Der renommierte österreichische Soziologe und Trendforscher Prof. Bernhard Heinzlmaier hat die Ergebnisse der Jugendwertestudie 2021 vorgelegt. Diese Studie gibt einen Einblick in die Werte- und Normen-Vorstellungen und das politische Denken sowie die möglichen Perspektiven der Generation zwischen 16 und 29 Jahren. Die Studie wurde erstaunlicherweise von den Leitmedien bisher komplett ignoriert obwohl sie einen historischen Umbruch offenbart, der auch nachfolgende Generationen nachhaltig beeinflussen wird. Sie hören hier ein Ausführliches Interview mit Bernhard Heinzelmaier. Weitergehende Informationen und einordnende Kommentierungen lesen Sie auf der Webseite clubderklarenworte.de
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Die Jugend muss wieder lernen, sich selbst zu bilden, statt sich von oben bilden zu lassen — sonst ist der Fortbestand unserer Gesellschaft gefährdet.
Ein Standpunkt von Bastian Barucker.
Eine Gesellschaft, die Kinder und Jugendliche als passive Empfänger von Bildung versteht, ist in großer Gefahr. Sie erschafft damit Aufgabenerfüller und Konformisten, die als Erwachsene glauben, dass jemand anderes besser wüsste, was sie zu lernen oder zu tun haben. So beraubt sich die Gesellschaft ihrer Kreativität, ihrer Lebendigkeit und vor allem des Mutes, Neues auszuprobieren. Deshalb, junger Mensch, sage ich dir: Erlaube dir, dich selbst zu bilden!
Ein Teil meiner Lernreise
Es ist das Abiturjahr meines Jahrgangs 2003, und durch einen „Zufall“ des Lebens verliebe ich — sporttreibender Hip-Hop-DJ — mich währenddessen in eine schwarzgekleidete intellektuelle Frau, die Gitarrenmusik hört und philosophische Bücher liest. Ganz nebenbei: Es gibt keine Zufälle im Leben. Aber dazu vielleicht später mehr.
Ich bin fasziniert von ihrer Welt und tauche plötzlich in die pädagogischen Ansichten der Philosophen Rousseau und Locke ein. Locke war der Meinung, Kinder seien eine leere Tafel, die beschrieben werden muss. Rousseau hingegen dachte, Kinder seien wie Pflanzen, die bereits viel Wissen über ihre Entwicklung in sich tragen. Sie brauchen nicht beschrieben zu werden, sondern eine nährende Umgebung, um gut zu wachsen. Ein Löwenzahn braucht keinen Unterricht, um zu wissen, wer er ist und wie er zu wachsen hat. Er braucht eine natürliche Umgebung, in welcher er gut gedeihen kann.
Angeregt durch diese Lektüre, weiß ich vor Abschluss meines Abis eines ganz genau: Ich werde nicht von einer Bildungskiste, dem Gymnasium, in die nächste Bildungskiste, die Uni, gehen. Durch das lebensnahe Lernen in Rousseaus „Emile oder über die Erziehung“ hat sich für mich ein Fenster geöffnet, und ich frage mich: „Wieso gehe ich nicht einfach ins Leben, um zu lernen?“
Diese Frage markiert den Startpunkt einer langen, selbstbestimmten Lernreise. Ich suchte mir Lehrer und Lernorte, meistens in der Natur, und tauchte jeweils voll und ganz in diese Lernumgebungen ein. Egal ob die Wildnis Nordamerikas, die bolivianischen Anden, die Tiroler Berge oder die Steppe von Tansania — ich wollte aus eigenen Erfahrungen lernen und entdecken.
Es begann mit einer Ausbildung zum Überlebenstrainer, in der ich im Zelt lebend jeden Tag draußen die Grundlagen des Wildnislebens erlernte. Nach einigen Monaten meldete sich jedoch eine Stimme in mir: „Ich müsste doch studieren und einen normalen Bildungsweg gehen.“
Ein paar Wochen später sitze ich in der Freien Universität Berlin. Es ist Winter, und ich bin gerade zurück von einem mehrmonatigen Aufenthalt in der Natur. Ich betrete einen künstlich beleuchteten Raum, in dem ein Student sitzt, und schreibe mich in das Studienfach Geographische Wissenschaften ein. Ich schau aus dem Fenster und sehe die orange-rote Sonne langsam aufgehen. Gleichzeitig wird mir erklärt, wie das Credit-System der Uni funktioniert. Ich merke schnell, dass das Leben da draußen mich berührt, aber das mir bevorstehende Punktesystem kein bisschen. Vielleicht muss ich da halt durch, um danach wirklich Spannendes zu lernen?
Generation X, Generation Y, Generation Z – die Soziologen gelangen mit ihren Versuchen zur Beschreibung der Jugend und ihrer seelischen Metamorphosen allmählich ans Ende des Alphabets. Eines haben die soziologischen Studien aber gemeinsam: Sie beschreiben allesamt eine ziemlich dystopische und makabre Zukunft.
Aber nicht nur die Jugend sieht sich einem ökonomischen, ökologischen und allgemeinmenschlichen Abgrund gegenüber, sogar die Vertreter des führenden Establishments, also die angeblichen „winner“ der Globalisierung glauben nicht mehr an die Sinnhaftigkeit ihres eigenen Tuns: In einer Studie des US-Unternehmensberaters Jeremy Rifkin wurde 150 führenden Managern der internationalen Konzerne die Frage gestellt, ob sie die Welt, die sie gerade durch ihre Arbeit mitgestalten, für ihre Enkel als lebenswert ansehen. Die Frage wurde 150 Mal – also ausnahmslos ! – schlichtweg verneint.
Wenn also selbst diejenigen, die wir als die Hohepriester unserer Gesellschaft anerkennen, die derzeit herrschenden Denk- und Handlungsmaximen für fatal halten, dann stehen die Karten für unsere Zukunft womöglich wirklich nicht allzu gut. Inzwischen sehnen sich viele nach einer Alternative zur derzeit auf Hochdampf betriebenen „Globalisierung“, die leider auf einem längst nicht mehr überlebensfähigen Dinosaurierprinzip beruht. Immer mehr Menschen realisieren, dass sich hinter euphemistischen Wörtern wie „Neoliberalismus“, „Wettbewerb“ und „Globalisierung“ etwas verbirgt, was der UN-Menschenrechtskommissar Jean Ziegler ganz unverblümt als „kannibalistische Weltordnung“ bezeichnet – wobei laut freimütiger Aussage des ehem. US-Außenministers Henry Kissinger „Globalisierung nur ein anderes Wort für US-Herrschaft ist“ (siehe Zitat aus Wikipedia).
Man hat sich daher schon eine Weile gefragt, wann denn endlich unserer Jugend der Kragen platzt. Schließlich wird ebendiese Jugend von uns – wenn wir es einmal ehrlich und schonungslos beim Namen nennen wollen -, auf allen Ebenen grausam verarscht, mit Sondermüll gefüttert und um ihre gesamte Zukunft betrogen (siehe auch: Züchtung zum Axolotl-Bürger).
Wir gehen mit unserer Jugend, also mit unserer Zukunft, um wie mit industriell gezüchteten Bienen: Wir nehmen ihnen das Beste was sie hätten, den Honig ihres Potenzials, restlos weg und füttern ihnen als Surrogat eine billige synthetische Industriezuckerlösung. Aufgrund dieses vollkommen denaturierten und toxischen Nährstoffs degenerieren die dauerUNTERhaltenen Zuchtbienen, ihre Immunkraft wird zusehends zersetzt, bis sie schließlich ein Fraß der Varoa-Milbe und anderer Krankheiten werden.
Warum regt sich aber diese Generation nicht wirklich auf, obwohl sie auf einem Förderband sitzt, das sie sukzessive in Richtung eines Abgrunds befördert und man die zuvorderst vom Förderband herunterpurzelnden Menschen bereits panisch schreien hört? Falls wir ein Interesse daran haben, dass vorgenannter Neokannibalismus nicht in totalem Kahlfraß, Fracking und Vergiftung unseres Planeten ausartet, dann wäre es doch eigentlich an der Zeit, uns als mündige Bürger ein bisschen auf die Beine zu stellen und die Schienen, die unseren Zug derzeit in Richtung Grand Canyon führen, umzulegen.
