Montag, 16.10.2017. Eifel. Wohnt man in der Eifel, ist es schwer, diese ganzen Schreckensmeldungen der Millionärspresse ernst zu nehmen. Wir haben gesunde Wälder, zu viel Wild, saubere Luft, unser Dorf hat – unbestätigten Meldungen zufolge – angeblich das sauberste Trinkwasser Deutschlands, wir haben eine Arbeitslosigkeit von 3,4 Prozent, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit – und selbst Kritiker der spontan beschlossenen Einwanderungspolitik der neuen reichsdeutschen Elite helfen jeden geflüchteten Menschen, wo sie können. Die Afd ist weit unter Bundesdurchschnitt, überall sieht man Schilder mit „Stoppt Tihange“ – eine Bewegung gegen ein belgisches Atomkraftwerk, an dem sich auch die Gemeinden beteiligen, wir beobachten seit einigen Jahren, wie als ausgestorben geltende Vogelarten wieder ansiedeln – Ozonloch, Waldsterben, Klimakatastrophe, russische Bedrohungen, irre Staatsführer in großen Ländern mit und ohne Atomwaffen sind hier völlig ohne Relevanz. Wasserknappheit besorgt niemanden, das Land ist voller Stauseen, die Winde der Nordsee sorgen für überreichliche Regenfälle, Bäche und Flüsse führen reichlich Wasser, Kriminalität ist kaum vorhanden – und wenn, dann wird sie durch Durchreisende von Außen praktiziert. Die letzte Vergewaltigung – die damals für Riesenschlagzeilen sorgte – ist viele Jahre her, der erste Mord seit 150 Jahren ebenfalls. Wohnt man hier, ist es schwer nachzuvollziehen, dass Menschen wie Dirk C. Fleck – einer meiner wenigen „Facebook-Freunde“ – offen über das Ende der Welt reden (siehe Rubikon): Dirk zeichnet das Bild einer unaufhaltsam sterbenden Welt, deren soziale und politische Strukturen völlig zerrüttet sind, so dass kein Widerstand mehr möglich ist.
Für uns in der Eifel – nur irre. Die einzigen Berühungspunkte, die wir hier in der Nordeifel mit der großen Politik haben (und Sie da draußen wahrscheinlich gar nicht) sind die Kinderfänger um Marc Dutroux: darum finden Sie hier im lokalen Blättchen immer wieder Warnmeldungen auf der ersten Seite, wenn Autos (Lieferwagen und PKW) mit belgischen Kennzeichen vor Kindergärten gesehen werden, für uns ist es keine Theorie, dass er vielleicht kein Einzeltäter war, wir wollen auch nicht riskieren, unsere Kinder zu verlieren, weil wir den Deutungsgeboten der Millionärspresse folgen.
Sicher – dass Vögel und Insekten seltenere Gäste auf diesem Planeten geworden sind: das merkt man auch. Ebenso sind die ganz strengen Winter mit – 25 Grad und drei Meter hohen Schneedecken (inklusive Notversorgung der Dörfer mit Hubschraubern) verschwunden – doch die vermissen wir hier wirklich nicht. Und dann … lesen wir bei Dirk solche Sätze:
„Denn der Tsunami der Zerstörung, den das Dauerbeben eines ungezügelten Kapitalismus ausgelöst hat, reißt weiterhin ungebremst alles aus dem Gleichgewicht: das filigrane ökologische Netzwerk ebenso wie die sozialen Strukturen unserer globalen Zivilgesellschaft.“
Nur … es ist etwas bequem, von „Kapitalismus“ zu reden, weil: damit tritt man niemandem zu nahe. Wirkt, als sei das eine Krankheit oder eine Naturkatastrophe – ist es aber nicht. Nicht der Kapitalismus ist das Problem (das lesen jetzt sicher gerne viele, wüssten sie doch nicht, wie man Wirtschaft sonst organisieren sollte), sondern eine Hand voll Menschen niederer Moral, Neandertaler des ethischen Verhaltens – plakativ gesprochen. Es sind Menschen mit einer so großen inneren Leere, dass alle Güter der Welt nicht ausreichen würden, dieses Loch zu füllen – sie versuchen es aber trotzdem. Es sind zum Beispiel Menschen wie jene Anwälte, die dem reichen Trigemachef anboten, mit Hilfe eines fingierten Konkurses Millionen von Steuergeldern auf die Seite zu ziehen, während man gleichzeitig sein Privatvermögen bei Frau und Kindern in Sicherheit bringt (siehe Welt). Dabei können reiche Menschen ihren Steuersatz – anders als die Masse der Ausgepressten – sowieso heute schon weitgehend selbst bestimmten (siehe Stern). Das heißt: sie zahlen gar nichts, wenn sie nicht wollen, spielen mit fingierten Scheinfirmen herum, die sie steuersparend hin- und herverkaufen. Der superreiche Herr Rick kennt sich aus mit den Realitäten in Deutschland:
„Obwohl der 61-Jährige von diesem Privileg der Wohlhabenden profitiert, kritisiert er das deutsche Steuersystem. Die von der SPD geforderte Erhöhung des Spitzensteuersatzes gehe seiner Meinung nach an der Wirklichkeit vorbei. Rick glaubt, dass die Wohlhabenden bei einer besser durchdachten Besteuerung sogar das gesamte Steueraufkommen Deutschlands schultern könnten: „Man könnte die berühmte Krankenschwester, den Busfahrer, Feuerwehrleute, Paketdienstfahrer und Polizisten – also alle die, die durch Sozialbeiträge und Steuern erheblich belastet werden – weitgehend ganz von der Einkommenssteuer befreien. Indem man ein faires Besteuerungssystem für die Wohlhabenden entwickeln würde – mit vernünftigen Steuersätzen und einer breiten Bemessungsgrundlage.“
Die starken Schultern tragen die größere Last … mit der Konsequenz, dass sie wesentlich langsamer superreich werden als zuvor, ohne jedoch hungern zu müssen. Wolfgang Grupp, der Trigema-Chef, hat das Angebot abgelehnt und ist damit an die Öffentlichkeit gegangen, der Herr Rick riskiert seine zukünftigen Zuwächse, um für gerechtere Steuern zu plädieren, doch was machen Millionen anderer – in Deutschland und Europa? Plündern den Staat – und eröffnen eine Treibjagd auf normale Menschen, die immer absurdere Züge annimmt.
Nehmen wir den Dieselmotor, der ja jetzt gerade als Sau durchs Dorf getrieben wird. Stichwort: Feinstaubbelastung. Wissen Sie, was das Bundesumweltamt zur Feinstaubbelastung sagt? Lauschen Sie mal (siehe Umweltbundesamt):
„Feinstaub wird vor allem durch menschliches Handeln erzeugt: Primärer Feinstaub entsteht durch Emissionen aus Kraftfahrzeugen, Kraft- und Fernheizwerken, Öfen und Heizungen in Wohnhäusern, bei der Metall- und Stahlerzeugung oder auch beim Umschlagen von Schüttgütern. Er kann aber auch natürlichen Ursprungs sein (beispielsweise als Folge von Bodenerosion). In Ballungsgebieten ist der Straßenverkehr die dominierende Staubquelle. Dabei gelangt Feinstaub nicht nur aus Motoren – vorrangig aus Dieselmotoren – in die Luft, sondern auch durch Bremsen- und Reifenabrieb sowie durch die Aufwirbelung des Staubes von der Straßenoberfläche. Eine weitere wichtige Quelle ist die Landwirtschaft: Die Emissionen gasförmiger Vorläuferstoffe, insbesondere die Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung, tragen zur sekundären Feinstaubbildung bei.“
Viele Faktoren erzeugen Feinstaub. Darf ich mal fragen, ob die großen Reifen der Lieblingsautos der Elite – diese SUV-Panzer, die immer neue Umsatzrekorde brechen – und ihre großen Bremsen nicht viel mehr Feinstaub produzieren als ein kleiner Dieselmotor mit 4 Litern auf 100 Kilometer? Niemand wird Ihnen diese Frage beantworten können. Es geht ja auch gar nicht um Feinstaub, es geht um die laufende Treibjagd der Elite gegen alles, was ärmer ist oder Konkurrenz werden könnte. Kleine Fuhrunternehmer, kleine Taxiunternehmen, kleine Handwerker und arme, wirtschaftlich denkende Menschen, denen der CO2-Verbrauch wichtig war: sie sind das neue Verdrängungsziel einer Elite, die zuvorderst ihre eigenen Steuersparmodelle im Auge hat. Das die durchschnittliche PS-Zahl in Deutschland in den letzten 20 Jahren um 50 Prozent gestiegen ist (siehe statista) und jetzt bei – irrsinnigen – 150 PS liegt: wo ist das Thema mal aufgenommen worden? Die deutschen Herrsteller BMW, Audi und Mercedes liegen im Schnitt sogar nochmal weit darüber (siehe Spiegel) … welche Partei geht dagegen vor?
