Sonntag, 17.2.2019. Eifel. Deutschland – ein Land in dem wir gut und gerne leben. So lautet jedenfalls die Parole, die man aufzusagen hat, wenn man gefragt wird. Hier ist alles gut, hier ist alles wunderbar, hier ist alles Gold, was glänzt. Alle sind fleißig, alle sind tüchtig, alle senken ergebendst ihr Haupt vor der Obrigkeit, was diese huldvoll annimmt. Obrigkeit – das sind Spitzenpolitiker, Verbandsfunktionäre, angestellte Konzernlenker, Kirchenfürsten, Medienleute – kurzum: alles, was nur irgendwie „oben“ ist. Und dieses „Oben“ hat sich gut eingereichtet, es ist permanent im Gespräch, weil sie Medien nur auf sie konzentrieren. Wer weniger auffällt sind jene Menschen, die sich das Leben nehmen, weil sie dieses Land einfach nicht mehr aushalten – so wie jüngst erst eine 11-jährige in Berlin (siehe Focus).
Das muss man sich mal vorstellen: Selbstmord mit 11 Jahren. Suizid von Kindern ist die Bankrotterklärung einer Gesellschaft – nur vom Hörensagen kenne ich Berichte, dass dies eine Erfindung der Neuzeit ist: Kindersuizid. Suizid ist generell ja ein differenziert zu betrachtendes Thema: für japanische Samurai ist die Selbsttötung höchste ehrenhaft – und ähnliches hörte ich auch aus dem Management (ein ziemlich alter Artikel im Spiegel, der mir grob in Erinnerung ist) … das man bei Versagen sich besser das Leben nimmt. Doch Kinder? Entwickeln in dem Alter das erste Mal rationale Konzepte vom Tod – die meist noch von Angst geprägt sind (siehe grin.com). Wie groß muss die Angst sein, dass sie die Angst vor dem Tode – dem absolut Ungewissen, dem Nichts – überwindet und jenen Zustand erstrebenswerter findet als das Leben selbst? Zumal ein Leben, kaum begonnen hat, dessen Verlauf man überhaupt nicht abschätzen kann, das noch viele Freuden und glückliche Momente bereit gehalten hätte?
Der Grund für den Suizid bei diesem 11-jährigem Mädchen wird im „Mobbing“ gesucht. Schule – das ist unter Kindern allgemein bekannt – ist kein Zuckerschlecken. Pausenzeiten sind oft weitgehend rechtsfreie Räume, dass in unsere Ordnung das Gewaltmonopol beim Staat liegt, scheint vielen Eltern unbekannt, die ihren Kindern erstmal irgendeine Form von Nahkampfausbildung angedeihen lassen – Aikido, Judo, Jiu-Jitsu, Karate, Boxen – bevor sie sie auf die Straße loslassen … wo solche Ausbildungen dann auch schnell zu Taten werden. Natürlich nur aus Gründen der Selbstverteidigung. Die letzten Weltkriege wurden aus genau denselben Gründen gestartet: der Selbstverteidigung. Ich nehme mal an, dass dies für alle Kriege gilt.
Auf jeden Fall gilt es für die Sozialkriege des beginnenden 21. Jahrhundert, die in Deutschland starteten, nachdem die USA mit ihrem „workfare“-Konzept den Weg vorzeichneten: fortan galten die Schwachen nicht mehr als schwach sondern als dumme Schuldige, vor deren Gefräßigkeit sich der Start zu schützen hatte – was er dann auch tat. Mit aller Gewalt wurden „Arbeitslose“ psychisch unter Druck gesetzt, sozial geächtet, als seien sie alle Mörder, Vergewaltiger und Kinderschänder und hinsichtlich ihrer sozialen Sicherheit weit unter diese Tätergruppen eingestuft: während die Straßgefangenen noch regelmäßige Mahlzeiten, Obdach und ärztliche Versorgung erhalten, wurde das den Arbeitslosen nach Bedarf und Willkür völlig gestrichen – was niemanden je groß störte. Nur vereinzelt gab es noch Kritik.
Auf der anderen Seite standen dann die „Leistungsträger“ – worunter man genau genommen nicht jene verstand, die wirklich eine messbare Leistung erzielten sondern jene, die einfach viel mehr Geld zugeteilt bekamen als andere. Ja: richtig gelesen: zugeteilt. Jeder in Deutschland – von der Kanzlerin über den CEO der Konzeren bis hin zum Sozialleistungsempfänger bekommt jeder Geld zugeteilt. Von anderen – die das so bestimmt haben. Eine kleine Ausnahme sind Unternehmer, „Selbstständige“, wo noch ein gewisser Prozentsatz wirklich das Geld erwirtschaftet, dass auf seinem Konto ist. Unternehmer – nun, sie gelten uns als das Rückgrat der Wirtschaft, ihr Ideenreichtum, ihre Schaffenskraft, ihre Einsatzfreude halten das Land am Leben … so könnte man meinen. Mal abgesehen davon, dass in diesem Land nur jener Unternehmer werden kann, der Geld von anderen für seine Ideen bekommt (z.B. von Banken oder Investoren) gehört zum Schritt in die Selbständigkeit ja auch ein gewisser Mut, denn: auf einmal ist man für alles selbst verantwortlich. Angestellt bei einer großen Firma ist das schon schöner – man kann locker mal zwei Wochen krank sein, während der Selbstständige sich das gar nicht leisten kann – vor allem nicht in der Aufbauphase. Und was man auch nicht oft sieht: die meisten scheitern. Uns lehrt man nur die Erfolgsgeschichten „vom Tellerwäscher zum Millionär“, die vielen Misserfolgsgeschichten erzählt man nicht so gern … und viele davon enden in der Tat tödlich.
Eine dieser Geschichten habe ich heute mal mitgebracht. Es geht in der Tat auch um Suizid. Der Grund jedoch ist nicht Mobbing, nicht Krieg oder schmerzhafte Krankheit, nicht Liebesleid oder Todessehnsucht sondern … die Krankenkasse. Also: die private Krankenversicherung. Eine Versicherungsart, die niemand braucht, die aber vor vielen Jahrzehnten eine Marktlücke entdeckt haben – eine Lücke, von der man schon damals wissen konnte, dass sie nicht weit tragen kann. Kernidee war: wir sondern einfach die jungen, gut verdienenden, gesunden Menschen aus dem normalen Krankenkassensystem aus – und weil die jung und gesund sind, viel verdienen (ergo in der Theorie auch viel arbeiten müssen) können die sich Krankheit gar nicht leisten, haben kaum Zeit zum Arzt zu gehen und so macht man für ein paar Jahre ein sehr gutes Geschäft. Das dieses Geschäft nicht ewig währt, kann man sich denken, denn: auch Unternehmer werden irgendwann krank. Haben sie – wie man es von Unternehmern erwartet – Millionen gescheffelt, ist das für sie privat kein großes Problem – doch nur die wenigsten Selbständigen kommen in den Genuss von Millionen – immerhin haben wir eine Wirtschaftsordnung des Fressens und Gefressenwerdens – ohne zehn Verlierer kein Gewinner.
Vierzig Jahre später merken auch die letzten, dass das ganze System der privaten Krankenversicherungen womöglich sein Ende erreicht hat – und manche zu Millionären machte (siehe Stern). Man könnte nun erwarten, dass jene, die dieses System ersonnen, das System auch mit ihren privaten Finanzen unterstützen … doch die sind wohl fein ´raus, haben mit Versicherungen für kerngesunde junge Mitmenschen Millionen gemacht – und sich dann fein verabschiedet um nicht die Situation zu erleben, wenn diese Menschen älter werden … und auch mal was nicht so gut funktioniert.
Eines ihrer Opfer hat sich nun zu seiner Leidensgeschichte bekannt. Auch er ist auf die Verlockungen der schnicken Werber hereingefallen, sah die niedrigen Beiträge und sah darin eine Chance, seinen Unternehmensaufbau leichter zu machen. Hören wir ihm doch mal zu:
„Meine private Krankenversicherung treibt mich in den Suizid
Ich bin seit über 40 Jahren selbständig. Der Anfang meiner Selbständigkeit war mit schwierig noch sehr milde ausgedrückt. Ich lebte über 10 Jahre von der Hand in den Mund. An eine Krankenversicherung war nicht zu denken.
Erst nach 10 Jahren hatte ich dann mal einen Job als Subunternehmer, der ein auskömmliches Einkommen mit sich brachte. Meine Zähne waren in einem katastrophalen Zustand und mußten dringend behandelt werden.
Der Zahnarzt, bei dem ich in Behandlung war, empfahl mir einen Versicherungsvertreter. Bei diesem schloß ich dann einen Vertrag über eine private Krankenversicherung ab. Der damalige Beitrag betrug damals ohne jegliche Selbstbeteiligung in der ambulanten/stationären Behandlung 280 DM oder auf heute gesehen 140 EUR. Nur bei Zahnersatz gab es eine Selbstbeteiligung von 25%.
Nennenswerte Beitragserhöhungen gab es in den ersten 10 Jahren nicht.
Anfang der 2000er Jahre änderte sich dies. Die Beiträge stiegen und stiegen. Ich war irgendwann bei einem Monatsbeitrag von 400 EUR (800 DM) und zog die Reißleine, in dem ich den Vertrag in Bezug auf die Leistungen auf das Niveau der GKV absenkte und eine Selbstbeteiligung in der ambulanten Behandlung vereinbarte. Diese Selbstbeteiligung lag damals bei ca. 1.500 EUR und damit erreichte ich wieder einen Beitrag von 140 EUR. Das war auch bitter nötig, weil sich mein Einkommen rapide verringerte. Ich lebte damals bereits von meinen Ersparnissen….
Es nutzte aber nichts der Beitrag stieg weiter. 180 EUR, 210 EUR, 250 EUR…..ich vereinbarte die höchst mögliche Selbstbeteiligung von 2.700 EUR. Es half alles nichts der Beitrag explodierte in den Jahren 2015 -2017 geradezu. Zuletzt sollte ich 410 EUR bei 2.700 EUR zahlen….
Das heißt ich soll erst einmal rund 7.600 EUR abdrücken, bevor meine PKV für ärztliche Leistungen (ambulante Behandlung) auch nur einen Cent bezahlt…..
Ein vergleichbarer Beitrag in meiner finanziellen Lage kostet in der GKV gerade mal 175 EUR ohne jeglichen Selbstbehalt versteht sich……
Im März 2018 war ich dieser finanziellen Belastung nicht mehr gewachsen. 2017 war bereits die Hölle, denn ein rücksichtsloser Mensch der sich als meinen Freund ausgab (ich kannte ihn damals 35 Jahre) erbte von meiner Vermieterin die Wohnung in der ich lebte. Er erklärte mir mit der Todesnachricht das meine Vermieterin gestorben sei, daß er mir leider kündigen müsse….
Für mich hätte das Wohnungslosigkeit bedeutet…..
Ich wehrte mit meiner letzten Kraft eine Klage gegen mich ab, die dieser „Freund“ gegen mich beim Amtsgericht erhob….
Meine letzten Ersparnisse schmolzen dahin. Ich bekam Hilfe von meiner ehemaligen Lebensgefährtin, die mir einen Betrag monatlich als Darlehen überwies, von dem ich Miete und Leben finanzierte. Das waren ca. 650 EUR/Monat. Ich konnte wählen, ob ich die Wohnungsmiete oder den Beitrag für meine private Krankenversicherung bezahlte….
Ein Dach über dem Kopf war mir wichtiger, als das Bedienen eines Betrugsmodells, als das ich die private Krankenversicherung heute ansehe. Sie treibt die Versicherten vorsätzlich und wissentlich im Alter in den Ruin. Dieser Tatbestand des Betruges wird seit über 20 Jahren vom Bund der Versicherten öffentlich angeprangert. Ergebnis dieser Kritik ist ein Wegducken der Verantwortlichen in der Politik….
Ich teilte Mitte April 2018 der DKV per FAX mit, daß ich zahlungsunfähig sei und sie den Beitrag auf Notfalltarif umstellen sollen. Von Seiten der DKV gab es darauf keinerlei Reaktion. Nicht einmal eine Mahnung…
Anfang Januar bekomme ich Post vom „Landesamt für Soziales Jugend und Versorgung“ . Oooh ich dachte schon vor dem Öffnen des Briefes da käme jetzt endlich Hilfe. Ne, weit gefehlt, dieses Landesamt für „Soziales“ teilt mir mit, daß man ein Bußgeldverfahren gegen mich betreiben würde, weil ich meine private Pflegeversicherung (Bestandteil des PKV Beitrages ca. 35 EUR) über 6 Monate nicht bezahlt hätte. Das ich nicht krankenversichert bin und meine Zahlungsunfähigkeit gegenüber der DKV erklärt hatte, interessiert dieses Amt überhaupt nicht….
Am letzten Samstag dann zwei Briefe unbekannten Absenders im Kasten. Es sind Briefe der Anwälte der DKV. Sie fordern von mir 2.500 EUR. …..und drohen mit Klage….
Meine bislang übertünchten Depressionen und Suizidgedanken sind schlagartig zurück…..es ist diesen Betrügern völlig egal auf einem Menschen zu treten, ihn zu zertreten, ihn in den Suizid zu treiben…..
Ich lebe in einer asozialen Welt, in einem asozialen Land, in einer asozialen Gesellschaft und ich weiß überhaupt nicht wofür ich noch lebe……warum ich noch kämpfe…..
Es ist ein asoziales Drecksland, was immer mehr Menschen auf dem Gewissen hat“
Dieser Mensch – nennen wir ihn Günter, weil er auch so heißt – weiß noch nicht, dass ihm auch Gefängnis drohen kann. Zufällig kenne ich da einen anderen Fall, der nicht namentlich genannt werden möchte und weit unter dem Existenzminimum lebt, weil er … noch Krankenkassenbeiträge nachzahlen muss. Auch mal privat versichert gewesen, aber Hartz IV schützt halt nicht vor Beitragszahlungen – die vom Amt nicht vollständig übernommen werden. Zahlt man nicht, weil man lieber isst, dann: droht Gefängnis. Knallhart. Und da nicht alle Gefängnisse so mögen (weil da eben auch diese Mörder, Vergewaltiger und Kinderschänder gehäuft auftreten, denen man nie das Existenzminimum kürzen könnte), lebt man lieber unter dem Existenzminimum. Gefängnis? Ehrlich? Nun – es gibt saftige Strafzahlungen für jene, die ihre Beiträge gar nicht zahlen (siehe Krankenkassenzentrale) … und bei Strafen ist dieser Staat nicht zimperlich. Man kann diese dann entweder zahlen – oder eben mit gewissen Tagessätzen „absitzen“.
Wie viele dieser Fälle gibt es in Deutschland? Hunderttausende. Von allen gelobt und gepriesen, wenn der Laden gut läuft. Von allen ins Loch geworfen – tiefer noch als die normalen Arbeitslosen – wenn es nicht mehr so gut läuft – egal warum. Das System der privaten Krankenversicherung soll in wenigen Jahren komplett vor dem Aus stehen (siehe auch oben: Stern), die Rechnungen dürfen mal wieder die kleinen Leute zahlen.
Das ist jenes Land, von dem wir immer wieder sagen sollen, dass wir gut und gerne in ihm leben. Ein „Hurra“ der Kanzlerin! Immer mehr können in diesem Land nicht mehr leben … und wagen lieber den Weg ins Ungewisse, in den Tod. Und die Politik – trinkt darauf erst nochmal einen Champagner bei der nächsten Sitzung.
PS: Günter lebt noch. Ich habe die Erlaubnis, eine Kontaktadresse zu veröffentlichen: 2580@gmx.de Vielleicht findet ja jemand tröstende Worte – oder kennt einen Weg aus der Misere. Und wer noch mehr Zahlen haben möchte: da wird auch schon mal bei einer sechsköpfigen Familie verlangt, dass sie von 1800 Euro leben. Im Jahr, nicht im Monat – nicht, dass Sie jetzt anfangen zu träumen.
Christoph Gröner (Bild aus Doku „Ungleichland“ / ARD / Youtube)
Über den Wolken in seinem Learjet sitzend, erzählt der Selfmademan Christoph Gröner über eine verblüffende Erfahrung, die er macht, seitdem er in die Riege der Superreichen aufgestiegen ist: Sein Geld sei einfach nicht kaputtzukriegen.
„Wenn Sie 215 Millionen haben und schmeißen das Geld zum Fenster raus, dann kommt’s zur Tür wieder herein. Sie kriegen es nicht kaputt. Sie kaufen Autos? Das Auto kriegt mehr Wert. Sie kaufen Häuser? Die Immobilien kriegen mehr Wert. Sie gehen in Gold? Das Gold wird mehr wert. Sie können’s nicht durch Konsum zerstören, das Geld.“
Die jüngst ausgestrahlte ARD-Reportage „Ungleichland – Wie aus Reichtum Macht wird“, in der solche Lebensweisheiten zum Besten gegeben werden, berührt zwar nicht einmal ansatzweise die wirklich zugrundeliegenden Probleme unserer heutigen Zeit und kratzt lieber an oberflächlichen Klischees, aber dennoch gibt sie einige interessante Streiflichter und macht uns bekannt mit Prachtexemplaren unserer Leistungsgesellschaft, denen man beim Einkaufen im Aldi in der Regel nicht begegnet.
So etwa Christian Lothar Ludwig Hugo Wilhelm Maria Reichsfreiherr von Mauchenheim, genannt Baron von Bechtolsheim. Der selbstbewusste Mann gehört zu jener Erblinie aus der Handelsdynastie der Fugger, die sich bis ins 21. Jahrhundert durchgefuggt haben und beim großen Festessen auch heute noch ganz vorne mit an der Tafel sitzen. Sein Brot verdient der Freiherr selbstverständlich nicht als Kühlregalschlichter bei Lidl, sondern ganz standesgemäß mit Private Banking für betuchtes Klientel: „Wir helfen dabei, das Vermögen von Familien über Generationen zu erhalten, das ist unser Anspruch.“ Die Frage des Reporterteams, ob er denn diese Art von Arbeit nicht als Teil des Problems [der zunehmenden Ungleichheit unserer Gesellschaft] sehe, bezeichnet der Freiherr als „frech“ – worauf er das feiste Lachen der mit ihm zu Tische sitzenden Finanzexperten erntet.