Nun, ein junger Rapper aus Wien hat schon mal den Anfang gemacht, die faule Dinosauriernuss zu knacken. Seinen Namen werden die wenigsten kennen. Denn da er zwei absolute NO-GOs begangen hat, wird er von den Mainstream-Medien konsequent boykottiert und totgeschwiegen – obwohl ihn bereits hunderttausende Menschen als independent street art Künstler kennen und schätzen: Kilez More. Die „Meinungsmacher“ haben sogar erreicht, dass er mit seiner künstlerischen Vita nachträglich aus Wikipedia wieder komplett gestrichen wurde. Und ein Künstler, der nicht in Wikipedia aufscheint in einer Zeit, in der bereits jeder Dschungelcamp-C-Promi einen Wikipedia-Eintrag besitzt, der ist für das öffentliche Bewusstsein einfach nicht existent. Wer heute Ketzer ist, der wird eben auf dem medialen Scheiterhaufen verbrannt. Im Falle von Ketzerei gilt da immer noch das gleiche Prinzip wie im Mittelalter.
Und was Kilez More getan hat, ist Ketzerei in Reinkultur: Er hat sich die in seine Arterien gesteckte Injektionsnadel herausgerissen, die mit der toxischen Industriezuckerlösung gefüllte Infusionsflasche in den Müll geworfen und stattdessen beschlossen, aufrechter Mensch zu werden und nicht Tretmühlenesel des Mammon. In Interviews nimmt er für sich das frevelhafte Recht in Anspruch, eigenständig zu denken und seine Meinung nicht von Fernsehen und Medien „machen“ zu lassen. In der Folge war es für ihn ganz leicht, sich sein gesundes Hirn und sein Herz wieder zurückzuerobern und mit diesen nun gegen den Wahn-Sinn, der seiner Generation zur Normalität erklärt werden soll, zu kämpfen.
Den von den Medien gehypten Gangsta-Rap bezeichnet er als Müll – und hält dem „Truth Rap“ entgegen. In einem Interview mit einem Schweizer Magazin bricht er sogar das größte Tabu für Rapper und angehende Stars: Er wagt es, nicht nur emotionalen Nonsens und Bullshit zu brabbeln, sondern macht sich klare Gedanken über Zukunft, Mitmensch und Umwelt – ein absolutes NO-GO, weshalb ihm auch ein Boykott der Mainstream-Medien und der UNTERhaltungsindustrie sicher war.
Seit er den u.a. Videoclip auf Youtube gestellt hat, wird er vermutlich weder bei Goldman Sachs noch bei McKinsey einen Job bekommen, aber ich vermute, in solche Wirtschaftskratzleien würden den jungen Mann auch so keine fünf Elefanten freiwillig hineinbringen.
Vor allem sollte er nun nicht versuchen, in die USA einzureisen. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das sogar dem renommierten Schriftsteller Ilija Trojanow am Flughafen die Einreise verweigert hat, weil er ein Buch mit Titel „Angriff auf die Freiheit“ über den ausufernden Bürgerüberwachungs-Rinderwahnsinn geschrieben hat (hier die erstaunlich humorvolle Stellungnahme von Trojanow zu den kafkaesken Ereignissen) – nun, ein solches Land wird vermutlich auch wenig Spaß verstehen, wenn jemand den von ihm ausgehenden technokratischen Wirtschaftsimperialismus kritisiert. Darüber zu singen, dass besagter Wirtschaftsimperialismus alle von ihm missionierten Länder und Völker nicht wie versprochen mit „Fortschritt“, sondern mit Kulturtod und Verderben überzieht, das ist ein zweites, unverzeihliches NO-GO. Da ja, wie schon erwähnt, laut Henry Kissinger „Globalisierung nur ein anderes Wort für US-Herrschaft“ ist, wird auch verständlich, warum es in immer mehr Ländern zero tolerance gegenüber Globalisierungskritikern gibt und man einschlägige Demonstrationen von Exekutivkräften niederknüppeln lässt.
Schließlich wird das Geschäftsmodell der neoliberalen Profitmaximierung bzw. der kategorische Imperativ des Fracking („Put in poison, get out money“) als Wohlstandsmodell angepriesen. Wo kommen wir denn da hin, wenn die Menschen, die damit beglückt werden sollen, anfangen, es zu verteufeln?
Ilija Trojanow hatte als mehrfach preisgekrönter Schriftsteller und Mitglied einer internationalen Journalistenvereinigung, zu deren Kongress er in die USA einreisen wollte, eine respektable Lobby hinter sich, die sich über die Freiheitsbeschränkung ihres Mitglieds auch öffentlich entsprechend empörte und damit dem Land der Freiheit, das mit seinen Sondereinsatzkräften (Special Operations Command / SOCOM) wie Green Berets, Delta Force und Navy Seals derzeit 147 (von insg. 195) Länder unseres Globus „aktiv befriedet“ (Quelle: The Intercept), einen weiteren drastischen Image- und Vertrauensschaden bescherte.
Kilez More hingegen hat gar keine Lobby hinter sich. Er wäre daher für die Schergen des Imperialismus – pardon, für die Exekutivkräfte der Demokratie und Freiheit -, ein leichtes Opfer. Während also Ilija Trojanow am Flugplatz von grauen Männern einfach nur heimgeschickt wurde, so dürfte Kilez More durchaus mit einem kleinen Waterboarding im Hinterzimmer rechnen, falls er die Grenze zum Land „unserer verlässlichen Freunde“ überschreiten wollte.
Da der junge Sänger somit bisher alles falsch bzw. alles richtig gemacht hat, hat er nun nichts mehr zu verlieren sondern kann nur noch gewinnen. Jedenfalls beweist der junge Mann mit seinem neuesten Song, dass er mehr Mumm in den Knochen und mehr Durchblick hat als ein ganzes, mit Spiegelbildjournalisten vollgefülltes Hochhaus.
Wenn sich jetzt noch andere davon eine Scheibe abschneiden würden, dann bestünde auch in unserer verfahrenen Situation durchaus wieder Hoffnung – dann müssten die dicken Schneemänner, die derzeit noch groß und mächtig vor uns stehen und alles zu erfrieren bzw. zu mechatronisieren drohen, dahinschmelzen wie im Frühling.
Genug aber jetzt der Vorrede, lassen wir den jungen Mann selbst zu Wort kommen. Seinen fulminanten Bushido-Remix und Abgesang auf den Imperialismus leitet er mit den trockenen Worten ein: „Es – ist langsam an der Zeit – mich zu der Scheiße hier zu äußern…“
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+ zwei ebenfalls beachtliche Songs von Kilez More (sowohl lyrisch als auch hinsichtlich Sounddesign):
„Ich bin frei“ https://www.youtube.com/watch?v=9m8Thk3D558
„Die Welt von Morgen“ https://www.youtube.com/watch?v=ddvDp8XovsA
Ja – die Jugend von heute. Ein wenig haben wir sie ja schon mitbekommen: Juristen, die Todesstrafe und Folter gut finden, Studenten, die sich auf einem unverständlichen Egotripp befinden – obwohl ihnen etwas mehr Gemeinsinn gut zu Gesicht stünde: nicht etwa, weil Moral und Sozialverhalten auf einmal an sich (ganz ohne Selbstzweck) wieder in Mode gekommen sind (das geben die Medien mit ihrem Vorbildcharakter schon lange nicht mehr her), sondern weil ihr miserables „Bachelor-Studium“ ähnlich dämlich und sinnlos ist wie gleichnamige Schmierseifenopern im TV: für die Universität zu doof, für die Wirtschaft zu weltfremd und lebensuntüchtig – kein Wunder, dass der Student von heute sein Heil nur noch im Luxuskonsum finden kann.
Machen ja alle so.
Der Spiegel hat jetzt in einer Printausgabe eine ganz neue Jugendgeneration gefunden: die Generation Merkel. Das war zu erwarten gewesen: nicht, dass Angela Merkel kraft ihrer Gestalt, ihres Gehaltes und ihrer unüberwindbaren Lebensphilosophie einem Heroen gleich zur Heldin einer Generation geworden wäre (was die Bezeichnung „Generation Merkel“ rechtfertigen würde), sondern weil der Spiegel aus lauter Langeweile beständig neue Generationen erfindet (Generation Doof war bisher meine Liebste: sie traf den Nagel auf den Kopf und galt gleichzeitig auch für ältere Semester) … und diese Generation dann auch flugs als Mitarbeiter einstellt.
Ja – ein Blick in die Redaktion von Spiegel-Online zeigt, dass die hemmungslos jene Menschen einstellen, die sie kurz zuvor noch als Generation Doof ausgemacht hatten.
Ich finde: man merkt das den Artikeln auch an.
„Kinder der Stille“ nennt man die Generation Merkel heute … dabei ist „Stille“ das, was sie in ihrem Leben am Wenigsten erfahren durften.
