Im Deutschen Bundestag fand am 26. Januar 2022 ein Hochamt des fortgeschrittenen Irrsinns statt — Chronik eines sehr schweren Verlaufs.
(Gastbeitrag von Wolf Reiser, Grafik: E-Gruppe Berlin, edit: pw)
Blinde sollten keine Blinden führen — in Deutschland jedoch durften Desorientierte eine ausführliche „Orientierungsdebatte“ veranstalten. So geschehen am 26. Januar 2022 im Bundestag. Da sollte eine Art Vorklärung über eine mögliche Impfpflicht über die Bühne gehen. Wer also sollte darüber verfügen, was mit den Körpern der Staatsbürgerinnen und Staatsbürger — des „Souveräns“, wie es so schön heißt — künftig geschehen soll? Karl Lauterbach? Wolfgang Kubicki? Die Grünen? Oder doch lieber die Hüter christlicher Werte aus der Union? Auf keinen Fall, so viel schien klar, sollte dies den Besitzern besagter Körper selbst überlassen bleiben. So bezeugte schon der offizielle Anlass der Debatte die Rat- und Respektlosigkeit der meisten Debattierenden im Angesicht eines Virusgeschehens, das sich allen wohlmeinenden Einhegungsversuchen seitens der Staatsmacht bis heute hartnäckig widersetzt. Eine „Sternstunde“, hatten mediale Claqueure schon im Vorfeld des Events geraunt. Tatsächlich wurde die Gruppenselbsttherapie der Erwählten dann eher zum Dokument des gar nicht mehr so schleichenden, vielmehr eher galoppierenden Verfalls einer Demokratie. Der Autor zeichnet die High- und Lowlights dieses historischen Tags sowie einige Anekdötchen am Rande mit dem ihm eigenen Biss nach.
Kein schöner Land benötigt mehr Orientierungsdebatten als das unsrige. Es gehört zum Konzept der Offenen Psychiatrie, dass der Patient — zumindest tagsüber — kommen und gehen kann, wann und wie er will, und zudem befugt ist, die Therapie auch auf eigene Verantwortung abzubrechen.
Wer am 26. Januar 2022 das dreistündige Event aus dem Plenarsaal mitverfolgte, musste endgültig einsehen, dass es zwischen freilaufenden Patienten und verkleideten Ärzten keine Unterscheidungsmerkmale mehr gibt. Auch weiß hierzulande kein Mensch mehr, wer wem warum etwas sagt.
Das Deutschland des Jahres 2022 belegt im Karnevalsmonat quer durch alle maroden Schichten die Bahren der intellektuellen Notaufnahme. Ohne Kompass und bis zu den Augenbrauen maskiert schleppen sich die Bewohner über die Bühne einer nicht enden wollenden Travestieklamotte. Sie glotzen sich auf den Marktplätzen und in den Beförderungsmobilen gegenseitig an wie verpfuschte Repliken in einem peloponnesischen Provinzmuseum.
Die letzten Funken an Lebensenergie gelten dem meist plumpen Ermitteln einer weitgehend identischen Gesinnungslage in Sachen Booster, Nazi oder Klima.
Ausländer, denen 2006 beim Sommermärchen angesichts der wogenden Flaggenmeere ein wenig mulmig wurde, treffen jetzt auf Einheimische, die ihre Hosen bereits voll haben, bevor sie diese überhaupt angezogen haben.
So gegen 11 Uhr an jenem besagten Mittwoch flatterten die ersten Helikopter über dem Regierungsareal und verbreiteten fröhliche Walkürenstimmung. Um den, wie man sagt — weiträumig — abgeschirmten Orientierungssaal formierten sich Hundertschaften an reichlich behangenen Polizisten, die grünen und blauen Bussen entstiegen waren. Manche bauten rotweiße Stahlbarrieren auf, andere übten breitbeiniges Stehen oder musterten fachmännisch die träge lauernden Wasserwerfer. Zu den melodischen Sirenen addierte sich das unvermeidliche Blaulichtgeflacker und löste beim Betrachter dieses gewisse Kinofeeling aus.
Demonstranten filmten die Szenerie mit hochgereckten iPhones und Polizisten filmten professionell zurück. Zwischen den rivalisierenden Bildgestaltern stolperten vermummte Menschen umher, auf deren Rücken das Wort „Presse“ zu lesen war. Es fehlten nur die beiden Klitschkos und ein Stoßtrupp patriotischer Scharfschützen.
Die Reporter der Sendeanstalt Phoenix wiesen schon seit Wochenbeginn darauf hin, dass der deutschen Demokratie mit diesem parlamentarischen Edelformat in Sachen Pro- und Kontra Impfpflicht eine Sternstunde ins Haus stünde. Sternstunde — dieses mythenumrankte Hauptwort fahren die medialen Milchschnitten hierzulande immer dann auf, wenn sich Volksvertreter jenseits des Fraktionszwangs äußern und quasi sanktionsfrei eine eigene Meinung zur Schau stellen dürfen.
Naturgemäß gelingt dies immer dann am besten, wenn eine Debatte von Konsequenzen befreit ist, also lediglich dem Vorfühlen dient und einem Labortestlauf für spätere Zwangsmaßnahmen gleichkommt. Und was eignet sich besser für ein derartiges Live-TV-Spektakel als der alles beherrschende Krieg gegen das von der Charité traumatisierte Virus und Millionen gottverlassene Zwischenwirte?
Angesichts dieses Jahrhundertereignisses verschwanden die Vor- und Nachbeben der beliebten Talkshows in einem kurzen Lockdown und gaben den seriöseren Kollegen die Möglichkeit, mit ihrem vornehmsten Sprachgut ins Kraut zu schießen: Moral, Ethik, Gewissen, Freiheit, Abwägung, Staatsraison, Loyalität, Solidarität, Luther, Cicero, Kant, Macchiavelli, Montesquieu. Man sieht, diese Sache deutete auf einen ganz schweren Verlauf hin.
Während sich das Plenum hinter dem Phoenix-Stammtisch mit seltsamen Leuten füllte, warfen die Rotorblätter hoch über Sir Norman Fosters Kuppel idyllische Schattenkreise. Dieses britische Designkonzept, welches unserem Parlament die Krone aufsetzt, scheint von der Idee bestimmt, dem Diskurstempel nach außen hin eine Art Transparenz und Open Society-Intimität zu verleihen. Ein neutraler Berlintourist würde beim flüchtigen Betrachten den gesamten Reichstagskomplex eher für ein okkultes NASA-Zentrum halten.
Wer, zurück im Medienstübchen, den Stichwortgebern und Stichwortnehmern zuhörte, fühlte sich in attische Hochzeiten versetzt. Unscheinbare Hinterbänkler verwandelten sich in allerlei Periklese. Die Kraft der Imagination ließ lockenköpfige, lorbeergeschmückte und biosandalierte Tribunen im weißen Leinengewand Richtung Agora traben und zersausten Wegelagerern schwungvoll Autogramme geben.
Zwischen Demos und Dämonen erglühte die Kunst der Rede und bereits eine Stunde später erfüllten sich die feuchtesten Wunschträume des Plebs.
Ein grüner Eulenspiegel namens Till Steffens zitierte tatsächlich den berühmten Athener: „Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit und das Geheimnis der Freiheit ist Mut.“ In Zeitlupentempo verfolgte man den Flug eines Farbbeutels aus der Hand eines antiken Wutbürgers.
Parlamentarischer Klimakiller
Wer sich noch an Bonn erinnert, mag mit einem Seufzer anmerken, dass früher alles besser war. Mehr Demokratie wagen, Hodentöter, Arschloch, Nazi, Bolschewik, hörte man es brüllen und vorne unter dem Adler brillierten Weizsäcker, Hamm-Brücher, Wehner, Brandt und Strauß und lieferten der Nation einen deutschen „Rumble in the Jungle“ mit Hammer und Florett im Instrumentenkoffer.
Rhetorik wurzelte noch in der Kultur einer öffentlichen Aussprache mit oft fulminanter Energie in Sachen Unrecht, Freiraum, Chancengleichheit, Steuer, Korruption sowie privater wie staatlicher Kriminalität. Die Verfertigung der Gedanken beim Reden verlangte die Kunst, seine Zuhörer von einer Meinung zu faszinieren und zugleich die handwerkliche Kenntnis von der Wirksamkeit des Vortrags.
Beim Pöbeln eine Hand in der Hosentasche zu belassen, macht aus Kahrs keinen Kennedy — vom Rest mal abgesehen. Über Kohl, Kinkel und Steinmeier versackte die politische Rhetorik schrittweise im Keller dauerweihnachtlichen Sermons und 16 Merkeljahre zementierten einen parlamentarischen Klimawandel in Richtung Paralyse, Apathie und Narkotisierung.
Doch nach jeder Ebbe kommt die Flut und angesichts des erregenden Impfthemas versprach diese Orientierungsdebatte, zu einer spirituellen Sintflut anzuwachsen. Ganz im maritimen Sinne war zu hören, dass man hier und heute all die verdrossenen Menschen draußen im Land und vor den Volksempfängern wieder zurück ins Boot holen werde.
Am Ende eben jenes Tages bezeichnete zumindest ein mitfahrender Schiffsarzt die Debatte als „inhaltlich hochwertig“. Es handelte sich um den noch freilaufenden Bundesgesundheitsminister, der sich zwischen Markus Lanz, Anne Will und Frank Plasberg eine innerparlamentarische Pause gönnte. In seinem Beitrag zeichnete er das Schlachtfeld einer viralen Belagerung und zitierte den Militärhistoriker Hegel:
„Dieser habe einmal gesagt, Freiheit sei die Einsicht in die Notwendigkeit. Und ja, die Freiheit gewinnen wir durch die Impfung zurück.“
Es gibt viele Menschen, die eine grundsätzliche Skepsis gegenüber Mehrheitsmeinungen haben, doch es ist vorstellbar, dass sie bei journalistischen Bewertungen wie „Schande für den Bundestag“, „Niveau eines Kindergartens“ oder „Sternstunde der Scheißegalität“ eine Ausnahme gemacht haben.
Es fehlte eigentlich nur noch das Grußwort des Davoser Governance-Buddhas und ein Zwischenspiel des Wandergitarristen Wolf Biermann.
Im virenbedingt nicht ganz ausverkauften Bundescabaret ging es zu wie an einem Fellini-Set: Young-Leaderinnen und Leader, die Kostüme aus dem Merkelfundus trugen, bekannte Plagiatoren und bajuwarische Maskenvermittler, ältere Wendehälse und krawattenbefreite Schweinehirten, viel zu früh erkahlte Hornbrillenträger, nervös herumstehende NGO-Investoren, E-Mobillobbyisten, woke Kreuzberger Kiffer und auffallend viele extrem umfangreiche Abgesandte einer wohl überfraktionellen FatLM-Bewegung. Ich musste unwillkürlich an Arno Schmids Roman „Kühe in Halbtrauer“ denken, verwarf das aber umgehend, um nicht am Ende noch Ärger zu bekommen.
Während ein zerbrechlich wirkender SPD-ler im Hintergrund das Impfen als Weg zur Freiheit an und für sich herausstellte, bekannte bei Phoenix ein flatterhafter CDU-Hesse, man erkenne an Tagen wie diesen eindeutig, dass Deutschland eben nicht mit China oder Nordkorea vergleichbar sei. Man trifft selbst im aktuellen Deutschland selten auf jemanden, der so etwas behauptet. Doch andererseits kann man den Asiaten durchaus dazu gratulieren, dass man sie nicht staatlicherseits dazu gezwungen hat, diese Reden anzuhören.
Aber Einhalt! Korrektur! Es gab dann doch vier der Würde des Rituals angemessene Redebeiträge. Sie stammten von Gregor Gysi, Alice Weidel und Wolfgang Kubicki, der zu seinem Unbehagen reichlich Lob vom AfD-Block bekam. Und zuletzt von dem Linkepolitiker Matthias Birkwald, dessen Vater am Tag nach einer Impfung starb, der selbst dennoch geboostert ist, sich aber energisch gegen eine Impfpflicht aussprach.
Während er seine Gemütslage sehr bewegend erzählte, führten die Herren Scholz und Habeck ein sehr wichtiges Gespräch und hielten sich dabei die Hand über die Lippen, wie Marco Reus, wenn er vor einem Freistoßtrick seine Mitspieler einweiht. Hingegen beklatschte das Duo wenigstens die sehr selbstbewusste grüne Debütantin Ricarda Lang, die im Stile eines Vorwerkdrückers die totale Impfpflicht forderte, um nicht „weiter unkontrolliert von Welle zu Welle zu rutschen“. Sie stand allerdings zum Zeitpunkt ihrer Biotech-Reklamesendung bereits unter dem Einfluss eines unkontrollierten Omikron-Alkaloids.
Während der jeweils sechsminütigen Redebeiträge wandten sich die Redner immer wieder reflexartig und wohl in Erwartung eines Widerhalls nach rechts, also in Richtung Regierungsbank. Dort saß sechzehn Jahre lang jemand, der entweder telefonierte, scrollte, schmollte, sortierte, studierte oder in der Regel gleich nach der selbst verlesenen Gutenachtgeschichte im Spiegelkabinett von Udo Walz Platz nahm, nach Brüssel abdüste oder nach Wuhan, gerade noch beizeiten, am 8. September 2019, um der Büroeröffnung des berüchtigten Automobilzulieferers Webasto beizuwohnen.
Das Modell der demonstrativen Anti-Präsenz hat den Bundestag seither in die Stimmung einer kompletten Vergeblichkeit versetzt. Und wie es unserem autoritären Nationalcharakter eigen ist, folgen Lehrer und Schüler dem Beispiel der großen Rektorin, vertiefen sich während des Gequatsches der jeweils Anderen in Unterlagen oder spielen mit aufgesetzter Lässigkeit an neumodischen Tools herum. Wenn man den Ton am Fernsehgerät stumm schaltet, wirken die Bilder wie eine Live-Übertragung aus einem Telekom-Callcenter.
An jenem Mittwoch wurde der mächtigste Platz Europas von dem neuen Bundeskanzler Olaf Scholz in Beschlag genommen, der den leicht erhöhten Sitz dem unbeherrschten Lachanfall einer rheinischen Frohnatur verdankt, die im Nachhinein auch als eine Art Flutopfer zu gelten hat.
Doch auch an der Elbchaussee hat sich mittlerweile das süßlich-milde Siegergrinsen aus dem Gesicht verabschiedet.
Mit Joe Biden-ähnlicher Dynamik schaute Scholz entlang dieser drei Sternstunden abwechselnd auf den SMS-Traffic oder blätterte geistesabwesend in einem gelben Papierstapel. Nur wenn ein parteieigener Hobby-Eugeniker über den kausalen Zusammenhang von Bildung und Impfung dozierte, bewegte sich des Kanzlers Haupt unendlich langsam nach links und befreite sich kurz vom Fluch warburg’scher Alt- und Neulasten. Zur Sache selbst gab es von seiner Seite aus nichts zu sagen. Wieso auch? Kindersuizide, Massen-Insolvenzen, Kollektivtrauma, Astra-Kadaver und sonstige Nebenwirkungen — Fake-News, Pipifax, Vogelschiss, basta!
In der ersten Reihe sah man noch den eigentlich relativ überzeugten Impfpflichtgegner Christian Lindner beim Studium haptischer wie elektrischer Kommunikationsunterlagen. Am äußeren Ende leuchteten Turban und Trikot der knallbunt-hyperaktiven Innenministerin, die sich während Alice Weidels Ausführungen mit einem namentlich nicht bekannten Minister unterhielt und heimische Äppelwoi-Stimmung verbreitete.
Sonst da oben auf den Bänken des Hochamts? Bisschen Lesen oder so tun. Ein wenig Kritzeln oder so tun. Ein bisschen Fingernägel feilen, die bestens empfohlene Flatrate-Domina buchen, kurz den Unterricht stören, danach Austreten und ein wenig durchs Bild trödeln. Man kann sich alles leisten, nur nicht sich von Phoenix beim Zuhören erwischen zu lassen.
Vorwärts Immer
Vor gut zehn Jahren schon empfand Roger Willemsen den Bundestag als „Bau der nutzlosen Rede“, zeigte sich erschüttert von der „virtuellen Zwecklosigkeit im interesselosen Raum“ und leicht amüsiert vom Rollenspiel „all dieser Charaktermasken: Gretel, Polizist, Teufel, Hanswurst, Krokodil“. Auch sah er damals schon die ersten Wolken des ökostalinistischen Wahns einer Endzeitsekte am Firmament.
Anfang Februar 2022 stand in der Zeit, dass 83 Prozent der Bundesbürger für ein Handyverbot im Plenarsaal sind. Bereits im November 2017 ermahnte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble die Abgeordneten brieflich dazu, die Nutzung der Geräte während der Redebeiträge einzustellen und vor allem nicht mehr zu twittern und zu fotografieren.
Ein paar Hauptstadtjournalisten erkundigten sich daraufhin, wieso es im Bundestag zugehe wie in einer Neuköllner Problemschule. Hauptsächlich, so war zu hören, würde man jene Belange ergoogeln, die man bei der aktuellen Rede nicht so ganz umfänglich kapiert habe. Andere Politiker gaben an, sich lediglich neueste Studien zum jeweiligen Tagungsthema herunterzuladen.
Wir haben uns längst an diese Bilder unter der Kuppel gewöhnt, die narzisstische Neurotiker beim Ausüben der „schwarzen Pädagogik“ zeigen. Das Ignorieren und Verachten als Erziehungsmethode geht auf Dauer selten gut aus. Auch stellt sich die Frage nach Sinn und Motiv dieser Selbstdemontage.
Da haben typische Vertreter der Methode „Kreißsaal-Hörsaal-Plenarsaal“ einen Premiumjob mit oft lebenslanger Absicherung und an den paar Debattentagen die Möglichkeit, sich im Glanz der Größe zu präsentieren, ihre eigene Sichtweise oder meinetwegen Haltung zu schildern, diese öde Lesesaalstimmung aufzumischen, ihrem Stammvieh Gehör zu verschaffen und ganz nebenbei ein Land zu regieren. Verglichen mit der derzeitigen Problemdimension erscheinen die Nachkriegsjahre wie ein Kirmeswochenende.
Von wenigen Highlights abgesehen, wirken die aktuellen Parlamentarier wie lustlose Komparsen einer regionalen Soap. Mag sein, dass dieser Touch bereits zur neuen Young Leader-Coolness gehört. Diese Ampel verkörpert ohnehin nur noch ein Biotop dreier konkurrierender Plagen. Viele ahnen und wenige wissen, dass die entscheidenden Rennen längst gelaufen und die Gewinne ausbezahlt sind und es im weiteren Verlauf darauf ankommt, die vorgefertigten Satzbrocken zeitversetzt und künstlich mit Leben zu füllen.
Wie sollen aber normal denkende Menschen das System der Offenen Psychiatrie mit heiler Haut überstehen? Neu wählen? Wen denn? Nicht wählen? Hilft nicht viel. Ungültige Stimme abgeben? Das ist ohnehin der Dauerzustand. Die junge Generation heranlassen? Eine sehr gute Idee wie auch das Herabsetzen der Wahlberechtigung auf 12 Jahre.
Da es zur Lieblingsbeschäftigung des Bundestags zählt, Pakete zu schnüren, wäre es sinnvoll, den Kuppelbau an Amazon zu verticken.
Auch ließe sich das Parlament auf eine Person reduzieren. Lottozahlen, Wetter, Fußball und Inzidenzen werden bei Anne, Frank und Maybritt verkündet. Und im Sinne der Neuen Deutschen Welle empfiehlt sich auch beim Tiefbaubrojekt BER ein rasches Umbenennen in einen Georg Floyd-Airport. Ja, wir werden uns viel verzeihen müssen. Zum Thema Toleranz schrieb Fjodor Dostojewski einmal:
„Sie wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen.“
Essay von CJ Hopkins, 11.01.2020
(Übersetzung aus dem Englischen mit DeeplTrans, manuell geglättet;
Veröffentlichung mit freundlicher Genehemigung des Autors)
Volltext im Original: https://consentfactory.org/2021/01/11/are-you-ready-for-total-ideological-war)
Also, willkommen im Jahr 2021! Wenn die letzte Woche ein Vorgeschmack darauf war, wird es ein ziemlich aufregendes Jahr werden. Es wird das Jahr sein, in dem GloboCap jeden daran erinnert, wer eigentlich das Sagen hat und die „Normalität“ auf der ganzen Welt herstellt, oder zumindest versucht, die „Normalität“ wieder herzustellen, oder die „Neue Normalität“, oder den „Great Normal Reset“, oder „Den Neuen Normalen Krieg gegen den Inlandsterror“ … oder wie auch immer sie sich letztendlich entscheiden, es zu nennen.
Wie auch immer sie es nennen, auf jeden Fall hat GloboCap jetzt genug von den Spielchen. Sie haben die Nase voll von diesem ganzen „Populismus“-Quatsch, der die letzten vier Jahre andauerte. Jawohl, die Party ist vorbei, ihr von Russland unterstützten, rechtsextremen Terroristen! Ihr Trump-liebenden, Anti-Masken-Großmütter-Mörder! Ihr Impfgegner, Wahlbetrug-Verschwörungstheoretiker! Ihr Quertreiber, die ihr euch weigert, Befehle zu befolgen, tragt eure verdammten Masken, wählt, wen sie euch sagen, und glaubt, welche auch immer völlig schwachsinnige offizielle Propaganda, die sie in eure Köpfe gießen!
Oh, ja, diesmal habt ihr es wirklich geschafft! Ihr habt das gottverdammte US-Kapitol gestürmt. Ihr und eure rassistische, von Russland unterstützte Armee von Bisonhut tragenden halbnackten Schauspielern habt euch mit den Urgewalten des GloboCap angelegt, und jetzt, bei Gott, werdet ihr das büßen! Nein, versucht nicht, eure Verbrechen kleinzureden. Ihr habt ohne Erlaubnis ein Gebäude betreten! Das Gebäude, in dem Amerika die Demokratie simuliert! Ihr seid da drin rumgelaufen und habt alberne Fahnen geschwenkt! Ihr wart im Parlamentssaal, in den Büros des Volkes! Einer von Ihnen hat sogar seine dreckigen populistischen Füße auf Pelosis Schreibtisch gelegt … AUF IHREN SCHREIBTISCH! Diese Aggression wird nicht geduldet!
O.K., bevor ich mit diesem Aufsatz weitermache, muss ich meinen regelmäßigen Lesern erklären (falls es nicht bereits klar war), dass ich beschlossen habe, jedem Wort, das ich jemals geschrieben habe, abzuschwören. Und allen meinen Grundsätzen und auch meinem gesunden Menschenverstand. Und ich werde nun mit dem Rest meiner alten linken und liberalen Freunde in der Orgie des Online-Hasses und der Empörung mitmachen, der sie sich gerade besinnungslos hingeben.
Ja, mir ist klar, dass das ein Schock ist, aber ich habe die Zeichen von GloboCap an der Wand gesehen, und ich will nicht … ihr wisst schon, ideologisch „gesäubert“ werden oder wegen „Extremismus“ oder „Aufruhr“ oder „Inlandsterrorismus“ oder „Populismus“ oder was auch immer angeklagt werden. Ich habe eh schon genug Ärger, weil ich bei ihrer „apokalyptischen Seuche“ nicht mitspiele. Und was auch immer ich sonst noch bin, ich bin sicherlich kein Märtyrer, und ich muss mich um meine Karriere als Künstler kümmern, also habe ich entschieden, auf meinen inneren Feigling zu hören und mich im Gleichschritt dem gänsemarsch-schreitenden global-kapitalistischen Mob anzuschließen. Deshalb hört sich diese Kolumne etwas anders an als sonst.
Schaut mal, damals, vor meiner Bekehrung, hätte ich mich über meine liberalen Freunde lustig gemacht, weil sie diese „Erstürmung“ des Kapitols einen „Putsch“ oder einen „Aufstand“ nannten und forderten, dass die Demonstranten als „inländische Terroristen“ angeklagt werden sollten. Ich hätte sie wahrscheinlich ein bisschen dafür gescholten, weil sie im Internet wie ein Rudel seelenloser, totalitärer Schakale ihren Hass ausspuckten, auf jene unbewaffnete Frau, die von der Polizei erschossen wurde. Ich hätte vielleicht sogar eine Anspielung auf die berüchtigte Szene in Schindlers Liste gemacht, in der die Menge der „normalen“ deutschen Bürger lacht und johlt, als die Juden von den Nazischergen ins Ghetto abtransportiert wurden.
Aber jetzt, wo ich das Licht gesehen habe, sehe ich, wie schlecht und falsch ich lag. Ganz klar, das unbefugte Eindringen ins US-Kapitol ist ein Verbrechen, das mit dem Tod betraft werden sollte. Und die heutigen amerikanischen Liberalen mit den „guten Deutschen“ während der Nazizeit zu vergleichen, ist so empörend, dass … nun, es sollte am besten zensiert werden. Also, gut, dass ich mich entschieden habe, das nicht zu tun! Außerdem war die Frau eine „eifrige Verschwörungstheoretikerin“, also hat sie bekommen, was sie verdient hat, richtig? („Dumme Spiele spielen, dumme Preise gewinnen“, so lautet der offizielle, liberale, abgedroschene Spruch, glaube ich.)
In der Tat (und ich hoffe, meine liberalen Freunde lesen noch mit), hätte die Polizei die ganze Meute erschießen sollen! All diese von den Russen unterstützten Nazi-Aufständler hätten gleich an Ort und Stelle niedergeschossen werden sollen, bevorzugt von muskelbepackten Firmensöldnern und CIA-Scharfschützen aus Black-Hawk-Hubschraubern mit großen Facebook- und Twitter-Logos darauf! Eigentlich jeder, der im Capitol Building (das schließlich eine heilige Kathedrale ist) unerlaubt eintrat, oder der nur auf die Demonstration kam und ein MAGA-Käppchen trug, sollte von den Bundesbehörden gejagt, als inländischer, rechtsextremer Terrorist angeklagt, im Froschmarsch auf den Black Lives Matter Plaza geschleppt werden und dort einen Kopfschuss bekommen, live, im Fernsehen, so dass es alle an ihren Bildschirmen mitansehen und mitgröhlen können, so wie die Zwei Minuten Hass in 1984. Das würde diesen „Aufrührern“ eine Lektion erteilen!
Oder sie könnten sie auch in einem dieser mit Firmenlogos gepflasterten Stadien erschießen! Wir könnten es zu einem wöchentlich im Fernsehen übertragenen Ereignis machen. Es ist ja nicht so als gäbe es einen Mangel an Trump-unterstützenden „inländischen Terroristen“. Sie könnten jede Woche ein anderes Stadion benutzen, den Ort mit großen „New Normal“-Bannern schmücken, Musik spielen, Reden halten, das ganze Drumherum. Alle müssten natürlich Masken tragen und sich strikt an die soziale Distanzierung halten. Die Leute könnten die Kinder mitbringen und einen Erlebnistag daraus machen.
Nun, wie mache ich mich so weit, ihr linken und liberalen Freunde? Nein? Nicht fanatisch und hasserfüllt genug?
Okay, was braucht es also, um euch davon zu überzeugen, dass ich meine Meinung geändert habe, meine Meinung richtig verstanden habe und voll und ganz mit dem Totalitarismus der Neuen Normalität an Bord bin? Trump? Klar, ich kann Trump fertig machen. Ich hasse ihn! Er ist Hitler! Er ist ein russischer Hitler! Er ist ein russischer, weißer, supremistischer Hitler! Ja, ich weiß, ich habe die letzten vier Jahre damit verbracht, darauf hinzuweisen, dass er nicht wirklich Hitler ist, oder ein russischer Agent, und dass er wirklich nur derselbe lächerliche, narzisstische Arschclown ist, der er schon immer war, aber ich lag falsch. Er ist definitiv Hitler, und ein russischer Agent! Er ist sicherlich nicht nur ein pathetischer alter Hausierer ohne einen einzigen mächtigen Verbündeten in Washington, der nicht einemal einen echten Putsch inszenieren könnte, wenn Putin jeden blauen Staat auf der Landkarte atomisiert.
Nein, ich mache mir vor Angst vor seiner furchteinflößenden Macht in die Hosen. Vergesst, dass er gerade von Facebook, Twitter und zahlreichen anderen Unternehmensplattformen verbannt wurde und von den Unternehmensmedien, dem internationalen politischen Establishment, den Geheimdiensten und dem Rest von GloboCap seit dem Tag, an dem er den Amtseid abgelegt hat, zum Narren gehalten wurde. Vergesst die Tatsache, dass er, obwohl er die nuklearen Abschusscodes in seinen winzig kleinen Händen hält und Oberbefehlshaber des US-Militärs ist, das Äußerste, was er gegen seine Absetzung tun konnte, war, einen Arsch voll hoffnungsloser Klagen einzureichen und im Oval Office herumzusitzen, Cheeseburger zu essen und in die Nacht zu twittern. Nein, nichts davon bedeutet etwas, nicht wenn er immer noch die Macht hat, ein paar Dutzend verärgerte Amerikaner zu „ermutigen“, ins Kapitol zu stürmen (oder ruhig zu gehen) und Selfies zu machen, während sie auf dem Stuhl des Vizepräsidenten sitzen!
Schaut, der Punkt ist, dass ich ihn hasse. Und ich hasse seine Unterstützer. Ich hasse jeden, der ihn und seine Unterstützer nicht hasst. Ich hasse jeden, der keine Maske tragen will. Ich hasse die Republikaner. Ich hasse die Russen. Ich hasse alle, die sich nicht impfen lassen wollen. Mein Gott, wie ich sie hasse! Ich bin so voll von Hass und hirnloser Wut, dass es mich verrückt macht. Ich bin so mit selbstgerechten Hass verbraucht, Propaganda, und hergestellter Hysterie, dass, wenn Rachel Maddow, oder Chris Hayes, oder wer auch immer, mir sagte, dass es Zeit war, sie alle zusammenzutreiben, diese „inländischen Terroristen“, diese „Aufständischen“, diese „Verschwörungstheoretiker“, diese „Anti-Maske Extremisten“ (und alle anderen, die uns nicht gehorchen), um sie in Züge zu setzen und in Lager zu schicken, Ich würde wahrscheinlich zustimmen, dass das O.K. ist.
Und, wie mach ich mich, ihr Liberalen? Bin ich wieder im Club? Weil, ich habe es ja nun verstanden. Ich schwöre es! Ich bin geheilt! Gelobt sei Gott! Ich bin bereit, mit anzupacken und meinen Teil zu tun. Ich glaube an den Endsieg von GloboCap! Ich bin bereit, zehn, zwölf oder vierzehn Stunden am Tag zu arbeiten, wenn unsere Führer es mir befehlen, und alles für den Sieg von GloboCap zu geben! Ich bin bereit für einen totalen ideologischen Krieg … einen ideologischen Krieg, der totaler und radikaler ist als alles, was ich mir überhaupt vorstellen kann!
Sicher, unsere imaginären Feinde sind gewaltig (und dieser Krieg wird wahrscheinlich ewig dauern … oder zumindest bis zum Ende des globalen Kapitalismus), aber, mit den Worten eines unserer größten liberalen Helden, George W. Bush: „Versuch’s doch mal!“
(Übersetzung Ende)
+ zum Dessert evtl. ein Gläschen von George Carlin:
(Vortrag in Innsbruck am 3.10.2020)
?t=30
USA 2020. Korporatokratie kurz vorm Endsieg. Nur noch beim bösen Russen gibt’s im ‘Freien Westen’ ein bisschen Freedom of Speech.
The times, they’re changing. So what.
Freitag, 23.9.2016. Eifel. War ja eine sensationelle Nachricht die Tage: Müntefering, der alte Knochen aus dem Sauerland, verzichtet auf knapp 7000 Euro Rente. Wollte die Jubelmeldung selber bringen: wäre ja ein schönes Signal an die vielen „Parasiten und Schmarotzer“ (Originalton Sozialdemokrat), die von unseren Steuergeldern leben – vor allem die in Parlamenten – das man das Mandat auch als Ehrenamt begreifen kann, für das man gar kein Geld bekommen braucht. Was würden wir sparen, wenn sich all die Leute an den Geldtöpfen mit 600 Euro im Monat bescheiden würden? Deutschlands Schulden wären ruckzuck weg – aber wie ernähren lieber einen gigantischen, unersättlichen Wasserkopf, anstatt rational zu wirtschaften und nur das auszugeben, was da ist. Nur: leider meinte der Müntefering das so nicht. Der große Aufreger, der durch Deutschland ging, war mal wieder nur eine schnatternde Ente. Das, was Münte („wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“) gesagt hat, war viel schlimmer, glauben Sie mir.
Zitieren wie ihn mal vollständig – solange wir das noch dürfen, wenn das neue EU-Recht wirkt, darf der Graswurzeljournalismus das nicht mehr – bzw. es wird sehr sehr teuer (siehe Süddeutsche):
„Nur weil jemand auf nur 600 Euro Altersrente kommt, muss er ja nicht arm sein. Meine Mutter hatte keine Rentenansprüche, mein Vater ja. Meine Mutter hatte nicht das Gefühl, arm zu sein. Es war klar, dass das Haushaltseinkommen zählte. Ich denke, das gilt weiter“
Mir geht es nicht darum, dass die Definition von Armut nun ab heute von den Gefühlen von Müntes Mutter abhängig ist, sondern um das Denken dahinter, das man zurecht als frauenfeindlich deuten darf: sollen sich die Frauen doch einen Versorger suchen! Müntes vierzig Jahre jüngere Frau ist auch nicht arm – sie hat ja Münte. Die Empfehlung ist klar: Frauen – verkauft euch an einen reichen Mann, dann reichen auch 600 Euro Rente! Und wer sich nun nicht rechtzeitig um einen privaten „Versorger“ gekümmert hat – nun, der fällt aus dem Bewusstsein des Münte heraus.
Wir wollten ja aber über die SPD reden – bzw über deren Sozialrassismus. Was ist da eigentlich, „Rassismus“? Ich frage da mal die Bundeszentrale für politische Bildung (die BpB):
Der (politische, soziale) R. unterstellt eine Homogenität biologischer Rassen aufgrund äußerlicher Unterschiede von Menschen (wie z. B. der Hautfarbe). Den so konstruierten Gruppen werden fälschlicherweise bestimmte Wesenszüge und Charaktereigenschaften zugeschrieben. Diese werden in Bezug auf die eigene Gruppe überhöht und in Bezug auf andere Personen oder Gruppen abgewertet. Der R. fördert damit das eigene Überlegenheitsgefühl und erzeugt Vorurteile, Ablehnung und Feindseligkeit gegenüber anderen Menschen und führt zu sozialer Ausgrenzung.
Die BpB trägt hier noch einen primitiven Begriff von „Rassismus“ in die Welt, die Uni Düsseldorf ist da schon moderner – mit konkretem Blick auf realen Rechtsradikalismus (siehe Forena):
„Viele Opfer offener rassistischer Gewalt waren und sind Obdachlose, Behinderte oder Homosexuelle. Wenn sie auf offener Straße angepöbelt, angegriffen oder sogar erschlagen wurden und werden, richtet sich der Blick mit Abscheu vor allem auf die rassistischen, meist jugendlichen Täter. Dabei gibt es sowohl bei der Auswahl der Opfer als auch dem Versuch, sie aus dem öffentlichen Leben verschwinden zu lassen, Überschneidungen mit Denkweisen und Praktiken der Ausgrenzung, die in der Mitte der Gesellschaft fest verankert sind.“
Wissenschaftler wie sie sind formulieren sie auch die neuen Ansprüche der ultrarechten Szene an den „neuen Menschen“:
„Vor diesem Hintergrund wurde in diesem Projekt untersucht und dokumentiert, wie heute mit Menschen umgegangen wird, die keinen Platz (mehr) in der leistungsorientierten Arbeitsgesellschaft haben, die leistungsgemindert, behindert, schwerstkrank sind.“
Schon diese Menschen sind in Gefahr – durch rechtsradikale Skinheads. Und durch die SPD, die in ihren Köpfen nur noch Platz hat für den kerngesunden , bescheidenen und demütigen deutschen Arbeiter, der auch mit 75 noch auf dem Bau arbeitet, selbstverständlich genug Geld heranschafft, um sich eine Frau halten zu können, die wirtschaftlich absolut von ihm abhängig ist. Ich möchte die liebe Frau Adelheid Schmitz, die diesen aufschlussreichen Aufsatz formulierte, noch ein einziges mal zitieren, damit Sie begreifen, wie tief er faschistische Geist schon längst in die Mitte der Gesellschaft – also: in der SPD – eingedrungen ist:
„So wird z.B. nicht oder selten wahrgenommen, dass die humangenetische Zielsetzung „Kommendes Leid verhindern“ und die von rechten Skinheads zu hörende platte Parole „Unnützen Fressern das Maul stopfen“ viel miteinander zu tun haben: immer geht es darum, dass Menschen, die den Kriterien der leistungsorientierten Arbeitsgesellschaft nicht entsprechen, die schwerstkrank oder behindert sind, möglichst aus der Welt verschwinden oder gar nicht erst geboren werden sollen.“
Ja – der faschistische Geist teilt sich mit Münte den Leistungseros, die Verliebtheit in Lohn- und Zwangsarbeit, geboren aus tief verwurzelten masochistischen Störungen, die – wenn ich Wilhelm Reich trauen darf – alle auf schlechten Sex zurück zu führen sind: kein Wunder, wenn man denkt, welche Rollenvorstellungen über Frauen noch in alten Männerhirnen toben.
