden ausgegebenen Euro aus seinem Nettolohn Den Arbeitgeberanteil Sozialversicherungsbeiträge Maschinen und Gebäude des Arbeitgebers Schuldzins des Arbeitgebers für Firmen-bedingte Kredite/Darlehen Gewinnabsicht des Arbeitgebers Steuer des Arbeitgeber Lasst euch nicht erzählen ihr würdet etwas “geschenkt” bekommen! Das es Arbeitnehmer und Arbeitgeberanteil für Sozialversicherungen gibt ist nur um die Arbeitnehmer nicht auf die Barrikaden gehen zu lassen. Zahlen muss er sie letztlich durch seine Arbeitsleistung alleine!
Ja – ohne Arbeit ist alles nichts. Versuchen Sie es mal: legen Sie hundert Millionen Euro in einen Tresor und warten hundert Jahre. Raten Sie mal, wie sich das Geld dann entwickelt hat. Nun – vielleicht ist es zu Staub zerfallen – aber vermehrt hat sich da nichts. Um Geld zu vermehren, wenden Banken Tricks an – legale Buchführungstricks – mit denen sie so tun, als hätten sie viel mehr Geld als sie haben. Die Schweizer wollten das jetzt verhindern (Stichwort: Vollgeld), sind aber in der Abstimmung gescheitert: drei Viertel der Schweizer wollen lieber Schundgeld als Vollgeld (siehe Spiegel).
Wen wunderts? Millionen verdienen daran – sofern sie gute Kontakte zu den Banken und ihren Vollstreckern haben. „Wer in Deutschland kein Millionär wird, ist selbst schuld“ – durfte ich noch kürzlich einen unbekannten Spinner zittieren. Wir haben in Deutschland 1 280 300 Millionäre – Vermögensmillionäre – und davon kriegen wir jedes Jahr 7 Prozent mehr (siehe Hamburger Morgenpost). Wir liegen damit gut im internationalen Vergleich. Völlig irre, oder? Millionärszüchtung – das Ziel der deutschen Wirtschaft. Und das es immer mehr Menschen gibt, die immer mehr Geld haben, klappt in einem geschlossenen Kreislauf nur dann, wenn noch mehr Menschen immer weniger haben – oder sehr viele sehr viel arbeiten, aber den finanziellen Gegenwert dafür nicht oder nur sehr gekürzt erhalten. Sowas hören Sie aber nie in der Tagesschau oder lesen es so im Spiegel, denn das wäre ja „klassenkämpferisch“ – und aus Gründen, die nie näher erläutert werden, ist es nicht ok wenn die Klasse der Armen mal erwähnt, dass ihr Geld sich bei den Lumpen in den Villen sammelt.
Ja – und das ist das Geheimnis des Reichtums – allen Reichtums seit Anbeginn der Zeiten. Gibt da schöne Arbeiten drüber – aus dem alten Griechenland oder dem alten Rom: Reichtum ohne irgend eine Form von Sklaverei ist nicht möglich. Funktioniert einfach nicht. Irgendwer muss für die Millionärszucht bezahlen – und das waren schon immer Sie … und werden es auch immer bleiben.
Von 61 Bürgern ist einer Millionär – heißt für so ein kleines Städtchen wie meinen Heimatort: unter den 1200 Bürgern sind 20 Millionäre. Merkt man nicht, wenn man so durch die Gassen schlendert. Anders gerechnet, hat sich jeder Bürger mit mindestens 17000 Euro am Reichtum der Wenigen beteiligt – eine kleine Spende für die, die ihre Bedürfnisse überhaupt nicht im Zaum halten können. Machen wir ja gerne, sowas. Zu den Millionären gehören auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete … addiert man ihre Pensionsansprüche, so würden es noch mehr werden. Zahlen wir auch. Und da „Sozialneid“ ebenfalls tabu ist, reden wir auch nicht darüber.
Was das im Vorbildland der USA anrichtet, kann man auch in Zahlen fassen: 40 Prozent der Erwachsenen in den USA sind nicht mehr in der Lage, eine spontane Rechnung von 344 Euro zu begleichen, 25 Prozent der Erwachsenen verzichteten aus finanziellen Gründen vollständig auf medizinische Versorgung (siehe: Yahoo). Das Land mit den meisten Milliardären hat auch die höchste Kinderarmut unter den „zivilisierten“ Staaten (siehe Netzfrauen) – da können wir heute schon sehen, wo wir in zwanzig Jahren stehen. „American way of live“ ist halt das oberste Gebot – und wehe, jemand rührt daran: er wird den vollen Zorn der transatlantischen Netzwerke zu spüren bekommen, deren Krakenarme in Deutschland in jedem Zentrum der Macht – Politik, Medien, Wirtschaft – mächtigen Einfluss aufgebaut haben.
Und wie macht man nun die dicke Kohle? Da habe ich ein schönes Beispiel aus „der Wirtschaft“: zwei Milliarden Euro sind einfach weg, weil Unmengen an Containern verkauft wurde, die es nie gab (siehe Süddeutsche). Nun ist das Geld ja nicht weg … es ist nur bei jemand anders. Auch gut ist, wenn Sie in einem Moloch arbeiten, einem Großbetrieb: Krankenkassen, Versicherungen, Banken, Konzern, Staat – mit nur ein wenig Geschick, Intriganz, Hinterhältigkeit und reichlich Ellbogen können Sie dort tolle Pöstchen für leistungsloses Einkommen auf Großfürstenniveau bekommen. 850000 jedes Jahr … für einen Sparkassenvorstand (siehe FAZ). 2,9 – 3,3 Millionen für einen AOK-Vorsitzenden, 9 Millionen für die Techniker Krankenkasse (siehe Handelsblatt). Ein Jahr arbeiten: schon sind Sie Millionär. Versuchen Sie das mal als Feuerwehrmann, als Klempner, als Arzt, Hebamme, Polizist, Erzieher oder Straßenbauer. Kommt Ihnen vor wie Lumperei? Ist es auch. Vergessen Sie diese ganzen Geschichten von „harter Arbeit“, die zu Reichtum führt: was die Lumpenelite Arbeit nennt, ist nicht anstrengender als die Vorstandssitzung ihres Kaninchenzüchtervereins – das kriegt man alles locker in seiner Freizeit nebenbei hin, unbezahlt und freiwillig.
Nun – genug über die Lumpen aufgeklärt.
Kommen wir zum Tod von Madame Che.
Sie gehört zu den 70 Millionen Loosern, die es nicht geschafft haben, Millionär zu werden. Ja – zehn Millionen Gewinner haben wir im Land: jeder Millionär hat einen Hofstaat aus Anlageberatern, Starfriseuren, Handwerkern, Künstlern, Architekten, Gärtnern, Ärzten und was es sonst noch so an Dienstleistern gibt, alles Menschen, die bei jeder Wahl für stabile Verhältnisse sorgen. Und 70 Millionen gehören zu denen, die ausgepresst werden wie eine Zitrone, deren Leben für die unsittliche Anhäufung von Mammon geopfert werden. Gebühren, Beiträge, Steuern bei gleichzeitigen Leistungskürzungen in allen Bereichen – die Herren der Welt sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, ihre Fleischtöpfe zu sichern. Was man dazu braucht, ist lediglich … die Abwesenheit von jeder Art von Moral, Ehrgefühl und Verantwortungsbewusstsein, eine völlige Rücksichtslosigkeit gegen das eigene Lebensumfeld … egal, ob Baum, Feld, Tier oder Kinder … und ein von allen anderen Millionären propagiertes Weltbild, das täglich auf allen Kanälen die Heiligkeit des Reichtums preist. „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ – oder auch „kassieren, aber nicht liefern“: das wären die einfachen Schlagworte, unter denen „die“ sich versammeln.
Sie heißt natürlich nicht Madame Che.
Ich nenne sie mal so … weil sie große Sympathien für einen politischen Aktivisten mit ähnlichem Namen hat, der sich erfolgreich gegen die kubanische Lumpenelite zur Wehr setzte. Ein wirklich netter Mensch. Mit Leidenschaft für Fotografie, Texte und Tiere. Kenne sie seit ein paar Jahren – auch über Facebook, der bösen Sammelstelle für kontaktfreudige Mitmenschen. Sie half bei vielen Hilfsaktionen, die wir hier gestartet hatten, unterstützte durch ihre Begabung für Recherchen so manchen Artikel – unentgeldlich – und war immer dabei, wenn wir mal um Hilfe gebeten haben … auch mit Geld. Sie bereicherte meinen Horizont durch Einblicke hinter die Kulissen der „Linken“ und verstärkte meinen Eindruck, dass sich dort viele Lumpen sammeln, die vor allem nur ein Ziel haben: das Geld der Lumpenelite einzig für sich zu beanspruchen. Kann mich noch heute daran erinnern, wie mal ein französischer Philosoph mein Weltbild zum Wanken brachte, als er im TV kundtat (so Anfang der achtziger Jahre), dass „Linke“ aus dem gleichen Holz geschnitzt seien wie „Rechte“ – mit dem einen Unterschied, dass die Rechten die Millionen haben, die die Linken dann für sich wollen … für sich allein und ganz persönlich. Kein Wunder, dass die Arbeiterschaft solchen Typen die Gefolgschaft verweigerte … wirkt wie das Gleiche in grün. Und die Geschichte der „Grünen“ zeigt, dass er nicht ganz so falsch lag mit der These: die haben ganz vorzügliche Lumpen hervorgebracht, die nun fleißig mitkassieren.
Madame Che hat viel Arbeitserfahrung, konnte auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken, das Höhen und Tiefen hatte – also ein rundum vollständiges Leben, das geeignet ist, Charakter zu bilden. Und dann kam – in einer Notsituation aufgrund ausbleibender Spendengelder für den damaligen Arbeitgeber (Umweltschutz) – ein rettender Engel, ein Millionär mit einem Superangebot: ansprechender Job, Wohnung in feinster Wohnlage, viel Hilfe und Unterstützung … man hätte meinen können, es gäbe noch Gutes in der Welt. Ein willkommenes Angebot auch: immerhin verpflichtet die deutsche Sozialgesetzgebung uns inzwischen ja auch, jeden Arbeitsmist begeistert und himmerhochjauchzend anzunehmen – sonst drohen potentiell todbringende Sanktionen. Nach kurzer Zeit jedoch … verfinsterte sich das Paradies. Die fortlaufenden sexuellen Belästigungen, die Demütigungen, Beleidigungen, die entwürdigende Behandlung durch den „Retter“ waren nicht im Vertrag erwähnt worden. Manches davon habe ich persönlich am Telefon miterleben dürfen – das war schon weit jenseits jeglichem normalen Sozialverhaltens. Der Arbeitgeber war nicht nur Vermieter, sondern auch Nachbar, so dass der Terror kein Ende nahm. Eine von vielen Geschichten, wo „Arbeitgeber“ (schon das Wort ist ein Hohn, denn wer da Arbeit gibt, ist die andere Seite, korrekterweise müsste man von Geldgebern sprechen – und Ausbeutern, denn: ohne Ausbeutung keine Rendite) schamlos ihre Macht missbrauchen, um ihre psychischen Absonderlichkeiten straflos an anderen ausleben zu können.
Hat man nicht nur Mitgefühl für Menschen, sondern ist auch noch des Mitleides fähig (d.h. man spürt das Leid so, als würde es einem selbst zuteil werden), lassen einen solche Geschichten nicht ruhig schlafen. Erst recht nicht, wo ich in anderen Fällen (über die hier auch schon geschrieben wurde) schon mehrfach erfahren durfte, dass die Lumpenqoute im Land auch unter den Armen zunimmt – sexuelle Dienstleistungen der Hilfebedürftigen werden wohl inzwischen als absolute Selbstverständlichkeit angesehen – eine Folge der Liberalisierung von Prostitution, die halt dazu führt, dass Mann Frauen generell eher als Ware begreift, an der man sich – gegen Kost und Logis – ungebremst bedienen darf.
Es dauerte einige Zeit, bis eine mögliche Lösung gefunden wurde (und weitere Angebote Job gegen Sex eintrudelten, sogar eine Abteilungsleitung in einem Weltkonzern wurde da in Aussicht gestellt): vor Ort gab es eine Existenzmöglichkeit. War mir selbst mal angeboten worden … nur kann ich halt nicht mehr lange Auto fahren. Aber – geht ja auch anders. Einfach mal die Leute miteinander bekannt gemacht – sah gut aus.
Dann kamen auch wieder rettende Engel, wichtige Menschen von einem kleinen Lokalradio, die sich ganz begeistert zeigten und sogar eine begrenzte Festanstellung anboten, Firmenwagen und ein super Betriebsklima … und das, während die Situation im fernen Brandenburg täglich eskalierte: täglich Sexvideos vom Chef auf dem Handy, begleitet von Kommentaren „du bist doch nur zum F(x)cken gut“, Besuche vom Millionär im Bademantel (und sonst nichts), die nebenbei belegten, dass auch Deutschlands alternde Elite unangenehm riecht, wenn sie eine Woche lang Dusche und Bad meidet, steigende Agressionen und Beleidigungen gegen die nicht willfährige alleinstehende Frau … nun, es kam zu einer regelrechten Flucht ins noch üblere Elend, nur mit Haustieren und Handgepäck. Noch übleres Elend? Nun – die feschen Leute vom Radio (grausigste Musik, umgebende von stümerhaftesten Programm) wurden schlagartig anders, als die zukünftige Mitarbeiterin vor Ort war. Natürlich gab es keinen Arbeitsvertrag. Keinen Firmenwagen. Ein Angebot für freiberufliche Mitarbeit (unter unmöglichen Bedingungen) wurde schnell wieder zurückgenommen (wir prüfen gerade, ob wir die Geschichte nicht mal separat veröffentlichen). Vor Ort ließ sich zwar schnell eine Notunterkunft bei einem hilfreichen Mitmenschen organisieren … doch das würde auch nicht von Dauer sein.
Nach vier Wochen war klar: da wollten kleine Leute mal ganz wichtig spielen …. und vernichteten nebenbei eine Existenz.
Die Ereignisse … hatten üble Folgen. Nennt man glaube ich … Depressionen. Übelster Art. Möchte ich nicht im Detail beschreiben.
Die finanziellen Mittel, die wir vor Ort leihweise organisieren konnten, sind völlig erschöpft, an Arbeit ist momentan nicht zu denken – was den Aufbau einer neuen Existenz in weite Ferne rücken läßt. Äußerst unangenehm für einen Menschen für Madame Che, die zu den Menschen gehört, die sich über Arbeit definieren – und von Vorstandssekretärin bis zur Klofrau schon alles mal gemacht hat … und auch wieder machen würde. Wird nun auch eng für die Tiere – die langjährigen Begleiter und treuen Weggefährten, die über die vielfältigen Enttäuschungen mit der Gattung Mensch hinweg trösteten.
Gestern nun – nach drei Monaten Überlebenskampf in der Eifel – kündigte Madame Che nun an, dass sie sich das Leben nehmen wird … wenn sie nun auch noch ihre Tiere verliert. Ernst. Nüchtern. Unaufgeregt. Eine kalte, rationale Bilanz gezogen, Ergebnis präsentiert. Nicht hysterisch, nicht verzweifelt, sondern das Ergebnis völliger Verzweiflung. Gibt keine Kinder oder Menschen, auf die man noch Rücksicht nehmen müsste. Der ganze Hausstand ist noch im Osten, die Wohnung dort gekündigt – aber in Folge der Depression und des völligen Kontaktabruchs zum sozialen Umfeld hier kaum noch zu retten.
Was wir vor Ort leisten können, haben wir getan, nur: der eigentliche Job, der hier möglich wäre, wird erst spät Geld einbringen – wenn man die Arbeit leisten kann. Sieht kaum so aus, als wäre das möglich.
Ein schmales Licht der Hoffnung?
Das unter den Menschen, die dies lesen, vielleicht noch Menschen sind, die der allgegenwärtigen Lumperei entsagen.
Was gebraucht wird?
Menschen, die in Trebbin/Brandenburg einen LKW voll laden. Ach ja – einen LKW brauchen wir auch. Fahrerin hat sich bei uns schon gemeldet – nur kann die nichts tragen. Und hat keinen eigenen Laster mehr. Ausladen kriegen wir hier hin. Ach ja: Geld … wäre auch gut. Auch wenn es mir sehr schwer fällt, dies zu schreiben. Ich kann momentan nicht garantieren, dass es zurückgezahlt werden kann. Eine Führung zum Friedhof jedoch – kann ich zusagen. Würde es allerdings gern vermeiden.
Es fehlt Geld zum Essen für die inzwischen extrem abgemagerte Frau. Und Geld für Tierfutter. Dies per Post zu verschicken … ist betriebswirtschaftlich wegen Porto unsinnig. Was aber am meisten fehlt ist … der Glauben an die Mitmenschen. Ihre eigenen Worte. Nach drei Jahren Psychoterror war dies hier die Erfahrung, die den Rest gegeben hat. Bitter, so etwas bei einem Menschen zu lesen, der … immer für andere da war.
Gerne würde ich jetzt einfach eine Kontonummer angeben …. mit dem Hinweis: eilt riesig. Nur hat man mich davor gewarnt: scheint ziemlich gefährlich zu sein, Kontonummern öffentlich zu stellen, wusste bislang nicht, dass dann jeder Lump der Bank Einzugsermächtigungen schicken kann, die die nicht überprüfen … aber bedienen. Lumpenelite im Räuberstaat unter sich, halt.
Wer sich davon angesprochen fühlt, kann sich mit mir selbst in Verbindung setzen:
Eifelphilosoph@Nachrichtenspiegel-online.de
Werde nicht jede Mail sofort beantworten können – kriege jetzt schon 50 Stück am Tag. Vielleicht … schaffen wie es zusammen, ein Leben zu retten. Diesmal jedoch … ist es sehr eilig. Sehr sehr eilig.
Und bitte keine Ratschläge … Schläge … sind gerade äußerst kontraproduktiv. Taten sind nun gefragt, nicht Worte. Mitfühlende Worte jedoch … können ausgedruckt und überreicht werden. Weiß nicht, wann ich das zeitlich noch hinkriegen soll … aber das ist ja dann mein Problem.
Aber Stellenangebote – ja, die wären auch sehr willkommen. Wenn man berücksichtigt, dass hier jemand ein Weilchen brauchen wird, um wieder auf die Beine zu kommen.
Und vielleicht … schaffen wir es, in diesen wahnsinnigen Zeiten wenigstens einen Menschen zu retten. Kenne Madame Che ja jetzt auch persönlich … ist schon ein ganz feiner Mensch davon. Mehr von ihr, weniger von den Lumpen: dies wäre ein Land, in dem jeder gut und gerne leben kann.
Jeder – und alle.
Dienstag, 24.10.2017. Eifel. Erst letztens sprachen wir über die Gefahren, denen unsere demokratische Zivilgesellschaft von außen ausgesetzt ist: die Treibjagd der Elite auf die Menscheit entfaltet sich seit Jahren zu voller Größe, zerfetzt unseren Zusammenhalt, unsere Solidargemeinschaft, unser Souveränität und Freiheit. Wir sind uns wohl kaum richtig im Klaren darüber, wie groß die Übermacht ist, die uns da überfallen hat: wir mit unserem kleinen Haushalt von 250 Milliarden Euro müssen Plünderer abwehren, von denen allein einer über 4 Billionen Euro verfügt – wenn die anderen noch drauflegen, könnten die dieses Land in wenigen Tagen ruinieren. Uns bleibt da nur: beten. Oder sehen Sie andere Möglichkeiten, die willkürlichen Entscheidungen der Ratingagenturen vom Deutschen Bundestag aus zu beeinflussen? Verlieren wir unser Rating, weil die Vogelflugdeuter in den USA schlechte Laune haben, können wir hier dicht machen: das ist einfach Fakt, ein Fakt, der alle demütigen Bücklinge in Richtung transatlantischer Wünsche umfassend erklären kann. Wer hinter die Kulissen der Weltpolitik schaut, wird schnell merken, was wir brauchen: einfach nur ganz neues, eigenes Geld. Einen Neustart kompletter Art – doch darüber muss ein andermal gesprochen werden. Heute gilt es, einen Blick auf die fünfte Kolonne jener Kräfte zu werfen, fleißige Diener im Inneren des Landes, die … unsere Widerstandsfähigkeit gezielt von Innen heraus lähmen und schwächen. Unser kleines, von einer riesengroßen Übermacht belagertes Dorf wird so vor zusätzliche Herausforderungen gestellt, die kaum zu bewältigen sind, da mit dem sinkenden Bildungsniveau der Generation Doof auch die Widerstandsfähigkeit gegen groben Unfug sinkt.
Fünfte Kolonne? Ein Begriff aus dem spanischen Bürgerkrieg, als sich die Faschisten und Demokraten (unterstützt von internationalen Brigaden aus aller Welt) in Spanien einen bitteren Kampf lieferten, der endete, als der Faschist und Putschist Franko mit vier Kampfkolonnen auf die Hauptstadt zumarschierte … und stolz prahlte, er hätte noch eine fünfte Kolonne, die in der Stadt selbst von innen heraus die Widerstandskraft der Verteidiger schwächte, um seinen Sieg absolut sicher zu machen.
Bevor wir uns dem groben Unfug zuwenden, seien jedoch ein paar Worte zuvor gestattet, damit jedem klar wird, in welchem Rahmen die Betrachtung stattfindet. Wir werden uns in den nächsten Minuten mit den Lehren des Robert Betz auseinandersetzen – viele kennen ihn noch nicht. Ich habe ihn bewusst gewählt, weil er einer der bekannteren Prediger des neuen, düsteren Kultes ist – obschon ich dachte, diesem Phänomen schon zuvor hinreichend Beachtung geschenkt zu haben. Immerhin verwies ich schon mal auf Hartz IV als Chance und die unglaubliche göttliche Kraft des NEIN (etwas schalkhaft vorgetragen – jedoch mit einem sehr harten wahren Kern, diese Kraft des NEIN … worüber wir gerne ein andermal reden können) und auf mehrfachen speziellen Leserwunsch sprachen wir erst letztes Jahr über Robert Betz, das positive Denken und den Terror der Innenweltvergiftung – und ich war im Prinzip der Meinung, dass wir es damit gut sein lassen können, nur … ich versprach, dass wir radikaler werden müssen, vor allem radikaler im Denken, sonst wird es uns nie gelingen, jene Fronten aufzubauen, welche die demokratische Zivilgesellschaft zum Überleben braucht – und angesichts der finanziellen Übermacht, die uns gegenüber steht, müssen wir absolut fehlerfrei handeln und agieren, um überhaupt noch eine kleine Chance zu haben.
Es sind nun auch öffentlich-rechtliche Sender, die auf den düsteren Kult um Robert Betz aufmerksam geworden sind, ihn „Glückscoach und Scharlatan“ nennen (siehe NDR) und darauf hinweisen, dass seine Seminare „Psychosen auslösen können“ (siehe NDR) – doch diese Kritik steht mir nicht im Sinn. Eine faschistisch orientierte Gesellschaft braucht immer ein paar Voraussetzungen, um die Gedanken der Menschen in Käfigen zu halten, weshalb jede Form von Zauberei (Normsprech: Esoterik) verpönt ist: das Wissen um die Unsterblichkeit der Seele und die Maßnahmen, die man treffen sollte, um den sicheren Übergang der Seele nach dem Tod zu gewährleisten, war immer ein Wissen der Herrschenden gewesen, für den Sklaven galt: nach dem Tod kommt nichts, nur die tote, leere Hölle. Es ist nahezu unverzichtbar, solche Wahrheiten vor Sklaven verborgen zu halten, sonst kämen sie noch auf dumme Gedanken – wie den, ihre Herren vom Thron zu schubsen, weil kein Mensch mehr wert ist als ein anderer und es oft besser ist, aufrecht in den Tod gegen die Unterdrücker zu gehen als möglichst lange Sklavendienste leisten zu dürfen. Deshalb ist Esoterik ja … das geheime Wissen der verborgenen Dinge. Manches dieses Wissens ist zurecht verborgen, weil man ein gewisses Maß an Weisheit braucht, um damit umgehen zu können – und ich selbst teile dieses Wissen nur mit ganz wenigen Menschen, teile es nicht elektronisch oder fernmündlich, weil es enorm missbräuchlich ist – und schon oft missbraucht wurde. Ist nur längst nicht mehr so geheim wie früher – es gibt genug Bücher, in denen es zu finden ist … nur schaut da keiner mehr drauf.
Wir begegnen den neuen Lehren der neuen Dunkelheit also nicht als jene plumpen Materialisten, die mit ihren komplexen Weltdeutungstheorien einen löcherigen Dogmenapparat geschaffen haben, den sie – sprachlich völlig unkorrekt – Wissenschaft nennen (dabei wäre Schrumpfhirndogmatik ein passenderer Begriff dafür), denn das würde uns in eine Reihe stellen mit der Funktionselite der Plutonomie der Hochfinanz, die den Menschen zum Konsumzombie umerzogen haben und weiterhin umerziehen wollen, Glück auf das kurze zwei Sekunden dauernde Gefühl beim nächsten Erwerb von umweltschädigendem Nutzlosramsch reduzieren und die Menschheit zu bis zur völligen Vernichtung (und Unterwerfung) der natürlichen Lebensumwelt führen – aus Gründen, die eher im Reich der Psychopathologie jener „Wissenschaftler“ zu suchen sind als im Bereich lösungsorientierter Rationalität.
Uns geht es nicht um fruchtloses „Bashing“, sondern um einen genauen Schuss – der bedarf etwas längeren Zielens … und das dauert halt.
Deshalb zuvor mal ein paar Erfahrungen mit dem Bereich Zauberei – damit man nicht meint, hier spricht ein tumbes GWUP-Wiesel aus dem Bereich jener Einfaltspinsel, die auch meinen, dass Kriege wie Naturkatastrophen einfach so passieren – ohne zu merken, dass sie hier Äpfel nicht mit Birnen vergleichen sondern mit Stühlen oder Kraftfahrzeugen. Das erste Mal habe ich Methoden aus diesem Bereich angewendet, als die Schulmedizin meinem Vater noch drei Wochen zu leben gaben: es wurden fünf Jahre daraus. Das hat mir einen gewissen Respekt abverlangt. Dann hatte ich ein außerordentlich unangenehmes Problem mit Nierensteinen, vor welchem die Schulmedizin kapitulierte, dank Einsatz einer Heilerin fallen die Steinchen jetzt völlig schmerzlos einfach so heraus – ein paar dicke Brocken habe ich behalten, um beim nächsten Besuch den Urologen zu erschrecken. Dann – dieses Problem mit meinen Fingern, die dicht vor einer Operation standen: nur ein paar unbedeutende Berührungen von Heilerhand – sie sind wieder geschmeidig wie zuvor, weit ab davon, durch schmerzhafte Eingriffe behandelt werden zu müssen: es waren in der Tat schon vier Operationen geplant – die ich als Alleinerziehender gar nicht hätte organisieren können. Erst vor ein paar Wochen stellte ich mich als Proband im Rahmen einer Abschlussprüfung einem von einer Psychologin geleitetem Experiment im Bereich „Intuition“ zur Verfügung – weder Schülerin noch Lehrerin kannten mich, sogar meine Frage hielt ich geheim … und war dann völlig verblüfft, als mir ein wildfremder Mensch am Telefon Details meines Lebens beschrieb, die er unmöglich von irgendwoher kennen konnte … aktuell erwäge ich aufgrund der Erfahrungen, auch eine Ausbildung in dieser Hinsicht zu machen.
Sie sehen also: ich bin da erfahren – und aufgeschlossen. Zudem habe ich großen Respekt vor der Entscheidung des „Economic hit man“ John Perkins, der nach seinen Erfahrungen als Agent einer brutalen, mörderischen, von der CIA unterstützten Wirtschaftsordnung (eben jener Plutonomie, von der wir oben sprachen) das Gegengewicht zu dieser Horrorwelt in der schamanischen Ideologie der Amazonasindiander fand – und nicht im fahnenschwingenden Rotfrontterror. Ich bin zwar noch nicht soweit – aber ich kenne die Mächte und Gewalten, für die John Perkins lange als Wirtschaftskiller unterwegs war, auch nicht so gut wie er. Ich habe auch Respekt vor messbaren Wundern – wie dem von Findhorn (siehe SWR):
„Bald ein halbes Jahrhundert ist es her, dass auf einem windigen Campingplatz an einem schottischen Meeresarm ein botanisches Wunder registriert wurde: Riesige Kohlköpfe und Gurken gediehen auf dem unfruchtbaren Boden, Blumen blühten auf das üppigste. Die Gärtner schrieben den Erfolg ihrer spirituellen Beziehung zur Natur und den Pflanzengeistern zu. Auch Wissenschaftler fanden keine bessere Erklärung.“
Ja – da waren viele Wissenschaftler unterwegs. Schade, dass dieser Zauber nie erforscht wurde: wir hätten nie mehr Nahrungsprobleme (es sei denn, wir lassen weiterhin zu, dass mit Nahrungsmitteln an Börsen spekuliert wird).