Es war ja auch gar nicht still in dem Land. Nur in der Spiegelredaktion ist es stiller geworden: man begnügt sich damit, Hofberichterstattung zu machen – wann und wie oft Angela Merkel vor wem erzählt hat, dass es Deutschland gut geht. Der Spiegel wird sich deshalb freuen über die Kinder der Stille und sie gleich einstellen, denn die Stille im Land ist nicht die Stille der Bundeskanzlerin, sondern die Stille der Medien.
Ein Beispiel? Es werden mehr Kinder den Eltern entzogen als je zuvor … und 150 von ihnen sterben jedes Jahr unter Aufsichts des Jugendamtes.
Alle 2-3 Tage eins, auf die eine oder andere Art und Weise von Pflegeeltern in den Tod geschickt.
Die sind dann auch still … schaffen es aber nicht in den Spiegel – weder in die Redaktionsräume (dafür sind sie zu tot) noch in die Nachrichten des Nachrichtenmagazins (dafür sind sie zu … still).
Archeviva weiß, warum die Kinder sterben müssen: Generation Doof nimmt ihnen das Leben:
Prof. Uwe Jopt: Das ist das zweite große Problem. In Jugendämtern arbeiten sehr vielewohlmeinende Dilettanten. Das möchte ich nicht boshaft, sondern kritisch verstanden wissen. Viele haben an der Fachhochschule Sozialpädagogik studiert und werden dann mit der verantwortungsvollsten Aufgabe betraut, die es überhaupt in einer Stadt- oder Kreisverwaltung gibt: Über die Zukunft von Kindern zu entscheiden. Dafür aber fehlt diesen Menschen jede kinderpsychologische Ausbildung. Selbst in einem Psychologiestudium wird Entwicklungspsychologie meist mit einer Vorlesung und zwei Seminaren abgefeiert. Das ist viel zu wenig. … ”
Und Generation Merkel wird dafür sorgen, dass man nicht darüber spricht.
Deshalb wird der Spiegel sie einstellen.
Sonst käme noch jemand auf die Gedanken, dass das Jugendamt eine Erfindung Hitlers war, um das Volk kontrollieren zu können – ebenso wie der Sportunterricht. Man könnte dann fragen: was hat eigentlich außer den Autobahnen aus jener Zeit noch alles überdauert – und warum? Möglicherweise fragt man dann sogar: kann es sein, dass da aktuell wieder etwas ganz Neues heranwächst?
Etwas, dass die Jugend von heute so still macht wie die Alten von damals?
Donnerstag, 27.2.2014. Eifel. Sie sind Deutscher? Mein Beileid. Nein – wirklich. Die Lage in Deutschland ist schlimmer als in anderen Ländern – sie dürfen das nur nicht wahrnehmen, das würde das Wohlfühlklima der Lumpenelite empfindlich stören – jener selbsternannten Elite, die sich selbst dadurch definiert, dass sie sich in elitärem Ausmaße Volksvermögen aneignet, also: privatisiert – was übersetzt soviel wie „rauben“ heißt. Darum ja: Lumpenelite.
Beklaut zu werden ist nicht schön. Neben dem Verlust der schnöden Dinge ist es vor allem das Gefühl der Ohnmacht, des mangelnden Respektes und der fortdauernden Bedrohung, die das Lebensgefühl vermiest – das ist nicht schön. Beklaut zu werden, aber trotzdem lustig ohne groß zu klagen Karneval feiern zu müssen, ist schon ein besonderer Akt der Grausamkeit, der anderen Völkern erspart bleibt. Die können wenigstens noch solidarisch Mautstellen anstecken wie in Griechenland (siehe Freiheitsliebe) und erfahren so die heilsame Wirkung von Solidarität und Gemeinschaft, während man in Deutschland dank einer Presse, die vollständig unter der Knute einer Lumpenelite steht und beständig von Arbeitslosigkeit bedroht wird auch noch zum Opfer von Spott und Häme aus den „besseren Kreisen“ wird – oder zum Opfer jener, die meinen, sie würden zu den „besseren Kreisen“ gehören, wenn sie auch Spott und Häme austeilten.
Ja – der Deutsche ist nicht nur arm – er wird auch noch grausam gefoltert … jedenfalls psychisch. Nehmen wir zum Beispiel jene Nachricht bei Yahoo, nach der „das Interesse der jungen Leute an Neuwagen abgenommen hat“. Wäre Deutschland Griechenland, so würden wir andere Formulierungen hören, siehe Süddeutsche:
Keine Perspektive, kein Geld, keine Liebe? Die Finanzkrise trifft junge Griechen in allen Lebenslagen, auch im Privatleben. Die Zahl der Hochzeiten sinkt und viele Paare wissen gar nicht, wie sie zwischen Zweitjob und Existenzangst noch eine Familie gründen sollen.
Keine Perspektive, kein Geld … also auch kein Auto. Jedenfalls kein Neuwagen. Das ist jedem plausibel, der nicht extra noch nach dem Studium bei einer Privatschule „richtigen“ Journalismus gelernt hat. Dort lernt man dann, „kein Geld“ mit „keine Lust“ zu umschreiben.
Dabei ist die Armut keinesfalls versteckt – sie wird sogar noch größer werden. Während die Politik und die Wirtschaft alle Türen weit geöffnet haben, um die Niedriglöhner aus ganz Osteuropa freudig zu empfangen, verliert der Wirtschaftsraum Deutschland enorm an Substanz, siehe Spiegel:
„Deutschland verliert viele der besten Wissenschaftler durch Abwanderung. Zwar gibt es Rückkehrer, jedoch können nicht Wissenschaftler gleicher Qualität zurückgewonnen werden“, schreiben die sechs von der Bundesregierung als Berater bestellten Wirtschaftsprofessoren. „Insbesondere für die Besten scheint das deutsche Forschungssystem derzeit nicht attraktiv genug zu sein“, kritisieren die EFI-Experten.
Befristete Verträge, schmale Gehälter und ein Mangel an Alternativen – damit haben viele Jungforscher zu kämpfen.
Die Politik scheint entschieden zu haben, dass Deutschlands Wirtschaft 2030 einen Schwerpunkt in Billigstarbeit zu haben hat: wir nähen für Thailand die Hemden, während sich unsere Lumpenelite Irlands Schlösser und Herrenhäuser kauft (siehe Manager Magazin), um sich nach getaner Tat fernab des Ortes des Verbrechens gepflegt zur Ruhe setzen zu können. Das wird auch nötig sein – denn eine Zukunft als erstklassige Industrienation haben wir dank Akademikerflucht nicht mehr zu erwarten.
Eine Studie zeigt nun, das wir in punkto Armut inzwischen einen ganz besonderen Rang in Europa erreicht haben, siehe Spiegel:
Manche haben Millionen, andere nur Schulden: Laut einer DIW-Studie sind die Vermögen in keinem Euro-Land so ungleich verteilt wie in Deutschland. Der durchschnittliche Besitz von Arbeitslosen hat sich seit 2002 fast halbiert.
Besonders wichtig für Journalisten – die Positionierung der Arbeitslosen:
Schlechter geht es dagegen den Arbeitslosen: Ihr Nettovermögen ist seit 2002 von 30.000 auf 18.000 Euro gesunken. „Das ist die einzige soziale Gruppe, die in den letzten zehn Jahren signifikant Vermögen eingebüßt hat“, sagt DIW-Forscher Markus Grabka, einer der Autoren der Studie.
12000 Euro Vermögensverlust durch Arbeitslosigkeit – was macht das eigentlich aus bei … ja, wie viele Arbeitslose haben wir eigentlich? Wer ist alles in den letzten zwölf Jahren arbeitslos geworden? Nehmen wir einfach mal die Zahl der offiziell anerkannten Arbeitslosen: das wären allein schon 36 Milliarden Euro, die man dort zum Kauf irischer Herrenhäuser abgreifen konnte. In zwölf Jahren sind die Zahlen aber kumulativ zu sehen: die meisten Arbeitslosen bleiben ja nicht ewig arbeitlos. Da kommt locker ein dreistelliger Milliardenbetrag für jene heraus, die sowieso schon durch Leih – und Billigarbeit profiziert haben. Vielleicht muss man die Zahl ja auch gleich mit 12 multiplizieren, um die konkrete Summe der Beute beziffern zu können?
Das Geld wird dann investiert in Diäten und sich endlos verteuernde Bauprojekte der öffentlichen Hand (an denen wer noch mal gut verdient?) und so von unten nach oben umverteilt, während man sich unten neben der Armut auch noch schuldig fühlen soll und öffentlich als Täter dargestellt wird: was muss das für ein Gelächter geben in den Führungsetagen der Wirtschaft.
