Mittwoch, 12.3.2014. Eifel. Kennen Sie Uli Honeß? Ja? Ich nicht. Er soll ja irgendetwas mit Fußball zu tun haben. Und mit Wurst – soweit ich das verstanden habe. Ich habe nun mit Fußball nur noch wenig zu tun. Kein Wunder – ich bin ein erwachsener Mann, die Zeiten, wo ich mit Hans-Georg auf dem Hinterhof gespielt habe, sind vorbei, es gibt andere Dinge zu tun. Zum Beispiel Kinder erziehen, mit ihnen Leben, sie auf das Leben vorbereiten, ihnen täglich neues Futter für ihr Hirn zu präsentieren: das fordert einen ganzen Mann. Geld verdienen – auch nicht unwichtig. Die Zuteilungen des Tauschmittels von Vater Staat – auch jene, die über die Privatwirtschaft organisiert werden – fallen auch für mich beständig geringer aus. Zudem habe ich noch ein besonderes Hobby: das Maul aufmachen und die Demokratie retten – dass die in Gefahr ist, merkt man daran, dass sich kaum noch jemand daran erinnert, dass das zirkulierende Geld uns allen gehört – und nicht nur jenen, die zufällig durch Betrug, Korruption, Marktmanipulation oder Glücksspiel zu Unsummen nutzlosen Reichtums gelangt sind … der anderswo wieder anderen Menschen fehlt.
Ja – auch das ist eine Erkenntnis, die einem langsam mal kommen sollte. Wenn ein Mensch wie Herr Hoeneß reich geworden ist – wodurch auch immer – dann müssen irgendwo anders Menschen bitterarm geworden sein. „Reichtum“ ist der Ursprung aller Armut. In der Physik nennt man das kommunizierende Röhren: nehme ich der einen etwas Wasser weg, erhöht sich automatisch die andere Wassersäule – das ist in allen geschlossenen Kreisläufen so, es sein denn, man fügt immer mehr Wasser hinzu, d.h. man druckt Geld ohne Ende, so dass es seinen Wert verliert.
So einfach geht Geldwirtschaft, und wenn man das verstanden hat, dann hat Armut einen sehr angenehmen Beigeschmack: man gehört nicht zur Täterdivision, die es sich fürstlich gut gehen lässt, weil sie anderen beständig mehr wegnimmt.
Einfach Menschen auf der Straße wissen das – und sie wissen, wie schädlich und asozial der Tanz ums Goldene Kalb wirklich ist.
Solche Erfahrungen tradieren sich unter anderem in Form von „Religion“ – oder kennen sie eine Religion, die materiellen Reichtum als höchstes Gut preist? Noch nicht mal der Nationalsozialismus war so degeneriert.
Wenn wir uns fragen, wieso wir 2014 wieder am Abgrund eines Weltkrieges stehen – trotz Demokratie (siehe Neopresse) – so hat die Antwort viel mit dieser Erkenntnis der moralischen Degeneration zu tun – sprich: der um sich greifenden Dämlichkeit.
Nehmen wir einfach mal den Fall des Herrn Hoeneß, der durch Fußball reich geworden ist. Wer jetzt verwundert dreinschaut, soll aufgeklärt werden: ja, das geht heute. Man kann durch Fußball Multimillionär werden. Wieviel Geld der Hoeneß jetzt durch Fußball gewonnen hat, wieviel durch Wurst in einer Firma ohne Betriebsrat (ja – hat der nicht, siehe Wikipedia), wieviel durch Glücksspiel – woher soll ich das wissen. Offenbar weiß der das selber nicht so genau. Was ich aber weiß ist: heute kann man durch Fußball Millionär werden. Die, die besonders heftig ums Goldene Kalb tanzen, glauben, dass ein Unternehmen nicht dazu da ist, dass Volk mit möglichst hochwertigen Waren zu versorgen sondern dafür, um möglichst teuere Firmenwagen von der Steuer absetzen und sich selbst möglichst hohe Gehälter zahlen zu können. Sie spenden gerne von dem geklauten (privat kommt von privare = „rauben“) Geld (siehe: kommunizierende Röhren) für „gute Zwecke“, und die so zu Megakonzernen angefütterten Vereine bezahlen ihren Spielern Unsummen – mehr, als jeder produktiv tätige Mensch in dieser Gesellschaft je durch seine eigene Arbeitskraft erwirtschaften kann.
