2016 diagnostizierte Christoph Bartmann eine „Rückkehr der Diener“, fünf Jahre später ist diese Entwicklung noch weiter fortgeschritten. Das zeigt sich nicht allein am Boom des Online-Handels, sondern auch am Hype um die Lieferdienste. Immer mehr Menschen lassen sich Essen und Einkäufe direkt und bequem nach Hause liefern. Start-ups wie das Berliner Unternehmen Gorillas versprechen Lieferungen binnen 10 Minuten, und kaum ein Restaurant kann mehr darauf verzichten, mit Unternehmen wie Lieferando oder Delivery Hero zu kollaborieren, die sich wiederum proprietäre Märkte aufbauen.
Vor allem in Großstädten boomt das Geschäft mit den Lieferdiensten, doch die Leid- und Lasttragenden sind meist die Fahrer, die unter schlechten Arbeitsbedingungen und für niedrige Löhne bei Wind und Wetter schuften müssen. Die Unternehmen schreiben dennoch keine schwarzen Zahlen, was Anleger und Investoren nicht davon abhält, die Börsenkurse der Lieferdienste in die Höhe zu treiben.
Im Exit-Kapitalismus kann das sehr lukrativ sein, auch wenn schon heute klar ist, dass viele Firmen niemals solide wirtschaften werden. Derzeit beobachten wir in den Städten einen knallharten Konkurrenzkampf, von dem kurzzeitig die Kunden profitieren.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ fragen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, ob die Lieferdienste eine Zukunft haben.
Literatur:
Stephan Knieps, Melanie Bergermann, Jacqueline Goebel, Teresa Stiens und Sascha Zastiral: „Endet der Lieferboom als Milliardengrab?“, in: Wirtschaftswoche 16/2021.
Jonas Rest: „Futterneid“, in: Manager Magazin 5/2021.
Philipp Staab: Falsche Versprechen, Hamburger Edition.