Donnerstag, 29. Oktober 2015. Eifel. In welcher Zeit leben wir eigentlich? Blöde Frage, oder? Und doch interessiert mich Ihre Antwort. Antworten aus den USA zeigen, dass wir – angeblich – am „Ende der Geschichte“ angekommen sind: nach dem Ende der Sowjetunion hat die demokratische Zivilgesellschaft ihr Endziel erreicht, die Geschichte hat alles ausdiskutiert, unsere Aufgabe ist es nur noch, sie zu rekonstruieren und gemütlich im Wohnzimmer zu diskutieren. Eine feine Vorstellung, oder? Damit hat die demokratische Zivilgesellschaft die Ideale eines Adolf Hitler … bzw. die Ideale seiner heute noch wirksamen Anhänger … vollendet in die Tat umgesetzt. Hitler gab vor, was der Deutsche brauchte: ein Radio (Fernsehen war damals noch nicht in großem Umfang realisierbar), ein Auto (samt Autobahnen), einen Kühlschrank und natürlich: eine Wohnung, wo er mit seiner Frau und seinen Kindern allein vor sich hin lebte: ein erfolgreiches Lebensmodell, dass die Nürnberger Prozesse unbeschadet überstand und noch siebzig Jahre später den Alltag des ganzen deutschen Volkes (ja, der ganzen, zivilisierten Welt) bestimmt – ohne, dass sich jemand groß darüber aufregt.
Wir schauen auf den Faschismus meistens nur mit einem sehr eingeschränkten Blick: da waren die bösen Nazis, die plötzlich aus dem Nichts erschienen – unmenschliche, kalte, dunkle Gestalten, stark und unerbittlich, die sich anschickten, mit dem kleinen Deutschland die ganze Welt zu erobern, dann die armen Juden, die nach jahrtausendelanger internationaler Verfolgung (die kaum jemanden interessiert) fast vor der völligen Vernichtung standen und die guten Amerikaner, die die Welt vor den Superbösen retteten. Das ist doch die Geschichte, oder? Ich habe sie ein wenig aus dem „Schwarzbuch USA“ entlehnt, wo ich die Bermerkung fand, dass die USA ohne die Nazis gar nicht denkbar wären: der Kampf gegen das Superböse formte eine ganze Nation und spiegelt sich heute noch in hunderten Hollywooddramen wieder.
Auch ja: Dramen, die Urquelle menschlicher Konflikte. In der Transaktionsanalyse habe ich gelernt, dass wir zu der Aufführung von Dramen immer drei Bestandteile brauchen: erstmal das arme Opfer, dann den bösen Täter und letztlich den guten Retter: so einfach funktioniert Politik in demokratischen Zivilgesellschaften, mit den Sozialautisten in ihren kleinen Wohlstandsburgen kann man das machen. Schauen Sie sich mal die Kriege der „Guten“ in den letzten Jahrzehnten an: das Muster ist immer noch dasselbe wie 1942: ein Superböser (Saddam Hussein, Gaddafi, Assad, Putin – oder „der Arbeitslose“) greift arme Unschuldige an (Minderheiten, Bürger, Nachbarn), die von den Superguten gerettet werden: so konnte man sogar die Grünen verführen, Bomben auf Zivilisten werfen zu lassen und sich ultragut dabei zu fühlen.
Das läuft auch heute noch, damit wird gezielt die Masse gesteuert, die – immer noch streng nach Hitlers Wunsch – isoliert vor den Bildschirmen sitzt und beständig mit einfachsten Mitteln jeweils dorthin gesteuert werden kann, wo man sie gerade braucht: war gestern noch der Mensch mit „Migrationshintergrund“ Gefahrenquelle Nr. 1 für die Gesellschaft, ist heute der Flüchtling der Segen der Demokratie … jedenfalls so lange, bis anders entschieden wird.
Es war natürlich nicht Hitler allein, der auf solche Ideen der Massenbeherrschung kam: es war die Elite er deutschen Gesellschaft, der Adel, die Instustriebarone und Banker, die vor allem ein Problem hatten: wie schützen wir unsere Raubbeute vor sich solidarisierenden Massen – wie verhindern wir „Revolution“. Die Antwort war – wie geschildert – einfach: wir packen sie in Einzelhaft in kleinen Wohlstandszellen, predigen ihnen, dass sie der Gipfel der Zivilisation sind und sorgen dafür, dass sie sich zu Tode amüsieren, während wir dann freie Hand haben, alle nutzlosen Geisteskranken in Massen zu ermorden, um uns an den eingesparten Geldern weiter zu bereichern.
Diese Gesellschaft ist natürlich eine Gesellschaft der Angst, dass wussten schon die Indianer. Hat sicher jeder schon mal gesehen, den Häuptling, der seinem Stamm zeigt, wie man unbesiegbar wird: er nimmt eine Hand voll Zweige und zerbricht sie einzeln, während er jedes Stammesmitglied anschaut … dann nimmt er ein Bündel von Zweigen, dass sich als unzerstörbar erweist. Die Botschaft ist klar: Einigkeit macht stark. Einigkeit jedoch ist in einem Volk, das sich kollektiv in Wohlstandsblasen isoliert, kaum zu erzielen – sie sind nur – streng nach Hitlers Wünschen – ein leicht dirigierbares schwaches Volk von Einzelgängern, die jeder ekeligen Sauerei in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hilflos gegenübersteht … und hemmungslos ausgeplündert werden kann.
Deshalb – machen solche Bewegungen wie Pegida dem „Establishment“ Angst – wobei es vollkommen unerheblich ist, wie rechts die eigentlich wirklich sind. Schaue ich in deren offizielles Programm (was die – weil die ja superböse sind – nur zur Tarnung geschrieben haben: solche List macht sie geradezu doppelt superböse), so finde ich viele ganz zivile Forderungen – und überhaupt kein „Ausländer-raus“-Gedröhne.
Die Angst des Establishment vor Pegida hat jetzt Jakob Augstein deutlich formuliert, er warnt davor, dass „Der Faschismus lebt“ (siehe Spiegel), beklagt unzureichende Ursachenforschung und bezieht sich hauptsächlich auf einen anderen Artikel des einflussreichen Soziologen Heinz Bude, den dieser aktuell in der FAZ veröffentlicht hat (siehe FAZ): Wutbürger, Die Koalition der Angst: Wenn Dienstleistungsproletarier und prekär Wohlhabende sich in einem diffusen Misstrauen gegen das gesellschaftliche System in Deutschland verbünden, wird es brenzlig im Land.
