Kapitalfaschismus

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Steve Geshwister – ein Nachruf. Für Millionen. Und Künstler in Deutschland

SteveGeshwister Hinschmeissfliege

SteveGeshwister Hinschmeissfliege

Montag, 6.6.2016. Eifel. Es gilt wieder, einen Nachruf zu verfassen. Ob jemand gestorben ist? Das weiß ich nicht. Kann es auch nicht ausschließen. In meinen Augen jedoch: ja. Bleiben wir doch mal beim Thema: Tod. Eins der Tabuthemen unserer Gesellschaft, eins, zu dem ich keine Lust mehr habe, etwas zu schreiben: zu dicht sind im Jahre 2016 die Informationen über „Nahtodeserlebnisse“, zu übereinstimmend und mit hochkarätigen Zeugen besetzt, als dass ich noch Laune hätte, mir dieses „danach kommt ganz sicher nichts“ noch länger anzuhören – es wäre so, als würde man mir verkaufen wollen, dass die Erde eine Scheibe ist. Natürlich ist dies ein politisches Tabu: wer die Überzeugung hat, dass seine Seele ewig währt (und Verantwortung für ihre Taten übernehmen muss – wenn auch nur vor sich selbst, aber nach Maßstäben, die man selbst nicht setzt), kann schnell dazu führen, dass man seinen Leib auch mal für „Widerstand“ einsetzt anstatt dem üblichen „friss Steaks und Hummer, solange du noch kannst“ zu folgen.

Diese Überzeugungen sind so alt wie die Menschheit selbst (so gut wie wir das heute eben nur sagen können) und oft missbraucht für totale Herrschaftsausübung (wie so viele andere Anschauungen auch: wie viele Verbrechen werden allein gerade im Namen der „Freiheit“ durchgeführt – wodurch jedoch die Freiheit als solche nicht schlecht wird und Zwang nicht gut), es ist nur eine winzige Minderheit im Kosmos des Menschseins, die der aktuell modernen Religion des Nichts folgt – die gleiche Minderheit behauptet auch, dass wir – auf einem sehr, sehr jungen Planeten weit ab vom lichtvollen Zentrum der Galaxis lebend – die einzige mit Intelligenz begabte Art des Universums seien, ohne zu realisieren, dass eine Art, die ihren eigenen Planeten vergiftet, genug Atombomben hat, um ihn 200 Mal zu verwüsten und den ganzen Tag damit beschäftigt ist, sich selbst das Leben schwer zu machen, auf der Skala galaktischer Intelligenz weit unter dem Komodowaran steht – und deshalb nicht mit intergalaktischem Botschafteraustausch rechnen darf.

Obwohl die Fortexistenz von „Bewusstsein“ (aber nicht im Sinne des kleinlichen „Ich“ verstanden, das sich so gut auf Börsenoperationen, Steuervermeidung, Sanktionen und andere Angriffskriege versteht) in nahezu allen Kulturen vorhanden war – auch in den allerältesten, die noch mehr dem Instinkt als der Verführung folgten – mochten alle den Tod nicht sehr. Einerseits ist der Prozess des „Sterbens“ nicht angenehm: Millionen von Zellen schütten Botenstoffe aus, die den Geist betrüben – ihr Ende ist gewiss und sie erfüllen ihr Programm, den Geist zu warnen, dass Gefahr droht. Ihnen fehlt das Bewusstsein der Sterblichkeit, sie machen ihren normalen Job bis zum Ende und senden häßliche Impulse, wenn das Überleben in Gefahr ist. Es gibt aber noch mehr, was die Altvorderen stört – obwohl sie in dem Bewusstsein lebten, ewig zu sein – und in dem Bewusstsein, dass dort die „Ewigen Jagdgründe“ auf einen warten – erstmal, als Kur, zur Erhohlung.

