
Mittwoch, 2.4.2014. Eifel. Na: haben Sie es gemerkt? Gestern war erster April – und ich sage gleich: es war ein sehr guter erster April. Letztes Jahr war er etwas mau, da hat es sich gar nicht gelohnt, sich an die Tastatur zu setzen, doch dieses Jahr gab es ein Feuerwerk an lustigen Meldung, die sich gegenseitig zu übertreffen versuchten. Besonders tat sich dabei Spiegel-Online hervor: den Scherzbuben war diesmal wirklich nichts heilig – aber man musste schon genauer hinschauen, um die Joke-Meldungen zu erkennen – für den normalen Bild-Leser war diesmal nichts dabei.
Da gab es doch in der Tat die Meldung, das es Mindeslohn nicht für Langzeitarbeitslose gibt. Na – merken sie den Fehler? Hört sich ganz nach Großkotz – äh – Groko – an, ist aber totaler Schwachsinn: Langzeitarbeitslose gehen doch gar nicht arbeiten. Die kriegen also überhaupt keinen Lohn! Hahaha – selten so gelacht.
Oder der Witz, dass 20 % der deutschen Schüler an Alltagsproblemen scheitern – schön wär´s. Haben Sie in ihrem Leben auch nur EINMAL einen deutschen SCHULBUS gesehen – oder wie sich der deutsche Schüler darin gebärdet? SIE WERDEN KEINE ZWANZIG PROZENT FINDEN, DIE AUCH NUR MIT DEM BUSFAHREN KLARKOMMEN … geschweige denn mit den anderen Herausforderungen das Alltags!
Die Zeit hat sich allerdings auch was zu dem Thema ausgedacht: ein echter Schenkelklopfer: angeblich sollen deutsche Schüler Probleme kreativer als der Durchschnitt lösen. Die Antagonisten „deutsch“ und „kreativ“ in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen: das hat seit hundert Jahren keiner mehr versucht. Respekt: der Aprilscherz war genial durchdacht. Und zudem: setzen Sie sich mit dem geistigen Bild im Kopf mal in einen Schulbus: Sie werden vor Lachen nicht mehr zum Luftholen kommen!
Schön auch – wieder Spiegel – die Meldung, dass ein junger US-Amerikaner für Schüsse auf das Weiße Haus 25 Jahre Haft bekam. Der war echt gut: nur auspegrägte Amerikakenner konnten den erkennen und amüsierten sich köstlich über den hintergründigen Witz. Die wissen halt, dass in den USA schon Sondereinsatzgruppen arbeitslose Wildcamper grundlos abknallen (siehe Spiegel vom heutigen Tage) – würde wirklich jemand auf das Weiße Haus schießen, so würde er die nächsten hundert Jahre nicht mehr aus den Folterkellern von Guantanamo kommen anstatt nur billige 25 Jahre Gefängnis bei Vollverpflegung zu erhalten. Respekt: der Scherz war super durchdacht.
In die gleiche Kerbe schlägt die Spiegelmeldung, dass das CIA die Regierung über ihre brutalen Folterkammern getäuscht hat. Hahahahaha … der ist ja wohl ultragut. Ohne Regierung gäbe es das weltweite Netz von Geheimgefängnissen gar nicht, in denen auch schon mal gefoltert wird, wenn man sicher ist, dass das Opfer gar nichts weiß. Und außerdem ist das: VERSCHWÖRUNGSTHEORIE. Super gemacht, der Scherz, wirklich hintergründig und fein ausgesponnen.
Sehr raffiniert ist auch die Meldung zur Türkei (wieder Spiegel): angeblich sei jetzt die CDU gegen den Beitritt Erdogans in die EU, weil er seinen politischen Gegnern gedroht hat, sie bis in ihre Höhlen zu verfolgen. Haben Sie den geglaubt? Wirklich? Wer hat den zusammen mit den USA bin Laden bis in seine Höhle verfolgt – und wer ist als Oppositionspolitikerin extra bis in die USA gemerkelt, um sich dafür zu entschuldigen, dass die Bundeswehr nicht an der Jagd auf Saddam Hussein teilnimmt? Na? Ich sehe: jetzt verstehen Sie den Witz.
Etwas fade fand ich die Meldung, dass die Griechen nochmal sechs Milliarden Euro erhalten sollen (das letzte Mal: Spiegel). In Griechenland sind sie Krankenhäuser zu, die Rentner verroten auf der Straße, die Jugend bringt sich massenweise wegen endlosem Elend um: dass da für den IWF gar nichts mehr zu holen ist, ist jedem klar. Aprilscherz – aber im Vergleich zu den anderen recht billig.
