Ku Klux Klan

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Akute Kriegsgefahr: Nato marschiert in die Ukraine ein, Russland ist entsetzt, Oligarchie jubelt.

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Freitag, 14.8.2015. Eifel. Die Zeit bringt derzeit eine Vorabmeldung, die es in sich hat, eine Verschwörungstheorie von ungeahntem Ausmaß (siehe Zeit):

„Anders als vom Bundeskanzleramt behauptet, hat das Weiße Haus der Bundesregierung nicht untersagt, den Geheimdienstausschüssen des Bundestags die sogenannte Selektorenliste des US-Nachrichtendienstes NSA zur Einsicht vorzulegen.“

Ungeheuerlich, oder? Da behaupten doch die Amerikaner, dass Madam „Deutschland-geht-es-gut“-Merkel das deutsche Volk belügt. Wären es  nicht die Amerikaner, die diese Meinung äußern würde: wir hätten es mit einer klassischen Verschwörungstheorie zu tun. Wir haben ja den Umgang mit dem Begriff „Verschwörungstheorie“ gelernt: alles, was nicht Regierungsmeinung „des Westens“ ist, ist Verschwörungstheorie oder gleich knallharter Terrorismus. Wie soll man also damit umgehen, dass jetzt die „Guten“ sich gegenseitig der Lügerei bezichtigen?

Die „Guten“, das sind die USA, die derzeit schweres militärisches Gerät in die Ukraine verlegen (siehe Spiegel) und deren Polizisten in nur fünf Monaten 385 eigene Bürger erschossen haben (siehe Spiegel) – würde es sich nicht um die USA sondern um die Ukraine handeln, würde man von „heftigen Gefechten innerhalb der USA“ reden, so wie man aktuell in einer bei Yahoo veröffentlichten AFP-Meldung von heftigen Gefechten in der Ukraine redet, weil innerhalb eines Tages zwei Menschen starben (siehe Yahoo).

Die „Guten“, dass sind die Freischärler in der Ukraine, die gegen den bösen, kriegstreibenden Putin kämpfen. Ja – die mächtige Madam Merkel hat das jetzt so beschlossen, Putin will Europa in den Krieg treiben. Das sagt sie zwar nicht uns (weil: Deutschland-geht-es-gut … und jedes Kriegsgerücht ist somit Verschwörungstheorie und Terrorismus), aber das war ihre Botschaft für einen auserlesenen Kreis in Australien (siehe Geolitico). Wir brauchen ja so einen „Bösen“, um unsere Agressionen rechtfertigen zu können, ja, das ist ja der eigentlich Sinn von „Bösen“: sie sollen unsere eigenen Taten in einem guten Licht erscheinen lassen. Verrückt, oder? Aber das war doch Sinn der Agenda 2010: nicht die abartigen Finanzheuschrecken bedrohen unser Land, die zigtausende von Arbeitsplätzen vernichtet haben und viele Menschen in den Ruin trieben, sondern die Menschen, die durch die Finanzheuschrecken ihren Job verloren haben (sowie durch die Privatisierungsorgie der diversen Bundesregierungen, die mit den Erlösen die fetten Diäten der nun ziemlich folgsamen weil übersatten Abgeordneten finanziert) sind die Bösen, deren Faulheit, Dummheit und Verlogenheit die ganze westliche Welt in Gefahr bringt. Das jedenfalls haben alle geschluckt.

Selbst ein Monster wie Adolf Hitler brauchte seine Bösen – seltsam eigentlich, da doch psychopathische „Monster“ über kein Gewissen verfügen, dass sie zur Rechtfertigung treibt: bei ihm war es das ominöse Judentum, dass hinter allem Übel der Welt steckte, ja, dass die Nemesis der arischen Rasse darstellte. Dort tobte ein brutaler Religionskrieg – aber wir wissen da heutzutage gar nichts mehr drüber, weil wir uns sowieso nicht mehr mit den Hintergründen des Dritten Reiches beschäftigen – wieso auch: Hitler war so böse wie Putin und damit hat sich die Sache.