Was sie noch störte: die Abwesenheit eines geliebten Menschen, mit dem man nicht mehr interagieren kann – es sei denn, gewitzte Schamanen durchbrechen die Mauer zwischen den Welten, um ein paar Worte auszutauschen (wovor oft gewarnt wurde … wegen „Nebenwirkungen“) … was aber für das Erleben einfach nicht dassselbe ist. Es ist der kleine Tod – den ich selbst jedesmal empfand, wenn ich zu meinen Geschäftsreisen aufbrach und die Kinderschar im Rückspiegel kleiner werden sah: das Jahrtausende alte Recht eines Vaters, seine Kinder groß werden zu sehen, wurde mir genommen, für ein paar Tage waren wieder eiskalte Gesellen meine Gefährten, anstatt meine eigenen Kinder. Da war Trauer – auch wenn ich wusste, dass sie noch lebten … aber es fand kein Austausch mehr statt, kein Miteinander.

Das gleiche gilt für Steve Geshwister, der jetzt von uns gegangen ist. Er hat – sozusagen – die „Hinschmeißfliege“ (siehe oben) gemacht. Ob er tot ist? Nun – Steve hies nicht wirklich Steve, er hieß Jürgen (da verrate ich nichts Neues, nur ein bischen lesen und schon hat man seinen echten Namen). Und für einen solchen Jürgen, geboren 1966, fand ich eine aktuelle Todesanzeige. Der ist aber zu alt für Steve. Hoffe ich. Jürgen lebt also vielleicht noch – auch wenn er selbst genau weiß, dass „leben“ nicht die Bezeichnung ist, die man dieser Existenzform geben würde. Genau das machte ihn ja aus: den klaren Blick hinter den Lügenphrasen, einem Blick, den er in Bilder fassen konnte, Bildern wie diesem hier:

Sternbild der Hoffnung

Ja: immer noch aktuell. Die deutsche „Willkommenskultur“ läßt immer noch Menschen im Mittelmeer ertrinken – unter dem Zeichen der Flüchtlingsrettung. Gelebter Wahnsinn, unter dem ein gesunder Geist zerbrechen muss, weil großer Beifall für den Status Quo gefordert wird. „Wir helfen denen, die nicht ersaufen – und Geld genug für die Überfahrt hatten“. „Hungergames live“ – und niemanden störts – außer Steve.

Ja – Steve ist nun tot. Was Jürgen macht, weiß ich nicht. Vielleicht wieder in der Halbzeugfabrik arbeiten (siehe Nachrichtenspiegel). Er hat sich auf jeden Fall offiziell verabschiedet, wie immer in ganz feiner, liebevoller, vornehm zurückhaltender Sprache, die den feinen Geist auszeichnet, der sich selbst in aller Bescheidenheit nicht all zu sehr in den Vordergrund spielen möchte (siehe Nachrichtenspiegel):

„Oben schreibe ich von einem Auszug, doch das stimmt nicht ganz. Ich gehe einfach weg.
Eigentlich hatte ich geplant mein Konto bis zur Dispogrenze abzuräumen, bevor ich mich aus dem Staub mache. Da ist aber nichts mehr, weil mir der Kontostand immer egal war. Er ist mir egal und er wird mir egal sein. Probleme haben komischerweise immer die anderen damit. Der Vermieter zum Beispiel. Es ist die Sozialwohnungsbaugesellschaft der Stadt. Von mir aus könnte es auch irgendein Privatkapitalist sein. Es ist mir egal. Ich wende keine Lebenszeit mehr für das Verfassen einer ordentlichen Kündigung auf, es erscheint mir schlicht nicht sinnvoll. Ich verlasse einfach diesen Ort. Im Rucksack befinden sich eineinhalb Schachteln Kippen und zwölf Dosen Bier, mehr war finanziell nicht drin. Ich trage das gefälschte „England“-T-Shirt vom Vietnamesenmarkt, das vorgibt von Motörhead zu sein und dunkelbraune Cargo-Shorts, deren rechte Tasche ungewohnterweise keine Schlüssel ausbeulen, werde sie nicht brauchen. Der Sommer beginnt gerade, ich werde so schnell nicht erfrieren. Ich weiß nicht, wohin mich mein Weg führt, was mir widerfahren wird und trotzdem habe ich keine Angst. Alles was ich verlieren könnte, lasse ich zurück.
Ich überlege kurz, ob ich das Skizzenbuch und das Bündel Bleistifte, die ich bereitgelegt hatte, in den Rucksack packen soll, entscheide mich dagegen. Mir ist, wenn man es so ausdrücken möchte, die Sinnhaftigkeit bestimmter Arten menschlichen Tuns nicht mehr sehr geläufig. In einigen Augenblicken werde ich den Rechner herunterfahren, den Rucksack schultern, die knarzende Treppe heruntergehen und das Backsteinhaus, die Straße, das Viertel, die Stadt, verlassen.“

