Foto: Noam Chomsky (Flickr/Bill So/Q&A Session/CC BY-SA 2.0)
Verweigerer der experimentellen Gentech-Impfung bzw. der hiermit verbundenen Abo-Falle „isolieren“ und es auch „ihr Problem“ sein lassen, wenn sie dann nichts mehr zu essen haben – nein, diese Forderung stammt nicht von einem neoliberal indoktrinierten und dekadenten Urenkel Stalins oder Maos. Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass dieser Standpunkt einmal aus dem Munde desjenigen auch von mir hochgeschätzten „wichtigsten Intellektuellen der Gegenwart“ (New York Times) kommt, der ausgewiesener Experte in der Disziplin des „Manufacturing Consent“ ist … ich hätte schallend losgelacht.
Nun aber – muss ich schlucken. Ein weiterer vermeintlicher Eckpfeiler der Vernunft verkündet nun also die bedingungslose Kapitulation vor dem marktkonformen Wahnsinn und begeht Seppuku. Man ist ja inzwischen auf Vieles gefasst und in einer Zeit, wo unsere Promis, Intellektuellen und Influencer wie Dominosteine einer nach dem anderen umpurzeln und sich in der Horizontalen scheinbar auch pudelwohl fühlen, sollte einen ja nichts mehr wundern. Doch nun auch Chomsky? Tu quoque fili, Noam?
Soll ich nun alles verwerfen, was dieser Denker bisher an zweifellos brillanten Analysen abgeliefert hat? Nein, das will ich nicht. Und das ist auch nicht notwendig. Denn jeder Mensch, der differenziert denken kann, braucht diese Sache mit dem „Verwerfen“ – das ja eines der Hauptübel in unserer Cancel Culture-Zeit ist – nicht mitzumachen. Es ist ausreichend, etwas / jemanden richtig einzuordnen, dann hat es / er schon seinen passenden Platz, braucht nicht komplett abgewertet, aber auch nicht überschätzt werden.
Chomsky, ebenso wie viele andere Intellektuelle, die nun Auge in Auge mit Pogo dem Clown radikal versagen, haben zweifellos ihre Verdienste in Sachen Sozial-/Polit-/Wirtschaftskritik, die anerkennenswert sind und über vieles hinausgehen, was in der heutigen akademischen Welt zum guten & gernen Ton gehört, um „anerkannnt“ zu bleiben.
Dennoch muss man sich nun fragen, was für einem Welt- und Menschbild diese Köpfe, die wir einmal für geniale Überflieger gehalten haben, eigentlich frönen. Wenn es möglich ist, dass sie damit jederzeit zur fetten Beute des Wahnsinns werden können und sich als Sprachrohre des Totalitarismus hergeben, dann war am Mindset dieser Intellektuellen vielleicht doch auch etwas faul. Zumindest ist dieses Mindset den Anforderungen unserer heutigen Zeit nicht mehr gewachsen.
Es lohnt sich, über diese Frage ein paar Takte nachzudenken. Wie schon gesagt: nicht um besagte Köpfe zu kritisieren oder abzuwerten, das wäre vergebliche Liebesmühe. Sondern vielmehr, um sich selbst zu wappnen gegen das Aufgesogenwerden, das auf jeden von uns lauert, der sich nicht die Mühe macht, im Sinne Goethes täglich neu zu werden, d.h. bereits errungene scheinbare Wahrheiten hinter sich zu lassen bzw. zu vertiefen:
„Und wer das nicht hat, dieses Stirb und Werde,
ist nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde.“
(J.W. v. Goethe)
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