Kurden

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Die Ukraine, der Weltkrieg und … Deutschland

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Rosenmontag, 28.2.2022. Eifel. Klaus schlägt Susi. Ins Gesicht. Zweimal. Sauerei, oder? Dieses Arschloch. Man sollte ihn mal ordentlich vermöbeln. Mädchen schlagen geht ja gar nicht. Dann noch ins Gesicht – wo kommen wir da hin? Ist doch auch ein eindeutiger Fall, gab auch genug Zeugen dafür: also – ab ins Loch mit Klaus. Oder die anderen Jungs aus der Klasse nehmen ihn sich mal in der Pause vor.

Wie geht es Ihnen mit dieser Geschichte? Nun – wenn Sie über ein geringes Reflexionsvermögen verfügen, wahrscheinlich gut.

Ich erzählen Ihnen jetzt mal was über Susi. Susi hat üblen Rufmord an Klaus begangen, sie hat Hakenkreuze auf den Schulhof gemalt und behauptet, Klaus hätte das getan. Er wurde dafür verurteilt und musste zehn Sozialstunden ableisten. In der Klasse hat sie überall erzählt, dass er ihr nachstellt, aber keinen hochkriegt. Seiner kleinen Schwester hat sie regelmäßig das Essensgeld geklaut, der Mathelehrerin erzählt, Klaus würde Nacktbilder herumzeigen, auf denen angeblich genau diese Lehrerin zu sehen war – würde jedenfalls Klaus behaupten. Außerdem hat sie einen Jungen in der Klasse angestiftet, in Klaus Fanta zu urinieren – die ganze Klasse war am Brüllen, als Klaus die Flasche ausgetrunken hatte. Sie hat auch mehrere Klassenkameraden bestohlen – aber mit ihrem Charme, ihrem Ausschnitt und ihrem Lächeln dafür gesorgt, dass man Klaus verdächtigte, weil seine Eltern ja geschieden seien (was gelogen war), die Mutter eine Prostituiterte (auch gelogen) und sein Vater ein stadtbekannter Alkoholiker (gelogen – was sonst).

Merken Sie gerade, wie ihre Gefühle für Susi schwinden? Es ist immer noch so, dass Klaus Susi zweimal ins Gesicht geschlagen hat. Es hat ihm einfach gereicht. Die letzte Sicherung ist durchgebrannt.

Wir sind ein kulturell hochstehendes Land, weshalb wir bei Urteilen nicht nur fragen: was ist passiert (Putin ist in die Ukraine einmarschiert), sondern auch: warum hat der Täter das gemacht. Jeder Richter lernt, Umstände zu beurteilen. Umso erstaunlicher die Reaktionen mancher Menschen in Deutschland auf den aktuellen Krieg in der Ukraine: wir fallen wieder zurück in tiefste Primitivität des Urteilens – jeder Richter, der im Rahmen unseres Rechtssystems arbeitet und urteilt, gerät in den Verdacht, ein „Verbrecherversteher“ zu sein. Bei uns regiert der Mob mit seiner Weisheit, seiner Ausgewogenheit, seiner Besonnenheit (Scherz!) und seinem Lynchsystem. Nun ja – noch sind wir ein kulturell hochstehendes Land, aber dank der Verblödung auch weiter Teile der akademischen Bevölkerung ist unser ethisches Niveau und die Differenziertheit unseres Urteils bald wieder auf dem Stand einer mongolischen Räuberbande.

Ja, Putin hat die Ukraine angegriffen. Und sich die Krim einverleibt. Aber sind wir so viel besser? Wir, der „Wertewesten“ mit seinen Edelbürgern? Die Führungsmacht des Wertewestens gibt jedes Jahr mehr als zwölfmal soviel Geld für Rüstung aus wie Russland, ja sogar mehr als die vierzehn anderen Nationen in der Liste der höchsten Rüstungsausgaben zusammen(siehe Statista), ist in der Lage, jederzeit überall erstmal 188 000 Marines hinzuschicken, die die Lage sondieren und kann per Flugzeugträger jedes Land der Erde bombadieren – so fern es auch sein mag. Und die machen das auch: Liberia, Grenada, Panama, Libyen, Irak, Afghanistan, Syrien, Somalia, Jemen, Jugoslawien, Haiti, Sudan, Uganda … die Liste der amerikanischen Interventionen ist lang: und das sind nur die Aktionen, von denen wir wissen (siehe Wikipedia) – welche geheimen Sauereien die noch aushecken, werden wir wohl erst viel später erfahren.

Schauen wir uns Großbritannien an: Edelnato von Anfang an. Wann geben die eigentlich Nordirland an die Iren zurück? Oder Gibraltar an die Spanier? Ach – Gibraltar … da gab es doch vor kurzem im Rahmen der Brexitverhandlungen doch in der Tat eine Kriegsdrohung Richtung Spanien: die Wertewestennatoedlen hätten sich fast gegenseitig erschossen (siehe Deutschlandfunk). Oder die Edeltürken der Nato: besetzen einfach so mal den Nordirak und erschießen dort Kurden – weil man als Türke eben einfach keine Kurden mag (siehe DerStandard). Oder die USA: greifen die einfach den Irak an, weil Saudi-Arabische Bürger aus Afghanistan New York angegriffen haben. Ja – und da dachte der Putin wohl: wenn ich ein aufrechter Demokrat werden möchte, muss ich auch mal meinen Landsleuten im Nachbarland helfen! Und mir ein Stück anderes Land einfach mal so nehmen! Damit die mich anerkennen … und aufhören, mich mit ihren Militärbasen einzukreisen.