Aber da spielt es auf einmal gar keine Rolle, dass wir unsere Klimaschutzziele nicht erreichen (siehe Spiegel): die Räder der Lumpenelite müssen rollen für den Sieg.
Doch nicht nur bei der Mobilität kommt es zu einer Treibjagd auf ärmere Teile der Gesellschaft, die nicht durch fingierte Firmenverkäufe Millionen scheffeln können, auch was die Arbeitszeit angeht wird kräftig vorangeschritten: wir werden in Zukunft noch deutlich mehr arbeiten müssen (siehe Wiwo bei Xing) – und wie zufällig reagiert die parteispendenfinanzierte Politik auch sofort mit einer Änderung der Arbeitszeitgesetze (siehe WDR): Schichtarbeitern droht der 12 Stunden-Tag.
Wo wir gerade bei der CDU und der FDP sind: da darf man genau drauf achten, wie die sich bei der Treibjagd anstellen – sie setzen auf massive Staatsverschuldung und fördern erstmal ihre Klientel (siehe WDR):
Hatten CDU und FDP Hannelore Kraft früher häufig als „Schuldenkönigin“ bezeichnet, so musste sich Armin Laschet nun von der SPD „Schuldenkaiser von Deutschland“ nennen lassen. Denn alle anderen Bundesländer machten 2017 zusammen deutlich weniger Schulden als NRW alleine
Sind Sie schon mal so veräppelt worden? Ist übrigens Ihr Geld, was da ausgegeben wird – nicht dass Sie denken, der Armin hätte vor, auch nur einen Euro davon selbst zu bezahlen. Aber es gibt viele Parteispender, deren Firmen jetzt Aufträge brauchen – unabhängig davon, ob wir uns das leisten können. Sie werden jedoch dafür zur Kasse gebeten: sicher werden wir bald wieder Kürzungen im sozialen Bereich „alternativlos notwendig sein“ … wie ich hörte, sind ja auch Rentenkürzungen im Gespräch … auch per Ausweitung der Arbeitszeit bis zur Beerdigung. Nebenbei bemerkt: es wirkt schon seltsam, dass gleichzeitig mit dem Griff in die Kassen die gerade erst eingeführte Kennzeichnungspflicht von Polizisten wieder rückgängig gemacht wird (siehe Taz) … so als würde man so manchen anonymen Übergriff auf Bürger durch uniformierte Unbekannte geradezu willkommen heißen – im Rahmen der Treibjagd.
Wie auch immer: man wird dafür sorgen, dass Sie ständig am Rennen sind – zum Beispiel auf der Jagd nach bezahlbarem Wohnraum. Die Bauindustrie hat sich insgesamt schon längst von Ihnen verabschiedet, sie baut nur noch für die Luschenelite (siehe Spiegel):
„Die Bauwirtschaft konzentriere sich nur auf das obere Fünftel der Bevölkerung, das fast jeden Preis zahlen könne“ … während die übrigen 80 Prozent Angst vor Obdachlosigkeit haben müssen. Ja: Deutschland zeigt Herz: wir führen inzwischen auch Zangsräumungen bei Rollstuhlfahrern durch (siehe Berliner Zeitung). Und wer nicht schnell genug rennt – oder nicht mehr schnell genug rennen kann – der landet bei Hartz IV, dem „offenen Strafvollzug“ für „Minderleister“ (siehe Frankfurter Rundschau). Hartz IV ist der Jagdhund der Jagdgesellschaft, er führt die Meute an. Auch jene, die noch nicht von ihm gebissen wurden, hören sein Gebell durchs ganze Land … und rennen um ihr Leben. Hartz IV sei Armut per Gesetz, so wurde mal gesagt: dies hat jetzt das Bundessozialgericht nochmal ausdrücklich bestätigt (siehe epochtimes): wenn ein verharzter Mensch streng spart (das geht, ich kenne persönlich solche Fälle, die nur von Marmelade und Toastbrot leben) wird ihm das selbst angesparte Vermögen wieder als Einkommen angerechnet, bis er es verbraucht hat – er soll gefälligst wie alle anderen auch täglich mit der Angst leben, dass er sanktioniert wird, das geht ja nicht, wenn er Ersparnisse hat. Ach ja – Sanktionen: knapp zehn Prozent der Bundesleistungen für Hartz IV (also: zwei Milliarden Euro) werden den Ärmsten der Armen noch als Strafe gestrichen (siehe Zeit) … wir haben also keine Skrupel mehr, Menschen via Staatsgewalt unter das Existenzminimum zu drücken und kalt lächelnd zu beobachten, wie lange die so wohl überleben.
Zu hart gesprochen?
Schauen Sie mal, was man in Österreich – sachlich und nüchtern betrachtet – von Hartz IV hält (siehe OTS):
„Die Studie des Finanzministeriums, in der die die Einführung von Hartz IV in Österreich angedacht wird, zeigt, dass sich die Zahl der Personen in sozialer Not massiv erhöhen würde: 160.000 Menschen In Deutschland hat sich die Zahl der Menschen, die arbeiten und trotzdem arm sind, seit 2005 verdoppelt. Der Anteil an absturzgefährdeten Arbeitslosen ist einer der höchsten in Europa.“
Und das … wurde von Menschen angedacht, geplant, durchgeführt. Von einer nahezu geschlossenen Allianz von amoralischen Lumpen, deren größte Lust es ist, auf Kosten der Arbeit von anderen zu leben – und zwar auf möglichst großem, möglichst jährlich wachsendem Niveau.
Wo ist die Partei, die dagegen vorgeht?
Die Antwort ist einfach: in Island. Das kleine Land hatte sich den Auflagen der Lumpenelite entzogen und einen eigenständigen Weg gewählt, mit den Problemen der Bankenkrise umzugehen: einen Weg, der ihnen einen seit fünf Jahren andauernden Aufschwung und die niedrigste Arbeitslosigkeit in Europa bescherte (siehe Taz):
„Die Grundlage für den schnellen Aufschwung hatte Island mit der Verweigerung der von EU und IWF geforderten Sozialisierung der Schulden der Privatbanken gelegt. Schulden, hinter denen auch Bankbetrügereien standen. Deren juristische Aufarbeitung geht derzeit weiter: Am Freitag wurden drei Exmanager der „Landsbanki“ zu Haftstrafen von bis zu dreieinhalb Jahren wegen Kursmanipulationen, verbotenen Insidergeschäften und Veruntreuung verurteilt.“
Knast statt Rendite: ein Erfolgsrezept, dass wir uns mal merken sollten.Vielleicht kann man so auch Dirks Schreckensvisionen der Zukunft ungeschehen machen?
Ich glaube … kaum. Weil wir immer noch keine Ahnung davon haben, welche Wucht, welche Gewalten entfesselt werden, um die Renditen der Lumpenelite zu sichern. Und wir sollen das auch nicht erfahren: entsprechende Bücher werden gerade aus der Bücherei entfernt – auf Antrag der Grünen (siehe BSZ). Ich war überrascht: eins der bösen Bücher lese ich gerade: Die geheime Migrationsagenda von Friederike Beck vom bösen Kopp-Verlag (1.Auflage August 2016). Ich habe es noch nicht ganz durch – aber jetzt schon einige Fragen … zum Beispiel zu den Worten des EU-Vizepräsidenten Frans Timmermanns:
„Aber die Multikulturalität ist das Schicksal der Menschheit. Es wird selbst in den entferntesten Gegenden dieses Planeten keine Nation mehr geben, die in ihrer Zukunft nicht mehr Diversität sieht“ (Beck, a.a.O., Seite 82). Ich denke voller Sorge an die Reservate der Sioux – und das endgültige Ende der Kultur der nordamerikanischen Eingeborenen, deren Reservate jetzt endgültig vernichtet werden.
