Samstag, 30.8.2014. Eifel. Na – sind Sie bereit für Krieg? Schon von ihren Kindern verabschiedet? Die werden bald Uniformen bekommen. Und Waffen. Dann geht es ab in die Ukraine, wie die deutsche Bundeskanzlerin es am 27.2.2014 versprochen hat (siehe Nachrichtenspiegel):
Deutliche Worte von der Bundeskanzlerin: Europa stehe der Ukraine bei, “wenn es darum geht, Recht und Freiheit zu schützen”, sagte Angela Merkel am Donnerstag in einer Rede in London.
Sie hat auch das erste mal das Wort „Krieg“ in den Mund genommen.
In ihrer Rede vor dem britischen Parlament sagte Merkel mit Blick auf die Ereignisse in Russland und der Ukraine, 100 Jahre nach dem Ersten und 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sei ein Krieg mitten in Europa nicht mehr denkbar.
Mindestens 67000 Menschen haben diesen Artikel gelesen: genug, um mit etwas Struktur und Organisation eine gewaltige Friedensdemo auf die Beine zu stellen, die die Politiker in Berlin an ihre diplomatischen Pflichten erinnert, den Nutzen für das deutsche Volk zu mehren und Schaden von ihm abzuwenden.
Es gab damals Kommentare, die behaupteten, ich hätte übertrieben, wir sind weit von einem Krieg entfernt. Ich würde mit den Traumtänzern heute gerne noch mal ein Wörtchen reden. Sechs Monate sind seit dem Artikel vergangen, sechs Monate, in denen ich mir erlaubt habe, die wachsende Kriegsgefahr zu beschreiben – und nicht als einziger. Heise hat einen bemerkenswerten Artikel veröffentlicht, Matthias Bröckers schreibt über „Lüge in Kriegszeiten“ (siehe Heise):
Am Beispiel des Ersten Weltkriegs formulierte Arthur Ponsonby 1928 die Strukturgesetze der Kriegspropaganda – sie gelten, wie die aktuelle Berichterstattung über die Ukraine zeigt, noch immer.
Die Prinzipien sind einfach: der Feind ist ein böses, abartiges, unmenschliches, grausames Ungeheuer, das die edlen Elben und Elfen der Nato bitterböse und hinterlistig hereinlegt. Diese Sicht hatte schon schlimme Folgen im ersten Weltkrieg, wie Herr Bröckers erwähnt:
„Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt? Diplomaten belügen Journalisten und glauben es, wenn sie’s lesen“, notierte der Wiener Schriftsteller Karl Kraus, nachdem auf eine Falschmeldung der deutschen und österreichischen Presse über einen französischen Bombenabwurf auf Nürnberg Ende Juli 1914 unmittelbar die Kriegserklärung an Frankreich erfolgt war. Dieser fingierte Bericht war für ihn die Urlüge und das Paradebeispiel für die Manipulation der Massen in Kriegszeiten, die Kraus dazu führte, „den Journalismus und die intellektuelle Korruption, die von ihm ausgeht, mit ganzer Seelenkraft zu verabscheuen“.
Journalisten führen Völker in den Krieg! Unglaublich oder? Die lieben, armen, harmlosen, politisch so neutralen Journalisten, die doch immer nur die Wahrheit erzählen, früher jeder eine andere (was sehr zum eigenen Denken und profunden Urteil anregt), heute alle die selbe. Was? Das ist linke Verschwörungspropaganda? Lauschen wir doch mal Wolfgang Grupp zu diesem Thema (siehe Wiwo):
Wer jeden Tag Zeitung liest und die Fernsehnachrichten verfolgt, muss miterleben, wie sich Journalisten überschlagen, um Misstrauen gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin teils offen, teils verpackt in den Worten ukrainischer Politiker, zu schüren.
Wolfgang Grupp ist Unternehmer, Chef von Trigema – alles andere als eine „linke Bazille“. Eher das Gegenteil: ein erfolgreicher Leistungsträger des westlichen Wirtschaftsmodells, der in Zeiten um sich greifenden geifernden Kriegswahns seine Vernunft bewahrt hat und seinem Job als „Wirtschaftsmensch“ nachkommt: für die Versorgung der Bevölkerung zu sorgen. Das dies in Kriegszeiten schwer wird, ist ihm klar, er scheint über ein gewisses Maß an historischer Bildung zu verfügen:
Dieser verbalen Verschärfung der Ukraine-Krise durch den veröffentlichten Mainstream muss Einhalt geboten werden. Alle, die ein Mindestverständnis von Geschichte, wirtschaftlichen Zusammenhängen und den Bedingungen für ein friedliches Zusammenleben der Völker mitbringen, müssen sich zu Wort melden. Die mal unverhohlene, mal kaschierte Hetze gegen Putin muss aufhören. Putin ist kein Kriegstreiber. Er hat in der Ukraine-Krise nicht agiert, sondern reagiert: auf schwere Fehler des Westens und auf die Tour der Amerikaner, die Nato an die Grenze Russlands heranzuführen.
Wer hatte nochmal den Herrn Klitschko 2013 in die Ukraine gesandt, damit er sich dort für die CDU in die inneren Angelegenheiten eines fremden Landes einmischt? Was machte nochmal ein Herr McCain in der Ukraine (ein Mann, der auch schon zuvor bei anderen „Revolutionen“ unangenehm aufgefallen war)? Früher, als wir noch kleine Bundesrepublik mit Haupstadt Bonn waren, waren solche Einmischungen undenkbar. Eine Partei, die so etwas plant und durchführt – das war undenkbar. Heute jedoch, fast ein Vierteljahrhundert nach der Gründung von „Großdeutschland“, ist dies Alltag, der niemanden sonderlich aufregt.
Leise und schleichend haben sich grundsätzliche Werte verabschiedet.
Unsere Journalisten? Veröffentlichen Meldungen der ukrainischen Regierung so unkritisch, als wären sie fanatisch Gläubige, die die Botschaften des Papstes verbreiten (siehe z.B. Handelsblatt über das Eindringen russischer „Militätkonvois“, Focus über Unmengen getöter Separatisten oder der Spiegel und die Tagesschau über den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine). So unglaublich es ist: 2014 wird die deutsche Medienlandschaft aus unerfindlichen Gründen zum Propagandainstrument einer Putschregierung in der Ukraine. Erinnert man sich an den „Job“ Vitali Klitschkos, an die Versprechen einer Angela Merkel, so macht das ohne weiteres auch Sinn: es sind ja „unsere“ Leute, die dort die Macht innehaben, dafür ist ja auch viel Geld in die Ukraine geflossen – und noch viel mehr soll dahin fließen.
