Licio Gelli

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Die Quellen des Rechtsextremismus

Die Quellen des Rechtsextremismus

Mittwoch, 8.1.2014. Eifel. Kürzlich wurde ich darauf angesprochen, dass ich doch sicher wüßte, dass Christoph Hörstel gesagt habe, dass Angela Merkel Wunschkandidatin der „jüdischen Lobby“ gewesen sei. Ich konnte die Frage nur verneinen – und wüßte auch nicht, wieso eine jüdische Lobby den Herrn Hörstel darüber informieren sollte, welche Kandidaten ihre Wunschkandidaten sind. Gäbe es sie wirklich, diese jüdische Lobby, würde sie doch lieber im Geheimen ihre Politik betreiben, oder? Das soll sie ja auch angeblich. Der Urmythos aller Rechtsradikalen aus dem 19. Jahrhundert lautet: die Juden dieser Welt haben sich verschworen, um die Weltherrschaft zu übernehmen – im extremsten Fall sogar für Satan persönlich. Das besagen die „Protokolle der Weisen von Zion„. Vor dem Hintergrund dieser Sage liest sich dann auch das Wort „Zionist“ auch gleich anders – doch dazu muss man diese Sage kennen.

Für den „Eingeweihten“ (also jenen, der alles viel besser weiß als alle anderen) hat das Wort „Zionist“ eine besondere Bedeutung. Oberflächlich betrachtet, wird es seit geraumer Zeit in den deutschen Sprachgebrauch hineingetragen – gezielt und mit Absicht, möchte ich unterstellen – um damit jene Kreise zu kennzeichnen, die das Land Israel ins Leben rufen wollten … und es auch getan haben.

Insgeheim weiß man aber, dass alle „Zionisten“ nur Agenten der Protokolle der Weisen von Zion sind – bzw. Agenten der zwölf Stammeshäupter der zwölf jüdischen Stämme. Ja – so dachte man noch im 19. Jahrhundert: dort war es bibeltreuen Fachleuten noch bewußt, dass es zwölf israelitische Stämme gab – dass die zehn verlorenen irgendwo existierten, war im 19. Jahrhundert noch Allgemeinwissen. Heute stellen wir sogar die ganze Bibel in Frage …. aber akzeptieren, dass die Führer der zwölf Stämme die Weltherrschaft an sich reißen wollen, darunter auch Indianer aus Nordamerika und dem Amazonasgebiet?

Nun -heute wissen wir, dass dieser Mythos der Weisen von Zion falsch war. Es sind nicht die Juden, die die Weltherrschaft anstreben, sondern die Roma, die Arbeitslosen und die Moslems: der wanderende, arbeitslose Muselmann ist der wahre Feind der Welt, das ist jedem klar. Deshalb sind ja auch die westlichen Demokratien in Afghanistan und dem Irak einmarschiert, bombadierten Lybien und den Jemen. Über die große jüdische Weltverschwörung können wir nur laut lachen, die große muslimische Weltverschwörung ist es, die bekämpft werden muß!

So züchtet sich jedes Jahrhundert seinen Sündenbock – eigentlich klar zu erkennen.

Natürlich ist es nicht nur Wunsch nach einem Sündenbock, der zur Handlung treibt. Die Enteignung der Arbeitslosen in Deutschland zum Beispiel hat womöglich manch einem SPD-Politiker per Zwangsversteigerung der mühsam erarbeiteten Immobilie des Arbeitslosen zu Wohneigentum verholfen, das er sich sonst nie hätte leisten können, die Verstaatlichung und Veräußerung jüdischen Besitzes ergab eine ordentliche Rendite, von der noch heute viele deutsche Familien gut leben, und der Moslem sitzt auf Öl, dass ganz sicher uns gehört.