Haben Sie nun eine Vorstellung von dem Begriff „Sozialrassismus“? Frau Schmitz hat die Überschrift ihres Artikels so genannt – eines Artikels, den ich vollständig zur Lektüre empfehlen möchte, da er zeigt, wie nahe wir schon wieder an die „Aktion T 4“ herangerückt sind: der Selektion und Vernichtung von Leistungsgeminderten.
Ich möchte mich übrigens gegen den Kurz- und Umkehrschluss wehren, das Münte nur wegen seines Geldes eine jüngere Frau geheiratet hat – ich zweifle nicht daran, dass hier große Liebe herrscht. Darum geht es hier auch gar nicht. Es geht um Beschreibungen des neofaschistischen Geistes in der Gegenwart – und ein weiteres Beispiel dafür finden wir in Südwestfalen, wo der Sprecher des paritätischen Wohlfahrtsverbandes brandneue Erkenntnisse verbreitet (siehe WDR):
„Wer länger als ein Jahr arbeitslos war, hat sich an ein anderes Leben gewöhnt. Dann ist es ein schwieriger Schritt, wieder in einen Alltag zu kommen. Darum brauchen wir mehr begleitende Hilfen, als das bisher üblich war.“
Nun – die „Wohlfahrt“ … seit Ewigkeiten Kamerad der SPD … lebt von Steuergeldern. Das meinen Sie mit „begleitende Hilfe“. Mehr Hilfsbedürftige bedeutet: mehr Steuergelder für arbeitslose Sozialarbeiter, die man mit Zeitverträgen auf die Arbeitslosen loslassen kann. Zwar können die so selbst in elender Not lebenden Helfer selbst nicht sonderlich viel Hilfe leisten – dafür ist ihre Psyche durch wirtschaftliche Ängste viel zu zerrüttet, müssen sie doch beständig um den Folgeauftrag fürchten – aber die Träger der Maßnahmen können wieder fürstliche Gehälter zahlen. Da können schon mal 134000 Euro im Jahr abfallen (siehe Caritas), während die Arbeiter an der Front für Mindestlohn schuften. Und deshalb werden solche Mumpitzsätze verbreitet, als seien sie das Wort Gottes. Der Autor dieser Zeilen macht nun aktuell wieder Personalarbeit, diesmal nicht mehr mit Fach- und Führungskräften sondern mit den letzten im Schulwesen, den Haupt- und Sonderschülern … nach 13 Jahren Pause in dem Bereich. Und was stelle ich fest: es ist mit der Arbeit wie mit dem Fahrrad fahren oder dem Schwimmen: man verlernt es nie. Aber man kann den Mangel einfach behaupten, um Vorstandsbezüge zu sichern, die letztlich alle aus Steuertöpfen stammen.
Nehmen wir die neue Hartz-IV-Verschärfung aus dem Hause der Andrea Nahles (SPD). Während Münte wenigstens noch 21 Jahre als angestellter Kaufmann gearbeitet hatte (das Partei- und Regierungsgedöns kann ich als Arbeiterkind beim besten Willen nicht als Arbeit bezeichnen – was die Arbeit nennen fand bei meinem Opa Sonntags zum Nachmittagskaffee statt), suchte ich bei Andrea Nahles vergeblich nach praktischen Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt. Nur so kann man erklären, wie absolute Irrsinnsgedanken in die Gesetzte einfließen wie bei der aktuellen Verschärfung der Hartz IV-Gesetze geschehen (siehe hierzu Telepolis bei Heise). Ja- die schon völlig enteigneten Hartz IV-Empfänger sollen nun künstlich in eine absolute Verschuldung getrieben werden, die ihnen endgültig das Genick bricht. Schon der normale Hartz IV-Satz bringt Mangelernährung und in Einzelfällen den Hungertod mit sich: das neue Experiment an lebenden Menschen unterschreitet das von Regierungsexperten definierte Existenzminimum dann im Falles des Falles um 30 Prozent. Vernichtung durch Hunger wurde von der NSDAP als Normmaßnahme an Millionen Polen und Russen vollzogen (ja – über die spricht man gar nicht mehr, weil die Einschränkung des Holocaust auf die Bevölkerung jüdischen Glaubens so bequem ist und die vielen Facetten des Faschismus verschleiern hilft) – und an fünf Millionen Ukrainern durch Stalin … übrigens einfach nur aus Gründen der betriebswirtschaftlichen Effektivierung des Leistungsvermögens des Volkes durch Eliminierung von „unnützen Essern“, einer Effektivierung, von der die gesamte Führungsschicht bis hin zum kleinen Beamten vor Ort profitierte.
Wenn in Zukunft also der Arbeitnehmer gesundheitsgefährdende Arbeit von sich aus beendet, wird er vom Staat durch künstliche Schulden, die er nie gemacht hat, bestraft.
Gut – Frauen hatten wir jetzt. Arbeitslose auch. Aber damit nicht genug: die SPD sucht sich noch ganz andere Opfer. Auf der Jagd ganz vorne mit dabei: Iris Gleicke (SPD). Auch bei ihr suche ich vergeblich nach realer Arbeitserfahrung – Beschäftigung in der steuerfinanzierten Stadtverwaltung kann ich da leider nicht als echte Arbeit gelten lassen. Lieb wäre mir was im Straßenbau, im Versicherungswesen, an der Kasse, im Lager oder in der Produktion, Auto- oder PC-Reperatur – also echte, Mehrwert schaffende Arbeit – und nicht nur steuerfressende Beschäftigung auf Kosten der Allgemeinheit – aber ich bin ja auch Arbeiterkind, wir haben da an der Front andere Vorstellungen von Arbeit … unsere Arbeit für die Familie und deren Verwaltung wird ja auch nicht als „Arbeit“ definiert, obwohl sie sich qualitativ in Nichts von der Arbeit in der Stadtverwaltung unterscheidet. Die haben nur mehr „Kinder“, die sie betreuen.
Iris Gleicke – Beauftragte für die neuen Bundesländer – hat den neuen Feind ausgemacht: den Ostdeutschen. Den kennt sie gut, sie ist selber eine (siehe Pressemitteilung der Beauftragten neue Länder):
„Der Rechtsextremismus in all seinen Spielarten stellt eine sehr ernste Bedrohung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der neuen Länder dar. Ein entschlossenes Handeln der Bundesregierung, der Länder, der Kommunen und der Zivilgesellschaft ist notwendig, um den gesellschaftlichen Frieden in Ostdeutschland zu sichern. Die große Mehrheit der Ostdeutschen ist nicht fremdenfeindlich oder rechtsextrem. Aber ich würde mir schon wünschen, dass diese Mehrheit noch lauter und deutlicher Stellung bezieht. Wir Ostdeutschen haben es selbst in der Hand, ob wir unsere Gesellschaft, unsere Städte und unsere Dörfer beschützen oder ob wir sie dem braunen Spuk überlassen. Die Gesellschaft darf nicht wegschauen, wenn Menschen angegriffen oder Flüchtlingsunterkünfte angezündet werden. Es steht für Ostdeutschland viel auf dem Spiel.“
Schon die Formulierung „neue Länder“ erzeugt dem gebildeten Menschen Zahnschmerzen: die Länder sind genau so alt wie die BRD-Länder. Aber sie erinnert an den „Lebensraum Ost“, den sich Vorgängerregierungen bis zum Ural sichern wollten (die Nato ist ja heute auch wieder dabei, diese Räume für sich zu erschließen – bis zur Ukraine sind sie schon vorgedrungen).
Hören Sie den Vorwurf von Frau Gleicke? Während die Bundesregierung beim Kampf gegen Rechts völlig versagt (siehe den Gesamtkomplex NSU-Morde), während ihre Geheimdienste, ihre Polizei, ihre „Sozialarbeit“ völlig ergebnislos herumhantieren – trotz aller Macht und der immensen Summen an Steuergeldern, die sie verprassen – soll nun der kleine Mann vor Ort die Verantwortung für den Kampf gegen Rechts allein übernehmen. Sonst … „steht viel auf dem Spiel“.
Was für eine Drohung. Irgendwie denke ich … es geht wieder um die Hungerwaffe. Aber vielleicht wird da nur an neue Zäune gedacht. No-go-Areas für Ostdeutsche. Reiseverbot für alle Ossis – nicht nur für Arbeislose.
Lesen Sie den Bericht noch weiter. Ich verspreche, es lohnt sich: auch wenn Ihnen schlecht dabei werden wird:
„Nach wie vor liegt die Wirtschaftskraft Ostdeutschlands deutlich hinter der Westdeutschlands. Im Jahr 2015 lag das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Ostdeutschland 27, 5 Prozent hinter den Werten Westdeutschlands. Viel schlimmer ist jedoch, dass angesichts der neuesten Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung nichts darauf hindeutet, dass sich diese Lücke mittel- oder auch nur langfristig schließen könnte. Der Aufholprozess, verläuft schon seit einigen Jahren äußerst verhalten. Wir brauchen in Ostdeutschland ein deutlich stärkeres Wachstum, um wirtschaftlich zu den westdeutschen Ländern aufzuschließen. Die aktuellen Zahlen zum realen Wachstum geben Anlass zur Sorge. Das reale Wachstum lag 2015 in den ostdeutschen Flächenländern mit 1,5 Prozent unter dem der westdeutschen Länder mit 1,7 Prozent. Der Bevölkerungsrückgang führt dazu, dass Ostdeutschland bei der Entwicklung seiner realen Wirtschaftskraft weiter an Boden verliert.“
Darf ich mal den Gesamtgedanken übersetzen? „Ossis, ihr seid nicht nur FEIGE, sondern auch FAUL“. Gefährlich für Menschen, die im real existierenden Sozialrassimus überleben müssen. Kommt aber noch besser, keine Sorge:
„Als wichtiges Hemmnis für ein stärkeres wirtschaftliches Wachstum identifiziert der Bericht die Kleinteiligkeit der Wirtschaftsstruktur in Ostdeutschland. Das Fehlen von großen Unternehmen und Konzernzentralen und einer daraus resultierenden vergleichsweise geringen Innovationskraft sind wesentliche Ursachen für den stockenden Aufholprozess.“
Denen fehlen Konzernzentralen. Und große Unternehmen. Soll ich jetzt mal nachfragen, wo die großen Unternehmen der ehemaligen DDR geblieben sind? Die Leuna-Werke zum Beispiel, der größte Chemiekonzern der DDR? Gut – die wurden an einen französischen Konzern verkauft, da dafür auch noch 14 Milliarden EU-Hilfe bekam (und dessen Manger für Schmiergeldzahlungen verurteilt wurden, ich weiß nur die Namen der Empfänger nicht) … aber eben deshalb sind sie jetzt weg. Wie das Gesamtvermögen der DDR, das die Treuhand zu Schleuderpreisen verramscht hat … was mich daran erinnert, dass es auch eine „Treuhand“ gab, die während der NS-Zeit jüdisches Vermögen günstig verteilte. Wir haben da – als Rechtsnachfolger des Dritten Reiches -Erfahrung in der Organisation von Enteignungsprozessen.
Frauen. Arbeistlose. Ossis. Die SPD bastelt sich ein Feindbild, das vor allem durch völlig überzogenes Anspruchsdenken gekennzeichnet ist.
Frauen – sollen sich gefälligst einen Versorger suchen, dann reicht die Rente auch.
Arbeitslose sollen gefälligst im Alleingang die durch Globalisierung, Automatisierung, Spezialisierung und irrationale Konzernentscheidungen völlig chaotisch gewordene Arbeitswelt neu ordnen.
Und Ossis sollen gefälligst selbst dafür sorgen, dass sie mehr Wirtschaftsleistung aus ihrem Land holen, mehr Merkelkonform sind und überhaupt mal weg kommen von jenen Untugenden, die man auch einst den Juden zugeschrieben hatte: Feigheit und Faulheit.
Nun – was können die so Gescholtenen tun, um ihrem Schicksal zu entrinnen … jenem Schicksal, das mit den Worten „es steht viel auf dem Spiel“ bedrohlich an die Wand gemalt wird?
Sie könnten ihre Frauen doch den Konzernmanagern anbieten, die Arbeitslosen könnten für den Konzern umsonst arbeiten und man könnte ihm doch auch Gemeindeland im Osten schenken … oder liege ich da mit meinen Lösungsvorschlägen so völlig falsch?
„Dient dem neuen Fürsten“ – so tönt die SPD hintenrum. Er hat Arbeit, die frei macht von der Not, jener Not, die nur die Agenda 2010 (SPD) ins Volk gebracht hat. Ergebt ihm euch völlig, mit Körper, Geist und Seele, vielleicht erhört er dann euer Flehen und errichtet eine Konzernzentrale in Bautzen, die Zivilisation nach „Dunkeldeutschland“ bringt – wie die Bundespräsident mal jene neu besetzten Gebiete beschrieben hatte.
Konzerne – so weiß man aus der Wirtschaft – haben überhaupt keine Innovationskraft. Sie haben eine gigantische Finanzmacht – und enorm viel Platz für Nichtstuer, die von einer Keksplattentagung nur nächsten eilen und das stolz „Arbeit“ nennen. Konzerne (hier: Banken) haben in der Krise die Vernichtung von 50000 kleinen und mittelständischen Unternehmen zu verantworten gehabt, sie sind Meister im Steuersparen (siehe Tagesschau) und Großmeister im Lobbyismus (siehe Welt).
Vielleicht sollte die SPD mal Wiwo lesen – die haben erst Anfang des Jahres Bilanz gezogen (siehe Wiwo):
„In Deutschland heißt Innovation nicht, etwas Neues zu erfinden, sondern etwas Bestehendes zu verbessern. Die Dax-Konzerne sind keine Vordenker, sondern Nachmacher. Hoffnung gibt der Mittelstand, bestätigt eine Studie.“
Volkswirtschaftlich gesehen, sind Konzerne marktfeindliche Sozialschmarotzer, die auf Kosten der gesamten Volkswirtschaft gedeihen. Warum die für den „Aufbau Ost“ – sozusagen als Kolonialmacht – besonders geeignet sein sollen, versteht man wohl nur, wenn man mitten im Geldsegen des Lobbyismus steht. Aber das erleben wir ja oft genug: Konzerne haben für Politiker coole „Pöstchen“. Der inhabergeführte Betrieb kann da halt nicht mithalten.
Wie müssen wir nun die Definition von Rassismus der BpB ergänzen, um den um sich greifenden Neofaschismus besser beschreiben zu können?
Ganz einfach: der neue Jude ist der „Arme“, das neue Judentum das „Prekariat“ – auch wenn da christliche Biodeutsche leben. Darum – ihr lieben Ossis – solltet ihr die Warnung ernst nehmen.
Die Regierung droht euch schon ganz offen: „es steht viel auf dem Spiel“.
Was – das bleibt erstmal eurer Phantasie überlassen.
Wer neugieriger ist – darf ins Geschichtsbuch schauen. Empfehle da Götz Aly: die Vordenker der Vernichtung.
Freitag, 6.3.2015. Eifel. „Suche die Stille. Wir brauchen die Stille, um wir selbst zu werden, um ganz bei uns zu sein“ (Anselm Grün, 365 Tagesimpulse,Herder 2012, Seite 17, Spruch zum 23. Januar).
Wer Weisheit sucht, kann sie finden, so sagt man. Ich suche sie gelegentlich, sie hilft, den Alltag zu ertragen. Verwundert bin ich nur darüber, wer in Deutschland einem alles bei der Suche nach der Stille hilft – sogar Behörden, die Weltkonzern spielen wollen, mischen dabei eifrig mit.
Ich habe sie nun, die Stille – seit dem Tag meines Umzuges am 1.3.2015. Internet, Telefon: alles tot.
Doch fangen wir von vorne an. Wir leben ja in einem Land, dem es gut geht (dieses Mantra betet sogar die Bundeskanzlerin dreimal täglich, damit es auch wirklich alle glauben), einem Land mit einer Dienstleistungsgesellschaft, die uns Millionen von Jobs gibt und uns in eine glorreiche Zukunft führt, einem Land, in dem wir uns – ganz nach dem Vorbild unserer Führungsnation USA – gegenseitig Hamburger servieren, ohne uns noch groß Gedanken darüber zu machen, dass es auch ganz andere Formen des zwischenmenschlichen Miteinanders gäbe …. zum Beispiel sich gegenseitig erlebte, ersonnene oder erträumte Geschichten zu erzählen, gegenseitig eigene Gedichte auszutauschen, sich an eigener Kunst zu bereichern, sich gemeinsam an selbst geschaffener Musik zu erfreuen oder im gemeinsamen Tanz neue Formen der Gemeinschaft zu erleben.
Wir sind Teil einer hochtechnisierte Zivilisation, die zu den Sternen fliegt, auf dem Grund des Meeres längst verloren geglaubte Wracks aufspürt und die tiefsten, verwirrenden Geheimnisse des Atoms ergründet. Nichts – so scheint es – kann uns aufhalten, abgesehen vielleicht vom Unvermögen unserer politischen Kaste, den Frieden zu wahren – oder vom Unvermögen unserer wirtschaftlichen Kaste, die Versorgung der Bevölkerung trotz überschießenden Reichtums sicher zu stellen. Kaum etwas gibt es, was uns nicht zu gelingen vermag … es sei denn, wir wagen es, einen Umzugsantrag bei der deutschen Telekom zu stellen, wie ich es tat.
Ja, es war so um den 23. Januar herum, dass mir in den Sinn kam, für März den Wechsel des Telekomanschlusses an eine neue Adresse vorzubereiten – und schon am 27. Januar bekam ich eine Auftragsbestätigung. Doch – welch´ Schreck: der „Bereitstellungstermin“ war erst am 5.3.2015. Als jemand, der auch Online-Banking macht, online einkauft und nebenbei als Autor aktiv ist, einfach nur unangenehm. Doch – man ist ja ein Mann der Tat (dummerweise, wie die Geschichte zeigt) und ruft ein zweites Mal bei dem Konzern an. Wie üblich die normale Prozedur: man wird mit geschmackloser Musik vollgedudelt, redet mit einem Roboter, dessen Spracherkennungssoftware jederzeit von den Geräuschen der Kinder im Hintergrund überfordert wird und einen deshalb schier endlos auffordert, doch erst mal sein Anliegen zu nennen.
Ich kann inzwischen „Umzug“ in mehreren Dutzend Variationen formulieren, meine Trefferquote beim Roboter ist enorm hoch – nur falls jemand mal Hilfe braucht bei der Kommunikation mit einem Kommunikationsanbieter.
Der zweite Anruf verlief so freundlich wie der erste: in der Tat habe ich an der Freundlichkeit der Mitarbeiter nichts auszusetzen – von einer Ausnahme mal abgesehen.
Mitarbeiter Nummer zwei empfahl mir dringend, den Auftrag zu stornieren, ich würde dann nach drei Tagen eine Bestätigung der Kündigung erhalten und könnte dann den Auftrag neu erteilen – mit „Eilantrag“. Allerdings kam die Bestätigung der Kündigung nicht nach ein, zwei oder drei Tagen, weshalb ich am vierten Tag nochmal anrief.
Mein Fehler.
Der wie üblich äußerst freundliche Mitarbeiter teilte mir mit, dass eine Stornierung des Auftrages völliger Nonsens sei, das könne man viel einfacher machen. Er versprach, sich um alles zu kümmern und sich umgehend bei mir zu melden, wenn er weiter weiß.
Ich hörte nie wieder von ihm, auch nicht von Mitarbeiter Nr. 3, 4 und 5, die ich in den nächsten Tagen anrief, um das Schweigen zwischen mir und dem Konzern etwas aufzulockern. Alle versicherten mir aber, dass Nr. 2 ein Idiot sei.
Nr. 6, 7, und 8 halfen mir dann wirklich weiter. Das „Storno“ hang im System fest, so erfuhr ich, möglicherweise könne es Mai werden, bis das System einen neuen Antrag frei gab.
Ich rief bei der Konkurrenz an. Ein Telefonat mit einem gut informierten Mitarbeiter zeigte: das war auch keine Lösung … zudem fiel mir auch wieder an, dass ich die Konkurrenz schon mal aus preislichen Gründen in Erwägung gezogen hatte: ich bekam zwei Verträge zugeschickt, zwei Rechnungen ausgestellt, aber nie auch nur einen leisen Pieps im Hörer meines Telefons. „Kassieren JA, liefern: NEIN“ – so das weit verbreitete Motto der spezifisch deutschen Dienstleistungsgesellschaft“.
Hilfe brachte der 13.2. 2015: überraschend erhielt ich doch schon vor Sommeranfang die Bestätigung der Stornierung. Ich sann ein wenig nach und wurde mutig, rief noch mal an, diskutierte den Fall mit einem neuen Mitarbeiter, der den Auftrag gleich noch mal aufnahm. Es lief sogar ganz besonders super: ich erhielt gleich ZWEI Auftragsbestätigungen mit unterschiedlichen Auftragsnummern … und dem lustigen Hinweis, dass am 26.2. alle meine Leitungen am alten Wohnort abgeschaltet werden sollten. Natürlich: am 24. März wäre dann der neue Bereitstellungstermin.
Ich hätte gerne mein Gesicht gesehen. Oder …. vielleicht lieber doch nicht. Diesen Ausdruck von Ratlosigkeit, verbunden mit Abscheu, Ekel und Entsetzen sollte man sich vielleicht doch ersparen.
Mitarbeiter Nr. 10 war dran – der Arme. Der Fall hatte inzwischen eine Komplexität erreicht, dass man lange zuhören musste, um das Problem zu verstehen. Ich hatte aber Glück und erwischte eine Frau und kein Alpha-Telekomiker, der mir am Hörer noch seine allumfassende Kompetenz beweisen musste, damit er eine gute Bewertung bekommt. Ihr konnte ich auch mein Anliegen klar machen: ich wollte auf jeden Fall so schnell wie möglich wieder online sein.
Sie wusste Rat. Ich sollte – völlig Gratis – einen „Stick“ zugeschickt bekommen, zusätzlich eine „Data for free“-Karte. Damit – so dass Versprechen – würde ich übergangsweise alle Onlinegeschäfte erledigen können.
Aha – die Welt war doch eine Kugel, Deutschland geht es doch prima – und es gibt auch noch das Gute auf diesem Planeten.
Einen Tag später bekam ich eine Mobilfunkkarte zugeschickt … als Laie wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte. Mitarbeiter Nr 11 und 12 konnten mir auch nicht weiterhelfen, für T-Mobile-Angebote waren sie nicht zuständig, aber Nr. 13 hatte schon mal davon gehört, verband mich mit Nr. 14, der mich an Nr. 15 weiterleitete.
Die Dame war verblüfft über meinen Anruf … und erklärte mir erst mal, dass ich mit der Karte ohne Stick nichts anfangen konnte. Den können sie mir aber – welch´ glückliche Fügung – für lockere 89 Euro verkaufen. Ich schluckte kurz … und lehnte dann ab, worauf sie mir erklärte, sie würde dann die Karte löschen, da ich sie ja nicht brauchen würde.
Mitarbeiter Nr. 16 war gefragt. Er verstand nicht, worum es ging. Mitarbeiter Nr. 17 hatte noch nie etwas von „Data for free“ Karten gehört. Dann ein Anruf: Mitarbeiterin Nr 18 wollte die von der Kollegin stornierte Karte freischalten. Sehr freundlich. Ich versuchte, dass Problem mit ihr zu besprechen … vergeblich.
Mitarbeiter Nr. 19 war hilfreicher, bestätigte, dass es Mitarbeiterin Nr. 10 gelungen war, die Abschaltung meiner alten Anlage zum 26.2. zu verhindern … dafür könne es aber sein, dass ich gar kein DSL bekomme, ja: man wisse noch nicht mal, ob man am neuen Ort nicht noch Bauarbeiten ausführen müsste … da könnte es ganz leicht Sommer werden.
Aber vielleicht wäre ja Telefon möglich.
Ich schielte derweil zu meinen alten Trommeln, die für mich die letzte Möglichkeit der Telekommunikation zu werden drohten. Nr. 19 schickten auch eine neue Data for free-Karte zu, die mich allerdings nicht mehr zum Tage meines Umzugs erreichte. Darüber sprach ich mit Nr 20 („solche Karten haben wir nicht“), Nummer 21 („ich mische mich da besser nicht ein“ … eine weise Entscheidung) und Nummer 22 („warten wie lieber noch ein wenig“).
Wer mir versichert hatte, das es solche Karten nur einmal im Leben gibt, weiß ich nicht mehr genau.
Der Privatkonzern „Amazon“ schafft es, mir Waren innerhalb von 24 Stunden zu liefern – auch ohne Aufpreis. Der Weltkonzern Telekom braucht für Post von Bonn nach Simmerath vier Tage. Da kann man den Weg auch zu Fuß schaffen.
Alles war jedoch vergeben und vergessen, als die Karte dann doch im Briefkasten lag. Einen Stick hatte ich mir inzwischen besorgt, brauchte nur noch die Aktivierungshotline anrufen und schon hätte mich die Welt wieder gehabt.
Wie üblich identifizierte ich mich mit meiner Adresse (die neue war endlich im System angekommen) und meinem Geburtsdatum. Doch was 22 mal gut ging, klappte diesmal nicht.
„DAS IST FALSCH, ICH WERDE DIE KARTE NICHT AKTIVIEREN!“ … so die Antwort von Nr. 23.
35 Jahre war ich Kunde bei der deutschen Telekom (früher einfach: POST). 35 Jahre lang arbeiteten die mit meinem Geburtsdatum – nur der nicht. Er wurde auch immer unfreundlicher („falscher Tag, falscher Monat, falsches Jahr!“– ich stahl ihm offensichtlich wertvolle Lebenszeit mit meinem Anliegen und er wies mich an, dass für mich teure Gespräch zu beenden und mich wieder an den Umzugsservice zu wenden.
Mitarbeiter Nr. 24 kam zum Einsatz. Auch er hatte ein anderes Geburtsdatum von mir, war aber offensichtlich weiblich und konstruktiv … sie lies mich wenigstens raten. Wieso die anderen Mitarbeiter mich mit meinem Geburtsdatum identifizieren konnten, erschließt sich mir bis heute noch nicht. Natürlich durfte man mir nicht sagen, welches Geburtsdatum man für mich ausersehen hatte (ja: der greift der Datenschutz), doch ich hatte Erfolg mit meiner ersten spontanen Eingebung: dem Geburtstag meiner Ex-Frau.
Danken für Gott dem Herrn (oder der Natur, hilfreichen Geistern oder dem unförmigen, geistlosen Urschlamm) für die Gabe der Intuition – ohne sie wären 35 Jahre Kundenbeziehungen zur deutschen Telekom einfach im Nichts verschwunden.
Warum meine Ex-Frau nach zehn Jahren Trennung und acht Jahren Auszug spontan im System auftauchte, dessen Rechnung nur meinen Namen auswies, wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Wie sie in des System von T-Mobile kam, wo sie doch nie ein Handy hatte, wohl auch.
Was machen wohl die Menschen, deren Geburtsdatum falsch eingegeben worden ist?
Nun … von denen hört man nie wieder etwas.
Mitarbeiter Nr. 25 sollte dann meine Bestellung neu aufnehmen, war aber nicht zuständig, leitete mich weiter in die Handyabteilung … was wohl auch ein Wunder für sich war, da es sich um einen eigenständigen, ganz anderen Konzern handelte. Nr 26 war auch nicht zuständig, leitete mich dann weiter zu Nr. 27 … dem letzten menschlichen Wesen, mit dem ich jemals am ordentlichen, normalen Telefon verbunden war – irgendwo an der Nordsee.
Sie versprach mir, mir umgehend eine neue Karte zuzusenden, die aber erst am Montag ´rausgehen sollte.
Das ist jetzt fünf Tage her. Mein Notfallhandy (ich darf ohne Handy oder Begleitung aus gesundheitlichen Gründen keine Wanderungen mehr durch Wald und Moor machen – dringender Rat von Arzt und Physiotherapeut) verliert langsam sein Restguthaben.
Mein Mitmieter hatte gleich am Tage meines Auszuges die Telefonanlage abgebaut, so dass ich auch dort nicht mehr telefonieren kann (das ist jedoch eine andere Geschichte).
Stille herrscht.
Ich kann endlich ganz ich selbst werden, kann ganz bei mir sein … der Weltkonzern Telekom als Dienstleister in Sachen Selbstfindung im Sinne christlichen Mönchtums … wer hätte das gedacht.
Ich habe jedoch auch einiges gelernt.
Mitarbeiter Nr. 2 (der „Idiot“ – dem Akzent nach mit „Migrationshintergrund“) war der Weiseste von allen, in der Tat ist die komplette Stornierung des Auftrags der sicherste Weg gewesen, Chaos zu vermeiden, wie ich heute weiß.
Was man nie machen sollte … NIE, NIE, NIE!!! … einen laufenden Auftrag umschreiben und in einen Eilauftrag zu verwandeln. Niemals …. der ganze Konzern ist dadurch überfordert. Das weiß ich jetzt von Mitarbeitern, die nach Nr. 7 folgten. Das Problem ist im Konzern bekannt – jedenfalls bei denen, die dort arbeiten.
Die Führungsetage ist offensichtlicher eher mit anderen Dingen beschäftigt – Maximierung der eigenen Bezüge, nehme ich mal an. Ist ja in der Politik genauso.
Ich habe gelernt, dass ich Telekommitarbeiter immer mit „äußerst zufriedenstellend“ bewerten muss – sonst sind Arbeitsplätze in Gefahr. Finde gut, dass ich die richtige Formulierung gleich mitgeliefert bekomme, man will ja einen Fehler machen.
Der Umzugsservice der Telekom sitzt in Trier, Chemnitz und Augsburg. Qualitätsunterschiede sind nicht zu erkennen.
Die Mitarbeiter sind wirklich freundlich, hilfsbereit und kommunikativ, es macht eine Freude, mit ihnen zu reden … obwohl sie so hilflos, ratlos und ohmächtig sind – was ich ihnen nicht anlasten kann. Rädchen in einem System, dass sich schon längst verselbständigt hat.
Gruselig, das die Frage unserer Ernährung, unserer Versorgung mit Energie, ja, sogar die Frage nach Krieg und Frieden von den gleichen Systemen abhängig ist. Nein – nicht von der Telekom, sondern von Organisationsstrukturen, die ein nicht mehr zu kontrollierendes Eigenleben entwickelt haben, gegen dass der einzelne Mensch völlig ohnmächtig ist.
Es ist eine interessante Erfahrung, die Funktionalität eines solchen Systems im Detail studieren zu dürfen – auch wenn ich nun niemals jemanden meine Erfahrungen mitteilen kann.
Man erinnert sich aber daran, wie weise es war, die Angelegenheit der Kommunikation einer Behörde zu überlassen, die nicht beständig Mitarbeiter auswechselt, die nicht ganz so „äußerst zufriedenstellend“ arbeiten, dafür aber im Laufe ihres Lebens die Chance haben, das System zu verstehen, es begleitend verbessern oder geschickt um Nutzen des Kunden überlisten zu können. Wo kämen wir aber hin, wenn die Bonizähler so ihre Macht über die Rädchen im System verlieren würden, wo kämen wir hin, wenn jeder Kunde erkennen könnte, dass der Schalterbeamte das System besser versteht als der Großmufti … bzw. „Chief Exekutive Officer“.
Wissen Sie, dass es Wissenschaftler gibt, die die Grundbedürfnisse des Menschen wesentlich weniger konsumlastig definieren als es der von uns so hoch gelobte Maslow mit seiner aufgeblasenen Bedürfnisspyramide tat? Nahrung, Obdach, Kommunikation – so die Alternative zu jenen Bedürfnissen, die ohne gleichzeitige Heiligsprechung des EGO auskommen.
Zur Sicherstellung dieser Bedürfnisse auch in Krisenzeiten haben Familien Gemeinschaften gegründet, Städte erbaut, Staaten geschaffen.
Was für eine Leistung.
Und wie endet die Geschichte?
Durch einen beständig fortschreitenden Konzentrationsprozess, getrieben durch den Renditezwang anonymer Anleger hat sich die Menschheit in die Sklaverei von Systemen gegeben (oder wurde dort hineingezwungen), die die besten Absichten haben, die freundlichsten Mitarbeiter, die ausgefeilteste Technik … und keinerlei Qualitäten bezüglich Effizienz, zielorientierte Umsetzung oder ressourcenschonenden Prozessablaufes aufweisen können.
Wundert es Sie wirklich, dass Wirtschaft, Politik und Gesellschaft beständig weiter degenerieren, trotz des Einsatzes enormer finanzieller Mittel, dass wir unlösbare Weltwirtschaftskrisen produzieren – trotz einer Rekordzahl an „Experten“, die den Prozess genau beobachten, wieder am Rande eines Weltkriegs balancieren (bzw. den schon seit Jahren unter dem Titel „Kampf gegen den Terror“ unbemerkt führen), trotz einer nie dagewesenen Anzahl professioneller Diplomaten und beständig mehr prinzipiell unantastbare Grundsätze unseres sozialstaatlich konzipierten Grundgesetzes mit Füßen treten?
Wir gleichen einem Zug, der schon vor Jahren aus dem Gleis gesprungen ist, aber mit Volldampf nach vorne prescht, weil nur noch Geschwindigkeit zählt – und das stetig steigende Gehalt des Zugführers.
PS: die Angst der Mitarbeiter vor schlechter Bewertung war während der Telefonate spürbar. Ich habe die Geschichte deshalb ein wenig modifiziert (abgesehen von Nummer 2), die Reihenfolge etwas verändert, einige Aussagen vertauscht: mir ging es um einen Erfahrungsbericht, nicht um eine Strafanzeige oder um die Erstellung eines Dokuments zur Verfolgung von 26 Mitarbeitern. „Hire and fire“ ist zwar eine heutzutage gern benutzte Strategie des mittleren und gehobenen Managements, doch sie führt letztlich nur dazu, dass man beständig mit neuen Leuten zu tun hat, die die Fehler ihrer Vorgänger wiederholen,anstatt aus ihnen zu lernen. An dem Prozess möchte ich nicht mitarbeiten.
PS 2: Der „Data for free“-Stick kam nie an. Ich habe Angst, nach seinem Verbleib zu fragen. Dank des heutigen Technikerbesuches klappt ja auch wieder alles. Hoffentlich.
Montag, 10.11.2014, Eifel. Kennen Sie noch die „freie Welt? Ja? Erwischt: dann sind sie älteren Datums. Früher kannte jeder diesen Begriff, der heute überhaupt keine Verwendung mehr findet. Warum nicht? Nun – sie ist weg, die „freie Welt“, tot, gestorben, abgeschafft. Kommen wir aber erstmal – für die Jüngeren unter uns – zur freien Welt zurück: was war das eigentlich mal?
Wir müssen zeitlich ein wenig zurückgehen, um zu verstehen, woher der Begriff stammt. Man könnte zurückgehen in die Welt von „Asterix, dem Gallier“, in dem ein Comiczeichner die bunte, vielfältige freie Welt in ein gallisches Dorf verlegt hatte, dass sich nur noch durch Zauberei gegen das mächtige römische Imperium zur Wehr setzen konnte – aber so weit wollen wir nicht zurück: immerhin gilt für uns auch das römische Imperium als Sinnbild der Zivilisation, sie haben die Mietskasernen erfunden, die Autobahnen, die Gleichschaltung und die öffentliche zur Schau Stellung von Systemgegnern – alles Dinge, die heute unseren Alltag prägen. Gut, ihre Autobahnen waren nur befestigte Straßen, die der schnelleren Verlegung von Truppen dienten (wie unsere auch) und unsere öffentlichen Hinrichtungen kosten (noch) nicht das Leben der Systemgegner – aber im Prinzip steht „Rom“ für „Zivilisation“ – der Rest war Barbarei.
Ob die Verträge zur Vereinigung Europas extra deshalb in Rom unterzeichnet wurden, um dem römischen Imperium zu gedenken – und es womöglich unter anderen Vorzeichen wieder aufzubauen – mag sich jeder selbst überlegen.
Wir setzen mit unserer „freien Welt“ nach dem Mittelalter an, zur Beginn der Neuzeit, als Juristen und Ärzte mit systematischen Hexenverbrennungen begannen – einer veränderten Version des Circus in Rom, aber genauso effektiv. Wir diskutieren ein andermal darüber, warum lange Zeit die Kirche für diese Gräuel verantwortlich gemacht wurde, weisen aber darauf hin, dass es der Beginn der so oft gepriesenen Neuzeit war, der die Scheiterhaufen richtig heiß laufen lies. Manche meinen: die neu aufkommende Ärztezunft wollte dadurch lästige Konkurrenz ausschalten – und die Juristen sahen darin eine willkommende Geschäftsidee.
