Inge Hannemann

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Petition Inge Hannemann: Sanktionen abschaffen – alternativlos. Fort mit der Bestie!

Petition Inge Hannemann: Sanktionen abschaffen - alternativlos. Fort mit der Bestie!

Samstag, 23.11.2013. Eifel. Es gibt Tage, da kann man viele eigenen Worte machen. Das ist Arbeit. Dann gibt es Tage, da kann man es sich bequem machen und auf andere Worte hinweisen. Heute ist so ein Tag. Es geht um Inge Hannemann, in manchen linken Arbeitslosenkreisen die meistgehasste Mitarbeiterin des Jobcenters. Ja – das habe ich lernen müssen: es gibt bei Facebook ausgeprägte „Hannemann-Hasser-Gruppen“, zumeist links geprägt. Nun – der Linke an sich wird mit täglich verdächtiger, er scheint eine geheime Botschaft mit sich zu tragen: „NUR AN MEINEM WESEN SOLL DIE WELT GENESEN!“ – weicht da jemand nur einen Hauch von diesem eigenen Wesen ab, ist schnell Schluss mit lustig, Schluss mit der Freundschaft, Schluss mit jeder Rationalität und jeder Vernunft.

Da ich mir aus dem Gerede des Pöbels (den ich so nenne, weil seine hervorgehobene Qualität das ständige und dauernde Herumpöbeln ist) nichts mache, werbe ich trotzdem für diese von mir schon unterschriebene Petition – und auch für diese mutige Frau. Es gibt erstaunlich, wie viele Menschen innerhalb des Hartz IV-Systems dieses System nicht mögen. Da aber das Arbeitsamt vom Oberst nach militärischen Regeln geführt wird – eher Armee als Behörde ist – ist Widerstand mit Folgen verbunden … welche, kann man sich leicht ausmalen. Frau Hannemann hat diese Folgen billigend in Kauf genommen – sie kamen auch sofort: Freistellung, Hausverbot, Arbeitsgericht. Die Behörde reagiert wie eine Diktatur – aber da war ja wohl auch die Hoffnung, die man mit einem Militär an der Spitze verband.

Ich persönlich finde es erstaunlich, dass der Widerstand gegen Hartz IV so gering ist, angesichts der demokratischen Kultur dieses Landes ist es schon ein Wunder, dass dieses asoziale Gesetzeswerk überhaupt noch besteht: immer wieder lese ich von Umfragen, die dieses unmenschliche, tödliche System ohne breite Basis in der Bevölkerung sehen. Wie auch: jeder kann heutzutage davon betroffen werden – sogar Beamte, wenn sie nicht brav genug sind. Nun – zur Kanalisierung dieses Widerstandes wurde ja die LINKE geschaffen, die zu einem großen Teil aus DDR-Personal besteht, die eine durchaus positive Einstellung zur Zwangsarbeit hatten. Ach – schon vergessen, liebe Linke?

Nun – da wird aber gerade wieder etwas untersucht, siehe DDR-Zwangsarbeit:

Ehemalige  Insassen von Jugendwerkhöfen, Jugendhäusern, Polizeilagern, Arbeitserziehungslagern, Arbeitskommandos, Haftarbeitslagern, Strafvollzugsanstalten und weiteren Einrichtungen der DDR haben schon seit längerem über lebensgefährliche und ausbeuterische Arbeitsbedingungen, über drakonische Strafen bei Nichterfüllung der Norm oder Verweigerung der Arbeit berichtet. Bei einigen Einrichtungen liegt der Verdacht nahe, dass sie aus wirtschaftlichen Gründen errrichtet und mit Insassen gefüllt  wurden. Auf Empörung stieß vor allem die Tatsache, dass westliche Firmen aus dieser Zwangsarbeit direkt oder indirekt Gewinne zogen. Zeitzeugen berichten von körperlichen und psychischen Folgeschäden, die teilweise bis heute andauern.

Kein Wunder, dass die Ostkanzlerin Merkel sich nichts dabei denkt: die kennt das nicht anders. Kein Wunder, dass es „Sozial“-demokraten waren, die diese Kultur auf Westdeutschland übertragen wollen.