Große Zauber – große Wunder. Manche sind aber nur ganz klein, weil man den Rahmen der Betrachtung ändert. Wirkt auch – für einen kurzen Moment. Sie kennen die Geschichte, die Motivationstrainer Ihres Chefs haben sie schon oft genug gepredigt, diese Geschichte von dem halb leeren Glas, dass man – bei Änderung der Sichtweise – auch als halb voll bezeichnen kann … und sich gleich besser fühlt. Probieren Sie das mal mit ihrer Bank, wenn zu wenig Geld auf dem Konto ist und die von einem leeren Konto sprechen, Sie es jedoch als halb voll betrachten wollen – oder diskutieren Sie das mit ihrem Chef, wenn Ihre Abteilung nur 50 Prozent der geforderten Gewinne abwirft, die erwartet wurden: sie werden sehen, es gibt noch ganz andere Rahmen, in denen man das Glas stellen kann. Praktisch jedoch – als Mensch gesehen, der von andauernder Flüssigkeitszufuhr abhängig ist, sagt Ihnen das halb volle Glas genau so viel wie das halb leere: sie müssen früher los und für Nachschub sorgen.
Wissen Sie, wo wir jetzt gelandet sind?
Wir haben den entscheidenden Schritt von der Zauberei zur Gaukelei getan – und betrachten ihn als ganz normal. Zauberei lehnen wir ab, weil sie den Herrschaftsdogmen widerspricht (und in der Tat radikal rebellisch ist – jedoch sollte man die Finger davon lassen, wenn man nicht gerade dazu geboren worden ist – was alle echten Schamanen verfluchen, sie würden sich ein Bein dafür abschneiden, ein normales Leben leben zu dürfen), Gaukelei jedoch: damit kriegt man uns immer.
Ich könnte noch mehr erzählen über die Erfahrungen, die man mit „Welt“ jenseits der Herrschaftsdogmatik machen kann – doch darum geht es ja hier gar nicht: es geht um die Gaukelei. Um gefährliche, potentiell tödliche Gaukelei, die wie aller falscher Zauber nur ein Ziel kennt: Geld machen. Lauschen wir nur mal einem jener Gaukeler, die mit aus der Zauberei entlehnten Sprüchen Geld machen, Sprüchen, die sie selbst überhaupt nicht verstehen, die aber immer so allgemein gehalten sind, dass jeder was für sich hineininterpretieren kann, mit dem er sich identifizieren kann. Nehmen wir mal – den Tagesspruch von heute, den Robert Betz (der nahtlos jene Bärbel Mohr ersetzte, die mit „Bestellungen beim Universum“ Millionen begeisterte – bis sie ein früher Tod durch Krankheit ereilte … wohl ein Bestellirrtum, ohne den sie heute noch leben würde) uns gnädigerweise präsentierte (siehe Robert Betz):
„Viele Menschen erkennen bis zu ihrem Lebensende nicht, dass ein glückliches Leben eine Frage der Entscheidung ist. Sie machen sich vor, sie seien zufrieden, weil es ihrem Nachbar auch nicht besser geht.“
Nun ist ein glückliches Leben auch eine Frage der Entscheidung – aber halt nicht nur. Manches ist auch einfach eine Frage von Angebot und Nachfrage – und das gilt für alle Menschen, nicht nur für viele. Viele Menschen auf der Welt sind unglücklich, weil sie nicht genug zu essen haben, in zerbombten Städten oder fern der Heimat leben, keinen Zugang zu Trinkwasser haben oder von bewaffneten Räuberbanden verfolgt werden, sofern man nicht gewillt ist, zu gestatten, dass die eigenen Kinder bei lebendigem Leibe verbrannt werden (also: kräftig mit starkem Willen NEIN sagt), darf man da wohl auch zurecht unglücklich sind – selbst dann, wenn des Nachbars Kinder auch verbrannt werden.
Diese Kalendersprüche kann man abonieren. Kriegt dann jeden Tag um 10 so ein Versatzstück, ist der Tag – Ihr Freund. Oder nicht. Und obwohl er sich im christlich-spirituellen Weltbild verankert sieht, übersieht er – der Prediger des halbvollen Glases – doch den Urgrund dieses Weltbildes: und das ist das Bild von der gefallenen Welt (Altes Testament) über die der Teufel herrscht und mit einer Horde von Dämonen Krankheit und Not über die Menschheit bringt (Neues Testament). Womit wir eigentlich wieder bei den Schamanen sind (deren Unterart der Huna-Magier Christus als großen Zauberer aktzeptiert, genau so wie Zen-Buddhisten ihn als Zen-Meister respektieren … wegen der Sprüche), deren Hauptjob es seit Jahrtausenden ist, jene Teufel und Dämonen von Dorf und Mensch fern zu halten: als Lehrer, Seher, Heiler und Krieger.
Wissen Sie, wie Sie in diesen Weltbildern mit Unheil umgehen?
Es regt Sie nicht weiter auf. Nicht Glück, sondern Unglück ist der Normzustand der Welt. Ist Unglück der Normzustand der Welt, können Sie ihre Ansprüche anpassen – und damit glücklich werden … für gewisse Zeiten. In einer Welt, in der Gläser immer leer werden, ist es ein angenehmes Gefühl, ein halb volles vor sich zu haben. Doch Betz suggeriert etwas ganz anderes, eine Welt, die fremdartig ist, jahrtausende alter Weisheit völlig entgegengesetzt ist, aber mit süßen Verlockungen ködert:
„Unzufriedenheit“ scheint die ‚Krankheit‘ oder der ‚Virus‘ dieser Zeit zu sein. Sie erfasst immer mehr Menschen und scheint für viele von außen zu kommen. Sie suchen die Schuldigen „da oben“, in der Wirtschaft, der Politik oder in der unfriedlichen Welt da draußen und fühlen sich diesem Gefühl hilflos ausgeliefert. Aber was ist es wirklich, was dieses unangenehme Grundlebensgefühl erschafft?
Nein, Unzufriedenheit ist keine Krankheit unserer Zeit, schön Ägypter, Griechen und Römer konnten unzufrieden sein. Und in der Tat erkannten sie klar: der Grund für die Unzufriedenheit liegt weit draußen: bei den Göttern. Oder bei Julius Cäsar, der für viele auch weit draußen war – jedenfalls für jene, die nicht in Messerreichweite kamen und keine Geduld hatten, auf die Ostgoten zu warten, die Rom letztendlich auslöschten. Hilflos ausgeliefert fühlen sich die Menschen, weil sie mit permanenten, sich gegenseitig widersprechenden Desinformationskampagnen überzogen werden und die Übermacht die globalisierten Billionen – die sich in der Abhängigkeit von einer Hand voll Konzernen, die unsere an sich umsonst wachsenden Nahrungsmittel „besitzen“ deutlich preis gibt – nur ahnen, aber nicht genau beschreiben können. Hilflos fühlen sich die Menschen, weil sie Tag für Tag erleben, dass sie ohne Millionen ein vorprogrammiertes Leben wie Roboter leben, ein Leben, das der Amazonasschamane als Hölle bezeichnen würde: eine Hölle voller Gifte, voller Lärm, voller aussterbender Tierarten, voller Gestank, Häßlichkeit und irrsinniger Hektik. Einfach, oder? Könnte mit der Aufzählung noch schier endlos weiter machen, lausche aber jetzt lieber beim Meister (siehe Robert Betz):
„Mit unseren Gedanken erschaffen wir unsere Gefühle sowie unsere gesamte Lebenswirklichkeit, für uns allein und in jeder Gemeinschaft. Unser Unterbewusstsein steck jedoch voller unwahrer und die Wirklichkeit verzerrender Gedanken. Was Du über Dich denkst, so behandeln Dich die Anderen. Was Du über das Leben denkst, so offenbart es sich vor Dir. Was Du über Deine Mitmenschen denkst, bestätigen sie Dir wie ein Spiegel.
In dieser App erhältst Du täglich einen Gedanken, den Du wie eine geistige „Lokomotive“ an den Anfang Deines Tages stellen kannst. Dein Verstand wird Diesen Gedanken oft nicht zustimmen, da er bisher ein eine andere Richtung denkt. Der Gedanke für den Tag wird Dich anstoßen, aufrütteln, provozieren und inspirieren auf dem Weg vom „Normalmenschen“ zum glücklichen Menschen.“
Ja – nun wissen Sie, warum Sie beim letzten Börsencrash ihre Altervorsorge verloren haben, warum die Bundeswehr weltweit im Einsatz ist, die Insektenpopulation in Deutschland um 76 Prozent gesunken ist und sie bei immer mehr Arbeit immer weniger Kaufkraft haben: das waren IHRE Gedanken! Sie Lump – wenn ich Sie erwische!
Scherz beiseite.
Der Werbefachmann und Psychologe wendet einen alten, gemeinen, aber immer noch wirksamen Trick an, den alle Gaukler, Scharlatane und Wundermittelverkäufer der Menschheit seit Jahrtausenden anwenden: er verspricht goldene Berge, wenn sie nur seinen Sirup kaufen. Er predigt ein Weltbild, das die Reichen gerne hören (und finanzieren): das jeder Euro, der gerade auf ihrem Konto liegt, mit Gottes Willen da liegt und völlig zurecht da bleiben darf (während einem die Euro der anderen natürlich in Massen in die eigenen Taschen fließen dürfen) – eine Philosophie, die in den USA des 19 Jahrhundert zur Legitimation des Kapitalismus und zum Zwecke seiner flankierender Unterstützung (in Abwehr jener, die meinten, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr denn ein Reicher ins Himmelreich komme) entworfen wurde und seit einem Vierteljahrhundert gezielt über Europa ausgegossen wird. Das grundlegende Weltbild ist antichristlich, es propagiert, dass die Welt ein Paradies ist (Tsunamis, Erdbeben, Blitzeinschläge, Tornados, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche, Eiszeiten gelten nicht – oder sind die Ergebnisse ziemlich schlechter Gedanken) und wir nur ganz wenig ändern müssen, bis auch uns die Millionen zufließen. Natürlich ändern wir keine realen Machtverhältnisse und Verteilungsstrukturen mehr, sondern unsere Gedanken – und kreisen fortan nur um uns selbst.
Natürlich gehört dazu auch der kleine Kniff, aus seinen Kunden besonders erleuchtete Auserwählte zu machen (die „glücklichen“), die viel besser sind als die Normalmenschen. Die Botschaften – darf man natürlich nicht mit dem Verstand hinterfragen (also auch nicht doof nachfragen, warum Gedanken Gefühle lenken, aber der Verstand dem Betz nicht zustimmt, Katholiken nennen sowas „Geheimnis des Glaubens“). Wir stoßen hier auf Urgründe faschistoider Bewegungen, die Herrenmenschen brauchen, um zu funktionieren.
Funktioniert übrigens mit jeder x-beliebigen Ware, ich zeige Ihnen das mal – ganz umsonst!
Dreimal Klopfen auf Holz – uns Sie sind glücklich, Ihre Wünsche gehen in Erfüllung, der Bugatthi steht vor der Tür. Doch – wirklich, klopfen sie mal. Erfolg? Sagte ich doch! Misserfolg? Oh – jetzt wird es nicht mehr kostenlos. Falscher Rhytmus, falsches Holz, fehlender Glaube – die Lehre stimmt auf jeden Fall, das kann Ihr Verstand nur nicht erfassen – darum habe ich Ihnen ja diese geheime Botschaft auch umsonst mitgegeben … und wären Sie nicht so eine unfähige Klopfgurke: Sie wären schon längst steinreich. Und glücklich. Und unsterblich. Göttlich gar. Aber dafür … gibt es ja meine Klopfkurse. Da können sogar Sie richtig klopfen lernen … und ist das Klopfen nicht eine alte Tradition?
Verstanden?
Nochmal ein paar Sprüche aus dem Betziversum (siehe NDR, weiter unten):
„Der Normalmensch erschafft sich selbst ein Leben voller Leid, Schmerz, Krankheit und Mangel, weil ihm niemand gesagt hat, wie das Leben und wie er selbst ‚ticken‘. Das kannst du in diesem und in vielen anderen Büchern erfahren.“
Es ist nicht die Hochfinanz, die IS, der militärisch-industrielle Komplex, der Zinsterror oder was Sie bisher immer dachten – es sind allein SIE! Hochfinanz und Verbrecherbanden sind deshalb auch die Meinung, dass man auf Polizei und Steuerfahndung ganz verzichten kann.
Doch Betz verspricht noch viel mehr, ein neues tausendjähriges Reich für die Betzmenschen:
„In dieser unserer Generation geschieht etwas noch nie Dagewesenes. Menschen scheren scharenweise aus der Tradition des ‚Normalmenschen‘ aus und entscheiden sich für ein völlig anderes Leben.“
Er könnte auch die Flüchtlingsfrage weltweit ganz leicht lösen:
„Heute lebt die Mehrheit der Menschen in einer selbst erschaffenen Hölle, aber eine immer größer werdende Minderheit im Himmel auf Erden. Du hast jetzt die Wahl zwischen Hölle und Himmel, zwischen Angst und Freiheit.“
Von wegen auswandern! Oder Asyl suchen! Nur unsere Wünsche halten uns in Assads Folterkellern gefangen, andere Realitäten gibt es gar nicht. Der Himmel … liegt gleich nebenan, an Betzis Bücherstand.
„Für das ‚Opfer‘ sind die anderen die Ursache des eigenen Leidens. Das ist ein Irrtum. Wir selbst entscheiden uns jeden Tag aufs Neue unbewusst für das Leiden und den Schmerz. Bewusst tut das niemand, aber unbewusst tut es fast jeder.“
Eine gute Botschaft für die Millionen Hungernden dieser Welt: es gibt gar keine Täter! Der Bundesverband der Berufsverbrecher applaudiert stehend!
„Mitleid hat wie das Sich-Sorgen-Machen nichts mit Liebe zu tun. Der leidende Mensch erinnert uns nur an das, woran wir selbst im Innern noch leiden, an eine ungeheilte Wunde. […] Genau wie für die Raupe, das Küken oder das Baby muss es in unserem Leben in Phasen der Dunkelheit heißen: ‚Da muss ich jetzt allein durch.‘ Anstatt helfen zu wollen, wäre ein ermutigendes ‚Du schaffst das schon. Ich trau dir das zu‘ wirkliche Hilfe.“
Nun – schon Nietzsche meinte: Mitleid macht das Leid nur ansteckend – und doch starb er, als er aus Mitleid ein Pferd vor Schlägen schützen wollte. Wir würden heute auch nicht mehr den Begriff Mitleid verwenden, sondern den Begriff Mitgefühl – nach Schopenhauer der zentrale Sinn unseres Seins (Buddhisten und Christen stimmen ihm da zu, Betzisten nicht … denn ihre Verlockung ist nur das eigene Glück.)
Gut – ein kleiner Prediger am Rande des Universums – wen soll der schon stören?
Nun – der bildet inzwischen hunderte von Klonen aus, die Betzerei verkaufen – und immer mehr Menschen in eine irre Welt führen, die christliche Worte gebraucht, aber antichristliche Wege geht, die den Menschen die ganze Last allen Übels der Welt als persönliches Versagen auf die kleinen Schultern legen – und ihnen den Himmel auf Erden versprechen, wenn sie nur kritiklos folgen – und zahlen. Selbstmordattentäter sind da ganz ähnlich strukturiert – und werden ähnlich geführt. Es gibt Menschen, die haben sich hoch verschuldet, um Betzerei betreiben zu dürfen: bis zu 15000 Euro sind da aufzubringen.
Nicht schlimm?
Stellen Sie sich nur mal vor, diese Bewegung hält keiner auf: dann war es das mit Rente, Sozialstaat und Krankenhäusern, mit Schulen, Gesetzen und diesen Gedanken von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Und wie gesagt: der Bundesverband der Berufsverbrecher (und all seine Sympathisanten in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – kurz, die ganze Lumpenelite) findet diese Luschenesoterik ganz geil … und träumt von der Zeit, wenn endlich grenzenlose Anarchie ausgebrochen ist, jeder jeden fressen kann, weil es ja dessen Schicksal aufgrund dummer Gedanken ist, ja, weil es das Schicksal aller Normalmenschen ist, gefressen zu werden … und sie es auch verdient haben.
Natürlich im Namen von Licht und Liebe der himmlischen Erleuchteten.
Und jetzt – nach einem großen Bogen – können Sie sehen, wie der Kreis sich schließt … und wie die fünfte Kolonne wirkt. Und ihr Einfluss ist schon sehr groß … schauen Sie mal, welchen Wert in den letzten Jahren das Wort „Eigenverantwortung“ gewonnen hat … und welche Menschen im Namen diesen Wortes mit existenzvernichtenden Maßnahmen überzogen wurden. Kurz gefasst, verlangt man doch von allen deutschen Arbeitslosen (und ihren Geschwistern weltweit) dass sie die Folgen der Globalisierung ganz im Alleingang von ihrem Schrebergarten in Bottrop-Kirchhellen aus lösen – während die Herrscher der gigantischen Fonds, die den Umbau der Wirtschaft finanzieren, ganz unschuldig davon kommen.
Und darum ist dieser kleine Prediger wichtig – als Beispiel, wie die Errungenschaften des Zeitalters der Aufklärung radikal ausgelöscht werden … von Menschen, die behaupten, mit Engeln persönlich zu reden, die Menschheit selektieren und die Auserwählten in den Himmel auf Erden führen, wo sie fernab vom Normalmenschen ein Leben ohne Verstand, ohne Mitleid und Solidarität führen.
Freitag, 11.11.2016. Eifel. Wow – was für eine Zeit. Eine Zeit, in der unglaubliches einfach so passiert: die Wähler in den USA wagen einen Präsidenten zu wählen, der dem deutschen Establishment nicht gefällt. Sogar der Bundespräsident hat vor ihm gewarnt – aber die doofen Amis hören nicht auf ihn. „White Trash“ – so hat die Elite der deutschen Tastenhyänen die Wähler betitelt, die sich zum Richter über die US-Wahl berufen fühlen. Wissen Sie eigentlich, was das Wort „trash“ bedeutet? Übersetzt? Ganz einfach: Müll. Man kann das in Deutschland inzwischen wieder einfach so schreiben (siehe Welt), ohne dass es einen Sturm der Entrüstung gibt. Wollen wir mit dem Wort ein wenig spielen? Auf deutsch, damit Ihnen klar wird, wo wir da inzwischen geistig gelandet sind? Wie wäre es mit … weiblichen Müllmenschen? Muslimischem Menschenmüll? Jüdischen Müllmenschen? Suchen Sie sich etwas aus, was Ihnen am Besten gefällt. Wenn Sie akademisch tun wollen, können Sie auch über Humanmüll reden.
Und was macht man mit Müll? Nun – wir Deutschen wissen das: man trennt ihn. In Mülltrennung waren wir schon immer Weltmeister. Wir haben Menschen für den gelben Mülleimer, die noch verwertbar sind, Menschen für den grünen Mülleimer, die man noch kompostieren kann und Menschen für den grauen Müll, die einfach nur noch weg gehören: Hauptschüler, Arbeitslose, Kinder von Arbeitlosen, Behinderte und Alte (es sein denn, sie sind reich): die Liste jener, die auf den Müll müssen, um einer immer kleineren Zahl von Menschen einen immer größeren Luxus zu garantieren, ist lang. Das ist Deutschland 2016 – und diesem Land geht es gut, sagt die Kanzlerin. Viele Millionen jubeln ihr zu, wenn sie das sagt – andere müssen zu der Zeit für 1045 Netto im Monat 50 Stunden die Woche körperlich hart arbeiten – was man nicht ewig durchhält.
Ein fleißiger Informant hat mir nun ein Dokument zugesandt, dass ich das erste Mal gesehen habe: angeblich würde die Bildzeitung 642 Blogger auf 450-Euro-Basis bezahlen, um in Deutschland Meinung zu bilden. Das „Enthüllungsportal“ Mimikama hat dazu Stellung bezogen: nur haben sie dabei leider gar nichts enthüllt (siehe Mimikama.at). Es gibt Unregelmäßigkeiten in dem Brief, die seltsam erscheinen – Hamburger Telefonnummer auf Papier aus Berlin zum Beispiel – doch auf meinem Briefpapier findet man ähnliches. Post geht in Stadt A, Telefon führt nach Stadt B. Nennt man „Arbeitsteilung“. Natürlich gibt es viele Stimmen, die lauthals „Fake“ rufen – die gibt es immer und überall, weil das wunderbar dramatisch ist und man nichts beweisen muss, man stellt einfach eine Behauptung auf, wird Ankläger – kann nur keine Beweise liefern – man kann sich unglaublich gut dabei fühlen. Genau so gut kann dieses Dokument echt sein – geschrieben von einem unterbezahlten, überarbeiteten Praktikanten, der einfach nicht genau hingeschaut hat. Rechtschreibfehler? Krumme Formulierungen? Unklare Adressen? Finde ich in vielen offenen Artikeln deutscher Medien. Passiert auch einem Professor, wenn man ihn ordentlich unter Zeit- und Gelddruck setzt. Große Geister gehen über solche Kleinigkeiten hinweg und fragen sich erstmal: ist das denkbar? Gibt es Analogien in der beobachtbaren Welt dazu?
Nun – die gibt es, nur kräht kein Hahn danach. Wir wissen es seit fast zwei Jahren. Ich weise gelegentlich darauf hin, weil jetzt Aufmerksamkeit und Wachsamkeit verlangt werden, um die Täter zu indentifizieren, Täter, von denen man nur weiß, dass sie da sind und arbeiten (siehe Spiegel):
„Das britische Militär hat ein neues Schlachtfeld identifiziert: das Internet. Eine neue Brigade mit 1500 Soldaten soll auf Facebook und Twitter die „Herzen und Köpfe der Menschen gewinnen““
1500 „Blogger“. Ganz offiziell. Seit fast zwei Jahren Tag für Tag aktiv. Aber wo? Wofür gewinnen sie Herzen und Köpfe? Welche Ziele verfolgen sie? Kein Aufstand, weil das Militär geheim Meinungsmache zu unbestimmten Zwecken macht? Sind sie es vielleicht, die die neu aufkeimende Friedensbewegung in Deutschland als „rechts“ diffamiert haben? Die alles als „rechts“ diffamieren was gegen die rechte deutsche Bundeskanzlerin ist? Ja – nach althergebrachter Sitte müssen wir Angela Merkel als „rechts“ bezeichnen. Leider ist die große Opposition SPD nicht linker als sie, weshalb das leicht untergeht – aber wir haben eine rechte Bundeskanzlerin. Und eine rechte Regierung. Einfach mal die Armen, Alten, Kranken und Schwachen im Land fragen, die Exekutionsopfer sozialdemokratischer Selektionspolitik (siehe SWR):
„Eine aktuelle Studie von Forschern des IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung), das zur Bundesarbeitsagentur gehört, kommt jetzt zu einem brisanten Befund: Gerade wenig Gebildete werden besonders häufig sanktioniert. Ihnen fehle das Wissen, um sich gegen Sanktionen zu wehren. Durch die Fallmanager gebe es zudem „Negativzuschreibungen in den Akten“. Für den Arbeitsmarktforscher Prof. Stefan Sell von der FH Koblenz-Remagen sind die Befunde „niederschmetternd aus sozialpolitischer Sicht“. Die schwächsten Glieder in der Kette seien am meisten betroffen.“
Die Jagd auf den „White Trash“ läuft in Deutschland auf Hochtouren. Man drangsaliert sie, demütigt sie, bringt sie in Todesgefahr – nichts andere bedeutet der Begriff „Sanktion“. Wer dieser Todesgefahr nicht entkommt – durch Zufall, verbotene Hilfe von Verwandten und Freunden, Mundraub oder Plünderung von Schrebergärten – kann schnell zum Kollateralschaden sozialdemokratisch-christlicher Sozialpolitik werden.
„Sanktionen“ kennen wir, seit dem wir Kriege führen. Wir kennen sie seit Anbeginn der Zeiten, sie sind das effektivste, billigste und risikoärmste Vernichtungsmittel; jede noch so hochgerüstete Stadt, jede noch so befestigte Burg konnte ganz einfach zu Fall gebracht werden: einfach die Versorgungslinien abschneiden, dafür sorgen, dass die zu exekutierenden Personen unter das Existenzminimum fallen – der Hunger und die Kälte besorgen den Rest. So wurde auch die 6. Armee vor Stalingrad vernichtet. „Hunger“ als Waffe ist uns satten Deutschen kaum bekannt, aber machen Sie doch einfach mal ein Experiment, um ihn kennen zu lernen: hören Sie auf zu Essen. Ganz. Lernen Sie eine der grausigsten und schmerzvollsten Waffen kennen – neben dem Feuer und der Säure – die ein Maximum an Schmerzen erzeugt und aktuell in steigendem Ausmaß gegen deutsche Arbeitslose eingesetzt wird, die als „White Trash“ einfach keinen Platz mehr haben in der modernen Welt, wie sie sich die „aufgeklärten intellektuellen“ Weltneuordner vorstellen … und wie sie sie sich schon in den dreißiger Jahren in Deutschland vorgestellt haben. Scheinbar können wir Deutschen nichts anderes als in Mülltrennungen zu denken, sind Meister der Selektion – und nennen dies dann „Arbeit“.
Doch wir wollten ja über Donald Trump reden. „Den, der nicht genannt werden darf“.
Ich wurde gestern gefragt, was ich denn zu Trump sagen würde. Ich konnte nur sagen: nichts. Nicht das mir die Worte fehlen – mir fehlen schlichtweg ausgewogene, seriöse Informationen zu dem neuen Führer der Müllmenschen und des Menschenmülls. Ich kenne ihn ja schon länger – und mochte ihn früher nicht. Macht einen Konkurs nach dem anderen – aber steht wieder auf. Macht neue Milliarden – auf Kosten anderer Menschen. Aber ja: das geht in den USA. Wer in Deutschland Konkurs macht, wird von seinem sozialen, politischen und wirtschaftlichen Umfeld ausselektiert und zur Müllverwertung freigegeben – da haben wir uns vom Sozialdarwinismus, der Deutschland in seinen finsteren Jahren beutelte, noch nicht distanziert, so eine Jagd auf wehrlose Menschen macht dem Biedermeierspießer immer wieder Spaß – darum ja jetzt die Jagd auf „Rechte“, die gar nicht politisch rechts sind: die sind am hilflosesten, weil sie erstmal völlig irritiert in der Gegend herumstehen und sich nicht zu sortieren wissen: mit der Tatsache, dass jener, der für Frieden ist, als Nazi angesehen werden muss, muss man intellektuell ja auch erstmal klar kommen – da geht einiges durcheinander in lediglich humanistisch geprägten Köpfen.
Die USA sind da anders, es sind eher Macher als Hetzer: wer dort einen Konkurs macht, zählt noch voll als Mensch – und als wichtiger Berater: man hat was riskiert – und verloren. Aber nur eine Schlacht, nicht den Krieg (also: sein Leben) – und man hat auch was gewonnen: ganz viel wertvolle Erfahrungen, die den geschäftlichen Erfolg der nächsten Unternehmung sicherer macht. Das mag ich so an den Menschen dort: die sind pragmatische Realisten anstatt Biedermeierspießer, die sich am wohlsten als Fallmanager im Jobcenter fühlen, wo sie ohne Bildung, Verstand und Erfahrung gedeckt durch Staatsmacht Herrschaft ausüben können. Anstatt „Fallmanager“ geht aber auch „Edelfeder“ – womit jene „Journalisten“ gemeint sind, die vom großen Geld in Positionen geschoben werden, wo sie laut die Meinungen ihrer Finanzierer von sich geben dürfen.