Das Handelsblatt brachte eine Meldung, auf die ich fast selbst hereingefallen wäre: angeblich haben die Allianzvertreter ausgerechnet, wie hoch der Versicherungsschaden für erschlagene Orks, verwundete Könige und verlorenen Fisch im Film „Der Hobbit“ ist. Nun – Zeit genug hätten die Laumalocher ja dafür gehabt, immerhin leben sie gut auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung. Blöde und gelangweilt genug dürften sie auch sein: immerhin rollen die Beiträge von selbst aufs Konto. Wäre nicht der 1. April gewesen: ich wäre darauf hereingefallen. So jedoch konnte ich mich gerade noch bremsen: auch die weißen Kragen der Versicherung sollten kapiert haben, dass es sich bei dem Film um ein erfundenes Machwerk handelt, dessen Helden und Bösewichtern man keine Versicherung verkaufen kann.
Der Brüller ist allerdings ein Artikel im Handelsblatt-Kaufhaus, den man sich auch noch für 79 Cent bezahlen lassen möchte. Hoffentlich hat niemand das Geld ausgegeben: es geht um DAX-KONZERNE, die ARBEITSPLÄTZE SCHAFFEN. Leute: es war 1. April! Das hätten Sie sich aber wirklich denken können. Dax-Konzerne, die Arbeitsplätze schaffen, sind so real wie kreative Deutsche oder gut bezahlte Langzeitarbeitslose außerhalb des Parlaments! Ein Riesenbrüller!
Wer aber auch wirklich einen Preis erhalten sollte, ist die FAZ. Ihr Aprilscherz war ziemlich gut versteckt. Den muss ich auch so zitieren, wie sie ihn gebracht haben – soviel Raffinesse kann ich mit meinen einfachen Worten nicht beschreiben:
Während die Pannen am Berliner Großflughafen BER kein Ende nehmen, wachsen die Baukosten immer weiter: Einem Bericht zufolge sollen sie nochmals um zwei Milliarden Euro steigen. Es werde gar erwogen, den Flughafen komplett neu zu bauen.
Die zwei Milliarden mehr – die hätte man ja noch geschluckt. So einen Umgang mit Steuergeldern – selbst in diesen Höhen – ist man gewöhnt, darum suchen ja „Unternehmer“ die Nähe zu „Politikern“, um mit öffentlichen Großbauten so richtig schön abzusahnen. Klar ist es völliger Nonsens, schlechtem Geld noch gutes hinterherzuwerfen (ursprünglich sollte das Teil 2,5 Milliarden Euro kosten … jetzt sind wir schon bei 8 Milliarden: es haben sich wohl noch mehr mit Entscheidungsträgern verwandte oder verschwägerte Unternehmer gefunden, die für viel Geld an der Ruine mitschrauben wollen ) … aber das hätte man vielleicht durchgehen lassen. Aber: dass die das ganze Teil KOMPLETT NEU BAUEN wollen … Hut ab – die Meldung hat Klasse. Das ist wirklich schon ein Idiotentest für die Leserschaft.
Die Welt wagt sich dieses Jahr ebenfalls mit einem nicht leicht durchschaubaren Aprilscherz in die Welt der Arbeitslosen … bzw. in die Welt der Medizin. Angeblich – da lächelt man schon im Ansatz – werden in Deutschland laut einer Bertelsmannstudie 9 Millionen depressive Menschen nicht ausreichend behandelt bzw. bekommen „kaum Hilfe“. Na – den haben Sie aber bemerkt, oder?
EINE GANZE BEHÖRDE kümmert sich in Deutschland um die Depressiven: die kriegen Hartz IV und Druck, wenn sie dem nicht gewachsen sind, gibt es Sanktionen PLUS folgende Obdachlosigkeit, im Anschluss an diese werden sie von Sondereinsatzkommandos der Polizei erschossen. Ach nein, das waren ja die USA … derem „erfolgreichen“ System wir uns so gerne anschließen. Und nur neun Millionen Deutsche depressiv? Das war ja wohl wirklich nur mal ganz früher der Fall, als noch Wirtschaftswunder für gute Laune sorgten.
Respekt: auch dieser Scherz gut durchdacht und geschickt gesetzt – aber leider völlig weltfremd.