Diese Sanktionsmöglichkeit stellt den zentralen Punkt einer wirtschaftlichen Entwicklung dar, die ebenfalls alle betrifft: für die gleiche Arbeit gibt es immer weniger – und es gibt auch immer weniger Arbeit, siehe Frankfurter Rundschau:

So haben Beschäftigte im Jahr 1991 insgesamt rund 52 Milliarden Stunden gearbeitet. Im vorigen Jahr waren es nur noch etwa 49 Milliarden Stunden, berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Dass trotzdem mehr Menschen erwerbstätig sind, hat vor allem einen Grund: Heute haben viel mehr Arbeitnehmer eine Teilzeitstelle oder einen Minijob. Nach der Wiedervereinigung arbeiteten nur knapp 16 Prozent der Beschäftigten Teilzeit, inzwischen sind es fast 35 Prozent, das sind 12,7 Millionen Menschen. In diesem und im kommenden Jahr dürften es noch etwas mehr werden, prophezeit das IAB. Jede zweite Frau hat mittlerweile eine Teilzeit-Stelle, bei den Männern ist der Anteil zuletzt auf rund 18 Prozent gestiegen.

Uns geht die Arbeit aus – und alle wissen es. Doch wie hat die Politik auf diesen Mangel reagiert?

Mit drakonischen Strafe für Arbeitslose – ja, sogar mit Todesstrafen. Ja – in der Tat: der Verlust von Obdach und Energieversorgung bei gleichzeitigem Einstellen der Versorgung mit Nahrungsmitteln führt nicht nur in Afrika zu millionenfachen Toden – auch bei uns überleben das Menschen nicht lange, erst recht nicht im Winter.

Todesstrafe wofür?

Weil man einer von 3 Millionen Bewerberprofilen ist, die auf 700 000 offene Stellen gedrückt werden sollen (siehe aktuelle Zahlen des Arbeitsamtes). Einer von sechs Millionen Hartz IV-Beziehern, die gemerkt haben, dass Hartz IV-Bezug dank völlig verantwortungsloser und asozialer Berichterstattung der Medien ein eigenes Vermittlungshemmnis geworden ist. Erinnert an den Versuch, Menschen durch Ofenrohre zu pressen – was geht, wann man nur genug Gewalt anwendet. Für den Menschen ist das nicht gesund – genauso wenig wie das militärisch geführte Amt, dass Bonuszahlungen für Sanktionen (siehe Berliner Zeitung) auslobt. Diese Praxis, dieser Umgang mit Menschen hat jene logische Folgen, die man bei allen Opfern von Gewalterfahrung findet, siehe Spiegel:

Wer von Hartz IV leben muss, leidet besonders häufig unter psychischen Erkrankungen: Bei mehr als einem Drittel der Bezieher wurde innerhalb eines Jahres mindestens eine psychiatrische Diagnose gestellt. Einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie der Universität Halle-Wittenberg zufolge ist der Anteil der Betroffenen in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Gewalterfahrung, Druck, Repressionen: das macht krank, im Osten wie im Westen. Man produziert gebrochene Menschen in Serie und am Fließband.

Es gibt natürlich Menschen, die daran gut verdienen – nicht nur die „Kapos“ in den Jobcentern, die extra Geld dafür bekommen, dass ihre Mitarbeiter fleißig sanktionieren.

Der US-Ökonom Posen hat im Handelsblatt darüber gesprochen:

Erstens investieren der deutsche Staat und die Unternehmen viel zu wenig. Und zweitens bezahlen sie ihre Mitarbeiter zu schlecht. Beides führt zu globalen Ungleichgewichten und bringt andere Länder in Schwierigkeiten – vor allem in Europa. In den vergangenen 15 Jahren sind die Lohnerhöhungen in Deutschland fast immer hinter den Produktivitätszuwächsen zurückgeblieben.

Im Verhältnis zur Produktivität sind die Löhne in Deutschland zu niedrig. Die Arbeiter werden abgezockt. Deutschland konkurriert nicht über die Qualität sondern über den Preis, sonst wären die Löhne nicht so niedrig.

Das ist die Wahrheit, die man uns – ganz im Sinne der Kanzlerin – so gerne vorenthält. Wir sind Billiglohnland geworden – mit allen gesellschaftlichen Folgen. Unsere Binnenkonjunktur wächst nur noch über Preiserhöhungen – oder über Zwangsarbeit, siehe den „Erfolg“ der deutschen Post – hier beschrieben im Handelsblatt:

Der Umsatz geht zurück, dennoch klettert der Gewinn. Auch Dank der Portoerhöhung steigert die Deutsche Post im dritten Quartal ihr Ergebnis. Höhere Löhne gleichen die Bonner mit einem zusätzlichen Arbeitstag aus.

