Kannibalismus

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Deutschland, Hort der Grausamkeit

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Mittwoch, 25.5.2016. Eifel. „Schreibe doch mal was über Grausamkeit“ – hieß es neulich. Gut gesagt – doch ich denke, ich bin der völlig falsche Mensch dafür. Ich verstehe das Konzept von Grausamkeit nicht, ich bin als Kind schon an „Schadenfreude“ gescheitert. Während mein Vater sich bei „Dick und Doof“ richtig kringelig lachen konnte, bin ich – das seltsame Kind – ruhig und traurig: zwei eher arme Menschen erlitten viel Unheil und taten sich gegenseitig weh … was soll daran lustig sein? Wahrscheinlich mein erster Schritt in die Philosophie mit elf Jahren. Auch heute noch halte ich Schadenfreude für einen Defekt. Ich vermute, dass er bei Menschen auftritt, die selbst viel Übel als Kind erlebt haben, viel Überheblichkeit und Grausamkeit im Leben erdulden mussten und dann erleichtert darüber sind, dass nicht nur ihnen so etwas widerfährt, sondern auch Stan und Olli.

Soviel zur Schadenfreude, die spontan auftritt.

Aber Grausamkeit?

Begegnete mir erst letztens wieder – allerdings immer öfter, seit dem ich die Welten der „Tierschützer“ tangiert habe. Neulich erst: irgendwo auf der Welt verbrennen Menschen einen an einen Baum gehängten Hund bei lebendigem Leibe: eine äußerst grausame Tat. Ich stehe Hunden nicht gerade positiv gegenüber, frage mich manchmal, ob dieses „Bussi-Bussi-Hasi-Mausi“ nicht eine Vorstufe von emotionaler Sodomie ist – aber da hat der Hund ja nichts mit zu tun. Womit er zu tun hat: er ist Waffe gegen Tier und Mensch. Nicht selten hatte der Adel früher den Sport, mit Hunden Menschen zu Tode zu hetzen (Tiere sowieso), auch heute noch wird er als Werkzeug der beständigen und gezielten Provokation seiner Umwelt eingesetzt: durch Verkotung der Umwelt oder ständiges Ankläffen der Bewohner menschlicher Siedlungen, von denen immer wieder welche zu Tode kommen, vor allem Kinder. Seltsam, dass wir diese Haustiere immer noch in menschlichen Siedlungen dulden, wo sie doch den Tod bringen können. Seltsam, dass Menschen sich solche Haustiere anschaffen – und sich dann noch für „gut“ halten. Und da begegnet uns schon Grausamkeit: wenn Herrchen (und ich denke, in diesem Wort steckt viel Wahrheit drin: jemand, der gerne HERR geworden wäre, aber mangels irgendwelcher persönlicher Qualifikationen reichte es nur zum „Herrchen“ – mangels Anhängern wurde eben ein Hund gekauft, der nicht widersprechen kann und dem Führerchen brav folgen muss) sein Hundchen Kinder ankläffen läßt und sich über ihre Ängste freut (und sich in einem wohligen Gefühl von Macht badet, die er dank „Bussi-Bussi-Hasi-Mausi“ hat).

Selbst schlimmere Vorfälle lassen den deutschen Hundewahn nicht abschwellen: es kommen in Deutschland mehr Kinder durch Hunde zu Schaden als durch islamischen Terrorismus, für dessen Bekämpfung wir Milliarden ausgeben. Ja: ohne Herrchen frisst Hundchen gern Gesichtchen (siehe zum Beispiel eine ältere Sammlung bei t-online). Ich hoffe hier sehr auf Aktionen von Veganern, die dafür sorgen, dass diese unnützen und gefährlichen Fleischfresser aus der Öffentlichkeit (und vom Erdboden) verschwinden: ich mag nämlich Menschen und vor allem hilflose kleine Kinder, die ihr Leben noch vor sich haben.

Ich weiß nun nicht, was jener Hund getan hat, der mit dem Flammenwerfer geröstet wird. Vielleicht vorher auch einem Baby den Kopf abgebissen? Sowas kann schon Zorn erzeugen – aber Zorn allein erklärt doch noch keine Grausamkeit. Ein schneller Schuss in den Kopf, ein Schlag mit der Machete und die Bedrohung der menschlichen Zivilgesellschaft ist aus dem Weg – aber gezielt und bewusst Schmerzen in größtmöglichem Ausmaß zufügen? Vielleicht ist dort aber auch lebendig gerösteter Hund eine Delikatesse – wie bei uns der lebendig gekochte Hummer?

Ich denke, wir sind uns klar darüber: das gezielte, absichtliche und oft genussvolle Zufügen einer größmöglichen Menge Schmerzen können wir doch als „grausam“ bezeichnen? Nicht besser waren übrigens die Kommentare der hundeliebenden Tierschützer: sie verlangten allen Ernstes, dass die Täter ebenso bei lebendigem Leibe gegrillt werden sollten – halten sich aber „ethisch“ für enorm überlegen, dabei sind sie wegen Verrat an der eigenen Art und erwiesener absichtlicher Grausamkeit unterste Schublade im Rahmen der gesammten Natur. Ethisch betrachtet. Die übliche Argumentation „ich habe mal einen Hund gerettet, deshalb in ich gottähnlich“ lassen wir mal außer Acht.

Braucht man Zorn für Grausamkeit? Und: sollten wir die Antwort auf diese Frage nicht lieber der Psychologie überlassen? Auf keinen Fall: Psychologie ohne Philosophie führt nicht weit: ohne Beschreibung von Welt und Menschenbild werden die Deutungen beliebig – aber man kann endlos lange diskutieren und Steuer- und Beitragsgelder verprassen … und erst recht ewig „behandeln“. Was war der Aufschrei groß, als die erste philosophische Praxis von Gerd Achenbach drohte, die ganze Pychoindustrie auszuhebeln: drei Besuche bei ihm und eine zehn-Jahres-Patienten konnte ihre teuren Therapien gesund und lebensfroh abbrechen: es war nur der Rahmen (das Weltbild) falsch, nicht der Inhalt (der Mensch). Es ist schon ein Unterschied, ob Sie mit ihrer Geistersichtung zu Sigmund Freud gehen (für den Sie dann ordentlich einen an der Waffel haben) oder zu Carl Gustav Jung (dessen eigene gruselige Erfahrung in Fanny Mosers Werk „Spuk“ Anfang der fünfziger Jahre beschrieben wurde – eine exzellente wissenschaftliche Arbeit des hoch angesehenen Wissenschaftlers).

Wir haben ja gerade wieder einen Fall von Grausamkeit in Deutschland  – sogar einen Fall weltweit äußerst seltener Grausamkeit (siehe Spiegel):

„Seel habe nach außen ein ganz normales Leben gelebt, angepasst, berufstätig, musisch begabt. „Ein völlig unbescholtener Bürger““.

Und Sie haben Angst vor Asylanten? Also – ich mache mir eher Sorgen um die „normalen“, „angepassten“, „berufstätigen“, „völlig unbescholtenen“ „musisch begabten“, denn die schlachten gerne mal ihre Mitbürger, sogar so, dass es ins Guinessbuch der Rekorde passt (siehe Spiegel):

„Der Täter hatte Tristan im Bachbett die Kehle durchgeschnitten, ihn ausbluten lassen, ihn regelrecht geschächtet, ihn im Anschluss in den Tunnel gezogen und ihn dort verstümmelt. Das dokumentierte Verletzungsbild ist weltweit einmalig.“

Wer sich übrigens auch Gedanken über die normalen, angepassten, berufstätigen, völlig unbescholtenen und musisch begabten Mitbürger macht, ist Georg Diez (siehe Spiegel), der beunruhigt auf eine kippende Gesellschaft schaut, die mit „feinem Schweigen“ auf die zunehmende Grausamkeit reagiert. Ach – Grausamkeit erwähnt er ja gar nicht, das habe ich dazu gedichtet – weil es gemeint war. Er beklagt ja den Rechtsruck in Deutschland – wieder einmal – und fürchtet die Folgen. Wissen Sie noch, welche Folgen das waren? Nun: es war staatlich perfektionierte und systematisierte Grausamkeit. Lesen Sie sich ruhig mal den Artikel über Ärzte im Nationalsozialismus durch (siehe Spiegel), zum Beispiel die Meerwasserexperimente von Wilhelm Beigelböck oder die Vivisektionsexperimente von Aribert Heim:

„Für seine sadistischen Anwandlungen ersann er auch eine Forschungsreihe: Wie lange überlebt ein Mensch ohne Leber, ohne Nieren, ohne Herz? Der „Schlächter von Mauthausen“ holte sich schwache und kranke Häftlinge und entfernte ohne Betäubung lebenswichtige Organe.“

Der Facharzt für Meerwasserexperimente leitete nach dem Krieg eine Klinikabteilung in der Bundesrepublik und bildete weitere Monster aus. Sorry – Ärzte. Nicht  Monster.

Ich denke: Sadismus gehört zum Themenfeld Grausamkeit dazu, was meinen Sie? Da sind wir auch gleich wieder bei der Schadenfreude, die … weit verbreitet ist. Ich denke, um Grausamkeit auszuführen, braucht man eine gewissen Lust – sonst kostet sie nur unnötig Zeit.

Es gibt Synonyme für Grausamkeit: diabolisch, entmenscht, gewalttätig, hart, gefühlskalt, erbarmungslos – um nur einige zu nennen (siehe wiktionary). Gilt für Tierquäler wie für Tierschützer, die gerne Menschen quälen möchten. Machen Sie sich mal die Freude, bei Facebook die „Tierschützerseiten“ aufzusuchen: ich verspreche unangenehmen, gefühlskalten, erbarmungslosen, gewalttägien entmenschten Grusel. Da sind die angepassten und normalen, die Menschen zum Foltern suchen. Noch haben sie nicht den richtigen politischen Rahmen dazu – aber wenn ich Georg Diez trauen darf, sind wir ja gerade wieder auf dem Weg dahin. Habe ich vor 14 Jahren schon gesagt, als ich die ersten öffentlichen Artikel gegen Hartz IV schrieb (das man damals „Workfare“ nannte), damals wurde ich noch als Düsterseher ausgelacht – 14 Jahre später ist das Thema beim Spiegel.

Lacht noch jemand?

Klar: die Grausamen. Gibt Millionen davon – schauen Sie sich nur die Reaktionen auf „Arbeitslose“ an, sogar der Spiegel respektiert, dass die nicht beim Namen genannt werden wollen, weil sonst Verfolgung droht (siehe Spiegel). Sicher, man formuliert es fein (so fein wie das von Georg Diez beschriebene Schweigen), spricht von „Stigma“: aber es ist allen klar, es geht wieder darum, Ziel von Grausamkeit zu werden, wie bei jenen 40 Roma, denen der feine Arzt Meerwasser zu trinken gab, damit sie wirklich auf elendigste Weise verrecken. Ja: sowas durfte in Deutschland dann weiter praktizieren und sich dumm und dämlich verdienen.

Das ist Ihnen zu übertrieben? Ich empfehle Ihnen: schauen Sie bitte ganz genau hin; lesen Sie die folgenden Zeilen bitte mit Bedacht (siehe 3sat):

„Ein disqualifizierter Konsument hat einen ganz anderen sozialen Status als die industrielle Reservearmee. Ein disqualifizierter Konsument ist völlig nutzlos“, so Baumann weiter. „Ein hoffnungsloser Fall für die Gesellschaft. Wenn man absolut zynisch ist, würde man sagen, unserer Gesellschaft ginge es viel besser, wenn diese armen Menschen, die keine richtigen Konsumenten sein können, einfach verschwinden würden.“

Oder wenigstens noch als Versuchskaninchen für die Ärzteschaft dienen, wie aktuell  die Demenzkranken.

Es geht dort um „Abfallmenschen“ … um Menschenabfall. Was das mit Grausamkeit zu tun hat? Nun – eine Voraussetzung für Grausamkeit ist mangelnde Empathie – sagt Wikipedia. Der Artikel ist auch deshalb interessant, weil wir wieder auf den Hund zurückkommen – in der Erläuterung des Begriffes „bestialisch“, der als „Steigerungsform von Grausamkeit“ gilt:

„bestialisch aus dem Lateinischen: Bestia – das wilde Tier, fusst historisch auf der Beobachtung von carnivoren Prädatorn, fleischfressenden Beutejägern, die ihre Beute nach dem Schlagen mit Zähnen und Krallen aufbrechen und stückweise ausweiden“

Ja, das sieht nicht schön aus, sowas. Ich durfte das mal erleben – im alten Löwenpark von Westerholt in Westfalen, als Löwen Wölfe gerissen hatten. War ein Riesenskandal damals. Davon finde ich allerdings nichts im Internet. Sah grausam aus. Ich könnte dazu jetzt auch wieder ein paar Geschichten von Ärzten im Dritten Reich erzählen, die das mit Abfallmenschen gemacht haben, die zu nichts mehr Nutze waren – aber lassen wir das. Bleiben wir in der Gegenwart, wo „Lebensmittelretter“ hohe Strafen drohen, weil sie weggeworfene Lebensmittel aus Containern retteten (siehe Netzfrauen). Auch grausam, oder? Im Sinne von kalt, empathielos, vernunftlos, erbarmungslos. Da hungern Menschen in Deutschland, werden selbst zu „Abfall“ – aber wer wertvolle Lebensmittel aus dem Abfall retten will, wird bestraft. Gilt vielleicht auch bald für jene, die wertvolle Menschen aus dem Menschenabfallkorb herausholen wollen.

Eine Gesellschaft im Vernichtungswahn: 82 Kilo Lebensmittel werden pro Bürger pro Jahr weggeworfen (siehe Spiegel), dass sind 18,4 Millionen Tonnen im Jahr (siehe Spiegel), während jeden Tag 18000 Kinder unter fünf Jahren verhungern (siehe Zeit):

„Diese Zahlen sind alarmierend, aber man liest und hört wenig darüber. Oder man hört darüber hinweg.“

Grausam, oder? Wie wir das ignorieren, gleichzeitig aber die Lösung des Problems sabotieren, in dem wir Lebensmittel an uns saugen, um sie zu vernichten. Ganz kalt, emotionlos. Aber 20 Millionen fleischfressende Haustiere halten: das geht. Darf ich das jetzt eine systematisch menschenfeindliche Kultur nennen? Mit langer Tradition? Man könnte glatt antideutsch werden, wenn man das liest.

Ach ja – die fehlende Empathie. Klassisches Merkmal eines Psychopathen, eines „sozialen Raubtieres“. Jene „Wölfe im Schafspelz“ (oder Hunde mit Krawatte) wandeln unter uns:

„Sie sind skrupellos und ohne jedes Mitgefühl. Ihre Persönlichkeit zeichnet sich durch egozentrisches, selbstherrliches Verhalten aus. Sie betrügen, demütigen, verletzen und töten. Ohne Emotionen, aber mit vollem Bewusstsein. Psychopathen. Soziale Raubtiere, von denen nicht wenige in unserer Gesellschaft leben.“ (siehe Deutschlandradio. )

Und fahren SUV. Oder Porsche.

Diesen Verhalten kennen Sie, in der Wirtschaft gebraucht man dafür das Wort „professionell“. Achten Sie mal drauf: immer, wenn jemand einen Mangel ein Psychopathie hat, kritisiert der Chef, er handle nicht „professionell“.

Ach ja: Wirtschaft – sie werden wahrscheinlich nicht überrascht sein, dass sich da ein Kreis schließt: Psychopathen schaffen es auffällig oft ins höchste Management (siehe Zeit). Jetzt verstehen Sie vielleicht, wie man fette Boni kassieren kann, obwohl der Betrieb fast pleite ist: wir haben es mit Hunden in Menschengestalt zu tun. Also: Raubtieren. Sie schaffen es wohl auch in höchste Regierungsämter, wo sie gar nicht verstehen, warum ihr Handeln – als „alternativlose Sozialreform“ getarnt – von so vielen Menschen als grausam empfunden wird. Ich vermute mal: suchen Sie einen Menschen, der andere wegen ihrer „Sozialromantik“ lächerlich macht, und Sie haben einen Psychopathen gefunden.

Das wir hier in der Menschheitsgeschichte äußerst schräg laufen, haben schon andere gemerkt. Aus Zeitgründen zitiere ich mal nicht das mir vorliegende Original, sondern Wikipedia:

„Forbes stellt demnach die weltweit bestehenden gesellschaftlichen Probleme wie Armut und Obdachlosigkeit, Hunger und Leid sowie die Zerstörung der Umwelt in den Kontext der westlichen Gesellschaftsform, die sich selbst „zivilisiert“ und „kultiviert“, „frei“ und „sozial“ nennt. Tatsächlich würde der Kapitalist jedoch – wenngleich in der Regel nicht direkt, sondern über eine Wirkungskette im System – rücksichtslos das Eigentum, die Gesundheit und das Leben Anderer konsumieren, um gut zu leben, ohne selber viel dafür tun zu müssen. Dies sei alles andere als zivilisiert und eher vergleichbar mit einer entarteten Form des Kannibalismus. Die negativen Aspekte der modernen Welt haben nach Forbes‘ Ansicht global gesehen ein enormes Ausmaß angenommen und zeigten eine Tendenz zu weiterer Verschärfung. Daraus schließt er auf die Krankhaftigkeit des Systems beziehungsweise der Menschen als verantwortlich handelnder Subjekte.“

Forbes ist Indianer. Mit Doktortitel. Er greift in die Kiste indiansischer Mythen und Legenden, wo er den Wétiko oder Wi´tiko findet (anderen als „Wendigo“ bekannt), einen bösen Geist, der – wenn er in Menschen fährt – zu Kannibalismus verleitet (das erwähnt Wikipedia leider nicht, weshalb ich das hier mal ergänze) … womit wir wieder bei dem grausamen Massenmörder von Tristan sind, auf dessen Rechner man unter 30000 verstörenden Bildern auch welche von Kannibalismus gefunden hat (… ich denke jetzt mal nicht darüber nach, wie die produziert worden sind).

