Manche Wörter sollte man nochmal erwähnen, bevor sie aussterben – zum Beispiel das Wort „Besinnlichkeit“. Wir wissen wenig über frühere Zeiten, wenig über das, was wirklich „Alltag“ war im Mittelalter. Wir merken uns Könige und Kriege – und nebenbeivernachlässigen wir vollkommen die kulturstiftende und friedensbringende Kraft des Handels. Da fallen uns gerade noch die Fugger ein – oder Marco Polo – das war es dann schon. Eine sehr militaristische Geschichtsbetrachtung, ein sehr eingeschränkter Blickwinkel – aber wir haben ja noch Zeit etwas daran zu ändern.
Wovon man aber ausgehen kann ist die Tatsache, das das Leben früher viel besinnlicher war … wenn´s nicht gerade Kriege gab. Aber auch die konnte man unbeschädigt an Leib und Leben überstehen, weil die Zivilbevölkerung erst in der Neuzeit ins Visier der Menschenvernichter geraten ist. Manche Leute pflegten – wie Ernst Jünger – Besinnlichkeit sogar mitten auf dem Schlachtfeld. Warum auch nicht – es ist immerhin eine erquickende Kunst.
Besinnlichkeit bringt einen dazu, Fragen zu stellen, die man ansonsten nicht stellen würde, weil wir nicht dazu kommen, scheinbare Selbstveständlichkeiten zu hinterfragen. Zum Beispiel die Frage: Wozu haben wir eigentlich Staat? Die historische Antwort ist einfach: zum Zwecke der Ausbeutung. Jedenfalls würde ich diese Perspektive als eine der Ersten in Betracht ziehen, denke da an den „Warlord“ mit seiner kleinen Burg, von der aus der die Umgebung tyrannisiert.
Erst später kamen kirchliche Gelehrte in Europa auf die Idee, das Herrschaft eigentlich ja auch irgendwie legitimiert werden sollte – und schon war die Idee der „Schutzfunktion“ des Staates geboren worden, der adelige Landräuber wurde zum wohlmeinenden Landesvater, die Diktatur der Räuberelite machte auf einmal Sinn, weil sie (widersinnigerweise) den Menschen vor dem Menschen schützte. Gleichzeitig gab es aber auch eine andere Entwicklung: die Armbrust. Auf einmal war der gepanzerte Ritter nicht mehr unbesiegbar – ein kleiner Junge konnte ihn mit wenig Geschick vom Pferd holen.
Als dann jeder Bürger eine Pistole in der Hand hatte, war es ganz vorbei mit der Machtherrschaft des Adels. Jetzt konnten sogar die zerbrechlichsten Frauen den stärksten Mann ohne große Mühe entsorgen … da bedurfte es neuer Qualitäten für den Adel – und so wurde der Adel Edel oder bemühte sich zumindest, so auszusehen.
Ich gebe zu: das ist eine sehr kurze und einseitige Darstellung von Geschichte, die die Rechtsbildung von Stammesgesellschaften völlig außer Acht läßt – für Stammesgesellschaften ist aber die Schutzfunktion der Gemeinschaft so selbstverständlich, das sie gar nicht darüber reflektieren.
Das ist erst dann notwendig, wenn man merkt, das sie nicht mehr da ist – oder das die Gemeinschaft selbst zu einer Gefahr geworden ist.
Auf Deutsch gesagt, ist der Staat also da, um uns vor den Menschen zu schützen, mit denen Merkel essen geht oder die die Parteien als Berater hinzuziehen. Kein Wunder, das es uns schlechter und schlechter geht.
Und kein Wunder, das die Kultur der Besinnlichkeit zunehmend durch eine „Spaßgesellschaft“ ausgetauscht wird – eine Gesellschaft, die ihre Kapitalquellen aus Kinderarbeit und anderen kriminellen Machenschaften schöpft. Es ist jedoch weniger die „Spaßgesellschaft“ die als Oberbegriff interessieren sollte, sondern eher … der Begriff der “Kultur der Raserei”.
“Raserei” ist zum Selbstzweck geworden … einfach mal umschauen im Land. Wir rasen durch die Lüfte, durch die Straßen, durch die Geschäfte, ja, durch das ganze Leben. Egal wohin, Hauptsache schnell. Diese Raserei ist der Tod jeglicher Besinnlichkeit und dort, wo Besinnlichkeit keinen Raum mehr hat, breitet sich Dämlichkeit ungehemmt aus – und Dämlichkeit kann sehr teuer werden. Ich rede hier nicht von Moral oder gar Ethik, sondern von Euro, eine Sprache, die auch Unternehmensberater verstehen dürften.