Ein paar Beispiele?
Die Welt zum Beispiel, ein feineres Werk des Hetzblattverlages, macht uns mit den Wählern bekannt: weiß, männlich, bildungsschwach (siehe Welt). Als ob man sich erstmal untereinander über Sprachcodes verständigt hat, bläst die FAZ ins gleiche Horn: „weiße Amerikaner ohne Hochschulabschluss verschafften Trump einen Riesenvorsprung“ (siehe FAZ). Bleiben Sie mal ruhig sitzen und sinnen ein wenig nach: wer macht die harte Arbeit im Land? Im Stahlwerk, bei der Müllabfuhr, im Straßenbau – bei Wind und Wetter? Wer büßt schnell seine Gesundheit und sein Leben ein, stirbt viel früher? Ja – der Mann. Weltweit. „Vernichtung durch Arbeit“ ist ein Begriff aus einer anderen Kultur, doch funktioniert er hier auch – wird nur in dem Zusammenhang weniger erwähnt. Wie viele Kampagnen sind Ihnen eigentlich bekannt, die sich gegen den frühen Tod des hart arbeitenden Mannes aussprechen? Mir keine. Dabei – ist das nicht weniger ungerecht als andere Erscheinungen in unserer modernen Gesellschaft, deren Führer ebenfalls weiße Männer sind – aber welche mit Hochschulabschluss. Die blieben in ihrer Jugend weitgehen von Arbeit verschont, konnten endlose Studentenpartys feiern, während ihre Mitmenschen schon fest schliefen, weil der Tag im Straßenbau halt früh anfängt.
Der moderne Herrenmensch ist Akademiker … und er hat nichts dagegen, wenn seine biologische Konkurrenz ums „Weib“ sich zu Tode arbeitet: da bleibt mehr für ihn übrig, ihn, der mit dem Geld, dass andere erwirtschaften, auch gut Eindruck schinden kann. Ihn, der das Privileg hat, für fürstliches Honorar seine eigene Meinung von seinen Geldgebern millionenfach ins Volk ergießen zu dürfen, während die Straßenbauer, die gerade vor meinem Fenster enorm wichtige Arbeit für unser ganzes Dorf leisten, dort die Blüte ihres Lebens verheizen.
Muss ich fragen, woher dieser Hass auf Männer kommt? Auf Weiße? Auf „Bildungssschwache“ … die man auch die Unformatierten nennen könnte, die freien Menschen, die sich fürs freie Leben anstatt für die geistige Knechtschaft entschieden haben und ihren Lebensunterhalt lieber mit ehrlicher Arbeit verdienen, die allen nutzt, anstatt mit verlogenen Phrasen, die alle verwirren? Nun – wir wissen es .. wir brauchen nur ein Geschichtsbuch aufzuschlagen. Gelbe Männer sind da aber nicht besser – ich denke nur an Mongolenhorden oder die ausgefeilten, brutalen Folterkünste der alten Chinesen. Schwarze und rote Menschen neigen ebenfalls in Stammeskriegen zu ausufernder Bestialität – bequemerweise schickt man aber die Männer in den Krieg, was das Angebot an Frauen pro Mann im Dorf deutlich erhöht.
Sie sehen: das Geschäft läuft schon seit tausenden von Jahren so – jedenfalls unter den Finsterdenkern dieser Welt.
Was ist das eigentlich: ungebildet?
Als studierter Philosoph und Religionswissenschaftler schaue ich da sehr skeptisch in die Welt. Ich kann – weil es sich hier um einen geistigen Begriff handelt – nur schwerlich einen Menschen als „gebildeter“ gegenüber unseren Straßenbauern halten, nur weil er Englisch und Sport studiert hat, erst Recht wird es haarig, wenn er lediglich Abschlüsse in „Naturwissenschaften“ (inklusive Medizin) hat: ich sehe keinen Unterschied in der geistlosen Disziplin des Straßenbaus oder der geistlosen Kunstwelt der Mathematik, die nichts anderes macht als Welt in Zahlen zu verwandeln. Sicher: das ist ein lustiges Spiel für Menschen, die mit ihrer Zeit nichts anzufangen wissen – doch wieso ist das „gebildet“? Ich kenne Ärzte, Ingenieure, Physiker, mit denen man hervorragende Gespräche führen kann – aber nicht, weil sie etwas aus dem Studium mitgebracht haben, sondern weil ein philosophischer Geist in ihnen wohnt. Den erkenne ich aber auch in Metzgern, Schneidern, Maurern und Hausfrauen, sogar bei Obdachlosen ist er anzutreffen – und bei Arbeitslosen sowieso: ihr Zeitreichtum ist ein Segen für ihren Geist, der sich endlich jenseits aller „Bildung“ (sprich: Formung bzw. Formatierung) frei entfalten darf – mit überraschenden Ergebnissen, die realer sind als alle Prognosen aller „Wirtschaftsweisen“ der letzten fünfzig Jahre zusammen. Und die Philosophie wird ja nicht umsonst als „Königin der Wissenschaften“ bezeichnet, aus der alle anderen als Kinder entsprungen sind, die jedoch als einzige in der Lage ist, die Kinder beisammen zu halten – damit nicht der Biologe meint, er sei unendlich viel besser als der Historiker.
Nun – die Leistungsfähigkeit der „Experten“ (so nennen wir ja diejenigen, die sich anmaßen, so unendlich viel besser zu wissen als der Mann von der Straße) hat sich jetzt wieder einmal gezeigt: niemand hatte Trump ernst genommen noch seinen Sieg vorausgesehen (siehe Welt) – was unter normalen Umständen Grund genug wäre, diesen „Experten“ nützlicheren Arbeitsgebieten zuzuweisen – Gartenbau, Wasserwirtschaft, Straßenbau, Entwicklungshilfe vor Ort könnten da pädagogisch sehr nützlich sein, nur haben wir ja keine normalen Umstände. Wir haben ein klar definiertes „oben“ und ein klar definiertes „unten“ – obwohl in unserem Land „die Würde des Menschen unantastbar“ sein soll – und wir einem Gleichheitsgrundsatz verpflichtet sind, der den Herschaftsansprüchen der Edelfedern deutlich im Wege steht.
Darf ich da mal ein paar vorstellen? Sebastian Gierke, geb. 1978, studierte Theaterwissenschaften, Politik und Journalistik, ließ sich formatieren durch die deutsche Journalistenschule – und hat starke Worte (siehe Süddeutsche):
„Das war kein Wahlkampf. Das war eine nationale Krise. Und an ihrem nur vorläufigen Ende steht die größte anzunehmende Katastrophe: Donald Trump ist US-Präsident.“
Für mich wären die größten anzunehmenden Katastrophen Tsunamis, kaputte AKW´s, Kriege, Meteoreinschläge oder Vulkanausbrüche, Seuchen gehen auch – aber Trump? Nun – wenn man die Welt nur als Theater versteht, als große Aufführung, der man selbst nur als Zuschauer beiwohnt, fernab allen Leidens dieser Welt … ja, dann können sich die Kategorien schon mal merkwürdig verschieben.
Oder nehmen wir Christoph Freiherr Marschall von Bieberstein (ja, der heißt wirklich so), der als Christoph Marschall für den Tagesspiegel schreibt … und zwar über die „Rache der weißen Männer“ (siehe Tagesspiegel):
Ein Gott urteilt über Nationen! Hält Gericht über jene, die nicht formatiert sind. Fürchtet Trumps Giftgasangriffe auf Boston – um mal seine Bilder ernst zu nehmen. Wofür hält der sich eigentlich? Ach ja … der Name …
Lauschen wir Klaus-Dieter Frankenberger von der FAZ (siehe FAZ):
Es ist so gekommen, weil der „Aufstand des Populismus“ mächtiger war als alle Warnungen vor Trumps Unberechenbarkeit; weil die weißen Arbeiter von der globalisierungskritischen, den internationalen Handel geißelnden Botschaft des Demagogen in republikanischen Kleidern angezogen wurden.
Ja – die Arbeiter. Was erlauben die sich eigentlich? Warum dürfen die überhaupt noch wählen? Nun – diese Frage drängt sich natürlich bei all jenen auf, die gerade versuchen, den weißen Menschenmüll nieder zu schreiben, weil der so ungehorsam ist. Wie kann man auch die Globalisierung kritisieren – die Unmengen an Werbegelder in die Kassen der etablierten Medien spült und diese so … gekonnt formatiert und ernährt. Wie kann man nur den internationalen Handel geißeln … der Afrika in ewiger Armut verharren und in Asien Kinder für unsere Renditen schuften läßt … was gute Gewinne verspricht aber in der Nation Deutschland aufgrund fortschrittlicher Gesetze unmöglich wäre: darum brauchen wir ja Globalisierung, um demokratischen Gesetzen und demokratischen Gewerkschaften zu entkommen.
Wir brauchen zur Kompletierung des Meinungsbildes auch noch den Spiegel-Autor Wolfgang Nelles (formatiert in der Axel-Springer-Journalistenschule), der den „Sieg des Zerstörers“ für eine „Katastrophe für die Welt“ hält (siehe Spiegel). Ich sage ja: die schreiben voneinander ab. Was keiner erwähnen möchte: Trump spendete jahrelang für Hillary Clinton (siehe politico.com) – und nach dem „exzellenten“ Empfang durch Obama (siehe Spiegel) werden sich wohl auch die wieder annähern … und die deutschen Edelfedern stehen ganz im Regen da, weil niemand ihren Führungsansprüchen, ihrem Herrenmenschendenken, ihrer eingebildeten Dominanz über den „White Trash“ folgen will.
Meine Meinung zu Trump? Bilde ich mir, wenn der als Präsident wieder geht. Zu Obama sollte die ja gut sein, diese Meinung: diese Lichtgestalt brachte uns Drohnenmorde, einen neuen kalten Krieg und geheime Handelsabkommen mit den Mächtigen der EU … und die Fortführung von Guantanamo.
Und Trumps böse Sprüche? Lassen mich kalt. Ich weiß halt, was „Wahlkampf“ ist.
Was mich nicht kalt läßt: der klar erkennbare Feldzug deutscher Herrenmenschen gegen jene, denen nicht der goldene Löffel im Hintern steckt, ein Feldzug, der sich auf breiter Front offenbart hat. Und was mich freut: die Offenlegung ihres Totalversagens, hier wie in den USA. Die Süddeutsche findet dazu klare Worte (siehe Süddeutsche):
„Der Wahlsieg Donald Trumps ist der Triumph eines vermeintlichen Außenseiters über das politische Establishment. Er ist aber auch der Triumph einer journalistisch fragwürdigen Informationsquelle vom rechten Rand über den medialen Mainstream eines Landes.“
Gemeint sind die „Breitbart News„, die den Wahlsieg Trumps – allen Widerständen zum Trotz – korrekt vorhergesagt hatten … und deshalb natürlich nur eine „journalistisch fragwürdige Informationsquelle“ sein können, die natürlich – wie könnte es anders sein – vom rechten Rand kommt.
Aber die, die mit ihren Einschätzungen voll daneben lagen, den politischen Gegner dämonisierten, ungehemmt „Hatespeech“ gegen weniger etablierte Mitbürger vom Stapel ließen … die sind natürlich nicht fragwürdig.
Dafür sind sie … überflüssig bis gemeingefährlich. Ich hätte halt lieber Journalisten, die Informationen liefern – anstatt total versagende Demagogen, die die die Welt formen möchten. Letzteres … überlasse ich wirklich lieber den Arbeitern.
Montag, 22.8.2016, Eifel. Zurück nach einem familiär bedingten Notfallurlaub (der mit viel Arbeit verbunden war) komme ich heute mit einer ziemlich schlechten Botschaft: der häßliche Deutsche ist zurück. Nun – – diese Erkenntnis ist ja nicht neu. Erst im Juni informierte die Tagesschau (siehe Tagesschau) darüber, dass er wieder im Lande ist – und zwar überall, nicht nur im Osten. Hier wähnt man ihn jedoch als rassistischen, hasserfüllten Untermenschen, der vor allem seltsame Meinungen über Sinti und Roma hat (58,5 %: die klauen), der nicht noch mehr Islam im Lande will (41,4%) oder sich nicht über Küsse von Homosexuellen freut (40,1 Prozent finden das ekelhaft). Der interviewte Soziologe will nicht von einer neuen Welle der Fremdenfeindlichkeit sprechen, hat aber klare Vorstellungen davon, was zu geschehen hat:
„Mit Prognosen bin ich vorsichtig. Allerdings müssen wir Mittel finden, der Polarisierung und Radikalisierung der Gesellschaft entgegenzuwirken – sonst könnten solche Einstellungen weiter Auftrieb erhalten. Dazu sollten wir auf politische Bildungsarbeit setzen, um den Menschen klarzumachen: Was sind demokratische Werte, und warum lohnt es sich, diese auch durchzusetzen?
Und bei möglichen Gewalttätern müssen wir auch die Empathie fördern und ihnen klarmachen, was es bedeutet, anderen Menschen bestimmte Rechte abzusprechen.Was weniger erwähnt wird: die Sozialwissenschaften sind schon längst viel weiter, arbeiten sich an den Kern der Hasstiraden immer näher heran – nur findet das in den Medien keine sonderliche Verbreitung. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat dies schon 2012 formuliert, ohne dass sich daraus eine neue Kampagne der Demokratieverteidigung ergeben hätte (siehe BpB):
Menschenfeindlichkeit markiert und legitimiert die Ungleichwertigkeit von Individuen und Gruppen, sodass deren Diskriminierung wahrscheinlicher wird. Der Begriff Menschenfeindlichkeit bezieht sich auf das Verhältnis zwischen Gruppen und meint kein interindividuelles Feindschaftsverhältnis. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit umfasst Stereotype, Vorurteile und Diskriminierungen gegen Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu schwachen Gruppen in unserer Gesellschaft, kurz: die Abwertung von Gruppen.
Es ist schön zu hören, dass man bei möglichen Gewalttätern Empathie fördern will und ihnen klar machen möchte, was es bedeutet, anderen Menschen bestimmte Rechte abzusprechen, weniger schön ist, dass man das Augenmerkt gezielt auf schützenswerte Minderheiten lenkt, die zahlenmäßig eher gering sind, während man über riesige ausgestoßene Gruppen gar nicht mehr redet, obwohl ihnen de facto Grundrechte abgesprochen, Versicherungsleistungen vorenthalten und Versorgungsleistungen nur widerwillig gewährt werden: ich rede da von Arbeitslosen, die durch „rot-grüne“ Reformen in einen vogelfreien Status versetzt wurden, ein Reiseverbot erhalten, Hausdurchsuchungen erdulden müssen, als „Parasiten“ und „Sozialschmarotzer“ beschimpft werden, denen man das Essen streichen sollte (wer da an Gaskammern denkt, denkt in die richtige Richtung – da wird es wieder enden, wenn man den Kurs nicht ändert).
Mit einem Schlag wurde 2005 „der Untermensch“ geschaffen, beheimatet in einer mit staatlicher Gewalt (und viel Begleitmusik durch Wissenschaft und Medien) geschaffenen neuen Kaste namens „Prekariat“, in die man – ebenfalls mit staatlicher Gewalt – auch Millionen Kinder steckte, die ebenfalls zu wenig taten, um ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Die diesen Menschen zustehenden Versicherungsleistungen („Arbeitslosengeld“ – für das viele jahrzehntelang eingezahlt hatten) wurden schlichtweg gestrichen bzw. enteignet, ebenso wurde das mühsam vom Munde abgesparte Vermögen inklusive Ausbildungssparverträge für die Kinder enteignet. Millionen Deutsche leben seitdem unter einer fürchterlichen Angst – der Angst um die willkürliche Vernichtung der eigenen Existenz, die jederzeit aufgrund von Formfehlern oder schlecht gelaunten Sachbearbeitern durchgeführt werden kann – in dem das Amt zum Beispiel einfach mal nicht die Miete überweist. Oder das Geld für´s Essen.
Vielleicht sollte man hierzu einmal auf die Besitzverhältnisse in Deutschland eingehen, um zu verdeutlichen, welchen Stellenwert dieses staatliche Geld für Menschen hat. Wohnen, Essen und Trinken gibt es von der Natur umsonst, seit Millionen von Jahren, in Hülle und Fülle. Was man dazu braucht, um diese Fülle leben zu können ist: freier Zugang zum Land, damit man als Jäger und Sammler außerhalb staatlicher Fürsorge für seinen Unterhalt sorgen kann. Doch wie sieht es aus in Deutschland (siehe Stern):
Hiernach sind zwei Drittel der Fläche der alten Bundesländer in privater Hand: Land- und Forstwirte besitzen 34 Prozent, Privatpersonen 22 Prozent, Gemeinschaftseigentümer 5,5 Prozent, Kleinunternehmer wie Handwerksmeister und Kaufleute 3 Prozent. Ein weiteres knappes Drittel gehört Bund, Ländern und Gemeinden, 4 Prozent besitzen die Kirchen, den Rest teilen sich Wohnungsgesellschaften, Banken und andere Unternehmen.
Ja – unsere Demokratie hat keinerlei materielle Grundlage mehr. 66 Prozent des Landes sind privatisiert, der Rest wird zubetoniert – im Auftrag und mit Hilfe des Staates. Der Fakt, dass man den Bürgern das Land genommen hat, ist die Wurzel vieler Übel, die nicht nur Arbeitslose betreffen: jeder „Minderleister“ im Land ist gezwungen, sich – ohne Rücksicht auf seine im Prinzip unantastbare Würde – unter erbärmlichsten Umständen zu vermarkten (bzw. für den Arbeitsmarkt zu optimieren), Körpergeruch, Länge der Fingernägel, Länge des Haarschnittes, Kleidung – all´ dies wird reglementiert und sanktioniert, als wären wir auf einem orientalischen Sklavenmarkt. Hier müßte auch linke Politik ansetzen – und per Gesetz die Maximalgröße an privatem Grundbesitz auf 5 Prozent der Gesamtfläche reduzieren – oder auf Null Prozent. Wer mehr für sich in Anspruch nimmt, muss kräftig zahlen: aber nicht an den Staat (der als solcher nicht der eigentliche Eigentümer ist) sondern an den Bürger (der somit erste Schritte zu einem bedingungslosem Grundeinkommen macht – in Form von Entschädigungszahlungen für Landraub). Doch solche Ansätze linker Politik sucht man in diesem Land vergebens – ebenso wie die Empathie für die von der Wirtschaft ausgestoßenen „Minderleister“.
Ach ja – die „Minderleister“: unsere Parasiten. Letztendlich führt der aktuelle Umgang mit Ihnen zu einer ganz besonders speziellen Fragestellung – nämlich der Frage, wie lange wir die noch durchfüttern wollen. Immerhin handelt es sich um „tote Kosten“ – und wir in Deutschland haben da eine gewisse Erfahrung, wie man mit diesen Kosten umgeht (siehe Götz Aly, Vordenker der Vernichtung, 5. Auflage 2004, Fischer Verlag, Seite 56 – 57):
„Die andere Möglichkeit, den Bedarf der Zivilbevölkerung einzuschränken, führte Donner nicht weiter aus – auch wenn er sie implizit nahelegt: Also die Möglichkeit, Dienstleistungen und Güter so zu verteilen, daß einerseits die Leistungsfähigkeit der arbeitenden Bevölkerung erhalten bleibt, andererseits aber die „nutzlosen Esser“ einen besonders hohen – für sie bald tödlichen – Beitrag zu den Kriegskosten zu leisten hatten.
Entsprechende Argumente spielten auch bei der Vernichtung der Geisteskranken und sogenannten Asozialen eine Rolle. Der zigtausendfache Mord wurde umgerechnet in eingesparte Nahrungsmittel, freigewordene Krankenhausbetten und Anstaltsplätze. Die Ermordung von 70000 Geisteskranken bis zum August 1941 ergab für einen eigens mit dieser Rechnung beschäftigten Statistiker eine ausschließlich positive Bilanz. Hochgerechnet auf zehn Jahre hatte der Staat fast eine Milliarde Mark sogenannter „toter Kosten“ eingespart und für andere Zwecke, nämlich die des Krieges, freigemacht.“
Ja- die Massenvernichtung von „unwertem Leben“ hatte einen klaren, wirtschaftlichen Hintergrund. Kaum erstaunlich, dass die rot-grüne Regierung, die diese Sichtweise wieder in die Politik einbrachte, auch für den ersten Kriegseinsatz deutscher Bomber (mal wieder Jugoslawien, wie schon 1941) verantwortlich ist: der Geist des Faschismus bricht sich wieder Bahn, mit tödlicher Gewalt für Mindervölker – wie z.B. die Slawen, deren stärkste Nation – die „Russen“ – aktuell wieder im Düsterfokus der Medien stehen, mit dem designierten Antichristen Putin an der Spitze.
Bleiben wir bei dem Herrn Otto Donner, Mitarbeiter in Hermann Görings „Vierjahresplan“ – dem kleinen Gremium von Experten, welches Deutschland innerhalb von vier Jahren kriegsfähig machen sollte (und gemacht hat) und einen Großteil der Verantwortung für die NS-Vernichtungspolitik zum Beispiel gegen slawischer Kriegsgefangene und slawische Völker trug – oder für den Holocaust an den bis dahin komplett ausgeplünderten Mitmenschen jüdischer Religionszugehörigkeit. Otto Donner erhielt 1947 die US-Staatsbürgerschaft und eine Professur in Washington, 1968 erhielt er das Große Verdienstkreuz mit Stern, wirkte mit beim IWF und der Weltbank. Dort konnte er seine wissenschaftliche Erkenntnis weiterverbreiten, eine Gleichung, die besondere Aufmerksamkeit verdient (siehe Aly, a.a.O., Seite 55):
„Das Maximum dessen, was der Staat aus dem Arbeitsertrag des Volkes für sich in Anspruch nehmen kann, ist offenbar gleich der Differenz zwischen dem Gesamtbetrag der volkswirtschaftlichen Arbeit und dem Existenzbedarf der Zivilbevölkerung“.
Es ging natürlich um den Krieg und die Frage der „Notwendigkeit einer rigorosen Einschränkung des Bedarfes der Zivilbevölkerung“ (Aly, a.a.O., Seite 56), also um die Frage, wie man mehr und mehr Geld und billige Arbeitsleistung aus der Zivilbevölkerung herauspressen kann, um es dem Staat als Beute zur Verfügung zu stellen. Dass „Staat“ in diesem Moment „Raubstaat“ wurde und der Grundkonzeption des Staatsgedankens komplett widersprach, ging unter. Immerhin war Krieg. Doch die Lehre – und Donner – überdauerte den Krieg, wurde weiter verbreitet, denn viele Staatsdiener sahen da für sich schon einen ganz besonderen Vorteil: je mehr man aus dem Volk herauspresst, umso mehr war für einen selbst übrig.
Ungeheuerlich, oder? Der Staat als organisierte Räuberei – mit sieben Millionen Knechten, denen es ziemlich gut geht, vergleicht man ihre Versorgung mit der des „Niedriglohnsektors“, auf dessen Schaffung Kanzler Schröder so stolz war. Ich habe mir deshalb mal erlaubt, die Entwicklung der Diäten seit 2005 zu beobachten – also jener Bezüge, die sich der deutsche Bundestag ohne Kontrolle selbst zubilligt, während er die Regelsätze für Kinder von Ausgestoßenen (ja, denken Sie etwa, die haben ihre Arbeitsplätze selbst wegrationalisiert? Dafür gibt es eine ganze Branche von Experten, die das erledigt hatten, der Staat selbst war ganz vorne mit dabei) so gering hält, dass sie sich als Tagesmahlzeit gerade mal zwei Kugeln Eis erlauben dürfen. 2005 lagen die Diäten bei 7009 Euro – was in meinen Augen für eine leichte, sitzende Tätigkeit im Büro schon ziemlich viel ist. Heute liegen sie bei 9372 Euro (mit Aufwandspauschale: 10598 Euro auf 13 677 Euro – Quelle: Flegel-g). Das macht eine Steigerung von 33 Prozent. Die Staatsverschuldung stieg im gleichen Zeitraum 1,4 Billionen Euro auf 2 Billionen Euro – trotz massivem Sozialabbau. Für Misswirtschaft und Demokratieabbau gab es also richtig fette Prämien – und damit stoßen wir zum Kern des häßlichen Deutschen vor, der weniger daran liegt, dass er nicht durchgehend homosexuell geprägt ist, sondern eine Kultur der Asozialität lebt, die wieder zurückkehrt.
Wissen Sie, wie der polnische Bürger („Kaum gestohlen, schon in Polen“ – hört man auch schon mal in ZDF-Sendungen, ein Rassismus, den wir immer noch gerne haben, weil er … Slawen betrifft) mit Not umging? Bevor der kalte deutscher Herrenmensch ihm „Effizienz“ beibrachte (zu der immer der Massenmord an Minderleistern und die Enteignung von Schwachen gehört)? Ein amerikanischer Regierungsberater klärt darüber auf (siehe Aly, a.a.O., Seite 76):
„Ein entscheidendes Hindernis für die Produktivitätssteigerung der Landwirtschaft lag nach Ansicht Buells und anderer Wirtschaftsstrategen darin, dass die Bauern ihre Überschüsse, soweit sie überhaupt welche erwirtschafteten, nicht produktiv in den Betrieb investierten. Stattdessen konsumierten sie, wie Buell beklagte, in „guten Zeiten“ mehr, sie bewirteten Gäste oder verschenkten, was sie erübrigen konnten, an arme Leute“
Sie verschenkten Überschüsse an arme Leute – wie grauenvoll. Interessant, dass sich die US-Regierung schon so früh Gedanken über die Wirtschaft anderer Länder gemacht hat. Ob man sich im Anschluss daran gefreut hat, dass der deutsche Geist diese Misswirtschaft beiseite gefegt hat und durchsetzte, dass jeder nur noch an sich selber zu denken hatte und „tote Kosten“ durch Massenmord beseitigt werden konnten?
Ja – der deutsche Geist. Er ersinnt aktuell ja wieder Maßnahmen gegen „unwertes Leben“, sucht – mal wieder – jeden Cent aus den Ausgestoßenen zu pressen, um die Luxusversorgung von Staatsdienern und Blockwarten gewährleisten zu können – und natürlich die fortlaufende Steigerung der Diäten des Deutschen Bundestages. Was wollte noch Andrea Nahles? Kürzungen bei der bestehenden Unterversorgung der Alleinerziehenden, wenn die Kleinen mal beim anderen Elternteil sind – wer solche Ideen verfolgt, wäre in Görings Gruppe „Vierjahresplan“ gut aufgehoben gewesen. Oder aktuell, wo man bei den Enteigneten und Entrechteten wieder nach Centbeträgen sucht und schaut, ob man die Versorgung von Arbeitslosen nicht irgendwie verwandten Rentnern aufdrücken kann (siehe FAZ). Die „nutzlosen Esser“ sollen wieder den größten Beitrag leisten – für die Fettsucht einer „Elite“, deren größte Leistung einfach nur Raub ist … das entnehme ich jedenfalls dem Handelsblatt, das sich schon 2009 zur immer weiter auseinanderklaffenden Einkommensschere äußerte (siehe Handelsblatt):
„Die meisten Soziologen erklären die Öffnung der Schere lieber mit der „Schließungstheorie“: Demnach gelingt es den finanziellen Eliten durch institutionelle Veränderungen, Klassenkonflikte und Diskriminierungsmechanismen sich selbst deutlich steigende Einkommen zu sichern und andere von den volkswirtschaftlichen Wohlstandsgewinnen auszuschließen.“
Eine Entwicklung, die sogar die zentrale Ursache für wachsenden Terrorismus sein soll (das darf man nur in den USA diskutieren, siehe Washington Post), während Deutschland lieber auf die Bekämpfung des „nutzlosen Essers“ setzt (und dem dabei nicht unwichtigen Einsatz der Bundeswehr im Inneren) und dabei wichtige Erkenntnisse der NS-Planer berücksichtigt, die Götz Aly unter anderem am Beispiel des Schauspielers Wolf Goette aufzeigt (Götz Aly, Hitlers Volksstaat, Fischer Verlag, 2. Auflage 2011, Seite 356):„Doch wie immer der Schauspieler Goette zu einzelnen politischen Aktionen stand, in jedem Fall schätzte er die beruflichen und konsumtiven Möglichkeiten, die ihm die deutsche Gewaltherrschaft in der „Schlaraffenstadt“ Prag verschaffte. Er war mit dem kleinen individuellen Vorteil beschäftigt und damit politisch neutralisiert“.