Er macht eine interessante Bemerkung am Rande:
Der Industriemeister, der mit einem mittleren Schulabschluss bei Audi Karriere gemacht hat, gehört zu den Etablierten, die Solounternehmerin aus dem Coachinggewerbe zu den Prekären. Man muss auf der Hut sein, weil auf den sukzessiven Statuserwerb im Lebenslauf in der Regel kein Verlass mehr ist. Durch unvorhersehbare Lebensereignisse wie eine Trennung oder eine Überschuldung ist man mit einem Mal von der oberen in die untere Mitte abgerutscht.
Und wenn der Industriemeister zufällig beim kriminellen VW-Konzern gearbeitet hat, der sein Geld mit manipuliertem Sondermüll auf vier Rädern verdient, dann kann er ganz schnell ebenso abrutschen, wenn der Konzern seine Minderleistung durch Massenentlassungen ausgleicht und dabei vor allem die Alten und Kranken entsorgt.
Locker redet Bude von den Millionen entsorgter: den Arbeitslosen, dem „Dienstleistungsproletariat“ (was für ein abscheulicher, entwürdigender Begriff – die Zeiten der „Raumpflegerin“ sind wohl vorbei, die „Putze“ kommt zurück) oder denen, die „auf den Winner-take-all-Märkten von Sportmedizinern, Webdesignern oder Gartenarchitekten auf der Strecke geblieben sind.“ – kurz all jene, die völlige Versager sind, weil sie auf dem Weg vom Tellerwäscher zum Millionär hängengeblieben sind – und das zu Zeiten, wo jeder milliardenschwerer Oligarch werden kann, wenn er es nur wirklich wolle (wie uns der russische Oligarch Chodorkowsky belehrte, bevor er inhaftiert wurde – wir berichteten).
Und er trägt auch eine konkrete Forderung vor:
Wenn dann eine Figur kommt, die sagt, ich lasse mich nicht belügen, ich lasse mir den Mund nicht verbieten, und ich weiß, was ich weiß, dann ist eine Politik gefordert, die keine Angst vor den Ängsten der Leute hat.
Die Politik des starken Mannes, der gegenüber dem Proletariat durchgreift, der das Pack beim Namen nennt, der es wieder in Lagern konzentriert, damit sie mal darüber nachdenken können, warum sie im besten Deutschland aller Zeiten leben und es diesem Land supergut geht. Nein- ich spiele jetzt nicht auf den unsäglichen Akif Pirinnci an, sondern auf Oliver Polak, der in der Welt die Wiedereröffnung der Konzentrationslager gefordert hat – diesmal jedoch für Nazis … oder die, die gerade per Akklamation zu Nazis bestimmt werden. Gleiche Behandlung wie für Juden, nur diesmal ohne Gas (siehe Welt). Dafür, dass Pirinnci dem System unterstellt hat, dass sie dies möchten, wurde er massiv angegriffen und wirtschaftlich ruiniert – dass Pollak sich diese Reaktion wünscht … von einer Politik, die keine Angst vor den Ängsten der Leute hat … hat niemanden echauffiert. Das Dramadreieck funktioniert wieder hervorragend.
Der gleiche Soziologe hat letztes Jahr noch einen anderen Artikel geschrieben: einen Artikel über die Gesellschaft der Angst, über die Sklaven der Work-Live-Balance (siehe Spiegel). Es ist ein Artikel über die aktuell Vierzigjährigen, die – oft vergeblich – versuchen, alle Ansprüchen der Gesellschaft zu erfüllen: Optimierung der Arbeitsleistung, Optimierung der eigenen Schönheit, Optimierung der Gesundheit, komplette Anpassung an das Idealbild der Werbung. Natürlich sind diese Menschen „selbst schuld“ an ihrer Misere, die direkt in Depressionen führt, mit keinem Wort wird erwähnt, dass die Philosophie des „Führen mit Zielen“, die breitflächig aufoktroiert wurde, jeden Arbeitsprozess in ein sich beständig schneller drehendes Hamsterrad verwandelt hat, während die Politik des „Hartz IV“ (unter breitem Beifall von Wirtschaft, Medien und Gesellschaft) dafür gesorgt hat, dass auf jene, die aus dem Rad herausfallen (und das sind fast alle – bis auf ein Prozent, das mit Absicht sehr sehr reich gemacht wird), die soziale Hölle wartet.
Wissen Sie, woran diese „fit-for-Job“-Generation auch arbeitet – mit Hochdruck? Schauen Sie sich einfach mal in Ruhe die Analyse der Bewerbungsphotos der Selbstoptimierer an, schauen Sie sich an, wie das „perfekte Bewerbungsbild“ gestaltet ist … jenes Bild, dass dereinst noch aus dem Automaten kommen konnte, weil es im Prinzip für die meisten Arbeiten egal ist, wie man aussieht (siehe Wiwo): was da für eine Engergie investiert wird, wie da jedes auch nur allerkleinste Detail ausgearbeitet wird … um die eigene Vermarktbarkeit zu erhöhen. Das ist ein Markt von Sklaven, die sich gegenseitig ausstechen wollen, um versteigert zu werden – und eine ganze Generation von Beratern, die ihnen bei der Verbesserung der Ersteigerbarkeit hilft. Das ist eine Gesellschaft, wie ein Hitler sie sich gewünscht hätte, eine Gesellschaft, in der jeder mit Eifer danach trachtet, dem Idealbild des genetisch hochwertigen Ariers zu entsprechen und möglichst supergesunde Gene im Bild präsentieren zu können. Was hat diese Welt noch mit jener zu tun, die wir dereinst das „christliche Abendland“ nannten, jener Welt, in der jeder einzelne Mensch ein gottgewolltes, perfektes Kunststück war, geachtet von der höchsten denkbaren Autorität … jener Welt, der wir den Grundgedanken der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verdanken, die aus den Gräueln der NS-Zeit erwachsen ist?
Ganz klar: Nichts.