Schauen Sie sich nochmal den oben verlinkten Bericht der Tagesschau an, blenden Sie die vielen Kommentare aus und beobachten sie aufmerksam die „Beweise“ für den russischen Aufmarsch, sie befinden sich am Ende der Nachrichten. Einige schlechte Aufnahmen zeigen (probably = vermutlich – ganz sicher ist sich die Nato hier selber nicht) eine Batterie nicht genau identizifizierbarer Panzerhaubitzen (die genauso gut von der ukrainischem Armee sein könnten, die ebenfalls mit Waffen aus russischer Produktion ausgestattet ist), die irgendwo im Gelände stehen – vermutlich in der Ukraine. Vielleicht aber auch in Russland. Oder in Ungarn?
Artillerie im freien Gelände ist sehr angreifbar, selbst, wenn es sich um schwerfällig Panzerhaubitzen handelt. Die Vorstellung, Moskau schickt eine einzige, sogar durch Infanterieangriffe gefährdete und gegen Luftschläge völlig ungeschützte Artilleriebatterie in die Ukraine, um dort in die Kämpfe einzugreifen, ist für Militärs eine völlig absurde Vorstellung. Wer mir das verkaufen möchte, schickt mir wohl bald auch Aufnahmen von Putin, wie er mit nacktem Oberkörper und gezogenem Säbel allein gegen Kiew reitet.
Und die Aufnahmen selbst? Vor dreissig Jahren brüsteten sich die Geheimdienste der USA damit, einen Eimer aus dem All fotografieren zu können … und jetzt können sie nur Aufnahmen liefern, die so wirken, als hätte man sie vom Hubschrauber aus mit einer billigen Aldi-Kamera aufgenommen? Oder benutzen die Geheimdienste nur Google-Earth – und haben ihre unbemannten Aufklärungsdrohnen im Keller versteckt?
Interessiert sich eigentlich noch jemand für die Position des Angeklagten? Früher – vor „Großdeutschland“ – hatten wir noch andere Prinzipien des Urteilens und Verurteilens – im Zweifelsfalls für den Angeklagten, hies es sogar. Heute gibt es keine Verhandlungen mehr: Deutschland folgt in allem den Kommandos aus Kiew.
Dabei können wir ohne weiteres Kenntnis von Putins Sicht haben, dafür reicht ein Blick in den Spiegel:
Die ukrainische Armee kessele nun Dörfer und Städte ein und greife Wohngebiete an. Sie habe dabei das Ziel, die Infrastruktur zu zerstören, beklagte Putin. Er bezog sich dabei auf die Kämpfe um die Städte Luhansk und Donezk.
Wörtlich sagte er der Agentur Interfax zufolge: „Ihre Taktik erinnert mich an die der faschistischen deutschen Truppen in der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Großstädte wurden eingekesselt und durch gezielten Beschuss zerstört, samt Einwohnern.“
Mit dieser Meinung steht Putin nicht alleine da. Der Spiegel selbst berichtet über zehntausende von Flüchtlingen, die Schutz in Russland suchen – und die alle gruselige Geschichten erzählen:
Aus den Heimatorten der etwa zwei Dutzend Menschen, die an diesem Nachmittag hier anstehen, kommen in den letzten Wochen Nachrichten, wie man sie in Europa nicht mehr für möglich gehalten hätte: Granatbeschuss von Wohngebieten, ganze Städte ohne Wasser und Strom, Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten. Seit April sind laut der Uno im Osten der Ukraine insgesamt 2200 Menschen, also Zivilisten und Soldaten, ums Leben gekommen, darunter 20 Kinder.
Liest man den Artikel, so merkt man, dass es nicht „zehntausende“ Flüchtlinge sind, sondern hunderttausende. Hier tobt ein brutaler Krieg gegen die russischsprachige Bevölkerung, Bomben und Granaten im Einsatz gegen die Zivilbevölkerung: das sind die „Guten“, auf deren Seite wir stehen: diesen Menschen hat Angela Merkel vor sechs Monaten ein Beistandsversprechen gegeben.
Ist es so verwunderlich, dass Russen jenseits der Grenze dem Massaker an Zivilisten nicht tatenlos zusehen wollen? Würde irgendeine andere Regierung dieser Welt mit schwerem Kriegsgerät die Zivilbevölkerung angreifen: wir würden uns schrecklich empören. Geht es aber gegen „Russen“ – ja, da machen wir sogar Witze drüber, geschmacklose Witze wie die der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die davon faselt, „schießendes Personal“ nach Russland zu schicken (siehe Neues Deutschland).
Wieviel Dilettantismus muss man als Bürger von Seiten des politischen Personal eigentlich noch ertragen?
Viel, wenn man an Äußerungen aus den Reihen der CDU denkt (siehe Handelsblatt):
Auch der Vorsitzende der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe, Karl-Georg Wellmann (CDU), hält eine deutliche Reaktion des Westens auf das Vorgehen Russlands für geboten. „Darauf muss der Westen mit einer Erweiterung des Sanktionsregimes reagieren. Gleichzeitig muss der anstehende Nato-Gipfel geeignete Schritte zur Erhöhung der Präsenz in den östlichen Mitgliedsländern beschließen“, sagte der Bundestagsabgeordnete Handelsblatt Online.
Das Wort „Krieg“ – lange vom politischen Personal gemieden – ist jetzt gesellschaftsfähig geworden.