Eine Einstellung, die sich 2016 nahtlos auf den deutschen Durchschnittsbürger übertragen läßt.
„Die Tatsache, dass die Konsumenten hier Dinge zu einem sehr niedrigen Preis kaufen können, liegt daran, dass woanders Menschen auf Plantagen oder in Fabriken zu Hungerlöhnen arbeiten“ (siehe Deutsche Welle).
Die Tatsache, dass man wertvolle Dinge zu einem sehr niedrigen Preis kaufen konnte (zum Beispiel aktuell die Immobilien der Arbeislosen), hielt auch die Entrüstung beim Verkauf enteigneter jüdischer Wertgegenstände in Grenzen, ungeachtet der Tatsache, dass gerade jene Enteignung aus jüdischen Mitbürgern „nutzlose Esser“ machte – ein häßliches Verhalten, das man auch in der DDR beobachten konnte (siehe Uwe Johnson, bei Aly, Volksstaat, a.a.O., Seite 379):
„Nun musste ich noch mit ansehen, wie in Gneez die Möbel von Elise Bocks Schlafzimmer versteigert wurden. Sie waren Volkseigentum, seit Elise umgezogen war nach Westberlin. Da drängten Leute einander in einem schmalen, schmutzigen Hof vor den offenen Flügeln von Elises Fenstern. Darin trat auf ein Mann in abgewetztem Anzug, am Revers das Abzeichen der Einheitspartei, und hielt der Versammlung Bilder hin, einen Sessel, Lampen. Die Bieter, Alfred Fretwurst voran, johlten ihre humoristischen Anmerkungen, als seien sie jugendlich, oder angetrunken.“
Der häßliche Deutsche. Läßt auch gerne Flüchtlinge für 80 Cent die Stunde arbeiten (siehe swr) und nimmt es gelassen hin, dass die Lebenserwartung von Geringverdiendern des Prekariats beständig sinkt (siehe Süddeutsche). Doch darüber regt sich keiner auf. Aber wagen Sie mal, darauf hinzuweisen, wie diese „Politik“ positiv sanktioniert wird (durch ein Spitzenrating jener privaten US-Ratingagenturen, die die Versorgung der Staaten kontrollieren): sofort sind moderne Gesinnungswächter auf dem Plan, die – ganz in alter DDR-Tradition – Ihnen einen Platz am äußersten rechten Rand zuweisen. 1968 – als Uwe Johnson die Beobachtungen in der DDR machte, wären Sie noch „Kommunist“ gewesen (in der DDR schon damals „Nazi“), 1938, als die Grundlagen jenes deformierten Verständnisses von Staatswesen erarbeitet wurden, „Judenfreund“.
Die Aufkleber, die der häßliche Deutsche verteilt, ändern sich. Seine Gesinnung jedoch – bedarf wohl einer gründlichen politischen Bildung zum Thema: „Was sind demokratische Werte und warum lohnt es sich, diese auch durchzusetzen“ – womit der Soziologe … ohne dass es groß bemerkt wird … vor der Realität kapituliert, in dem er von „Lohn“ spricht, also vom individuellen Vorteil, den der häßliche Deutsche braucht – während der Pole einfach Überschüsse verschenkt.
Wie wir im superreichen Bundestag jedoch Empathie für Arme und Schwache erzeugen wollen – da habe ich keine Idee zu.
Welcher Geist im Bundestag herrscht, wurde aktuell anhand eines kleinen Beispiels wieder deutlich – ein noch nicht völlig konformer Abgeordneter tanzte aus der Reihe (siehe Spiegel):
Wenn es ums Auto geht, kann es auch unter Volksvertretern ruppig zugehen. Das musste der Grünen-Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek im Juli lernen. Gemäß den grünen Grundsätzen hatte er zuvor gefordert, man solle den Chauffeurdienst des Bundestags abschaffen, die Politiker könnten doch auch mit dem Fahrrad oder bei schlechtem Wetter mit dem Taxi zum Reichstag oder anderen Terminen fahren.
Umweltschonende und sparsame Politik gleich: „Spaß“. So denkt der deutsche Bundestag. Da werden wir mit der politischen Bildung anfangen müssen – zum Beispiel mit der Erläuterung, warum Abgeordnete niemals „in die Mangel genommen“ werden dürfen – und warum man jeden, der dies tut, sofort verhaften sollte, weil er die Grundkonstanten demokratischer Willensbildung noch nicht mal im Ansatz begriffen hat.
Aber wir denken, die Gefahr droht von jenen, die keine gute Meinunge von Roma und Sinti haben (schlechte Meinung über Polen jedoch: das geht).
Mittwoch, 22.6.2016. Eifel. Ja, wir haben merkwürdige Phänomene in unserer Zeit zu beobachten. Jedenfalls – sagen das die Medien. Oder – sagen wir mal so: sie tasten sich vorsichtig heran wie Margarete Stokowski (siehe Spiegel): sie hat eine ganze Reihe von Fragen, die sie wohl nicht wirklich beantwortet haben möchte. Nun – es gibt trotzdem Menschen, die das tun – in den Leserkommentaren. Es geht bei Frau Stokowski um Kritik, Hetze und Hass – und sie möchte die Leser mit ihren Fragen wohl irgendwo hinführen, wie ich den Kommentaren entnehme, gab es auch welche, die standen nach der Fragendusche völlig verwirrt im Wörterwald herum, hilflos und verlassen.
Es ist nur eine kleine Anekdote über einen kleinen Artikel, und doch stört daran etwas – eine unterschwellige Botschaft, die im Titel steckt: „Kritik“ wird automatisch gleich gesetzt mit Hetze und Hass. Ja – da sind wir im Jahre 2016 angekommen: wer die rechte Bundeskanzlerin aus der rechten CDU kritisiert, ist ein hetzender, hassender rechter Nazi. „Links“ gibt es in dieser Republik nicht mehr, für „Links“ schämt man sich im Lande des perfektionierten Turbokapitalismus – und was an offiziell „linker“ Kultur geduldet wird, sind Frauen wie Jutta Ditfurth, die mit ihrer hasserfüllten Rhetorik an die schlimmsten Eiferer des Dritten Reiches erinnern, Hand in Hand mit der Amadeu-Antonio-Stiftung, die ebenso kräftig an der „Nazifizierung“ elementarer kapitalismuskritischer Themen arbeitet oder eine (angebliche) „Antifa“, die mit Methoden aus dem Baukasten der SA und SS weit jenseits des jahrhundertealten linken, pazifistischen und dialogorientierten Selbstverständnisses für eine Kultur der Angst und des Schreckens im Land sorgen (und so nebenbei für den Ruf nach noch mehr „Sicherheit“ verantwortlich sind).
Es ist eine interessante kleine Welt, in der diese „Restlinken“ leben: sie besteht nur noch aus dem, was früher mal das „Establishment“ genannt wurde und Nazis in allen Farbschattierungen, vor denen sie das Establishment mit aller zur Verfügung stehenden Kraft schützen wollen, um dem Jobcenter zu entkommen – oder noch mehr Bücher verkaufen zu können. Aber – huch: ich äußere ja gerade Kritik – am herrschenden System. Das wird mir wieder den Titel „Nazi“ einbringen.
Dieses System hat natürlich mehr Angst vor „Rechten“ als vor „Linken“. Linke sind von Natur aus sehr friedliche, soziale, humanistisch gesinnte Gesellen, die nichts am Hut haben mit planmäßigen, militärisch geführten Feldzügen gegen staatliche oder gesellschaftliche Institutionen, Linke diskutieren gerne, bilden Konsens, suchen nach friedlichen Alternativen – Rechte schlagen gerne zu … gehen deshalb mit großer Begeisterung zur Bundeswehr. Oft: weil sie gar nichts anderes können, nie weitere Formen der Kommunikation gelernt haben noch zur Einsicht fähig sind, warum diese für alle einen Gewinn bilden. Was Rechte damit auch tun: sie greifen die Säule des Staatswesens an: das staatliche Gewaltmonopol – was letztlich dazu führen kann, dass das Personal der Plutonomie (der internationalen Wirtschaftsform der Superreichen, wir berichteten) nicht pünklich zur Arbeit kommt. Rechte meinen es Ernst mit ihrem Hass, ja: mir dünkt sogar, dass Hass ihre elementare Triebkraft ist, die – so mein Eindruck – oft aus mangelnder oder übertriebener Selbstliebe kommt. Es ist gerade ihr Hass, der Angst macht: Hass will schaden – schnell ist das geliebte Eigenheim des Herrn Direktors angezündet, der hoch geschätzte SUV zu Sondermüll gemacht, der Weg zum Arbeitsplatz mit Bomben gesäumt, die Ehefrau oder die Kinder entführt: Rechte kennen da keine Hemmungen. Ich meine: deshalb sind Nazis ja böse, oder? Weil sie ihre politischen Ziele hemmungslos mit Gewalt durchsetzen – aber noch nicht mal damit aufhören, wenn sie gewonnen haben, ihr Hass trachtet nach der völligen Vernichtung des „Feindes“.
Ja – der Hass. Verantwortlich für so viel Leid und Elend – und doch kaum erforscht. Woher stammt eigentlich dieses Gefühl? Woher stammt eigentlich diese neumodische Kultur, die von uns verlangt, jedes Gefühl sofort ausleben zu müssen? Wo ist eigentlich die Kultur geblieben, die uns zeigte, wie wir uns vom Tier unterscheiden – jene Kultur, die uns lehrte, Herrscher unserer Gefühle zu werden – und nicht ihr Opfer zu bleiben? Nun – im Rahmen der gezielten Züchtung des Konsummenschen brauchten wir ein Klima das „alles jetzt sofort – und zwar schleunigst“, und zur Produktion dieses Klimas brauchten wir einen Menschentypus, der von oberflächlichen Gefühlen durchs Leben getrieben wird, ohne selbst jemals ein eigenes Leben zu entwickeln … und der lebt seine Lust auf Kaffee, Sportwagen, Sex und Menschenhass gleichermaßen offen und sofort aus, so wie der es gelernt hat.
Hass – war meine erste philosophische Arbeit mit 17 Jahren im Rahmen einer privaten Philosophie AG, die ein junger Referendar für Recklinghäuser Schüler eingerichtet hatte, weil seine Erfahrungen zeigten, dass man Philosophie nicht in staatlichen Schulen lehren kann – sehr bezeichnend für des Land der Dichter und Denker (viel später merkte ich, wie sehr er recht hatte – doch das ist eine andere Geschichte). Ich horchte zu dem Thema in mich hinein – und erkannte, dass Hass etwas Reaktives ist, immer und überall (und lernte gleichzeitig, dass alle „All-Quanten“ unsinnig sind – doch das ist auch ein anderes Thema). Mir stand klar vor Augen: Hass entsteht dann, wenn etwas, dass man liebt, verletzt wird – und zwar dauernd. Lese ich heute philosophische Texte zum Thema Hass, so merke ich: die Wissenschaft ist immer noch nicht weiter (außer in Sonderfällen, wo Krankheiten definiert wurden, Psychopathen und Soziopathen, deren Hass gegen alles und jeden direkt aus ihrem Charakter entspringt).
Testen wir doch mal diese These. Warum wurden Juden gehasst? Weil sie für Reichtum standen (zudem für den Reichtum einer äußerlich solidarisch erscheinenden Elite), während das Volk sein geliebtes Leben in krasser Armut und erdrückender Verachtung ertragen musste (dafür waren Juden zwar nicht selbst verantwortlich, aber es gab genug interessierte Kreise, die von sich selbst ablenken wollten – und das bis heute erfolgreich tun). Warum werden Kinderschänder gehasst? Weil sie das verletzen, was Menschen am meisten lieben: ihre Kinder. Warum werden Arbeitslose gehasst? Weil sie die auf zwei Beinen daherkommende Anklage sind, dass in Deutschland wirklich nicht alles „gut“ ist, so, wie es die übersatten Schlipsträger gerne hätten – oder weil sie die Realität von schmerzvollen Zuständen zeigen, die einem selbst drohen könnten.
Auch heute noch würde ich die gerade aktuelle öffentliche Definition von Hass (siehe z.B. Zeno.org) auf dieses Problem des Liebesmangel zurückführen – man muss nur berücksichtigen, dass Eifersucht, gekränkte Ehre, Neid, Eigensucht Reaktionen eines narzisstischen Charakters sind – der ebenfalls von der allmächtigen Werbeindustrie mit großer Gewalt gefördert wird und sich großer Zuwachsraten erfreut.
Doch „Liebe“ – kann in unserer Zeit gar nicht mehr diskutiert werden. Das ist vielen bewusst – doch wird nicht mehr darüber gesprochen. Wer über Liebe reden will, dem wird ein Pornofilm gereicht, was als erschöpfende Beschreibung von „Liebe“ gilt … Liebe zur Landschaft, zu Kindern, zu Eltern, zur Musik, zur Malerei, zu Wolken, Bäumen, Blumen und Tieren, zu Idealen oder zur Arbeit – nicht mehr vorhanden, außer bei „sozialromantischen“ Spinnern. Reste davon finden sich noch im Fußball, wenn man sein Nationalfähnchen schwenkt – doch „Nation“ ist ein zufälliges, inhaltsleeres Liebesobjekt, nur wichtig für jene, die sich ihrer Selbst nicht hinreichend bewusst sind und deshalb „Deutscher“ sein müssen, weil es zum Menschsein nicht reicht und man sich ungern allein fühlen möchte.
Reden wir also nicht über die Liebe, reden wir über den Hass. Reden wir – über die Quelle des Hasses: die lieblose, willkürliche, systematische Ungerechtigkeit. Hierin ist Deutschland gerade wieder Weltmeister (siehe Huffington-Post):
„Denn obwohl es dem Land so gut wie lange nicht geht, wird die Ungerechtigkeit immer größer. In den vergangenen 20 Jahren hat sich das Geld immer ungleicher verteilt. Sehr, sehr wenige Deutsche haben mehr als die Hälfte davon. Und ALLE anderen müssen mit dem Rest auskommen.
Diese Entwicklung ist laut einer internationalen Studie von 2011 sogar so stark wie in keinem anderen der 34 untersuchten Länder. Das muss man sich einmal vorstellen! Diese Ergebnisse sind seit Jahren bekannt und trotzdem spricht kaum jemand davon. Und eine aktuelle Untersuchung von 2015 zeigt, dass es noch schlimmer geworden ist.
Die Experten haben anhand ihrer Studien eine ganze Reihe an Katastrophen in Deutschland entdeckt, die ignoriert werden. Politiker und Wirtschaftsbosse sprechen nur davon, wie fortschrittlich und stark Deutschland ist. Natürlich tun sie das, denn sie werden immer reicher und mächtiger.
Doch wie kann es einem Land gut gehen, in dem jedes fünfte Kind unter der Armutsgrenze lebt? Das sind 2,1 Millionen (!) Mädchen und Jungen. Damit ist die Kinderarmut laut den Experten größer als in Ungarn und Tschechien.“
Wissen Sie, was sie da gerade lesen? Das ist „Hetze“. Versteht man aber nur, wenn man zu jenen gehört, die an den deutschen Zuständen gut verdienen – was die gesamte, angestellte Medienwelt betrifft. Hetze ist geeignet, „Hass“ zu produzieren – zum Beispiel bei jenen, die Kinder haben und wissen, was die Kinderarmut kostet: letztlich unser ganze Zukunft. Verinnerlichen Sie dann, dass man gerade eine Million junger Menschen aus dem Ausland importieren möchte, damit sie die Lücken füllen, die durch die Kinderarmut entsteht, dann können Sie auch verstehen, warum Heime für Asylbewerber brennen. Die Rechten reagieren so – während die Linken noch debatieren. Aber – die tun was. „Mach´, was zählt“ – so wirbt die Bundeswehr um Nachwuchs und erklärt nebenbei, dass Stalin und Mao recht hatten: es zählen nur Gewehre, nicht Worte. Gewinner ist, wer die Gewehre am besten einsetzt.
Hoffentlich noch nicht zu kompliziert? Erklärt und nämlich ein Phänomen, dass seit den letzten Wahlen die Republik umtreibt: Arbeitslose – selbst Ziel von Hass, Verachtung und Ausgrenzung durch sogenannte „gutbürgerlicher“ Schichten – laufen in Scharen zur AfD über (siehe Zeit), obwohl deren Politik nicht gerade ihren Interesssen dient. Früher wurden in der AfD sogar Professoren toleriert, die Arbeitslosen empfahlen, ihre Organe zu verkaufen, um Überleben zu können – so weit sind wir schon wieder, soviel Verachtung herrscht in den Köpfen der vom Steuerzahler fürstlich honorierten „Elite“.
Nun – früher (vor zehn Jahren) wurde ich dafür angegriffen, als ich sagte: Hartz IV wird den Rechtsradikalismus stärken. „Du kannst doch nicht allen Arbeitslosen unterstellen, dass sie rechtsradikal sind“ – hies es, und der Vorwurf war berechtigt. Ich kann aber vielen Arbeitslosen unterstellen, dass sie die Zustände und Verantwortlichen hassen werden, die sie in diese lieblosen Realitäten versetzt haben, schließe ich dann, dass „Rechte“ schnell „machen, was zählt“, so weiß ich, wem sie für eine Weile folgen werden – weil erstmal alles zerschlagen werden muss, was schmerzt, damit es besser werden kann.
Der Hass wird sich auch noch mehr ausbreiten. Moderne, junge, smarte, erfolgreiche Unternehmer arbeiten mit Hochdruck daran – wie Jeff Bezos von Amazon. Bei ihm klingen Kündigungen jetzt ganz frisch und „positiv“ (siehe Watson.ch):
„Wird jemand gefeuert, dann verschickt der Gruppenchef ein Mail mit folgendem Inhalt: «Team, wir wollen euch bloss mitteilen, dass Person X soeben erfolgreich abgeschlossen hat und wir sehr erfreut sind, dass sie nun ihre Superpower beim nächsten grossen Abenteuer anwenden wird.» “
Trifft dies einen 22-jährigen, mag man das noch gelassen hinnehmen – für Ältere hingegen ist es das soziale Todesurteil. Hören wir noch ein wenig hinein in die Sprache der Menschenfeinde, die sich immer offener ans Tageslicht trauen:
„Wie widerlich dieses Vorgehen sein kann, zeigt Lyons am Beispiel einer 35-jährigen Kollegin auf. Sie war vier Jahre lang für das Unternehmen tätig. Eines Tages erklärte ihr 28-jähriger Vorgesetzter, sie hätte zwei Wochen, um zu verschwinden. Am letzten Tag organisierte er eine Abschiedsparty für sie und verabschiedete sie mit Worten wie «Wir sind alle Rockstars» und «Wir werden die Welt verändern». “
Wenn jetzt Hass bei Ihnen hochkommt: nur zu, das ist eine natürliche Reaktion: hier wird die Wahrheit brutal vergewaltigt. Und „Liebe zur Wahrheit“ ist ein sehr edler Charakterzug, bringt Sie in die Nähe großer Philosophen. Wir merken schnell: nicht der Hass an sich scheint schlimm, sondern die Ursache, die ihn in die Welt setzt. Wer nur den Hass bekämpft, die Ursachen aber missachtet, der ist schnell in einer Situation, wo er Schmerzmittel bringt anstatt die Krankheit zu heilen.
Hass – kann man gezielt züchten. Man muss nur schauen, was die Menschen lieben (viele lieben „ihr Land“, was wir ja durch den Kult um unsere Nationalmannschaft gezielt fördern), und dies dann gezielt verletzen: schon bekommt man seinen Hass. Die Förderung dieses Hasses geschieht aber schon längst auf hochindustrielle Art und Weise, das haben – wie vieles andere auch – schon längst Roboter übernommen (siehe Zeit):
„Immer mehr Roboter wie Tay, sogenannte Social Bots, greifen mit Hetzkommentaren in die Leserdebatten der sozialen Netzwerke ein und lenken die Diskussionen im Auftrag obskurer Auftraggeber in eine bestimmte Richtung. Ganze Nutzerprofile werden von Computerprogrammen angelegt und mit Menschlichkeit und damit zugleich mit Glaubwürdigkeit erfüllt: Die Roboter-User posten erst von einem erfundenen Frühstück, dann etwas Belangloses über ihre „Freunde“ und schließlich Hetzkommentare etwa zur Flüchtlingskrise.“
Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit noch ein wenig auf diese Problematik lenken – damit Sie sehen, welche Dimensionen der künstlich gesteuerte Hass annimmt:
„Wie viele Bots genau in den sozialen Netzwerken unterwegs sind, weiß niemand, ihre Zahl dürfte aber gigantisch sein. Bis zu 20 Prozent aller Twitter-Nutzer, schätzt Hegelich, könnten Social Bots sein – mit stark wachsender Tendenz. Facebook schätzt die Zahl der Bot-Accounts weltweit auf rund 15 Millionen – eine enorme Zahl, die die sozialen Netzwerke zum fruchtbaren Nährboden für staatliche und terroristische Propaganda macht. Hegelich fand bei einer Auswertung von Twitter-Daten „gesicherte Erkenntnisse“ für 15.000 ukrainische Twitter-Bots.“
Ein spannender Artikel. Man würde sich wünschen, dass man mehr über die Konstrukteure und Auftraggeber erfährt, denn … es verunsichert etwas, in diesem Zusammenhang über „staatliche Propaganda“ zu hören.
Soll ich etwa den Verdacht bekommen, dass „Hass“gezielt gesät wird? Dass der Hass der „Arbeitslosen“, der sie zur AfD treibt, gezielt gesät wird (das der Hass auf Arbeitslose gezielt entfacht wurde, hatte andere Studien schon hinreichend bewiesen)?
Warum nicht: nach Noam Chomsky habe wir hier nur die Erscheinungsformen von Strategie Nr. 5 und 8 im Blitzkrieg der Lumpenelite gegen die Demokratie (siehe Nachrichtenspiegel) … und somit einen hinreichenden Anfangsverdacht, wer denn die ominösen Bots mit ihren präzise berechneten Hassbotschaften in die Welt sendet.
Und wir sehen, dass wir gar nicht beim endlosen Fragen stellen bleiben müssen – wir finden ganz leicht auch unangenehme Antworten.
Mittwoch. 30.3.2016. Eifel. Ich habe in meinem Leben schon sonderbare Erfahrungen gemacht, eine davon fand in den letzten Tagen statt – ein Fall, über den ich demnächst mal schreiben werde. Der Hintergrund ist einfach: staatlich finanzierte Berater äußersten sich sehr bedenklich über Facebook, über: „die Öffentlichkeit“. Ja, ich weiß: Facebook, Amazon, E-Bay – alles Konzerne, die ich für die größten, nichtmenschlichen Feinde der Menschheit halte. Nicht nur ich allein, habe ja schon oft darüber geschrieben. Kommen die Konzerne aus den USA – dem Mutterland aller Konzerne – wird es noch kritischer: dort nahm die Pest ihren Anfang, als oberste Gerichte entschieden, dass ein Konzern eine Person sei und ihn mit gleichen Rechten wie natürliche Personen ausstattete. Was die Richter damals nicht wissen konnten: diese „Personen“ sind inzwischen mächtiger als die meisten Staaten, unterhalten sogar eigene Privatarmeen und dirigieren weltweit Politik – auf ganz elegante Weise: Gelder und Pöstchen werden später nachgeliefert, nachdem entsprechende politische Entscheidungen erarbeitet worden sind. „Geliefert wird später“ – so ist mir der Ausspruch eines SPD-Abgeordneten im Gedächtnis, der sich über die Pöstchenpraxis im Bundestag äußerte.
Amazon und E-Bay nutze ich jedoch selber gern – neben diversen anderen Portalen. Das mag überraschen, aber ich habe keine Alternative. Ich gehöre zu den „Armen“, habe Kinder zu versorgen, bin kaum mobil: da müssen harte Entscheidungen getroffen werden. Im Falle von E-Bay heist das: günstige Autos, günstige Häuser, günstige Bücher und andere nützliche Gegenstände, deren Anschaffung von meinem Cash-Flow momentan nicht gedeckt werden könnten. Ich weiß: es gibt auch genug Kritik an diesen Konzernen, die im Innenwesen der Diktatur entarteter Ökonomie unterliegen: auch sie müssen den größten Nutzen für Reichenrendite bringen, nicht den größten Nutzen für Kunden. Trotzdem bringen sie auch Nutzen für den Armen – Amazon, wo gebrauchte Bücher, Filme und Geräte gehandelt werden – oder E-Bay, wo effektiv der Wegwerfgesellschaft entgegen gearbeitet wird, was uns enorme Mengen an Müll spart. Hier wurde – erstmal – Konzern, was später gemeinnützig werden sollte.
Beides wären so gesehen eigentlich auch Initiativen gewesen, die vom Staat hätten ausgehen können und sollen, denn der Nutzen für die Gemeinschaft ist groß; der Staat jedoch: zieht sich lieber zurück, aus allen Lebens- und Verantwortungsbereichen. Steuern nimmt er natürlich trotzdem jedes Jahr mehr ein, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen, dass dafür auch etwas geleistet werden sollte, was dem Wert des mit Staatsgewalt eingetriebenen Geldes entspricht. Ja: warum sollte es nicht Aufgabe der Verwaltungsorganisation der Lebens- Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft „Deutschland“ sein, den Handel und die Kommunikation der Bürger untereinander zu fördern? Es entspricht der demokratischen Grundhaltung, Kommunikation der Bürger zu fördern, der Handel der Bürger untereinander hilft, Notzeiten zu überstehen und schont die Umwelt, es entstehen sogar neue Arbeitsplätze – warum muss das ein US-Konzern erledigen.
Kommen wir zu Facebook: dem Hassobjekt der Elite. Ja: es gibt eine Hass- und Hetzkultur auf Facebook – ebenso wie in der Lindenstraße. Wo Menschen zusammen kommen, wird man immer auch sozial auffällige Individuen treffen. Leider. Die sind auch im Verein – ohne dass wir jetzt große Aufreger über das Vereinsleben absondern. Die sind auch in Parteien, Kirchen, Gewerkschaften – selbst bei den allerchristlichsten Betschwestern sollen schon Psychopathen gesichtet worden sein – doch es ist nach den Gesetzen der Logik unzulässig, das Verhalten von Einzelelementen als Symptom für den Gesamtkomplex zu deuten.
Trotzdem wird es gemacht.
Was geschieht dort eigentlich, bei Facebook? Warum wollen die Menschen überhaupt so an die Öffentlichkeit – manchmal sogar mit intimsten Details ihres Lebens. Hat denn das Fernsehen nicht schon längst hinreichend bewiesen, dass DER FEIND vor der eigenen Haustür lauert, beständig darauf bedacht, einzudringen und SCHLIMMES, WIRKLICH SCHLIMMES zu tun? Nachrichten und Krimis arbeiten Tag für Tag an dieser Weltsicht und verkünden die Botschaft: „bleibt zu Hause, rührt auch nicht vom Fleck, es gibt da draußen nichts zu sehen“. Das Ergebnis war: Cocooning:
„Als Cocooning (engl. ‚verpuppen‘, ‚sich einspinnen‘) wird besonders von Trendforschern eine Tendenz bezeichnet, sich vermehrt aus der Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit in das häusliche Privatleben zurückzuziehen.“
Wir Deutschen kennen das: wir nennen es Biedermeier – oder innere Emigration. Der stille Tod der aktiven Bürgergesellschaft, der absolut freie Bahn für die Lumpenelite bedeutet, die sich ja auch nach Herzenslust austobt. Mehr und mehr Tauschmittel – also: GELD – wird aus dem Wirtschaftskreislauf der Bürger herausgesogen … das Meiste über den Staat – wo es den Handel der Bürger untereinander garantieren sollte und dazu benutzt, die Arbeitskraft der Bürger möglichst effektiv auszunutzen – zu ihrem gesundheitlichen, seelischen und wirtschaftlichem Schaden.
Ein schönes System. Jedenfalls: für die „Winner“. Die Looser … landen bei Hartz IV, in Rente oder auf dem Friedhof.