Schweifen wir nicht ab, bleiben wir bei den „Guten“, den Freischärlern, den Freunden des Westens. Der Spiegel hat kürzlich über sie berichtet (siehe Spiegel)

„Die Kämpfer hätten Gefangene „mit Hilfe eines Gegenstands gefoltert, der einem Stromgenerator ähnelt. Die im Keller gefangen gehaltenen Männer wurden nackt ausgezogen, an eine Betonwand gestellt und mit Wasser übergossen. Danach berührte man sie mit stromführenden Drähten an verschiedenen Körperteilen, etwa an der Schläfe, dem Geschlechtsteil und den Hoden“. In einer Aussage gibt ein ehemaliger Gefangener an, man habe ihn „unter Androhung des Todes gezwungen, einen anderen Gefangenen zu vergewaltigen“.“

Ja – das sind die „Guten“. Erinnert an US-Gefängnisse im Irak oder an Guantanamo. Deshalb: „gut“. In Deutschland wächst gerade die Zahl der „Freischärler“, die so gerne mit Asylbewerbern umgehen würden, deren Häuser in Syrien mittels Natogeld in Schutt und Asche gelegt wurden – hier jedoch verläßt die Komplexität des Themas endgültig das „Bild“ungsniveau des deutschen Mittelstands und wandelt deshalb ebenfalls in die Kategorie „Verschwörungstheorie“ – die an sich ja eine Art „Meinungsterrorismus“ ist. Ein Wunder, dass „der Westen“ diesen Begriff noch nicht für sich entdeckt hat. Kommt sicher noch, damit man im Kampf gegen den Terrorismus mal ganz andere Seiten aufziehen kann – zum Beispiel Blogger durch den Bundesstaatsanwalt jagen zu lassen.

Jetzt haben Sie bis hier gelesen, um Informationen über die reißerische Überschrift zu bekommen – die können Sie aber nur im Zusammenhang verstehen, weshalb wir im Vorfeld mal einige Begriffe wie gut und böse klären mussten, ebenso wie klargestellt werden muss, dass „Verschwörungstheorie“ heutzutage nichts anderes ist als das Gegenteil der Presseerklärung des Bundeskanzleramtes.

Kommen wir nun zum Einmarsch der Nato in die Ukraine. Er ist ganz öffentlich erfolgt, Sie konnten überall davon lesen – also tun Sie bitte nicht so überrascht: ich habe nur die Formulierung geändert (was mich in die Nähe zum Terrorismus rückt – zum Meinungsterrorismus), aber nichts an den Fakten (siehe Yahoo):

„Inmitten der andauernden Spannungen mit Russland hat die ukrainische Armee ein Großmanöver mit umfangreicher US-Beteiligung im Westen des Landes gestartet“

Dabei sind auch deutsche Soldaten. Können Sie sich vorstellen, was wir hier für Schlagzeilen hätten, wenn russische Truppen in der Ostukraine offiziell Manöver abhalten würden? Genau die, die oben stehen. Der bundesdeutsche Oberschichtsjournalismus würde geifern vor Wut, Günter Jauch würde persönlich mit dem G 3 in die Ukraine fahren um für Ordnung zu sorgen und dort vielleicht Gerard Depardieu treffen, der „für Russland sterben würde“ (siehe N-tv). Was wäre das für ein TV-Event!

Fakt ist: Natotruppen sind in die Ukraine einmarschiert. Natürlich auf Einladung der Regierung – aber diese Einladung hätte man ja auch ausschlagen können, immerhin weiß jeder um die „Spannungen“, die dort vorherrschen, Spannungen, die innerhalb kürzester Zeit – sagen wir mal: nächsten Monat – zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen können, die uns unseren Fernsehabend gründlich versauen werden – ebenso wie die Bundesligaspiele oder das Grillfest der Feuerwehr. Gut – diese Manöver gibt es schon seit vielen Jahren (siehe Spiegel) …. also unter JEDER ukrainischen Regierung. Egal wen die wählen, die Nato ist vor Ort. Verständlich, dass manche Politiker äußern, dass die Nato einen Angriff auf Russland plant, der jetzt in die Tat umgesetzt wird (siehe Focus), nachdem man zwanzig Jahre lang vor Ort üben konnte.

Es gibt natürlich eine Macht, die – unabhängig von jeder Regierungsform, die sich das ukrainische Volk verpasst – immer in der Ukraine regiert und derzeit den Präsidenten stellt: die ukrainischen Oligarchen mit ihren Privatarmeen und Privatabgeordneten: der Traum eines jeden Multimilliardärs. Das hier die Nato Seite an Seite mit folternden, privaten Freischärlern kämpft, erfährt man nicht so leicht. Hierzu muss man erst in die „Zeit“ schauen (siehe Zeit):

„Zu den Bataillonen, die er aufgebaut hat, gehören Aidar, Asow, Dnepr 1, Dnepr 2 und das Donbass-Bataillon.“ 