Ja, schon mal eine Karte von US-Militärbasen um Russland gesehen? Die USA haben 1000 Basen weltweit – die Russen nur 25 (siehe Nachdenkseiten). Das Russland angesichts dieser US-Übermacht langsam Angst und Bange wird, könnte man verstehen – wenn man drei Hirnzellen mehr als ein Huhn hätte. Oder man liest einfach deutsche Mainstreampresse: dort wird detalliert beschrieben, welche Ängste Russland vor einem US-amerikanischen Zangenangriff hat, wie sehr die USA immer näher an Russland kommen – das mit seinen 140 Millionen Einwohnern weit entfernt davon ist, auch nur seine eigenen Grenzen schützen zu können (siehe Wiwo). Und: haben uns die Ängste Russlands – dass so oft vom Westen angegriffen wurde, dass man gar nicht weiß, wann man anfangen soll, zu zählen – irgendwann mal interessiert? Haben wir uns mal hingesetzt und gesagt: prima, haben wir verstanden, wir bauen ein paar Basen wieder ab, wir wollen ja nicht, dass sich irgendjemand bedroht fühlt?

Nein. Wir haben mehr und mehr Basen errichtet, wir guten Natoedelmenschen … weil wir ja wissen, dass Putin böse ist. Jedenfalls: inzwischen wissen wir das. Weil wir das so beschlossen haben. Vergessen die Zeit unter Jelzin, als Verbrecher das Land ausplünderten, was unserer Wirtschaft sehr gefallen hat: mit Zwangsprostitution, Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Menschenhandel, Waffenhandel und anderen Geschäften hatten manche Russen endlich genug Geld, sich Porsche und Maserati und fette Jeeps zu kaufen … uns ist ja egal, wo das Geld herkommt, Hauptsache: Umsatz. Das Land drohte mit einem versoffenen Präsidenten ins absolute Chaos zu stürzen … dann kam Putin, über den man auch heute noch sagen kann (siehe t-online):

„Nach den chaotischen Neunzigerjahren hat Putin den Russen Stabilität beschert, er hat ihnen den Großmachtstolz zurückgegeben und die Gier der Oligarchen eingehegt.“

Ja, wird gerne vergessen: Russland versank und Jelzin in Chaos und Anarchie – jetzt kann man in Moskau nachts wieder auf die Straße gehen. Und natürlich bereichert sich Putin samt seinem Unterstützungsapparat an dem Reichtum: muss der unbedingt ein Heiliger sein, um Frieden zu bekommen? Muss der besser sein als unsere Bundestagsabgeordnete, die sich an Maskendeals in Zeiten tödlicher Pandemie (deren Lesart, nicht meine) bereichern, die schmierige Cum-Ex-Banker decken und sie vor Verfolgung schützen (siehe Welt) oder sich ihren SPD-Parteitag von Pfizer sponsern lassen, die an der nachfolgend angedachten SPD-Impfpflicht super verdienen? Der bemüht sich doch nur, ein aufrechter westlicher Edelbürger zu werden, der dann natürlich auch mal Syrien bombadieren will!

Nun – Scherz beiseite: langsam zeigt sich ja auch, dass es dann doch die Versprechen gab, die Nato nicht weiter nach Osten auszudehnen – aktuell sind dazu neue Dokumente aufgetaucht, die die russische Sichtweise bestätigen (siehe Spiegel). Führt das zu einem Umdenken? Zu etwas Verständnis für unseren Klaus?

Nein: unsere politische Debatte gleicht einem Hexenprozess – und hätte Putin nicht eine letzte, vernichtende Möglichkeit sich zu wehren, wären schon Natobomber über seinem Land wie damals über Jugoslawien, wo auch wir Deutsche unser politisches Erbe aus dem Dritten Reich einfach mal vergessen hatten und das erste Mal wieder Jugoslawien bombadierten: ein Angriff, der mit einer großen Lüge begann (siehe Wikipedia)… nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann die Nato erstmal einen illegalen Angriffskrieg, begleitet von der üblichen Lügenpropaganda („irakische Massenvernichtungswaffen“ oder die „Brutkastenlüge“ – um nur einige zu nennen). Wären wir ein Dorf im Mittelalter: bei unserem ethischen Niveau würde Putin schon brennen.

Und wir Deutschen?

Darf ich daran erinnern, dass 20 Millionen russische Bürger ihr Leben ließen, als die Wehrmacht vier Jahre lang Russland terrorisierte und die Zivilbevölkerung in Massen umbrachte? Nahezu jeder russische Bürger – auch in der Ukraine – hat Verwandte dort verloren: das vergisst man nicht so leicht. Das war ein Vernichtungskrieg – an dem sich faschistische Milizen in der Ukraine begeistert beteiligten. Kein Wunder: sie hatten schon 1919 50000 jüdische Mitbürger ermordet, 1941 kamen noch mal bis zu 35000 dazu, zwischen 1943 – 1945 nochmal 90000 Polen (siehe WSWS) … das vergisst mal als russischsprachiger Bürger nicht so leicht. Wenigstens der US-Kongress konnte sich an das Wirken dieser Banden und ihr aktuelles Wiedererstehen noch erinnern, weshalb er die Hilfen für die „Neonazi-Miliz Asow“ unterbunden hatte (siehe DerStandard).

Und wir? Wir Deutschen?

In unserem epischen Kampf gegen Rechts – der aktuell eher gehen friedliche Spaziergänger geführt wird – ignorieren wir echten Faschismus vollkommen: echte Neonazis werben offen dafür, dass sie für Nazikämpfer aus der Ukraine Fronturlaub in Deutschland organisieren (siehe Zeit), echte deutsche Neonazis führen Hitlers Vernichtungskrieg gegen den slawischen Untermenschen als Freiwillige in der Ukraine weiter fort (siehe Spiegel vom 11.11.2017 oder WAZ vom 16.2.2022, dort kann man auch erfahren, dass die Neonazibattalione auch schon mal ausrangierte Bundeswehruniformen tragen, finanziert von Spendenaufrufen deutscher Neonazis).

Aber nicht nur das: wir zündeln von Anfang an auch gerne mit … nur wird das von unseren „Besserbürgern“ gerne ignoriert. 2014 kam es zum großen Skandal: Bundeswehrsoldaten waren in der Ostukraine aufgegriffen worden, behaupteten erst (Lüge), dass sie harmlose OSZE-Beobachter waren, dann berief man sich auf das Wiener Dokument 2011 … das aber auch nicht die Tatsache deckte, dass die Mission von Oberst Schneider in der Ostukraine Karten mit Stellungen der „Rebellen“ anfertigte (siehe AG-Friedensforschung).