Dann kam das Internet – und die ersten Warnungen der Elite ließen nicht auf sich warten. Anders als der Normalbürger wussten die natürlich sofort, welche Gefahr da drohte: unkontrollierte Meinungsbildung. Das System, an dem man so fein gefeilt hatte, drohte ein Loch zu bekommen. Und dann: kam Facebook. Vier Studenten hatten es am 4.2.2004 ins Leben gerufen, einer davon war Marc Zuckerberg. Facebook startet als ganz kleine Intiative von Nonames – aber traf auf großen Wiederhall bei der Menschheit. 1,44 Milliarden Menschen stehen dort miteinander in Kontakt – einigen die sich auf einen Weg, den die Welt in Zukunft gehen sollte, sind die Sonderinteressen der Lumpenelite in Gefahr.
„Cocooning“ entspricht halt nicht der Natur des Menschen. Er ist ein soziales Wesen, das Gemeinschaft sucht und braucht, als Eremit in Luxustempeln (auch: moderne Einfamilienhauswohnkultur genannt) fehlt ihm was – auch wenn er so optimal zu kontrollieren ist. Dabei hatte man soviel aufgewendet, ihn auf seiner Couch zu halten (siehe Antimedien):
Der amerikanische Medizinerverband American Medical Association hat geschätzt, dass ein Kind bis zum Abschluss der Grundschule bereits mehr als 8.000 Morde und mehr als 100.000 Gewalttaten im Fernsehen gesehen hat. Jugendliche, die in Haushalten mit Kabelanschluss und Videorekorder aufwachsen, haben bis zu ihrem 18. Lebensjahr 32.000 Morde und 40.000 versuchte Morde gesehen. Für Deutschland hat sich Helmut Lukesch mit seinen Mitarbeitern um das Thema Gewalt im Fernsehen gekümmert. Dabei untersuchte er zwischen dem 18. März und dem 5. April des Jahres 2002 insgesamt 438,2 Stunden Fern-sehprogramm. Sein Ergebnis: In 78,8 % aller Sendungen kommt Gewalt vor. Noch zu Beginn der 90er Jahre lag dieser Wert bei knapp 48 %. In jeder Stunde Fernsehprogramm werden im Durch-schnitt 4,12 schwerste Gewalttaten (z.B. Morde) und 5,11 schwere Gewalttaten (z.B. Schlägereien) gezeigt.
Ja – die Flut von Krimis hat Folgen – auch wenn man nur zuschaut (siehe arbeitsblaetter.stangl-taller)
„Es zeigte sich, dass innerhalb des Zeitraums von zwei Jahren in der Gemeinde mit eingeführtem Fernsehen das Aggressionsniveau zunahm: Die verbale Aggressivität verdoppelte sich, und die körperliche Aggressivität war nahezu verdreifacht – ein hochsignifikantes Ergebnis. Dies betraf sowohl Jungen als auch Mädchen in allen untersuchten Altersklassen. Man fand weiterhin einen Zusammenhang zwischen der Zeit, die die Kinder und Jugendlichen vor dem Fernseher zubrachten, und der Gewaltbereitschaft.“
Der „Erziehungsauftrag“, den Medien sich selbst gerne geben, erreicht hier ganz seltsame Dimensionen – ohne dass sich die Medien groß drüber aufregen. Kein Wunder: bleiben alle zu Hause, läuft das Geschäft ja rund – jedenfalls für die, die einen Platz an den Fleischtöpfen der Konzernwirtschaft zugeteilt bekamen, während die Mehrheit draußen am Grashalm nagt. Nebenbei werden wichtige soziale Fähigkeiten abgebaut: der chronische Gewaltkonsum läßt das Mitleid – einen zentralen, ja: DEN zentralen sozialen Wert – völlig erlöschen (siehe fernuni.hagen): eine wichtige Voraussetzung für die Durchsetzung von Hartz IV.
Man darf ruhig davon ausgehen, dass der Zustand der sozialen Deprivation gewollt war: immerhin fällt Fernsehprogramm nicht vom Himmel, sondern wird „gemacht“ – mit Absicht, Ziel und Plan. Neben der bösen Außenwelt, in der der Mörder droht, gibt es natürlich auch die heile Innenwelt, die präsentiert wird: der gute Jauch verschenkt im Auftrag von RTL Geld an ausgewählte Bürger, die brav Männchen machen – also sinn- und zwecklos angehäuftes Einzelwissen spontan abrufbar parat haben, der gute Bohlen hilft jungen Sängern dazu, Supertalente zu werden, andere züchten bildhübsche Modells, der Gottschalk läßt sich vom braven Bürger mit tollen Tricks verblüffen – schon mal überlegt, warum solche Moderatoren zu Millionären gemacht werden, während Deutschlands Schauspieler von Hartz IV leben müssen – so wie auch Deutschlands angestellte Lehrer in den Ferien oder Deutschlands Juristen nach Abschluss ihrer Staatsexamen?
Hier wäre übrigens auch mal der Begriff „Lügenpresse“ richtig gewählt (aber in ganz anderem Zusammenhang): in Deutschland ist die Zahl der Morde deutliche rückläufig. 497 waren es noch im Jahre 2000, 2014 nur noch 298 (siehe Statista). Diese Morde hätte die deutsche Krimiszene spätestens nach einer Wocher abgearbeitet, 51 weitere Wochen wären für schöne heile Welt da – wenn es die denn gäbe. Die virtuelle Wirklichkeit, die uns in den Sessel presst, spiegelt die friedliche Wirklichkeit noch nicht mal im Ansatz wieder.
Und dann: kommt Marc Zuckerberg mit einer einfachen Idee – die überwältigende Folgen hat. Ja – was man nicht vergessen darf: der Erfolg von Facebook ist nicht der Erfolg des Marc Zuckerberg, er ist der Erfolg der Nutzer – wie auch bei Amazon und E-Bay. Die Menschen treten heraus aus der Deprivation – und stürzen sich ins dörfliche Leben: auch dort weiß jeder alles über jeden. Aber dort: ist man auch wer. Eine Person, ein echter, lebendiger Mensch mit Ecken und Kanten, Sorgen und Nöten, Gefühlen und Meinungen. Man hat einen Platz, so wie man ist – und nicht, weil man alle Gebote der Werbeindustrie möglichst perfekt erfüllt. Anstatt dass die Menschen den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzen und sie Meinungen des „Experten“ studieren, reden sie wieder miteinander – statt übereinander. Nur: da es Konzern wurde und nicht Staat war, was das organisiert hatte (also: die Gemeinschaft der Bürger), wurde hier wieder private Macht geschaffen. Da muss man mal wieder beten, dass das nicht missbraucht wird.
Natürlich sind es gerade auch die „Experten“, die hier Sturm laufen: ihre arbeitslosen Kollegen haben hier die Möglichkeit, ihre geisteswissenschaftlichen Qualitäten zu kostenlosen Beraterzwecken preis zu geben – jeder hat auf einmal in Sekundenbruchteilen die Möglichkeit, hundert Menschen zu fragen, ob ihm die blaue oder die gelbe Krawatte besser steht – oder ob sie sich endgültig von ihrem Mann trennen soll, ohne dass man für seinen Rat Gebühren bekommt. Und alles sonst stille Leid kann schnell eine ungeahnte Öffentlichkeit bekommen, die man – zur Auszüchtung von Mitleid – lieber nicht gehabt hätte.
Natürlich gilt das insgesamt fürs ganze „Internet“ – nur: bei Facebook wird es sehr persönlich, weil hier 1,4 Milliarden Menschen in Kontakt stehen, ständig neue, unkontrollierte Verbindungen eingehen, Lügen entlarven und – gelegentlich – sogar mal der Wissenschaft helfen (siehe Spiegel):
„Sechs Monate lang versuchte die israelische Altertumsbehörde, ein mysteriöses Objekt zu identifizieren. Dann startete sie einen Facebook-Aufruf – und das Rätsel war innerhalb von Stunden gelöst.“
Das Potential, das die Menschen bei Facebook entfalten können, ist gewaltig. Es ist global, international, eine perfekte Basis für die planetare Zivilgesellschaft, von der ein Kant nur träumen konnte – sich aber sicher war, dass sie sich am Ende der Zeiten – nach Überwindung aller Widerstände- etablieren würde.
Was hier jedoch droht, ist etwas, dass man schon lang im Griff geglaubt hatte: die Selbstorganisation der Menschheit hat wieder eine reale, dörfliche Grundlage. Es ist ja der Grund für alle „Regierung“ und „Expertentum“, dass wir uns angeblich nicht selbst organisieren können – so, wie wir es hundertausend Jahre lang zuvor gemacht haben. Wir brauchen Könige, Fürsten, Priester, Chefs – sonst sind wir zu blöde um auf zwei Beinen zu stehen. Entscheiden Sie selbst, mit wem sie nach dem Absturz ihres Urlaubsfliegers auf eine einsame Insel neu starten wollen: mit einer Ladung von Königen, Priestern, Fürsten und Chefs (oder Fernsehmoderatoren) – oder ihren Facebookfreunden, unter denen höchstwahrscheinlich auch Menschen sind, die es noch gewöhnt sind, echte Arbeit zu tun – und nicht nur anderen vorzuschreiben, wann die wie und wo zu machen ist.
Und was ist mit den Warnungen vor „Facebook“? Nun – wir könnten es dabei belassen, zu sagen: die kommen halt von „Experten“, die wissen, dass ihnen gerade das Wasser abgegraben wird – von der selbstorganisierenden sozialen Zivilgesellschaft. Das bringt nun mal Elitegehälter in Gefahr – bzw. könnte sie auf Normalmaß zurückschrauben. Wir müssen aber nur genau hinschauen, dann wissen wir, was es mit den Warnungen auf sich hat, hier vor allen Dingen Jugendliche betreffend (siehe Frankfurter Rundschau):
„Viele versuchen, über die virtuellen Kontakte all das zu bekommen, was man nur in der risikoreichen Welt da draußen bekommen kann.“
Und wieso ist die Welt da draußen risikoreich? Weil die Jugendlichen durch Fernsehen roher und aggressiver werden – dank der Erziehung durch Medien. Darum bleiben die friedlichen lieber zu Hause – und nehmen die sichereren Wege … bis man dann merkt, dass eigentlich Milliarden normaler, im Prinzip lebensfroher Menschen nur einer kleinen Clique von Psychopathen gegenüber stehen.
Diese Gefahr – und die überwältigenden Möglichkeiten, die sich für die reine, nicht zweckgebundene Wissenschaft daraus ergeben, werden schon heute gesehen (siehe: Zeitgeschichte-online)
„Die Kommunikation in den Sozialen Netzen geschieht – und das macht es für die traditionelle Wissenschaft teilweise schwierig – in einem eher lockeren Ton und auf Augenhöhe, wie es so schön heißt. Eines der Heilsversprechen der sozialen Medien liegt im einfachen Zugang dazu und im Abbau von Hierarchien: Es ist möglich, wissenschaftliche Diskussionen selbst offen anzustoßen oder daran teilzunehmen, was zu einer begrüßenswerten Pluralisierung der Diskurse führt.“
Abbau von Hierarchien … wen könnte das wohl stören?
Samstag, 2.1.2016, Eifel. Aus gegebenem Anlass – einige Hintergründe und etwas Kommentar zur Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin.
„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, schon vor einem Jahr, am Silvesterabend 2014, mussten wir auf ein Jahr zurückblicken, das zu viele Kriege und Krisen bereithielt.“
Liebe Frau Merkel – da irren Sie. Es ist kein Jahr, das Kriege und Krisen bereithält: es sind Menschen, die Kriege und Krisen initiieren. Von Ihnen geschätzte, geehrte und geliebte Länder gehören dazu. Kriege – werden immer nur von Menschen gemacht, Krisen auch … nicht allerdings von „Jahren“.
„Manches wie die Ebola-Katastrophe in Afrika ist inzwischen aus den Schlagzeilen verschwunden.“
Richtig. Aus den Schlagzeilen – jedoch nicht aus der Welt. Wann fingen wir an, uns für Ebola zu interessieren? Als der erste Erkrankte sich Richtung Europa aufmachte (siehe FR). Warum fragen wir nicht mal, warum so viele Tote in Afrika gar nicht in unseren Schlagzeilen auftauchen? Was wüssten wir von Ebola … wenn es keiner zu uns hätte bringen wollen? Was haben wir daraus gelernt?
„Anderes, was uns bereits 2014 bewegte, hat auch in diesem Jahr nichts an Aktualität verloren. Leider. Dazu gehören der Krieg in Syrien und das bestialische Morden der Terrororganisation IS. Am Silvesterabend vor einem Jahr habe ich gesagt: Eine Folge dieser Kriege und Krisen ist, dass es weltweit so viele Flüchtlinge gibt wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.“
Richtig. Umso wichtiger ist jetzt die Frage: woher kommen die Kriege. Umso wichtiger die Erkenntnis: es sind nicht „Jahre“, sondern Menschen, die sie uns bringen. Ich könnte da Namen nennen. Einige sogar. Einige stammen sogar aus unserem Land, für dessen Politik SIE zentral verantwortlich sind.
„Viele sind buchstäblich dem Tod entronnen.“
Das ist richtig – vor allem dem Tod durch Ertrinken auf der teuren Flucht durchs Mittelmeer. Viele andere möchten dem Tod noch entkommen – dem Tod durch Hunger. Sie würden auch gar nicht nach Deutschland wollen – etwas Essen wäre schon genug. Doch anstatt Nahrung zu verschenken verkaufen wir Waffen. Ist das cool?
„Es ist selbstverständlich, dass wir ihnen helfen und Menschen aufnehmen, die bei uns Zuflucht suchen.“
Das ist eine Lüge. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir alle aufnehmen, die bei uns Zuflucht suchen. Wir nehmen jene auf, die durch die natürliche Selektion der Flucht überlebt haben – reiche, junge, gesunde. All jene, die unsere Hilfe dringender bräuchten, weil sie sich selbst nicht mehr helfen können, nehmen wir nicht auf … weil sie es nicht bis vor unsere Tür schaffen.
„Heute Abend wiederhole ich diesen Gedanken, weil es selten ein Jahr gegeben hat, in dem wir so sehr herausgefordert waren, Worten Taten folgen zu lassen. 2015 war so ein Jahr.“
Das ist vielleicht neu für Sie, aber ich kann Ihnen sagen: wir sind jederzeit gefordert, Worten Taten folgen zu lassen – erst recht, wenn das Bundesverfassungsgericht uns dazu anmahnt, keine weiteren Fehler bei der Berechnung des Regelsatzes für Arbeitslose zu machen – wie ich aktuell erfahre, haben Sie dabei schon wieder Fehler gemacht. Frau Merkel, bedenken Sie: Hartz IV ernährt auch Flüchtlinge – was sollen die für ein Bild von uns haben?
„Und deshalb möchte ich am heutigen Silvesterabend vor allem ein Wort sagen: Danke. Danke für die überwältigende und tatsächlich bewegende Welle spontaner Hilfsbereitschaft, die wir in diesem Jahr erlebt haben, als so viele Menschen oft lebensgefährliche Wege auf sich genommen haben, um bei uns Zuflucht zu suchen. Ich danke den unzähligen freiwilligen Helfern für ihre Herzenswärme und ihre Einsatzbereitschaft, die immer mit diesem Jahr 2015 verbunden sein werden.“
Das ist auch gut so. Bedauerlich, dass viele, die uns als Einwanderungsland sehen, vergessen haben, dass es in Deutschland kalt wird. Sehr kalt. Danke, dass der Frost uns verschont hat – sonst hätten wir die ersten Kältetoten unter den Flüchtlingen zu verzeichnen. Millionen Deutsche flüchten dieses Land jedes Jahr wegen dem Wetter – nur die Verantwortlichen der Flüchtlingskrise scheinen vergessen zu haben, dass es dafür einen Grund gab: hier ist es kalt. Saukalt. Fragen Sie mal die 390000 deutschen Obdachlosen nach ihren Erfahrungen. Auch sie haben lebensgefährliche Wege aufgenommen, um Wärme zu finden – und viele sterben daran. Fragen Sie die totalsanktioniereten Arbeitslosen, die jetzt gerade zitternd in ihren schimmeligen Wohnungen sitzen – auch die können Ihnen von „Kälte“ ein Lied singen.
„Ich danke allen hauptamtlichen Helfern, ich danke allen Polizisten und Soldaten für ihren Dienst, ich danke den Mitarbeitern der Behörden im Bund, in den Ländern, in den Kommunen. Sie alle tun weit, weit mehr als das, was ihre Pflicht ist. Sie alle, Ehrenamtliche wie Hauptamtliche, haben miteinander Herausragendes geleistet – und sie leisten es weiter, auch genau zu dieser Stunde.“
Ja – und das wäre der Moment, wo verantwortungsvolle Politiker das Scheckbuch zücken und sich daran erinnern, dass sich Leistung wieder lohnen soll. Auch ehrenamtliche würden sich über eine kleine Geldspende freuen. Wir wollen doch nicht den Eindruck erwecken, als würden wir Menschlichkeit zum Zwecke der Sanierung des Staatshaushaltes ausbeuten wollen – oder?
„Es steht völlig außer Frage, dass der Zuzug so vieler Menschen uns noch Einiges abverlangen wird. Das wird Zeit, Kraft und Geld kosten – gerade mit Blick auf die so wichtige Aufgabe der Integration derer, die dauerhaft hier bleiben werden.“
Ach – was wird es uns denn abverlangen? Was genau tragen Sie dazu bei – Sie, Ihre Partei, Ihre Ministerien? Eine Million Menschen nach Deutschland zu holen, ohne zu wissen, wie man die ernähren, kleiden, unterbringen will – das ist kein Akt großer Intelligenz. Sicher: die fliehen – offiziell – vor Krieg, den das „Jahr“ spontan begonnen hat (befreundete Regierungen sind deshalb völlig unschuldig), da darf man nicht kleinlich sein. Man könnte aber auch weiter denken, mehr erreichen mit weniger Geld. Wieviel Vermögen hat der syrische Staat und seine Kriegsgewinnler eigentlich auf deutschen Konten? Schon mal dran gedacht, dort einen „Soli“ abzuholen? Und … warum bleibt wer dauerhaft hier? Wer hat das entschieden? Diese Menschen sind – so die offizielle Sprachregelung – auf der Flucht, sie sind gefolterte, gejagte, geschundene, gequälte Seelen … die wollen Sie doch wohl nicht wirklich sofort in den Arbeitsmarkt integrieren? In der Regel sind solche Menschen traumatisiert, die brauchen RUHE und keine Wechselschichten oder Werkbänke.
Und – wo wir dabei sind – was sagen sie den vielen Millionen Eingeborenen, die seit zehn Jahren Hartz IV nicht integrierbar sind? Langsam hat sich ja wohl herumgesprochen, dass der Hass und die Häme, die von der Presse und Regierungsstellen über sie ausgeschüttet worden sind, nicht der Wahrheit entsprachen: die sind weder faul, noch alkoholabhängig, noch gemeingefährlich – die sind nur unerwünscht, weil alt. Beeilen Sie sich mit der Antwort: 18 Millionen neue Arbeitslose stehen in den nächsten Jahren vor der Tür.
„Dabei wollen und müssen wir aus Fehlern der Vergangenheit lernen.“
Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein – und ist ja deshalb auch eine Lüge. Als ob Sie jemals Fehler gemacht hätten, als ob jemals irgendeine Regierung Fehler gemacht hätte – wäre ja ganz neu. Ist ja immer „das Jahr“, das die Fehler macht.
„Unsere Werte, unsere Traditionen, unser Rechtsverständnis, unsere Sprache, unsere Gesetze, unsere Regeln – sie tragen unsere Gesellschaft, und sie sind Grundvoraussetzung für ein gutes, ein von gegenseitigem Respekt geprägtes Zusammenleben aller in unserem Land. Das gilt für jeden, der hier leben will. Von gelungener Einwanderung aber hat ein Land noch immer profitiert – wirtschaftlich wie gesellschaftlich.“
Sehen Sie: da geht es doch schon los mit der Lügerei. Nicht immer haben Länder von Einwanderung profitiert – vielleicht ist sie nie wirklich gelungen. Ich denke an die Einwanderung der Weißen nach Amerika, Afrika und Australien – ich könnte Ihnen da üble Geschichten erzählen. Und dann geht es nicht um das „Land“ – das ist eine tote Größe, die gar nicht profitieren kann: die richtige Frage wäre: profitieren die Menschen davon – auch die, die ihre Heimat, ihre Familie, ihre Werte, ihr Rechtsverständnis, ihre Sprache, ihre Gesetze und ihre Regeln verlassen haben, nicht weil es bei uns so schön ist, sondern weil Natobomben ihre Heimat zerfetzt haben. Wird man im Land der Täter wirklich glücklich? Darf man denen wirklich unterstellen, dass sie ihr ganzes Leben – ihre Kinder, Frauen, Eltern – hinter sich gelassen haben, um hier bei McDonalds billig Burger zu braten? Oder wollen die nicht eher nur kurz Schutz vor unseren Bomben und wären glücklicher, mit uns zusammen ihre irakische, libysche und syrische Heimat wieder aufbauen zu können – auch wenn wir hier gut traumatisierten Kriegsopfern verdienen könnten. Bisher hat IHRE Politik dazu geführt, dass es eine Renaissance der Rechtsradikalität in Deutschland gibt – Hand in Hand mit einer bisher ungeahnten Nazi-Hysterie – kein Wunder, wenn man in einem hoch verschuldeten Land mit vielen Arbeitslosen Flüchtlinge gleich als Konkurrenten an die Werkbänke jagen will und so den eigenen Leuten die Butter vom Brot nimmt.
Ebenso steht völlig außer Frage, dass unser Land schon so viele große Herausforderungen gemeistert hat und noch immer an ihnen gewachsen ist. Am 3. Oktober haben wir den 25. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands gefeiert. Ist es nicht großartig, wo wir heute, 25 Jahre später, stehen? Wir sind als Nation zusammengewachsen. Wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit und die höchste Erwerbstätigkeit des geeinten Deutschlands. Der Bund hat schon zwei Jahre nacheinander keine neuen Schulden gemacht.
Also – was hat denn Ihr Redenschreiber genommen, Frau Merkel? Wir haben – gerade in prominenten Magazinen wie „Dem Spiegel“ – eine Ossifeindlichkeit die sich gewaschen hat, offen wird dort gefragt, ob die Wiedervereinigung nicht ein Fehler war. Und nein: es ist nicht großartig, wo wir stehen. Wir vertuschen eine gigantische Massenarbeitslosigkeit (die – gemessen an Maßstäben des Nobelpreisträgers Stieglitz bei über 60 Prozent liegt – weil er all´ die Schummeljobs nicht mitzählt, die bei Ihnen Vollbeschäftigung ausmachen), wir vertuschen gigantische Staatsschulden (wir berichteten), wir driften mehr und mehr in Kriege fernab deutscher Grenzen ab, haben keinerlei Konzepte für den ständig schwächer werdenden Euro, rasant ansteigende Lebensmittelpreise und der gigantischen Euroblase, die die EZB gerade produziert. Wir sitzen auf einem Pulverfass – und haben unter anderem deshalb keine erkennbar neuen Schulden gemacht, weil 8 Milliarden Euro NICHT in den Gesundheitsfond einbezahlt wurden (siehe Spiegel), Geld, dass nun die Versicherten bezahlen müssen.
„Die Reallöhne wachsen, die Wirtschaft ist robust und innovativ.“
Sie haben aber schon wahrgenommen, was VW (und andere) die letzten Jahre gemacht hat? „Innovativ“ ist da ein sehr mutiges Wort. Robust ist an der Wirtschaft gar nichts, wir wären sonst völlig unangreifbar durch Krisen wie 2008, Krisen, die von Menschen gemacht wurden und die seitdem neu vorbereitet werden: wir haben da nichts aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, noch nicht mal, wie angreifbar unsere Wirtschaft durch kriminelle Banken ist. Und die Reallöhne? Waren 2013 niedriger als 2000 (siehe Süddeutsche) – noch mehr schrumpfen ging kaum.
„Ich bin überzeugt: Richtig angepackt ist auch die heutige große Aufgabe des Zuzugs und der Integration so vieler Menschen eine Chance von morgen.“
Liebe Frau Merkel, hier wird es sehr schwierig: Sie reden von traumatisierten Kriegsflüchtlingen, die hier Schutz suchen (also: Sie reden nicht direkt darüber, aber wir sollen doch so denken, oder?). Wieso reden Sie dann immer von Zuzug und Integration? Haben Sie mit den Flüchtlingen schon mal gesprochen, ob die wirklich all´ ihre Traditionen, Werte, Gesetze, Überzeugungen, Regeln und Werte über Bord werfen wollen, um sich hier anzusiedeln? Der Krieg, Frau Merkel, wird irgendwann mal zu Ende sein. Oder haben Sie da andere Informationen? Nun – deutsche Marxisten bauen jetzt schon wieder Kobane auf: das wäre doch auch was? Wir könnten uns den ganzen rechtsnationalen Rotz im Land (und in Europa) sparen, wenn wir dem Beispiel der Marxisten folgen, den Flüchtlingen wieder Heimat schaffen: dort, wo es nicht ganz so kalt ist und nicht ganz so viele Menschen wohnen. Frau Merkel: ich plädiere da für eine klare Sprache – rügen Sie Ihren Redenschreiber … sonst wird man noch auf die Idee kommen, Sie würden traumatisierte Flüchtlinge als Arbeitssklaven ausbeuten wollen. Wo kämen wir denn da hin?
„Denn wir haben ein großartiges bürgerschaftliches Engagement und ein umfassendes Konzept politischer Maßnahmen. National, in Europa und international arbeiten wir daran, den Schutz der europäischen Außengrenzen zu verbessern, aus illegaler Migration legale zu machen, die Fluchtursachen zu bekämpfen und so die Zahl der Flüchtlinge nachhaltig und dauerhaft spürbar zu verringern.“
Moment – was denn jetzt? Ich denke, wir müssen uns damit abfinden, dass der Zuzug jetzt ewig dauert … und uns noch einiges abverlangen wird? Und nun wollen wir die Zahl der Flüchtlinge nachhaltig und dauerhaft spürbar verringern … durch Schutz der Grenzen? Nun – Schutz der Grenzen ist ja auch Ihre Aufgabe … solange wir noch Nationalstaaten haben. Aber was soll das ganze Gerede über die „große Chance von Morgen“ – wenn wir dieser Chance jetzt schon den Saft abdrehen wollen? Was raucht ihr Redenschreiber?
„Auch im Kampf gegen den Terror des IS leistet Deutschland einen wichtigen Beitrag. Unsere Soldatinnen und Soldaten stehen mit Leib und Leben für unsere Werte, unsere Sicherheit und unsere Freiheit ein. Dafür danke ich Ihnen von Herzen.“
Laut Amnesty International leistet vor allem die deutsche Rüstungsindustrie wichtige Beiträge dafür, dass jetzt unsere Soldaten im Ausland Leib und Leben opfern müssen. Darf man ruhig mal erwähnen … beim Rüstungsexportmeister.
„Auch im nächsten Jahr kommt es ganz besonders auf eines an: auf unseren Zusammenhalt. Es kommt darauf an, dass wir immer auch den Argumenten des anderen zuhören, auch wenn er Sorgen und Chancen anders gewichtet, als man selbst es tut. Es kommt darauf an, dass wir uns nicht spalten lassen. Nicht in Generationen. Auch nicht sozial und nicht in Alteingesessene und Neubürger.“
Wie der Zusammenhalt aussieht, haben wir ja jetzt gesehen: Sie richten Schaden an, wir räumen auf. Ich hoffe, dass sich das mal ändert. Ich denke, es wäre schon viel geholfen, wenn Sie nicht ständig aus berechtigten Asylbewerbern „Neubürger“ machen würden: jeder Deutsche hat eine Landkarte und kann sehen, wie dicht bevölkert das hier schon ist. Fahren Sie mal mehr auf deutschen Autobahnen, dann wissen Sie, was ich meine. Oder suchen eine preiswerte Mietwohnung. Oder nur Arbeit, von der man Leben kann. Sie würden sich wundern, was Sie da für Erfahrungen machen.