Nebenbei erfährt man in dem Artikel, dass diese Oligarchen auch ihre eigenen Abgeordnetengruppen im Parlament haben (woran erinnert mich das nur?) und Journalisten Morddrohungen schicken: das Paradies der Superreichen scheint in greifbare Nähe gerückt, der Staat an sich entmachtet – dank der Schutzmacht Nato, die dort offenbar Gleichgesinnte vorfindet. Schauen wir nun in die Neue Rheinische Zeitung:

„Auf ukrainischer Seite nimmt neben den regulären Armeeeinheiten auch die Nationalgarde an den Kriegsspielen teil. In dieser ist ein Großteil der Freiwilligenverbände wie das berüchtigte Asow-Bataillon zusammengefasst. Die deutschen Medien gehen auf Nummer sicher und berichten erst gar nicht von dem bisher größten NATO-Manöver in der Ukraine.“

Die Nato rückt als Schutzmacht von Oligarchen in die Ukraine ein – kein Wunder, dass die Oberschichtmedien unserer Oligarchen nicht darüber berichten, dass ihre Abgeordnetenabteilungen im Bundestag das Thema nicht anrühren wollen. Wer mal sehen möchte, wie das Asow-Batallion einen Kriegsgefangenen kreuzigt und bei lebendigem Leibe verbrennt, der wird hier fündig: schon der Ku-Klux-Klan fand diese Form der Unterhaltung brilliant.

40 private Battallione dieser Art marschieren in der Ukraine: Verbrecher, Vergewaltiger, Mörder, Räuber, Folterknechte – ganz dicht an der polnischen Grenze. „Unsere“ Freunde – bzw. die Freunde unsere Oligarchen, für die „wir“ jetzt in die Ukraine einmarschiert sind, um die Freunde unserer superreichen Plutokraten zu schützen, für die die Ukraine ein besonders wichtiges Land ist – und Putin ein besonders wichtiger Feind. Ja, wir schweifen jetzt ab – aber da geht kein Weg dran vorbei, wenn wir die akute Kriegsgefahr begreifen wollen, die jenseits der Parole „Deutschland-geht-es-gut“ vor unserer Tür lauert. Nur zu Erinnerung: die IS begann ihren Siegeszug mit ein paar hundert Kämpfern – was einen riesigen Medientrubel nach sich zog. Ein paar tausend zum Teil in den USA ausgebildete Schlächter hingegen werden … kaum erwähnt. In den USA ausgebildet? Ja – was meinen Sie, woher die diese Ku-Klux-Klan-Marotten herhaben (siehe Zeit):

„Die Ukraine will nach Angaben des Präsidentenamtes in Kürze 780 Soldaten der Nationalgarde zu einer US-Militärausbildung schicken. Diesen Umfang hatte US-Vizepräsident Joe Biden in einem Telefonat dem ukrainischen Staatschef Petro Poroschenko angeboten, teilte das Amt mit“

Kommen wir kurz zum Thema „Putin und die Oligarchen“ – dem Hauptgrund, warum die westliche Oligarchie seinen Kopf will. Der Grund steht auch offen im „Spiegel“, in einem Artikel, der sich eigentlich um eine Kriegswarnung eines Ex-Oligarchen dreht (siehe Spiegel):

Chodorkowski war in den Neunzigerjahren mit Bank- und Ölgeschäften zu einem der reichsten Männer des Landes aufgestiegen. 2003 wurde er verhaftet und in zwei Prozessen zu langen Haftstrafen verurteilt. In den Verfahren ging es um Steuerhinterziehung und planmäßigen Betrug. Die Anklageerhebung galt aber als politisch motiviert, Chodorkowski hatte Präsident Putin die Stirn geboten und die Opposition finanziert.

„Die Opposition finanziert“ hört sich ganz niedlich an, man kann das auch anders formulieren, wie man es momentan bei Wikipedia lesen kann (siehe Wikipedia):

„Im Vorfeld der Ermittlungen gegen Jukos hatte er als vermutlich reichster Mann Russlands angesichts der bevorstehenden Duma- und Präsidentenwahlen mehrfach verkündet, dass er nicht nur Parlamente, sondern auch Wahlergebnisse kaufen könne“

Ein Oligarch, wie man ihn im Westen gerne sieht, einer jener Männer, mit der die „unsichtbare Hand des Marktes“ sichtbar Russland ebenso unterwerfen wollte wie man schon die westlichen Demokratien unterworfen hatte – doch dort hatte der Staat etwas Ungeheuerliches getan und den Konzern, der Parlamente kaufen wollte (wie in der Ukraine) einfach zerschlagen – eine Entscheidung, die der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte als legal deklarierte – was den „Spiegel“ aber nicht davon abhält, weiter die Mär von politisch motivierter Enteignung zu tradieren (siehe Stern):