Forbes’ Weltanschauung geht hart mit der westlichen Zivilisation ins Gericht. Seiner schonungslosen Analyse zufolge ist die Geschichte der Europäer untrennbar mit der Faszination für das Böse verbunden, die er als „Mátchi-Syndrom“ (Cree-Dialekt für teuflische Verdorbenheit) bezeichnete. Dies führe zu einem Mangel an Empathie und in logischer Konsequenz zu Egoismus, Habgier und Gewalt.

Gut – wir verachten Forbes´ Philosophie als „Anarchoprimitivismus“ – wohl wissend, dass wir für unsere Kapitalismus 1,5 Planeten bräuchten, aber nur einen haben – was noch sehr grausam für viele Menschen werden wird, uns aber egal ist. Er schrieb sein Werk 1981 – rot-grün setze es 2005 in die Tat um, wir taten uns am Eigentum der Arbeitslosen gütlich wie zuvor an dem der Juden. Er würde das für grausam halten – ebenso grausam wie die Tatsache, den Armen täglich die Warenflut vor Augen zu führen, die niemals niemals niemals mehr für sie gedacht ist.

Oder das wir die so selektierten Menschen entwürdigend und demütigend unsere Abfälle an den „Tafeln“ präsentieren, wo sie lange anstehen müssen, um Abfall essen zu dürfen, den sie auch noch bezahlen müssen – weshalb ja „Containern“ verboten ist, denn daran kann man nicht verdienen. Die „primitiven“ Indianer würden so nie mit ihren Mitmenschen umgehen. Aber die jagen und essen auch Tiere, können also nur böse sein und nicht so gut wie „wir“.

Wo sind wir nur gelandet? Nur ein paar Gedanken über „Grausamkeit“ – und schon stecken wir in tiefster Gesellschaftskritik, ja, sind Anhänger und Protagonisten eine Kultur, die als die böseste der Menschheitsgeschichte angesehen werden kann (auch jene, die sich nur „vegan“ ernähren): obwohl wir so lieb zu unseren Hunden sind. Und zu den Katzen, nicht zu vergessen, die laut Captain Paul Watson von Sea Sheppard inzwischen mit die gefräßigsten Meeresräuber sind – weil ihre Herrchen und Frauchen sie mit Massen an Fisch füttern, mehr, als alle großen Seeraubtiere zusammen vertilgen(siehe Facebook).

Auch grausam, oder? Die Vernichtung der Meere im Dienste der Hauskatze. Früher – diente das Haustier uns, lebte von unseren Abfällen. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher – manche Menschen leben schon von Hundefutter, Millionen wären froh, wenn sie wenigstens das kriegen würden. Auch: grausam.

Kein Wunder, dass wir so oft auf die Philosophie treffen, dass der Mensch schlecht und grausam ist – als gäbe es schon nur noch den weißen Mann auf der Welt, wie viele es gerne hätten. Die Indianer hatten es da leichter: der grausame Mensch – als eine ganz seltene Spezies – war nur in der Gewalt des Wendigo, eines bösen Geistes, den der Schamane vertreiben konnte. Vielleicht hätten wir die nicht auch ausrotten sollen … aber sie hätten den herrschenden Wendigos ja auch fürchterlich im Wege gestanden, diese friedlichen, sozialen, ökologisch nachhaltigen „Anarchoprimitiven“ mit ihrem „Aberglauben“.

Unser grausamer Mensch ist nicht mehr selten – er ist Norm geworden, Handlanger eines kannibalistischen Systems, dass Milliarden Menschen und den ganzen Planeten zu vertilgen droht.

Und viele Menschen merken das: nicht umsonst sind Zombie-Filme so beliebt – sie entsprechen unsere emotionalen Wahrnehmung in einer gefühllosen und damit leblosen Menschenfresserkultur. Und in jener Zombiekultur ist Grausamkeit (also: „Professionalität“) erste Bürgerpflicht, will man nicht selbst zu den abfallfressenden Abfallmenschen gehören.

Merke schon: ich hätte mir keine Gedanken über dieses Thema machen sollen.

Schaue jetzt eigenartig beunruhigt auf die Häuser unter mir.

Ob da auch schon Leichenteile in den Garagen liegen?

Hunde haben die. Höre ich bis hier oben bellen, jeden Tag. Meistens – kläffen die Menschen an, die friedlich ihres Weges ziehen … aber trotzdem immer etwas mehr Adrenalin als sonst ausschütten (oder einfach Angst haben), wenn sie den Lärmattacken ausgesetzt werden.

Interessiert aber auch keinen.

 

Bilderberger 2015: Daten, Fakten, Ziele – und Krieg im Sommer

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Donnerstag, 11.6.2015. Eifel. Es ist wieder Bilderbergtreffen und die Welt ist in Aufruhr. Heute treffen sich wieder einmal mächtige Männer und Frauen, um sich gegenseitig Vorträge zu halten. Manche von ihnen trafen sich erst am Wochenende im Rahmen des G-7 Gipfels, andere trafen sich an anderen Orten und knüpften ihre Netze. Bilderbergtreffen lassen sich immer gut verkaufen, sie haben etwas Elitäres, etwas Geheimnisvolles, etwas, dass an James Bond und Dr. No erinnert. Daraus lassen sich viele wunderbare Geschichten entwickeln, die die Phantasie anregen – und den Verstand verwirren. Dabei – seien wir mal ehrlich: in ermüdenden Vortragsorgien a´ 15 Minuten läßt sich keine Weltverschwörung organisieren – erst recht nicht mit ständig wechselnden Teilnehmern.

Schauen wir doch mal zurück in die Geschichte – und lauschen einem Menschen, der sich mit der Plutokratie beschäftigt: Prof. H.J.Krymanski von der Uni Münster, einem Mann, der sich beruflich mit den großen Mächten dieser Welt beschäftigt (siehe uni-münster):

„Es ging ja in den Fünfzigern darum, nach den disruptiven Kriegsgeschehnissen neue transatlantische Netzwerke unauffälliger privater Machtausübung aufzubauen. So unterschiedliche Akteure wie der (nicht zu unterschätzende) europäische Adel, große Konzerne (z.B. Unilever), Bankenvertreter, die Superreichen und natürlich auch das politische, wissenschaftliche und journalistische Dienstpersonal mussten wieder miteinander ins Gespräch gebracht werden.“

Harte Worte, wissenschaftlich fundierte Worte, die jeden Abend in die Tagesschau gehören. Den europäischen Adel als politisch aktives Element nimmt die deutsche Öffentlichkeit nicht war, sie werden eher in Goldenen Blättern als putzige Partytiere verheizt denn als antidemokratische Gegenmacht wahrgenommen – ein schwerer Fehler, den man jetzt schon bereuen darf: der Pöbel schläft, der Adel nicht. „Unauffällige, private Machtausübung“ ist eine schöne Umschreibung für die Untergrabung der Demokratie, der Herrschaft des Souveräns, des freien Bürgers. Und „Dienstpersonal“ beschreibt erschöpfend die Funktionen wichtiger Träger von Macht und Einfluss in unserer Gesellschaft: Sportler, Talkmaster, Bundeskanzler, Finanzminister, Professoren, Schriftsteller – alles Ameisen im großen Haufen der Superreichen.

Lauschen wir dem Widerständler der apokalyptischen Globalisierung weiter:

„Die ersten Bilderberg-Konferenzen hatten also weniger mit Verschwörung als mit ganz einfachen Gesetzmäßigkeiten des Machthandelns zu tun. Im geopolitischen Raum interagieren ja nicht ‚Freiheit‘, ‚Demokratie‘, ‚Neoliberalismus‘ oder ‚Sozialismus‘, sondern die Verkörperungen solcher Schemen: handelnde Individuen, die natürlich nicht auf das ganze historisch gewachsene Arsenal von Handlungsmöglichkeiten – und dazu gehören auch Geheimgespräche – verzichten möchten. Unter diesem Aspekt sind die Bilderberger dann etwas völlig Normales und wirklich nicht so wichtig. Und wenn wir uns Bilderberg-Dauergäste wie Henry Kissinger oder Gelegenheitsgäste wie Angela Merkel oder gar Guido Westerwelle wirklich etwas genauer anschauen oder beispielsweise die auf den ersten Blick durchaus beeindruckenden Listen der Teilnehmer der Konferenzen in Athen (2009) und in Sitges (2010), so sind die meisten dieser Personen trotz ihrer klingenden Namen letztlich doch nur Hilfsköche und Tellerwäscher aus der Großküche globaler Interessenpolitik. Die weltpolitische Entscheidungsmacht wird anders und woanders ausgeübt“

Angela Merkel – ein Hilfskoch und Tellerwäscher. Die oberste Machtinstanz der demokratischen Bundesrepublik: eine Handlanger von „echten“ Entscheidungsmächten. Und diese sind … na ja: reine Kannibalen:

„Superreiche verfügen über so viel Geld, dass Luxusgüterkonsum auch in seiner extremsten Form irrelevant wird – ob es sich nun um einen privaten Airbus 380 oder ein 30 Mio. Dollar teures Picasso-Gemälde oder einen 26-stöckigen mitten in Mumbai stehenden Privatpalast für 1 Mrd. Dollar handelt. Nein, hier geht es letztendlich um den Konsum von Menschen und Menschlichkeit. Und zwar nicht nur im Sinne von ‚Leibeigenschaft‘ (wie im Feudalismus) oder von ‚Verwarenförmigung‘ menschlicher Arbeitskraft (wie im Kapitalismus), sondern im Sinne einer neo-kapitalistischen Biopolitik, die man als neuen Kannibalismus bezeichnen könnte. Ich will dieses Bild jetzt nicht strapazieren. Aber die (post)moderne informatisierte und globalisierte Welt neo-kapitalistischer ‚Wertschöpfung‘ verlangt immer rücksichtsloser den ‚ganzen‘ Menschen. Es gibt keine freie Stelle in den Köpfen, die nicht vom Verwertungsanspruch der Renditejäger betroffen wäre. Die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit ist aufgehoben, die herrschenden Produktionsverhältnisse fressen den ganzen Menschen, dem jegliche Fluchtmöglichkeit außer der Hölle der totalen Ausgrenzung abgeschnitten ist.“

Die Stimme der Wissenschaft aus dem Jahre 2011 – beschreibt mit wenigen Worten eine Horrorzukunft, in der eine Bilderbergerkonferenz lediglich eine kleine Rauchpause für Tellerwäscher und Hilfsköche darstellt – ebenso wie der G 7 Gipfel. Wozu dann diese Treffen – von denen es jährlich Hunderte gibt … viele sehr diskret und privat organisiert (siehe z.B. Handelsblatt über die inneren Zirkel der Wirtschaftsmacht in Deutschland, ebenso Manager Magazin)? Nun – man möchte das Dienstpersonal miteinander ins Gespräch bringen … und – ganz primitiv – ein „Wir“- Gefühl erzeugen, um sich von den anderen, dem „Pöbel“ – also UNS abzugrenzen. Insofern können wir eine Erkenntnis schon mal festhalten: wer dort aufschlägt, hält den Souverän des Landes – den Bürger – für doofen Pöbel. Ein anderes Netzwerk hat dies mal deutlich ausgeführt (siehe Heise):

Der wichtigste Denker des CFR, Walter Lippmann, hat das Credo der Bevormundung in dankenswerter Offenheit dargelegt. Das Volk sei zu desinteressiert und zu ungebildet, um die Feinheiten der Außenpolitik zu verstehen. Die Parlamentarier wiederum seien nur daran interessiert, ihre Wählerklientel zu befriedigen. Deswegen müsse eine kleine Elite die Datenfülle verarbeiten, verdauen, und das Verdaute dann dem gemeinen Volk und den Volksvertretern so vereinfacht zur Entscheidung vorlegen, dass diese nur noch mit „ja“ oder „nein“ zu antworten hätten:

„… das allgemeine Interesse … kann nur durch eine spezialisierte Klasse verwaltet werden, deren persönliche Interessen über lokale Themen hinausreichen. Diese Klasse ist befreit von Verantwortung, denn sie agiert aufgrund von Informationen, die nicht Eigentum der Gemeinschaft sind; in Situationen, die das breite Publikum gar nicht begreift … die Männer, die aktuell gerade die Macht ausüben, versagen nicht etwa dabei, den Willen des Volkes widerzuspiegeln, denn in den meisten Sachfragen existiert ein solcher Wille gar nicht, sondern sie üben Macht aus aufgrund von Auffassungen, die vor der Wählerschaft verborgen sind.“

CFR ist das Council of Foreigen Realtion, ein weiterer Netzwerkknoten. Eine bemerkenswerte Offenheit, die Herr Lippmann an den Tag legt und die uns zeigt, dass wir schon lange entmündigt worden sind. Nicht schlimm? Denken wir uns einfach mal den Souverän als einzelnen König und nicht als erfolgreich bespaßter Millionenhaufen – wie würde Eure Majestät reagieren, wenn ihm zu Ohren käme, dass ihn ein Haufen Pfeffersäcke und Kofferameisen für einen debilen Trottel halten und ihn derart manipulieren wollen, dass er nur noch ausführendes Organ finsterer Hintergrundmächte wäre?

Richtig: die Königsgarde hätte lange Zeit ein freies Wochenende mehr, bis jeder dieser Verschwörer hinter Gittern sitzt. Wir jedoch – reagieren nicht: dafür sorgt die Bespaßungselite, die verantwortlich dafür ist, dass wir die Bundesliga und die Konkurrenzkämpfe der Hüpfdohlen für wichtiger halten als die Frage nach einem drohenden Krieg im Sommer, der nun ein weiteres Mal in den Fokus der Öffentlichkeit gerät siehe globalresearch):

Last week, former NSA intelligence analyst John Schindler posted a rather disturbing tweet. With a statement that one could only assume to be a reference towards Russia, Schindler wrote “Said a senior NATO (non-US) GOFO to me today: “We’ll probably be at war this summer. If we’re lucky it won’t be nuclear.” Let that sink in.”

Es ist seltsam, dass man mit solchen Meldungen Aufmerksamkeit erregen kann, aber nicht mit der nüchternen Beschreibung, dass ein Neokannibalismus die letzten freien Plätze in unseren Köpfen vertilgt: ein Hoch auf die erfolgreiche Herunternivelierung des Bildungsniveaus.

Es fällt schwer, solchen Meldungen Glauben zu schenken – zumal es nur drittklassiges Geplauder ist. „Vermutlich sind wir diesen Sommer im Krieg – mit etwas Glück nicht in einem nuklearen“ – ist eine interessante Vermutung, die jedermann anstellen könnte, der die seltsame Entwicklung der Weltpolitik in den letzten Jahren beobachtet hat – oder der einfach ernst nimmt, was die Regierung der USA selbst beschlossen hat: die Auslöschung von 60 Terrorstaaten (siehe Neopresse). Die haben also noch viel vor – aber wird darüber in den Bilderbergertreffen gesprochen?

Schauen wir uns doch mal die Themen an – sie sind öffentlich (siehe bilderbergmeetings.org):

  • Artificial Intelligence
  • Cybersecurity
  • Chemical Weapons Threats
  • Current Economic Issues
  • European Strategy
  • Globalisation
  • Greece
  • Iran
  • Middle East
  • NATO
  • Russia
  • Terrorism
  • United Kingdom
  • USA
  • US Elections

15 Themen, über die man im Geheimen reden möchte – und 130 Leute, die meinen, was dazu sagen zu müssen (Teilnehmerliste siehe bilderbergermeetings.org). Rechnen Sie doch einfach mal aus, wie der Tag strukturiert ist, wenn 130 Leute jeweils 15 min. Vortrag halten – an vier Tagen. Wissen Sie, wie das wirkt? Wie ein Bewerbermarathon an einem Theater. Ich kenne solche Events aus meiner beruflichen Vergangenheit – und weiß deshalb auch, dass das, was wirklich wichtig ist, von dem abhängig ist, der die Sitzordnung beim Essen arrangiert und so Gespräche gezielt in die richtigen Bahnen lenkt. Die Aufsätze zu den Themen werden doch sowieso von Ghostwritern geschrieben – oder denken Sie etwa, Frau von der Leyen, Verteidigungsministerin der Bundesrepublik Deutschland, schreibt ihre Reden dort selbst? Aber dort erhält der Vertreter der Superreichen (es reicht einer) eine gute Gelegenheit, einen Überblick über die Qulifikationen der Tellerwäscher und Hilfsköche zu bekommen … und kann den einen oder anderen für weitere Aufgaben empfehlen und nebenbei ein Gefühl dafür entwicklen, ob auch wirklich alle noch in der Spur laufen.

Und – ganz nebenbei – entwickelt sich ein „Wir“-Gefühl, das viel wichtiger ist als alle gesprochenen Worte: der Mensch neigt dazu, seinen „Verein“ zu verteidigen – erst recht, wenn es ein Verein ist, der – wie auch Freimaurer und Rotarier – dafür sorgen kann, dass das berufliche Leben weiterhin ziemlich glatt und reibungslos nach ganz oben führt … also: dorthin, was Hilfsköche und Tellerwäscher für „ganz oben“ halten.

