Dienstag, 24.8.2022. Eifel. Ja – ein schweres Thema: Faschismus in Deutschland – und das gerade jetzt, wo wir doch im besten Deutschland leben, dass wir je hatten: jedenfalls hatte unser Bundespräsident diese Definition und Sprachregelung letztes Jahr mal vorgegeben (siehe rnd). Und das beste Deutschland das wie je hatten kann natürlich mit Faschismus nichts zu tun haben, wir sind ja sowas von „gegen rechts“ , dass selbst ein Hitler vor uns Angst kriegen würde. Allerdings ist schon dieses „gegen rechts“ ja nicht ernst gemeint: niemand würde ernsthaft gegen CDU/CSU oder die FDP vorgehen wollen …. oder die SPD, die immer gerne links blinkt und dann rechts überholt. Oder die GRÜNEN, die noch linker blinkten und dann mit dem ersten Militäreinsatz deutscher Streitkräfte nach dem Zweiten Weltkrieg sogar die SPD noch rechts überholten … natürlich nur mit enorm gequälten Gewissen, aber das half den Bombenopfern in Jugoslawien auch nicht weiter.
Wie immer, wenn es um Begriffe geht, scheint es mir sinnvoll zu sein, bei der Bundeszentrale für politische Bildung vorbeizuschauen, damit man mal auf einen gemeinsamen Nenner kommt. Immerhin: wenn da jemand Tisch Stuhl nennt, die Tasse Stift, sein Auto Hund und den Teppich Garten, dann ist er zwar ausgesprochen originell und kreativ, aber in Wirklichkeit nur noch zum Austausch von Tönen befähigt, nicht mehr zur Kommunikation. Bei der BpB erfahren wir nun etwas über den Ursprung des „rechs-links“-Schemas in der Politik, der im alten Frankreich zu suchen ist (siehe bpb):
„Dort saßen – vom Präsidenten aus gesehen – auf der rechten Seite diejenigen Parteien, die für den Erhalt der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse eintraten. Auf der linken Seite saßen diejenigen Parteien, die eine Änderung der politischen und sozialen Verhältnisse anstrebten.“
Aha. Rechts sitzen die, die uns für das beste Deutschland halten, das es je gab – und deshalb nichts verändern wollten – links sitzen jene, die sich gut Veränderungen vorstellen können. Und schon sind mir mitten drin im Problem: welche Partei in Deutschland möchte eigentlich wirklich die politischen und sozialen Verhältnisse ändern, die so sehr durch den „Markt“ geprägt sind, durch den veralteten Kapitalismus und den unsäglichen Neoliberalismus? Ich kenne keine. Ein wenig Makulatur hier und da, sicher, ein wenig linke Tünche, sicher – aber sonst? Nehmen wir ein Beispiel für den klassischen Faschismus: die Ausländerfeindlichkeit – wobei dieses Merkmal außer acht läßt, dass nie so viele Ausländer in Deutschland waren wie zu Hitlers Zeiten: als billige Arbeitskräfte (Zwangsarbeit) waren die Industrie und Politik immer willkommen. Wir lassen also ganz viele Ausländer im Sinne der – ja sehr begrüßenswerten – Asylgesetzgebung ins Land … wer das kopflos fand, unverantwortlich, gedankenlos war der Logik folgend gleich „rechts“. Dass einige diese Gäste dann mit der freizügigen Kleiderordnung deutscher Frauen überfordert waren, Frauen selber für willkürlich benutzbare Waren hielten, die man notfalls – bei Ungehorsam – auch mal töten konnte, wurde dann weniger thematisiert. Dass viele dieser Gäste unter unmenschlichen Bedinungen in Niedriglohnjobs für die Millionengewinne der fetten Deutschen arbeiteten, interessierte überhaupt niemanden mehr: da gab es kein linkes Geschrei.
Warum eigentlich nicht?
Nun ja: bleiben wir bei der Definition: weil keine Partei im Bundestag mehr an der grundlegenden Änderung der Verhältnisse interessiert ist: immerhin sind es gerade diese Verhältnisse, die den Abgeordneten selbst Traumbezüge auf Kurfürstenniveau liefern. Klar: bei den Linken muss man mehr abgeben, aber es bleibt wohl noch genug übrig, um dem Sozialamt zu entkommen. Wenn aber – da bitte ich mir zu folgen – keine Partei im Bundestag mehr an der grundlegenden Änderung der Verhältnisse gelegen ist, wie müssen wir dann laut BpB diesen Bundestag definieren?
Als stramm rechts.
Unheimlich, oder?
