Lee Harvey Oswald

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Die Ermordung des Uwe Barschel und Verschwörungstheorien

Niedersachsen hat ja gerade laut Spiegel mit zwei Toten zu kämpfen:

Schock in einem Dorf in Niedersachsen: Eine offenbar seit Tagen vermisste 14-Jährige ist zusammen mit einem 13-jährigen Jungen tot aufgefunden worden. Die Leichen lagen an einem Bach – die Polizei geht von einem Kapitalverbrechen durch einen Unbekannten aus.

Eine Tragödie in einem friedlichen Land. Leider kommt so etwas vor. Schon jetzt kann man ahnen, was über den Täter geschrieben wird: „psychisch gestört“ wird er sein, denn … normale Menschen bringen keine Menschen um.  Darum sind wir ja in der Geschichte der Menschheit von Kriegen so verschont geblieben. Das heißt … wenn es ein Motiv gibt, machen wir ja schon mal eine Ausnahme.

Bei den Protesten gegen den Castor-Transport hat es laut Focus auch einen Toten gegeben, vielleicht kennt den jemand:

Der Mann war laut Polizei 30 bis 40 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß und 85 Kilogramm schwer. Er trug etwa 30 Zentimeter lange Rastalocken sowie eine Tätowierung in Form eines Skorpions auf dem rechten Oberarm.

Ich dachte bei der Meldung ganz unwillkürlich sofort an einen prügelnden Rettungssanitäter.  Da scheint es ein Motiv gegeben zu haben, denn Sanitäter werden ja nicht zum Prügeln ausgebildet, Mittel und Gelegenheit wären denkbar.  Trotzdem geht man davon aus, das dieser Mann beim Wasserlassen ertrunken ist.

In US Strafrecht, Mittel, Motiv und Gelegenheit ist eine populäre kulturelle Summierung der drei Aspekte von  Verbrechen erforderlich überzeugen Jury von der Schuld in  kriminelles Verfahren. Beziehungsweise beziehen sich sie: die Fähigkeit des Beklagten, das Verbrechen festzulegen (bedeutet), mußte der Grund das Beklagte das Verbrechen festlegen (Motiv) und ob oder nicht das Beklagte die Gelegenheit hatte, das Verbrechen festzulegen (Gelegenheit). Ironisch ist Motiv nicht ein Element vieler Verbrechen, aber die Prüfung des Motivs kann es einfacher häufig bilden, eine Jury der Elemente zu überzeugen, die für eine überzeugung nachgewiesen werden müssen.

So ist´s bei Worldlingua nachzulesen. Millionen von Fernsehzuschauern werden dieses Verfahren der Theorienbildung anhand von Kapitalverbrechen in Filmen kennen – und kommen so eher zu dem Schluß, das die Anschläge vom 11.9.2001 von US-amerikanischen Kreisen inszeniert wurden, um das neue amerikanische Jahrhundert möglich zu machen, während der dialysepflichtige Bin Laden da eher schlecht abschneidet … nicht beim Motiv, sondern beim Rest. Verdächtigt wurde auch der Mossad … was in Deutschland – hier bei Wikipedia –  schnell gewohnte Bahnen annimmt:

Kritik an antisemitischen Stereotypen oder der Anfälligkeit dafür veröffentlichten der Historiker Wolfgang Wippermann und der Kommunikationswissenschaftler Tobias Jaecker. Beide wiesen auf Parallelen heutiger Verschwörungsthesen zu den Protokollen der Weisen von Zion hin: Der israelische Geheimdienst Mossad übernimmt dabei die Rolle der in den „Protokollen“ fantasievoll beschriebenen jüdischen Geheimorganisation, Israel selbst verkörpert das „internationale Judentum“, und der Eigner des World Trade Center Larry Silverstein gilt als Repräsentant der „jüdischen Wucherer“

Das stimmt aber dann die Nachdenker nicht nachdenklich, das man sich auf einmal konfliktfrei in Adolf Hitlers verschrobenem Weltbild wiederfindet. Allerdings … Motiv, Mittel und Gelegenheit – wären denkbar. Und wie alle Verschwörungstheorien hat auch diese einen realistischen Ansatz zugrunde:

Nach dem Anschlag wurden über zweihundert Israelis ohne Visa aus den USA ausgewiesen – solche Absonderlichkeiten regen zum Grübeln an – wie auch die vielen merkwürdigen Begleitumstände im Umfeld von nine-eleven.