Weil Bilderberg so harmlos ist, wie es ist, dürfen die Tellerwäscher des SPIEGEL auch heute darüber schreiben (siehe Spiegel):

„Nein, die Bilderberg-Konferenz ist nicht die geheime Weltregierung. Aber wenn in Tirol Rüstungshersteller auf Verteidigungspolitiker und Notenbanker auf Investmentprofis treffen, ist das problematisch – die Öffentlichkeit muss nämlich draußen bleiben.“

Ja – die Öffentlichkeit muss draußen bleiben. Es gibt zwar eine öffentliche Liste der Teilnehmer, eine öffentliche Liste der Themen – aber keine einzige Aufnahme der Sitzordnung beim Essen. Die Königsgarde hätte viel zu tun.

Wissen Sie, was viel problematischer ist – viel furchterregender? Ein Satz des SPIEGEL zum G 7 – Treffen (siehe Spiegel):

„Na ja. Checkpoints, Ausweiskontrollen, Sperrzonen, Uniformierte überall – schön ist das nicht, wenn man sich wegen eines Politikertreffens zeitweise vorkommt wie in einem Polizeistaat.“

Nein, schön ist das nicht, wenn es Momente gibt, in denen die Bundesrepublik Deutschland ein POLIZEISTAAT ist – denn solche Momente zu verlängern, ist dann ein Leichtes. Man sollte so etwas in einem demokratischen Land nirgends erleben müssen – zu keiner Zeit. Das korrespondiert sehr schön zu beunruhigenden Beobachtungen aus den USA (siehe Spiegel):

Das FBI betreibt seit Jahren ein geheimes Programm zur Überwachung der USA aus der Luft und zur Handy-Ortung, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Sie hat in einem einzigen Monat mehr als hundert solcher Flüge beobachtet.

Eine kleine Elite …. bespitzelt das desinteressierte und ungebildete Volk. Nun – man könnte es ja auch mal bilden, dann würde es vielleicht interessierter sein. Wer gestaltet nochmal den Inhalt unsere Medien? Ein paar der Gestalten findet man auch beim jetzigen Bilderbergtreffen. Gut – man kann sich auch selber bilden – doch das ist recht anstregend, und kaum möglich wenn es „keine freie Stelle mehr in den Köpfen gibt, die frei ist vom Verwertungsanspruch der Renditejäger“.

Merken Sie, wie sehr wir auf einmal in Ihrem realen Arbeits- und Freizeitalltag gelandet sind? Merken Sie, warum man Sie nie irgendwohin einladen wird? Weder zu den Rotariern, noch zu den Freimaurern, noch zur Atlantikbrücke, zum CFR, zur Bertelsmannparty oder zum Empfang in der US-Botschaft? Man dressiert sie mit viel Macht dazu, genau der doofe Pöbel zu werden, den man in Ihnen sieht. Und man hat klare Vorstellungen davon, wie man die Welt der Zukunft gestalten wird.

Auch das findet man in öffentlichen, „seriösen“ Medien – noch. Man muss etwas suchen und die Verbindungen selbst knüpfen – doch dann bleiben keine Fragen offen. Es gibt aktuell eine neue Studie zu den Reichen in New York, einem der beiden Machtzentren an der Ostküste (siehe Spiegel):

„Die Geschlechter trennt nicht nur die Tatsache, dass die Männer, oft als Hedgefondsmanager oder private Vermögensverwalter, Millionen scheffeln, während die Frauen ihre erworbene berufliche Kompetenz meist unentgeltlich für ehrenamtliche und karitative Zwecke einsetzen. Auch sonst schotten sich Frauen und Männer recht streng voneinander ab.“

„Selbst bei Dinnerpartys saßen Frauen und Männer meist getrennt, oft in getrennten Räumen.“

„Die weltweite ethnografische Datenlage ist klar: Je mehr eine Gesellschaft in Schichten organisiert und je hierarchischer sie organisiert ist, und je mehr nach Geschlechtern getrennt, desto niedriger ist der Status der Frauen“

Da endet man, wenn man am Ende seiner Karrierereise angekommen ist: im Mittelalter. Einem neuen Mittelalter, wo Frauen grundsätzlich nur noch Personal sind und Bürger umfassenden Verwertungsorgien unterzogen werden – und die Bilderbergerkonferenz nur ein winzig kleiner Teil dieser Orgien ist, wo sich Tellerwäscher anbieten und ihren Wunsch zum Ausdruck bringen, Millionär zu werden.

Wir können uns jedes Jahr aufs Neue über die Rekrutierungsveranstaltungen aufregen – das macht immer viel Spaß, ändert aber nichts. Das können wir noch hundert Jahre so machen. Hören wir zum Abschluß nochmal Herrn Krysmanski:

„Also: die Bilderberger würden sich in ein Lüftchen auflösen, wenn wir Marxens Aufforderung, „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt drauf an, sie zu verändern “, um den Satz ergänzten: Und es kommt darauf an, wer sie verändert. Bis jetzt habe ich diese notwendige zusätzliche Formel trotz Google im Netz nicht gefunden.“

Wunderbar, oder? Jetzt wissen wir, was wir zu tun haben, um die Bilderberger aufzulösen … und wir wissen, warum jede Aufregung über Bilderberger reine Energieverschwendung ist. Wir brauchen eine Formel zur Weltveränderung, die verhindert, dass wir wieder ins Mittelalter zurückfallen.

Und dafür … haben wir wirklich nicht mehr viel Zeit.

Wer macht mit?

Ach so – es ist Urlaubszeit. Ok – das verstehe ich.

Na – dann reden wir halt nach dem nächsten großen europäischen Krieg nochmal weiter über dieses Thema. Ja – den braucht man ab und zu zur Disziplinierung des Pöbels, damit der versteht, dass die Welt kein Ponyhof ist.

Bis dahin: viel Spaß!


 

Deutschland aktuell: Balkonsex verboten, Kinderklau, Leichenschändung, Hass und Kannibalismus erlaubt.

Deutschland aktuell: Balkonsex verboten, Kinderklau, Leichenschändung, Hass und Kannibalismus erlaubt.


Montag, 23.6.2014. Eifel. Kennen Sie Stephen King? Autor berühmter Horrorgeschichten? Er schrieb mal etwas Interessantes über die Autoren von phantastischen Geschichten (zitiere aus dem Gedächtnis): man kann sie an einem gewissen Glitzern in den Augen erkennen, sie sind in der Lage, einzelne, besondere Informationen herauszufiltern, an denen andere spurlos vorübergehen. Als Beispiel erwähnte er die Nachricht über einen schrecklichen Zirkuszeltbrand, bei dem viele Menschen umkamen … am Ende der Aufräumarbeiten war jedoch ein Mädchen übrig. Seine Eltern waren weder unter den Toten noch unter den Lebendigen, woher sie kam, was sie in dem Zelt allein wollte, wie sie den Brand überlebt hatte – das alles blieb fraglich bis ans Ende der Tage.

Ich habe mich heute daran erinnert, weil ich mich an einer Nachricht gestoßen habe, die viele meiner Mitmenschen übersehen haben. Sicherlich gibt es heute enorm wichtige Nachrichten von elementarer Bedeutung: Kriege mit und ohne Ball bewegen die Menschheit wie selten zuvor: warum soll man sich da um Sex auf dem Balkon scheren?

Trotzdem bin ich gerade an dieser Nachricht hängen geblieben.

Ich möchte Sie auch einfach mal bitten, mir zu folgen. In die Städte, die Museen, die Kunstaustellungen, die Kirchen, die Klöster, Gerichte und Parlamente in diesem Land, ja – folgen Sie mir bitte auf diesem geistigen Flug durch die Republik, sehen sie die 80 Millionen Menschen, die momentan die deutschsprachige Gemeinschaft im Herzen Europas bilden, sehen Sie, wie sie geschäftig hin und her laufen, reden, kaufen, verkaufen, handeln. arbeiten, singen und lachen. Wissen Sie, was Sie da sehen? Das Ergebnis von SEX.

Gruselig, oder?

Dabei scheint das Anschauen von Sex dem Deutschen zu gefallen – monatlich erscheinen über tausend Porno-DVD´s,  die NICHT verboten sind (Daten aus 2007 auf Wikipedia). Aus der Erinnerung heraus kann ich sagen: auch in normalen Spielfilmen findet man sexuelle Handlungen in zunehmender Deutlichkeit, ohne das die Gerichte einschreiten. Was stört also an Sex auf dem Balkon? Wir alle haben unsere Existenz der Sexualität zu verdanken – selbst der Papst wäre ohne nicht hier. Ist es einfach Missgunst?

Die hoch geschätzte Sybille Berg inspirierte mich heute zu diesem Gedanken, siehe Spiegel:

Das passiert also, wenn die Bewohner eines Landes enttäuscht sind. Aber von was eigentlich? Von der Welt, die sich verändert? Vom eigenen Lebensentwurf? Von dem Deal, der nicht eingelöst wurde und der so ging: Ich verkaufe dir meine Arbeitskraft, ich halte mich an die Regeln, ich mache ein Kind, ich heirate eine Frau, und dann bekomme ich eine prächtige Rente. Und nun? Die Frau ist scheiße, das Kind ist in der Großstadt und schwul, und die Bank hat den Kredit gekündigt. Die Steuern zahlen nur die kleinen Leute und die Ausländer – boah, flog da der erste Stein?

Tja – der Deal. Der ist gelogen – doch das ist ein anderes Thema. Ist das es, was deutsche Gerichte dazu anleitet, Sex auf dem Balkon zu verbieten? Purer Neid der Frustrierten?

Halten wir inne. Nein – wir denken hier erstmal nicht weiter, wir verändern die Perspektiven. Schauen wir mal, was in Deutschland ERLAUBT ist – die Ruhrnachrichten haben hier ein Detail bezutragen:

Seitdem Medien 2004 berichteten, dass Gunther von Hagens in China Leichen ungeklärter Herkunft sowie von Hingerichteten aufkaufe und zu Ausstellungszwecken präpariere, kochen die Anschuldigungen immer wieder hoch. Eine Initiative ruft nun Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz und Abgeordnete des Bundestags dazu auf, die Ausstellung „Körperwelten – Der Zyklus des Lebens“ zu stoppen.

In ihrem Offenen Brief „Stoppt Organraub in China“ heißt es: „Es besteht schon seit längerer Zeit der Verdacht, dass für die Herstellung der Plastinate unter anderem auch Falun Gong-Praktizierende, die in Arbeitslagern zu Tode gefoltert wurden oder bei erzwungenen Organentnahmen starben, verwendet wurden.“

Der Anblick unbestatteter Leichen war dem Babylonier noch ein Gräuel: böse Geister umgaben die nicht ordnungsgemäß bestatteten Toten, die o.g. Ausstellung wäre für sie ein Teufelspfuhl gewesen, ein Stück Hölle auf Erden … lange bevor das Christentum überhaupt ersonnen wurde. Es geht hierbei noch nicht mal um den Vorwurf, dass die ausgestellten Körper möglicherweise unter gruseligen Umständen fabriziert wurden, sondern um die Tatsache, dass wir Sex auf dem geschützt liegenden Balkon verbieten – aber Leichenschändung in aller Öffentlichkeit gut finden. Leichenschändung? Ja – sie sind alle verstümmelt, zerstückelt, zu bloßer organischer Masse entwürdigt, waren mal lebende, atmende, liebende sexuelle Wesen, die jetzt zu Horrorbildern für die Ewigkeit werden und uns Anschauungen ermöglichen, die wir sonst nur auf Schlachtfeldern oder in den Küchen der Kannibalen erhaschen können – und selbst von dem Kriegsherren Napoleon ist überliefert, dass ihm der Anblick von Schlachtfeldern zuwieder war.

Wir sind da ein ganzes Stück weiter – für uns ist das Belustigung.

Aber Balkonsex verbieten – wie schräg ist das denn?

Doch damit nicht genug – auch das Essen, der Konsum von Menschen durch Verzehr rückt langsam schrittweise … im Rahmen des „forever young“-Konzeptes der globalisierten Konzerndiktatur … ins Visier der Nahrungsmittelkonzerne, siehe netzfrauen.org:

Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé will ein weiteres Standbein ausbauen:  Zu diesem Zweck ist der Konzern eine langfristige Zusammenarbeit mit der US-Biotechnologiefirma Cellular Dynamics International (CDI) eingegangen. Dieses Unternehmen besitzt 100 Patente und produziert menschliche iPS-Zellen – nun auch für Nestlé.

Stammzellen in Schokolade: COOL. Sex auf dem Balkon: UNCOOL.

Ich glaube, Sexualität in der Öffentlichkeit ist schon länger verboten. Jetzt wird sie in die Betonschachteln zurückgedrängt, in die dunklen, kalten, schimmeligen Schlafzimmer der Wohnsilos … dabei weiß jeder, der das Leben liebt und schätzt, wie anregend Sonne und Wind auf Haut sein können – und wie wichtig Sexualität ist, um einen neuen Papst zu produzieren.

Noch ein paar Ausblicke darauf, was erlaubt ist?

Man darf verfolgte und gejagte Kinder entführen und in die Psychiatrie stecken, siehe Nürnberger Nachrichten:

Sein Martyrium ist in dicken Aktenbänden dokumentiert. Als Schüler fühlte sich Stefan (Name geändert) über Jahre hinweg gemobbt. „Du fette Sau“ haben sie ihm, laut Klageschrift, nachgerufen, ihn per Telefon terrorisiert. Die Lehrerin habe ihn vor der gesamten Klasse als „Blaumacher“ hingestellt. Als die Familie den Schulpsychologen einschaltete, hänselten ihn Mitschüler wieder. Er sei wohl reif für die Klapse. Der Rektor, so die Mutter, habe ihr mit einer Verleumdungsklage gedroht, wenn sie behaupte, an der Schule werde gemobbt. Als alle anderen Bemühungen, die Schulprobleme zu lösen, gescheitert waren und Stefan immer öfter gesundheitlich nicht in der Lage war, den Unterricht zu besuchen, wandte sich Ellen Jordan auch an das zuständige Jugendamt. Die Behörde ging massiv vor. Das war im April 2007.

Wegen der Fehltage in der Schule sei, so der Amtsleiter, eine „psychiatrische Abklärung“ des Jungen dringend erforderlich.

Die Schadensersatzklage wurde abgeschmettert, die Vernichtung soziale Existenzen durch Mobbing und Jugendamt stellt für deutsche Gerichte kein Problem dar – Sex auf dem Balkon schon. Fehltage in der Schule fordern Abklärung durch die Psychiatrie – Sexverbot auf dem Balkon nicht.

Ebenso zögern Gerichte nicht, ganze Familien zu zerschlagen und das Leben von Kindern nachhaltig zu traumatisieren und zu zerstören, siehe Spiegel:

Morgens um acht Uhr kamen Polizei und Jugendamt: Ein hessisches Gericht hat Eltern das Sorgerecht entzogen, weil sie ihre vier Kinder nur zu Hause unterrichten wollten. Das Paar ist streng religiös und lehnte sogar den Unterricht an einer christlichen Privatschule ab.

Wie die Kinder diesen elementaren Eingriff in ihre Privatsphäre erleben, interessiert Gerichte nicht, in alter Tradition und im Gehorsam gegenüber dem Reichsschulpflichtgesetz von 1938, das die Gleichschaltung der Jugend sicherstellen sollte, wird hart durchgegriffen – andere Länder mit anderer historischer Vergangenheit begnügen sich hier mit „Unterrichtspflicht“: hier reicht es, wenn die Eltern für kontrollierbare Lernerfolge sorgen.

Was auch geht: Rassismus. Damit hat man in Deutschland kein Problem, siehe Spiegel:

Der Europarat sorgt sich um den Umgang mit Rassismus und Intoleranz in der Bundesrepublik. Deutschland müsse mehr gegen die Diskriminierung von Minderheiten unternehmen, fordert eine Expertenkommission. Oft werde Rassismus gar nicht als solcher erkannt.

Der Artikel ist sehr lesenwert … enthält er doch präzise Schilderungen ausgewiesener Mängel im Bereich der Justz.

Sex auf dem Balkon wird verfolgt, Menschenhass ist akzeptabel.

Merken Sie jetzt langsam, das wir hier ein Thema von kaum einschätzbarer Wichtigkeit haben – die weitere Zurückdrängung der Sexualität aus dem öffentlichen Raum, während man mit Kinderklau, Kannibalismus, öffentliche Leichenschändung und Menschenhass großherzig duldet?

Was ist das für eine Gesellschaft, die den Quell allen menschlichen Lebens in dunkle Grotten verbannt, aber Leichen zu Kunstobjekten erhebt? Wie wird man über diese Gesellschaft in tausend Jahren denken – im Vergleich der historisch bekannten Kulturen?

Wir werden weit hinter der Bestialität des römischen Zirkus landen als unverständliche, unmenschliche Kultur, die einen abscheulichen Totenkult praktizierte – ein Urteil, das auch zu unsere Art des Wirtschaftens, des Krieg führens und der Alltagsgestaltung paßt.

Und jetzt kann man langsam auch verstehen, warum Hippies Sex in der Natur als heilsam und Sexualität als politisch außerordentlich bedeutsam verstanden haben. Die waren schon sehr vorauschauend.

Was man aber auch weiß: wie man ganz bequem und angenehm Widerstand gegen die dominante Unkultur des Todes leisten kann … wenn man einen Balkon sein Eigen nennt.

PS: wer das Thema noch ein wenig vertiefen möchte, sei auf den Aufsatz „Über die kapitalistische Transformation unseres Körperbildes“ verwiesen, der bei meinem geschätzten Kollegen Martin Bartonitz auf Faszination Mensch zu finden ist. Ein ganz anderer Ansatz – und eine denkwürdige Ergänzung zu den o.g. Ausführungen.

 

 

 

Deutschland – das Billigbordell der Welt. Oder Kriegsziel?