„Russland führt Krieg gegen die Ukraine“, sagte Wellmann weiter. „Ohne die Lieferung von Waffen und Munition sowie regulären russischen Soldaten würde der Aufstand der Separatisten innerhalb kurzer Zeit zusammenbrechen.“ Inzwischen seien ganz offensichtlich russische Militäreinheiten in die Ukraine eingedrungen. „Dieses ist eine offene militärische Aggression“, betonte der CDU-Politiker. „Das Ziel Russlands ist die Besetzung der Südostukraine und die Schaffung eines von Russland kontrollierten Streifens über Odessa bis Transnistrien.“
Welche Beweise gibt es eigentlich für diese Behauptung? Das Russland Krieg gegen die Ukraine führt, ist erstmal eine Behauptung, die man höchstens mit den dilettantischen Aufnahmen von nicht genau identifizierbaren Panzerhaubitzen belegen kann: Grund genug, von einem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zu sprechen? Und wenn wir so werten – wie bewerten wir dann den Einsatz von Vladimir Klitschko in der Ukraine – oder das Beistandsversprechen der deutschen Bundeskanzlerin, beides gut belegte Aktionen, die deutlich vor den Gerüchten über russische Waffenlieferungen an Separatisten geschahen.
Mag sein, dass Russland hier nur reagiert?
Die öffentliche Unterstützung der ukrainischen Übergangsregierung (oder auch „Putschregierung“) durch die Nato stellt offenbar für niemanden ein Problem dar (siehe Spiegel):
Wie der „Guardian“ weiter berichtet, habe Rasmussen zudem vor dem Nato-Gipfel Schritte skizziert, die helfen sollen, die Sicherheit der Ukraine zu erhöhen und die Streitkräfte des Landes zu „modernisieren“.
Also – russische Truppen an der russischen Grenze stellen eine „Bedrohung“ dar. Natotruppen an der russischen Grenze nicht? Russische Waffenlieferungen an die „Rebellen“ sind ein Skandal, die „Modernisierung“ der Streitkräfte der Ukraine durch die Nato sind völlig in Ordnung?
Wo sind eigentlich unsere Diplomaten? Jene Menschen, die wir fürstlich dafür bezahlen, Frieden zu schaffen? Haben die alle Sommerurlaub? Was hat sich eigentlich so schrecklich verändert seit der Zeit des Kalten Krieges, wo solche Eskalationen über diplomatische Kanäle schon im Keim erstickt worden wären, weil jedem klar war, dass ein Krieg UNTER ALLEN UMSTÄNDEN vermieden werden muss? Wo ist das Selbstverständnis unseres politischen Personals geblieben, das wir – inklusive der Natofunktionäre – dafür bezahlen, Schaden vom Volk abzuwenden?
Haben Sie inzwischen wahr genommen, dass die von Putin angeprangerten faschistischen Verbände innerhalb der Putschregierung inzwischen von der Tagesschau bestätigt worden sind? Der fantasiert nicht, der Mann. Ist aber vielleicht sehr erschrocken von den verbrannten Separatisten in Odessa.
Wäre ich auch.
Nun – natürlich hilft irgendjemand den Separatisten, so wie – laut Bildzeitung – CIA, FBI und private Söldner Kiew unterstützen. Die momentan aktuelle Einkesselung unkrainischer Verbände in großem Stil zeugt von großer taktischer Kompetenz, die bei revoltierendem Zivilpersonal nicht zu erwarten ist (siehe Ria Novosti). Aber: sollte einen das wirklich überraschen? Galt nicht früher mal „gleiches Recht für alle?“.
Sechs Monate nach Merkels grundlos abgegebener Beistandsverpflichtung, fast ein Jahr nach dem Eingriff der Konrad-Adenauer-Stiftung in die innere Angelegenheit der Ukraine findet man auch in der Mainstreampresse die ersten klaren Töne zum drohenden Weltkrieg, der von „alternativen“ Medien schon seit einem halben Jahr befürchtet wird (siehe Handelsblatt):
Der Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel, Joachim Krause, hält einen Krieg zwischen Russland und dem Westen für möglich, sollte der Westen jetzt angesichts der eskalierenden Lage in der Ukraine nicht deutlich Flagge zeigen. „Einen Krieg zwischen Russland und dem Westen sehe ich derzeit nicht aufziehen, aber wenn der Westen jetzt nicht mit der notwendigen Entschlossenheit und Effektivität reagiert, könnte ein Krieg in wenigen Jahren eine reale Möglichkeit werden“, sagte Krause Handelsblatt Online.
Sechs Monate nach der Rede der Kanzlerin in Großbritannien ist der Krieg denkbar geworden. Fordert außer mir noch jemand das Verbot der Konrad-Adenauer-Stiftung samt Auflösung der CDU? Gerne würde ich auch das gesamte, unfähige diplomatische Personal der Fürsorge der Jobcenter überlassen, die vielleicht Beschäftigungen für die Partylöwen finden, die ihrem Leistungspotential angemessen sind: Pflege der öffentlichen Anlagen in Kleinstädten käme mir da spontan in den Sinn.
Dabei reagiert der Westen schon jetzt mit „Entschlossenheit“ und „Effektivität“ – schon lange, bevor dem Bürger klar wurde, dass ein neuer Konflikt droht, waren Natoverbände schleichend immer weiter Richtung Osten vorgedrungen – entgegen aller Versprechungen, dies nicht zu tun (siehe z.B. Neues Deutschland vom 25.8.2014). . Eine weitere „entschlossene“Reaktion – ohne dass in den letzten Jahrzehnten eine russische Agression überhaupt zur Debatte stand und man recht erfolgreich an „Sicherheitspartnerschaften“ gearbeitet hat, deren Notwendigkeit 2010 noch erkannt wurde (siehe MSC)?
Manöver in der Ukraine unter US-Führung sind für den September geplant: „Rapid-Trident“ soll es heißen (siehe u.a. RiaNovosti).
Darf ich eine Vorhersage treffen? Könnte es nicht sein, dass dort ein Natoflugzeug von „Russen“ abgeschossen wird, was eine „entschlossene Antwort des Westens“ erfordert? Oder Bodentruppen der Nato werden in Gefechte mit „Separatisten“ verwickelt, die alle russische Pässe haben? Warum riskieren wir als „Nato“ eigentlich solche Eskalationen … und leisten uns Personal, das Witze über „schießendes Personal“ macht? Immerhin: die Natotruppen arbeiten dort direkt mit einer der Kriegsparteien zusammen: da sind „Unfälle“ schon fast vorprogrammiert. Vielleicht … kooperieren sie auch mit rechtsradikalen Kämpfern?