Ich möchte einmal einen kurzen Passus aus einer ARD-Sendung zitieren, von „Planet Wissen“, die sich mit dem Gedanken beschäftigte, was denn gewesen wäre, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte. Die Antwort … fand ich verblüfffend (siehe ARD):
Für die in dem „germanischen Reich“ lebende Bevölkerung sollten strenge Regeln gelten: Die Lebensführung des Einzelnen hätte der Staat von Kindesbeinen an diktiert, von der Hitlerjugend bis zum Nazi-Seniorenwohnheim hätte die Partei starken Einfluss auf die Gesellschaft gehabt. Gesteuert werden sollte das Reich durch eine Elite, die aufgrund ihrer Gene für jegliche Aufgaben innerhalb der Führungsriege eingesetzt werden konnte.
Diese „Elite“ haben wir heute, sie formiert sich gerade immer geschlossener. Heute Ministerpräsident, morgen Konzernchef – alles ist mit diesen Elite-Wesen möglich. Das Leben des normalen Menschen wird komplett durchorganisiert: Kleidung, Tagesablauf, Bildung, Glaubensgrundsätze – es wird ein standardisertes Massenwesen geschaffen, von der Wiege bis zur Bahre … betreut von RTL (die sich diese Ziel ja wirklich auf die Fahne geschrieben hatten). Werkzeug hierbei ist jedoch nicht mehr der SA-Mann sondern die wirtschaftliche Abhängigkeit des Individuums von seiner Umwelt. So läßt sich steuern, dass der moderne, deutsche Arbeitnehmer Schritt für Schritt an seiner optischen Optimierung arbeitet, seine Vermarktbarkeit beständig selbst im Blick hat, sich selbst nur noch als käufliche Ware sieht – der große Siegeszug der Prostitution und Sklaverei … und der große Triumph des Adolf Hitler im 21. Jahrhundert.
Wer sich gegen diese Form des Faschismus wendet, wird – streng im Sinne der Transaktionsanalyse – von den austauschbaren Elitewesen (die um ihre beständige Ersetzbarkeit auf jeder Stufe der Hierarchie wissen) automatisch unisono zum Superbösen erklärt: und das ist aktuell (aufgrund der weltweiten Dominanz der US-Kultur) der „Nazi“ – wie ihn Hollywood unaufhörlich vorstellt.
Und während wir den unsichtbaren Nazi jagen, den wir nur brauchen, um ein neues, menschenfeindliches Drama zu inszenieren, um neue Menschenjagden durchführen zu können und bequem „im Dienste der Menschlichkeit“ ein paar weitere unbeliebte Konkurrenten auf dem Arbeitssklavenmarkt ausschalten, schreitet die Kultur des Faschismus mit ihrem Wahn vom „optimierten Herrenmenschen“ ständig weiter fort: diesmal jedoch nicht nur in Deutschland, sondern weltweit – und das aus gutem Grund.
Früher war uns das bekannt, weshalb früher eine einzige Folge der beliebten SF-Serie „Raumschiff Enterprise“ in Deutschland verboten war: man wollte keine schlafenden Hunde wecken. Ich zitiere mal aus einem Artikel über diese Folge (siehe startrek-index):
Wirklich problematisch ist der Dialog zwischen Kirk, Spock und Gill, indem Gill sagt, er hätte vorgehabt einen friedlichen Nazistaat aufzubauen, weil Nazi-Deutschland vom wirtschaftlichen Standpunkt her erfolgreich war. Spock gibt ihm daraufhin Recht und Gill erwidert noch, dass es am Anfang auch funktioniert hat, bis Melakon die Macht übernommen hat. Gill bezeichnet Nazi-Deutschland auch als die wirkungsvollste Staatsform, die die Welt je gesehen hat.
Dies hielt man 35 Jahre lang für eine Verherrlichung der NS-Zeit – und verbot die Folge bis 2011. Es fehlt noch eins dabei: der Hinweis auf den Gewinn, den eine kleine Elite mit dieser Staatsform machen konnte … und heute wieder macht. Deshalb verbot man die Folge: für skrupellose, gewissenlose Gangster war das NS-Regime die ideale Staatsform … vor allem für die Funktionsträger des Systems, das sich weltweit ausdehnen wollte, um einer kleinen, genetisch „hochwertigen“ Minderheit unbegrenzte Macht über das Proletariat zu geben, über den „Minderleister“, den „Parasiten“, die „bildungsfernen Schichten“, die „Nicht-integrierten“, die „Schmarotzer“, die „Niedriglöhner“ mit ihren „Billigjobs“ … und ihrem billigen Leben, das sich so sehr unterscheidet von dem gut umhegten Eliteleben der Funktionsträger in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien.
Ich zitiere hierzu mal die FAZ aus dem Jahre 2008, als die Philosophie der Selbstausbeutung Staatsreligion geworden war (siehe FAZ):
„Leistung allein reicht nicht für eine steile Karriere. Auf den Körper kommt es an. Glatzen, Falten, dicke Bäuche bremsen den Aufstieg. Erfolg hat, wer symmetrisch ist.“
An die Spitze kommen nur jene Menschen, die auch Hitler gerne ganz weit oben sah: die genetisch perfekten Supermenschen, die für den Rest der Welt nur noch Spott und Hohn übrig haben … wie jene (armseligen) 40-jährigen, die Bude in dem Spiegelartikel beschreibt … wobei er die Worte „Spott und Hohn“ durch „Ironie“ ersetzte. Das ist das, was ich sehe, wenn ich Sendeformate wie die „Heute-Show“ des ZDF studiere – oberflächlich lustig, mit einem lustigen (und deshalb als Konkurrent ungefährlichen) Dicken mitten in leitender Funktion, der dem elitären Publikum jede Woche hilft, sich gegenüber dem Rest der Welt überlegen zu fühlen.
Deshalb kann ich Jakob Augstein nur Recht geben (siehe Spiegel):
Enttäuschung, Lüge, Hass, Gewalt – wenn aus diesen Zutaten Politik wird, entsteht Faschismus. In Deutschland ist es wieder so weit. Leider scheut sich die Nation, bei der Ursachenforschung tief genug zu graben.