Ich selbst – hatte das viel zu spät gelesen. Bevor es darüber Gemecker gibt: ich lese ALLES. IMMER. Aber nicht alles immer sofort. Um eine Bekannte zu zitieren: „bei dem, was Du leisten musst, ist es ein Wunder, dass Du noch nicht in der Anstalt gelandet bist“. Ja: ich habe noch viele andere Baustellen als diese hier. Rechnungen, zum Beispiel. Kinder. Nachbarn. Krankheit, Ämter, Schulen. Bücher würde ich auch gerne weiterschreiben – das hat Spaß gemacht – aber ich kann nicht immer alles auf einmal machen. Und brauche viel mehr Ruhephasen als gesunde Menschen, habe trotz allem einen Textmengenausstoß, den man nur noch selten findet. Was soll ich auch machen – ich kann nichts anderes … mehr.  So kam es, dass in all´ dem Trubel (zu dem auch die Obdachlosigkeit eines mir sehr nahe stehenden Menschen gehörte) Steves Abschied erst Tage später bemerkt werden konnte … und wie er es so erzäht – brilliant geschildert wie immer – wirkt es ja auch sehr unterhaltsam, man ist geneigt, die Botschaft dahinter zu überhören … wie ernst dieser Abschied war, merkt man erst viel später, wenn man feststellt, dass alle Kommunikationskanäle gelöscht worden sind. Kein „linophil“ mehr, kein Facebook – und Mails kommen als „Error“ zurück.

Steve Geshwister ist … erloschen, samt vieler unvergleichlicher Kunstwerke.

Mich persönlich hat das sehr überrascht – trotz der mahnenden Worte, die schon lange in seinen Schriften zu finden sind. Eine seiner letzten Arbeiten war: ein Logo für den Menschenschutzbund. Ja – eine ganz alte Baustelle von mir, ein Verein, der endlich Menschenrechte mit Tierrechten gleichstellt, dem Tierschutzverein einen Menschenschutzverein an die Seite stellt. Ich weiß nicht, ob ich es verwenden darf, tue es aber einfach mal ganz frech und schiebe die Gründung des Menschenschutzbundes gedanklich wieder etwas höher auf meine „to do“-Liste – notwendig wäre er schon, sinnvoll auch – in Zeiten, wo Arbeitslose von reichen Bundestagsabgeordneten als „fauler Krüppel“ bezeichnet werden (siehe Theeuropean), wo offen über die Deportation von Arbeitslosen gesprochen wird (siehe gegenHartz), wo die „Alternative für Deutschland“ nach ersten Wahlerfolgen zeigt, dass sie gar keine Alternative ist – außer, dass sie asoziale Politik der neoliberalen Altparteien (hier – brutal viel länger arbeiten für brutal noch weniger Rente – siehe N24) mit neuem Personal durchführen möchte … um nur ein paar „Schmankerl“ zu nennen:

msbev_logo.jpg

Meine Antwort an Steve – der hier, wie so oft, sehr engagiert war – war leider nicht so schön: ich kann gerade nicht. Mir fehlt aktuell Zeit für alles. Ungern erinnere ich mich auch an meinen Vorschlag, seine Bilder mit meinen Texten zu versehen … steht auch auf der viel zu langen to do Liste, die ich jetzt wohl um ein paar Positionen streichen kann – wie die, zu überlegen, wie man den Verkauf seiner Bilder forcieren kann, denn: jetzt ist er – allen Pläne zum Trotz – völlig verschwunden. Tot – jedenfalls als Kommunikationspartner für Menschen. Vielleicht – ist er ja auch arbeiten. Ein paar Überlegungen dazu hatte er mal angestellt, hier in einem Kommentar (siehe Nachrichtenspiegel):