Es sind ja gerade solche Nachrichten, an denen sich die aufklärerische Vernunft reibt und keine Anwort findet, weil die Plausibilität fehlt. Da bleibt nichts anderes übrig, als zu konstruieren – oder ignorieren. Die meisten machen bequemerweise lieber letzeres, ist weniger anstrengend und versaut nicht die Stimmung beim Skatabend.

Nun wird der Mossad aktuell in Verbindung mit der Ermordung Uwe Barschels genannt.

Einer der wichtigsten Gutachter im Fall Uwe Barschel verdächtigt den israelischen Geheimdienst Mossad, den früheren schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten ermordet zu haben.

Die chemischen Analysedaten stimmten bis in Details mit einem Mordablauf überein, den der ehemalige Mossad-Agent Victor Ostrovsky in einem Buch schildere, schreibt der Schweizer Toxikologe Hans Brandenberger in der «Welt am Sonntag». Es ist das erste Mal, dass sich der Professor zur Frage nach den Tätern äußert.

Da ist man in erster Linie verblüfft – ein deutscher Provinzpolitiker Ziel terroristischer Akte durch einen ausländischen Geheimdienst? Das war doch das Schöne an der alten BRD – man war von Weltmacht zur Provinz geworden und in der Provinz war die große böse Welt immer weit draußen. Nichts war naheliegender, als sich der Selbstmordtheorie anzuschließen, zumal sie so vieles so schön vereinfachte und ein simples Weltbild bestätigte, das man mühelos Grundschulkindern in vier- bis fünf Sätzen erklären konnte.  Anders als sie Wikipedia über Verschwörungstheorien ausläßt, vereinfachen sie nicht die Welt … sie verkomplizieren sie.

In der Welt der Verschwörungsphobiker geschieht grundsätzlich nichts mit irgendeinem Hintergedanken, alle ist öffentlich für jedermann zu jederzeit zugänglich und Geheimdienste sind überflüssige, harmlose Aktenträger.  Die wirkliche Welt ist oft nicht so einfach und naiv gestaltet … man merkt es, wenn man sich mit dem Fall Barschel weiter beschäftigt:

Der südafrikanische Waffenhändler Dirk Stoffberg hat 1994 in einem Entwurf einer eidesstattlichen Versicherung angegeben, Barschel sei vom späteren CIA-Direktor und heutigen amerikanischen Verteidigungsminister Robert Gates nach Genf bestellt worden. Barschel habe mit Enthüllungen gedroht, die mehrere Regierungen und Waffenhändler in Verlegenheit gebracht hätten. Ein psychologisches Gutachten kam zu dem Urteil, dass Stoffberg glaubwürdig sei. Seine eidesstattliche Erklärung konnte er allerdings nicht mehr abgeben. Er starb kurz davor, im Juni 1994. Offizielle Todesursache: Er und seine Freundin haben Doppelselbstmord begangen.[34][20] Für den Verdacht, wonach der damalige CIA-Mann Gates am fraglichen Wochenende in Genf war, spricht noch eine andere Passage in der Ermittlungsakte. Dort heißt es, dass im Flugzeug, mit dem Barschel am 6. Oktober 1987 von Frankfurt nach Genf flog, auch ein Mister Gates gesessen habe. Sein Ticket erhielten die Lübecker Ermittler vom Kapitän der betreffenden Lufthansa-Maschine. Der inzwischen pensionierte Pilot will sich zu dem Thema nicht mehr äußern. Seine Frau sagte der Zeitung Die Welt, sie und ihr Mann seien bedroht worden. [27]