Ich finde es auch interessant, dem UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon zu lauschen, wenn er seine Zukunftsvision veröffentlicht:
„Wenn ein Krankenhaus in London Krankenschwestern benötigt, wirbt es sie aus Ghana oder Sierra Leone an. Wenn Google Programmierer sucht, wird es oft in Entwicklungsländern fündig“. (Beck, a.a.O., Seite 113). Das hier die Dritte Welt nach ihren Rohstoffen auch ihre Menschen verliert, die ihnen eine bessere Zukunft sichern könnten – egal. Es wird weiter ausgeplündert, als wären die alten Sklavenjäger wieder da. Ban Ki-Moon wurde übrigens auf amerikanischen Druck hin Generalsekretär (siehe Jean Ziegler bei Deutschlandfunkkultur) – und es sind ebenso Amerikaner, die uns über Fernziele der US-Politik aufklären – hier der „leitende Direktor des Transatlantic Center des German Marshal Fund of the United States, Ian Lesser“:
„Eine erfolgreiche Integration von Flüchtlingen aus Syrien und anderen Ländern und ein Europa, das stärker an Multikulturalismus gewöhnt ist, würde den Vereinigten Staaten ähnlicher sehen und könnte eine Triebkraft für die transatlantische Angleichung werden.“ (Beck, a.a.O., Seite 101)
Deutschland zeigt Herz? Nur für die Bedürfnisse einer Lumpenelite, die mithilfe der Milliardenindustrie der Schlepperbanden aus dem europäischen Kontinent eine Kopie der US-Gesellschaft machen wollen – jener Gesellschaft, die – anders als Island – bald mit 20 Billionen Dollar einen neuen Schuldenrekord aufstellt, während Deutschland für das Abzahlen seiner Schulden 170 Jahre bräuchte (siehe Welt). Und wo bleibt das Geld der Staatsschulden, wer profitiert davon? Nun – jene 20 Prozent, die oben schwimmen … und mit aller Gewalt dort bleiben wollen.
Wer übrigens meint, Kritik an einer derartigen rücksichtslosen Migrationsagenda sei „rechts“, der sei an Zeiten erinnert (das Jahr 2010), wo die linke TAZ noch über die „linken Lebenslügen“ zum Thema Multikulti schreiben durfte (siehe Taz) – kritische Gedanken, die heute schon unmöglich wären: man wäre sofort AfD-Nazi und müsste damit rechnen, dass angeblich linke Sturmkommandos die Bücherstände auf der Frankfurter Buchmesse überfallen (siehe Achgut). Ja- soweit sind wir schon wieder: die „Generation Doof“ hat uns eine völlig instrumentalisierbare „Linke“ geschaffen, die sich leidenschaftlich rechtsextremer Methoden bedient, ohne groß darüber nachzudenken, was für eine Gesellschaft wir da schaffen.
Treibjagd auf die Menschheit bedeutet auch: Jagd auf 60 Millionen Menschen, die gerade auf der Flucht sind – vor Kriegen, die mit westlichen Waffen geführt werden, vor Wasserknappheit, die durch westliche Konzerne verursacht wurden, durch Nahrungsmittelknappheit, die durch westliche Nahrungsmittelspekulationen angeheizt wurde … und durch Kürzung der Entwicklungshilfen für schlimmste Notregionen. Zeigt Deutschland etwa Herz für 145000 Flüchtlingsfrauen aus Syrien, die in erbärmlichsten Verhältnissen leben? Die Mittel, solchen Menschen zu helfen, sind um 10 Prozent gefallen, das World Food Programm der UNO steht „am Rande des Bankrotts“, eine massenhafte Schließung von Krankenhäuser in Krisengebieten war die Folge (siehe Beck, a.a.O, Seite 117).
Treibjagd in Zahlen? Finden wir in Wirtschaftsblättern (siehe Handelsblatt):
„Weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit spielt sich in der Sahara und der Sahelzone mutmaßlich eine humanitäre Katastrophe ab. Die Flüchtlingskrise hat nach Einschätzung des Entwicklungsministeriums und namhafter Experten zu einem Boom der organisierten Kriminalität in Nordafrika und der Türkei geführt, der mutmaßlich weit mehr Flüchtlinge und Migranten das Leben gekostet hat als bisher bekannt.
„Nach vorsichtigen Schätzungen sind über eine Million Menschen in der Sahara ums Leben gekommen“, sagt Entwicklungsstaatssekretär Thomas Silberhorn (CSU)“
Hätte man alles verhindern können … aber hinter der Entwicklung stehen knallharte wirtschaftliche Interessen einer Elite von Lumpen, denen Millionen Tote gar nichts mehr ausmachen. Und wenn ich die – angeblich mal „Linken“ Grünen so höre, dann steht die Regierung davor, mit Hilfe der Bundeswehr noch mehr Fluchtursachen zu schaffen (siehe Cem Özdemir):
„Soft power ist wichtig, und gerade deswegen brauchen wir auch die hard power. Ohne auch die harten Mittel der Außenpolitik im Instrumentenkasten zu haben, ist unsere soft power nur wenig wert!Natürlich brauchen wir eine starke, eine leistungsfähige Bundeswehr.“
Ja – sie lesen richtig. Der zukünftige deutsche Außenminister, Erbe der ehemaligen Friedensbewegung, wird noch deutlicher:
„Um soft power ausüben zu können, müssen wir auch über hard power verfügen. Dass wir manchmal, im äußersten Notfall, auch militärische Mittel brauchen, haben uns Srebrenica, Kosovo und Afghanistan gelehrt. Diese Erkenntnis ist Grundlage eines wertegeleiteten Realismus.“
Soft Power könnte ja dem anderen noch die Freiheit lassen, sich für andere Wege als den gewünschten zu entscheiden, steht Hard Power dahinter, kann schnell weltweit durchregiert werden. Wer nicht hört, wird erschossen – ihre Grünen! Das wird dann so eine Art Welt-Hartz-IV, wo jeder jederzeit mit Sanktionen oder sofort mit Waffengewalt zum Schweigen gebracht wird.
Harter Stoff, oder?
Und doch … enthält ein unverblümter Blick auf die Realitäten immer auch die ersten Schritte zur Lösung. Nur: leicht … wird es nicht werden. Die Mächte und Gewalten, die mit dem Planeten spielen, als hätten sie noch drei weitere im Schrank, sind gigantischer als je zuvor. Und doch … sind es nur eine Hand voll Menschen, die aus dem Traum einer planetaren Zivilgesellschaft den Alptraum einer Menschheit macht, auf die gerade eine Treibjagd stattfindet. Vielleicht noch nicht mal hundert. Kaum über tausend – wenn man ihren Dienerscharen mal außen vor läßt. Das … sollte zu schaffen sein. Island – hat es auch geschafft.
Karfreitag, 14.4.2017. Eifel. Ostern. Endlich mal Zeit für ein paar besinnliche Gedanken jenseits der Belästigungen des Alltags. Wir haben Ostern mit einem Riesenfeuer im Hof gefeiert: zwei alte Autos ohne Batterien gingen zeitgleich in Flammen auf, standen weit auseinander. Auch Polizei und Kripo waren da – um 2 Uhr morgens. Ja – da gibt es einen Verdacht … geht um Eigentum. Das hat mich etwas vor trüben Gedanken abgelenkt: in einem nahen Dorf wird bald ein großes altes Haus abgerissen, eine alte Schule, die momentan fünf armen Familien Obdach gibt – drei behinderte Kinder werden ihr Heim verlieren. Ein großer Baustoffhandel hat das Gebäude erworben, will – mutmaßlich – den alten Konkurrenzkampf zweier Baumärkte hier vor Ort weiterführen, von denen einer extra fort gezogen ist, um den Krieg zu beenden – genau in dieses Dorf. Die armen Familien werden ein Jahr vor Abriss informiert – und müssen sich dann auf dem Mietermarkt beweisen, für den sich ganz schlecht ausgestattet sind. Dank Amt, Regierung und Presse stehen arme Menschen in diesem Land auf einem Level mit den Vogelfreien des Mittelalters, gelten als Staats- und Gesellschaftsfeinde und nutzlose, räuberische Existenzen, die nur vom Geld anderer überleben … als hätte sich auch nur einer die Armut selbst ausgesucht. Nun – sie gilt wohl als Strafe Gottes, wobei wir wieder bei Ostern sind.