Schallendes Lachen nach der „frechen“ Frage des Reporterteams; ganz re.: Baron Bechtolsheim
(Bild aus Doku „Ungleichland“ / ARD / Youtube)
Dass es für das Geschäft nicht förderlich ist, wenn man zu viele Fragen stellt, erfährt man auch während einer Konversation des Freiherren mit einem Team an Finanztradern, denen er das Geld seines Fonds zur Weitervermehrung anvertraut hat. Die Private Equity Fondsmanager agieren vollkommen emotionsfrei: Ein Computeralgorithmus, der die Weltwirtschaftslage scannt, entscheidet nach einem Rot-Gelb-Grün-Ampelschema, wann ein Wertpapier gekauft und verkauft wird: „Wir sind emotionslos gesteuert, wir haben keine Emotionen. Unser gesamtes Setup, unser Algorithmus ist rein quantitativ.“
Der Freiherr nimmt dieses emotionsfreie Geschäftsmodell seinerseits emotionsfrei zur Kenntnis, solange die Rendite stimmt. Da ihm die City Boys über 9% Rendite liefern, frägt der Fugger nicht näher nach, ob diese Rendite ohne Kinderarbeit und mit ökologisch nachhaltigen Produkten erwirtschaftet wurde oder mit krisensicheren Produkten, die etwa der „US Barrier / Vice Fund“ in seinem Portfolio hat: Waffen, Glückspiel, Alkohol und Pornografie. Dieses Portfolio ist krisensicher: „Selbst in schlechten Zeiten wollen die Leute noch trinken, rauchen oder wetten“, erklärte Fondsmanager Dan Ahrens bei der Gründung des Vice Fund (Quelle: FAZ).
Wenn man die Naturgesetze außer Kraft setzen will, dann darf man bei der Renditejagd nicht zimperlich sein. Immerhin weiß Baron Bechtolsheim aufgrund einer Studie, dass es weltweit nur vier Prozent der Unternehmerfamilien gelingt, das Vermögen länger als drei Generationen zu erhalten. Spätestens der Enkel setzt dann das erworbene Vermögen wieder in den Sand – wie gewonnen, so zerronnen. Die Focam AG des Fuggers will nun helfen, dieses eherne Gesetz zu durchbrechen, sodass auch noch so wohlstandsverwahrloste Kinder in Zukunft unbeschwert im selbstfahrenden Auto auf ihrem Smartphone herumwischen und Spaß haben können.
Nachdem der mit Karl-Theodor zu Guttenberg verwandte Freiherr in seinem exklusiven Frankfurter Büro die fein säuberlich durch Trennblätter vorbereitete Aktenmappe durchgeblättert und alle Kontrakte signiert hat – freilich ohne sie durchzulesen, er kann seinen Fachanwälten offensichtlich blind vertrauen – geht’s mit dem Reporterteam ab in sein Waldgut, in dem sich der Freiherr nach getaner Arbeit dann so richtig frei fühlen kann. Bedingung an das Journalistenteam für das Mitkommen: Diskretion. Das Fernsehpublikum dürfe nicht erfahren, wo sich das Paradies befindet, in dem der Freiherr nach Feierabend seine fröhlichen Urstände feiert. In seinem Forstgut stellt der Freiherr dann vor laufenden Kameras unter Beweis, dass er nicht nur Chef spielen, sondern nötigenfalls auch anpacken kann: Ganz ohne Nadelstreif und diesmal ohne Hilfe seiner Assistenz erlegt er einen morschen Baumstamm, der nach einem in Lederhose erbrachten Kraftakt des Freiherrn krachend zu Boden fällt. Sich kurz die Hände schüttelnd, erzählt der Freiherr alsdann frei von der Leber weg, wie er es in seinem Leben mit dem Thema „Besitz“ halte: Er könne die Frage, ob man denn immer alles auch besitzen müsse, was man liebt, gut verstehen. Wenn man diese Frage jedoch nicht in philosophischer Hinsicht [A.d.V.: wörtl. griech.: aus-Liebe-zur-Weisheit], sondern aus seinen natürlichen Instinkten heraus beantworte, dann könne er nicht umhin, als sie einfach mit „Ja“ zu beantworten.
Die im adeligen Blut liegenden Instinkte des Barons haben sich also noch nicht verwässert, obwohl der Baron laut eigenem Bekunden der erste Familienspross seit 900 Jahren ist, der aus nicht beiderseitig adeliger Linie, sondern aus der Ehe mit einer Bürgerlichen hervorgegangen ist (Quelle: sueddeutsche). Der halbbürgerliche Baron selbst setzt jedoch den traditionell blaublütigen Blutstrom seiner Familie wieder fort: Laut Wikipedia ist als seine Gattin eine ‚Annabel geborene Freiin Huber von Gleichenstein‘ verzeichnet, also eine Adelige. Wie auch immer, wir dürfen im Sinne der Chancengleichheit jedenfalls beruhigt zur Kenntnis nehmen, dass es in unseren neoliberalisierten Forsten nicht nur Freiherren, sondern auch Freiinnen gibt. In Zeiten von Gender Mainstream wäre es ja auch unerträglich rückschrittlich, wenn es keine Freiinnen gäbe, gab es doch sogar im alten Ägypten Pharaoninnen.
Der bei der Bayerischen Vereinsbank, HypoVereinsbank und Dresdner Bank in die Lehre gegangene Freiherr ist auch keinesfalls realitätsfremd. Im vorgenannten Interview mit der Süddeutschen zeigt er, dass er die heutige Realität, in der er selbst mit am Rad dreht, messerscharf erfasst: „Die soziale Marktwirtschaft wurde durch das angelsächsische Modell abgelöst, das einen brutalen Kapitalismus praktiziert.“ Über Bankmanager, die sich in dieses angelsächsische Fahrwasser hineinziehen haben lassen und damit ihre Banken wie Hypo Real Estate oder Dresdner Bank in den Ruin geführt haben, kann Baron Bechtolsheim nur den Kopf schütteln: „Die Zeiten haben sich geändert. Vor 100 Jahren hätte sich jeder von den Managern erschossen, der seine Firma zugrundegerichtet hat. Das war eine Frage der Ehre.“
Als Kontrastprogramm schwenkt die ARD-Doku auch immer wieder mal von den Freiherren weg hin zu gemeinen Unfreibürgern, die in prämerkelschen Zeiten, in denen die Demokratie noch nicht marktkonform war, einmal zu dem zählten, was man Mittelschicht nannte: Eine junge Familie aus Leipzig, die sich nach dem zweiten Kind nach einer größeren Wohnung sehnt, diesen Traum nach Sichtung des Immobilienmarktes jedoch schnell aufgeben muss. Obwohl der Vater einen an sich gut bezahlten Job bei Siemens hat und die Familie abends alle möglichen Finanzierungsvarianten durchspielt, erweist sich der Erwerb eines Eigenheims als unerreichbare Utopie. Am Ende der Dreharbeiten erfährt man, dass die Familie anstatt aufzustocken nun sogar abstocken muss: Das Siemens-Werk, in dem der Vater arbeitet, wird geschlossen und aus Rentabilitätsgründen nach Osten verlegt, die Miete in der derzeitigen Wohnung damit nicht mehr leistbar. Die Familie wird sich jetzt um eine noch kleinere Wohnung umsehen müssen, der ehemalige Siemens-Betriebsrat nach einem neuen Job.
Doch genug der Alltagstristesse, sonst zappen die auf die Welt der Reichen und Schönen geeichten Fernseher während der Doku womöglich weg. Zurück zum Story-Aufhänger Christoph Gröner, dem strahlenden Vorstandsvorsitzenden und 100%-Eigentümer der CG Gruppe AG, Deutschlands führendem Bauprojektentwickler mit einem Projektvolumen von 2,5 Milliarden Euro. Mit unermüdlichem Ehrgeiz – der heute 50jährige war während seiner gesamten Berufszeit nur dreimal krankgemeldet und schleppt sich auch mit 40° Fieber und mit Bandscheibenvorfällen in die Arbeit – hat sich Gröner in der Immobilienbranche innerhalb von 20 Jahren zu einer Art Minitrump emporgearbeitet, der heute in Berlin jede dritte Wohnung baut.
Gröners Spezialität: Die Sanierung von Altbauten. Dass nach erfolgter Sanierung und Steigerung der Energieeffizienzklasse zwar die Heizkosten etwas geringer ausfallen, dafür aber die Kaltmiete deutlich angehoben wird (siehe auch NDR-Doku „Wahnsinn Wärmedämmung“), sorgt bei den Mietern nicht immer für Begeisterung. Inzwischen ist die Wut auf Gröner mitunter so groß, dass er seine Baustellen nur noch mit Polizeischutz betreten kann. Der Baulöwe weiß, dass man bildungsferne Schichten manchmal eben zu ihrem Glück zwingen muss. So etwa in der Berliner Rigaer Straße, wo die Anrainer einfach nicht verstehen wollen, dass sein neues Bauprojekt keine Abzocke, sondern ein „äußerst soziales Projekt“ ist. Nachdem alles gute Zureden nichts genützt hat und sich die versammelten Bürger uneinsichtig zeigen, reicht es dem Baulöwen – in die Knie gehend und mit in die Horizontale vorgerecktem Oberkörper brüllt er in die Menge: „Wie blöd seid ihr denn? Wie dumm seid ihr denn?!“ (siehe Minute 13:25 der Doku).
Bei einer abendlichen Charity-Veranstaltung der „Laughing Hearts Stiftung” in Berlin ist der Baulöwe dann allerdings wieder in bester Partylaune zu sehen. Obwohl der gute Mann einen harten Arbeitstag hat und neben seiner Geschäftsführertätigkeit täglich durchschnittlich vier Termine mit hohen kommunalen Amtswürdenträgern hat, um „auf die Tube zu drücken“ und die Projekte der CG-Group durchzuboxen, so läuft er im abendlichen Smoking nochmals zu seiner Hochform auf. „Ich habe heute vier Stunden geschlafen, habe daher Energie für 10 Tage“, erklärt Gröner selbstbewusst in die laufende Kamera. Dass es Energiebündel gibt, die mit 24 Minuten Schlaf pro Tag auskommen, mag einen in Zeiten kollektiver Erschöpfung neidisch machen, aber so ist es nun mal: In den oberen Etagen gelten eben andere Gravitationsverhältnisse (siehe auch „Freshfields – ganz oben in der wunderbaren Welt der Schwerkraft“).
Durch die Kameraschwenks bekommt man Einblick in das Ambiente der Reichen und Schönen, in dem sich auch FDP-Chef Christian Lindner abends herumtreibt und in dem er alleine im Monat Januar für ganze zwei Reden zwischen 14.000 und 30.000 Euro an Zusatzhonoraren eingestreift hat –zusammen mit sieben weiteren Redeauftritten seit den Jamaika-Verhandlungen kam Lindner damit bereits im Februar dieses Jahres auf bis zu 111.000 Euro Zusatzeinkommen (Quelle: Tagesspiegel). Veranschlagte man eine Stunde Redezeit, dann ergäbe dies einen Stundensatz von bis zu 12.000.- Euro. Der „Bild“-Zeitung erklärt Lindners Sprecher auch, wie Redehonorare in solch stattlicher Höhe zustandekommen: „Wenn ein Unternehmen gewinnorientiert ist, ist ein Honorar üblich und angemessen.“
Wer also meint, dass der aus dem neoliberalen Thinktank der Hayek-Gesellschaft hervorgegangene Lindner nur deswegen die Werbetrommel für die totale Wirtschaftseffizienz, die digitale Transformation, eine „neue Generation“, die zuerst einmal Industriewünsche umsetzt und dann erst nachdenkt („Digital first. Bedenken second.“) und für bundesweiten Impfzwang unserer Kinder rührt (siehe Focus), weil er damit seinen gewinnorientierten Freunden aus der IT- und Pharmaindustrie einen Gefallen tun möchte, der ist ein unverbesserlicher Verschwörungstheoretiker.
Dass Impfungen mitunter fatale unerwünschte Nebenwirkungen haben können, so wie bei hunderten jungen Skandinaviern, die seit ihrer Impfung an der unheilbaren Nervenkrankheit der Narkolepsie / Schlafkrankheit leiden und nun „nicht einmal mehr Kraft haben, die Weihnachtsgeschenke zu öffnen“ (Quelle: Die Presse), stört aber nicht weiter, mag sogar regelrecht erwünscht sein – lassen sich doch bei schlaftrunkenen oder zumindest geistig herabgedämpften Bürgern selbst mit einem vollkommenen Nonsens-Programm bestimmt noch mehr als 10% der Wählerstimmen einfahren, wenn man bloß eine hippe Werbekampagne fährt.
Lassen wir aber solche schmuddeligen Verschwörungstheorierealitäten wieder beiseite. Wollen doch die Reichen und Schönen, die sich bei den erwähnten Gala-Diners ihr Stelldichein geben, nur das Beste für uns: „Wir, die wir Zeit und Geld haben, müssen Chancengleichheit auch für arme Kinder ermöglichen!“, verkündet Baulöwe Gröner im Smoking am Rednerpult der millionenschweren Charity-Veranstaltung – die er, so erfährt man auf Nachfrage, als Werbeausgabe steuerlich absetzen kann.
An dem Gala-Abend werden neben Rolex-Uhren und anderen Luxus-Accessoires auch der goldene Schuh des Fußballstars Messi versteigert, um „chancenlosen Kindern“ zu helfen. Die Berliner Senatorin für Gesundheit und Gleichstellung bedankt sich mit „vielem, vielem herzlichen Dank“ für „das Gute“, das die anwesenden Leistungsträger gleichzeitig tun, während sie „Spaß haben“. Die Senatorin ist zwar als Schirmherrin der Charity-Veranstaltung eingesetzt, mitentscheiden, was mit dem erlösten Geld passiert, darf sie jedoch nicht.
Es lohnt sich im Übrigen, in der ARD-Doku während der Kameraschwenks durch das Charity-Publikum immer wieder einmal kurz auf die Stop-Taste zu drücken und zu betrachten, welch restlos glückliche und zufriedene Gesichter die vor Geld strotzenden Dinnergäste ausgeprägt haben. Man achte ebenso auf die Gesichter von Gröners Mitarbeitern während der Besprechung des neuen, 350 Millionen Euro schweren Mammutbauprojekts „Cologneo“: Die restlose Begeisterung, die aus diesen Gesichtern spricht, kann jeden, der nicht auch so einen tollen Job hat, nur neidisch machen.
Der einzige, der beim Meeting nicht ganz begeistert ist, ist der Chef: Dem Umstand, dass sich die Stadtverwaltung mit der Baugenehmigungsprüfung des neuen Kölner Stadtviertels mehr als ein halbes Jahr Zeit lassen will, will er sich nicht fügen. „Nee, das geht nicht“, meint er kopfschüttelnd, und gibt Order, „auf die Tube zu drücken“. Wie man so auf die Tube drückt, demonstriert der Baulöwe dann ganz unbedarft vor laufender Kamera: Seine Mitarbeiter sollen der Kölner Stadtverwaltung androhen, dass die Niederlassung seiner Firma in Nordrhein-Westfalen eben nach Düsseldorf umziehen werde, falls es keine beschleunigte Baugenehmigung gebe. Die skeptischen Stimmen seines Teams wischt Gröner entspannt beiseite: „Wenn die Gewerbesteuerzahlungen der CG Gruppe wegfallen … das wird die schon beeindrucken, da bin ich fest davon überzeugt.“
Zu abendlicher Stunde, als das Filmteam den hemdsärmeligen Baulöwen in seine mondäne Wohnung begleitet, wird dieser dann besonders redselig. Entspannt am Sofa sitzend, gibt Gröner einige überraschende Einblicke in sein Selbstverständnis und seine zukünftigen Ambitionen. Die Frage, ob er sich denn mächtig fühle, beantwortet er schlichtweg mit: „Ja!“
Auch die weitere Frage, wer denn heute mächtiger sei: Er bzw. die Wirtschaftseliten oder die Politiker? kann Gröner nonchalant beantworten: „Wir sind schon mächtiger, wir sind deutlich mächtiger“ – und macht zum Schluss noch eine kryptische Andeutung: Er wolle gerne in die Politik gehen und verrät schmunzelnd, dass er gerade eine Partei gründe. „Denn ich glaube, es kommt bald eine Zeit, in der es wichtig ist, dass Akteure auf den Plan treten, die heute noch nicht sichtbar sind.“
Nun denn, wir dürfen uns dann also bereits darauf freuen, dass die dilettantischen PolitikerInnen, die derzeit auf der Bühne stehen und deren Heuchelei man ja kaum noch ertragen kann, endlich ins Wachsfigurenkabinett kommen und der Platz frei gemacht wird für „eine neue Generation“ im Geiste Christian Lindners, die Klartext spricht und die zuerst mal macht und dann eventuell über die Folgen dieses Machens nachdenkt, frei nach dem FDP-Wahlslogan „Digital first. Bedenken second.“ – Eine neue, smarte Generation, die endlich Schluss macht mit allen Querfronten und Fortschrittsverweigerern und die uns in die strahlende Zukunft der digitalen Transformation führen wird (siehe „Pig Business Monkey Events, Global Playboys und bezaubernde Jeannies – Auf dem Weg zur digitalen Transformation und zum Final Handshake“). Wlanfähige Plug-and-Play-Typen, die die bildungsferne Masse trotz deren unfassbarer „Blödheit“ und „Dummheit“, angesichts derer man als leistungsorientierter Unternehmer nur noch brüllen könnte, schon zur Räson führen werden.
In der ARD-Doku erklären uns schließlich Experten namhafter Universitäten, was sie nach ihren langjährigen Forschungen herausgefunden haben: „Eine wesentliche Erkenntnis unserer Forschung ist: Ungleichheit sorgt dafür, dass sich die Menschen voneinander entfernen, sie zerrt am sozialen Gefüge, zerfranst es. Ungleichheit treibt uns auseinander.“
– Na wer hätte das gedacht?