Ganz richtig. Doch der Faschismus pflanzt sich ganz woanders fort als bei Spaziergängen einer kleinen Minderheit Dresdener Bürger, die nur aus Gründen der Dramagestaltung medial hofiert werden (während man die 250000 TTIP-Demonstranten weitgehend vergaß). Enttäuschung über die geringe Ausbeutbarkeit mancher Bürger (der faltigen, kahlen, dicken Minderleister), die Lügen über ihr Sozialverhalten, der Hass gegen ihre angebliche Asozialität und die sanktionierende Gewalt gegen sie als unbotmäßige Querköpfe führen direkt in den Faschismus 2.0 – der andere Symbole, andere Uniformen, andere Sprachcodes hat als der Faschismus 1.0 – aber die gleichen Folgen haben hat: eine Gesellschaft der Angst zu erzeugen.
Darum darf man in der Heute-Show vom 16.10.2015 ungeniert Transitzonen mit Konzentrationslagern vergleichen, darf in der Welt real die Wiedereröffnung der KZ´s fordern … während Akif P. mit einem aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat medial hingerichtet wird, weil man solche Sätze in Deutschland einfach nicht sagen darf – mein Gregor Gysi. Jedenfalls … dürfen Untermenschen diese Sätze nicht sagen, ausgewählten Herrenmenschen ist dies schon gestattet.
Was wäre zu tun? Nun – viele reagieren auf das Staatsdrama mit einem Gegendrama: der „Böse“ wird ausgetauscht (Juden werden hierbei immer noch gern genommen, aber auch Moslems stehen gut im Kurs, immerhin führen wir „Guten“ gegen sie schon viele Kriege in vielen Ländern).
Dabei wäre das erste Ziel, sich aus allen Dramen auszuklinken, sich auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu berufen und dann nüchtern und sachlich – ganz ohne Drama – um die Abwicklung der Flüchtlingskatastrophe zu kümmern … wie auch um die Ursachenforschung des Faschismus … und sein Überleben im 21. Jahrhundert.
Wir werden aber wieder dramatisch reagieren – und gegen das Böse Methoden anwenden, die schon Himmler, Göring und Goebbels glücklich machten. Wie sie fühlen wir uns dabei supergut.
Dabei hätte diese Katastrophe eine große Chance sein können: der Anlaß zur Entwicklung einer planetaren Zivilisation, die wir nötig haben, um aus dieser Katastrophe kein weiteres Massensterben zu machen – was automatisch folgt, wenn Millionen in die Kälte des Nordens fliehen. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung zeigt, dass wir genug Sympathisanten für die Etablierung der ersten planetaren Zivilisationen hätten.
Nur: aus Lust am Drama, aus Unkenntnis über die Fernziele und Formen einer faschistischen Gesellschaft und aus purer Angst vor den echten technokratischen Faschisten der modernen Welt werden wir uns für etwas anderes entscheiden: wie üblich für Konzentrationslager und Massenmord – was nebenbei den Wunsch des „Klubs der Milliadäre“ nach einer reduzierten Weltbevölkerung erfüllt (wir berichteten).
Die Medien der Funktionärselite werden uns bei diesem Marsch in die unmenschliche Asozialität wieder zielgerichtet begleiten – zwecks Sicherung der eigenen Pfründe.
Samstag, 17.5.2014. Eifel. Mal wieder Zeit für eine traurige Nachricht – die Nachricht vom Tod des unabhängigen Journalismus in Deutschland. Offiziell wurde er noch nicht zu Grabe getragen, aber der Leichenduft erfüllt die ganze Republik. Aktuell tritt er etwas deutlicher zutage und erfüllt die Kommentarspalten im Internet mit Spott und Hohn über eine außerordentlich einseitige Berichterstattung zum Thema Ukraine, zudem erleben wir Erscheinungen in der deutschen Presselandschaft, die man sonst nur in autokratischen Ländern gewohnt ist … wie zum Beispiel Russland.
Die Gleichschaltung der deutschen Presse – und damit der Tod des bundesdeutschen Journalismus und das Ende der „Vierten Gewalt“ – ist öffentlich bestätigt worden: hätte es noch eine freie, unabhängige Presse gegeben, wäre ein Aufschrei durch die Republik gegangen: wie ein russischer Autokrat hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Chefs des deutschen – bezahlten – Journalismus zusammengerufen und sie auf eine gemeinsame Linie eingeschworen. Ähnliches erlebt man sonst in Bananenrepubliken, wenn Putschisten die Radiosender besetzen, um IHRE Wahrheit unters Volk zu bringen. Anstatt eines Aufschreis deutscher Journalisten gab es jedoch … nur Stille und regierungskonforme Berichterstattung. Erinnern wir uns noch mal daran, wie der Skandal nebenbei erwähnt wurde, siehe Jakob Augstein im Freitag:
Ein paar Monate zuvor, am 8. Oktober 2008, hatte es ein sonderbares Treffen gegeben, das in diesem Zusammenhang Erwähnung finden soll. Die Bundeskanzlerin hatte an jenem Tag die bedeutenden Chefredakteure der bedeutenden Medien eingeladen. Es war die Zeit, in die der Ausbruch der großen Finanzkrise fiel. Man findet keinen ausführlichen Bericht über dieses Treffen, der veröffentlicht worden wäre und überhaupt nur wenige Erwähnungen in den Archiven, nur hin und wieder einen Nebensatz, eine knappe Bemerkung. An einer Stelle liest man in dürren Worten, worum es an diesem Abend im Kanzleramt ging: Merkel bat die Journalisten, zurückhaltend über die Krise zu berichten und keine Panik zu schüren.
Was geschah? Die Chefs der Presse folgten der Kanzlerin. An einem einzigen Tag zerschmetterte Angela Merkel den freien Journalismus (nach ihren eigenen Worten – siehe Freitag – das „Lebenselixier der Demokratie“) und degradierte ihn zum ausführenden Organ einer – verlogenen – Regierungspolitik. Warum die Chefs – und ihre Stiftebüttel – folgten, ist klar ersichtlich:
Der soziale Aufstieg hat die Journalisten selber in die herrschende Klasse gespült: Ihre Kinder besuchen die selben Schulen, sie wohnen in den selben Vierteln, sie gehören zu den selben Clubs: „Es gibt zwischen den Medien und der Macht heute eine Verwandtschaft, die es früher nicht gab. Einen Mangel an Skeptizismus.“
Jakob Augstein zitiert hier Gay Talese, der ganz besondere Vorstellungen von einem Journalisten hatte:
Talese hat ein eindringliches Bild dafür gefunden, was Journalisten sein sollen, wie sie arbeiten sollen: „Wir Journalisten sollten eine Religion der Ungläubigkeit predigen! Ein Heiliger Orden der Ungläubigen, das sollten wir sein. Wir sollten unseren Dienst in Klöstern der Wahrheit tun, über die Schriften gebeugt. Und diese Klöster sollten weit, weit weg sein von den Palästen.“
Gleich einem Mönch muss der Journalist das Gelöbnis der ewigen Armut ablegen, gleich einem Philosophen muss er so weit wie möglich hinaustreten aus der Gesellschaft sie von weitem – oder von oben – betrachten. Will er seine Arbeit korrekt machen, dann sitzt er weit draußen allein in seiner Blockhüte, um unabhängig zu bleiben. Unterwirft er sich einem Chefredakteur, kann er den Begriff „Journalist“ gleich an der Pforte abgegeben. Besucht der dann noch den „Bundespresseball“, kann man ihn zurecht als Regierungsagenten bezeichnen.