In die gleiche Kerbe versucht auch Yahoo zu schlagen, erweist sich hier aber als drittklassiges Nachrichtenportal und drittklassiger Aprilscherzler: psychische Erkrankungen DURCH ARBEIT sollen enorm zunehmen. DURCH ARBEIT! In DEUTSCHLAND! In Deutschland macht Arbeit psychisch gesund! Und frei! Und glücklich! Und schützt vor Obdachlosigkeit und erschossen werden! Nein nein, der war billig und schlecht gemacht. Arbeit ist in Deutschland DIE Therapie für alle psychisch Kranken – siehe Spiegel:
Arbeit macht krank. In vielen Teilen der Gesellschaft und in den Medien ist das der Tenor. Vertreter aus der Psychiatrie, sozialen Einrichtungen, der Bundesagentur für Arbeit und Rentenversicherungen widersprechen dem aber. Auf der Fachtagung „Arbeit für psychisch Kranke“, die am Mittwoch in Berlin stattfand, diskutierten Experten über Chancen für Menschen mit psychischen Erkrankungen auf dem Arbeitsmarkt. Dabei betonte Wolfgang Maier, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): „Die Erschöpfung durch Arbeitsstress ist nur ein Aspekt. Arbeit schützt Menschen auch vor psychischen Erkrankungen.“
Ja: das ist DEUTSCHLAND! Das weiß jeder … und deshalb ist der Scherz von Yahoo so schlecht.
Kommen wir aber jetzt zum Spitzenreiter der Aprilscherze dieses Jahres: Putin und die Ukraine!
Hier hat die Tagesschau den Vogel abgeschossen – humorlos und dumm. Gut – die Meldung über gemeinsame Militärmanöver der Ukraine mit der Nato im Sommer zeugt von einer gewissen Mühe um das Thema „Aprilscherz“ … nur: man darf dann nicht gleichzeitig die Meldung bringen, dass die Ukraine ihre paramilitärischen Verbände entwaffnen will, weil die völlig außer Kontrolle geraten:
Am Montagabend hatte ein Radikaler um sich geschossen und dabei drei Menschen verletzt, unter ihnen einen stellvertretenden Bürgermeister der Stadt.
Das ist natürlich auch ein Aprilscherz: niemand kann in Kiew auf die mordenden Banden verzichten:
Der als gewaltbereit bekannte Rechte Sektor spielte bei dem politischen Umsturz in der Ukraine eine Schlüsselrolle.
Und wer bitte schön soll an dem Nato-Manöver teilnehmen, wenn diese Banden keine Waffen mehr haben? Also, Tagesschau: am 1.4.2015 bitte die Scherze besser synchronisieren.
Ebenso niveaulos ist der Versuch von Yahoo, den alten Joschka Fischer mit einem Handelsblattartikel aufzuwärmen, wo der jetzt – ganz in altbekannter Tradition – wieder einen neuen Kosovoeinsatz der Bundeswehr für nötig hält: PUTIN WILL DIE OSTUKRAINE – so der schlecht durchdachte Scherz. Gähn.
Besser ist da T-Online. Die haben einen Superknaller gebracht, den sie so gut fanden, dass er schon am 31.3.2014 erschien – wohl um lange genug nachwirken zu können. Also ehrlich: DEN hätte ich auch nicht lange für mich behalten können!
Wladimir Putin will auch Finnland und Georgien annektieren
Hach … nee, mir kommen jetzt noch die Tränen. Gut, der war einen Tag zu früh – aber dafür doppelt gut. Vorsicht, ihr Hellseher von der Telekom: im nächsten Jahr wird das kaum noch zu überbieten sein! Da muss der schon in Paris einmarschieren und Rom plündern! Aber: ich bin mir sicher, Euch wird da was Gutes einfallen! Freue mich schon jetzt!
Ach ja … der Looser des Jahres 2014 bezüglich des Aprilscherzratings ist dieses Mal Wolfgang Schäuble. Ja – unser Dauerminister, von dem ich immer noch gerne wüsste, wo die 100 000 D-Mark von dem Herrn Schreiber geblieben sind. Dienstältester Abgeordneter in der BRD, vergesslich wie ein Stück Zaunpfahl – sogar wenn es um Geld geht – und was die Scherze angeht: völlig humorlos. Gut – er hat sich bemüht: aber wir wissen ja auch, was das heist, wenn so was in einem Arbeitszeugnis steht. Hier also der Knaller unseres Dauerdiätenbeziehers, zitiert nach Spiegel:
Mit einem brisanten Vergleich verschärft Finanzminister Wolfgang Schäuble den Streit mit Russland in der Krim-Krise. Öffentlich zieht er Parallelen zwischen der Annexion der Krim durch Wladimir Putin und dem Anschluss des Sudetenlandes durch Adolf Hitler.
Oh man, Schäuble!!! Ein lahmer, alter Hitlergag – im 21. Jahrhundert. 41 Jahre Parlament – da hat man jeden Bezug zur Realität endgültig und unwiederruflich verloren, da offenbaren sich die wirklich bedenklichen Folgen der Langzeitarbeitslosigkeit: man denkt, mit dem Humor der fünfziger Jahre könnte man wirklich noch groß was reißen.