Nun soll niemand glauben, dass der Geist des Absahnens nur in den Wölfen der Wallstreet und in renditehungrigen Baronen lauert und nicht auch in jedem einzelnen von uns. Wenn der gemeine Kleinbürger bei seiner Schnäppchenjagd durch den Hornbach zum Billigbohrer aus China um 15 Euro greift, dann macht er in Wirklichkeit genau das Gleiche wie die neoliberalen Fondsmanager des Freiherrn im obigen Video, die mit ihren Investitionen „vollkommen emotionsfrei“ einfach nur die maximale Rendite für sich selbst einfahren möchten. Wer auf der anderen Seite des Globus für den Billigbohrer bluten muss, interessiert dabei nicht – könnte aber gleichermaßen zum Bumerang werden (siehe „Wenn aber das Schicksal gerecht ist ?“).
zum Weiterlesen:
Montag, 21.11.2016. Eifel. Das liest jetzt wahrscheinlich kaum jemand. „Faschismus“ – was für ein durchgekautes, langweiliges Thema. So langweilig, dass ja schon davor gewarnt wird. Ja – die Krönung der Blödheit in dieser Hinsicht stammt von der Garde der IT-Schrauber, die versuchen, sich im politischen Urteilen zu üben – und dabei zeigen, wie wichtig doch Geisteswissenschaft ist. Ich habe vergessen, welchen Namen sie ihrem Leitsatz gegeben hatten, er er lautete sinngemäß so: „immer, wenn die Begriffe Hitler oder Faschismus in einem Thread auftauchen, ist dieser zu Ende“. Dieser Satz wird einem dann auch kontinuierlich um die Ohren gehauen, wenn man Paralellen zum Dritten Reich erkennt – obwohl ein kleines Experiment, das jeder selbst durchführen kann, jederzeit belegt, dass dieser Lehrsatz grober Unfug ist: starten Sie doch einfach irgendwo mal einen „Thread“ (also: eine Diskussion im Internet), sagen „Faschismus“ … und schreiben einfach weiter! Sie werden sehen: nichts ist zu Ende.
Nur eine kleine Anekdote, die vor allem eins zeigt: den Siegeszug der Dummheit in der westlichen Gesellschaft. Sicher: „Dummheit“ ist auch so ein großes Wort, ich möchte es jedoch gleich definieren: das fehlende Vermögen, in einem Meer von Informationen vernetzt denken zu können und die Zusammenhänge folgerichtig zu erkennen, ohne sich in endlosen Hypothesenketten zu verlieren. Ja – mit dieser Definition stehe ich auch nicht allein da, aktuell echauffieren sich ja Dutzende von „Wissenschaftlern“ über die dummen Wähler, die einfach nicht das wählen, was man ihnen vorgeschrieben hat. Dabei leben wir doch in einer Demokratie, können einen von zwei Führern selber wählen, da sollte es schon – aus reiner Dankbarkeit über das große Geschenk der Wahlmöglichkeit – der richtige Kandidat sein.
Ebenso wichtig ist natürlich die Definition von Faschismus, mit der ich selber lange gerungen habe. Unser aktuelles Faschismusbild ist ja – jedenfalls in Deutschland – fein zurecht gestutzt. Ein Faschist ist ein böser Mensch mit Hakenkreuzarmbinde, alle Faschisten wurden im Rahmen der Nürnberger Prozesse beseitigt (oder vom Mossad erledigt), so dass wir in Ruhe uns in Selbstmitleid suhlen können – Selbstmitleid über die Tatsache, dass wir Deutschen doch ach so gute Bessermenschen sind, das aber wegen dem blöden Dritten Reich nicht ausleben dürfen – jedenfalls nicht so wie früher. Ansonsten … holzen wir immer noch weltweit herum, nach alter, reichsdeutscher Art – so wie Thyssen-Krupp in Afrika, die dort 1000 Menschen umsiedelten und der Mangelernährung preis gaben (siehe Sumos) – und das ist nur einer von 87 deutschen Unternehmen, die im Namen des Profits Menschenrechtsverletzungen im Ausland billigend in Kauf nehmen (siehe Spiegel). Doch wir brauchen gar nicht wieder auf die böse Industrie zu schimpfen – die im aktuellen gewünschten Rahmen gar keine andere Möglichkeiten hat, als Menschenrechte und Umwelt hinten an zu stellen, will sie jene Renditen erwirtschaften müssen, die Sie für Ihre kapitalgedeckte Altersvorsorge brauchen. Es reicht, wenn wir uns anschauen, mit welchem Anspruch sich der Deutsche in der Welt bewegt: Reiseweltmeister sind sie, wie die alten Vandalenhorden, nehmen sich das Recht heraus, jederzeit in alle Länder der Welt einzufallen, dort Betonburgen zu erreichten – gerade an den schönsten Ecken – und massiv in das Leben der einheimischen Bevölkerung einzugreifen und ihnen einen Reichtum vor die Nase zu halten, den diese nie erreichen können: schon eine Form von Sadismus … aber wir nennen das Urlaub, die schönste Zeit im Jahr.
Meine Definition von Faschismus ist einfacher, hat wenig zu tun mit Hakenkreuzen und Konzentrationslagern (sowas braucht man nur, wenn die Pest sich hinreichend weit ausgebreitet hat und sich ihrer Macht völlig sicher ist), sondern mit der Stellung des Menschen in der Gesellschaft: überall dort, wo Betriebswirtschaft über Menschenrechte und Menschlichkeit dominiert, hat der Faschismus den Geist der Mächtigen schon verseucht, es ist immer nur noch ein kleiner Schritt bis zu dem logischen Ende, dass man sich die Minderleister, die Ballastexistenzen, die „Juden, Polen und Russen“ nicht mehr leisten kann, weil sie nachhaltig Rendite schmälern. Meine Definition von Faschismus ist nachhaltig beeinflusst von den Werken von Götz Aly, der darlegte, dass die Wurzeln des faschistischen Imperialismus schon in den zwanziger Jahren von deutschen Unternehmern definiert und dann letztlich von den „Nazis“ nur noch ausgeführt wurden – die komplette Umgestaltung Europas zu einem von Deutschland dominiertem, einheitlichen Wirtschaftsraum; schon damals wurde angedacht, Südosteuropa (also: unter anderem Griechenland) gigantischen, unmenschlichen Umstrukturierungsmaßnahmen zu unterwerfen – was dann später dank der Wehrmacht möglich war und durchgezogen wurde … und heute – Überraschung – politische Realität in Europa ist.
Nun – wer bin ich schon, dass ich mir erlauben darf, eine eigene Definition von Faschismus zu entwerfen? Nun – nicht mehr als ein akademisch ausgebildetes Arbeiterkind, das mangels Antworten auf die Frage nach dem Kern faschistischen Denkens ganz auf sich selbst zurückgeworfen wurde, weil von „der Wissenschaft“ nur unzureichende Antworten kamen – von Götz Aly mal abgesehen. Berücksichtigt man jedoch seine Forschungsergebnisse, so wird schnell klar: Deutschland unter Merkel ist schon längst wieder da, wo es 1938 war – ein mächtiger Staat, der – nach aktuellen, noch nicht verifizierten Meldungen sogar die USA als Weltpolizei ersetzen will und dafür seinen Rüstungsetat massiv erhöht … trotz grassierender Armut im Land. Wir entwickeln uns mit atemberaubender Geschwindigkeit zu einer Kopie des Dritten Reiches (allerdings deutlich judenfreundlicher, wir haben bei der Definition der Untermenschenmenge deutlich dazu gelernt, sind da sehr tolerant geworden und kaum noch rassistisch … wenn man mal davon absieht, dass schon die Mär durchs Land zog, dass „Leistungsträger“ besondere, vererbbare Gene haben).
Umso mehr freut es natürlich, wenn aus den Reihen der Mächtigen dieses Landes Stimmen laut werden, die genau das endlich mal laut aussprechen, was Millionen Verfolgte in diesem Land Tag für Tag am eigenen Leib erleben: der Faschismus ist wieder da! Man möchte Hurra schreien – denn um ihn zu bekämpfen, muss man ihn erst mal erkennen … sonst gelingt es nie, seine Machtbasis zu beschreiben und zu zerschlagen.
Jakob Augstein ist es, Mitbesitzer der „Bildzeitung für Abiturienten“ (so nennt Volker Pispers das degenerierte Schmierblatt), der jetzt den großen Schritt gewagt hat (siehe Spiegel):
„Ein Gespenst geht um in Europa.“ Es ist lange her, dass Marx das geschrieben hat: „Das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet.“ Heute taugt der Kommunismus nicht mal zum Gespenst. Aber ein anderer Wiedergänger aus der Gruft der Geschichte ist zurück – noch nennt man ihn nicht beim Namen, aber schon macht er nicht nur Europa unsicher, sondern die ganze Welt, und für einen Kampf gegen ihn mag es bereits zu spät sein: der Faschismus.
Man möchte ja stehend Applaus spenden für diese mutigen Worte – auch wenn man ihnen Recht geben muss. Der Faschismus kam über Nacht in Deutschland an die Macht – aus einer Ecke, von der man es nie erwartet hätte: rot-grün hat ihn mit einigen wenigen entscheidenden Schlägen zurück an die Macht gebracht – inklusive des ersten Bombereinsatzes von deutschen Streitkräften im Ausland seit 1945. Es waren ein paar Maßnahmen, die dazu führten, dass das Volk in höherwertige und minderwertige Menschen aufgeteilt wurde – und dass nur noch ein Maßstab für die Erteilung des Lebensberechtigungsscheins zählte: die Rendite, die man durch eigene Arbeit für die „Leistungsträger“ erbrachte, die fortan mit deutlich geringerem Steuersatz leben durften, gleichzeitig wurde auch die Vermögenssteuer abgeschafft. Wie sonst sollte der Reiche reich werden, wenn man ihn nicht reich beschenkt und gleichzeitig die Hedgefonds ins Land läßt, die Arbeits- und Lebensqualität vernichten, aber für „Anleger“ enorme Gewinne abgreifen?
Leider sieht der Herr Augstein den unaufhaltsamen Aufstieg des Faschismus anderswo: kurzerhand erklärt er alle „rechts gerichteten“ Bewegungen in Europa und den USA als „Faschisten“ – obwohl sie ja erst als Gegenreaktion auf die neoliberale Neuordnung der Gesellschaft entstanden, als Gegenreaktion auf die Entmündigung der Bürger, die Irrationalität der Politik (für Mussolini DAS entscheidende Kriterium für Faschismus) und der fortlaufenden Kriegstreiberei. Ja – nicht Le Pen bombadiert Syrien, Trump schickt keine Morddrohnen durch die Welt, die AfD verlegt keine Truppen in Steinwurfweite an die russische Grenze – und niemand von denen verdient fürstlich am Leid des griechischen Volkes, dem wir Geld für 5 Prozent leihen, das wir von der Zentralbank der EU umsonst bekommen.
Doch schauen wir mal hin, was Herr Augstein genau meint. Immerhin ist er ein gebildeter Intellektueller – und oft der einzige, der noch ein wenig „links“ tut, während der Rest der Partei- und Millionärsmedien eine geschlossene ultrarechte Front aufgebaut hat (…nach meiner Definition).
Der Hass auf das Fremde, die Furcht vor Veränderung, die Erniedrigung von Frauen, die Verachtung der Schwachen, die Verherrlichung der Starken, die Wut auf die Eliten, die man angeblich hinwegfegen will, denen man sich aber in Wahrheit andient – all das ist Faschismus, die Drohung nach Washington, nach Brüssel, nach Berlin, den Sumpf trocken zu legen
Hass auf das Fremde?
Hmm … vielleicht auf jene Mitbürger, die das „Karibik-Modell“ dem Modell „Baumwollsklave“ vorziehen, lieber leicht bekleidet (Unterhemd) mit leichten Rauschmitteln versehen (Bier) auf weichem Sande (Couch) dem Rauschen der Meeresbrandung lauschen (…den Bilderfluten des TV), anstatt in einengender Fremdkleidung (Anzug, Krawatte) in häßlicher Umgebung (Großraumbüro) und schädlicher Umwelt (Lärm und Gifte) unter harten Drogen (Kokain) ihr Leben für die Rendite des Plantagenbesitzers (Anleger) geben? Muss ich die seit Jahrzehnten laufende Hasswelle der Bezahlmedien noch mit mehr Beispielen unterlegen? Ach – einfach mal selbst „Florida-Rolf“ googeln … da weiß man, was man hat. Oder aktuell einen CSU-Werbespot schauen, der Erwerbslose pauschal als „Hartz IV-Schmarotzer“ bezeichnet (siehe z.B. Erwerbslosenforum) und so die Vorstufe zu ihrer logischen, alternativlosen Massenvernichtung erreicht.
Furcht vor Veränderung?
Bis 2030 verdoppelt sich das Passagieraufkommen des jetzt schon überfüllten Luftraumes, jährlich haben wir 500000 Kilometer Stau auf deutschen Autobahnen (siehe Zeit), unsere Sklavenmotto „höher, weiter, schneller“ frisst die Arbeitnehmer auf, „Führen mir Zielen“ definiert jedes Quartal neue zu erreichende Steigerungen, schneller den Kranken das Essen bringen, flotter die Alten versorgen, immer früher immer mehr Bildung in kleine, noch im Wachstum begriffende Kinderhirne pressen, während immer mehr Geld zu einer kleinen Kaste ewig reicher Menschen fließt, das wir für Veränderung dringend bräuchten; wir wissen, dass wir für unseren Lebensstil mehrere Planeten bräuchten … und ändert sich etwas? Irgendwo, irgendwie – außer lautem Trompetenschall aus den Reihen der Höflingsmedien? Wir wissen von grassierender Rentenarmut, untragbaren (und völlig unnötigen) Kosten unseres Medizinmolochs, von der tödlichen Wirkung unserer stetig steigenden Waffenexporte (mit deren Hilfe viele ihr Eigenheim abbezahlen), von der Schädlichkeit und Nutzlosigkeit unseres veralteten Bildungssystems, von unserer maroden Infrastruktur und von der Vernichtung der Gemeinden, wenn sie der Schuldenbremse unterworfen werden – die wenigen immer reicheren Menschen klinken sich halt aus der Finanzierung von Gemeinschaftsausgaben immer weiter aus, während immer mehr Eigenheimbesitzer durch gigantische „Beiträge zur Straßensanierung“ in den Bankrott getrieben werden: und ruft da irgendwer zur Veränderung auf? Zu einer Neugestaltung der Gesellschaft – im Sinne eines demokratischen Sozialismus? Ich spüre schon jetzt, wie 99 Prozent der Deutschen allein schon bei dem Begriff zusammen zucken und sich ängstlich umschauen – dabei sind 90 Prozent der Deutschen auf der Verliererseite … was die Verteilung von Ressourcen (Geld!) angeht, während 10 Prozent automatisch mit Billionen überschüttet werden.
Erniedrigung der Frauen?
Sicher: die Medientrompeten versorgen uns hier regelmäßig mit Wunschbildern … doch hundertfach schägt die Realität zurück, wenn wir allein in die „Werbung“ schauen, wo Frauen vor allem eine Rolle haben: Objekt für den Mann zu sein, Mittel zum Zwecke der Konsumsteigerung. Nur selten ausgesprochen, aber immer im Bewusstsein von „Frau“ vorhanden: man muss „fickbar“ bleiben (siehe Wienerin.at). Sie müssen sich auch billiger auf dem Sklavenmarkt verkaufen (siehe Zeit) und sich mit kleineren Autos zufrieden geben – googeln Sie einfach mal den Begriff „klassisches Frauenauto“, Sie werden sehen, was ich meine. Davon, dass Männer immer noch erwarten, dass sich jedes Jahr hunderttausende von Frauen für die Befriedigung ihrer Triebe gegen Geld bereithalten, wollen wir gar nicht erst reden, es reicht schon, wenn man erkennt, welche Rolle Frauen (von ein paar Alibi-Frauen mal abgesehen, die man besonders hoch hält) in Werbung und Spielfilm haben: das brave, optisch perfekte Beistellweibchen, das sofort Norm wird für alle die Frauen, die man – aufgrund „optischer Mängel“ – niemals im Fernsehen sehen würde.
Die Verachtung der Schwachen?
Ja – da sind wir wieder bei Florida Rolf und jenen 14 Millionen Menschen, die schon mal verhartzt wurden: die „Fremden“, die, die nicht in die feine, reiche Großstadtgesellschaft passen und sich weigern, für den Kaviar des Chefredakteurs für drei Euro die Stunde zu arbeiten. Wie gehen wir um mit unseren Schwachen – von den Finanzschwachen mal abgesehen? Wie mit unseren Kindern – im kinderfeindlichsten Land Europas? Mit unseren Alten – die wir nicht schnell genug ins Heim stecken können, so wie wir auch unsere Kranken gerne aus der Gesellschaft ausgliedern und sie in möglichst großen Häusern lagern? Den Obdachlosen, die ihre Körper für Wärme, eine Dusche und eine kleine Mahlzeit verkaufen müssen, wenn sie nicht erfrieren wollen, den Kindern, die immer früher in die Fänge einer schlecht ausgebildeten Massenkinderhaltung kommen, dort auf Höchstleistung getrimmt werden, um ganz sicher mit Anfang vierzig völlig ausgebrannt zu sein – während sie in unzähligen Gratispraktika fleißig Personalkosten sparen halfen? Jene Kinder, die wir in einem völlig veralteten, hochselektiven Schulsystem aus der Kaiserzeit festhalten, in maroden Gebäuden unterrichten von Lehrern, die oft kaum über die menschliche Qualifikation von Henkern hinauskommen. Wer Verachtung von Schwachen in der Gegenwart nachspüren möchte, googele einfach mal den Begriff „sozial schwach“, der an sich schon eine faschistoide Monstrosität ist: wer arm an Geld ist, kann ohne weiteres Mutter Theresa, Albert Schweitzer oder Martin Luther King sein; wirklich sozial schwach ist da eher unsere „Elite“.