Auch eine Verwicklung des Bundesnachrichtendienstes in den Todesfall Barschels ist bekannt.[27] So schreibt der Autor Udo Ulfkotte in seinem Buch Verschlusssache BND[40], dass sich nach Angaben eines ranghohen Bonner Beamten in der Todesnacht mindestens ein BND-Mitarbeiter der Abteilung I (operative Aufklärung) im Hotel „Beau-Rivage“ aufgehalten habe. Der ehemalige deutsche Top-Agent Werner Mauss, der als Unterhändler für die Bundesregierung bei Geiselnahmen verhandelte, hielt sich zum Zeitpunkt von Barschels Tod in Genf auf; er sagte jedoch aus, dass sein Genf-Aufenthalt ausschließlich seiner Vermittlerfunktion bei einer Geiselbefreiungsaktion diente.[41] Offenkundiger ist in diesem Zusammenhang die Zeugenaussage des Schweizer Privatdetektivs Jean-Jacques Griessen, der laut Lübecker Akte 1987 für Werner Mauss arbeitete. Laut dieser Zeugenaussage telefonierte Griessen am Vormittag nach Barschels Tod mit Werner Mauss. Der Agent forderte ihn auf, sich bereit zu halten, „da etwas passiert sei“. Griessen soll angegeben haben, dass er im Auftrag von Mauss Zimmer im „Beau-Rivage“ mit Wanzen und Kameras präpariert habe.[27] Im Gesamtbericht der Lübecker Ermittlungsakte heißt es: „Griessen konnte nicht mehr befragt werden, da er am 09.11.1992 in Zürich während eines Aufenthaltes bei einer Prostituierten an einem Herzversagen gestorben ist.“ Griessen hatte sich am selben Tag mit einem BKA-Mann und einem Mossad-Agenten treffen wollen.[27]

Auf einmal ist man mitten drin in der Welt der Geheimdienste, in deren Nähe sich Selbstmorde, Herzversagen und Autounfälle merkwürdig häufen. Und auf einmal … wird es kompliziert, so kompliziert wie die Geschichte um die Barschel-Affäre, die laut Netzzeitung keine war:

Im Grunde war das das Resultat des zweiten Untersuchungsausschusses: Barschel hatte nicht die Schuld auf sich geladen, unter deren Last er hätte zusammenbrechen und Selbstmord begehen können. Schließlich war das Hauptmotiv für Barschels vermeintlichen Suizid vom Tisch. Immer nur war nämlich zuvor von seiner großen Schuld die Rede gewesen und von seiner Karriereversessenheit, die ein Leben ohne politische Macht ihm sinnlos hätte erscheinen lassen.

Das ist aber blanker Unsinn. Freunde von Uwe Barschel wissen es übrigens auch besser. Justus Frantz, der mit ihm zusammen das Schleswig-Holstein-Festival ins Leben gerufen hatte, erinnert sich daran, dass Barschel ohnehin plante, sich Mitte der 1987 beginnenden Legislaturperiode von der Politik zurückzuziehen und in die Wissenschaft zu gehen. Er hatte seine Habilitationsschrift bereits fast fertig gestellt. Barschel war von der Politik maßlos enttäuscht.

Als er von den heimlichen Waffengeschäften, die hinter seinem Rücken gelaufen waren, erfahren hatte, wollte er nicht weiter mitmachen. Das Metier insgesamt war ihm suspekt geworden. Als er sich aber weigerte, Grundgesetzbrüche auf seine Kappe zu nehmen, bekam er zunehmend große Angst und fühlte sich bedroht. Das hat er auch wiederholt geäußert.

