Meine Katze frisst zwar keine Nüsse, aber sie hat einen Heidenspaß daran, mit Nüssen Katz-und-Maus zu spielen. Bevor die Nuss, die ich schon vor einiger Zeit geknackt und beiseitegelegt habe, in ihre Krallen gerät und zu Sägespäne verarbeitet wird, schnippe ich sie also lieber ins Netz.
Die Evolution hat ja nun ihren vorläufigen Höhepunkt hervorgebracht: Den Gutmenschen 4.0. Er erlaubt es sich zwar aus CO2-Gründen nicht, eine Katze zu halten so wie ich Bösmensch, aber er hat kein Problem damit, in seinem Wohnzimmer eine mehrere Meter lange und oberschenkeldicke Anakonda zu mästen, mit der er sich auch jeden Abend vor der Umnachtungsschau („Tagesschau“) in den Schlaf wiegt.
Was habe ich mich doch selbst empört, als dieses Wort „Gutmensch“ aufgetaucht ist. Dachte damals: Will man denn jetzt wirklich die ums Gute bemühten Menschen verächtlich machen? Inzwischen ist einiges Wasser den Bach runtergeflossen und ich sehe nun klarer, was der Pudelkern dieses „Guten“ ist. Gutes, für das man ja heute – im Gegensatz zu Freiheits-, Friedens- und Menschenrechtsaktivisten früherer Zeiten – vollkommen ungestraft und mit vollem Rückenwind eines Systems, das Jean Ziegler als „kannibalisch“ bezeichnet, streiten und demonstrieren darf. Man bekommt vom System sogar Busse, Förderbudgets, Konzerttickets und Gratiseis zur Verfügung gestellt, um sich im Namen des „Guten“ zusammenzurotten und das „Böse“ zu bekämpfen: die Fortschrittsfeinde, die sich dem Guten und Gernen Leben in einer (neo)liberalen, digital transformierten, grenzenlosen, gegenderten und gechippten Smart City Gesellschaft verweigern, in der frei nach Thomas Hobbes jeder Mensch die Freiheit besitzt, des anderen Menschen Wolf zu sein.
Dass der politisch korrekte sogenannte „Gutmensch“ in Wirklichkeit nur ein Produkt der Kirche ist (deren Nachfolgeorganisation „Wissenschaft“ heute nahtlos alle kirchlichen Funktionen samt Inquisitionsapparat und päpstlichem Unfehlbarkeitsanspruch übernommen hat) und dass dieser Gutmensch in Wirklichkeit das regelrechte Gegenteil eines selbstbestimmten, mündigen und kreativen Menschen ist, der im Leben Neues und Nachhaltiges schaffen kann – um diese schmerzhafte Erkenntnis zu vermeiden, wird der Gender Madstream Surfer / Astroturfer alles tun: kratzen, beißen, spucken, geifern …
Er will der Welt Gutes tun und endlich alle Diskriminierung beenden. Doch wehe: Wenn man nicht dasselbe denkt wie der Gutmensch … ja dann wird man ihn kennenlernen, diesen Gutmenschen!
