Man ist ja wieder entsetzt. Man? Ja, die Welt. Also – die wichtige Welt. Nicht die unwichtigen Nichtsnutze in den Ländern der Steuerzahler oder Hungerkinder, sondern die wirklich wichtigen Menschen dieser Welt. Die haben sich ja jetzt in New York getroffen und sich wieder einmal gewundert, warum alle gegen den Hunger sind aber trotzdem nichts passiert. Ist ja auch komisch, oder? Zudem 50% der Hungernden selbst Nahrungsmittel anbauen, sie aber nicht essen dürfen – aber nicht das führte zum Entsetzen, sondern die Rede eines ungeliebten Politikers.
Er warf dem Westen „unglaubliche Verbrechen“ vor. Über Jahrhunderte seien andere Länder besetzt, ihre Völker unterdrückt und ermordet und Millionen Menschen versklavt worden.
„Weite Teile der Welt haben unter der westlichen Dominanz gelitten“, so Ahmadinedschad. Zugleich pries er seine Toleranz. Er hielt einen Koran und eine Bibel hoch und sagte: „Ich habe vor beiden dieser heiligen Bücher Respekt.“
Quelle: Spiegel-online
Ich schätze mal … das sehen viele so wie er. Auch die Zweifel an den Verschwörungstheorien zum 11.9.2001, wonach ein Ausweis aus der Feuerhölle der Türme direkt vor die Füsse der Bundesagenten flatterte und ihnen so den Täter präsentierte, der vom pakistanischen Geheimdienst Geld für Prostituierte und Alkohol bekommen hatte, während der Chef des Geheimdienstes in New York weilte, um die Show auch ja nicht zu verpassen, teilen ja viele andere. Und wenn er die Toten des 11.9.2001 mit denen des Irakkrieges vergleicht, so kann man ihm kaum Vorwürfe machen: beides waren verbrecherische Akte – und zumindest beim letzten hat die Bush-Regierung drastische Lügen in der Weltöffentlichkeit verbreitet – was sollte uns also Glauben machen, das ihre Verschwörungstheorie zu „nine-eleven“ richtig sein sollte.
Weniger Entsetzen hat folgende Meldung aus der Zeit verursacht:
In Nigeria sind zahlreiche Kinder in Kontakt mit Bleierz-Staub gekommen und an Vergiftungen gestorben. Sie hatten als Kinderarbeiter in Goldminen gearbeitet.
In Nigeria wird vielfach Gold in geringen Mengen aus Bleierz gewonnen. Dafür wird das Bleierz zerstoßen und getrocknet. Der auf diese Weise entstehende Staub enthält große Mengen an Blei.
Hören wir dazu nochmal die kleine Zeitung aus Österreich:
In Nigeria wird vielfach Gold in geringen Mengen aus Bleierz gewonnen. Dafür wird das Bleierz zerstoßen und getrocknet. Der entstehende Staub enthält große Mengen an Blei.
Vielleicht fallen jemand die verdächtigen Ähnlichkeiten in den Formulierungen auf – mir würde es hinreichend erklären, warum man den Medien zunehmend mißtraut. Es erklärt auch, warum sich niemand über die Kinderarbeit entsetzt hat: die gab es gar nicht:
Die Region Zamfara im Norden von Nigeria trauert um 160 Kinder. Zunächst wurden sie krank, konnten nicht mehr alleine stehen, nicht mehr hören, nicht mehr sehen. Dann starben sie. Die Ärzte vermuteten Malaria. Aber erst nach 160 Todesopfern und Hunderten Erkrankten enthüllten Bluttests den wahren Auslöser: Blei, das die Dorfbewohner auf der Suche nach Gold mit in ihre Häuser gebracht hatten.
Die meisten Opfer sind Kinder. Sie haben in kontaminierten Hütten oder auf verseuchten Dorfplätzen gespielt. Die Konzentration in ihrem Blut war teilweise so hoch, dass die Messgeräte ihre Werte nicht mehr anzeigen konnten. Ihr Schicksal war der stark gestiegene Goldpreis, der die Suche nach Gold in der Region nahe der Grenze zum Niger erst attraktiv machte.
Quelle: TT.Com
Wie wir sehen, waren nur die Eltern mit Blei verseucht – und in den Mienen tätig. Und da soll man den Nachrichten der „seriösen Presse“ noch trauen?
Was es aber gibt, ist die Wirtschaftskrise – obwohl wir hier in der Eifel gerade zwölf nagelneue Niederlassungen von Konzernen haben. Aber die haben ja Geld, die verdienen gut an der Wertschöpfung, die das Gold von seinem Weg aus Nigeria bis zur Deutschen Börse erfährt.
Aber nicht nur Gold geht diesen Weg der wunderbaren Wertvermehrung. Das geht auch mir Nahrungsmitteln:
Es ist absolut klar, dass dieses industrialisierte, globalisierte System die Wurzel für den Welthunger ist. Eine Milliarde Menschen ist hungrig auf unserem Planten, wovon die Hälfte selbst Lebensmittel herstellt. Wie kommt es nun, dass sie nicht ihre eigenen Lebensmittel essen? Sie produzieren sie mit kostspieligen Methoden und externen Mitteln, sodass sie alles verkaufen müssen, um die dafür erforderlichen Kredite zurückzahlen zu können. Sie bauen Reis an, den sie selbst nicht essen. Der zweite Punkt sind die Monokulturen und das genetisch veränderte Saatgut.
