Julia Klöckner

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Julia Klöckners Lug und Trug

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Die Tagesschau dient der Ministerin für Verbrauchertäuschung und Tierquälerei willfährig als Bühne

 

Von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

 

Männlichen Ferkeln ohne Betäubung die Eier abzuschneiden ist seit dem 1. Januar verboten. Endlich. Eigentlich sollte das schon seit 1.1. 2019 gelten, so war es anno 2014 mit Bauernverbänden und Fleischwirtschaft ausgemacht worden. Doch die saßen den Termin einfach aus. (1) Julia Klöckner, CDU, Bundesministerin für Landwirtschaft und Ernährung, belohnte sie dafür mit einer „Übergangsfrist“ von zwei weiteren Jahren der grausamen Praxis. Ob das Gesetz wenigstens jetzt überall beachtet wird, ist offen, denn ein flächendeckendes Überwachungssystem gibt es nicht. Mit der fiesen Operation muss noch immer kein Tierarzt beauftragt werden, die Bauern dürfen das selber machen. Von einem Ende der vielfältigen Tierquälerei in der Fleisch- und Eierproduktion kann ohnehin keine Rede sein.

Klöckner, ein weiterer Aktivposten im Berliner Witzfiguren-Kabinett (Spahn, Scheuer, Maas, Kramp-Karrenbauer, ff.) bereicherte unsere Alltagskultur immerhin um die Einführung eines „Tierwohl-Labels.“ (2, 3) In Schaumschlägerei und Etikettenschwindel auf der Bühne der Tagesschau ist sie Expertin. (4)

In der Wirtschaft gilt Etikettenschwindel als Verbrechen und wird mit Geldstrafe oder sogar Freiheitsentzug geahndet. Nicht nur die Supermarkt-Kette ALDI kann ein Lied von den üblen Folgen singen, wenn auf einer Verpackung mehr draufsteht als der Inhalt hergibt. (5) Von der Auto-Industrie erst gar nicht zu reden. (6) In der Politik hingegen ist der Etikettenschwindel die Norm.

Klöckners unsägliches „Tierwohl-Label“ täuscht dem Verbraucher vor, er könne mit seinem Kaufverhalten etwas gegen die ekelhaften und abscheulich brutalen Verhältnisse in der Massentierhaltung tun. Das unter dem lieben Label angebotene Fleisch ist jedoch weit vom Standard für Bio-Fleisch entfernt. Fast genauso weit, wie Ministerin Klöckner von der Eignung zur Verbraucher- und Tierschützerin. Wäre es nach Klöckners Wünschen und denen der Produzenten und des Handels gegangen, dann gäbe es die Warenkennzeichnung mit dem Label sogar nur auf Basis der Freiwilligkeit, sie wäre kaum mehr als ein Reklame-Gag. (7)

In Selbstbeweihräucherung, verlogener Phrasendrescherei und beim Schmücken mit fremden Federn ist diese Julia allerdings spitze. Jüngste Meisterleistung, von der Tagesschau kritiklos propagiert: Vom nächsten Jahr an dürfen die Geflügelzüchter Millionen männliche Küken, weil deren Aufzucht „sich nicht rechnet“, nicht mehr einfach schreddern oder in der Gastonne ersticken. Stattdessen sollen schon die befruchteten Eier mit moderner Lichttechnik nach Geschlecht der werdenden Küken selektiert werden. Klöckner, vor der Tagesschau-Kamera ein Großbild von niedlichen Küken schwenkend:

Was wir erreicht haben, ist, durch viel Forschung und Förderung eine Technik zu entwickeln, dass frühzeitig im Ei das Geschlecht erkannt wird nach wenigen Tagen und Eier dann nicht ausgebrütet werden.“ (8)

„Wir“? Pluralis majestatis? Klöckner hatte bei diesem technischen Fortschritt keine bedeutende Rolle gespielt. Sie ist schließlich erst seit März 2018 im Amt. Entwickelt wurde das Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im befruchteten Ei aber schon seit 2013, in einem Gemeinschaftsprojekt der Technischen Universität Dresden und der Universität Leipzig. Auftraggeber dafür war nicht der Bund, sondern das Land Niedersachsen. (9) Die Regierung des damals neuen SPD-Ministerpräsidenten Stefan Weil hatte die Forschungsgelder dafür bereitgestellt.

Minister lassen für sich denken

Der Politikerberuf ist übel beleumundet. Größtes Ansehen genießen Feuerwehrleute, Ärzte und Polizisten; die Politiker stehen am unteren Ende der Wertschätzungs-Skala (sogar wir Journalisten rangieren noch etwas höher). (10) Einer der Gründe für die miese Bewertung: Politiker wollen (wieder-)gewählt werden. Viel mehr mit Worten als mit Taten hecheln sie nach Aufmerksamkeit, steigern ihren Bekanntheitsgrad und sichern sich Wahlchancen und ihre privilegierte Existenzgrundlage. Derweil überlassen sie einen großen Teil ihrer pflichtgemäßen legislativen bzw. exekutiven Arbeit außerparlamentarischen Beratern, zumeist Anwälten und Managern privatwirtschaftlicher Unternehmen. Der Ministerklüngel geht dabei mit schlechtem Beispiel voran. Die Kosten für seine Entlastung vom Selberdenken lagen allein in des ersten drei Quartalen des Vorjahres bei 344 Millionen Euro (11), Tendenz steigend. 