Das unterscheidet die armen Deutschen von den armen Griechen: während der Grieche sich zurecht als Opfer fühlen darf, wurde der Deutsche von der Politik zum Täter erklärt, seine Armut ist selbstverschuldet und mit völliger Absicht durch ihn selbst angestrebt worden, weshalb er zum Volksfeind im eigenen Land wird – auch wenn sogar Frau Lagarde vom IWF öffentlich zugibt, dass es seit fünf Jahren eine gewaltige Schieflage bei der Ausgabe der Tauschmittel gibt, siehe Spiegel:
Lagarde beklagte auch, dass zu wenige neue Arbeitsplätze geschaffen würden und dass Einkommensanstiege seit 2009 meist nur auf das Konto der Wohlhabenden gegangen seien.
So werden im beklauten Segment der Bevölkerung selbstverständlichste Lebensnotwendigkeiten langsam unerschwinglich, siehe Spiegel:
Strom, Heizung und Warmwasser sind für immer mehr Bundesbürger kaum noch bezahlbar. 6,9 Millionen Haushalte müssen nach Informationen von SPIEGEL ONLINE mehr als jeden zehnten Euro für Energie ausgeben – 2008 waren es erst 5,5 Millionen Haushalte.
Es ist klar, wo die Reise endet, oder? Die Slums von Thailand – in Bielefeld, Wuppertal und Augsburg, aber eine kleine Elite ist so übersättigt, dass sie Immobilien in Irland sammelt: nur Schlösser, versteht sich. Oder man fördert den Bau von immer dekandenter werdenden Luxusyachten, siehe ManagerMagazin:
Bei den aktuellen Entwürfe der großen Yachtbauer fällt vor allem eines auf: Die Aufwertung des Außenraums. Ohne mindestens einen Beachclub, also eine meist mit großzügiger Terrasse ausgestattete Badeanlage am Heck, geht gar nichts; oft lassen sich an den Kabinen noch Balkone ausklappen, fließende Übergänge zwischen Decks und Innenräumen sind Standard – man sitzt im Freien, kann aber bei Bedarf von der Crew vor Wind und Wetter schützende Glaswände ausklappen lassen.
Mindestens ein Helikopterlandeplatz, Unterwasserfenster, üppige Spa-Bereiche und jede Menge Spielzeug wie Jetskis und Tauchboote gehören ebenfalls fast schon zum Standard. Weit verbreitet ist es, der eigentlichen Yacht ein sogenanntes Shadowboat an die Seite zu stellen – ein nicht ganz so opulent gestaltetes Zweitboot, auf dem ein Teil der Crew wohnen kann, damit es an Bord der Eigneryacht nicht so eng wird.
Die Welt der Armen sieht hingegen anders aus: die Sparprogramme der Regierungen treffen keine Yachtbesitzer, siehe Spiegel:
Wegen rigider Sparpolitik haben viele Bürger in EU-Krisenländern keinen Zugang zu medizinischer Versorgung mehr. Einer Studie der Fachzeitschrift „Lancet“ zufolge breiten sich Infektionskrankheiten in bislang unbekanntem Ausmaß aus, die Zahl der Selbsttötungen steigt rapide.
Im Zeitalter der Globalisierung weiß man auch, wo das Geld bleibt (siehe Spiegel)
Aktuelle Zahlen der US-Banken zeigen, wie gut ihre Geschäfte laufen. Amerikas Geldhäuser haben im vergangenen Jahr rund 154,7 Milliarden Dollar verdient, teilte die US-Einlagensicherung FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) mit.
Viel davon kommt direkt aus den Taschen der deutschen Arbeitslosen – und den Taschen der deutschen Steuerzahler, denn die Regierung braucht zur Finanzierung ihrer Luxusdiäten beständig neue Kredite – 2013 schreibt Deutschland trotz öffentlicher Jubelmeldungen über sprudelnde Steuereinahmen und eine brummende Wirtschaft wieder rote Zahlen (ebenfalls: Spiegel):
Ein Grund für das Minus in den Staatskassen ist auch das schwächste Wirtschaftswachstum seit dem Rezessionsjahr 2009. Den amtlichen Statistikern zufolge legte das BIP in Deutschland im vergangenen Jahr nur um 0,4 Prozent zu. 2012 hatte es noch zu einem Plus von 0,7 Prozent gereicht, 2011 waren es sogar 3,3 Prozent.
Begleitet wird diese Schrumpfung der Wirtschaftskraft von einem Chor von Journalisten, die voller enthusiastischer Begeisterung täglich über die Erfolge des Systems Deutschland schreiben – ständig auf der Flucht vor der eigenen Arbeitslosigkeit.
Sie teilen da die Erfahrungen mit deutschen Autohändlern. Obwohl die Automobilwirtschaft eine zentrale Säule unserer Wirtschaft darstellt, kann man mit Autos in Deutschland nur noch selten Geld verdienen, siehe Manager-Magazin:
In Deutschland hat laut McKinsey 2013 mehr als jeder vierte Händler (27 Prozent) einen Verlust eingefahren. 2012 waren es noch 9 Prozent. Eine Konsolidierung der Branche ist nach Einschätzung von Experten daher unausweichlich.
Dafür kann man mit Leibesübungen schnell Multimillionär werden (siehe Wofam): Rennfahrer, Fußballspieler und Models liegen bei 9 – 25 Millionen Euro jährlich – bezahlt von Konzernen, die ihre Zuwendungen von der Steuer absetzen können, ebenso können sich Günther Jauch, Harald Schmidt oder Johannes B. Kerner zu den Gewinnern zählen: öffentliche Gebühren und Zahlungen der Konzerne machen es möglich.
Investitionen in Sport und Unterhaltung sind natürlich auch viel wichtiger als Investitionen in Wissenschaft, Gesundheit und allgemeiner Lebensfreude: wir wollen mit Spaß und guter Unterhaltung in die Hölle fahren. Oder werden diese Gestalten extra dafür bezahlt, uns abzulenken, bevor das Aufblühen von Pest und Cholera in Duisburg, Oldenburg und Berlin unübersehbar wird … neben der zu erwartenden Suizidwelle des deutschen Mittelstandes?
Was dort exerziert wird, ist grausam. Mache Gangsterrap, spiele Fußball, fahre Auto, gehe über den Laufsteg oder gewinne eine Million bei Jauch und du bist der Held. Ist doch ganz einfach.
Werde Akademiker, Journalist oder Autohändler … und du gehst vor die Hunde. Arbeit muss sich wieder lohnen … tut sie aber nicht, weil das Geld woanders verfeuert wird: zum Wohle der US-Banken, die in Europa groß abräumen.
Darum: mein Beileid, Deutsche. Nicht nur arm – sondern auch verarscht nach Strich und Faden … mit voller Absicht. Darf ich zu dieser Theorie noch einmal die jetzige Arbeitsministerin Frau Nahles zitieren (siehe Welt vom 23.6.2013):
„Wer SPD wählt, entscheidet sich gegen Frau Merkel und nicht für sie. Alles andere ist eine bösartige Unterstellung. Die SPD will Merkels Kanzlerschaft in drei Monaten beenden. Wir wollen den ganzen Regierungswechsel.“
Seit dem 15. Dezember ist Frau Nahles Mitglied im Kabinett Merkel, zehn Jahre lang war ihr Lebensgefährte der VW-Arbeitsdirektor und Audi-Vorstand Horst Neumann (siehe Wikipedia).
Will man da wirklich noch an Zufall glauben, wenn man auf ihrer Seite ein CDU-Spendenformular findet (siehe Focus):
Wer sich bis Mittwoch Abend auf der Seite www.andrea-nahles.de unter dem Punkt „Wahlkreis“ – „Spenden für den Wechsel“ über die steuerliche Absetzbarkeit von Parteispenden informieren wollte, bekam ein CDU-Formular zum Download angeboten.
Wie ich schon sagte: mein Beileid. Es macht wirklich keinen großen Spaß, in diesen Zeiten Deutscher zu sein – Deutsche ohner Million, versteht sich.
Wir wissen ja, das Deutschland toll ist, oder? Wir hören das doch täglich in den Medien! Unser Ansehen im Ausland ist einfach herrlich, die Leute lieben uns – je weiter sie von uns entfernt wohnen. Deutschland – das sind tolle Autos, coole Waffen, eine Frau als Regierungschefin und eine Partei, die sich um das Schicksal deutscher Frösche kümmert und der Bierdose – erfolgreich – einen gnadenlosen Kampf angesagt hat. Gut, sicher – die Griechen mögen uns momentan nicht so, Spanier, Portugiesen und Italiener dürften bald folgen, aber mal ehrlich: soll uns das kümmern? Diese Pleitenationen können sich doch mit dem Vierten Reich nicht messen, denn das ist – im Vergleich mit dem Dritten Reich – einfach nur herrlich: bei uns dürfen Frauen sogar Fussball spielen, auch wenn sie verlieren.