Wie sowas wohl in Russland ankommt? Machen wir uns keine Gedanken drüber, wir sind die Herrenmenschen, die sind nur Russen, angeführt von einem größenwahnsinnigen Diktator, dessen Leistung zur Stabilisierung des Landes niemand mehr wahrnimmt.

So dachte Hitler auch schon.

Was sagte eigentlich der Gründer unserer ach so überlegenen christlichen Zivilisation: „Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein“ (Johannes 8, 1-11). Da hier gerade viele – auch angeblich engagierte linke Gutbürger – gar nicht genug Steine aufsammeln können, um sie gegen „Putinversteher“ zu schmeißen (dabei ist ja Verstehen der erste Schritt zum Frieden): können wir dann sagen, wir sind endgültig ein antichristlicher Staat geworden?

Das unser BND-Chef – der eigentlich hier hinter den Schreibtisch gehört – nur mit Mühen durch eine Spezialeinheit aus der Ukraine gerettet werden konnte (siehe Focus – also waren schon wieder deutsche Kampfeinheiten in einem fremden Land aktiv – ohne Bundestags- oder UN-Mandat), darf jetzt natürlich auch nicht die Frage aufwerfen, was der da eigentlich gemacht hat … an geheimen Sachen. Und erst Recht nicht, wie das wohl in Russland ankommt.

Darf man mal erwähnen, dass der russische BIP 2000 bei 209 Milliarden Dollar lag – und in der Putin-Ära auf das Zehnfache anwuchs? Ja, es gibt immer noch Arme in Russland: 13, 5 Prozent (siehe bpb). Wir haben in Deutschland eine Armutsquote von 16,1 Prozent – nur mal so als Vergleich (siehe derparitätische). In der Rankingliste der Staatsverschuldungen nimmt Russland von 190 Ländern den Platz 181 ein – kaum Schulden. Der Wertewesten sieht da ganz anders aus (siehe Wikipedia).

Soviel zu Klaus und Susi … und der Verrohung der Sitten in Deutschland.

Fände es gut, wenn wir edlen Wertewestenbessermenschen uns erstmal in die eigene Nase fassen würden, bevor wir wieder den Herrenmenschen und Lehrmeister der Welt spielen. Wenn wir uns daran erinnern würden, dass wir entweder den Krieg besiegen … oder der Krieg uns als Menschheit besiegt. Dass wir endlich lernen, dass nicht der Feind der Feind ist, sondern der Krieg. Und das es unter uns Menschen gibt – und zwar nicht wenige – die in finanzielles Interesse an Krieg haben: nach aktuellen Plänen wird jeder Mensch in Deutschland – auch jedes Kind – erstmal 1250 Euro für die Aufrüstng ausgeben (siehe Tagesschau): Geld, das überall dringend gebraucht würde, um die massiv gestiegenen Kosten für Heizung, Benzin und Strom aufzufangen.

Aber wer interessiert sich schon im besten Deutschland, in dem wir je gelebt haben, für die finanzielle Leistungsfähigkeit der Armen. Wir haben kein Programm, dass die Armut der Ärmsten erstmal lindern soll, ja, bis 2024 sogar halbieren (siehe BPB)

Lieber … werfen wir den ersten Stein.

Ist Putin deshalb ein Heiliger? Der Einmarsch in die Ukraine völlig ok?

Kein Krieg ist ok. Und kein Politiker ein Heiliger. Leider. Aber wenn wir 100 Milliarden in Friedens- und Konfliktforschung investieren würden anstatt in Waffen – dann hätten wir die Chance, solche Kriege zu verhindern lange bevor sie überhaupt denkbar werden. Lawinen hält man am besten auf, wenn sie noch gar nicht rollen. Aber an der Aufrüstung der neuen Natomitglieder haben sich viele unserer Mitbürger – vor allem in den USA – eine goldene Nase verdient. Und wenn der Krieg zwischen Griechenland und der Türkei wieder aufflammt (aktuell sind da türkische Kampfjets wieder aktiv – ohne dass jemand groß über Sanktionen spricht – siehe RND), dann kämpfen Panzer aus deutscher Produktion auf beiden Seiten!

Wir kassieren richtig ab.

Wahrlich das beste Deutschland, das wir je hatten.

Und wenn alle noch ein wenig weiterzündeln … nun ja: dann bekommen wir vielleicht auch unseren großen thermonuklearen Krieg. Was soll auch schon passieren: Hiroshima und Nagasaki sind ja heute auch wieder blühende Städte … und die Kriegsgewinnler haben schon längst supersicher Bunker, in denen mal lange sehr luxuriös leben kann (siehe u.a. Handelszeitung.ch).

Deutschland 2014 – Umbau zur Kriegswirtschaft, Aufruf zum Volkssturm, Entmündigung des Souveräns

eifelphilosoph_200

eifelphilosoph_200Dienstag, 2.9.2014. Eifel. Deutschland im Krieg – 75 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die Nachricht wird sie jetzt nicht erschrecken – in Wirklichkeit spüren Sie ganz genau, dass sich etwas Maßgebliches geändert hat. Vor zwei Wochen hatte Jakob Augstein davor gewarnt – hören wollte es wohl keiner (siehe Spiegel):

Es herrscht Krieg. Niemals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs traf das mehr zu als heute. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung zählt mehr bewaffnete Konflikte denn je. Eine neue Kultur des Krieges ist auf dem Vormarsch. Auch Deutschland soll die Bomben wieder lieben lernen. Politiker und Medien wollen den Deutschen ihren Pazifismus abgewöhnen. Wer Gewaltlosigkeit predigt wie Margot Käßmann wird zur lächerlichen Figur gemacht.

Eine neue Kultur des Krieges – sollte in jeder Schule vor gewarnt, in jeder Universität kritisch thematisiert und in jeder Tagesschau angeprangert werden. Diese Kultur macht vieles möglich – zum Beispiel die Lieferung von U-Booten an Israel, die jene sofort atomar bestücken (siehe Handelsblatt). Wissen Sie, wie die eigentliche Meldung lauten sollte? „Deutschland baut atomwaffenfähige U-Boote“. Ja – „unsere“ Werften können das inzwischen. Wir brauchen nur noch die Sprengköpfe … und die kriegen wir im Notfall innerhalb weniger Tage.