Montag, 28.10.2013. Eifel. Vor zwanzig Jahren habe ich das erste Mal meine Karriere fast selbst beendet. Es gab mal wieder Prämie für Führungskräfte, diesmal etwas ganz Besonderes: zwei Wochen China all inclusive. Was natürlich nicht fehlen durfte, was ein Zwischenstopp in Bangkok. Ich war noch recht neu in der rein männlichen Truppe, hatte aber schon zuvor gehört, wie die Brasilienreise abgelaufen war: Sextourismus vom Feinsten. In einer Gruppe von Führungskräften Bordellbesuche aus ethischen Gründen abzulehnen, war undenkbar: gerade der Mangel an Ethik qualifizierte die meisten der Herren dazu, ihre zumeist schmutzigen Geschäfte zu machen: Pharmaaußendienst war eine Drückerkolonne, wie jeder Verkauf heutzutage. Nun - ich fand einen anderen Grund, der mir ebenso wichtig war wie die Abscheu, für Sex Geld zu bezahlen: wir sollten alle - als "kleines Entgegenkommen" - Urlaub nehmen. Für mich undenkbar - im Urlaub gehört der Papi der Familie, basta. Falls es interessiert, wie es geendet ist: der große Boss verließ empört den Raum, ließ den Herren aber wissen, dass er in zwei Stunden eine einstimmige Entscheidung wolle. Das hat mir gereicht, die Entscheidung bekam er prompt: nachdem ich meine Argumente vorgetragen hatte, wollte keiner mehr mit. Alle bekamen 10 000 DM Prämie, ich bekam nichts - aber das war es mir wert.

Montag, 28.10.2013. Eifel. Vor zwanzig Jahren habe ich das erste Mal meine Karriere fast selbst beendet. Es gab mal wieder Prämie für Führungskräfte, diesmal etwas ganz Besonderes: zwei Wochen China all inclusive. Was natürlich nicht fehlen durfte, was ein Zwischenstopp in Bangkok. Ich war noch recht neu in der rein männlichen Truppe, hatte aber schon zuvor gehört, wie die Brasilienreise abgelaufen war: Sextourismus vom Feinsten. In einer Gruppe von Führungskräften Bordellbesuche aus ethischen Gründen abzulehnen, war undenkbar: gerade der Mangel an Ethik qualifizierte die meisten der Herren dazu, ihre zumeist schmutzigen Geschäfte zu machen: Pharmaaußendienst war eine Drückerkolonne, wie jeder Verkauf heutzutage. Nun – ich fand einen anderen Grund, der mir ebenso wichtig war wie die Abscheu, für Sex Geld zu bezahlen: wir sollten alle – als „kleines Entgegenkommen“ – Urlaub nehmen. Für mich undenkbar – im Urlaub gehört der Papi der Familie, basta. Falls es interessiert, wie es geendet ist: der große Boss verließ empört den Raum, ließ den Herren aber wissen, dass er in zwei Stunden eine einstimmige Entscheidung wolle. Das hat mir gereicht, die Entscheidung bekam er prompt: nachdem ich meine Argumente vorgetragen hatte, wollte keiner mehr mit. Alle bekamen 10 000 DM Prämie, ich bekam nichts – aber das war es mir wert.

Ich hatte mir damals Gedanken über das Thema Prostitution machen müssen. Zuvor – in meinem akademischen Elfenbeinturm – gab es dazu keine Berührungspunkte. Ich nahm einige Informationen über Bangkok und Thailand war, die mich daran gemahnten, dass das eine Form von Kolonialismus war – eine verdeckte Form, aber nicht weniger geeignet, ein Volk seiner Kraft zu berauben.

1,2 Millionen Männer gehen täglich in Deutschland ins Bordell: das sind 438 Millionen im Jahr – bei 40 Millionen Männern, die in diesem Land leben, Zahlen, auf die ich ungläubig schaue.

Sex mit Prostituierten zu haben mag vielleicht für manche Menschen von Interesse sein, aber wer will schon eine „Hure“,  „Nutte“ oder ein „Samenklo“ (so reden die Herren ja, wenn keine Frau zuhört) als Mutter, Schwester, Ehefrau oder … Tochter? Bei dem Gedanken bekommen sogar Bordellbetreiber Panik, siehe TAZ:

Die Mitte hat einer der Protagonisten längst hinter sich gelassen: Jürgen Rudloff, Bordellbesitzer aus Stuttgart, empfängt das ARD-Team in seinem Haus. Dort sitzen gerade seine vier Kinder am Tisch, die eine Waldorf-Schule und ein englisches Elite-Internat besuchen. Ob eine seiner Töchter einmal den Beruf der Prostituierten ergreifen könnte? „Undenkbar. Das wäre ein Schlag ins Gesicht.“

Eigentlich das Urbild des deutschen Gutmenschen: die Kinder gehen in die Waldorfschule, das Geld dafür stammt aus dunklen Quellen, die man gerne verdrängt.

Schlimm für Thailand, dachte ich mir damals. Auch so kann man ein Land in die Knie zwingen: man vernichtet seine Weiblichkeit, macht sie zur beliebig besteigbaren Ware, bis die traditionellen Sozialstrukturen vernichtet sind. Darum wird neuerdings im Krieg die Massenvergewaltigung als Waffe eingesetzt – und zwar so oft, regelmäßig und systematisch, dass die UN sich genötigt war, eine Resolution dagegen zu verfassen (siehe Süddeutsche).

Natürlich sehen die Freier das anders: sie pflegen den Mythos der glücklichen Hure, die ihrem Beruf gern und mit Leidenschaft nachgeht, die es so gerne macht, dass sie fast auf die Bezahlung verzichtet. Es gibt auch dicke Bücher zu diesem Mythos (siehe Ikonen über das Buch von Tamara Domentat aus dem Jahre 2003).  Da man bei 438 Millionen Bordellbesuchen im Jahr von einer recht großen Zahl von Männern (und von ihnen finanziell abhängigen Frauen) ausgehen kann, die in Deutschland keine Grenzen mehr kennen, wundert es nicht, dass dieser Mythos weitflächig weitererzählt wird.

Die Prostituierte in Deutschland ist auch bald soweit, dass sie auf Bezahlung verzichtet, siehe Spiegel:

„Die Mädchen betreiben Prostitution aus Spaß“, behauptet dagegen ein rumänischer Zuhälter. Das scheint wenig glaubhaft, wenn man Geschichten wie die von Siam kennt. Sie muss 1500 Euro monatlich zahlen – für eine Kammer, in der sie lebt und gleichzeitig Freier empfängt. Hilfsorganisationen berichten, den Prostituierten vom Straßenstrich blieben nur 15 Euro am Tag. Und dann stelle sich die Frage: zur Familie nach Hause schicken oder behalten?

15 Euro am Tag – das sind 450 Euro im Monat. Gut – das ist mehr als Hartz IV. Aber ist es das wert?

Ich gestehe – als Nicht-Bordell-Gänger habe ich das Thema fast völlig aus den Augen verloren – und jetzt gehen mir die Augen über, wenn ich sehe, welche Dimensionen das Geschäft inzwischen erreicht hat. Es geht nicht nur um den Umsatz – der bei den Preisen kaum aussagekräftig ist – sondern auch um die Degeneration, die inzwischen erreicht wurde. Wie auch bei Hartz IV, dem Einsatz der Bundeswehr im Ausland, der Deregulierung der Finanzmärkte (alles Milliardenkosten für uns Bürger) war auch dies ein Produkt von rot-grün, siehe Süddeutsche:

Ziel des Gesetzes von 2002 war es, Prostituierte aus dem Zustand der faktischen Rechtlosigkeit zu holen, aus der Abhängigkeit von kriminellen Banden. Es war ein rot-grünes Reformprojekt, das dieses Vorhaben auch teilweise erreichte. Prostitution sollte nicht mehr sittenwidrig sein, sondern von nun an behandelt (und besteuert) werden wie ein ganz normaler Beruf. Aber das ist es nun einmal nicht, auch wenn die Schöpfer sprachlicher Parallelwelten törichte Begriffe wie „Sexarbeiterinnen“ erfanden. Die Journalistinnen Sonia Kennebeck und Tina Soliman haben die Folgen der Legalisierung untersucht, und ihr Fazit ist verheerend: „Die gute Absicht, Prostituierte per Gesetz zu stärken, hat sich ins Gegenteil verkehrt. Die Frau wird zur Ressource, die so effizient wie möglich genutzt wird. Außerhalb dieses Tauschgeschäftes aber verliert sie jeden Wert.“

In Deutschland gibt es inzwischen Sex für 1,50 Euro – pro Person. Auch ohne Kondom mit Schwangeren.

 Der Geschäftsführer einer Internet-Sexbörse sagt: „Wir sehen uns als Lifestyle-Marktplatz.“ Der Kunde, auch die Kundin, darf das Gebotene mit Sternen bewerten wie ein Leser ein Buch bei Amazon. Es gibt Börsen, wo der Meistbietende Sex mit Jungfrauen, Schwangeren, ohne Kondom ersteigern kann. Wenn die Prostituierte Pech hat, und die Versteigerung mangels Nachfrage mal nicht gut läuft, darf sie eine Nacht mit zwei Kerlen verbringen, die ihr dann drei Euro zahlen. All dies wäre vor 2001 mehr oder weniger illegal gewesen.

Wo soll das noch enden? Und was geschieht eigentlich in den dunklen Bereichen der nicht-öffentlichen Sexindustrie, die ja keine Grenzen kennt, wenn es um das Ausleben von Perversionen geht?

Aber nicht nur die „Qualität“ hat neue Dimensionen erreicht, auch die Quantität ist überraschend, siehe N-TV:

Nirgendwo in Europa ist es heute so einfach, ein Bordell zu betreiben wie hierzulande. Über 3000 Puffs und Sexclubs sind in Deutschland angemeldet. Mittlerweile gibt es sogar organisierten  Sextourismus mit Kunden aus Asien und den USA, die für einen spottbilligen Sechs-Tage-Puffurlaub nach Deutschland reisen. 

Die Folgen der – schon wieder – menschenfeindlichen Politik von rot-grün (wann werden die eigentlich mal für das ganze Desaster weggesperrt?) beunruhigen ganz Europa:

Eine EU-Studie kam 2011 zu dem Ergebnis, dass das deutsche Prostitutionsgesetz den Menschenhandel fördert. Demnach ist der Markt 60 Mal größer als in Schweden. Dort ist Prostitution verboten. Das Gesetz führe hierzulande mit einer steigenden Nachfrage zu einer Vergrößerung des Marktes, und damit steige auch die Nachfrage nach illegal eingeschleusten Prostituierten, so Christian Zahel. „Neun von zehn Huren werden zur Prostitution gezwungen“, sagt der Leiter Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt Niedersachsen. 

Ja – der Menschenhandel. Neben Zwangsarbeit und Bombenkrieg ein weiteres Geschenk von Rotgrün, das Deutschland eine einsame Sonderstellung innerhalb Europas einräumt:

Ein Blick auf unsere europäischen Nachbarn zeigt, dass Deutschland inzwischen allein auf weiter Flur steht. Die Niederlande, das einzige Land, das den deutschen Sonderweg mitgegangen ist und Prostitution ebenfalls vollständig legalisierte, rudert gerade zurück. Die Legalisierung sei „ein nationaler Irrtum“ gewesen, heißt es in Amsterdam. In Frankreich beschloss die Nationalversammlung, den Frauenkauf verbieten zu wollen, nachdem eine parlamentarische Kommission festgestellt hatte: „Wo Prostitution legalisiert wurde, ist der Menschenhandel explodiert.“

In Deutschland kümmert man sich nicht so darum, wie es mit dem Menschenhandel ausgeht. Wieso auch: wir sind das Bordell Europas geworden, zieht man die Freierströme aus USA, Japan und Arabien hinzu, wahrscheinlich sogar das Bordell der Welt.

Traut man der Bundesregierung, so ist dieser „Beruf“ nicht ganz ohne Risiken:

Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere. Empirische Befunde zeigen, dass die in diesem Bereich Tätigen erheblichen psychischen und physischen Gefährdungen ausgesetzt sind. Es ist darüber hinaus bekannt, dass viele Prostituierte sich in einer sozialen und psychischen Situation befinden, in der es fraglich ist, ob sie sich wirklich frei und autonom für oder gegen diese Tätigkeit entscheiden können.

Man kann also sagen: die wissen Bescheid. Wie auch der Bordellbetreiber, der es nicht ertragen könnte, wenn seine Tochter diesen tollen Job machen würde.

Gehen wir aber mal fort von der individuellen Ebene, die schwierig wird: der Mythos der glücklichen Hure mag einen realen Kern haben – bei einem Durchschnittsverdienst von 2000 Euro im Monat bei einer Arbeitszeit von 21 Stunden täglich und 40 Freiern am Tag kann ich mir auch kaum vorstellen, dass das so prickelnd ist, wie in den Werbetexten der Industrie versprochen. Es ist auch schwierig, den Büchern zu folgen, die vom großen Glück der selbstbestimmten Sexarbeiterinnen schwärmen, wenn man sich gleichzeitig vergegenwärtigt, dass hier Menschen zu Wort kommen, die für Geld alles machen – also möglicherweise auch Reklame für ihren „Job“.

Leichter ist es vielleicht, wenn man es anders formuliert: das Deutschland das Thailand Europas geworden ist, vielleicht sogar das neue Thailand der Welt – siehe Spiegel:

Mit käuflichem Sex werden in Deutschland Milliarden umgesetzt. Freier schwärmen von Flatrate-Bordellen, Touristen buchen Puff-Touren durch die Republik. Das Geschäft funktioniert nur, weil die Prostituierten oft ausgebeutet werden. SPIEGEL TV hat in „Europas Hurenhaus“ recherchiert.

Deutschland – „Europas Hurenhaus“. Im Ausland warnt man schon die Frauen davor.

In Moldawien versuchen die Behörden jetzt, junge Frauen vor dem vermeintlich besseren Leben in Deutschland zu warnen. Polizisten sind in Dorfschulen unterwegs, um aufzuklären.

Ja – es wird in Schulen aufgeklärt. Es geht nicht immer um die tolle, selbstbestimmte, voll bewusste erwachsene Frau, die kein Problem damit hat, jedem Mann zur Verfügung zu stehen, solange nur das Geld stimmt.

Man sollte auch in Deutschland an Schulen informieren – die „Branche“ ist gut organisiert und arbeitet systematisch … auch mit Kindern. Die Deutsche Welle beschreibt die organisierte Anwerbung von Kindern, bei denen man in der Tat auch eine gewisse „Einstiegseuphorie“ feststellen kann, die man wieder gut für Studien. Bücher und Festreden verwerten kann, um dem Bordell Deutschland die Zukunft zu sichern.

Immerhin: der Staat verdient ganz gut daran – selbst dann, wenn die jungen Damen noch überhaupt keine Einnahmen haben. Eine NDR-Filmdokumentation hat dies nebenbei erwähnt – und darüber hinaus eine sehr ernüchternde Bilanz über Deutschlands „befreite Sexualität“ geliefert, siehe Das Erste:

Selbst auf dem Straßenstrich kontrollieren Außendienstmitarbeiter die Frauen und kassieren manchmal ihr gesamtes Geld als Sicherheit. Da wird auch schon mal die Polizei um Amtshilfe gebeten, wenn es um Frauen ohne festen Wohnort geht, deren Identität erst mal festgestellt werden muss, berichtet Norbert Dahmen vom Finanzamt Köln.

Der Staat als Zuhälter – das gefällt dem Finanzminister, da rollt der Rubel, der Rest ist egal.

Erinnere ich mich an meine Gedanken über Thailand, wird mir mulmig zumute. Deutschland als Sexkolonie der Welt? Sex als ein Mittel zur Vernichtung eines Landes?

Es sind viele Fragen, die sich mir auf einmal aufdrängen. Wer hat diese Entwicklung initiiert, welche Ziele wurden verfolgt, welche Absichten steckten noch dahinter? Alles nur edle und gute Menschen, die der Freiheit und den Menschenrechten dienen wollten, denen die sexuell befreite Frau am Herzen liegt?

Denke ich an Dieter Duhm und sein Werk „Der unerlöste Eros“, so finde ich dort genug Material, das nahelegt, dass Frauen gerne vergewaltigt werden. Ich könnte – bei entsprechender Einschränkung der Zielgruppe – so eine Geschichte erzählen, die Vergewaltigung als großen Gefallen darstellt, den Mann der Frau tut.

Ich denke auch an Menschen, die sich in der jüngeren deutschen Geschichte gerne als Gericht für Kannibalen angepriesen haben und verspeist wurden – auch hier hätte ich die Möglichkeit, ein Buch zu schreiben, das Kannibalismus als den letzten Schrei preist.

Ich bin also gehalten, den Mythos der glücklichen Hure etwas strenger zu beurteilen – obwohl ich anerkennen kann, dass es Frauen gibt, die den Beruf gerne und mit Leidenschaft ausführen. Es gibt auch auch Frauen, die werden gerne vergewaltigt – und Männer, die sich gerne essen lassen.

Eher passt dieser Mythos in das Marketing einer inzwischen gigantischen Industrie, die sich der statistischen Verifizierung entzieht.

Ich denke an Massenvergewaltigung als Waffe – und welche Folgen dies für eine Kultur hat.

Vielleicht Gedanken, die nur für Thailand zulässig sind. Wir leben immerhin in Deutschland, hier passt die Bundesregierung auf, dass keine Arbeitslosen in die Prostitution vermittelt werden – obwohl der Beruf ja eigentlich nicht mehr als „unsittlich“ gilt:

Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere und darf rechtlich nicht als zumutbare Option zur Sicherung des Lebensunterhalts gelten.