Sicher, wir kriegen „rechts“ in verschiedenen Geschmacksrichtungen, aber das Ergebnis bleibt das Gleiche. Und der „Kampf gegen Rechts“? Nun – alte Geschichte: der Dieb schreit: „haltet den Dieb“ … und entkommt so straflos mit den Cum-Ex-Geldern und der Gasumlage. Wie ernsthaft der Kampf gegen Rechts ist, sieht man ja im Umgang mit Katar: Homosexuelle werden wie unter Hitler verfolgt, Frauen sind Menschen zweiter Klasse, Pressefreiheit ist nicht existent und Arbeiter werden wie Sklaven gehalten (siehe FAZ): aber wir feiern da problemlos König Fußball. Selten treffen so viele Definitionen des Faschismus auf ein Regime zu wie dort – aber wir sehen lieber einen „einzigartigen russischen Faschismus“ in dessen Bann Putin steht (siehe Focus).
Jetzt haben wir eine Erkenntnis: der Bundestag ist fest in den Händen eines rechten Blocks. Wir wollten aber über Faschismus reden. Da ich Thomas Wieczoreks Buch über die verblödete Republik (ein sehr nachdenklich machendes Werk) gelesen und verstanden habe, möchte ich die Definition von Faschismus aus eine Lexikon für Kinder entnehmen – damit auch der Durchschnittsblöde eine Chance hat, die Gedankengänge zu verstehen (siehe cwp):
„Eine faschistische Partei oder Bewegung herrscht alleine und diktatorisch (Einparteienstaat) und versucht, alle Bereiche des Staates und der Gesellschaft vollständig zu durchdringen. Auch ein übersteigerter Nationalismus, die Hervorhebung des eigenen Volkes als etwas ganz Besonderes, gehört zu den Merkmalen des Faschismus. Außerdem schließt der Begriff Faschismus immer auch eine hohe Gewaltbereitschaft ein. Und schließlich zeichnen sich faschistische Bewegungen zumeist durch einen starken Willen zur Macht aus und scheuen nicht davor zurück, diese Macht mit Gewalt zu erringen.“
Nun – und ist dieses Volk, das im besten Deutschland lebt, das wir je hatten, schon nicht allein deshalb etwas ganz besonders? Edelmenschen erster Güte, Herrenmenschen, deren Krieger in Afghanistan, in Jugoslawien, in Mali, im Irak, im chinesischen Meer, in Jordanien, im Mittelmeer, im Libanon, in Bosnien, in der Westsahara – „Auf drei Kontinenten und auf zwei Weltmeeren“ – so positioniert sich die neue Bundeswehr selbst (siehe Bundeswehr)- für Ruhe und Ordnung sorgen, den Mindermenschen beibringen, wie man sich zu benehmen hat? Aktuell steuern wir auf einen großen Konflikt mit Russland zu, denen wir auch mal erklären wollen, wo der Hammer hängt – weil wir, die wir was ganz besonderes sind, sowas einfach ohne nachdenken und Grübelei machen dürfen. Also … eine hohe Gewaltbereitschaft sehe ich da schon. Und was ist mit dem übersteigerten Nationalismus? Nun – ist kanalisiert … aber jederzeit umformbar: König Fußball und die Geschichte mit Katar sagt eigentlich alles: wenn Deutschland spielt, ist egal, wieviele Sklaven sterben.
Aber den Einparteienstaat – den haben wir nicht! Wir haben viele Parteien!. Oder? Nun – wie wir gerade gesehen haben, haben wir nur noch einen rechten Parteienblock. Die einen tun etwas mehr für Hotels, die anderen etwas mehr für Küken, manche gendern lieber oder schonen Privatflieger – jeder hat so eine Subgruppe für sich, die er gerne hegt und pflegt. Wer nur gar nicht mehr bedacht ist: die Armen, deren Zahl ständig wächst – und im Winter diesen Jahres aufgrund der kriegerischen Abenteuer unserer Regierungen in der Ukraine explodieren wird. Alles, was ehedem im französischen Parlament von den Linken vehement verteitigt wurde, ist im besten Deutschland das Frank Walter Steinmeier je hatte der Willkür von Rechts schutzlos ausgeliefert – was die unsägliche Hartz-IV-Gesetzgebung deutlich zeigte.
Und alle Bereiche des Staates und der Gesellschaft durchdringen – das wollen die doch auch nicht, oder?
Nun – alle Bereiche der Medien haben sie inzwischen durchdrungen. Durch eine Vielzahl von Stiftungen nehme sie Einfluss auf weite Bereiche der demokratischen Zivilgesellschaft – und durch die Schulen indoktrinieren sie komplette Generationen, die inzwischen weit weg sind von dem alten demokratischen Ideal: „Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung“.