Was sehen wir aber noch an dieser Aufgabenbeschreibung des Journalismus? Was ist diese „Religion der Ungläubigen“?
Ich möchte mal einen modernen Begriff dafür nehmen: „Verschwörungstheorien“.
NICHTS ANDERES ist die heilige Aufgabe des „Journalisten“: beständig GEGEN Wirtschaft und Politik Theorien zu entwickeln, die GEGEN die PR-Agenten von Konzern und Partei angehen. NUR DAS macht sie zur VIERTEN MACHT im Staate – und nur so können sie Regierungshandeln KONTROLLIEREN. Ohne Theorien, die beständig und immerdar „amtliche“ Wahrheiten in Frage stellen, lassen sie keine Lügen der Regierung aufdecken.
Jetzt frage ich Sie als Leser: was würden Sie von Journalisten halten, die Ihnen beständig Verschwörungstheorien liefern? Richtig – im Jahre 2014 würden sie diese Menschen, die „in den Klöstern der Wahrheit“ „die Religion der Ungläubigen predigen“ als „rechtsradikale Spinner“ gesellschaftlich isoliert werden. Orwells 1984 hat schon lange Gestalt angenommen, die deutsche Bundeskanzlerin hat den Oberbefehl über das Nachrichtenwesen an sich gerissen – und ohne Jakob Augstein (Mitbesitzer des „Spiegel“) hätten wir von diesm Tag, der das Ende des Journalismus in Deutschland bedeutete, nie etwas erfahren.
Wir dulden sehr seltsame Erscheinungen in unserem Lande, die wir – würden sie in Russland stattfinden – als Beweis für Putins Autokratismus anprangern würden. Obwohl der Beruf des Journalisten – nach den Erfahrungen im Dritten Reich – absichtlich keinen Namensschutz hat, was seine Freiheit und Unabhängigkeit jederzeit garantiert … und jederzeit die Möglichkeit beeinhaltet, dass er sich neu definiert … haben wir in Deutschland „Anstalten“ für die gezielte Züchtung von Journalisten – „Oberschichtsjournalisten“, um es genau zu sagen. Für einen Beruf, der absichtlich keinen Namensschutz genießt, ist es schon verwunderlich, dass hier – im Anschluss an ein Hochschulstudium, das allein schon zur Berichterstattung qualifiziert – eine „Zusatzausbildung“ angeboten wird, in der man „richtiger“ Journalist werden kann.
Journalismus.com – das „Portal für Medienprofis“ – beschreibt deutlich, warum kein Weg an diesen Schulen vorbeigeht:
Die meisten Journalistenschulen in Deutschland genießen einen exzellenten Ruf. Hier lernen Journalisten das Handwerk von der Pike auf. Wer Absolvent einer Journalistenschule ist, findet in den meisten Fällen einen Job.
Der letzte Satz ist wichtig – das „Handwerk“ des Schreibens beherrscht jeder Geisteswissenschaftler. Aber das „besondere“ Handwerk … bedarf spezieller Ausbildung, über die auch ganz offen gesprochen wird – zum Beispiel bei der Kölner Journalistenschule:
Das Sponsoringkonzept der Kölner Journalistenschule gibt Unternehmen die Möglichkeit,
Hier können sich Unternehmen schon während der Ausbildung genehme Journalisten kaufen, mieten oder warm halten, hier kann man angehende Meinungsbildner in Deutschland „von der Pike auf“ formen, damit es später keine bösen Überraschungen gibt. Den Service nehmen folgende Unternehmen in Anspruch: Bayer, Ergo, RWE, Henkel, Telekom, BP und einige andere hochrangige Konzerne in Deutschland. Der Fettdruck wurde von der Schule selbst vorgenommen – und sagt genug aus. Hier kauft man sich als Konzern Politik- und Wirtschaftsmeinung.
Die Ukrainekrise hat gezeigt, wie erfolgreich die Züchtung von „Systemjournalisten“ betrieben worden ist: 2014 ist es gar nicht mehr notwendig, das die Kanzlerin die Chefredakteure zur Befehlsausgabe ruft – das Meinungsbildungspersonal wird gezielt geschult und schon im Vorfeld selektiert.
Es kommt auch zu gezielten „Säuberungen“ – wie bei Zeit-online, wo freie Journalisten diszipliniert („gefeuert“) werden, die früher mal für „den Feind“ geschrieben haben (siehe den aktuellen Fall von Alisa Bauchina bei Heise, – oder den Fall Moritz Gathmann, ebenfalls bei Heise) …. obwohl es im Prinzip zum „Lebenselixier der Demokratie“ gehört, bei jeder Art von Konflikt die Interessen BEIDER SEITEN herauszuarbeiten.
Kennzeichnend für den Tod des deutschen Journalismus mag ein Artikel sein, der nun in der „Jungen Welt“ erschien – einem Presseorgan, das als ehemaliges FDJ-Blatt mit 50000 Lesern (siehe Süddeutsche) noch eine kapitalunabhängige Berichterstattung leistet. Nur hier traut sich ein bezeichnenderweise „anonymer“ Redakteuer der „Deutschen Welle“ über unheimliche Erscheinungen in diesem Sender zu berichten (siehe JungeWelt vom 15.5.2014):
Immer konform mit dem Kanzleramt: Bei der Deutschen Welle dürfen nur »geeignete« Journalisten Kommentare schreiben. Aktuell ist z.B. die Vorgabe, den Begriff »Referendum« – gemeint ist die Abstimmung in der Ostukraine – immer in Anführungszeichen zu schreiben oder mit dem Zusatz »illegal« oder »sogenannt«. Dieser unsinnige Eingriff in unser journalistisches Vokabular ist ein Beispiel für direkte Zensur.