„Im Rechtsstreit um die Auflösung des russischen Erdölkonzerns Yukos vor knapp vier Jahren hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Russland weitgehend Recht gegeben. Moskau habe die gesetzlichen Vorgaben nicht für eine „versteckte Enteignung“ oder „absichtliche Zerstörung“ des Konzerns missbraucht, urteilten die Straßburger Richter am Dienstag. Alle Verfahren der beteiligten Behörden hatten eine legale Grundlage. Die rechtlichen Bestimmungen waren präzise und klar genug, um den Maßstäben der Europäischen Menschenrechtskonvention zu entsprechen.“

Merken Sie langsam, warum Putin plötzlich ein gefährlicher Kriegstreiber wurde und Russland wieder mal zum „Reich des Bösen“? Er hatte sich der globalen Plutokratie wiedersetzt – und muss jetzt dafür bezahlen. Darum übt die Nato jetzt auf ukrainischem Territorium zusammen mit den den USA ausgebildeten Privatarmeen, die in der Ukraine aktuell als „Nationalgarde“ organisiert sind.

Ach ja – wir wollten noch über die akute Kriegsgefahr reden. Ich möchte Sie hier nicht mit alarmierenden Schlußfolgerungen eines einzelnen Bloggers im Regen stehen lassen, so folgerichtig diese auch sein mögen. Von einer akuten Kriegsgefahr reden nämlich ganz andere Leute – man muss nur lange genug im Nachrichtenmüll („Iris Berben wird 65“, „Perfekter Sommersoundtrack“ oder „Die beste Sex-Zeit“, um nur ein paar jener „Nachrichten“ zu nennen, die unsere Aufmerksamkeit lähmen und uns vermitteln, dass die Welt in der Tat ein großer Ponyhof ist) wühlen, um sie aufzustöbern (siehe Spiegel):

„In einem Papier mit dem Titel „Vorbereitung auf das Schlimmste: „Machen die Militärübungen von Russland und Nato einen Krieg in Europa wahrscheinlicher?“ hat ELN zwei Manöver genauer untersucht und dabei Anzeichen dafür gefunden, dass „Russland sich auf einen Konflikt mit der Nato vorbereitet und die Nato sich auf einen möglichen Konflikt mit Russland vorbereitet“.“

„“Wir behaupten nicht, dass die Führung einer Seite entschieden hätte, in den Krieg zu ziehen oder dass es ein militärischer Konflikt unausweichlich wäre – aber dass es Tatsache ist, dass sich das Profil der Übungen verändert hat““

Geübt wird für einen realen Krieg – und für diesen realen Krieg hat die Nato ihre „schnelle Eingreiftruppe“ zum Schutz der privaten ukrainischen Freiwilligenbattallione verdoppelt (siehe Spiegel). China übrigens – eine Macht, die im Konflikt um die Ukraine gar nichts zu tun hat, hat den massiven Ausbau seiner Flotte beschlossen (siehe Spiegel) und so die Zeichen der Zeit erkannt. Von Russland – dem langjährigen Feind – fühlt man sich allerdings nicht bedroht, hier intensiviert man beständig die Zusammenarbeit. Das der Krieg immer wahrscheinlicher wird, versteht man aber nur, wenn man die Hintergründe des plötzlichen Konflikts mir Russland begreift: es ist ein Teil des Weltkrieges „reich gegen arm“, einen Krieg, den wir im Westen immer weiter verlieren und in dessen Rahmen das Volk belogen und Bürger des Westens in Massen erschossen werden. Es ist der Krieg der superreichen Oligarchien des Westens gegen den gesamten Rest der Welt – doch dass wird Ihnen so niemand sagen.Für Sie bleibt das der Krieg der „Guten“ gegen die „Bösen“.

Und gut ist, wer reich ist – oder?