Unter den teuren Berliner Selbstdarstellern ist Julia Klöckner, Ministerin für Ernährung und Landwirtschaft, ein besonders aufdringliches Exemplar. Sie gehört zu jener Politikerkaste, die fast ohne anderweitige berufliche Leistungsnachweise und Erfahrungen in die Karriere eines Berufspolitikers eingestiegen sind (vgl. Anthor, Maas, Kühnert, Göring-Eckardt, Beck etc). Nur vorübergehend war sie in einem Fachzeitschriftenverlag für Wein und andere Getränke tätig. Ihr hauptsächliches Engagement galt ihrer Karriere in der CDU. Sie wurde mit einem sicheren Listenplatz bei der Bundestagswahl 2002 belohnt, wenig später mit dem Posten einer parlamentarischen Staatssekretärin. Trotzdem fand sie Zeit, das Young Leader Program des American Council on Germany zu absolvieren, ein Partnerprojekt der „Atlantik-Brücke“ für aufstrebende politische und wirtschaftliche Führungskräfte. (12) 

Zweimal, 2011 und 2016, wollte sie gar Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz werden, fiel aber beide Male durch. Solche Pleiten gehören jedoch zum Qualifikationsnachweis für einen Platz im Kabinett Merkel, wie wir nicht nur am Aufstieg ihres Ministerkollegen Maas sehen können.

Klöckner als Reklametafel

Beim Lafer-Skandal – ihr Auftritt in einer Kochsendung – machte sie sich des Sponsorings für einen Kaufkonzern und etlicher anderer Geschmacklosigkeiten schuldig. (13) Rotzfrech behauptete sie aber, ihre fiese Schleichwerbung sei ihr nicht bewusst gewesen. Soweit ihr Ehrbegriff vom Ministeramt. An Politikern wie Gustav Heinemann, Lothar Späth, Jürgen Möllemann oder Björn Engholm, die nach unterschiedlichem Fehlverhalten konsequent zurücktraten, nimmt sie sich kein Beispiel. Anstand ist ja nicht karrieredienlich.

Längst steht die Ministerin im Verdacht, weit mehr als Wirtschaftslobbyistin denn als Volksvertreterin zu agieren. Die Verbraucherorganisation foodwatch beantragte unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz (14) im März 2020 die Offenlegung der Lobbytermine der Bundesernährungsministerin. Der Antrag wurde abgelehnt. Die unverschämte Begründung: Es gebe

eine solche Vielzahl von Lobby-Kontakten, dass „jede Auskunft“ geeignet wäre, „sich dem Vorwurf mangelnder Vollständigkeit auszusetzen“. Zum anderen könne man „aus Sicherheitsgründen“ keine Auskunft geben. (15)

Mit anderen Worten: Klöckner kungelt derart oft und regelmäßig mit Wirtschaftsleuten, dass sich ein schon gefährliches Bewegungsprofil entwickeln ließe, nämlich wann und wo sie beim Antichambrieren zu erwischen wäre. Die foodwatch-Leute reagierten mit einer Klage vor dem Kölner Verwaltungsgericht (16):

Welche Lobbyisten nehmen Einfluss auf die Gesetze und Initiativen der Bundesregierung? Wie oft trifft Ministerin Klöckner Vertreter von Nestlé, Coca-Cola oder Bayer? Über welche Themen wird gesprochen? Die Öffentlichkeit hat ein Recht, das zu erfahren“. (Anm.15)

Nestlé? War da nicht auch was mit einem klebrigen Klöckner-Werbe-Video, Grund für eine Watsche in der ZDF-heute-Show? Es war. (17)

Von all den Skandalen und der penetranten Angeberei erfährt man von der Tagesschau nichts, wie unsere umfangreiche Suche ergab. Die Redaktion ARD-aktuell fühlt sich für Lack am Regierungspersonal zuständig, für Schmutz und Beulen höchstens dann, wenn wegen öffentlichen Rummels unumgänglich.(18)

Der Hund muss pipi

und jedes zehnte Schwein

lebendig in die Kochbrühe

In Deutschland werden 34 Millionen Haustiere gehalten, darunter allein 10,1 Millionen Hunde. (19) Was lag also näher, als dass Ministerin Klöckner sich als Hundeliebhaberin inszenierte (21), zwecks Ablenkung von der maßlosen Tierquälerei, die sie als Landwirtschaftspolitikerin zu verantworten hat?

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner will Hunden ausreichend Auslauf und Betreuung garantieren sowie strengere Regeln für Tiertransporte und Hundezüchter erlassen,“ (20)

hieß die Tagesschau-Botschaft. Im Internet sind fast 8000 Berichte über das Thema zu finden, davon 300 mit identischem Wortlaut – eine eindrucksvolle Dokumentation der längst eingerissenen Gleichschaltung. ARD-aktuell gab noch ein Extra, indem sie Klöckner im O-Ton verkünden ließ:

Haustiere sind keine Kuscheltiere – ihre Bedürfnisse müssen berücksichtigt werden.“ (ebd.)  

Keiner der hochmögenden Gesinnungsjournalisten bohrte nach, weshalb das mindestens zweimalige tägliche „Gassi gehen“ gesetzlich neu geregelt werden müsse und wie die Erfüllung dieser Pflicht eigentlich zu überwachen wäre. Nur der Redakteur einer Lokalzeitung in Frankenberg bemerkte, welch eine grandiose Luftnummer die Ministerin da abzog. (21) Die Tierschutzverordnung, § 2, regelt nämlich längst:

Einem Hund ist ausreichend Auslauf im Freien außerhalb eines Zwingers oder einer Anbindehaltung sowie ausreichend Umgang mit der Person, die den Hund hält, betreut oder zu betreuen hat (Betreuungsperson), zu gewähren.“ (22)  

Durchgreifender Tierschutz findet in Deutschland trotz des schönen gesetzlichen Anspruchs nicht statt. Unsere politischen Repräsentanten, Kanzlerin und Landwirtschaftsministerin voran, dulden unsägliche Tierquälerei in der Massentierhaltung, auf Tiertransporten und in den Schlachtfabriken. Dort zum Beispiel landet nach wie vor jedes zehnte Schwein noch lebend in der Kochbrühe, weil es nicht ordentlich abgestochen wurde. Zeit ist Geld; das respektieren unsere Spitzenpolitiker.