In diesem Europa – deutlich nach dem „finsteren Mittelalter“, dessen Badehäuser eine Freizügigkeit kannten, die heute als skandalös gelten würde – herrschte die absolute Finsternis in Form eines dekadenten Adels, der alle politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Macht in sich vereinte, beständig große Mengen der Bevölkerung zwangsrekrutierte und gegeneinander zur Unterhaltung aufs Schlachtfeld führte – nach Systemen und Strukturen, die heute in jedem Großkonzern noch Anwendung finden. Menschenmassen führt man eben so – wenn man es preiswert haben will und moralisch völlig verdorben ist.
Das Ende dieser Zeit wurde durch die Entdeckung Amerikas möglich: tragisch für die Ureinwohner, aber die kleinen Menschen Europas hatten auf einmal einen Fluchtpunkt, der sie für Jahrhunderte anzog: die große, fast unberührte Natur der USA. „God´s own country“ wurde es gern genannt und die Kunde von ihm verbreitete sich schnell durch ganz Europa. Es gab eine Alternative jenseits des Atlantiks, wo man sich in der Tat durch Arbeit noch eine Existenz aufbauen konnte: was für ein Traum! Heutzutage ist er unerreichbar geworden, „Arbeit“ wird heute notfalls für einen Euro – oder umsonst – durch den Staat zwangsverordnet: gegen den Willen der Bürger. Die Menschen der „Neuzeit“ würden sich darin wiederfinden: „Frondienste“ und „Zwangsarbeit“ waren ihnen wohlbekannt – deshalb flohen sie ja in Massen nach Amerika, ließen ihre Höfe, ihre Verwandten, ihre Heimat zurück, um dem bloßen Grauen zu entkommen – einem Grauen, dass ich nicht nur in endlosen Kriegen, endloser Ausbeutung, endloser Unterdrückung und schwelenden Scheiterhaufen ausdrückte sondern auch in dem Fehlen jeglicher Zukunft … viele unser Mitbürger empfinden heute ähnlich.
Dort wurde der Gedanke der Freiheit geboren, viele – auch europäische – Denker träumten von einem Paradies auf Erden – einem anarchistischen Paradies. In Europa war die „anarchistische“ Idee natürlich verpönt, die Regierenden mochten sie überhaupt nicht – ein Abscheu, der sich bis heute im alltäglichen Sprachgebrauch durchgesetzt hat, dabei ist „Anarchismus“ nur die Abwesenheit von Herrschaft in jeder Form (politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich)… und somit die Bedingung für „Freiheit“. In den USA gibt es heute noch Spuren davon: dort kann der Bürger den Sheriff selber wählen – hier rekrutiert man Freiwillige (wie schon zu Zeiten des Feudalismus) verpflichtet sie auf ewig und setzt sie so in Opposition zum Volk, dass noch für sein Brot arbeiten gehen muss: Europa setzt hier immer noch auf die gute alte Söldnerphilosophie.
In Auseinandersetzung mit dem Feudalismus erfand man „menschliche Werte“: außer dem Begriff „Freiheit“ fanden auch Begriffe wie „Gerechtigkeit“, „Recht“, „Gleichheit“, „Individualität“ und „Toleranz“ den Einlass in die Sprache und formten zunehmend das Denken der Menschen. Letztlich vereinten sich die europäischen Bürger und führten in Frankreich eine Revolution durch – Arbeitslose, Bettler, Soldaten, Adelige, Bauern, Künstler, Handwerker, Männer und Frauen stürmten die Bastille, köpften die Monarchen (und, weil es so schön war und der europäischen Tradition entsprach auch gleich noch ein paar tausend andere unliebsame Mitmenschen) und begründeten so die freie Welt, die bald darauf in den USA ein weiteres Land für sich gewannen, dass dem Feudalismus adieu sagte.
Frankreich und die USA wurden zur Keimzelle der „Freien Welt“, von der aus der Rest der Welt befreit werden sollte … so jedenfalls der Mythos der westlichen Welt, der letztlich zu zwei Weltkriegen führte. Im ersten Weltkrieg ging es – so die Legende – gegen die bösen Monarchien in Mitteleuropa (wobei das kaiserliche Deutschland sozialer war als das britische Königreich), im Zweiten Weltkrieg aber endlich gegen die „unfreien“ Länder, die voller Diktatoren waren: der Mythos der „Freien Welt“ erreichte seinen Höhepunkt: wie im „Herrn der Ringe“ vereinten sich die unterschiedlichsten kleinen Völker gegen ein gigantisches Reich des Bösen … das allerdings genau genommen winzig klein war.
Die „freie Welt“ triumphierte, obsiegte über deutsche Konzentrationslager und japanische Trostfrauen und zog fortan vereint gegen „Unfreiheit“ zu Felde … so zum Beispiel in Korea oder Vietnam. Sie war in aller Munde, die „freie Welt“ – die Menschen in den USA eilten freudig zu den Waffen, um sie zu verteidigen … dabei war sie damals schon tot.
Den Feudalismus hatte man besiegt … nicht jedoch die feudalen Geister. Erinnert auch an den „Herrn der Ringe“. wo man Sauron besiegt hatte, aber sein Geist sich wieder in Dol Guldur festsetzte … und letztlich in Mordor wieder stark wurde. Ja – in Mordor (das kommt in den Filmen so nicht vor) herrschte Ordnung: jeder Ork hatte eine Nummer und eine fest zugewiesene sanktionsfähige Stellung im System … anders als bei den „freien Völkern“ (ja, so nannten die sich), die – nehmen wir das Heldenvolk der Hobbits – eher anarchistisch organisiert waren – also strikt demokratisch, individualistisch und bürgerlich.
Die feudalen Geister siegten im amerikanischen Bürgerkrieg – was wir jedoch nicht lernen. Wir lernen, dass es um die Befreiung der Sklaven ging (was wir zurecht gut fanden), vergessen wird, dass die Menschen der Südstaaten (also: nicht nur die Hand voll Sklavenhalter auf den großen Landgütern) gegen „Banken und Fabriken“ zu Felde zogen, ebenso wird vergessen, dass die Lebensbedingungen in den Fabriken des Nordens schlimmer waren als die Arbeitsbedingungen auf den Farmen: für die Farmer war der Sklave wenigstens noch Kapital – für die Unternehmer im Norden nur ein Kostenfaktor auf zwei Beinen, den man schnellstmöglich wieder loswerden wollte, wenn seine Arbeitskraft nachließ – wir beoachten im wiedervereinten Neo-Deutschland des 21. Jahrhunderts ähnliche Erscheinungsformen.
So setzte sich der Siegeszug der feudalen Geister weiter fort – und während tapfere Soldaten an den Fronten der Kriege vermeintlich die Freiheit verteidigten, wütete der alte Feind der Freiheit hinter der Front im Heimatland, zog nach und nach allen Besitz an sich (eine Entwicklung, die gerade wieder unglaubliche Ausmaße erreicht) und errichtete seine feudale Macht neu, ja: er trat sogar wieder ganz offen als „Bessermensch“ auf, gemäß jener alten, feudalen Legende, dass der Adel eben Adel war, weil er bessere Gene hatte, bessere Manieren, bessere Bildung – nur nennt man ihn nicht mehr „Adel“ … sondern „Promi“. Ihm entgegengesetzt: das Prekariat, die „Ballastexistenzen“, kurz auch: Volk genannt.
Wir reden im 21. Jahrhundert nicht mehr von der „Freien Welt“ – dieser Mythos würde den Menschen nur den Kopf verdrehen, Sie auf die Gedanken bringen, dass die Freiheit von jeder Art von Herrschaft wirklich ihr von der Natur mitgegebenes Lebensrecht sei, dass sie notfalls – völlig im Einklang mit Recht, Gott und Moral – mit der Waffe in der Hand gegen die Söldner des Feudalstaates durchsetzen dürfen.
Worüber wir reden, ist der „Neoliberalismus“ – ein guter Begriff eigentlich, dieser „Liberalismus“, stand er doch einst für den freien Hobbit, den freien Bürger mit all´seinen Rechten – die von den feudalen Geistern einfach dadurch unterlaufen wurden, dass sie ihm Land und Produktionsmittel fortnahmen … mit Hilfe von Tricks, die auch die Indiander um ihr Land brachten: bunte Glasperlen (nennt man heute „I-Phone“, glitzern auch noch schöner) und Alkohol. Der Neoliberalismus verstand sich einst auch als Vorbote der Freiheit, als Retter von Rechtsstaat und Demokratie – siehe Zeit:
Hayek argumentierte, dass der Totalitarismus sowohl in seiner sozialistischen wie auch seiner faschistischen Version sich zwangsläufig aus dem Versuch gesellschaftlicher Planung ergebe. Die Güterproduktion und -verteilung zentral zu koordinieren erfordere über kurz oder lang nicht nur die Abschaffung von Rechtsstaat und Demokratie, sondern auch ideologische Indoktrination und die Etablierung eines repressiven Herrschaftsapparates.
„Freiheit“ war das Recht des Individuums zu leben, wie es selbst es wollte, Rechtsstaat und Demokratie schufen den Rahmen dazu: lag aber die Wirtschaft in der Hand weniger (hier als „Staat“ definiert), war es schnell vorbei mit der Freiheit. Das wusste aber auch schon Karl Marx.
Konkret beschwor Hayek die Gefahr, dass Großbritannien zwar den Krieg gegen den Faschismus gewinne, aber etwa durch den Ausbau des Sozialstaats oder Verstaatlichungen von Unternehmen selbst in die unheilvolle Dynamik der Knechtschaft gerate.
Es war der Gedanke, dass der Staat selbst zum Feind der Freiheit werden konnte. Übersehen wurde, dass der „Staat“ wir alle sind, Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einem. Hier wurde eine erste Spaltung zementiert, die heute die Welt beherrscht: der sterbende Staat auf der einen Seite, der globalisierte Finanzfeudalismus auf der anderen. Die Methoden, wie die Herrschaft an sich gerissen wurde, sind ganz öffentlich beschrieben worden:
Schon im Weg zur Knechtschaft stand zu lesen, dass gesellschaftliche Konflikte letztlich durch die Macht von Ideen entschieden werden. Hayek war sich sicher, dass die Neoliberalen diese Auseinandersetzung nur durch die gezielte Beeinflussung der öffentlichen Meinung für sich entscheiden könnten. So kam es über die kommenden Jahrzehnte zur Bildung eines immer größeren Netzwerks von Forschungsinstituten, Thinktanks und Gesellschaften, die als Sprachrohre des Neoliberalismus fungierten. Den Auftakt bildete die 1947 auf Hayeks persönliche Initiative hin gegründete Mont Pelerin Society, deren Bedeutung für die Verbreitung neoliberaler Vorstellungen kaum zu überschätzen ist und die bis heute eine Art neoliberale Internationale darstellt.
Steht alles in der Zeit vom 29.9.2014, veröffentlicht um 13.03 Uhr.
Ich möchte das mal umformulieren, jenseits der Sprachfloskeln der Think-Tanks.
Die Freie Welt wurde durch eine internationale Verschwörung von Staatsfeinden vernichtet.
Sie führt die Welt ins Mittelalter zurück: der Starke herrscht wieder über den Schwachen. Aus dem berittenen Mann mit Panzerrüstung und Schwert ist ein Porschefahrer mit Brionianzug und Scheckbuch geworden, Ärzte und Juristen haben ihr Ziel der Allmacht eines Standes in der Gesellschaft erreicht. Aus dem Leibeigenen von früher ist der Leiharbeiter von heute geworden, der durch staatliche Gewalt (dirigiert von einer Herrschar von Lobbyisten) zur Arbeit gezwungen und zur Not bei Widerstand dem Hungertod durch Sanktionen preisgegeben wird: besser kann man das Ende der „Freien Welt“ (zu der im letzten Weltkrieg auch kurz die Sowjetunion gehörte) wohl nicht illustrieren.
Die Güterproduktion und -verteilung wird wieder – wie Hayek es befürchtet hatte – zentral organisiert, nicht jedoch durch die Gemeinschaft der Wähler, Steuerzahler und Souveräne des Landes, sondern durch eine Hand voll beständig wachsender Großkonzerne, die eine gewaltige Umverteilung der Finanzen der Länder von unten nach oben fördern.
Er hatte letztlich Recht behalten …. nur halt nicht politisch genug gedacht. Das Konzernwesen hat die alte Macht des Feudalismus zurückgebracht – mit absurdesten Ergebnissen: gigantische Megabanken müssen von dem – ja eigentlich „bösen“ – Staat auf Kosten aller gerettet werden … mit Summen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen sollten. Schon längst hätten diese Institute zerschlagen und aufgelöst werden müssen – was man erst dann merken wird, wenn die nächste „Krise“ kommt, die jedoch keine Krise ist sondern die logische Folge der neuen feudalen Strukturen: wieder müssen alle für ein paar wenige „auserwählte“ Bessermenschen ein unglaubliches Luxusleben finanzieren.
Aber Hayek hat uns auch schon die Lösung des Dilemmas aufgezeigt: die Macht von Ideen entscheidet den Kampf.
Die neoliberalen Putschisten haben bei der Vernichtung der freien Welt alle Hebel der Macht gezogen, die jeder Revolutionär kennt: die Besetzung der Medien ist oberstes Gebot, danach folgt die Besetzung des Regierungsgebäudes. So wurde über viele Jahre hinweg ein Presseorgan nach dem anderen gleichgeschaltet, das Ergebnis sehen wir heute in der Berichterstattung über „Putin“ (der im Prinzip im Westen für den starken Staat steht) oder die Eisenbahnergewerkschaft: wo immer neoliberale Positionen gefährdet sind, schlägt das globalisierte imperiale Netzwerk zu. Ebenso wurden die Regierungsgebäude besetzt – wie der Zeit angemessen, mit Porsche fahrenden Scheckbuchträgern im Brioni-Anzug, „Lobbyisten“ genannt. 5000 belagern das Parlament in Berlin, 15000 das in Brüssel: da hat die Freie Welt keine Chance mehr.
Ist sie nun für immer und ewig verloren, diese „freie Welt“?
Nein. Sauron hat zwar den Ring gefunden, die feudalen Geister sind auf Umwegen wieder zur Macht gekommen, aber wir können sie auch wieder vertreiben. Kann ein paar Jahunderte dauern – erstmal müssen wir erkennen, dass sie wieder da sind und an den Schaltstellen der Macht unsere Lebenswelt umbauen. Wir müssen den Geist der Freiheit wiederfinden – dass er noch lebendig ist, hat die Piratenpartei bewiesen …. ebenso, dass man mit ihm 12 Prozent der Wähler im ersten Anlauf erreichen kann.
Wir müssen den Kampf der Ideen aufnehmen, wenn wir bewahren wollen, was lange gut gewachsen ist in der Welt. Wir müssen die Medien besetzen (was ich jetzt gerade hier schon mache … aber das reicht natürlich nicht) und dann die Parlamente: nur so können wir die neofeudalen Geister von den Schaltstellen der Macht vertreiben.
Werden wir das tun? Werden wir es schaffen, die freien Völker zu vereinen, eine Allianz der freien Individuen zu schmieden um die freie Welt neu zu erschaffen?
Diese Fragen kann ein jeder für sich selbst beantworten.
Ich kann nur sagen, was uns und unseren Kindern blühen wird, wenn wir es nicht tun: am Ende des kapitalistischen Modells stehen immer die Vernichtungslager für Minderleister, die eogzentrische Egomanie des neoliberalen Feudalismus steht im direkten Gegensatz zu den christlichen Werten der Nächstenliebe, des Mitleids und Mitempfindens … Werte, die Gemeinschaften stark machen.
Den Gegensatz zur christlichen Moral können wir gerne – zu Zwecken der Illustration – die antichristliche Moral nennen, und das neoliberale Zeitalter somit auch das antichristliche Zeitalter (womit wir schon wieder bei Satan Sauron sind) – mit allen Gräueln, die ein solches Zeitalter in der Phantasie heraubeschwören vermag.
Wer aber will, mag sich die Zukunft auch jenseits christlicher Begrifflichkeit ausmalen: wo endet wohl eine vollkommen verrohte Gesellschaft … und was macht sie mit ihren teuren, komplizierten, hilflosen Alten?
Wo wir anfangen können?
Nun – ganz einfach: HIER – und JETZT.
Unterschreibt diese Rede für die Freiheit, kopiert sie, verbreitet sie, diskutiert sie, gründet Bürgerinitiativen zur Rettung der freien Welt vor ihren Widersachern.
Schon ist der Anfang gemacht – an mir soll es nicht liegen. Ich helfe da gern, wo ich kann: ich habe Kinder, die Zukunft brauchen.
Und außerdem habe ich den begründeten Verdacht, dass ich „alt“ werde.
Donnerstag, 4.9.2014. Eifel. Heute Morgen war ich das erste Mal sehr verblüfft, als ich unsere Nachrichtenspiegelseite aufschlug: da gab es einen Artikel über mich. Natürlich war ich etwas baff, weiß ich doch aus eigener Erfahrung, das jede Form von Eitelkeit nur das Ego nährt und somit das Lebensglück massiv in Gefahr bringt: wie jeder Millionär weiß, ist das künstlich von Militär und Wissenschaft gezüchtete Ego von Werbung und Schule so geprägt, dass alle Güter der Welt nicht ausreichen, seine Gier zu befriedigen. Und ja: es gibt jetzt ein Buch des Eifelphilosophen. Das Erste von 25, die bislang geplant sind. Bevor nun der Neid alle blind macht: ich verdiene daran so gut wie nichts, im Gegenteil: es kostet mometan nur. Ich musste in den letzten Monaten eine brutale Schulung in Punkto „Büchermarkt“ über mich ergehen lassen und bin jetzt noch entsetzt darüber, wie teuer die Produktion und der Vertrieb sind: da bleibt für Verlag und Autoren so gut wie nichts übrig.
Angestoßen wurde die Idee zu den Büchern von drei Impulsen. Der erste war: viele nette Menschen, die dem Nachrichtenspiegel Geld schenken wollten. Das war total nett! Begeistert mich immer wieder! Und – werde ich niemals annehmen! Der Grund ist ganz einfach: die ersten hundert Euro nimmt man noch gern, weil man genau weiß, dass dort eine sehr gute Absicht hinter steckt, das eine gute Tat getan werden will, die man nicht ausbremsen sollte. Doch hat man die ersten hundert Euro genommen … kommt ganz schnell der Nächste und gibt 30 000 Euro … für eine kleine Gefälligkeit. Das Tabu ist gebrochen, die Tür steht offen – der Feind steht mitten im eigenen Laden.
Wäre doof.
Der nächste Impuls war: der Abschied von langjährigen Mitstreitern, die hier kein Geld verdienen konnten. Auch doof, aber verständlich. Wir alle haben einen Magen, der nach Beschäftigung ruft. Nur: dumme Werbung wollten wir hier nicht schalten. Sähe einfach blöde aus. Außerdem brauchen die Eigentümer des Nachrichtenspiegels kein Geld – jedenfalls erstmal nicht. Was also tun?
Ein weiterer Impuls war: mir ging es aus privaten Gründen in den letzten Monaten so schlecht wie in meinem ganzen Leben noch nicht – ein Zustand, der anhält: verwandelt sich Liebe in Hass, Verachtung und Vernichtungswillen, kann das Gemüt davon schon sehr eingenommen werden. Ich mag da nicht jammern: es ist auch eine äußerst lehrreiche Zeit, die mir wertvolle Einsichten in emotionale Zustände vermittelt, die mir zuvor verschlossen geblieben waren …. aber mir war halt in Folge dessen sehr danach, meine existentiell bedrohte Eremitage zu verlassen und mich abzulenken … allein schon deshalb, weil meine Gefühle dem allgemeinen Trend gegen alle Vernunft nicht folgen wollten (mir wurde geraten, dass mal zu erwähnen, weil man es angeblich sowieso zwischen den Zeilen lesen kann …).
Auch der Prozess der Buchgestaltung war eine Herausforderung, denn zum ersten Mal musste ich mich der Frage stellen: was mache ich eigentlich hier?
Gelegentlich bezeichne ich mich als „Journalist“ – aber nur, weil die sterbende Kultur der Gegenwart für Menschen wie mich keinen treffenden Begriff hat. Eigentlich halte ich den Begriff „Journalist“ aber für eine Beleidigung, im 21. Jahrhundert haben wir hier – meiner Meinung nach – eher mit Speichelleckern der Macht zu tun als mit einer stolz auftretenden vierten Macht, die sich ihrer demokratischen Aufgabe bewusst ist. Auch hier haben Schule und Werbung ihre Wirkung gezeigt: der Journalismusforscher Uwe Krüger fast hier das Ergebnis seiner Arbeit kurz und knapp zusammen (siehe Heise):
Ja, mit dieser These von der „kognitiven Vereinnahmung“ von Journalisten durch Eliten habe ich die Arbeit auch begonnen. Und als ich die Artikel der vier untersuchte, stellte ich tatsächlich fest: Die Journalisten lagen ganz auf Linie mit den Eliten und benutzten sogar klassische Propagandatechniken.
Es ist keine Kleinigkeit, was Elitejournalisten dort verbrechen – sie treiben aktuell das ganze Volk in einen Krieg gegen Russland.
Hören wir dazu Gabriele Krone-Schmalz, den älteren von uns noch durch die Sendung Monitor bekannt (siehe Aachener Zeitung):
Eine verheerende. Die verbale Aufrüstung vieler Medien gegenüber Russland bleibt nicht ohne Auswirkung auf Politiker, die heute mehr als früher darauf achten (müssen), dass sie in der Presse gut wegkommen.
Da wedelt langsam der Schwanz mit dem Hund. Doch mehr als das: immer deutlicher wird das schlampige Arbeiten des Bezahljournalismus:
schließlich kommen in der Berichterstattung permanent Worte wie „wohl“, „vermutlich“ oder „wahrscheinlich“ vor, die darin nichts zu suchen haben. Es wird mehr gemutmaßt als berichtet. Dabei haben Journalisten genug damit zu tun, vorhandene Dinge zu beschreiben und zu analysieren. Die Medien sollen Politik erklären und keine machen wollen.
Ja – genau. Früher haben sie das auch noch gemacht. Heute – muss das jeder für sich allein tun. Mehr tue ich ja auch eigentlich selbst nicht: mangels rational nachvollziehbarer Erklärungen der Medien mache ich mir meine eigenen Gedanken – auf der Basis einer profunden, geisteswissenschaftlichen Ausbildung … und mit einer großen Streitlust – die jedoch nicht unsere Leser betrifft, sondern die politische Kultur der Gegenwart. Im Prinzip – sind es nur Leserbriefe, die ich schreibe … Meinungen eines Menschen, der sich absichtlich weit aus der „normalen“ Gesellschaft entfernt hat, im sicheren Bewusstsein, dass man Systeme nur von Außen überschauen kann … aber nicht, wenn man noch Teil von ihnen ist.
Und bildet man sich so eine eigene Meinung – im vollen Bewusstsein seiner eigenen Beschränkungen (eine Lehre aus dem Studium der Erkenntnis- und Wahrheitstheorien) – merkt man ganz schnell, dass man sich in einem Krieg befindet – einem Krieg der Worte. Schauen Sie sich zum Beispiel an, wie die Schreiberlinge der Welt momentan einen neuen Kampfbegriff in die Diskussion einbringen wollen, der nach der Vernichtung des politischen Gegners schreit: eine „neosowjetische Bedrohung“ wollen sie ausgemacht haben (siehe Welt) – und wir haben ja in der Schule gelernt, wie schlecht so etwas „sowjetisches“ ist. Nur: jenseits der östlichen Grenzen der Nato gibt es gar keine Arbeiter- und Bauernstaat mehr, im Gegenteil: auch dort tobt der brutale Geist des Kapitalismus, der der Welt ein paar neue hypertrophe Oligarchen beschert hat, die jetzt mit den Oligarchen des Westens und den Oligarchen der Ukraine im Streit liegen – eigentlich nichts, was uns normale Bürger zu interessieren hat.
Oder schauen Sie sich den Spiegel an – einst Sturmgeschütz der Demokratie, nun Sicherheitsdienst der Oligarchie: unkritisch wird eine Falschmeldung der ukrainischen Oligarchen zu einem hysterischen Artikel aufgebauscht, der „Putin“ als großen Sieger eines Krieges feiert (bzw. den nie existenten Waffenstillstand schon mal als Putins „Etappensieg“ vorstellt), der bislang nur in den Köpfen von Eliteschreiberlingen tobt (siehe Spiegel).
Was in der Ukraine Wahrheit und Wirklichkeit ist – wer kann das in dem Nebel des Krieges (siehe Heise) schon noch ausmachen? Nun – vielleicht die „pensionierten Geheimdienstexperten für den gesunden Menschenverstand“, die mit einem offenen Brief davor warnen, dass wieder Lügen, Intrigen und bloße Dummheit zu einem Krieg führen – doch diesmal nicht gegen ein kleines Land wie den Irak, sondern gegen Russland, das sich ganz anders zur Wehr setzen kann (siehe Heise).
Ja – da sind wir doch wieder beim Krieg gelandet – wenn auch erstmal nur beim Krieg der Worte. In der Ukraine sterben allerdings schon real Menschen – tausende. Doch der Krieg der Worte tobt noch auf einem ganz anderen Niveau, er zerreißt aktuell die Grundfundamente der demokratischen Zivilgesellschaft. Gründe dafür findet man NICHT in den Medien der Elite, sondern nur, wenn man mal über den Tellerrand schaut, dort, wo in der Wildnis des WWW noch ganz natürlich „gesunder Menschenverstand“ wächst (ein Begriff, der allerdings jederzeit selbst schwer missbraucht werden kann – und auch schon missbraucht wurde: die Vernunft selbst wird schnell zu jedermanns Hure, wenn sie sich nicht selbst kritisch im Zaum hält und ihre natürlichen Grenzen peinlichst genau beachtet – aber dafür hat die Philosophie ja einen Strauß von „Wahrheitstheorien“, die deutlich die Grenzen aufzeigen). Hier können wir erfahren, wie die Oligarchen der Welt die Menschheit sehen, Worte, die sich kein Bezahljournalist mehr leisten darf (siehe Rebecca Solnit bei 11k2)
Angehörige der Elite nehmen an, dass der Mensch von Grund auf selbstsüchtig, käuflich und irgendwie unmenschlich sei; im Wesentlichen so wie sie selbst. Niemand, so bestätigt uns Solnit, werde unermesslich reich und mächtig, indem er von Grund auf gut sei. Die Elitemitglieder gingen also davon aus, dass nur ausschliesslich ihre eigene Macht ein allgemeines Ausbrechen von zügelloser Gewalt verhindere.
Ja – das ist der Fehler unserer ganzen Elite – und nur deshalb wurde Hartz IV erfunden: man schließt von sich auf andere … und die journalistische Meute hetzt mit!
Schauen Sie, was man noch im Krieg der Worte findet – ein beeindruckende Arbeit von Harpagornis (siehe Faireaendern)
Insgesamt 174 neoliberal geprägte Begriffe wurden aufgenommen. Der häufigste Begriff war „die Märkte“ mit 25.800.000 Treffern. Mit 552 haben die „Belegschaftsaltlasten“ die wenigsten Treffer. Alle Begriffe zusammen hatten 195.382.884 Treffer. Die häufigste Nennung aus der Reihe „Unwörter des Jahres“ wies die „Ich-AG“ mit 3.580.000 Treffern auf. Guido Westerwelles Satz „Leistung muss sich wieder lohnen“ ist mit 3.280.000 Treffern, der häufigste Satz aus Politikermund. Die von Angela Merkel ausgerufene „marktkonforme Demokratie“ kommt auf 24.300 Treffer.
Schauen Sie sich bitte auch die anderen Wörter an: merken Sie, wie sehr mitten im Trommelfeuer eines Krieges der Worte stehen, mit dem die Schreiberlinge der Elite Sie Tag für Tag … formen und ausgestalten – und dabei die freiheitlich-demokratische Grundordnung unserer Landes zu Grabe tragen?
Im Krieg der Worte müssen wir mit noch viel mehr rechnen: so berichtet das Schweizmagazin über 600 bezahlte „Forentrolle“ eines großen deutschen Medienkonzerns (siehe Schweizmagazin), die im Grabenkrieg der privaten Diskussionsrunden Streit säen und Elitemeinung verbreiten (einer davon war vorgestern bei uns – aber wir schützen unsere Leser gern vor den Hasstiraden einer sterbenden Bezahlschreiberzunft). Doch nicht nur die Konzerne greifen nach der Macht über das Wort – auch die Geheimdienste manipulieren in großem Stil (siehe PC-Welt) – aus Angst vor dem Bürger … der selbst aber gar nicht so böse, abartig und hinterlistig ist wie die Elite selbst ist.
Wo sind wir da nur hingekommen? Einige Gedanken zur Selbstreflexion eines frisch gebackenen Buchautors – und wir sind mittendrin in einem Krieg … der um den Inhalt in unseren Köpfen geführt wird. Und man weiß sehr genau, dass die Schweigespirale auch im Internet eine enorme Macht ausübt (siehe FAZ) – man fragt sich nur nicht, warum da so ist …. vielleicht spielen die Angst vor der Macht der Geheimdienste, die Angst vor der Macht des Arbeitgebers und die Angst vor der Macht der Forentrolle dabei eine viel größere Rolle als die angebliche große Akzeptanz der „Mainstreammedien“.
Der in Wirklichkeit gar nicht so blöde Bundesbürger bemerkt sehr genau die unheimlichen Erscheinungen unserer angeblich so „guten“ Gegenwart: eine kleine Vergleichsarbeit über die Lebensqualität von bundesdeutschen Altenheimen und bundesdeutschen Gefängnissen offenbart Erstaunliches: Mördern, Zuhältern, Vergewaltigern und Steuerhinterziehern geht es um Längen besser als Menschen, die das Pech haben, alt zu werden (siehe Netzfrauen).
Die Erkenntnis, dass einiges gewaltig schief läuft, ist nicht neu. Gandhi hatte sie schon 1925 (siehe: Gute Zitate)
„Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit Genuß ohne Gewissen Wissen ohne Charakter Geschäft ohne Moral Wissenschaft ohne Menschlichkeit Religion ohne Opfer Politik ohne Prinzipien.“
Wissen Sie, was das war?
Die Vorhersage des Holocaust, der Umweltkatastrophen, der Weltwirtschaftskrisen, des Konsumterrors, der Folgen der Zinsdiktatur, der atomaren Selbstvernichtung und der Degeneration der Sozialdemokratie.
Es ist eigentlich noch viel mehr – eine Gesellschaft, die Todsünden zum Mainstream macht, ist eine sterbende Gesellschaft. Das wissen wir alle, das merken wir täglich, es beunruhigt uns zutiefst und bewirkt, dass wir uns dem Leben selbst am liebsten nur noch über den Flachbildschirm anschauen, eingekuschelt in die Behaglichkeit unseres Käfigs, der nicht viel mehr von uns verlangt, als ständig danach zu trachten, wie wir uns selbst bestmöglichst für die Rendite unseres Arbeitgebers ruinieren … bis uns Alter oder Krankheit aus dem Erwerbsleben fegen.
Ein tosender Untergang einer planetaren Zivilisation – und wir gleichen jenen Menschen, die sich im römischen Colosseum noch an von wilden Tieren an- und aufgefressenen Christen ergötzen, während die Goten schon die Stadttore einschlagen … oder jenen Menschen, die auf der sinkenden Titanic noch dem Orchester gelauscht haben, während das „unsinkbare“ Schiff schon sank – es war einfach undenkbar, dass bei einer so schönen Partystimmung Ungemach droht … und solange die eigenen Füße nicht nass werden, ist man ganz eitel und egozentrisch noch auf den Genuss fixiert.
Blöd – aber wahr.
Wir wollten aber über Bücher sprechen.
Menschen, die uns Gutes tun wollen, können dies nun tun. Bis wir in eine Gewinnzone kommen, die es uns erlaubt, ein Nachrichtenspiegel-TV einzurichten, brauchen wir schon enorme Umsätze. Besser, man kauft ein Buch mehr und verschenkt es – vielleicht sogar anonym an den Nachbarn. Nicht, dass den dort geäußerten Gedanken jemand folgen soll – im Gegenteil, auch fundierte Kritik am Inhalt ist gerne gesehen: das ist unser Beitrag zum Erhalt der demokratischen Streitkultur. Je mehr finanzielle Möglichkeiten wir haben, umso mehr können wir Menschen bezahlen, die selbst Druck und Vertrieb übernehmen – mir fehlt dazu die Zeit … und die Gesundheit.
So wie jeder Artikel – hier von mir oder anderswo von anderen – Menschen helfen kann, sich zu trauen, die Schweigespirale zu durchbrechen, mögen die Bücher diesen Impuls in jene Welten tragen, die nicht teilhaben an der Netzkultur: in Wirklichkeit werden wir JEDEN EINZELNEN brauchen, um den Kurs zu ändern, der uns aufgezwungen wurde.
Nun – das waren jetzt einige private Worte. Wieder viel zu viele. Es kommen aber noch mehr … nämlich ein paar Danksagungen.
Zuerst an meinen Freund Marigny de Grilleau. Ohne seine seit fünf Jahren geäußerten aufmunternden Worte hätte ich mich wohl nie an die Tastatur gesetzt.
Dann an meinen Mitstreiter Werner Menne, der als Miteigentümer, Fotograf, IT-Spezialist und Freund bislang Unglaubliches geleistet hat, dass dieser Ort der Besinnung und Beschaulichkeit hier erhalten bleibt – und der Philosoph seinen Kurs nicht aus den Augen verliert.
Zudem gebührt Dank dem Künstler und Freund Steve Geshwister, der zu dem Projekt unentgeltlich das manchmal zurecht finster wirkenden Konterfei des Eifelphilosophen beigetragen hat … und das wunderschöne Logo für den Philosophen aus der Eifel entwickelte.
Und natürlich ein großer Dank an meine Geschäftspartnerin Gudrun Anders von der Unternehmensberatung Spirit und Marketing, die aus einem erstmal unverbindlichen Gespräch über Bücher, Verlage und Büchermarkt aus dem Stand heraus ein Riesenprojekt gemacht hat … und mich erstmal dazu gebracht hat, zu überlegen, wer ich überhaupt bin, was ich mache … und was ich überhaupt hier will.
Nun- ich will im Krieg der Worte einen kleinen Schutzraum schaffen für jene, die den Mut haben, sich der Schweigespirale zu entziehen, ihnen ein wenig Inspiration und Motivation geben, nicht Teil jener Bewegung der Todsünden zu werden, die die Welt in den Abgrund treiben. Und ich denke, mir ist danach, diesen Schutzraum zu vergrößern – was mit Eurer Hilfe möglich werden wird.
Wem aber noch mehr Dank gebührt, ist jener großen Zahl von Lesern (und Gastautoren), die mich mit ihren bislang knapp 20000 Kommentaren begleitet haben … und mir oft mehr bedeuten, als ihnen vielleicht bewusst ist – und mir mehr Motivation zum Schreiben geben, als es alles Geld der Welt könnte. Und was sie noch geschaffen haben: einen Ort des konstruktiven Miteinanders, in dem nur seltenst schräge Töne fallen (ja – in der Tat gibt es hier vielleicht einmal im Monat einen schrägen Kommentar, der nur vernichtende Absicht hat – die wissen, dass hier kein Platz für sie ist).
Doch jetzt – genug der Worte, Zeit für die Werbung:
Und allen noch einen schönen Tag!
Sonntag, 11.5.2014. Eifel. Wieder mal Sonntag. Ein Tag der Besinnung – doch nicht heute. Heute liegt das fehlende Puzzlestück auf dem Tisch, das uns helfen wird, einen kurzen Blick auf die Zukunft zu werfen. Mal wieder. Wer diesen Blick zuerst gewagt hatte, war Vivianne Forrester in ihren beiden Schriften „Terror der Ökonomie“ (1997) und „Diktatur des Profits“ (2000). Ich hatte sie damals gelesen und mir war schon nach dem ersten Buch klar, dass Hartz IV kommen würde … 1997, während der Rest der Republik noch Privatfernsehen erforschte. Wo ich für meine Erkenntnisse Gesprächspartner fand? Im Topmanagement der Pharmaindustrie. In Managementkreisen war die Entwicklung bekannt, immerhin war man im direkten Kontakt mit den Priestern der neuen Religion, den Unternehmensberatungen, die im Auftrag des Kapitals die Wirtschaftswelt umbauten. Die Reaktion? Soviel zusammenraffen wie nur irgendwie ging, damit man genug hat, wenn es richtig losgeht, wenn der totale Zusammenbruch der US-Wirtschaft politisch ganz neue Realitäten schaffen wird. 17 Jahre später zeigt sich, dass Vivianne Forrester richtig lag – anders als viele Ökonomen, Politforscher und Freizeithellseher. Ihre Horrorvision der Zukunft wird langsam unser Alltag, es gibt auch immer mehr Menschen, die das wahrnehmen, immer mehr Bücher beschreiben die Ungeheuerlichkeiten, die sich auf internationaler Ebene Bahn brechen, mehr und mehr wundern wir uns über unsere eigene Machtlosigkeit – sogar ein neuer blutiger Krieg mit Russland steht aktuell auf dem Speiseplan.