„Es kommt darauf an, denen nicht zu folgen, die mit Kälte oder gar Hass in ihren Herzen ein Deutschsein allein für sich reklamieren und andere ausgrenzen wollen.“
Ach die: ja, die kenne ich schon. Jene, die das Deutschsein für sich allein reklamieren, hatten seinerzeit eine Anzeige FÜR Hartz IV geschaltet: die ganze reiche Lumpenelite hatte sich da zusammengerottet. War ein cooles Erlebnis, zu sehen, wie Deutsche aus Deutschland herausgeworfen wurden, weil Kälte und Hass in den Herzen der Entscheidungsträger und ihre Dienstelite überhand genommen hatten. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn denen in Zukunft noch mehr folgen.
„Es kommt darauf an, auch in Zukunft ein Land sein zu wollen, in dem wir selbstbewusst und frei, mitmenschlich und weltoffen sind – mit der Freude am Gelingen, mit der Freude, die es machen kann, wenn wir unser Bestes geben. Die Wirtschaft, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, damit sich die Kräfte der sozialen Marktwirtschaft weiter entfalten können, auch die Wissenschaft, Kunst und Kultur. Einfach jeder in seinem eigenen Leben.“
…. sofern er für „die Wirtschaft“ noch nicht zu den Unerwünschten gehört, aus deren Lebenskraft man nicht mehr genügend Profit herauspressen kann – so wie man es jetzt aus traumatisierten Menschen fernab der Familie und Heimat herauspressen möchte. Wer nicht gerade Millionär ist, kann hier weniger selbstbewusst und frei, mitmenschlich und weltoffen leben – einfach deshalb, weil schon jetzt Flüchtlinge den Mindestlohn untergraben. Doch halt: es sind nicht die Gestrandeten – es sind ihre Ausbeuter, die das organisieren – und die gerne noch mehr Flüchtlinge hätten, die für 3,5o Euro Meisterarbeit abliefern.
„Und natürlich auch der Sport, wenn unsere Athleten nächstes Jahr bei den olympischen und paralympischen Spielen um Medaillen und persönliche Bestleistungen kämpfen oder unsere Fußballweltmeister in Frankreich auch Europameister werden wollen.“
Sport … Leibesübung … wird nun wirklich unsere geringste Sorge im nächsten Jahr werden.
„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, es stimmt: Es ist eine besonders herausfordernde Zeit, in der wir leben. Aber es stimmt auch: Wir schaffen das, denn Deutschland ist ein starkes Land. In diesem Sinne wünsche ich uns allen gemeinsam Gesundheit, Kraft, Zuversicht und Gottes Segen für das neue Jahr 2016.“
Ja – die Wünsche kann ich nur gutheißen: Gesundheit, Kraft, Zuversicht und Gottes Segen brauchen die Ausgegrenzten im Jahr 2016 mehr als je zuvor. Aber es ist nicht „die herausfordernde Zeit“, die das Leben so schwer macht, sondern die Dummheit, Bösartigkeit, Egozentrik und Hinterhältigkeit der deutschen Lumpenelite – und die wird sich wohl im nächsten Jahr nicht groß ändern. Und man sollte sich in der Tat nicht spalten lassen: die Mehrheit der Flüchtlinge wird 2016 merken, wie „sozial“ Hartz IV ist und dann mit ständig mehr Deutschen im gleichen Boot sitzen (aber wahrscheinlich in einer anderen Extrastatistik).
Ja, liebe Syrer: auch wir haben unseren Assad – doch bei uns dirigieren die Ganoven lieber von hinter der Bühne. Später dazu mehr in diesem Theater. Vor US-Drohnen sind Sie hier aber sicher. Vor Armut und Ausbeutung nicht.
(Für den Originaltext danke ich den Finanznachrichten)
Donnerstag, 21.11.2013. Eifel. Der Tag wird überschattet von einem ernsten Trauerfall: der Kabbarettist Dieter Hildebrandt ist tot. Mehr als alle anderen stand er für energischen Widerstand gegen die zunehmende Dekadenz im Land, die Verblödung, die um sich greifende Sitten- und Gewissenlosigkeit. Was mir an ihm gefiel? Sein Ernst und seine Betroffenheit. Ich könnte es mir nun einfach machen und sagen: denken wir heute mal nichts, trauern wir einfach mal. Da aber täglich viele gute Menschen sterben, käme man bei strickter Befolgung dieser Maxime überhaupt nicht mehr dazu, jene Themen wahr zu nehmen, die auch Dieter Hildebrandt betroffen gemacht haben.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in der Flut der Nachrichten kleine Kostbarkeiten verborgen sind, die besondere Aufmerksamkeit verdienen. Nehmen wir als Beispiel heute mal die OECD-Studie über die Menschen aus reichen Ländern, über die der Spiegel berichtet: allein in Deutschland gab es von 2000 – 2011 einen Anstieg der Einnahmen von „Glückspillen“ von 150 %. Eine kleine Nebeninformation ist besonders drollig: bei leichten Depressionen kann die Einnahme des Medikamentes zur Suizidneigung führen. Denkt man zuerst daran: „Na, typisch Pharmaindustrie: kostet viel, bringt aber nichts außer einen um“, so ist mit ein wenig Nachdenken über die aktivitätssteigernde Wirkung des Medikamentes die wahre Ursache gefunden: die Schnauze voll vom Leben hatten die Leute schon vorher – nur gibt ihnen das Medikament die Kraft, ihren Frust in die Tat umzusetzen.
Der Spiegel reduziert die Alltagsproblematik der Depression auf die Finanzkrise – wie üblich wird mit aller Gewalt versucht, die Norm als gut und schön darzustellen: ohne Krise ginge es allen blendend. Die Wahrheit ist: die Finanzkrise macht den wenigsten Deutschen Sorgen, sie erleben andere Veränderung drastischer. Nehmen wir zum Beispiel das Wetter, heute lieber „Klima“ genannt. Jeder merkt es: da tut sich was. Ebenso merkt jeder, der sein Leben nicht im Büro verbringt, dass jene seltsamen Kondensstreifen am Himmel sich im Laufe des Tages zu einer geschlossenen Schleierwolkenschicht entwickeln, die den Menschen den letzten Rest Sonnenlicht nimmt: die Winterdepression wird Dauerzustand. Gut – ich weiß nicht, was in diesen Kondensstreifen drin ist: es bleibt nur zu hoffen, dass es sich um „Chemtrails“ handelt, denn die kann man abstellen. Ist das eine natürliche Entwicklung eines ständig wachsenden Flugverkehrs, mit dessen Hilfe die Deutschen wenigstens einmal im Jahr aus ihrem selbst verschuldeten Elend fliehen wollen, dann ist Hilfe weniger schnell in Sicht.
Ich muss jedoch vorsichtig sein: ich bewege mich hier schon wieder am Rande eines Tabus. Über „Klima“ kann man nicht mehr so einfach reden, „Klima“ ist ein außerordentlich politisches Thema geworden. Kann nämlich sein, dass da jemand dran gedreht hat. Jedenfalls behaupten das laut Spiegel jene Länder, die von der stetig wachsenden Anzahl von Naturkatastophen deutlich betroffen sind – und damit meine ich nicht die USA, die erst kürzlich mit 80 nahezu gleichzeitig auftretenden Tornados einen neuen Redkord aufgestellt haben, sondern die heute im Spiegel zitierten Entwicklungsländer, die jetzt auf der Weltklimakonferenz Entschädigungen für die Folgen der Naturkatastrophen fordern. Gerade deshalb gilt es ja als schick und mutig, diese erkennbaren Klimaveränderungen bzw. die Theorie des menschengemachten Klimawandels anzugreifen: wo kein Täter, da keine Entschädigung. Hier missbrauchen Täter ganz offen die Sitten und Gepflogenheiten der offenen Gesellschaft, in dem sie sich selbst als Opfer präsentieren … und damit auch durchkommen. Habe ich jetzt die Theorie des menschengemachten Klimawandels nicht hinten herum anerkannt – ohne wissenschaftliche Ausbildung und umfassender Sichtung aller Argumente und Gegenargumente?
Ja, diesen Fauxpas habe ich begangen. Was soll ich auch anderes tun, wenn die Tagesschau meldet, dass man sich nun an rekordverdächtigen Dauerregen gewöhnen muß:
Nicht nur Sardinien, ein ganzes Land versinkt in diesen Tagen im Dauerregen. Im Herbst ist das in Italien nicht ungewöhnlich. Und auch dass innerhalb weniger Stunden 400 bis 450 Liter pro Quadratmeter fallen, sei keine Ausnahme mehr, sagt Giorgio Zampetti von der Umweltorganisation „Legambiente“.
„Früher gab es solche Niederschläge alle 20 bis 40 Jahre“, sagt der Umweltaktivist. „Wir haben die italienischen Regionen untersucht, vor allem Ligurien und die Toskana, die zuletzt am meisten betroffen waren. Und wir haben festgestellt, dass so etwas nun drei- bis viermal pro Jahr vorkommt. Hier ist also aus der Ausnahme eine Regel geworden.“
Früher: einmal alle zwanzig Jahre. Heute: viermal im Jahr. Macht eine Steigerung von 8000 Prozent. Soll ich da wirklich noch mit Klimaskeptikern diskutieren, wie es unsere Talkshowkultur gerne sieht, die meint, man könne Wirklichkeit mit Parolen bewältigen?
Es ist aber nicht nur das Wetter, das dem Deutschen aufs Gemüt schlägt. Wo er sich umsieht, bemerkt er eine kriminelle Lumpenelite, die mit großer Macht danach trachtet, den Krieg REICH gegen ARM auch in Deutschland erfolgreich durchzuführen – und er bemerkt – wie im Falle des Herrn Hoeneß – das diese Verbrecher eine große Gefolgschaft haben, die voll hinter ihnen steht. Das das eine typische Erscheinung des völlig entarteten Feudalismus ist, wird kaum noch diskutiert, die Zeiten, wo Bürger über das Stockholm-Syndrom aufgeklärt wurden, sind lange vorbei.
Unter dem Stockholm-Syndrom versteht man ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer von Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern aufbauen. Dies kann dazu führen, dass das Opfer mit den Tätern sympathisiert und mit ihnen kooperiert.
Das ist doch die plausibelste Erklärung für den Merkel-Hype der Gegenwart! Oder für die Sympathiewelle, auf denen unsere Leistungsträger schwimmen, deren größte erkennbare Leistung Steuerhinterziehung ist. Frage mich, wann die Kriminellen von Oppenheim-Esch das Bundesverdienstkreuz bekommen. Immerhin haben wir hier jetzt einen Einblick in ihre Machenschaften, die mal wieder deutlich zeigen, wie man zu dem Reichtum kommt, mit dessen Hilfe man dann erfolgreich Krieg gegen die Armen führt, siehe Manager Magazin:
Wie das manager magazin in seiner am Freitag (23. August) erscheinenden Ausgabe berichtet, vereinbarten die Akteure die Gründung einer Gesellschaft, die eine große Mehrheit der Aktien erwerben und anschließend den verbleibenden Streubesitzaktionären ein Übernahmeangebot machen sollte.
Mit einem Squeeze-out sollte verhindert werden, dass die freien Aktionäre am Gewinn teilhaben würden.
Ein geheimer Plan einer zuvor höchst angesehenen Bank. Mit wie viel geheimen Plänen müssen wir eigentlich noch rechnen? Ach – ich vergaß: über Verschwörungen darf man sich in der westlichen Kultur keine Gedanken mehr machen, weshalb solche Aufdeckungen von existierenden Verschwörungen nur noch zufällig geschehen: so weit ist der Krieg REICH gegen ARM schon erfolgreich gewesen – die Denkverbote werden auf weiter Fläche akzeptiert.
Was dieser Plan noch offenbart? Erstmal merkt man schon an der Sprache, dass die Bevölkerung ausgeschlossen werden soll: nicht umsonst kommt hier ein Denglisch zur Verwendung, das jeden Engländer gruseln läßt, aber seinen Zweck erfüllt: der normale Deutsche ohne Anglistikstudium ist erstmal verblüfft, weil schon die Wortwahl zeigt, dass er gefälligst draußen bleiben soll, weil er sowieso keine Ahnung hat. Das die Regierungen des letzten Jahrzehntes dieses „Ausquetschen“ erstmal durch entsprechende Gesetze möglich gemacht haben, soll möglichst nicht öffentlich diskutiert werden: man würde riskieren, dass es auf einmal weniger Reiche gibt – und auf die kann man in dem momentanen Krieg nicht verzichten.
Ist ist auch eher dieser Krieg, der den Deutschen neben dem Wetter und der Finanzkrise Sorgen bereitet. Mit Krisen jeder Art kommen wir klar – aber einen Krieg führen zu müssen gegen einen Feind, der mehr als nur einen Fuß in der Tür des )Bundeskanzleramtes und aller Abgeordnetenbüros hat, einen Krieg, über den man über öffentlich noch nicht mal reden darf (es sei denn, man heißt Warren Buffett): dass ist etwas viel verlangt – es erinnert an den Kampf gegen unsichtbare allmächtige Götter.
Dieser Krieg nimmt zum Teil absurde Züge an, wie das Handelsblatt aktuell berichtet: ein kleiner Kaffeestand in Bangkok hat gegen den Megakonzern Starbucks verloren. Der Umsatz belief sich auch unter 700 Dollar im Jahr, Starbucks investierte aber ein Vielfaches dieser Summe, um einen Rechtsstreit gegen diesen Kaffeestand durchzusetzen: „töte einen, diszipliniere hundert“, so die Devise, die im Geschäftsleben immer weiter um sich greift. Die Sünde des Verkäufers: ein grünes Schild mit dem Namen „Starbungs“. Ich hätte es für einen Witz gehalten – Konzerne verstehen aber keinen Humor. Bald wird man nicht mehr über sie reden dürfen, weil sie den Gebrauch ihres Namens gesetzlich geschützt haben.
Nun – momentan dürfen wir das noch. Vieles verbietet aber die bundesweite Kultur des Stockholm-Syndroms schon heute, dass zeigt die aktuell aufgeregte Diskussion um die Forderung eines Prostitutionsverbotes durch Alice Schwarzer. Keiner wundert sich darüber, dass es momentan eher linke Kreise sind, die für die Prostitution sprechen, während die alten Puffgänger von der CDU sich gewandelt zu haben scheinen: immer mehr unterzeichnen den Aufruf von Frau Schwarzer. Hier hat sich im Denken der Linken wohl etwas verändert, was ich verpaßt habe – ich habe allerdings schon die Agenda 2010 nicht verstanden. Prostitution war früher ein Ausdruck des Krieges Reich gegen Arm: die Armut soll die Frauen dazu gezwungen haben, sich an reiche Männer zu verkaufen, um ihre Kinder durchzubringen, darum waren die Linken dagegen und die Rechten dafür. Linke hatten auch gar kein Geld dafür – bis rot/grün durch entsprechende Gesetze die Preise dieser angeblich so wertvollen und hochgeschätzten Dientsleistung auf 30 Euro senkten.
So kam auch der arme Linke in einen besonderen Genuss: sie konnten den Berlusconi machen und endlich auch mal mit minderjährigen Mädchen so verfahren, wie es der Meister vorgemacht hat, siehe Welt:
Viele Kritiker machen dafür auch die Jahre unter der Regierung von Silvio Berlusconi verantwortlich, in denen das Frauenbild in Italien von Medien und Werbung vor allem von jungen aufreizenden Mädchen beherrscht wurde, nicht von selbstbewussten Frauen. Jugendrichterin Martello sagt, viele junge Frauen seien längst überzeugt, „dass ihr Körper wichtiger und wertvoller ist als ihre Person. Und die Männer sind der Meinung, dass sie einen Körper bezahlen, benutzen und wegwerfen können“.
Dieses Prinzip – „bezahlen, benutzen, wegwerfen“ – ist das Prinzip, dass unsere Leitungselite mit allem macht, was ihnen in die Finger kommt – der ganze Planet gerät so aus den Fugen. Hier ist dieses Prinzip mal übel aufgefallen, weil es minderjährige reiche Mädchen waren, die dort benutzt wurden: für die Armen ist es ja schon allgemein akzeptiert, dass sie sich gefälligst verkaufen sollen.
Was einem besonders auffallen sollte: die reichen Eltern dachten sich nichts dabei – für sie ist das Prinzip Alltag, warum also nicht auch für ihre Kinder? Hier bewies einer der führenden Bordellbetreiber Deutschlands mehr Ethik – die hat er sich wahrscheinlich aus seinen armen Zeiten hinübergerettet.
Wo das alles enden soll?
Wollen wir doch gar nicht wissen: brächte uns in Konflikt mit unserem Stockholm-Syndrom.
Lieber nehmen wir unsere Glückspillen und freuen uns über Dieter Hildebrandt, dem die Natur den Suizid ersparte. Viele Deutsche werden ihn wohl beneiden.
Mittwoch, 27.6.2012. Eifel. Das Leben ist schon etwas Wunderbares und Schönes. Sicher, es kostet Arbeit, gleicht nicht immer einer Seifenoper mit Auffanggarantie bei Sendeschluss, aber dafür kann man als Mensch eine Menge Triumphe erleben, sehen, was man leisten kann. Da zieht man hinaus in die Wildnis, rodet das Land und legt Felder an, erschließt Fischgründe, pflanzt und pflegt Obstbäume und in jeder freien Minute werkelt man an seinem Haus und bastelt an seiner Familie, damit man im Alter auf eine zufriedenstellende Lebensleistung blickt und versorgt ist. Hört sich doch schön an, oder? Selbstbestimmt, frei, sicher und geborgen dank der eigenen Leistungsbereitschaft, der planerischen Qualität und der Durchsetzungskraft des eigenen Willens hinterlässt man seinen Kindern einen Platz zum Leben, von dem aus sie sich entfalten können. Schön wär´s … doch schauen wir jetzt mal auf die Wirklichkeit, die von diesem Traumbild einer Leistung, die sich lohnt, meilenweit entfernt ist.
Wir modernen Menschen, die wir uns als Speerspitze der Zivilisation begreifen, sollen vor allen Dingen eins sein: flexibel. Wer nicht flexibel ist, sondern alt, krank oder mit Kindern am Bein verflucht, ist schneller arbeitslos als ein Apfel vom Baum fällt. Darum bauen wir ja auch immer mehr Kinderlager für Kleinstkinder, um diese Bürde, Schande und Last von den Schultern der Eltern zu nehmen. Wir arbeiten nicht so hart wie der Mann auf dem Acker – in Wirklichkeit sind die meisten Jobs in Deutschland weit entfernt von dem, was man vor hundert Jahren noch Arbeit genannt hätte, die meisten sitzen sicher und trocken in irgendwelchen Büros und versehen „Dienstleistungen“ und bekommen dafür Ansprüche auf kleine bedruckte Papierscheine, die man augenblicklich noch an vielen Orten gegen vielerlei überflüssige und erstaunlich billig produzierte Waren eintauschen kann.
Das machen wir, bis wir 40 – 50 Jahre alt sind, dann entsprechen die meisten von uns einfach schon äußerlich nicht mehr dem Ideal vom jungen, gut ausgebildeten, hochmotivierten und komplett ungebundenen „High Potential“ – möglicherweise kommt auch der eine oder andere von sich aus auf die Idee, das nicht mehr viele Jahre übrig bleiben, um mal das eigenen Leben zu leben, und nicht nur das, was einem von Werbung, Chef und Nachbarn vorgeschrieben wird … könnte ja sein, das jenseits der lückenlos durchstrukturierten Norm ganz tolle Erlebnisse auf einen warten, die man mit Geld nicht kaufen kann.
Spätestens jenseits der fünfzig merken wir, das sich unserer Gesundheit nicht mehr mit den Anforderungen des modernen Arbeitslebens in Einklang bringen läßt – wir waren letztes Jahr schon vier Tage krank geschrieben und dieses Jahr droht gar eine OP – das lässt sich mit den legitimen Interessen der Kapitalgeber nicht länger vereinbaren. Wir sind im gleichen Alter wir der primitive Siedler, aber was haben wir vorzuweisen?
Wir haben viel Zeit investiert in das, was im modernen Leben Arbeit genannt wird (soviel Zeit wie der Siedler, kann man annehmen) – aber wo sind unsere bleibenden Werte, die wir mit dieser Arbeit geschaffen haben? Das Weizenfeld, die Obstwiese, die Rinderzucht, der Schweinestall, die Fischfarm – jene Dinge, die uns im Alter absichern und unseren Kindern Zukunft geben sollten? Wenn wir Glück haben, gehört uns ein kleiner Handwerksbetrieb, der jederzeit dicht vor dem Bankrott steht, wenn die Auftragslage sich mal ändert …. oder ein Großkonzern mit (ergaunerten) Bankengeldern McElektric und McMetzger hochzieht, um bundesweit flächendeckend den gleichen Standard zu besseren Preisen bieten zu können.
Auf jeden Fall haben wir am Ende unserer Arbeitskraft eins vorzuweisen: Ansprüche. Riesenansprüche. Angesichts dieser Ansprüche ist es verwunderlich, das sich aus dieser „bürgerlichen“ Schicht klagende Stimmen gegen Sozialhilfeempfänger erheben, deren Ansprüche dergestalt sind, das sie nicht nackt und hungrig unter einer Brücke landen möchten, weil der Kapitalismus so erfolgreich am Wohlstand aller gearbeitet hat … ja, das Sozialhilfe nur die Minderleistung und das Versagen des Kapitalismus ausgleicht wird heute nicht mehr erwähnt – er ist Selbstzweck geworden. Bevor wir aber wieder zu der Erkenntnis kommen, das wir alle nur noch für die Rendite kriminellen Kapitals auf Offshore-Konten arbeiten, bleiben wir lieber bei unserem Siedler, der dummerweise in die Stadt gezogen ist und in der Mitte seines Lebens merkt, das er den Anforderungsprofilen nicht mehr gewachsen ist: der ideale Arbeitnehmer hat keine Familie, keine Hobbys, keine Freizeit, kein eigenes Leben und wird vor allem nicht alt oder krank. Er lebt und stirbt für die Firma, die seine Heimat ist – und wenn er selbst ungesund für die Firma wird, geht er gerne und freiwillig … im Idealfall löscht er sich einfach selber aus, um der Firma nicht weiter zur Last zu fallen.
Dort draußen, jenseits der Firma, merkt er dann, wofür er wirklich gearbeitet hat: für NICHTS. Sicher, er hat Ansprüche auf kleine bedruckte Papierchen, die die Druckereien gerade in großen Mengen produzieren. Je nach Zuteilungsquote werden die Ansprüche auf diese Papierchen eingeschränkt … das es weltweit viel mehr Ansprüche als reales Geld gibt, merkt man erst später. Viele Menschen haben diese Ansprüche – die größten davon nennen sich RENTE, andere nennen sich KAPITAL. Klar ist – wenn alle ihre kleine bedruckten Papierchen von der Bank holen würden, gäbe es gar nicht genug davon. Das weiß man – aber denkt nicht gleichzeitig daran, was das für den Wert unserer Ansprüche bedeutet: sie unterscheiden sich in Nichts – aber auch in gar nichts – von den Ansprüchen jedes Sozialhilfeempfängers dieses Kontinents. Klar: wir fühlen uns sicher in unseren Ansprüchen, weil es Gesetze gibt – und übersehen dabei, das die Arbeitslosen sich ehedem auch wegen dieser Gesetze sicher fühlten.
Dann waren die Gesetze von heute auf morgen anders – der Arbeitslose musste seine von der versagenden Wirtschaft, dem zusammenbrechenden Kapitalismus und der Globalisierung verschuldeten Arbeitslosigkeit mit seinem mühsam angespartem Kapital selbst finanzieren, man nannte das HARTZ IV – nach einem verurteilten Verbrecher und Kanzlerfreund.
Ja – das geht heute: Verbrecher schreiben Gesetze.
Vielleicht wähnen wir uns noch sicher, weil wir ein eigenes Haus haben – oder eine eigene Wohnung. Sagte ich nicht, das Flexibilität unsere größte Stärke ist? Wie stark ist man mit einem Haus am Bein? Das merken gerade immer mehr Menschen in Deutschland, die die Löcher in den Haushalten ihrer Gemeinden stopfen müssen: gerade der Häuslebauer ist hier ein idealer Kandidat für die Kassenwarte der Gemeinde: er kann nicht weg.
Während die städtischen Leistungen schrumpfen (z.B. Oberhausen und Duisburg, siehe Welt), werden immer mehr Kosten und Arbeiten auf die Bürger umgelegt: Kanalsanierung, Straßenreparatur, Winterdienst – in zunehmenden Maße überlässt uns der Kapitalismus unserem Schicksal und bürdet uns die Schuld für sein Versagen auf: das „grausame Endspiel“ (siehe Zeit) beginnt, die großen Systeme kollabieren, weil allein ihre Größe schon unnatürlich und ungesund war: Leonard Kohr (siehe Zeit) hat recht behalten.
Und was haben wir als Waffe gegen dieses System?
Unsere Ansprüche – erbärmlicherweise.
Lange Zeit haben wir uns in diesen Ansprüchen gesuhlt – und ganz vergessen, das es immer jemanden gab, der uns die Leistungen zugesprochen hat. Kein Arzt erwirtschaftet wirklich eine Million Euro im Jahr (in Marokko verkaufen die Potenzmittel auf dem Wochenmarkt, um zu überleben … nur mal als Beispiel erwähnt) – es gibt jemandem, der ihm das zuteilt, für Boni und Gehälter gilt genau das gleiche wie für Sozialhilfesätze. Wir alle – wirklich ALLE – sind so autark wie jeder beliebige Sozialfall in Deutschland – der Kapitalismus hat uns alle zu Sozialfällen gemacht … nur erlauben sich manche noch wirklich Ansprüche, die über jedes vernünftige und bezahlbares Maß hinaus gehen. Manche merken es – andere schauen noch gar nicht ins Internet (siehe Welt) und genießen lieber weiter die Erfolgsparolen eines sterbenden Wirtschaftssystems. Viele bekommen noch immense Ansprüche genehmigt, um den Sterbeprozess hinauszuzögern oder zu vertuschen – die Medienmillionäre des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und des privaten Nutzviehfunks könnten ein Lied davon singen, wie man mit der gezielten Bespaßung des Volkes superreich werden kann … ich glaube aber, die reden nicht gerne darüber.
Wäre zu blöd, wenn die hart arbeitende Bevölkerung merken würde, das sie am Ende ihres Schaffens keine Werte besitzen, sondern nur Ansprüche … Ansprüche, über die die Kapitaleigner nur lachen und deren Wert die EZB durch heiß laufende Druckpresse beständig weiter gegen Null laufen lässt.
Auf gut Deutsch: wenn der nächste Verbrecher Gesetze schreibt, die die Auszahlung der Rente um 90% kürzen (weil man gemerkt hat, das Rentner auch nur Arbeitslose sind – zudem auch noch ziemlich alte), gleichzeitig aber die Grundsteuern um 1000 % erhöht werden, dann … wird man merken, das die ganze Arbeit, die man sich im Leben gemacht hat, wirklich keinen Sinn hatte. Die wirklichen Werte sind im System des Kapitalismus woanders gelandet – uns bleiben nur Ansprüche und Schulden – weshalb beispielsweise Strom für uns im Alter ein sehr kostbares und rares Gut werden wird: schon jetzt können 800 000 Deutsche ihre Rechnungen nicht bezahlen, siehe Welt.
Anstatt das wir am Ende unseres Lebens auf den erwirtschafteten Reichtum zurückblicken, blicken wir auf ein langes Leben völlig sinnloser Arbeit zurück, sinnlos deshalb, weil sie für uns und unsere Kinder keine Werte geschaffen hat. Genauso gut hätten wir unsere Zeit damit verbringen können, Rilke-Gedichte unter Autobahnbrücken zu rezitieren. Noch können wir uns leisen Spott auf Bauer Gottfried leisten (siehe Welt), jenen Menschen, der versucht, frei und ökologisch sinnvoll (völlig jenseits der romantischen grünen Hochpreisvariante das Öko-Spaßspießertums) sein Leben zu gestalten oder insgeheim von einem solchen Aussteigerleben träumen – bald jedoch werden wir merken, das auch diese kleinen Fluchten geschlossen werden.
In den USA ist es schon soweit: öffentliche Parks werden versteigert, die Zugänge durch Preise limitiert, siehe WSWS. Die Zeit, in der Bauer Gottfried aufgrund immenser Steuerschulden sein Grund und Boden an McDonalds verkaufen muss, rückt näher. Dann darf er mit uns anderen Globalisierungsleichen zusammen in den zerfallenden Großstädten leben, während die Funktionselite des Kapitalismus noch ein wenig Natur schnuppern darf – es sei denn, sie werden alt, krank oder gründen eine Familie.