Nun – Sie werden die Folgen dieser Entwicklung persönlich spüren. Wird eine schlimme Erfahrung sein, dass die Welt auf den Bildschirmen eine erschreckende Realität darstellt. Wird man merken, wenn der Einberufungsbefehl nach alternativloser Wiederinkraftsetzung der Wehrpflicht in der Post liegt.
Was man jetzt schon merken könnte: den entschlossenen Willen des politischen Personals des Westens zur kriegerischen Auseinandersetzung mit Russland. Und wenn es soweit ist, werden wir merken, wie weltfremd die Ängste von Greenpeace eigentlich sind: durch Beschuss gefährdete Atomkraftwerke (siehe Spiegel) werden dann unser geringstes Problem sein: Kugeln töten viel schneller als Radioaktivität.
Dienstag, 25.2.2014. Eifel. Der achte März 2016 wird vielen Deutschen auf ewig in Erinnerung bleiben. Nach zwei verlorenen Panzerschlachten um Charkow und Kursk war die Südflanke Russlands nicht mehr zu verteidigen, Natoverbände bewegten sich nach Erfolgen in diesen beiden Schlachten ungehindert aus südlicher Richtung auf Moskau zu – da zog der russische Präsident die Notbremse. Ein älteres Atom-U-Boot der Typhoon-Klasse schoß eine seiner zwanzig SS-N-20-Raketen aus einer unbestimmbaren Position in der Barentsee auf Deutschland ab. Die Ziele waren bewusst gewählte kleinere Städte: Münster, Hannover, Ulm, Heidelberg, Leipzig und Kassel verwandelten sich in glühende Nuklearwüsten, das Umland wurde weitflächig zerstört. Zeitgleich mit der Nachricht über die Raketen erreichte eine Botschaft Washington: das Boot konnte 100 weitere Städte in Deutschland, Polen und Italien vernichten, sollten sich die Nato-Verbände weiter auf Moskau zubewegen.
Der Schlag erwies sich als richtig kalkuliert. Frankreich und Großbritannien befahlen ihren Einheiten sich auf ukrainisches Gebiet zurückzuziehen, es wurde massive Vergeltung angedroht, sollten ensprechende Angriffe französisches oder britisches Territorium treffen, ähnlich verhielten sich auch die USA – auch wenn sie ihre Drohungen schärfer formulierten.
Aufgrund eines starken Ostwindes wurden in Frankreich die Schulen geschlossen, der radioaktive Fallout wurde auch ohne direkten Treffer zu einer großen Bedrohung für die Bevölkerung.
In Deutschland merkte man: man hatte zu viel mit dem Feuer gespielt. Russischerseits wusste man, dass Deutschland ein ideales Ziel war: eine atomar verseuchte Zone zwischen Frankreich und Weißrussland konnte den Drang der Cowboys nach Osten für lange Zeit stoppen. Deutschland hatte keine Nuklearwaffen, war eine wichtige wirtschaftliche Stütze der Nato und vor allem: Aufmarschland für Natotruppen.
Moskau forderte von Deutschland selbst die vollständige Kapitulation bis zum 10. März, ansonsten würde man Hamburg, Berlin, Frankfurt, München, Stuttgart und das Ruhrgebiet auslöschen. Nachdem schon Napoleon, der deutsche Kaiser und das Dritte Reich weit nach Russland vorgestoßen waren und bei ihren Feldzügen enorme Verwüstungen hinterlassen hatten, war die russische Führung an einer Wiederholung der Geschichte nicht interessiert. Zur Wiederherstellung des Friedens sollte Deutschland in Zukunft als Pufferland unter russischem Kommando dienen – soweit die Forderung der russischen Regierung, die zu allem entschlossen war und nach dem Fall der Ukraine nichts mehr zu verlieren hatte.
So endete der Vorstoß der Nato Richtung Osten mit einem empfindlichen Rückschlag, der allerdings insgeheim von den Konzernen Frankreichs, Englands und der USA begrüßt wurde: die mächtige deutsche Wirtschaft – lästiger Konkurrent auf allen Märkten der Welt – war ausgeschaltet, nach einer Sintflut an diplomatischen Protestnoten würde man damit leben können.
Dabei hatte alles so harmlos angefangen, beim ach so gerechten Kampf um die Ukraine.
Deutschland hatte sich dort mit einem Sportler aus einem inzwischen insolventen Hamburger Boxstall eingemischt – und dies auch ganz offen zugegeben. Die bekannte Nachrichtensendung „Tagesschau“ informierte die deutsche Bevölkerung ganz offen darüber:
Dies wird auch der Konrad-Adenauer-Stiftung bewusst sein, die Klitschko nach Recherchen der österreichischen Journalistin Jutta Sommerbauer bereits im Wahlkampf 2012 organisatorisch und logistisch unterstützte. Um die Problematik wissen wird auch die Europäische Volkspartei (EVP), in die Klitschkos Partei Udar kürzlich als Beobachter aufgenommen wurde und die ihn berät und politisch unterstützt.
EVP war ein Zusammenschluss konservativer europäischer Parteien, in dem die Stimme der deutschen CDU enormes Gewicht hatte. Die EVP war bekannt dafür gewesen, dass sie gute Kontakte zu Politikern hatte, die sich nicht ganz so demokratischen Spielregeln fügten – so jedenfalls informiert die „Tagesschau“ weiter:
Beobachtendes Mitglied der EVP ist auch die Partei des armenischen Präsidenten Sersch Sarksjan. Diese ist Bestandteil eines Oligarchensystems, das Armenien fest im Griff hält.
Im Unterschied zum ukrainischen Präsidenten hatte Sarksjan allerdings ein Assoziierungsabkommen mit der EU vorangetrieben, weshalb die Zweifel der Wahlbeobachter an seiner Wahl ebenso wenig wie der Wiederstand des Volkes gegen die Allmacht seiner Republikanischen Partei für den Westen von Bedeutung waren (siehe: Deutschlandfunk vom 9.4.2013).
Ebensowenig hatte es jemanden interessiert, dass der gerade von den deutschen Medien sehr als politische Großmacht herausgestellte Vitali Klitschko auch sonst sonderbare Kontakte hatte (wieder: Tagesschau):
Auch Georgiens Ex-Präsident Michail Saakaschwili ist im Kreis der EVP aktiv. Seine Partei steht im eigenen Land unter dem Vorwurf der Elitenkorruption. Am Wochenende war der einstige Rosenrevolutionär Saakaschwili zu Besuch bei Klitschko in Kiew. An Gesprächspartnern und guten Ratschlägen mangelt es Klitschko derzeit gewiss nicht.