Das ist schön – aber zu spät. Das dürften wir seit dem Genmaisdebakel dieses Jahr erfahren haben: keiner wollte ihn, die große Koalition versprach, Rücksicht auf den Willen des Volkes zu nehmen – jetzt kommt er. Die Zukunft ist alternativlos geworden. Ich denke: die Menschen wissen das. Politisches Engagement wird geringer, die Wahlbeteiligung sinkt, Friedensdemonstrationen von Millionen von Menschen gehören trotz akuter Kriegsgefahr der Vergangenheit an: man ist sich seiner Machtlosigkeit bewusst.
Zeit, sich diese alternativlos Zukunft mal anzuschauen. Ich habe es da leicht, ich brauche nur in das Werk „Terror der Ökonomie“ zu schauen (Paul Zsolnay Verlag, Seite 202):
Unser Jahrhundert hat uns gelehrt, daß nichts andauert, auch nicht das starrste Regime Es hat uns aber auch gelehrt, daß an Grausamkeiten alles möglich ist. Die Grausamkeit kann sich heute schneller verbreiten als je zuvor. Wir wissen, daß sie mit der neuen Technologie heute über gigantische Möglichkeiten verfügt, angesichts derer die vergangenen Greuel nur schüchterne Entwürfe wären. Wir können uns unschwer Szenarien ausmalen, die unter einem totalitäten Regime möglich wären, das keine Schwierigkeiten hätte, sich zu „globalisieren“ und über Vernichtungsmittel von nie geahnter Effizienz, Weite und Schnelligkeit verfügen würde: schlüsselfertige Völkermord.
Das war 1997. Der 11.9.2001 war zwar schon abzusehen – als Startschuss des neuen, globalen, totalitären Regimes – aber von Drohnen und dem unaufhaltsamen Überwachungsmonstrum NSA war noch nicht die Rede, völkerrechtswidrige Angriffskriege durch „demokratische“ Staaten wie z.B. auf den Kosovo, Afghanistan oder dem Irak lagen noch in weiter Ferne – oder zumindest war es undenkbar, das Krieg mal zum Instrument eines entarteten Völkerrechts werden könnte. Doch lauschen wir Vivianne noch weiter – schauen auf die nächsten Jahre.
Vielleicht würden es bestimmte Gruppen aber auch bedauern, von den menschlichen Herden nicht besser profitieren zu können und sie für verschiedene Zwecke am Leben lassen. Zum Beispiel als Vorrat für Organtransplantationen. Eine menschliche Herde als Schlachtvieh, ein lebender Organvorrat, aus dem man nach Belieben und je nach Bedarf der Priviligierten schöpfen darf.
Als ich das 1997 weiter erzählte, erntete ich absolutes Unverständnis (nicht innerhalb der Führungsebene der Konzerne, deren Job es war, weiter zu denken als der Betriebsrat): so sehr können wir zivilisierten Menschen überhaupt nicht degenerieren. Heute haben wir uns daran gewöhnt, Organe durch Jagd auf freies Wild (im Sinai, siehe Zeit) oder durch Zugriff auf inhaftierte Menschen (in China, siehe Zeit) zu „ernten“. Es gibt einen zahlungskräftigen Markt dafür. Kaum jemand stört sich daran. Dort, wo das Böse reale Gestalt annimmt, sind die Salonlinken schnell leise: die Existenz menschlicher Bosheit schreckt ab, will ignoriert werden. Nur – sie verschwindet dadurch nicht.
Auch wir in Deutschland haben uns seitdem an vieles gewöhnt. Im Jahre 2000 hätten wir noch groß über „Veschwörungstheorien“ gemeckert … wenn das Wort damals überhaupt eine Bedeutung gehabt hätte. Damals hatte man noch gewusst, dass die Verschwörungstheorien von heute die Geschichtsbücher von morgen füllen. Lauschen wir der herzallerliebsten Vivianne zu diesem Thema (Diktatur des Profits: Paul Zsolnay Verlag 2000, Seite 202 – 203):
Nun geht es darum, der Allmacht eines uniformierten, weltweiten Regimes ohne Gegenmacht, das ich jeden Tag durch seine Räubereien, seine mehr oder minder verschleierten Gewaltstreiche stärkt und sich aus seinen eigenen Erfolgen nährt, unverzüglich entgegenzutreten. Das Regime ist bereits zu weit gegangen, und wenn es sich weiterentwickelt, besteht die Gefahr, daß es uns zu jenem Schlimmsten treibt, auf das es uns geradezu abrichtet, in dem es alles, was dorthin führt, alltäglich erscheinen läßt.
Ja – das hätten wir damals machen können. Das hätten wir damals machen müssen. Hartz IV hätte damals – im Jahre 2000 – bekämpft werden müssen. Aber wer hätte damals schon geglaubt, dass es so was gibt? Nun – die liebe Vivianne:
Man kann es nicht oft genug wiederholen: Es hinzunehmen, daß Menschen als überflüssig angesehen werden und daß sie selbst soweit kommen, sich als störend zu empfinden, bedeutet zuzulassen, daß sich die Vorraussetzungen für die schlimmstmögliche Entwicklung ausbreiten. Es ist keineswegs lächerlich zu behaupten, daß am Anfang aller Totalitarismen diese Verweigerung von gegenseitigem Respekt steht: sie ist es, die allen Faschismen den Weg ebnet; und auf diesem Wege breitet sie sich aus.
Was haben wir seitdem erlebt – allein in Deutschland? Arbeitslose wurden – aus Regierungsmunde – zu „Sozialschmarotzern“ und „Parasiten“, Menschen an sich zu „Kosten auf zwei Beinen“, christliche Nächstenliebe (der Basiswert unserer Demokratie, für den wir viel Kirchensteuer bezahlen) wurde „Sozialromantik“, Politik wurde „alternativlos“, der Marsch zu den menschlichen Organherden ist alltäglich geworden – dank „nine-eleven“. Die Oligarchien der Welt sollten Osama bin Laden auf Knien danken, dass er da aktiv geworden ist: er hat ihnen den größten Gefallen überhaupt getan und Dinge möglich gemacht, die sonst nie zu realisieren gewesen wären. Kein Wunder, dass die Theorie nicht unterzukriegen ist, dass es US-amerikanische Putschisten waren, die den Coup geplant hatten.
Oh ja – ich weiß, da darf man nicht mal daran denken, des ist „Verschwörungstheorie“. 2014 gibt es nur noch zwei Arten von Aussagen: Regierungsmeinung und ihr Gegenteil – und das Gegenteil nennt man „Verschwörungstheorie“. Darum gibt es auch nur noch zwei Arten von Journalisten im Land: Regierungssprecher sowie ihre ausschließlich durch private Institute genormten Kollegen in den ausgelagerten Pressestellen der großen Medienkonzerne …. und die arbeitslosen. Gerade in der aktuellen Krise um die Ukraine haben die meisten Deutschen deutlich vor Augen geführt bekommen, wie differenziert die Aussagenvielfalt zwecks eigener Meinungsbildung ist: gar nicht.
Der Journalist bekennt sich schon lange in seinem Selbstbild dazu – es hat nur wieder keiner gelesen, siehe Wikipedia:
Das Rollenselbstbild, wie die Akteure im Journalismus ihre Aufgabe in der Gesellschaft sehen, hat sich gemäß zweier repräsentativer Journalistenbefragungen von 1993 und 2005 in Deutschland ebenfalls gewandelt: Die Ambitionen von Kritik und Kontrolle haben abgenommen, es dominieren die reinen Informationsjournalisten und News-Manager.
Der Anteil der Journalisten, die „Kritik an Missständen üben“ als Ziel angeben, ist von 63 Prozent auf 57 Prozent gesunken. Der Anteil der Journalisten, die „sich einsetzen für die Benachteiligten in der Bevölkerung“ ist von 43 auf 29 Prozent gesunken und der Anteil jener, „die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kontrollieren“ von 37 auf 24 Prozent.
Umgekehrt stieg der Anteil der Journalisten, die „möglichst neutral und präzise informieren“ wollen von 74 auf 89 Prozent. Der Anteil der Journalisten, der „komplexe Sachverhalte erklären und vermitteln“ wollen, stieg von 74 auf 80 Prozent und jener, welche „die Realität genau so abbilden wollen, wie sie ist“, von 66 auf 74 Prozent.
D.h. 74 % der Journalisten haben gar kein Verständnis mehr dafür, dass „Realität“ immer von der Perspektive des Betrachters abhängt. Man bekennt sich offen dazu, Propaganda von Regierung und Wirtschaft ungefiltert – gegen Bezahlung – zu verbreiten. Das passt überraschend gut zu jenen 24 %, die noch nicht auf die Kontrollfunktion von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verzichtet haben.
Das uniformierte globale Regime hat still und heimlich die vierte Macht gefressen, der Putsch läuft weiter – still und leise, dank vollständiger Kooperation der journalistischen Huren, die als Wachhunde nebenbei auch die Denkverbote hinsichtlich der Verschwörungstheorien durchsetzen. Diese Vernichtung der freien Berichterstattung und Meinungsbildung ist der zentrale Punkt der Revolution, das hat das Regime von den Kommunisten gerlent: immer erst Radio und Fernsehen besetzen: damit steuert man die Millionen.
Gelegentlich fallen noch Informationskrumen aus dem Diskurs heraus, die versehentlich nicht gründlich genug bearbeitet worden sind – Jürgen Roth hat in seinem Buch „Der stille Putsch“ einige davon aufgesammelt, siehe Amazon:
Was derzeit in Griechenland, Portugal, Spanien und Italien passiert, ist erst der Anfang. Auch Deutschland und anderen europäischen Staaten soll es so ergehen: Durch drastische Sparprogramme werden die Löhne gesenkt, Einschnitte in die Sozial-, Gesundheits- und Bildungssysteme durchgesetzt, die Arbeitnehmerrechte reduziert und der Verkauf öffentlichen Eigentums vorangetrieben.
Unter dem Vorwand der Krisenbewältigung geht es um die gnadenlose Durchsetzung einer marktfundamentalen Politik – ein kalter Putsch gegen die europäische Zivilgesellschaft. Doch wer steckt dahinter? Eine mächtige Elite aus Wirtschaft und Politik, der nur ausgewählte Personen angehören und deren Ziel die Durchsetzung langfristiger wirtschaftsfreundlicher Strategien und die Entmachtung des Staates ist. Jürgen Roth nennt die Putschisten und ihre Helfershelfer beim Namen, er deckt auf, wie sie über das Schicksal Europas entscheiden, und zeigt, warum wir uns nicht länger belügen und täuschen lassen dürfen.
Nur eine Momentaufnahme – aber man erfährt, was man leisten muss, um zu den Dirigenten des Putsches zu gehören: 500 Millionen Euro Umsatz. Das ist der Eintrittspreis, ab dann gehört man zu jener Elite, die Europa gerade umgestaltet. Frank Bürger zeichnet in seinem Kommentar zu diesem Buch in groben Umrissen die aktuellen Dynastien nach:
Es ist lohnenswert, mit dem Autor auf Reise zu den international agierenden Machtzirkel der Welt zu reisen. Mitglieder des in der Schweiz beheimateten „Entrepreneurs’ Roundtable“ treffen sich auf privater Ebene und sind laut Roth alle per Du. Mitglieder der Kategorie
I müssen pro Jahr mindestens 500 Millionen Jahresumsatz machen beziehungsweise Vorstandsvorsitzende sein“, erzählt ein Insider. „Wer nicht so viel bringt, wird nicht mehr eingeladen“, fügt er hinzu. Die Treffen sollen sieben- bis achtmal im Jahr an unterschiedlich exklusiven Orten stattfinden. Anfang 2013 zählte der „Entrepreneurs’ Roundtable“ in der Schweiz nach Recherchen mindestens 100 und in Deutschland mindestens 90 Mitglieder – ausschließlich die Elite insbesondere der Finanzindustrie, aber auch Vorstandsvorsitzende von Pharmaunternehmen und Lebensmittelkonzernen sowie Medienrepräsentanten.
Ja – das ist eine Verschwörung. Sie ist auch nicht mehr aufzuhalten – erst recht nicht, wenn man sich beständig nur noch „unterhalten“ und „beschäftigen“ lässt.
Aber auch den „anerkannten Journalisten deutscher Leitmedien“ entfleucht gelegentlich eine Information, die von außerordentlicher Brisanz ist – siehe Spiegel:
Der amerikanische Journalist George Packer hat in seinem Buch „The Unwinding“, das demnächst auch auf Deutsch erscheint, beschrieben, wie sehr sich die USA schon zu einer Oligarchie hin entwickelt haben. Er hat auch beschrieben, dass die Zeit der an Gerechtigkeit und Partizipation orientierten Demokratie eine recht kurze Phase gewesen sein könnte, von Roosevelt bis Reagan in etwa – fünfzig Jahre, weniger die Regel als die Ausnahme, um eine Formulierung von Thomas Piketty zu verwenden, dem Kapitalismuskritiker der Stunde.
Piketty schildert in seiner jetzt schon klassischen Analyse „Le capital au XXIe siècle“, wie das Kapital, wenn man es ungezügelt lässt, die Gesellschaft unvermeidlich zu immer mehr Ungleichheit hin verändert – Gleichheit ist eher eine Anomalie des Kapitalismus, die Mittelschicht eine Erfindung des 20. Jahrhunderts: Prinzipiell, so Piketty, sind alle Errungenschaften und Emanzipationsprozesse umkehrbar, nichts ist sicher. „Es ist eine gefährliche Illusion zu glauben“, sagt er im SPIEGEL-Gespräch, „die Demokratie würde der wirtschaftlichen Entwicklung folgen.“
Na und? Wusste Vivianne Forrester schon vor 17 Jahren. In nochmal 17 Jahren werden wir solche Äußerungen nicht mehr hören. Wie von Frau Forrester beschrieben, greift das Regime der Konzerne weltweit nach der Macht. Erst Wirtschaftsmacht, dann Regierungsmacht, dann Medienmacht. 2004 durfte das letzte Mal ein Journalist über den laufenden Putsch schreiben – Arno Luik im Stern. 2014 wird das letzte mal ein Buch zu dem laufenden Putsch erscheinen – das von Herrn Roth. 2024 ist die Machtübernahme abgeschlossen: die Militärmacht wird direkt von privaten Konzernen ausgeübt, weil die Staaten sich das gar nicht mehr leisten können. Kommen wir zu der Meldung, die oben versprochen wurde, siehe Spiegel:
Laut „Bild am Sonntag“ werden die ukrainischen Sicherheitskräfte von 400 Academi-Elitesoldaten unterstützt. Sie sollen Einsätze gegen prorussische Rebellen rund um die ostukrainische Stadt Slowjansk geführt haben.
Gab ja auch schon Aufnahmen von perfekt italienisch sprechenden „ukrainischen Soldaten“ – und Aufnahmen von Truppen in US-Jeeps. Was meinte die Firma selbst noch kürzlich:
Es war ein eindeutig formuliertes Dementi. „Unverantwortliche Blogger und ein Onlinereporter“ hätten „Gerüchte“ verbreitet, wonach Angestellte der Firma Academi in der Ukraine im Einsatz seien. Das sei falsch und nichts mehr als ein „sensationalistischer Versuch, eine Hysterie zu kreieren“. So äußerte sich der US-Militärdienstleister, ehemals unter dem Namen Blackwater zu unrühmlicher Bekanntheit gelangt, am 17. März auf seiner Webseite.
Unverantwortliche Blogger scheinen die letzten Partisanen im Informationskrieg geworden zu sein. Sie – und ein paar verantwortliche Journalisten, die zwischendurch ein paar Informationen unters Volk streuen, die zeigen, dass die von Vivianne Forrester prognostizierte Zukunft unabänderlich eintritt – bis hin zu den Herden aus Menschenvieh. Bald werden führende Entscheider, flankiert von Journalisten, Wissenschaftlern und Politikern, das Wort „Sozialballast“ einführen – mit dem nichts anderes gemeint sein wird als Rentner, Kranke und Behinderte. Das Wort wurde durch das Wort „Minderleister“ schon vorbereitet.
Und was so entscheidend ist an der Meldung aus der Ukraine? Jenseits jeglicher Politik schaffen Konzerne mit Militärmacht Fakten, erschießen Zivilisten, machen Stimmung, üben Druck aus, ziehen ungebremst als Mörderbanden zwecks Disziplinierung der Bevölkerung durch die Lande. Dabei ist es egal, ob sie das im Auftrag der US-Regierung tun – oder auf Wunsch der Oligarchie. Es ist die Demonstration, dass Konzerne die letzte Macht auch noch erobert haben: die Exekutive, Militär- und Polizeimacht.
Der Mittelstand – heute noch Träger unserer Gesellschaft – wird bald der Vergangenheit angehören, er war nur ein kurzes Zwischenspiel. Die Welt unserer Enkel ist allerdings schon als Film zu erleben: „Die Tribute von Panem“ oder „Oblivion“ zeichen inzwischen überzeugend zwei Versionen von Zukunft, die mit großer Wahrscheinlichkeit bald Realität werden … oder schon längst Realität sind: eine kleine Kaste von äußerst dekadenten Superreichen ohne jegliche Moral herrscht in verwüsteten Ländern über Herden von „Restmenschen“, deren einziger Lebenszweck die Organspende ist.
Bald wird man merken, dass „1984“ eine sehr liebliche, sozialromantische Utopie wahr. In Wirklichkeit will man die Massen verwerten … nicht beherrschen. Sie sind überflüssig … zerstören aber die Umwelt.
Ist also logisch, welche Zukunft unsere Enkel nach der endgültigen Eliminierung christlicher Werte erwartet – oder?
Und ebenso … dass sie uns und unsere „Spaßgesellschaft“ abgrundtief hassen werden.
Dienstag, 29.4.2014. Eifel. Eine Nachricht fällt aktuell besonders ins Auge. Der deutsche Außenminister hat einen ganz entscheidenden Satz gesagt, der ein wenig untergeht in der Debatte. Jakob Augstein hat ihn in seiner Warnung vor einem „Krieg aus Versehen“ aufgegriffen, siehe Spiegel:
„Niemand hat vorhersehen können, wie schnell wir in die schwerste Krise seit dem Ende des Kalten Krieges geschlittert sind.“
Das ist eine krasse Lüge. Vor zwei Jahren veröffentlichte der Kopp-Verlag „Das Szenario eines Dritten Weltrkrieges – Die geheimen Pläne des Pentagon zur Errichtung einer Neuen Weltordnung“ von Michael Chossudovsky. Ich kenne den kanadischen Professor für Wirtschaftswissenschaften durch sein Werk „Global Brutal“, das 2002 bei „2001“ erschien. Er beschreibt hier nicht mehr und nicht weniger als die Globalisierung der Armut durch Kredite. Die Reichen gewähren Staaten Kredite, im Gegenzug dafür verarmen diese ihre Bevölkerung – ein Programm, dass jetzt gerade aktuell in der Ukraine durchgezogen wird.
Wer Global Brutal gelesen hatte, der wußte auch, was auf Deutschland zukommt. Je größer der Hunger der Regierung nach Krediten, umso mehr wurde die Souveränität an die Geldgeber verkauft, deren Interessen durch Weltbank und IWF formutliert wurden. Bekannt waren deren Wünsche schon seit Mitte der neunziger Jahre:
“Die Bereitwilligkeit der Arbeiter, eine schlecht bezahlte Beschäftigung anzunehmen, hängt zum Teil von der relativen Großzügigkeit der Arbeitslosenunterstützung ab … Es besteht in allen Ländern Anlass, die Dauer des Anrechts auf Unterstützung zu verkürzen, wenn sie zu lang ist, oder die Bedingungen für ihre Gewährung zu verschärfen”.
(Weltbank, World Development report, workers in an integreting world, Oxford Universitiy Press, 1995, gefunden bei Viviane Forrester, Der Terror der Ökonomie, Paul Zsolnay Verlag, Wien 1997, Seite 132).
Somit war 1997 schon klar, dass Hartz IV kommen wird. Es war klar, wer es angeordnet hat, wer es finanziert und wer es durchzuführen hat.
“Die von den Auswirkungen der Politik auf die Verteilung der Einkommen hervorgerufenen Befürchtungen dürfen die europäischen Regierungen nicht davon abhalten, mutig eine grundlegende Reform des Arbeitsmarktes zu betreiben. Die Lockerung des Arbeitsmarktes erfolgt über die Umgestaltung der Arbeitslosenversicherung, des gesetzlichen Mindestlohnes und der Vorkehrungen zum Schutz der Arbeit”.
(Bulletin des Weltwährungsfonds, 23.5.1994, zitiert bei Forrester, a.a.O., Seite 133).
Mitte ´95 hatte die Weltbank und der Weltwährungsfond Hartz IV für Deutschland gefordert – bis 2005 hatte man dann genug Politiker für sich gewonnen, die das durchsetzen konnten – gegen das Volk und gegen die Partei. Chossudovsky skzizziert in seinem Werk, wie Weltbank und IWF den ganzen Planeten mit ihren wirtschaftlichen Terrorprogrammen überziehen, die Millionen von Menschenleben kosten – übrigens auch in Russland:
Im Herbst 1992 erläuterte mir ein russischer Wirtschaftswissenschaftler „Wir leben in Russland in einer Nachkriegssituation, aber es gibt keinen Wiederaufbau. Der Kommunismus und das Reich des Bösen sind besiegt, aber der kalte Krieg, obwohl offiziell beendet, hat seinen Höhepunkt immer noch nicht erreicht. Den G-7-Staaten geht es darum, das Herz der russischen Wirtschaft, den militärisch-industriellen Komplex und unsere High-Tech-Industrien zu zerschlagen … Das Ziel des IWF-Wirtschaftsprogrammes ist es, uns zu schwächen und die Entwicklung einer rivalisierenden kapitalistischen Macht zu verhindern. (Chossudovsky, a.a.O., Seite 261).
Spätestens 2002 konnten informierte Kreise (also: die Leser von globalisierungskritischen Büchern) die kommende militärische Auseinandersetzung mit Russland voraussehen – es sei denn, Russland beugt sich der Globalisierung der Armut, lebt wie der Westen.
Wie lebt eigentlich der Westen?
Am 17.3.2014 meldete die Süddeutsche, wie die Zukunft des Westens aussehen wird – am Beispiel eines klassischen westlichen Landes, Großbritannien.
Wie unfair ist der Wohlstand in Großbritannien verteilt? Die Aktivisten der Organisation Oxfam rechnen nun vor: Die fünf reichsten Familien im Vereinigten Königreich besitzen zusammen mehr Vermögen als die 20 ärmsten Prozent der Bevölkerung.
Ein britisches Sonderphänomen?
Nein.
Ein Spiegelartikel zu dem aktuellen Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ zeigt, dass dies ein weltweiter Trend ist, den auch der IWF erkannt hat:
„Einkommensungleichheit ist in den letzten Jahrzehnten sowohl in der entwickelten Welt wie in den Entwicklungsländern angestiegen“
Sprachlich kann man das auch anders ausdrücken: die Globalisierung der Armut schreitet unaufhaltsam voran – wie der Artikel erwähnt. Es ist ein ganz einfacher Mechanismus, der Superreichtum automatisch – ohne jedwede „Arbeit“ oder „Leistung“ produziert:
Durchschnittlich lag das Wirtschaftswachstum Pikettys Daten zufolge nämlich in den vergangenen 300 Jahren inflationsbereinigt bei einem bis eineinhalb Prozent jährlich. Vermögen stiegen dagegen um vier bis fünf Prozent vor Steuern. Wer schon wohlhabend ist, kann sein Vermögen offenbar breit anlegen und so überdurchschnittlich steigern. Weil Vermögen zudem meist an die eigenen Kinder vererbt werden, pflanzt sich die Ungleichheit über Generationen fort.
Wir können heute schon ausrechnen, dass Deutschland – um nur EIN Beispiel zu nennen – in NAHER Zukunft aus wenigen Superreichen und einer Armee von Hartz IV-Empfängern besteht – falls uns der IWF überhaupt noch solche luxuriösen Sozialleistungen gestattet. Angesichts unserer grassierenden Staatsverschuldung sind Regierung und Bundestag schon längst nicht mehr frei in ihren Entscheidungen.
Nun – 2014 geht es den meisten Deutschen noch gut. Viele Auslandsberichte deutscher Medien zeigen tagtäglich dem deutschen Mittelstand auf, wie glücklich er sich schätzen darf, dass noch keine bewaffneten Banden mit Pickups durch die Straßen jagen – obwohl sich der Krieg Reich gegen Arm auch und gerade auf deutschen Straßen abspielt: der „Krieg auf der Straße“ (siehe Blätter.de von 2010) geht ungebrochen weiter, ein Autotyp ist zum brachialen Symbol des Vernichtungswillens geworden und teilt die bundesdeutsche Gesellschaft in vernünftige, verantwortungsbewusste Mitglieder eines demokratischen Gemeinwesens und … ihr Gegenteil, siehe Spiegel:
Sie sind spritdurstig, platzvernichtend und in der Regel teuer. Es gibt wirklich keinen guten Grund, einen SUV zu fahren.
Wer seiner Umwelt beweisen will, dass er bekennender Turbokapitalist ist, fährt mit einem dicken SUV goldrichtig. Offenbar gibt es viele Menschen, die ihren Kontostand gerne auf der Straße ausrollen.
Das Auto ist ein rollendes politische Bekenntnis – und eine Absichtserklärung: man kann mit ihm auch „in eine Schlacht ziehen“ – so zitiert das Magazin einen Verkehrssoziologen. So gesehen, haben auch wir unsere bewaffneten Banden schon auf der Straße.
Zu schlimm gedacht?
Hören Sie sich mal an, was SUV´s so anrichten – nicht bei Greenpeace, sondern bei der Seite der SUV-Fans in Deutschland, SUV-Cars:
Die Unfallstatistik ist bei SUV-Fahrzeugen deutlich höher als bei anderen Autos. Während die Insassen des SUV zumeist sehr glimpflich davonkommen, so ergeht es den Unfallgegner, aufgrund des höheren Gewichts eines SUV, wesentlich schlechter. Häufig endet ein Unfall für Fahrer von Kleinwagen, für Radfahrer und Fußgänger tödlich oder mit schweren Verletzungen, wenn ein SUV beteiligt ist. Schenkt man den Unfallstatistiken Glauben, so sind die Risiken für benachteiligte Verkehrsteilnehmer um ein Mehrfaches höher, wenn ein SUV im Spiel ist.
Ein Mordinstrument auf deutschen Straßen – unsere Version von Pickups mit Taliban, ein Auto mit der deutlichen Botschaft des Turbokapitalismus: euer Leben ist mir egal, eure Umwelt ist mir egal, eure Ressourcen sind mir egal, eure Kinder sind mir egal.
In diesen Autos sitzen zumeist „Nieten“ mit „Artenschutz“ (siehe Spiegel-Artikel zu dem Thema, warum Nieten so oft Topjobs bekommen): das ideale Personal zur Liqudierung der Bevölkerung … bzw. zur Globalisierung der Armut.
In den USA – dem Mutterland des Turbokapitalismus – können wir mitlerweile die Erfolge des laufenden Bürgerkrieges reich gegen arm studieren, siehe Spiegel:
Noch immer weisen die USA mit das höchste Wirtschaftswachstum der Industrienationen auf – doch bis auf eine schmale Oberschicht rutscht die amerikanische Gesellschaft im globalen Wohlstandsvergleich immer weiter ab. Die US-Mittelschicht, für viele Jahrzehnte die reichste der Welt, hat diesen Status nun verloren, berichtet die „New York Times“.
Nebenbei erfährt man, dass auch die deutsche Mittelschicht zunehmend den Anschluss verliert – kein Wunder, erfüllen wir doch die Wünsche von IWF und Weltbank bis ins Detail.
Noch kann der kleine Handwerksmeister durch Subventionen des Steuerzahlers selbst mit dem SUV als Firmenwagen einen Status demonstrieren, den er nie erreichen wird und den wir alle mit einer höheren Staatsverschuldung mittragen, doch – wie wir alle wissen: die Leistungsfähigkeit des Staates hat ihre Grenzen erreicht.
Der Grund ist klar:
Seit den frühen 80er Jahren haben Konzerne und Geschäftsbanken eine bequemen Weg gefunden, große Schuldensummen zu tilgen und in öffentliche Schulden umzuwandeln. Sie können so ihre Verluste systematisch auf den Staat abwälzen. Während der Fusionswelle in den späten 80er Jahren ist die Last der Unternehmensdefizite durch den Kauf bankrotter Firmen auf den Staat verlagert worden in dem man diese Firmen zumachte und die Verluste steuerlich abschrieb. Die Geschäftsbanken konnten ihre faulen Kredite ebenfalls regelmäßig abschreiben und in Vorsteuerverluste umwandeln. Die Rettungspakete für angeschlagene Unternehmen und Geschäftsbanken basieren also auf dem Prinzip der Abwälzung von Unternehmensschulden auf die Staatskasse. (Chossudovsky, a.a.O., Seite 305).
Das schrieb Chossudovsky 2002 – da lag der Rettungsschirm für den Euro noch in weiter Ferne – obwohl man ihn schon damals hätte sehen können. Die globale Finanzkrise – die wir erst Jahre später deutlich bemerkten – sah er schon damals (siehe Kapitel „Die globale Finanzkrise“, a.a.O., Seite 311 – 323).
Jedermann hätte also sehen können, wie wir in die schwerste Krise seit dem Kalten Krieg gelangen konnten. Jedermann hätte erkennen können, dass der Sozialstaat auch in Deutschland zerschlagen wird, jedermann kann erkennen, dass diese Art der Konzernwirtschaft die Volkswirtschaften vernichtet. Die Arbeitslosen, die Alten und die Kranken merken das jetzt schon – ebenso jene, die nicht die Möglichkeit haben, dem Staat groß in die leeren Taschen zu greifen, in dem sie ganze Firmen aufkaufen.
Lenken wir wieder den Blick auf das Auto, „des Deutschen liebstes Kind“ – aber mal fort vom Terrorinstrument SUV hin zu jenen Menschen, die unter anderem den „Mittelstand“ tragen, siehe Manager Magazin:
In Deutschland hat laut McKinsey 2013 mehr als jeder vierte Händler (27 Prozent) einen Verlust eingefahren. 2012 waren es noch 9 Prozent.
Läuft die Entwicklung so weiter, haben wir 2016 keine Autohändler mehr – im Autoland Deutschland. Und auch die, die noch richtig dicke Gewinne einfahren, liegen dem Steuerzahler auf der Tasche:
Mehr als 70 Prozent aller neu zugelassenen Porsche sind Dienstwagen. Diese werden vom deuschen Staat jährlich mit mehreren Milliarden Euro finanziert. (Jan Kluge, Unliebsame Wahrheiten. Redline 2013, Seite 92, dort erfährt man auch, dass der private Sektor nur noch für 40 Prozent aller Neuzulassungen verantwortlich ist – 60 Prozent zahlt der Steuerzahler).
Das heißt: der Eindruck eines reichen Landes voller wohlhabender Menschen, den unsere Straßen dem Ausland vermitteln, wird durch den Staat auf Pump finanziert.
Die Daten für 2022 können Sie jetzt also selbst schon hochrechnen. Ebenso können Sie jetzt schon hochrechnen, wann der Dritte Weltkrieg beginnt – und gegen wen. Putins größte Sünde war, den Vernichtungsfeldzug des Reichtums in Russland gestoppt zu haben und die Staatsschulden auf unter 10 % zu drücken – ein Traum für jeden westlichen Politiker. Die jedoch werden bei uns mit Rekorddiäten ruhig gestellt, während kriminelle Konzerne die Staatskassen plündern und dazu beständig mächtigere Konglomerate bilden – wie akutell die Entwicklung um Alstom (siehe Spiegel) wieder mal deutlich demonstriert.
Wissen Sie, wie man den Zustand Europas letztens auf einer EU-Simulation in Großbritannien beschrieben hat (siehe Spiegel)?
Die britische Vertreterin Leadsom, die im wirklichen Leben die einflussreiche „Fresh Start“-Gruppe in der Tory-Fraktion leitet, begann mit einer kritischen Bestandsaufnahme. Die EU sei „wie das Römische Reich in seinen letzten Tagen“, sagte sie.
Sie wissen es. Europa ist am Ende. Der Kapitalismus ist am Ende. Krieg regt sich auf unseren Straßen und zwischen den Staaten: alternativlos und bei klarem Bewusstsein taumeln wir dem Ende entgegen, welches uns – mit Zahlen gut belegbar – dicht bevorsteht.
Und was machen wir , der „Mittelstand“, die letzte handlungsfähige Gesellschaftsschicht angesichts der letzten Tage?
Wer rührt sich, außer um die Zeitung beiseite zu legen, den Fernseher abzuschalten – gefügig dem Befehl gehorchend, vertrauensvoll, heiter, verspielt und einfältig zu bleiben (wenn man nicht bereits zu den Versteckten, Besiegten und Verschämten gehört), während der ökonomische Terror im Zuge einer allgemeinen Umwandlung zugleich immer größer wird, unterbrochen nur von dem Geplapper, das zu heilen verspricht, was bereits tot ist? (Forrester, a.a.O., Seite 204).
Wir spielen Spaß. Stecken den Kopf in den Sand (oder in den Fernseher, um noch mehr absorbieren zu können) und hoffen, dass der Schwarze Mann an uns vorüberzieht.
Damit er sieht, dass wir dazu gehören, steht auch ein SUV vor der Tür, wir zeigen die Bereitschaft, jederzeit unsere Mitmenschen in Lebensgefahr zu bringen, um nur der Armut zu entfliehen.
Die jedoch kommt so sicher wie der Weltkrieg, auch der geleaste Firmenwagen wird da keine Rettung bringen.
Freitag, 18.4.2014. Eifel. Heute ist Karfreitag. Heute vor über zweitausend Jahren starb der Sohn Gottes an einem Kreuz, hingerichtet vom römischen Imperium. Die Legende sagt: er starb, um unsere Sünden zu tilgen – eine Botschaft, deren Wichtigkeit man erst versteht, wenn man sich anschaut, welche Lasten die Religionen der Welt den Menschen sonst aufbürdeten, um sich von ihren Sünden (oder Schwächen) zu befreien, um Erleuchtung oder Erlösung zu finden. Deshalb nennt man die Legende von Christus ja die „Frohe Botschaft“. Was man von ihr allerdings in Kirchen und an öffentlichen Plätzen sehen kann, ist etwas anderes: ein Leichnam, hingerichtet von den Mächten und Gewalten der damaligen Gegenwart – nicht das geschickteste Symbol für eine „frohe Botschaft“, möchte man meinen.
Die frohe Botschaft? Ja – durch den Kreuzestod Jesu wurde – der Legende nach – die Menschheit befreit von der Herrschaft der „Mächte und Gewalten“.
„Mächte und Gewalten“? Zweitausend Jahre nach dem Kreuzestod wissen wir so gut wie gar nicht mehr, was damit gemeint war. Die Zeitgenossen Christi wussten das noch sehr gut. Sie repräsentieren die gefallene Seite der Schöpfung, zwar auch von Gott geschaffen, aber nicht gerade freundlich zu Menschen. Sie bringen Tod, Hass und Angst in das Leben der Menschen, Sünde, Tod und Teufel sind ihre Manifestationen. Sie gleichen jenen falschen Göttern, vor denen Gott selbst einst das Volk Israel gerettet hatte. Auch das war nichts Neues: die älteste menschliche Existenzweise ist die der nomadischen Stammesgesellschaften – und die hatten nur einen Gott, der im Himmel wohnte und sie behütete. Mit den Städten begann dann die Vielgötterei, es gab Götter für jede Gelegenheit, Mächte und Gewalten, die sich in alle Bereiche des menschlichen Lebens einmischten. Der Legende nach waren es – von Griechenland über Rom bis nach Germanien – vor allem die jungen, hübschen Töchter der Menschen, nach denen ihnen der Sinn stand: der Feudalstaat schuf sich so ein Abbild im Himmel.
Ja – der heutige Tag sollte eine große Befreiung mit sich bringen – schon vor zweitausend Jahren. Hat er ja auch. Niemand fürchtet sich mehr davor, dass ein blitzwütiger Odin die eigenen Töchter schändet, dass ein hintertriebener Loki die Ernte misslingen läßt oder ein wütender Thor das Gehöft mit seinem Hammer in Stücke schlägt. Was muss das für ein Leben gewesen sein, damals. Überall versteckten sich mächtige Götter, die übermächtigen, unsichtbaren, allgegenwärtigen Königen gleich über das ganze Erdenrund herrschten, unten auf der Erde hingegen der kleine, hilflose Bauer, gefesselt an die Scholle, jeden Launen seiner göttlichen Herren hilflos ausgeliefert.