Tierquälerei ist auch der Kriegsministerin Kramp-Karrenbauer vorzuwerfen. Ihre Bundeswehr führt jährlich sogenannte „Live Tissue Trainings“ (LTT) durch, englische Verbrämung für qualvolle Übungen an lebenden Tieren. Die Soldaten sollen lernen, mit kriegstypischen Verletzungen umzugehen. Zu diesem Zweck werden Schweine angeschossen und verstümmelt. Am Ende lässt man die gequälte Kreatur sterben. Dabei stünden für diese Übungen künstliche Modelle zur Verfügung, in Armeen anderer Länder sind sie denn auch üblich. (23, 24) Übrigens: Auch an Berichten über grausam misshandelte Hunde fehlt es nicht. (25)

Null Empathie fürs „arme Schwein“

Dass ARD-aktuell nicht über die Tierquälerei bei der Bundeswehr berichtet, sondern lieber Geschichten über gesetzlich geregelten Hundeauslauf erzählt, gehört zu ihrem obrigkeitshörigen Gesinnungsjournalismus. Kritiklos nachplappern, was Ministerin Klöckner verkündet, lautet die Devise. Die Verbraucherorganisation foodwatch hat in einer Expertise die Seriosität der Veröffentlichungen des „Klöckner-Ministeriums“ untersuchen lassen und festgestellt, dass auf dessen Webseiten die

Darstellung der Tierhaltung zuweilen eher einer Marketing-Initiative ähnelt, denn einer objektiven Aufklärung. Die Perspektive der Tiere – und ihr erwiesen vielfaches Leid – wird weitgehend ausgeklammert …” (26)

Der Tagesschau fällt so etwas natürlich nicht auf, und folgerichtig unterließ sie es, über die foodwatch-Expertise zu berichten.

Die breite Öffentlichkeit erfährt deshalb trotz eindringlichster Zahlen nicht, dass in der Massentierhaltung Ethik und das beschworene Tierwohl nichts gelten: Jedes fünfte Mastschwein wird nicht geschlachtet, sondern verreckt vor Ende der Mastzeit an Haltungsfolgen, Knochenbrüchen, Infektionen oder schwärenden Wunden. Jährlich landen rund 13 Millionen dieser Ferkel in der Tierkörperbeseitigungsanstalt. 90 Prozent der in Deutschland gehaltenen Schweine entwickeln Klauenkrankheiten. Der gesetzliche Mindestraum pro Tier im konventionellen Schweinestall beträgt nur 0,75 Quadratmeter. Gemäß Stufe 1 des „Tierwohl-Labels“ sollen es jetzt 0,9 Quadratmeter sein. 15 Zentimeter mehr Seitenspiel bei einem Meter Länge: Welch atemberaubender Fortschritt!   

Aus wissenschaftlicher Sicht bieten herkömmliche Schweineställe „nicht genug Platz pro Schwein“ und lassen dem Spieltrieb der intelligenten Tiere (sie lernen vielfach schneller und besser als Hunde) keinerlei Raum. Aus mangelnder Bewegungsfreiheit beißen die Ferkel sich gegenseitig die Schwänze ab. Um dem vorzubeugen kupiert der moderne Schweinezüchter seine Ferkel. Ohne Betäubung, versteht sich, obwohl der Zentralnerv des Rückgrats erst in der Schwanzspitze endet. Einfach mit der Gartenschere durchschneiden, das ist am billigsten… Seit einem Vierteljahrhundert ist das nach EU-Recht zwar verboten, es verstößt auch gegen geltendes Tierschutzrecht, aber in Deutschland wird – unter Klöckners Augen – flächendeckend dagegen verstoßen. (27) Die gellenden Schmerzensschreie der gequälten Tierchen hört der Schnitzelkäufer ja nicht.

Seit Generationen werden trächtige und säugende Zuchtsauen bei zweimaligem Wurf pro Jahr für jeweils mehrere Monate im „Kastenstand“ gehalten, einem engen Käfig, in dem das gepeinigte Vieh sich nicht umdrehen und die Gliedmaßen nicht ausstrecken kann. Ein Normenkontrollantrag des Berliner Senats beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe (28) sowie die Dauerproteste der Tierschutzorganisationen gegen die Qualzucht erzeugten schließlich soviel Druck, dass der Bundesrat im vorigen Sommer die Vergrößerung der Kastenmaße um ein paar Zentimeter und ein völliges Verbot des Kastenstands nach einer „Übergangszeit“ von acht (!) Jahren beschloss. (29) Wäre es nach der verantwortlichen Tierliebhaberin Klöckner gegangen, so wären sogar 15 (!) Jahre „Übergangszeit“ festgelegt worden. (30).

Die Redaktion ARD-aktuell lässt das alles kalt. Sie gab der Quasselstrippe eine weitere Gelegenheit, das Tagesschau-Publikum zu nasführen:

Sie (Klöckner) hob auf Twitter hervor, dass den Bauern für den Stallumbau Gelder zur Verfügung gestellt würden – dies bedeute ‚Planbarkeit für Landwirte, mehr Tierwohl für die Sauen‘.“ (31)

Selbstgerechter Schönheitsschlaf

Jedes fünfte Rind in Deutschland lebt in Anbindehaltung, sein Hals ist in einer Rohrgabel fixiert. Die erzwungene weitgehende Bewegungslosigkeit hat erhebliche physische und psychischen Folgen, beispielsweise schmerzhafte Klauen- und Eutererkrankungen. (32) Die betäubungslose „Enthornung“ der im Laufstall gehaltenen Jungrinder bis zum 6. Lebenswoche bleibt ebenfalls erlaubt. (33) Rinderschlachtung: Jedes zehnte Rind ist nach Abgabe des (ersten) Bolzenschusses noch wahrnehmungs- und empfindungsfähig. (34) Beim Töten im Akkord geht eben regelmäßig etwas schief.