Zu dunkel, diese Zukunft?
Was verbirgt sich denn sonst hinter den Plänen der Privatisierung von Staatseigentum … was nichts anderes ist als ein groß angelegter Raubzug auf das Volksvermögen, ein Raubzug, der augenblicklich in Italien für großen Unmut sorgt (siehe Welt) und wohl letztlich dazu führt, das wir Deutschen den Urlaub im Ausland vergessen können, weil wir – mal wieder – zu den meistgehassten Subjekten des Kontinents gehören (siehe George Soros im Spiegel).
Und was macht die Politik in diesen Zeiten, in denen wir als Gemeinschaft vor historischen Herausforderungen stehen?
Sie erlaubt sich, hart durchzugreifen um das Übel bei der Wurzel zu packen, siehe Spiegel:
Die neue nordrhein-westfälische Landtagspräsidentin Corinna Gödecke (SPD) etwa kritisierte jüngst das modische Niveau der Abgeordneten. Unangemessene Bekleidung war der Präsidentin offenbar in den ersten beiden Sitzungen des neuen Landtags unter die Augen gekommen.
Schön zu sehen, das unsere Politiker den Dresscode der Lumpenelite für bedeutsamer hält als die Freiheit des Bürgers – und ein schönes Beispiel für die unglaubliche Dekadenz unserer politischen Kultur. Noch eins? Der Spiegel hat noch mehr davon:
Auch in Berlin sorgten die Piraten mit einem Stilbruch für Aufsehen, wie die Boulevardzeitung „BZ“ berichtet. Demnach zeigte der 31-jährige Abgeordnete Fabio Reinhardt in einer Sondersitzung des Innenausschusses am Freitag ziemlich viel Bein: Er erschien zur Sitzung in beigefarbenen Shorts. Prompt fing er sich der Zeitung zufolge eine Beschwerde von SPD-Innenpolitiker Tom Schreiber ein. „Seitdem die Piraten da sind, verfallen die optischen Sitten, das ist unwürdig“, sagte er.
Was „optische Sitten“ sind, erschließt sich wohl nur weltfremden Parlamentariern, die einen Kunstbegriff schaffen müssen, um zu begründen, was sie wirklich tun: sie wollen, das auch die Neuparlamentarier optisch einen Schulterschluss mit den steuerfinanzierten Objekten des Lobbyismus vollziehen und so dem Bürger demonstrieren, das er wählen kann, was er will: es kommen immer nur neue Lumpen dabei heraus – Lumpen in feiner Seide.
Wäre schlimm, wenn der Mensch auf die Idee käme, das seine Arbeit wieder Sinn machen, Leistung wieder Anerkennung finden und Werte anstatt Ansprüche schaffen sollte und das die Staatsgewalt wieder vom Volke ausgehen muss, weil man sonst mit tödlicher Sicherheit aufgrund eines komplett versagenden kapitalistischen Systems in die Altersarmut rutscht und zu einer Gesellschaft wird, die ihre Frauen an reiche Chinesen verschachert, weil die Frauen brauchen (siehe Welt) und wir sonst nichts mehr haben, was die nicht selber billiger bauen können.
Am Ende unseres kapitalistischen Weges werden wir zu einem europäischen Thailand – mit perfekt gekleideten Politikern, deren luxuriöses Dressing sich nur noch durch Rekordschulden halten lässt.
Sonntag, 17.6.1789. Eifel. Unglaubliches geschieht gerade. Der ganze Kontinent ist in Aufruhr. In Frankreich gab es Revolution, in ganz Europa rüstet der Adel zum Krieg. Schon jetzt merkt man, das ein kleiner unbedeutender Korse sich bereit macht, den Adel vom Kontinent zu verjagen. Überall wird Geld von den Konten abgehoben, wer es sich leisten kann, flieht, wohin es ihn sicher dünkt. Ähhhh … nein, Entschuldigung. Das war ein Fehler. Seitdem mein Kollege Regenbogenbieger mit einer Fischvergiftung im Nichts verschollen ist, kommen hier die historischen Archive durcheinander. Fangen wir nochmal von vorne an:
Sonntag. 17.6.1939. Unglaubliches geschieht gerade. Der ganze Kontinent ist in Aufruhr. In Deutschland gab es Revolution, in ganz Europa rüstet man sich zum Krieg. Ein kleiner, unbedeutender Österreicher macht sich bereit, seine eingebildeten Feinde (also eigentlich jedermann) vom Kontinent zu verjagen. Überall wird Geld von den Konten abgehoben, wer es sich leisten kann, flieht, wohin es ihn sicher dünkt. Ähhhh … nein, Entschuldigung. Das war ein Fehler. Seitdem mein Kollege Regenbogenbieger mit einer Fischvergiftung im Nichts verschollen ist, kommen hier die historischen Archive durcheinander. Fangen wir nochmal von vorne an:
Sonntag, 17.6.2012. Eifel. Unglaubliches geschieht gerade. Der ganze Kontinent ist in Aufruhr. Griechenland wählt.
…
Da stockt auf einmal der Schreiber und wundert sich. Gut, Napoleon und Hitler waren ordentliche Kaliber, der erste der typische linke Revolutionär, der sich nach Machterhalt sofort in einen Ultrarechten verwandelt (aber das ist ja das, was Linke wollen: das Geld der Rechten. Was die einen sich durch Betrug und unfaire Geschäftemacherei angeeignet haben, wollen sie sich mit Gewalt holen. Auch illegal, geht aber schneller) während der letztere im linken Gewande nach der Machteroberung noch eins draufsetzte und zum internationalen Prototyp des Antichristen wurde, eine Gestalt, deren Weltanschauung heute noch tief in der deutschen Gesellschaft nachhalt: „Wer nicht arbeitet, der soll nicht essen“ …. und wird schnellsten vergast, um ihm den Hungertod zu ersparen. Das war wohl das „soziale“ im nationalen Sozialismus, der keine Armen kannte, weil Armut damals wie heute eine indirekte Straftat darstellte.
Bei den beiden versteht man den Aufruhr … aber bei einer Wahl in Griechenland? Vor zehn Jahren hätte man die als Randnotiz im kostenlosen Wochenblättchen wiedergefunden, zwischen den Nachrichten vom Kaninchenzüchterverein und den Anzeigen für Diätmittel. Heute macht die Wahl richtige Endzeitstimmung, Armageddon und Apokalypse finden gerade heute satt – und nicht erst am 22.12.2012.
Eine Kostprobe?
Gern.
Carta-info hat zusammengetragen, was ich heute morgen zusammentragen wollte: von „Marktschock“ und „Eurobeben“ ist da die Rede, „Bange Blicke“ voller „Zittern“ zeugen von der „Angst vor weltweiter Schockwelle“ kurz: ALLES IST VORBEI!
Warum?
Weil ein demokratisches Land einen in einer demokratischen Gemeinschaft ganz normalen Vorgang abwickelt: man wählt ein Parlament.
Das ist schon etwas anderes als Hitler oder Napoleon, oder?
Scheinbar nicht, denn die Wirkungen sind die gleichen. Von „Panikgefahr“ reden die Mittelstandsnachrichten, angeblich gibt es heute in vielen Banken eine Notbesetzung, um auf die kommende große Katastrophe auch am arbeitsfreien Sonntag vorbereitet zu sein.
Wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte? Der Spiegel klärt in einer kurzen Sequenz darüber auf …. obwohl ich mir nicht sicher bin, ob die wirklich wissen, was sie dort wirklich schreiben:
Klar ist, dass sich die politische Elite mit Tricks und Manipulationen der Statistik die Aufnahme in die Euro-Zone erschlichen hat. Das Ziel: Die Regierung in Athen wollte von den niedrigen Zinsen profitieren, die Anleger Euro-Ländern für neue Schulden gewährten.
Die „politische Elite“ sind wohl auch jene Leute, die gerade ihre Euros außer Land schaffen. Klar eigentlich … die normalen Bürger haben keine mehr. Warum ich meine, das der Spiegel hier seine redaktionelle Kontrolle für einen Moment verpennt hat? Nun, gleichen Sie mal diese Aussage mit einer älteren Information aus dem Spiegel ab:
Im Schönen ihrer Haushaltszahlen waren die Griechen Meister – und offenbar hatten sie dabei Hilfe von echten Profis. Nach SPIEGEL-Informationen unterstützte die US-Bank Goldman Sachs den nun vor der Pleite stehenden Staat mit komplexen Finanztransaktionen.
Klar ist, das Goldmann-Sachs mit Tricks und Manipulationen die Aufnahme in die Euro-Zone erschlichen hat. Das Ziel: die Regierung in Athen wollte von den niedrigen Zinsen profitieren, die Anleger Euro-Ländern für neue Schulden gewährten … und Goldman-Sachs und der Bankenclan wollte im Anschluss dann die Zinsen kräftig erhöhen, weil die griechische Wirtschaft bei weitem nicht so stark war, wie der Zinshunger der Banken. Das war aber schon vor zehn Jahren bekannt. Natürlich war es auch den deutschen Regierungen und der deutschen Wirtschaft bekannt, die sich mit ihren Rüstungslieferungen (und dem Absatz von überteuerten Konsum- und Arzneiprodukten) eine goldene Nase an den billigen Krediten für Griechenland verdient haben.
Jeder Mercedes, VW und Audi in Griechenland ist letztlich von diesen von Goldman-Sachs eingefädelten Krediten bezahlt worden, genauso wie jedes U-Boot, jede Fregatte und jeder Panzer. Jeder Normalbürger hätte das auch schon vor zehn Jahren gesehen: die Wirtschaftskraft Griechenlands hätte niemand auf der Höhe von Frankreich oder Deutschland vermutet. Jeder wusste, das die außer Oliven nichts haben.
Wirklich nicht?
Die griechische Botschaft ist da anderer Meinung. Hören wir ihr doch mal kurz zu:
Durch die Erweiterung der Europäischen Union ist Griechenland zu einem regelrechten Giganten in der europäischen Handelsschifffahrt aufgestiegen. Der Großteil der Flotten der neuen EU-Mitglieder Zypern und Malta wird von Griechen kontrolliert. (Jahresbericht der griechischen Reederunion 2003/04)
Insgesamt 58,34 % des Volumens der EU-Handelsflotte (nach Großtonnage – GT) werden von Cargos und Tankern unter griechischer, zypriotischer und maltesischer Flagge gestellt, und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ein überaus großer Anteil an den Flotten Zyperns und Maltas von griechischen Reedern kontrolliert wird, beherrschen letztere insgesamt 46,15 % des Volumens der EU-Handelsflotte.
Laut des in London ansässigen Greek Shipping Cooperation Council (GSCC) geht der Einfluss griechischer Reeder aber noch weiter. Zu den insgesamt rund 70 Mio GT griechischen Volumens unter EU-Flaggen kommen noch weitere 39 Mio GT, die unter Nicht-EU-Flaggen fahren – überwiegend aus folgenden Ländern: Panama (14,5 Mio.), Liberia (6,9 Mio.), Bahamas (5,9 Mio.).
Wie Bitte? Griechische Reeder kontrollieren 46,15 % ALLER EUROPÄISCHER HANDELSFLOTTEN? Stehen laut Stern weltweit auf Platz 2?
Die sind aber sehr reich, die Griechen. Superreich. Mit diesen Flotten könnten die locker den kleinen Küstenstaat finanzieren – so wie wir Deutschland mit der Automobilindustrie hochhalten. Von wegen „die haben nur Oliven“.
Die haben nur ein Problem, das wir alle in Europa haben. Das ist das, was der Spiegel so lapidar „die politische Elite“ nennt jene Menschen, die von Goldman-Sachs zum Essen eingeladen werden – oder gleich direkt bei ihnen gearbeitet haben. Oder – formulieren wir es anders:
„Es heißt, dass Leistung nicht fruchtet. Wer die anderen hereinlegt, gilt mehr als der, der arbeitet. Würde sich diese Mentalität ändern, würde sich alles ändern.“
Dieses Zitat stammt aus dem Jahre 2002 – und wird wieder aktuell, wie der Artikel in der Zeit zeigt, aus dem er entnommen ist. Ebenso wie die Zeit erinnert das Handelsblatt daran, das wir die Krise schon mal hatten: 2002 in Argentinien. Die Parallelen sind erstaunlich … auch wenn die Artikel manches gerne unterschlagen, siehe Wikipedia:
Eine Privatisierungswelle Anfang der 90er Jahre, bei der viele Staatsbetriebe zum Teil unter Wert verkauft wurden, führte dazu, dass weite Teile der argentinischen Wirtschaft vom Ausland abhängig wurden. Dies machte das Land anfällig für Spekulation und Kapitalflucht, ein Phänomen, das Ende 2001 maßgeblich zur Bankenkrise beitrug.
Man glaubt es kaum, wenn man es liest – und sogar den Deutschen sollte es mulmig werden, wenn sie dies lesen, denn den Verkauf der Staatsbetriebe haben wir erlerbt, die ganze DDR wurde verramscht (wobei jene, die andere hereinlegten, auch in unserem Land mehr gelten als jene, die einfach nur gearbeitet haben) – und nun haben wir eine Bankenkrise.
Klar ist, das die politische Elite mit Tricks und Manipulationen die Argentinienkrise verursacht hat, klar ist, das dort ein Modell ausprobiert wurde, mit dessen Hilfe man sich jetzt Zugriff auf die finanziellen Reserven des gesamten europäischen Kontinents verschafft – und nicht nur auf die kläglichen Reste Griechenlands.
„Die Presse“ aus Österreich klärt darüber auf:
Dazu bedarf es einerseits der kurzfristigen, demokratisch nicht legitimierten Zentralisierung von Wirtschafts- und Fiskalpolitik und andererseits einer Rekapitalisierung der europäischen Banken direkt aus den Mitteln von EFSF und ESM. Vor allem Letzteres scheint tatsächlich unausweichlich
Wir erinnern und vielleicht mal besser für einen Moment an das griechische Erbe: die Hebelgesetze des Aristoteles. Griechenland ist der Punkt, mit dem Goldman-Sachs und die Lumpenelite ganz Europa aus den Angeln hebt – dabei ist es völlig egal, wie die Wahl in Griechenland ausgeht. Es geht ja auch gar nicht um Griechenland: das war nur die Eintrittskarte, die man ab 2001 nach argentinischem Vorbild vereinnahmt hat … und weil ich Banker nicht für blöd halte (erst recht nicht die von Goldman-Sachs, die jetzt als „politische Elite“ in Griechenland, Italien und Brüssel sitzen), nehme ich an, das das genauso geplant war: das Bankenparadies sollte Wirklichkeit werden, der Enteignungspakt für Staaten und Menschen (ESM) wird das Mittel werden, mit dem man uns ohne jede demokratische Kontrolle auch noch den letzten Cent aus der Tasche klaut.
Sieht man ja auch jetzt an Spanien … einerseits wird langsam klar, das dank verstärkter Kapitalflucht die 100 Milliarden bei weitem nicht ausreichen (siehe Mittelstandsnachrichten), andererseits ist aber auch klar, das eine Rettung Spaniens einer Studie der Deutschen Bank zufolgt scheitern wird (ebenfalls Mittelstandsnachrichten) … aber trotzdem läuft der Rettungsautomatismus weiter.
In der Welt finden wir den Ökonomen Hans-Werner Sinn, der uns mit kurzen Worten erklärt, was hier abläuft:
Banken und andere Investoren, darunter viele reiche Griechen, dagegen konnten ihre toxischen griechischen Staatsanleihen an die EZB und damit in die Haftung des Steuerzahlers der europäischen Kernländer übergeben.
Und noch einen weiteren denkbaren Satz finden wir dort:
Die große Lücke zwischen dem, was Griechenland erwirtschaftet, und dem, was es verbraucht, wird längst vollständig von der EZB und der Staatengemeinschaft finanziert.
Und hier halten wir einen Moment inne und erinnern uns daran, was wir kurz zuvor lasen: die Griechen haben die zweitgrößte Handelsflotte in einer globalisierten Welt – wie kann das sein, das die nichts erwirtschaftet?
Nun – die erwirtschaften schon Einiges, aber: sie zahlen ihre Miete nicht. Griechische Reeder zahlen keine Steuern (siehe z.b. Focus). Kein Wunder, das die angesichts der Wahl nun das Land verlassen wollen (siehe Standard), weil sie Lynchjustiz fürchten (siehe Finanznachrichten).
Denen wird gestattet, was man keinem anderen Bürger gestatten würde: Miete nicht bezahlen. Während dem Bürger die Zwangsräumung droht, kriegt der Unternehmer ein Bundesverdienstkreuz fürs reich werden – ein spannendes Beispiel findet sich hier bei „Extremnews„.
„Wer die anderen hereinlegt, gilt mehr als der, der arbeitet“.
Besser kann man die bundesdeutsche Wirklichkeit im Jahre 2012 gar nicht beschreiben … und auf einmal sehen wir, warum die Wahl in Griechenland medial soviel Angst verbreitet: es könnte passieren, das der Bürger merkt, das genau dies das Problem ist:
„Wer die anderen hereinlegt, gilt mehr als der, der arbeitet“.
Das würde auch erklären, warum die deutschen Leitmedien in einer gesellschaftliche so brisanten Situation (die schnell zu einer Neuauflage von 1789 führen könnte) einen merkwürdigen Kurs fahren, den wir heute der FAZ entnehmen können:
Denn für den Sonntag, wenn dort Wahlen sind, die für ganz Europa Folgen haben, planen die öffentlich-rechtlichen Sender, das sind die mit dem Kirchhofschen zwangsgebührenbegründenden Gesamtdiskursauftrag, für die Zeit nach 20Uhr folgende Beiträge: Erst Deutschlanddänemark und „Traumschiff“, gefolgt von „Kreuzfahrt ins Glück“ und Hollandportugal, dann „Waldis Club“ und „Mysteriöse Kriminalfälle der Geschichte“.
Die Bundesanstalt für Volksbespaßung nimmt ihren wahren Sendeauftrag ernst und lenkt mit großem Tamtam von der historischen Dimension der momentanen Ereignisse ab. Es steht auch viel auf dem Spiel – für die, die als Funktionselite eingesetzt sind. Schauen wir doch mal, wie es Argentinien heute geht, siehe Wikipedia:
Die soziale Situation des Landes ist in mehrerlei Hinsicht durch eine starke Ungleichheit gekennzeichnet. So gibt es einerseits ein sehr großes Wohlstandsgefälle zwischen Ober- und Unterklasse. So gehören die argentinischen Top-Manager-Gehälter zu den höchsten in Südamerika, während die ärmsten 40 % nur über zehn Prozent des gesamten Volkseinkommens verfügen.
Sehr viele Funktionsträgern droht das Millionärsparadies, wenn der momentane „große Coup“ wirklich gelingt. Wundert man sich da, das der Widerstand in Wirtschaft, Politik und Medienwelt so seltsam gering ausfällt – die führenden Köpfe des Landes verdienen alle daran.
Jetzt verstehen wir, warum das mediale Europa vor der Wahl zittert wie das politische und wirtschaftliche Europa. Dort, wo das Volk mitbestimmen kann, hat man kein Verständnis für eine Gesellschaft, in der derjenige, der andere hereinlegt, mehr gilt, als derjenige, der arbeitet.
Und es zeigt sich, das der Vergleich mit 1939 auch nicht falsch ist – siehe NZZ:
Viele Deutsche wählten Hitler, weil sie sich von ihm ein Ende der Wirtschaftsmisere wie der in Versailles oktroyierten Bedingungen versprachen. Der Wunsch nach Selbstbestimmung mündete in der Katastrophe
Das wird dann eins er möglichen Ergebnisse sein, wenn sich der „Anti-Europa-Kurs“ nicht durchsetzt und der ESM kommt: der Hunger nach einem neuen Führer, der uns aus der alternativlosen wirtschaftlichen Misere führt, wird beständig größer werden.
Man sieht: man fürchtet sich zurecht in diesen Zeiten … vor einem ganz normalen gesellschaftlichen Vorgang.
Es ist ja gerade überall Aufruhr – in Ägypten, in Tunesien, in der FAZ. In der FAZ? Ja, dort malt ein Autor ein fürchterliches Schreckgespenst an die Wand:
Ein Aufstand der Massen gegen die Eliten, die diese Länder bisher zu unser aller Wohl stabilisiert haben. Nachdem in Tunesien bislang auch keine Synagogen angezündet wurden, muss die reiche, von den bisherigen Regierungen bevorzugte Oberschicht nun einsehen: Noch nicht mal die üblichen Sündenböcke der Region, sondern sie selbst sind mit der Empörung von Leuten, die ihre Töchter nicht in Paris einkleiden lassen, wohl gemeint.
Kann der tunesische Hass auf die Leistungseliten und ihre zu unser aller Wohle gefestigte Stellung auch nach Europa hinüberschwappen?
Schaue ich mir manche Kommentare – viele Kommentare – auf den Internetseiten großer Zeitungen an, dann muß ich feststellen: der Hass ist schon längst da und wird ganz offen und unverblümt geäußert. Die schrumpfende Zustimmung zur Demokratie kommt ja nicht von ungefähr. Nun gut – wir haben Aufschwung. Sagen ja alle. Ein Blick in die Sonntagszeitung reicht, um zu sehen: es gab noch nie so viele 400-Euro-Jobs wie bisher, immer mehr zahlen sogar nur 325 Euro, was wahrscheinlich wieder mit irgendwelchen arbeitsmarktpolitischen Entscheidungen zusammenhängt, die man als Normalmensch schon gar nicht mehr versteht.
Auch die akademische Welt – unsere große Hoffnung im Kampf gegen den „Fachkräftemangel“ – wird zu diesen Preisen verheizt, wie die Allgemeine Zeitung schreibt:
Für viele junge Wissenschaftler ist der Traumjob an einer deutschen Universität zum Albtraum geworden. Grund: Ihnen werden oft nur Zeitverträge angeboten, die ihnen keine längerfristige Lebensplanung ermöglichen.
Da geht es unserer Leistungselite doch wie allen anderen. Man wird zum Tagelöhner und die Politik findet das gut, so jedenfalls steht es im Handelsblatt:
Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, hat die Zeitarbeit gegen Kritik verteidigt. Zugleich kündigte er eine Überprüfung aller Arbeitsmarktprogramme an. Dass sich bei der Zahl der Leiharbeiter 2011 ein neuer Höchststand abzeichne, finde er grundsätzlich gut.
Nun – um sein Gehalt, die Gehälter und Mieten seiner Behörde und seine Arbeitsmarktprogramme zu bezahlen, verschuldet sich der deutsche Staat ja täglich mehr, weil die Leistungselite in der Wirtschaft und Politik halt mal wieder völlig bei dem Aufgabengebiet „Vollbeschäftigung“ versagt hat. Da kann er gut Sprüche klopfen, er muß sich nicht auf dem kargen Markt zu Dumpingpreisen verdingen, in der Hoffnung, dadurch den eigenen „Maßnahmen“ zu entkommen. Vielleicht spendet es ein wenig Trost, das es den neu nach Deutschland flutenden Fachkräften auch nicht besser geht, so Presseurop:
Die Auswanderung junger spanischer Hochschulabsolventen nach Deutschland ist bereits eine Realität: Tausende von ihnen arbeiten in Berlin, oftmals in prekären Teilzeitstellen. Und wenn der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Michael Fuchs, erklärt: „Zahlreiche junge Menschen in Süd- und Osteuropa sind ohne Arbeit“, dann rennt er nur offene Türen ein.
Warum macht man so etwas? Wieso öffnet man die Zugänge zu einem Arbeitsmarkt so weit, der sowieso schon Überkapazitäten hat, die keiner mehr bezahlen will?
Nun – ich denke, man schaut wirklich nach Tunesien, nach Ägypten, nimmt die Rufe nach Revolte ernster als man denkt. Es wird nicht mehr lange dauern, da werden die Bürger merken, das das Dschungelcamp großflächig das neue Modell Deutschland darstellt und man sich den Kammerjäger zwecks Insektenvertilgung sparen kann: man wird die kleinen Eiweißlieferanten für die Ergänzung des deutschen Speiseplans brauchen, da normales Essen laut Welt immer unbezahlbarer wird:
Tomaten kosteten im Dezember rund die Hälfte mehr als noch ein Jahr zuvor, bei Paprika und Blumenkohl betrug das Plus rund 40 Prozent, Gurken, Nüsse, Wirsing, Kartoffeln, Zwiebeln – überall legte der Preis 25 bis 30 Prozent zu. Gemüse insgesamt wurde um 17,5 Prozent teurer, Obst knapp acht Prozent – innerhalb von gerade mal zwölf Monaten. Ist das keine Inflation?
Wenn das Essen unbezahlbar wird, dann … werden wohl auch die Deutschen zunehmend bargeldlos einkaufen – aber nach dem Modell Tunesien. Folgt man dem Plädoyer der Befürworter einer Kindergrundsicherung – hier zitiert bei scharf-links – ist die Armut bei uns schon längst viel weiter bei uns verbreitet als uns lieb ist:
Die hohe Dunkelziffer bei der heutigen sozialen Sicherung wird beseitigt bzw. unbekämpft bleibende Armut vermieden. Denn viele Menschen nehmen ihnen zustehende Geldleistungen im Rahmen von Hartz IV oder Kinderzuschlag aus Unwissenheit oder aus Scham nicht in Anspruch, selbst wenn diese als suboptimale Lösung erhöht werden sollten.“
Damit fallen die auch aus allen Statistiken heraus, die selbst schon bedrohlich genug wirken – trotz aller kosmetischen Schrumpfkuren der letzten Jahre.
Aufruhr in Deutschland?
Ohne Weiteres denkbar. Wir hatten ihn schon mal. Ich denke … wenn es wieder Uniformen für die Aufrührer gibt, zusätzlich eine warme Mahlzeit und ein warmes Nachtlager, dann wird es schon wieder einen Sturm geben können. Wie üblich würden zornige arme Menschen in den Uniformen stecken, Menschen, die schon jetzt wenig Verständnis für Stuttgart 21, Betrügerboni oder Maßnahmen der Arbeitsagentur haben. Lustig würde das trotzdem nicht werden, wahrscheinlich wird man wieder die Arbeitslosenquote durch physische Ausrottung der Arbeitslosen senken – aber vielleicht kommen ja mangels Mitbürgern jüdischen Glaubens diesmal auch Funktionsträger des Lobbyistensumpfes unter die Räder.
Auf jeden Fall ist die Stimmungslage der Lumpenelite gedämpfter – auch außerhalb Ägyptens. Wie es aussieht, befürchten die noch Schlimmeres, wenn man dem Manager-Magazin Glauben schenken darf:
Dies ließ sich am Sonntag bereits an den Handelsplätzen der Region beobachten, wo die Kurse auf breiter Front ins Rutschen kamen. An der Spitze der Talfahrt der arabischen Börsen lag der Index in Dubai mit einem Fall von 4,3 Prozent. Er erreichte damit den tiefsten Stand des vergangenen halben Jahres. Auch in Katar gab der Leitindex um 3 Prozent nach. In Oman und Abu Dhabi verloren die Kurse bis zum Handelsschluss 3,0 beziehungsweise 3,7 Prozent.
Ein bischen viel Panik angesichts solcher kleinen nationalen Revolten, oder? Aber … die haben ja auch Herrschaftswissen, während ich nur rätselnd und staunend vor der Historie stehe.
Könnten wir normalen Bürger, die wir noch eher soziale Gemeinschaftswesen als asoziale Räuber sind, nicht ganz schnell noch die Notbremse ziehen? Führen erstmal den Taler wieder ein, als regionale Währung für regionale Produkte, erklären unsere Regionen zu unabhängigen Kleinstaaten, lassen die Berliner Republik auf ihren Schulden sitzen und bauen unsere Wirtschaft erstmal wieder ganz von vorne auf. Müßte ja auch ohne Krieg gehen. Wir hätten sofort Vollbeschäftigung, volle Kassen und supergute Laune, unsere Kinder hätten eine ökologisch gesicherte Lebensperspektive auf höchstem Bildungsniveau und alle zusammen wieder mehr Sinn, Spaß und vor allem: Zukunft im Leben.