“Staat” ist teuer. Schon an sich. Seine Diener wollen alimentiert werden – und das nicht zu knapp. Am Besten für ewig und mit einer kleinen Beförderung kurz vor der Pensionierung, Dienstvilla und Dienstwagen inklusive. Je größer der Staat umso mehr Lumpengesindel sammelt sich um seinen Reichtum wie die Motten ums Licht, alles erbärmliche Kreaturen mit dem Anspruch auf leistungslosen Wohlstand, der selbstverständlich nur ihnen zusteht und nicht den Witwen und Waisen im Land, für deren Versorgung wir Staat überhaupt geschaffen haben.
“Staat” leistet sich sogar besinnliche Menschen als Berater. Auch die sind sehr teuer, wobei man sich auch hier die Frage stellt: wozu müssen wir einen Historiker eigentlich bezahlen? Es gibt genug Heimatforscher, die in ihrerer Freizeit Geschichte schreiben und nebenbei ganz normal für ihren Lebensunterhalt arbeiten gehen. Wozu zahle ich als Staat Menschen, die solche Urteile fällen wir Egon Flaig?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31712/1.html
Kinderarbeit ist an sich keine Form von Unfreiheit.
Das würden Kinder vielleicht anders sehen, aber die leben auch nicht ein Luxusleben auf Kosten des Steuerzahlers. Und das wäre ja der Untergang der westlichen Zivilisation:
Wenn ein Nicht-Arbeitender sich weigert, eine Arbeit anzunehmen, weil sie ihm “nicht passt”, aber gleichzeitig fordert, dass die Arbeitenden für ihn aufkommen, dann tut er ein Doppeltes: Erstens wird er zum Ausbeuter – er lebt auf Kosten anderer – ähnlich wie ein Sklavenhalter; zweitens gibt er die Verantwortung für seine soziale Existenz ab und bürdet sie der Gesellschaft auf. Gerechtigkeit verlangt, dass jeder für sein Brot und seine Wohnung auch eine Gegenleistung zu erbringen hat; diese besteht in einer Gesellschaft vor allem aus seiner Arbeit – sofern er nicht physisch oder geistig behindert ist. Rechte implizieren Pflichten, andernfalls werden sie zu Privilegien. Wer das nicht akzeptiert, beansprucht für sich das Recht, von anderen versorgt zu werden – im Klartext: dass andere für ihn arbeiten. Ein solcher Anspruch entspringt entweder der Mentalität eines Kleinkindes oder derjenigen eines Kriminellen – oder soll ich hinzufügen: Derjenigen eines Sklavenhalters? Der Sozialstaat ist eine enorme historische Errungenschaft, und wir sind gehalten, ihn zu verteidigen. Darum müssen wir ihn auch vor Missbrauch schützen. Vor allem müssen wir verhindern, dass er sich in eine Versorgungsanstalt verwandelt, welche die Verantwortungslosigkeit fördert – mit fatalen Konsequenzen für die individuellen Fähigkeiten und die sozialen Kompetenzen der Fürsorge-Empfänger. Das Ende wäre eine sozioenergetische Entropie: Ein signifikanter Teil der Staatsbürger würde in alimentierter Unmündigkeit gehalten.