Die deutschen Arbeitnehmer und Konsumenten werden ausgeplündert wie die Weihnachtsgänse. Das Geld bleibt – wie von Posen geschildert – „im Unternehmenssektor hängen“, d.h. es bleibt bei den Kapitaleignern. Gewinne werden nur noch durch Preiserhöhungen bei sinkenden Umsätzen erzielt: das geht dank enormen Einsatzes politischer Gewalt – jedes Versagerunternehmen erzielt so Rekordgewinne.

Dank staatlicher Einmischung in den Arbeitsmarkt über Androhung der Todesstrafe bei Arbeitslosigkeit (nichts anderes stellen diese „Sanktionen“ dar, wenn man sie von ihrer Wirkung her sieht – und nicht von den guten, erzieherischen Absichten, aus denen sie angeblich ausgesprochen werden) sind die Arbeitnehmer diesem System mitlerweile hilflos ausgeliefert, sitzen in den Jobcentern doch auch nur bezahlte Angestellte, die auf den normalen Arbeitsmärkten keine Chance mehr hätten und genau wissen, welche Vernichtungsmaschine auf sie wartet, wenn sie ihren Job nicht gut machen.

Nun – eine hat ihren Job sehr gut gemacht, sich daran erinnert, dass sie wie all ihre Kollegen auf Staatskosten lebt und deshalb dem Bürger verpflichtet ist. Sie braucht jetzt unsere Hilfe – siehe Facebook:

So, liebe Leute. Nun benötige ich eure absolute große HILFE!!!!

Meine Petition 46483 beim Deutschen Bundestag zur Abschaffung der Sanktionsparagrafen 31 bis 32 ist nun anerkannt und veröffentlicht. Ab sofort kann unterschrieben und diskutiert werden.

Für die Unterschrift ist eine Registrierung auf dem Portal notwendig. Da mir bekannt ist, dass dieses nicht alle mögen oder auch möglich ist, hänge ich eine Unterschriftenliste bei, die ebenso anerkannt wird – sofern sie rechtzeitig bei mir eingeht.

Die Petition läuft einschließlich bis zum 18. Dezember 2013, bis dahin muss ich auch die Listen eingereicht haben. Benötigt werden innerhalb dieser vier Wochen 50 000 Unterschriften!!!!

Ich bin der festen Meinung und Hoffnung, dass wir sie zusammen bekommen. Betroffen sind wir alle – auch die, die noch im Arbeitsverhältnis stehen – auch die können morgen erwerbslos sein. Siehe aktuell Praktiker und Max Bahr Baumarkt.

Ich werde diese Petition regelmäßig auf Facebook pushen und nerven. Ebenso gehen sie an sämtliche Netzwerke, als auch Aktionen mit den Listen vor den Jobcentern.

Die Leugnung sozialer Menschenrechte in Deutschland muss endlich aufhören, ebenso der schleichende Versuch, sich durch staatliche subventionierte Zwangsarbeit eine goldene Nase zu verdienen. „Die Wirtschaft“ hat sich lange genug bequem und arbeitsfrei auf dieser sozialen Hängematte ausgeruht: auf dem Zustand, dass der Staat denjenigen die sozialen Menschenrechte streicht, die nicht devot genug für Billiglöhne arbeiten. Die gesamte Weltwirtschaft leidet inzwischen unter diesem deutschen Sonderweg, der an die dunkleren Zeiten deutscher Geschichte erinnert: unser Handelsbilanzüberschuss wird allein durch Ausbeutung erwirtschaftet – durch die hemmungslose und skrupellose Ausbeutung der Arbeitskraft … gerne auch zum Nulltarif.

Hier ist nun eine Möglichkeit, diese Entwicklung zu stoppen – wenn die Petition weitere Freunde findet: ich erwarte sieben Millionen bis zum 18.12.2013.

Das ist doch jetzt wohl wirklich nicht zuviel verlangt, oder?