 

 

 

 

Vom Ende der sozialen Revolutionen und seinen Ursachen

Vom Ende der sozialen Revolutionen und seinen Ursachen

Montag, 22.10.2012. Eifel. Wie jeden Morgen präsentieren uns die Medien ihrer Meinung nach absolut unverzichtbare Informationen.  Nehmen wir zum Beispiel den Spiegel, Deutschlands führendes politisches Online-Magazin. Da erreichen uns Berichte über Mathias Korsch, der in Wallertheim versehentlich einen jüdischen Friedhof gekauft hat.  Unverzichtbar für die demokratische Meinungsbildung auch der Artikel über die Bedeutung der Hupe bei  Motorradtouren in Vietnam. Die absolute Mehrheit der Deutschen könnte sich so etwas gar nicht mehr leisten, umso wichtiger, das man darüber informiert wird. Noch viel wichtiger ist jedoch die Information, das es in Deutschland am Wochenende richtig warm war. Da wäre uns doch glatt was entgangen, wenn der Spiegel nicht darüber informiert hätte. Was nicht fehlen darf: ein Artikel über Verschwörungstheorien, diesmal über den Ku-Klux-Klan, der Marlboro unterwandert hat. Jener Artikel enthält dann aber auch gleich eine kaum merkliche Nebenbotschaft für den Endverbraucher: wir erfahren, was das für Leute sind, die sich Gedanken über ihre Umwelt machen und erhalten einen Tip, was sie stattdessen tun sollen. Schauen wir uns erstmal die Forscher genauer an:

Immer wieder schließen sich unerschrockene Symbologen in ihre Gemächer ein, stellen den Track mit der „Akte X“-Titelmelodie im iPod auf Repeat und versuchen, der Pandorapappschachtel der Tabakindustrie durch Objektstudien und Assoziationsübungen ihre letzten schmutzigen Geheimnisse zu entlocken.

So stellt sich der Spiegel den Verschwörungsforscher vor … bzw. so soll sich der Leser all jene Leute vorstellen, die glauben, hinter der politischen Wirklichkeit steht Plan und Absicht und nicht nur bl0ßer Zufall. Das Leute, die den ganzen Tag immer dieselbe Filmmusik hören, sich in einem Gefängnis ihrer eigenen Phantasie befinden, ist dem Autor klar – und das soll auch der Leser so sehen:

Was steckt dahinter? Natürlich nichts – außer der prinzipiell großartigen Gabe des Menschen, die Wirklichkeit mit Vorstellungen anzureichern und abzumildern. Dieselbe Vorstellungskraft kann aber auch dazu führen, dass sich Menschen in Hirngespinsten ergehen. Vor allem, wenn sie in der dunklen Kammer tagelang über Zigarettenschachteln brüten statt Fußball zu spielen, tanzen zu gehen oder hübsche Mädels und Jungs kennenzulernen.

Das sollen wir: Fußball spielen, tanzen gehen oder hübsche Mädels und Jungs kennenlernen. Die größte Gefahr, die uns hier in Deutschland droht, ist ein jüdischer Friedhof, den wir zu spät erkannt haben. Ansonsten ist die Welt schön rosa, die Schäuble schwimmt in Geld – warum sollte man sich noch Sorgen machen?

Nun – Sorgen machen sollte man sich, wenn man ein politisches Nachrichtenmagazin aufschlägt und erfährt, wie man den neuen Tatort zu beurteilen hat oder was Helge Schneider mit seinen Studiogästen anstellt.

Natürlich gibt es dort auch andere Informationen. Sogar äußerst brisante. Aber: erstmal muss man sie finden – und dann muss man sich in jene äußerst bedenkliche Ecke bewegen, in denen Menschen – durch ständige Filmmusikberieselung abgestumpft – Hirngespinste produzieren – also Wahrheiten jenseits der offiziell erlaubten Wahrheiten suchen. So weit sind wir schon wieder … aber bleiben wir bei den brisanten Nachrichten. Wie schon mal erwähnt, hat Argentinien ein Kriegsschiff durch einen Hedgefond verloren (ein historisch äußerst markantes Zeichen), jetzt darf laut Spiegel die Mannschaft von Bord gehen, das Schiff selbst bleibt in Haft.

Der Hintergrund ist vor den Ereignissen der aktuellen Krise mehr als interessant:

NML Capital hatte während der Wirtschaftskrise im Jahr 2000 Staatsanleihen gekauft, bevor Buenos Aires im Zuge eines Schuldenschnitts einen Großteil seiner Kredite strich. Nach Darstellung des Fonds schuldet Argentinien ihm umgerechnet 285 Millionen Euro.

Da gibt es also den für Griechenland aktuell wieder verstärkt diskutierten Schuldenschnitt – und man sieht, was der letztendlich Wert ist: gar nichts. Unter völliger Missachtung der Menschenrechte der Besatzung (kein Wasser, kein Strom) setzt ein Hedgefond mithilfe von Dritte-Welt-Ländern die argentinische Marine fest.  Wir können jetzt schon erahnen, was das für Griechenland bedeutet: der Schuldenschnitt war keinen Pfifferling wert: notfalls werden sich die Fonds irgendein Dritte-Welt-Land untertan machen und ihre Schulden von denen eintreiben lassen. Es ist nur noch ein kleiner Schritt bis zu dem Moment, in dem man Mietschulden in Deutschland von Asylbewerbern aus Afghanistan eintreiben lässt – die Taliban sind es ja schon seit Jahrzehnten gewohnt, für US-Gelder Leute zu erschießen.