Der Faschismus hat übrigens auch einen Glaubenssatz: „Glaube, gehorche, kämpfe“ (siehe wieder cwp). Wenn sie jetzt meinen, das würde hier nicht gelten, im Deutschland des Jahres 2022 könnte man alles kontrovers diskutieren, dann versuchen sie doch mal einen Artikel in die Zeitung zu bringen, der sich kritisch mit der Pandemietheorie zu Corona der Regierung auseinandersetzt, oder einen Artikel, der die Wirkung der Impfung in Frage stellt oder die Nebenwirkungen in den Fokus rückt – oder äußern sie sich mal kritsch zu den kriegsfördernden Maßnahmen der Nato bzw. der USA von 2013 bis heute in der Ukraine: sie werden sich wundern, wie schnell sie zum „Pöbel“ gehören. Ja – wir dürfen wieder Pöbel genannt werden (siehe Spiegel)
„Der Kanzler versuchte es mit Ironie gegenüber Leuten, die man früher »Pöbel« genannt hätte, und früher war bekanntlich nicht alles schlechter.“
Da ist er, der deutsche Herrenmensch in Reinkultur, der sich selbstherrlich über die anderen erhebt:
„Notfalls sollen die Polizei, der Verfassungsschutz oder die Strafverfolgungsbehörden ihre Arbeit machen, und gut ist.“
Glaube, gehorche, kämpfe … bzw im Falle von Herrn Blome: lasse die Polizei für Dich kämpfen, was diese ja immer radikaler auch macht (siehe taz) : vier Tote durch Polizeigewalt in einer Woche – in der Tat, das beste Deutschland, das wir je hatten. Da macht die Polizei ihre Arbeit und gut ist. Schon dieses „notfalls“ läßt einen schaudern – denn diese Behörden machen ihre Arbeit immer, aber „notfalls“ eben auch … mal anders. Mit harter Hand gegen den Pöbel durchregieren. Vor allem gegen die Querdenkerszene. Denker jeder Art sind dem Faschisten ein Gräuel – glauben und gehorchen: da fühlt er sich wohl.
Ich finde nun wenig Quellen zu dem Kernzitat von Mussolini selbst zum Faschismus: „Der Faschismus sollte Korporatismus heißen, weil er die perfekte Verschmelzung der Macht von Regierung und Konzernen ist.“ Viele zitieren es, ich fand es aber noch nicht, brauche es auch nicht, denn: mir reicht die bpb-Definition von links und rechts: wie eng Konzerne, „Wirtschaft“ und Politik im Deutschland des 21. Jahrunderts miteinander verflochten sind: eine feste Allianz von denen, die von der momentanen Wirtschaftsordnung maximal profitieren – auf Kosten der Verelendung der Massen, die glauben, gehorchen und … arbeiten sollen. Oder in der Ukraine kämpfen. Nicht zum Wohle der Volksgemeinschaft, wie es der alte Faschismus so gerne hatte, sondern zum Wohle des Bruttosozialproduktes – von dem immer weniger was haben.
„Jeder Faschismus ist anders“ – schrieb die Zeit noch 2018 (siehe FAZ) und sensibilisiert uns so dafür, dass das alte Böse nicht mehr mit nationalsozialistischer Kostümierung einhergehen muss. Wenn der Philosoph Jason Stanley über Faschismus als das „Partygesicht des Sozialdarwinismus“ schreibt und erläutert, dass „faktenbasierter Journalismus hingegen, wie etwa jener der New York Times, wird mit dem seiner ursprünglichen Bedeutung beraubten Terminus „Fake-News“ belegt“ wird (siehe Zeit), dann darf 2022 daran erinnert werden, dass „Faktenchecker“ – zentral organisiert von der US-Firma Poynter (siehe poynter.org) inzwischen flächendeckend alle regierungs- und konzernkritische Meinung als „Fake-news“ deklarieren und so für eine flächendeckende Gleichschaltung der Meinungen sorgen wollen. Wer Zweifel an der engen Kooperation zwischen Politik und Wirtschaft in Deutschland hat, sei auf das Werk „Die geschmierte Republik“ des leider viel zu früh verstorbenen Thomas Wieczorek verwiesen (Knaur, 2012), in dem man dezidiert erfahren kann, „Wir Politiker, Beamte und Wirtschaftsbosse sich kaufen lassen“, es reicht aber auch ein kurzer Blick in einen noch nicht gesäuberten Wikipedia-Artikel (siehe Wikipedia) – oder eben ein Blick in die aktuelle Politik.