Ähnlich wie die meisten Medien in Deutschland; die Kommentare dürfen nur Redakteure schreiben, die als dafür »geeignet« gelten.
Wir finden auch ein offenes Bekenntnis des Redakteurs zu seiner eigenen Unabhängigkeit:
Es ist halt ein fruchtbarer Boden für die Zensur, wenn man als Journalist eine Familie mit zwei Kindern ernähren muß und auf Basis von Zeitverträgen arbeitet. Irgendwann ertappt man sich bei der Selbstzensur – weil man seinen Job behalten will, schreibt man so, daß es keinen Anstoß erregt.
Darum favorisiert wohl Gay Tanese die religiöse Terminologie, den „Heiligen Orden der Ungläubigen“, der in Deutschland gezielt ausgerottet wurde. Spätestens am 8.10.2008 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hoheit über die Chefredakteure übernommen. Die Folgen der fortschreitenden Gleichschaltung der Medien lassen sich sehr gut an der Alltagswirklichkeit des Redakteurs erkennen, der sich erkennbar vor den Folgen fürchtet, die er zu erleiden hätte, wenn er sich nicht an die „offizielle Sprachregelung“ halten würde: eine Überstellung ans örtliche „Jobcenter“ zwecks „Sonderbehandlung“ scheint sicher zu ein.
Und so erlebt der deutsche Bürger im 21. Jahrhundert den Tod des Journalismus, der ganz eng an die Paläste angebunden wurde, um das Volk dirigieren zu können, wie man es gerade möchte. Gleichzeitig wissen wir aber auch, wie wir uns als Bürger dagegen wehren können: wir brauchen wieder den „Heiligen Orden der Ungläubigen„, der „weit weit weg von den Palästen“ „Dienst in den Klöstern der Wahrheit“ leistet. Im Gegensatz zu den Definitionen des deutschen Journalismusverbandes wird man jedoch nicht damit rechnen können, das man seinen Lebensunterhalt damit bestreiten kann – ganz im Gegenteil: das Geld vernichtet die Heiligkeit des Berufsstandes.
Dienstag, 26.11.2013. Eifel. Ich gestehe: ich wollte heute mal nichts schreiben. Ich habe hier im Nachrichtenspiegel grob geschätzt bislang 1,5 Millionen Wörte gemacht … das reicht eigentlich für ein ganzes Leben. Zudem gibt es aktuell einen sehr lehrreichen Artikel vom Karpatengeist (Rumänien vor dem Abgrund), zu dem ich nicht in Konkurrenz treten möchte. Dann jedoch gab es ein paar Ereignisse, die begleitend gut dazu passen … und ich dachte: schreibe schnell ein paar Gedanken dazu auf.
Heute morgen hat man mir den Vortrag von Andres Popp zugesandt, veröffentlicht am 25.11.2013 auf you tube: „Wird bald ein Ruck durch Deutschland gehen“. Es gibt in diesem Vortrag Anspielungen auf einen Volkslobbyismus, wie wir ihn vor einiger Zeit mit der OP 100 starten wollten. Nun – die OP 100 hat der Regenbogenbieger wegen technischer Probleme eingestellt – und ich habe das nicht bedauert, obwohl ich darin eine der letzten Möglichkeiten sah, Europa und den Rest der Welt vor der Tyrannei der unmenschlichen Oligarchen zu retten. Hört sich groß an – ist aber nur ein kleiner Gedanke gewesen: wenn das Volk es nicht schafft, sich in Berlin eine Lobby zu erarbeiten, wird die Bankenlobby das Volk abschaffen, weil es zu teuer ist. Mit einer kleinen Regelsatzerhöhung von 100 Euro hättte man gut anfangen können, den Banken das Wasser abzugraben. Ebenso habe ich in dem Vortrag das erste Mal außerhalb unserer Seiten jene 80 % Arbeitslosigkeit erwähnt gehört, die ich vor kurzem mal plakativ errechnet hatte: gut zu hören, dass der Gedanken aufgenommen wurde. Es wird Zeit, dass wir uns als Gesellschaft der grassierenden, nur mühevoll vertuschten Massenarbeitslosigkeit stellen: „Beschäftigung“ ist kein Ersatz für Arbeit, sondern nur die Verhinderung von kreativ und produktiv verbrachter Freizeit.
Nun – schon Schopenhauer hatte gesagt: der Philosoph ist ein Wegweiser, der selbst den Weg nicht gehen kann, den er weist – sonst wäre er weg. Ich teile diesen Ansatz, erinnere mich aber auch an die Pflicht, die Marx der Philosophie auferlegt hat: die Welt nicht nur zu beschreiben, sondern sie auch zu verändern: was leicht gesagt ist. Um die Welt zu beschreiben, muss man aufhören, Teil von ihr zu werden. Der oft kritisierte Elfenbeinturm ist Teil der notwendigen Distanz, die man zum eigenen Alltag gewinnen muss, um überhaupt erstmal einen Überblick zu erhalten. Dort draußen – oder oben – genügen aber schon zwanzig- dreissig Mails am Tag, um unsere personelle Ausstattung absolut zu überfordern, weshalb man von diesem Turm heraus nur Impulse geben kann, die sinnvoll und folgerichtig scheinen … nur: umsetzen kann man sie nicht auch noch, solange man sich keine hundert Klone leisten kann.
Aus diesem Turm heraus sieht man dann aber auch schön, wie Andreas Popp mit Worten spielt, teilweise auf einer ultrarechten Welle surft und … ganz nebenbei … den Gedanken der Volksherrschaft verwirft.
Edelmetallhändler Popp scheint von einer Elitenherrschaft zu träumen, die schon im alten Griechenland ihre Fans hatte, ja, sogar in ältesten Mythen Europas gepriesen wird: die Herrschaft des gerechten Königs. – oder die Herrschaft der Philosophen, die im alten Griechenland gerne als Ideal gepriesen und in China im Ansatz praktiziert wurde (das hatte dann unsere ´68er sehr beeindruckt). Jeder ernsthafte Demokrat (im Sinne der französischen Revolution – nicht im Sinne altgriechischer Staatslehre oder US-amerikanischer Pseudodemokratien) würde diesen Ansatz sofort reflexartig von sich weisen: man hatte genug Erfahrung, um zu sehen, was daraus wird: die Herrschaft der Reichen über die Armen, ein Feudalstaat der Elite, der in kürzester Zeit zur Terrorherrschaft entartet, weil Menschen von Macht korrumpiert werden.