Putin ist der neue Hitler. Gähn.
Dauergähn.
Und brandgefährlich. Was man im Parlament nicht so mitbekommt: „Hitler“ ist keine Beleidigung, „Hitler“ ist der Einsatzbefehl für Sonderkommandos der USA zur Exekution von Obdachlosen oder anderen unerwünschten Personen Hört man im Polizeifunk: „Achtung, da zeltet ein Hitler illegal“ oder „Achtung, im Irak (oder Syrien, oder Panama, oder Lybien, oder sonstwo) ist ein „Hitler“ in der Regierung“, kann man schon mal den Bestatter rufen.
Außerdem ist es besonders peinlich, dass der Gag auch schon am 31. 3. 2014 gebracht wurde – Schäuble hielt den selbst wohl für total super und konnte sich nicht bremsen.
Gähn.
Ultrasuperdauergähn.
Na, dass war es dann auch mal wieder in diesem Jahr – oder habe ich etwas Wichtiges übersehen?
Die waren doch klasse, oder?
Wirklich: das beste Jahr sei langem!
Freitag, 14.2.2014. Eifel. Reden wir doch einfach mal über Adolf Hitler. Eigentlich hieß der ja Schicklgruber – aber das hätte man in den USA nicht verstanden. To hit (schlagen) währenddessen ist für die ein sehr bekanntes Wort und entspricht auch sehr ihrem Politikverständnis: „Willst du nicht mein Kunde sein, hau´ ich Dir die Fresse ein“ – um es mal auf einen kurzen Reim zu bringen.
Ja, ich weiß: Gespräche über Hitler sind langweilig und vor allem in Deutschland sehr verpönt.
Stunden über Stunden wurde uns das Thema im Geschichtsunterricht vorgekaut – ich selbst muss allerdings gestehen, dass ich dieses Thema in Geschichte nicht hatte. Wir hatten stattdessen Buchführung – die Schule schaute weit voraus.
Wir kennen die ganze Geschichte. Adolf Hitler arbeitet sich mühevoll vom Schützengraben bis in die Spitze des deutschen Staates (die klassische Geschichte „vom Tellerwäscher zum Millionär“, die mag man in den USA so gern) um die gravierende Ungerechtigkeit im Land zu beseitigen. Irgendwie gelingt es ihm auch, die deutsche Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen – doch dann fängt er an massenhaft Juden zu töten, weil er sie nicht mag. Letztlich will er sogar ganz Europa erobern – was ihm fast gelingt. Unaufhaltsam scheinen in den ersten Jahre die Heere der deutschen Wehrmacht, ein Land nach dem anderen fällt – bis „der größte Führer aller Zeiten“ in seinem Größenwahn auch noch der Sowjetunion und den USA den Krieg erklärt.
Das war es dann mit dem Führer.
Die Deutschen selbst haben die Zeit gut überstanden (wenn sie denn nicht zu den 7 Millionen Toten gehörten, die die Kriege so mit sich brachten): sie wussten von nichts.
Das erspart einem vieles.
Das ist die Kurzform: Adolf Hitler hat die Juden umgebracht.
So erzählt man es sich heute.
Wenn ich nun sage: das ist so nicht ganz richtig – habe ich sofort die Aufmerksamkeit aller Holocaustleugner, an der mir überhaupt nicht gelegen ist. Ich habe keinerlei Zweifel an der Realität des Holocaustes, weil ich – anstatt in hoch theoretisch fabulierenden Schriften nach der Wahrheit zu suchen – einfach mit Zeitzeugen gesprochen habe, Zeitzeugen, die grauenvolles berichtet habe. Das reicht mir, um den Realitätsgehalt des Holocaust zu bewerten.
Warum ist es nicht richtig?
Weil wir durch diese Formulierung die Sichtweise Adolf Hitlers unterstützen, es hätte im Deutschen Volk einen Fremdkörper gegeben, den man „Juden“ nennen konnte. Wir akzeptieren seine Sicht – und übernehmen sie. In einer aufgeklärten Demokratie sollte die Sprachregelung aber eine andere sein.
Die getöteten Menschen sollten in allererste Linie MENSCHEN sein, dann DEUTSCHE … und dann, irgendwann, kann die Kategorie „Religion“ und die Unterkategorie „Jude“ kommen, gleichberechtigt mit den Kategorien „Fahrradfahrer“ oder „Briefmarkensammler“. Achten wir diesen Schritt nicht … definieren wir diese Menschen selbst 2014 immer noch als „Juden“ im Sinne von „Fremdkörper“. Sie sind nicht in erster Linie Deutsche – die noch im ersten Weltkrieg voller nationalistischem Pathos für den Kaiser an die Front gezogen sind – sie sind nicht in erster Linie Menschen – wie der Rest auch – sondern etwas besonderes, etwas anderes, etwas … fremdes.