Früher hätte man als Staat seine Fallschirmjäger nach Ghana geschickt – falls es nicht sogar zu einer Strafexpedition gekommen wäre. Dafür reichten früher kleinere Anlässe: siehe den Artikel Kanonenbootpolitik bei Wikipedia. Angriffe auf Kriegsschiffe einer Nation bedeuten einen kriegerischen Akt, von dem man früher die Finger gelassen hätte – erst recht als kleines Ghana. Argentinien hat eine schlagkräftige Marine … aber der Hedgefond hat die Atombomben der USA im Hintergrund. Nicht nur die Atombomben – natürlich auch die Drohnen, die neuen Massenvernichtungsmittel, die ohne eigenes Risiko eingesetzt werden können. Kein Wunder, das der CIA jetzt noch viel mehr davon will (siehe Heise):  das sind die Kanonenboote der Moderne. Allerdings verteidigen sie nicht den Nationalstaat und sein Eigentum, sondern eher den Geist, der hinter den Hedgefonds steckt. Respekt vor der demokratischen Willensbildung in Nationalstaaten spielt hier keine Rolle mehr, die Restregierungen dort sollen froh sein, das nicht ihr ganzes Militär gepfändet wird.

Das wird auch gesehen: zwischen der Flut völlig unnützer Nachrichten, die nebenbei zeigen, das „Infotainment“ den Untergang jeglicher Information bedeutet, finden sich auch Informationen, die uns den Kurs unseres eigenen Landes für die Zukunft aufzeigen, siehe IBT

„Finanzminister Schäuble will die nationalen Parlamente entmachten und auf EU-Ebene einen Parlamentarismus à la carte einführen. Das ist ein Masterplan für Demokratie- und Sozialabbau, der Europa spalten wird, ohne den Euro zu retten“

Deutschland präsentiert sich mal wieder als Speerspitze beim Demokratieabbau, gefolgt von Großbritannien, wo aktuell weiterer Sozialabbau gefordert wird (siehe WSWS) und der Hass auf Arbeiter Hochkonjunktur hat (siehe Hintergrund).  Wer genau hinschaut, sieht auch schon die Zeichen für den weiteren Sozialabbau in Deutschland, das inzwischen in treuer Gefolgsmann des „american way of life“ ist, der nichts anderes besagt als: werde reich auf Kosten anderer.

Was auf uns zukommt, erfahren wir durch die Welt, die uns eine Studie über den Wirtschaftsstandort Deutschland präsentiert:

Denn eher schwach schneidet Deutschland der Untersuchung zufolge nicht nur bei der Verfügbarkeit von Fachkräften, der Bevölkerungsentwicklung und den Arbeitskosten ab – sondern auch bei der Leistungsfähigkeit der Regierung, bei der wirtschaftlichen Freiheit, beim Schutz des geistigen Eigentums und der Bürokratie.

Unsere Regierung muss noch viel mehr leisten – Arbeitskosten müssen sinken, die Handlungsfreiheit von Unternehmen muss optimiert werden, alle Regulierungen müssen fort. Das hohe Lied des Neoliberalismus, der Mutter aller Krisen, muss weitergesungen werden, bis das ganze Volk im Gleichschritt zum Wohle des Zinsterrors marschiert – in eine Zukunft, die der frühere Vizepräsident von Moodys als „europäischen Alptraum“ erlebt (siehe Wissensmanufaktur), der völlig unkalkulierbare Risiken mit sich bringt:

Es ist schon schlimm genug, dass die Welt absolut unvorbereitet auf eine Zukunft ist, die man vorhersehen konnte. Die nicht vorauszusehenden finanziellen, wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen der kommenden Krise könnten aber noch schlimmer werden.

Natürlich wird das schlimmer. Wenn Zivilisationen nichts anderes als Lebenssinn haben als die beständig progressiv steigende Kapitalakkumulation, bleiben letztlich nur eine Handvoll Menschen über, die alles haben und Milliarden, die für dieses Ziel Fronarbeit leisten müssen – das kann man sogar mir Hauptschulabschluss verstehen.

