Hoyerswerda

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Dokumente deutscher Dämlichkeit: Erfahrungen einer Mutter mit Hartz IV – und einem asozialen Land

Dienstag, 11.2.1014. Eifel. Mir wurde unlängst ziemlich deutlich aus dem Kreis unserer neuen Autoren gesagt, ich solle nicht mehr über Arbeitslose schreiben ... was ein Grund für meinen Rückzug war. Es sei "langweilig", immer etwas über Arbeitslose lesen zu müssen, zudem würden die bei mir auch noch "gut" dargestellt. Ja - solch´ einem asozialem Gesochse haben wir hier Platz geboten, Raum geschenkt, Gastfreundschaft gewährt. Außer mir hat das wohl keiner groß gemerkt - jedenfalls gab es keine Klagen. Es ist sehr betrüblich zu sehen, dass wirklich kaum noch jemand den Mumm oder die Courage hat, Regierungsmeinung in dieser Hinsicht zu hinterfragen - und "die Wirtschaft" jubelt sowieso: jeder, der skrupellos genug ist, seinen Arbeitern zu wenig Geld zu geben, kann hier  Millionär werden ... dank massivem staatlichem Eingriff in die "Märkte", einem Eingriff, der ansonsten sofort "die Wirtschaft" auf die Barrikaden getrieben und zu spontanen Massenentlassungen animiert hätte.

Dienstag, 11.2.1014. Eifel. Mir wurde unlängst ziemlich deutlich aus dem Kreis unserer neuen Autoren gesagt, ich solle nicht mehr über Arbeitslose schreiben … was ein Grund für meinen Rückzug war. Es sei „langweilig“, immer etwas über Arbeitslose lesen zu müssen, zudem würden die bei mir auch noch „gut“ dargestellt. Ja – solch´ einem asozialem Gesochse haben wir hier Platz geboten, Raum geschenkt, Gastfreundschaft gewährt. Außer mir hat das wohl keiner groß gemerkt – jedenfalls gab es keine Klagen. Es ist sehr betrüblich zu sehen, dass wirklich kaum noch jemand den Mumm oder die Courage hat, Regierungsmeinung in dieser Hinsicht zu hinterfragen – und „die Wirtschaft“ jubelt sowieso: jeder, der skrupellos genug ist, seinen Arbeitern zu wenig Geld zu geben, kann hier  Millionär werden … dank massivem staatlichem Eingriff in die „Märkte“, einem Eingriff, der ansonsten sofort „die Wirtschaft“ auf die Barrikaden getrieben und zu spontanen Massenentlassungen animiert hätte.

Ganz offen rühmt sich ein Ex-Kanzler, wozu er seine prachtvolle, fürstliche Ausstattung mit Steuermitteln gebraucht hat: einen „Niedriglohnsektor“ hat er geschaffen. Das hört sich produktiv und konstruktiv an – in Wirklichkeit ist gemeint: er hat deutsche Bürger dazu genötigt, sich für albanische Löhne zu verkaufen. Mit Staatsgewalt, wohlgemerkt.

„Hartz IV“ ist das Ermächtigungsgesetz der Neuzeit, es ermächtigt jeden asozialen Menschenschinder, sich auf Kosten seiner Mitmenschen zu bereichern … solange die Kredite der Bank für sein Unternehmen laufen. Ja – das ist das eigentliche neoliberale Erfolgsmodell: auf Pump eine Firma kaufen, den Mitarbeitern Hungerlöhne zahlen, während man selbst sich die Taschen vollstopft, dann ein schneller Konkurs – und schon ist man Leistungsträger.

Die Zeche zahlt der Steuerzahler – nur ist er häufig zu blöde, das zu bemerken.

Der „Niedriglohnsektor“ hatte auch Folgen für den Euro und Europa: die gesamte Krise der Eurozone läßt sich auf den deutschen Niedriglohnsektor zurückführen – ohne ihn wären die deutschen Waren nicht so billig, dass sie in Griechenland, Italien, Portugal oder Irland die einheimischen Firmen vom Markt vertreiben könnten. Da verdienen Millionen Deutsche dran – und genauso wie damals, als Judeneigentum billig verscherbelt wurde, machen Millionen ein Schnäppchen … nicht nur eine kleine Hand „Reformer“.

Ach ja … „damals“ … auch darüber darf man nicht mehr schreiben. Zunehmend bahnt sich in Bloggerkreisen eine neue Meinung an – zu „damals“. Weit über dem üblichen Prozentsatz der rechtsradikalen im Lande hinaus bricht sich – teils hinter vorgehaltener Hand, teils ganz offen ausgedrückt eine alte Meinung Bahn: „der Jude war es“. Man merkt deutlich: Deutschland hat wieder Not – und in der Not sucht man einen Schuldigen: den Juden, entweder als „zionistischen Banker in New York“ oder als „Israeli“. Hätte Hitler doch nur alle ausgerottet – die Welt wäre ein friedliches Paradies. Leider haben die Juden den Krieg gewonnen und besetzen Deutschland bis 2099 – so jedenfalls die neuen Legenden der „einschlägigen“ Kreise.