Die Verherrlichung der Starken?
Nun – nichts leichter zu beweisen als das – einfach mal schauen, wer als Gegenpol für die Verachtung der Schwachen herausgearbeitet wird: all´ jene, die auf großem Fuße auf Kosten anderer leben, werden angepriesen als seien sie Moses selbst, der mit coolen Anlageoptionen vom Berge herab steigt. Wer Millionen oder gar Milliarden sein eigen nennt, ist gut – egal wie der das Geld gemacht hat. Fussballspieler, die nur aufgrund von seltsamen Verträgen mehr Geld bekommen, als eine Krankenschwester jemals in ihrem Leben verdienen könnte, Fernsehstars, die in Schlössern wohnen, die selbst die gesamte Belegschaft eines Betriebes nicht finanzieren könnte, Politiker, die sich permanent laufend selbst die Diäten erhöhen und in einem Monat soviel Steuergeld davon tragen wie ein Arbeitsloser in sieben Jahren, Manager, die nichts anderes machen als beständig immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern zu verteilen – zu Löhnen, von denen man in der Großstadt keine Familie ernähren kann: all´ das sind unsere Helden, unsere Träger des Bundesverdientskreuzes und vielfältiger „Preise“, die man unter sich verteilt, um sich noch mehr zu erhöhen. Wer mehr hören will: einfach mal den Begriff „Leistungsträger“ im Sprachgebrauch der aktuellen Politik betrachten – schon hat man genug Material.
Die Wut auf die Eliten, die man angeblich hinwegfegen will?
Oh – hier wird es schon kompliziert, denn: auf die echten Eliten dieses Landes ist niemand wütend. „Elite“ stammt von den „auserlesenen“, den „besonderen“, den Menschen, die aus der „Masse“ herausragen, früher nannten wir sie die „Edlen“, für sie wurde dieser Begriff gebildet, der später zum „Adel“ degenierte; mit dem Begriff zollte man jenen Wesen bzw. Seelen Respekt, die sich selbstlos für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit einsetzten, die unablässig die Botschaft der Menschlichkeit predigten und lebten, jene Seelen, die fern der Dogmatik beständig mit einer unfassbaren Wahrheit rangen um weise Urteile zum Wohle aller zu fällen, ohne dass irgendjemand dabei irgendwo herunterfiel: ihnen sollte – so die griechische Philosophie – die Königswürde als Philosophenkönig gereicht werden; wir finden sie heute allerdings nicht im Regierungsamt, sondern in den Altenheimen, Krankenhäusern, in der Obdachlosenbetreuung, der Kinderhilfe und an allen anderen karitativen Orten – oder einfach als Hausfrau in der Familie, während wir aktuell auf „Eliten“ stoßen, die sich sebst so definieren, weil sie wirtschaftliche oder politische Macht haben – als würde ein Charakter dadurch edel werden, dass er sich eine Machtposition erschlichen oder Geld geeerbt hat. Wer hätte nicht das Recht auf „gerechte Wut“ oder zumindest ausufernden Ekel vor jenen „Eliten“? Doch das „Wegfegen“ … ist nicht die Methode der Wahl echter Eliten. Zu unglaubhaft? Wer hat Wut auf unsere Musiker, unsere Denker, unsere Bildhauer, unsere Literaten, Dichter, Maler oder Modeschöpfer, deren elitäre Funktion in der Gesellschaft es ist, das Bewusstsein selbst zu schulen und ständig zu erhöhen? Sehe niemanden, der sie hinwegfegen will, aber genug, die sie durch Geldmacht formen und normen wollen. Oder ist jemand wütend auf Schreiner, Maurer, Dachdecker, Kanalarbeiter, die Müllabfuhr, die Feuerwehr, den Rettungssanitäter, den Elektriker oder den Heizungsmonteur, deren Arbeit garantiert, dass wir überhaupt unsere Art von Zivilisation leben können – und die allein deshalb schon zur Elite gehören?
All das ist Faschismus, sagt Herr Augstein – und ich gebe ihm Recht. Doch jener Faschismus regiert in Washington, Brüssel und Berlin – ganz ohne Trump … und schon zu Zeiten, als der noch pleite war. Und die Reaktion auf diesen Faschismus folgt nach den gleichen Mustern, die wir im Dritten Reich beobachten durften: es bedarf eines starken Mannes, der schnell und entschlossen handeln kann, um den Filz des Faschismus zu beseitigen … nur erfüllt nicht jeder dahergelaufene österreichische Aktmaler die Bedingungen, die so ein starker Mann erfüllen müsste, um erfolgreich zu sein und nicht nur als Marinotte der Erbfaschisten in Wirtschaft und Adel herum zu zappeln. Das ist die logische Konsequenz aus der gestellten Aufgabe: selbst die demokratischen Indianervölker wählten einen Kriegshäuptling, weil der Krieg effektive, kurze und schnelle Kommunikation erfordert, wenn man ihn gewinnen will: das sind Forderungen an Kriegsführung, die wir seit Jahrtausenden kennen – und in der Geschichte regelmäßig beobachten können: es ist die Geschichte König Artus´, der dem Land Frieden brachte, weil der die mächtigen Familien bezwang, die das Land ausbluten ließen.
Leider ist der gerechte König nur ein Traum – wie auch der Philosophenkönig – weil wir inzwischen wissen, dass Macht Menschen defomiert … weshalb wir unsere selbsternannte Elite ja nicht „hinwegfegen“ wollen … sondern nur therapieren und auf ein menschliches Maß zurückführen, ein Maß mit deutlich mäßigerem Verbrauch als jetzt. Und deshalb … kann ich Herrn Augstein auch nur Recht geben: der Faschismus ist nicht mehr aufzuhalten, denn die „Eliten“ werden uns schnell einen „Kriegshäuptling“ präsentieren, der verführerisch die alten Versprechungen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit wahr zu machen verspricht – uns aber nur schneller in den Untergang führen wird. Die Zeit ist reif für einen neuen „Führer“ – am besten natürlich einen „Milliardär“ – der allein aufgrund seiner Finanzmacht Stärke demonstriert und verspricht, alles wieder „heil“ zu machen – doch letztlich wird man nur wieder sehen, dass er sich versprochen hat bei seinen Versprechungen.
Was helfen würde?
Ein neuer Gandhi. Kenne persönlich Abiturienten, die noch nie von ihm gehört haben. Jemand, der sexuelle Energie in spirituelle umwandelt, um sich ganz politischer Arbeit widmen zu können, ohne von der Macht korrumpiert zu werden.
Undenkbar?
Es gibt genug davon. Einem jener wahrhaft Edlen habe ich persönlich mehrmals erleben dürfen: Eugen Drewermann. Andere finde ich im Alltag zu Dutzenden, gleich hier im Dorf – in all jenen Berufsgruppen, die im Parlament kaum auftauchen. Auf Facebook – jenem „Hassmedium“ – fand ich schon hunderte von ihnen, viele davon gehörten zur „Kaste der Unberührbaren“, den Hartz IV-abhängigen, die – gestählt durch Not – ein erstaunlich hohes, unkorrumpierbares ethisches Niveau erreicht haben.
Denkbar – wäre es schon. Nur: in der Flut der medialen Dauerbeschallung, die rund um die Uhr Dummheit als höchstes Gut predigt und absoluten Gehorsam gegenüber den „Intellektuellen-Idioten“ (hierzu siehe NZZ) als erste Bürgerpflicht bewirbt, werden sie keine Chance haben, Mehrheiten zu bilden – obwohl die Mehrheiten durch sie gewinnen würden: exakt jene 99 Prozent, denen der herrschende Faschismus gerade das Leben stiehlt (…ja, da sind auch 9 Prozent jener Funktionselite drunter, die kaum noch Leben haben, weil sie perfekt im Dienste ihrer Herren funktionieren müssen, um dabei bleiben zu können).
Doch lieber – werden wir Faschismus in neuer Gestalt und Form erleben, einen Faschismus, der schon jetzt millionenfach Leben stiehlt – hier und heute in Deutschland – und den Tod in kleinen Raten bringt: als Tod der Hoffnung, Tod der Menschenwürde, Tod der Gestaltungsfreiheit, Tod der Freude, der Güte und der Lebenslust, Tod der Gesundheit, der Gleichheit, der Brüderlichkeit, der Reisefreiheit, der Menschenliebe, der Sicherheit und Geborgenheit.
Habe ich da noch was vergessen?
Theologen wie Drewermann haben da einen deutlichen Vorteil, dies erkennen zu können: der Todesbegriff des alten Testamentes ist differenzierter als unsere moderne Definition – er kennt „Todesnähe“ als alarmierende Vorform des echten Todes in vielfältiger Gestalt in Form von Mangel jeder Art … und unser modernes Leben ist voll davon. Wir wissen das alle – und fliehen deshalb im Urlaub in Scharen aus dem Totenland, dorthin, wo noch mehr echtes Leben ist.
Oder irre ich da?
Mittwoch, 12.6.2013. Eifel. Der Tod eines für mich wichtigen Menschen führte mich in den letzten Tagen wieder einmal zu den Ursprüngen philosophischer Arbeit zurück, zu den elementaren Fragen des Lebens. Drei lebensgefährdende Autopannen hintereinander haben mir auch wieder einmal vor Augen geführt, dass auch ich nicht ewig leben werde, obwohl ich – wie die meisten meiner Mitmenschen – das deutliche Gefühl habe, dass dies so ist. Diese Erfahrungen kommen gerade zur rechten Zeit, denn gerade jetzt habe ich gemerkt, wie falsch ich doch gelegen habe mit meiner Annahme, es gäbe in der politischen, sozialen oder gesellschaftlichen Dimension des Lebens etwas zu tun, weil einiges aus dem Ruder läuft. Eine im Spiegel veröffentlichte Studie hat mich aber von dem Irrglauben befreit:
In Deutschland wächst die Zustimmung zum politischen System. Gleichzeitig schwindet die Bereitschaft abzustimmen. Eine Studie sagt deshalb eine sinkende Beteiligung an der nächsten Bundestagswahl voraus.
Es ist natürlich nicht der deutsche Leistungsträger, der sich von der Demokratie verabschiedet – es sind die Parasiten und Schmarotzer, die sogar zu faul sind, zur Wahl zu gehen:
Vor allem einkommensschwache und bildungsferne Menschen verabschieden sich demnach aus der aktiven Teilhabe an Demokratie. „Je geringer der Sozialstatus und je größer das politische Desinteresse im Freundeskreis, desto weniger wahrscheinlich wird der Gang zur Wahlurne“
Immerhin wurden für diese Studie über 1500 Menschen befragt, zehn mal soviel wie in unserem Dorf leben. Jetzt weiß man auch, warum jeglicher Widerstand gegen die Hartz-Gesetze im Sande verläuft: die, die es angeht, sind wohl wirklich so, wie die Regierung es schon vor zehn Jahren erkannt hat.
Zudem erkennen die Bundesbürger zunehmend große Unterschiede zwischen den im Bundestag vertretenen Parteien und sind begeistert von unserer Art, Demokratie zu versuchen: man sieht, es besteht wirklich überhaupt kein Handlungsbedarf – außer bei den faulen Hartzern, denen man nach dieser Studie zurecht das Wahlrecht wird absprechen können.
Zeit genug also, sich wieder den wirklich wichtigen Themen zuzuwenden, jenen Themen, die früher oder später jeden von uns berühren werden: beispielsweise dem Tod.
Was hat der Tod nun mit Hartz IV und der Politik zu tun? Nun – in der Tat: sehr viel, doch dazu muss man – wie so oft – weiter ausholen., vor allem muss man sich klar sein, was denn das überhaupt sein soll: der Tod. Christentum und Materialismus predigen uns seit Jahrhunderten ganz genau, was wir uns darunter vorzustellen haben: den Übergang in ein absolutes, finsteres, lebloses Nichts, einen Zustand, den Buddhisten aus unserer Sicht geradezu anzustreben scheinen: im vollen Bewusstsein unserer kulturellen und intellektuellen Überlegenheit bereitet uns dieser Umstand jedoch keine weiteren Probleme.
Ebensowenig bereitet uns Probleme, das unsere Angst vor dem Tod direkt aus alten biblischen Überzeugungen resultiert, die wir doch als moderne, aufgeklärte Menschen weit hinter und unter uns wähnen: der Tod ist jener Zustand, der den Menschen weit von „Gott“ entfernt (siehe Psalm 88). Mit nüchternen Sprüchen wie: „wo ich bin, da ist der Tod nicht und wo der Tod ist, da bin ich nicht“ (Epikur) lassen sich solche existenziellen Ängste nicht bewältigen.
Bleiben wir kurz bei diesen Ängsten. Sowie das Alte Testament nie einen systematischen Gottesbegriff entworfen hat (was Antitheisten nicht davon abhält, davon auszugehen, dass es so etwa gäbe und dieses dann zu verwerfen), hat es sich nie um den Tod und die Hölle gekümmert (was Priester nie davon abgehalten hat, zwecks Steigerung der Kollektenrendite genaue Kenntnis von der Hölle zu vermitteln, in die all´ jene kommen, die ihnen nicht zu Willen sind). Man fürchtet nicht den Tod – erst recht nicht den friedlichen Tod im Alter – sondern die Ferne von Gott … ein für uns völlig fremdes Denken, das freilich noch weitere Konsequenzen nach sich zieht: „fern von Gott“ kann man auch mitten im Leben sein.
Was heißt nun „fern von Gott sein“ in einer Religion, die gar keinen Begriff von „Gott“ hat … außer dass er der „lebendige“ Gott ist, die „schöpferische Lebensmacht schlechthin, die Mensch, Erde und Kosmos erfasst“ (siehe Praktisches Bibellexikon, Herder 1985, Seite 441)?
Erstmal: fern vom Leben sein, fern jeglicher Lebendigkeit und jeglicher Erfahrung von Lebendigkeit existieren.
Und auf einmal ist der Tod mitten in unserem Leben. Jener Tod, den wir so schrecklich fürchten – oder blind ignorieren – kann uns bei lebendigem Leibe ereilen. Faszinierend ist: das wissen wir schon lange. Jeder weiß das, das ist der Grund, warum Urlaub für uns so unverzichtbar ist.
„Ach ja, wenigstens für einige Zeit wollen diese Leute die freie Natur erleben, ihre Sorgen und Nöte vergessen und vor allen Dingen ihre eintönige Stadt einmal hinter sich lassen; diese steinerne und graue Zementwüste hatte sie lange genug verschlungen und wird sei sowieso später wieder verschlingen“ – so Albino Luciani, bekannt als 33-Tage-Papst Johannes Paul I., in seinen fiktiven Schriften „Briefe an Persönlichkeiten“ (Verlag neue Stadt 1979, Seite 87).
In der Wüste finden wir erschreckend wenig Leben – so jedenfalls ist das Sinnbild der Wüste.
Für immer mehr Menschen findet das Leben genau in jenen Städten statt – und so wird für immer mehr Menschen der „Tod im Leben“ erfahrbar in Form eines Lebens, das nur ein absolutes Minimum an Erfahrungen von „Lebendigkeit“ erlaubt. Während das Leben auf dem Lande einem Bad in allen Ausdrucksformen des Lebens gleicht, führt das Leben in der hektischen „Leistungsgesellschaft“ zu einem Tode im Leben, der seinen Gipfel dort erreicht, wo Menschen durch finanzielle Armut dazu verdammt werden, auch den städtischen Ausdrucksformen menschlicher Lebendigkeit wie Theater, Musik, Malerei, Dichtkunst und sogar der Liebe fern zu bleiben. Sie werden zum Ausschuss einer unmenschlichen Gesellschaft, die systematisch den Tod im Leben produziert … und zwar massenhaft.
Von diesem System hin zu einem System der Massenvernichtung unwerten Lebens ist es – kulturell gesehen – nur noch ein ganz kleiner Schritt, weshalb wir modernen Experimenten mit dem Problem der Arbeitslosigkeit zurecht sehr kritisch und ängstlich gegenüberstehen, bringen sie doch den Tod – als Einschränkung der Erfahrung der Lebendigkeit – tagtäglich in das Leben von Millionen von Menschen.
Wie weit sind diese Experimente mit nicht mehr industriell verwertbaren Menschen von der Achtung vor dem Leben und all seinen Ausdrucksformen entfernt, wie wir sie zum Beispiel im Sonnengedicht des Franz von Assisi finden (siehe Franziskaner) … welches sein Pendant vielleicht in einem einfachen Zitat von Samuel Butler findet (siehe Zitate.de):
„Alle Lebewesen außer dem Menschen wissen, dass der Hauptzweck des Lebens darin besteht, es zu genießen“
Wieviel Genuss bleibt eigentlich für Arbeitslose in Zementwüsten? Oder für Niedriglöhner in Großraumbüros? Für Berufskraftfahrer in Blechsärgen? Wie fern von Gott werden sie von Regierung und Wirtschaft gehalten – wenn wir nur für eine Augenblick die Perspektive des heiligen Franz von Assisi einnehmen, jenes Menschen, für den Sonne und Mond, Feuer und Tod Brüder und Schwestern waren?
Seltsame Wege, auf die uns die Reflexion ein paar alltäglicher Begriffe gebracht haben, Reflexionen die wir nun ein wenig wissenschaftlicher angehen wollen, in dem wir ein paar Fakten über den Tod nennen, die nicht materialistischen oder kirchlichen Vorstellungen (eigentlich nur zwei Seiten derselben dogmatischen Medaille) entsprechen.
„Der Meinungsforscher George Gallup fand heraus, dass in den USA acht Millionen Erwachsene ein Todesnäheerlebnis, kurz TNE, gehabt haben, kurz: jeder Zwanzigste“
(Siehe Moody, Das Licht von drüben, Rowohl 2004, Seite 19).
Die moderne Medizin schafft es immer häufiger, Menschen wiederzubeleben, die früher nie zurückgekommen wären. Ihre Berichte ähneln sich verblüffend:
Gefühl von Frieden und Schmerzfreiheit: 32 %
Lebensrückblick: 32 %
Eintritt in eine andere Welt: 32 %
Verlassen des Körpers: 26%
Genaue visuelle Wahrnehmung: 23 %
Begegnung mit anderen Wesenheiten: 23 %
(siehe Moody, a.a.O.)