Ich denke, man muss das mal erlebt und gelebt haben, um so ein Lebensgefühl nachvollziehen zu können.
Wir modernen Menschen können das gar nicht mehr. Wir sind vollkommen Herren über unser eigenes Schicksal, keine Mächte und Gewalten dirigieren unser Verhalten in unserem Leben, wir gestalten unseren Alltag ganz nach unserem eigenen, freien Willen: wie sollen wir nachempfinden können, wie es ist, das Niederste vom Niedersten zu sein, Gewürm unter den Stiefeln der mächtigen Germanengötter?
Nun – einer konnte das. Heinrich Schirmbeck war sein Name. Starb neunzigjährig im Jahre 2005 – am amerikanischen Unabhängigkeitstag. Auf der Internetseite der Heinrich Schirmbeck Gesellschaft findet man ein Zitat von ihm:
„Und wie dem Schöpfer seine Schöpfung, nämlich der Mensch, durch die Hybris der Erkenntnis gewissermaßen entglitt, so begann dem Menschen seine Schöpfung zu entgleiten, nämlich die Gesellschafts-, die Staaten-, die Institutionen- und Apparatenwelt. Wie Gott des Menschen nicht mehr Herr zu werden scheint, so wird der Mensch seiner Schöpfung nicht mehr Herr: sie entwickelt eine Eigengesetzlichkeit, die ihn in seiner Freiheit und Existenz bedroht“.
Eine Schöpfung, die uns in unserer Freiheit und Existenz bedroht? Unglaublich, oder?
Sie als moderner, aufgeklärter Mensch stehen dieser angedeuteten Rückkehr der alttestamentarischen „Mächte und Gewalten“ selbstverständlich skeptisch gegenüber. Wir leben in einer aufgeklärten Demokratie, haben seit bald siebzig Jahre Frieden und sind frei wie nie ein Mensch zuvor!
Schauen wir mal genauer hin. Schon mal überlegt, wo Ihr Essen herkommt?
Klar – aus dem Supermarkt. Wir alle bekommen es aus dem Supermarkt.
Wer füllt die Märkte? Wissen Sie das überhaupt noch?
Fünf – bis sechs „Konzerne“. Mehr nicht. Gigantische Institutionen mit unglaublicher Macht, reicher als die meisten Staaten, liefern Ihnen das Essen – jenes Essen, das früher von ganz allein im Wald und auf den Feldern wuchs – umsonst. Der „freie“ Mensch wurde so zu dem einzigen Wesen, das für seine Existenzs auf Erden bezahlen muss – als ob er ein fremdartiger Eindringling ist, der bloß geduldet wird. Egal wie reich Sie nun sind, wie reich Sie sich fühlen: in Ihrer ganzen Existenz sind sie auf Gedeih und Verderb diesen Konzernen ausgeliefert. Haben die Konzerne mal keine Lust mehr, ihre Arbeit zu machen (was SOFORT geschieht, wenn die Rendite zu niedrig ist), dann stellen sie ihre Arbeit ein, die Regale bleiben leer und Sie verhungern. Wer kontrolliert diese Gebilde, die uns auch mit Öl, Baustoffen, Waffen, Automobilen und enorm viel Unterhaltung versorgen?
Theoretisch: Menschen. Praktisch: Niemand. Diese Kapitalballungen haben ein Eigenleben. In dem kanadischen Film „Corporation“ wurde dies im Detail beschrieben, hier bei Facebook:
The Corporation ist ein kanadischer Dokumentarfilm aus dem Jahr 2003. Der Film analysiert das Verhalten von Großunternehmen im Geschäftsleben. Er kommt dabei zu dem Schluss, dass solche Unternehmen in der Regel alle Kriterien für einen Psychopathen erfüllten, wenn Bewertungsmaßstäbe für menschliches Verhalten angelegt würden. Zudem wird dargelegt, dass solch ein Vergleich durchaus seine Berechtigung habe – weil Unternehmen als juristische Personen rechtlich größtenteils mit Menschen (Natürliche Personen) gleichgestellt seien. Einer der wesentlichen Aspekte des Films ist, dass Großunternehmen nur die eigenen Interessen verfolgen und dabei prinzipiell keinerlei Interessen anderer Personen – insbesondere von Menschen – berücksichtigen. Der Film wurde vom Rechtswissenschaftler Joel Bakan geschrieben und von Mark Achbar und Jennifer Abbott produziert.
Sie haben einen einzigen Zweck: soviel Geld wie nur irgend möglich aus dem Markt zu pressen – ohne Rücksicht auf Verluste. Selbst verantwortungsbewusste Geschäftsleiter scheitern an den Automatismen dieser künstlichen Konstrukte, die durch Verträge und Gesetze geschaffen wurden.
Gewaltige Psychopathen, mit gottähnlicher Macht ausgestattet – das hatten wir schon mal. Die Menschen hatten sie damals Odin, Zeus und Jupiter genannt.
Gehen wir weiter zu Ihrem politischen Leben. Sie haben ja mal einen Staat geschaffen, um vor solchen geistlos plündernden unmenschlichen Horden geschützt zu werden. Die Kräfte der Menschen sollten geeint werden, um selbst eine Macht zu bilden, die größer ist als das Schicksal selbst. Hungersnöte, Armut, willkürliche Not, Folter, Krieg – all das sollte für immer der Vergangenheit angehören. Zur Jahrhundertwende (1899) war man auch der Meinung, das Kriege in Europa völlig ausgeschlossen sind – man sei zu zivilisiert, um sich solcher Barbarei zuzuwenden.
Zwei Weltkriege später steht das inzwischen durch und durch demokratische Europa wieder am Abgrund eines Krieges, Truppen werden an die Ostfront verlegt, ein weiterer Krieg mit Russland steht bevor, federführend hier: die NATO und die STAATEN, weitere von Menschen geschaffene Mächte und Gewalten. Klar – die Nato und Deutschland: das sind WIR. WIR wählen unsere Abgeordneten, die wählen die Bundeskanzlerin und die schützt uns mit der Gewalt des Staates vor Not und Elend – und erst recht vor Krieg. So dachten wir jedenfalls, bis wir merkten: die Kanzlerin ist ja völlig hilflos – so hilflos wie der germanische Bauer angesichts der Allmacht seiner Götter. Das hat sie selbst zugegeben … und deshalb wurde „alternativlos“ zum Unwort des Jahres 2010 (siehe Spiegel). Sind Entscheidungen alternativlos, ist der Mensch hilflos … fremden Gewalten ausgeliefert. Momentan müssen wir hoffen, dass der Krieg gegen Russland nicht auch alternativlos ist.
Heinrich Schirmbeck übrigens hat diese „Alternativlosigkeit“ angesichts der Mächte und Gewalten schon früher kennenlernen dürfen. Als Gründungsmitglied der Grünen und Mitglied der Friedensbewegung durfte er eine ganz besondere Erfahrung machen – er, der 1991 noch eine umfangreiche Studie zum Völkerrechtsbruch durch die USA und die Vereinten Nationen im ersten Irakkrieg an alle wichtigen Politiker verschickte, erlebte, wie die einst so friedliebenden Grünen „alternativlos“ den ersten Einsatz deutscher Kampfbomber im Ausland seit 1945 befahlen – und bejubelten.
Die Sorge, dass die gleichen Automatismen einen weiteren Weltkrieg ins Leben rufen werden, scheint begründet – erst recht, seitdem die Politik auch ihre Hilflosigkeit gegen die agierenden Mächte und Gewalten eingestanden hat … ohne jedoch auch nur im Geringsten den Versuch zu unternehmen, sich die politische Macht zurück zu erobern: gegen Götter kämpfen halt selbst Könige vergebens.
Ja – sie sind wieder da, die Götter. Der Kreuzestod Christi scheint sinnlos, ja, das Symbol des Gottessohnes am Kreuz scheint ein höhnisches Symbol des Triumphes von Menschen geschaffener Imperien über Gott selbst geworden zu sein, Imperien, die sich selbst ganz offen als Gott ausgeben … oder haben Sie etwa noch nie von den „Märkten“ gehört, die mit „unsichtbarer Hand“ Ihr Leben dirigieren, ihren Arbeitsplatz nach China verlegen, ihren Sozialstaat vernichten (wobei das „Soziale“ der einzige legitime Grund für den Schutzbund „Staat“ ist), die Krümmung ihrer Banane vorschreiben oder die Art der Beleuchtung in ihrem Schlafzimmer bestimmen?
Die Herausforderung der Menschheit des 21. Jahrhundert erinnert an die Herausforderung vorchristlicher (und vorjüdischer) Zeiten. Auch damals war der Normalbürger unsichtbaren Mächten und Gewalten ausgeliefert, die ihn wie Spielzeug hin- und herschubsten. Wenn der Kriegsgott zur Feier rief, gab es keine Diskussionen mehr … jedenfalls so lange nicht, bis sich der alte Gott der Nomadenvölker mit seinen zehn Geboten durchsetzte, jener Gott, der letztlich vor 3000 Jahren die biblische Geschichte inspirierte und ein für allemal dem idiotischen Treiben der Mächte und Gewalten ein Ende setzte: es gab nur ein einen Gott – und der war lieb und gerecht und verbot das Töten.
Heute sind sie wieder da, die Mächte und Gewalten. Anders als Zeus und Ares haben sie jedoch reale Macht – Supermacht, sozusagen.
Als Staatenbünde, Wirtschaftskonzerne, Regierungsorganisationen, Parteien, die den Menschen seiner Freiheit berauben und in seiner Existenz bedrohen – doch anders als der Götterterror der Vergangenheit verfügen diese Mächte und Gewalten über reale Macht: Atomwaffen (die schon in den nächsten Wochen in Europa zum Einsatz kommen könnten), gentechnisch veränderte Nahrungsmittel (die von der Kanzlerin gegen den erklärten und erkannten Willen des Volkes eingeführt werden – alternativlos), chemisch und biologisch bis auf zelluläre Ebene hinab verseuchte Umwelt (man denke nur an … Plastik): die Bilanz unserer Zivilisation ist vernichtend – ihr Untergang scheint unausweichlich, so jedenfalls erklärt uns dies aktuell eine Studie der Nasa (siehe N 24):
Fünf Risiko-Faktoren für den Kollaps der menschlichen Zivilisation haben der Mathematiker Safa Motesharrei und sein Team ausgemacht. Die Analyse der Entwicklung von Bevölkerungswachstum, Klimawandel, Wasserversorgung, Landwirtschaftsentwicklung und Energieverbrauch gibt Rückschlüsse auf die Stabilität unseres Wohlstandes.
Wenn diese fünf Faktoren so zusammenwirken, dass zwei bestimmte Entwicklungen einsetzen, ist der Kollaps unausweichlich. Diese beiden Entwicklungen sehen die Forscher als bereits eingetreten an: die Überlastung der Ökosysteme durch zu hohen Verbrauch der globalen Ressourcen bei gleichzeitiger Aufspaltung der Gesellschaft in reiche Eliten und den armen Rest. Beim Untergang aller großen Hochkulturen in den letzten fünftausend Jahren haben diese beiden Dynamiken eine zentrale Rolle gespielt.
Das ist die Erfahrung der Menschheit in den letzen siebentausend Jahren: Hochkulturen rotten sich selber aus. So sind wir bei ein paar Überlegungen zu Karfreitag mitten in den laufenden, alternativlosen Untergang unserer Hochkultur geraten.
Wie wir sehen, können wir eigentlich doch ganz gut nachempfinden, wie sich der kleine Bauer vor Ort gefühlt haben muss, in seiner Existenz ständig bedroht von großen, unsichtbaren Mächten und Gewalten.
Der Unterschied zu uns?
Er brauchte nicht von Konzernen durchgefüttert zu werden, durfte noch von dem leben, was das Land hergab. Und seine Götter hatten keine Nuklearwaffen, produzierten keine künstlichen Seuchen, verwüsteten ganze Landstriche oder rotteten in nie dagewesenem Maße Pflanzen und Tiere der natürlichen Umwelt des Menschen aus.
Letztendlich bleibt nicht viel übrig von unserem kulturellen Überlegensheitsgefühl, oder? Wir gleichen eher den Luxuspassagieren einer sinkenden Titanic, die noch Musik und Tanz pflegten, als die ersten Menschen in den weniger gut versorgten Gebieten des Schiffes schon ertranken.
Hören wir nochmal Heinrich Schirmbeck dazu, hier aus einer Rede zu seinem 90. Geburtstag auf Literaturkritik:
„In unserer Zeit vollzieht sich ein Vorgang, der wesentlich mehr zu sein scheint als die Bereicherung des Wirklichen um einen neuen Aspekt: es ist der Einbruch der Naturwissenschaften in unser Leben. Dieser Einbruch zeigt sich einmal in der Überflutung unseres Alltags mit technischen Geräten, in der Beschleunigung aller materiellen und informativen Prozesse. Er zeigt sich aber noch viel unheimlicher in der Entsinnlichung aller traditionellen Lebensverhältnisse. Es ist, als werde ihnen die Substanz zunehmend entzogen, so daß nur ein abstraktes Skelett von Funktionen übrigbleibt.“
Das schrieb er 1964.
Da gab es noch keine Handys, kein Privatfernsehen und keine Alternativlosigkeit in politischen Entscheidungen.
Donnerstag, 19.12.2013. Eifel. Inge Hannemann hat erfolgreich eine Petition in den Bundestag eingebracht. 80 000 Unterschriften sind gegen die unmenschliche Sanktionspraxis im Rahmen der Sozialreformen, die von den deutschen Medien fast durchgängig als Riesenerfolg bezeichnet werden. Nun – das war Hartz IV ja auch: ein Riesenerfolg. Man denkt nur viel zu selten darüber nach, für wen das eigentlich erfolgreich war.
Nun – zuerst mal war es ein Erfolg für die Medien. Die reden ja dauernd davon. Die hatten mal wieder jemanden, auf den man sich richtig hemmungslos ´draufhauen konnte – was man sich bei Juden, Ausländern und Alten noch nicht so richtig traute, war da auf einmal möglich: es wurde ein Feindbild aufgebaut, dass der Kriegspropaganda der Weltkriege entsprach – der Arbeitslose als untermenschliche Existenz, der rattengleich das Land durch seine bloße Existenz bedrohte. Er schaute die falschen Programme im Fernsehen, das wusste man genau. Wer die Programme plante, gestaltete, finanzierte und sendete – darüber dachte man lieber gar nicht nach.
Er aß auch das Falsche. Wer das Essen finanzierte, plante, produzierte und auslieferte – darüber dachte man lieber gar nicht nach.
Er wohnte auch falsch, zumeist zusammengepfercht wie Vieh in großen verwahrlosten Plattenbauten oder endlosen billigen Mietskasernen. Wer die Bauten errichtete, wer sie aufkaufte und verwahrlosen ließ – darüber redet man nicht gern.
Doch doch – ich habe das alles im Fernsehen gesehen. Der Arbeitlose war auch immer unrasiert, hatte lange Haare, trug billige Brillen und faselte von sozialer Gerechtigkeit – wie John Lennon.
Und den hat man auch erschossen.
Man kann nur froh sein, dass wir kein Geruchsfernsehen hatten, denn … der Arbeitslose roch sicher auch ganz fürchterlich.
Natürlich richtete er sich fürchterlich ein, lebte wie ein Schwein und vernachlässigte seine Kinder. Gäbe es die Medien nicht, die ihm die Supernanny, die Putzkolonne und die Tapezierbrigade auf den Hals jagten – bei laufender Kamera – würde der Arbeitslose unter dauerndem Befall mit Pilzen und Läusen leiden.
Ich bin froh, dass die Medien uns bislang von Bildern verschonten, wo der Arbeitslose auf den Teppich kotet, weil er zu faul ist, aufs Klo zu gehen.
Der Arbeitslose ist auch kein Demokrat – das haben Wahlforscher jetzt herausgefunden: ist mal Wahl, kann er endlich mal etwas beitragen zum Gemeinwohl, geht er gar nicht hin. Zeit, ihm das Wahlrecht – und die Kinder – zu entziehen.
Kein Wunder das solche Gestalten oft psychisch krank sind. Das wäre ja jeder, wenn er so leben müßte.
Ich hoffe, ich habe keinen Aspekt der Medienhatz vergessen. Wenn ja: bitte nachreichen.
Wir haben uns an die Darstellung des Arbeitslosen durch die Medien schon gewöhnt. Natürlich müssen – ganz folgerichtig – diese Untermenschen durch Herrenmenschen ordentlich erzogen und kontrolliert werden, das ist gar keine Frage … und vor allem die Argumentation eines jeden Gewaltadels, der jemals meinte, besser zu sein als der gewöhnliche Mensch. Wie üblich stößt er seinen Mitmenschen in den Dreck, um sich dann darüber lustig zu machen, wie schwach und schmutzig er aussieht und seiner Eigenverantwortung nicht gerecht wird.
Das alles war ein Akt grauenvoller psychischer Gewalt, der sich mitten in Deutschland Bahn brach, so als hätte es niemals ein Drittes Reich gegeben, das man nicht nochmal auf Erden erleben wollte.
Wie viele hätten wohl Inge Hannemanns Aufruf unterschrieben, wenn sie die Wahrheit über Hartz IV gewusst hätten – das Hartz IV ganz allein verantwortlich ist für die große Krise in Europa?
Für diese Erkenntnis brauchen Sie nun keine besondere Ausbildung, noch „geheimes Wissen“ aus „okkulten Quellen“, hierzu müssen Sie nur Nachrichten lesen und zusammenfügen … das machen die Medien leider nicht mehr für uns.
Gehen wir das mal eben Schritt für Schritt durch.
Was hat die große Krise ausgelöst?
Die wirtschaftliche Schwäche des Südens.
Wodurch wurde sie verursacht?
Die Deutsche Industrie wurde Exportweltmeister – Hauptkunde: Europa.
Wie konnte die das werden?
Durch radikale praktische Lohnkürzungen.
Wie war das möglich?
Durch die Abschaffung des Sozialstaates und die staatliche Einführung eines Abscheu erregenden Prekariats, dass beständig mit vollständiger Streichung aller Leistungen bedroht wurde. Den Effekt hatte man vom Dritten Reich gelernt, wo die Schaffung eines Arbeitslagerprekariats zu einer enormen Motivation der Bevölkerung geführt hatte: wer nicht spurt, wird eingesperrt, arbeitet fortan unter Schlägen umsonst und wird vergast, wenn er nutzlos geworden ist – diese Lektion hatte gesessen, daran hatte sich die deutsche Industrie gut gesättigt.
Natürlich können wir das Dritte Reich nicht wieder auferstehen lassen – aber im Zeitalter der Totalüberwachung brauchen wir auch keine Lager: wir können die eigene Wohnung zum Lager machen, beständig per Telefon überwachen, ob sich der Arbeitslose auch an Hausarrest und Reiseverbot hält.
Wenn nicht, streichen wir ihm Essen und Miete, dann erledigt sich das Problem von selbst. Mitleid für diese Kretins wird niemand empfinden – dafür haben die Medien gesorgt.
In Folge dieses drastischen Gewaltaktes wurden die Löhne gedrückt, sank der reale Binnenkonsum, wuchs die Staatsverschuldung ins Unermessliche (ja – ohne Löhne keine Steuern: hat der Schäuble kürzlich erst festgestellt. Welch´ Überraschung) … ABER: die deutschen Luxuswaren wurden für das Ausland dank Euro ENORM BILLIG!
So konnte dank Lohnverzicht Hochleistungsware auf Kosten des deutschen Volkes im Ausland verramscht werden, was enorme Gewinne für ein paar Millionen Bürger nach sich zog: die Masse macht es allein. Da diese Millionen Bürger aber im Parlament saßen, in den Wirtschaftsgremien und Parteispitzen, den Chefredaktionen und Ärzteverbänden, den Kirchen und Gewerkschaften, wurde niemand unruhig. Geld stinkt nicht – erst recht nicht, wenn man all´jenen, die gesellschaftliche Macht steuern könnten, den Arsch vergoldet – man entschuldige hier die drastischen Worte, die einfach nur schön bildhaft die Realität widerspiegeln.
Was geschah mit den Wirtschaften im europäischem Ausland?
Die konnten mit ihren qualitativ minderwertigeren Produkten – geschaffen für einen Markt, der sich sonst die teure deutsche Qualitätsarbeit nicht leisten konnte – nicht mehr mithalten. Auf einmal gab es Steaks für alle zum Preis von Hühnchenleber: war klar, wohin die Masse ging.
Die Folge? Einheimische Firmen gingen pleite, was im gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraum dazu führte, dass die Währung selbst in Folge massiver Staatsverschuldungen (keine Firmen = keine Löhne, keine Löhne = keine Steuern = kein Sozialstaat) in Gefahr geriet … sehr zur Freude unserer Wirtschaftsfeinde in den USA, die Konkurrenz nicht leiden können.
Um dieses ganz große Rad zu drehen, brauchte man nur eine Idee, eine Hand voll Botschafter – Unternehmensberater, die unauffällig Beratungen bei Gewerkschaften, Parteien, Behörden, Sendern und Konzernen durchführen wären da ideal, die sind sowieso immer da und fallen keinem auf – und schon läuft das Ding von ganz alleine.
Große Weltuntergangsverschwörungen braucht man hier nicht: es reicht, dass man feststellt, das die Gesellschaft bzw. der „Zeitgeist“ gerade den konsumgeilen Egomanen als Ideal preist – schon läuft das System von ganz alleine.
Jeder will diese tollen Eigenheime, die man immer in der Werbung und den Krimis sieht, diese kleinen eigenen Welten, die einen so schön vom Rest der Welt abschirmen. Und von diesen Eigenheimen sind auf einmal ganz viele möglich, wenn man die Wirtschaft Südeuropas zerschlägt, in dem man im Inland einen brutalen Lohndrückerkurs fährt, der nur möglich ist, weil man den Sozialstaat (der ursprünlich ja gerade vor ausbeuterischen Ganoven in der Wirtschaft schützen sollte) mit staatlicher Gewalt im Handstreich zerschlagen hat. Einfach mal nachlesen: das waren nur eine Hand voll Leute um Gerhard Schröder, die das ausführten, was Kohl schon lange im Sinn hatte.
Der deutschen Wirtschaft geht es nun gut. Wie eine Zecke hängt sie am Lebenskreislauf des wirtschaftlich vereinten Europas – und treibt es in den Tod, den auch Deutschland mit bezahlen muss … und mit erleiden wird. Der Wirtschaft ist das erstmal egal, sie ist global und hat schon jetzt Pläne im Schrank, wie und wo man sein Geschäftsmodell weiter fortführen kann, wenn hier die Lichter ausgehen. Wer richtig gut ist, hat sowieso sein Heim in den USA – dort läuft das Geschäft schon seit hundert Jahren gut, man musste nur die ursprünglichen Landbesitzer umbringen: schon war man reich.
In dem Land findet man also überraschend viele gleichgesinnte Bleichgesichter, auf deren Sympathie man sich als Zecke verlassen kann. Darum gibt es ja auch die vielen Freundschaftsorganisationen.
80000 Leute folgten Inge Hannemanns Aufruf, die antisoziale Bewegung der Parteien, Verbände, Gewerkschaften, Medien und Konzerne zu stoppen, in dem man dem Staat die Sanktionswaffen wieder aus der Hand nahm.
Erschreckend, wie wenig Menschen verstanden haben, dass der Staat niemals Waffen gegen seine Bürger einsetzen darf – und das etwas ganz gewaltig ganz groß schief gegangen sein muss, wenn das schon wieder Alltagspraxis ist.
Erschreckend, wie wenig Menschen verstanden haben, dass Hartz IV die Ursache für Staatsverschuldung, Eurokrise und notwendige Bankenrettung ist. Nicht die Arbeitslosen waren das Problem, sondern die Gesetze, die sie zu Unmenschen machten, die Folgen, die dieses Gesetz für die Lohnentwicklung hatte, die stockte, weil Arbeitgeber auf einmal per Gesetz „Lebensberechtigungsscheine“ in Form von Arbeitsverträgen ausgeben konnten – Arbeitsverträgen, die immer schlechter bezahlt wurden, immer länger befristet wurden und oft nicht genug Geld einbringen, um jene Preissteigerungen zu bezahlen, mit denen die Firmen den Binnenaufschwung in Deutschland simulieren.
Wer jedoch damit nicht zufrieden war, konnte in die Gosse geworfen werden: im Import von Armut und Asozialität waren wir auf einmal auch Weltmeister geworden … doch redet man darüber nicht gerne, aus Angst davor, seinen Lebensberechtigungsschein zu verlieren.
Rechnet man also den wirtschaftlichen Schaden von Hartz IV für Europa aus, kommt man locker auf einige BILLIONEN EURO. Dafür hatten die Firmen Milliarden Gewinne, die man unter den guten Kumpels aufgeteilt hat und auch weiter fleissig aufteilt.
Aber die Mehrheit der Deutschen glaubt immer noch, dass der Arbeitslose die Ursache der Misere ist, ohne mal darüber nachzudenken, wie ein Arbeitsloser überhaupt arbeitslos geworden ist.
Das hat direkt mit einem Versagen der deutschen Politik und Wirtschaft zu tun, deren Egomanen nur noch eins im Sinn haben: sich selbst schnell noch zu bereichern, bevor alle merken, dass das Schiff dem Untergang entgegentreibt, schnell noch ein paar Vorräte in die knappen Rettungsboote packen, damit man schon weit weg vom deutschen Alltag ist, wenn die Lügenblase platzt.
Wäre schön, wenn das mehr Deutsche verstehen würden. 80 000 sind da viel zu wenig.
Und wie sehr die Kriegsgewinnler im Parlament bereit sind, jene Prügel aus der Hand zu geben, die ihnen ihre eigenen Gewinne sichern, kann sich jeder selbst ausrechnen.
Dienstag, 10. Dezember 2013. Eifel. Heute vor 65 Jahren geschah etwas ganz Ungeheuerliches: eine Gruppe Menschen die wir heute zweifelsfrei als „Sozialromantiker“ beschimpfen würden, setzte sich zusammen und stülpte der ganzen Menschheit ein Regelwerk über, ohne auch nur ansatzweise auf die wirklichen Bedürfnisse der Bevölkerung eingegangen zu sein. Sie fühlten sich gut dabei, ohne zu bedenken, dass sie vielleicht Minderheitenrechte verletzen würden. Hören wir mal, wie sich die Damen und Herren herausgeredet hatten. Amnesty hat das Schriftstück noch aufgehoben:
Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet,
da die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen, und da verkündet worden ist, daß einer Welt, in der die Menschen Rede- und Glaubensfreiheit und Freiheit von Furcht und Not genießen, das höchste Streben des Menschen gilt,
da es notwendig ist, die Menschenrechte durch die Herrschaft des Rechtes zu schützen, damit der Mensch nicht gezwungen wird, als letztes Mittel zum Aufstand gegen Tyrannei und Unterdrückung zu greifen,
da es notwendig ist, die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Nationen zu fördern,
da die Völker der Vereinten Nationen in der Charta ihren Glauben an die grundlegenden Menschenrechte, an die Würde und den Wert der menschlichen Person und an die Gleichberechtigung von Mann und Frau erneut bekräftigt und beschlossen haben, den sozialen Forschritt und bessere Lebensbedingungen in größerer Freiheit zu fördern,
da die Mitgliedstaaten sich verpflichtet haben, in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen auf die allgemeine Achtung und Einhaltung der Menschenrechte und Grundfreiheiten hinzuwirken,
da ein gemeinsames Verständnis dieser Rechte und Freiheiten von größter Wichtigkeit für die volle Erfüllung dieser Verpflichtung ist,
verkündet die Generalversammlung
diese Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als das von allen Völkern und Nationen zu erreichende gemeinsame Ideal, damit jeder einzelne und alle Organe der Gesellschaft sich diese Erklärung stets gegenwärtig halten und sich bemühen, durch Unterricht und Erziehung die Achtung vor diesen Rechten und Freiheiten zu fördern und durch fortschreitende nationale und internationale Maßnahmen ihre allgemeine und tatsächliche Anerkennung und Einhaltung durch die Bevölkerung der Mitgliedstaaten selbst wie auch durch die Bevölkerung der ihrer Hoheitsgewalt unterstehenden Gebiete zu gewährleisten.
Kaum zu glauben, oder? Da sprechen die 1948 offen von Akten der Barbarei, obwohl wir diese Akte heute nur all zu gern vergessen würden und täglich verdrängen, manch ein selten dämlicher Stammtisch versucht sich sogar in Theorien, die besagen, dass dies alles nie geschehen sei und nur ein Täuschungsmanöver der „Siegermächte“ darstellt. Nun – die Menschen, die dort vor 65 Jahren eine Erklärung verabschiedet hatte, konnten sich noch daran erinnern. Die konnten sogar jederzeit mit den Überlebenden reden. Das brauchten sie aber auch gar nicht: hier war nämlich nicht nur der Holocaust gemeint. In einem Wettrennen des Grauens hatten Wissenschaftler Nazis und Generäle mit Superwaffen ausgestattet, die diese umgehend gegen die Zivilbevölkerung einsetzten – auch demokratische Staaten griffen zu Superbomben, um ganze Städte vom Erdboden zu radieren, Waffen, die in Verbindung mit Hitlers Superraketen die Welt an den Rand des Abgrundes brachten.
Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden wollten sie in die Welt bringen, den sozialen Fortschritt und bessere Lebensbedingungen in höherer Freiheit verwirklichen.
Fünfundfünfzig Jahre später kam Hartz IV, eine demokratisch gewählte sozialdemokratische Regierung brachte Unfreiheit, Ungerechtigkeit und Unfrieden ins Land, baute weitgehend den sozialen Fortschritt ab und verschlechterte mit einem barbarischen Akt die Lebensbedingungen von Millionen von Menschen – und Millionen von Kindern. Wieder einmal sah die Welt zu, weil das Treiben ganz im Sinne der letzten verbliebenden Supermacht war, die in ihrem Verantwortungsbereich einen ähnlichen Prozess in Gang gesetzt hatte.
Die Erklärung der allgemeinen Menschenrechte war ein gewagter Akt. Wie konnte man den Menschen einfach ein Regelwerk verpassen, dass zum Beispiel die Neigungen von Masochisten und Sadisten völlig unterdrückte? Wie konnte man Konzentrationslager als etwas Schlechtes ansehen, wo doch dort alle Neigungen in dieser Hinsicht völlig ungehemmt ausgeübt werden konnten? Und das obwohl diese Lager auch Gutes brachten: Victor Frankl hat dort seine Logotherapie ausgearbeitet … und so die Kraft dafür erhalten, sein Überleben zu sichern.
Wie konnte man Menschen, die noch zuvor begeistert vor Führern und Fürsten krochen, dazu verdammen, in Zukunft frei zu sein, obwohl man wußte, wie unfähig diese armen Geschöpfe waren, ihren Lebensalltag ohne ihre Herren zu organisieren?
Nun – Artikel 1 klärt uns gleich darüber auf:
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
„Geist der Brüderlichkeit“ – ja, so hatte man es sich gedacht. Alle Menschen sind Brüder und Schwestern – und Friede, Freiheit und Gerechtigkeit konnten nur dort herrschen, wo Brüderlichkeit herrschte. Meinen Bruder quäle ich nicht, ich betrüge ihn nicht, beute ihn nicht aus. Wo dies geschieht, herrscht wieder der Geist der Barbarei. Um das zu verhindern, formulierte Artikel 2 gleich die Rechte zu Ansprüchen um – die jedermann in Anspruch nehmen konnte:
Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.
„Vermögen“ ist heute besonders wichtig geworden. Wir werden darauf zurückkommen.
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.
Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.
Hört sich gut an, oder? Trotzdem hungert in New York – jener Stadt, die wie keine andere für Reichtum und den „american way of life“ steht – jedes fünfte Kind aufgrund von Sozialkürzungen (siehe Welt).
Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung und seinen Schriftverkehr oder Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden. Jeder hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe oder Beeinträchtigungen.
Jeder …. außer er ist arm: so die Korrektur des 21. Jahrhunderts dazu. Der Artikel 12 ist für unseren Alltag nicht unwichtig, an ihm erkennen wir, wo die Feinde der allgemeinen Menschenrechte, die Diener und Fürsten der Barbarei sitzen, der Spiegel klärt darüber auf:
Im Rückblick erstaunt die Selbstverständlichkeit, mit der die Erwerbslosen als dreiste Kostgänger des Sozialstaates dargestellt wurden. Kanzler Schröder selbst produzierte 2001 geschickt ein Schlagwort: „Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft.“ Auf den Arbeitsämtern, fügte Schröder an, solle öfter von den Sanktionsmöglichkeiten Gebrauch gemacht werden, wenn jemand sich nicht richtig um einen Job bemühe.
Schröder sagte nicht platt: Die sind alle faul. Aber er gab zu verstehen, dass er Faulheit beim Thema Arbeitslosigkeit für ein zentrales Problem hält. Der Ton in der Debatte war gesetzt.
Und er wurde schriller. Das spiegelt sich in den Zeitungen der Zeit wider. Am aggressivsten las sich die „Bild“, sie schrieb immer öfter schlicht von den „Faulen“, vom „ausgeplünderten Sozialstaat“ und von „Schnorrern“, denen der „Fahnder vom Amt“ auf die Pelle rücken müsse. Selbst ein „Bild“-Artikel, in dem berichtet wurde, dass nur 2,4 Prozent der Arbeitslosen heimlich dazuverdienen, wurde überschrieben: „So schamlos zocken Sozial-Betrüger ab“.
Noch immer wird über die volkswirtschaftlichen Wirkungen der Hartz-Gesetze gestritten, gerade die SPD ist da mit sich nicht im Reinen. Mag sein, dass das Gesetzespaket den Standort Deutschland wettbewerbsfähiger gemacht hat; sicher ist, dass viele Menschen einen hohen Preis dafür bezahlt haben: Ihre Jobs sind unsicherer geworden, der Druck im Arbeitsleben gewachsen, die Arbeitslosenunterstützung geschrumpft. Wer heute zur Arbeitsagentur geht, muss sich bürokratisch entblößen und permanent rechtfertigen.
2013 – das erste Mal, dass ein großes, deutsches Leitmedium das größte Nachkriegsverbrechen einer Bundesregierung ausführlich beschrieb: Menschen ohne Vermögen wurden die allgemeinen Menschenrechte aberkannt, gezielt und bewusst, ein gigantischer Presseapparat beteiligte sich offen an der Menschenhatz. Wer arm war, war faul, wer faul war, war böse (es sei denn, er hatte Geld), wer böse war, fiel aus dem Anspruchsbereich der Erklärung heraus. Ein paar Stimmen dazu aus der Erklärung vom 10.12. 1948, die unsere Verfassung nachhaltig hätte beeinflussen sollen? Kein Problem: die Kriegsopfer wussten schon damals, dass die Schröders, Thatchers und Reagans nicht lange auf sich warten lassen würden:
Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit und Anspruch darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit sowie unter Berücksichtigung der Organisation und der Mittel jedes Staates in den Genuß der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind.
Diese Rechte wurden auch genau ausformuliert – nur um keinen Zweifel aufkommen zu lassen und jeden juristischen Wortverdreher schon im Ansatz auszubremsen:
Jeder hat das Recht auf Schutz vor Arbeitslosigkeit. Jeder hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit – auch als Leiharbeiter, Frauen oder Praktikanten. Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf eine BEFRIEDIGENDE Entlohnung,, die ihm selbst ein Leben in Würde garantiert – ein Leben, wo man nicht beim Arbeitgeber zu Kreuze kriechen muss, um eine Verlängerung der Praktikumsstelle um weitere sechs unbezahlte Monate bewilligt zu bekommen.
Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub.
Das gilt sogar für Investmentbanker, denen man abverlangt, dass sie nächtelang ohne Schlaf auskommen und auf ihr Privatleben verzichten: natürlich freiwillig, nicht, weil sie sonst schnell ersetzt werden würden.
Jeder hat ein Recht auf Sicherheit im Falle der Arbeitslosigkeit, Kinder sogar besonders. Außer in Deutschland. Hier steht nichts davon, dass man seine Kleidung und Nahrung aus den Müllbergen der Gesellschaft beziehen muss, nichts von Tafeln, die großen Konzernen helfen, ihre Entsorgungskosten für unverkäufliche Lebensmittel gering zu halten, nichts von Jobcentern, die Arbeitslosigkeit unter Strafe stellen und bei Bedarf mit dem Verlust von Nahrung, Kleidung und Wohnung drohen können.
Im Jahre 2013 merken wir in Deutschland – und dem Rest der Welt – das es wieder an der Zeit ist, die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte zu erneuern, sich daran zu erinnern, warum sie ins Leben gerufen wurde und warum sie mit aller staatlicher Gewalt durchgesetzt werden sollte, denn wieder sind Kräfte am Werk, die aus dem Elend der Menschen systematisch Profite ziehen, siehe facing finance:
Anlässlich des internationalen Tages der Menschenrechte (10.12.) stellt heute die NRO-Kampagne FACING FINANCE ihren Bericht DIRTY PROFITS 2 in Berlin vor. Dieser belegt: Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Ausbeutung und Umweltzerstörung gehören immer noch zum Geschäftsmodell global agierender Unternehmen. Der 124 Seiten starke Bericht zeigt die gravierendsten Verstöße multinationaler Unternehmen gegen internationale Normen und Standards, wobei insgesamt 26 kontroverse Unternehmen (u.a. SHELL, GAZPROM, GLENCORE, Nestlé und ADIDAS) analysiert werden. Sie setzten im Jahr 2012 mehr als 1,24 Billionen Euro um und erzielten dabei einen Nettogewinn in Höhe von über 90 Mrd. Euro.
