Mittwoch, 14.4.2015. Eifel. Gelegentlich tun mir „Linke“ in diesem Land leid. Ich mag mich deshalb selber auch nicht mehr gerne als solcher zu bezeichnen – es wirkt irgendwie so, als würde man nicht realisieren können, dass das 19.Jahrhundert vorbei ist, als hätte man nicht verstanden, das man mit Parolen aus dem 19. Jahrhundert im 21. Jahrhundert kein einziges Problem mehr lösen kann. Dabei hat sich im 21. Jahrhundert sehr viel verändert. Das Sozialamt, zum Beispiel.
Kann sich noch jemand daran erinnern, warum wir das geschaffen haben? Es war eine Konsequenz aus den gesellschaftlichen Veränderungen des 19. Jahrhunderts, die zugunsten der Großindustrie vorgenommen wurden. Die Industrie brauchte Arbeiter und holte die jungen Menschen in Massen von den Höfen ihrer Eltern, stahl so den Eltern die Altersvorsorge. Anders als das Landleben war jedoch die Industriearbeit überhaupt nicht gesund – und anders als Opa´s alter Acker lebten die Unternehmen nicht ewig (im Schnitt 40 Jahre – gilt auch für Großkonzerne: weiß man heute).
Das schuf ganz neue Probleme: auf einmal gab es alte Menschen, die auf verfallenen Höfen lebten, während die Erben – hoch qualifiziert – arbeitslos in den Städten dahinvegetierten, weil der Markt ihre Fabrik ausradiert hatte. Ein ganzes Volk drohte auszusterben – aufgrund der Dummheit und Egozentrik der Industrie. Das konnte der Kaiser nicht dulden – und sein Kanzler erst recht nicht. Es drohte größte Not, fehlende langfristige nachhaltige Planung der Unternehmen musste korrigiert werden, weil sonst das ganze Land, die gesamte Volkswirtschaft in Gefahr geriet und ein Massensterben drohte. Hört sich dramatisch an? War auch so, starben auch genug daran. Zudem waren die Arbeitsbedingungen in den Fabriken nicht so, wie die Werber versprochen hatten: ewig konnte dort niemand überleben. Den Industriellen war das egal und dem Kaiser war es recht, weil er Kanonen wollte … aber auch Volk brauchte, um sie zu bedienen.
So wurde der Sozialstaat ersonnen, die Partnerschaft von Regierung, Wirtschaft und Bevölkerung … die von Seiten der Wirtschaft regelmäßig aufgekündigt wird, weil man auf die schnellen, kurzfristigen Gewinne nicht verzichten möchte: sonst würde das Geschäft ja noch in Arbeit ausarten.
Steigende wirtschaftliche Macht des Bürgertums brachte nun die zweite Entwicklung mit sich, die den Sozialstaat stärkte: die Demokratie. Mit zunehmendem Reichtum wollte das Volk auch Anteil an politischer Macht … und nachdem man diesen Anteil hatte, merkte man schnell, das man ihn nur halten konnte, wenn man auch wirtschaftliche Macht sein eigen nennen konnte und nicht durch Abhängigkeit von Lohnzahlungen erpressbar wurde. Solche Vorstellungen führten dazu, dass – wie ich selbst erlebt habe – in den siebziger Jahren noch Zuhälter die Raten für ihren Porsche vom Sozialamt bezahlt bekamen … weil galt, dass der Lebensstandard in Zeiten der Arbeitslosigkeit nicht sinken sollte.
Wir erinnern uns: das war schlecht für die Demokratie.
Im 21. Jahrundert haben sich die Rahmenbedingungen massiv verändert. Maschinen bestellen die Felder, produzieren die Maschinen, die die Felder bestellen und jene Maschinen, die Felder bestellenden Maschinen produzieren.
Der Mensch – hat keine Felder mehr, kein Heim, keine Familie … ist einsamer als je zuvor in der Menschheitsgeschichte. Zudem tönt ihm aus allen Kanälen entgegen, dass der Mensch selbst sein größter Feind ist, der ihm die Butter vom Brot nehmen möchte. Das einzige, was er noch zu bieten hat, ist seine Arbeitskraft … die nur noch in Ausnahmefällen gebraucht wird, und in der Regel auch nur bis zum 40. Geburtstag. Geld …. vermehrt sich nämlich inzwischen viel besser von allein aufgrund von gewinnbringenden Verträgen, Deutungen, Berechnungen und Beschlüssen, die die an dieser künstlichen Vermehrung verdienenden Banken untereinander abgeschlossen bzw. ausgehandelt und ausgerechnet haben. „Realwirtschaft“ ist zunehmend unnötig geworden. So wie die Realwirtschaft immer weniger Menschen braucht, so braucht die Finanzwirtschaft immer seltener die Realwirtschaft.