Der „Spiegel“ berichtete 2012 beunruhigendes über diesen EVP-Aktivisten:
Doch Saakaschwilis Reformer-Image hat Kratzer bekommen. 2007 ließ er Massenproteste niederknüppeln, Hunderte wurden verletzt. 2008 dann brach er – durchaus vom Gegner provoziert – den Fünf-Tage-Krieg mit Russland vom Zaun. Mitte September dann wurden Fälle von Folter in Saakaschwilis überfüllten Gefängnissen bekannt. In der Hauptstadt Tiflis demonstrieren seither beinahe täglich Tausende.
Eine konservatie Einheitsfront arbeitete gezielt an der Einschließung Russlands – und brachte im Osten Europas merkwürdige Oligarchen hervor, während die Demokratien im Westen zusehends ebenfalls durch Oligarchen gesteuert wurden.
Es war kein Geheimnis, wohin die Reise ging: ein führendes Nachrichtenportal hatte dies schon 2014 offen erklärt (siehe Spiegel):
Es geht längst nicht nur um ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union und auch nicht nur um die Zukunft eines von Korruptionsvorwürfen umwitterten Präsidenten. Es geht um Geopolitik, darum, welche Machtzentren in Europa und dem eurasischen Raum dominieren. Mit einem Schachbrett hat der frühere US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski diesen Raum verglichen. Zu den Schachspielern an diesem Brett gehören die USA, Russland, die Europäische Union und die Nato.
Es war auch schon damals allen bewusst, wie das Spiel enden musste:
Wer die Ukraine in die Nato führen wolle wie der damalige ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko, übersehe, dass Russland damit im Ernstfall nicht mehr verteidigungsfähig sei. Man solle, so der Rat des erfahrenen Politikers, davon lieber die Finger lassen.
Einhundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges arbeiteten konservative Parteien in Europa konzentriert an einer weiteren Auseinandersetzung, suchen sich gezielt „Lebensraum“ im Osten zu erobern – als „Wirtschaftsraum“, der vor allem für ihre hoch verschuldeten Staatshaushalte sehr teuer wurde, da sich der mögliche „Boom-Staat“ nach erfolgreichem Putsch als völlig bankrott herausstellte (siehe Spiegel) und erstmal mit vielen Milliarden Euro Steuergeldern angefüttert werden musste, damit die westliche Wirtschaft dort ihre Geschäfte machen konnte.
Selten in der Geschichte der Menschheit wurde ein Krieg so offen und bewusst provoziert – siehe Spiegel vom 24.2.2014:
Je mehr der ukrainische Staat zerfällt und je mehr sich die östlichen und südlichen Regionen, vor allem die Krim von Kiew abkoppeln, desto stärker wächst das Bedürfnis von Millionen russischer Menschen nach Schutz durch die „russischen Brüder“ im Osten.
Es war ganz klar, dass Russland sich um seine Bürger kümmern musste – zudem war eine ganze Flotte in Gefahr:
Auf der Krim, in der von Russen bewohnten Hafenstadt Sewastopol, befindet sich die Schwarzmeerflotte der russischen Streitkräfte. Kein Russe würde es Putin verzeihen, wenn er diese Stadt, die Flotte und die Familien der Marinemänner in die Hände ukrainischer Nationalisten fallen ließe. Er könnte schon bald vor der schwersten Entscheidung seines Lebens stehen.
Es kam wie vorhergesehen. Eine Pro-Europa-Regierung in der Ukraine nötigte mit Hilfe ihrer EVP-Aktivisten die Nato zu Schutzversprechen. Bilder, wie sie während der „Revolution“ zu sehen waren, häuften sind – RP-Online berichtete am 19.2.2014 von den damaligen Vorfällen:
Aleksandr Baschkalenko ist der Gouverneur von Wolhynien. Auch in dieser ärmlichen Region im Nordwesten der Ukraine ist die Revolution angekommen. Am Morgen nach den blutigen Straßenschlachten in Kiew haben Regierungsgegner das Gebäude der Gebietsverwaltung und das Polizeihauptquartier gestürmt. Als der Gouverneur versucht, die wütende Menge zu beruhigen, wird er von dem Mob gepackt. Er soll auf Knien um Verzeihung bitten und sein eigenes Rücktrittsgesuch unterzeichnen. Als Baschkalenko sich weigert, landet er angekettet auf der Bühne.
Andere Quellen berichteten von Lynchjustiz in anderen Teilen der westlichen Ukraine, Parteibüros der zukünftigen Oppostion wurden gestürmt und verwüstet, die Parteien selbst sollten verboten werden (siehe Heise).
Nachdem die Gräuel sich in den Folgemonaten weiter ausbreiteten, entwickelte sich die Situation wie so oft in der Geschichte: im Osten entwickelte sich eine pro-russische Abspaltungsbewegung, die Millionen von Russen vor Fanatikern aus dem Westen der Ukraine schützen wollte, Kiew schickte Soldaten, Moskau schritt ein – und viele ältere und jüngere Politiker des Parteienverbundes EVP sahen ihre große Chance gekommen: die endgültige Abrechung mit „DEM RUSSEN“, auf die man seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hingearbeitet hatte: der Bündnisfall trat ein.
Bei der Zielauswahl hatte Moskau auch den Namen „Klitschko“ nicht vergessen.
Auch die Tagesschau hatte seinerzeit über diese Person berichtet:
Weitere sehr starke Gerüchte besagten, so Savin, dass der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko mit Oligarchen wie Firtasch Gespräche führt. Womöglich finanzierten sie auch seine Partei und sein politisches Engagement. Klitschko streitet das ab. Unklar bleibt aber, wie er seine Partei und deren Aktivitäten finanziert.
Die Stimme Russlands hatte schon am 19.2.2014 vor diesem Mann gewarnt:
Der Chef der ukrainischen Oppositionspartei Udar, Vitali Klitschko, hat den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch vor der Wiederholung des Schicksals von Muammar al-Gaddafi und Nicolae Ceaușescu gewarnt, als er am Sonntag vor den Demonstranten auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew sprach.