Doch liest man den Bericht des Karpatengeistes aus Rumänien, kann man schnell ins Grüblen kommen.
Schaut man aus anderer Perspektive nach Rumänien, wird es noch haariger: ein harter Sparkurs führt seit 2011 zu einer Regierungskrise, obwohl der Staat durch Privatisierung sein Tafelsilber verscherbelt. Eine seltsame Entwicklung, die wir in Deutschland gut kennen: Post, Bahn, Energieversorger und was sonst noch geht wurden verkauft, Sozialleistungen gestrichen – doch die Staatsschulden wachsen.
Verrückt, oder?
Verkaufe ich als Privatmann meine Briefmarkensammlung und das Tiefseeaquarium, streiche die Ausgaben brutal zusammen, habe ich auf einmal viel Geld.
Macht es der Staat, wachsen seine Schulden.
Man hätte hier mit dem Nachdenken aufhören können, wenn nicht Jakob Augstein mal wieder etwas im Spiegel geschrieben hätte, was der Tradition dieses Magazins zur Ehre gereicht und weit über den üblichen Propagandaschmonzetten liegt, mit denen uns dieser Teil des Beruhigungsfunks sonst so durchfüttert. Ich möchte ein paar Sätze aus der Schrift „Die Rückkehr der Bankster“ zitieren.
Wer dachte, die Banker hätten aus der Finanzkrise irgendetwas gelernt, wurde hier eines Schlechteren belehrt. Der mächtigste Banker Deutschlands verwahrte sich gegen Eingriffe der Politik und verspottete ihre Bemühungen, den Irrsinn der entgrenzten Finanzmärkte auch nur ein wenig einzugrenzen. Man sieht: Die Arroganz dieser Leute ist wieder da, wo sie vor der Krise war. Sie haben nichts gelernt – aber sie haben auch nichts zu befürchten. Die Politik versagt.
Ja – der mächtigste Banker Deutschlands hat die Karten offen auf den Tisch gelegt: man herrscht – und wird seinen Job weiter tun … mit allen kriminellen Mitteln, die man sich so ausdenken kann.
Egal ob in Dubai, in Brüssel, in New York oder sonstwo – in vielen Regionen der Welt hat die Deutsche Bank juristische Baustellen. Und überall ähneln sich die Vorwürfe: betrügerische Geschäfte, Begünstigung von Geldwäsche, Verschleierung von Risiken, manipulierte Zinsen, und dann ist da natürlich immer noch der Prozess mit den Erben Leo Kirchs.
Angesichts der vielen Baustellen davon zu sprechen, dass die mächtigste Bank Deutschlands eine kriminielle Vereinigung ist, scheint mir nicht weit hergeholt. Das sich diese Herren so offen gegen die allgemein gültige Rechtsordnung stellen, hat einen guten Grund: sie wissen, dass sie die Herren sind, dass unsere Wahlen nur bestimmen, wer für sie Politik machen darf.
Wir haben uns daran gewöhnt, dass in unserer Wirtschaftsverfassung nicht der demos herrscht und schon gar nicht die aristoi – sondern einfach nur die Wenigen. Unser System ist weder demokratisch noch aristokratisch. Es ist die reine Oligarchie.
Die Gewinne fließen an die Aktionäre, die Boni fließen an die Banker – aber das Risiko trägt der Staat. Daran hat sich seit der Finanzkrise nichts geändert. Es ist ein unmoralisches System. Und es hat mit Marktwirtschaft gar nichts zu tun. Es ist eine perverse Form des Klientel-Kapitalismus. Eine staatlich sanktionierte Ausbeutung der Allgemeinheit.
Staatliche sanktionierte Ausbeutung der Allgemeinheit – mit Kosten, die ein Vielfaches dessen ausmachen, was der – angeblich viel zu teure – Sozialstaat verursacht … ein Sozialstaat, der nur deshalb an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit stößt, weil eine winzig kleine Minderheit alles Geld aus den Märkten saugt, so dass für die Bezahlung von Arbeit nichts mehr übrig bleibt: eine einfache Erkenntnis, über die viel zu wenig geredet wird. Der Geldkreislauf ist ein geschlossenes System – wie der Blutkreislauf im Menschen. Zapfe ich dauernd große Mengen ab … fällt mir der Mensch irgendwann einfach um, die Volkswirtschaft kollabiert mangels Tauschmitteln.
Das System ist nicht nur unmoralisch – es ist selbstmörderisch. Jedenfalls für die Volkswirtschaft.
Darum wird so sehr vor den parasitären Arbeitslosen gewarnt: eine gelungene Ablenkung vor der Tatsache, dass unsere Wirtschaft viele arbeitslose Millionäre trägt (und ertragen muss), die viel mehr dem Urbild der Zecke, des blutsaugenden Schmarotzers in der Natur entspricht. Kein Wunder, dass der Gebrauch dieser Begrifflichkeit auch gerade aus diesen Kreisen stammt: die wissen, was sie wirklich für die Gesamtwirtschaft darstellen.
Noch Fragen, warum wir rumänische Verhältnisse bekommen? Harter Sparkurs, Verkauf der Einnahmequellen – und trotzdem Rekordstaatsschulden … mehr als doppelt so viel wie Rumänien?
Wir werden uns nicht vor der Frage drücken können, wieso das in einer Demokratie so oft geschieht – jedenfalls in dem, was die Systemmedien uns als das Nonplusultra einer Demokratie verkaufen.
Schnell vergessen wird nämlich … das der Urgedanke einer Demokratie eine sich entwickelnde Gesellschaft beschrieb (auch hier sei darauf hingewiesen, dass damit nicht Platons „Staat“ gemeint ist, der im Prinzip eine Diktatur der oberen Zehntausend als Ideal darstellt, die griechischen Sklavenhalterstaaten waren ebenfalls nur eine Station, die die Idee der Demokratie durchlaufen musste).