Auch der Vorsatz, Waffen nie in Krisengebiete zu liefern, ist abgeschafft: man präsentiert stolz seine Leistung (siehe Spiegel):

10.000 Handgranaten, 16.000 Gewehre, 240 Panzerfäuste: Deutschland schickt Kriegsgerät für 4000 kurdische Kämpfer in den Nordirak. Das hat am Sonntagabend die Bundesregierung entschieden.

Sie, mein lieber Leser (oder meine liebe Leserin) hält man inzwischen für voll doof – nicht anders ist es zu erklären, dass man uns weißmachen will, dass 4000 Kämpfer 16000 Gewehre brauchen – jeder vier. Ganz vergessen ist, dass die Kurden der Feind unseres Natopartners Türkei ist – aber es wird auch Zeit, dass die Türkei versteht, dass sie zum „Reich des Bösen“ gehört – wie die Chinesen, die Nordkoreaner oder … die Russen.

Ja, die Russen. Auch im anlaufenden Dritten Weltkrieg ist „der Russe“ der Feind des Westens. Erbfeind, sozusagen. 1914-1918 ging es gegen den Russen (und auch danach, nur: da waren die Deutschen nicht mehr dran beteiligt), 1939 – 1945 ging es gegen den Russen, 1945-1990 ging es ebenfalls gegen den Russen. Dann war eine kurze Zeit Pause, das Leben wurde langweilig – also wurde der Russe wieder aus dem Schrank geholt. Die Gerüchte über ihn werden immer wilder: er hat eine US-Bank gehackt (siehe Spiegel) … ist womöglich auch für alle Finanzkrisen des Westen verantwortlich (und noch schlimmer: giert nach IHREN persönlichen Kontodaten, um zu sehen, ob SIE Pornovideos schauen).

Die Welt malt aktuell größtmögliche Schreckensszenarien an die Wand – wie in einer Kultur des Krieges üblich, muß Angst geschürt werden vor dem übermächtigen Gegner, der genau wie Hitler ist: Gestern Hitler und Danzig, heute Putin und Donezk.

Natürlich muss diese Angst mit Bildern untermauert werden: das Ministerium für Wahrheit (äh … die „Tagesschau“) liefert dafür Beweise. Beweise, die so plump gefäscht sind, dass sie dem Tagesspiegel als große Peinlichkeit aufgefallen sind:

Zur Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt hat die ARD Bilder und Filmmaterial verwendet, das gar nicht dort entstand oder schon Jahre alt ist.

Russische Panzer in Berlin … nur noch eine Frage der Zeit, bis uns die Meldung erreicht, unterlegt mit schönen Bildern aus dem Jahre 1945.

Manche Schlagzeilen sind so putzig, dass sie in eine Kabarettsendung gehören, so wie der Hinweis auf Putins „Gegenoffensive“ (siehe Spiegel):

Doch jetzt erheben die USA neue Vorwürfe gegen Moskau: Im Gebiet um die Großstädte Donezk und Luhansk sei eine russische Gegenoffensive im Gang, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki.

Eine „Gegenoffensive“ wendet sich GEGEN Angreifer, ist also eine deffensive Maßnahme. Was für Empörung sorgt: offenbar hat auch Russland „Spezialisten“ in die Ukraine gesandt, um den Academi-Söldnern sowie dem CIA und FBI Einhalt gebieten zu können. Die Anwesenheit der US-Truppen wurde am 11.5.2014 vom Spiegel gemeldet (siehe Spiegel). Wenn wir das machen, ist das ok. Machen das andere – dann wird es äußerst heikel, wie ein US-General dem Manager-Magazin versprach:

Der General machte deutlich, dass sich gegebenenfalls auch das Verteidigungsbündnis zum Handeln gezwungen sehen könnte. „Wenn die Nato ausländische Kräfte auf ihrem Hoheitsgebiet einsickern sieht, und wenn wir dieses Vorgehen einer Aggressor-Nation nachweisen können – dann ist das Artikel fünf. Dann tritt der Bündnisfall ein“, betonte er. „Das bedeutet eine militärische Antwort auf die Aktionen dieses Aggressors.“

Man sieht, welch´ große Verantwortung die Massenmedien in dieser Zeit haben: ein paar schlecht recherchierte Bilder von russischen Soldaten in Litauen – und schon marschiert die Nato gegen Russland. Blöd, dass wir gerade in der Kultur des Krieges wachsende Unseriösität der Medien feststellen – sogar der öffentlich-rechtlichen Medien, die sich nicht scheuen, mit veraltetem Bildmaterial einen russischen Einmarsch in der Ukraine zu dokumentieren.

Das Angstbild Putin wird überall verbreitet – auch ich habe schon Angst, dass er morgen halbnackt in meinem Garten steht und die Tomatenernte vernichtet. In der Tat scheint sich etwas geändert zu haben in der Ukraine … zumindest in der Berichterstattung. So meldet die Süddeutsche:

Ohne Unterstützung von außen kann die Ukraine den Kampf gegen russische Soldaten und russische Waffen kaum mehr gewinnen. Von einer militärischen Niederlage bis zum Partisanenkrieg sind zahlreiche Horror-Szenarien vorstellbar. All das käme Wladimir Putin gelegen.

Wir sehen dabei das Bild eines alten Mütterchens auf kargem Boden, welches wir Leser natürlich sofort verteidigen wollen, bevor der Russe kommt. Nach vielen Triumphmeldungen über die Angriffe der Academi-Söldner (ach nein, Sprachregelung war ja: „ukrainische Armee“) scheint sich das Blatt zu wenden (siehe Spiegel):

Prorussische Kämpfer haben den Flughafen Luhansk erobert, für Kiews Militär reiht sich Niederlage an Niederlage. Die Nato hält den Krieg in der Ostukraine schon jetzt für entschieden: Putins Einheiten sind zu überlegen.