Das man Geld nicht essen kann, ist momentan in Vergessenheit geraten: wer will auch schon essen, wenn Rendite lockt? Darum sind Banker wohl zumeist hagere Hungerlappen.
Auch der Sozialstaat hat sich geändert … auf äußerst teuflische Art und Weise, die so eiskalt, brutal und unmenschlich ist, dass sie vielen die Sprache verschlagen hat: er ist der „aktivierende“ Sozialstaat geworden … bzw. hat sich nach der Wirtschaft auch aus der Solidargemeinschaft verabschiedet (allerdings nur im Leistungsbereich – kassieren tut man mehr als je zuvor: Diäten wollen gezahlt werden). Gerade in jenem Moment, in dem die demokratische Zivilgesellschaft zur Rettung demokratischer Strukturen die Macht des Staates dringend gebraucht hätte ziehen sich die durch Steuergelder fürstlich honorierten Politiker (auch und vor allem: Linke) aus ihrer Verantwortung gegenüber ihren Auftraggebern (den Bürgern, dem sie sonst gerne tief in die Tasche greifen) zurück – und zwar gerne auch auf hoch dotierte Wirtschaftsposten.
Man merkt auf einmal deutlich, warum Hobbes einen allmächtigen König wollte – der ist wenigstens nicht käuflich, ihm gehört sowieso schon alles.
Der neue Sozialstaat fordert plötzlich – nachdem 200 Jahre lang alles gründlich verteilt wurde – das auf einmal jeder für sich selbst verantwortlich ist. Gut – die Höfe bekommt man nicht zurück … die gehören jetzt jemand anderem. Gemeindegrund gibt es auch nicht mehr, Viehhaltung und Ackerbau ist unmöglich, das natürliche Erwerbsleben der Menschheit nicht ausführbar … obwohl sehr viele den Traum vom Ökohof träumen. Gerade jetzt, wo die Wirtschaft voll auf Maschinen gesetzt hat und der Mensch zunehmend überflüssig (… wenn nicht sogar „schädlich“) geworden ist, wo alles Hab´und Gut aufgeteilt und zumeist im Besitze anonymer Kapitalmassen ist, soll er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Er gleicht einem Matrosen, dem der Kapitän mitteilt, dass jetzt kein Platz mehr für ihn auf dem Schiff ist, dass man einst zusammen gebaut hat. Nun soll er mal selber schwimmen … nur ist das Ufer schon lange nicht mehr zu sehen.
Natürlich sorgt der aktivierende Sozialstaat erstmal dafür, dass man alle Ressourcen, die zuvor mühselig angespart wurden, für die Ernährung verbrauchen muss – nachher käme man noch auf die Idee, sein eigenes Kapital in ein eigenes Unternehmen zu stecken.
Die Verantwortung der Fehlentwicklungen der Volkswirtschaft der letzten 200 Jahre zugunsten des Kapitals, der Regierung und einer sterbenden Industrie darf der von allem isolierte Mensche auf einmal völlig allein übernehmen. Anders als Regierung und Industrie bekommt er jedoch keine Kredite, mit deren Hilfe er seine Probleme erstmal selbst lösen könnte. Auch die Rückzug in Gemeinschaftsprojekte wird ihm verwehrt: die staatliche Etablierung von „Bedarfsgemeinschaften“, die umgehend für ihn die Verantwortung übernehmen müssten, blockiert jede soziale Initiative, die wirtschaftlich erfolgreich sein könnte.
Banken, Maschinen, Regierung auf der einen Seite … auf der anderen Seite der Mensch in einem Käfig voller Menschen, die seine Feinde sein sollen – einem Käfig, für den man auch noch Miete zahlen muss.
Die Rettung naht durch … US-Konzerne und das US-Verteidigungsministerium. Letzteres fing an, die Rechner der Universitäten zu verknüpfen … was die Geburt des heute bekannten Internets nach sich zog. Was die sozialistische Internationale nicht fertig brachte, gelang Facebook: alle Menschen auf der Welt fanden einen Ort, wo sie sich vernetzen konnten, sich von ihrem Leben erzählen und Einblicke in ihren Alltag erlauben konnten.