Natürlich gibt es im Deutschland des Jahres 2013 immer noch Menschen, die nicht dem neuen Mythos folgen („Al Kaida will die Weltherrschaft“) sondern lieber bei dem alten bleiben („der Zionist wars!“). Er ist bequem: ferne (und in Wirklichkeit nicht existente) Mächte anzuklagen, für alles Übel in der Welt verantwortlich zu sein, ist immer leichter, als direkt vor seiner eigenen Haustür echten Gräueln zu begegnen … wie zum Beispiel der Nato-Geheimarmee Gladio, deren gesicherter Existenz in etwa so heruntergespielt wurde wie aktuell die NSA-Abhöraffäre mit großem Aufwand totgeschwiegen wird.

Die Beschäftigung mit Gladio ist auch unangenehm: CIA-gesteuerte, rechtsextreme Bombenleger, deren Taten linksextremen Gruppen in die Tasche geschoben wurden, könnten ein ganz anderes Licht auf die RAF werfen, als wir es gewohnt sind – möglicherweise müßten wir uns damit anfreunden, dass weite Teile unserer politischen Wirklichkeit geschickt von Geheimdiensten inszeniert und gesteuert werden. Der Vater der NSU-Terroristen Mundlos äußerte sich im Spiegel dazu:

Siegfried Mundlos hat sich seine eigene Theorie zurechtgelegt, um das Unbegreifliche zu begreifen: Der Verfassungsschutz habe die rechtsextreme Szene in Thüringen aufgebaut, bei der Gründung des Thüringer Heimatschutzes (THS), dem Sammelbecken verschiedener Kameradschaften, „maßgeblich mitgewirkt“, regelrecht „eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme betrieben“, sagt Mundlos senior.

Warum sollte man so etwas tun?

Nun – das rechts=NSDAP=Hiter=böse ist, ist eine Lektion, die die ganze Welt dank Hollywood bis in die heutigen Tage erfährt … was auch gut so ist. Viele freut das, weil man so tun kann, als wäre das Böse selbst mit Hitlers Tod endgültig aus der Welt geschafft … dabei hat es nur seine Form geändert. Es ist aber ganz nützlich, wenn so etwas echtes rechtes Böses immer am Rande der Gesellschaft lauert, weil man damit mehr Budget für den eigenen Dienst kassieren kann, als eigentlich angemessen wäre. Außerdem kann man diese Gruppen dann gezielt mit Mythen versorgen, die von den wirklich echten Skandalen gut ablenken, ja, sogar die Nachforschung zu aktuellen Terrorakten unterbindet.

In der Süddeutschen fand man dazu vor einiger Zeit einen interessanten Artikel über „unsterbliche Verschwörungstheorien“: da wurde munter alles in einen Topf geworfen: nine-eleven, der unsterbliche Elvis, die Protokolle der Weisen von Zion, Area 51, der Kennedymord und was es sonst noch so an Klassikern gab. Dort erfahren wir auch etwas über die Protokolle der Weisen von Zion:

Erstmals veröffentlicht wurden die „Protokolle“ in Russland in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. 1905 tauchten sie in einem Buch des russischen Antisemiten Sergei Nilus auf. Wer sie geschrieben hat, ist bis heute nicht ganz klar. Der Verdacht, es seien Mitarbeiter der zaristischen Geheimpolizei gewesen, konnte bislang nicht bewiesen werden.

Vielleicht sollte man allerdings besser auch sagen: Wer sie abgeschrieben hat, ist unklar. Wie der britische Journalist Philip Graves bereits 1920 in der Times aufdeckte, stammen große Teile der „Protokolle“ aus einem französischen Buch aus dem Jahre 1864 – die allerdings im Sinne der Antisemiten verändert wurden.

Wer ist eigentlich der wirkliche Nutznießer der Protokolle?

Nun – das steht ganz offen in den Protokollen selbst, zitiert bei Wikipedia:

Daher gelte es, die Vorrechte und den Landbesitz des Adels zu beseitigen, der „das einzige Abwehrmittel der nicht jüdischen Völker und Staaten gegen uns“ sei,

So einfach findet man die Täter. Mitte des 19. Jahrhunderts brauchte der Adel dringend eine Legitimation, um seinen enormen Landbesitz (die Quelle allen Reichtums) zu verteidigen. Wie schön, wenn man sich einfach durch Landbesitz als edler Verteidiger des Volkes gegen das Böse präsentieren konnte: nur mein riesengroßer Besitz in Bayern und Pommern schützt Deutschland vor der jüdischen Internationale! So wird Hartz IV, die Deregulierung der Finanzmärkte und die Schaffung eines neuen Geldadels durch Umverteilung von unten noch oben zur einem Akt der Selbstverteidigung gegen den bösesten aller Feinde, den man sich nur vorstellen kann: den Teufel selbst.