Doch leider … ist das Land kaputt, zerrüttet, zersetzt – und hat keine Zukunft mehr. Das verblüfft vielleicht manche, aber ein Blick in einen Fahrbericht aus der Online-Ausgabe der Welt zeigt, das es viele wissen und sich durch den Kauf eines SUV genau darauf vorbereiten. Hören wir doch mal genauer hin:
Schon an der ersten großen Kreuzung zeigt sich, was so einen großen SUV, wie das neudeutsch heißt, vom gewöhnlichen Mittelklassefahrzeug unterscheidet: Der andere Verkehrsteilnehmer neigt eher mal zum Warten. Größe beeindruckt. Fußgänger zögern selbst bei grüner Ampel, wenn man langsam auf den Überweg zurollt.
Vorfahrtsberechtigte Verkehrsgegner lassen einem den Vortritt, wenn es eng wird, und sie hupen nicht einmal unbedingt, wenn man sie schneidet. Größe ist Macht.
Größe ist Macht. Dafür kann man schon mal vergessen, das man in einem demokratischen Rechtsstaat lebt, der zum Schutze der Schwachen Regeln erläßt, damit jene degenerierten Starken, denen es an Verstand, Gemeinschaftsinn und Moral mangelt, sich nicht hemmungslos über die Schwachen hermachen und ihre sadistischen Späße mit ihnen treiben können.
Es ist ein Auto, bei dem sogar die letzte Glatze ihren Kampfhund ängstlich am Halsband fixiert, wenn man mit unbotmäßiger Geschwindigkeit daherbollert. Das ist ein ganz schön gutes Gefühl.
Nur eine Beschreibung eines Autotesters – aber was ich sehe, ist der Erfahrungsbericht über den Umgang mit einer Waffe … und nebenbei merke ich, das es sich bei einem SUV wohl um eine bewußtseinsverändernde Droge handelt, die einen den Alltag vergessen läßt, eine Droge, die eigentlich verboten gehört, weil sie in den falschen Händen Schreckliches anrichten könnte.
Wer so ein Auto braucht (das für läppische hundert Kilometer schon mal ganze zwölf Liter jenes nicht regenerierbaren Rohstoffes verbraucht, von dem unsere ganze Kultur völlig abhängig ist), hat verstanden, das Deutschland am Abgrund steht und man in Zukunft mit anderen Straßenverhältnissen zu rechnen hat, das man zu Recht ein Gefährt wählt, das Mitmenschen Angst macht.
Allerdings braucht man nicht gerade die Begegnung mit dem in Deutschland so beliebten SUV, um Angst zu bekommen. Es reicht schon ein Blick in die dunkle Zukunft.
Nehmen wir die Kinder – das ist eigentlich alles, was wir wirklich an Zukunft haben. Ihre Arbeit wird unsere Lebensqualität im Alter bestimmen, von ihrer Laune werden wir abhängig sein, wenn wir im Pflegeheim liegen – auch wenn es ein superteures Privatheim ist. Kein Land in Europa hat weniger Kinder als Deutschland, und die paar, die wir uns neben den SUV´s noch leisten, halten wir in Armut: jedes sechste Kind in diesem angeblich so beliebten und superreichen Land ist von Armut bedroht.
Die Erfahrung der Armut teilen diese Kinder mit einer wachsenden Zahl von Rentnern: aktuell ist es jeder neunte Rentnerhaushalt, Tendenz steigend. Nun macht die Politik hier ihre Arbeit und versucht dagegenzusteuern, indem das Rentenentrittsalter auf siebzig Jahre heraufgesetzt wird:
Wer heute 30 Jahre oder jünger ist, muss bis zu seinem 70. Lebensjahr arbeiten, ehe er auf seine gesetzliche Rente hoffen kann. Diese Zahlen der EU-Kommission sorgen wieder für Verärgerung bei den Mitgliedsstaaten. Brüssel will sich nämlich angesichts der „Renten-Zeitbombe, die in den Händen unserer Kinder explodieren wird, wenn nicht etwas getan wird“, stärker in die Reformpläne der Regierungen einmischen, obwohl man gar nicht zuständig ist.
So etwas möchte man gar nicht hören, solange die Rentner noch jung und aktiv sind, den ausplünderbaren Mittelstand bilden und eine gewisse Marktmacht haben: darum findet man die Veröffentlichungen dieser brisanten Pläne auch nur in der Mainpost und nicht eine Woche lang auf dem Titelblatt einer jeden Zeitung in Deutschland. Doch sehen wir es positiv: wer länger arbeitet, leidet kürzer unter Altersarmut – wie weise doch unsere Politiker sind!
Den Kindern geht es zunehmend schlechter, den Alten geht es zunehmend schlechter – und was ist mit denen, die noch „voll im Saft stehen“, der arbeitenden Bevölkerung?
Denen geht es ganz mies, weshalb die Verlängerung der Lebensarbeitszeit ihnen kaum Freude bereiten dürfte, siehe Ruhr-Nachrichten:
Die Arbeitnehmer konnten ihre Zufriedenheit auf einer Skala von 1 («ganz und gar unzufrieden») bis 10 («ganz und gar zufrieden») angeben. Während die Befragten diese 1984 im Schnitt noch mit 7,6 bewerteten, sank die Note bis zum Jahr 2009 auf den Wert 6,8. Ein «konkreter Zusammenhang» mit der Weltwirtschaftskrise im selben Jahr sei aber nicht zu erkennen, sagte Forscher Friedrich Scheller am Dienstag (2.8.): «Das ist ein langfristiger Trend.»
Ein Trend, der ganz direkt mit der Effektivitätssteigerung durch industriefinanzierte Unternehmensberatern zu tun hat: wer Menschen dafür bezahlt, das sie dafür sorgen, das andere Menschen beständig schneller im Rad laufen und sich durch „Zielvereinbarungen“ dazu verpflichten, die Leistung von Monat zu Monat um 10 Prozent zu steigern, braucht sich nicht zu wundern, das die Hamster irgendwann platt sind: in zwei Jahren zweihundertvierzig Prozent Leistungssteigerung schafft selbst den stärksten Mann oder den störrischsten Beamten. Auch bei fünf Prozent pro Quartal ist man nach fünf Jahren bei einer Verdopplung der momentanen Leistung angelangt, nach zehn Jahren bei einer Vervierfachung.
Eine positive Folge hat diese Leistungsoptimierung natürlich: man braucht immer weniger Menschen, weshalb Teilzeitarbeit und befristete Jobs ein Rekordhoch erleben – und das nicht nur in Brandenburg. Presst man so richtig viel aus einem Menschen in kürzester Zeit heraus, braucht man in nicht so lange zu bezahlen. Das der dann irgendwann krank und kaputt auf der Straße landet, braucht nicht zu interessieren. Angesichts dieser Politik wundert es nicht, das in Deutschland vor allem eins wirklich boomt – Hartz IV:
So etwas hat auch Folgen für die Familie:
Die Zahlen: Nach einer Studie der Bundesregierung hat jede vierte Frau zwischen 16 und 85 Jahren schon einmal oder mehrmals sexuelle oder andere körperliche Gewalt von ihrem Partner erfahren. 42 Prozent berichteten von psychischer Gewalt, sie wurden beschimpft, beleidigt oder bedroht.
Das macht dann nicht gerade Lust auf Kinder kriegen, oder? Wem will man wirklich schon dieses Leben zumuten: fremdbestimmt durch die Gegend hasten in einem Klima, das einem am liebsten bis ins Grab „auf Trab halten“ möchte?
„Rackern für die Altersarmut“ ist ein Wahlspruch, mit dem keine Partei Reklame machen würde – und doch ist es jetzt schon unser Leben.
Wer nun meint: „Halt, das geht doch nicht! Das macht uns unsere Zukunft kaputt und vernichtet uns den Mittelstand!“ der hat sicher völlig Recht. Doch das diese Entwicklung völlig alternativlos ist, zeigt das Beispiel von Stuttgart 21: hier zeigt die „Wirtschaft“ dem Volk, „wo der Hammer hängt“, hier demonstriert sie, das sie einen festen und sicheren Zugriff auf die Staatsfinanzen hat und sich dort gnadenlos und hemmungslos bedient:
S 21 („Schuttgart 21“) entwickelt sich zu einem Trauma für die Demokratie. Ein Bürgerbegehren in Stuttgart wurde dort zwei Mal für unzulässig erklärt – trotz ausreichender Unterschriften in kurzer Zeit. Die Bahn schafft Fakten – natürlich bevor der von der neuen Landesregierung vorgesehene Volksentscheid stattfinden kann. Dem Volk soll so demonstriert werden, dass seine demokratischen Möglichkeiten nutzlos sind, denn weder Dauerdemos, noch Unterschriften, noch das Abwählen einer ganzen Landesregierung hilft.