Was sie noch konnten war: Geschäfte miteinander machen. Das erlaubte der US-Konzern E-Bay – oder auch der US-Konzern Amazon, der mit seinem Marktplatz einen regen Gebrauchtwarenhandel eröffnete. Für die isolierten, von Medien und Wissenschaft als Konkurrenten gegeneinander aufgehetzten und von Staat und Wirtschaft verstoßenen Menschen ein enormer Segen: trotz sozialer Hasskampagnen durch Medien und Politik konnten sie wieder Gleichgesinnte finden, sich über alle sozialen, wirtschaftlichen und politischen Grenzen hinweg kennenlernen und vor allem: Geschäfte miteinander machen. Dort, wo der Staat Armut befahl, halfen E-Bay und Amazon mit einer adäquaten Ausstattung an Gebrauchtgütern, erlaubten Preise, die Staat und Banken ein Dorn im Auge waren und ermöglichten die ersten Schritte zur Rückeroberung der Volkswirtschaft zu einer Wirtschaft von dem Volk für das Volk … und bekämpften so erfolgreich die Folgen der staatlich verordneten (und durch das Versagen der Wirtschaft möglichen) Armut, die in Deutschland – bezeichnenderweise – von einer Allianz von „Linken“ und „Grünen“ in Gesetze gegossen wurde.
Merkt man langsam, wie konfus der gebildete Altlinke sein muss? Die Klassenfeinde von früher helfen jenen, mit deren Hilfe man dereinst selbst die Macht im Staate erobern wollte – und oft genug erobert hatte. Während man selbst sich perfektionierte im Reden gegen die Armut, zeigten andere, wie leicht man durch Taten gegen die Armut zum Volksheld werden konnte.
Doch es wird noch schlimmer: der Kampf der Finanzwirtschaft gegen Volk und Realwirtschaft gebiert eine ganz neue Kaste von Armen: die Unternehmer – jene Leute, die von sich immer behauptet haben, sie würden den Reichtum erstmal schaffen, den Linke nur verteilen wollen. Nun – nicht jeder Unternehmer ist gleich „Unternehmer“. Aldi, Lidl, Norma, Netto wurden so groß, weil … sie unbegrenzte Kredite aus der Finanzwirtschaft bekamen – von Geldern, die sich die Banken von kleinen Anlegern mit viel Lug und Trug eingeeignet hatten oder durch Staatsmacht einfach zugeteilt bekamen.
Mal ehrlich: wie mächtig wären denn „Banken“, wenn die Firma das Gehalt noch in Form einer „Lohntüte“ austeilen würde? Erst die bargeldlose Lohnzahlung hat denen doch Bilanzen beschehrt, die sie hemmungslos beleihen konnten – und beliehen haben: man denke nur an die enormen Zinsgewinne durch die tagelange Einbehaltung bzw. Verspätung von Zahlungen. Ja – Banken haben verstanden, sich ein bedinungsloses Grundeinkommen zu verschaffen, von dem andere nur träumen können.
Da wird der Linke nun endgültig konfus: wieso denn arme Unternehmer?
Nun – infolge des „Kauftkraftverlustes weiter Teile der Bevölkerung“ (siehe die auf Mitttelstandsberatung spezalisierte Unternehmensberatung Unitcell in einer Präsentation aus dem Jahre 2013) – eine Aussage, die man so nur noch in der Wirtschaft findet, für alle anderen gesellschaftlichen Gruppen gilt die Regierungsparole „DEUTSCHLAND GEHT ES GUT!“ – rutschen immer mehr Unternehmen ins Minus. Die Armutsförderung der Regierung treibt die Kunden vom Mittelstand fort in die Hände der großen Konzerne, die dieser Armut konsequent entgegen treten. Aktuell warnt Unitcell davor, dass der Automobilvertrieb bald vollständig aus dem Internet erfolgen wird.
Das führt dazu, das der Automobilhandel – eine Säule des Mittelstandes – ROTE ZAHLEN schreibt. Für linke Nicht-Unternehmer formuliere ich das gerne auch um: man ARBEITET ein Jahr … und bekommt dafür eine RECHNUNG. Da ist jeder Hartz IV-Abhängige reicher, denn der schreibt wenigstens schwarze Zahlen (obwohl sich auch das ändert: auch hier werden Kredite immer üblicher, um die laufenden Kosten zu decken – siehe BZ-Berlin).