Hier geht es direkt zur Petition:

https://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/_2013/_10/_23/Petition_46483.html

Hier noch mal Erläuterungen der Autorin dazu:

http://altonabloggt.wordpress.com/2013/11/20/petition-fur-die-abschaffung-der-sanktionen-nach-dem-sozialgesetzbuch-ii-und-xii/

Die Antwort von Frau Hannemann zum BA-Presseinfo Nr. 35 vom 14. Juni 2013

Die Lügen und Unterstellungen der BA für Arbeit haben eine Antwort gefunden. Hier:


Gegendarstellung – Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit vom 14. Juni 2013, BA-Presseinfo Nr. 35: Inge Hannemann gefährdet tausende Mitarbeiter der Jobcenter

Hiermit nehme ich Stellung zur BA-Presseinfo Nr. 35 vom 14. Juni 2013

Behauptung: Mitarbeiter werden durch die Äußerungen Inge Hannemann beleidigt, herabgewürdigt und in Gefahr gebracht.

Bei allen Interviews, sei es Print, Radio oder TV oder auch auf meinem Blog „altonabloggt“ hat Frau Hannemann sich klar und deutlich dazu geäußert, dass ihr sehr viele empathische, menschliche Kollegen persönlich bekannt seien und sie deren Arbeit unterstütze und schätze. Dabei habe sie alle Funktionen innerhalb der Jobcenter berücksichtigt. Zum Teil habe sie auch erwähnt, dass es ganze Jobcenter in Deutschland gäbe, die menschlich agieren und insbesondere diese herausgestellt.

Somit kann nicht einerseits von einer Herabwürdigung, Beleidung oder gar Gefahr gesprochen werden.

Behauptung: Weder gibt es eine Anweisung oder eine Zielvorgabe, über Sanktionen Geld einzusparen.

Mir liegen entsprechende schriftliche Unterlagen von Jobcenter-Mitarbeiter vor, die diese Behauptungen verstärken und bestätigen. Neben diesen Unterlagen bestätigen diese Aussagen auch ehemalige Jobcenter Mitarbeiter, welches insbesondere in der Sendung von Stern TV vom 12. Juni 2013 zum Ausdruck kommt. Die Identität dieser Mitarbeiter konnten durch entsprechende Nachweise, wie dem Arbeitsvertrag gesichtet und bestätigt werden.

Behauptung: „Tausende von Selbstmorden“

In keinem Medium hat Frau Hannemann jemals von „Tausenden Selbstmorden“ gesprochen. Im Vorspann „Stern TV“ vom 12. Juni 2013 hat Frau Hannemann wortwörtlich gesagt: „Ich weiß um die vielen Suizide durch Hartz IV (…).

Im Interview vom 14. Juni 2013 bei RTL Punkt 6; Punkt 9 hat Frau Hannemann folgendes wiedergegeben:

Frage Moderator Punkt 6: „Sie sprechen sogar ganz konkret von Toten, Geschädigten und Geschändeten Hartz IV-Beziehern. Gibt es diese Fälle wirklich?“

„Ja, die Fälle gibt es mehr als genug.“ „Es gibt Menschen, die halten den Druck nicht mehr aus, die haben so viele Schikanen erlebt, auch so viel Willkür, dass sie wirklich gesagt haben, ich scheide lieber aus dem Leben aus.“

Frage Moderatorin Punkt 9: „Sie haben ein Schreiben an die Agentur für Arbeit geschrieben. Tote, Geschädigte und geschändete Hartz IV (…) Ist das jetzt wirklich ein echter Fall von dem sie sprechen?“

Frau Hannemann erwiderte wortwörtlich: „Ja, es gibt tausende Fälle solcher. Betreue gerade eine junge Dame, die seit drei Jahren versucht ihren Hauptschulabschluss zu machen. Der wird ihr verwehrt. Mit der Begründung sie habe ein Kind und sei zu dumm. (…)

Diese Aussage von Frau Hannemann bezieht sich somit auf die Gesamtfragestellung der Moderatorin Punkt 9.

Behauptung: Frau Hannemann missbraucht ihre angeblichen Insider-Ansichten, um sich in der Öffentlichkeit als einsame Kämpferin für Entrechtete darzustellen und behauptete dabei auch noch, für die Mehrheit der Jobcenter-Mitarbeiter zu sprechen.