Vergessen wird: der braune Alltag, denn der wurde auch ohne Juden immer finsterer … und viele führende NS-Schreihälse der Gemeinde sind ihm zum Opfer gefallen, allen voran der Herr Röhm und Konsorten, denn die Maschine lief immer weiter … und als Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten, Pfarrer, Kritiker und Zigeuner samt den Arbeitslosen „fort“ waren, nahm sich die Maschine den Rest vor. „Hat über Partei und Führer gelästert“, „hat Auslandsfunk gehört“, „sah Deutschland den Krieg verlieren“ waren standardmäßig Anschuldigungen, mit denen Nachbarn den ewigen Streit um den Apfelbaum an der Grundstücksgrenze endgültig beendeten, Kinder sich wegen zu schlechter Noten an dem Lehrer rächten … oder auch an ihren Eltern.

Ob an den Beschuldigungen etwas daran war? Meistens nicht, aber die Folterkeller der Gestapo mussten gefüllt werden – auch mit den Schreihälsen, die zuvor das Fähnchen am Eifrigsten schwenkten. An diesen Aspekt des „Dritten Reiches“ erinnert sich kaum einer – mir kam er gestern in den Sinn, als ich folgende E-Mail erhielt:

Moin, hatte gestern ein „tolles“ Gespräch mit meiner ältesten Tochter. Die rief mich ganz erbost an, ich würde ihren Staus hier und auch außerhalb zerstören. Sie könne sich nirgendwo mehr blicken lassen, weil ich ja H4 Empfängerin sei und zu faul zum arbeiten. Sie war bei uns in der Dorfdisco und wurde wohl darauf angesprochen, man hätte mich beim JC gesehen, tja, dann muss derjenige ja auch im Bezug sein???? Ich solle mal meine Klappe halten wenn ich da besoffen in der Ecke läge. Ich saufe nicht, wovon denn auch?? Ich war sprachlos. Sie hat alle möglichen Vorwürfe runtergerattert so das ich gar nicht zu Wort gekommen bin. Jedenfalls will sie, dass ich wegziehe sobald meine Jüngste mit ihrem Studium beginnt, sie wolle sich nicht weiter für mich schämen. Sehr traurig ist das. Sie habe sich schon nach Wohnungen für mich umgeschaut. Siehste, H4 wirkt.

„Man hätte mich beim Jobcenter gesehen“ …. dort gesehen zu werden, ist inzwischen gefährlich, führte in diesem Falle dazu, dass die Tochter einem eine Wohnung weit weg sucht. Tja – früher war das einfacher, da gab es „Lager“.

Die Frau, die dies berichtet, ist Mutter von vier Kindern. Mal ausgerechnet, was ein Kind kostet? 120 000 Euro bis zum 18. Lebensjahr (siehe Familie.de). Bei ständig steigenden Preisen (die die dicken Bonuszahlungen sicherstellen) und ständig sinkender Kaufkraft  wird das irgendwann automatisch eng.

Schon mal überlegt, wie sich eine Mutter fühlt, die diese Investitionen gewagt hat – und von der eigenen Gemeinschaft (was „der Staat“ eigentlich ist) dafür an den Pranger gestellt wird, weil wir ganz neben die Erziehungsleistung von Eltern inzwischen gratis abrufen wollen?

Schon mal überlegt, wie zerrüttet dieses Land in Wirklichkeit schon ist, wenn sich wieder Kinder auf diese Weise gegen ihre Eltern stellen – wie „damals“ mit dem Staat im Rücken?

Ich denke – man vergisst einfach zu viel.

In Deutschland wird wieder gestorben – nur die Berichte dafür finden keinen Einlass in die Presse, siehe Stern:

Das Gesetz, das als Hartz-IV bekannt ist, trägt nicht nur den Namen eines rechtskräftig verurteilen Straftäters, sondern kann auch zum Tode führen. Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen, lautet die Quintessenz dieser von der Schröder-Regierung eingeführten sozialpolitischen Umbau-Maßnahme. In Speyer konnte Hartz-IV auf grausige Weise seine finale Logik beweisen: Ein 20jähriger Arbeitsloser wurde am Sonntag, 15. April, verhungert in der Wohnung seiner Mutter aufgefunden. Die 48-jährige Frau selbst wurde mit Mangelerscheinungen in eine Klinik eingeliefert.

Beiden war von der zuständigen „Gesellschaft für Arbeitsmarktintegration“ (GfA) vor vier Monaten das Arbeitslosengeld II gestrichen worden. Die Mutter hatte angegeben, sie hätten nicht mehr genug Geld gehabt, um Lebensmittel zu kaufen.

2007 konnte man so etwas noch im Stern lesen. Inzwischen ist auch denen dieses Thema wohl auch zu heiß geworden.