Da kommt ein deutscher Politiker in eine Welt, in die er nicht gehört – und die schon anderen das Leben gekostet hat:

Olof Palme ist im Februar 1986 auf offener Straße erschossen worden, weil er Waffenlieferungen aus Schweden in Kriegsgebiete verhindern wollte. Uwe Barschel ist aus dem gleichen Grund aus dem Weg geschafft worden. Auch er hatte von Waffengeschäften zwischen Israel und dem Iran erfahren, die über Schleswig-Holstein abgewickelt worden waren. Der Ministerpräsident Barschel wusste davon aber nur durch eigene Recherchen und durch die Informationen seiner engsten Mitarbeiter.

Der Artikel mit dem Interview mit dem Autor Wolfgang Baentsch kommt aus dem Jahre 2006 – und enthält schon damals die Details, die nun nochmal veröffentlicht werden:

So hat zum Beispiel der Zürcher Toxikologe Professor Brandenberger in einem Gutachten akribisch nachgewiesen, dass das tödliche Gift Barschel erst verabfolgt worden ist, als er schon bewusstlos war. Er hat es also gar nicht selbst aufnehmen können.

Vier Jahre lang  ist das bekannt, vier Jahre lang ist nichts passiert außer das die Staatsanwaltschaft bekannt gab, das die „Waffenhändlerspur“ in Luft aufgelöst hat.

Dazu sagte Wolfgang Baentsch, Autor des Buches „Doppelmord an Uwe Barschel“ schon 2006:

Hierzulande sind die Staatsanwälte ja weisungsgebunden, und je brisanter ein Fall in politischer Hinsicht ist, desto massiver greift die Politik in die Arbeit der Staatsanwaltschaft ein. Das ist illegitim.

In dem System der weisungsgebundenen Staatsanwälte (das vom Wall-Street-Journal mal als schwerwiegender Systemfehler benannt wurde) wird ermittelt, was der Politik genehm ist – und auch mit Staatsanwälten Politik gemacht. Das mußte laut wsws auch Joschka Fischer erleben:

Fischers Reaktion auf die Einleitung eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens gegen ihn besteht darin, dass er in seinen politischen Standpunkten noch weiter und schneller nach rechts rückt als bisher. Abgesehen von Großbritannien war die Berliner Regierung die einzige in Europa, die die jüngsten Bombenangriffe auf den Irak unterstützte, wohl wissend, dass die brutale und feige Militäraktion zur Durchsetzung einer Sanktionspolitik dient, die seit dem Ende des Golfkriegs hunderttausenden Irakern, wegen Mangelernährung und Krankheiten das Leben kostete.

Ebenso wie der amerikanische Militärschlag auch deutliche innenpolitische Bedeutung hatte, weil er einer Regierung, die von einem Großteil der Bevölkerung als illegitim betrachtet wird, als Warnung diente, so kündigt Fischers Unterstützung dieser Regierung weitere Angriffe der rot-grünen Regierung auf soziale und demokratische Rechte an. Unter der Geißel der Rechten sehen sich Fischer und Schröder noch mehr gezwungen ihre Politik im uneingeschränkten Interesse der herrschenden Elite unter Beweis zu stellen.

So macht man mitlerweile Politik in Deutschland. Das Uwe Barschel  ermordet wurde, scheint plausibel zu sein.  Es scheint da Fakten zu geben, die unumstößlich sind und von einer Welle passender Indizien begleitet werden.  Aber … werden wir je erfahren, wer es war und warum?

Nicht, solange wir gedanklich weder bereit noch fähig sind, uns komplizierteren Weltbildern zu stellen, in denen mächtige Netzwerke eher „Schach“ als „Mensch ärgere dich nicht“ spielen und lieber nichts dem Zufall als alles dem Wähler überlassen.

So langsam bekommt man ein Gefühl dafür, wie die Agenda 2010 in die Welt gesetzt wurde – von denen, von denen man es am wenigsten erwartet hätte. Man bekommt einen Ausblick darauf, wie „große Politik“ gemacht wird und welche Belohnungen für jene vorhanden sind, die mitspielen … und welche Strafen jene erwarten, die sich – absichtlich oder versehentlich – in den Weg stellen.