Legehennen könnten acht bis zehn Jahre leben. In Deutschland werden sie nicht älter als zwei Jahre. Dazwischen liegt eine Mauser, die mit einwöchigem Hungern „induziert“ wird. Spätestens am Ende der zweiten Legeperiode werden jährlich Millionen Tiere getötet und landen häufig in der Biogasanlage. Das Suppenhuhn, einst eine Delikatesse, steht im reichen Deutschland nur noch selten auf dem Speiseplan. (35)

Eine Julia Klöckner bringt das so wenig um ihren Schönheitsschlaf wie Tagesschau-Redakteure um ihre mittägliche haute cuisine.

Nicht nur mit Klöckners realitätsleugnender Phrasendrescherei über das Tierwohl ließen sich Bände füllen. Auch bei der jahrelangen Verhinderung einer verbraucherfreundlichen „Lebensmittel-Ampel“ (u.a. in Frankreich längst eingeführt) erwarb sie sich den Respekt ihrer Lobbykumpel in der Nahrungsmittelindustrie. (36) Dass sie ein Verbot des mutmaßlich krebserregenden Pflanzengifts „Glyphosat“ auf europäischer Ebene nachhaltig verzögerte (37), trug ihr die Wertschätzung des BAYER-Konzerns und der Agrarindustrie ein. Die Zahl qualvoller Tierversuche stieg mit Klöckners Segen im Jahr 2019 auf mehr als 2,2 Millionen; an mehr als 50 000 dieser armen Viecher wurden sogar mehrmals grausige Experimente vorgenommen. (38) Nicht nur zum Nutzen der Wissenschaft, sondern auch zur Profitsicherung der Pharma- und der Kosmetikindustrie. Selbstredend kein Thema für die Redaktion ARD-aktuell.

Laut Artikel 20a unseres Grundgesetzes ist der Tierschutz ein Staatsziel:

Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“ (39)

Ein bedeutsamer Informationsgegenstand der Tagesschau ist er allerdings nicht.

Quellen und Anmerkungen:

  1. https://www.stern.de/politik/deutschland/ferkel-kastration–zack–hoden-ab–das-sagt-ministerin-julia-kloeckner-im-stern-dazu-8342004.html
  2. https://www.peta.de/neuigkeiten/tierwohl-label-bmel/
  3. https://www.test.de/Tierwohl-Label-Diese-Siegel-sollen-beim-Kauf-von-Fleisch-helfen-5306979-0/
  4. https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-502621.html
  5. https://www.bo.de/lokales/ortenau/aldi-verliert-vor-gericht-wegen-falsch-ausgezeichnetem-apfel
  6. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/vertraege-reklamation/kundenrechte/abgasskandal-was-sie-als-betroffener-vwkunde-jetzt-noch-tun-koennen-13658
  7. https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ringen-um-den-tierschutz-julia-kloeckner-muss-um-ihr-staatliches-tierwohllabel-bangen/24521882.html
  8. https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-41091.html
  9. https://tu-dresden.de/med/mf/ksm/die-arbeitsgruppe/news/wie-licht-die-geschlechterbestimmung-im-huehnerei-ermoeglicht-und-damit-das-millionenfache-kuekensterben-beendet-werden-kann
  10. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/feuerwehrleute-sind-beliebter-als-manager-15166538.html?xing_share=news#aufmacherBildJumpTarget 
  11. https://www.tah.de/afpnewssingle/bericht-bundesregierung-gibt-344-millionen-euro-f%C3%BCr-berater-aus 
  12. https://www.atlantik-bruecke.org/wp-content/uploads/jb-0910-final.pdf – Seite 10 
  13. https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/skandale-um-julia-kloeckner-und-co-wenn-minister-werbung-machen/25807704.html 
  14. https://www.bmi.bund.de/DE/themen/moderne-verwaltung/open-government/informationsfreiheitsgesetz/informationsfreiheitsgesetz-node.html
  15. https://verbandsbuero.de/presse/foodwatch-streit-um-geheime-lobbytreffen-von-julia-kloeckner/
  16. https://www.foodwatch.org/de/aktuelle-nachrichten/2021/geheime-lobbytreffen-von-julia-kloeckner-foodwatch-klagt/ 
  17. https://www.youtube.com/watch?v=iKkQmlm174k
  18. https://www.tagesschau.de/inland/tierexporte-kloeckner-101.html
  19. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156836/umfrage/anzahl-der-haushalte-mit-haustieren-in-deutschland-2010/ 
  20. https://www.tagesschau.de/inland/kloeckner-hundeverordnung-101.html
  21. https://www.hna.de/lokales/frankenberg/korbach-ort55370/hund-gesetz-gassi-pflicht-korbach-90038512.html#idAnchComments 
  22. https://www.gesetze-im-internet.de/tierschhuv/BJNR083800001.html 
  23. https://www.peta.de/themen/schweine-schafe-op-kurse/ 
  24. https://www.peta.de/themen/bundeswehr-op-kurse-petition/ 
  25. https://boostyourcity.de/vorwurf-der-tierquaelerei-auf-bundewehrgelaende-wachhunde-mit-stromstoessen-gequaelt
  26. https://www.foodwatch.org/fileadmin/-DE/Themen/Tierhaltung/Dokumente/2021-01-20_Tierwohl-BMEL-Report.pdf
  27. https://www.lgl.bayern.de/tiergesundheit/tierschutz/tierhaltung_nutztiere/schweine/schwanzkupieren_schweine.htm
  28. https://www.berlin.de/sen/justva/presse/pressemitteilungen/2019/pressemitteilung.772703.php 
  29. https://www.wochenblatt-dlv.de/politik/kastenstand-bundesrat-stimmt-fuer-verbot-561888
  30. https://www.fleischwirtschaft.de/politik/nachrichten/Tierhaltung-Kastenstand-wird-neu-geregelt-39466
  31. https://www.tagesschau.de/inland/bundesrat-schweinehaltung-kastenstand-101.html
  32. https://www.foodwatch.org/de/pressemitteilungen/2021/schoenfaerberei-statt-fakten-foodwatch-wirft-bundeslandwirtschaftsministerium-tendenzioese-information-ueber-nutztierhaltung-vor/
  33. https://www.nahgenuss.at/blog/enthornung-rinder-meinungen/
  34. https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/julia-kloeckner-so-gut-geht-es-tieren-in-deutschland-sagt-die-ministerin-a-982fbb3e-4c1e-449c-8702-0b77847442c8
  35. https://www.tagblatt.ch/wirtschaft/biogasanlage-statt-kochtopf-ld.1137559
  36. https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bundesernaehrungsministerin-kloeckner-gegen-ampelkennzeichnung-fuer-lebensmittel/21115824.html?ticket=ST-252533-enJefcdb1B2zybGk5iSF-ap1
  37. https://www.sueddeutsche.de/politik/glyphosat-streit-landwirtschaftsministerium-umweltministerium-1.5126458
  38. https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierschutz/versuchstierzahlen2019.html
  39. https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_20a.html