Was war eigentlich nochmal der Grund für Ostern? Nun: der Sohn Gottes wurde vom römischen Imperium verhaftet, gefoltert und hingerichtet, so die Legende, die gerade bezweifelt wird: in einem vor ein paar Jahren gefundenen Bibelfragment – dem Evangelium des Barnabas – steht geschrieben, dass Christus gar nicht am Kreuz starb (siehe sott.net). Passt zu den Berichten, dass man sein Grab in Kaschmir (Indien) finden kann – wenn man will. Wäre natürlich ein Riesenschock für die Weltreligionen, sollte das wahr sein: Ostern, das Fest der Auferstehung wäre in Gefahr! Ja: kein Tod, keine Auferstehung. Und: keine Kreuze mit Leichen dran, die zum Sinnbild der christlichen Religion geworden sind. Überall sind sie inzwischen auf der Welt zu finden und vermitteln dem bloßen, theologisch ungeschulten Auge eine deutliche Botschaft:
„Sehet her: so groß ist die Macht der Mächte und Gewalten der Welt, dass sie selbst Gottes Sohn ans Kreuz nageln können! Fürchtet uns!“
Merken Sie die Parallele zu der Geschichte in meinem Nachbardorf? Nun: hätte Jesus gesiegt, würden wir solche Erscheinungen in der Alltagswelt nicht mehr wahrnehmen: Milde, Güte und Barmherzigkeit würden unseren Alltag prägen: jede Not hätte ein Ende. Es wäre aber dann zu wenig Geld für gesellschaftliche Krebswucherungen vorhanden – sprich: für Reichtum. Und unseren Krebs wollen wir ja behalten, wie nennen ihn liebevoll Kapitalismus und kümmern uns gar nicht mehr um seine Wirkungen, die dazu führen, dass wir mehr arbeiten als die Neandertaler – mehr als doppelt soviel, ja, denke, wir kommen sogar auf das Dreifache, wenn wir Einkaufen und Hausarbeit noch dazu rechnen. Ein toller Anstieg der Lebensqualität, oder?
Haben Sie sich schon mal überlegt, wie man unsere Zivilisation der Gegenwart so in 5 Millionen Jahren betrachten wird? Welches Bild man sich von uns machen wird? Ja: es werden wahrscheinlich Bilder sein. Bilder vermitteln in kürzester Zeit mehr Sachverhalte als Worte es können, darum sprechen Religionen so gerne in Bildern – die man nie wörtlich nehmen darf, weil man damit den Sinn des Bildes nicht verstanden hat. Darum verstehen einseitig naturwissenschaftlich gebildete Menschen auch die Religion nicht: sie übersetzen die Welt in Zahlen (im Prinzip: eine eigene Form von Sprache, die die Weltsicht auf Mengen reduziert und für Qualitäten keinen Blick hat) und erhoffen sich davon die Erlösung, gebracht hat uns das Auschwitz, Hiroshima und Monsanto. Ja – diese „Wissenschaftler“: sie sind in ihrer degenerierteren Form die Gesinnungspolizei des Kapitalismus, denn diese Seuche braucht ihre eigenen Dogmen, sonst funktioniert sie nicht. Ganz wichtig ist, dass ihre Religion des dogmatischen Materialismus (aus philosophischer Sicht eine perfekte Kopie des mittelalterlichen Katholizismus) allgemein verbreitet wird: die ist sie so gnadenlos wie alle monotheistischen Religionen – nur ihr Gott ist ein anderer: an Stelle des guten, lieben Schöpfergottes tritt ein wahnsinniger, gnaden- und geistloser Idiotengott, dessen irrwitzige Gelüste aus purem Schlamm lebende Wesen erschafft, um sich an ihrem sinnlosen Leiden mit praller sadistischer Lust bis zu ihrem Tode zu ergötzen: das beste, was man dagegen tun kann, ist: ein Haus kaufen und es nie wieder verlassen, bis das der Tod einen scheidet.
Und mal ehrlich: so leben wir doch alle. Aus lauter Langeweile füllen wir dann die Häuser mit unnützen Dingen auf, die uns eine Zeitlang von der Öde, von der Leere, von der Wüstenei unseres eigenen Lebens abhalten. Ich habe dazu eine interessante Sicht in einem Buch gefunden, dass mutmaßlich die Sicht der Aborigines auf das Leben darstellt:
„Das Leben bedeutet für dieses Volk Bewegung, Fortschritt und Veränderung. Sie sprechen von lebender und nichtlebender Zeit. Die Menschen leben nicht, wenn sie wütend, traurig, voller Selbstmitleid oder Angst sind. Atmen allein bedeutet noch nicht, dass man lebt. Es ist nur ein Zeichen für die anderen, welcher Körper beerdigt werden kann und welcher nicht!“ (aus: Marlo Morgan, Traumfänger, Goldmann 1995, Seite 172-173)
Eine verblüffend ähnliche Sicht fand ich mal bei der Todesforscherin Kübler-Ross: einfach nur Atmen und Konsumieren ist am Ende des Lebens vielen zu wenig gewesen. Leider kann man die Uhr nicht zurückstellen und ein anderes Leben wählen, dass nicht völlig dem blinden Idiotengott Kapitalismus dient.
Seien Sie ehrlich: Sie denken doch jetzt sicher wieder, dass wir uns dem „Opium fürs Volk“ – der Religiösität – nähern, oder? Keine Sorge, wir bleiben beim Kapitalismus: aber wir müssen ihn verstehen, um ihn überwinden zu können und ihn in die finsteren Abgründe zurückzuschicken, aus denen er kroch. Ach ja: „Opium fürs Volk“ … wer mal richtig Schmerzen hatte, der weiß, wie gut und hilfreich jede Form von Opium sein kann: ein Segen für die Menschheit, dieser Stoff. Man braucht aber schon Schmerzen, um ihn schätzen zu können – und die sind vielfältig bei denen, die sich nicht von aller Last freikaufen können.
Wir brauchen dieses kleinen Schlenker auch nur, um die religiöse Dimension des Kapitalismus aufzuzeigen, ein Kult, der – wie alle anderen Kulte auch – seine Päpste, Bischöfe und Priester mit all jenem ausstattet, was man den anderen Menschen gnadenlos nimmt. Es ist ein primitiver, blinder Glaube, der die Welt beherrscht und sie in den Untergang treibt: der glaube, dass der „Markt“ eine unsichtbare Hand hat, die alles gut werden läßt. Würden wir im medizinischen Bereich so denken, wären wir über „dreimal pusten und alles ist wieder gut“ nie hinausgekommen. Und weil er ein religiöser Kult ist, haben seine religösen Eiferer auch solche Probleme mit anderen Religionen: auch für ihn gilt: du sollst keine Götter neben mir haben, nicht Christentum, nicht Islam, nicht Judentum, nicht Hinduismus, Shintoismus oder isländischen Elfenglauben, sondern nur den blinden Idiotengott des Urschlamms und seine nihilisten Priester, die in Auschwitz und Hiroshima ihre größten Triumphe feierten. Ja: der Kapitalismus forderst systematisch Menschenopfer: alle Minderleister, die vom Staat nur noch durchgefüttert werden, müssen irgendwann entsorgt werden, weil der Renditehunger der Kapitalfürsten nie erlöscht, Geld aber endlich ist.