Die Insider-Ansichten von Frau Hannemann sind nicht als angeblich zu bezeichnen, da Frau Hannemann seit vielen Jahren in einem Jobcenter als Arbeitsvermittlerin tätig ist. Auch hat Frau Hannemann sich selbst nie als einsame Kämpferin offiziell bezeichnet. Frau Hannemann spricht seit Beginn von einem großen Unterstützerkreis, der aus Parteien, Gewerkschaften, unterschiedlichste Initiativen aus dem arbeitsmarktpolitischen Bereich, Wissenschaftlern und Einzelpersonen besteht. Dieses zeigen u.a. die unterschiedlichsten offenen Solidaritätsbekundungen durch Parteien, Gewerkschaften und Verbänden. Entsprechende Solidaritätsbekundungen und Unterstützerschreiben von bundesweiten Jobcenter-Mitarbeiter, hochrangigen Unterstützer aus Politik und Wissenschaft liegen ebenso vor.

Frau Hannemann hat in keiner Aussage behauptet für die Mehrheit der Jobcenter-Mitarbeiter zu sprechen, sondern die Solidaritätsbekundungen ihrer Kollegen erwähnt.

Behauptung: (…) die von ihrem Arbeitgeber (der Freien und Hansestadt Hamburg) „kaltgestellt“ werden soll.

Frau Hannemann hat ihren Arbeitgeber, die Freie Hansestadt Hamburg nicht in Verbindung mit der Aussage „kaltgestellt“ erwähnt. Im Interview bei RTL Punkt 6 äußerte sie sich dahingehend, dass sie bewusst mundtot gemacht werden soll und ihr Anwalt von „kaltgestellt“ im Interview spricht. Eine Institution hat Frau Hannemann nicht erwähnt.

Es ist auch für die Bundesagentur für Arbeit zu konstatieren, dass Frau Hannemann vom Recht zur freien Meinungsäußerungen Gebrauch im Sinne des Grundrecht der Meinungsfreiheit aus Art. 5 Abs. 1 GG Gebrauch macht. Dabei besteht der Grundrechtsschutz unabhängig davon, ob eine Äußerung rational oder emotional, begründet oder grundlos ist, und ob sie von anderen für nützlich oder schädlich, wertvoll oder wertlose gehalten wird (BVerfG, 16. Oktober 1998 – 1 BvR 1685/92 – AP BGB § 611 Abmahnung Nr. 24 = EzA BGB (…).

Der Begriff „Hartz IV-Rebellin“ stammt nicht von Frau Hannemann selbst. Dieser wurde durch die Medien wiedergegeben und erfunden.

Frau Hannemann hat sich während ihrer Beschäftigung im Jobcenter an Recht und Gesetz gehalten. Die laufende Freistellung bezieht sich im ganzen Umfang auf ihre Äußerungen im Blog: altonabloggt. Die Jobcenter haben ihre überdurchschnittlichen Leistungen in den Beurteilungen anerkannt und bestätigt. Ihr persönliches Engagement für eine Veränderung der Gesetzgebung ist davon unabhängig und ein anzuerkennendes Recht als Staatsbürgerin.

Hamburg, 14. Juni 2013

Inge Hannemann

Jessenstraße 10

22767 Hamburg

 

Zeitenwende? Gedanken zu Pfingsten.

Zeitenwende? Gedanken zu Pfingsten.

Sonntag, 19.5.2013. Ich weiß: das Thema Kirche steht bei vielen auf der roten Liste der verbotenen Dinge. Man beschäftigt sich auch nicht gern damit, behält sein Kirchenbild aus dem 19. Jahrhundert (wo Kirche schon ziemlich fürchterlich war) und geht seines Weges. Kirchenbashing ist immer gern gesehen, wer ein echter rechter Linker ist, der gönnt sich das dreimal die Woche – so viel Zeit muss sein. Gleichzeitig transportiert man ein Gottesbild, das naiver als jede Kindergartenzeichnung ist – und ist natürlich empörter Atheist, weil mein sein eigenes naives Bild in der Welt nicht wiederfindet: Gott schwebt wirklich nicht auf einer Wolke über Wuppertal. Er hatte selbst – so die Überlieferung – das Anfertigen solcher Bilder sogar strikt untersagt. Eine Kirche, die so ein dämliches Gottesbild hat, gehört natürlich gehasst, gejagt, verfolgt und vernichtet – das ist jedem klar, der Kirche nur vom Hörensagen her kennt.  Das die Kirche im Prinzip solche Bilder streng zu meiden hat: wer weiß das schon noch außer den nordamerikanischen Indianern, die unsere moderne Kultur zuerst vernichtet hat.

Das die Kirche und die Religion auch Bewahrer von Werten sind, vergisst man schnell. Das sie insgesamt zum Abschuss freigegeben sind, auch. Einfach mal in die Kirchen gehen: sind so leer wie sonst nur der Bundestag.