Entgegen anders lautender Veröffentlichungen vermittelt die Bundesagentur für Arbeit daher keine Stellenangebote in der Prostitution. 

Nun – wir kennen die Einzelfälle, in denen es anders lief.

Das Ministerium stellt andernorts allerdings die nackte Rechtslage kurz und prägnant dar – und das liest sich ganz anders:

An sich kann das Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Tätigkeit nach § 36 I SGB III mit Inkrafttreten des ProstG für Tätigkeiten in der Prostitution nicht mehr zur Anwendung kommen, mit der Konsequenz, dass die Arbeitsvermittlung in Beschäftigungsverhältnisse in der Prostitution nicht mehr abgelehnt werden kann. Dementsprechend könnten Prostituierte und Stellenanbieter die Vermittlungsdienste der Agenturen für Arbeit bezüglich eines derartigen Beschäftigungsverhältnisses in Anspruch nehmen.

Auch wenn die Praxis bislang anders aussieht – nur ein wenig mehr wirtschaftlicher Druck, gepaart mit ein wenig Propaganda der Medien und schon kann sich das Bordell Deutschland ganz andere Nachschubquellen erschließen – ganz legal.

Nun – den aktuellen Zahlen entnehme ich, dass ich wohl der letzte Mann in Deutschland bin, der auf diese Dienstleistungen freiwillig verzichtet, bin also wenig geeignet, über diese Geschäfte zu urteilen.

Die Möglichkeit – oder die Tatsache – dass Deutschland Sexkolonie der Welt wird – oder schon geworden ist – gibt mir aber trotzdem sehr zu denken … erst recht, wenn die Verwertungsmaschinerie anfängt, sich mit Volldampf durch die Gesellschaft zu fräsen, massiv unterstützt von staatlicher Gewalt und 40 Millionen Kunden.

Mir kommt eine Filmkritik vom Spiegel in den Sinn, die ich vor Monaten las (und gerade nicht wiederfinde), es ging um die Verwertung von C-Promis in Afrika und den kühlen Kommentar, dass man dort die Prostitiuierten von Morgen sehen kann.

Da gibt es – so kommt es mir vor – schon längst ein Rekrutierungssystem. Ganz offiziell. Man redet nur nicht drüber, weil Mann davon enorm profitiert. Sex für 1,50 Euro … so billig gibt es das weltweit nicht, sogar in Afrika ist es teurer. Und alle verdienen super daran.

Denke ich dann daran, dass ich 10 000 DM dadurch verloren hatte, mir die Erfahrung „Sex in Bangkok“ zu ersparen, dann merke ich langsam, dass ich wohl in einer verkehrten Welt lebe. Ich fühle mich aber immer besser dabei, dass ich hier nicht hineinpasse.


 

Deutscher Staat will wieder Bürger töten. Holocaust lebt wieder auf.

Deutscher Staat will wieder Bürger töten. Holocaust lebt wieder auf.

Sonntag, 18.8.2013. Eifel.  Nach alter kirchlicher Tradition dürfen wir an diesem Tage ruhen. Sicher nicht mehr lange – im Feldzug gieriger Räuber gegen die Sozialromantik werden kirchliche Feiertage in den nächsten Jahren eine zunehmende Abwertung durch Abwertung der Religion selbst erfahren, so dass auch die mühsam erarbeiteten und erkämpften Ruhetage der Menschen dem modernen Moloch zum Opfer fallen werden.  Üblich an diesen Tagen ist auch ein gepflegtes Essen, man feiert zurecht den Erfolg der letzten Woche. Früher war auch der Kirchgang üblich – heute fällt er uns sehr schwer: am Sonntag werden wir faul und träge, weil es der Tag ist, an dem wir den Montag am meisten fürchten.  So schrecklich sinnentleert, verfremdet und unmenschlich ist unsere Arbeit geworden, dass viele am Sonntag schon das große Kotzen kriegen und äußerst neiderfüllt auf Arbeitslose schauen, deren staatlich durchgeführte Qual in dem Moment des Neides nicht ins Bewusstsein dringt. Ihre Tafel ist heute nicht gefüllt, ihr Sonntag ist ein Alltag. Sie könnten die ganze Woche das große Kotzen kriegen – nicht nur am Montag.  Viele von ihnen haben heute gar nichts auf dem Teller, manche haben noch nicht mal mehr einen Ort, wo sie den Teller hinstellen können.

Der Grund für diese schnöden Alltagsprobleme ist ganz einfach: der Staat will sie vernichten.

Kein gutes Thema für einen Sonntag, nicht wahr?

Aber wahr.

Schauen wir einfach mal näher hin. Dazu muss ich nochmal auf die Seite eines Arbeitslosenaktivisten – jener Gruppe von Menschen, von denen ich zunehmend den Verdacht habe, dass sie auf Kosten der Arbeitslosen eine imagefördernde Egopflege betreiben, die sie selbst möglichst näher an die Fleischtöpfe bringen soll – eine Einstellung, die ich bei deutschen Parteien in der Regel auch durchgehend und nahezu ausnahmslos feststelle.

Ich nehme hier Rückgriff auf die Causa Boes, um die ich mich – zugegebenerweise – lange Zeit nicht gekümmert habe.  Gründe dafür habe ich genug genannt- und könnte noch mehr dafür anführen. Was jedoch zu schätzen ist – und zu schätzen bleibt – ist die Bereitschaft zum persönlichen Leid jenseits allgemeiner Propaganda. Das widerfährt ihm jetzt: die totale Sanktion ist durch. Da der Prozess für alle öffentlich belegt ist, kann jeder Normalbürger einen Blick auf jene Mutation werfen, die den demokratisch-sozialen Rechtsstaat verschlungen hat. Man kann einen Blick auf jene Sprache werfen, die heutzutage den Tod in die Welt trägt (siehe Bürgerinitiative Grundeinkommen):

Da Sie wiederholt Ihren Pflichten nicht nachgekommen sind (vorangegangene Pflichtverletzung am 15. Februar 2013) wird für die Zeit vom 1. August bis zum 31. Oktober (Minderungszeitraum) ein vollständiger Wegfall Ihres Arbeitslosengeldes II festgestellt. 

Im Einzelnen sind von der Absenkung betroffen:

– der Regelbedarf zur Sicherung des Lebensunterhaltes (§20 des zweiten Sozialgesetzbuches SGB II)

– die Bedarfe für Unterkunft und Heizung. 

Bemerkenswert: das Arbeitslosengeld wird nicht gestrichen, sein Wegfall wird passiv festgestellt. Eine unbekannte Macht hat es wegfallen lassen. Kein Mensch trägt dafür Verantwortung. Schön auch das Wort „Absenkung“ – es erinnert an einen großen See, dessen Wasserspiegel man etwas senkt. Die Wahrheit ist: der See wird ausgetrocknet, der Mensch der Vernichtung preisgegeben – durch staatliche Macht.

Wir wollen jetzt nicht die Causa Boes im Besonderen diskutieren, hier gibt es viel für und wieder, das hier nicht hingehört. Zwar will auch nicht jeder Arbeitslose mit seiner Sanktion in den Bundestag, noch hat jeder einen anonymen Unterstützerkreis, der ihn im schlimmsten Notfall auffangen kann – aber die nackte Tatsache, wegen Befehlsverweigerung aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen zu werden, trifft alle gleich – und hat natürlich noch viel weitere Folgen.

„Töte einen, diszipliniere hundert“ – das hat man von Mao gelernt. Hitler hat das auch gewusst – und gleich Millionen ermorden lassen. Was war da für eine Disziplin im Land!

Was dort geschieht, ist einzigartig in Deutschland. Man darf da nicht einfach drüber hinweggehen – erst recht nicht, da diese Sanktionen – wie die Presse meldet – beständig neue Rekorde erzielt. Eine neue Qualität greift sich Raum – eine Qualität, die für unser Urgroßeltern noch Alltag war.

Da muss man ganz genau hinschauen. Das ist ein Akt unvorstellbaren Grauens, der dort vollzogen wird – und viele fleißige Hände machen mit.

Man entzieht dem Bürger das Essen.

Man entzieht dem Bürger die Wärme.

Man entzieht dem Bürger seinen Wohnraum – sein Zuhause, sein Heim.

Das ist nun seit 1933 deutsche Geschichte. Ja – bitte: jetzt mal nicht wieder herummaulen. Seit Gerhard Schröder wird der bundesrepublikanische Alltag immer mehr zum Großraum-KZ … wenn man auf die Prinzipien schaut. Nur darauf.

Ob ich nun einen Juden zum „Umsiedeln in den Osten“ abhole und ihn im Lager verhungern lasse oder ob ich einen Arbeitslosen zwecks „Druckausübung“ mittellos auf die Straße werfe: der Unterschied ist nur graduell, nicht prinzipiell .  Wir formulieren genauso schön wie die Nazis – aber wir vergasen noch nicht. Wir haben gelernt: KZ´s und Vergasungen sind nämlich … INEFFEKTIV und TEUER. Besser ist, man wirft den Menschen mit Staatsmacht hinaus aus seiner Heimat (so wie es aktuell Frank Schönwetter geschieht) und lässt die Natur den Rest erledigen.

Sollen sich die Sozialromantiker doch bei der Natur beschweren – oder bei Gott, dass er den Menschen so mangelhaft gebaut hat.

Das Ganze geht aber auch noch ein Stück weiter.  „Arbeitslosigkeit“ kann heutzutage jeden treffen. „Jude“ ist heutzutage ein Adjektiv, das JEDEN treffen kann: es sei denn, man ergötzt sich an den großzügigen Segnungen, die der Staat seinen Beamten zukommen lässt, jenen Staatsdienern, die schon im Dritten Reich „nur ihre Arbeit gemacht haben“.

Starben die Juden früher im KZ (man denke nur an die Transportkosten – jedem Neoliberalen schaudert dabei), stirbt man heute überall.

Wenig bewusst ist dem modernen Menschen, das man ohne Wärme nur einen Tag überleben kann (habe ich bei einem „Wie-überlebe-ich-allein-im-Wald“-Seminar gelernt). Einem Menschen die Wärme absichtlich zu entziehen, gleicht einem Todesurteil – auf jeden Fall kann man dem Auslöser des Prozesses zurecht Vernichtungswillen unterstellen.

Ich will hier auch nicht darüber diskutieren, dass es ja noch die Kann-Leistung der Lebensmittelgutscheine gibt. Dieses Feigenblatt kann nicht die Absicht der Vernichtung (bzw. der versuchten Tötung) verschleiern – zudem ist es eine Kann-Leistung und kein Rechtsanspruch. Außerdem bringen Lebensmittel keine Wärme.

Ich möchte die Absicht der Vernichtung noch ein wenig deutlicher beleuchten – dass hat sie aufgrund ihrer Ernsthaftigkeit verdient.

Der sanktionierte Mensch wird im Zeitraum seiner Sanktionierung ja nicht von seinen Pflichten entbunden. Weiterhin muss er sich um eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung kümmern. Das er keine Adresse mehr hat, hungrig, durstig, vielleicht schon im komatösen Wahn dirilierend sich übel stinkend und völlig verdreckt in den Konkurrenzkampf mit anderen Bewerbern beweisen soll, gehört mit zu der Last, die man ihm aufbürdet. Versagt er, wird vom allmächtigen Arbeitgeber abgelehnt (was immer als eigenes Verschulden gedeutet werden kann) werden die Sanktionen verlängert.

Da steckt ein elementarer Vernichtungswillen hinter, der gezielt ins Gesetz gegossen wurde.

Wir brauchen da keine Konzentrationslager mehr: die Straße eliminiert solche vogelfreien Gestalten selber – zur Not fallen sie gutbürgerlichen Säuberungskommandos zum Opfer, die schon immer einen Hass auf Arme geschoben haben. Das ist leider keine Zukunftsmusik, finden wir doch ein entsprechendes Hasspotential in weiten Kreisen der niederen Bevölkerungsschichten – angespornt von Medien, Wirtschaft und Politik.

Viele werden jetzt denken: das kann doch gar nicht sein! Wir leben in einer Demokratie, in der Menschenrechte absolute Gültigkeit haben!

Stimmt: das war die Bonner Republik. Jetzt haben wir die Berliner Republik, die einen Kurs eingeschlagen hat, den wir in Deutschland schon kennen. Hier herrscht ein ganz neues Klima.

Schauen wir doch mal, wie die neue deutsche Dauerkanzlerin (Erbin des Dauerkanzlers Helmut Kohl) sich hier positioniert, siehe Spiegel:

Oben auf der Bühne versucht die Kanzlerin, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie kennt das mit den Störern, diesen hier sagt sie deutlich, was sie von dem Radau hält. Wer glaube, nur weil er laut schreie, könne staatliche Unterstützung bekommen, dem könne man nicht helfen. Nett ist das nicht, die Demonstranten so abzustempeln. Die genervten Merkel-Fans aber jubeln dankbar.

Die „Störer“ waren Jusos, die gegen das Verhalten der Regierung beim NSA-Abhörskandal demonstrierten.  Da standen keine Arbeitslosen – aber die Kanzerlin ist sich halt ganz bewusst, dass sie eine neue Rute hat, um das Volk zu disziplinieren: wer stört, wird „abgesenkt“, da muss man – fast selbst ganz überrascht! – einen Wegfall des Lebensberechtigungsscheins feststellen.

Das war eine brutale Morddrohung. Leider an die falsche Adresse – obwohl dank der vollständigen Überwachung die Arbeitgeber der Störer demnächst wohl gezielt informiert werden können, damit man sie den Jobcentern zur Sonderbehandlung überstellt.

Schlimmes Thema, nicht wahr? Und das an einem Sonntag. Ich verstehe die Abneigung, sich an einem solchen Tag mit diesem Thema zu beschäftigen – doch die Lage ist sehr ernst.  Wir haben nicht mehr viel Zeit, den Moloch aufzuhalten, siehe Süddeutsche:

Überraschung im NSU-Prozess: Wenn Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt mit Weggefährten über den Einsatz von Gewalt diskutierten, war ein V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes dabei. Das Bundeskriminalamt geht davon aus, dass Tino Brandt zu denen gehörte, die Gewalt befürworteten.

Wir erleben Erscheinungen im deutschen Alltag, die aus einem Horrorfilm, einer üblen Dystopie unserer Zukunft zu stammen scheinen. Dabei waren wir gewarnt worden – siehe die Buchkritik zu „Deutschland-Clan“ bei Inkultura:

Fassungslos! So bleibt der Leser des Buches Der Deutschland Clan von Jürgen Roth nach der Lektüre zurück. Deutschland als Tummelplatz für kriminelle Aktivitäten jeglicher Art. Politik und Wirtschaft im engen Zusammenspiel mit der Organisierten Kriminalität. Geldwäsche auf hohem Niveau mit Kenntnis von Bankern und hochrangigen Politikern.

Ist das wirklich noch der Staat, der von seinen Bürgern alle vier Jahre neu gewählt wird? Ist unsere Demokratie so demokratisch, wie es von Politikern und Meinungsmachern immer wieder betont wird, oder wirken im Hintergrund bereits seit langem ganz andere Kräfte?

Der Autor legt eine Fülle an Beweisen vor, die den Leser daran zweifeln lassen, in einer freien und demokratischen Gesellschaft zu leben. Gesetze scheinen ausschließlich für, bzw. gegen die Bürger gemacht zu sein. Das Kapital und die Politik scheinen davon ausgenommen zu sein.

Das ist jetzt sechs Jahre her: unglaubliche Enthüllungen über die Strippenzieher der deutschen Innenpolitik. Folgen? Keine.

Nichts scheint den deutschen Michel aufrütteln zu können. Die kritischen, bewussten Bürger bleiben eine kleine, klagenden Minderheit, während die Masse verängstigt, verblödet und durch staatliche Tötungsakte eingeschüchtert in ihren Wohnungen bleibt.

Verübeln kann man es ihnen nicht: Hartz IV ist genau deshalb eingeführt worden – die so harmlos genannte „Reform des Arbeitsmarktes“ sollte der Zivilgesellschaft den Rücken brechen. Das zumindest war ein voller Erfolg.

Währenddessen schreitet die Verwirtschaftung des Menschen weiter voran – neue Verwertungsoptionen für entsorgte Arbeitslose eröffnen sich bei unsern Herren jenseits des Atlantiks, siehe Wissenschaft3000

Die Regierung Obama hat dem Unternehmen PepsiCo die Genehmigung erteilt, weiter die Dienste eines Herstellers für Geschmacksstoffe in Anspruch zu nehmen, der Zellgewebe von abgetriebenen Föten verwendet. Wie die WebseiteLifeSiteNews.com berichtet, hat Obamas Börsenaufsichtsbehörde Security and Exchange Commission (SEC) entschieden, die Zusammenarbeit zwischenPepsiCo und der Firma Senomyx aus San Diego in Kalifornien, die unter Verwendung von menschlichem embryonalen Nierengewebe Geschmacksverstärker für Pepsi herstellt, sei eine »ganz normale Geschäftstätigkeit«.

Vergasen ist teurer als verrotten lassen – aber verwerten ist noch besser als das.

Die ersten Weichen sind gestellt.

 

 

Folter, Kreuzigung, Kannibalismus

Man will es sich nicht ausmalen: Mitten in Deutschland feiert eine obskure Kultvereinigung den blutigen Foltertod eines unschuldigen Menschen. Bilder und Skulpturen der Grausamkeiten werden vorgeführt, der widerwärtige Akt auch noch nacherzählt, besungen und befürwortet. Was unvorstellbar klingt, ist grausame Realität – die verrückte Sekte feiert heute ihr krankes Horror-Ritual: die sogenannte „Karfreitagsmesse“.