„Ein nicht geringer Teil der Profite multinationaler Unternehmen wird offensichtlich nach wie vor auf schmutzige Art und Weise und immer noch zu Lasten von Mensch und Umwelt verdient“, beklagt Thomas Küchenmeister, Koordinator und Initiator der Kampagne Facing Finance. „Dass dies bisweilen nahezu steuerfrei geschieht, ist so unsozial wie leider legal,“ kritisiert Küchenmeister und sieht dies als Beleg für die Unzulänglichkeit des internationalen Steuerrechts. Laut EU-Kommission geht allein in der EU dem Fiskus jährlich etwa eine Billion Euro durch Steuerhinterziehung und Steuerumgehung verloren.
Eine Billion Euro im Jahr – mit denen man die allgemeinen Menschenrechte jederzeit finanzieren könnte. Eine Billion Euro im Jahr: erwirtschaftet auf dem Rücken von Frauen, Leiharbeitern, Praktikanten, Arbeitslosen und jenen arbeitenden Menschen, die seit über zehn Jahren immer mehr Geld für immer weniger Waren zahlen und weit entfernt sind von gerechter und befriedigender Entlohnung.
Im Jahre 2013 müssen wir uns als Menschheit – und als Deutsche besonders – bewusst werden, dass die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte offensiv von einer Bande von Verbrechern unterwandert wird, um aus möglichst billiger Arbeit möglichst viel Profit zu ziehen.
Jene Verbrecher müssen mit aller möglichen Gewalt des Staates verfolgt und angegangen werden, um ein neues Zeitalter der Barbarei zu verhindern.
Jeder Politiker, der die Inhalte der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte als „Sozialromantik“ diffamiert, soll sofort ohne Zeitverzögerung all seiner Ämter enthoben und augenblicklich vor ein ordentliches Gericht gestellt werden, distanziert sich seine Partei nicht hinreichend von seinen Aussagen, ist ein Parteiverbotsverfahren anzustrengen.
Jede Firma, jedes mittelständige Unternehmen, jeder Konzern, der durch seine Geschäftspraktiken den Geist der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte, den Geist der Brüderlichkeit unter den Menschen angreift, ist mit sofortiger Wirkung die Geschäftserlaubnis zu entziehen, das gesamte Kapital ist einzuziehen um nicht weiter zu kriminellen Zwecken missbraucht werden zu können.
Jedes Medium, dass gezielt die Würde der Menschen untergräbt und sie als mögliches Ziel barbarischer Akte präsentiert (- auch wenn diese Menschen keine Arbeit haben), ist umgehend einzustellen, die Autoren sind wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuklagen und unverzüglich einem ordentlichen Gericht vorzustellen.
Wir müssen erkennen, dass im Jahre 2013 „die Wirtschaft“ generell zum Feind der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte geworden ist und der Staat als solcher die Pflicht hat, die internationale Bedrohung der Menschenrechte durch diese Gewalten aufzuhalten. Erfüllt der Staat hier seine Pflicht nicht, erkennen wir in der Präambel der allgemeinen Menschenrechten die Notwendigkeit, die Herrschaft des Rechtes durch einen Aufstand zu sichern, der im Sinne der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte als legitim zu gelten hat. Wie weit die Degeneration unserer Demokratie schon fortgeschritten ist, erkennen wir im Abgleich des oben genannten Spiegelartikels mit den Artikeln 7 und 12:
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz. Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede Diskriminierung, die gegen diese Erklärung verstößt, und gegen jede Aufhetzung zu einer derartigen Diskriminierung.
Daraus folgt, das umgehend – zur Verhinderung eines neuen Aufblühens der Barbarei in noch größeren Dimensionen als zuvor – die Unterrichtung der Bevölkerung über Formulierung und Ausmaß der Allgemeinen Menschenrechte wieder aufgenommen werden muss, um auch Politiker, Manager und Journalisten über deren Inhalt und Absicht zu informieren sowie deren Alternativlosigkeit aufzuklären.
Versagen wir hier, sind wir zu feige, zu desinteressiert oder zu ungebildet, werden wir ein neues Zeitalter der Barbarei erleben, einen womöglich weltweiten Nationalsozialismus 2.0, dessen mögliches Wiederauferstehen die Verfasser der Allgemeinen Menschenrechte fest im Auge hatte: die Versklavung menschlichen Lebens inklusive seiner Vernichtung im Falle der Unmöglichkeit weiterer rentabler Verwertung war schon immer der Königsweg zum wirtschaftlichen Erfolg.
Dem Autor des oben zitierten Spiegelartikels – Matthias Kaufmann – herzlichen Dank für seinen Mut und seine Offenheit, Amnesty International besten Dank für die Konservierung der Erklärung, der Welt besten Dank für die Information über Millionen hungernder Kinder in New York, jener Stadt, die uns in zahlreichen Unterhaltungsfilmen als Mittelpunkt des Universums nahegebracht wird, Facing Finance Dank für die unermüdliche Aufklärungsarbeit über die Feinde der Menschheit.
Montag, 18.11.2013. Eifel. Erst kürzlich habe ich von den Geheimverhandlungen zum Thema TAFTA erfahren. Sie sind – wie Lori Wallach in Le monde diplomatique schreibt – deshalb geheim, weil frühere, an die Öffentlichkeit gelangte Vorstöße gerade wegen der Veröffentlichung gescheitert sind. Ich habe zu diesen Verhandlungen ein paar Gedanken angefertigt (siehe Neopresse) – viel zu wenig angesichts der drohenden Machtergreifung einer Elite von Lumpenmanagern, die sich verschworen haben, den Gemeinschaften der Bürger den letzten Cent aus der Tasche zu ziehen. Dabei sollten wir vorgewarnt sein: in der Geschichte sind oft alte Strukturen von neuen überrannt worden. Irgendwann wurden die freien Stämme und freien Bauern von Menschen tyrannisiert, die unerreichbar hinter dicken Mauern saßen und mit ihrer Reiterei schnell überall waren, während die müden Bauernhaufen viel zu vertreut waren, um alle Höfe gleichzeitig verteidigen zu können. So gehen heute auch internationale Konzerne mit Staaten um.
Die Gefahr ist bekannt. Es gibt ganz lange Filme darüber. Die Gefahr ist auch konkret benennbar: politisch nennt man sie Faschismus – die für Konzerne ideale Staatsform. Das Volk durch die Partei schön uniformiert und gleichgeschaltet, Widerstand wird in Lager geschafft, wo sie durch Arbeit frei werden können – und so noch einen ordentlichen Gewinn erwirtschaften, bis ihr Nahrungsmittelverbrauch ihre Nützlichkeit übersteigt. Solche Kosten-Nutzen-Rechnungen führt heute jeder Großkonzern durch, deshalb gibt es Rating und Controlling in steigendem Maße: die Jagd nach dem Minderleister darf nie unterbrochen werden.
Man muss aber mal kurz ins Detail gehen, um wirklich zu verstehen, was dort geschieht. Unter dem Begriff „Konzern“ sind anonyme Kapitalballungen zu verstehen, die in Waschmitteln, Tiefkühlkost, Zuckerwasser, Zeichentrickfilmen, Automobile und ihr Öl oder Schusswaffen machen. Sie haben eigentlich keine Grund, überhaupt miteinander zu reden – das gehört nicht zu ihrem Geschäft, erst recht nicht, wenn man daran denkt, dass sie eigentlich Konkurrenten sein sollten – jedenfalls wird uns das immer gepredigt.
In Wirklichkeit sind sie natürlich keine Konkurrenten, weil ihre Ziele eben nicht sind, sichere Automobile zu produzieren, gesunde Nahrungsmittel zu liefern, den allgemeinen Wohlstand zu mehren und insgesamt die Preise niedrig zu halten – das war früher mal. Seit Beginn der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts hat sich der Wind gedreht: „share holder value“ wurde als oberster Wert unters Volk gestreut – und auf einmal hatten alle Konzerne ein gleiches Ziel: Renditemaximierung. Umwelt, Volkswirtschaften, Arbeitsbedingungen, Staatsverschuldung – alles war egal bzw. wurde zur rücksichtslosen Ausbeutung freigegeben. Die Staaten zeigten sich ziemlich ohnmächtig gegen den neuen Mitspieler, der sich gekonnt hinter dem Atomschirm der US-Armee verbarg und sie dort Angriff, wo sie selbst keinen Zugriff duldeten: in der freien, sozialen Marktwirtschaft.
Noch nicht einmal die größten Firmen – ursprünglich gedacht zur besseren Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln – waren vor den Kapitalballungen sicher, geschickt spielten dieses seelenlosen Geldhaufen die einzelnen Staaten gegeneinander aus, hatten auch keinerlei Skrupel, systemerhaltende Arbeitsplätze aus Demokratien in schäbigste Diktaturen zu verlegen und so massiv die Grundlagen der industrialisierten Volkswirtschaften zu zerstören.
Politischer Widerstand scheint unmöglich gegen diese neuen Giganten, deren Umsätze die Wirtschaften der meisten Länder der Erde übertreffen und ständig weiter wachsen, während die Länder sich zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung beständig weiter verschulden müssen. Natürlich werden wir noch weiterhin von professionell geschulten Politikdarstellern unterhalten, doch schon längst haben Konzerne Medien und Parteien unter ihre Kontrolle gebracht – wobei man nicht übersehen darf, dass sich an den Spitzen der Parteien Menschen sammeln, die nur eins gut können: wie auch ihre Brüder und Schwestern in den Konzernhierarchien gut und fett von Arbeit und Geld anderer Leute werden. Da gibt es schon Gemeinsamkeiten, die einen Ackermann dereinst dazu animiert hatten, erfolgreich Reichtümer für Bundestagsabgeordnete zu fordern: damit die, die gleichen Geistes sind, „auf Augenhöhe“ miteinander Golf spielen, wandern und verreisen können.
Tanzt aber mal einer aus der Reihe, ist schnell Schluss mit lustig, siehe Spiegel:
François Hollande bringt einen immer größeren Teil des französischen Volkes gegen sich auf. Nur noch jeder fünfte Franzose ist mit seiner Amtsführung zufrieden – damit ist er nun offiziell der unbeliebteste Präsident seit Beginn der Umfragen im Jahr 1958.
Anfang November hatte die Rating-Agentur Standard & Poor’s Hollandes Wirtschaftspolitik scharf angegriffen und die Kreditwürdigkeit des Landes erneut heruntergestuft.
Er wollte den Konzernspitzen ans Geld, dass sie für ihr eigenes halten: das geht ja nun mal gar nicht. Ein breite Allianz von Medien, Konzernen, Arbeitgeberverbänden und Ratingagenturen eliminiert den unliebsamen Präsidenten mit einer großen, konzertierten Aktion: die Methoden sind einfach – und hinlänglich bekannt. Wir in Deutschland haben sie schon kennengelernt: da werden Massenentlassungen durchgeführt, bis der Staatsapparat in die Knie geht.
Zuviel Verschwörungstheorie?
Dann möchte ich mal eine Frage stellen: wie kommen eigentlich die 80 führenden Konzerne (ich nehme mal an, dass sind auch jene, die eng mit der NSA bei der Bespitzelung der Welt zusammenarbeiten) dazu, über Jahrzehnte hinweg gemeinsam an einem Strang zu ziehen?
Darf ich mal Wikipedia zitieren?
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit begannen 1995 die Verhandlungen zwischen Wirtschaft und Politik mit Einbezug der Entwicklungsländer. 1997 wurden sie durch eine Indiskretion bekannt und zunächst in Kanada, den USA und etwas später in Europa, unter zurückhaltender Berichterstattung der Massenmedien, öffentlich diskutiert. Aufgrund des sich daraufhin formierenden zivilgesellschaftlichen Widerstands wurde im September 1998 von 450 Vertretern multinationaler Konzerne eine Erklärung abgegeben:
„Die Entstehung von Aktivistengruppen droht die öffentliche Ordnung, die rechtmäßigen Institutionen und den demokratischen Prozeß zu untergraben. […] Es müßten Regeln aufgestellt werden, um die Legitimität dieser aktivistischen regierungsunabhängigen Organisationen zu klären, die vorgeben, die Interessen großer Teile der Zivilgesellschaft zu vertreten.“
Noch Fragen? 450 Vertreter multinationaler Konzerne! Alle ziehen an einem Strang – das ist nur erklärbar mit einer steuernden Intelligenz dahinter, die per se alle bürgerlichen Aktivisten kriminalisieren will. Noch ein paar Auszüge aus dem MAI?
Gerne:
Enteignungen: Dürfen nur im öffentlichen Interesse und im Zusammenhang mit sofortiger, angemessener Entschädigung vorgenommen werden. Als Enteignung werden auch nationale Umwelt- und Sozialabgaben verstanden.
Jede Form von Steuern – eine Enteignung? Steuern sind …. Sozialabgaben.
Staatshaftung: Nationalstaaten haften für alle Vermögensschäden der Investoren, die aufgrund von Protesten und Unruhen entstehen. Schadensersatzpflicht besteht ferner für Mindererlöse durch nationale Gesetze oder Verordnungen, wenn in einem anderen Mitgliedsland des MAI diese Gesetze nicht bestehen.
„Mindererlöse“ durch staatliche Gesetze? Dann muss der Staat halt zahlen. Revolutionen durch offizielle Ausübung des Konzernterrors? Gerne: aber der Staat zahlt.
Konfliktlösungsmechanismus: In Konfliktfällen entscheidet ein autarkes Entscheidungsgremium. Entscheidungen müssen nicht begründet werden, die Nationalstaaten haben kein Recht auf Akteneinsicht.
Das nennt man – mal unfreundlich formuliert – auch „Diktatur“.
Staaten werden entmündigt und auf ihre Funktion als Büttel und Zahlkuh der Konzerne reduziert. Das erste MAI scheiterte am breiten Widerstand der Bevölkerung und Frankreichs – vielleicht auch ein Grund, weshalb man jetzt einfach mal einen Präsidenten dort abschießt, während die neuen Verhandlungen unaufhaltsam im Geheimen zur Unterzeichnungsfreife gebracht werden. Wenn „die“ aber schon so weit sind … was können wir der Allianz der Konzernwelt eigentlich noch zutrauen? Was ist das für ein Geist, der sich hier verbreitet und keine Rücksicht auf Menschen, Umwelt, Staatswesen und Demokratie nimmt?
Nun – jener Geist, der in Deutschland dazu führt, dass der Liebling der Konzernwelt auf jeden Fall Kanzler bleiben muss – tausende von Lobbyisten (die in Konzernangelegenheiten gerne zusammenarbeiten) weisen schon den Weg, dem die Parteien (auch schon kleine Konzerne) blind folgen: die unabdingbare Notwendigkeit der Kanzlerin Angela Merkel ist eine nicht hinterfragbare Entscheidung der Konzernwelt, die uns dies über ihre Pressestellen (wir nennen das gerne noch ganz romantisch „öffentliche und private Medien“) in breiter Front mitgeteilt hat: trotz einer Anti-Merkel-Mehrheit im Parlament dreht sich alles nur noch im eins: wer darf Merkel wirklich zur Macht verhelfen – und dadurch das Primat von Ackermann über die Politik Deutschlands sichern?Versagt hier die SPD, springen die Grünen gerne wieder ein, siehe Augsburger Allgemeine:
Sollten die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD scheitern, wollen die Grünen die Gespräche mit der Union wiederaufnehmen.
Konzernführer Ackermann will weiter die Chance haben, seine Geburtstage mit seinen alten Kameraden im Kanzleramt zu feiern und so öffentlich seine Macht über den Urnenpöbel und die Demokratie zu demonstrieren: also wird die Kanzlerschaft Angela Merkels eben von Außen durchgedrückt, wenn man schon keine Mehrheiten im Parlament hat.
Und was sehen und hören wir davon in unseren staatstragenden Medien?
Nun – heute wie früher ist die Berichterstattung „zurückhaltend“ … und wird es auch bleiben.
Und wenn wir vor Ort merken, wie sich die Staatsverschuldung weiter explosionsartig vermehrt, wird es zu spät sein, sich noch gewaltfrei und demokratisch dagegen vorgehen zu können. Dann ist man entweder für ein paar Jahre bei einem Konzern untergekommen, wo man seinen Lebensberechtigungsschein bis zum maximal vierzigsten Lebensjahr erhält.
Anschließend wird dann „Eigenverantwortung“ wieder groß geschrieben, mit der man in einer völlig aufgeteilten Welt nicht mehr sehr weit kommt.
Samstag, 2.11.2013. Kennen Sie noch den Watergateskandal? Jenen Skandal, der aus einem Konglomerat unterschiedlichster Sauereien der US-Regierung unter Nixon bestand – wie zum Beispiel den Verkauf von Botschafterposten im Tausch gegen Wahlkampfspenden? Was die US-Bürger am Meisten beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie Nixon über sie sprach, wenn er meinte, niemand würde zuhören. Abfällig, verächtlicht, geringschätzend – das hat dem Ansehen der US-Regierung mehr geschadet als all ihre Verbrechen. Eine kleine Beobachtung am Rande, die in Deutschland kaum kommuniziert wird. Ein ähnlich abfälliges Reden habe ich innerhalb der Pharmaindustrie beobachten können – weshalb es mich nicht wundert, dass Medikamente, denen 1998 noch die Zulassung wegen tödlicher Nebenwirkungen verweigert wurde zehn Jahre später verordnet werden können – mit tödlichen Folgen für die Bevölkerung. Die Zuhälter des Systems besitzen eine erstaunliche, unmenschliche Skrupellosigkeit – weshalb manche Menschen auf die Idee kommen, es könne sich bei ihnen nur um reptiloide Ausserirdische handeln.
Fremd ist die Art zu denken schon – weshalb ich einfachen Gemütern nicht vorwerfe, dass sie in Ermangelung einer Erklärung Außerirdische oder Dämonen für menschliche Entgleisungen verantwortlich machen … und in der Tat haben diese Erklärungsmuster etwas für sich, einen deutlich positiven Nutzen: sie geben einem die Hoffnung auf die Menschheit wieder, die man oft genug angesichts ihrer Taten verlieren kann.
Schauen wir uns doch mal an, was allein die dereinst hoch gelobte westliche Zivilisation hervorgebracht hat: landesweite Verseuchung mit Giften, industriell organisierte Vernichtung von unwertem Leben, gezielte Erforschung und Produktion von Massenvernichtungsmitteln (die jedes Gerede von „gerechter Kriegsführung“ ad absurdum führen: in einem gerechten Krieg gibt es keine unschuldigen Opfer) – um nur ein paar Prinzipien des Grauens zu nennen, die sie geboren hat.
Hinter diesen Erscheinungen – der gerne als „Unfälle der Geschichte“ deklariert werden – steckt ein Geist (Zeitgeist nennen wir das heute, Dämon oder Teufel hätte man das früher genannt) der ganz anderen Werten folgt, als wir uns selbst in der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte gegeben haben. Wir können uns diesen Geist, diesen „common sense“, auf verschiedene Arten vorstellen, je nach metaphysischem Rahmen, in dem wir uns bewegen, seine Ergebnisse sind immer gleich – ebenso wie seine Prinzipien: für die Rendite ist einem jedes Mittel recht. Aus einem solchen Geist rinnt dann schnell so ein Wort wie „Sozialromantik“ heraus und bahnt sich seinen Weg durch die Welt – nur der Dummheit der Mitmenschen ist es zu verdanken, dass nicht allgemein erkannt wird, wie tief unter jeder Menschlichkeit jene Wesen gesunken sind, die Mitleid und Nächstenliebe durch diesen Begriff lächerlich machen und entwerten wollen.
Nixon hatte uns einen kurzen Einblick in diesen Geist gegönnt, wenn die Elite der USA im Bohemian Grove symbolische Kinderopfer darbringt, ist das nichts weiter als die entsprechende Untermalung dieses Geistes, der – aus der Sicht von Geisteswissenschaftlern – eine bestimmte Art und Weise zu denken beschreibt, die insgesamt den „Zeitgeist“ prägen: man braucht nichts Okkultes oder Außerirdisches hinzuzufügen, um das Phänomen beschreiben zu können.
Es ist nur unserer unglaublichen Naivität zu verdanken, dass wir nicht lernen, Weltgeschichte aus der Sicht dieses Zeitgeistes – des Geistes jener, die ihren Tanz um das goldene Kalb für die Krönung der Menschheitsgeschichte halten – zu beobachten.
Dabei fügt sich manches nahtlos und folgerichtig zusammen, wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet, während andererseits … eine unerklärliche Verwirrung herrscht, will man den Tatsachen mit herkömmlichen Deutungsmustern Herr werden.
Nehmen wir zum Beispiel man die NSA-Affäre.
Ganz Deutschland wird abgehört. Millionen von Telefonaten täglich. Wir werden als Feindland geführt – was unsere bisherige Sichtweise des transatlantischen Verhältnisses völlig auf den Kopf stellt. Wir können unsere Freunde das eigentlich tun?
Nun – unsere Freunde haben sich schon längst selbst zu „Partnern“ degradiert und weisen den Begriff „Freundschaft“ weit von sich … doch ist das nur eine von hundert Nebelkerzen, die gezündet wurden, um den Megaskandal unserer Verbündeten klein zu reden, zu vertuschen, aus dem Bewusstsein zu drängen … was ja auch erfolgreich gelang. Selbst die US-Bevölkerung zeigte sich nicht beunruhigt – obwohl sie selbst ebenso in das Feindesraster gerutscht sind wie die europäischen Partner.
Hierzulande wurde die Fragerei über diesen Skandal durch einen Minister beendet: Herr Pofalla hat sich durch die Art und Weise wie er – diktatorisch – die Rederei für beendet erklärt hat, ziemlich lächerlich gemacht.
Dann aber geschah etwas Neues – und auf einmal war das Geschrei groß.
Die USA hatten den Pöbel abgehört – das stört die Luden des Systems nicht groß, sie selbst haben kein gutes Verhältnis zu jenen 99 % der Bevölkerung, die aus ihrer Sicht zum Zahl- und Wahlpöbel der Nation gehören. Sie hatten aber auch die Kanzlerin Angela Merkel abgehört – zu einer Zeit, als sie noch keine Kanzlerin war und sich vor allem den USA als unterwürfigste Dienerin angespriesen hatte.
Wieso dass jetzt?
Die Fragen verunsicherte die ganze Nation so sehr, dass finanziell starke Kreise aktuell erstmal Umfragen präsentieren, die uns beruhigen sollen: zwei Drittel der Deutschen fühlen sich von der NSA nicht bedroht, 98 Prozent der Befragten wussten noch nicht mal was NSA ist, 38 % hielten es spontan für ein Waschmittel oder eine Automarke.
Andererseits werden uns Erklärungen präsentiert, die überraschend leicht geschluckt werden: hören wir Jan Fleischhauer aus dem Spiegel dazu:
Wer die Sicherheit Amerikas ohne Truppeneinsätze garantieren will, muss sich andere Formen des Heimatschutzes überlegen. Deshalb schickt Obama Drohnen mit einer solchen Häufigkeit, dass man mit deren Flugplan einen eigenen Airport unterhalten könnte, und lässt seine Späher den halben Globus belauschen. Die Totalüberwachung ist die Kehrseite seines Friedensversprechens, das ihm den Nobelpreis eintrug.
Spannend, oder?
Nein?
Wahrscheinlich nur, weil Sie nine-eleven vergessen haben, so wie Sie momentan die NSA-Affäre verdrängen sollen.
Am 11.9.2001 hat der militärisch-industrielle Komplex der USA in Zusammenarbeit mit der Regierung, den über sie herrschenden Konzernen und einigen ausländischen Geheimnissen einen großen Anschlag gegen das eigene Volk inszeniert – nur einer von vielen, aber ein ganz zentraler. Er sollte der Punkt sein, von dem man aus den Hebel ansetzt, um ein neues amerikanisches Jahrhundert möglich zu machen und den Niedergang eines wirtschaftlich kannibalistischen weil kapitalistischen Systems aufzuhalten.
Gut – das ist jetzt nicht die offizielle Lesart, es ist die alternative Wahrheit, die ich hier zitiere. Wir wollen mal für einen Moment zu tun, als ob diese alternative Wahrheit besser funktioniert als die offizielle mit Osama und seinen dreizehn Räubern – nur ein Gedankenspiel also, keine Verschwörungstheorie.
Wenn es so eine Clique gibt, die nach sechzig Jahren Schlafmützendemokratie viele Schaltstellen der Macht gezielt erobert und gleichgeschaltet hat (in Medien, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft) und die sehr „dämonisch“ denkt, das Opfer von 3000 Amerikanern billigend im Kauf nimmt, um Machtstrukturen für ihre Erben zu erhalten – wie würde die nach dem Anschlag denken?
Nun – die Wahrheit darf nie ans Licht kommen – obwohl es viele Bürger, die dem Zeitgeist blind folgen, wohl so wenig stören würde wir die Tatsache, dass sie von der NSA abgehört werden: wenn der american way of life nur durch Menschenopfer überleben kann, dann braucht man eben diese Menschenopfer – Millionen Indianer können davon ein Lied singen, eine große Zahl hungernder Obdachloser und Arbeitsloser auch.
Wen muss man aber zentral abhören, wenn man aus der Perspektive dieser Mächtigen schaut?
Die anderen, nicht direkt involvierten Mächtigen.
In Folge von nine-eleven war es zentral wichtig, zu beobachten, wie die System-Zuhälter in Europa über die Ente denken, die man ihnen präsentiert hat. Schlucken die die wirklich – oder schmieden die insgeheim Allianzen gegen des neue amerikanische Jahrhundert, dass ihnen selbst Macht und Einfluss kosten wird?
Darum will man natürlich die vollständige Kontrolle über die politische Kaste des stärksten europäischen Landes – was mal wieder Deutschland ist.
Ich bitte Sie: schauen Sie sich die Entwicklung mal genau an. Die Süddeutsche fasst das schön zusammen:
Wie der Spiegel schreibt, erklärte Obama Kanzlerin Merkel am Telefon, dass er eine Abhöraktion sofort gestoppt hätte, falls er davon informiert gewesen wäre. Der US-Präsident habe sich bei Merkel entschuldigt und sein Bedauern ausgedrückt.
Dem entgegen stehen die Informationen der Bild am Sonntag, die sich auf US-Geheimdienstkreise beruft: Demnach wurde Barack Obama 2010 von NSA-Chef Keith Alexander persönlich über die Überwachung von Kanzlerin Merkel informiert. Obama habe alles über die deutsche Staatschefin wissen wollen, der Präsident habe gefragt: „Wer ist diese Frau?“. Das Weiße Haus soll später ein weitreichendes Dossier über die Kanzlerin beim NSA bestellt haben, schreibt die Zeitung weiter.
Wer herrscht – wer folgt?
Die NSA herrscht, der Rest folgt. Kein Wunder – die NSA wird nicht demokratisch gewählt und überdauert jede Präsidentschaft. Da wird man als Präsident eines Landes spontan mit der Tatsache konfrontiert wird, dass man die mächtigste Frau der Welt (und beste Freundin der USA) seit Jahren illegal abhören lässt – und dies zu verantworten hat. Oder aber er wusste von dem Eigenleben der NSA, die Dossiers über alle Verbündeten anfertigt, weil man so die „Partner“ am besten steuern kann.
Ich habe schon gelegentlich darauf hingewiesen, was das für das deutsch-amerikanische Verhältnis bedeutet (wir sind Kolonie und Menschen zweiter Klasse).
Mir scheint es aber wichtiger, einen Blick darauf zu werfen, was diese Konstellation für die Bewertung von nine-eleven bedeutet.
Welchen Sinn macht es, ab 2002 Angela Merkel zu observieren, wenn man davon ausgeht, dass Osama bin Laden der Täter war? Welchen Sinn macht es, hier ein gigantisches System aufzubauen, dass in erster Linie Freunde und Verbündete observiert – Menschen, die man doch eigentlich auf seiner Seite im Kampf gegen die bösen Taliban sehen möchte? Würde man nicht sofort zurückschrecken bei dem Gedanken, sich diese Freunde zu verärgern … wenn man diese Geschichte selbst glauben würde?
Ich denke: ja.
Schaue ich aber aus der Perspektive eines Zeitgeistes. der schon bei Nixon das Volk erschrocken hat, so werden mir andere Erkärungslinien plausibler: viel wichtiger als illusionäre Terroristen zu jagen ist die Kontrolle über die westliche Welt, die als Hilfstruppen und Diener des neuen amerikanischen Jahrhunderts einen festen, demütig-dienenden Platz in der Hierarchie einnehmen sollen.
Dafür muss man kontrollieren, wie die die Gesamtgeschichte aufnehmen – vor allem ihre Führer und möglichen Führer. Ob man die verärgert oder nicht, wird auf einmal völlig egal – ebenso, ob zukünftige Präsidenten damit kompromitiert werden (falls sie nicht sowieso schon eingeweiht sind). Wer ein solches Maß an krimineller Energie aufbringt, eigene Bürger zu töten um einen weltpolitischen Kurswechsel möglich zu machen, der scheut sich auch nicht, engsten Verbündeten eine Wanze ins Bett zu legen – oder das Handy abzuhören.
Das neue amerikanische Jahrhundert ist auf jeden Fall jetzt da – welch´ Zufall. Die NSA definiert die Ziele, die Drohnen erledigen sie. Die USA können wieder kritiklos weltweit Militäreinsätze fahren, Angriffskriege gegen unbeteiligte Länder wie den Irak fahren oder ganz offen politische Morde ausführen, ohne das diese Begriffe überhaupt noch Verwendung finden: der „Kampf gegen den Terror“ rechtfertigt ALLES.
Osama bin Laden hat denen (sofern die Regierungslegende keine Lügengeschichte ist) ein Riesengeschenk gemacht: endlich können sie den Zeitgeist voll ausleben – sogar Folter wird wieder gesellschaftsfähig … oder eben das Abhören von engsten, loyalsten Verbündeten.
So gesehen war Osama bin Laden auf einmal ein treuer Diener des Zeitgeistes im Sinne gerade jener Kräfte, die von einem neuen amerikanischen Jahrhundert träumten – angesichts seiner Nähe zum Geheimdienst bliebe die ganze Geschichte auch selbst dann sehr fragwürdig, wenn die Regierungslegende der Wahrheit entspräche … was ich von hier aus (Eifel!) nicht beurteilen kann.
Wir sind hier schon froh, wenn der Sturm die Stromversorgung nicht unterbricht oder die Telefonleitungen kappt.
Aber ein paar Gedanken um den medialen Narrentanz um Merkels Handy kann man sich auch ohne Strom und Telefon machen – hier vielleicht sogar besser als in anderen Gebieten, wo die Systempropaganda den Alltag schon vollständig durchdrungen hat und jeder Versuch, sich selbst Gedanken über die Vielzahl der Ungereimtheiten der neueren Geschichte zu machen, als potentielle Geisteskrankheit geächtet wird … was an sich schon sehr verdächtig ist.
Wer nichts zu verbergen hat, braucht Verschwörungstheorien nicht zu verbieten.
Wer aber was zu verbergen hat, der hört auch seine eigene Frau und die eigenen Kinder ab.
Gerade die … sind so nahe, dass sie Lügen leicht entlarven könnten. Deshalb wundert es halt auch nicht, dass neben Deutschland der beste Freund der USA im Nahen Osten observiert wurde: Saudi-Arabien. Auch dort war es wichtig, zu schauen, wie die Geschichte über den Saudi der mit vielen Saudis die USA angreift, ankommt und welche Folgen sie dort hat.
Und wissen Sie, wen die NSA ebenso intensiv überwacht wie Deutschland, Saudi-Arabien oder China?
Die USA (siehe Bild).
Macht das Sinn, wenn der große Feind in afghanischen Höhlen haust?
Zu verrückt jetzt?
Nun – die wahren Täter von nine-eleven bilden inzwischen eine feste, starke Allianz, siehe N 24:
Der NSA zur Seite stehen über 80 „große globale Firmen“, die dem US-Geheimdienst bei der Verteidigung nationaler sowie beim Abhören ausländischer Netze helfen. Eine informelle Allianz, die Unternehmen zum Teil des weltweiten Spionagenetzwerkes der USA macht. „Jedes Mal, wenn eine solche Kooperation auffliegt, wird sie für kurze Zeit eingestellt, nur um dann wieder von Neuem zu beginnen“, so der US-Journalist James Bamford. Den Nutzen stellt er indes infrage. Er sehe keine Anzeichen, dass die erhöhte Überwachung Terroranschläge aufhalte.
Es geht ja auch nicht um die Verhinderung von Terror – es geht um die Weltherrschaft des militärisch-industriellen Komplexes, die unaufhaltsam angestrebt wird.
Gut, dass das jetzt nur ein Gedankenspiel war – nicht wahr?
Donnerstag, 21.3.2013. Eifel. Gestern – zum Frühlingsanfang – kam nicht nur der Winter zurück, ich hatte auch noch ein Erlebnis der besonderen Art: eine kräftige Portion Wirklichkeitsdissonanz. Das erste Mal, das ich so etwas erlebt hatte, ist schon Jahre her. Jahrzehnte. Ich sah einen Bericht über Stephen King, einen Autor, den ich vor allem wegen seiner Beschreibungen der Gefühlswelt des Mittelstandes schätze – seine metaphysischen Experimente (die heutzutage nur noch als „Horrorliteratur“ erlaubt sind) sind eher trivial und kaum als durchschnittlich zu bezeichnen. In diesem Bericht erzählte er viel über sein Alkoholproblem, seinen fast tödlichen Autounfall … und über den Tod seiner Frau Tabitha. Letzteres hatte mich – damals wähnte ich mich noch glücklich verheiratet – besonders mitgenommen. Sie können heute nachschauen – überall: Tabitha ist nicht tot, war es auch nie. Ich habe den Film nicht allein gesehen – trotzdem habe ich den Vorfall als kognitive Fehlreaktion verbucht. Erst später erfuhr ich von Theorien aus der wunderbaren Welt der Quanten, das wir mit jeder Entscheidung eine eigene Welt kreieren, einen Ableger sozusagen – und das man manchmal möglicherweise von einer dieser Billiarden Welten in eine andere rutscht. Versehentlich. Ich habe mir vorgenommen, mich einmal mehr damit zu beschäftigen, doch die zunehmende Degeneration der Zivilgesellschaft hält mich seit langer Zeit so sehr auf Trab, das für die Metyphysik kaum Platz bleibt. Gestern jedoch habe ich mich an dieses Erlebnis erinnert: wieder einmal fühlte ich mich wie in eine ganz andere Welt versetzt, die meiner bis aufs Detail gleicht … mit einer kleinen Ausnahme. Diesmal ging es jedoch um etwas Banales: Zypern.
Meine Mutter ist schon 78 Jahre alt, geistig aber hellwach. Sie ist politisch sehr interessiert, läßt keine Nachrichtensendung aus. Wir telefonieren jede Woche stundenlang miteinander (weil wir real etwas zu weit voneinander weg wohnen), und regelmäßig ist dann auch Politik Thema. Beim vorletzten Telefonat war sie ganz verblüfft: davon, das die Entscheidung aus Brüssel auch den normalen Kleinsparer betraf und nicht nur den russischen Mafiosi, wusste sie nichts. Offensichtlich hatten jene Medien, die ich nicht mehr konsumiere, die Meldungen etwas umgedreht. Ich habe nochmal nachgeschaut: der Spiegel meldete folgendes:
„Wir fanden es gerechtfertigt, um die Lasten zu teilen“, sagt der Eurogruppen-Chef. EU-Kommissar Rehn betonte: „Diese Gebühr gilt für ansässige wie auch für ausländische Kontoinhaber.“ Nun sollen Sparer mit Einlagen von mehr als 100.000 Euro eine einmalige Abgabe von 9,9 Prozent zahlen. Unterhalb dieser Schwelle fallen 6,75 Prozent an. Insgesamt soll allein diese Abgabe nach Dijsselbloems Worten 5,8 Milliarden Euro einbringen. Die Forderung nach einer Abgabe auf große Sparguthaben kam vor allem aus Deutschland.
Das sind doch deutliche Aussagen gewesen. Der Impuls dazu kommt eindeutig aus Brüssel, eindeutig sind auch die Kleinsparer betroffen.
Nun ja, dachte ich: meine Mutter ist 78. Vielleicht versteht sie nicht immer alles so, wie es erzählt wird. Andererseits … handelt es sich mal wieder um einen ganz großen Tabubruch, einen Präzedenzfall der besonderen Art – wie der Jugoslawienkrieg. Dort haben wir auch einen Tabubruch begangen und warfen Bomben auf Zivilisten – aufgrund von Regierungslügen im großen Stil (siehe die TV-Reportage „Es begann mit einer Lüge“).