Und da gebe ich dem Professor doch mal vollkommen Recht. Alimentierte Unmündigkeit ist keine angenehme Sache. Muß er selbst am Besten wissen, denn er gehört zu denen, die der Staat alimentiert – wie auch Ärzte, Krankenpfleger, Pfarrer, Lehrer, Arbeitslose, Minister, Kanzler, Witwen, Blinde und Waisen. Und seine Gedankengänge sind ebenfalls nicht von der Hand zu weisen: der Faulenzer mit Versorgungsanspruch ist ein Sklavenhalter … aber darum gehen ja Faulenzer mit Versorgungsanspruch lieber in die Politik oder zur Bank anstatt eine Karriere als ARGE-Kunde anzustreben. Viele Menschen arbeiten dafür, das der Professor seine Ergüsse von sich geben kann, ohne von der Mühsal des alltäglichen Broterwerbs belästigt zu werden. Jetzt stellt sich doch die Frage: was tut der Professor nun für die Gemeinschaft? Er klärt uns über seine Sicht der Sklaverei auf:
Egon Flaig: Es gibt keinen “historischen Werdegang”. Denn Sklaverei hat es in allen Hochkulturen gegeben, und in einer stattlichen Anzahl sogenannter “primitiver Kulturen”. Sie speist sich aus zwei Quellen: a) aus dem Import von gewaltsam versklavten Menschen, in der Regel Gefangene von Kriegen und Überfällen; Orlando Patterson nennt das “intrusive Sklaverei” (der Sklave ist ein Fremder), b) aus der eigenen Bevölkerung, nämlich durch soziales “Herausfallen” – Kinderverkauf, Kindesaussetzung, Verkauf von verschuldeten Menschen, gerichtliche Verurteilung; Patterson nennt dies “extrusive Sklaverei” (der Versklavte wird in diesem Falle zum “Fremden” gemacht). Extrusive Sklaverei herrschte in Ostasien, v. a. China, Korea, und in Russland; intrusive herrschte vor allem in Afrika, in den präkolumbianischen Hochkulturen, bei Griechen und Römern bis zur Kaiserzeit, in der gesamten islamischen Welt und in der amerikanischen (Brasilien, Karibik, Süden der USA) Sklaverei.
Extrusive Sklaverei findet gerade vor unseren Augen statt, auch wenn der Professor das nicht sehen möchte, weil er die Formen der Sklaverei der Antike mit den Formen der Sklaverei der Neuzeit vergleicht und treffsicher feststellt: früher war das anders. Mit dem gleichen Argument könnte man sagen: es gibt heute keine Kriege mehr, weil niemand mehr Burgen oder Belagerungstürme baut – oder es gibt keine Ärzte mehr, weil niemand mehr zum Zwecke der Heilung zu Apollo betet.
Darum ist seine “Beweisführung”, das Hartz IV keine Sklaverei ist, auch so mittelmäßig – was nicht schlimm wäre, müßten wir das nicht bezahlen.
Der Vergleich des arbeitsunwilligen Hartz-IV-Empfängers mit dem Sklaven ist legitim und heilsam. Durch Vergleiche lernen wir unterscheiden, durch Unterscheiden kommen wir zu Erkenntnissen. Damit der Vergleich methodisch korrekt sei, frage ich nun Sie:
Wurde je Hartz-IV Empfängern – als solchen – der Pass entzogen, die Staatsbürgerschaft aberkannt und wurden sie in den Zustand der völligen Rechtlosigkeit versetzt?
Nein, aber er hat de fakto Hausarrest während der Dienstzeiten der Behörde. Vogelfrei ist er nicht – noch nicht – aber wir fangen ja gerade auch erst wieder an die Sklaverei wieder einzuführen.
Wo wurde ihr Vermögen eingezogen?
Gar nicht. Das müssen sie verbrauchen, bevor sie zu ARGE kommen. Das ist ganz schnell weg, wenn es nicht so groß ist, das man durch Zinserträge leben kann.
Wo wurden ihre Ehen aufgelöst und sämtliche Verwandschaftsverhältnisse annulliert?
Es lösen sich Bedarfsgemeinschaften aus, weil Eheleute gemäß Gesetz bestraft werden und einen noch geringeren Regelsatz erhalten. Und aus der Verwandschaft fallen sie durch Hartz IV heraus, weil sie die moderne Geschenke- und Partykultur nicht mehr mittragen können. “Soziale Isolation” ist da ein bekanntes Problem…..wie auch bei Professor Flaig, der wohl noch nicht ganz im 21. Jahrhundert angekommen ist.
Wo wurden ihnen die Kinder weggenommen und verkauft?
In Münster, weiteres ist in Vorbereitung
Und angenommen, man inhaftierte sämtliche arbeitsunwilligen Hartz-IV-Empfänger, wären sie dann Sklaven? Sogar Gefängnis-Insassen haben Rechte, auf die sie sich berufen können; sie sind Rechtspersonen, obwohl sie für eine bestimmte Zeit bestimmte Rechte nicht ausüben können.
Sie sind schon inhaftiert, die haben Hausarrest. Gefängnisinsassen haben Rechte, in der Tat. Die machen auch mal Rehabilitationssegeln um Mallorca herum. Hartz-Sklaven nicht.