Gelegentlich erzähle ich mal was über mich selbst. Eigentlich tut das nichts zu Sache. Manchmal lasse ich gerne durchblicken, das ich in den teuersten Hotels Deutschlands übernachtet habe – und dort sehr aufmerksam die Gäste beobachtete. Ich schreibe über Lumpenelite nicht aus der Sicht eines zwanzigjährigen Studenten, sondern als jemand, der schon mit Milliardären gespeist hat – wenn auch eher hinten am Tisch. Ich bin sehr dankbar dafür, das das Schicksal mir solche Einblicke gewehrt hat, denn so … kann ich die Vermutung aussprechen, das es auch auf höchster Ebene „Verschwörungen“ gibt, weil ich sie durchgängig auf allen anderen Ebenen beobachten konnte – man nennt sie nur nicht so. Die gängige Bezeichnung ist … „Strategie“.
Der Druck ist schlimmer geworden seit der Betonung von „Share Holder Value“. Das war wohl der Auslöser. Auf einmal arbeiteten alle nicht mehr für die Firma, den Job, den Kunden … sondern nur noch für die Rendite des Kapitals, die gar keine Grenze mehr kannte. Ich hatte diese Entwicklung begrüsst – in der Hoffnung, das sie viele Degenerationserscheinungen innerhalb der Firmen eleminieren und zu mehr Demokratie im Betrieb führen würde. Damit hatte ich in gewisser Weise recht, die Macht der Provinzfürsten innerhalb der Firma wurde deutlich geringer, aber gleichzeitig ging ein Ruck durch Deutschland (und die Welt), der die Situation zusätzlich verschlimmerte.
Der Leistungsdruck wurde erhöht, die Produktqualität spielte keine Rolle mehr, wer die Leistung nicht mehr brachte, wurde gefeuert – auch fristlos während der Krankschreibung. Ich habe Freunde verloren, die dem Druck nicht standhielten und sich umbrachten.
So etwas hinterlässt seine Spuren.
Nun bin ich ja auch noch Vater – von sieben Kindern aus zwei „Beziehungen“, wie man so schön sagt. Das bringt mich regelmäßig in die Situation, Rat erteilen zu dürfen: welche Schule soll nach der vierten Klasse besucht werden?
In der Zeit lese ich aktuell einen Artikel über einen Vater, der seiner Tochter einen Brief schreibt, einen Brief, den ich unterschreiben könnte. Er beschreibt detalliert, wie die Entwicklung der Konzentration auf „Share Holder Value“ im Leben unserer Kinder ankommt und ihre Kindheit vernichtet. Bekannt ist das schon länger. Als ich Abitur gemacht habe, war ich politisch in mehreren Bürgerinitiativen aktiv, war Redakteur einer Stadtzeitschrift, Mitglied einer ausserschulischen Philosophie-AG sowie einer abenteuerlichen Selbsterfahrungsgruppe, machte Musik, wanderte viel und schaffte neben dem Abitur auch noch das Fachabitur für Wirtschaft. Zusätzlich hatte ich Nebenjobs um Geld zu verdienen, war im Krankenhaus tätig, habe als Wachmann und Holzfäller gearbeitet. Ich schätze mal, einige weitere Aktivitäten habe ich schlichtweg vergessen.
Sehe ich mir die Jugend heutzutage an, so wird auch mir Angst und Bange. Schule, Handy, Fernsehen. Das war es dann. Sie fangen schon mit 12 an einem Job hinterher zu rennen, der sie einfach nur auffressen wird – doch das sagt man ihnen nicht. Ich könnte es ihnen sagen. Ich weiß, was eine Arbeitswoche mit 120 Stunden mit einem Menschen anrichten kann. Klar, man kann stolz darauf sein, das man so etwas gebacken bekommt – so blöd ist man ja noch, wenn man jung ist. Wird ja auch gut bezahlt -und ist allemal besser als Arbeitslosigkeit. Führt auch direkt in Scheidung, Alkoholismus oder Herzinfarkt – aber auch das wird billigend in Kauf genommen.
„Vernichtung durch Arbeit“ wird inzwischen tagtäglich praktiziert … ist aber ein grosses Tabu in unserer Gesellschaft. Allenfalls als „Burn out“ wird es mal verniedlicht wahrgenommen.
Soll ich mal an dieses Tabu rühren? Mal richtig schockieren?
Schreibt keine tollen Artikel über das Lob der Langeweile, seid mal richtig mutig und schickt eure Kinder auf die Hauptschule. Unsere Hauptschule vor Ort hat inzwischen keine fünfte Klasse mehr … zu wenig Anmeldungen. Schenkt euren Kindern doch mal was ganz besonders Wertvolles: ZEIT.
Wetten, das traut sich keiner? Hört ihr jetzt schon die laute Stimme in eurem Kopf, die auch tausend Argumente liefert, warum so etwas undenkbar ist?
Sie werden täglich geliefert: die Kluft zwischen guten und schlechten Jobs wächst, der Arbeitsmarkt ergötzt sich an seinem Billigwahn. Die Wirtschaft hat sich von der Gesellschaft verabschiedet: wenn es ihr gut geht, geht es der Gesellschaft noch lange nicht gut. Wir Erwachsene wissen, das wir doppelt rennen müssen, um die Arbeit zu schaffen – und das für Löhne, die real um 50 % gesunken sind. Was wir wissen – uns aber nicht eingestehen wollen – ist, das wir uns von unserer gemütlichen Demokratie verabschiedet haben. Das hatte man Helmut Schmidt in Davos gesagt: von nun an herrscht das Diktat der Finanzmärkte. Ich hatte mich damals gefragt, ob sich das ein Staat wohl gefallen lassen wird. Nun habe ich die Antwort: ja, wenn man sein Personal dafür mit Pöstchen und die Parteien mit Spenden schmiert.
Letztlich wird man sagen: unser Reichtum hat unsere Demokratie zu Fall gebracht. Auf einmal hatten kleine Grüppchen Geld genug über, sich Politiker kaufen zu können. Für die Zukunft sollte man dort eine Grenze einbauen: niemand sollte so reich werden dürfen, das er politische Strömungen kaufen kann.
Wir Erwachsene haben den Terror der Ökonomie und die Diktatur des Profits am eigenen Leibe erlebt, erleben ihn tagtäglich neu – auch wenn viele Jobs noch sicher sind, so ist doch das Bewusstsein da, das Hartz IV auf jeden warten kann … ausser auf Beamte. Wir sind gebildet und wissen, das Global Brutal auch für uns jeden Tag Realität werden kann: wir konkurrieren mit Billiglohnländern.
Warum stellen wir uns eigentlich nie die Frage, warum das so ist?
Die Antwort darauf ist einfach: weil die Wirtschaft das Volk verraten hat. Die Wirtschaft? Nein, einige skrupellose Charaktere, die uns verkauft haben. Sie lassen in Asien produzieren. Wir als Bürger würden nicht wollen, das dort Kinder unsere Billigwaren produzieren. Wir würden – wenn wir es wüssten – lieber darauf verzichten. Verantwortungsvolle Individuuen hätten auch als Unternehmer gesagt: nein, da produziere ich nicht. Wovon sollen meine Angestellten denn dann leben, wenn ich das mache? Wer zahlt dann ihre Sozialversicherungsbeiträge, ihre Steuern und Abgaben – und wer soll meine Waren dann noch kaufen?
Früher hätten wir noch den Mut gehabt, nach der Notwehrenteignung zur Rettung der Volkswirtschaft zu rufen, heute wissen wir doch alle, das es zu spät ist … und lassen zu, das die Wirtschaft unsere Kinder frisst, das das Renditedenken ihnen die Kindheit raubt.
Täter sind wir da selber, auch wenn wir nach der bösen Politik schielen. Ich nehme mich da nicht aus – auch wir sitzen bis 19.00 Uhr an den Hausaufgaben anstatt mutig auf psychologische Studien und amtliche Richtlinien zu verweisen, die besagen, das da zuviel Stoff auf zu wenig Zeit trifft.