Müssen nun Linke auf Mittelstandstagungen, um arme Händler vor reichen Arbeitslosen zu schützen – gegen die Interessen der „Arbeiter“ in großen Konzernen? Ja – die „Konzernarbeiter“ mit Gehältern, die über den Gewinnen vieler Unternehmer liegen, stehen auf einmal auf der anderen Seite – der Seite der Reichen, die ihnen den „guten“ Lohn beschehren. Dort wählt man CDU und FDP, weil das „gut für die Wirtschaft“ ist. Außerdem bekommt man vom Automobilkonzern billige Jahreswagen, die man in der ganzen Verwandschaft mit Gewinn verkaufen kann – und der Konzern gewinnt immer, weil er sich Geld von der Bank leihen und sich mit dem Geld Gewinne einfach kaufen kann … zur Not als komplette Unternehmen, die auch schon mal größer sind als man selbst.
Wo steht da nun der Linke?
Arbeitet beim Staat, bleibt im Kaffee, trinkt Rotwein und wiederholt lieber die Parolen der Vergangenheit. Die Gegenwart ist ihm zu kompliziert – da retten Konzerne die Armen vor den Verarmungswünschen der Regierung – und vernichten nebenbei den deutschen Mittelstand, gegen den man früher so schön demonstrieren konnte, weil er ein Gesicht hatte. Das führt zu immer mehr Arbeitslosen, deren Armut wieder die Konzerne groß macht: mit wem soll man denn da noch groß Revolution machen – und wofür?
Wie sich zeigt, hat sich das Konzept „Staat“ als zu schwach erwiesen, um gegen geballte Kapitalmacht angehen zu können: wozu also noch Revolution? Nur damit andere Köpfe die Befehle des Kapitals ausführen?
Da können einem nicht nur Linke leid tun – im Prinzip versteht die ganze Gesellschaft nicht mehr, wie sie sich positionieren soll. Die Herausforderungen des 21. Jahrhundert sind doch größer als gedacht – und 200 Fernsehkanäle helfen einem da auch nicht weiter, oder?
Dienstag, 16.10.2012. Eifel. Ich bin gehalten, nicht darüber zu sprechen, aber … deutsche Soldaten bereiten sich auf den Krieg vor. Während die politische Kaste noch milde tönt, gehen bei Bundeswehrsoldaten vor Ort ganz andere Gespräche um: die Situation an der türkisch/syrischen Grenze stellt für die Nato den ultimativen und alternativlosen Bündnisfall dar. Während die Berufspolitiker noch hilflos mit den Händen rudern, ist dem kleinen Krieger vor Ort schon längst klar, wohin die Reise geht, wenn keiner den Erdogan bremst: die Nato ist im Krieg. Im Prinzip – rein rechtlich – schon jetzt. Nietzsche sprach im 19. Jahrhundert davon, das sich große, unheimliche Dinge zusammenballen, die zu einer riesigen Explosion führen werden, wenn sie keiner bremst. Es bremste keiner – wir bekamen die schlimmsten Kriege der Menschheitsgeschichte. Nietzsche sprach auch gerne von dem natürlichen Recht des Stärkeren und benutzte gerne das Bild vom Adler, der das Lamm riss. Wäre interessant zu wissen, wie er den Aufmarsch der chinesischen Flotte vor japanischen Inseln (siehe Spiegel) interpretiert hätte: darf der chinesische Adler dort die Lämmer reißen … oder darf der japanische Adler sie behalten? Nun – in Deutschland selbst ist die Sachlage klar: die Stärkeren eleminieren die Schwächeren. Eine ganze Behörde wurde zu diesem Zwecke aufgebaut.
Voller Stolz verkündet diese Behörde den erfolgreichen Einsatz der grausamsten Kriegswaffe gegen unbewaffnete Zivilisten, die zudem meist arm, alt, krank oder ungebildet sind. Diese Waffe ist der Hunger, der selbst stärkste Armeen und als uneinnehmbar geltende Festungen bezwingen kann – um wie viel mehr wirkt er erst recht gegen arbeitslose, aus der Gesellschaft vollkommen ausgegliederte Menschen. Bald, so meldet das Ministerium für Untermenschenreduzierung, wird man jeden Arbeitslosen mit Sanktionen überzogen haben (siehe Welt) – will heißen: Hunger, Kälte und Obdachlosigkeit preisgegeben haben, aber wir modernen Menschen drücken das vornehmer aus. Da lassen wir nichts auf uns kommen: die Sprache bleibt fein, selbst wenn die Tat grausam und unmenschlich ist.