Da werden ausländische Firmen mit den Geldern deutscher Verbraucher gerettet, die durch eine – für viele kaum bezahlbare – „Gasumlage“ Milliardengelder erhalten – was ausländische Journalisten zum Stirnrunzeln bringt (siehe NZZ). Konzerne, die gerade noch Gewinnsteigerungen von 200 Prozent verbuchen konnten, fallen unter einen Rettungsschirm (siehe Tagesschau – wobei man anerkennen muss, dass RWE und Shell freiwillig auf die Staatsmilliarden verzichten), während der Verbraucher kaum noch weiß, wie er im Winter die Energiekosten bezahlen soll – im Extremfall 1000 Euro pro Monat mehr, wenn die aktuellen Börsenpreise 1:1 bei ihm auftreffen. Es sind hauptsächlich zwei Unternehmen, die in den Genuss von 90 Prozent der 34 durch staatliche Gewalt eingetriebenen Milliarden kommen (siehe Welt), aber auf die Idee, die Verbraucher dann als Genossenschaftler dieser Konzerne einzusetzen und sie an zukünftigen Gewinnen zu beteiligen, kommt erstmal keiner. Mal sehen, welche Politiker in Zukunft bei Uniper und Gazprom Germania lukrative Vorträge halten dürfen – oder einen Posten im Aufsichtsrat erhalten. Vielleicht bekommen auch nur die Parteien wieder eine Spende.
Währenddessen wird jeglich Kritik weiter kriminialisiert, die Meinung gleichgeschaltet, obwohl die Warnungen vor einer gesamtwirtschaftlichen Rezession immer deutlicher werden (siehe Wiwo): wobei dann wirklich mit stärkeren Verwerfungen in der Politik zu rechnen wäre.
Faschismus in Deutschland des 21. Jahrhunderts: noch haben wir – von den westlichen Alliierten geschenkt – rudimentäre Reste eines demokratischen Zivilstaates … aber der Faschismus wächst wieder, auf breiter Front. Wann werden wohl die „Wärmelager“ der Gemeinden für Bürger, die keine Heizkosten mehr bezahlen können, zu Lagern für „wirtschaftliche Ballastexistenzen“, in denen sie auf niedrigstem Niveau gehalten werden können – und gut ist? Wann werden die – systemrelevanten – Konzerngewinne direkt ohne Gegenleistung vom Konto des Ottonormalverbrauchers abgebucht? Aktuell droht schon wieder eine Bankenrettung – für eine zweistellige Zahl von Banken (siehe Handelsblatt).
Das die Preise für Lebensmittel und Energie steigen und die Heizungen kalt bleiben, erwartet sogar der Verfassungsschutz (siehe swr): und dann haben wir einen idealen Nährboden für Faschismus. Aber der … kann diesmal auch „von oben“ kommen, um denen, die nicht glauben und gehorchen wollen, notfalls mit Polizeigewalt zeigen zu können, wo der Hammer hängt: und „gut ist“.
Oder?
Der digitale Impfausweis ist zum Passierschein für jeden öffentlichen Ort geworden, vom Bus bis zur Badeanstalt. Robert Cibis erkundet zusammen mit Ernst Wolff, ob die westlichen Länder und gar der gesamte Rest der Welt nach dem chinesischen Modell umgebaut wird. Kommen wir in eine Art Verschmelzung von Kommunismus und Korporatismus? Wenige regieren und die 99 Prozent sind ganz gleichberechtigt unter deren umfänglicher Kontrolle.