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Die Wahrheit, der politische Wahnsinn und die Psychiatrie: die McKinseyrepublik Deutschland

Donnerstag, 22.11.2012. Eifel. Ich merke, es ist soweit. Ich muss aufhören zu schreiben. Wird zu gefährlich, ganz ehrlich. Manchmal gibt es Zeiten, da muss man seine alten Schwüre brechen, seinen Colt aus dem Schrank holen, die Winchester entmotten, den finstersten aller schwarzen Hüte aufsetzen und - geschmückt mit goldenem Sheriff-Stern - auf die Straße gehen und sich dem Übel stellen, um eine endgültige Lösung herbeizuführen. Und dann wiederum gibt es Zeiten, wo man sich zitternd und bibbernd in einem Erdloch verstecken muss, weil Gräuel über die Erde wanken, die zu gräßlich sind, als das man sie in Worte fassen könnte. So eine Zeit scheint wieder da zu sein, eine Zeit, wo der Gebrauch einer normalen, von edlen Werten in ihrer Vernichtungskraft eingeschränkten Vernunft zu gefährlich ist und das Erdloch die einzige Alternative zu Wahnsinn darstellt. Das ist zum Beispiel ganz deutlich dann der Fall, wenn Zeugen krimineller Taten ganz schnell in der Psychiatrie verschwinden, wo ich - wie ich merke - jetzt auch ganz schnell landen könnte. Der Spiegel berichtet heute über einen dieser Monströsitäten, einen Mann, der ziemlich gewöhnlich klingende Behauptungen aufgestellt hat.

Donnerstag, 22.11.2012. Eifel. Ich merke, es ist soweit. Ich muss aufhören zu schreiben. Wird zu gefährlich, ganz ehrlich. Manchmal gibt es Zeiten, da muss man seine alten Schwüre brechen, seinen Colt aus dem Schrank holen, die Winchester entmotten, den finstersten aller schwarzen Hüte aufsetzen und – geschmückt mit goldenem Sheriff-Stern – auf die Straße gehen und sich dem Übel stellen, um eine endgültige Lösung herbeizuführen. Und dann wiederum gibt es Zeiten, wo man sich zitternd und bibbernd in einem Erdloch verstecken muss, weil Gräuel über die Erde wanken, die zu gräßlich sind, als das man sie in Worte fassen könnte. So eine Zeit scheint wieder da zu sein, eine Zeit, wo der Gebrauch einer normalen, von edlen Werten in ihrer Vernichtungskraft eingeschränkten Vernunft zu gefährlich ist und das Erdloch die einzige Alternative zu Wahnsinn darstellt. Das ist zum Beispiel ganz deutlich dann der Fall, wenn Zeugen krimineller Taten ganz schnell in der Psychiatrie verschwinden, wo ich – wie ich merke – jetzt auch ganz schnell landen könnte. Der Spiegel berichtet heute über einen dieser Monströsitäten, einen Mann, der ziemlich gewöhnlich klingende Behauptungen aufgestellt hat.

Seine Ex-Frau und weitere Mitarbeiter der HypoVereinsbank (HVB) hätten große Mengen Schwarzgeld in die Schweiz verschoben und illegal Provisionen kassiert. Die Vorwürfe wurden von der Justiz ignoriert. Dafür attestierte man Mollath einen krankhaften Wahn. im Jahr 2006 wurde er zwangseingewiesen.

Sein Fall ist eine Art Blaupause für das Schicksal von Menschen, die ein Richter ins Irrenhaus schickt und die danach kaum noch beweisen können, dass sie nicht geisteskrank sind. Es liegt diesen Fällen keine große politische Verschwörung zugrunde, sondern Nachlässigkeit und Überheblichkeit des Justizapparats.

So etwas geschieht schon in diesem Land. Ohne das wir es groß merken, denn dieser Artikel ist morgen wieder vergessen, der Spiegel verspricht uns ja zudem, das es nur die reine Blödheit des Systems ist, die solche Fälle produziert. Die Wahrheit sieht aber anders aus:

In Bayreuth diagnostiziert ein Gutachter bei Mollath eine fortschreitende Wahnsymptomatik. Er sei unter anderem unkorrigierbar der Überzeugung, Personen aus dem Geschäftsfeld seiner Ex-Frau wären in ein komplexes System der Schwarzgeldverschiebung verwickelt. Mollath stelle ohne Behandlung eine Gefahr dar.

So einfach ist das inzwischen. Die Psychiatrie ist wohl inzwischen in weiten Teilen so sehr degeneriert (und in ihrem eigenen Dunstkreis gefangen), das sie jederzeit politisch instrumentalisiert werden kann. Wenn die Politik eine Wahrheit herausgibt (wie zum Beispiel die, das hier niemals jemand Schwarzgeld ins Ausland schafft), dann folgt automatisch die Diagnose WAHN, wenn man energisch gegen diesen Tatbestand ankämpft. Je energischer man kämpft, umso eher lassen sich Anzeichen für einen Wahn finden. Zustände, die früher einen Wilhelm Tell, einen Fidel Kastro oder eine russische Revolution hervorgerufen hätten, sorgen heute nur dafür, das Kritiker, Zeugen und Journalisten in der Psychiatrie verschwinden: ganz öffentlich vor aller Augen, mit desaströsen Folgen für die eigene Existenz:

Am 27. Februar 2006 wird Gustl Mollath in seinem Haus festgenomen. Bis heute besitzt er nur das, was er damals auf dem Leib trug. Sein gesamtes Leben ist verschwunden. Sein Haus wurde versteigert, Möbel und Autos weggebracht. Mollath hat keinen Pass, keine Zeugnisse, keinen Zugang zu Konten. „Ich habe nicht einmal ein Bild von meiner Mutter“, sagt er, „ich bin den Ärzten ausgeliefert“.

Das kann jedem von uns geschehen. Jederzeit. Gustl Mollath hatte nämlich Recht. War kein Wahn, sondern nur die Wahrheit – und ein großer folgenloser Betrug am Steuerzahler.

Ich persönlich bin mir sicher, das man bei mir jederzeit eine Wahnsymptomatik feststellen kann, die Philosophie an sich ist ja schon Wahn genug. Wir wagen es, die Realität unserer ganzen sinnlichen Wahrnehmung in Frage zu stellen, beschäftigen uns mit Gedanken über das Leben nach dem Tod – und vor allem auch mit Gedanken darüber, ob man vor dem Tod nicht mehr davon haben kann, wenn das Geld etwas fairer verteilt wird.

Ich möchte so einen Wahn gleich mal demonstrieren. Aus eigener, 15-jähriger Berufstätigkeit in der Pharmaindustrie weiß ich, das es sich hier um einen riesigen, kriminellen Machtblock handelt, der Hand in Hand mit Politik und Justiz in schöner Regelmässigkeit nutzlose Präparate zu überteuerten Preisen verkauft, eine Bereicherungsmaschinerie, die vor allem deshalb funktioniert, weil die Politik der Ärzteschaft den kritischen Mund mit Massen an Geld vollstopft. Bleibt einer doch nicht ruhig, wie Leo Hansen. der ehemalige Chef der KV-Nordrhein, dann gibt es auch handfestere Drohungen (siehe „Das Pharmakartell“, Frontal 21).

So ist es kein Wunder, das das meistverkaufte Grippemittel der Welt zwar enorm viel kostet, das aber durch völliges Ausbleiben jeglicher Wirkung wieder gut macht, ein Tatbestand, der jetzt dazu führt, das Forscher einen Boykottaufruf gestartet haben (siehe Spiegel):

Genauso lange, wie die Länder Tamiflu einlagern, währt auch der Streit, ob das antivirale Mittel denn überhaupt nutzt. Bereits 2009 berichtete eine Forschergruppe der Cochrane Collaboration, es gebe Zweifel an der Wirksamkeit des Medikaments. Es fehlte etwa der klare wissenschaftliche Beleg dafür, dass Tamiflu Komplikationen wie eine Lungenentzündung verhindern könne. 

Die gleiche kriminelle Energie findet man auch auf anderen Ebenen – so sagt mir mein Wahn. Dort führt sie zu überraschenden Ergebnissen: nach der Kritik an Peer Steinbrück, der seine dienstliche Bahncard hemmungslos privat genutzt hat, reagiert der Bundestag wie folgt (siehe Welt):

Noch am 14. November hieß es dem Bericht zufolge dort: „Hier stellt der Bundestag eine Netzkarte zur Verfügung, die für das Mandat, nicht aber privat genutzt werden darf.“ Einen Tag später, am 15. November, fehlte ein Halbsatz, das Verbot privater Nutzung wurde demnach ersatzlos gestrichen.

Jetzt dürfen alle umsonst privat mit dem Zug fahren. Cool, oder? Ähnlich ist es mit Steinbrücks Deal mit den Stadtwerken – war er anfangs noch der böse Buhmann, so stellt sich jetzt langsam heraus, das alle dort richtig abgeräumt haben und der caritative Zweck erst nachträglich eingebaut wurde, um den wahren Charakter der Veranstaltung zu verschleiern (siehe Welt).

Würde ich jetzt aber sagen: „Leute, wir haben in dieser Gesellschaft ein ganz ernstes ethisches Problem: unsere Hardware ist zwar TipTop, aber unsere Software hat einen ganz schweren Schaden genommen“ dann würde man mir ganz schnell einen Verfolgungswahn unterstellen. Wenn ich dann kontern würde, das es bald Atomkraftwerke vom Himmel regnet, wäre ich schneller weg, als ich diesen Artikel absenden könnte. Dabei ist das in Planung, siehe Freitag:

Forschungsinstitute und die Rüstungsindustrie wie etwa das US-Institut Sandia National Laboratories und Northrop Grumman arbeiten an nuklear getriebenen Drohnen, um die Verweildauer der Kampfdrohnen in der Luft weiter zu optimieren – ein erschreckendes Szenario angesichts der Tatsache, dass bis heute mehr als 30 Prozent der US-amerikanischen Predator-Drohnen abgestürzt sind.

Allen Ernstes arbeiten führende Rüstungskonzerne am fliegenden, unbemanntem Atomkraftwerk, während wir noch stolz darauf sind, das wir – vielleicht bald eventuell (wenn sich nichts ändert) – unsere viel sichereren alten Meiler endgültig abgeschaltet haben. Warum sperrt eigentlich niemand die Forscher von Northrop Grumman ein?

Oder die gesamte US-Wirtschaft?

Leider „nur“ bei WSWS findet sich die Nachricht, das Obama jetzt – nach seinem großen Wahlsieg – zu drastischen Sozialkürzungen neigen wird. Genau das wollten die Wähler zwar nicht – weshalb sie ja auch ihn gewählt haben und nicht den Milliardär Mitt Romney – aber wer interessiert sich nach der Wahl schon noch für Wähler?

Mit Blick auf die „Haushaltsklippe“ am 31. Dezember wird Krisenstimmung geschürt, um die öffentliche Meinung darauf vorzubereiten, extrem unpopuläre Maßnahmen zu akzeptieren, darunter Haushaltskürzungen in Höhe von Billionen Dollar und einen historisch beispiellosen Angriff auf Medicare, Medicaid und die Renten.

Ein interessantes Lehrstück, wie man Politik in Demokratien macht – oder wie man eine Demokratie durch Terror vernichtet:

Die Medien waren voll mit düsteren Vorhersagen über einen weiteren Zusammenbruchs des Marktes, verheerende Steuererhöhungen für die arbeitende Bevölkerung und stark ansteigende Arbeitslosigkeit, wenn die beiden Parteien nicht zu einer Einigung kämen.

Und damit die Medien auch etwas zu berichten hatten, wurden Fakten geschaffen, Fakten, die nur dann funktionieren, wenn man tagtäglich auf breiter Front über Börsenkurse berichtet:

Nur Stunden nach Obamas Sieg warnte die Ratingagentur Fitch, es werde „beim Haushalt keine Flitterwochen für Präsident Obama geben.“ Am Mittwoch folgten große Verkäufe an der Wall Street, die die Regierung und den Kongress unter Druck setzen sollten.

So einfach ist Politik für Reiche. Erst mal die eigenen Aktienpakete verkaufen, dann die eigenen Presse darüber berichten lassen und so die Regierung terrorisieren. Nachher kann die Presse ja wieder Entwarnung geben, man kann die eigenen Aktienpakete zurückkaufen und sich zusätzlich am Gewinn freuen, wenn die Kurse infolge der eigenen Rückkäufe wieder steigen.

Natürlich wird die Gesellschaft auch von innen ausgehöhlt. Es gilt, jede Art von Widerstand gleich im Ansatz zu zerschlagen, damit der demokratische Grundgedanke gründlich ausgemerzt wird. Das geht ziemlich einfach – und auch ziemlich offen, denn neben der demokratischen Gesellschaft existiert die wirtschaftliche Gesellschaft – und in der hat jeder einen BOSS. Dirigiert man diese Bosse – oder züchtet sie gleich selbst – dann dirigiert man die ganze Gesellschaft. Die Karriereabteilung des Spiegel zeigt das System ganz offen:

„In der Unternehmensberatung bleibt man nicht ewig. Man verdient gutes Geld, schnuppert überall mal rein, und am Ende bekommt man einen Job in der Industrie.“

Deutsche Unternehmensberatungen wie Kienbaum zeigen sich da anders – aber sie wollen ja auch nicht die Gesellschaft systematisch mit ihren egozentrischen Charakteren unterwandern. Ein Artikel aus der Zeit zeigt, das McKinsey sehr bewusst eine sektenähnliche Struktur schafft:

Networking ist ein ganz großer Begriff in der Branche, man ist ständig darauf konzentriert, mit allen und jedem Kontakt zu halten. Das Unternehmen gibt sich große Mühe, die Mitarbeiter auf Linie zu bringen. Durch regelmäßige Events, Get-togethers, Meetings ohne fachlichen Inhalt. In diesen Konferenzen geht es darum: Wo will das Unternehmen hin? Was müssen wir dafür tun? Dann werden irgendwelche Statistiken präsentiert, die die Qualität der eigenen Arbeit beweisen sollen. Manchmal sind die ganz schön abseitig. Aber dadurch wird die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen gestärkt.

Ähnliche Strukturen der Menschenführung kann man auch in der Pharmaindustrie erleben – so schützt man sich vor Aussteigern. So erstellt man ein geschlossenes Agentennetzwerk innerhalb der Wirtschaft eines Landes, das den „Geist“, die „Botschaft“, das eigentliche Anliegen der Finanziers in ihrem gesamten Umfeld weiterverbreitet. Wie groß dieser Einfluss ist, zeigt sich, wenn man aus heutiger Sicht einen Artikel der Zeit aus dem Jahre 2002 liest:

Als sich Gerster, frisch entlassen, in der Talkshow von Sabine Christiansen verteidigte, nutzte der niedersächsische Ministerpräsident und Gabriel-Nachfolger Christian Wulff die sonst so artige TV-Plauderrunde für einen heftigen Angriff auf den Doyen des Beratercorps. Er attackierte Roland Berger, der mit im Studio saß. Zwischen Politik und Beratern, zürnte Wulff, seien „Kartelle“ und „Seilschaften“ entstanden und „Freundschaften, die sich gegenseitig einen Dienst erweisen“.

Hätte er mal besser die Klappe gehalten – dann wäre er heute wohl noch Bundespräsident. Gegen die geheime Führungsmacht im Staate wird nicht aufgemuckt, denn die spielt heutzutage ganz oben mit:

Die Wertschätzung von Angela Merkel für McKinsey hatte weitreichendere Folgen. Merkel ließ sich von Deutschland-Chef Jürgen Kluge bereits beraten, als sie in der vergangenen Legislaturperiode ihr Konzept für eine „Neue Soziale Marktwirtschaft“ vorlegte. Ihrer beider Interessen trafen sich. Kluge wollte McKinsey als Think Tank auch für den Staatsdienst etablieren, den seine Consultingfirma erst viel später als der Konkurrent Berger als zentrales Wachstumsfeld ausgeguckt hatte. Merkel brauchte als Parteichefin vor allem Wirtschaftskompetenz.

Konkurrenz ist Berger aber wohl nur bei der  Bezahlung – nicht aber bei der Etablierung eines Systems, das hinter jeden Politiker einen Unternehmensberater stellt. Das führt zu ganz merkwürdigen Erscheinungen:

Vor allem Angela Merkel und Friedrich Merz wird ein enges Verhältnis zum Branchenriesen McKinsey nachgesagt. Merz, der vor seiner politischen Karriere beim Verband der chemischen Industrie arbeitete, zog sich bei seinem Antritt als Fraktionschef viel Spott zu, als er vorschrieb, künftig müssten sich Mitarbeiter der Unionsfraktion einem Eignungstest der Unternehmensberater von McKinsey unterziehen. Ein motivierter und qualifizierter Mitarbeiter des Finanzministeriums scheiterte damals daran, dass er nicht erklären konnte, wie er sich als Filialleiter einer Hamburger-Kette verhalten würde. Viele Abgeordnete schüttelten nur den Kopf.

Beide haben wohl auf das richtige Pferd gesetzt – und die Tatsache, das Friedrich Merz heute Vorsitzender der einflussreichen Atlantik-Brücke ist, verstärkt meinen Verfolgungswahn nur umso mehr. Der Einfluss von McKinsey, Berger und Co. hat aber auch auf ganz andere Art und Weise in unseren Alltag eingegriffen. Sie haben nicht nur in großem Stil kurzfristige und kurzsichtige Gewinne durch Massenentlassungen möglich gemacht, sondern gezielt an dem Umbau der ganzen solidarischen sozialen Marktwirtschaft mitgewirkt:

Neu ist vor allem, wie selbstverständlich Unternehmensberatern auch Kompetenz bei originär politischen Fragen zugetraut wird. Tackes Ressort, das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, hat beispielsweise gemeinsam mit der Bundesanstalt für Arbeit bei Roland Berger ein Gutachten zur geplanten Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe erstellen lassen, was die Opposition für eine klassische Aufgabe der Ministerialbürokratie hält.