Das Autoren-Team: 

Friedhelm Klinkhammer, Jahrgang 1944, Jurist. 1975 bis 2008 Mitarbeiter des NDR, zeitweise Vorsitzender des NDR-Gesamtpersonalrats und des ver.di-Betriebsverbandes sowie Referent einer Funkhausdirektorin.

Volker Bräutigam, Jahrgang 1941, Redakteur. 1975 bis 1996 Mitarbeiter des NDR, zunächst in der Tagesschau, von 1992 an in der Kulturredaktion für N3. Danach Lehrauftrag an der Fu-Jen-Universität in Taipeh.

Anmerkung der Autoren:

Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung, nichtkommerzielle Zwecke der Veröffentlichung vorausgesetzt. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen die „mediale Massenverblödung“ (in memoriam Peter Scholl-Latour). Die Texte werden vom Verein „Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e.V.“ dokumentiert: https://publikumskonferenz.de/blog

 

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Werner Menne

Der Tag der deutschen Einheit – Ausländerfeindlichkeit in Scheid/Eifel

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Montag, 3.10.2016. Eifel. Was für ein Tag heute, oder? Tag der deutschen Einheit. Ein Feiertag. Zeit zum Spazierengehen, zum Fernsehen, zum Socken stricken, Zeit, sich mal wieder daran zu erinnern, wie die Namen der eigenen Kinder sind – und wer eigentlich das jeweilige Ehegefährt ist, das da am Frühstückstisch sitzt. Was hätte das nur für ein wunderbarer Tag sein können: ein Tag, an dem wir feiern, dass wir die Qualitäten des Westens und Ostens zu einer völlig neuen Wirtschaftsordnung des europäischen Kontinents vereint haben – ein erstes Experiment zum Ablösen des sterbenden Kapitalismus. Ein Experiment, das dringend notwendig ist, wie wir ja gerade in diesen Tagen erfahren: die Deutsche Bank, das Pracht- und Zugpferd der deutschen Bankenwelt, Rückgrat der ganzen deutschen Wirtschaft, verfällt tagtäglich mehr. Wieder einmal sind gigantische Beträge im Gespräch, um jene zu retten, deren größte Qualität das rechtswidrige Abkassieren ist, wie aktuelle Gerichtsurteile belegen.

Wir Deutschen – das Volk von Luther, Kant, Marx und Einstein hätten wieder einmal eine Chance gehabt, der Weltgeschichte einen positiven innovativen Schub zu verpassen – aber wie so viele historische Chancen haben wir auch die verpasst. Was sprach eigentlich dagegen, „volkseigene Betriebe“ laufen zu lassen, mal auszuprobieren, wie sich denn Betriebe in Arbeiterhand in einer Marktwirtschaft machen … in den USA, unserem großen Vorbild und Meister hatte man da doch sehr gute Erfahrungen gemacht. Was sprach dagegen, hervorragende medizinische Einrichtungen („Polikliniken“) weiterlaufen zu lassen, die eine enorm kostengünstige und zeitsparende Alternative zu unserem Hochpreis- und Niedrignutzensystem gewesen wären? Immerhin haben wir da ein Problem: 300 Milliarden Euro kostet uns der aufgeblasene Medizinzirkus im Jahr … im Vergleich dazu wirken die 22 Milliarden für Hartz IV (Geld für immerhin sechs Millionen Menschen – was zeigt, wie wenig die wirklich kriegen) wie „Peanuts“ – um mal die Perspektiven von Bankern zu gebrauchen.

Die Betriebe der „DDR“ hatten hervorragende Kontake zu Betrieben im ganzen ehemaligen Ostblock: da brach ein Markt in die bundesdeutsche Idylle, der gigantisches Wachstum hätte bringen können, doch wie haben wir uns entschieden? Wie ´33 bis ´45. Ja – man sollte da mal seine Geschichtskenntnisse auffrischen (verweise hierzu auf die Arbeiten des Historikers Götz Aly) – schon damals haben wir gerne Grokonzerne gebaut und Kleinbetriebe vernichtet.  Auch dort gab es eine Treuhand, die sämtliches jüdisches Vermögen unter dem Anschein der Legalität einzog und „betreute“ – es letztlich zum Nutzen der Staatsfinanzen billig „arisierte“ und zu Spottpreisen verscheuerte. Man erinnert sich: so ging es auch den Perlen der DDR-Wirtschaft. Und was geschah danach im „Reich“? Die so enteigneten Juden wurden zur Last – erstmal zur sozialen Last. Per staatlicher Anweisung ihrer Lebensgrundlage entzogen, blieb nur der Gang zum Sozialamt. Wir kennen das heute auch – hier gibt es Ähnlichkeiten zur Enteignung der Arbeitslosen, die – wenn sie erstmal aus dem System „Arbeitsplatz“ dank steuerlich geförderter Globalisierung herausfallen – von heute auf morgen „Schädlinge“ werden, denen man sicherheitshalber nach einem Jahr auch sämtliche berufliche Qualifikation abspricht. Einfach mal Juden fragen – also die paar, die überlebt haben – die wissen, wie sich das anfühlt.