Erstmal überrascht es, wie selbstverständlich führende Nachrichtenmagazine über einen Krieg reden, der bis vor kurzem noch gar nicht da war. Offiziell ist es eigentlich gar kein Krieg, lediglich die Führung in Kiew hat versucht, einen herbei zu reden. Offenbar ist jetzt die Definition der ukrainischen Putschregierung Meinungsstandard in Deutschland geworden. Was für uns ERKENNBAR ist – jenseits der willkürlichen Deutungen kriegslüsterner Militärs und ihrer devoten Schreiberlinge in deutschen Reaktionsstuben ist allerhöchstens ein Bürgerkrieg – ein Bürgerkrieg, bei dem die Positionierung schwer fallen sollte: auf der einen Seite gibt es eine Putschregierung, die mit brutaler Waffengewalt gegen Zivilisten vorgeht, auf der anderen Seite eine ethnische Minderheit, die scheinbar um ihr Überleben kämpft.

Nein – das ist nicht meine Meinung, das lese ich in den Berichten der Kriegsmedien (siehe Spiegel):

Nach ukrainischen Angaben sind die Verwüstungen um Donezk enorm. Litauens Staatschefin Dalia Grybauskaite sieht Russland „praktisch im Krieg gegen Europa“. Dies sagte Grybauskaite kurz vor dem Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs.

Das sollte man langsam lesen – und zweimal. Ukrainische Truppen marschieren auf Donezk zu, kreisen die Stadt ein, belagern sie, beschiessen sie mit schweren Waffen, hinterlassen „enorme Verwüstungen“ – und Schuld ist Putin? Putin, der sich jetzt im KRIEG MIT EUROPA BEFINDET?? Sind die dort noch ganz dicht in ihrer hysterischen Kriegstreiberei?

Offenbar nicht, denn eine Meldung jagt die andere. Gerüchte über angeblich geäußerte Drohungen Putins machen die Runde, als wären sie beweisbare Fakten (siehe Spiegel):

Wladimir Putin soll EU-Kommissionschef Barroso am Telefon gedroht haben, er könne die ukrainische Hauptstadt Kiew in zwei Wochen einnehmen. Der entsprechende Bericht einer italienischen Zeitung wurde SPIEGEL ONLINE in Brüssel bestätigt.

Deutschland im Krieg – da muss man sich dran gewöhnen, dass „Fakten“ sich von selbst schaffen: wie wurde denn der Bericht der italienischen Zeitung dem Spiegel in Brüssel bestätigt? Durften sie ihn dort lesen? Und welche Beweiskraft hat das? Wäre nicht die russische Botschaft der sinnvollere Ansprechpartner gewesen?

Sicher – aber nicht im Krieg. Und in dem befinden wir uns ja schon. Wollen wir hoffen, dass russische Medien und Politiker souveräner mit der Realität umgehen als der hysterische Westen, denn sonst können wir morgen dort lesen, dass Frau Grybauskaite Russland im Namen Europas den Krieg erklärt hat.

Wissen Sie eigentlich, wie viele russischsprachige Bürger inwzischen in Russland Zuflucht suchen? Ein Artikel bei Web.de informiert darüber:

Insgesamt hätten sich seit Ausbruch des Konflikts im April rund 820.000 Menschen aus den umkämpften Gebieten Lugansk und Donezk in Russland niedergelassen, teilte die Migrationsbehörde in Moskau mit.

Spannend, wie nüchtern dieser Artikel Michail Gorbatschow zitiert, der vor einem schrecklichen Blutvergießen warnt. Gleichzeitig erfährt man von den Plänen der Nato, eine ganz neue Eingreiftruppe zu bauen, eine Eingreiftruppe, die wohl speziell Frau Grybauskaite beschützen soll … falls Putin ihre Kriegserklärung ernst nimmt (siehe Spiegel). Man sieht: es wäre auch möglich, wichtige Nachrichten neutral zu formulieren, ohne gleichzeitig beständig nebenher auf den „irren Iwan“ hinzuweisen, der Europa überrollt.

Fällt Ihnen auf, dass gar keine Ukrainer vor den bösen Russen flüchten? Ja – angesichts des unaufhaltsamen Vordringens der bösen „Kosaken“ (so nennt der polnische Präsident seine russischen Nachbarn – siehe nochmal Spiegel) bleibt die ukrainische Zivilbevölkerung sehr gelassen und ruhig – anders als ihre russischsprachigen Landsleute, die in Massen vor der Zerstörung ihrer Lebensbereiche fliehen. Kann es sein, dass die Invasion der Kosaken wirklich nur in den Hirnen westliche Wohlstandsdiplomaten und ihrer Schreiberlinge stattfindet?

Nun – trotzdem arbeiten sie mit Nachdruck daran, dass ihre Horrorphantasien Realität werden, gebärden sich selbst auf dem diplomatischen Parkett wie einst die Hunnen – und Deutschland ist ganz vorne mit dabei. Ja, Deutschland wird gerade KRIEGSPARTEI, greift aktiv in in den Bürgerkrieg. Nein, habe ich mir nicht ausgedacht, habe ich bei der Rheinischen Post gefunden:

Bundeswehr schickt fliegendes Lazarett in die Ukraine

Es sind nicht die ersten deutschen Soldaten, die in der Ukraine auftauchen. Die ersten waren ominöse „OSZE-Beobachter“, die eine private Besichtigungstour in die belagerten Rebellenstädte unternommen haben (wir berichteten – danach wurde die „ukrainische Armee“ auch überraschend erfolgreich). Jetzt sind es offizielle Bundeswehreinheiten, die im Bürgerkriegsland die Regierungstruppen wieder für den Krieg fitt machen. Kanzlerin Merkel hatte sich angeblich dafür stark gemacht:

Die Bundeswehr verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei ihrem Besuch in Kiew am 23. August entsprechende Hilfe angeboten hatte. Das deutsche Engagement geht demnach auf eine Anfrage der Ukraine bei der Nato zurück.