Aus diesem Gutachten ist direkt Hartz IV entstanden – und eine Behörde, die ihren Job als Amt für Ungeziefervernichtung (ja, es geht hier um „Parasiten“) mit großem Engagement nachkommt, siehe Spiegel:

Jobcenter greifen bei säumigen Hartz-IV-Empfängern so oft durch wie nie zuvor

Danach ist die Zahl der Strafen verglichen mit 2009 um 38 Prozent auf 1,017 Millionen gestiegen.

Aus internen Quellen weiß ich, das auch dort „Führen mit Zielen“ praktiziert wird – auch jener „Geist“ stammt von McKinsey. Auch hier wird „up or out“ praktiziert, nochmal Spiegel:

Leistung ist alles. Up or out, rauf oder raus – das ist das Motto der großen Unternehmensberatungen. Nur zwei von zehn Consultants schaffen es an die Spitze. Die Loser fühlen sich trotzdem als Gewinner.

Anders als die Looser von McKinsey, die regelmäßig von anderen McKinseyleuten in Konzernen untergebracht werden, haben die Looser vom Arbeitsamt bei Nichterfüllung ihrer „selbst gesetzten Ziele“ nur eine Perspektive: jenen Stuhl, auf dem täglich „Kunden“ vor ihnen sitzen, selbst zu beziehen. So wird ein äußerst perverses System geschaffen, in dem Mitarbeiter der Jobcenter dadurch um ihr Überleben kämpfen müssen, dass sie bei jenen zwanghaft nach Kürzungsmöglichkeiten suchen, die zuvor schon dank der „Arbeit“ von McKinsey um ihren Job gebracht worden sind.

Und schon bin ich mitten drin in meinem Wahn und merke: ich muss jetzt sehr sehr vorsichtig werden. Nur noch ein paar Worte mehr, ein wenig Gedankengeflecht mehr und ich entwerfe gezielt das Bild einer komplett von „economic hit man“ unterwanderten Republik, die dank mangelnder Mitbestimmung am Arbeitsplatz aus ihren demokratischen Angeln gehoben wird.

Das Perfide an diesem System: je näher man der Wahrheit kommt, umso wahrscheinlicher wird es, für wahnhaft gehalten zu werden. Das sagt viel über unsere gesellschaftliche Wirklichkeit aus, die bewusst und in großem Stil in aller Öffentlichkeit umgestaltet worden ist. Wir kennen die Täter, ihre Methoden, ihre Auftraggeber, ihre Werkzeuge und die Folgen ihrer Arbeit, die man inzwischen sogar bei Kindern feststellen kann (siehe Welt):

Eine neue Studie zeigt, dass schon Grundschüler enormen Druck ausgesetzt sind: Ein Viertel der Zweit- und Drittklässler gibt an, häufig unter Stress zu stehen. Meist ist die Schule der Auslöser.

Aber wenn ich jetzt gezielt die Schützenvereine aufrufe, als Akt der Notwehr die McKinseyleute in der Industrie ausfindig zu machen und in die USA zurückzuschicken, wo ihr Ungeist gerade die größte Volkswirtschaft der Erde an den Abgrund gebracht hat, dann bewege ich mich in den Augen der politisch und wirtschaftlich ungebildeten Psychiater in einem geschlossenen Wahnsystem, so das sie nur eine Möglichkeit haben: mich wegzusperren, meine Sachen zu versteigern und mich mit Medikamenten ruhig zu stellen.

Währenddessen marschiert der Ungeist weiter: Gehaltskürzungen, Rentenkürzungen, Zwangspensionierungen, Aushebelung der Tarifautonomie, Entmachtung der Gewerkschaften, Sozialstaatsabbau, Verlängerung der Lebensarbeitszeit – das Sparprogramm für Griechenland (siehe Handelsblatt), gewaltsam herbeigeführt durch hemmungloses Rating, wird Norm für den ganzen europäischen Kontinent und nicht nur für die USA. Wählt ein Land falsch – wie unlängst Frankreich – dann kommt die Ratingkeule – wie jetzt in Frankreich (siehe Welt).

Politisch gebildete Menschen wundert es nicht, das in diesem Klima die Südstaaten der USA wieder von der Abspaltung träumen (siehe Welt), um der Versklavung durch den „Bund“ zu entgehen, einzelne Sheriffs wollen sogar mit Gewalt gegen „Obama´s Blauhelme“ vorgehen – dabei zeigt sich doch gerade jetzt, wie gering die Macht des Präsidenten gegen die Macht der unter anderem von McKinsey gestalteten Netzwerke ist.

Und dieses Gefühl der Ohnmacht kennen wir inzwischen auch in Deutschland nur zu gut, dürfen uns aber nicht zu ihm bekennen, weil wir ja der allmächtige Souverän sind.  Das ist aber auch nur gut so, denn Ohnmacht kann uns alle zu „unzurechnungsfähigen Kannibalen im sexuellen Wahn“ machen, siehe Heise:

Und diese ursprüngliche Ohnmacht, die wird im ganzen Leben immer wieder empfindlich als lebensbedrohlich gespürt und erlebt, und bewirkt Abwehrmechanismen; bewirkt, dass das Individuum versucht, sich durch irgendwelche Lebenstechniken, durch irgendwelche Abenteuer, durch irgendwelche spannenden, erregenden, lebensspendenden Erlebnisse zu erhalten.

Wenn jetzt diese Gefühl der Ohnmacht systematisch erzeugt wird … will man uns dann alle zu Kannibalen machen?

Wenn diese Zusammenhänge zwischen Ohnmacht und Gewalt bekannt sind … warum schafft man dann bewusst ein Gesetz, das das Gefühl von Ohnmacht und völligem ausgeliefert sein systematisch bei Millionen von Arbeitslosen erzeugt, eine Ohnmacht, die sogar einen US-Sheriff zu seltsam gewalttätigen Phantasien animiert?

Gut, das dieser Sheriff nicht in Deutschland lebt – hier wäre er schon längst in der Psychiatrie gelandet.

Gut, sehen wir es positiv: in der Psychiatrie wird man immerhin noch besser mit Nahrung und Unterkunft versorgt als in der Arbeitslosigkeit.

Das ist doch immerhin schon etwas – oder? Immerhin, das haben wir gelernt, nochmal Spiegel:

Niemand kommt aus dem Büro des Chefs und sagt: „Ich bin out.“ Immer positiv formulieren, das lernen Unternehmensberater schon im Assessment-Center. „Ich widme mich einer neuen Aufgabe“ oder „Ich mache jetzt mein eigenes Ding“, das hört sich gleich viel besser an. Und die Vorgesetzten spielen das Spiel mit.

Nicht nur die Vorgesetzten … inzwischen spielen wir alle mit – oder werden eingewiesen und machen dort unser eigenes Ding.

Was für ein Wahnsinn.

 

 

 

 

 

 

3.Oktober, Tag der deutschen … Schande. Über die kannibalistische Weltordnung

Mittwoch, 3.Oktober 2012. Eifel. Feiertag.  Wir feiern die Annektierung eines deutschsprachigen Landes, an der sich die Privatwirtschaft auf Kosten beider Staaten mehrere goldenen Nasen verdient hat.  Die lange Zeit ausgegebenen Parolen von der bankrotten Wirtschaft der DDR sind 22 Jahre nach der deutschen Einheit unglaubhaft geworden, Europa ist zum „Kontinent der Arbeitslosen“ verkommen (siehe Süddeutsche). Es mutet seltsam an, das man nach der deutschen Ostpolitik schaut, wenn man nach Lösungen für die europäische Massenarbeitslosigkeit ruft (siehe FTD), denn diese deutsche Ostpolitik darf man getrost als völlig gescheitert bezeichnen.  Man redet zwar von „boomenden Ostregionen“, in denen die Ex-DDR-Bürger nun in Scharen zurückkehren (siehe Welt), aber das gleiche Blatt präsentiert auch nebenbei ganz andere Zahlen: 151 Milliarden steckt der Steuerzahler in den nächsten Jahren noch in den Aufbau Ost, der bei allen entscheidenden Wirtschaftsparametern noch weit hinter dem Westen zurückliegt. Was wird aus dem Geld? Nun – große Westkonzerne verdienen weiterhin gut daran, das im Osten große Flächen betoniert werden, gleichzeitig werden dort Pöstchen geschaffen, um die politische Kaste bei Laune zu halten.  Damit das erwiesenermaßen revolutionsfähige Ostvolk nicht auf dumme Gedanken kommt,  hat die Bundeswehr ihren Schwerpunkt im Osten – anders als die Konzernwelt, von denen sich – trotz steuerlichem Anreiz – kein einziger im Osten niedergelassen hat: besetztes Land ist halt kein Heimatland.

Was brachte uns Westdeutschen die Annektierung der Ostzone? Das Vierte deutsche Reich. Aus der ehedem vorbildlichen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland ist ein ausführendes Organ der Konzerne geworden,  aus der Bundeswehr eine Hilfstruppe der amerikanischen Finanzelite, aus dem Bundeshaushalt ein Füllhorn für Bankenbilanzen, aus unserem Sozialstaat ein entmündigender Zwangsarbeitsstaat, aus unseren Medien Organe einer menschenfeindlichen Konzernpropaganda (man denke nur an die unsäglichen Sendeformate der privaten Medien, die an Menschenverachtung ihresgleichen suchen … und in den Arenen finden, die im alten Rom für soviel Vergnügen sorgten).  Warum wir nach der Wiedervereinigung eine Zunahme diktatorischer Elemente in unserem Alltag finden, wird von den Medien allerdings nicht untersucht: „kritische Berichterstattung“ findet zunehmend nur noch in einigen offiziell verpönten kleinen Widerstandsnestern im Internet statt, Nester, die gespeist werden von einer großen Hingabe und Aufopferungsbereitschaft für die Ideale jener Bonner Republik, die mit der Wiedervereinigung gestorben ist.  Seltsam – es waren gerade diese Ideale, die die Bürger der DDR so angezogen hatten.

Wir betrauern den Verlust unserer westdeutschen, demokratischen Eliteidentität nicht groß, dafür betrauern wir einen „Dirk Bach“ in einem Ausmaß, als ob Christus selbst gestorben wäre: die Medien pflegen ihr Herrrenmenschenstatut inzwischen ganz ungeniert, während sich für die Schicksale  Millionen anderer Menschen keiner interessiert. Es würde mich nicht wundern, wenn hinter dem Opfergang jener nackten Frau, die mit ihren zwei Kindern in den Tod raste (siehe Welt), wieder jenes Monster zu finden ist, das die Demokratie in Deutschland mehr als jedes andere Ermächtigungsgesetz zertrümmert hatte, jenes Gesetz, das die Grundgedanken des sozialen Miteinanders vernichtete und auf subtile Art und Weise die Akzeptanz von Zwangsarbeit als gesellschaftlichen Standard einführte: Hartz IV, getarnt als „Arbeitsmarktreform“, ist real zu einem (auch bewusst so gewollten) Druckmittel geworden, um die gesamte bürgerliche Gesellschaft zu disziplinieren. Das diese Aktion ein voller Erfolg war, merken auch jene Unternehmen, die sich jetzt Kriminalpsychologen ins Haus holen, die sich ansonsten mit Serienkillern auseinandersetzen, siehe Blog von derBund:

Wenn sich Leute nicht informiert, nicht wertgeschätzt oder sogar übergangen fühlen, dann wird ihr Verhalten unberechenbar. Oft regiert dann die Angst und es kommt früher oder später zu Aggressionen. Ich glaube, es waren noch nie so viele Angestellte so ängstlich wie heute. Sie fürchten um ihren Job, um ihr Geld, um die Anerkennung.

Das gilt inzwischen nicht nur für die Schweiz (wie hier im Beispiel) oder für Deutschland (dessen Bürger in erschreckendem Ausmaß immer depressiver werden), sondern für ganz Europa … es wundert da wenig, das es in der ausländischen Presse wieder Bilder von deutschen Regierungsvertretern in SS-Uniform gibt. Die Angst regiert in Deutschland auf allen Ebenen, vor und hinter den Schreibtischen der Job-Center-Mitarbeiter, die mit ihren Zeitverträgen das Elend verwalten sollen, in den Betrieben und Amtsstuben, in den Universitäten und auf den Straßen, eine Angst, die sich jetzt nach willen der Lumpenelite auf ganz Europa ausbreiten soll. Im Kernland der Bewegung, dem neuen deutschen Vierten Reich, ist jeder Widerstand schon längst erloschen: hier agieren nur noch „pseudolinke“ Täuschkörper (siehe WSWS). Man macht sich hier ganz alte, archaische Muster zu nutze: erschieße einfach willkürlich ein paar Leute im Dorf und der Rest wird vor Angst wie gelähmt sein. Hartz IV erfüllt diese Funktion vortrefflich: es trifft Konservative und Linke, Freidenker und Dummköpfe, Fleißige und Faule gleichermaßen – so verbreitet man wahren Terror und verhindert eine demokratieerhaltende Alllianz der Opfer.

Nur ein Wert kann vor dem Terror schützen: Geld. Wer von den Zinsen seines Kapitals leben kann (also viele indirekte Sklaven sein eigen nennt) hat das Ziel des Lebens erreicht und muss nicht mehr vor dem kritischen Augen geringqualifizierter Vorgesetzter ducken, ist dem Fluch der Arbeitslosigkeit durch Alter, Krankheit oder bloßer Willkür des „Vorgesetzten“ für immer entkommen. Aus der demokratischen Gesellschaft ist eine Gladiatorenarene geworden: man schlachtet sich gegenseitig ab, der Sieger wird am Schluss mit reichlich Kapital ausgestattet, das er der Arena entkommen kann: so erhalten gescheiterte Existenzen plötzlich Herrenmenschenstatus in einem Land, das einst die führenden Köpfe der Aufklärung, Musik, Philosophie und Wissenschaft hervorbrachte: Bohlen statt Beethoven ist die Devise.

Es gibt auch kritische Köpfe, die die Bewegung international beim Namen nennen. Jean Ziegler spricht in einem Interview im schweizer „Tagesanzeiger“ ganz deutlich über die kannibalistische Weltordnung, die die ursprünglichen demokratischen Konzepte völlig verdrängt hat – aus diesem Grund können China und die Großkonzerne der Welt ja auch völlig problemlos miteinander kooperieren … mit schrecklichen Folgen für jene Menschen, die ganz bescheiden mit ihrer eigenen Arbeitskraft für den eigenen Unterhalt sorgen wollen, den Bauern dieser Welt:

Diese Bauern haben ein unglaubliches Wissen. Die fehlende Produktivität ist wie gesagt das Resultat von fehlenden Investitionen. Es ist auch ein sehr perfides Argument. Damit wird das sogenannte «Land Grabbing» legitimiert, der grossflächige Erwerb von Ackerland durch ausländische Spekulanten. Inzwischen hat man gemäss Weltbank den afrikanischen Bauern 41 Millionen Hektaren fruchtbaren Boden entzogen. Und was passiert mit den landlosen Bauern? Sie landen in den Slums der Grossstädte, in Drogen, Prostitution, Unterernährung und Massenelend.

Im Prinzip kennen wir das in Deutschland. Deutschland wurde nicht „wiedervereinigt“, die Deutschland AG hat sich den Osten einverleibt, ihn mit Haut und Haaren gefressen, alles nützliche eingesackt und alles Unnütze ausgeplündert und ausgeschieden. Viele sind dadurch sehr reich geworden, andere profitieren heute noch von den Milliarden, die in den Aufbau Ost fließen – einen Aufbau, den die stolze deutsche kapitalistische Wirtschaft nie wollte und aus eigener Kraft auch nicht hinbekommt. Vor unser aller Augen versagt der Kapitalismus in den östlichen Bundesländern, führt vor, das er als Wirtschaftsordnung nur durch milliardenschwere Subventionen funktioniert … und keiner merkt, das hier „die Märkte“ im direkten Systemvergleich ihre Unfähigkeit demonstrieren, eine funktionierende Wirtschaft aufzubauen.

Wo sind die „blühenden Landschaften“, die durch Wettberwerb und Marktwirtschaft entstanden sind?

Sie existieren nicht, weil wir schon längst eine kannibalistische Wirtschaftsordnung haben, die nur dank der Vernichtung von Wettbewerbern und Marktwirtschaften überleben kann und sich gerade anschickt, ganze europäische Staaten zu vertilgen, während die Steuerzahler der Länder dann für die Kosten der laufenden Verheerungen eintreten sollen.

Wir Deutschen hätten eine einzigartige Chance gehabt, beide System im direkten Vergleich zu studieren, die Schwächen beider Systeme zu erkennen und daraus etwas vollkommen neues, einzigartiges zu erschaffen: das Modell Deutschland für eine bessere Welt. Mit der medialen Dauerpräsenz von Leuten wie Dirk Bach, Dieter Bohlen oder Carsten Maschmeyer wird das allerdings nicht zu schaffen sein – und auch nicht mit spitzfindigen sophistischen Rechnungen wie denen im Stern, nach denen der deutsche Arbeitslose sein Überleben ja nur dem griechischen Millionär verdankt.

Die Deutschen haben einen anderen Weg gewählt, einen Weg, den sie schon unter Hitler gegangen sind: den Weg der „inneren Emigration“, der Anpassung, des Mitläufertums. Während in anderen europäischen Ländern vom großen europäischen Generalstreik geträumt wird (siehe Welt) nicken wir devot immer weitere Griffe in unsere Geldbeutel ab – Rundfunkgebühren für Menschen, die keinen Rundfunk wollen (siehe Welt) oder eine Maut für Straßen, die wir schon längst doppelt und dreifach bezahlt haben (siehe Welt): der Phantasie der verbeamteten Kapitalbüttel sind da keine Grenzen gesetzt.