Sehr nützlich, diese Juden. Prangert man dann noch die Menschenrechtsverbrechen Israels unter dem Begriff des „Zionismus“ an, sorgt man dafür, dass das Gefühl der fortschreitenden Bedrohung durch etwas extrem Böses weiter vorhanden bleibt … und dem Verfassungsschutz Steuergelder in die Kassen spült.

Nebenbei erfüllt der Mythos aber noch einen weiteren Zweck: stellt man sich nicht allzu blöde an, lassen sich mit seiner Hilfe andere Problemzonen leicht überspielen. Einfach mal vom zuständigen V-Mann auf dem Stammtisch der örtlichen Chemtrail-Gruppe auf die Zusammenhänge zwischen UFO´s, Neuschwabenland und den Weisen von Zion hinweisen, die für nine-eleven, die RAF-Morde und den Tod des Uwe Barschel verantwortlich sind und schon ist genug Gift ins Hirn gesät, dass jegliche ernste Kritik im Sande verläuft. Nebenbei sorgt man dafür, dass sich sich der rechtsnationale Mob wie ein Freiheitskämpfer, ein moderner Robin Hood fühlt, der für Wahrheit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe gegen den Teufel selbst streitet: das hält die Motivation oben.

Und ganz nebenbei … sinkt das Interesse an echten, wirklichen, folgenschweren Bombenattentaten, deren Aufklärung einfach nicht gelingen will, obwohl die Netzwerke Gladios (korrekter als „Stay behind“ bezeichnet) in fast allen Ermittlungen zu Terrorakten immer wieder auftauchen – wie zum Beispiel erst 2013 im Rahmen der Ermittlungen zur luxemburgischen Bombenlegeraffäre, siehe Wort.lu:

Dass der Srel den Stay Behind hinter den Anschlägen vermutete, bestätigte gestern allerdings der angesprochene Gérard Reuter gegenüber RTL. Reuter, der offensichtlich über gute Kontakte zum Srel verfügt oder verfügt haben muss, bezeichnete zudem die US-amerikanische CIA als Auftraggeber der Bombenserie. Des Weiteren bestätigte Reuter den Aufenthalt des Loge-P2-Gründers und Gladio-Mitglieds Licio Gelli Mitte der 1980er-Jahre im Großherzogtum. Me Vogel stellte den Italiener gestern nochmals in Zusammenhang mit der Attentatsserie.

Srel ist der Geheimdienst Luxemburgs, Licio Gelli der Drahtzieher jener Loge, die ganz Italien staatsstreichartig übernehmen wollte – und fast übernommen hatte, der CIA ist eine Bruderorganisation der NSA, die gerade durch einen breitflächigen Informationskrieg gegen Deutschland und Europa aufgefallen ist … was viele auch nicht wahr haben wollen.

Gérard Reuter ist der ehemalige Präsident des luxemburgischen Rechnungshofes. Dem Srel waren Dokumente zugestellt worden, die ihn in eine Schwarzgeldaffäre verstrickt sehen, so dass seine Zeugenaussage (wie die anderer in jenem Prozess aufgetretenen) gleich schon wieder fragwürdig ist … aber das ist ja ein altbekanntes Handwerk von Geheimdiensten: Destabilisierung durch Desinformation.

Kommte man der Wahrheit zu nahe, findet man sicher in seiner Nähe plötzlich einen engen Freund, der die Protokolle der Weisen von Zion zitiert – womit man ungefähr so glaubwürdig wird wie jemand, der erst gesten mit Elvis in Bottrop ein Bier an der Bude getrunken hat: für solche Assoziationen sorgen die „staatstragenden Medien“ schon … und nebenbei verschwinden die vielen unanständigen, unangenehmen und unbeantworteten gerechtfertigten Fragen zu nine-eleven vollständig aus dem Bewusstsein … zum Beispiel die, warum man im Umfeld der Attentäter immer wieder auf Geheimdienste (im Falle Bin Ladens sogar des CIA) stößt.