Der Gutmensch dient dem System und glaubt unbeirrt an die gute Sache, die dieses System zu sein vorgibt, selbst wenn ihm von diesem System bereits selbst das Fell über die Ohren gezogen wird und er den Abgrund vor sich sieht. Aber dieses gute und gerne System hat einen solch gewaltigen Sog, dass er sich ihm kaum entziehen kann. Was den Gutmenschen besonders begeistert: Er darf im Gender Madstream eines hochprofessionellen Meinungs- und Empörungsmanagements sogar für oder gegen etwas anbrüllen, ohne deswegen persönliche Folgen befürchten zu müssen, so wie das in der Geschichte bisher immer bei Freiheitskämpfern der Fall war. Der Gutmensch wird bei seinem neoliberalen Aktivismus sogar den vollen Rückenwind des Systems und der herrschenden Lehre des Infotainmentsystems von Medien, Regierung, Thinktanks, PR-Agenturen, Presssprechern, wissenschaftlichen Experten & sonstigen Talkmastern genießen. Dass er in diesem Karussell des Konsensmolochs (© Wolf Reiser) in Wirklichkeit einen Bärendienst erweist und nur als willkommener nützlicher – sagen wir Funktionär, um nicht das Vulgärwort Idiot strapazieren zu müssen, dazu beigetragen hat, dass die noch verbliebenen Umwelt- und Humanressourcen nun von konzernwirtschaftlich akkreditierten „Experten“ nach „streng wissenschaftlichen, evidenzbasierten“ Kriterien ausgeschlachtet werden können … diesen Gedanken muss der Gutmensch mit aller ihm zu Gebote stehender Kraft energisch verdrängen. Wie soll er/sie/es sonst abends noch abhängen und downchillen können? Noch dazu, wo die Morphine der Umnachtungsschau („Tagesschau“) trotz Steigerung der Dosis immer mehr an Wirkung verlieren?
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Als Kind bin ich auf einem Bauernhof aufgewachsen, auf dem das ganze Jahr über Fallobst gesammelt und in eine große Tonne geworfen wurde. Wer den Deckel dieser Tonne aufhob, musste sich vorsehen: Es war eine übel stinkende Maische, die da vor sich hingärte und darauf wartete, am Ende des Jahres zu Schnaps gebrannt zu werden.
Da das Jahr nun zu Ende geht, dachte ich mir, es wäre wieder einmal Zeit zum Destillieren. Denn das Fass, das ich dieses Jahr mit Fallobst gefüllt habe, stand kurz vorm Bersten. Der von Gärgasen prall nach oben gewölbte Deckel ließ befürchten, dass das Fass schon demnächst aus den Fugen und der Deckel durch die Decke geht. Wenn ich noch länger zuwartete, dann könnte es womöglich zu spät sein.
Kurzentschlossen machte ich mich also heute morgen mit Gummihandschuhen und Atemschutzmaske ans Werk, schaufelte alle meine bisherigen Erkenntnisse über Politik, Gesellschaft und Medien in einen Kessel, ergänzt um Maische aus den jüngsten Wahrnehmungen dieses Jahres aus Maischbergers, Wills und Illners Talkpflaumenshows, zum Armageddon gegen Russland mobilisierenden Tagesschaupflaumen, Südtäuschen Wasserleichen, transatlantischen Maasmännchen, Konfetti und Faschingströten aus dem Relotius-Narrenspiegel, Guten und Gernen Kanzleransprachen, Dschungelcamp, dazu Pflaumenmaische aus Dieter Bohlens Schrillkreischevents, Heidi Klums Drag Queen Kacke, Greta, Rezo, Porno-Katja & die 90 Super Youtuber, Böhmermanns kecke-leckeren Dünnpfiffwürsten, Klaas Clevers All-Inclusive-Porsche und sonstigen selbstfahrenden SUVs und VIPs mit künstlicher Intelligenz, jeder Menge Evidence Based Bullshit, Altmaierreifen, Jokers Revival und Freddy Kruegers Astroturf-Schaumparty und einer Jungen&Naiven Millionen-Community im Winkepuh-Modus, die sich beim Konsum all dieser Produkte sehr schlau vorkommen und grenzenlos Spaß haben darf …. dazu das weitgehende Versagen unserer Intellektuellen, die wirklichem Denken mittlerweile sehr abhold sind, aber gut und gerne auf jeden Faschingszug aufspringen, auf dem bunte Emotionsluftballons und „garantiert nazifreies“ Gratiseis verteilt werden etc. – all dieses Fallobst habe ich also zu einem kleinen Gläschen Schnaps destilliert.
Was aus dem Zapfhahn des Branntweinkessels herausgekommen ist, ist meine bislang kürzeste Umschreibung für das Gefährt, in dem wir uns derzeit befinden und mit Volldampf auf den Grand Canyon zufahren: in einem SELBSTINFANTILISIERENDEN PERPETUUM MOBILE!
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