Über den Signalcharakter dieser Tat macht sich niemand mehr Gedanken. Wozu auch: Popstars und menschliche Kleiderpuppen werden ähnlich prächtig durchgefüttert, um normale Arbeit maximal zu entwerten, als Trostpreis für den abgehängten Durchschnittsbürger gibt es eine Million von Günther Jauch … aber nur, wenn man genug unnützes Wissen angesammelt hat. So zeigen die Spitzen der Gesellschaft gern: wer arbeitet, ist dämlich – und darf ausgenommen werden, um Fußballer und ihre Vereine fett werden zu lassen. Gleiches gilt auch für Unternehmen, die dann wirtschaftlich besonders „sinnvoll“ arbeiten, wenn sie ihr Umfeld maximal berauben, sprich: möglichst billige Ware zu möglichst überhöhten Preisen anbieten.
500 Millionen schweizer Franken soll der Unternehmer ohne Betriebsrat Hoeneß so angehäuft haben – in der Schweiz. Wie das gehen soll mit einem 300- Mann Betrieb, der gerade mal 55 Millionen Euro Umsatz im Jahr macht (siehe Spiegel), erschließt sich uns nicht ganz – und wieso ein Fußballverein 400 Mitarbeiter haben muss und einen Umsatz von 400 Millionen „erwirtschaftet“, erst recht nicht. (Nun – das Geld kommt von Audi, Addidas und Telekom … das wird also nicht „erwirtschaftet“, sondern verschenkt, siehe Augsburger Allgemeine. Kann man Spenden an Vereine steuerlich absetzen? Dann zahlen wir das alle. Aber das tun wir ja sowieso – Telekom, Addidas und Audi schlagen die Bayernmillionen einfach auf die Preise auf – das merkt keiner so direkt).
Hier wird es besonders asozial – aber das läuft auch mit Politikern, Fernsehmoderatoren, Journalisten und anderen Bessermenschen so. Behalte ich das Geld im Land, so kann es dort noch einen gewissen Nutzen haben – und sei es nur, dass es einer Bank erlaubt, günstige Kredite an innovative Unternehmer zu vergeben. Bringe ich es aber ins Ausland, so ist das echter Raub. Die Folgen?
Nun – die Rechnung für unsere hochindustrielle Gesellschaft muss dann jemand anders zahlen. Krankenhäuser, Feuerwehren, Schulen, Straßen, Polizei, Gemeindeverwaltung, Kindergärten, Bundeswehr, Bundestag, Förster und Flugsicherheit müssen halt bezahlt werden, dafür zahlt man halt Steuern. Infrastruktur gibt es halt nicht gratis. Das macht sogar jeder Hartz IV-Empfänger, der mit 19 % Mehrwertsteuer seinen Beitrag vom Lebensminimum leistet … und damit oft mehr zahlt als international tätige Konzerne auf deutschem Boden, die die Infrastruktur gerne maximal auslasten, die dort erwirtschafteten Gewinne aber lieber auf Raubkonten in der Karibik lagert – einer Region, die stets für ihre erfolgreichen Piraten und ihrem angenehmen Lebensklima bekannt war.
Sich an den Kosten nicht zu beteiligen, aber trotzdem den größtmöglichen Nutzen aus der Situation zu ziehen, nennen wir … „betriebswirtschaftliches Denken“ – oder Sozialschmarotzerei, je nach dem, ob wir zu den Räubern oder den Opfern gehören. Bei dem Horrorbild des dekadenten, saufenden, schlecht gekleideten und übel riechendem Arbeitslosen, das uns die Räuber eine Zeit lang intensiv vorspielten, um indirekt zu einer bundesweiten „Aktion Sozialhygiene“ aufzurufen, wurde diese Einstellung ja auch von gerade jenen gefördert, die mit ihren 30000-Euro-Anzügen in Deutschland Politiker spielen dürfen … alles auf Kosten der Steuerzahler, versteht sich.