Wissen Sie, dass es bis heute noch nicht eine wirtschaftliche Prognose für die Zukunft gab, die stimmte? Trotzdem plappern die Experten ohne Unterlass: um uns vor Langeweile zu bewahren, schätze ich mal, denn großen Sinn gibt das alles nicht. Schauen Sie doch mal die Meinungen zum Thema „Brexit“ an: kein Mensch kann uns sagen, was denn dort jetzt auf uns und unsere britischen Brüder wartet: die Märkte selbst sind „zerstritten“ (siehe FAZ). Und diese zerstrittenen Märkte mit ihren geistlosen Professoren wollen wir die gerechte Verteilung der Güter dieser Welt anvertrauen? Doch um gerechte Verteilung geht es ja gar nicht: es geht um fressen und gefressen werden: gerade frisst Amazon ganze Einkaufszentren … und überraschend stehen wir schon wieder vor einer neuen Immobilienkrise (siehe Managermagazin):
„Amerikas gigantische Shopping-Malls sind legendär. Doch sie sind immer öfter gähnend leer. Flächendeckend bricht deshalb das Finanzierungsmodell für Einkaufszentren zusammen – Investoren bleiben vielfach auf Schrotthypotheken sitzen.“
Schrotthypotheken: auch so ein Produkt des viel gelobten Kapitalismus. Und wie oft verspekulieren sich die großen Päpste des Kapitalismus, die unfehlbaren Siegelbewahrer: die letzte Fehlspekulation bringt jetzt die Marke Jack Wolfskin in die Hände von Hedgefonds (siehe Handelsblatt), die keine Ahnung davon haben, wie man Kleidung produziert und verkauft. Aber von der Ausschlachtung gut laufender Firmen: da haben sie eine Menge Ahnung von. Mir wird ein wenig schwummerig bei dem Gedanken, was wohl in Europa passieren wird, wenn die Hedgefonds die Nahrungsmittelversorgung nicht mehr als rentabel genug bewerten. Nur fünf große Konzerne haben 90 Prozent der Nahrungsmittelversorgung in der Hand (siehe supermarktmacht): machen die lieber in anderen Geschäften Gewinn (z.B. durch Finanzspekulationen), dann wird Essen in Deutschland ein Luxus, den sich viele nicht mehr leisten können.
Was macht der Kapitalismus eigentlich aus uns Menschen? Nun: eine Ware, die gehandelt werden kann. Stichwort hierzu: Arbeitsmarkt. Für Ihre erfolgreiche Vermarktung sind die selbst verantwortlich, auf den Sklavenmärkten der Vergangenheit konnte man sich wenigstens noch erlauben, ein doofes Gesicht zu machen: heute müssen sich alle aufpudern, um vermarktbar zu sein und ständig das strahlendste Lächeln zu produzieren: die Versklavung des Menschen hat sein Innenleben erreicht. Ja – man kann die Degeneration der humanen Gesellschaft überall beobachten: auch im Liebesleben hat das kapitalistische Prinzip Einzug gehalten (siehe Profil)
„Tinder (zu Deutsch: Zunder) revitalisiert mit der Perfektionierung des zwischengeschlechtlichen Pragmatismus auch das Prinzip eines brutalen Darwinismus. Denn es geht im Grunde nur um Äußerlichkeiten und das Motto „survival of the fittest“.“
Der Kapitalismus hat ein zutiefst faschistisches Element, mit dem es untrennbar verbunden ist: der Sozialdarwinismus, welcher wiederum das Rückgrat des dogmatischen Materialismus ist: der blinde Glaube an lebensunwertes Leben, dass ausgemerzt gehört. Verstehen Sie langsam, weshalb der ans Kreuz genagelte Christus fürs Gemüt genau diese Botschaft verbreitet: wer Nächstenliebe als obersten Wert predigt, wird öffentlich hingerichtet! Das glauben Sie nicht? Was geschieht denn mit Firmen, die sich am Markt nicht behaupten können? Was ist denn überhaupt der Sinn von den modernen Märkten (die sich selbst immer wieder mit den Bildern der alten Märkte der Vorzeit schmücken, mit denen sie gar nichts mehr zu tun haben)? Die Verdrängung der Konkurrenz, der beständige Wirtschaftskrieg aller gegen alle ohne Rücksicht auf Verluste.
Wissen Sie, wie viele Oper der laufende Weltkrieg des Kapitalismus im letzen Jahr gekostet hat? 54 Millionen Menschenleben . Ja: Herr Ziegler spricht von einem laufenden dritten Weltkrieg – und zwar mit deutlichen Worten(siehe Jean Ziegler im businessinsider via yahoo):
„Für Ziegler steht fest: Schuld daran ist eine „Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals“. Er kritisiert, dass die 500 größten Konzerne der Welt 52,8 Prozent des Weltbruttosozialproduktes kontrollieren würden. Das System der USA sei eine Oligarchie, Milliardäre seien dort direkt an der Macht, erklärt Ziegler.
Nach „200 Jahren Konkurrenz, Marktwillkür und Monopolisierung von Macht“ sieht Ziegler den Kapitalismus nicht als reformierbar. Der Soziologe prangert an, dass die Ungleichheit der Vermögen keine Konsequenzen hätte.“
Ja: so wie Deutschland einst dem Faschismus zum Opfer fiel, hat der dunkle Kult des Kapitalismus sich in den USA die Herrschaft über Atomwaffen und die kampfkräftigsten Streitkräfte der Welt gesichert – und schickt sie seit Jahren aus, die Welt untertan zu machen – ganz offen, ganz ohne Konsequenzen seitens der „zivilisierten Nationen“, die sich auch gerne in den nuklearen Narrrentanz stürzen möchten.
Wir können locker mit Angriffen gegen andere Länder leben, die offen gegen das Völkerrecht verstoßen, wer trotzdem seine Stimme dagegen erhebt, ist antiamerikanisch und antikapitalistisch – und wie man mit solchen Menschen verfährt hat der Kapitalismus mehrfach demonstriert – zum Beispiel in Griechenland:
„Kommunisten, Sozialisten, Künstler, Akademiker, Journalisten, Studenten, politisch aktive Frauen, Priester, einschließlich ihrer Familien und Freunde wurden gefoltert. Ihre Fuß- und Fingernägel wurden herausgerissen, ihre Füße wurden mit Stöcken geschlagen, bis die Haut abfiel und die Knochen gebrochen waren. Scharfe Gegenstände wurden in die Vagina geschoben. Dreckige Lappen, oft in Urin getränkt und manchmal auch in Exkremente, wurden in den Hals gesteckt, bis die Opfer fast erstickten. Rohre wurden in den Anus gesteckt und mit hohem Druck Wasser hineingepumpt, auch wurden Elektroschocks am Kopf verabreicht. „Wir alle hier sind Demokraten“ betonte Inspektor Basil Lambo, der Chef der Geheimpolizei in Athen gegenüber seinen Opfern.“ (aus: Daniele Ganser, Nato Geheimarmeen in Europa, Orell füsssli, 7. Auflage 2014, Seite 344)
Das geschah 1967. Wer sich näher für die Verwicklungen der USA in die Ausrottung der Kapitalismuskritiker interessiert, sollte Ganser selbst lesen. Wer das getan hat, wird sich wundern, warum es keine ernst zu nehmenden Alternativen zum Kapitalismus in Europa mehr gibt: ihre Akteure landen eben oft eher auf Friedhöfen als im Parlament.