Das gesamt Volksvermögen der DDR wurde verramscht – und jetzt beschweren sich SPD-Politiker in aller Öffentlichkeit darüber, dass die da drüben nichts auf die Beine stellen … und jetzt auch noch „rechts“ werden. Nun – es ist nicht lange her, da hatte man ihnen vorgeworfen, „links“ zu sein … man meint, die können sein, wie sie wollen: in erster Linie sind sie den Räuberbaronen in Politik und Wirtschaft lästig. Schöner wäre … sie wären einfach nicht da.

Was ihnen widerfuhr, war mit Korruption durchtränkter Raubtierkapitalismus, der eine einmalige historische Chance sinnlos verspielte: eine soziale, wirtschaftlich effektive Alternative zum erodierenden Kapitalismus zu schaffen – und das zu einer Zeit, wo wir diese Alternative dringend gebraucht hätten … wir und der ganze Planet.

Nun – wir kennen das aus Deutschland. Wer unsere Mittelmäßigkeit näher studieren möchte, sei auf das Werk von Günter Ogger „Nieten in Nadelstreifen“ verwiesen – hier kann man auch nebenbei erfahren, dass es nur 400 „Leistungsträger“ („Spitzenmanager“) sind, die unsere gesamte Wirtschaft steuern (… an die Wand fahren). Ein kleiner, untereinander gut vernetzter Kreis mit hervorragenden Kontakten zu Politik und Medien, die mit großen Mengen an Geld überschüttet werden, um ja das „System“ nicht zu gefähren … ein System, das einzelnen von ihnen Jahresgehälter bis zu 100 000 000 Euro einbringt. Wieviele Milliarden diese Kaste der besonders Beleuchteten insgesamt jedes Jahr aus dem Wirtschaftskreislauf ziehen, hat noch keiner ausgerechnet. Was nur auffällig ist: diese Angestellten schaden Arbeitern und Eigentümern gleichermaßen, schachern sich aber die zentralen Posten immer wieder gegenseitig zu. Was wäre das nur für eine Welt, in der Arbeiter und Eigentümer zueinander finden …. ohne die Schicht der Absahner und Abkassierer dazwischen, die mit ihren vielen Dienstkräften in die Millionen geht. Was wäre das für eine Chance für Deutschland gewesen, hätte man das vor 26 Jahren in Angriff genommen – Arbeitslosigkeit, Armut und Ausländerhass wären von gestern gewesen.

Doch unsere Nomenklatura (ein Begriff des Westens für die Parteiführungskaste der DDR, die sich augenscheinlich in nichts von unseren „Leistungsträgern“ unterschied – nur nicht soviel Geld zum abkassieren hatte) hat anders entschieden, was einigen Wenigen das Geld vieler in die Taschen gespült hat.

Was haben wir nun 25 Jahre später? Ein ganz anderes Deutschland. Ein Deutschland, in dem ein CDU-Generalsekretär alle politischen Gegner der deutschen Bundeskanzlerin als „Arschl….“ bezeichnet und somit jeglicher demokratischen Kultur unserer Zivilgesellschaft den Stinkefinger zeigt, gleichzeitig aber durch seltsame Praktiken in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerät … zum Beispiel durch eine Mobbinganweisung gegen eine unliebsame Mitarbeiterin, die den Titel „Operation Kaninchenjagd“ trägt – an der der Betreffende natürlich nicht beteiligt war … wie er selbst sagt (näheres dazu bei n-tv). Ein Deutschland, in dem der Justizminister (SPD) die private Organisation einer ehemaligen Stasi-Mitarbeiterin unterstützt, die sich in erster Linie durch willkürliche Denunziation von Andersdenkenden (im Prinzip: ebenfalls Kritikern der Bundeskanzlerin) auszeichnet … eine Kampagne und juristisch durch nichts gedeckte Hetzjagd, die den US-Konzern Facebook gerüchteweise zu der Überlegung führt, seine Deutschlandzentrale zu schließen. Kanzlerkritik als „Hatespeech“ zu definieren, ist halt für Ausländer nicht immer sofort verständlich – erst recht, wenn dieser „Hatespeech“ juristisch unbedenklich ist. Solche Willkürzensur kennt man in anderen demokratischen Ländern nicht.

Wir haben ein Deutschland, das mit der Renovierung seiner Schulen um 34 Milliarden Euro im Rückstand ist, aber 239 Milliarden für neue Autobahnen ausgeben will, damit die 400 „Herren des Universums“ ihre Nobelkarossen mal so richtig flächendeckend ausfahren können.

Inmitten dieser großen Feierlichkeiten verpasster Chancen erreicht mich die Kopie einer Mail, die einen älteren Fall betrifft: die Vernichtung eines Bauern in der Eifel (wir berichteten – siehe Nachrichtenspiegel):

Als erster unabhängiger und am längsten gebliebener Neubürger in Scheid, erlaube ich mir meine Meinung zu diesem skandalösen Fall zu äussern.
Die Lösung des Problems wäre um die Familie Vos zu entlasten und möglicherweise eine weitere Existenz zu ermöglichen, die Ursache des Misstandes, des verstärkten Wasseraufkommens zu ergründen.  
 
Das die Suppe (so habe ich es immer genannt) auch vor dem Kauf durch der Familie Vos schon über den von uns genannten Kirschweg lief habe ich jahrelang beobachten können. Die Ursache des Konfliktes ist meines Erachtens in der Tatsache zu suchen daß der gutgläubigen Familie Vos auch ohne Wertgutachten der Bank oder eigen veranlassten Gutachten ein maroden Betrieb verkauft wurde, nach dem Motto erst mal kassieren und dann kritisieren, der Grund für dieses Dilemma liegt sicherlich in dem zur Zeit häufig gebrauchten Begriff Integration oder Fremdenfeindlichkeit. Nach Jahrzehnten lange Erfahrung wundert mich der ganzen Vorfall nicht. Nachdem ich eine Ausspruch eines Mitbürgers hörte, nach 70 Jahren unserer nationalen Katastrofe „jetz hammer mit nur Ausländer he jetz hammer och noch Jüdde im Dorf“.
 