Die Sanktionen erreichen auch neue Qualitäten, der Endsieg gegen die Arbeitslosigkeit fordert halt ihren Preis: fort ist die alte Garantie des wohlverdienten Eigentums. In Seelow wurde jetzt dem ersten Hausbesitzer Hartz IV gestrichen (siehe Märkische Oderzeitung), weil … na ja, die halt ein Haus haben. Das kann man ja verkaufen – jedenfalls in der Theorie. In der Praxis ist ein sanierungsbedürftiger Altbau im Osten nicht den Bruchteil von dem Wert, was das Jobcenter sich erträumt – aber darum geht es ja gar nicht. Hauptsache, man war mal wieder kreativ und hat zwei weitere Hartzis von der Payroll streichen können.
Na, sollen die beiden doch glücklich sein: Häuserkauf, des deutschen liebstes Kind, ist laut Managermagazin zu einem völlig unkalkulierbarem Risiko geworden. Deutschland ist kein Land mehr, in dem man einfach so wohnen kann – und führende Konzerne arbeiten daran, das es hier bald noch viel teurer wird, weil wohnen in Deutschland einfach noch viel zu billig ist (siehe Handelsblatt).
Natürlich wäre der Terror nicht komplett, wenn nicht auch der Strom abgedreht wird. Immerhin sind wir eine moderne Industrienation, die sich auf die Wunder der Technik dummerweise vollkommen verlassen hat und deshalb auch bald vollkommen verlassen dastehen wird, denn die Rekordstrompreiserhöhungen von gestern sind noch harmlos im Vergleich zu dem, was morgen kommen wird: 300 Milliarden Euro will die Politik nun noch vom Konsumenten abgreifen (siehe Welt), der Rössler droht gar mit der Totalabschaltung als Massensanktion für Kernkraftkritiker (siehe Yahoo). Ausgenommen hiervon sind nur …. die großen Konzerne. Sie brauchen nicht mehr zahlen – sie kriegen sogar etwas geschenkt, siehe Junge Welt
Gleichwohl soll 2013 die Liste der Begünstigten auf absehbar über 2000 Firmen anwachsen. Ihr Urteil?
Daran zeigt sich einmal mehr, wie stark die Lobby der Großindustrie ist und wie schwach die des Mittelstandes und der privaten Verbraucher. Erst zum Jahresende 2011 hat die Bundesregierung dafür gesorgt, daß Großkonzerne mit hohem Stromverbrauch keine Netzentgelte mehr zu zahlen haben. Auch dafür muß der Normalverbraucher die Zeche zahlen. Auch das widerspricht dem Gleichheitsgrundsatz und dem der Kostengerechtigkeit, und ist wie im Falle der EEG-Befreiung eine gesetzeswidrige und ungenehmigte Beihilfe für die Großindustrie. Und die bewirkt im übrigen, daß von den betroffenen Unternehmen der Druck für höhere Energieeffizienz genommen wird.
Kein Wunder, das die Existenz dieser Zeitung extrem gefährdet ist (siehe Offener Brief an die Mitarbeiter) – so etwas darf man in Deutschland, dem Schweinetrog der Konzernwelt, halt nicht ungestraft veröffentlichen.
Da der deutsche Bürger (inzwischen vom Arbeiter völlig zum bloßen „Verbraucher“ degeneriert und herabgewürdigt) aber keine Milliarden in den Taschen hat, mit denen er die Geldgier der Konzernbüttel permanent befriedigen kann, droht ihm Armut auch ohne Arbeitslosigkeit – vor allem im Alter. Der Kaufkraftverlust der Rentner beträgt jetzt schon 20% (siehe Rentnernews), die staatliche Einheitsrente auf Hartz IV-Niveau droht allen jetzt Fünfzigjährigen – selbst, wenn die sich jetzt noch sicher wähnen.
Ein Jahr Arbeitslosigkeit – und das Haus ist weg. Musste womöglich mit Schulden unter Wert verkauft werden, weil das Jobcenter sich verschätzt hat – so etwas soll bei ehemaligen Friedhofsangestellten ja schon mal vorkommen. Gut, darüber sollte man keine Witze machen – immerhin liegen Friedhof und Jobcenter immer weniger auseinander, wer dort aufschlägt, ist sinngemäß schon auf dem sozialen Friedhof angekommen und wird kompetent und stringent weiterbefördert.