Gerade das Beispiel Griechenlands zeigt uns, wie ohnmächtig der Nationalstaat gegenüber den neuen Herren der Welt geworden ist: durch „dubiose Privatisierungen“ kaufen sich die steuerflüchtigen Griechen wieder in die heimische Wirtschaft ein (siehe Griechenlandblog), während die Konzerne dem Land den Rücken zukehren, weil sie keine Steuern mehr zahlen wollen (siehe IBT). So vernichtet man ganze Volkswirtschaften und führt ihre Vermögenswerte linientreuen Verwaltern zu, die im Auftrag der neuen Herren für fortschreitende Arbeitslosigkeit, Verarmung und Rechtslosigkeit der Bürger sorgen.

Man sollte schon genauer auf die Drohungen hören, mit denen sich sogar die USA selbst auseinandersetzen müssen – jene USA, die als Nationalstaat ebenfalls auf der Abschußliste der Konzernherrschaft stehen – siehe IBT:

„Fast alle Staaten mit schlechter Schulden-Dynamik werden herabgestuft werden, wir diskutieren nur noch über das Tempo,“ sagte Mather. Die Ratings von Unternehmen wurden in einigen Ländern nur zögerlich herabgestuft. „Aber wir denken, das Tempo wird im kommenden Jahr vielleicht wieder zunehmen.“

Da zeigen sich die Sprecher der Herren der Welt mal ausnahmsweise etwas offener und demonstrieren ungeniert ihre Allmacht über den kläglichen Rest: wir machen euch auf jeden Fall platt – wir diskutieren nur noch, wie schnell wir das tun werden.

Vorbei die Zeiten, wo die kaiserliche Garde (als Stellvertreter der exekutiven Gewalt des Volkes) umgehend die Bedrohung durch Besetzung der Büros der Verschwörer ausschaltet – ebenso ist die Zeit vorbei, wo wir auf Revolutionsgarden als Exekutive des Volkes hoffen durften. Fast schon niedlich wirkt der Aufruf der Wissenmanufaktur an Journalisten, man möge sich doch bitte mal mit ihnen in Verbindung setzen, weil man die Lösung der Krise in der Tasche hat, aber an ein Widerstandsrecht gar nicht mehr zu denken ist.

Jene Journalisten aber stehen ausnahmslos auf der Lohnliste der neuen Herren der Welt – oder in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit, die trotz sprudelnder Steuereinnahmen (siehe oben) jetzt massiv von der Bundesregierung unter Druck gesetzt wird (siehe Gegen-Hartz). Jene Journalisten predigen uns ja Tag für Tag, das wir nicht mehr denken sondern lieber tanzen, Fußball spielen oder die Volksbespaßungsaktionen der Volksbespaßungsunternehmen genießen sollen. Die „innere Emigration“ wird heutzutage von Staat und Wirtschaft via Bildschirm systematisch organisiert, um ja nichts dem Zufall zu überlassen.

Träume von sozialen Revolutionen kann man somit in die Sphäre gegenstandsloser Phantastereien verweisen – und Träume von politischen Revolutionen erst recht. Was würden solche Revolutionen auch noch ändern können? Was ändert sich an der internationalen Machtverteilung, wenn wir morgen alle SPD wählen – oder die LINKE, die Piratenpartei oder die Kommunisten (ach nein, geht ja nicht: die sind – anders als die NPD – verboten).  Nach einem kurzen Triumph kommen die Herren in den teuren Anzügen in die Regierungszentrale, (economic hit man nennt man sie), die die Revolutionäre von morgen zu den Unterdrückern von übermorgen machen: nicht umsonst ist Politik alternativlos geworden.

Die wenigen, die noch mit offenen Augen durch die Welt gehen, gleichen jenen Römern, die laut schreiend ins Colosseum rannten, weil die Westgoten vor den Toren der Stadt standen: der Pöbel, der Mob, die Masse wollte lieber sehen, wie Löwen Christen zerrissen als sich der Realität stellen, die viel zu grausam und unvorstellbar war, als das man sie gedanklich verarbeiten wollte. Sie gleichen Menschen, die am Bug der Titanic stehen und im Dunkel der Nacht die Vermutung äußern, das dort vorne womöglich gerade ein Eisberg am Horizont aufgetaucht ist. Hätte der Kapitän sofort das Schiff gewendet, wenn Menschen außerhalb der maritimen Befehlshierarchie auf die Brücke gestürmt wären, um dort unbequeme Wahrheiten auszusprechen? Hätte die Elite der Passagiere aufgehört  zu tanzen, wenn sie früh genug Warnungen erhalten hätte von Menschen, die kein Erste-Klasse-Ticket hätten?