Die Ukraine fragt  die Nato, die Merkel schickt militärisches Personal. Erstmal Ärzte – aber was, wenn die Maschine abgeschossen wird? Egal von wem – ich weiß schon jetzt, wer dafür die Verantwortung zu tragen hat. Mit welcher Rechtfertigung werden hier eigentlich Soldaten in die Ukraine entsandt? Welchen Beistandspakt hat die deutsche Bevölkerung mit der Ukraine zur Verwüstung russischer Lebensbereiche im Donezkbecken getroffen? Was sagt eigentlich der Bundestag dazu? Gibt es da Ausschüsse, die die Situation analysieren, kontrollieren und aufmerksam begleiten?

Oder entscheidet das die mächtige Madam jetzt ganz allein?

weiter lesen: http://web.de/magazine/nachrichten/ausland/ukraine-krise/19258042-briten-eingreiftruppe-10-000-osteuropa-schmieden.html#.A1000145

In diesem – bislang nur in den Köpfen hysterischer West-Politiker existentem- Krieg wird mal wieder das ganze Volk mobilisiert. Es hat schon eine eigenwillige, tragische Komik, wenn die Tagesschau vom polnischen „Äpfel-essen-für-das-Vaterland“ berichtet und so nationalistische Töne anschlägt, die in Deutschland gleich ein Echo finden (siehe Spiegel):

Ein markiger Spruch komplettierte die Präsentation des CSU-Politikers: „An apple a day keeps the Putin away!“, sagte Schmidt und biss dabei genüsslich in seinen Apfel

Was hier noch lustig daher kam (allerdings mit einer fiesen, völkisch-nationalen Motivation, die ein ganzes Volk – oder zwei – gegen Russland in Stellung bringen soll, ein apfelessender Volkssturm, der sich am sinnvollsten sicher vor russischen Botschaften versammelt, damit alle die Aktion auch mitbekommen), wird inzwischen ernster: die Kriegstreiberei der hilflosen Angestellten der politischen Verwaltung erreicht nun offizell Dimensionen, die Arbeitsplätze gefährden und die Existenz deutscher Unternehmen bedrohen (siehe Spiegel): hier wird ziemlich viel Porzellan zerschlagen, um einen eingebildeten Feind zu bremsen.

Vielleicht sollte man mal eher MIT Putin reden – anstatt ÜBER ihn? Vielleicht auch mal mit den bald eine Million Flüchtlingen aus dem Donezk-Becken – bevor Frau Merkel der sowieso schon angeschlagenen deutschen Wirtschaft im Namen eines Kreuzzuges gegen die „Kosaken“ den Todesstoß versetzt?

Wir sollten uns auf jeden Fall damit beeilen, denn Angela Merkel hat noch viel mehr vor. Eine kleine Meldung in der FAZ unterrichtet uns über die Pläne, die sie mit uns hat:

Psychologen, Anthropologen und Verhaltensökonomen sollen her und Angela Merkel helfen: Die Regierung will wirksamer regieren und den Bürgern einen Schubs in die „richtige“ Richtung geben.

Nebenei erfahren wir, dass auch andere Nato-Länder mit solchen „Task-Forces“ experimentieren, die uns geschickt (mit List und Tücke) in Richtungen lenken sollen, die wir von selbst nie gehen würden. Der Bürger ist … der Feind. Der Dummkopf. Selbst ein wenig ein „irrer Iwan“, den man nicht allein in der Welt herumlaufen lassen kann. Nur seine weise, kluge, wohlmeinende Regierung kann ihn in die richtige Richtung schubsen … Richtung Kiew, zum Beispiel. Das ist die öffentliche Ankündigung der gezielten Entmachtung des deutschen Souveräns, der in Zukunft nur noch durch die Gegend geschubst werden soll.

Damit haben die Aktionen der Verwaltungskaste und der Parteienoligarchie einen neuen Höhepunkt erreicht und setzen den Kurs der Agenda 2010 weiter um: die vollständige Entmündigung des Bundesbürgers, den Umbau der Demokratie in eine … na ja: sagen wir es deutlich: Kriegswirtschaft, in der alle Äpfel essend gen Osten marschieren, um die Kosaken aufzuhalten … und nebenbei auch den Rest der Welt mit unter anderem atomaren Waffen versorgen, damit das Völkerschlachten endlich neue Höhepunkte erreicht: aus den Träumen des Immanuel Kant zum ewigen Frieden wird gerade die Realität des globalen Krieges … und alle schauen zu.

 

Der Beginn des geplanten Zusammenbruchs der USA

eifelphilosoph_200

eifelphilosoph_200Sonntag, 17.8.2014. Eifel. Sonntag ist ja immer der Tag für besinnliche Kommentare – zum Beispiel heute über den Tod von Peter Scholl-Latour. Über den wurde allerdings schon genug geschrieben – und ich würde mir wünschen, wenn alle, die gestern über ihn geschrieben haben, stattdessen lieber seine Bücher gelesen hätten, die uns als „Westen“ eine problematische Zukunft vorhersagen. Besinnlich wären heute auch Gedanken über die Welle von Hass, die über die Welt in diesem Jahr hereinbricht. Fernab jeglicher ziviler Umgangsformen, die sich in Deeskalationstrategien und diplomatischen Offensiven zeigen könnten, in vertrauensbildende Maßnahmen, die im Kalten Krieg das verlorengegangene Vertrauen langsam wieder aufbauen sollten eiert die Welt auf einen katastrophalen Zustand zu. Aktuell sind es die Krisen im Gazastreifen, der scheinbar unaufhaltsame und äußerst brutale Aufmarsch einer Privatarmee im Norden des Irak (ja – so könnte man sie auch nennen: eine von saudischen Ölgeldern bezahlte Privatarmee – also letztlich mordet da auch das Geld deutscher Autofahrer) und eine drohende Weltkriegsgefahr im Osten des so lange friedlichen Europas, das momentan wie schon 1914 plötzlich am Rande eines fürchterlichen Abgrundes steht, sogar der Spiegel warnt aktuell vor einem Krieg, der aus einer allgemeinen Hysterie entstehen kann … aufgrund einer einzigen Falschmeldung über den Zusammenstoß ukrainischer und russischer Truppen.