Es steckt eine große, finstere Gewalt hinter der Verdunkelung der deutschen Verhältnisse: der Staat selbst. Noch ein Beispiel dazu? Gut.

Der Spiegel meldete am 19.1.2014, das hunderttausene deutscher Akademiker zu Niedriglöhnen arbeiten würden – ein Skandal sondergleichen. Nur einen Tag später kam im gleichen Magazin die Meldung, dass Deutschland vom Akademikeransturm aus Rumänien und Bulgarien profitieren würde: noch viel mehr Akademiker, die helfen würden, die Löhne für deutsche Fachkräfte auf albanisches Niveau zu senken … mit Billigung unserer eigenen Regierung.

„Deutschland“? Nein – eine Bande von Lohnschneidern, die die Lebensqualität für Deutsche mit geliehenen Geldern von Sparern (ja – man vergisst häufig, woher das Geld eigentlich kommt, mit dem die wuchern) weiter absenken wollen – aktuell wirbt der Bundespräsident aktiv in Indien um die indische Jugend: sie solle doch massenhaft nach Deutschland kommen, wir sind zwar eins der dichtbevölkersten Länder der Erde, haben aber Platz satt: vor allem für Facharbeiter, die zu Niedriglöhnen arbeiten.

Dank der Qualität der deutschen Schulausbildung wundert das keinen mehr. Laut Spiegel sind deutsche Schulbücher beim Thema Holocaust unpräzise, ebenso berichtet das Magazin seltsame Erscheinungen in Hoyerswerda: ein brauner Mob bekommt eine Bewährungsstrafe für studenlangen Terror gegen Mitmenschen … die Opfer müssen den Ort verlassen und anonym in einer Großstadt wohnen:

Vielleicht ist es gerade diese offen zur Schau getragene Heiterkeit, die auf Betrachter des Neonazi-Prozesses in Hoyerswerda so verstörend wirkt. Gemeinsam hatten die acht Rechtsextremen laut Anklage im Oktober 2012 ein in der Antifa-Szene engagiertes Paar zu Hause aufgesucht. Sie beschimpften die beiden aufs übelste, drohten mit Mord und Vergewaltigung. Über Stunden schaffte es die Polizei nicht, dem Treiben ein Ende zu machen. Schließlich wurden nicht etwa die Täter festgenommen – sondern die Opfer per Streifenwagen an einen sicheren Ort geschafft.

Die haben auch gut lachen: der Staat kämpft lieber gegen Arbeitslose als das er sich gegen Staatsfeinde wehrt. So hatte sich „damals“ auch die SA gegen den Staat durchgesetzt. Und damit für den Umbauprozess der Gesellschaft auch genug Arbeitslose zur Verfügung stehen, wird Deutschland „Einwanderungsland“.

Wohin die Reise geht?

Welche Chancen, welche Zukunft hat eine Gesellschaft, in der sich die eigenen Kinder gegen ihre Eltern stellen, um den Schnöseln von RTL zu gefallen?

Und welche Botschaft verbreitet die Regierung, der Präsident, die Wirtschaft währenddessen unter das Volk?

Wenn ihr meckert, ersetzen wir euch durch Inder, Bulgaren und Rumänen. Aber … das tun wir sowieso. Also haltet das Maul, schränkt euch weiter ein, spart, wo ihr könnt zum Wohle der Kapitaleigner, deren Hauptberuf inzwischen „Steuerhinterzieher“ istsonst streichen wir euch das Essen genauso wie den Alten, den Kranken … und den Müttern, die nach zwanzig Jahren Kindererziehung keiner mehr haben will – noch nicht einmal die eigenen Kinder.

Und wem das nicht reicht, dem unterbreitet der Spiegel die Wahrheit, dass die Mehrheit der Deutschen inzwischen für aktive Sterbehilfe ist.

Wie damals.

Aber ich vergaß: darüber redet man nicht mehr, zeitgemäß und heiß ersehnt sind Artikel über sebstversorgende Vegetarier … denn die hätte der Staat (bzw. der sich verselbständigende aufgeblähte Verwaltungsapparat) auch gerne als Bürger: da bleibt mehr Geld für neue Pöstchen über … wie ich höre, hat allein die aktuelle große Koalition dreißig neue Pöstchen geschaffen – und zwar sicher nicht auf Hartz IV-Niveau.

Ach – und was man der Tochter sagen sollte?

Gar nichts.

In zwanzig Jahren wird sie selbst von Hartz IV leben.

Sie will es nur noch nicht wahr haben.

Dabei würde in Blick in die Gegenwart reichen: die Zahl der Jugendlichen, die einen Neuwagen kaufen, nimmt beständig weiter ab (siehe z.B. auto motor sport). Ist dies vielleicht wirklich nur „mangelndes Interesse“ …. oder könnte das etwas mit Niedriglöhnen zu tun haben, die in Zukunft direkt in die Altersarmut führen?

 

 

 

 

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