Nun – wenn man diesen Hass nicht bremst, wird es bald zu Christenverfolgungen in Deutschland kommen – so harmlos, wie er dahergeplappert wird, ist Hass auf religiöse Menschen nicht.

Was aber viel schlimmer ist: mit dem unnützen und sinnlosen Krieg gegen religiöse Menschen verliert man jede Hoffnung, die Verhältnisse ändern zu können. Nun – will man ja auch nicht. Man will flott links sein, alle dazugehörigen Klischees erfüllen und sich als Antikönig der Welt fühlen: Mitglied einer kleinen, elitären Gemeinschaft besserer Menschen. Das Leid des Nächsten ist de fakto: scheißegal.

Währenddessen entfaltet sich das neue Zeitalter in all seiner Pracht. Wir haben noch keinen Namen dafür, wissen nur, dass es mit Menschlichkeit, Demokratie, Gerechtigkeit, Frieden, Wohlstand, Sicherheit und Freiheit nichts zu tun hat.  Ich hatte mal vorgeschlagen, es das Antichristliche Zeitalter zu nennen –  nur, damit nachher keine Klagen kommen, wenn Kinder wieder ins Feuer geworfen werden – einfach, weil es manchen kranken Typen tierischen Spaß macht.

Die großen Entscheider dieser Welt veranstalten schon Rituale, die zeigen können, wie man sich die Zukunft in dieser Welt vorstellen kann – im Bohemian Grove geht es richtig zur Sache.

Seltsamerweise finde ich in dieser Welt viele Atheisten, aber nur eine verschwindend geringe Zahl von „Antigrowern“. Ich erkläre mir das gerne so, dass man sich lieber mit der machtlosen Kirche anlegt als mit den machtvollen „Entscheidern“ dieser Welt. Alte Mütterchen sind halt für viele attraktivere Gegner als gestandene Multimilliardäre.

Ein antichristliches Zeitalter – man sollte diesen Namen öfter benutzen, damit alle eine Chance haben, zu verstehen, wohin die Reise geht. Wie so ein Zeitalter aussieht?

Nun – wir haben aktuell eine Demonstration gestartet, die aufgrund der Umstände und des Umfeldes zu der größten Demonstration in Deutschland werden kann. Sie sammelt Menschen, die sich hinter die Werte Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Wohlstand und Sicherheit stellen: Grundwerte unserer westlichen Kultur. Was uns das antichristliche Zeitalter beschert? Genau das Gegenteil. Das ist das Überraschende an dieser Geschichte: wertemäßig führt uns der Neoliberalismus in das totale Gegenteil der seit zweitausend Jahren gepredigten christlichen Werte.  Wir sollten uns die Hilfe der Kirche sichern, um gegen ihn vorzugehen. Lauschen wir der Tagesschau, die uns die Worte des neuen Papstes nahebringt:

„Wir haben uns neue Götzenbilder geschaffen. Die Anbetung des alten goldenen Kalbes findet sich heute neu und erbarmungslos wieder in einem Fetischismus des Geldes und einer Diktatur einer gesichtslosen Wirtschaft ohne jedes humane Ziel“

Es sind wahrlich historische Dimensionen, die hier angedeutet werden. Dimensionen, die das menschliche Begriffsvermögen sprengen – wer denkt schon dreitausend Jahre weit. Erst recht niemand in Deutschland: hier lernt man „Jude = pfui“, und da man das nicht mehr ungestraft sagen darf, ersetzt man es durch „Israel = pfui“ – schon kann man den alten Hass ungestört in die Moderne tragen.

Dabei ist die kulturgeschichtliche Bedeutung des Judentums eine ganz enorme: sie haben die Kinderopfer konsequent abgeschafft. Wir vergleichen jene Menschen vor dreitausend Jahren gerne mit unseren Zuständen und regen uns fürchterlich auf: ein Ergebnis  unserer mangelhaften Schulbildung. Unser Maßstab für die Behandlung von Sklaven und Frauen ist nicht vergleichbar mit dem vor 3000 Jahren – aber ein Ergebnis der Impulse, die damals gesetzt wurden. Gut – so stolz können wir auf unsere kulturellen Leistungen nicht sein: unsere Sklaven sind weit weg in ausländischen Fabriken (und somit aus unseren Augen, was uns meist genügt) und unsere Frauen werden immer noch selten als echte Menschen angesehen, auch wenn wir uns formal alle Mühe geben, die Regeln einzuhalten.