Ach ja – und die Wahrheit?

Wahr ist, das Luxemburg (wie viele ander Länder Europas auch) von Bombenattentaten überzogen wurde, deren Ursprung unbekannt ist.

Sie können sich jederzeit wiederholen – auch in Deutschland … und im Prinzip auch in einer Größenordnung, wie man sie am 11. September 2001 in New York erlebt hat.

Wahr ist, dass der CIA gezielt deutsche Politiker anspricht, gezielt Informationen streut, gesellschaftliche Entwicklungen steuert und massiven Einfluss auf die Öffentlichkeit nimmt, über Jahrzehnte hinweg auch in Deutschland eine Geheimarmee (aus SS-Veteranen und ihren Fantruppen) aufgebaut hat, die jederzeit wieder zuschlagen kann … wie in Luxemburg oder Italien.

Wahr ist, dass die NSA die gesamte Welt bespitzelt, als wäre sie Feindesland – auch wenn Herr Pofalla die Affäre tausendmal für beendet erklärt, so wie die Bundesregierung die Existenz der Geheimarmeen für beendet erklärt hat … das erste Mal 1972, dann aber auch noch mal 1991 – und sicher noch öfter, sollte es nötig sein.

Wahr ist, dass die jüdische Religion zu den verfolgtesten der Welt gehört, wahr ist, dass der Staat Israel nur durch militärische Geschick überhaupt noch existent ist. Wahr ist, dass der Adel im 21. Jahrhundert als Geldadel neu erblüht – und deshalb ein gehobenes Interesse daran hat, die Protokolle der Weisen von Zion unter dem Ladentisch weiter zu verbreiten, weil sie sein Recht auf Grundbesitz so schön legitimieren.

Falls der Herr Popp mit seinem Plan B wirklich mal erfolgreich zu werden droht, wird man ihm das schnell ankreiden: wie die Zionisten will der den Grundbesitz antasten. Wahrscheinlich ist er selber einer der Weisen von Zion.

Bis dahin aber gestalten Geheimdienste weiter unsere Wirklichkeit  – wie im Falle des Anschlags von Bologna, zu dem die NZZ 2010 schrieb:

Nach dem Bombenanschlag in Bologna versuchten Gelli und seine Vertrauensleute im militärischen Geheimdienst, die Ermittler von dem schon frühen Verdacht gegen rechtsextreme italienische Täter abzubringen. Dabei liessen zwei Sismi-Agenten durch einen Unteroffizier der Militärpolizei in einem Zug in Bologna auch einen Koffer deponieren, der nicht nur Sprengstoff von derselben Art wie beim Anschlag auf den Bahnhof enthielt, sondern auch Reisedokumente, die den Verdacht auf einen französischen und einen deutschen Rechtsextremisten lenken sollten.

Sismi … ist der italienische Geheimdienst.

Natürlich muss man im Jahre 2013 vorsichtig sein. Wer heute von Verschwörungen der Geheimdiensten redet, gilt schnell als rechter Spinner. Manchmal arbeiten Geheimdienste eben auch sehr effizient – und eine Armee von V-Leuten sorgt dafür, dass jeder Kritiker des „Systems“ ganz schnell mit den Anhängern der Protokolle der Weisen von Zion verwoben wird und damit zum Clan der Dauervollspinner zu zählen ist.

Wenn das nicht reicht, findet man eben einen Koffer mit Sprengstoff in seinem Keller … alles schon mal da gewesen – zum Schutz des Privateigentums.

Oder wird – wie es uns vom Nachrichtenspiegel widerfahren ist – von unbekannten Experten glasklar als Ableger des AfD mit nationalistischem und linkenfeindlichem Hintergrund erkannt.

Da scheinen wir dem örtlichen V-Mann ein Dorn im Auge gewesen zu sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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