Führt man sich diese soziale Lage mal ungeschützt konzentriert vor Augen, so fragt man sich: warum brennen hier noch nicht die Regierungssitze? Die deutschen Bürger werden systematisch ausgenommen – so fühlten sich dereinst Städte, die von plündernden Wikingerhorden belagert wurden. Ein Drittel der Deutschen kann muss aus Geldmangel auf Arztbesuche verzichten (siehe Mittelstandsnachrichten) und die Innenstädte verwandeln sich zunehmend in lebensgefährliche Zonen (siehe Welt), für die man bald noch Eintritt in Form einer Maut bezahlen soll: das ist doch unter normalen Umständen alles untolerierbar?
Die Antwort darauf ist einfach: die Bürger haben Angst. Wie 1937. Die Deutschen haben da sogar besonders Angst, denn in diesem Land fanden sich schon mal ungeheuerliche Allianzen von Konzernen, Politikern, Soziopathen und krankhaften Asozialen zusammen, um industrielle Menschenmassenvernichtung zu perfektionieren – und jeder hat in der Schule gelernt, das „der Schoß noch fruchtbar ist, aus dem das kroch“.
Der Schoß gebiert gerade das neue Ungeheuer – und alle verkriechen sich in ihre vier Wände und hoffen, das das Elend im Bildschirm bleibt, vor dem sie jedes Jahr immer länger hocken, weil die Welt dort draußen – unsere natürliche Alltagswelt – immer gefährlicher geworden ist. Das das bewußt produziert wird, ist kein Geheimnis: Professor Butterwege äußerst sich klar dazu (siehe Kritisches-Netzwerk):
Fest steht: Altersarmut stellt weder ein Zufallsprodukt noch ein bloßes Zukunftsproblem, sondern eine bedrückende Zeiterscheinung dar, die politisch erzeugt ist. Sie trifft hauptsächlich Opfer der neoliberalen Reformen und Menschen, die für den Wirtschaftsstandort „nutzlos“ sind, weil sie wirtschaftlichen Verwertungsinteressen nicht oder nur schwer zu unterwerfen sind. Armut ist für alte Menschen besonders deprimierend, diskriminierend und demoralisierend, weil ihnen die Würde genommen und ein gerechter Lohn für ihre Lebensleistung vorenthalten wird. Darüber hinaus wirkt Altersarmut als Drohkulisse und Disziplinierungsinstrument, das Millionen jüngere Menschen nötigt, härter zu arbeiten und einen wachsenden Teil ihres mühselig verdienten Geldes auf den Finanzmärkten anzulegen, um durch private Vorsorge einen weniger entbehrungsreichen Lebensabend verbringen zu können.
Das ist „politisch erzeugt“.
Der Staat ist Feind geworden.
Na, das geht ja jetzt nicht, wird man sagen, wir sind doch Demokratie!
Leider nein. Wir sind Postdemokratie – und wählen auch so unsere Führer, siehe Ossietzky:
Demokratietheoretisch ist die Erhebung Peer Steinbrücks zum sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten ein aufschlußreicher Vorgang, wobei hier der Begriff Postdemokratie treffender ist. Die Mitglieder und die verschiedenen Organe der Partei, bis hin zum Parteivorstand und Bundesparteitag, waren an dem Auswahlverfahren nicht beteiligt.
So wird der Mann mit den meisten Nebeneinkünften (d.h. mit den besten Bezahlungen durch Konzerne) der Reservekanzler, falls die Deutschen mal die Merkel satt haben. Politisch gesehen wird sich für uns dann nichts ändern – aber man kann uns noch etwas länger hinhalten.
Wer sich dieses kleine Bild betrachtet, kann erkennen, wie wenig Konzerne unsere vielfältige kunterbunte Konsumwelt bestimmen: hinter vielen großen Marken stecken gerade nochmal zehn Konzerne. Die ziehen uns unser Geld aus der Tasche, vermehren es an den Börsen, kaufen davon für sie günstige Politik ein, die wiederum wir bezahlen. Das ist nicht mehr Marktwirtschaft, das ist die Herrschaft einer wirtschaftlichen Oligarchie.
Das weiß auch jeder.
Nicht umsonst kann man inzwischen sogar in der renommierten Zeit nachlesen, das ultralinke Politikerinnen wie Sarah Wagenknecht in Unternehmerkreisen als Referentinnen geschätzt werden:
Wie junge Unternehmer die Linke Sahra Wagenknecht lieben und das System hassen lernten.