Bis noch vor wenigen Jahren konnte ich mit dem Begriff „innere Emigration“ nicht besonders viel anfangen. In der Auseinandersetzung mit Künstlerpersönlichkeiten, die jeweils in den Kriegsvorbereitungsjahren des ersten und zweiten Weltkriegs tätig waren, stieß ich auf diesen Ausdruck und konnte ihn für mich nicht so recht fassen. Mittlerweile weiß ich zumindest, wie sich das Bedürfnis nach eben jener inneren Emigration anfühlt.
Auch wenn von ihr besonders im Zusammenhang mit Künstlern gesprochen wird, ist sie möglicherweise ein Abwehrmechanismus größerer Bevölkerungsteile und wieder hochaktuell. Ich denke ernsthaft daran, mich auf mich selbst und meine kleine Miniwelt zurückziehen, acht bis zehn Stunden täglich zur besten Lebenszeit einem Markt anzubiedern, dessen Produkte mich einen Scheiß interessieren (und den ich sogar insgeheim verachte) und der Dinge harre, die da noch kommen mögen.
Ich fühle mich schlicht überfordert. Die Lüge hat das Ruder übernommen, machen wir uns nicht vor. Warum sollte ich dann nicht auch mitlügen? Ich hätte kein Problem damit, die einfältigen Arschgeigen anzulügen, die mithilfe der verlogenen Werbegrafik, die ich ihnen verkaufe, hoffen, auf noch dickere Hose machen zu können. Aber noch schaffe ich es nicht, mich selbst anzulügen. Große Teile der Medien- und Politiklandschaft schaffen das aber schon ganz hervorragend.

„Sich nicht selbst anzulügen“ – ist eine wichtige Voraussetzung dafür, in den „ewigen Jagdgründen“ keine großen Probleme mit sich selbst zu bekommen – ein Wissen, dass uralt ist … und als Gebot unserer ältesten Instinkte (die kann man auch „Gewissen“ nennen) jederzeit abrufbar. Untolerierbar für eine kapitalistische Leistungsgesellschaft, in der der Mensch diese innere Stimme zuerst töten muss, um eine Zeit lang erfolgreich das Geld andere Leute vermehren zu dürfen (was ziemlich idiotisch wirkt, wenn man es so formuliert).

Viele werden sich dies genau einreden: der Jürgen ist vernünftig geworden, er hat den Steve vom Markt genommen und macht wieder den Job des freien Werbezeichners, der sich gut anhört und die Seele auffrisst, so, wie wir unser aller Seele auffressen lassen im Dienste der Rendite unserer neuen Herren.

Ich sehe das nicht ganz so – denn ich sehe seine Entschlossenheit, sich nicht auffressen zu lassen, schon länger, kann sie gut nachempfinden, denn bevor mich der Segen der Krankheit ereilte (ja – ist das nicht eine kranke Welt, in der man für chronische Schmerzen dankbar sein muss, weil sie die Seele davor schützen, von „Bullshitjobs“ zerfressen zu werden, die ein sechsstelliges Jahresgehalt mit sich bringen – und den Tod der Seele vor Eintritt des Rentenalters garantieren), fühlte ich genauso. Lesen Sie es mal bitte in aller Ruhe durch: zum Beispiel den „Autostrich“ (siehe Nachrichtenspiegel), das Smaland-Syndrom (siehe Nachrichtenspiegel), das Gedicht über den Gaukler (siehe Nachrichtenspiegel) – hier findet man einen großen Geist, der sich nicht nur durch Bilder auszudrücken vermag, sondern auch die Kunst der Worte beherrscht, was man besonders in seinem Gedicht über „heilige Abende“ erfahren kann (siehe Nachrichtenspiegel), ein Gedicht, das von Christoph Holzhöfer vertont wurde.