Die beiden waren hingerichtet worden – also eine offene Morddrohung einer Partei, deren Name zu deutsch „Schlag“ bedeutet.
Klitschko bekam damals überragende Unterstützung aus Deutschland, nicht nur von der EVP-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, sondern auch von Marina Weisband, einer in Deutschland politisch aktiven gebürtigen Ukrainerin, die am 20.2.2014 laut Spiegel folgendes äußerte:
Klitschkos Rolle wird in Deutschland sehr überschätzt. Die Oppositionsparteien sind Teil des Euromaidans, aber nicht die Speerspitze. Klitschko wird als Figur kaum ernst genommen. Ich selbst habe niemanden getroffen, der von ihm begeistert war. Er spricht kaum ukrainisch, sagt bei seinen Auftritten nur wenige Sätze.
Am 23.2.2014 hatte sich ihre Meinung geändert, siehe Spiegel:
Mein Favorit wäre allerdings: Vitali Klitschko als Präsident, auch wenn ich seine Zusammenarbeit mit der nationalistischen Swoboda-Partei ablehne.
Er ist als Politiker nicht beliebt. Das hat sich bestätigt, als er ausgebuht wurde und den Maidan verlassen hat, weil er Janukowitsch die Hand geschüttelt hatte. Er ist auch nicht charismatisch.
Das aus Deutschland heraus ein Mann unterstützt wird – auch von nicht dem konservativem Lager zuzurechnenden Bürgern mit ukrainischer Abstammung – der moskaufreundlichen Politikern offen mit Hinrichtung gedroht hat, kam in Moskau nicht gut an – zumal man ihn offen mit den wahren Machthabern der Ukraine in Verbindung brachte: den Oligarchen, die – wie westliche Oligarchen auch – ihre eigenes Süppchen im politischen Kochtopf der Ukraine zusammenbrauten, ohne je gründlich ins Visier der politischen Akteure zu gelangen.
In der wirtschaftsnahen FAZ wurde dann schon am 23.2.2104 der militärische Schlag gegen Russland argumentativ vorbereitet:
Der Kreml wird es nicht einfach hinnehmen, dass er die Ukraine nun nach einem revolutionären Umsturz verliert, zumal eine Kettenreaktion nicht auszuschließen ist. Moskaus letzter Verbündeter in Europa, der weißrussische Diktator Aleksandr Lukaschenka, zeigt schon Zeichen von Nervosität. Es ist zu befürchten, dass Putin, wenn er hier schon nicht gewinnen kann, wenigstens tut, was er kann, damit die Ukraine keine funktionierende Demokratie wird.
Der mächtigste Mann Russlands: offen dargestellt als antidemokratischer Terrorist – in einer Zeit, in der die Ermordung von Terroristen durch US-Kommandos regelmäßig öffentlichen Beifall bekam – auch durch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, Zitat:„Ich bin heute ersteinmal hier, um zu sagen: Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten“ … siehe Stern vom 4.5.2011) – kam dies schon einer Morddrohung gleich.
Der Nuklearschlag gegen ein zentrales Natoland wurde in Folge von vielen Ländern als notwendiger Befreiungsschlag akzeptiert, allen voran jenen Ländern, die mit dem Einsatz von US-Kommandos wie jenen, die bin Laden töteten, unangenehme Erfahrungen gemacht hatten: Syrien, Lybien, Ägypten, Somalia, Jemen, Grenada, Irak, Afghanistan, Mali, Iran, Panama, Pakistan – ebenso signalisierte China Verständnis für die begrenzte Aktion, deren Verurteilung im Sicherheitsrat der UN auch durch chinesisches Votum verhindert wurde.
Der Wunsch der neokonservative US-Unter-Staatssekretären Victoria Nuland, die EU zu „ficken“ (siehe Neopresse vom 9.2.2014), ging somit auf gründliche Art und Weise in Erfüllung, nach der Eliminierung des Kernlandes spielte die EU in den Folgejahren der Geschichte keine Rolle mehr.
Donnerstag, 20.2.2014. Eifel. Am 19.2.2009 hat der „Eifelphilosoph“ seinen ersten öffentlichen Blogeintrag bei Blog.de geschrieben, nachdem er zuvor als „Philosoph“ in den Foren der Piratenpartei unterwegs war – als interessierter Wähler. Fünf Jahre und mehrere tausend Kommentare später stelle ich bei mir Veränderungen fest, die sich in Bezug auf die sogenannten „Mainstream-Medien“ ergeben haben: ich glaube denen kein Wort mehr. „Even the worst case“ trifft in diesem Fall wohl auf die Realität: was durch die Filter der Parteien und Konzerne gelaufen ist, ist ein so lauwarmer Aufguss der Wirklichkeit – und oft mit künstlichen Geschmacksstoffen versetzt, die ihm eine völlig andere Richtung geben sollen. Darum wollte ich mich noch nicht mit dem Fall Edathy oder den Ereignissen in der Ukraine beschäftigen, weil wir in den ersten Wochen immer nur jene prägenden Nachrichten erhalten, die unsere Sicht auf die Ereignisse für die nächsten Wochen vorprogrammieren sollen.
Nachrichten, die nicht die Meinung der Mächtigen in Deutschland wiederspiegeln, erscheinen erst Wochen später auf den letzten Rängen – und es ist ein Wunder, dass sie es überhaupt noch dorthin schaffen.
Es ist auch aktuell viel zu früh, eine Deutung der Vorgänge und der eskalierenden Gewalt in der Ukraine vorzunehmen, noch ist das Schlachtfeld voller propangadistischer Nebelkerzen. Wir wissen ja noch nicht einmal etwas über die Hintergründe des längst vergessenen „arabischen Frühlings“, der sämtliche politisch aktiven Staaten Nordafrikas als internationale Akteure lahmgelegt hat. Ja – das ist bislang der einzige Effekt, der zu beobachten ist: die mächtigen Staaten Lybien und Ägypten sind – wie Syrien – völlig mit sich selbst beschäftigt, was letztlich Pläne für eine handlungsmächtige afrikanische Union für lange Zeit auf Eis legt: Räuberbanden haben kein Interesse an solchen Visionen. Dafür hat die deutsche Bundeswehr bald massive Einsatzmöglichkeiten in Afrika, um dort – wie ihre amerikanische Kameraden – die Interessen der globalen Konzerne zu verteidigen, jene Konzerne, die eine afrikanische Union eher ablehend gegenüberstehen: nachher wollen die ihre eigenen Rohstoffe noch selber verkaufen und selbst daran verdienen!