Jeder Elternabend zeigt, das alle dieselben Erfahrungen machen – und dieselben Konsequenzen daraus ziehen: dann müssen die Kinder eben doppelt so schnell rennen. Gute Lehrstellen sind halt rar. Da muß man halt durch.
Ich erlebe dann auch gerade das Ende der Entwicklung.
Ein Freund von mir hat aus der Philosophie heraus den Weg in die Altenpflege gefunden. Früher waren zehn Mitarbeiter auf der Station, mitlerweile sind es noch zwei. „Grundpflege“ ist das Maximum, was erreicht werden kann. Details dazu möchte ich den empfindsamen Gemütern ersparen, erwähnt sei, das dort alte Menschen zwecks Säuberung mit Wasserschläuchen abgespritzt werden, was man von der Straße aus sehen kann. So bleibt das Haus wirtschaftlich in Ordnung, auch wenn die Selbstmorde zunehmen.
Angesichts dieser Erfahrungen kann ich es niemanden vorwerfen, das er so schnell rennt wie er kann, um dieser Situation im Alter zu entkommen.
Hoffnung auf Änderung?
Könnte von der Jugend kommen. Revolutionen sind ihr Vorrecht, ihre Aufgabe, ihre Pflicht. Aber wir sorgen jeden Tag selbst dafür, das die paar Kinder, die wir noch haben, perfektes Personal für die Volkswirtschaftsvernichtungsmaschine wird, charakterlose Menschen, die kein Problem damit haben werden, die Volkswirtschaft weiter auszuplündern.
Die Art von Revolution die die machen werden, könnte nicht in unserem Sinne sein. Kann man es ihnen verdenken, das sie sich irgendwann mal für die gestohlene Kindheit rächen werden? Fordern wir von ihnen nicht, besonders kreativ zu werden, um den Berg an alten Menschen, den wir ihnen hinterlassen, bewältigen zu können?
Woher sollte eigentlich die Hoffnung kommen, das diese auf Leistung getrimmten Egokämpfer auf einmal Werte wie Nächstenliebe, Fürsorge, Menschlichkeit entwickeln?
Wieviel davon haben sie dann in ihrer eigenen Kindheit erfahren dürfen?
Ein Spiel, das von Wissenschaftlern schon seit Jahrzehnten nicht mehr gespielt wird, ist das Spiel: „Wie nennt man wohl in Zukunft unsere Zeit?“
Früher grenzte man so das Atomzeitalter gegen die Steinzeit ab. Oder auch kleinere Zeitalter: die Klassik, die Renaissance, das Industruiezeitalter.
Nun – Auto und Fernsehen haben unsere Kultur mehr verändert als die Atomkraft, von der uns die Vernunft sagt, das wir Abstand davon halten sollten, aber die Rendite fordert, das wir viel mehr davon bauen. Darum wäre Fensehzeitalter oder Autozeitalter vor einiger Zeit mein Favorit gewesen.
Computer und Handys kamen hinterher und haben den Rest gewachsener zwischenmenschlicher Strukturen zerstört, so das die westlichen Zivilisationen zu bindungslosen (sprich: flexiblen) Egozentrikern („sprich: Leistungsträgern“) wurden, die versuchen, die verlorene Menschlichkeit durch technische Spielereien zu ersetzen, die menschliche Nähe vorgaukeln.
Das erledigt ja zum Beispiel das Fernsehen ganz gut. Man hat ja das Gefühl, die Kanzlerin sitzt ganz persönlich im Wohnzimmer und spricht auch persönlich mit einem, so nahe sitzt die bei ihren Ansprachen vor dem Bildschrim. Alles Lüge, aber das Gefühl kennt keinen Unterschied. Es hat an den Verstand den Anspruch, nicht Situationen ausgesetzt zu werden, in denen Lug und Trug herrscht – dafür hat man ja immerhin so einen Verstand. Ergo … fühlen sie viele Deutsche als Mitglieder des Bundeskabinetts. Kein Wunder, das die alles mitmachen und grenzenlos geduldig sind.
Mit Ansprüchen sind wie ja auch gerade in der Finanzwelt konfrontiert. Die Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks lassen sich wie Fürsten bezahlen, meldet die WELT:
Peter Boudgoust, Intendant des Südwestrundfunks (SWR) und amtierender ARD-Vorsitzender, bekommt ein jährliches Bruttogehalt von 273.000 Euro, wie ein SWR-Sprecher in Stuttgart sagte.
Für alle anderen Anstalten gibt es keine solche gesetzliche Pflicht, dennoch zog der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) nach: Intendantin Dagmar Reim bekommt jährlich 220.000 Euro.
Ihr NDR-Kollege Lutz Marmor habe im Geschäftsjahr 2009 einschließlich einer Aufwandspauschale ein Jahresgehalt von 286.000 Euro bekommen, bestätigte der Norddeutsche Rundfunk dann einen Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Kleine Rundfunkhanseln mit Ansprüchen wie ein Bundespräsident. Der Staat als Selbstbedienungsladen. Aber für Kinder Hartz_IV-abhängiger Eltern Chipkarten anschaffen, die dafür sorgen sollen, das das Geld nicht verplempert wird. Wer zahlt eigentlich die Millionen von Kartenlesegeräten, die dazu nötig sind, damit das System funktioniert?
Oder der Aufschwung. Auch so eine Anspruchsgeschichte – zum Beispiel im Manager-Magazin, das ja heute in einem Artikel den XL-Aufschwungjubel des Brüderle schon deutlich skeptischer sieht:
München – Die Allianz hat ihren Gewinn in Deutschland im ersten Halbjahr 2010 deutlich gesteigert. Dank eines um mehr als ein Drittel verbesserten Kapitalanlagegeschäfts legte der Überschuss auf 650 (Vorjahr 521) Millionen Euro zu, wie der Versicherer am Freitag in München mitteilte.
Da sehen wir, wo der Aufschwung herkommt: aus Ansprüchen aus dem Kapitalmarktgeschäft. Ansprüche aus Wetten und Ansprüche an Firmen … durch Aktienkauf. Alles ein enorm wackeliges Geschäft, diese Ansprüche. Darum gibt es ja auch regelmäßig diese Krisen, weil einige nachschauen, wie es wirklich aussieht und man dann feststellt, das viele ihre Ansprüche schon wie Gold handeln und durch mehr Ansprüche zu noch mehr Ansprüchen kommen wollen … was zwangsläufig dazu führt, das das Kartenhaus irgendwann zusammenstürzt, weil gar keine echten Werte mehr hinter den Ansprüchen stehen.
Oder … der deutsche Alltag. Auch hier alles voller Ansprüche. Da haben wir zum Beispiel den Anspruch, als kranker, behinderter oder alter Mensch nicht mehr so viel arbeiten zu müssen wie die Jungen. Da haben wir allerdings die Rechnung ohne den Schröder gemacht, wie uns die WELT zeigt:
Die Rente mit 67 war im Jahre 2006 von der großen Koalition ohne die Beteiligung Schröders eingeführt worden. Schröder hatte zuvor grundlegende Reformen in der Renten- und Arbeitsmarktpolitik durchgesetzt.
In der Diskussion um die Rente mit 67 hat Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) seine Partei vor einer Abkehr vom Reformkurs gewarnt. „Wir haben das ja mit vorbereitet, was jetzt wieder zur Diskussion gestellt wird. Und wenn ich gedacht hätte, dass ich falsch liege, hätte ich es nicht gemacht“, sagte der 66-jährige Schröder der „Welt am Sonntag“
Darum hat er ja auch die ARGE geschaffen, die dafür sorgt, das alle jene Arbeit kriegen, die nicht mehr da ist und bestraft werden, wenn sie die nicht vorhandene Arbeit nicht annehmen. Aber wir zahlen ja gerne 50 000 Millionen im Jahr dafür, das in Deutschland Arbeitgeber billige Arbeitskräfte wie in China einstellen können…ein Anspruch dieser Anzugträger, den allerdings unser Sozialstaat nicht lange erfüllen kann. Aber in Form von Spareinlagen mit einerm Renditeanspruch von 25 % kann man mit dem so durch Verwendung von Sozialgeldern als Lohnersatz mißbrauchten Werten die Taschen manch eines Lumpen füllen, der gerne – wie die Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender – auf Kosten anderer ohne Arbeit reich wird.
Insofern ist es vielleicht sinnvoll, dieses Zeitalter das Anspruchszeitalter zu nennen, wobei noch nicht berücksichtigt worden ist, das diese Ansprüche nur auf dem Papier bestehen und sich manchmal über Nacht in Luft auflösen.