Nein. Die Musik lief noch, als das Schiff längst sank.

Es gibt sie auch heute noch, jene Warner und Mahner – doch ihre Worte erzeugen keine Reaktion in der politischen und wirtschaftlichen Öffentlichkeit, selbst dann nicht, wenn sie in einem Vortrag bei der WTO über freien Handel Hitlers Wirtschaftspolitik loben, öffentlich die Vorteile der Sklaverei preisen oder allen Ernstes die Ernährung der Dritten Welt durch recycelten Kot forderten (siehe den Artikel über die Yes-Man bei Wikipedia). Wir erfahren auch, das die politische und wirtschaftliche Elite keinerlei Gespür mehr für menschliche Grenzen hat:

Die Ausführungen über Sklaverei und freie Marktwirtschaft dienten den Yes Men dazu, ein Plädoyer für die totale Überwachung von Arbeitskräften durch Manager zu halten. Die WTO sei der Meinung, dass die Effizienz der Produktion durch die Kontrolle des Arbeiters während der Arbeit und auch in seiner Freizeitgestaltung gesteigert werden könne.

In der Folge riss Mike Andy seinen Business-Anzug vom Leib. Darunter befindet sich ein golden schimmernder Trikotanzug, in dem ein überdimensionierter Phallus integriert ist. An der Spitze des Phallus befindet sich ein Eingabefeld, über das der Manager direkt mit dem Arbeiter kommuniziert. Praktisch sieht dies so aus, dass Mikrochips im Körper des Arbeiters implantiert werden, die elektromagnetische Signale in den Hintern des Managers senden.

Zu dem Vortrag erhielten die Yes Men wiederum nur Applaus und niemand schien irgendein Problem mit den Inhalten des Vortrags gehabt zu haben.

Die Art des Denkens, das von unserer Elite weltweit inzwischen akzeptiert wird, kann man als Geisteswissenschaftler nur noch als „dämonisch“ klassifizieren, die Dimensionen des Horrors und des Grauens, die dort auf uns warten, werden Hitlers Gruselreich in den Schatten stellen – und schon jetzt wachen eifrige Spiegeljournalisten darüber, das ja nichts davon an die Öffentlichkeit gerät.

Nochmal ein Auszug aus dem Artikel über die „Marlboro-Verschwörung„?

Laut Sigmund Freunds „Psychoanalyse“ deuten Angst und Grauen in Phantasien übrigens darauf hin, dass da jemand einen eigenen Trieb befriedigen will, von dem er weiß, sein Ansehen in der Gesellschaft dadurch sinkt.

Die Botschaft? Denkende Menschen sind asoziale Triebtäter mit geisteskranken Phantasien.  Wir wissen zwar, das die Macht des Ku-Klux-Klan bis in die Reihen der deutschen Polizei reicht (siehe Zeit), aber wer sich weitere Gedanken über den Einfluss jener Leute macht, muss mit einer Zwangseinweisung rechnen.

Wir haben wieder Denkverbote – jedenfalls dann, wenn wir darüber nachdenken, warum man Hitlers Wirtschaftspolitik bei der WTO loben kann, ohne einen massiven Proteststurm auszulösen.

Es ist auch nur gut, das wir diese Verbote haben: wenn wir nämlich anfangen würden, uns Gedanken darüber zu machen, wie die syrische Armee innerhalb Syriens einen saudi-arabischen Offizier und mehrere türkische Kämpfer erschießen kann (siehe Rianovosti), dann würden wir erahnen können, wie groß die Macht jener ist, die die Welt gerade wieder in einen Krieg treiben – und wie gering die Chance ist, auf der Basis dessen, was uns die Medien als Wirklichkeit verkaufen wollen, den laufenden Putsch der Ökonomie aufhalten zu können.

Wo bleibt da die Hoffnung, wird man jetzt fragen?

Wer hat eigentlich gesagt, das es immer und überall Hoffnung zu geben hat?

Die größte Hoffnung, die wir in einer bald total verwalteten, total kontrollierten und total ausgebeuteten Welt haben werden, mag die menschliche Sterblichkeit sein: der letzte Ausweg aus der Knechtschaft. Zumindest in meiner Familie galt noch lange das Motto Lever dood as Slaav (lieber tot als Sklave), während heute im Alltag eher das Motto gilt: eher Sklave als arbeitslos.

Bezeichnend für unsere Zeit ist auch, das der größte Feind der Moderne eine Religion ist: man will uns wohl auch noch das Jenseits als Fluchtmöglichkeit vor den Schuldeneintreibern nehmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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