Der oft zitierte „Tunnel“ wird nur von 9 % berichtet.
Für die Kirche sind diese Berichte „oft ein Reiz- und Tabuthema„, obwohl gerade junge Menschen sehr positiv auf die Thematik reagieren:
Es ist beeindruckend, wenn Jugendliche mir berichten, Angst vor bevorstehenden schweren Operationen, Todesfurcht und Lebensangst überhaupt hätten sich nach der Unterrichtseinheit deutlich verringert oder seien sogar ganz vergangen. (siehe Deutsches Pfarrerblatt, Heft 5, 2012).
Nun – die Dogmatik der Kirche erlaubt es nicht, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, ebenso wenig wie der Materialismus diese Perspektive zulassen darf. Wo Dogmatik das Leben bis ins kleinste Detail jenseits jeglicher Ideale von Freiheit regeln möchte, ist kein Platz für die Erfahrungen und Erlebnisse von Menschen und erst recht kein Platz für eine Lebendigkeit, die über das Leben hinausreicht.
Wo wir gerade dabei waren, uns das Sonnengedicht des heiligen Franz von Assisi anzuhören, jenes Menschen, der – allen Werten der modernen Leistungsgesellschaft zum Trotz – sein Glück in der Ablehnung des Reichtums und dem Genuss der Lebendigkeit der Welt fand: hier finden wir einen Passus, der uns aufhören lassen sollte:
Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.
„Sünde“ – das böse Wort. Jenseits von Kirche: das Gegenteil von Leben (siehe Praktisches Bibellexikona.a.O. Seite 670). Nicht der Tod ist der Feind des Lebens, sondern die Sünde. Und wie sieht diese Sünde nun aus, die ein unbekannter „Gott“ ausmerzen will? Sind es die Mörder, die Diebe, die Ehebrecher, die Homosexuellen oder die Atheisten, die ausgemerzt werden?
Weit gefehlt.
Schauen wir bei Wikipedia nach, wem der „Zweite Tod“ droht, jener Tod, der auch nach dem Verständnis der Tibetaner, Ägypter und Tolteken das denkende, empfindende Ich auslöschen wird:
Seltsame Definitionen, oder? Aber Definitionen, die erstaunlich Präzise den Begriff des Lebens alttestamentarischer Menschen beschreiben und uns ganz erstaunliche Aussichten auf jene „schweren Sünden“ geben, die Franz von Assisi erwähnt.
Wer endgültig vernichtet wird, sind die, die lebensfremde, lebensbedrängende und lebensvernichtende Werte leben und anbeten. Schlimme Botschaft für den Vatikan – und die deutsche Bundesregierung, die beispielsweise durch Unterdrückung mittels Hartz IV das Leben Anderer vernichtet. Schlimme Nachrichten für alle Machtmenschen, ob sie nun Bankiers, Generäle, Bundeskanzler, Kardinäle, CEO´s, Parteivorsitzende oder esoterische Budenzauberer sind.
Alles, was dem Leben Feind und in dem Sinne lebensuntüchtig ist, wird selektiert. Gnadenlos. Kennen wir ja aus der Natur – warum sollte es im größeren Rahmen anders sein?
Und das heißt, dass man den Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit, die Distanz zu einem lebensvernichtenden (und die Lebendigkeit der natürlichen Umwelt beständig weiter minimierenden) System aus reinem Eigennutz weiter aufrecht erhalten sollte – auch wenn der „Spiegel“ jetzt meint, alles sei wunderbar in Ordnung und sich überraschend viele Menschen dieser Meinung anschließen.
Es stellt jetzt wahrscheinlich für viele die Frage: gibt es jetzt doch wirklich einen Gott?
Diese Frage werde ich leider erst dann beantworten können, wenn auch ich erfolgreich unter Überwindung aller Hindernisse in jenseitigen Gefilden weile – was schon bald der Fall sein kann. Aller Erfahrung nach werde ich dann allerdings ganz schnell das Interesse verlieren, meine Erfahrungen mitzuteilen.
Was ich aber jetzt schon sagen kann, ist, dass die Frage nach der Existenz eines Gottes völlig bedeutungslos ist.
Was zweifellos existiert, ist der Tod und das Leben. Was existiert, sind die Feigen, die Ungläubigen, die Frevler, die Mörder, die Unzüchtigen, die Zauberer und Götzendiener, die das Leben schon vor dem Tode auf vielfältige Art vergewaltigen. Was existiert – mit ständig wachsender Wahrscheinlichkeit – ist ein Leben nach dem Tod … und Ausrucksformen des Todes mitten im Leben.
Was existiert, ist die Frage, ob es uns gelingt, ein gelungenes Leben zu leben – ein Leben mitten zwischen Bruder Feuer, Mutter Erde, Schwester Wasser und Bruder Wind … Dimensionen der Erfahrung von Lebendigkeit, weswegen wir im Urlaub lieber die Malediven aufsuchen als Gelsenkirchen.
Und was wäre das für eine Politik, die nicht Politik der Sünde sondern Politik des Lebens wäre?
Und was wird das für ein Himmel werden, in dem wir Atheisten wiederfinden aber keine Bischöfe, Kommunisten aber keine Anlageberater, Revolutionäre aber keine Mitläufer, Söldner aber keine Sachbearbeiter von Jobcentern, Prostituierte aber keine Verleiher von Arbeitskräften, christliche Mönche aber keine Tarotkarten legenden Astrologen und Leiharbeiter anstelle von Leistungsträgern…
Ein Himmel erstmal ohne Gott – und ganz anders, als kirchliche Leistungsträger uns verkaufen wollen.
Ist ja auch nicht weiter erstaunlich: das Wissen um die Priorität des Lebens vor der Religion ist Jahrtausende älter als alle Kirchen zusammen – und wenn wir dem Herrn Butler folgen wollen, sind wir Menschen die einzigen Geschöpfe, die dies zeitweise vergessen.
Sonderlich schwer wird ein gelungenes Leben nicht sein, denn wenn man genau hinschaut, so bedarf es schon einiger Mühe, bis man im Kreise der Feigen, Ungläubigen, Frevler, Mörder, Unzüchtigen, Zauberer und Götzendiener angekommen ist.
Wahrscheinlich haben schon viele Milliarden Menschen dieses gelungene Leben im Laufe der Jahrtausende erfolgreich bewältigt – nur momentan bekommen wir damit einige Schwierigkeiten.
Das muss aber nicht so bleiben. Den Genuss von Wind, Sonne, Mond und Sternen sowie der (schrumpfenden) Vielfalt der Natur braucht man sich durch Politik und Wirtschaft nicht verbieten zu lassen – Spatzen und Eichhörnchen sollen dies mit Leichtigkeit bewältigen können.
Und dann … wird wahrscheinlich auch wundersamerweise die Demokratie wieder viel lebendiger.
Oder besser: logischerweise.
Als wenn wir das nicht schön längst gewusst hätten:
Die Wissenschaftler wollten mit einigen Versuchen herausfinden, ob die Angehörigen der oberen oder der unteren sozialen Schichten eher betrügen oder Gesetze brechen. Menschen mit geringerem Einkommen und geringer Ausbildung leben unter größerer Unsicherheit, Bedrohung und Ressourcenknappheit, so eine Hypothese, und könnten daher eher zu unmoralischem Handeln neigen. Andererseits ist bekannt, dass Menschen aus den höheren bzw. reicheren Schichten weniger emphatisch und altruistisch, dafür aber gieriger, durchsetzungsfreudiger und egoistischer sind, weil sie durch ihren Wohlstand unabhängiger von den Mitmenschen sind und eher zum selbstzentrierten Denken und Handeln neigen.
Taz: Die Bundespräsidialamt hat den Rücktritt Wulffs vom Amt des
Bundespräsidenten geprüft. Wulff soll den Ehrensold von knapp 200.000
Euro jährlich nun bekommen.Wikipedia: Lothar Hagebölling (* 10. Oktober 1952 in Coesfeld,
Münsterland) ist ein deutscher politischer Beamter. Er ist seit Juli
2010 Chef des Bundespräsidialamts und war zuvor Staatssekretär und
Chef der Staatskanzlei des Landes Niedersachsen.Am 5. Juli 2010 wurde er von Christian Wulff zum Chef des
Bundespräsidialamtes ernannt. Hagebölling ist damit protokollarisch
der ranghöchste beamtete Staatssekretär.
Ganz im Gegenteil: Auf gerademal 0.000034 Prozent aller gesendeten elektronischen Nachrichten werfen Fahnder hierzulande vor der Zustellung beim Empfänger noch einmal einen prüfenden Blick. Sagenhafte 99.999966 Prozent aller Emails werden weder beim BKA noch bei den Landeskriminalämtern, aber auch nicht beim Zentralregister für Datensicherheit und dem Bundesblogampelamt (BBAA) im mecklenburgischen Warin noch einmal auf Zulässigkeit kontrolliert.
Ich kann es einfach nicht mehr hören und sehen. Diese Leidensmienen der sogenannten Leistungsträger, besser gesagt: NICHTLEISTUNGSTRÄGER. Ihre erzieherische Sprache, wenn sie von uns sprechen. Sie wissen alles besser, können alles besser und suhlen sich in ihren Lügen und ihrer Betrügerei und sind eigentlich nur Nullen! Nullen, die so tun, als ob sie Leistungen erbrächten, die so tun, als ob sie etwas wüssten, Bildung hätten, Bildung anwenden könnten. Dabei sind sie nur kleine doofe Marionetten in den Händen einer Oberschicht, die den Hals nicht voll bekommt.
Letzte Tage gabs hier einen Link zu einer „Stellungnahme“ von David Fulford. Und nun wirds komisch:
Laut Fox News wurde Geithner letzte Woche festgenommen und dann entlassen.
Wenn man sich das böse Wort „Illuminaten“ wegdenkt, eine ganz erhellende Zusammenstellung (Teil 1).
Und hier Teil 2.
Wer sind nun die Mitglieder der führenden Illuminaten-Familien und wer sind ihre Verbündeten? Es ist für einen Nachforscher auf dem Gebiet des Satanismus und der Weltverschwörung in der Tat ein sehr schwieriges Unterfangen, die verschiedenen mächtigen Familien ausfindig zu machen, die zu den Illuminanten gehören.
Es bedeutet, dass weder der US-Präsident noch der US-Außenminister oder sonst irgendeinem Offiziellen der USA (inkl. allen Diplomaten) der Kontakt zu iranischen Offiziellen erlaubt ist. Diese Erlaubnis müssten sie sich erst über die Ausschüsse des Kongresses holen. Der wichtigste dabei ist der Ausschuss der Senats der Vereinigten Staaten zur Außenpolitik, dessen Vorsitzinder John F. Kerry ist. Kerry ist „zufällig“ ebenfalls Mitglied der AIPAC, sowie viele andere führende Mitglieder des Ausschusses. Er steht daher komplett unter der Fuchtel der AIPAC. Nimmt jedoch einer der US-Diplomaten ohne Zustimmung der Ausschüsse Kontakt zu den Iranern auf, so stellt dies „eine außerordentliche Bedrohung für die Nationale Sicherheit der USA dar“ – so der Gesetzestext.
Sollte Monsanto doch mal für ihre Umweltzerstörungen zahlen müssen?
In einem großen Sieg für die öffentliche Gesundheit, der hoffentlich auch andere Länder dazu bringt, aktiv zu werden, hat ein französisches Gericht heute entschieden, dass GMO-Kulturpflanzen Monster MONSANTO schuldig befunden wurde, einen französischen Bauern chemisch vergiftet zu haben. Der Getreideanbauer Paul François sagt, dass er neurologische Probleme wie Gedächtnisverlust und Kopfschmerzen bekam, als er 2004 dem Unkrautvernichtungsmittel Lasso von Monsanto ausgesetzt wurde. Der monumentale Fall ebnet den Weg für rechtliche Maßnahmen gegen Monsantos Roundup und andere schädliche Herbizide und Pestizide von anderen Herstellern.
Die hedonistische Internationale veranstaltet den dritten Weltkongress:
Die Hedonistische Internationale versteht sich nicht als Organisation, sondern als Idee, mit der Menschen experimentieren und Politik machen können. Ein Manifest, das in mehr als 15 Sprachen übersetzt ist, bildet dabei den Handlungsrahmen. Wer sich mit dem Manifest identifiziert und mehr darüber verbreiten und/oder erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, sich am 3. Weltkongress der Hedonistischen Internationale zu beteiligen!
Macht mit!
Damit der Kongress eine spannende, bunte, anregende, freudvolle Veranstaltung wird, braucht er eure Kreativität und Energie. Je mehr Menschen sich an seiner Vorbereitung beteiligen, desto vielfältiger werden die Themen und Aktionen sein, die uns am ersten Juniwochenende erwarten!
Das habt ihr bestimmt schon alle mitbekommen…
Rechnen ist sein Job. Damit jedoch hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sicher nicht gerechnet: Während der Bundestag über neue Milliardenhilfen für Griechenland debattierte, fing ihn eine Kamera beim Sudoku-Spielen ein. Die Bilder liefen in der ARD-Tagesschau – nach Intervention des Bundestags sind sie mittlerweile aus dem Sender-Archiv gelöscht.
Die ARD will wissen, was ihr von Wulffs „Ehrensold“ haltet.
Bisher sind stabile 90% dagegen. Los, da geht noch was…
Der Screenshot von heute Morgen (0:01 Uhr):
Rumblefish Inc.ist eine einschlägig bekannte Rechteinhaberfirma, der bereits seit längerem
wird, dass sie unberechtigt Geld einnimmt, indem sie bei YouTube Monopolrechte auf fremde Videos beansprucht. Bislang ging es bei diesen Fällen vor allem um Hintergrundmusik, die Public Domain war. Nun machte ein YouTube-Nutzer mit dem Pseudonym „Eeplox“ öffentlich, dass Rumblefish auch nicht davor zurückschreckt, ein „geistiges Eigentumsrecht“ auf Tierlaute zu beanspruchen.
Bewegtes:
Entartete Kunst oder eine gelungene Provokation?
Leben auf dem Mars? Egal, die geniale Musik ist mir gestern den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gegangen. Wen das Thema nicht interessiert, der schaltet einfach den Monitor ab:
FNORD
Am Wegesrand der Medienwelt blühen manchmal sonderbare Dinge, Dinge, die man fast tagtäglich wahrnehmen kann und doch … werden sie kaum bemerkt. So fand ich erst kürzlich die menschliche Seele und den menschlichen Geist, den es – jedenfalls bei Kindern – zu schützen gilt.
Anliegen dieser Grundsätze ist die wirksame Durchsetzung der im Grundgesetz verankerten Meinungs- und Informationsfreiheit, insbesondere auch der Presse- und Kunstfreiheit, in Abwägung mit anderen Grundrechten, wie dem Grundrecht von Kindern und Jugendlichen auf körperliche, geistige und seelische Unversehrtheit.
So die Absicht der FSK-Freigabe für Filme auf Spio.de. Man sah mich etwas verwundert angesichts dieser Zielsetzung, gibt es doch offensichtlich immer weniger Geist und eigentlich gar keine Seele in der materialistischen Weltsicht der Korporatokratie. Beides stört Aufschwung und Konsum. Wo kämen wir denn hin, wenn ganz Deutschland sich gegenseitig selbst geschriebene Gedichte vorlesen würde? Nicht auszudenken, was das für den Binnenkonsum bedeuten würde. Und die Seele? Pures Gift für einen Leistungsträger. Wäre doch undenkbar, welche Auswirkungen die Existenz einer unsterblichen Seele für die alltägliche Geschäftspraxis hätte – nachher steht man im Jenseits noch all jenen gegenüber, denen man zum Wohle der Eigenkapitalrendite hinterrücks das Fell über die Ohren gezogen hat.
Natürlich gibt es die Unken, die uns laut Welt etwas anderes verkaufen wollen:
Auch seriöse Forscher behaupten: Die Seele gibt es wirklich, und das unsterbliche Bewusstsein ist genauso wie Raum, Zeit, Materie und Energie ein Grundelement der Welt.
Die haben sogar Geist gefunden, diese Physiker:
Auch Christian Hellweg ist von dem Quantenzustand des Geistes überzeugt. Der Wissenschaftler hat sich nach dem Abschluss seines Physik- und Medizinstudiums am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen jahrelang mit der wissenschaftlichen Erforschung der Hirnfunktionen beschäftigt. Seine These bringt er wie folgt auf den Punkt: „Die Eigenschaften des Geistigen entsprechen haargenau denjenigen Charakteristika, die die äußerst rätselhaften und wunderlichen Erscheinungen der Quantenwelt auszeichnen.“
Bewußtsein, Geist und Seele … Themen, die dank der freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft auf einmal doch noch Einlass in unser Denken finden. Gut zu sehen, das man auf das Wohl von Seele und Geist wenigstens an manchen Orten der Welt noch achtet, das nicht überall die materialistische Verrohung triumphiert, die es im Übrigen auch im edelgrünen Naturgewande gibt.
Schön wäre es, wenn es so etwas auch für die Wirklichkeit gäbe und nicht nur für die Unterhaltungsindustrie. Wenn Polizisten einen vierzehnjährigen Jungen erschiessen wollen, wozu es in der Welt ein Video gibt, dann wäre das doch wohl mindestens ab 18, wenn nicht sogar ab 21? Immerhin arbeiten Politik und Wirtschaft gezielt daran, das wir solche Verhältnisse auch in Deutschland bekommen: Hartz IV fiel ja nicht vom Himmel.