Können Sie mir die Hartz-IV-Empfänger zeigen, die man in Kolonnen die Straßen entlang treibt, unterm Peitschenknallen von Aufsehern?
Das nennen wir heutzutage “Maßnahmen”, allerdings verwenden wir keine Peitsche mehr. Ach ja … unsere Soldaten reiten auch nicht mehr ins Gefecht. Und auch sonst hat sich einiges geändert. Wir können sogar fliegen und haben fließend Wasser und elektrisches Licht – aber das ist hier nicht das Thema.
Können Sie mir sagen, wo man sie öffentlich auf den Plätzen aufstellt, um sie – vor aller Augen – zu peitschen, ihnen ein Brandmal auf die Stirn zu drücken, ihnen Gliedmaßen abzuschneiden, oder sie zu Tode zu foltern?
In Frankfurt wollte man sie zur Schau stellen. Und diese Geschichte mit den Gliedmaßen und den Brandmalen machen wir heutzutage im ganz normalen Straßenverkehr, da brauchen wir keine gesonderten Veranstaltungen für. Zu tode Foltern wir immer noch … aber lieber psychisch. Das schont den Täter und macht weniger Dreck.
Bezahlt wurde der Professor für Besinnlichkeit, geliefert hat er: Raserei.
Jedes Imperium wurde auf den Rücken von Sklaven aufgebaut. Wenn ich einen Haufen Gold irgendwo hinlege und tausend Jahre später nachschaue, so habe ich immer noch einen Haufen Gold und keinen Krümel mehr. Nehme ich aber einen Haufen Menschen und lasse sie und ihre Kinder tausend Jahre für mich arbeiten, habe ich auf einmal das “Haus Hohenzollern” mit all seinen Liegenschaften. Oder ein römisches Imperium.
Flaig hat sicher recht: die Abolation war ein Riesenschritt nach vorne. Aber wie jeder nobel alimentierter Elfenbeinturmbewohner steckt er mit seinem Kopf in den Wolken. Sicher … die Sklaverei nimmt heutztage andere Formen an – wie andere Dinge auch. Trieben wir früher noch Schweine zum Markt um sie gegen Hühner zu tauschen, benutzen wir heute Geld um Waschmittel zu kaufen. Wo früher der Schuldturm stand und das Gefängnis, ist heute der Hausarrest im sozialen Wohnungsbau angesagt … denn Hartz-Abhängige müssen in den billigsten Schimmellöchern Unterschlupf suchen. Ist aber insgesamt billiger als eigens für die noch neue Gefängnisse zu bauen. Für die wird die Wohnung zum Gefängnis … und Fernsehen zur Strafe.
Sicher, meine Vergleiche sind nicht besser als die des Professors, aber ich werde für solchen Unsinn auch nicht bezahlt. Ich denke auch nicht, das Hartz-IV-Abhängige schon Sklaven sind – aber der Schritt geht in die Richtung. Viele Schritte gehen in diese Richtung – aber dafür muß man mal mit den Menschen reden … und nicht nur über sie. Wir haben zwar die Sklaverei abgeschafft, aber nicht die Gier der Sklavenhalter nach leistungslosem Wohlstand. Die suchen sich jetzt neue Wege, wie sie links und rechts um die Menschenrechte herum wieder neue Formen der Sklaverei einführen können….und die Agenda 2010 war für sie ein wichtiger Meilenstein.
Im Zeitalter der Raserei wird man aber nicht die Muße haben, innezuhalten und das zu merken. Und die Positionen, die wir extra für Besinnlichkeit bezahlen, werden von rasenden Menschen wie Professor Flaig besetzt. Fehlbesetzt, muß man sagen, denn den Nutzen seiner Arbeit für die Gesellschaft vermag ich jetzt nicht gerade zu erkennen, die Höhe seiner Alimente allerdings schon.
Ich schätze mal … für einen Egon fütter ich locker 20 Arbeitslose samt Familien durch. Aber die stiften dann weniger Unfug. So gesehen, ist eine bei Heise gefundene Forderung nach Kürzung der professoralen Alimente um 50% für mich sehr plausibel. Die Preise für Papiermüll sind zwar gerade im Anstieg begriffen, aber diesen Müll durch Professoren produzieren zu lassen scheint mir nicht mehr marktgerecht.