Auch wir sind nur eine Übergangsform, die lernen muss, sich zu verändern, um die aktuell unbezahlbaren Fehlentwicklungen zu überwinden.
Wo das endet, wenn Demokratie zur Vollendung gelangt?
Nun – irgendwo in einer klassenlosen Gesellschaft. Hört sich nach Kommunismus an – und ist es auch. Nur nicht die Form von staatskapitalitischem „real existierendem“ Sozialismus, der einer Pervertierung des Grundgedankens gleichkommt und – wie Marx es sich so ausgedacht hatte – in einem Faschismus der Arbeiterklasse endete, den wir heute „links“ nennen (während wir den Faschismus der Soziopathen und Nichtsnutze als „rechts“ bezeichnen).
Gott sein Dank müssen wir diesen Kommunismus nicht fürchten. Er ist in der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte enthalten und beeinflusste auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Er kommt uns aber noch viel weiter entgegen, entspricht viel mehr unserer Art, weil er völlig den sozialen Geist unsere Hauptreligion wiederspiegelt: die Gütergemeinschaft der Urchristen. DAS ist das Ende der demokratischen Entwicklung, alldieweil die Souveränität eines jeden Individuums nur dann gegeben ist, wenn er auch wirtschaftlich Souverän ist.
Und wirtschaftlich souverän sind in Deutschland nur ein Prozent der Bevölkerung – der Rest kriegt sein Geld jeden Monat von anderen.
Hören wir noch einmal den Herrn Augstein dazu:
Dabei ist es ganz einfach: Wenn eine Bank so groß ist, dass ihr Zusammenbruch unerträglich wäre – dann ist die Bank selber unerträglich. Ein Unternehmen, das in privaten Händen liegt, das aber im Notfall von der öffentlichen Hand aufgefangen werden muss, ist ein Unding. Es muss entweder in kleinere Teile zerschlagen werden – oder es muss in die öffentliche Hand übergehen und dort nicht nach dem Gewinnprinzip geführt werden, sondern wie eine Behörde. Das klingt ein bisschen langweilig. Und das soll es auch. Verstaatlichung – das wäre eine Lösung.
Dem kann man nur zustimmen. Doch haben es Konzerne geschafft, juristisch als Menschen anerkannt zu werden, weshalb wir sie gar nicht mit Gewalt zerschlagen noch verstaatlichen können: soweit ist unsere Demokratie schon umgestaltet …. und nährt und schützt so den fiskalischen Tumor, der sie von innen heraus zerfrisst.
Und wie sollte man auch die Idee der notwendigen Verstaatlichung des Bankenwesens unters Volk bringen, wo die Banken und die von ihren Spenden (und Pöstchen) abhängigen Parteien die Medien beherrschen?
Nun – der Weg ist einfach. Die Pharmaindustrie nutzt ihn täglich, um ihre Botschaft unter den Ärzten zu verbreiten, vertiefen und tief zu verankern – das war der „technische“ Urgedanke der Operation 100. Ohne Konkurrenz braucht man nur knapp 150 Leute in Stab und Linie, um flächendeckend alle gesellschaftlich entscheidenden Elemente auf die Botschaft zu trimmen. Eine Volkslobby, die das Volk mobilisiert und die Interessen des Volkes auf breiter Front in Berlin durchsetzt – ganz ohne Partei.
Das eine außerparlamentarische Opposition viel bewirken kann, haben wir schon feststellen dürfen.
Doch leider … fehlt uns das Geld dafür. Anders als ´68 haben wir auch nicht mehr die Möglichkeit, das notwendige Geld durch Überschüsse aus Arbeitserträgen zu erwirtschaften … die werden heute schon vorher abgeschöpft, wie auch – oh Wunder – alle Gehälter nur noch über Bankkonten laufen, wir also in einer existentiellen und substantiellen Abhängigkeit ihrer Konten und Geldautomaten stehen.
Wie schon Herr Augstein sagt: das ist noch nicht mal mehr Aristokratie.
Das ist noch schlimmer.
Vielleicht muss man sich sogar Gedanken darüber machen, eine Zeitspanne der Herrschaft der „aristoi“, der „Besten“, zu tolerieren. Wir stehen nämlich in der Pflicht, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir jene Gewalten organisieren wollen, die im Sinne Herrn Augsteins für uns die Banken zerschlagen.
Und zerschlagen werden müssen die – sonst werden sie uns zerschlagen …. durch harte Sparkurse und hemmungslose Privatisierungen.
Und mit kleinen Grüppchen elitärer, selbstverliebter Superlinker werden wir die notwendige Schlagkraft für diese lebensrettende Operation nicht erlangen, noch werden wir das Problem mit dem eingeengtem Denken von „rechts-links“-Kategorien beschreiben können: den Terrorbankern ist es egal, wer ihre Befehle ausführt … das dürfen zur Not auch „Kommunisten“ sein, Hauptsache, das Geld des Volkes landet auf ihren Konten.
Empört euch über den Leiter des Berliner Büros der “Bild-Zeitung”,Nikolaus Blome . Selbst schuld, sind die Arbeitslosen, denn sie haben es versäumt sich entsprechend zu bilden und über die Hälfte der Langzeitarbeitslose haben es noch nicht einmal geschafft einen Hauptschulabschluss zu absolvieren, sie haben vielleicht eventuell noch die Baumschule besucht, so Nikolaus Blome.
Das ist Polemik vom feinsten.
Bildung ist also der Schlüssel zum Erfolg, wir müssen nur alle einer akademischen Bildung zuführen und somit gibt es auch keine Arbeitslosigkeit, so zumindest die Theorie von einem Nikolaus Blome. So einfach ist das, das sind geniale Denker, solche Leute braucht das Land. Ich bin begeistert, endlich wird es im Bahnhofsviertel Toilettenfrauen geben die nicht nur ihre Muttersprache beherrschen sondern zudem weitere drei Fremdsprachen, genial! Stürmt die Universitäten, und es wird auf lange Sicht keine Arbeitslosen mehr geben. Ich danke unserem Bildungssystem dass es die Genialität eines Nikolaus Blome erkannt und gefördert hat.
Und noch was am Rande, diese fünf Euro Debatte um die gerade so hart gerungen wird, boykottiert dies, nehmt diese fünf Euro nicht an. Denn auf diese fünf Euro könnt ihr gut und gerne verzichten.
Bewahrt Euren Stolz !!