Wäre doch irgendwie spannender als den Rest seines Lebens damit zu verbringen, sich Programme anzuschauen, die so flach wie die neuesten Bildschirme sind. Vielleicht wäre es schöner, mit den Nachbarn zusammen die Autobahnen der Lumpenelite (und des österreichischen Führers) zurückzubauen, um Ackerland für Biokartoffeln zu gewinnen. Das wäre mal echtes Leben anstelle der virtuellen Lebenskrücken.
Das ginge auch alles ganz friedlich, ohne großes Blutvergießen. Und ich glaube – das ist viel eher die deutsche Art der Revolution. War ja 1989 auch so. Damals gegen die Gemeinschaftslumpen, diesmal … gegen die Hochleistungslumpen.
Also … wie wär´s? Morgen früh mit Spitzhacken um 6.oo Uhr auf der A1? Wäre doch schon mal ein Anfang. Aber … vielleicht ist das auch verboten. Ich sollte erstmal nachschauen …
Mal im Ernst – was sollte uns Deutsche daran hindern, uns auf friedlichem Wege die Bonner Republik zurückzuerobern, eine Republik, die mehr Demokratie wagen wollte und auf dem besten Wege war, die dunklen Schatten der Deutschen Geschichte weit hinter sich zu lassen um in die Ruhmeshalle der Vorbildstaaten aufgenommen zu werden. Was … sollte uns wirklich daran hindern, das einfach Morgen zu beginnen?
Eigentum ist Diebstahl, legitimierte und vererbbare Räuberei. Das hatten wir unlängst. In dem Zusammenhang kam die Frage auf: was ist denn mit dem geistigen Eigentum?
Nun, geistiges Eigentum kann schon mal kein Diebstahl sein, noch legitimierte und vererbbare Räuberei. Ich kann zwar Materie gewordene Vervielfältigungen des geistigen Eigentums (Bilder, Bücher, Filme, Schallplatten) stehlen, aber die Quelle selbst nicht.
Ursprünglich gab es kein geistiges Eigentum – was daran lag, das die Krämerseelen nichts zu verkaufen hatten noch die Macht, Zugänge zu verhindern. Heute ist es ein Riesenthema und man fragt sich: warum?
Fangen wir ganz von vorne an. Was braucht der Mensch zum Überleben? In erster Linie Wärme. Dann Nahrung (die, genau genommen, ebenfalls Wärme bedeutet) Möglichst ausgewogen inklusive Getränk. Da das nicht vom Himmel fällt, muß man es suchen oder jagen – je nach Einstellung zum Mitgeschöpf. Beides ist mit ARBEIT verbunden, weshalb man fairerweise auch das EIGENTUMSRECHT erfand. Wenn jemand den ganzen Tag fleissig gesammelt hatte, dann sollte er auch was davon haben – aber nie für sich allein. Wenn jemand das Glück hatte einen ganzen Heidelbeerberg zu finden, dann macht es auch wenig Sinn, wenn er die alle allein ißt. Das gibt Bauchschmerzen … und jede menschliche Gesellschaftsform (außer unsere Leistungsträger und die momentane Regierung der BRD) weiß, das es unanständig bzw. unsinnig ist, sammelunfähige Menschen verhungern zu lassen. Im Alter ist man selbst auf Hilfe angewiesen und die Kinder … sind Zukunft.
Niemand jedoch würde unserem Heidelbeersammler alles wegnehmen wollen, noch hätte wohl jemand etwas dagegen, das er sich kugelrund an Heidelbeeren frißt….Bonuszahlungen gab es schon damals.
Doch schon hier … beim Eigentumsrecht … bekommen wir erste Probleme. Wie kann jemand das Eigentum an Land beanspruchen? Das Land war schon da, bevor es Menschen gab – und es wird da sein, nachdem der letzte Mensch gestorben ist. Gleiches gilt für die Früchte des Waldes, sie wuchsen schon, bevor die Natur überhaupt an Menschen dachte. Man sieht also, wie der Rechtsanspruch von Großgrundbesitzern wie der Familie Guttenberg begründet ist: gar nicht. Es ist Raub. Anders als die Früchte seiner Arbeit (das Faß, die Harke, das Brot) hat der Großgrundbesitzer sein beanspruchtes Eigentum nicht aufgrund von Arbeit erworben. Land war vorher da – manches war weniger fruchtbar, manches war sehr fruchtbar und es ist genug davon da, zwölf Milliarden Menschen zu ernähren – sagt die UNO. Er hat vielleicht etwas angepflanzt, aber gewachsen ist das von ganz alleine. Eine Bonuszahlung könnte man dem fleissigen Pflanzer also ohne weiteres gewähren, aber Eigentumsrechte … an Land, Nahrung, Tierwelt? Da fing die Kirche ganz schnell an zu schreien, denn nur der Schöpfer kann das als Eigentum für sich beanspruchen.
Im Laufe der Zeit haben wir Arbeit aber geteilt. Mehr als zuvor. Wir wurden reich, unermesslich reich sogar. Wir konnten es uns erlauben, wandernde Sänger zu unterhalten, Menschen, denen die lebensnotwendige aber stupide Feldarbeit zuwider war und die gelernt hatten, das man auch anders durchs Leben kommen kann. Der erste Sozialschmarotzer war geboren. Heute ist er Model, Rockstar, Prostituierte, Autor, Journalist…. und was die Zeit sonst noch alles hervorgebracht hat. Unser einfacher Barde jedoch lebte ganz gut – wenn er von Dorf zu Dorf zog seine Geschichten erzählte und seine Lieder sang. Was aber nun, wenn er fortzog und die Dorfbewohner seine Lieder weitersangen? Waren sie nicht sein Eigentum? Doch …. wenn er nicht gewollt hätte, das andere sie singen, dann hätte er sie ja für sich behalten können. Der väterliche Hof wartet bereits auf seine helfende Hand. Andererseits … was ist mit den Geschichten aus anderen Dörfern, die er erzählt. Gehören die nicht den anderen Menschen? Immerhin ist es ihr Leben? Wir kommen in Gebiete, wo der Auslandskorrespondent den Diktator bezahlen muß, da die Geschichte des Militätputsches ohne ihn nicht existieren würde. Autounfall auf der A44? Bericht nur gegen Bargeld an die Beteiligten.
Parlamentsdebatten wären aber gratis. Die haben wir schon bezahlt … und sind sowieso umsonst.
Es wird schwierig mit dem „geistigen Eigentum“ … und nie hätte es jemanden gekümmert. Sokrates und die Philosophen der Antike waren stolz, das sie ihr Eigentum teilen durften, jeder Musiker freut sich über den Applaus der Menge. Geistiges Eigentum macht einen zu einem so reichen Menschen, das man keinerlei Geld mehr braucht, um glücklich zu sein. Was man aber auch braucht ist: Wärme. Und leider sind die Zeiten so, das die Krämerseelen nun alles vermarkten wollen. In ihrer widernatürlichen und perversen Sucht nach immer größeren Zahlen auf virtuellen Konten plündern sie alles aus, was man nur ausplündern kann….und darum müssen wir nun zur Klärung der Eigentumsrechte noch etwas tiefer graben, denn mir dünkt: je tiefer wir graben, umso weniger Wasser haben die Krämer auf ihren Mühlen.
Wir kommen hier in der Tag in die tiefsten Tiefen von Philosophie, wobei wir Religion und Mystik streifen – wir sind bei den Erkenntnistheorien angelangt. Erst wenn ich weiß, wie ein geistiges Objekt erworben wurde, kann ich gerechterweise über das Eigentumsrecht entscheiden.
Newton fiel ein Apfel vom Baum, er hatte eine Erkenntnis. Beethoven konnte am besten komponieren, wenn ein fauliger Apfel neben ihm lag. Philosophen beschreiben das Problemfeld wie folgt:
Überlegungen der Erkenntnistheorie setzen sich mit gängigen Wissensbeständen, der Wissenschaftstheorie, den benachbarten Feldern der Philosophie, wie etwa der Metaphysik oder der Ethik sowie mit der eigenen erkenntnistheoretischen Diskussion auseinander. Betrachtete Erkenntnisvorgänge sind etwa Sinneswahrnehmung, logische Schlussfolgerung, Modellannahme mit Versuch und Irrtum, Erkenntnis derWahrheit durch Offenbarung und Reflexion angeborener Ideen und Kategorien. Typische Fragestellungen etwa: Können wir die Existenz materieller Gegenstände beweisen? Ist ein Satz wie „du sollst nicht töten“ auf ähnliche Weise „wahr“ wie eine Beobachtung aus der Astrophysik? Gibt es einen Beweis für die Existenz eines transzendenten Bereichs von Dingen, die sich der sinnlichen Wahrnehmung entziehen, wie etwa einLeben nach dem Tod oder Gott?
Konkrete Wissensbestände werden oft nur als Beispiele benutzt, um an ihnen grundsätzliche Annahmen zu diskutieren. Erkenntnistheoretische Diskussionen entwickeln gesellschaftliche Sprengkraft, wo immer sie Aussagen mit grundlegendem Wahrheitsanspruch in Frage stellen, wie z. B. im Fall des Positivismus oder des Induktionsproblems.
Es ist zum Teil eine Leistung der philosophischen Erkenntnistheorie, die naturwissenschaftliche Erkenntnis neben der theologischen für valide, wenn nicht universeller erklärt zu haben. Durchbrüchen in den Naturwissenschaften wie etwa der Relativitätstheorie gingen erkenntnistheoretische Erwägungen voraus. Aktuelle Fragen wissenschaftlicher Forschung sind noch immer zentral erkenntnistheoretisch: Können Computer übersetzen, falls sie Sprache nicht wirklich mit einem eigenen Bewusstsein verstehen können? Können sie denken und Bewusstsein entwickeln? Die Antworten hängen von grundsätzlichen Fragen der Erkenntnistheorie ab: Was ist Wissen? Woran erkenne ich, dass jemand mit Wissen über Gegenstände spricht, mit Erkenntnis?
Man merkt: ein enorm wichtiges Feld, das Menschen in vielen Alltagsentscheidungen berührt….seltsamerweise hat es aber in unserer Medienwelt keinen allzu großen Stellenwert. Manche Filme stoßen es an und werden berühmt … das war es dann auch. Wem gehört Beethovens Musik? Wäre ihm wirklich damit gedient, wenn wir – solange wir um die Rechte streiten – seine Werke unter Verschluß halten und ihre Aufführung verbieten?
Sowohl sein komponieren als auch der Apfel Newtons (der daraufhin einen „Einfall“ hatte) berühren das Feld der „Erkenntnis durch Offenbarung“. Musik und Wissenschaft als Geschenke des Himmels, wie Äpfel Geschenke des Baumes sind. Neben den Naturwissenschaften überlebt bei den Erkenntnistheoretikern auch die Theologie, denn: Erkenntnis kommt oftmals als „Einfall“ daher … und dieser Einfall muß eine Quelle haben, die außerhalb von uns selbst liegt…..oder aber er entstammt der Ursuppe des Unterbewußtseins (womit nur gesagt wird: „Ich habe auch keine Ahnung wie das laufen soll aber GOTT war es AUF KEINEN FALL“.)
Ganz schnell stoßen wir hier an menschliche Grenzen … und lediglich einige Grenzerfahrungen zeigen uns, das es hinter der Grenze noch etwas gibt, das Ursache und Grund sein kann.
Nun, Theologie ist nicht mein Geschäft. Gibt es einen Gott, so hat er uns so mangelhaft ausgestattet, das wir ihn nicht (…oder nicht mehr, aber das ist ein anderes Thema) finden können, gibt es ihn nicht … braucht man ihn ebenfalls nicht suchen. Wir können aber auch gut ohne ihn Leben, sollten uns aber immer vergegenwärtigen, das es die Ethik von Räubern ist, die hier Raum greift.
Das Land war vor uns da … und die Ideen kommen aus Räumen, die uns ebenfalls nicht zugänglich sind. Solange wir aber über letzteres keine Zweifelsfreiheit haben, müssen die Krämer mit ihrem Marktgeschrei aufhören. Der Verkauf geistigen Eigentums ist Landraub der Seele, wie der Baum gerne Früchte bringt, so schafft der Künstler gerne Werke. Selten, ganz ganz selten schafft es ein Künstler ohne Krämer reich zu werden.
Es ist also nicht das Problem der Künstler, sondern der Krämer. Denen aber entgegenzuhalten „Ach, Mensch, müßt ihr das denn jetzt auch noch verkaufen wollen?“ ist als würde man dem Regen das Naß machen verbieten.
Mit diesen Worten könnte ich mich jetzt vornehm zurückziehen, denn es wäre wahrlich genug Wort gesagt. In der Eifel kann man aber so als Philosoph nicht überleben, darum noch ein paar Takte meines geistigen Eigentums dazu: gratis und unverkäuflich.
Das Problem, das Künstler haben, ist die materielle Versorgung, für die sich einst der Adel verantwortlich fühlte. Ich selbst kenne genug Künstler, die großzügig von der ARGE gesponsert werden und jeden Tag Panik haben, die ARGE könnte sie mit irgendeinem Mist von der ARBEIT abhalten … was sie oft genug tut. Künstler können aber nicht nebenbei noch im Fachbereich „Laub fegen“ oder “ Altenbetüddelung“ Meisterschaften erzielen, auch – da bin ich fest von überzeugt – helfen ihnen mehrere Gabelstaplerfahrerscheine nicht wirklich weiter.
Inspiration erlangen ist ein schwieriges Geschäft, das wissen Künstler sehr gut. Kunst ist nicht beliebig reproduzierbar, wenn sie Meisterschaft erlangen soll (und dadurch die ganze Menschheit weiterbringt) erst recht nicht. Viele Künstler wissen, das der Zugang zur Kunst in ihnen liegt, ihnen aber jederzeit verwehrt werden kann…und viele haben deshalb Respekt vor dem, was ihnen die Kunst zufließen lässt.
Und so argumentieren ja Krämer: geistiges Eigentum muß verkaufbar bleiben, damit die Künstler nicht der ARGE in die Hände fallen und ihr Genie beim Laubfegen vertrödeln.
Da haben die Krämer recht … und doch verdienen an einem Künstler tausende von Krämern, während als Folge davon für tausend andere Künstler kein Geld mehr da ist und die wieder auf der Straße landen … diesmal als Bürgerarbeiter der ARGE. Wir sehen also: es besteht dringender Handlungsbedarf: wir brauchen mehr Adel im Alltag zur Rettung der Kunst, ohne den Adel wieder einzuführen.
Der Weg dahin ist einfach.
BÜRGERGELD statt BÜRGERARBEIT. Wäre einen kurzen Moment sogar möglich gewesen, denn eine Partei, die Bürgergeld forderte (die EINZIGE) ist ja gerade auch in der Regierung. Aber ich verstehe schon, das Bürgergeld Mist ist, weil es nicht von den Linken kommt. Darum kriegen wir jetzt Bürgerarbeit, die ist sicher besser.
Innerhalb des jetzigen Systems muss ich Microsoft Recht geben: es ist notwendig, das geistiges Eigentum geschützt wird. Aber: das der wandernde Barde dafür herhalten muss, die Chinesen zu verklagen, weil sie den BMW nachbauen … das geht mir zu weit. Viel zu weit.
Autobau ist keine Kunst. Programmieren auch nicht (das ist eher Hexerei – und wie die heilige Mutter Kirche dazu steht, wissen wir ja).
Doch hören wir Microsoft dazu, die mit einer besonderen Form von geistigem Eigentum Milliarden und Abermilliarden verdienen:
Die Möglichkeit, aus der Verwertung kreativer Werke einen finanziellen Nutzen zu ziehen, ist ein großer Anreiz, überhaupt mit einer oft beschwerlichen Entwicklungsarbeit zu beginnen. Schöpfer können sich außerdem weiteren Erfindungen oder künstlerischen Werken widmen, wenn sie für ihre Erfindungs- oder Entwicklungsarbeit eine Vergütung erhalten. Von einer Entlohnung profitiert allerdings nicht nur der Schöpfer. Schließlich dienen viele Schöpfungen auch dem Gemeinwohl. Es liegt deswegen im Interesse aller, den Schöpfern ihre Tätigkeit zu ermöglichen und das geistige Eigentum zu schützen. Auf diese Weise sichert sich die Gesellschaft ihre Innovationskraft.
Die legen fest, das der Sänger des Liedes auch sein Schöpfer ist. Das ist unwissenschaftlich und nicht beweisbar, wie uns der Ausflug in die Erkenntnistheorie zeigte. Dem wirklichen Sänger wäre das auch vollkommen egal, er singt nicht, um Millionär zu werden. Aber die Krämerkonzerne können heute mit Marktmacht aus jeder Hupfdohle einen Megastar machen – die Techniken setze ich mal als bekannt voraus, wir erleben sie seit dreissig Jahren täglich. Wir bewegen uns hier aber auf einem Weg, den wir auf keinen Fall weitergehen dürfen:
– oder sollen in Zukunft nur noch jene über die Erklärung der allgemeinen Menschenrechte reden dürfen, die dafür Lizenzgebühren bezahlen?
– müssen wir in Zukunft Dieter Bohlen schon deshalb bezahlen, weil er droht, er schreibt bald noch einen Song?
– wird jemand die Rechte an den Werken Platons erwerben, um fortan Lizenzgebühren für Gedanken über die Wahrheit, das Leben, den Staat, die Gerechtigkeit, die Liebe und den Tod verlangen zu können? (Platons Werke machen den Hauptteil dessen aus, was in der Philosophie jemals gedacht wurde … nebenbei bemerkt).
Schopenhauer unterteilte die Philosophen in zwei Gruppen.
Die einen leben von der Philosophie, die anderen für sie.
Diesen Satz kann man meines Erachtens übertragen. Wer für die Kunst lebt, kommt gar nicht auf den Gedanken, Lizenzen haben zu wollen.
Wer aber von ihr lebt, kann gar nicht genug davon kriegen.
Möglicherweise kann man sich ja in einem ersten Schritt auf Künstlerbürgergeld einigen, um im nächsten Schritt zu zeigen, das alle Bürger eigentlich Künstler geworden sind. Lebenskünstler.
Wir könnten eine so reiche und vielfältige Kultur haben, wenn … ja wenn die Sozialschmarotzer nicht wären, jene Zecken der Gesellschaft, die alles Geld, allen Lebenssaft des Volkes für sich allein haben wollen und die – wenn man sie ließe – selbst für Gottes Wort Lizenzgebühren nehmen würden. Wir stehen eigentlich schon wieder dicht davor, ein paradiesisches Leben auf Erden zu haben, wo – siehe Newton und Beethoven – der Apfel für jedermann zu haben ist.
Aber es gibt leider Kräfte, die wollen das Paradies nur für sich und können nur glücklich sein, wenn andere im Elend leben.
Und jene nennen wir zurecht: asoziale Sozialschmarotzer. … oder auch: Lumpenelite.
Da sie erfolgreich sind, in dem was sie tun, sind sie reich an Talern, wenn auch in der Seele arm. Und so arm möchten sie uns alle sehen.
Und wie immer zeigt mir gerade der Word count: Philosophie geht nicht kurz.
Ich erzähle nicht gern aus meinem Berufsleben. Anfangs dachte ich: „wow – Blogger. Da kannst Du die häßlichen Interna jetzt mal ins Netz stellen.“
Mitlerweile … habe ich mich wieder eingearbeitet in die politischen Wirklichkeiten, meine langjährige Medienabstinenz zurückgefahren und bin in einer Wirklichkeit gelandet, die schlimmer ist, als ich sie mir vorgestellt habe.
Wenn ich sehe, wie wir in den siebziger Jahren mit Konflikten umgegangen sind und was wir heute tun … wir degenerieren in einem unglaublichem Tempo. Wie alle denegenierenden Kulturen gibt es für uns dann allerdings nur ein Ende: das Dicke. Es scheint, als könnten wir uns nur noch die Art des Endes aussuchen.
Früher gab es Friedens- und Konfliktforscher, man hatte aus dem zweiten Weltkrieg, dem Koreakrieg und dem Vietnamkrieg heilsame Lehren gezogen – und wenn es irgendwo krachte, dann schaute man, das man die Ursachen der Spannungen beseitigte und nicht versuchte, die Kontrahenten auszulöschen.
Heutzutage schickt man wieder Panzerhaubitzen anstatt Konfliktforscher, fährt die Entwicklungshilfe zurück und erhöht die Waffenproduktion … Wahnsinn ersetzt weltweit politische Vernunft. Was sollen da die Veröffentlichungen der kleinen Abscheulichkeiten der Pharmaindustrie auf Kosten der Beitragszahler noch verändern? Sie verunsichern nur zusätzlich den Alltag des „kleinen Mannes“, der von der Lumpenelite schon längst nur noch als Nutzvieh angesehen wird, das beschäftigt werden muß, dessen Tag Struktur braucht damit es nicht auf die Straße macht.
Aber nun … gibt es wieder mal einen kleinen Einblick in die Welt, die für mich mal Alltag war.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,688162,00.html#ref=top
Die Hälfte des deutschen Top-Managements stammt aus den reichsten Familien des Landes – und benimmt sich auch so. Dabei zeigt die Bankenkrise, dass jeder Imbissbudenbesitzer den Job genauso gut machen könnte. Wenn die Unternehmen fairer arbeiten wollen, brauchen sie eine Kulturrevolution.
In der Welt dieser Leute ist vor allem eins wichtig: das Schuhwerk. Ob man dazugehört oder nicht, hängt davon ab, wieviel man für Schuhe ausgibt. Wer hunderte von Euro für italienische Maßschuhe ausgibt, der zeigt seinen unbeugsamen Willen. Wer bei Deichmann einkauft, gilt als Verräter, der sich eingeschlichen hat, um Geld für seine Familie beiseite zu schaffen.
Es scheint Wahnsinn zu sein – aber der gleiche Wahnsinn macht sich ja auch in der Politik breit. Wahnsinn … und eine unglaubliche Asozialität.
Es sind die kleinen Gesten, die unbedachten Äußerungen, an denen man den deutschen Spitzenmanager erkennt: Das kurze Zögern, wenn ihm der Name der Mitarbeiterin nicht einfällt, die seit Jahren für ihn schuftet; der abschätzige Blick auf die etwas zu billige Krawatte des Referenten, der dessen Karriere beendet; der Ausruf „Oh, noch keiner da!“, wenn er den Konferenzsaal betritt – in dem bereits die Vorstandsassistentin sitzt.
Dort, wo Menschen noch Menschen sind – z.B. in jeder beliebigen Duisburger Eckkneipe – hätte so ein arroganter Schnösel sofort was auf die Knabberleiste bekommen. Aus rein erzieherischen Gründen. In der Welt des Wahns jedoch … machen solche Häßlichkeiten Karriere – wegen der Schuhe.
An den Schuhen erkennt man sich und danach vergibt man Pöstchen.
Es ist dieses „Wer-kennt-wen?“-Prinzip, nach dem die Führungs-Posten vergeben werden. Es ist dieser Wortnebel aus „Verschlankung“ und „Freisetzung“, mit der Entlassungen von „Kostenfaktoren“ begründet werden, als habe man sich einer ansteckenden adipösen Krankheit entledigen müssen.
Es ist schier unglaublich, wie lange sich absolut unfähige Nullen in Führungspositionen halten können, wieviele Firmen sie ruinieren dürfen, bis sie endlich … in Rente gehen. Sie fallen nie nach unten – wenn sie eine gewisse Höhe erreicht haben und sich zu den Schuhen auch noch den passenden Maßanzug leisten können.
Hier haben wir die Wurzel aller Krisen, aller Unkultur und allen Wahns. Sie ist genau benennbar und wäre leicht zu beheben – wenn man nur wollen würde. Ob nun Agenda 2010, Medienlügen, Wählerverachtung … alles krankt daran, das „oben“ ein paar Kleiderpuppen sind, die sich in der Kleiderpuppenallianz zusammengeschlossen haben und sie gegen die echte Leistungselite mit Händen und Füßen verteidigen, so wie sich die Bischöfe der Kirche gegen kritische Theologen wie Eugen Drewermann verteidigen.
Ihr Antrieb kommt aus der sicheren Erkenntnis ihrer persönlichen Unfähigkeit heraus, darum haben sie die sichere Beherrschung des „Dresscodes“ als einziges zulässiges Elitekennzeichen gesetzt. Kaum zu glauben, aber wahr … ich habe diese Menschen selbst erlebt. Jeder Pommesbudenbesitzer könnte ihren Job machen, aber kein Pommesbudenbesitzer würde den Job mit dieser Arroganz und Verachtung ausfüllen. Bräuchte er auch nicht, weil er Leistung bringen kann und selbstbewußt ist. Die Lumpenelite weiß über sich selbst nur eins: ohne Papas Geld und das Erbe der Generationen währen wir verhartzt auf Lebenszeit.
Darum pflegen sie ein gewisses Weltbild, das sie quasi heilig spricht:
‚“Es gibt Menschen, die sind oben; das sind Gewinner. Und Menschen, die sind unten; die Verlierer.“ Und wenn man sich weigert, das zu akzeptieren? „Dann“, sagte der Coach, „heißt es schnell EDEKA: Ende der Karriere.“
Die „Verachtungskultur von oben“, die eine Direktorin von Siemens einmal in einer Podiumsdiskussion beklagte, kommt „unten“ an. Neun von zehn deutschen Arbeitnehmern fühlen sich laut einer Gallup-Umfrage emotional mit ihrer Firma nicht verbunden, sieben von zehn beklagen, am Arbeitsplatz „nicht als Mensch“ behandelt zu werden.
Die „Verlierer“, für die schnell „Edeka“ ist, sind dann die, die im Ausland mit innovativen Produkten Karriere machen. Günter Ogger hat in „Nieten in Nadelstreifen“ das Thema schon 1995 zur Sprache gebracht -genutzt hat es nichts. Ich las das Buch während einer Nietentagung und dachte mir: „gut, das dieses Land so reich ist. Sonst könnten wir uns diese intellektuellen Schimpansen nicht leisten“. Beliebt war bei den Herren, die mich umgaben, der Autoaufkleber: „Eure Armut kotzt mich an“. Wer sich sowas leistete, bekam auch mehr Boni, weil er das System verstanden hatte, während Geisteswissenschaftler unter dem beständigen Verdacht standen, sie würden heimlich Bücher lesen und sich Bildung aneignen. Wer braucht schon so etwas?
Man kann es weder oft genug noch deutlich genug sagen: dort sitzt die Keimzelle der Krankheit, die dieses Land befallen hat. Nicht nur die Raffgier der Superreichen ist es, die unseren Untergang besiegeln wird, sondern die Tatsache, das sie ihre verzogenen soziopathischen Schnösel auch noch mit aller Gewalt in Wirtschaft, Partei und Politik mit Pöstchen versorgen möchte.
Wäre das nicht so … wären wir wirtschaftlich die Nummer eins. Weltweit. Hightech käme aus Deutschland, nicht aus Japan oder den USA. Armut, Arbeitslosigkeit, Altersarmut wären Horrormärchen in Geschichtsbüchern. So jedoch … leben wir im Horror.
Wenn wir in der Wirtschaft wirklich etwas bewegen wollen, brauchen wir eine Kulturrevolution auch innerhalb der Unternehmen. Wir sollten uns nicht länger dem Menschenbild selbstherrlicher „Leistungsträger“ unterwerfen, die Mitarbeiter unterhalb bestimmter Gehaltsgrenzen als Dispositionsmasse betrachten, und ihren Hass gegen die „Verlierer“ immer unverhüllter auch in die politische Sphäre einbringen. Wir sollten zeigen, dass wir auch anders können. Und besser.
Und dieser Haß wird geprägt durch das sichere Wissen um die eigene Inkompetenz, denn dieses Wissen macht Angst. Diese Angst fordert sichere Grenzen, starre Strukturen, viel Kokain und Alkohol, sonst frißt sie einen auf….und so breitet sich die Kultur der Angst von den Führungsetagen der mächtigsten Institutionen des Landes auf das ganze Land aus. Und darum ist es eine Kulturrevolution, die Änderungen bringen kann. Eine politische Revolution … ändert nur den Inhalt der Kleiderpuppen.
Und so einfach kann es anfangen: die Werte umwerten und nicht mehr Kleiderpuppen als Leistungsträger ansehen.
Jeder Popanz kann sich an das Steuer eines Schiffes stellen, aber nur ein selbstbewußter „Leistungsträger“ rammt den Eisberg. Und so gibt´s dann wieder Erwarten doch noch mal Wirtschaftskrise.