Schon läuft die Dynamik weiter: die Ukraine bittet den Westen um militärische Unterstützung (siehe Welt), die zumindest von der Seite der USA kommt: unabhängig von jeder neutralen Untersuchung, unabhängig davon, ob die Meldungen wahr oder falsch sind, warnen die USA derzeit Russland, die (möglicherweise gar nicht existenten) „extrem gefährlichen“ Einmischungen zu unterlassen (siehe Spiegel). Währenddessen kommt eine andere Dynamik ins Spiel, wegen der wir einen Peter Scholl-Latour gut als Ratgeber, Warner und Mahner gebrauchen könnten: die USA statten kurdische Kämpfer mit Waffen aus (siehe Tagesschau), ohne Rücksicht darauf, dass sie damit den Natopartner Türkei extrem brüskieren: die nun „guten“ Rebellen im Nordirak sind Feinde der Regierung in Ankara, die es in Zukunft mit ihnen schwerer haben wird. Doch Ankara reagiert umgehend und stellt sich im laufenden Wirtschaftskrieg gegen die Nato, beliefert Russland mit Obst und Gemüse (siehe DWN), weltweit stellen sich Staaten an die Seite Russlands, das nur im Westen als böser Täter verunglimpft wird (siehe Nachrichtenspiegel). Schon allein wirtschaftlich gesehen breitet sich hier ein Weltkrieg vor, dessen Ende nicht abzusehen ist – nur kann man jetzt schon sehen, dass die Konstellationen der Welt sich ändern, so sprach Harald Schuhmann 2011 von neuen Konstellationen, die nun überraschend schnell aktuell werden:

Es ist durchaus denkbar, dass die sogenannten Schwellenstaaten Brasilien, Südafrika, Indien, China und Teile der ehemaligen Sowjetunion als politische Alliierte auftreten“ (aus: Dirk C. Fleck, Die Vierte Macht, Hoffmann und Campe, 1. Auflage 2012, Seite 35).

Drei Jahre später bahnt sich eine Gemüse- und Obstallianz zugunsten Russlands an, aus der schnell ganz andere Bündnisse werden können, wenn die EU – wie geschehen – die Schwellenländer weiter bedroht. Kritische Selbstreflexion westlicher Politik findet nur noch vereinzelt statt, man kann den Eindruck haben, eine satte gelangweilte Oberschicht stürzt sich begeistert in neue Konflikte, um der Ödnis ihres Alltages entfliehen zu können.

Was jedoch am Meisten beunruhigen sollte, ist der geplante Zusammenbruch der USA.

Ich weiß, dass hört sich jetzt wie eine Verschwörungstheorie an, weil eine kleine Oberschicht uns gerne verkaufen möchte, dass sich Politik und Wirtschaft grundsätzlich immer planlos und ohne jede Vernunft entwickeln, alles ist vom Zufall ausgewürfeltes unausweichliches alternativloses Schicksal, dem wir hoffnungslos ausgeliefert wären, wenn nicht unsere Konzernherren, Bundestagsabgeordneten, unser Diplomaten und Politiker nicht tagtäglich heroisch dagegen ankämpfen würden.

Leider ohne Erfolg, wenn man sich die augenblickliche politische Weltlage anschaut.

Nun – wenn ich über einen geplanten Zusammenbruch nachdenke, so hat das einen besonderen Grund – wie es aussieht, hat sich nämlich schon ziemlich früh jemand Gedanken über mögliche Unruhen gemacht und das Programm 1208 ins Leben gerufen, das später zum Programm 1033 wurde (siehe Justnet.org), ein Programm, das die amerikanische Polizei zu einer Armee umbaute (siehe Newsweek).

Dieser Umbau von Polizeieinheiten zu paramilitärischen Streitkräften tritt aktuell durch die Ereignisse in Fergusson/Missouri deutlich vor die Augen der Weltöffentlichkeit. Nach dem Polizisten einen unbewaffneten Teenager mit mehreren Schüssen niedergestreckt hatte, revoltierte das Volk (siehe Tagesschau) – und sah sich auf einmal einer gegen die eigenen Bürger perfekt ausgerüsteten Armee gegenüber, deren Umbau und Ausrüstung von langer Hand geplant wurde (siehe Tagesschau):

Die militärisch anmutende Ausstattung von Polizeieinheiten ist kein Zufall. Seit 1997 können Behörden durch das sogenannte 1033-Programm kostenlos Fahrzeuge und Waffen bekommen, die von der Armee nicht mehr benötigt werden. Darunter sind auch gepanzerte, minensichere Fahrzeuge sowie Sturmgewehre und Hubschrauber.

Ursprünglich sollte das Programm vor allem im Kampf gegen Drogenkartelle helfen. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde es erheblich ausgeweitet. Allein im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der zuständigen Behörde Waren im Wert von rund 450 Millionen Dollar zivile Stellen überschrieben.

Seit 1997! Wer wusste 1997 von den Unruhen in Fergusson? Wenn man eine solche Gefahr auf US-Boden vermutet – wo bleiben die Deeskalationsstrategien? Oder sind die etwa gar nicht gewollt? Eine gefährliche Frage, weil sie schon unterstellt, das – entgegen dem herrschenden Aberglauben – Wirtschaft und Politik IMMER  mit Plan und Ziel arbeiten, ja deshalb sogar ganze teure Planungsabteilungen beschäftigen.

Nun – Fergusson ist nur ein Brennpunkt in den USA, aber einer, der zeigt, welche Folgen die Militarisierung der Polizei haben kann. Erinnert sich hier noch jemand an den guten alten britischen „Bobby“ – jenen Polizisten, der ohne jegliche Schusswaffe für Ruhe und Ordnung sorgte? So sieht das Prinzip der Deeskalation aus. Kann sich noch jemand an die „Mounties“ erinnern, die berittenen kanadischen Polizeieinheiten im 19. Jahrhundert? Anders als die US-Kavallerie ritten sie allein ins Indianergebiet – und genossen bei ihren Kontrahenten aufgrund ihres Mutes einen hervorragenden Ruf – der sie weitgehend vor körperlichen Angriffen schützte. Lektionen, die scheinbar vergessen sind? Wie die Lektionen, die Gandhi der Welt lehrte?