Formulieren wir also den Satz einmal um: Adolf Hitler brachte die Deutschen um.
Eine Lüge? Nein – außer Juden wurden auch Arbeitslose, Kranke, Andersdenkende, Männer, Frauen, Kinder, Großeltern, Professoren, Lehrer, Ärzte, Pfarrer und eigentlich jeder umgebracht, der irgendeinem Parteimitglied irgendwie im Wege stand: das nannte man „Terror“.
Toll ist ja auch: der Mann war (zuerst) gar kein Deutscher, er war Österreicher. In Deutschland finanzierte ihn zuerst die Münchener „Bohemé“ und die gehobene Mittelschicht, nach dem verlorenen Putsch sprangen Ford und Shell ein, die deutsche Industrie kam erst später an Bord.
Nochmal den Satz umformuliert: der Österreicher Adolf Hitler brachte in Deutschland mit US-Geldern Millionen Deutsche um.
Merken sie, wie sich die Deutung langsam ändert? Wie sie … unangenehmer wird? Fragen nach dem Warum aufwirft? Deshalb formulieren wir ja lieber: Hitler brachte die Juden um – und stellen uns so in ein recht antisemitisches Licht, weil wir die Religion vor den Menschen und der Nation stellen, ihn über seine Religion definieren – was wir bei den anderen Opfer nicht tun. Die werden auch schnell dabei vergessen. Letztlich war jedermann durch die NS-Vernichtungsmaschinerie in Gefahr – aber in Erinnerung bleiben die „Juden“, die man … als „Israel“ … auch heute noch gerne aus der ganzen Welt herausoperieren möchte.
Wir haben jetzt das Jahr 2014 und sicher denken sich jetzt alle: was fabuliert der da wieder herum? Hat der Langeweile? Das alles ist doch vergessen und vorbei! Und überhaupt hat niemand auch nur irgendwie von irgendwas gewusst. Sie waren ja auch alle in der Emigration – wenigstens in der inneren. Sind sie heute auch wieder, das nennt man nur „Cocooning“. Anstelle des Fensters hat man einen Bildschirm, durch den man fast vier Stunden täglich die Welt aus größter Distanz betrachtet, um ja nicht mit ihr in Berührung zu kommen, denn: der Terror ist wieder da.
Weiß man denn, ob nicht wieder ein im Leben gescheiterter Österreicher eingekauft wird, um Millionen Deutsche umzubringen?
Wie kam es eigentlich genau dazu, dass ein gescheiterte Aktmaler soviel militärische Macht in die Hände gelegt bekam, dass er ein ganzes Volk an den Rand der Ausrottung bringen konnte? Und wie viele gescheiterte Aktmaler existieren eigentlich heute noch?
Welche Sicherheitsvorkehrungen hat eigentlich die deutsche Demokratie eingebaut, dass nicht wieder Reiche einen armen Lumpenhund zum Superstar aufbauen, um das Volk zu terrorisieren … um mal wieder das alte Geschehen in eine neue Form zu fassen?
Gut, wir haben Hakenkreuze verboten, die NSDAP verboten, Hitlerbilder verboten, Hitlerbücher verboten … aber was, wenn die Geldgeber des braunen Terrors dieses mal auf Uniformen verzichten? Wenn der Geist, der sich früher Bahn brach, erneut über das Land hereinbricht – finanziert von „interessierten Kreisen“?
Gut – wir haben auch deutsche Mitbürger mit jüdischer Religionszugehörigkeit besonders geschützt. Um die würde ich mir keine Sorgen machen.
Aber – wie sieht es denn mit den Kommunisten aus?
Nein, nicht „Linke“, auch nicht „SPD“ – ich meine „Kommunisten“? Hitlers Erzfeinde?
Haben wir so gut wie gar nicht mehr. Die haben Berufsverbot – und landen somit alle in Hartz IV, es sei denn, sie tarnen sich und jobben irgendwo unerkannt im Niedriglohnsektor. Gesellschaftlich bedeutsame Jobs bekommen sie nicht, dafür sorgt schon der Verfassungsschutz.
Und wie sieht es aus mit „Arbeitslosen“?