Wenn wir erfahren, wie die Binnenwirtschaftskriegstreiber mit ihren Informationen umgehen, dann sollte das auch ab 18 sein – siehe Spiegel:
„Herr Schnappauf hatte seinen Laden nicht im Griff“, schimpft ein BDI-Insider. „Er überschätzt sich maßlos.“ Ganz offenbar habe der Hauptgeschäftsführer die Brisanz des Protokolls nicht erkannt – und es bedenkenlos unterschrieben. „Er hätte die betreffende Passage streichen müssen.“
Wenn was nicht paßt: einfach aus dem Protokoll streichen – schon ist es nie geschehen. Tarnen, täuschen und vertuschen – das ist inzwischen so selbstverständlich wie die üblichen Verharmlosungen des nuklearen Supergaus in Fukushima. Gestern war laut Spiegel noch das Meerwasser verseucht:
Die radioaktive Verstrahlung der Küstengewässer vor Fukushima hat einen neuen Höchstwert erreicht: Die Belastung übertraf die zulässige Grenze um das 1250fache.
Würde ein Mensch einen halben Liter Wasser mit einer solchen Jodkonzentration trinken, dann hätte er auf einen Schlag die Menge an radioaktivem Jod zu sich genommen, die er in einem Jahr aufnehmen könne.
Na, das hört sich doch noch gut an. Wer trinkt auch schon einen halben Liter Meerwasser. Heute jedoch … hört sich das schon ganz anders an, ebenfalls Spiegel:
Die Lage an der japanischen Atomruine Fukushima gerät völlig außer Kontrolle: Die Radioaktivität an Reaktor 2 ist jetzt zehn Millionen Mal höher als normal, meldet Betreiber Tepco. Die Rettungsarbeiten an dem Meiler wurden unterbrochen.
Wieviele Liter sind das jetzt genau? Also, konkret gefragt: wieviele Wassertröpfchen muß ich aufnehmen, um meine Jahresdosis zu erhalten? Kann man das noch in Zahlen ausdrücken – oder reicht ein einziger Atemzug?
Man sollte sich auch mal daran erinnern, worum es hier konkret geht und warum immer mehr Redereien den Hafen von Tokio meiden.
Die Lämmer kamen ohne Augen oder ohne Mäuler zur Welt. Bei einigen waren die Beine grotesk zusammengewachsen, andere hatten gar keine Beine. Viele waren Totgeburten. Allein in einer Nacht starben 31 Jungtiere.
Zur gleichen Zeit fand sich auf einer Weide eine tote, steife Kuh, die Beine in den Wind gestreckt. Ganz in der Nähe zogen die Yakama-Indianer Lachse mit drei Augen aus dem tiefblauen Fluss. Forellen waren übersät mit Krebsgeschwüren.
Und dann wurden die Babys krank.
So berichtet der Spiegel über die Strahlenruine Hanford. Das sollte man sich einfach mal konkret als Bild übers Bett hängen, damit man weiß, worum es hier konkret geht – nicht nur um ein wenig theoretische Strahlung, sondern um nackten brutalsten Horror, der als Film mit Sicherheit ab 18 wäre. Da lauern Bilder, die nicht gesund sind für Seele und Geist. Kein Wunder, das Leistungsträger Brüderles Satz aus dem Protokoll streichen wollten, nachdem das AKW-Moratorium nur ein Wahlkampfgag ist.
Natürlich braucht sich die Atomlobby keine Gedanken darüber machen, das ihre 500-% – Rendite in Gefahr ist. Sie haben mittlerweile Mittel und Wege, ihre Entscheidungen ganz direkt umzusetzen, wie man bei diefreiheitsliebe.de findet:
Der englischen Sunday Times ist es gelungen einen europäischen Abgeordneten der Korruption zu überführen. Die englische Zeitung konnte den östereiichischen Abgeordneten dazu bringen, dass dieser vor der Kamera aussagt, dass er zusammen mit spanischen Abgeordneten für bestimmte Gesetze stimmen würde, wenn dafür nur das nötige Geld fliesen würde.
Der AbgeordneteErnst Strasser spricht von Netzwerken und davon wie er den spanischen Abgeordneten einweihte um den Lobbyisten den Weg zu planieren. Das er bereits 5 zahlende Kunden hätte, die Ihm jeweils 100.000 Euro im Jahr zahlen würden um von Ihm vertreten zu werden. Von sich selbst sagt er, dass er ein Lobbyist ist. Nach der Veröffentlichtung des Videos musste der Abgeordnete der ÖVP zurücktreten, seine Aussagen zeigen allerdings, dass er nicht der einzige korrupte Abgeordnete im europäischen Parlament ist.
Da kann man dann demonstrieren, Intiativen gründen, Gesetzesvorschläge einbringen – aber abgestimmt wird nach Kassenlage. So macht man heute Politik. Man wählt nur noch den Zahlungsempfänger. So braucht es auch nicht zu wundern, das wir auf einmal wieder Bomben schmeißen – mit den üblichen Folgen, wie die Berliner Umschau meldet:
Nach den Angriffen westlicher Staaten auf Libyen wächst offenbar die Zahl ziviler Opfer. Das Fernsehen in Tripolis meldete eine hohe Anzahl von Toten durch die Luftschläge. Westliche Reporter, die sich in der libyschen Hauptstadt aufhalten, bestätigten massive Luftangriffe. Zudem seien sie von Behördenvertreter in Krankenhäuser geführt worden, in denen Verletzte liegen. Regierungssprecher Mussa Ibrahim nannte die Zahl von Hunderten toten Zivilisten seit Kriegsbeginn. Eine unabhängige Einschätzung der Lage vor Ort ist nicht möglich.
Man fragt sich, wer dafür bezahlt hat: die Wasserlobby oder die Öllobby?
Als Film? FSK ab 18, überhaupt keine Frage. Das Vertrauen in die politische Wirklichkeit wird durch solche Geschichten massiv erschüttert und Gewalt als einziges Lösungsmittel dargestellt. Die Briten haben das jetzt verstanden, da kann man sehen, wohin das führt, siehe Welt:
Bei Protesten gegen die Sparpläne der britischen Regierung haben sich Randalierer in London am Wochenende heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Hunderte vermummte Demonstranten bewarfen Polizisten mit Feuerwerkskörpern, Molotowcocktails und Farbgeschossen. Mindestens 214 Menschen wurden festgenommen, 84 wurden verletzt.
Nun – für Bomben auf Zivilisten im Ausland ist ja genug Geld da, da kann man schon verstehen, das der Bürger etwas ungehalten wird.
Was – nach meinem Dafürhalten – auf jeden Fall ab 18 sein sollte, ist Hartz IV samt Folgen, so wird Oskar Negt im ORF zitiert:
Negt analysiert, was dem Einzelnen, aber auch der Gemeinschaft als Ganzer, geschieht, wenn Arbeitslosigkeit droht, wenn Arbeitslosigkeit grassiert. „Arbeitslosigkeit ist ein Gewaltakt“, sagt Negt, mit Folgen für die Psyche des Einzelnen, aber auch für das Vertrauen in die demokratischen Systeme.
Arbeitslosigkeit ist ein Gewaltakt. Atomare Strahlung auch. Bomben erst recht. Alles Ereignisse, die Geist und Seele nachhaltig schaden können. Nochmal die FSK:
Problematisch bleibt die Vermittlung sozial schädigender Botschaften. Nicht freigegeben werden Filme, die Gewalt tendenziell verherrlichen, einem partnerschaftlichen Rollenverhältnis der Geschlechter entgegenstehen, einzelne Gruppen diskriminieren oder Sexualität auf ein reines Instrumentarium der Triebbefriedigung reduzieren. Auch die Werteorientierung in Bereichen wie Drogenkonsum, politischer Radikalismus oder Ausländerfeindlichkeit wird mit besonderer Sensibilität geprüft.
Wäre schön, wenn man auch Wirklichkeiten sperren könnte, die Gewalt tendenziell verherrlichen, weil es gegen den bösen Diktator geht, die Arbeitslose diskriminieren, Prostitution samt Kokainkonsum, Korruption und Moslemfeindlichkeit leben.
Und auf einmal … sind wir wieder in der Welt der Leistungsträger.
Richtig Frau Merkel, dieses Geld muss erstmal verdient werden, damit es anderen wiedergegeben werden kann, damit auch SIE ein Leben haben. Diese Gutmenschenfraktion welches dieser Unterschicht diese 8 Euro zukommen lassen will, hätte es nur einen blassen Schimmer von makroökonomischen geschweige denn makropolitischen Zusammenhänge würde es solch einen Nonsens nicht vom Stapel lassen. Man darf es nicht den Leistungsträgern wegnehmen, die immerhin ein Garant für Arbeitsplätze sind. Was nützt es diese 8 Euro in bildungsferne Unterschichten zu investieren, es wird ohnehin nur in Schnaps und Tabak umgesetzt.
Wir unterstützen die Wirtschaft zur Zeit mit 160 Milliarden €, dies ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, da kann man nicht mal so nebenbei 8 Euro zweckentfremden und diese mit dem Gießkannenprinzip über diese Klientel der Arbeitsverweigerer gießen, um Ihnen ein genussvolles Leben zu ermöglichen. Wir haben die Pflicht und die Aufgabe die Starken zu stärken und nicht Arbeitsverweigerer ein genussvolles und sorgenfreies Leben zu finanzieren. Zur Zeit investieren wir 150 Milliarden € für die Betreuung der Arbeitslosen, diese Fürsorgepflicht übernimmt die Bundesagentur für Arbeit in Kooperation mit den Jobcentern und Argen und Optionskommunen, die diese Klientel mit sanften Druck in den dritten Arbeitsmarkt überzeugend integriert.
Dieses Instrument ist ein Stabilitätsfaktor und ein Garant für unser Wirtschaftswachstum. Auch da können wir nicht, so mir nichts dir nichts, ein paar Euro abknappsen, damit es das Prekariat verjubelt. Wir müssen mit aller Macht verhindern dass die Wirtschaft ins Wanken gerät, dazu gehört auch das Bankensystem, mit seinem 750 Milliarden € Rettungspaket, es muss gestützt und stabilisiert werden. Nur mit einem stabilen Bankensystem und dem damit einhergehenden Wirtschaftssystem sind wir in der Lage Arbeitsplätze zu schaffen, es ist keinem gedient einem Arbeitsverweigerer 8 Euro mehr in die Taschen zu stopfen. 24 Milliarden €, mit diesen Betrag wird zur Zeit das Prekariat alimentiert, dieses Geld muss erst einmal erwirtschaftet werden, was ist denn das für eine Anspruchshaltung, und jetzt werden noch 8 Euro mehr gefordert. Nur wer Leistung bringt, kann und darf auch fordern.
Professor Dr. Gunnar Heinsohn hat es auf den Punkt gebracht. Er sagte, dieser Unterschicht gehört der Hahn zugedreht, denn nur ein ungeborenes Kind, aus diesem Milieu, ist auch ein gutes Kind, denn es schlägt einem schon keinen Baseballschläger auf den Kopf.
Ich sage dazu, nur ein ungeborenes Kind aus diesem Milieu ist ein gutes Kind, denn es belastet nicht die Wirtschaft.
Es ist ja gerade überall Aufruhr – in Ägypten, in Tunesien, in der FAZ. In der FAZ? Ja, dort malt ein Autor ein fürchterliches Schreckgespenst an die Wand:
Ein Aufstand der Massen gegen die Eliten, die diese Länder bisher zu unser aller Wohl stabilisiert haben. Nachdem in Tunesien bislang auch keine Synagogen angezündet wurden, muss die reiche, von den bisherigen Regierungen bevorzugte Oberschicht nun einsehen: Noch nicht mal die üblichen Sündenböcke der Region, sondern sie selbst sind mit der Empörung von Leuten, die ihre Töchter nicht in Paris einkleiden lassen, wohl gemeint.
Kann der tunesische Hass auf die Leistungseliten und ihre zu unser aller Wohle gefestigte Stellung auch nach Europa hinüberschwappen?
Schaue ich mir manche Kommentare – viele Kommentare – auf den Internetseiten großer Zeitungen an, dann muß ich feststellen: der Hass ist schon längst da und wird ganz offen und unverblümt geäußert. Die schrumpfende Zustimmung zur Demokratie kommt ja nicht von ungefähr. Nun gut – wir haben Aufschwung. Sagen ja alle. Ein Blick in die Sonntagszeitung reicht, um zu sehen: es gab noch nie so viele 400-Euro-Jobs wie bisher, immer mehr zahlen sogar nur 325 Euro, was wahrscheinlich wieder mit irgendwelchen arbeitsmarktpolitischen Entscheidungen zusammenhängt, die man als Normalmensch schon gar nicht mehr versteht.
Auch die akademische Welt – unsere große Hoffnung im Kampf gegen den „Fachkräftemangel“ – wird zu diesen Preisen verheizt, wie die Allgemeine Zeitung schreibt:
Für viele junge Wissenschaftler ist der Traumjob an einer deutschen Universität zum Albtraum geworden. Grund: Ihnen werden oft nur Zeitverträge angeboten, die ihnen keine längerfristige Lebensplanung ermöglichen.
Da geht es unserer Leistungselite doch wie allen anderen. Man wird zum Tagelöhner und die Politik findet das gut, so jedenfalls steht es im Handelsblatt:
Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, hat die Zeitarbeit gegen Kritik verteidigt. Zugleich kündigte er eine Überprüfung aller Arbeitsmarktprogramme an. Dass sich bei der Zahl der Leiharbeiter 2011 ein neuer Höchststand abzeichne, finde er grundsätzlich gut.
Nun – um sein Gehalt, die Gehälter und Mieten seiner Behörde und seine Arbeitsmarktprogramme zu bezahlen, verschuldet sich der deutsche Staat ja täglich mehr, weil die Leistungselite in der Wirtschaft und Politik halt mal wieder völlig bei dem Aufgabengebiet „Vollbeschäftigung“ versagt hat. Da kann er gut Sprüche klopfen, er muß sich nicht auf dem kargen Markt zu Dumpingpreisen verdingen, in der Hoffnung, dadurch den eigenen „Maßnahmen“ zu entkommen. Vielleicht spendet es ein wenig Trost, das es den neu nach Deutschland flutenden Fachkräften auch nicht besser geht, so Presseurop:
Die Auswanderung junger spanischer Hochschulabsolventen nach Deutschland ist bereits eine Realität: Tausende von ihnen arbeiten in Berlin, oftmals in prekären Teilzeitstellen. Und wenn der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Michael Fuchs, erklärt: „Zahlreiche junge Menschen in Süd- und Osteuropa sind ohne Arbeit“, dann rennt er nur offene Türen ein.
Warum macht man so etwas? Wieso öffnet man die Zugänge zu einem Arbeitsmarkt so weit, der sowieso schon Überkapazitäten hat, die keiner mehr bezahlen will?
Nun – ich denke, man schaut wirklich nach Tunesien, nach Ägypten, nimmt die Rufe nach Revolte ernster als man denkt. Es wird nicht mehr lange dauern, da werden die Bürger merken, das das Dschungelcamp großflächig das neue Modell Deutschland darstellt und man sich den Kammerjäger zwecks Insektenvertilgung sparen kann: man wird die kleinen Eiweißlieferanten für die Ergänzung des deutschen Speiseplans brauchen, da normales Essen laut Welt immer unbezahlbarer wird:
Tomaten kosteten im Dezember rund die Hälfte mehr als noch ein Jahr zuvor, bei Paprika und Blumenkohl betrug das Plus rund 40 Prozent, Gurken, Nüsse, Wirsing, Kartoffeln, Zwiebeln – überall legte der Preis 25 bis 30 Prozent zu. Gemüse insgesamt wurde um 17,5 Prozent teurer, Obst knapp acht Prozent – innerhalb von gerade mal zwölf Monaten. Ist das keine Inflation?
Wenn das Essen unbezahlbar wird, dann … werden wohl auch die Deutschen zunehmend bargeldlos einkaufen – aber nach dem Modell Tunesien. Folgt man dem Plädoyer der Befürworter einer Kindergrundsicherung – hier zitiert bei scharf-links – ist die Armut bei uns schon längst viel weiter bei uns verbreitet als uns lieb ist:
Die hohe Dunkelziffer bei der heutigen sozialen Sicherung wird beseitigt bzw. unbekämpft bleibende Armut vermieden. Denn viele Menschen nehmen ihnen zustehende Geldleistungen im Rahmen von Hartz IV oder Kinderzuschlag aus Unwissenheit oder aus Scham nicht in Anspruch, selbst wenn diese als suboptimale Lösung erhöht werden sollten.“
Damit fallen die auch aus allen Statistiken heraus, die selbst schon bedrohlich genug wirken – trotz aller kosmetischen Schrumpfkuren der letzten Jahre.
Aufruhr in Deutschland?
Ohne Weiteres denkbar. Wir hatten ihn schon mal. Ich denke … wenn es wieder Uniformen für die Aufrührer gibt, zusätzlich eine warme Mahlzeit und ein warmes Nachtlager, dann wird es schon wieder einen Sturm geben können. Wie üblich würden zornige arme Menschen in den Uniformen stecken, Menschen, die schon jetzt wenig Verständnis für Stuttgart 21, Betrügerboni oder Maßnahmen der Arbeitsagentur haben. Lustig würde das trotzdem nicht werden, wahrscheinlich wird man wieder die Arbeitslosenquote durch physische Ausrottung der Arbeitslosen senken – aber vielleicht kommen ja mangels Mitbürgern jüdischen Glaubens diesmal auch Funktionsträger des Lobbyistensumpfes unter die Räder.
Auf jeden Fall ist die Stimmungslage der Lumpenelite gedämpfter – auch außerhalb Ägyptens. Wie es aussieht, befürchten die noch Schlimmeres, wenn man dem Manager-Magazin Glauben schenken darf:
Dies ließ sich am Sonntag bereits an den Handelsplätzen der Region beobachten, wo die Kurse auf breiter Front ins Rutschen kamen. An der Spitze der Talfahrt der arabischen Börsen lag der Index in Dubai mit einem Fall von 4,3 Prozent. Er erreichte damit den tiefsten Stand des vergangenen halben Jahres. Auch in Katar gab der Leitindex um 3 Prozent nach. In Oman und Abu Dhabi verloren die Kurse bis zum Handelsschluss 3,0 beziehungsweise 3,7 Prozent.
Ein bischen viel Panik angesichts solcher kleinen nationalen Revolten, oder? Aber … die haben ja auch Herrschaftswissen, während ich nur rätselnd und staunend vor der Historie stehe.