„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“ – so ein deutsches Sprichwort, das auf die Eigenverantwortung des Handelnden hinweist. Ein Bobby hätte gar keinen erschießen können – und ein einzelner Mountie stellt für niemanden eine Gefahr da. Beide aber erinnern daran, dass „Polizei“ für „Recht und Ordnung“ steht – nicht für Bürgerkrieg und Aufstandsbekämpfung, ja, gerade um solche Exzesse im Keim zu ersticken, gibt es ja die „Gesetzeshüter“ – es wird nur oft vergessen.

In Fergusson hatte man sich für andere Wege entschieden, Wege, die letztlich dazu führten, dass der Gouverneur die Polizei der Stadt entmachten musste, die sich anmaßte, auch gegen unbequeme Reporter vorzugehen (siehe Spiegel). Doch wo der Hass einmal gesät worden ist, ist er nur noch schwer einzudämmen, weshalb aktuell die Ausschreitungen weiter laufen (siehe Tagesschau).

Fergusson ist eine Momentaufnahme, die zeigt, welche Folgen das Programm 1033 für das ganze Land, für die ganze Zivilgesellschaft haben kann. Kann es wirklich sein, dass niemand 1997 an diese Folgen gedacht hat?

Lenken wir den Blick auf andere Entwicklungen: die Staatsverschuldung der USA, für Planungsabteilungen in Wirtschaft und Politik eine wichtige Kennzahl.

Im Jahre 2004 lag sie noch bei 8 BILLIONEN Dollar – das sind 8 000 Milliarden. Aktuell – im August 2014 – liegt sie bei 18,5 Billionen Dollar: 10000 Milliarden in zehn Jahren, allein der Anstieg von 2013 (17,5 Billionen) zu heute beträgt eine Milliarde Dollar – und das Jahr ist noch lange nicht zu Ende (siehe Statista). Wer ein wenig was vom guten alten „Haushalten“ versteht, würde sich Sorgen machen – Sorgen darüber, dass der Staat in absehbarer Zeit völlig zahlungsunfähig wird und die Gesellschaft in Folge komplett zusammenbrechen würde: Hungersnöte im reichsten Land der Welt (allein im August 2014 überlebten über 47 Millionen Amerikaner im reichsten Land der Welt nur Dank Lebensmittelmarken – der letzten Form von Überlebenshilfe, die bald nicht mehr bezahlbar sein wird – siehe Food and Nutricion Service, 2009 waren es noch „nur“ 33 Millionen) werden immer denkbarer … und die Poliei wird seit 17 Jahren gegen die dann zu erwartenden Aufstände und Plünderungen gezielt ausgerüstet.

Zufall?

Oder ist es gerechtfertigt, von einem „geplanten“ Zusammenbruch zu sprechen? Nun – zumindest kann man sagen, dass der wirtschaftliche Zusammenbruch der USA von Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politk billigend in Kauf genommen wird, man nichts unternimmt, um gegen zu steuern – außer für die Sicherheit der eigenen Nobelvilla durch paramilitätische Einheiten zu sorgen, die von „Freunden und Helfern“ zu schwer bewaffneten Feinden der zivilen Gesellschaft mutieren … was in Fergusson wohl allen Beteiligten Polizisten viel Freude bereitet hat.

Kemal Dervis, türkischer Wirtschaftswissenschaftler und Politiker, sieht ein Anwachsen der Anzeichen für den großen, weltweiten Zusammenbruch (siehe Wirtschaftsblatt.at):

Große Katastrophen können schrittweise eintreten. Führende politische Entscheidungsträger können sich als „Schlafwandler“ erweisen, denen es nicht gelingt, die Risken zu bewältigen. Auch die finanzielle Kernschmelze des Jahres 2008 wurde durch schlafwandelnde Politiker verursacht. Die Folgen der Finanzkrise waren zwar nicht tödlich, aber die politischen Auswirkungen von Massenarbeitslosigkeit und die erhöhte Wahrnehmung wirtschaftlicher Unsicherheit begleiten uns noch immer.

Aus der Sicht eines Politiker mag es angehen, so zu tun, als seien sämtliche Kollegen weltweit nur „Schlafwandler“ – was aber für die Bürger dieser Welt bedeuten würde, dass man sie sofort des Amtes entheben müßte, weil Schlafwandler keinerlei Verantwortung tragen können. Es ist aber gerade das Prinzip der Verantwortung, dass uns als Weltbürger zu der Aussagen bringen sollte, dass der Zusammenbruch der Weltwirtschaft im Allgemeinen und der Zusammenbruch der USA im Besonderen wohl offensichtlich geplant war, den Begriff „Schlafwandler“ gibt es nämlich nicht im Vokabular der verantwortungsbewussten Ethik.

Und entscheidet man sich bewusst dagegen, notwendige Maßnahmen zur Rettung der Zivilbevölkerung vor dem Zusammenbruch sämtlicher sozialen Systeme zu treffen, so ist das zumindest ein passiver Plan für die Zukunft, ein Plan der Duldung der Gefahr des Zusammenbruchts, der deshalb bewusst zu nennen ist, weil die Aufrüstung der Polizei kein Akt von blinden Schlafwandlern ist, sondern eine konkrete Entscheidung für eine sehr düstere Zukunft – und das nennt man gemeinhein auch einen Plan.

Und so erleben wir in Fergusson gerade den Beginn des geplanten Zusammenbruchs der USA – und sollten daraus schnell Lehren für die europäische Werte- und Sozialgemeinschaft ziehen, bevor uns eine blinde und taube Allianz von Schafwandlern in Konfrontationen ziehen, vor denen ein Peter Scholl-Latour immer gewarnt hat, zuletzt in seinem 2013 erschienen Werk: „Die Welt aus den Fugen“.

2014 – erleben wir selbst Tag für Tag, wie sehr die Welt aus allen ihren Fugen fällt … und wie Peter Scholl Latours Werke vom „Weg in den neuen Kalten Krieg“ (erschienen 2008) längst bittere Realität geworden ist und „Die Angst des weißen Mannes“ (ebenfalls erschienen 2009) in Fergusson, mitten im Herzland der USA, ihre ersten Opfer fordert.

Man hätte wirklich mehr von ihm lesen sollen – als über ihn schreiben.

 

 

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