Nun – als Krankenschwester, Feuerwehrmann, Polizist, Soldat, Altenhelfer oder normal unterbezahlter Arbeitnehmer muss man ja auch 100 Jahre sparen, um sich so einen Anzug leisten zu können: das geht nur, wenn viele viel Geld zusammenlegen.
Um von diesen Realitäten abzulenken (die derzeit ohne Weiteres in einen Weltkrieg hätten münden können – selbst heute meldet das Handelsblatt, dass „Merkel und Obama die Krim noch nicht aufgeben“ … so als hätte sie ihnen irgendwann wirklich einmal gehört) wurde ja auch Fußball mit viel Geld zum Volkssport gemacht. Es ist ein Spiel für kurzsichtige Taktiker, ein Spiel, in dem die Jagd auf Wild simuliert und das Zusammenspiel der Jäger geübt wird – ganz anders als Schach, das Spiel für Strategen und Herrscher. Man stelle sich mal ein Volk von Schachspielern vor – so wie die Russen. Denen macht man so schnell nichts vor, die merken ganz genau, wenn Staat und Gesellschaft nur noch dazu da sind, dass sich Aparatschiks die Taschen füllen.
Der Schachspieler jagt kein einzelnes Reh … er jagt die ganze Herde. Das schult des Denken in Zusammenhängen ganz ungemein.
Und in diesen Zusammenhängen müssen wir halt denken, wenn wir die augenblickliche Medienhysterie um einen ganz banalen Steuerhinterzieher mit einer Firma ohne Betriebsrat verstehen wollen.
So hat die Tagesschau aktuell vier Beiträge zum Thema Hoeneß im Programm, das Handelsblatt hat einen eigenen „Schwerpunkt“ mit mehreren Artikeln gebildet und Spiegel-online berichtet MINÜTLICH aus dem Gerichtssaal – so als ob es um das Schicksal der ganzen Nation geht.
Das Tolle ist: geht es auch.
Steuerhinterziehung ist Volkssport, siehe zum Beispiel Der Westen, FAZ, oder Deutsche Welle.
Man soll glauben: das machen alle – was nicht stimmt.
Es machen alle kriminellen Sozialschmarotzer, die sich gerne auch zu einer spontanen Allianz zusammenschließen, der wir jetzt gerade den Hype um Hoeneß zu verdanken haben. Und natürlich verstecken sich die kriminellen Sozialschmarotzer gerne hinter „allen“, um nicht aufzufallen … oder lenken alle Aufmerksamkeit gezielt auf Uli Hoeneß, als sei er der Gott der Steuerhinterzieher … und womöglich der einzige dieser Art, der je gelebt hat.
Dabei ist er nur ein kleiner Sozialschmarotzer, einer von ganz vielen, die dem Staat jährlich 30 Milliarden Euro stehlen, dabei selbst unermeßlich reich werden und ihre Umgebung unermeßlich arm machen.
Das nennt man üblicherweise asozial … und in der Tierwelt einen Parasiten oder Schmarotzer. Diese Bezeichnung trifft hier auch besser als bei den Arbeitslosen – die nämlich nehmen nur soviel, wie sie gerade zum Überleben brauchen.
Echte Parasiten nehmen soviel, wie sie nur irgendwie kriegen können – auch wenn der Wirt stirbt: egal!
Insofern ist „Sozialschmarotzer“ noch ein harmloses Wort – selbst dann, wenn es dem Herrn Hoeneß selbst schon zu weit geht (siehe z.B. Berliner Zeitung).
Gemeinschaftskiller wäre treffender.
Ist ihre Anzahl nur groß genug, können sie wie ein Rudel Hyänen einen ganzen, wirtschaftlich kerngesunden Staat zu Fall bringen … was das Volk dank „Opium Fußball“ erst sehr spät etwas mitbekommt.
Schon ziemlich dämlich, oder?