Werden enteignet, gemobbt, entrechtet und öffentlich im Fernsehen als Volksfeinde zur Schau gestellt – im aufgeklärten, demokratischen Deutschland des 21. Jahrhundert. Wieder … wissen die Deutschen von nichts. Aber sehen es sich jeden Tag im Fernsehen an.
Gibt ja auch keine Hakenkreuzarmbinden, keine NSDAP, keine Aufmärsche von Regierungsfans, die Juden sind ausgerottet oder in Israel – wo sie der strengsten Observanz durch Deutsche unterliegen, die nur darauf lauern, dass die auch nur irgendetwas falsch machen … wie schön wäre es doch, wenn man dem Führer im Nachhinein Recht geben könnte – dann könnte man sich ja vielleicht auch wieder an die Zeit erinnern?
Natürlich war Hitler antisemitisch. Natürlich war Deutschland antisemitisch – das wissen wir seit den „Hephep-Unruhen“ von 1819. Auch der Sozialismus hat eine lang anhaltende antisemitische Tradition – das darf man nicht übersehen. Kein Wunder, das Juden oder Israelis heute immer noch keinen guten Ruf im Land genießen – am Stammtisch.
Ich denke nur … man tut sich keinen Gefallen, wenn man das Phänomen Hitler als Betriebsunfall der Geschichte deklariert und vergisst, dass ganz viele Hände an seiner Karriere gewirkt haben, Hände, die womöglich heute auch schon wieder fleißig „Geschichte“ stricken.
Manchmal sehen wir die Stricknadeln wirken, selten blitzen sie mal auf – nur um schnell wieder in Vergessenheit zu geraten. Eine dieser Nadeln fand ich letztens bei Neopresse: die deutsche Übersetzung jenes Telefonates der Unterstaatssekretärin Nuland mit dem ukrainischen Botschafter der USA. Es geht um „Persönlichkeitsmanagement“ – d.h. darum, mit allen Mitteln und viel Raffinesse den Wunschkandidaten der Cowboys durchzubringen, um unanständige Dinge mit den besten Verbündeten der USA zu tun – der EU:
Das wäre toll, glaube ich, es würde helfen, diese Sache zu festigen und die Hilfe der Vereinten Nationen zum festigen zu haben, und, weißt du was, die Europäische Union zu ficken.
Wichtiger als das Zitat, das seine Runde machte, ist wohl die Art der Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines fremden Landes … die von der deutschen Presse nicht wahrgenommen wurde. Kein Wunder: das wäre ja auch eine Verschwörung, das wäre ja: die geheime Steuerung politischer Prozesse durch eine fremde Macht. So etwas gibt es ja nicht – und wenn: dann haben wir von allem wieder nichts gewusst.
Wenn wir aber nun sehen, wie Politfprofis der USA zu der EU stehen (da sind wir eher der verachtete Feind – aber haben wieder von nichts gewusst), wie sie mit „Persönlichkeitsmanagement“ politische Prozesse im Ausland steuern … dürfen wir uns dann fragen, ob das früher auch schon mal geschehen ist? So um 1923 – 1933 herum?
Dürfen wir fragen, ob vielleicht die Existenz unserer eigentümlichen Kanzlerin und des immer seltsamer werdenden Kriegspräsidenten nicht vielleicht auch das Ergebnis gezielten Persönlichkeitsmanagementes ist, ob der gezielte Abbau der westlichen Demokratien, die Krise des Euro und die Vernichtung der sozialen Marktwirtschaft nicht auch Ergebnis eines gezielten Managements sind?
Nein – dürfen wir nicht.
Cowboys mögen keine Meinungsfreiheit und haben Mittel und Wege („to hit“), dies auch allen anderen klar zu machen.
Dafür gilt die Sprachregelung: „wir haben von allem nichts gewusst“. Die hat sich in Deutschland bewährt. Deshalb wird auch jede Hintergrundinformation als „Verschwörungstheorie“ gebrandmarkt – obwohl doch gerade diese Theorien (mögen sie nun wahr sein oder nicht) die kritische Distanz zu politischen Prozessen und das kritische Nachdenken über politische Prozesse enorm fördern, also dem politisch bewussten Denken und Handeln sehr dienlich sind.
Dies jedoch ist amtlicherseits extrem unerwünscht, weshalb wir mit einfachen Bildern arbeiten, die Cocooning fördern.
„Hitler bracht die Juden um“ hinterläßt keine Fragen, „der Österreicher Adolf Hitler brachte mit US-Geldern Millionen Deutsche um“ schon. Man denke, wie sich das Bild der Deutschen in Hollywood ändern würde, wenn man die letzte Formulierung wählen würde und man die Tatsache einfließen ließe , dass dem Österreicher dies vor allem dank der Hilfe der Lochkartensysteme von IBM gut gelang.