Die großen Monokulturen führen in Wirklichkeit zu einer Verarmung der Ernährung. Statt der 8500 Kulturpflanzen, die wir als Menschen gewohnt waren zu essen, leben wir jetzt mit acht Standardsorten. Je stärker man aber die Biodiversität in der Region verringert, um so geringer ist der Nährwert der Nahrung. Ohne die einst üblichen Grünpflanzen auf den Äckern der Bauern leiden Frauen am Land an Anämie und Kinder an Vitamin-C-Mangel. Ohne Hülsenfrüchte mangelt es an Proteinen. Und ohne Ölfrüchte in der Ernährung ist man nicht fähig, die Nahrung richtig aufzunehmen. Wenn der globale Nahrungsmittelhandel von nur fünf großen Agrokonzernen kontrolliert wird, welche die Regeln der World Trade Organization bestimmen und noch dazu 400 Milliarden Dollar Fördermittel von den reichen Staaten kassieren, können sie auch alles, was teuer produziert wurde, billig am Weltmarkt verkaufen. Mit diesen Dumpingpreisen rauben sie in Entwicklungsländern den lokalen Kommunen ihre Lebensgrundlage. Dieses komplexe System produziert Hunger und verstärkt gleichzeitig den Klimawandel.
So Vandana Shiva bei Profil.at
400 Milliarden Dollar Fördermittel – wie geht das denn?
Ganz einfach. Man kauft sich Politiker als Lobbyisten. Die verdienen sehr gut daran:
Wenn viele ehemalige EU-Kommissare noch Jahre nach ihrem Ausscheiden in den wärmsten Tönen von ihrer Zeit in Brüssel schwärmen, dann dürfte das weniger mit den dortigen Wetterverhältnissen zu tun haben als vielmehr mit dem Blick auf ihr Konto. Denn die EU-Kommission lässt ihre Altkommissare nicht darben. 17 im Frühjahr ausgeschiedene Mitglieder des Brüsseler Kollegiums streichen bis zu 11.000 Euro monatlich ein, und das, obwohl sie längst neue höchst profitable Jobs als Lobbyisten haben oder als Abgeordnete ins Europäische Parlament gewechselt sind.
Quelle: kleineZeitung.at
Wer so priviligiert ausgestattet wird, der bekommt einen ganz sanften Blick für die Probleme dieser Welt – es sind ja nicht mehr seine. Nochmal Vandana Shiva dazu:
Wir benötigen einen Paradigmenwechsel im Denken, einen Wandel im Wirtschaftssystem, besonders in der Art, wie wir produzieren und konsumieren, sowie einen politischen Wandel bei der Entscheidungsfindung. Die vom System Privilegierten haben aber kein Interesse an Änderungen. Deshalb müssen sich jene, die die Kosten und Risiken tragen, erheben, um neue Paradigmen zu schaffen.
Bleibt also mal wieder alles an den Arbeitslosen hängen? Tragen die nicht schon genug an den Kosten der Globalisierung? An der Stigmatisierung als Untermenschen? Riskieren die nicht schon täglich ihr Leben alleine dadurch, das ein Fehler im Antrag ihnen die Lebensgrundlage entziehen könnte – jederzeit, jeden Tag?
Nun – es scheint so. Wir haben unsere eigene Armenkaste in Deutschland. Aber … sie sind eigentlich noch sehr reich. Zwar täglich von Vernichtung bedroht – aber gleich morgen könnte der Konzern kommen und das Himmelreich der materiellen Überversorgung öffnet sich. Darum bleibt man lieber ruhig. Aus dem gleichen Grund bleiben andere in der Kirche.
Und mit Konzernen möchte man sich sowieso nicht anlegen:
Getroffen haben sollen sich der Chef von Blackwater und der Sicherheitschef von Monsanto vor zwei Jahren in Zürich. Seit diesem Treffen übernimmt das Profikiller-Unternehmen die Drecksarbeit für das Gift-Unternehmen. Dafür traten Blackwater Leute Aktivistengruppen bei und berichteten Monsanto über Blogs und Webseiten.
Quelle: Seite3.ch.
Die Jungs von Blackwater sind geübt im Erschiessen von Zivilisten. Das durften sie im Irak ausprobieren – unter Aufsicht der US-Armee.
Weite Teile der Welt haben unter der westlichen Dominanz gelitten? Weite Teile leiden unter der westlichen Dominanz – und die wird täglich schlimmer. Und es wundert mich nicht, das man „denen“ alles zutraut – sogar die Ermordung der eigenen Bevölkerung. Da gäbe es nichts, was einen noch ernsthaft entsetzen könnte, denke ich.
Doch – eins gäbe es da noch. Eine kleine Meldung am Rande.
Während vor allem soziale Leistungen im Rahmen des Sparpaketes gekürzt oder gestrichen werden, will die Regierung mehr für Eigenwerbung ausgeben. Allein das Bundesarbeitsministerium plant zusätzliche Marketing- Ausgaben von rund 13,2 Millionen Euro Millionen Euro. Das sind 3,8 Millionen Euro mehr, als noch im Vorjahr.
Quelle: Gegen-Hartz
Entsetzen weil … ein durch und durch rational aufgebautes Gesellschaftssystem es schafft, völligen Wahnsinn zu produzieren. Immer mal wieder.
Aber vielleicht ist es auch kein Wahnsinn und der wahnsinnige Iraner hat einfach recht: unter konspirativen Gesichtspunkten bleibt in der Tat vieles im rationalen Bereich.
Ob jetzt wohl die Verkaufszahlen für Bibeln steigen?
„Ein Australier testet religiöse Schriften auf ihren Gebrauchswert, indem er Blätter daraus als Marihuanazigaretten verbrennt.“