Tausend Jahre später kam mit Jesus Christus ein weiterer kulturgeschichtlicher Impuls in die Welt, der direkt gegen die Ausuferungen des römischen Imperiums gesetzt war – und gegen die Anbetung des Goldenen Kalbs. Egozentrischer, gewinnsüchtiger, menschenverachtender Materialismus war mit den alten Christen und Juden nicht zu machen, da gab es ein klares NO GO.  Allerdings – so möchte ich vorausschicken – sind nicht alle Juden oder Christen Heilige, im Prinzip sind es Menschen wie Du und Ich: es lassen sich also leicht Listen anfertigen mit bösen Juden, bösen Christen oder bösen Pfaffen. Ginge aber auch mit bösen Bürgermeistern, bösen Bauern oder bösen Kommunisten: Menschen sind leider nicht so perfekt und fehlerfrei, wie man sie sich denken kann.

Wir fühlen uns heute diese Alten so unglaublich weit überlegen … doch schauen wir in den Alltag einer Arbeitsagentur (modern: Jobcenter), so finden wir Millionen Kinder, die der modernen Arbeitsmarktpolitik sinnlos geopfert werden, siehe Inge Hannemann bei Altona bloggt:

Unberücksichtigt in der offiziellen Arbeitslosenstatistik bleiben die Kinder, die in einer Welt und Familie aufwachsen, ohne Chance für einen Start oder Neubeginn aus dem Scham- und Angstland Deutschland. Sie werden in eine Welt hinein geboren, wo sie spätestens im Kindergarten erfahren, dass diese Welt für sie keine Welt darstellen darf. Sie tragen den Stempel der Hartz-Hetze. Und dabei muss es nicht das äußere Erscheinungsbild sein, welches uns ebenfalls die Medien vorgaukeln. „Hartzer“ reden nicht von Hartz, von ihrer Scham und ihren Ängsten. Ein unausgesprochenes Verhalten, welches sich unbewusst auf die Kinder überträgt.

Wir machen uns keine großen Gedanken über diese Kinder. Sie haben sich ja auch schuldig gemacht: ihre Eltern waren arbeitslos oder schlecht bezahlt – das ist eine schlimme Straftat im Angstland Deutschland, eine Straftat, die nicht ohne Folgen bleiben darf:

Auch Reifen nutzen sich mit jeder Fahrt ab, das Profil wird geringer. In dieser Metapher bleibend, kann sich das Profil, die Persönlichkeit eines Kindes nicht frei entwickeln oder wird spätestens bei Eintritt in die Unmenschlichkeit der „Hartz-Maschine“ zurecht gestutzt. Dieses passiert zumeist schon dann, wenn sie unschuldig ihren 15. Geburtstag feiern und die Eltern als Aufstocker, trotz Vollerwerbstätigkeit durch den rasant steigenden Niedriglohnsektor, nicht mehr vom Lohn leben können. Ein Geburtstag der frei und fröhlich sein sollte. Sie wissen nichts davon, was einige Meter oder Kilometer von ihnen entfernt passiert. Sie ahnen zumeist nicht mal, dass mit wenigen Klicks im System der Jobcenter, aus dem ehemals 14-jährigen jungen unbekannten Menschen ein vielleicht zukünftig gebrandmarkter Mensch mit einer Kundennummer wird. Mag die Feier noch unbeschwert gewesen sein, wird ein Brief, zusammengesetzt aus vorgefertigten behördlichen Textbausteinen, sie ein paar Wochen später erreichen.

Das sind erste Ausprägungen des antichristlichen Zeitalters. Die große Hoffnung ist, dass die Kirche als (oft erbärmliche und total versagende) Hüterin des christlichen Zeitalters zur Besinnung kommt – immerhin steht ihre Vernichtung ebenfalls kurz bevor: organisierte Sozialromantik mit Anbindung an höchste Gedanken ist den neuen Mächten, den neuen Götzen und Göttern ein Dorn im Auge.