Wir haben auch einen Mörder im Dorf, er ist Einheimischer und läuft frei herum.
Ich finde die Situation erschreckend schamlos für das Dorf, gerne hätte ich geschrieben unser Dorf, aber das wird es offensichtlich weder für mich weder für alle andere Zugereisten geben.
Der Autor jener Zeilen ist ein bundesweit bekannter Handwerker mit regelmäßigen Fernseh- und Zeitungsauftritten. Ein wichtiger Zeuge in jenem kleinen Eifeldorf … wir wollen ihn aber nicht namentlich nennen, denn auch das ist Deutschland 2016: es ist wieder gefährlich, Jude zu sein. Oder Ausländer.
Es gibt natürlich gute Ausländer. Die werden von der Bundeskanzlerin nach einem besonders darwinistischen Selektionsverfahren eingeladen, das nur die Stärksten und Reichsten (und ein paar Glückliche) überleben. Und dann gibt es die … weniger guten Ausländer. Ich weiß nun nicht, ob unsere gute niederländische Familie neben dem Makel „Ausländer“ zu sein auch noch eine unerwünschte, nichtislamische Religion ausübt – eine Religion, von der noch keiner sagte, dass sie zu Deutschland gehöre – und ich will das auch nicht weiter vertiefen … es ist schlimm genug, was ihnen wiederfährt.
Sie kennen den Fall ja. Wir hatten am 12.5.2016 darüber geschrieben. Am 26.5.2016 widmete sich dann die „Kölsche Rundschau“ den Vorfällen … und brachte auch ein paar schöne Bilder. Für die, die sie nicht kennen: ein mutmaßlich cleverer Ortsbürgermeister hatte einer holländischen Familie für gutes Geld einen schlechten Hof vermacht. Auf dem Hof stand ein Silo (zum Zeitpunkt des Kaufes voll), auf dessen Grund sich ein Riss befand, aus dem unablässig Wasser sprudelte. Giftiges Wasser mit hohem Mangangehalt, Wasser, das den Kühen der Bauern den Garaus machte: die meisten von ihnen starben, die Familie stand und steht immer noch dicht vor einem Bankrott.

Wer nun denkt: das stand ja nun in der Zeitung, jetzt wird doch wohl was dagegen unternommen werden … der kennt sein neues Deutschland nicht.

Die Familie erhielt anonyme Post – einen Artikel, der vor Jahren in den Niederlanden über ihren Umzug erschien, fein auf Deutsch übersetzt. Was man damit wohl bezwecken wollte? Nun – vielleicht einfach genau das, was eintrat: Angst, Verunsicherung. Nervösität. Psychoterror nennt man das – ein Erlebnis, das eine andere Einwohnerin des Dorfes (wohl auch „zugezogen“) in anderen Zusammenhängen ebenfalls erleben durfte. Die 132-Seelen-Gemeinde hat wohl noch einen Feudalherren samt Stadträten, die  – nach Angaben der Anwältin dieser Anwohnerin, deren Schreiben uns vorliegt – vor Diskriminierungen und Diffamierungen nicht zurückschreckt und einer zugezogenen Frau augenscheinlich auch schon mal bewusst auflauern.

Unsere holländische Familie musste noch ganz andere, wundersame Erfahrungen machen: so wurde ihr Wirtschaftsbetrieb durch eine Spielstraße eingeschränkt, die ihren bäuerlichen Betrieb erschwert und unter Umständen sogar unmöglich macht. Es liefen gigantische Zahlungen für Straßenbau auf, die sie als Anlieger begleichen mussten … weil sie nicht alle Tücken deutscher Bürokratie kannten und rückwirkend gegen fehlerhafte Bescheide nicht angehen konnten. Nun – welcher Deutsche kennt sich schon damit aus? Man hätte sich hier einfach auch mal die viel beschworene „Willkommenskultur“ gewünscht, zumal es sich ja um Unternehmer handelte, die dem betreffenden Ortsbürgermeister viel Geld für seinen maroden Hof gezahlt hatten. Im „Arbeiter- und Bauernstaat“ hätte man ihnen vielleicht solidarisch geholfen, am Abkassierer- und Bürokratenstaat waren sie einfach nur lästig – was ihnen eine Klage eingebracht hat: immerhin läuft ja jetzt das ominöse Wasser aus dem Siloboden (was mutmaßlich aus einer alten Bunkeranlage stammt) über den Wirtschaftsweg der Gemeinde – da kann man  ihnen ja noch schön eine Klage wegen Schadensersatz aufdrücken. Ist ja ihr Grundstück, von dem das Wasser stammt.

Nun – unsere Bauernfamilie (mit Kind) gab einfach nicht auf. Sie belästigte sogar die Ikone der CDU in Rheinland-Pfalz, die gute Julia Klöckner, mit ihren Erfahrungen – und erhielt auch gleich eine deutliche Antwort (Schreiben liegt uns in Kopie vor):

ich danke Ihnen für die Übersendung Ihrer Mail, der Sie Ihre schwierige Situation bei der Bewirtschaftung Ihres Bauernhofs in Scheid erläutern. Angesichts Ihrer Situation gilt es in erster Linie den für Sie richtigen Ansprechpartner zu finden. Ich muss Ihnen jedoch sagen, dass es wenig hilfreich ist, den Ortsbürgermeister zu beschuldigen und ein Behördenkomplott anzunehmen. Unsere ehrenamtlichen Ortsbürgermeister in Rheinland-Pfalz haben eine schwierigere und verantwortungsvolle Arbeit vor Ort, die sie im Interesse der Bürgerinnen und Bürger ihrer Gemeinden erfüllen. Dies oft nachFeierabend, nebenbei und am Wochenende.