Sonntag, 27.1.2019. Eifel. Jetzt sind wir da – in der Zukunft. Im Jahre 2019. Was war das fern früher, als ich angefangen habe, über Welt und Geschichte nachzudenken. Jetzt ist es … Gegenwart. Und bei weitem nicht so, wie ich es damals erwartet hätte als Schüler oder Student. Wie ich – und die meisten anderen es erwartet hätten. Ich bin zu jung, um ein ´68er zu sein, habe aber in den siebziger Jahren erlebt, wie sie sich entfalteten: selbstbewusste, aufgeklärte Bürger die ihr Leben in die eigene Hand nahmen, nicht nur an den Profit dachten, sondern vor allem Lebensqualität nicht aus den Augen verloren. Es gab natürlich auch ausgeprägte Idioten unter ihnen – wie überall. Aber die Bewegung selbst – hatte viel Herz und Vernunft. Wir hatten viel Hoffnung damals – auf eine bessere Welt. Sogar in meiner kleinen Heimatstadt Westerholt – 15000 Einwohner, am nordöstlichsten Rand des Ruhrgebietes gelegen – konnte ich als kleiner Junge eine Demonstration von ihnen beobachten: wunderbar buntes Volk, die laut irgendwas über einen „Hoh-tschi-min“ sangen. Später dann – schien es, als ob sie eine neue Welt erschaffen könnten: Kohl wuchs besser, wenn man sich beim Pflanzen nach dem Mond richtete (also das Gewächs, nicht der Kanzler), so lernte ich da. Kriminalität konnte man durch Besänftigung von Erdengeln zum Auflösen bringen (dazu gab es eine kleine Studie – der Bildhauer, der diese Richtung vertrat, hat auch das erste slowenische Wappen entworfen) – und die Nahtodesforschung zeigte erste Ansätze, dass das Leben … wie die alten Schriften schon immer sagten … den Tod überdauert (jedenfalls: das Bewusstsein).
Was immer auch nun von diesen Ansätzen zu halten war: sie gaben Hoffnung auf eine andere Welt als jene, die sich zu entfalten drohte – die Welt der totalen nuklearen Vernichtung. Oder eine Welt der totalen, umfassenden ökologischen Katastrophe, die die Erde unbewohnbar machen würde. Und wenn das nun nicht reichen sollte, hatte das Dritte Reich der Welt eine ganz besondere Dystopie hinterlassen: die Vision einer Welt, in der überflüssige, unerwünschte, nicht angepasste Menschen mit industriellen Mitteln kostengünstigst dem Tode preisgegeben und in Massen verbrannt werden, nachdem man sie zuvor ausgeschlachtet hat (Haare und Goldzähne, wohlgemerkt, ein Lampenschirm auch Menschenhaut gehörte wohl auch dazu – und Seife aus Menschenfett … ein Grund auch, weshalb ich dem harmlos klingenden Thema „Organspenden“ nicht gerade begeistert gegenüber stehe). Eine dunkle, finstere Kultur hatte sich damals breit gemacht in Deutschland – aber nicht nur dort. Wir haben unser Augenmerk immer nur auf Nazi-Deutschland gerichtet – und damit unsere Rolle gespielt, so getan, als sei das eine rein deutsche Erfindung – dabei gab es den Faschismus überall, auch in den USA, in Frankreich, in England, in Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, Japan, Italien, Belgien, Holland, Polen, Ungarn, Ukraine – um nur ein paar Länder zu nennen, die mir so spontan einfallen.
Und er hat den Krieg gewonnen.
Wir erzählen lieber eine andere Geschichte: die, in der das übermächtige Deutsche Reich mit gigantischen Armeen Europa und Afrika überflutete und nur durch eine Allianz der freien Völker im letzten Moment aufgehalten werden konnte, so eine Art „Herr der Ringe“ der Weltgeschichte mit Saurons Thron mitten in Berlin und den Deutschen als unmenschliche Orks, die man nach Belieben abschlachten durfte (denke da an viele Hollywood-Produkte, die uns lehren, wie man die Welt zu sehen hat) – dabei waren die Streitkräfte der Deutschen zahlenmäßig weit unterlegen. Wir erzählen die Geschichte, wie die vereinte Menschheit den bösen Geist Faschismus besiegt hat, der darauf hin in die Finsternis verbannt wurde, wo Heulen und Zähneknirschen herrschte – und nie wieder im Kreis der Welten gesehen wurde.
Und doch – hat er den Krieg gewonnen.
Gegen den Faschismus anzugehen – und zwar konsequent und radikal – war eine der Hauptantriebskräfte der deutschen ´68er. Kein Wunder deshalb, dass aus manchen Kreisen – in der Regel extrem rechts angesiedelt – heute die Kritik kommt: der Marxismus hätte die Weltherrschaft übernommen. Ja – damit muss ich mich erstaunlich häufig auseinandersetzen: mit der These, der Marxismus würde die Welt beherrschen, vor allem Europa, erst Recht Deutschland – dem Land der Berufsverbote für Kommunisten. Es sind junge Leute, die diese Sicht der Dinge in die Welt tragen – offenbar bar jeder historischen Bildung. Was kann man anders hinter solch´ einer Wahnidee vermuten als die „Dienste“, die schon die verschiedensten kruden Legenden in die Welt gesetzt haben um zu verhindern, dass sich die Menschen zu demokratischen Gemeinschaften zusammenschließen – und erkennen, dass Nazideutschland nur ein Bauernopfer war, dass die Geschichte des Faschismus – jenes dunklen, menschenverachtenden und menschenfressenden Kultes – eine Geschichte ist, die nicht mit Hitler begann und mit seinem Tode endete, sondern eine Geschichte, die im Materialismus des 19. Jahrhunderts geboren wurde – und aktuell neue Triumphe der Grausamkeit feiert.