Ziegler meint, der Kapitalismus sei nicht mehr reformierbar – was bedeutet, dass wir ihn nur noch mit Gewalt loswerden. Das ist Gott sei Dank sehr einfach geworden: am Wahltag können wir einen Akt der Gewalt ausführen – einfach mal was anderes wählen. Doch vorher muss die gräßliche Fratze des Kapitalismus allen gezeigt werden, es muss verstanden werden, dass es sich hier um einen irrationalen Kult handelt, der nur durch den Glauben der Anhänger am Leben erhalten wird – und durch nichts anderes. Natürlich gibt es Profiteure des Kapitalismus – all jene dienstbaren Geister, die an ihm gut verdienen: sie sammeln sich aktuell hauptsächlich bei der CDU, die sich dadurch verdient macht, dass sie nichts gegen die räuberischen Angriffe der Banken in Europa unternimmt (siehe Oxfam):
„Da ist doch etwas faul: Europäische Banken verbuchen mehr als 25 Milliarden Euro ihres Gewinns in Steueroasen, obwohl sie dort nur einen geringen Teil ihres Umsatzes erwirtschaften. Auf Hunderte Millionen Euro haben sie keinen einzigen Cent Steuern gezahlt. Das sind starke Hinweise darauf, dass europäische Banken massiv Gewinne in Steueroasen verschieben und sich so vor ihrem fairen Steuerbeitrag zum Gemeinwohl drücken.“
Es sind gemeine Kriminelle, denen wir unser Geld anvertrauen – und die von Herrn Draghi jeden Tag 2 Milliarden Euro geschenkt bekommen (siehe manager-magazin). In den USA sind es schon 1600 Milliarden, die den Bürgern des Staates entzogen wurden (siehe Spiegel) … was für viel Armut am unteren Ende der finanziellen Nahrungskette sorgt. Irre, oder? Aber ich sagte ja: es ist ein irrationaler, unmenschlicher Kult – und kein „Wirtschaftssystem“. Wir sollten mal Aufkleber fürs Auto produzieren – und Anstecknadeln für die Kleidung:
„Ich glaube nicht mehr an den Kapitalismus!“
Das könnte schon was bewirken. Und die bekannten Alternativen? Sozialismus und Kommunismus? Ich denke, es macht unten wenig Unterschied, wenn oben anstatt des Unternehmers der Parteifunktionär das Kommando hat. Wir brauchen in der Wirtschaft einfach kein „oben“ mehr, sondern ein Miteinander zum Wohle aller. Vielleicht sollten wir uns mehr an Island orientieren, wo der Kult wenig Freunde hat: dort wurden die kriminellen Banker und ihre Freunde einfach eingesperrt, wie es sich gehört (siehe taz). Nun – die Isländer haben ja auch eine eigene Religion, die sie vor dem Kult des blinden Idiotengottes schützt und so Raum für vernünftige Reflexion schafft: dort besänftigen Bauarbeiter noch Elfen, wenn sie deren Kreise gestört haben (siehe Handelsblatt) … während die Prediger des Kapitalismus die Vermarktung des Menschen immer weiter forttreiben: Sex mit Leichen und Geschwistern wird der neue Renner eines Kultes, der an Düsternis kaum zu übertreffen ist (siehe Stern) und inzwischen seltsamste Ansichten verbreitet (siehe wired):
„Es gibt Gründe, warum Menschen so etwas glauben wollen. Sie möchten sich die Welt erklären, obwohl sie vieles nicht verstehen. Anstatt manchmal zu akzeptieren, dass die Welt scheiße ist und es Kriege und Krankheiten gibt — und es dafür keinen Grund gibt —, werden Verschwörungstheorien erfunden.“
So hochgradig intellektuell gibt sich die Verleiherin des „Goldenen Aluhutes“ – einer Gruppe von Anders-Irren, die gegen die (angeblich) Irren kämpfen und die Funktion des mittelalterlichen Inquisitors begeistert übernehmen. Kriege … „gibt es einfach“. Punkt. Ende der intellektuellen Reflexion, wer weiter kritisiert, nach Ursachen, Entscheidern und Förderern sucht, bekommt einen Goldenen Aluhut und wird so an den sozialen Pranger genagelt. Die griechische Junta wusste schon, warum sie Intellektuelle folterte: die verstehen einfach zuviel. Und Künstler können ihre Worte schön in Bilder umsetzen, die schneller mehr Gehalt transportieren als Worte es können.
Und was ist nun das Bild, dass sich die Menschen der Zukunft von uns machen werden? Wir tanzen wie die Idioten um ein menschenfressendes Götzenbild aus purem Gold – und interessieren uns deshalb auch nicht sonderlich dafür, dass die Diener dieses Götzenbildes Kriege entfachen, Staaten ausplündern, Länder vernichten und die gesamte Ökosphäre bei ihrem dämonischen Treiben bedrohen.
Und mal ehrlich – weil heute Besinnungstag ist: möchten Sie gerne zu diesen Irren gehören, die einem Idiotenkult folgen? Oder trauen Sie sich – am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, in der Familie, im Verein – einfach mal zu sagen: „Ich glaube einfach nicht mehr an den Kapitalismus“.
Es reicht ja auch, wenn Sie an Luft, Wasser, Nahrung und Obdach glauben.
Das brauchen sie nämlich wirklich.
Und das wird knapp. wenn sich das kapitalistische Monster weiter ungebremst durch die Welt pflügt.
Freitag, 20.7.2012. Eifel. Wieder einmal ein besonderer Tag – historisch gesehen. Vor achtundsechzig Jahren hat ein gewisser Graf von Stauffenberg den Führer in die Luft sprengen wollen. Lange Zeit galt dies als Großtat des deutschen Widerstandes gegen Hitler. Bei Lichte betrachtet, war die Tat nicht so groß. Die Sowjetarmee treib im Osten die Wehrmacht vor sich her, im Westen waren die Alliierten in Frankreich gelandet und vertrieben die Wehrmacht dort, Bomberströme zogen fast täglich ungehindert über Deutschland hinweg – wer noch alle Sinne beisammen hatte (und von den Fakten überhaupt erfuhr) wußte: es war vorbei. Nun – weniger die Motaviation des Widerstandes soll heute im Fokus stehen, sondern eher die Frage: wie sieht es heute bei uns aus? Brauchen wir wieder einen Stauffenberg, der versucht, das Schlimmste zu verhindern? Es geschehen tagtäglich schlimme Dinge in Deutschland, Dinge, die noch kürzlich undenkbar waren:
Zum Beispiel gibt es da einen Goldman-Sachs Banker, der ungeniert über „seinen Ministerpräsidenten“ Geschäfte inszeniert, die dem Land Milliardenverluste beschert haben. Nebenbei bot er als „Bestechungsmasse“ einen schönen Vorstandsposten an – so sieht unsere Bananenrepublik aus. Erinnert an viele andere Politiker, die bei uns „überraschend“ hoch dotierte Positionen in der Wirtschaft bekamen, nachdem sie im Interesse der Märkte den Sozialstaat ruiniert und die Notbremsen gegen Finanzheuschrecken entfernt haben.
Keine schöne Geschichte, aber brutale, politische und wirtschaftliche Realität, unter der in diesem Land Millionen von Menschen – und erst recht Millionen von Kindern zu leiden haben.
Über den Verfassungsschutz möchte ich erst gar nicht reden – der beobachtet lieber peinlich genau ordentlich gewählte Politiker der Linken, während jahrelang Neonazibanden ungehindert im Land herummorden. Die Polizei gibt auch nicht unbedingt ein besseres Bild ab, wenn man sich den Fall Knobloch genauer anschaut – hier beim Spiegel: aktiv haben die Ermittler einen geistig Behinderten Menschen mit lückenlosem Alibi einen Mord in die Schuhe geschoben, zu dem bis heute die Leiche fehlt. Gedeckt wurde durch diese Tat der Polizei ein roter Mercedes, in dem das Kind offensichtlich entführt wurde. Gruselig, wenn man bedenkt, welche Kreise die Affaire Detroux beispielsweise zog. Gibt es vielleicht auch in Deutschland einen mächtigen Kinderhändlerring – mit Superkontakten zu Polizei und Politik?
Die Liste der äußerst bedrohlichen Erscheinungen am Rande (und in der Mitte) unserer Gesellschaft ließe sich endlos fortsetzen – wer regelmäßig im „Nachrichtenspiegel“ liest, weiß, das man täglich genug finden kann und Grund genug hat, sich um die Zukunft zu sorgen – erst recht jetzt, wo der ESM droht.
Schnell könnte unsere Zukunft wie die Islands aussehen, siehe Wikipedia.
Island war im April 2009 laut dem US-amerikanischen Ökonomen und Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman vor Irland und Österreich das Land mit dem größten Risiko eines Staatsbankrotts. Die drei größten Banken (Kaupthing, Landsbanki und Glitnir) erlebten nach ihren sehr riskanten internationalen Kreditgeschäften einen Absturz und konnten nur durch die Verstaatlichung im Oktober 2008 vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Sie hinterlassen Island einen Schuldenberg vom Zehnfachen der bisherigen jährlichen Wirtschaftsleistung.
320 000 Einwohner mussten mehr als zehn Milliarden Euro aufnehmen. 31250 Euro pro Bürger – ob nun Rentner oder Kind spielt dabei keine Rolle. Die großen Bankenfürsten (die erst unlängst wieder durch Zinsmanipulationen im großen Stil und andere Betrügereien von sich Reden gemacht haben – siehe Standard) rieben sich die Hände … jedenfalls solange, bis die Bürger die Politik selbst in die Hand nahmen, weil ihre Zukunft (siehe Fokus) düster aussieht.