Ansprüche sind – auch wenn man noch so schön gegen das britische Pfund gewettet hat – keine Werte. Und an Werten scheint es überall zu mangeln, wie man an dem Linken-Chef Klaus Ernst sieht:
Viele Parteigenossen halten Ernst eher für einen Champagner-Linken, der den Hals nicht voll bekommt.
Sie weisen genüsslich darauf hin, dass Ernsts Auto ein Porsche 911 und sein Hof ein Anwesen in den österreichischen Alpen ist, nahe Kitzbühel, mit Blick auf den Wilden Kaiser. Dass er von der Partei monatlich 3500 Euro bekommt, zusätzlich zu seiner Abgeordnetendiät. Und dass er es offenbar trotzdem nötig hat, auf Kosten des Bundestags zu Gewerkschaftstreffen zu fliegen – die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue und Betrugs gegen ihn.
Quelle: Süddeutsche
Klaus hat wohl auch einige Ansprüche an das Leben. Ich kenne auch so Leute, die sagen: ich will niemals einen Gebrauchtwagen fahren. Aber gegen Kinderarmut wettern.
Diese Kultur der Ansprüche ist nicht unsere, das weiß ich von Menschen, die noch den letzten Krieg als Kinder miterlebt haben. Sie hatten noch ganz wenige Ansprüche … zum Beispiel das Papa endlich aus dem Krieg heimkehrt und die Angriffe der Jagdflieger auf Zivilisten endlich aufhören. Dann aber kam die Werbewirtschaft und brachte uns bei, das wir grenzenlose Ansprüche an des Leben stellen sollten – sie würde uns helfen, diese Ansprüche alle umzusetzen.
Doch die Kultur der Ansprüche ist es, die jede ernsthafte Veränderung in diesem Land verhindern wird … jedenfalls jede positive Veränderung, denn die Ansprüche, die wir ans Leben haben, lassen sich nicht ewig halten:
Heute nutzt die Menschheit Ressourcen von 1,4 Planeten. Das bedeutet, dass die Erde über ein Jahr und vier Monate braucht, um den Verbrauch der Menschheit eines Jahres zu decken.
Wenn wir moderate UN-Szenarien der verschiedenen UN-Organisationen zusammenzählen – Bevölkerungs- und Konsumtrends sowie eine weitere Steigerung der Ernteerträge – dann zeigt es sich, dass wir im Jahr 2050 einen Ressourcenverbrauch hätten, der dem Doppelten Regenerationsvermögen unseres Planeten entspräche. Doch leider haben wir nur einen Planeten. Es scheint unwahrscheinlich, dass sich soviel Overshoot so lange aufhäufen lässt.
Wir verwandeln Ressourcen schneller in Abfälle, als dass Abfälle wieder in Ressourcen umgewandelt werden können.
Quelle: Footprintnetwork
Das wissen viele Menschen in Entscheidungspositionen, weshalb sie die Taschen nicht voll genug kriegen, in der Hoffnung, das sie ein sicheres Plätzchen gefunden haben, wenn der große Knall kommt. Vielleicht haben sie sich ja auch verrechnet. Hier in der Eifel schmeißen wir immer noch viel Obst weg … und etwas weniger Wasser wäre auch nett. Hier kann man jetzt neuerdings schon Sandsäcke gegen Überflutung kaufen … im Mittelgebirge.
Nun ist es mit dem freiwilligen Verzicht auf Ansprüchen schon eine schwere Sache, wenn man weiß, das jede Lockerung der eigenen Ansprüche nur dazu führen wird, das sich eine Elite von Lumpen die Taschen noch schneller füllen wird. Andererseits … gibt es auch Magengeschwüre, die beständigen Ansprüche vor sich herzuschieben … und je jünger die Menschen in diesem Lande sind, umso weniger können sie sich die Ansprüche noch leisten. Schade für sie, das die Ansprüche dann noch deutlich höher sind als die aller anderen Generationen zuvor:
junge Menschen geben jedes Jahr mehr Geld für ihr Outfit aus. Dazu zählen Bekleidung jeglicher Art, Schuhe und unzählige Accessoires. Das persönliche Aussehen ist für die Jugend besonders wichtig, gerade in der pubertären Phase ist die Konsumlust bei jungen Menschen am größten.
So werden immer mehr neue Modelabels aus der Taufe gehoben, die den jungen Menschen die spezielle Mode für sie suggerieren. Auf den Fashion Weeks in London, Paris, Mailand, New York oder Berlin wird der Jugend gezeigt, wie sie sich kleiden soll, um von der Gesellschaft anerkannt zu werden. Es werden spezielle Fashion Stores in den großen Metropolen eröffnet, die als Zielgruppe die Jugend haben. Auch im Internet gibt es die speziellen Versandhäuser Herrenmode und Damenmode, die insbesondere die junge Klientel ansprechen wollen. Die Jugend von heute ist in einer hochgradig medialisierten und ästhetisierten Gesellschaft gefordert. Aufgrund des gezielten Warenkonsums sollen sie sich mit den jeweiligen Modestilen identifizieren, obwohl sie sich noch in der Selbstfindungsphase befinden. Sie lernen gerade in der Pubertät erst, mit ihrem Körper umzugehen und ihn zu entdecken.
Mit dieser Jugend macht man keine Revolution mehr, da könnte ja die Kutte verschmutzen. Die machen auch lieber „Love-Parade“ … eine andere Form der Revolution gegen die Sinnlosigkeit moderner Existenz.
Die Jugendkultur ist eine körperbezogeneästhetische Kultur.Der Körper = das Reale, das gegen dieÜberflutung mit medialisierten Second-Hand-Erfahrungen in Stellung gebracht werden kann.Der Körper als Aufmerksamkeitsgenerator. „Thebody is the message.“Wer etwas erreichen will, muss seinen Körpereinsetzen – Körper als Kapital.Die Möglichkeit der Gestaltung des eigenenKörpers vermittelt die Illusion von Kontrolle überdas eigene Leben.Körper ist der Garant für unsere Individualität -der rettende Anker im Meer der Kontingenz
Quelle: Trendagentur
Sie merken nach wie vor, das etwas nicht stimmt. Und reagieren so, wie die Industrie es ihnen vorschreibt, weil die Trendscouts der Industrie viel schneller sind als der Trend selber.
Die Jagdfliegerangriffe auf kleine Kinder haben aufgehört, Papa ist nicht mehr im Kriege – dafür immer länger auf der Arbeit. Aber irgendwie … haben sich die Werte geändert. Die Botschaft, das die Ansprüche der Umwelt nur Schall und Rauch sind, scheint bei jüngeren Mitbürgern schon angekommen zu sein – wie die Nachkriegsgeneration ziehen sie sich auf das einzige zurück, das noch geblieben ist: ihren Körper.
Oft verpönt, aber eigentlich ein ganz wichtiger Schritt….denn mit den Versorgungsansprüchen unserer Generation läßt sich kein Staat mehr machen, noch einer verändern.
Mehr Rente oder mehr Geld haben zu wollen, ist kein Wert. Nur ein weiterer Anspruch.
Ansprüche … gibt es aber schon genug auf der Welt.
Und Werte?
Weiß doch kaum noch einer, was das ist.
Arbeitskraft, Intelligenz, Mitmenschlichkeit … sind drei zentrale Werte. Ohne Arbeitskraft kein Acker, ohne Intelligenz kein Pflug und ohne Mitmenschlichkeit keine Zukunft. Wir haben nichts mehr von alledem – was einen aber nicht stören braucht, denn wir können all das wieder neu schaffen….und dann ganz ohne Intendanten und ihre Ansprüche leben.
Das wäre dann das Zeitalter, das nach dem Anspruchszeitalter kommt. Noch ist Zeit, dafür zu sorgen, das es nicht wieder … Steinzeit wird. Oder das das nächste Zeitalter das der Zeitalter der globalen Prostitution wird, weil man nichts mehr hat als seinen Körper, den man verkaufen kann. Wären dann harte Zeiten für Rentner….aber mal ehrlich: mehr haben wir doch auch gesamtgesellschaftlich an Produkten kaum noch zu bieten. Nicht mehr lange, dann bauen andere die Autos, Maschinen und Flugzeuge besser und billiger weil die Asozialpolitik der SPD die letzten kreativen Köpfe aus dem Land verjagt hat … wie schon einmal eine Partei.
Ohne die NSDAP wäre Hollywood heute in Berlin. Sollte man nie vergessen, denn es wiederholt sich gerade – wirtschaftlich gesehen. So ein kleines Revival für Untermenschenbashing gegen Hartz-IV-Abhängige, die ganz deutlich merken, das sie nur noch ihren Körper haben – allerdings ist noch nicht mal für dessen Erhalt genug Geld vorhanden.