Fragt man nach Mittel und Gelegenheit, so gibt es genug potentielle Täter. Als Motiv kommt – selbst wenn die Waffenhändlertheorie ausfallen sollte – auch ein ganz anderes in Betracht: die Disziplinierung der bundesdeutschen Demokratie im Interesse der Netzwerke der Korporatokratie. Wo kommen wir denn dahin, wenn jeder Provinzpolitiker meint, er dürfe herumermitteln wie es ihm gerade paßt? John Perkins beschreibt in seinen Büchern die Arbeitsweise der „Schakale“ hinreichend … und als Bürger sollten wir froh sein über ihren Erfolg, denn da, wo sie keinen Erfolg haben, kommt die US-Air-Force und regelt die Details umfangreich.

Mit dem Fall Uwe Barschel ist die internationale Politik der Globalisierung der Welt im Interesse des neuen US-amerikanischen Jahrhunderts in Deutschland angekommen und wir haben einen kurzen Blick hinter die Kulissen werfen können in jene Welt, in der Unfälle, Selbstmorde und Herzinfarkte bei Politikern oft vorkommen – wenn sie der Rendite im Weg stehen. Und letzteres …. ist ein allgemein akzeptiertes Motiv.

Zu Verschwörungstheorien selbst findet sich bei Wikipedia Folgendes:

Grundlage vieler Verschwörungstheorien ist ein dezidiertes und vereinfachendes Welt– und Geschichtsbild, das auf der Grundannahme basiert, dass Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflusst werden können. Vor dem Hintergrund der gegenseitigen strukturellen Abhängigkeiten und hochgradigen Vernetzungen komplexer sozialer Systeme gilt diese Voraussetzung heute jedoch allgemein als unplausibel. Sozialwissenschaftliche Modelle zeigen, dass sich weitreichende Ereignisse in Gesellschaft, Wirtschaft oder Staat nicht allein durch das zielgerichtete Handeln von Personen oder Personengruppen verursachen lassen.

Die Wahrheit der Grundannahme, das Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflußbar sind, kann jeder Hartz IV-Abhängige tagtäglich bestätigen … es waren nur wenige, die an dieser Gesetzgebung beteiligt waren und sie kamen hauptsächlich aus klar definierten Netzwerken.  Somit mag dieses Modell für manche Menschen unplausibel klingen, was jedoch erstmal ihre verstandesmäßigen Fähigkeiten in Zweifel zieht und nicht die Wirklichkeit, die sie zu verstehen versuchen.

Es ist auch unplausibel, das Uwe Barschel sich selbst ermordet hat oder ermordet worden ist. Gegenargumente gibt es für beide Theorien genug … und ich habe momentan den Eindruck, das man darüber hinaus ganz vergisst, das es da eine Leiche gibt, die nicht verschwindet, auch wenn man ihre Existenz für unplausibel hält.

Mir ist auch in dem Zusammenhang schon die Theorie begegnet, das der Irakkrieg nichts anderes war als ein Exempel für die Welt, die verstehen sollte, das mit den USA nicht zu spaßen ist und die Globalisierung der Renditeindustrie kein Akt der Gefälligkeit darstellt. Vielleicht war Barschel auch ein Exempel – auf jeden Fall dürfte seine Ermordung für viele Politiker der BRD ein Zeichen gewesen sein, ein Zeichen dafür, das es Gebiete in der Politik gibt, die man nicht anrührt … und das auch die Provinz keine Sicherheit bietet.

Ob es nun der Mossad war, wird man wohl nicht herausfinden – man nennt Geheimdienste ja nicht umsonst Geheimdienste und nicht alle wirken so provinziell wie die deutschen Ableger. Vielleicht war er es – bezahlt von einem Pakistani mit saudi-arabischen Geldern im Auftrag irgendeines südafrikanischen Waffenhändlers … mit  solchen komplizierten Modellen muß man sich ja dann anfreunden.