Vielleicht wurde das in den Nachrichten ja nur etwas anders dargestellt? Mit Fokus auf die russischen Milliardäre? Wieso die allerdings als Nicht-EU-Bürger auf einmal für die EU haften sollen, bleibt auch ein Rätsel.
Gestern kam es dann, dieses Erlebnis der besonderen Art: meine Mutter erläuterte mir detalliert, das es ja gar nicht die EU war, die den Kleinsparern in die Tasche greifen wollte – das waren die Zyprioten selbst …. also genau jene, die diese Auflagen der Troika abgelehnt hatte, weshalb der Staat jetzt in großer Bedrängnis ist.
Ich war geneigt, wieder meinen Sinnen die Schuld zu gegen – oder davon auszugehen, das sich bei meiner Mutter langsam das Alter breit macht.
Aber dann las ich den Schäuble im Handelsblatt:
Die Bundesregierung hätte nach Worten von Finanzminister Wolfgang Schäuble bei dem Rettungspaket nicht auf die Ersparnisse von Kleinsparern zurückgegriffen. Die Bundesregierung hätte die Einlagensicherung respektiert erklärte Schäuble in einem „Tagesthemen“-Interview. „Das war die zyprische Regierung, auch die Europäische Kommission und die EZB, die haben sich für diese Lösung entschieden und das müssen sie nun dem zyprischen Volk auch erklären“, sagte Schäuble.
Klarer Fall, oder? Die guten Deutschen gegen den bösen Rest der Welt. Die schlimme EU war es. Hat der Spiegel jetzt etwa gelogen – das große Zentralorgan des politischen Deutschlands? Immerhin, dort hatten wir doch gelesen:
„Die Forderung nach einer Abgabe auf große Sparguthaben kam vor allem aus Deutschland.“
Der Schäuble wird aber noch besser – nachdem er umfangreich erklärt, warum jetzt die Zyprer und die EU den Schlamassel angerichtet haben, erklärt er uns, warum dieser Schlamassel alternativlos ist … und hier kommen wir zu einem der gefährlichsten und wahrsten Sätze der EU-Politik der letzten zwanzig Jahre:
Auf die Frage, ob nicht auch ein Freibetrag möglich gewesen wäre, um die Zwangsabgabe sozialer zu gestalten, antwortete Schäuble, dass eine bestimmte Summe an Finanzmitteln zusammenkommen musste. „Wenn man auf der einen Seite nicht zu hoch gehen wollte in der Belastung der großen Investoren, dann kommt man auf die Summe nur, wenn man sie breit anlegt.“ Schäuble warnte das zyprische Parlament vor einer Ablehnung des Rettungspaketes. Im Falle eines „Nein“ seien die zyprischen Banken nicht mehr zahlungsfähig. „Und dann kommt Zypern in eine sehr schwierige Lage.“
Äähh … nochmal jetzt.
„Das war die zyprische Regierung, auch die Europäische Kommission und die EZB, die haben sich für diese Lösung entschieden und das müssen sie nun dem zyprischen Volk auch erklären“
Aber:
Schäuble warnte das zyprische Parlament vor einer Ablehnung des Rettungspaketes.
Ja, was denn nun? Hat jetzt das zypriotische Parlament den Angriff auf den Kleinsparer beschlossen – oder war das die EU samt Schäuble, weil die „Summe nur zusammenkommt, wenn man sie breit anlegt?“
Ökonom Polleit nannte es bedenklich, dass die Zypern-Entscheidungen ganz offensichtlich nicht der nationale Souverän getroffen habe, sondern ein „internationaler Regierungsverbund“, der nicht die Interessen der national Betroffenen im Auge habe. „Das kann dauerhaft kein gangbarer Weg zur Krisenbewältigung sein.“
Ökonom Polleit lebt – zu meiner Erleichterung – also in meiner Welt, während der Schäuble aufgrund einer Quantenverschiebung in einer Parallelwelt herumrotiert.
Es war also eher nicht das zypriotische Parlament – sondern ein „internationaler Regierungsverbund“ – mit Deutschland mittendrin. Ein Tabubruch sondergleichen, das sich ausländische Regierungen bei den Sparern eines anderen Landes bedienen – mit drastischen Folgen in deren Alltag, siehe Handelsblatt:
Die Details über die Zwangsabgabe für zyprische Sparer sind noch nicht beschlossen, aber fest steht: Im Zuge des Rettungspakets werden Bankkunden mit Guthaben bei zyprischen Banken zur Kasse gebeten. Geldautomaten sind bereits gesperrt, Transaktionen etwa per Online-Banking unterbunden, um einen Bankensturm zu verhindern. Das Parlament soll heute abstimmen, wie viel des Guthabens zur Finanzierung des Rettungspakets zurückgehalten wird.
Natürlich sind die Banken jetzt besonders nervös. Wenn alle Sparer jetzt ihr Geld abheben wollen, wird sich zeigen, dass es schon gar nicht mehr da ist, das wäre fatal.
Natürlich müssen die Sparer jetzt beruhigt werden:
Viele Handelsblatt-Online-Leser kommentieren etwa auf der Facebook-Seite den Entschluss mit großer Sorge, da er Symbolcharakter habe und die Möglichkeiten zeige, die ein Staat beim Zugriff auf private Vermögen habe. Die deutsche Finanzbranche beruhigt jedoch. „Deutsche Sparer müssen sich keine Sorgen machen“, sagte Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), dem Handelsblatt. Nach Einschätzung des DSGV habe die Lage in Zypern nichts mit der Lage in Deutschland zu tun. „Die Situation zeigt, dass es sehr gut ist, keine einheitliche europäische Einlagensicherung zu haben“, so Fahrenschon.
„Die Situation zeigt, das es sehr gut ist, kein einheitliche europäische Einlagensicherung zu haben“ – ja, WO LEBEN WIR DENN? Wo bleibt denn der natürliche Respekt vor der natürlichen Person des europäischen Mitbürgers!!! Freuen wir uns jetzt, das wir es versäumt haben, auch Sparer in Zypern vor den Angriffen der EU zu schützen?
Welche Charaktere kommen eigentlich auf die Idee, einfach mal so dem Bäcker, Metzger, Klempner oder Busfahrer von nebenan Geld zu klauen?
Kriminelle, sonst niemand.
NUR KRIMINELLE.
Nochmal eine Stimme aus Zypern, um ganz sicher zu sein? Gut, hier, frisch aus dem Handelsblatt:
Die Vermögensabgabe auf zyprische Sparkonten war in allen Parteien in Zypern auf Widerstand gestoßen. Sogar einige Abgeordnete aus der Regierungskoalition wollten dagegen stimmen, hieß es in Brüssel.
Die wollen diesen Tabubruch nicht. Entweder phantasiert die Schäuble jetzt schon in aller Öffentlichkeit, oder aber Deutschland ist als größter Zahler in der EU erschreckend machtlos gegen die Strukturen, die sich dort gebildet haben.
Welche Strukturen?
Nun – die sind jetzt beschrieben worden – und haben einen entsprechenden Eindruck beim Volk hinterlassen, siehe sciencefiles.org
So langsam gehen mir die Superlative aus, wenn ich versuche zu beschreiben, was für ein institutionelles und undemokratisches Ungetüm sich in Brüssel entwickelt hat. Und das Ausmaß der Manipulationsversuche, mit denen die EU-Kommission versucht, populär und in ihrer politischen Arbeit als legitim zu erscheinen, hätte vermutlich selbst einen Joseph Goebbels vor Neid erblassen lassen.
Was ist der Hintergrund zu diesem offensichtlichem Entsetzen? Ganz merkwürdige Praktiken:
Eine demokratisch nicht legitimierte Institution, die EU-Kommission, benutzt Steuermittel, die von Europäern gemeinsam aufgebracht werden dazu, um demokratisch nicht legitimierte Organisationen zu finanzieren, die ihrerseits für die Politik der EU-Kommission werben und eine Erhöhung des Budgets der EU fordern.
Das deutet auf ein ethisches Niveau hin, das wir hier in der Eifel „kriminell“ nennen würden – ein Niveau, das auch kein Problem damit hat, dem Bäcker von nebenan Geld zu stehlen, damit genug zusammenkommt. Darf ich nochmal an Dr. Wolfgang Schäuble erinnern … und den wichtigsten Satz der letzten Jahrzehnte:
„Wenn man auf der einen Seite nicht zu hoch gehen wollte in der Belastung der großen Investoren, dann kommt man auf die Summe nur, wenn man sie breit anlegt.“
Wieso will man eigentlich nicht zu hoch gehen in der Belastung der großen Investoren? Warum müssen Kleinsparer herhalten, um große Investoren zu schützen? Wie nennt man die Krankheit, die solche kognitiven Verzerrungen im Hirn auslöst? Schäubleritis?
Ist man sich auch dessen bewußt, das die EU auch in Deutschland schon den Souverän entmachtet hat? Findet man kaum in den öffentlichen Medien – aber bei lost in europe, dem Blog aus Brüssel:
Das Europaparlament hat grünes Licht zum “Two Pack” gegeben. Damit erhält die EU-Kommission künftig das Recht, Budgetentwürfe zu prüfen, noch bevor sie den nationalen Parlamenten vorgelegt werden. Sogar die Grünen haben dafür gestimmt – warum eigentlich? Für ein Linsengericht geben sie Brüssel mehr Macht.
Die EU-Kommission ist nicht gewählt. Der Währungskommissar muss sich keiner demokratischen Kontrolle stellen. Er setzt sich regelmäßig über das Europaparlament hinweg.
Dennoch soll O. Rehn, der dieses Amt derzeit ausübt, bald darüber befinden, ob der Bundeshaushalt den EU-Regeln entspricht. Wenn er Zweifel hat, kann er Nachbesserungen fordern.
Da bestimmt bald ein nicht gewählter Funktionär über unseren Bundeshaushalt – und kann Nachbesserungen fordern.
Was wenn der es auch auf das Geld der kleinen Sparer abgesehen hat? Kann ihn jemand aufhalten? Immerhin: Schäuble hat die Richtschnur vorgegeben:
„Wenn man auf der einen Seite nicht zu hoch gehen wollte in der Belastung der großen Investoren, dann kommt man auf die Summe nur, wenn man sie breit anlegt.“
Man bekommt die Summe nur, wenn man sie breit anlegt.
Die Forderung nach einer Abgabe auf große Sparguthaben kam vor allem aus Deutschland.
Aber in Deutschland weiß man auch, das man nur „auf die Summe“ kommt, wenn man sie breit anlegt.
Was folgt daraus? Meiner Mutter geht es noch blendend – und wir werden hier nach Strich und Faden eingenebelt. Das ist jetzt auch wissenschaftlich untersucht worden, siehe Medienwoche.ch
Die Doktorarbeit von Uwe Krüger untersucht, welchen Einfluss Eliten auf die Berichterstattung haben und zeigt die Sozialen Netzwerke der Ranghöchsten in Wirtschaft, Politik und Journalismus offline. Statt einen offenen Marktplatz an Ideen abzubilden, vertreten Journalisten oft die Positionen der Herrschenden und Agierenden.
Darum muss ich stundenlang Artikel über Artikel lesen, um mühsam herauszufiltern, was wirklich um uns herum vor sich geht. Dabei lässt sich schon jetzt erkennen, woher der Wind weht, der in Brüssel zu Tabubrüchen ohne Ende führt, siehe Spiegel:
Der Internationale Währungsfonds richtet deutliche Worte an Europas Bankenretter: Die EU müsse mehr für die Stabilität des Finanzsektors unternehmen, die Geldhäuser seien weiterhin anfällig für Krisen.
Da müssen richtig große Summen zusammenkommen. Da reicht das Geld des Steuerzahlers nicht aus. Wir sollten uns auch in Deutschland darauf einstellen, das – aller beruhigenden Worte des staatstragenden Journalismus zum Trotz – bald ein Rasenmäher über unsere Konten fährt. Was das bedeutet, merken die Zyprioten gerade jetzt, siehe Tagesschau:
Für die zyprische Regierung geht es bei den Verhandlungen mit der EU um einen Bankrott der Banken – womöglich auch des Staates. Die Krise hat aber auch ganz konkrete Auswirkungen auf das Leben der Menschen in dem Land. So bleiben die Bankfilialen bis auf weiteres geschlossen.
Leben ohne Bargeld – von heute auf morgen. Wann wohl die ersten sterben werden?
Nun – egal. Der Bankrott der Banken muss verhindert werden – wen interessieren schon noch die Menschen.
Ach ja – was die großen Investoren betrifft: das warnt schon Moody´s laut Managermagazin vor einer Kapitalflucht und schlechtem Rating. Die großen Investoren werden also wahrscheinlich noch nicht mal einen kleinen Teil der „großen Summen“ aufbringen müssen, das wird jetzt im Vorfeld schon mal klar gemacht.
Und wer wird dann die Zeche letztlich bezahlen?
Der, der jetzt nicht gleich zur Bank geht und all´ sein Geld abholt – denn der Zugriff auf die Sparkonten ist auch in Deutschland legal und … möglich, wie der Spiegel heute informiert. Wie man auch erfährt, sind aber die großen Investoren durch internationale Verträge gut geschützt…
Bleibt nur: die Sammlung breit anzulegen.
Samstag, 9.3.2013, Eifel. An manchen Tagen ist es schwer auszuhalten, wie einige Provinzdeppen die Welt erklären. Einfach Israel auslöschen, alle Juden vergasen – vor allem die Reichen aus den USA, die auch alles Hochgradfreimaurer sind – und schon ist die Welt ein Paradies … jedenfalls lese ich das manchmal in den Leserkommentaren einschlägiger Blogs, deren Rechner regelmäßig von der Staatsanwaltschaft eingezogen werden – zurecht, wie ich meine: wenn man seine eigene Dämlichkeit mit solch stolz geschwellter Brust durch die Welt trägt, gehört das bestraft. Sicherlich erfreut es die wirklichen Täter, das es immer noch solche Idioten gibt – und wahrscheinlich lässt man denen auch viel Geld zu kommen, damit das so bleibt. Immerhin verhindert man so in Deutschland, dass sich hier Gesellschaftskritik zu einer wirksamen politischen Gegenmacht vereint: das hat jüngst erst die Piratenpartei erfahren, ehedem hatten die Grünen ihre braunen Stellen (z.B. in Berlin). In Deutschland geht das kaum anders: kaum regt sich Widerstand gegen die Kosmokraten, die Korporatokratie, die Plutokratie – schon bekommt man vom Bundesamt für Verfassungsschutz einen Satz brauner Gimpel geliefert, die ihren Dunst nach allen Seiten hin verbreiten. Dabei ist Deutschland prädestiniert, den Feind zu kennen und wissenschaftlich zu beschreiben. 1942 haben wir das das erste Mal getan:
1942 erschien in New York erstmals Franz Neumanns Analyse der Struktur der nationalsozialistischen Herrschaftsstrukturen unter dem Titel Behemoth. Wenige Bücher haben die amerikanischen Intellektuellen jener Zeit tiefer beeindruckt. Neumann zeigte nämlich, wie aus den Ingredienzen der modernen Gesellschaft – Industrialisierung, Bürokratisierung, Parlamentarisierung und Militarisierung – nicht nur Freedom and Democracy zusammengebraut werden können, sondern auch Diktaturen. Und er zeigt, das das Zusammenspiel der entsprechenden Eliten (Monopol- oder Konzernelite, bürokratische Elite, politische Klasse und Militär) durchaus in beide Richtungen laufen kann, ja beide Richtungen einkalkulierte.
(zitiert nach Krysmanski, Hirten und Wölfe, Verlag Westfälisches Dampfboot, 4. Auflage 2012, Seite 103)
Man stelle sich mal vor, wir hätten in Deutschland außer Hans Jürgen Krysmanski noch viele andere Reichtumsforscher, wir würden „Elitekunde“ (Power Struktur Research) betreiben wie in den USA: wir hätten uns überhaupt nicht über Hartz IV gewundert! Im Gegenteil: wir hätten verstanden, das die kooperierenden Systemeliten dem kleinen Mann samt Mittelstand den Krieg erklärt und sich von allen demokratischen Leitbildern verabschiedet haben. So jedoch standen wir hilflos in der Landschaft herum und fragten uns: „Ja, was ist denn hier los?“.
Auf einmal wurden Menschenrechte in einem Umfang abgeschafft, der sonst nur Schwerkriminelle betraf – obwohl deren wirtschaftliche Versorgung eindeutig besser ist als jene der neuen „Juden“ unseres Landes, der „Arbeitslosen“. Ein neues faschistoides Leitbild wurde der Gesellschaft übergestülpt, es gab auf einmal jenen ominösen „Lebensberechtigungsschein“, über den wir in den achtziger Jahren noch so gelacht hatten, als reale Einrichtung: den ARBEITSVERTRAG. Die komplette Gewährleistung für die Inanspruchnahme der allgemeinen Menschenrechte gab es urplötzlich nur noch für Arbeitsplatzinhaber, für den Rest gab es Enteignungen, Hausdurchsuchungen, Reiseverbot und staatliche überwachte Armut unter großem Applaus aller gesellschaftlicher Eliten aus Parteien, Wirtschaft, Gewerkschaft und Kirchen.
Die Ursache für diesen Seitenwechsel, dessen Potential Franz Neumann schon 1942 erkannte, ist ebenfalls schon länger bekannt: dafür muss man allerdings wieder in die USA gehen, die der elitären Kaste der Superreichen und ihren Funktionseliten genauer auf die Finger schauen:
Kevin Phillips (2002), einst ein wichtiger Berater der Republikanischen Partei thematisiert in seinem neuen Buch „Weahlt and Democracy“ die wachsende Ungleichheit in der amerikanischen Gesellschaft. Das gegenwärtige Anwachsen privaten Reichtums sei nur mit dem Goldenen Zeitalter der Jahrhundertwende und den Zwanzigern zu vergleichen. Und in all diesen Perioden, so Phillips, haben die großen Vermögen die demokratischen Werte und Institutionen unterminiert und schließlich die Wirtschaft ruiniert.
(Krymanski, a.a.O, Seite 118-119)
Im Prinzip könnte man das Gesetz formulieren: sobald die Kaste der Superreichen eine gewisse Geldschwelle überschritten hat, dreht sie den Elitendampfer um Richtung Diktatur – und das merken wir dann an Hartz IV … aber nicht nur daran.
Warum wissen wir in Deutschland so wenig darüber? Nun, weil hier Reichtumsforschung unerwünscht ist, siehe Krymanski bei Heise:
Das gängige empirische Rüstzeug der Soziologie ist für die Erforschung der Frage, was die Superreichen tun, wenn sie Macht gewinnen, kaum geeignet. Man kann sie kaum befragen und sie werden kaum antworten. Ihre Vermögen lassen sich nur mit großer Unsicherheit schätzen. Der Kanon empirischer Methoden ist nicht wirklich über die industrie- und militärsoziologischen Untersuchungen des letzten Jahrhunderts hinausgekommen. In unseren hierarchisch geschichteten Gesellschaften gibt es noch immer nur eine Beobachtungsperspektive: Die Mittelschichten beobachten die Unterschichten im Auftrag der Oberschicht. Bestenfalls beobachten verschiedene Mittelschichtenfraktionen noch einander. Wer aber beobachtet die Oberschicht?
Niemand beobachtet die Oberschicht. In Deutschland kennen wir das Vermögen jedes Arbeitslosen auf den Cent genau, wissen exakt wann er sich wo aufhält und welchen Aktivitäten er nachgeht … aber was die Oberschicht in ihren Clubs, Logen, Zirkeln und Freundeskreisen ausheckt, das hat uns überhaupt nicht zu interessieren, da schreit die gesamte Elite gleich – wie von schlimmster Not gepeinigt – auf und blökt im Chor: VERSCHWÖRUNGSTHEORIE!!!
Dabei kann man über die Netzwerke der Macht ganz offen nachlesen (wir berichteten) – auch in der TAZ, hier wieder Karl Heinz Krysmanski:
Die Geldelite braucht keine Korruption, sondern Netzwerke und Hilfskräfte: Banker, Politiker, Berater. Allein die 500 reichsten Deutschen dürften von einem Kranz von rund 50.000 Personen umgeben sein. Sie sind miteinander vernetzt, treffen sich in Bayreuth, rund um bestimmte Banken und in Stiftungen oder in Davos. Dort werden Strategien entwickelt, Gesetze auf den Weg gebracht. Es existiert ein informelles Herrschafts- und Kontrollsystem neben und über dem parlamentarischen System.
Der EU-Kommissionspräsident Barroso hängt ebenso an reichen Freunden wie der deutsche Bundespräsident. Der EU-Beamtenapparat hat sich verselbstständigt. Er ist zu einer Art Überstaat geworden. Alle sagen, man müsse die Bezüge der Abgeordneten an die Gehälter der Wirtschaft anpassen, damit sie wieder auf Augenhöhe mit den Managern und Bankern verhandeln können. Doch man sollte ihre Bezüge auf das Niveau der Volksmassen absenken, damit es wieder mehr um die Sache geht und weniger um den persönlichen Aufstieg.
Wir wissen auch, ab wann Reichtum gefährlich wird – hier der Reichtumsforscher Krysmanski im Managermagazin:
Es gibt eine klassische Definition der Superreichen, die der US-amerikanische Journalist und Reichtumsforscher Ferdinand Lundberg einmal aufstellte: Zu den Superreichen gehören die, die absolut sicher sein können, ihr Vermögen nicht zu verlieren, auch wenn die Welt um sie zusammenbricht.
Für das internationale Wealth Management beginnt der Superreichtum heute bei 300 bis 500 Millionen Dollar. Das ist auch die Geldbesitzregion, in welcher der luxuriöseste Konsumwunsch uninteressant wird und Geld erst seine wirkliche Macht ungehindert entfalten kann.
Das Vermögen dieser Leute in Deutschland: laut TAZ 3,3 Billionen Euro. Weitere Milliarden stecken in ihren Funktionseliten. Wir wissen auch genau, wie diese Eliten in Deutschland das Land steuern: die Nachdenkseiten haben hier einen Artikel über die umfassende Wühlarbeit der Bertelsmänner im Dienste der Superreichen veröffentlicht:
Die Methoden, die Bertelsmann und das CHE für ihre „Überzeugungsarbeit“ einsetzen sind im Großen und Ganzen immer dieselben: Gutachten, Konferenzen, Umfragen und besonders beliebt sind Rankings und Benchmarks.
So veranstaltet die Stiftung seit Jahren ein sog. Standort-Ranking und regelmäßig landet Deutschland als Schlusslicht. Und regelmäßig ist die Schlussfolgerung, Deutschland braucht weniger Staat, eine Senkung der Staatsquote, einen Umbau des Sozialstaats, niedrigere Löhne und vor allem niedrigere Lohnnebenkosten, Deregulierung und vor allem weniger Kündigungsschutz.
Die betreiben offen – mit sehr viel Geld und noch mehr PR-geglätteten Worten – den Abbau der sozialen Menschenrechte in Deutschland – und stellen sich auch sonst ein ganz anderes Land vor. Alle Pseudoselbständigen, Leiharbeiter, Armutsrentner und Arbeitslosen verdanken ihre Entwürdigung, Entmenschlichung und gezielte Verarmung dieser Agentur für die Erstellung der schönen neuen Welt der High Net Worth Individuals und Ultra High Net Worth Individuals … die mit ihrem Gesamtvermögen von 40 Billionen Dollar (40 000 Milliarden) besonders stark in Deutschland, den USA, der Schweiz und den vereinigten arabischen Emiraten zu finden sind (siehe Wikipedia).
Wenn wir also aktuell mit Superbörsendaten überschüttet werden, so bedeutet das nicht, das DIE WIRTSCHAFT wieder super läuft, sondern nur, das die Ultra HNWI´s wieder mehr Spielgeld haben, für das sie Firmenanteile kaufen.
Die Wirtschaft – das zeigt die Power Struktur Research in den USA – wird durch dieses Volk regelmäßig in den Ruin getrieben. Die können halt nichts anderes, als ihren Mitbürgern das Geld mit der Kraft und Gewalt eines „schwarzen Loches“ aus der Tasche ziehen und sich darüber freuen, das ihre kleinen Kontozahlen nach oben schnellen, während sie sich diebisch über den neuen Darwinismus freuen, den sie im Lande etablieren, siehe Zeit:
Das hieß jedoch nicht, dass den Regierungen auch nur irgendeine der dringend notwendigen Regulierungen der Märkte gestattet wurde. Vielmehr galt der Markt nunmehr als Naturgesetz, das als solches allen menschlichen Wünschen nach Glück oder Moral entzogen ist. Der Markt wurde zur Schicksalsmacht, und alles Klagen offenbarte nur die Untüchtigkeit der Klagenden, die sich auf ihm nicht zu behaupten vermögen. Von der Fortschrittshoffnung der Liberalen blieb nichts als ein Darwinismus, der sich am survival of the fittest freut und die Aussonderung schwacher Schuldner, schwacher Staaten, schwacher Arbeitnehmer feiert.
So etwas findet sich sogar in der Zeit aus dem Jahre 2011. Wenn das noch nicht zu einem Aufschrei führt, dann sollten die weiteren Betrachtungen des Autors erst recht dazu anhalten, sich die Mistgabel zu schnappen und mit der Fackel in der Hand zum nächst gelegenen Schloss zu marschieren – denn diese Entwicklung ist nicht vom Himmel gefallen, sie wurde gezielt der deutschen Gesellschaft übergestülpt (in der es eine starke Superreichenkaste gibt, die dies begeistert unterstützt):
Schon sagen selbst konservative Beobachter, dass sich in Amerika unter dem Mäntelchen der Marktrhetorik in Wahrheit ein Umbau des Landes zugunsten einer Plutokratie vollzieht. Es scheint nur unendlich schwer – und das zeigt den Erfolg der marktliberalen Gehirnwäsche –, das Mäntelchen hinwegzuziehen und uns von dem Gedanken zu befreien, dass die Ökonomie, so wie sie ist, unser Schicksal sei und mit ihm zu hadern einer Gotteslästerung gleichkomme. All die Wirtschaftsprofessoren und Wirtschaftsjournalisten, die den Markt zur entscheidenden Lenkungsinstanz unseres Daseins erklärt haben, mehr noch die Unternehmensberater, die nach den Firmen auch die Schulen, die Universitäten, die Theater, den Sport, alle Lebensbereiche dem Gesetz der Rentabilität unterworfen haben oder höchstens noch als Zulieferbetriebe für die Zwecke der Wirtschaft alimentieren wollen, haben an der großen Umerziehung mitgewirkt, die uns einhämmert, dass es nur einen letzten Wert gebe: den des Profits.
„Plutokratie“ – die politische Diktatur der Reichen – ist ein Begriff, der in Deutschland mit Vorsicht zu genießen ist, weil ihn schon ein Goebbels gebrauchte. Doch auf den Begriff kommt es hier nicht an – wichtig ist, zu sehen, in welch´ breiter Front die faschistisierende Bewegung der Superreichen die demokratischen Strukturen in den USA, Europa und Deutschland angegriffen und untergraben haben – wie üblich. Ebenso ruinieren sie wie üblich zugunsten des eigenen Geldbeutels ganze Volkswirtschaften, die unter dem Joch der Elite schuften müssen bis zum umfallen: des Führers Modestaat hat ihnen früher schon gerne gefallen. Jeder Bürger eine Nummer, jede Mensch unter perfekter Kontrolle, Widerstand wird durch konzentrierten Massenmord radikal ausgemerzt: so kann man sich mit seiner Raubbeute sicher fühlen.
Die Machtergreifung in den USA geschah durch die Implementierung des Schauspielers Ronald Reagan, der den Superreichen freie Bahn zur Aneignung des restlichen Volksvermögens gebahnt hatte, gleichzeitig wurde jegliche „Entspannungspolitik“ zugunsten eines Waffen-SS-reifen Militarismus aufgegeben … einem Hitler hätte man für die Überfälle auf kleinere Länder noch den Weltkrieg erklärt … doch der hatte keine Atomraketen.
Und wie unter Hitler degeneriert auch das Militär zu einer bestialischen Mordmaschine, die mit alten Soldatentugenden nichts mehr am Hut hat. Im Gegenteil, es wird vor aller Augen ein „Reich des Bösen“ aufgebaut, wie es dereinst Ronald Reagan in der Sowjetunion erkannt zu haben glaubte. Der Spiegel informiert aktuell darüber:
Die Sondereinsatzkommandos der irakischen Polizei waren berüchtigt: Wen sie schnappten, der kehrte oft mit schwersten Folterverletzungen zurück. Wenn er überhaupt wiederkam. Abertausende Menschen darbten während der US-Besatzung im Irak zwischen März 2003 und Dezember 2011 in den geheimen Gefängnissen der Sicherheitskräfte. Jetzt ergeben Recherchen des britischen „Guardian“und der BBC: Offenbar wurden diese Foltereinheiten von US-Veteranen geleitet – mit Wissen des Pentagons und des damaligen US-Generals im Irak David Petraeus.
Das ist halt die unschöne Seite des „Faschismus“: er hat eine große Freude daran, den Mittelstand zu foltern … und nebenbei auszurauben. Ein Folternetzwerk, das den Konzentrationslagern der deutschen Faschisten in Nichts nachsteht – errichtet von den guten Demokraten aus den USA, begleitet von einem großen Konzert der gemeinsamen Interessen in Konferenzen der Bilderberger, der Teilnehmer von Davos oder der Kinderschänderorgien im Bohemian Grove (so darf man es wohl nennen, wenn die männliche US-Elite simulierte Menschenopfer darbringt – oder?).
Denkt man nun „ja, das hat ja mit der US-Armee direkt nichts zu tun, das sind vielleicht nicht gerade Einzelfälle wie die der Leichenteilesammler der US-Elitetruppen, aber doch nicht direkt stellvertretend für den offiziellen Auftritt des US-Militärs in aller Welt“, so liegt man offensichtlich ganz falsch. Wie auch die faschistischen Deutschen Militärs in den Sog des Unmenschlichen gerieten, so wird auch das US-Militär geprägt von einem ganz neuen Geist – der sich nicht nur in Massenvergewaltigungen der eigenen Soldaten erschöpft, sondern auch Morddrohungen gegen des banale deutsche Fernsehen beinhaltet, das Opfer berichtet im Spiegel darüber:
Plötzlich müssen wir den gesicherten Bereich verlassen – und werden zum Abschluss noch einmal verdonnert, nicht über das Schicksal und den Umgang mit den Gefangenen zu berichten. „Wenn wir euretwegen Ärger bekommen“, sagt ein US-Offizier zum Abschied, dann „niete ich euer Team persönlich um.“
Das ist – bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege – böse. So böse wie systematisierte Folter. Das ist der NS-Staat, neu errichtet im Irak unter Leitung der USA. Und wenn ich all´ die Informationen zusammentrage, dann kann ich doch wohl zurecht feststellen, das die Superreichen eine neues „Reich des Bösen“ errichten – und zwar nicht nur im Irak, sondern überall.
Hartz IV ist nur der erste Schatten, der aus dem düsteren Bereich des Darwinismus über dieses Land gefallen ist … wenn wir den Kurs nicht ändern, dann werden wohl auch hier bald „Arbeitslose“ auf ganz neue Art und Weise „motiviert“ … und arbeitslos wird jeder, der von der Funktionselite der Superreichen identifiziert und als „untragbar fürs Geschäft“ entlassen wurde.
Und wer weiß, wie viele deutsche Journalisten schon das Angebot zum „Umnieten“ bekommen haben … wahrscheinlich all´ jene, die noch nicht auf der Gehaltsliste der Superreichen stehen.
Mit 40 Billionen Dollar kann man sich weltweit schon eine ganz schöne Büttelarmee zusammenstellen … die dann schöne Sendungen wie „Wer wird Millionär“ veranstalten, um zumindest geistig jeden geldgeilen Bürger mit ins Boot zu holen, damit jeder für eine Zeit lang glaubt, das wir und die Superreichen alle eine einzige, riesengroße Familie sind … so wie damals, als der Führer für jeden Deutschen eine Uniform hatte – und einen Platz in einer von hundert verschiedenen NS-Organisationen.
Und was wächst hinter dem Faschismus, der die Massen ruhig stellen soll? Das gut alte Feudalsystem – mit Bauer und Edelmann, Leibeigenem und gottgleichen blaublütigen (und deshalb genetisch weit überlegenem) Herrenmenschen.
Wir wissen also genau, was auf uns zukommt.
Wir hatten das alles schon mal im Geschichtsunterricht.
Schade nur, das nicht mehr gelehrt wird, wie man sich dagegen wehrt – aber dafür kommen die Börsendaten hundert mal am Tag und predigen: „Sei superreich, dann kriegst du immer mehr!“
Dienstag, 5.3.2013. Eifel – und das ist auch gut so. Überall sonst herrscht nämlich Krieg. Weltkrieg. Ja, richtig: ein Weltkrieg, wir vor fast hundert Jahren. Nein, ich habe nichts getrunken – und ich weiß auch nicht, was die Frage soll! Sie leben doch mitten drin, bekommen ihn fast täglich in den Nachrichten (auch im Gott der Nachrichten, der Tagesschau) serviert, spüren seine Folgen auch am eigenen Leib – über jene Folgen, die ein leerer Geldbeutel so verursacht. Es ist aber nicht der dritte Weltkrieg, sondern der vierte. Ja, richtig. Wir sind mitten drin im vierten Weltkrieg, der schon vor vielen Jahren von der Finanzelite der USA geplant wurde und jetzt Schritt für Schritt vor den Augen aller abläuft. Damit meine ich nicht den Wirtschaftskrieg arm gegen reich, der sicherlich schon seit zweitausend Jahren läuft, sondern nur einen jener ganz normalen Weltkriege, wir er für „demokratische“ Staaten in den letzten hundert Jahren so typisch geworden ist. Man muß auch nicht weit ausholen, um das zu verstehen. Es reicht, lesen zu können.
James Woolsey, CIA-Direktor unter Clinton, schwadronierte von einem „Vierten Weltkrieg“, der auf jeden Fall „erheblich länger als der erste und zweite, wenn auch hoffentlich nicht länger als der kalte Krieg dauern werde. Für Woolsey ist eine Schlüsselposition beim Wiederaufbau des Irak vorgesehen. Der neue Weltkrieg, so Woolsey, richte sich „gegen drei Feinde: die religiösen Herrscher des Iran, die Faschisten des Irak und Syriens, und die islamischen Extremisten der al Quaede.“ Aber auch die Regime in Ägypten und Saudi-Arabien sollen nervös gemacht werden: „Wie wollen, das sie merken, dass dieses Land zum vierten Mal in hundert Jahren zusammen mit seinen Alliierten auf dem Marsch ist und das wir auf der Seite derjenigen sind, die ihr – die Mubaraks, die saudische Königsfamilie – am meisten fürchtet. Wir sind auf der Seite eurer eigenen Völker“ CNN, April 3, 2003, zitiert nach: Krysmanski, Hirten&Wölfe, Westfälisches Dampfboot, 4. Auflage 2012, Fußnote 123 Seite 124/125.
Gut – ob die eigenen Völker das wirklich auch so sehen würden, möchte ich erstmal so dahingestellt lassen.
Zum vierten Mal in hundert Jahren sind die demokratischen USA mit ihren Alliierten auf dem Marsch – das jedoch kann man so sehen. Zweimal gegen Deutschland, einmal gegen die Sowjetunion (inkl. Ostdeutschland) und jetzt … gegen den Rest der Welt.
Wir können aufatmen, wir sind diesmal dabei. Zum Beispiel in der Türkei. Dort stehen unsere Luftabwehrraketen, die die Türkei zwar nicht vor den Granaten der von der Türkei finanzierten Rebellen in Syrien schützen können, aber Syrien davon abhalten, sich mit ihrer Luftwaffe für Artilleriebeschuß seitens der Türkei zu „revanchieren“. Dafür halten unsere Jungs und Mädels dort unten den Kopf hin – und merken schnell, dass sie unerwünscht sind – das jedenfalls berichtet der Wehrbeauftragte des Bundestages aus der Türkei, siehe Spiegel:
Im Kern aber entsteht durch den Bericht von Königshaus der Eindruck, dass die türkische Armee die Deutschen absichtlich schikaniere. So unterbinde die türkische Seite jeglichen Kontakte ihrer Soldaten mit den Deutschen, wer gegen das Verbot verstoße, werde umgehend „gemaßregelt“. Von Kooperation ist offenbar wenig zu sehen bei dem gemeinsamen Nato-Einsatz. Als kürzlich ein deutscher Sanitäter seine türkischen Kollegen in ihrem Lazarett besuchen wollte, wurde er vom Lagerkommandeur regelrecht rausgeschmissen.