Könnten wir normalen Bürger, die wir noch eher soziale Gemeinschaftswesen als asoziale Räuber sind, nicht ganz schnell noch die Notbremse ziehen? Führen erstmal den Taler wieder ein, als regionale Währung für regionale Produkte, erklären unsere Regionen zu unabhängigen Kleinstaaten, lassen die Berliner Republik auf ihren Schulden sitzen und bauen unsere Wirtschaft erstmal wieder ganz von vorne auf. Müßte ja auch ohne Krieg gehen. Wir hätten sofort Vollbeschäftigung, volle Kassen und supergute Laune, unsere Kinder hätten eine ökologisch gesicherte Lebensperspektive auf höchstem Bildungsniveau und alle zusammen wieder mehr Sinn, Spaß und vor allem: Zukunft im Leben.
Wäre doch irgendwie spannender als den Rest seines Lebens damit zu verbringen, sich Programme anzuschauen, die so flach wie die neuesten Bildschirme sind. Vielleicht wäre es schöner, mit den Nachbarn zusammen die Autobahnen der Lumpenelite (und des österreichischen Führers) zurückzubauen, um Ackerland für Biokartoffeln zu gewinnen. Das wäre mal echtes Leben anstelle der virtuellen Lebenskrücken.
Das ginge auch alles ganz friedlich, ohne großes Blutvergießen. Und ich glaube – das ist viel eher die deutsche Art der Revolution. War ja 1989 auch so. Damals gegen die Gemeinschaftslumpen, diesmal … gegen die Hochleistungslumpen.
Also … wie wär´s? Morgen früh mit Spitzhacken um 6.oo Uhr auf der A1? Wäre doch schon mal ein Anfang. Aber … vielleicht ist das auch verboten. Ich sollte erstmal nachschauen …
Mal im Ernst – was sollte uns Deutsche daran hindern, uns auf friedlichem Wege die Bonner Republik zurückzuerobern, eine Republik, die mehr Demokratie wagen wollte und auf dem besten Wege war, die dunklen Schatten der Deutschen Geschichte weit hinter sich zu lassen um in die Ruhmeshalle der Vorbildstaaten aufgenommen zu werden. Was … sollte uns wirklich daran hindern, das einfach Morgen zu beginnen?
Wir haben ja jetzt wieder Schwulenhass. Ich dachte eigentlich, Westerwelle zeigt, das die Zeiten endlich vorbei sind.
Das war falsch.
Wir haben auch wieder Ausländerhass. Ich dachte eigentlich, Özdemir hätte gezeigt, das dies vorbei ist.
Das war falsch.
Wir haben auch Arbeitslosenhass. Der ist nicht vorbei – auch wenn die Wirtschaftskrise manchen nachdenklich gemacht hat, ob man nicht selbst irgendwann mal … immerhin, das man Ausländer oder schwul wird, kann man steuern. Was man nicht steuern kann ist … ob man eine Frau ist oder nicht.
Auch dort wird gehasst … und zwar gewaltig. Zum Beispiel … bei Isi
Meine Kinder und ich sollten ja nun schon mehrfach vergewaltigt werden, in mehreren Sitzungen, übermittelt in verschiedenen PLattformen, von mehreren Tätern, auf viele verschiedene Arten und in viele verschiedene Körperöffnungen. Dass wir alle dabei zu Tode kommen, sollte dabei vorallem das erhängt, erschossen oder vergast werden müssen vermeiden. Darüber soll ich mich dann auch noch freuen. Immerhin blieben mir so aber die Schmerzensschreie meiner Kinder erspart.
Es scheint mir kaum glaublich, das wir … „Tatort Internet“ diskutieren und solche Erscheinungen am Rande liegen lassen. Frauenhass ist ein Thema, von dem ich dachte, es sei abgehakt. Wenigstens das … dachte ich … hätten wir hinter uns. Immerhin ist eine Frau Regierungschefin. Gut, die wird auch gehaßt, aber doch eher wegen des Inhalts und nicht wegen der Verpackung, oder.
Frauenhass ist auch ein Thema, dem man als Mann kaum begegnet … wahrscheinlich, weil einem die notwendige Sensibilität fehlt. Mir wird ja eigentlich schon mulmig, wenn nackte Frauen Reklame für Autoreifen machen – aber ich habe mir abgewöhnt, das zu thematisieren. Auf die Verurteilung von Pornographie, Prostitution und Abtreibung gehe ich schon gar nicht mehr ein … ich wirke dann wie ein alter Konservativer, der auf dem Weg zum Katholikentag ist. Es gibt Gründe für und gegen Abtreibung (gute Gründe und sehr gute Gründe) aber man sollte sich immer darüber im Klaren sein, das man da eine Grenze überschreitet: Leben wird … verhandelbar. Der Schritt zur Elemination anderen unwerten Lebens wird leichter – trotz der guten und sehr guten Gründe.
Es gibt Gründe für Prostitution (weniger gute, wie ich finde), aber auch dort wird eine Grenze überschritten: der Mensch wird Ware – wie auch in der Pornographie. Massenware. Mensch – Entschuldigung, ich sollte „Frau“ sagen. Andererseits sind beide Erscheinungen Ausdrucksformen der menschlichen Freiheit – so sagt man mir – und als solche zu akzeptieren. Dem kann und muß ich dann zustimmen, wiewohl die die Berieselung von Menschen mit Bildern paarungswilliger Frauen für an sich problematisch halte … es wird ein recht fragwürdiges Frauenbild transportiert, was zu Problemen führt, wenn die reale Partnerin mal … nicht so gut funktioniert wie die Cellophan- und Mietfrauen und zur Begattungsverweigerung tendiert. Aber gut – was weiß ich schon. Außerdem bin ich ein Mann und deshalb befangen, auch ein Grund, sich aus der Debatte herauszuhalten, die 1991 in der Emma noch einen tödlichen Beigeschmack hatte:
Am 6. Oktober 1991 starb Angelika Bayer, vergewaltigt und erwürgt. Sie ist eine von vermutlich Hunderten von Frauen allein in Deutschland, die Tag für Tag vergewaltigt, gefoltert – und getötet werden. Motiv: FRAUENHASS.
In der Dezember-Emma 1991 fragte Alice Schwarzer: „Warum starb Angelika Bayer?“ und gab die Antwort: „Weil sie eine Frau war!“ Sie schloss: Frauenmorde sind keine Kavaliersdelikte und auch kein Zufall, sie haben System. Sie sind die letzte Konsequenz des tiefen und alltäglichen Frauenhasses. Ihr Ziel ist – ganz wie beim Fremdenhass – die Entwürdigung und Einschüchterung einer bestimmten Menschengruppe: nämlich aller weiblichen Menschen. Damals schrieb Emma, dass wir das nicht länger hinnehmen wollen.
Entwürdigung und Einschüchterung … nun, ich dachte, das sei vielleicht einfach auch nur eine Randerscheinung der Piratenpartei (gibt es die eigentlich noch?), die ja auch ansonsten seltsame Blüten getrieben hatte. Dann jedoch stieß ich auf etwas, das mich über mich selbst ärgerte: ich hatte den Aspekt nicht gesehen. Na ja, ich sagte schon: ich bin ein Mann. So fand ich in der FAZ einen Artikel mit verstörendem Inhalt:
Auf Empörung ist bei einigen Einwohnern Winnendens ein Beitrag der Feministin Alice Schwarzer in der Zeitung „Welt“ gestoßen. Die Autorin hatte behauptet, der Amoklauf von Tim K. sei das erste Massaker mit dem „Motiv Frauenhass“ in Deutschland gewesen. Zwar hat Tim K. acht Mädchen und nur einen Jungen in der Schule erschossen, vermutlich lässt sich dies aber einfach mit der zufälligen Zusammensetzung der Klassen erklären – im Klassenraum waren mehr Mädchen als Jungen anwesend.
Vermutlich … ja. Vermuten kann man vieles. Aber bei Alice Schwarzer hört sich das plausibel an:
Was eigentlich wäre los, wenn Tim K. in einer gemischten deutsch-türkischen Klasse zu über 90 Prozent Türken erschossen hätte? Die Hölle wäre los! Im ganzen Land gäbe es Proteste und Demonstrationen gegen die Ausländerfeindlichkeit. Doch in diesem Fall hat es sich ja nur um Frauenfeindlichkeit gehandelt.
Ich denke, es wäre plausibel, was los wäre, oder? Das Getöse höre ich bis in die Eifel hinein, was hätten sich wieder alle aufgeregt. Aber so … ach, ein paar Schlampen erschossen … na ja. Werden wohl selbst Schuld sein. Liegt ja auch laut Emma international im Trend:
In Amerika gab es allein in den letzten drei Jahren 16 Massaker durch Schüler, immer nur Schüler, mit insgesamt 40 Toten und 83 Schwerverletzten, meist Mädchen und Frauen. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass solche Verhältnisse auch auf uns zukommen. Denn die Jungen leben in derselben Welt zwischen Verunsicherung und Aufrüstung, ihre bewaffneten Väter sind in der Bürgerwehr oder im Schützenverein (und notfalls tut’s auch ein Küchenmesser), und sie spielen dieselben Ballerspiele am Computer, verschärft vom amerikanischen Militär.
Na dann ist ja gut. Da können die Einwohner von Winnenden ja zusätzlich beruhigt sein, selbst wenn Alice Recht behält, so sind sie nicht besonders frauenfeindlich sondern nur guter Durchschnitt, da kann man dann ja die Empörung wieder beruhigt zurückfahren. Es stellt sich natürlich die Frage, ob es sich hier nicht nur um isolierte Phänomen handelt – plus „Zufall“.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Gesundheit („Gedöns“, wie das Ex-Kanzler Schröder mal nannte und damit Kinder- Frauen- und Altenfeindlichkeit einen öffentlichen Segen gab) sieht das anders und kommt nebenbei zu Ergebnissen, die eigentlich verblüffen müßten:
Anders als bei Jugend(gruppen)gewalt und elterlicher Misshandlung von Kindern im Kontext der Erziehung konzentriert sich Gewalt von Männern gegenüber Frauen in Paarbeziehungen nicht auf soziale Brennpunkte, sondern wird überwiegend von Angehörigen der mittleren und hohen Bildungs- und Sozialschichten verübt und erlitten. So verfügte mehr als ein Drittel der Frauen und ihrer Partner (37–38 Prozent), die in Mustern schwerer körperlicher,psychischer und sexueller Misshandlungen lebten (Muster 5 und 6), über Abitur/ Fachabitur oder Hochschulabschlüsse, und nur 3–4 Prozent der Betroffenen hatten weder einen qualifizierten Schul-, noch einen qualifizierten Ausbildungsabschluss.
Die Täter schwerer körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt in aktuellen Paarbeziehungen waren zudem mehrheitlich beruflich eingebundenund nicht von Sozialleistungen abhängig, und sie lebten mit ihren Partnerinnen zu etwa zwei Dritteln in Haushalten mit mittleren und gehobenen Einkommenslagen. Darüber hinaus hatte die große Mehrheit der Männer und Frauen keinen Migrationshintergrund. Gewalt, auch schwere Gewalt in Paarbeziehungen ist, wie die Untersuchungaufzeigt, nicht als Problem marginalisierter Randgruppen anzusehen, sondern findet tatsächlich – weitgehend unbemerkt – in der Mitte der Gesellschaft statt.
Täter und Opfer sind …. die wohlgelobten Leistungsträger. Na ja – bei dem Kanzlerwort kein Wunder. Ebenfalls kein Wunder, das dieses Thema medial kaum in Erscheinung tritt – nur am Rande erkennt man manchmal ein leichtes Aufflackern, aber ansonsten … Stille. Kein Wunder: der vielgelobte Leistungsträger, die vielgelobte Leistungsgesellschaft scheint da eine ganz häßliche Seite zu haben – also doch keine weiterer isolierter Akt der Piratenpartei sondern eine ernste Bedrohung der Zivilgesellschaft. Ernste Bedrohung? Nein. Diese Daten zeigen, das diese Gesellschaft für viele Menschen weiblichen Geschlechts schon längst eine unzivilisierte Gesellschaft geworden ist. Die Formen der Gewalt sind vielfältig, hier beim Bundesverband der Frauen gegen Gewalt:
Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter, beispielsweise
– Sexuelle Belästigung
– Demütigung
– Beleidigung
– Prügel
– Bedrohung
– soziale Kontrolle
– sexuelle Nötigung
– Stalking
– Vergewaltigung
Der Frauennotruf Frankfurt bietet da noch mehr Daten:
40% der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder
sexuelle Gewalt erlebt.
• 25% der in Deutschland lebenden Frauen haben Gewalt durch aktuelle oder frühere
Beziehungspartner erlebt (häusliche Gewalt).
• 13% der in Deutschland lebenden Frauen haben seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich
relevante Formen sexueller Gewalt erlebt.
• 42% der in Deutschland lebenden Frauen haben psychische Gewalt erlebt, z.B.
Einschüchterung, Verleumdungen, Drohungen, Psychoterror.
Was habt ihr denn bisher so an Femis erlegt?
Ich habe real eine Frauenbeauftragte abgeschossen (leider nur beruflich) und eine Feministin völlig fertig gemacht – absolut mundtot
Gibt zwei Kerben und zwar nicht am PC 😛
Greets
Gehts noch schlimmer? Immer. Der Mädchenblog hat eine Artikel und eine Sammlung von Links über Frauenhass im Netz veröffentlicht und zeichnet ein düsteres Bild unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Liebe Ladys,
für Frauen ist Bloggen etwas anderes als für Männer. Denn die machen selten die Erfahrung von sexistischen Kommentaren und frauenfeindlichen Angriffen. Für viele Bloggerinnen dagegen sind diese Alltag.
Es gibt Frauenhass im WWW seit es das Internet gibt. Die meisten Frauen nehmen dies hin, meistens sind die Kommentatoren anonym und es damit schwierig, sie zu belangen. Und so wie einem früher die Mutter riet, abends nicht durch dunkle Gassen zu schleichen, verzichten heute viele Frauen darauf, unter ihrem echten Namen zu schreiben – oder sie verzichten gleich ganz, gesellschaftskritische Ansichten im Netz zu veröffentlichen.
Doch immer mehr Bloggerinnen wollen sich mit diesem Tabu nicht mehr abfinden und schreiben ihre Erfahrungen auf. Deswegen schicke ich heute eine kleine, auf jeden Fall unvollständige Liste von Lese-Empfehlungen rum – mit der Bitte, das Thema auch im eigenen Blog aufzugreifen.
Der Artikel ist aus dem Jahre 2010. 19 Jahre nach dem Artikel in der Emma. Früher hatte ich den Eindruck: man wirft ein Problem auf, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft kümmern sich darum und alles wird gut.
Heute habe ich den Eindruck nicht mehr. Ich merke selbst an mir, das ich dieses … zahlenmäßig größte tödliche Problem unserer Gesellschaft selber kaum wahrnehme und das sich – außer in der öffentlichen Darstellung – am Grundproblem kaum was geändert hat.
Und für die Maskulisten unter uns: der Autor dieser Zeilen ist Opfer lebensbedrohlicher Gewaltausübung durch Frauen. Ich war stärker. Deshalb weiß ich, wie man sich fühlen muß, wenn es nicht so ist. Ich weiß also auch das es das auch gibt – eine Freundin von mir hat ihren Mann mit einem Schürhaken verdroschen. Im Unterschied zu diesen persönlichen Entgleisungen hat Gewalt gegen Frauen allerdings eine strukturelle Komponente – einfach mal nach Frauenwitzen googeln. Da kann einem schlecht werden. Ersetzt man dort „Frauen“ z.b. durch „Juden“ … ist man mitten drin im SA-Stammtisch Braunau am Inn. Und die Frage, mit der ich mich seit Monaten auseinandersetze (können Zustände wie in Ruanda auch bei uns auftreten?) stellt sich eigentlich nicht mehr: wir haben sie schon. Wir reden nur nicht drüber und machen es selten auf offener Straße.
Leistungsträger sind tolle Menschen. Sie sind die süssesten Früchte unserer Kultur, sie sind der eigentliche Motor des Erfolges. Sie tragen die teuersten Anzüge, fahren die besten Autos, wohnen in den teuersten Hotels und arbeiten rund um die Uhr. Ein klasse Volk. So wie dieser Herr hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mirko_Kovats
Wegen seiner unkonventionellen Geschäftspraktiken und Finanzierungsmethoden und seiner teils spektakulären Transaktionen wurden Kovats wiederholt riskante, unlautere oder sogar kriminelle Machenschaften vorgeworfen.[1] In der frühen Phase seiner Geschäftstätigkeit (vor 1997) gingen zahlreiche Unternehmen, an denen Kovats direkt oder indirekt beteiligt war, in Insolvenz. Der österreichische Enthüllungsjournalist Hans Pretterebner (Der Fall Lucona) gab bekannt, daß er an einem Buch über Wirtschaftskriminalität arbeitet, in dem ein Kapitel den Werdegang Kovats‘ und insbesondere die vorgenannten Insolvenzen behandelt.[5][6]
Mehrfach wurde Kovats privatrechtlich verklagt. Auch strafrechtlich wurde er zwei mal angeklagt:Im Jahr 2000 wurde Kovats vom Oberlandesgericht Wien wegen eines Konkursdelikts im Zusammenhang mit der Diskothek „Dorian Gray“ rechtskräftig zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.[7]
Im Juli 2007 gab die Staatsanwaltschaft Wien bekannt, dass im Zusammenhang mit der Insolvenz der Diskothek „A2 Südpol“ gegen Mirko Kovats Anklage wegen betrügerischer Krida erhoben wird. Bei einer Verurteilung droht ihm als Wiederholungstäter eine Haftstrafe. Der Prozess begann am 17. September 2007.[7][8]
Kleinanleger werfen Kovats vor, daß sein Geschäftsgebaren dem Ansehen der A-TEC schadet und den Kursverlauf der Aktie massiv negativ beeinflusst hat. Sie fordern mehr Transparenz.[9] Die A-TEC Aktie wurde im Dezember 2006 um 100 Euro ausgegeben und erreichte am 28. Oktober 2008 einen historischen Tiefststand von 7,81 Euro.