Der Faschismus – er hat den Krieg gewonnen.
Nun werden Sie sagen: was weiß denn schon dieser kleine Blogger aus der Eifel? Ist es nicht der, der beständig vor der Widerkunft des Faschismus, der Widerkunft des Antichristen warnt? Warnt nicht sogar Psiram schon vor ihm (in der Tat: ja – betrachte das als besonderes Güte-Siegel)? Ja – in der Tat: als Antifaschist der siebziger Jahre bin ich da sehr geprägt worden, pflege deshalb auch immer noch ein wenig Sympathie für die Antifa, die damals das machte, was die Polizei nicht konnte: die Straßen sicherer. Aber keine Sorge: ich möchte Sie jetzt nicht mit eigenen Gedanken ängstigen – wie Sie vielleicht in den letzten zehn Jahren gemerkt haben, pflege ich meine Meinung grundsätzlich auch durch Zitate zu belegen und bin auch in der Lage, sie ausführlich zu begründen. Nicht ich bin der Meinung, dass der Faschismus gewonnen hat – sondern die demokratischen Kräfte in den USA. Das können Sie noch eine Zeit lang selbst nachprüfen: wenn Sie diese Zeilen lesen können, dann können Sie auch auf die Mediathek von „Arte“ zurückgreifen – jenem Sender, der mir vom Fernsehdeutschen immer genannt wird als jener, wegen dem sie überhaupt noch fernsehen. Und dort finden Sie einen Film mit dem bekannten Journalisten Chris Hedges, er heißt: „Trump und der Staatsstreich der Konzerne“.
Es kommen auch drei Philosophen in diesem Film vor, der einem über weite Strecken Lebenszeit stiehlt, in dem er von dem Rostgürtel der USA berichtet. Der Film kommt aus Kanada, wo es scheinbar auch eine gesunde antifaschistische Kultur gibt, Guido Giacomo Preparata wurde dort aufgenommen, nachdem er durch seine Werke die Zusammenarbeit zwischen den deutschen Nationalsozialisten und der US-Wirtschaft analysiert und veröffentlicht hatte und zu dem auch die geisteswissenschaftlicher Tradition aufdeckte, die in den USA den Zeitgeist bestimmt: eine Tradition, die den grausamen Marquis de Sade als Ursprung beschreibt: sozusagen als Antichrist, als Held einer dunklen Kultur, für die Nächstenliebe, Mitleid, Hilfsbereitschaft, Ehre, Anstand und Höflichkeit nur „Sozialromantik“ ist, die es zu überwinden gilt. Ebenso kam aus Kanada jener Film, der uns das grundsätzlich bösartige (hier im Sinne der Kriminalpsychologie verstanden) Wesen aller weltweit operierenden Konzerne aufzeigte, gegen das – wie dort überzeugend demonstriert – sogar die allmächtigen CEO´s nicht machen können: Corporation hieß er, habe ihn ja schon oft empfohlen.
Einer dieser Philosophen hatte auf diesen Putsch der Konzerne schon sehr früh hingewiesen … und ihn als „Putsch in Zeitlupe“ beschrieben (aus Angst, wie er selber zugab – denn es gab keine Zeitlupe), ein Historiker beschrieb, dass diese Bewegung als „Backlash“ schon in den sechziger Jahren begann – jene Zeit, die die Weichen für die Gegenwart gestellt hat, markiert durch einen großen Coup: die Ermordung zweier Präsidenten der USA. Beides Kennedys. Der erste wurde ermordet, um die Macht des neuen Systems zu demonstrieren, dass nicht nur im Ausland Staatsführer beseitigen konnte, der zweite wurde als Präsidentschaftskandidat ermordet, weil die Seilschaften und Netzwerke sich damals noch zu angreifbar fühlten und Robert Kennedy als Präsident (und das wäre er wohl geworden) den Mord an seinem Bruder hätte aufklären wollen. 2001 – wir kennen das ja – waren die Netzwerke dann so stark, sicher und gefestigt, dass sie mehrere Hochhäuser in New-York sprengen konnten, um Anlass für neue weltweite Kriege zu haben. Ich war zwar beim Kennedymord nicht dabei und habe nine-eleven nur live im Fernseher gesehen, schätze aber als ausgebildeter Wissenschaftler den Satz von Okham sehr, dass wir immer die Hypothese als wahr annehmen sollen, die die geringste Anzahl von Annahmen braucht. Während die Einzeltäterhypothese um Lee Harvey Oswald und die Osama bin Laden-Legende ganze Berge von Hypothesen (also: unbewiesene Behauptungen) brauchen und mehr Fragen aufwerfen als sie erklären, ist die Hypothese, das dies der „Geheimen Regierung der USA“ zuzuschreiben ist, wesentlich einfacher und plausibler darstellbar – und zudem ist sie erschöpfend, lässt viel weniger Fragen offen.