Man würde wohl zu dem Schluss kommen, dass der böse Geist, der einen Hitler an die Macht brachte, heute immer noch durch die Welt wandert … und jetzt die EU ficken will.
Die besten Verbündeten der politischen Klasse der USA sind die Tyrannen von Saudi-Arabien – mit denen haben die nie Ärger.
Von dort kamen auch die meisten Attentäter von „nine-eleven“ – wenn man der offiziellen Theorie folgt.

Dienstag, 3.12.2013. Eifel. Es sei meinen Worten vorausgeschickt, das ich den Film „Earthlings“ kenne. Die Bilder waren entsetzlich, haben mich nicht weniger berührt als andere. Im Unterschied zu anderen habe ich danach weiter Fleisch gegessen – und weiter Tiere getötet. Sie glauben gar nicht, was ich dazu für Hassmails bekommen habe. Ja, ich töte Tiere. Hunderte sogar. Ich bekenne mich öffentlich dazu, dass viele davon sogar außerordentlich niedlich anzuschauen sind. Ich lebe halt auf dem Land – und zwar richtig auf dem Land. Seitdem ich gemerkt habe, das Mäuse Lebendfallen als lustigen Urlaubstrip begreifen, habe ich andere Saiten aufgezogen und siehe da: erschlägt man hundert Mäuse im Haus, ist Ruhe eingekehrt. Viel, oder? Möchte den Vegetarier sehen, der mit hundert Mäusen im Haus leben kann. Manche Lebensphilosophien funktionieren halt nur in der toten, leblosen Mitte von Großstädten, wo eine freilaufende Maus schon ein kleines Wunder ist und man sich Ratten als „Haustiere“ hält.
Im Unterschied zu anderen ist mir bei dem Film aufgefallen, wie geschickt er manipulative Elemente einsetzt, Musik auswählt, um gezielt Stimmung zu erzeugen. Noch deutlicher: die Musik war so raffiniert eingefügt, dass sie zu einem klassischen Horrorfilm gepasst hätte. Warum?
Schon mal einen Horrorfilm gesehen? Einfach mal den Ton abstellen – Sie werden sich wundern, wie harmlos selbst das übelste Gemetzel wird. Mit Musik kann man sehr leicht Gefühle manipulieren – in beliebigste Richtungen. Die Zustände in der industriellen Massentierhaltung sind erbärmlich – aber ein so übles Machwerk entwertet den Schrecken, instrumentalisiert ihn, um einen anderen Schrecken vorzubereiten. So etwas hat in einem ernst zu nehmenden Informationsfilm nichts zu suchen.
Geschichtlich gebildete oder ältere Menschen erschauern hier – sie erinnern sich daran, dass alles schon mal gesehen zu haben. Ja – natürlich: das kam schon mal im Fernsehen. Bernhard Grzimek, dessen Machwerke meine ganze Jugend begleiteten. Das Abendblatt hat ihm ein paar würdigende Zeilen gewidmet:
Die Stirn sorgenvoll in Falten gelegt. Der Hemdkragen makellos, die Worte wohlgewählt, gerichtet an die Fernsehnation, der er von der Wilderei in Afrika oder grausigen Robbentötungen in Kanada berichtete. Und damit Herzen und Portemonnaies der Zuschauer für den Naturschutz öffnete – nicht zuletzt auch, weil sich während seiner mahnenden Worte ein Gorillababy an ihn klammerte, oder ein Gepard um seine Beine strich. So kannte man ihn: Professor Bernhard Grzimek, den ersten Tier-Onkel des deutschen Fernsehens. Ein Bild das täuscht: Hinter der Fassade des vermeintlich drögen Wissenschaftlers gab es noch den anderen Grzimek: Der war Abenteurer und Scherzartikelfan, Ehebrecher und PR-Genie, NSDAP-Mitglied und Vorreiter der ökologischen Bewegung. Ein Mann, der scheinbar ein öffentliches Leben führte, und der doch einsam starb – in einer Zirkusvorführung. Ein Mann, dessen Lebenswerk noch heute fortwirkt.
Tja – da ist sie wieder: Deutschlands grausame braune Vergangenheit, über die man nicht sprechen darf, damit man sie in Ruhe wiederholen kann.
Da war aber der gute Tieronkel sicher nur ein Mitläufer? Wie alle anderen auch?