Was ein leichtes Lächeln verursacht: im großen Zeitalter des Atheismus entstehen absurdeste Götzen, die man gar nicht mehr wahr nimmt, weil der eigene Horizont dem einer Briefmarke gleicht: problemlos reden alle von der „unsichtbaren Hand des Marktes“, die alle Regierungen in die Knie zwingt. Keiner denkt sich was dabei, dass man hier gerade wieder einen neuen Gipfel der Irrationalität erreicht hat – von dem man aus aber problemlos Religionskritik übt. Man sieht den Splitter um Auge des anderen trotz des eigenen Balkens vorm Gesicht ganz genau.

Was geschieht aber nun mit Politikern, die von würdigen und entschlossenen Vertretern des christlichen Glaubens mit christlichen Werten konfrontiert werden?

Sie knicken ein, siehe nochmal Tagesschau:

„Wir erleben, dass Krisen daraus entstanden sind, dass die soziale Marktwirtschaft nicht gegolten hat, dass Staaten alleine keine Leitplanken eingezogen hatten“, erklärte die Kanzlerin. Deshalb sei die Regulierung der Finanzmärkte „ja auch unser zentrales Problem, unsere zentrale Aufgabe“.

„Wir kommen voran, aber wir sind längst noch nicht da, dass man sagen kann, eine solche Entgleisung aus den Leitplanken der sozialen Marktwirtschaft wird nicht wieder passieren“, sagte Merkel. Insofern werde dieses Thema auch auf dem G20-Gipfel in diesem Jahr wieder eine fundamentale Rolle spielen.

Das sind ja Worte, wie man sie auf einem Parteitag der Linken vermuten würde. Gesprochen wurden sie aber zwischen jenen Mächten von Religion und Politik, die wir so verachten und geringschätzen. Es kommt noch mehr:

Beim Gespräch mit der Kanzlerin forderte Franziskus in Zeiten der Krise ein starkes und vor allem gerechtes Europa. Merkel bestätigte dies: Wirtschaft müsse den Menschen dienen. Das sei „längst nicht überall der Fall“ gewesen, sagte sie.

Gäbe es jetzt eine starke Demonstration von Millionen von Menschen, die bereit wäre, sich für die Werte Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Wohlstand und Sicherheit starkt zu machen: die Zeitenwende wäre aufgehalten. Sofort.

Dazu braucht man keine neue Partei – es stünde wirklich schlimm um Europa, wenn die normalen Grundwerte einer jeglichen menschlichen Gemeinschaft (die sogar unter Räuberbanden und Piratenhorden Wertschätzung genossen) nur noch von einer kleinen Minderheit gewollt würden.

Leider gibt es momentan diese starke Gemeinschaft nicht … bzw. sie ist noch sehr klein. In Wirklichkeit ist sie viel größer als die kleine Schar skrupelloser Verbrecher, die ihre neoliberalen Gewaltphantasien in unserem Arbeitsalltag ausleben. Im Unterschied zu uns sind die aber straff organisiert und verfolgen diszipliniert ihre Ziele in Staat und Gesellschaft.

Findet sie sich zusammen, dann ist der Spuk des antichristlichen Zeitalters ganz schnell vorbei. Mit dem Papst auf unserer Seite wird auch die Kanzlerin mitmarschieren … und unsere Kinder bekommen wieder eine Chance, der Brandmarkung als Hartzer zu entkommen.

Ist fast wie vor dreitausend Jahren: auch dort sollen Kinder enorm gelitten haben, um den goldenen Götzen zufrieden zu stellen.

Das brauchen wir aber doch nicht wirklich, oder?

Ein privates PS noch: was ich wirklich gerne sehen würde, wäre, das Atheisten an christlichen Feiertagen durcharbeiten – oder zumindest demonstrativ vor dem geschlossenen Firmentor sitzen. Das würde mich von der Aufrichtigkeit ihres Anliegens überzeugen.

Noch ein PS: „Kirche“ gehört durch „Staat“ ebenso kontrolliert wie „Markt“, das zeigt die Geschichte. Ich fände es auch sehr spannend, wenn mir die Päpste erklären könnten, wie aus dem Gegenteil der christlichen Botschaft eine kirchliche Lehre werden konnte – könnte es nicht sein, dass Paulus immer Saulus geblieben ist? Lese ich seine Briefe, möchte ich meinen, er sei ein Agent des Imperiums, der die aufkeimende christliche Bewegung im Keim ersticken wollte – mit großem Erfolg. Nur mal so nebenbei bemerkt, damit hier kein Kirchenfunktionär meint, man könne jetzt mal wieder gezielt über die Strenge schlagen.

 

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