Es sind vier Mächte, die in der Ukraine am Werk sind: die lupenreine Demokratie USA, die lupenreine Demokratie Deutschland, die lupenreine Demokratie Russland … und das ukrainische Volk, das von dem Korruptionstheather auf der politischen Bühne die Nase so gestrichen voll hat wie wir von den Mauscheleien der Blockparteien in Berlin, die im Falle Edathy wieder zu Tage getreten sind.
So genau wird man es jetzt in der deutschen Presse nicht lesen, hierzulande sind die Journalisten bemüht, den Bürger in einer Art medialer Trance zu halten, in der er geostrategische Analysen sofort reflexartig in den Bereich der Verschwörungstheorien einsortiert, die selbst „tabu“ und „pfuibah“ sind. Alternativ zur Regierungspresse – die bei uns nicht weniger gleichgeschaltet ist als die in der Ukraine (Appell der Bundeskanzlerin Angela Merkel vom 8.10.2008 an die Spitzen der deutschen Medien, dem diese vollumfänglich gefolgt sind, siehe Jakob Augstein bei Freitag) – muss man sich seine eigenen Gedanken machen über ein enorm hässliches Spiel, das deutsche Gelder gerade in der Ukraine inszenieren.
Der ehemalige US-Minister (Reagan-Administration) Paul Craig Roberts zitiert in einem Artikel (aktuell bei Neopresse) einen Zeugen, der überraschende Aussagen zur Finanzierung des ukrainischen Volksaufstandes macht:
„Meine Frau, eine ukrainische Staatsbürgerin, hat wöchentlich Kontakt mit ihren Eltern und Freunden in Zhytomyr (Nordwest-Ukraine). Diese sagen ihr, dass die meisten Demonstranten durchschnittlich 200–300 Grivna bekommen, das entspricht etwa 15-25 Euro. Weiter hörte ich, dass eine der aktivsten Agenturen und ‚Zahlstellen’ auf Seiten der Europäischen Union die deutsche ‚Konrad Adenauer-Stiftung’ ist, die eng mit der CDU, also Frau Merkels Partei, zusammenhängt.“
Weiter erfahren wir dort, dass die USA 5 Milliarden Dollar zur Destabilisierung der Ukraine ausgegeben haben (Zeugnis: Frau Nuland, die auch gerne die EU „ficken“ wollte – ebenfalls Neopresse) – nein, nicht zur Destabilisierung, sondern „um der Ukraine jene Zukunft zu schenken, die sie verdient“ (und an der der USA kräftig mitverdienen können). Damit kann man schon ganz schön viele Demonstranten ganz schön lange bei Laune halten.
Das macht auch Russland. Die haben 2007 drei Milliarden in die Krim investiert, was eine Frau Tymoschenko im selben Jahr in einem Interview der „Welt“ große Sorgen bereitete:
Tymoschenko: Ich bin sehr besorgt. Das ist ein Versuch zur Spaltung der Ukraine. Russland erkauft sich Einfluss in der Ukraine. Die Krim soll als Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten zur Destabilisierung der westlich ausgerichteten Kräfte genutzt werden. Ich fordere das Ausland auf, genau hinzuschauen, was dort derzeit passiert.
Offenbar hat „das Ausland“ sehr genau hingeschaut … und gemerkt, dass es Zeit ist, zuzuschlagen. Bei Wikipedia kann man ganz offen den Startschuß der Intervention des „Auslandes“ nachlesen:
Nach monatelangem Tauziehen um das Assoziierungsabkommen mit der EU suspendierte die Ukraine am 21. November die Unterzeichnung des Abkommens, um die „nationalen Sicherheitsinteressen zu wahren und die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland zu beleben und den inneren Markt auf Beziehungen auf gleicher Augenhöhe mit der EU vorzubereiten“.Janukowytsch erklärte hierzu, die Ukraine ändere ihren EU-Kurs nicht, das Land strebe aber danach, dass seine nationalen Interessen berücksichtigt werden. Zurzeit sei die Ukraine zum Abschluss des Assoziierungsabkommens aus wirtschaftlichen Gründen noch nicht bereit.Janukowytsch erklärte weiter, niemand werde in der Lage sein, die Ukraine vom europäischen Weg abzubringen.Das „Einfrieren“ des Abkommens führte zu Demonstrationen und Protesten in der Ukraine die sich gegen die Politik der Staatsführung richten und den Rücktritt von Janukowytsch fordern.
Ungeheuerlich, oder?
„Kommt unser Abkommen nicht schnell genug, inszenieren wir einfach einen kleine Putsch – dann klappt´s auch mit den Verträgen“.
Und dann war auf einmal ein Vitali Klitschko da, der als „deutscher Promi“ über Nacht in aller Munde war. Nicht durch Zufall, wie die Tagesschau berichtet:
Klitschko punktet im Westen nicht nur durch sein besonnenes Auftreten und seine Sprachkenntnisse. Ihm kommt auch zugute, dass er bereits früh Verbindungen zur deutschen Politik aufnahm.
2006, als Klitschko führendes Mitglied der politischen Bewegung „Pora“ war, entstand der erste Kontakt zur CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), erzählt die Leiterin des Stiftungsbüros in Kiew, Gabriele Baumann. Als der Oppositionspolitiker vor drei Jahren die Partei Udar (Schlag) gründete, fragte er Hilfe bei der KAS an: „Vitali Klitschko kam auf uns zu. Er bat um informelle Kontakte zur CDU und zur Europäischen Volkspartei sowie um Unterstützung mit Seminaren und Schulungen“, sagt Baumann.