Das sind die „Alliierten“, mit denen wir jetzt zusammen in den vierten Weltkrieg marschieren. Ich darf doch vierter Weltkrieg sagen, oder? Ich meine: wir schreiben das Jahr 2013: Lybien wurde überrannt, Tunesien wurde überrannt, Ägypten wurde überrannt, Mali wurde überrannt, der Iran wird belagert und Syrien wird gerade überrannt – bald auch mit Hilfe unserer Steuergelder, siehe Spiegel:
Offiziell verlautete in der vergangenen Woche in Brüssel lediglich, neben „nicht-tödlicher Ausrüstung“ könnten die Mitgliedstaaten der Gemeinschaft den Rebellen zudem „technische Unterstützung“ anbieten. Nach SPIEGEL-Informationen haben die EU-Staaten aber intern klargestellt, dass damit auch die Ausbildung von Kämpfern an Waffen gemeint ist.
Wie würden Sie sich eigentlich fühlen, wenn das Saudische Königshaus islamische Rebellen in Berlin ausbilden würde, die hier für ich weiß nicht was kämpfen – vielleicht für eine bessere Integration der türkischstämmigen Mitbürger?
Man würde zurecht sagen: das ist ein kriegerischer Akt, eine vom Völkerrecht streng verbotene Einmischung in innere Angelegenheiten. Da gäbe es bei uns überhaupt keine Diskussionen. Wenn wir das aber machen … dann schweigt die ganze „freie“ europäische Presse auf einmal still.
„Wehrkraftzersetzung“ ist hier das Stichwort, das zählt. In der Herrschaftselite ist schon längst durchgesickert, das der vierte Weltkrieg mit voller Wucht angelaufen ist und sich erstmal über Nordafrika austobt. Die „Alliierten“ brauchen dort Kanonenfutter für das Endziel des Vormarsches.
Das Endziel ist schon jetzt zu erkennen: das reiche China, dessen glitzernde kommunistische Superstädte die verarmten Metropolen des Kapitalismus alt aussehen lassen. Was wäre wohl, wenn das Volk merken würde, das der Kommunismus nicht wie in der DDR enden muss?
Natürlich reden wir nicht von der Kriegsgefahr in Asien (d.h. … ich mache das schon regelmäßig, immer mal wieder), man muss an den Rand der Informationswelt gehen, dort, wo nicht nicht Parteidisziplin und Werbemaßnahmen die Grenzen der Berichterstattung aufzeigen. Die Sozialisten von WSWS tun sich da oft hervor:
Der ehemalige australische Premierminister Kevin Rudd erklärte in einem Artikel mit dem Titel “Ein maritimer Balkan des 21. Jahrhunderts?“ im Journal of Foreign Policy: „Die Zeiten in Ostasien sind nicht normal. Die Spannungen infolge gegensätzlicher territorialer Ansprüche im Ostchinesischen und Südchinesischen Meer nehmen zu. Die Region ähnelt immer mehr einem maritimen Spiegelbild des Balkan vor hundert Jahren – einem Pulverfass auf dem Wasser. Nationalistische Stimmungen in der Region verringern den innenpolitischen Spielraum für weniger konfrontative Herangehensweisen… Sicherheitspolitisch knistert es in der Region wie seit dem Fall von Saigon 1975 nicht mehr…“
Der Balkan vor hundert Jahren – Startsignal für den ersten Marsch der USA und ihrer Alliierten.
Ähnlich argumentiert der Kommentator Gideon Rachman am 4. Februar in der Financial Times. In dem Artikel „Der Schatten von 1914 über dem Pazifik“ schreibt er: „Die flackernden Schwarz- Weiß-Filme von Männern, die im ersten Weltkrieg ‚zu weit gingen’, erscheinen so ungeheuer weit entfernt. Aber zu glauben, dass die heutigen Großmächte nicht wieder wie 1914 in einen Krieg stolpern werden, zeugt von zuviel Selbstzufriedenheit. Die Spannungen zwischen China, Japan und den USA sind ein Echo des schrecklichen Konflikts, der vor fast einhundert Jahren ausbrach.“
Natürlich braucht man auch einen „Vorfall“, eine gewisse „Hintergrundmusik“, eine gewissen „Grundstimmung“. Die erzeugen die chinesischen Hacker … bzw. wird diese Operationsgrundlage gezielt von westlichen Medien erzeugt: der chinesische Hacker – des Urbild des gemeingefährlichen Kriminellen, der der Oma die Rente vom Onlinekonto klauen will – bedroht die Welt, siehe WSWS:
Die unbewiesene Behauptung, die chinesische Regierung stehe hinter Cyber-Attacken, dient der Obama-Regierung als Vorwand, um ihre Drohungen gegen China zu verschärfen. In den letzten Tagen wurde mehrfach über Hackereinbrüche in die Web Sites amerikanischer Wirtschaftsunternehmen und staatlicher Behörden berichtet. Die amerikanischen Medien bauschten diese Berichte auf, ohne ihre Richtigkeit zu überprüfen. Sie sollen die amerikanische Öffentlichkeit verwirren und als Rechtfertigung dafür herhalten, dass die Obama-Regierung China immer stärker isoliert und letztlich einen militärischen Angriff plant.
Die sind schlau, die Jungs von WSWS. Kaum haben die über Obamas Pläne geschrieben, hat der gemerkt, das noch etwas fehlt: die auf dem Marsch befindlichen Verbündeten sollten auch was abkriegen, siehe Spiegel:
Auch deutsche Konzerne sind im Visier chinesischer Hacker: Nach SPIEGEL-Informationen zielten die Unbekannten auf den Luft- und Raumfahrtkonzern EADS. ThyssenKrupp, Bayer und IBM wurden ebenfalls angegriffen.
Woher weiß man eigentlich, das es Chinesen waren, die dort im Computer herumhacken? Hinterlassen die Visitenkarten – oder hat man während des Angriffs kleine, freundlich winkende Mao-Statuen am Bildschirmrand?
Wie der Spiegel weiterschreibt, sind es „Erkenntnisse der Bundesregierung“, die uns diese Botschaft bescheren. Wie es um die bestellt ist, sieht man auch, wenn man sich die Reaktion des Verteidigungsministers auf den Bericht des Wehrbeauftragten ansieht, siehe Spiegel:
Körperliche Auseinandersetzung zwischen einer Feldjägerin und einem türkischen General, heftige Beschwerden über die sanitären Verhältnisse im Stützpunkt: Beim „Patriot“-Einsatz der Bundeswehr in der Türkei kriselt es gewaltig. Der deutsche Verteidigungsminister bleibt gelassen.
Schon im Januar waren deutsche Soldaten in der Türkei angegriffen worden – aber der Verteidigungsminister bleibt gelassen. Vielleicht muss es erst Tote geben, damit er reagiert? Wer bezahlt den eigentlich?
Nun, die Anwort auf diese Frage kennen wir alle. Die ist aber unerheblich – wir sollten fragen, wer ihn kommandiert.
Immerhin sollte man bedenken, das die USA zum vierten Mal in hundert Jahren mit ihren Alliierten auf dem Marsch sind: Lybien, Tunesien, Ägypten, Mali, Syrien, Iran – wenn das mal kein Weltkrieg ist. Und da dürfen die deutschen Hilfstruppen nicht aus der Reihe tanzen. Und die Entwürdigungen müssen sie halt stolz ertragen – immerhin waren sie von vier Weltkriegen zweieinhalb Mal auf der falschen Seite.
Diesmal sind wir auf der Seite der Guten. Was die so anrichten, kann man in der Tagesschau nicht sehen – aber dafür gibt es ja die ergänzenden Blogs, die sich mit dem großartigen Triumph der Alliierten zum Beispiel in Lybien beschäftigen. Dort, wo man jahrzehntelang ruhig und in Frieden leben konnte (wenn man nicht gerade aus Prinzip gegen Gaddafi war) herrscht jetzt der blanke Horror, siehe principiis-obsta.blogspot.se:
diejenigen, die beabsichtigten, dem libyschen Volk die Selbstbestimmung zu nehmen, das Zusammenwachsen Afrikas zu verhindern und ein umfassendes System sozialer Fürsorge und Stabilität zu beseitigen, haben viele Gründe zum Feiern. Sie haben den Libyern das „Recht“ auf ein Leben in Angst und die „Freiheit“ beschert, von unzähligen bewaffneten Despoten tyrannisiert zu werden, die foltern, verschleppen und Minderheiten verfolgen. Obwohl die Kämpfe und der Zerfall der (libyschen Gesellschaft noch anhalten, verbreiten romantisierende westliche Imperialisten immer noch die infame Lüge von der „Revolution der Straße“, die „Millionen Libyern Freiheit und Hoffnung gebracht“ habe. Während in Libyen immer noch Menschen im Feuer verglühen, gibt es unter uns Leute, die sich gegenseitig wärmstens für das beglückwünschen, was sie angerichtet haben. Symbolisch für den „Respekt“, den der Westen der „neuen Freiheit“ Libyens zollt, ist die folgende, an kanadische Touristen gerichtete Warnung der kanadischen Regierung: „Vermeiden Sie Kritik an dem Staat, seiner Führung oder der Religion, sonst müssen Sie mit harten Strafen rechnen.“
Hat sich also eigentlich nichts geändert – nur ist man jetzt noch nicht mal mehr als US-Botschafter in dem Land sicher – der wurde mit seine Kollegen zusammen dort erschossen. Bei allem Respekt vor den hehren Zielen des vierten Marsches der US-Armee durch die Welt: unter Gaddafi wurde kein US-Botschafter in Lybien ermordet. Ich glaube, auch Syrien war für die Zivilbevölkerung sicherer, bevor ausländische Mächte ihre „Rebellen“ dort ansiedelten
Wissen sie, woran ich in diesem Zusammenhang denken muss? An Mohammed K, der jetzt laut Spiegel in einem Prozess in London durch einen besonderen Akt der Barbarei aufgefallen ist:
Sie kämpfte mit den Tränen, holte tief Luft – und machte dann ihre erschütternde Aussage vor Gericht: Vier Jahre lang soll ein Mann namens Mohammed K. sie sexuell missbraucht und zu Geschlechtsverkehr mit unzähligen Männern gezwungen haben. Wie der britische „Guardian“ berichtet, habe ihr mutmaßlicher Peiniger sie zudem im Alter von zwölf Jahren gebrandmarkt: mit dem ersten Buchstaben seines Vornamens.
Warum mir gerade Mohammed K. in den Sinn kam? Nun – wegen der Speerspitze des vierten Marsches der USA in einen Weltkrieg: der US-Armee. Die Welt stellte vor kurzem einen Film vor, der die „Qualität“ dieser Armee beschreibt:
„Stell dich nicht an“, sagt man am ersten Tag einer der Frauen, die es zu den „Besten der Besten“ der Marines in Washington schafft. Sie tun im Weißen Haus Dienst und auf dem Soldatenfriedhof Arlington. Amerikas Elite in Uniform. Sie erinnert sich an ihre Diensteinweisung durch einen Offizier: „Willkommen, Kameradin, Frauen dienen hier, um gevögelt zu werden.“
Diese Armee hat das moralische Niveau eines Mohammed K. Man braucht sich keine allzu großen Hoffnungen für die Völker machen, die durch die Taten dieser Armee „befreit“ werden.
Der Film heißt „The Invisible War“ und wird hier bei Filmstarts kurz beschrieben:
Ausschlaggebend für die Bedeutung des Filmes ist der Fakt, dass in den weltweiten Kampfgebieten heute mehr weibliche Soldatinnen durch die eigenen Kameraden vergewaltig werden als durch Schüsse von feindlichen Parteien sterben. Das amerikanische Verteidigungsministerium gab bekannt, dass es alleine im Jahr 2010 zu über 19.000 sexuellen Übergriffen innerhalb des Militärs gekommen ist. Eine erschreckend hohe Zahl, die aber in der amerikanischen Gesellschaft kaum Beachtung findet. Und somit sind viele Frauen nicht nur Opfer feindlicher Kampfhandlungen, sondern auch Opfer ihrer eigenen Kameraden.
19000 Opfer in einem Jahr. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Vielleicht ist es jener „Geist“, der auch die türkischen Hilfstruppen der großen Armee beseelt?
So rutscht die Welt in ein Chaos, das für uns vor den Bildschirmen (auch dank der spärlichen Berichterstattung der Tagesschau) kaum noch zu verstehen ist.
Da flüchten Syrer vor den Rebellen in den Irak, werden von der Grenzpolizei zurückgewiesen, aber dann von anderen Irakern angegriffen und zusammen mit den irakischen Grenzern erschossen: das sind Zustände, die die Vergewaltigerarmee im Irak hinterlassen hat – siehe Spiegel. Zustände, die bald im ganzen nordarabischen Raum Alltag sind.
Früher ging man mit den Bösen anders um. Sie wurden verhaftet, angeklagt, bekamen einen fairen Prozess – und dann gab es ein Urteil oder nicht.
Heute ist das anders. Gaddafi, Mubarak, Saddam Hussein … sind anders gestorben. Auch ein Assad wird nie einen Prozess sehen – wie auch, Einmischungen in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes sind verboten.
Doch was schert sich eine Armee darum, die sich selbst der größte Feind geworden ist?
„The invisible War“ ist ein Film, der die Beschreibung für den ganzen Vierten Weltkrieg hergibt: auch dieser bleibt hauptsächlich unsichtbar, wird unter den Teppich gekehrt wie die Leiden unserer Soldaten in der Türkei – dabei kann man mit wenig Mühen sogar jene Strukturen ausfindig machen, die dem deutschen Verteidigungsminister die Befehle geben, über sie wird ganz offen in deutschen Zeitschriften gesprochen, siehe Jakob Augstein im Spiegel:
Die Ratingagentur Moody’s drohte mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Und auch der Anleihenmarkt reagierte: „Italien bekommt mit höheren Zinsen Quittung für Wahlchaos“, meldete die Deutsche Presseagentur. Weil auch viele Journalisten es inzwischen offenbar für normal halten, dass „die Märkte“ der Politik eine Quittung schreiben.
Man fragt sich: Warum bestimmen die Finanzmärkte nicht gleich die Regierung? Aber in Wahrheit ist das ja längst geschehen. Der Ökonomieprofessor Mario Monti in Italien und der Zentralbanker Loukas Papademos in Griechenland, das waren Technokratenherrscher, die von den Märkten eingesetzt worden waren – und von Angela Merkel.
Das findet man alles in normalen deutschen Leitmedien: schon kennen wir die Befehlsgewalten hinter dem Vierten Weltkrieg – noch bevor dessen Wirken für uns überhaupt so sichtbar geworden ist, das wir ihn nicht mehr verdrängen können … was spätestens dann der Fall sein wird, wenn China (und Russland) in den Krieg mit einbezogen werden.
Ich habe allerdings den Eindruck, das wir diesmal schon wieder nicht auf der Seite der „Guten“ stehen.
Schaut man sich die Gerichtsverhandlung gegen Tim H. an, der im Bundesvorstand der Linken arbeitet und sich an antifaschistischen Demonstrationen beteiligt hat (siehe ebenfalls Spiegel), dann beschleicht einen schnell der Verdacht, das „die Märke“ inzwischen auch schon wieder die Willkürjustiz nach Deutschland gebracht haben – so etwas gehört auch zu den Nebenwirkungen von Weltkriegen … auch wenn die noch unsichtbar sind.
Vielleicht dauert es auch nicht mehr lange, bis wir merken, das „Al-Kaida“ wir alle sind … alle die, die gegen den vierten Marsch der US-Armee durch die Welt sind.
Doch solange der Vierte Weltkrieg unsichtbar und geheim bleibt, verwundert es natürlich nicht, das er in den Medien nicht erwähnt werden darf: ein zu offener Weltkrieg würde die Märkte in einem zu frühen Stadium beunruhigen, noch bevor Goldman-Sachs seine Schäfchen ins Trockene gebracht hat … was sie seit einiger Zeit tun, auch wenn sie für Anleger andere Empfehlungen abgeben (siehe Markus Gärtner).
Freitag, 15.2.2013. Eifel. Wahnsinn, oder? Freuen Sie sich auch so, das sie dabei sein dürfen? Wobei? Nun – bei diesen historischen Zeiten. Wirklich Wahnsinn. Und man ist live dabei – live und in Farbe. Erstmal der Papstrücktritt am Rosenmontag: das war schon der Hammer. Der letzte Papstrücktritt geschah, weil der Papst kein Latein konnte – ein verständlicher Grund. Der jetzige geschah, weil die Papst wie all die vielen anderen vor ihm schlichtweg zu alt war. Weil es galt, zu beweisen, das Gott nicht existiert, nichts Heiliges in dieser Welt existieren darf und menschliches Denken vor Nichts mehr halt macht, musste ein Papst es wagen mit der Tradition der heiligen Männer zu brechen und zu beweisen, das Papst sein ein ganz normaler Verwaltungsjob ist. Kein Wunder, das der nachher alle Gläubigen dazu aufrief, für ihn zu beten – so als ob er in schlimmster Not und ärgster Bedrohung wäre. Ist er vielleicht auch: immerhin hat er das kräftigste (und ehedem bewußt als solches geschafffenes) transzendentale Element einer Weltreligion vernichtet – und der Religion an sich damit den Todesstoß versetzt. Nun – ich bin kein Katholik, was soll mich das groß stören, wenn alle Welt jubelt. Ich nehme es zur Kenntnis wie die Tatsache, das nur zwei/drei Tage später eine weitere historische Sensation verkündet wurde, wegen der auch alle in Riesenjubel ausbrechen: die EU/US-Freihandelszone steht vor der Tür. Das bedeutet nichts weiter als die Vernichtung des europäischen Mittelstandes – aber auch das stört die Presse nicht, wenn sie ihre Triumphfanfaren auspackt, mit der sie alles bejubelt, was „Entscheider“ hinter den Kulissen so alles aushecken.
Doch kommen wir erstmal zu den Freihandelszonen. Was die bringen, erfahren wir durch den Bundesanzeiger, der sich der Frage stellt, wie Freihandelsabkommen das US-Wachstum ankurbeln:
Denn FTA werden die folgenden Wirkungen zugeschrieben:
Das hört sich ja gut an: alles wird billiger, moderner, straffer. Der österreichische Kurier bejubelt schon jetzt 50000 neue Arbeitsplätze, die Österreich mit Sicherheit durch die neue Freihandelszone erhalten wird, die deutsche Kanzlerin Merkel bedankt sich bei Obama, das er „von sich aus“ dieses Thema angebracht hatte (so als ob wir alle einfach schon lange sehnsüchtig darauf gewartet hätten, uns aber nie trauen würden, das mal zur Sprache zu bringen), Vertreter der deutschen Industrie jubeln schon über neue Milliardenumsätze (siehe Spiegel): es scheint, als würden Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen – dabei können wir eher damit rechnen, das diese christlichen Feiertage nach dem endgültigen Zusammenbruch der Weltreligionen ebenfalls dem neuen Gott „Markt“ geopfert werden.
Die Zeitschrift „Capital“ sieht geradezu schon eine „Wirtschaftsnato“ am Horizont aufziehen – mit deutlichen Vorteilen für den Verbraucher:
Sie können Produkte billiger einkaufen, verspricht beispielsweise der Verband der Automobilindustrie (VDA) – beispielsweise Autos. Auch andere Branchen können mit einer Kostensenkung rechnen. Ob sie den Vorteil an ihre Kunden weitergeben oder den eigenen Gewinn damit steigern, bleibt ihnen überlassen.
Oha – ein kleiner Nachteil. Ein winzigkleiner Haken, den kaum jemand bemerkt: es könnte ja sein, das die hauptsächlich caritativ orientierten Konzerne den finanziellen Vorteil einfach für sich selbst behalten, anstatt ihn weiter zu geben. Zumindest die Staaten bekommen schon mal weniger:
Die Zölle zwischen den USA und den EU sind bereits niedrig. Sie liegen im Schnitt zwischen fünf und sieben Prozent, gibt der deutsche Außenhandelsverband BGA an. Da jedoch jährlich Waren im Wert von mehr als 500 Mrd. Euro über den Atlantik hin- und herbewegt werden, kann die Wirtschaft Milliarden sparen. Ein Beispiel: Europäische Chemieunternehmen haben 2010 für Exporte in die Vereinigten Staaten fast 700 Mio. Euro in die US-Staatskasse gezahlt. Umgekehrt führten die USA gut 1 Mrd. Euro nach Brüssel ab.
Die Wirtschaft kann Milliarden sparen – und der Verbraucher? Nun – auf den Verbraucher kommen möglicherweise ganz neue Risiken zu, siehe Süddeutsche:
Das Problem sind dabei nicht die restlichen Zölle von drei Prozent des Handelsvolumens, sondern die „Handelsschranken hinter der Grenze“, wie dies Experten formulieren. Dabei geht es um Industriestandards, Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften, Umweltnormen und das Verhältnis von Staat und Unternehmen: Haben deutsche Bauunternehmen die gleichen Chancen, einen Auftrag der Stadt Chicago zu bekommen, wie die amerikanische Konkurrenz? Wird das Urheberrecht in den USA genauso geschützt wie in der EU? Dürfen amerikanische Farmer ihre Produkte ungehindert in Europa verkaufen? Jede Liberalisierung greift tief in die nationale oder europäische Souveränität ein. Das löst Angst aus.
Haben deutsche Bauunternehmen die gleiche Chance auf Aufträge?
Natürlich nicht.
Ein Wunder, das diese Frage überhaupt gestellt, wird, denn die Antwort kennen wir schon seit einigen Monaten, siehe Handelsblatt:
Auch die Wirtschaft der USA profitiert von der Entwicklung. Denn die gesteigerte Produktion drückt die Energiepreise. Nach einer Studie des Beratungsunternehmens NUS Consulting zahlen industrielle Großverbraucher in den USA zwei Drittel weniger für Gas als in Deutschland, beim Strom liegt die Ersparnis bei 40 Prozent.
Die europäischen Wirtschaften sind absolut nicht konkurrenzfähig zur amerikanischen Wirtschaft, die den europäischen Markt dank „Fracking“ mit Billigprodukten jeder Art überschwemmen kann. Wäre ich Obama (oder die US-Konzernwirtschaft), dann käme ich auch genau jetzt auf die Idee, nach einer großen europäischen Freihandelszone zu rufen, die es mir erlaubt, meinen Wettbewerbsvorteil ungehindert auszuspielen und die lästige europäische Konkurrenz an die Wand zu drücken.
Wir brauchen über die Folgen einer Freihandelszone auch nicht spekulieren – Erfahrungen aus diesem Bereich liegen doch schon längst vor, siehe Öko-Fair:
Die mittelamerikanischen Regierungen schlossen zahlreiche Freihandelsabkommen, mit denen sie die Wirtschaft ankurbeln wollten. Solche Abkommen beinhalten ein Ungleichgewicht: Wenn zwei sehr verschieden starke Partner den schrankenlosen Handel miteinander vereinbaren, hat der stärkere und konkurrenzfähigere Partner gewöhnlich mehr davon als der schwächere. In einem ärmeren Land zerstört die „freie Fahrt“ für Güter jene Teile der einheimischen Wirtschaft, deren Produkte mehr kosten als die ausländischen Importe. So werden Kleinbauern Opfer des Freihandels, weil sie mit extrem subventionierten Farmbetrieben in zum Beispiel den USA nicht mithalten können.
Das wäre dann das Ende der europäischen Agrarproduktion. Wahrscheinlich auch das Ende der deutschen Autoindustrie.
Natürlich haben wir einen unschlagbaren Vorteil: wir sind Niedriglohnland. Dank geballtem Einsatz von Gewerkschaften, SPD und Grünen ist es gelungen, aus Deutschland ein Dritte-Welt-Land zu machen: die Reallöhne in Deutschland sind seit dem Jahre 2000 nicht mehr gestiegen (siehe u.a. Süddeutsche). Ein großer Anreiz also für ausländische Investoren, ihre Hemden in Deutschland nähen zu lassen … und nebenbei ihre Vorstellungen von Sozialstaat zu exportieren: Hartz IV für sechs Monate, danach gibt es nur noch Lebensmittelgutscheine, mit denen man genmanipulierte Produkte kaufen kann.
Ebenso bekommen die USA einen Zugriff auf die von den europäischen Staaten gut ausgebildeten Fachkräfte, die in den USA deutlich mehr verdienen können – man schaue sich einfach mal die Durschnittseinkommen nach Kaufkraftparität an, 2009 lag zum Beispiel (siehe Weltbank) Deutschland mit einem Durchschnittseinkommen von 38700 internationalen Dollar deutlich unter den 47020 Dollar, die für die USA angegeben werden.
Doch schauen wir uns einfach mal ein anderes Beispiel an: die Freihandelszone EU und Mexiko. Ja, die gibt es – seit 2000. Und hat das arme Mexiko davon profitiert?
Hören wir dazu mal den mexikanischen Soziologen Alberto Arroyo Picard, hier bei den Lateinamerikanachrichten:
Was ich bislang sagen kann ist, dass die Exporte von Mexiko nach Europa nicht zugenommen haben, umgekehrt aber die Importe von europäischen Gütern nach Mexiko sehr wohl gestiegen sind. Das Handelsbilanzdefizit von Mexiko hat sich vergrößert, es gibt also bislang nichts Positives zu berichten.
Wegen der Rezession in den USA hätte man erwarten können, dass die Exporte von Mexiko nach Europa ansteigen. Das war aber nicht der Fall.
Auch bezüglich der nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA gibt es für Mexiko nichts Positives zu berichten:
Ziel des NAFTA sollte das Wachstum der mexikanische Wirtschaft sein und zwar vor allem durch den Export von Manufakturgütern und über die Zunahme von ausländischen Investitionen. Tatsächlich exportiert Mexiko auch mehr, vor allem in die USA. Es hat auch viele ausländische Investitionen gegeben. Aber das erwartete Wirtschaftswachstum ist nicht eingetreten. Es sind auch keine neuen Arbeitsplätze geschaffen worden, eher im Gegenteil.
Warum eher das Gegenteil? Eigentlich logisch – aus der Sicht der Finanzindustrie:
Es geht in diesen Verträgen weniger um Handel als um Investitionen. Im Abkommen mit Europa spielt vor allem der Finanzsektor eine große Rolle. Insbesondere spanisches Kapital hat sich in die nationalen Banken eingekauft, mit der Konsequenz, dass es überhaupt keinen mexikanischen Finanzsektor mehr gibt. Alle Banken haben eine mehrheitlich ausländische Beteiligung, außer einer einzigen ganz kleinen und unbedeutenden Bank. Ähnliche Effekte gibt es auch in anderen Sektoren, wie dem Kommunikationssektor. Das Problem ist, dass die Investoren keine neuen Betriebe schaffen, sondern dass sie bereits bestehende aufkaufen und entnationalisieren.
Letztendlich produziert man nicht billiger und mehr, um die Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen, sondern man zieht lieber risikolose Gewinne aus der Vernichtung der entsprechenden Volkswirtschaft: freie Bahn den Heuschrecken.
Der gesamte europäische Wirtschaftsraum wird zur Ausschlachtung freigegeben, Firmen, die schon heute dank Niedriglohnsektor profitabel arbeiten, um die Transportkosten der Waren in die USA auszugleichen, arbeiten dann in Zukunft auch noch für ausschließlich us-amerikanische Eigentümer, damit die Profite auch dort landen, wo sie hingehören. Damit dies auch sicher gelingt, brauchen wir natürlich einen weiteren Abbau an sozialen Rechten, für den man dank des großen transatlantischen Traums genügend Argumente hat.
Die EU-Abgeordnete Erika Mann hat 2006 etwas über die Freihandelszone der EU mit Mexiko geschrieben, das man wohl auf die neue transatlantische Freihandelszone übertragen kann:
Doch die Direktinvestitionen europäischer und deutscher Unternehmen wurden erheblich gesteigert. So haben sich deutsche Exporte nach Mexiko von 3,1 Mrd. (1994) auf 6,2 Mrd. US$ (2003) verdoppelt.
Zudem kommt Mexiko seit dem Freihandelsabkommen geopolitisch eine doppelte Brückenfunktion zu – zwischen der Europäischen Union und den USA auf der einen sowie Lateinamerika auf der anderen Seite. Mexiko erhält durch eine größere Diversifizierung seiner politisch-wirtschaftlichen Beziehungen weitere Spielräume gegenüber dem großen Nachbarn USA und wird wirtschaftlich unabhängiger gegenüber Rezessionen in den USA. Die Europäische Union kann andererseits das Abkommen nutzen, dem US-Einfluss etwas entgegenzusetzen und für einen breiteren Eingang europäischer Produkte in die Länder Latein- und Nordamerikas zu sorgen.
Nicht das mit 15000 Euro Durchschnittseinkommen „billige“ Mexiko hatte mehr exportiert, sondern die mächtigen europäischen Konzerne haben sich einen neuen Markt erobert – mit entsprechenden Verlusten mexikanischer Produzenten. Und was macht dann dementsprechend die neue Freihandelszone zwischen den USA und der EU?
Sie wird für einen „breiteren Eingang amerikanischer Produkte in den Ländern Europas sorgen“.
Hören wir zu den Folgen dieser Abkommen nochmal den mexikanischen Soziologen:
Die Kritik bezieht sich auf das Modell des Freihandels selbst. Es ist keine punktuelle Kritik, sondern sie richtet sich gegen die gesamte Stoßrichtung dieser Verträge. Der Protest wächst in Lateinamerika weil die Verträge eine Politik in Gesetzesform gießen, die es in unseren Ländern schon sehr viel länger gibt. In Mexiko konkret seit zwanzig, in Chile zum Beispiel schon seit dreißig Jahren.
Der Kern dieser Kritik ist, dass den großen Konzernen sehr weit gehende, so genannte Suprarechte eingeräumt und sie zudem noch mit den Instrumenten versehen werden, um diese Rechte effizient durchzusetzen. Währenddessen werden die Menschenrechte, insbesondere die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte, den Wirkungskräften des Marktes unterworfen und es gibt keine Möglichkeiten diese einzufordern.
Freihandelsbakommen als Freibriefe für Konzernstrategen?
Noch schlimmer – sie sind auch ein Todesstoß für die Demokratie:
Im Diskurs werden Freihandel und Demokratie sehr stark vermischt. Aber tatsächlich ist es so, dass in vielen Ländern die wichtigsten Entscheidungen für die Bürger trotz repräsentativer Demokratie überhaupt nicht mehr von den Repräsentationsinstanzen getroffen werden. Stattdessen sind die Entscheidungen auf die internationale Ebene ausgelagert, wo die Bürger unserer Länder eben überhaupt nicht mitbestimmen können. Daher würde ich eher davon sprechen, dass der Freihandel stark antidemokratische Tendenzen birgt, also zu weniger Demokratie führt.
In einem 2012 erschienen Buch von Danielle Holzinger wird die EU (nach einem Zitat von Hubert Zimmermann) noch als imperialistische Macht im Wettlauf mit konkurrierenden Wirtschaftszentren wie den USA angesehen.
Diese Konkurrenz wird nun an die Wand gespielt und somit ausgeschaltet.
Das gibt Obama ja auch offen zu. In seiner Rede an an amerikanischen Mittelstand beschreibt er die Ziele der transatlantischen Freihandelszone ganz offen, siehe Frankfurter Rundschau:
Helfen solle der Wirtschaft auch eine umfassende „Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft“ mit der Europäischen Union. „Denn Handel, der frei und fair über den Atlantik verläuft, unterstützt Millionen gut bezahlter amerikanischer Arbeitsplätze“, sagte der US-Präsident.
Die US-Mittelschicht soll ganz offen auf Kosten der europäischen (und deutschen) Mittelschicht gerettet werden – und dafür bedankt sich Kanzlerin Merkel ebenso offen.
Wachstumchancen für die deutsche Wirtschaft? Nun – nach Angaben der Frankfurter Rundschau äußerst gering:
Sogar der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, beziffert die Wachstumspotenziale als äußerst gering. Die deutschen Exporte, so der Experte, könnten durch ein solches Abkommen um ein Viertel-Prozentpunkt wachsen. Ein Viertel-Prozent Exportwachstum? Das geht im statistischen Rauschen unter und entspricht nach einer Faustformel einem Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,05 Prozent.
Trotzdem jubelt die deutsche politische Kaste samt Medien in höchsten Tönen.
Man fragt sich – für wen arbeiten die eigentlich?
Auch die Frage lässt sich leicht beantworten, immerhin sitzt gleich neben der Privatwohnung von Angela Merkel in Berlin ein Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, US-Interessen in Deutschland durchzusetzen, siehe Wikipedia:
Die Atlantik-Brücke e. V. wurde 1952 als private, überparteiliche und gemeinnützige Organisation mit dem Ziel gegründet, eine wirtschafts-, finanz-, bildungs- und militärpolitische Brücke zwischen der Siegermacht USA und der westdeutschen Bundesrepublik zu schlagen. Zu ihren Mitgliedern zählen heute über 500 führende Persönlichkeiten aus dem Bank- und Finanzwesen, der Wirtschaft, Politik, den Medien und der Wissenschaft.
Die Mitglieder haben auch ein klares Ziel:
„Die USA werden von 200 Familien regiert und zu denen wollen wir gute Kontakte haben.“ Arend Oetker, damaliger Vorstandsvorsitzender der Atlantik-Brücke in der Berliner Zeitung vom 17. April 2002.
Einer der bekannten Atlantiker hat auch gleich praktisch demonstriert, wem seine Loyalität gehört:
Guttenberg geriet stark in die Kritik, weil er mit der Ausarbeitung des Gesetzentwurfs zur Zwangsverwaltung maroder Banken die britische Wirtschaftsgroßkanzlei Linklaters beauftragt hatte, welche enge Geschäftsbeziehungen zu internationalen Großbanken, insbesondere Goldman Sachs, unterhält.
Zudem wurde der eigene Entwurf aus dem Bundeswirtschafts- bzw. Justizministerium ignoriert. Die weitgehende Übernahme des Linklaters-Entwurfs in das Gesetzgebungsverfahren wurde von heftiger Kritik begleitet.
Nun – der Fall Guttenberg wurde zu den Akten gelegt, der Transatlantiker selber kehrte Heim ins Reich – in die USA. Das schmälert aber nicht die Marktmacht der Transatlantiker, die gerade den größten Coup ihrer Geschichte durchführen und mit einem Schlag die lästige europäische Konkurrenz vernichten. Ein paar Namen von Transatlantikern? HIer, alles bei Wikipedia nachzulesen.
Angela Merkel (CDU), Helmut Schmidt (SPD), Sigmar Gabriel (SPD), Thomas de Maziére (CDU), Alexander Dibelius (Goldman-Sachs Deutschland), Cem Özdemir (Grüne), die Freidemokraten Westerwelle, Lindner, Döring und Koch-Mehrin, Josef Ackermann (Vorstand Bundesverband der deutschen Banken), Josef Joffe (Hrsg. DIE ZEIT), Jürgen Großmann (RWE, Aufsichtsrat Deutsche Bahn, MTU, Volkswagen AG), Kai Dickmann (BILD), Roland Berger (HARTZ IV), Matthias Döpfner (SPRINGER AG), Jens Weidmann (BUNDESBANK), Arend Oettker (Dr. Arend Oetker Holding GmbH & Co. KG, , Mitglied Trilaterale Kommission, Präsident DGAP, INSM, Präsidium Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Vizepräsident BDI, American Jewish Committee) – um nur ein paar zu nennen.
Aber es reicht, um zu merken, woher die Jubelchöre ihre Stimmen beziehen.
Das wir hier den historischen Schritt zur Preisgabe der letzten Reste der sozialen Errungenschaften der europäischen Sozialgemeinschaften machen, bleibt deshalb erstmal unerwähnt. Aber, mal Hand aufs Herz: soviel ist ja auch wirklich nicht mehr abzubauen, oder? Und das die Bezugsdauer von Hartz IV wie in den USA auf 26 Wochen beschränkt gehört, wird sicher auch in Deutschland eine Mehrheit finden – jedenfalls bei den Atlantikern, der geheimen Filiale der US-Superklasse in Deutschland.
Wahrlich historische Zeiten. Wie dankbar müssen wir eigentlich sein, die Geburt des Neuen amerikanischen Jahrhunderts so hautnah miterleben zu dürfen und sie sogar durch unsere Ersparnisse unterstützen zu können? In breiter Front erleben wir, wie die Widersacher dieses Jahrhunderts einer nach dem anderen fallen – Irak, Afghanistan, Lybien, das Papsttum (das mit seinem Widerstand gegen Bevölkerungskontrolle in Entwicklungsländern amerikanische Geostrategen nahezu in den Wahnsinn getrieben hatte) und jetzt auch noch der deutsche Mittelstand, der seit dreizehn Jahren auf Wohlstand verzichtet, um sich der neuen Weltordnung als würdig zu erweisen.
Eintausend Milliarden Dollar will die FED in diesem Jahr neu drucken (siehe Wiwo, das in diesem Zusammenhang von einem Währungskrieg der Industrienationen spicht) – und diese an sich wertlosen Dollar werden sich durch die Freihandelszone problemlos in echte Werte verwandeln lassen.
Aber das ist ja der Vorteil einer FTA: ausländische Direktinvestitionen werden zu nehmen.
Und Deutschland bekommt mexikanische Verhältnisse – nur wesentlich schneller, als man bisher hätte annehmen können.