Es sind nicht nur junge Unternehmer. Der typische Unternehmer und Selfmademan hat nichts gemein mit den Konzernschranzen, die sich gerne an seinem Lebenswerk mit geliehenem Geld bereichern, in dem sie sein Unternehmen kaufen und so seine Leistung in ihren Bilanzen stehen haben. Noch nie – so scheint es – gab es eine so breit aufgestellte Bewegung gegen die postdemokratische, oligarchische und asoziale Kaste von Funktionsträgern, die in Deutschland eine erfolgreichen Putsch zu ihren Gunsten durchgeführt hat.
Wie kann es da sein, das die Deutschen Angst haben? Zuviel Nietzsche gelesen?
Vergleiche aus dem Tierreich sind immer eine Katastrophe, das weiß man seit Nietzsche, auch wenn sozialdemokratische Minister Arbeitslose gerne als Schädlinge bezeichnen. Nun – der Bildungsgrad von Sozis wurde schon früher angezweifelt.
Bleiben wir aber spaßeshalber bei dem Adler und dem Lamm … und denken uns eine Herde von Schafen. Von intelligenten Schafen, die sich ein Lammmodell basteln, es mit Sprengstoff füllen und einen Fernzünder anbringen. Der der Adler sich gerne schwache Lämmer mutig vom Rande der Herde greift (sich also ganz neoliberal gebärdet), kann man sein trojanisches Lamm gezielt etwas weiter entfernt abstellen: der Adler wird sich garantiert dieses scheinbar schwächste Glied greifen.
Nach dem lauten Knall in hohen Lüften: wer ist dann der Stärkste im Land?
Der Sieger, ganz einfach. Die lieben Schafe, weil sie solidarisch zum Schutze der Schwächsten unter ihnen zusammengearbeitet haben, was die Lebensqualität aller schnell und dauerhaft erhöht.
Siegen kann aber nur der, der den Kampf annimmt und den Krieg ernst nimmt – bevor noch der heiße Krieg mit Syrien und China ausbricht. Der heiße Krieg mit China?
Nun, schauen wir doch mal, wie der deutsche Bundestag in kritischer Situation reagierte (zitiert nach German Foreign Policy)
Unter dem Beifall des Bundespräsidenten sowie deutscher Regierungsmitglieder ruft der Träger eines prominenten deutschen Kulturpreises zur Zerschlagung Chinas auf. China sei ein „Müllhaufen“, es müsse „auseinanderbrechen“, verlangt der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu, der in der Bundesrepublik lebt und am Sonntag den prestigeträchtigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat. Seine Dankrede, in der er zur Zerschlagung seines Herkunftslandes aufrief, wurde von Bundespräsident Gauck sowie weiteren Amtsträgern mit lautem Applaus quittiert.
Wäre ich Chef von China, würde ich mir denken: die wollen mir insgeheim an den Kragen.
Es wird also Zeit, den Dilettanten in der Berliner Quasselbude bei ihrer Arbeit zu helfen: der Erhöhung des Lebensstandards der Mitmenschen in Deutschland, der zunehmenden Sicherung vor Lebensrisiken, der Neueinführung der freien Marktwirtschaft bei gleichzeitiger Eliminierung aller oligarchischen Strukturen in der Wirtschaft, die Rückkehr zu einer friedlichen und friedensstiftenden Aussenpolitik und dem Schutz des Bürgers vor kriminellen Elementen in Wirtschaft und Politik – selbst auf die Gefahr hin, das die dann keine Superprofite mehr durch Leihsklavenarbeit, „giftige“ Geldanlagen oder doppelte Provisionen (siehe FTD) mehr generieren können, um damit die Vorträge der politischen Kaste zu finanzieren.
Schließen wir uns also der von Rolf Hochhuth geforderten sozialen Revolution an, siehe Humanicum:
Eines der intellektuellen Schwergewichte Deutschlands ruft zur Revolution auf, “weil parlamentarische Beschlüsse nichts bringen”.
Immerhin haben jetzt schon elf Leser dieser Revolution zugestimmt.
Was uns blüht, wenn wir den Revolutionstermin verpennen? Armut, Hunger, Krieg und Not … und wir kriegen „auf die Fresse“, wie die Jungs in England, siehe Hintergrund:
Gymbox, ein Fitness-Center für Reiche, bietet einen Kurs für „Proll-Bekämpfung“ an: „Mies gelaunte Chavs brauchen keine Verwarnung, ihnen gehört die Fresse poliert“, meint der Besitzer. „Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht mit Sandsäcken und Holzbrettern, schlagen Sie lieber einem Proll die Zähne ein.“
Das sollte man ernst nehmen: die britischen Eliteclubs sind bekannt für ihre Aggressivität, einfach mal Premier Cameron fragen, der war in einem: die netten, liebenswerten Globalisierungsgewinner kann man hier studieren.