Wie Paul Craig Roberts berichtet, war dieses Hilfeersuchen wohl sehr erfolgreich. Wer würde wohl heute in der Ukraine über Vitali Klitschko reden, wenn er keine großen, deutschen Freunde hätte? Wohl keiner, wenn man der Piratin Marina Weisband glauben darf, siehe Spiegel:
Weisband: Klitschkos Rolle wird in Deutschland sehr überschätzt. Die Oppositionsparteien sind Teil des Euromaidans, aber nicht die Speerspitze. Klitschko wird als Figur kaum ernst genommen. Ich selbst habe niemanden getroffen, der von ihm begeistert war. Er spricht kaum ukrainisch, sagt bei seinen Auftritten nur wenige Sätze. Die Leute sind gegen Korruption auf der Straße und nicht für oder gegen eine Partei. Das ist zumindest mein Eindruck von vor Ort.
Ganz anders natürlich die deutsche Presse, die Vitali Klitschko wunschgemäß als Heilsbringer aus dem Westen aufbaut (siehe z.B. Die Zeit), obwohl ihn vor Ort keiner Ernst nimmt. Interessant auch der Hinweis auf ein Hitlerbild, das angeblich in den Reihen der Regierungsgegner auftaucht. Ähnliches macht auch auf Facebook seine Runde: vermummte Demonstranten entbieten den „deutschen Gruß“ im besetzten (und verwüsteten) Rathaus von Kiew, im Hintergrund einer weiteren Aufnahme ist eine Hakenkreuzfahne an der Wand zu sehen.
100000 Demonstranten hatte man für den Protest gewinnen können – macht pro Demotag gerade mal 2,5 Millionen Euro, wenn die wirklich Geld für den Auftritt bekommen. Mit 5 Milliarden Dollar kann man den Protest 2000 Tage lang durchhalten, bei einem Durchschnittseinkommen von 160 – 300 Euro im Monat sind 750 Euro Demobonus schon ein Grund, für Importpolitiker aus dem Westen gerade zu stehen – obwohl man sie nicht kennt noch schätzt.
Nun – woher die wirkliche Gefahr kommt, erfahren wir von einem Pfarrer, den der Spiegel interviewt hat:
Was mich ungemein ärgert, sind die Leute in Deutschland, die in Internetforen schreiben, das seien alles Kriminelle, Nationalisten und Krawallmacher.
Damit die Leute demonstrieren, hat der Westen möglicherweise viel Geld investiert, von dem wir in erster Linie durch Internetforen erfahren – die der ukrainische Pfarrer offenbar intensiv studiert, weil er sonst nichts zu tun hat … oder auch einen kleinen Geldsegen für die Aussage bekam? Wo landen eigentlich die fünf Milliarden Dollar überall? Kein Wunder, dass die Foren Ärger verursachen. Von dem gleichen Pfarrer erfahren wir aber auch etwas über die Methoden, die dort zum Einsatz kommen – natürlich nur durch die bösen „Anderen“- und warum die Demonstranten einen martialisch ausgebildeten Wachschutz augebildet haben, wie ihn auch Marina Weisband vor Ort ausgemacht hat:
Die stehen auf den Barrikaden und passen auf, dass keine „Tituschki“ einsickern, von der Staatsmacht angeheuerte Schlägertypen und Provokateure.
So etwas gibt es natürlich nur in der Ukraine: von der Staatsmacht angeheuerte Schlägertruppen oder Provokateure. Die Konrad-Adenauer-Stiftung würde das nie machen – die Amerikaner sowieso nicht. Lauschen wir noch einmal der Berichterstattung des Spiegel vom 19. Januar:
Wütende Anhänger der proeuropäischen Opposition setzten mehrere Einsatzfahrzeuge und Spezialtechnik in Brand. Die Ausschreitungen dauerten auch nach mehr als fünf Stunden an. Es gab mehrere Festnahmen.
Am Nachmittag und Abend standen sich Regierungsgegner und die Polizei gegenüber. Hunderte mit Holzknüppeln ausgerüstete und mit Masken vermummte Oppositionelle wollten eine Polizeiabsperrung durchbrechen und das Parlamentsgebäude stürmen. Gegen Ende der Kundgebungen warfen die Demonstranten auf dem Unabhängigkeitsplatz, dem Maidan, Steine und Molotow-Cocktails auf die Sicherheitskräfte. Sie versuchten, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen und Einsatzbusse umzustoßen. Die Sicherheitskräfte setzten Blendgranaten und am späten Abend auch einen Wasserwerfer ein – bei etwa minus acht Grad Celsius.
Was geschah dort mit dem Helden der EU?
Der prowestliche Oppositionspolitiker und Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko wurde angegriffen, als er versuchte, die wütende Menge zu beruhigen, wie Medien berichteten. Demnach wurde Klitschko mit einem Feuerlöscher besprüht.
Passt zu der Beobachtung von Frau Weisband.
Was geschieht nun eigentlich wirklich in der Ukraine? Sind vielleicht die Informationen von Frau Nuland und Herrn Roberts nur gestreut worden, um das Vertrauen der Bürger in die außenpolitische Arbeit der EU zu untergraben und eine friedliche Demokratiebewegung zu kriminalisieren?
Sind die deutschen Medien von Frau Merkel angewiesen worden, über den Herrn Klitschko so freundlich wie über die Wirtschaftskrise verhalten zu informieren?
Schützt Russland sich legitim vor einer Ausweitung der Nato bis in die Nähe von Moskau – oder ist der Russe einfach immer der Böse, auch wenn er kein Kommunist ist?
Man sieht … es bleiben noch ein paar Fragen offen, Fragen, auf die wir nur mühsam eine Antwort erhalten werden – oder auch gar nicht.
Bleiben wir doch lieber bei der von der Regierung akzeptierten Version der Wirklichkeit: ein ehrlicher, guter, ukrainische Boxer aus einem Hamburger Boxstall führt ohne Geld als allgemein anerkannter Held des armen Bürgers mit wenig Worten und dann doch nur geringen Sprachkenntnissen eine gute Revolution gegen einen bösen, von den Sowjetbonzen eingesetzten Bösewicht, der sich erdreistet, auf von Demonstranten eingesetzte tödliche Gewalt während der Erstürmung des Parlamentes mit Wasserwerfen und Gummikugeln zu reagieren.
Außerdem ist die Erde eine Scheibe – und wer das Gegenteil behauptet, ist Anhänger von Verschwörungstheorien, Russe, Kommunist oder einfach alles zusammen.