Ist das nicht rührend? Finden Sie nicht auch, dass es eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist, wenn diese heiligen Kühe der CDU mit beweisbaren Beschuldigungen konfontiert werden? Der ehrenamtliche Ortsbürgermeister in Rheinland-Pfalz ist das Lasttier der ganzen Staatsgewalt, wenn der diffamiert, denunziert, intrigiert, auflauert, ruiniert – dann ist das nicht zu beanstanden. Erst recht nicht von Ausländern. Immerhin sind sie in erster Linie für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zuständig – nicht für Holländer, die man per anonymer Post mal diskret darauf hinweist, dass sie gefälligst wieder dahin gehen sollen, wo sie herkommen. Ihr Geld hat man ja, ihre Kühe sind tot – was wollen die also noch weiter die schwierigen und verantwortungsvollen Aufgaben der Ortsbürgermeister stören – jener Ortsbürgermeister, die auch schon mal ganz nach Gutsherrenart öffentliche Diskussionen im Gemeinderat im Handumdrehen in nichtöffentliche Sitzungen verwandeln … jedenfalls dann, wenn die Betroffenen plötzlich und unerwartet im Raum sitzen und an der Sitzung teilnehmen wollen.

Die Feudalherren sind der CDU halt heilig, da gibt es nichts. Wer dagegen muckt, ist ein A-loch. Oder ein Linker, ein Jude, ein Nazi, ein Ausländer, ein Bauer, ein Holländer oder ein sonstwas. Die Diffamierungen und Denunziationen in Deutschland kennen keine Grenze, wenn es gegen die Gegner der Kanzlerin geht. Ob die eigentlich weiß, was da abgeht? Höre es schon heute, wenn man in Zukunft sagen wird: „die Merkel hat von all´ dem nichts gewusst!“. Ich habe da auch noch einen Augenzeugenbericht über die Aktivitäten eines solchen Ortsbürgermeisters:

„die erste begegnung mit ihnen werde ich nicht vergessen.ich fegte die strasse,sie haben angehalten,ohne ein guten tag und ohne sich vorzustellen und haben mich auf meine kehrpflicht aufmerksam gemacht,die ich just in diesem moment ausuebte.
das ging immer so weiter,sie haben mich als luegnerin dargestellt bezuegl.des von herrn XXX gepachteten grundstuecks,sie vergeben an ihre freunde bzw. bekannte grundstuecke,an mich nicht….obwohl sie nach paragraph 79 der gemeindeordnung dazu verpflichtet sind.

zum wiederholten mal haben sie versucht,mich vor meinem vermieter herrn XXX und herrn XXX zu diskreditieren,indem sie behaupten,dass ich meiner kehrpflicht nicht nachkomme.
beim abfahren der gemeinde scheid bin ich OFFENSICHTLICH nicht die einzige, die nicht nach ihrer kehrpfeife tanzt,das nur am rande

Ein Blogwart, wie man ihn sich nicht fieser wünschen könnte. Eine heilige Kuh der CDU – viel heiliger als die Kühe der Familie Vos, die elendig verreckt sind.

Eine unwichtige kleine Geschichte, die ich da erzähle, meinen Sie? Und das gerade zum Tag des deutschen Einheitsbreis?

So, wie es der Familie Vos in Scheid geht, geht es 16 Millionen Ostdeutschen, sechs Millionen Hartz IV-Empfängern sowie einer ständig steigenden Zahl von Obdachlosen und Altersarmen, die es ebenfalls in bislang noch nie gekannter Höhe gibt. Dazu kommen noch die Heerscharen der Niedriglöhner, Zeitarbeiter und Halbtagsbullshitjobber … und eine große Zahl von kleinen und mittelständischen Unternehmen, die nur noch mit Mühen über die Runden kommen. Alles Unerwünschte in einem CDU-Land, das nur noch „abkassieren“ kennt. Da mal einen Blick auf eine Unternehmerfamilie zu lenken, die viel investierte und – mal nicht im Osten und nicht als besonders hochgelobte „Refugees“ jenseits des Segens der Berliner Politik  – erfuhr, wie lebendig Ausländerfeindlichkeit in Deutschland noch sein kann, scheint mir sehr angemessen zu sein. Würde ich die anderen Feindlichkeiten gegen Behinderte, Obdachlose, Hartz-IV-Abhängige auch noch beschreiben – wir kämen nie zu einem Ende.

Die wollten nur arbeiten, Steuern zahlen, die Landschaft pflegen, ihr Kind großziehen – aber selbst das reicht nicht mehr, um im deutschen Einheitsbrei zu den „Guten“ zählen zu dürfen.

Wenn man erstmal völlig ausgeplündert ist dann … lernt man dieses Land von seiner richtigen Seite kennen, die weit weg jeglicher Willkommenskultur ist … dann ist man – wortwörtliches Zitat – der „dumme Holländer“. Was werden diese Mitmenschen wohl für Begriffe für Iraker, Syrer, Afghanen finden … wenn die erstmal angesiedelt sind und man merkt, dass man  nichts aus ihnen herausholen kann?

Man sollte Warnschilder für Ausländer an der deutschen Grenze aufstellen. Zu derem eigenen Schutz.

Will gar nicht wissen, was mit jenen noch geschehen wird, die keinerlei Vermögen zum Erbeuten mitbringen … wenn die „wir-sind-endlich-mal-die-Guten“-Euphorie vorbei ist. Vielleicht sollte man dazu einfach mal die Ostdeutschen befragen – die sind seinerzeit auch von allen herzlich willkommen geheißen worden … und sind jetzt einfach nur noch lästig.

Lästig wie die Familie Vos, die einen Hof mit versteckten Mängeln kaufte und jetzt per Gericht verpflichtet werden soll, für die Beseitigung dieser Mängel zu zahlen – so lange, bis ihr Hof zerstört ist – wie Millionen anderer Existenzen auch.

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