Dort wird der Menschentypus ausgebrütet, der später mal in Parteien, Firmen und Verwaltung oberste Führungspositionen besetzt und von dort aus seinen ekelhaften Charakter vervielfältigt, sich zum Adler über die Lämmer aufschwingen will. Wenn wir diesen Typus nicht stoppen, werden wir auch das „Rentnerklatschen“ der Zukunft nicht verhindern können. Solange solche Typen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft unterkommen, brauchen wir uns nicht über Meldungen zu wundern, die die Entvölkerung ganzer Inseln im Auftrag der Finanzwelt beschreiben (siehe theintelligence).
Wir können also warten, bis man uns die Fresse poliert, uns als „Kosten auf zwei Beinen“ ins Ausland zur Endlagerung deportiert (genauso wie man ehedem aus Kostengründen die Arbeitsplätze dorthin geschafft hat), unsere Kinder bei sinnlosen Kriegsspielen verheizt – oder wir stellen uns einfach mal quer.
Muss ja nicht sofort die Guillotine sein.
Zuvor sollte man sich die Freundschaft der zur Drogenschutztruppe (siehe Junge Welt) mutierten Bundeswehr sichern – nach einigen Gesprächen kann ich euch versichern: die wollen auch nicht länger krepieren … und erst recht nicht in einem von dummen, dicken, einfältigen und asozialen Konzernbütteln im Parlament angeleierten Krieg verheizt werden.
Ganz zuvor jedoch … wird man dem Bürger die Angst nehmen müssen, in dem man ihm mal wieder deutlich klar macht, wer der Stärkere ist: nicht der, der sich selbst für einen Adler hält, der straflos Lämmer schlachten darf, sondern diejenigen, die sich zu einer solidarischen Einheit zusammenschließen: so hat die Menschheit Mammut, Säbelzahltiger und Höhlenbär eine empfindliche Lektion erteilt (und hatte nebenbei lecker Essen).
Das geht ganz schnell: Bürgerparlamente gründen, alle Steuerzahlungen auf das neue Parlament umleiten, das Kommando über Militär, Polizei und Rundfunk übernehmen und dann den bankrotten maroden Reststaat einfach abwickeln. Steinbrück und Merkel können dann von mir aus Putzstellen kriegen – mehr traue ich denen nicht zu. Schon 2014 könnten wir wieder in einem Land leben, das sich unter dem Motto „Gemeinschaft macht stark“ von den asozialen Eskapaden seines Vorgängersystems verabschiedet und zu einem neuen, vielbewunderten, re-demokratischem Vorbildstaat wird – mit ganz vielen Freunden auf der Welt, einem Land, in der der Fähige wieder Karriere ohne Beziehungen machen kann, in dem findige Unternehmer zu Reichtum und Ruhm kommen, weil sie Wohlstand für alle schaffen (anstatt sich am Wohlstand aller zu bereichern und alle in die Armut zu treiben) und Politiker aus Leidenschaft und Idealismus auch ohne fetteste Diäten Politik machen – einfach weil es jemand machen muss, wie auch Feuerwehrleute, Krankenpfleger, Altenbegleiter und Polizisten ihren Job machen müssen. Was wäre das für ein Land – in dem die Regierung dafür sorgt, das Strom, Wohnen, Benzin und Essen bezahlbar bleiben – was ja auch durch ein Preismoratorium geschehen kann.
Möglichkeiten gäbe es genug, in einem Land, wo Linke und Unternehmer Hand in Hand arbeiten können, ist nichts unmöglich, da lassen sich genug Gewinne für beide Seiten herausschlagen, von denen alle was haben, da lässt sich ein ganz neues leistungsfähiges Deutschland entwickeln, das allerdings dann leider nicht mehr als Geldkuh für Goldman-Sachs, McKinsey oder McDonalds zur Verfügung stehen kann.
Schade auch.
Oder aber – wir lassen alles so wie es ist und lassen uns weiter von den Reichen „die Fresse polieren“ – bald auch im Rahmen der Bündnisverpflichtungen in China.
Noch haben wir die Wahl – noch haben wir keinen vom deutschen Reservistenverband unterstützten Hitler vor der Nase.
Also – wie geht es jetzt weiter?