Da ist es im Interesse der Inneren Sicherheit und des Vertrauens der Bevölkerung in die Souveränität der Politik schon sinnvoller, man drückt den Barschel als Selbstmord „in den Skat“, zahlt den Preis, damit das Volk nicht unruhig wird. Und notfalls hat man noch die Kategorie „psychisch gestört“, wenn man denn dann mal wirklich einen Mörder hat, den man nicht wegdiskutieren kann. Darf ich nochmal an einen alten psychisch gestörten Sündenbock erinnern, über den der Spiegel vor drei Jahren schrieb?

Neue Nahrung für alte Verschwörungstheorien: Der Mord an US-Präsident Kennedy geht einer aktuellen Studie zufolge vielleicht doch nicht allein auf das Konto von Lee Harvey Oswald. Forscher fordern jetzt eine erneute Untersuchung der am 22. November 1963 abgefeuerten Kugeln.

Eigentlich eine Sensation. Wer den Fall kennt, der weiß, das an der Einzeltäterhypothese viel hängt. Gab es mehr als einen Täter … dann gab es eine weitreichende Verschwörung, dann beherrschen Lügen und Intrigen die US-Politik und noch nicht mal Präsidenten sind vor der Macht des militärisch-industriellen Komplexes sicher, vor dem Eisenhower noch gewarnt hatte:

„Wir in den Regierungsräten müssen uns vor unbefugtem Einfluß — beabsichtigt oder unbeabsichtigt — durch den Militär-Industrie-Komplex schützen. Das Potential für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden und wird weiterhin bestehen. Wir dürfen es nie zulassen, daß die Macht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unsere demokratischen Prozesse gefährdet. Wir sollten nichts als gegeben hinnehmen. Nur wachsame und informierte Bürger können das angemessene Vernetzen der gigantischen industriellen und militärischen Verteidungsmaschinerie mit unseren friedlichen Methoden und Zielen erzwingen, so dass Sicherheit und Freiheit zusammen wachsen und gedeihen können.

Welche Folgen haben sich seit dem Artikel für die Haltung der Politik der BRD gegenüber ihren us-amerikanischen Verbündeten ergeben, die in ihrer Demokratie offensichtlich unheimliche Kräfte wirken haben, vor denen selbst der „mächtigste Mann der Welt“ nicht sicher ist?

Keine. Und das wird auch im Fall der Ermordung des Uwe Barschel so sein … man stellt sich dem Imperium besser nicht in den Weg. Man tut lieber so, als gäbe es das alles gar nicht. Und vielleicht war es ja Osama bin Ladens Großvater, der Kennedy erschossen hat … oder ein anderer Moslem.

Und die von Eisenhower geforderten wachsamen und informierten Bürger … sind heute „psychisch labile Verschwörungstheoretiker„.

Für die Anwendung einer solchen Hypothese auf größere Zeiträume und die stereotype Vermutung, hinter verschiedensten Erscheinungen steckten Verschwörungen als Lenkungsursachen, schlug der HistorikerRichard Hofstadter in den 1960er Jahren die Bezeichnung „paranoider Stil“ der Welterklärung vor.[4] Der US-amerikanische Journalist Frank P. Mintz prägte dafür den Begriff conspiracism,[5] im Deutschen hat sich der Begriff „Verschwörungsideologie“ oder „Verschwörungsdenken“ eingebürgert.[6]

Erinnert irgendwie an die alte Sowjetunion, in der Kritik am System als solchen auch nur von paranoiden Subjekten ausgehen konnte … und schnell in der Psychiatrie endete. Und im Prinzip sollten ja auch Konzentrationslager ursprünglich dazu führen, das man sich besser auf die Wirklichkeiten des Führers konzentrieren konnte.  Wer sich Gedanken über Motiv, Mittel und Gelegenheit bei Morden macht kann nur psychisch krank sein.

Augsburger Puppenkiste und Sesamstraße wird dominante politische Therorie.

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