Und auf einmal sah man – es ging auch anders, siehe Presseeu:
In London fälscht Barclays die Zinssätze für Kredite zwischen Banken. In Madrid soll Bankia seine Konten vor dem Börsengang frisiert haben. Wie die betrügerischen Banken zur Rechenschaft ziehen? In Island spüren Sonderermittler die Verantwortlichen auf, um sie der Justiz zu überstellen.
Da läßt man die Banken einfach pleite gehen – und jagt die kriminellen, auf Kosten anderer grenzenlos experimentierfreudigen „Leistungsträger“ quer durch den ganzen Kontinent. „Die Treibjagd beginnt“ – so beschreibt „wirtschaftsfacts“ die Tatsache, das nun eine Hundertschaft von Ermittlern Jagd auf die Täter macht, die sich unter anderem in Luxemburg verschanzen – ausgestattet mit viel geklautem Kapital und den teuersten Anwälten des Kontinents.
Die Aktion macht viel von sich reden. Manche sehen darin schon die beginnende Abrechnung mit dem Bankenclan der Rothschilds und Rockefellers.
Was nun aber wirklich Sorgen machen sollte: Trotz mehrfachen Nachfragens wollen die Isländer einfach nicht für die verstaatlichten Schulden der Pleitebanken aufkommen … dabei war doch alle so gut geplant: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren – das Motto läuft doch in ganz Europa gut. Griechenland, Spanien, Italien … die Nachrichten sind voll von dem Spektakel, das Politiker veranstalten, damit bloß alle Banker ihre Boni bekommen (und die politischen Entscheider ihre Pöstchen).
Die Isländer aber – sagen nein dazu. Zum Entsetzen der Ministerpräsidentin, siehe Zeit. Man wundert sich nicht über das Entsetzen – muss sie doch der eng verfilzten Mafia von europäischer Politik und Banken erklären, warum der Plan nicht aufgeht … und deshalb möglicherweise in ganz Europa in Gefahr ist. Immerhin … das System kommt einem bekannt vor, siehe Zeit aus dem Jahre 2009:
Auf ausländischen Druck hin verschuldet sich Island bis zur Schmerzgrenze, um britische und niederländische Sparer zu entschädigen. Das Land hätte Besseres verdient
Erinnert irgendwie an … Griechenland, Spanien, Italien, Portugal (und natürlich bald Deutschland). Wir zahlen … doch was machen die Isländer?
Sie gucken, ob man nicht den damals verantwortlichen Staatschef auch gerichtlich verantwortlich machen und einkerkern kann, siehe Frankfurter Rundschau.
Das wäre was, oder? Schröder, Fischer, Clement, Müntefering – die ganze Hartz-Gang einfach mal einsperren – wegen „Deregulierung der Märkte“ – was nichts anderes war als die Abschaffung der Bremsen, die verhindern sollten, das „Märkte“ die Demokratie aushöhlen. Und dazu noch die ganzen Akteure, die gerade Deutschland „marktkonform“ gestalten wollen, damit die Banken noch schneller abgreifen können: ein Ruck würde durch die deutsche Demokratie gehen – und sie würde den Namen wieder verdienen.
Ach ja – Demokratie. Auch da sind die Isländer dabei, ganz neue Wege zu gehen – siehe Süddeutsche:
Island ist kurz davor, sich eine neue Verfassung zu geben und ging dabei einen besonderen Weg: Keine Politiker, sondern die Bürger selbst entwarfen den Vorschlag für ein Grundgesetz. Ein Modell für Europa?
Ein spannendes Modell – denn es wird von der bankenpolitischen Kaste hart bekämpft:
Aus den 525 Kandidaten hatten die Isländer 25 Ratsmänner und -frauen auserkoren. Seine Arbeit beginnen durfte er aber dennoch nicht sofort. Die alten Machteliten, denen das Projekt ein Dorn im Auge war, reichten Klage beim Obersten Gericht ein – mit Erfolg. Aufgrund technischer Nichtigkeiten wurde die Wahl für ungültig erklärt. Vier der fünf Richter waren noch von der langjährigen konservativen Regierungspartei, jetzt in der Opposition, ernannt worden. Böse Zungen sprechen von einem politischen Urteil.
Nun – es ist ja auch kein Märchen, es ist harte Realität. Nach vielen Jahrzehnten Demokratie ist der demokratische Grundgedanke verrottet, politische Posten von einer durchgehend korrupten „Elite“ besetzt, die eher an die Rendite der Bankenelite denkt denn an das Wohl der eigenen Bürger.
Immerhin: der Bürger lädt nie zum Nobeldinner in exklusiven Restaurants, der Bürger verleiht keine Nobellimousinen, er lädt nicht auf seine Privatyacht ein oder sorgt für gute Geschäftskontakte oder – noch besser – ein lukratives Vorstandspöstchen. Der Bürger will – nein, wie schlimm – einfach sein Geld behalten und zerschießt so die Wunschträume seiner lange und gezielt von den Parteien und Verbänden herangezüchteten politischen Elite.
Die Isländer tragen dem Rechnung … und lassen einfach 500 normale Bürger eine Verfassung ausarbeiten – abseits von allen korrupten Seilschaften, die dies im Regierungsapparat selbst schnell intern hätten verhindern können, ohne das wir auch nur ein Sterbenswörtchen davon erfahren hätte.
Vielleicht – so merkt man – wäre es gar nicht so schlecht, wenn es uns so geht wie den Isländern. Mit 25500 Euro Schulden pro Kopf (zusätzlich zum ESM) sind wir auf dem besten Wege, ihnen in den Staatsbankrott zu folgen. Aber vielleicht könnten wir auch ihrem demokratischen Ansinnen folgen und eine leise Revolution durchführt, die nichts weiter tut, als blutlos „mehr Demokratie zu wagen“ und Deutschland eine Führungsrolle in Europa gibt, auf die zukünftige Generationen stolz sein können.
Wer noch zögert, ob das denn wirklich notwendig ist in Deutschland, der sollte sich diesen Artikel im Spiegel gut durchlesen: kaum sind die neuen Organspendegesetze unterwegs, gibt es schon findige Mediziner, die „ihren“ russischen Patienten schnell eine deutsche Leber verpassen.
War sicher kein armer Russe, der da in Göttingen lag.
Der neoliberale Putsch, der auf breiter Front seit über einem Jahrzehnt durch Deutschland fegt und aus seinen Bürgern „Kosten auf zwei Beinen“ gemacht hat, die nichts zu Essen kriegen sollen, wenn die Wirtschaft sie nicht mehr braucht, wird aus uns allen Organspendern machen, die die Bankenschulden mit ihrem eigenen Leib abbezahlen müssen.
Vielleicht kommt es aber auch noch schlimmer.
Noch haben wir eine Chance, das Ruder herumzureißen und wieder eine Gesellschaft von Menschen zu werden, die „für“ die Demokratie leben – anstelle einer neoliberalen Gesellschaft, die parasitär „von“ der Demokratie lebt … und von dem, was ihre Bürger über Jahrhunderte hinweg aufgebaut haben.
Andererseits werden wir vielleicht auch noch erleben, was mit einem Land geschieht, von dessen Substanz viele unersättliche „Leistungsträger“ jahrzehntelang rücksichtslos gezehrt haben – auf Kosten der Armen, der Kranken, der Alten, der Kinder und der ganzen Zukunft.
Ich möchte allerdings – wenn der Kurs so weitergeht – allen Mitbürgern dann dringend empfehlen, niemals niemals niemals … alt zu werden.
Das wird nämlich im neoliberalen Paradies sehr sehr hässlich werden.
Neben utopischen bzw. häßlichen Zukunftsvisionen gibt es ja noch ganz andere, einfache, pragmatische: den Weg der Isländer.
Der ist viel pfiffiger … nur halt schwerer durchzusetzen. Ist viel mehr Arbeit als einfach in die Barbarei zu versinken – denn für Letzteres muß man einfach nur auf dem Sofa sitzenbleiben. Das kommt dann ganz von alleine.
Die Isländer jedoch … proben den Aufstand – ganz zivilisiert.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,682001,00.html
Islands Bürger rebellieren gegen die Banker-Elite
Alle Welt spricht von Griechenland, das erste Opfer der Finanzkrise aber war ein anderer Staat: Island. Das Land hat Milliardenschulden, pro Kopf sind es 11.000 Euro. Jetzt stimmen die Bürger ab: Sollen die Gläubiger im Ausland entschädigt werden? Ein Ja käme teuer, ein Nein isoliert das Land.