Verwundert es da das der „Zombie“ zum Hauptsymbol menschlicher Ängste herangewachsen ist? Er symbolisiert die neue Weltordnung des Gegeneinanders, der Ordnung des fressens und gefressen werdens. Während die FSK das mythologische Motiv „Zombie“ zurecht als abartig und scheußlich in die hinterste Ecke verweist, führt die Politik es als sozialen Standard ein: kein Wunder, das Kinder und Jugendliche zunehmen die Orientierung verlieren.

Wer nun denkt, das der Kannibalismus hauptsächlich in der geisteswissenschaftlichen Sphäre verbleibt und es niemals wagen würde, an dem eigenen Kaffeetisch zu erscheinen, der irrt gewaltig. Schon heute ist er ganz real unter uns – und wir akzeptieren ihn völlig, weil er ein anderes Etikett trägt … und weil wir durch die moralische Skrupellosigkeit unserer Zeit schon jegliche Maßstäbe verloren haben, um beurteilen zu können, was dort geschieht, siehe Nachrichten t-online:

Horror in der Wüste: Menschenhändler sollen Hunderten von afrikanischen Flüchtlingen auf der Sinai-Halbinsel gewaltsam Organe entnommen haben. Einer Dokumentation des Senders CNN zufolge, sind die meisten an den Folgen der Eingriffe gestorben. Flüchtlinge, die es über die Grenze nach Israel geschafft haben, lieferten weitere Hinweise auf den Organraub.

Beduinen, die Flüchtlinge über die Grenze nach Israel schmuggelten sowie korrupte ägyptische Ärzte seien die Drahtzieher des Organhandels, heißt es in dem Bericht. Ihre Opfer kämen vor allem aus dem Sudan, Äthiopien oder Eritrea. Ihnen würden Nieren, Leber und andere Organe bei lebendigem Leibe entnommen. Die brutalen Eingriffe überlebten die Opfer in der Regel nicht.

Das ist nichts anderes als Kannibalismus. Bis heute warte ich auf die Nachricht, das Nato-Truppen der industrialisierten Bestialität Einhalt geboten haben … aber die Finanziers jener Truppen brauchen halt diese Organe, vernichten anderes Leben der gleichen Art, um das eigene Leben zu verlängern.

Als „Organspende“ ist Kannibalismus gesellschaftsfähig geworden, mit guten Argumenten als Triumph der Technik verkauft, während man gleichzeitig mit allen Mitteln die Erkenntnisse der Nahtodesforschung unterdrückt … dabei würde uns doch viel Trauer erspart bleiben, wenn wir wieder wissen dürften, das unser Aufenthalt hier auf Erden nur ein kurzer Gastauftritt ist.  Vielleicht würde es wieder etwas Disziplin ins moralische Handeln bringen, wenn wir die Überzeugungen der alten christlichen und nichtchristlichen Religionen untersuchen würden, nach denen es einen „zweiten Tod“ gibt, der jene Seelen ereilt, die sich als unnütz erwiesen haben – womöglich ist „die Natur“ in der Selektion moralischen Abschaums gnadenloser, als unsere bezahlten Priester der Oberschicht schmeichelnd verkaufen wollen. Man findet hier erstaunliche Paralellen … in nahezu allen Kulturen der Welt.

Anstatt das wir aber – strikt vernünftig und entlang der „Kritik der praktischen Vernunft“ des Immanuel Kant unter Einbeziehung eines rationalen religiösen Elementes – eine Kultur der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit aufbauen, in der wir den Menschen von allen Gewalten befreien, die ihn bedrohen, bauen wir eine kannibalistische Weltordnung auf, die demnächst dazu führen wird, das wir wieder scheußlichste Bestialitäten im Alltag erleben werden. Gerade wir Deutschen wissen das sehr genau – und könnten aus unserer eigenen Geschichte heraus die Welt vor dem warnen, was da kommen wird: die rücksichtslose industrielle Verwertung von „unwertem“ menschlichen Leben, die mit der gleichen Konsequenz erfolgen wird wie die aktuelle Vernichtung des Kleinbauerntums in Afrika zugunsten der großen, internationalen Konzerne (in deren Front sich China nahtlos einreiht).

Darum eignet sich der dritte Oktober sehr gut als Tag der deutschen Schande, jener Tag, an dem wir Deutschen uns daran erinnern, das wir aus der Geschichte des Dritten Reiches nichts gelernt haben, aus der Geschichte der Einverleibung der DDR nichts gelernt haben und auch aus der Geschichte des schleichenden Untergangs der Bundesrepublik Deutschland nichts lernen wollen.

 

 

 

 

 

 

 

2012: Alpträume werden Wirklichkeit … und Träume möglich.

2012: Alpträume werden Wirklichkeit ... und Träume möglich.

Mittwoch, 30.5.2012. Eifel. Mir fallen manchmal kleine Nachrichten ins Auge, die seltsam „niedrig“ gehandelt werden. Kannibalismus zum Beispiel. Jahrhundertelang DAS Horrorbild des zivilisierten Menschen, mit dessen Hilfe er sich – als christlicher „Kolonisator“ – deutlich von den „primitiven Barbaren“ unterschied – zum Beispiel von Holländern. Dort hatten sich ja zwei Moderatoren gegenseitig aufgegessen – obwohl vom jeweils anderem noch genug übrigblieb, das sie das Ergebnis der Speisung ausführlich diskutieren konnten. Ein Riesenthema eigentlich … doch bleibt es seltsam ruhig darum, so als wäre es schrecklich normal, das die Menschen schon mal anfangen, sich selbst als Konsumobjekt und Nahrungsmittel zu testen. Benjamin R. Barber, ein „Professor für Zivilgesellschaft“ an der Universität Maryland warnte uns dereinst ausdrücklich vor den verheerenden Wirkungen und Auswirkungen der modernen Wirtschaft (McWorld genannt) – das es so enden könnte, hat wohl auch er nicht geahnt.

Das Thema Kannibalismus ist damit aber nicht erschöpft. Andernorts gab es Berichte über mehrere chinesische Fabriken, die Babyfleisch verarbeiten und es den Südkoreanern in Kapseln liefern. Die Chinesen sind über solche Meldungen empört – man weiß nicht so Recht, ob man es mit einer neuen Dimension der Barbarei zu tun hat (die in meinen Augen an die Horror-Qualität von Konzentrationslagern heranreicht – oder diese sogar übertrifft), oder nur mit einem geschickten Propagandafeldzug gegen China, um den neuen großen (und vielleicht sogar finalen) Weltkrieg NATO gegen SOZ medial vorzubereiten. Wer würde nicht gerne gegen Babyschlächter und Menschenfresser in den Krieg ziehen?

Oder die neue Meldung aus den USA: dort hat ein Mann einen anderen aufgefressen – eine Szene wie aus einem Zombiefilm. Nase, Auge – alles weg. Und wie es sich für einen richtigen Zombiefilm gehört, waren mehrere Kugeln nötig, um die Bestie zu stoppen. Und wie es sich ebenfalls für einen richtigen Zombiefilm gehört, sind die Erklärungsmuster der Polizei sehr verwirrend: Obdachlose sollen es gewesen sein – in einer Kokainpsychose. Bei den Preisen für Kokain passt das eigentlich nicht zusammen – und die Erscheinungsformen einer Kokainpsychose sind auch deutlich passiver als das, was man uns dort präsentiert hat. Schauen wir mal, was das Psychosezentrum Ruhrgebiet dazu sagt:

Eine weitere gravierende Folge kann die „Kokain – Psychose“ sein. Hier treten unabhängig von einer Substanzeinnahme optische, akustische und taktile Halluzinationen, Unruhe, Wahnerlebnisse, und Trübungen des Bewußtseins auf. Die Symptome ähneln denen einerSchizophrenie.

Von der Verwandlung in agressive Menschenfresser steht da nichts, eher hat man so ein verängstigtes Suchtkneuel vor Augen, das sich zitternd in der Ecke seiner Gummizelle befindet. Wäre auch gut so, denn bei der Menge Koks, die in Deutschland konsumiert wird, sollten wir uns in Zukunft wohl nur noch schwer bewaffnet aus der Wohnung wagen.

Fügt man die drei Informationen zusammen und legt die beschwichtigenden Kommentare dazu erstmal zur Seite, wird das Bild unheimlich: auf einmal entsteht vor unserem geistigen Auge das Bild einer neuen Menschheit, die frei ist von alten Zwängen und Einschränkungen, einer Menschheit, die sich über ihre Grenzen erhebt und sich des alten Ballastes entledigt, der sie jahrtausendelang niedergedrückt hatte. In Romanen gab es das schon mal:

„Dieser Zeitpunkt sei leicht zu erkennen, denn der Mensch sei dann wie die Großen Alten geworden, wild und frei jenseits von Gut und Böse, Gesetze und Moral wären dann niedergerissen, und alle Menschen brüllten, töteten und schwelgten in Lust. Dann würden ihnen die Großen Alten neue Wege zu brüllen, zu töten, zu schwelgen und zu genießen zeigen, und die Erde würde in Vernichtung, Ekstase und Freiheit flammen. In der Zwischenzeit müßte der Kult durch angemessene Riten die Erinnerung wachhalten und IHRE sichere Rückkehr prophezeien.“
(H.P.Lovecraft, Cthulhu Geistergschichten, Suhrkamp 1979, Seite 218)

Gut, das das nur eine Gruselgeschichte aus den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts ist.

„1984“ war auch nur eine Gruselgeschichte – aber auch die wird jetzt wahr. Wie es aussieht, haben freundliche Regierungsstellen („Regierung“ ist seit dem 11.9.2001 immer „freundlich“, wer des Gegenteil behauptet, ist ein Terrorist – oder ein Verschwörungstheoretiker, was so etwas ähnliches wie ein „Sympathisant“ ist) diese Gruselgeschichte jetzt eine gewisse Realität verliehen – sie haben eine Cyberwaffe entwickelt (genau so eine, vor der sie schon immer gewarnt haben), die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. „Big Brother“ gibt es nicht nur im Fernsehen – sondern auch auf jedem Rechner. Dem vorgestylten Konsumzombie der Neuzeit stört das nicht – immerhin sammelt auch seine X-Box-360 via „Kinect“-Sensor Bilder aus seiner Wohnung sowie Sprachmuster und – wie nützlich – auch Kreditkarteninformationen. Und das alles wird als harmlose Spielkonsole verkauft.

Endgültig in der Realität der James-Bond-Romane sind wir durch die Meldung in der Welt gelangt, wonach US-Fallschirmtruppen in Nordkorea geheime Tunnelanlagen untersucht hatten. Na ja – Nordkorea richtet Kannibalen kompromislos hin – offensichtlich eine Gefahr für unsere westliche Kultur. Durch diese Nachricht werden aber Meldungen aus dem Jahre 2003 wieder aktueller, wonach in Nordkorea in der Tat Menschenfleisch gehandelt wird.

Das Romane Realitäten vorwegnehmen können, ist natürlich völliger Quatsch. Das dachte ich zum Beispiel im Jahre 1983, als der Roman „Der dritte Weltkrieg“ in Deutschland erschien. Geschrieben von General Sir John Hacket beschreibt er den Beginn des dritten Weltkrieges, der überraschend mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion endet – für viele Friedensaktivisten ein Wunschdenken politischer Wirrköpfe.

Sechs Jahre später war der Zusammenbruch der Sowjetunion politische Realität, die politischen Wirrköpfe knallharte Realisten und die Friedensaktivisten als ahnungslose Träumer enttarnt.

Nur gut, das es keine Romane über den Zusammenbruch der USA gibt.

Wirklich?

Nun – wir lesen nicht mehr soviel: wir gucken lieber. Zum Beispiel „Star Wars“ … deren letzte verfilmte Episoden uns eine Geschichte erzählen, in der mächtige  Interessengruppen aus Industrie, Banken und Handel mittels geschickter Intrigen die Republik vernichten. Die Filme wurden 1999 bis 2005 gedreht – und 2012 scheinen sie Realität geworden zu sein. Begriffe wie „marktkonforme Demokratie“ sind gesellschaftsfähig geworden sind, die Macht der „Märkte“ verdrängt alternativlos weltweit demokratisch gewachsene Strukturen. Die Bürger schauen drein wie die Iren : voller Zorn auf die Banken beugt man sich einem scheinbar über Nacht gewachsenem neuen System, in dem Bankvorstände Sozialpolitik diktieren und sich die alten Republiken, Demokratien und Volksherrschaften in etwas Neues verwandeln.

Im Star-Wars-Märchen übernehmen „Regionalgouverneure“ die Macht … im Euro-Märchen sind es Goldman-Sachs-Mitarbeiter.

Im Prinzip – ein absoluter Horrorstoff, in dem wir leben. Gruselig wie das Schicksal unserer „High-Potentials“, unserer Wissenschaftler, die von 40 Stunden in der Wochen noch 19 bezahlt bekommen.  Wenn die erstmal mit ihrem Studium fertig sind, werden die keine Verständnis mehr dafür haben, das Arbeitslose überhaupt noch Geld bekommen.

Welche Zukunft eine Gesellschaft noch hat, die ihre Elite so verheizt, will ich jetzt gar nicht überlegen.  Möglicherweise erleben wir gerade eine Phase, in der sich wirklich zeigt, das Regierungen an sich die „Schlimmste Seuche aller Zeiten“ sind – mit sechsmal soviel Todesopfern wie die spanische Grippe.

Da macht es Hoffnung, das aktuell gemutmaßt wird, das die USA ebenso zusammenbrechen können wie die Sowjetunion … ihr wirtschaftlicher Zusammenbruch scheint eh´ kurz bevor zu stehen. 

Merkt man nun, wie wichtig es in Zukunft werden könnte, das wir uns daran erinnern, das es nicht gut ist, Menschen zu essen? Das es auch nicht notwendig ist, schon mal den Geschmack zu testen, weil unsere Wirtschaft bald so derangiert ist wie die in Nordkorea – und schon längst so unmoralisch wie die in den Babyfleischfabriken Nordchinas?

Merkt man nun, das es vielleicht dringend nötig ist, die Lösungen der aktuellen Krise nicht der koksenden Oberschicht zu überlassen, weil man nie genau weiß, wann die ihre Kokain-Psychose bekommen? Vielleicht haben wir die aktuelle kannibalistische Wirtschaftsform genau jenen Kokain-Psychosen zu verdanken, die nun in Miami schon zu öffentlichen Kannibalenattacken führen.

Benjamin R. Barber hat da schon eine Idee, wie die neue Gesellschaft funktionieren könnte, zitiert bei  Wikipedia:

„Die Zivilgesellschaft, der bürgerliche Raum, besetzt die Mitte zwischen Politik und privatem Sektor. Dort geben wir weder unsere Stimme ab, noch kaufen und verkaufen wir; dort sprechen wir mit unseren Nachbarn über die Einstellung eines Schülerlotsen, planen eine Benefizaktion für die örtliche Schule, diskutieren darüber, wie unsere Kirche oder Synagoge Obdachlosen eine Unterkunft schaffen kann, oder wir organisieren ein Softball-Sommerturnier für unsere Kinder. In diesem Bereich sind wir ,öffentliche‘ Wesen, wie eine Regierung haben wir einen Sinn für öffentliche Aufgaben und Achtung vor dem Gemeinwohl; aber anders als eine Regierung erheben wir keinen Anspruch auf die Ausübung eines Gewaltmonopols. […] Wie der Privatsektor hat auch dieser nachbarschaftliche, kooperative Bereich der Zivilgesellschaft teil am ,Geschenk der Freiheit‘, […] aber anders als der Privatsektor, strebt er Gemeinsamkeit und konsensuelle […] Handlungsweisen an. Die Zivilgesellschaft ist somit öffentlich-politisch, ohne Zwangscharakter zu haben; sie ist freiwillig-voluntaristisch, ohne privatisiert zu sein“ (S. 281).

Wir als Bürger zeigen uns jeder Regierung überlegen. Wir als Bürger bräuchten kein Hartz IV. Wir wüssten genau, wo in unsere Gemeinschaft Menschen mit Leistungsdefiziten einen würdigen Platz bekommen können. Arbeit gibt es genug. Wir bräuchten auch kein Zinssystem, das uns leistungsloses Einkommen garantiert – wir wissen, das das langfristig nie gut gehen kann, weil niemand mehr die Zinseszinsen erarbeiten könnte. Wir haben schon längst bewiesen, das wir viel effektiver, menschlicher, realistischer, vernünftiger und wirtschaftlicher arbeiten als es Regierungen, Banken oder Konzerne je tun könnten.

Und darum könnten die Alpträume der Gegenwart genau jener Startschuss sein, den wir brauchen, um unsere Gesellschaft eine neue Richtung vorzugeben … ohne Banken, ohne Staatsmacht, ohne Profitgier und verschiedene Formen von Kannibalismus (unter die ich auch Hartz IV sehe, wo sich der Staat die Lebensarbeitsleistung von Menschen aneignet, die die Wirtschaft als unnütz ausgespuckt hat – oder die Diätenkultur unserer Abgeordneten).

Leider finde ich solche Überlegungen in den Medien nicht.

Die predigen mir hauptsächlich vom DAX – und wie schön man mit seiner Hilfe ohne Arbeit reich werden kann … reich von der Arbeit anderer, wohlgemerkt.

Auch so ein Kannibalenakt.

Und in letzter Konsequenz so blutig wie der in Miami.

 

 

 

 

 

 

 

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