Der 2008 erschienene Dokumentarfilm Let’s Make Money von Erwin Wagenhofer zeigt ihn bei höchst kontroversen Aussagen über die Arbeitsverhältnisse in seinen indischen Fabriken.
Und in diesem Film klärt uns der Herr Kovats darüber auf, wie er uns seine neoliberalen Freunde sich unsere Zukunft vorstellen:
In der indischen 8-Millionen-Stadt Chennai (früher Madras) ist die Armut, in der mehr als ein
Drittel der Bevölkerung lebt, nicht zu übersehen. Menschen hausen auf den Straßen, am
Strand und an den Ufern der Kloaken, die einstmals Flüsse waren. Mirko Kovats, einer der
reichsten österreichischen Industriellen, der in seiner Heimat eine gewisse Berühmtheit
erlangte für die vielen Konkurse, die er hinlegt, beschwört die Relikte der Kolonialzeit: „Hier
schreit keiner nach dem Staat, hier ist Selbsthilfe angesagt, hier geht’s nur um die Wirtschaft.“
Londoner Investoren, die Gelder von Pensionskassen und Versicherungen verwalten,
investieren hier. Der Wettbewerb zwinge zu einer Vielzahl von unangenehmen Maßnahmen,
so Kovats, „aber wir sind unter dem Druck der Globalisierung und wir müssen uns
bewähren gegen die Leute, die sehr wenig verdienen, die um ihr Leben arbeiten müssen.
Selbstverständlich wird die Arbeitszeit steigen und ich gehe davon aus, dass diese
Mehrarbeitszeit auch in Zukunft nicht bezahlt wird.“
Ja, die böse, schlimme Globalisierung, die einfach so über uns hereingebrochen ist wie ein Gewitter.
Ein Gewitter allerdings, das sein Ende der vierziger Jahre geplant war:
Gerhard Schwarz, seit 14 Jahren Leiter der Wirtschaftsredaktion der Neuen Zürcher Zeitung
und nebenamtlich Präsident der Friedrich August von Hayek Gesellschaft fährt mit der Bahn
auf den Mont Pelerin, den Pilgerberg in der Nähe von Vevey in der Schweiz, auf dem 1947 in
einem der Luxushotels die Mont Pelerin Society (MPS) gegründet wurde. Hayek hatte 36
Intellektuelle eingeladen, über Liberalismus in Theorie und Praxis zu diskutieren. „Das Ziel
der Gründer war“, so Schwarz, „ein intellektuelles Netzwerk aufzubauen. Man wollte nicht in
die Politik hineingehen, sondern mit Ideen die Politik beeinflussen. Berühmt wurde die Mont
Pelerin Society dann in den 80er Jahren mit Ronald Reagan. In seiner Regierung und in
seinem Beraterteam waren viele amerikanische Mitglieder der MPS, man spricht von
streckenweise 20 oder mehr Mitgliedern, und etwa zur gleichen Zeit hat natürlich auch Mrs.
Thatcher sich stark auf die Ideen von Friedrich August von Hayek und von verschiedenen
britischen Mitgliedern der MPS gestützt.“
Das politische, gesellschaftliche oder wirtschaftliche Entwicklungen von langer Hand geplant werden können, darf man heute nicht mehr denken. Das ist Verschwörungstheorie, und die ist Pfui Bah, auch wenn sie wahr ist. Wir denken uns Politik lieber wie Seifenoper, Mr. President kommt morgens ins Büro und fragt lustig in die Runde: „So, wie regieren wir denn bis heute abend? Sozial, marktwirtschaftlich oder einfach mal gar nicht – wie gestern?“
Die Folgen jener Entwicklung ereilen aber auch uns, ob wir nun wollen oder nicht. Das, was vor sechzig Jahren ausgedacht wurde, ist für uns Realität geworden. Das merken wir jeden Tag.
„Das erste Element bestand in einer Deregulierung der Finanzmärkte auf der ganzen Welt.
Kapital sollte sich frei von einem Land zum anderen bewegen können.
Der zweite Teil bestand in einer Liberalisierung der Handelsströme. Es ging darum,
Handelsbarrieren abzuschaffen, die sehr sorgfältig im Laufe vieler Jahrzehnte von Entwicklungsländern
errichtet worden waren, um ihre eigenen wachsenden Industrien zu schützen.
Das dritte Element bestand in einer völligen Abschaffung des Staates, um die Interventionsmöglichkeiten
des Staates zu reduzieren. Anders gesagt, wurden die Steuereinnahmen
so reduziert, dass die Staaten nicht mehr einschreiten konnten, um ihre Bürger zu schützen.
Und das vierte Element verlangte von den Staaten, ihre Industrien zu privatisieren. Dabei
wurde mehr oder weniger sichergestellt, dass die Industrien unter ihrem Wert an fremde
Kapitalanleger verkauft wurden.
Deregulierung der Finanzmärkte … schon mal was davon gehört? Schon mal was von der momentanen Krise gehört … und ihren Ursachen? Abschaffung des Staates … gehört auch dazu. Der hat mitlerweile so viele Schulden, das er seine Arbeit, für die er bezahlt wird, kaum noch leisten kann. Und da er sein Tafelsilber schon verkauft hat, um ja fein angesehen zu sein in den Wirtschaftsclubs der Welt (und das Tafelsilber der DDR noch für einen Euro hinterhergeworfen hat) wird er sich auch in Zukunft nicht erholen können, auch wenn wir alle rund um die Uhr bis 85 arbeiten, ohne Geld dafür zu bekommen, denn Geld vermehrt sich ohne Arbeit viel schneller als mit, da können wir noch so schuften, mithalten können werden wir da nicht.
Und für die Arbeit mit Geld sind wir auch viel zu weich, mit unserer ganzen Moral, Ethik und unseren Vorstellungen von Anstand. Außerhalb der Religion des Mammon ist einfach jede Religion schädlich für die Rendite … da treffen sich Rassisten und Kapitalisten und singen gemeinsam im Chor, wobei erstere allerdings dann schnell wieder aussortiert werden – mangels Kapital. Richtig Geld macht man anders:
In Singapur ist Dr. Mark Mobius unterwegs, der Präsident von Templeton Emerging Markets,
die den derzeit größten EM-Fond der Welt mit ca. 50 Milliarden Dollar verwalten. In Finanzkreisen
der Guru schlechthin, auch „Father of the Emerging Markets“ genannt, hält Mobius
den Trend zur Globalisierung grundsätzlich für positiv. Durch die Investitionen in die
Emerging Markets verdienten sie dort das Geld, das sie dann in den Westen transferieren:
„Ich glaube nicht, dass ein Investor verantwortlich ist für die Ethik, für die Verschmutzung
oder das, was eine Firma verursacht, in die er investiert. Das ist nicht seine Aufgabe. Seine
Aufgabe ist zu investieren und Geld für seine Klienten zu verdienen.“
Mark Mobius ist ein wahrer Leistungsträger. „Emerging Markets“ ist übrigens nichts anderes als ein euphemistischer Begriff für Entwicklungsländer. 3% Gold für Afrika, 97% für die eigene Tasche: das nennt man Rendite.
Er hat auch einen ganz konkreten Tipp parat, wie man aus viel Geld unglaublich viel Geld machen kann:
Und vor der glitzernden Skyline von Singapur erklärt Mark Mobius noch einmal wie man zu
Geld kommt: „Es gab einen berühmten Ausspruch, dass die beste Zeit zu kaufen ist, wenn
das Blut auf den Straßen klebt. Ich füge hinzu: Auch wenn es dein eigenes ist. Denn wenn
es Krieg, Revolution, politische Probleme und Wirtschaftsprobleme gibt, dann fallen die
Preise von Aktien und jene Leute, die an diesem Tiefpunkt kauften, haben jede Menge Geld
gemacht.“
Krieg, Revolution, politische oder wirtschaftliche Probleme … wenn´s dem Bürger an den Kragen geht, kriegt die Rendite sich vor Freude gar nicht mehr ein. Hauptsache, der Rubel rollt. Die Zeiten, wo Wirtschaft Frieden brauchte um richtig aufzublühen, waren gestern. Geld allein vermehrt sich auch in schlechten Zeiten. Wenn man genug davon hat, diese Zeiten zu überleben und investieren zu können.
Leistungsträger im Einsatz. Noch Fragen, wie unsere Zukunft aussehen wird?
Zitate aus: Let´s make Money von Erwin Wagenhofer
Ich erzähle nicht gern aus meinem Berufsleben. Anfangs dachte ich: „wow – Blogger. Da kannst Du die häßlichen Interna jetzt mal ins Netz stellen.“
Mitlerweile … habe ich mich wieder eingearbeitet in die politischen Wirklichkeiten, meine langjährige Medienabstinenz zurückgefahren und bin in einer Wirklichkeit gelandet, die schlimmer ist, als ich sie mir vorgestellt habe.
Wenn ich sehe, wie wir in den siebziger Jahren mit Konflikten umgegangen sind und was wir heute tun … wir degenerieren in einem unglaublichem Tempo. Wie alle denegenierenden Kulturen gibt es für uns dann allerdings nur ein Ende: das Dicke. Es scheint, als könnten wir uns nur noch die Art des Endes aussuchen.
Früher gab es Friedens- und Konfliktforscher, man hatte aus dem zweiten Weltkrieg, dem Koreakrieg und dem Vietnamkrieg heilsame Lehren gezogen – und wenn es irgendwo krachte, dann schaute man, das man die Ursachen der Spannungen beseitigte und nicht versuchte, die Kontrahenten auszulöschen.
Heutzutage schickt man wieder Panzerhaubitzen anstatt Konfliktforscher, fährt die Entwicklungshilfe zurück und erhöht die Waffenproduktion … Wahnsinn ersetzt weltweit politische Vernunft. Was sollen da die Veröffentlichungen der kleinen Abscheulichkeiten der Pharmaindustrie auf Kosten der Beitragszahler noch verändern? Sie verunsichern nur zusätzlich den Alltag des „kleinen Mannes“, der von der Lumpenelite schon längst nur noch als Nutzvieh angesehen wird, das beschäftigt werden muß, dessen Tag Struktur braucht damit es nicht auf die Straße macht.
Aber nun … gibt es wieder mal einen kleinen Einblick in die Welt, die für mich mal Alltag war.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,688162,00.html#ref=top
Die Hälfte des deutschen Top-Managements stammt aus den reichsten Familien des Landes – und benimmt sich auch so. Dabei zeigt die Bankenkrise, dass jeder Imbissbudenbesitzer den Job genauso gut machen könnte. Wenn die Unternehmen fairer arbeiten wollen, brauchen sie eine Kulturrevolution.
In der Welt dieser Leute ist vor allem eins wichtig: das Schuhwerk. Ob man dazugehört oder nicht, hängt davon ab, wieviel man für Schuhe ausgibt. Wer hunderte von Euro für italienische Maßschuhe ausgibt, der zeigt seinen unbeugsamen Willen. Wer bei Deichmann einkauft, gilt als Verräter, der sich eingeschlichen hat, um Geld für seine Familie beiseite zu schaffen.
Es scheint Wahnsinn zu sein – aber der gleiche Wahnsinn macht sich ja auch in der Politik breit. Wahnsinn … und eine unglaubliche Asozialität.
Es sind die kleinen Gesten, die unbedachten Äußerungen, an denen man den deutschen Spitzenmanager erkennt: Das kurze Zögern, wenn ihm der Name der Mitarbeiterin nicht einfällt, die seit Jahren für ihn schuftet; der abschätzige Blick auf die etwas zu billige Krawatte des Referenten, der dessen Karriere beendet; der Ausruf „Oh, noch keiner da!“, wenn er den Konferenzsaal betritt – in dem bereits die Vorstandsassistentin sitzt.
Dort, wo Menschen noch Menschen sind – z.B. in jeder beliebigen Duisburger Eckkneipe – hätte so ein arroganter Schnösel sofort was auf die Knabberleiste bekommen. Aus rein erzieherischen Gründen. In der Welt des Wahns jedoch … machen solche Häßlichkeiten Karriere – wegen der Schuhe.
An den Schuhen erkennt man sich und danach vergibt man Pöstchen.
Es ist dieses „Wer-kennt-wen?“-Prinzip, nach dem die Führungs-Posten vergeben werden. Es ist dieser Wortnebel aus „Verschlankung“ und „Freisetzung“, mit der Entlassungen von „Kostenfaktoren“ begründet werden, als habe man sich einer ansteckenden adipösen Krankheit entledigen müssen.
Es ist schier unglaublich, wie lange sich absolut unfähige Nullen in Führungspositionen halten können, wieviele Firmen sie ruinieren dürfen, bis sie endlich … in Rente gehen. Sie fallen nie nach unten – wenn sie eine gewisse Höhe erreicht haben und sich zu den Schuhen auch noch den passenden Maßanzug leisten können.
Hier haben wir die Wurzel aller Krisen, aller Unkultur und allen Wahns. Sie ist genau benennbar und wäre leicht zu beheben – wenn man nur wollen würde. Ob nun Agenda 2010, Medienlügen, Wählerverachtung … alles krankt daran, das „oben“ ein paar Kleiderpuppen sind, die sich in der Kleiderpuppenallianz zusammengeschlossen haben und sie gegen die echte Leistungselite mit Händen und Füßen verteidigen, so wie sich die Bischöfe der Kirche gegen kritische Theologen wie Eugen Drewermann verteidigen.
Ihr Antrieb kommt aus der sicheren Erkenntnis ihrer persönlichen Unfähigkeit heraus, darum haben sie die sichere Beherrschung des „Dresscodes“ als einziges zulässiges Elitekennzeichen gesetzt. Kaum zu glauben, aber wahr … ich habe diese Menschen selbst erlebt. Jeder Pommesbudenbesitzer könnte ihren Job machen, aber kein Pommesbudenbesitzer würde den Job mit dieser Arroganz und Verachtung ausfüllen. Bräuchte er auch nicht, weil er Leistung bringen kann und selbstbewußt ist. Die Lumpenelite weiß über sich selbst nur eins: ohne Papas Geld und das Erbe der Generationen währen wir verhartzt auf Lebenszeit.
Darum pflegen sie ein gewisses Weltbild, das sie quasi heilig spricht:
‚“Es gibt Menschen, die sind oben; das sind Gewinner. Und Menschen, die sind unten; die Verlierer.“ Und wenn man sich weigert, das zu akzeptieren? „Dann“, sagte der Coach, „heißt es schnell EDEKA: Ende der Karriere.“
Die „Verachtungskultur von oben“, die eine Direktorin von Siemens einmal in einer Podiumsdiskussion beklagte, kommt „unten“ an. Neun von zehn deutschen Arbeitnehmern fühlen sich laut einer Gallup-Umfrage emotional mit ihrer Firma nicht verbunden, sieben von zehn beklagen, am Arbeitsplatz „nicht als Mensch“ behandelt zu werden.
Die „Verlierer“, für die schnell „Edeka“ ist, sind dann die, die im Ausland mit innovativen Produkten Karriere machen. Günter Ogger hat in „Nieten in Nadelstreifen“ das Thema schon 1995 zur Sprache gebracht -genutzt hat es nichts. Ich las das Buch während einer Nietentagung und dachte mir: „gut, das dieses Land so reich ist. Sonst könnten wir uns diese intellektuellen Schimpansen nicht leisten“. Beliebt war bei den Herren, die mich umgaben, der Autoaufkleber: „Eure Armut kotzt mich an“. Wer sich sowas leistete, bekam auch mehr Boni, weil er das System verstanden hatte, während Geisteswissenschaftler unter dem beständigen Verdacht standen, sie würden heimlich Bücher lesen und sich Bildung aneignen. Wer braucht schon so etwas?
Man kann es weder oft genug noch deutlich genug sagen: dort sitzt die Keimzelle der Krankheit, die dieses Land befallen hat. Nicht nur die Raffgier der Superreichen ist es, die unseren Untergang besiegeln wird, sondern die Tatsache, das sie ihre verzogenen soziopathischen Schnösel auch noch mit aller Gewalt in Wirtschaft, Partei und Politik mit Pöstchen versorgen möchte.
Wäre das nicht so … wären wir wirtschaftlich die Nummer eins. Weltweit. Hightech käme aus Deutschland, nicht aus Japan oder den USA. Armut, Arbeitslosigkeit, Altersarmut wären Horrormärchen in Geschichtsbüchern. So jedoch … leben wir im Horror.
Wenn wir in der Wirtschaft wirklich etwas bewegen wollen, brauchen wir eine Kulturrevolution auch innerhalb der Unternehmen. Wir sollten uns nicht länger dem Menschenbild selbstherrlicher „Leistungsträger“ unterwerfen, die Mitarbeiter unterhalb bestimmter Gehaltsgrenzen als Dispositionsmasse betrachten, und ihren Hass gegen die „Verlierer“ immer unverhüllter auch in die politische Sphäre einbringen. Wir sollten zeigen, dass wir auch anders können. Und besser.
Und dieser Haß wird geprägt durch das sichere Wissen um die eigene Inkompetenz, denn dieses Wissen macht Angst. Diese Angst fordert sichere Grenzen, starre Strukturen, viel Kokain und Alkohol, sonst frißt sie einen auf….und so breitet sich die Kultur der Angst von den Führungsetagen der mächtigsten Institutionen des Landes auf das ganze Land aus. Und darum ist es eine Kulturrevolution, die Änderungen bringen kann. Eine politische Revolution … ändert nur den Inhalt der Kleiderpuppen.
Und so einfach kann es anfangen: die Werte umwerten und nicht mehr Kleiderpuppen als Leistungsträger ansehen.
Jeder Popanz kann sich an das Steuer eines Schiffes stellen, aber nur ein selbstbewußter „Leistungsträger“ rammt den Eisberg. Und so gibt´s dann wieder Erwarten doch noch mal Wirtschaftskrise.
Sensationell!
angela merkel erläutert exklusiv dem nachrichtenspiegel online das große
spargelpaket der bundesregierung!