11000 Euro pro Kopf? Ist ja geradezu lächerlich. Da halten wir Deutschen aber locker mit: 20000 Euro und mehr, das ist unsere Marke.
Wir verstehen wahrscheinlich gar nicht, warum die sich so aufregen, diese Isländer. Immerhin haben wir viel mehr Schulden als die – und wir machen doch auch nicht so einen Aufstand.
Na ja … die sind halt Wikinger. Abenteuerlustig, pragmatisch, wagemutig, geschäftstüchtig. Ich weiß nicht, welche Qualitäten der Deutsche an sich so hat, aber die von Wikingern kenne ich.
Die haben zum Beispiel auch Humor:
Lange arrangierten sich die Isländer mit der tiefen Krise des Landes. Man schnallte den Gürtel etwas enger und machte irgendwie weiter. Der sogenannte „Kreppahúmor“, Witze über die Finanzkrise, sollen das Land gar zu einer humoristischen Blüte geführt haben, heißt es. In einer Reykjaviker Bar kleben die Portraits berüchtigter Finanzhaie in den Pissoires der Toiletten.
Den Ackermann auf dem Bahnhofsklo von Bielefeld … das ginge ja aber mal gar nicht. Aber den Isländern ist jetzt auch jede Lust vergangen, da weiter mitzuspielen:
Doch in letzter Zeit scheint selbst den hart gesottenen Isländern der Sinn für Witze abhanden zu kommen. Der Schuldenberg ist gigantisch, und die neue Regierung unter Sozialdemokratin Jóhanna Sigurdadottir brachte das Icesave-Gesetz durchs Parlament, statt es zu verhindern. Dabei hatte die Koalition aus Sozialdemokraten und Linksgrünen die Macht vor einem Jahr gerade deshalb übernommen, um mit den alten Verhältnissen aufzuräumen. Bisher regierten die Nationalkonservativen – eine Partei, die viele Isländern als Sinnbild für Vetternwirtschaft, Gier und damit als Nährboden der isländischen Misere betrachten.
Tja, denen geht es jetzt wie uns: verarschen uns mal nicht die Rechten, dann tun es eben die Linken. Das nennt man weit dreißig Jahren „Diktatur der Kapitalmärkte“, das scheint den Wikingern aber egal zu sein.
„Lever düd üs slav“ … lieber Tod, als Sklave sein, lieber als Held sterben denn als Feigling krepieren – eine Ethik, der mit den Mitteln von Lobbyismus und Korruption nicht mehr beizukommen ist.
Das „Icesave-Gesetz“ verpflichtet die Isländer, für die Schulden der Banker aufzukommen. Ich weiß nicht, was die haben: wir haben doch auch locker mal 100 Milliarden in die HRE gesteckt …und die regen sich so auf?
Die Volksabstimmung ist deshalb ein allgemeiner Ausdruck des Protests. Wie sonst sollten sich die Bürger wehren? Welche Partei sollten sie wählen, um Veränderung zu erreichen? Die Opposition wird derzeit von den Nationalkonservativen angeführt. Und der heutige Finanzminister Steingrimur Sigfússon von den Linksgrünen verteidigt in den Augen vieler Isländer eher die Interessen der Gläubiger als die des gebeutelten Volkes. So wird der Widerstand immer wütender. Und manchmal auch gewalttätig.
Lange blieb es bei Anschlägen mit roter Farbe auf Gebäude, in denen berühmte Banker wohnen. Mittlerweile jedoch wird auch mit Salzsäure gespritzt. Eine Unternehmerin hatte einfach nur Glück, als sie kürzlich bei einer solchen Attacke nicht ernsthaft verletzt wurde. Der ehemalige Chef der Kaupthing Bank entging nur knapp einem ähnlichen Anschlag.
Dabei glaubt niemand ernsthaft an echte Veränderung. Das Referendum ist vor allem eine symbolische Demonstration – gegen den Bankerkapitalismus und gegen Islands Machtelite. Die meisten Isländer wissen: In irgendeiner Form wird das Icesave-Gesetz zustande kommen, dafür wird der internationale Druck schon sorgen.
Aber die Bürger wollen nicht einfach resignieren. Sie wollen wenigstens ihre Stimme erheben.
Nicht nur ihre Stimme, wie man liest. Manche scheinen ja richtig nach alter Wikingerart loszuziehen und für Ordnung im Land zu sorgen.
Und die Griechen?
Ganz ganz alte Kulturnation. Tolle Leute. Demokratie, Atheismus, Lebenskunst … haben sie alles erfunden. Philosophie als Weg zum Glück war dort Alltag … auch wenn unsere deutschen Beamtenphilosophen dort nicht glücklich geworden wären. Man war gewzungen … mit dem Volk zu reden. Wir gräßlich. Noch nicht mal Diogenes in seiner Tonne war sicher.
Keine Wikinger … aber auch aktiv:
http://de.rian.ru/world/20100223/125213614.html
ATHEN, 23. Februar (RIA Novosti). Streikposten vor der Fondsbörse in Athen haben am Dienstag gegen Anti-Krisen-Maßnahmen der griechischen Regierung protestiert.
Die Protestteilnehmer haben drei Eingänge zur Börse in der griechischen Hauptstadt blockiert. Die Streikenden riefen Parolen gegen die „Kapitalisten“ und hielten Plakate „Plutokratie muss für die Krise zahlen“, teilen griechische Fernsehsender mit.
Organisator der Kundgebung ist die Gewerkschaft RAME, die mit den griechischen Kommunisten zusammenarbeitet. Die Börse konnte dennoch ihre Arbeit fortsetzen, weil die Trader über das Netz Zugang zur Börse haben.
Am Mittwoch soll in Griechenland ein Generalstreik gegen die Regierungspolitik stattfinden.
Na ja, das wären dann doch schon mal praktikable Alternativen. Flashmob vor der Frankfurter Börse, ein wenig Farbe für Deutsche Banker (sehen ja eh´ oft etwas blaß aus) … das würde geschehen, wenn … wenn hier Wikinger und Philosophen leben würden.
Aber … wer lebt eigentlich hier, was sind denn die Tugenden der hier neu vereinheitlichten Deutschen?
Na ja, manche Blogger sind da schon einfallsreich:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,681822,00.html
Bloggerin bedrängt Bankchef Nonnenmacher wegen 24 Euro
Die Hamburgerin Kirsten Brodde hat die HSH Nordbank überfallen: Sie marschierte in eine Filiale des Kreditinstituts und forderte eine Barauszahlung – von Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher persönlich. Denn dessen Millionenbonus stehe eigentlich den Bürgern zu.
Ihre Argumentation … ist bestechend:
Die Aktivistin Kirsten Brodde wusste vorher, dass es Ärger geben würde. Und sie hatte auch „ein wenig Bammel davor“, gibt sie zu. Aber ihr Zorn auf den Bankchef sei größer gewesen: „Herr Nonnenmacher hat einen Bonus von 2,9 Millionen Euro eingesackt, obwohl die Stadt seine Bank mit Milliarden gerettet hat. Dieses Geld fehlt nun, und die Bürger leiden darunter.“ Die HSH Nordbank musste vor einem Jahr von Hamburg und Schleswig-Holstein vor dem Untergang bewahrt werden – mit einer Kapitalspritze von drei Milliarden Euro und Bürgschaften in Höhe von zehn Milliarden Euro. Das hat die ohnehin desaströse Haushaltslage der Länder zusätzlich belastet.
Brodde hat sich konkret einen Posten aus dem Haushalt der Hansestadt ausgesucht – die Preiserhöhung im Öffentlichen Nahverkehr. „Ein Einzelfahrschein kostet nun fünf Cent mehr, das macht bei zwei Fahrten pro Tag aufs Jahr hochgerechnet 24 Euro. Dieses Geld möchte ich von Herrn Nonnenmacher wiederhaben.“
Genial. Eine Million Leute dieses Kalibers … und das Land würde sich verändern. Müßte sich verändern, denn: wie auch die Isländer merken wir doch alle: es ist egal, wen man nach Berlin schickt. Die müssen alle gehorchen.
Aber wir Deutschen sind … ja was denn eigentlich?