Zum Kennedymord verweise ich auf David Talbot und sein Werk „Das Schachbrett des Teufels“ – vor allem sind hier jene Passagen bedeutsam, die die Kollaboration von weiten Teilen der US-Elite mit Nazischergen nach 1945 beschreiben – und jene Passagen, die belegen, wie viele Nazis auf einmal im BND aktiv waren. Man könnte sagen: wir hatten von Anfang an keine Chance, die gleiche Macht, die uns die Demokratie schenkte, legte uns auch eine Natter ins Nest, damit diese Demokratie sich nie entfalten konnte.
Kommen wir nun zu dem Film – damit wir die Bilder der Deutschnazis aus dem Kopf bekommen: es ist in der Tat nicht Hitlers Faschismus, der den Krieg gewann – sondern jener des italienischen Diktators Mussolini. Auch Faschismus, deutlich weniger barbarisch als der Deutsche, aber klar in der Struktur. So was kann man ganz offen im US-Fernsehen senden. Es ist die Allianz von Konzernmacht und Staatsmacht, die diesen Faschismus auszeichnet – nicht mehr und nicht weniger. Es gibt auch einen Begriff dafür:
„Korporatismus“ – „Als Korporatismus wird die Kontrolle eines Staates oder einer Organisation durch große Interessengruppen bezeichnet“ (im Film: 8.28).
Und – für uns nicht weniger wichtig:
„Mussolini setzte Korporatismus gewaltsam gegen das eigene Volk durch. Heute wird er in den USA von den Mainstreammedien und durch Propaganda durchgesetzt. Es gibt wenig staatliche Gewalt“. (9.28).
Gut – man kann gegen den Film anwenden, dass er vor dem Konsum von Bildern warnt, durch die hauptsächlich manipuliert wird, aber selber nur Bilder bringt anstatt Text – aber das ist wohl dem Konsumverhalten des Bürgers in der korporatistischen Diktatur geschuldet. In den siebziger Jahren erfolgte der Durchmarsch der Korpokratie – die Folgen haben wir damals schon erlebt und erleben wir heute immer noch. Eine irre Geschichte, die Chris Hedges da erzählt: die Weltgeschichte der letzten 80 Jahre: der Triumph des italienischen über den deutschen Faschismus – mehr nicht. Trump – passt eigentlich gar nicht in diese Erzählung … aber wenn es gegen Trump geht, ist ja immer alles gut. Und außerdem bedient er die Herren der USA an allen Ecken und Enden – so bleibt ihm Kennedys Schicksal erspart.
Sicher – es gibt weniger Gewalt als zu Zeiten Mussolinis. Dafür mehr gelenkte Massenmedien, deren Aufgabe vor allem darin besteht, die Menschen zu spalten. Dafür wird viel Geld ausgegeben. Sehr viel. In den USA sind es hauptsächlich die (Wort mit N am Anfang, darf in Deutschland nicht mehr genannt werden), die für Gruselgeschichten herhalten müssen, die Nachrichten sind voll von bösen Schwarzen, die die netten Weißen bedrohen – die Gefängnisse auch. In Deutschland – wo über den alltäglichen Rassismus in den USA und die offenen Aufmärsche klar am Faschismus orientierter Organisationen so gut wie gar nicht berichtet wird – wird die Manipulation anderes durchgeführt – auch unter Zuhilfenahme geübter Wendehälse aus der DDR … wir haben halt zu wenig N…. und zu wenig Juden, da müssen sich die Medien etwas anderes einfallen lassen – aber davon gibt es ja genug: die Linken waren es in meiner Jugend, dann waren die Arbeitslosen dran – und sind es heute noch, dann immer mal wieder die Ausländer (gemeint sind: Türken – nicht Briten oder Franzosen), der Islam und jene, die gegen den Islam sind (ja – sowas entsteht, wenn „Dienste“ das Volk manipulieren: da ist dann der Islam böse – und jene, die gegen den Islam sind, sind auch böse – und keinen stört´s) und „die Rechten“ (wobei dann hier der Mussolini-Nazi gegen vermeintliche Hitlernazis wettert). Aber damit wir nicht zur Ruhe kommen, werden auch andere Säue durchs Dorf getrieben: „jeder vierte Deutsche ist täglich Fleisch“ – wobei völlig außer acht gelassen wird, dass Hähnchen nur ein Bruchteil der Umweltbelastung von Kühen und Schweinen verursachen, der Diesel ist in kurzer Zeit vom Klimaretter zum Umweltsünder geworden, die Haustiere (Pferde, Hunde – weniger Katzen) sind ebenfalls Klimakiller – und überall lauert der Krebs.