Was ist – wenn „Steve“ nun wirklich mit zwölf Dosen Bier und anderthalb Schachteln Kippen in die weite Welt hinausgezogen ist? Er hat es so schön erzählt, so fein gesponnen, dass man die grausame Wahrheit dahinter einfach überhört: er ist obdachlos. Manche mögen das mutig finden – für mich hört sich das gefährlich an. Da draußen gibt es „Kälte“, der man nicht entkommen kann. Eine Weile vielleicht – dann droht – wenn man Glück hat – das Obdachlosenasyl. Was ist mit seiner Frau, seinem Traum von Familie? Schwer, so etwas unter der nächsten Brücke der A 8 zu leben. Wie weit kommt man eigentlich mit zwölf Dosen Bier? Einen Tag, denke ich. Vielleicht zwei. Dann sind auch die Kippen alle. Und dann … kommt auch langsam der Hunger. Schnell kann sich dann jede Abenteuerromantik in Luft auflösen.

Und doch kann es den Preis Wert sein.

Was fehlt noch an dem Nachruf? Die Wertschätzung seiner Arbeit. Ich mochte sie – so einfach ist das. Die Farben haben mich immer begeistert. Mehr braucht es nicht, um ein Künstler zu sein – Menschen, denen die Kunst gefällt. Einer reicht völlig – er hatte aber tausende. Das „Kritiker“ in erster Linie ein Abwehrreflex des Establishment sind, deren Aufgabe darin besteht, „Fremde“ von den für sie reservierten Schweinefleischtöpfen der Gesellschaft fern zu halten, dürfte Künstlern aller Fachrichtungen bekannt sein. Neu war für mich, dass „Künstler“ aktuell auf „Arbeitgeber“ abstoßend wirkt – das erfuhr ich von einem Berufsbegleiter des Arbeitsamtes, der meinen Kindern bei Bewerbungen hilft und dringend davon abriet, die aktuellen Tätigkeiten des Vaters in der Bewerbung zu erwähnen. „Lehrer“ – wurde da als besser kategorisiert, signalisiert auch einen festen Arbeitsvertrag – den ich gar nicht habe. Hätte nicht gedacht, dass ich als harmloser Blogger schon in die böse Kategorie falle.

An was erinnern wir uns als „Menschheit“ eigentlich wirklich, wenn wir an frühere Zeiten denken? Nun: Kriege. Das wird uns aber nur in der Schule beigebracht. Was überdauert aber ohne Hilfe der Staatsbeamten und Konzernbüttel?

Kunst.

Bildhauerei, Architektur, Gemälde, Lieder, Geschichten, Zeichnungen: noch heute lesen Menschen die Weisheiten der germanischen „Edda“ – während man die preisgekrönten Künstler des letzten Jahres schon nicht mehr kennt – es sei denn, ein Geldmächtiger hält ihre Botschaft auch dieses Jahr für nützlich.

Hier zermalmt der moderne Kapitalfaschismus die edelste Leistungskategorie der Menschheit, treibt sie unter die Brücke.

So wie Millionen andere auch – die einfach nur Lebenskünstler sind – oder sein müssen.

Wieso sich tausende seine Bilder angeschaut haben, aber zu wenig welche kauften, dass er in seiner bescheidenen Sozialwohnung hätte weiter existieren können, weiß ich nicht. Ich kann nur für mich sprechen – Investitionen in Kunst sind gerade in meinem Budget nicht abbildbar, hier nagen Essen, Kleidung und Strom an der Substanz … wie bei Millionen anderer auch.

Und wenn wir uns fragen, warum unsere gewaltigen Geschichtenerzähler aus Hollywood größtenteils auf uralte Geschichten zurückgreifen und schon ihre eigenen Filme von vorgestern wieder neu drehen, so haben wir hier eine Antwort: unser Goethe, unser Shakespeare, unser Beethoven, unser van Gogh, unser Schopenhauer und unser Dali – lebt von Hartz IV oder … wie Steve … auf der Straße. Dort kann man nur schwer Werke leisten, die von Dauer sind, der „soziale Tod“ ist nicht förderlich für die Kreativität.

Das gleiche gilt auch … für „Brotjobs“, die gerade jenen Geist fressen, zu dessen Entfaltung wir auf die Welt gekommen sind.

PS: eine aktuelle Übersetzung des Wortes „Grippel“ kann auch ich nicht liefern, habe mich deshalb – wie andere auch – für das naheligende lautähnliche Wort „Krüppel“ entschieden, weil es der Intention der Rede entspricht. Nur, falls es dazu Fragen gibt.

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