Deutschland ist für die Mussolini-Faschisten ein wichtiges Land, wer Deutschland beherrscht, beherrscht Europa – darum konzentriert sich der Wahnsinn hier so sehr, dass sich kein Deutscher mehr auf die Straße traut: es könnte ja in der Demo bekannt werden, dass man gestern ein Schnitzel gegessen hat, einen Diesel fährt und einen Hund besitzt, gegen oder für Islamismus ist – und es gibt ja da noch eine Menge weiterer „No-Go´s“, über die eifrige Blockwarte aufmerksam wachen.
Das ist nun – die Realität. Die Ausgangsbasis für den Widerstand. So werden Historiker in fünfhundert Jahren urteilen: nach den Monarchen herrschten die Faschisten – und sie brachten diesmal die ganze Welt an den Abgrund.
Was letztlich triumphieren wird? Nun – auch darüber klärt uns Chris Hedges auf: die Kultur des Mitgefühls, des Mitleids, der Nächstenliebe. Wirkt wie ein großer kosmischer Kampf: Christ gegen Antichrist. Liebe gegen Hass. Mitleid gegen Grausamkeit. Aktuell triumphieren Grausamkeit und Hass – und haben ihren Zenit noch lange nicht erreicht. Aber darüber – habe ich ja schon oft geschrieben. Auch wenn man kein religiöser Mensch ist, hat man hier eine klare Richtlinie: geschieht es aus Hass, ist es grausam – ist es falsch, auch wenn man gegen die bösesten Bösen anzutreten meint.
So einfach kann das Leben sein.
PS: Ich merke, es ist Zeit für ein persönliches Wort des Eifelphilosophen. In der Tat: so viel schreiben wir früher kann ich nicht mehr. Mein Leben hat sich in den letzten zehn Jahren sehr verändert – auch durch Kinder, die nun schwerbedindert sind. Zeit – ist für mich ein außerordentlich knappes Gut. So wichtig mir das Denken und seine Verbreitung auch ist: ich werde die Zeit dafür nicht von meinen Kindern stehlen – noch kann ich auf Gelderwerb verzichten. Lebe zwar sehr spartanisch – aber auch auf mich warten Minirenten, auf die ich mich vorbereiten muss, um überhaupt noch aktiv sein zu können. Nun – meine Stammleser haben es schon gemerkt: seit September letzten Jahres kann ich nur noch unregelmäßig schreiben, was manche verärgert hat. Das ist verständlich – wer will schon lange suchen um zu finden, was man möchte. Habe mich also hingesetzt und geschaut, wann ich denn noch Zeit und vor allem: Muße habe, um Gedanken umfangreicher zu begründen – und das ist alle zwei Wochen der Sonntag morgen. „Wort zum Sonntag“ – gibt es nun eben alle zwei Wochen auf diesem Kanal. Mehr – ist leider nicht drin, obwohl noch so viel zu tun wäre. Und nach bald zehn Jahren „Eifelphilosoph“ (am 19.2. ist es soweit) ist es auch mal Zeit, Danke zu sagen, Danke für jene Leser, die … seit zehn Jahren dabei sind. Die dabei geblieben sind, als die kleinen spöttischen Texte länger wurden – und nun selten unter 3000 Worten bleiben. Aber wirklich: würde ich kürzer schreiben hätte ich die gleiche Arbeit, dass merke ich bei Facebook: da schreibe ich nur kurze Texte – aber die muss ich dann in den Kommentaren ausführlich erläutern. Ich mache es lieber anders herum: erläutere einfach schon vorher gründlich, dass erspart dann viele unnütze Debatten. Und auch Danke … für die vielen kleinen Geschenke, die mich im Laufe der Zeit erreicht haben. Bilder, Bücher, Worte … die haben alle einen besonderen Platz in meinem Herzen – und an meinem Schreibtisch. Also: soweit überhaupt noch Platz ist.