Nein – er war voll im Trend, siehe Eu.L.E.:
Tierschutz und Vegetarismus waren ein ganz zentraler Propagandainhalt im Dritten Reich. Doch dass diese alten Wurzeln wieder frische Blüten treiben, liegt an der Gegenwart. Der technische Fortschritt begünstigt exotische Meinungen. Klingt komisch, aber in unserer Kindheit haben wir uns praktisch nur mit den Gleichaltrigen aus dem lokalen Umfeld ausgetauscht. Heute leben die jungen Menschen zunehmend in sozialen Netzwerken – und damit letztlich in gedanklicher Isolationshaft. Wer eine absonderliche Idee hat, findet sofort ein Rudel Gleichgesinnter. So gewinnen krude Ansichten – egal ob Ernährung, Klimawandel oder Feindbilder – schnell Anhänger.
Ups! Der Querverweis auf die Internetkultur trägt hier nicht weit – es ist die tote, leblose Betonstadt mit ihren lebensfremden, glitzernden Verführungen, die das Umfeld der modernen Menschen ausmachen. Hitler hatte kein Internet – allerdings wusste er um die Wichtigkeit des Radios: darum gab es Volksempfänger. Ebenso war er sich bewusst, wie vernichtend das Auto für die demokratische Kultur sein wird: darum der Volkswagen, der aus jedem normalen Bürger einen kleinen Führer und Eroberer macht, dem die ganze Welt zu Füßen liegt. Zu Recht zu Füssen liegt – denn man ist „besser“:
Die vegetarische Bewegung selbst hat ihre Wurzeln im Dritten Reich. Viele Nazigrößen waren Vegetarier und Gegner jedweder Tierversuche, damals Vivisektion genannt. Adolf Hitler hat sich als Tierschützer feiern lassen, und die Tierschutzorganisationen waren mit die wichtigsten Unterstützer der nationalsozialistischen Bewegung. In der braunen Propaganda war zu lesen, dass der »Führer schärfster Gegner jedweder Tierquälerei« sei, »vor allem der Vivisektion, der ›wissenschaftlichen‹ Tierfolter, dieser entsetzlichen Ausgeburt der jüdischmaterialistischen Schulmedizin«. Er erklärte, dass »im nationalsozialistischen Staat diese Zustände bald beendet sein werden«. Die erste öffentliche Erwähnung des KZ-Systems geschah durch Göring, als er 1933 verlauten ließ, dass »alle Personen, die trotz des Verbotes die Vivisektion veranlassen, durchführen oder sich daran beteiligen«, deshalb »ins Konzentrationslager abgeführt« werden. Auch der Kampf gegen die Pelze stammt aus dieser Zeit – denn wohlhabende Jüdinnen galten als typische Pelzträgerinnen.
Die heutigen Vegetarier wissen von der faschistischen Vergangenheit ihrer Ideologie in aller Regel nichts. Das kann böse Folgen haben. Schon erklären Umweltschützer, dass unsere Welt nur zwei oder drei Milliarden Menschen ertrüge – ohne allerdings zu sagen, was mit dem offenbar ökounwerten Rest zu geschehen habe. Tierrechtler verkündeten, dass das Leben einiger Tiere mit Sicherheit wertvoller sei, als das Leben einiger Menschen.
Das war der Türöffner für hemmungslose Gewalt gegen Menschen. Was der Autor unerwähnt läßt: Hitler bzw. die NSDAP hatte gezielt all die vielen wunderbaren Blüten der Weimarer Kultur angesprochen und sie zu einer riesigen Bewegung vereint – wie es nun der „geläuterte“ Vizepräsident der Citybank macht. Sie haben sogar die Nudisten voll integriert – wie man an der Filmkunst des Dritten Reiches deutlich erkennen kann: so viele Nacktbilder wären zuvor nicht durch die Zensur gekommen.
Aber: was tut man nicht alles, um politische Macht zu bekommen.
Ich gestehe: heute wollte ich über die positive Seite der Veganer schreiben. Es gibt da nämlich eine, die kaum erkannt wird und eine wunderbare Botschaft enthält. Doch dann stieß ich in den Kommentaren zum letzten Artikel auf jenen Satz, der einen einfach nur erschauern läßt:
Wir töten täglich Tiere, die uns nichts getan haben und auch niemals etwas tun würden, aber lassen Menschen leben, die andere Lebewesen töten bzw. dafür sorgen, dass getötet und gequält wird???
Ein offener Aufruf zum Massenmord an Fleischessern. Denkt man sich schon gar nichts mehr bei.
Man merkt: es bahnt sich wieder etwas Anderes an. Es ist momentan nicht ratsam, etwas Positives über Veganer zu schreiben: die schicken sich gerade wieder an, die Leute ins Gas zu schicken. Scheint irgendwie aggressiv zu machen, diese fleischlose Kost.
Jeder gläubige Anhänger einer Religion hat das gute Gefühl, anderen Menschen moralisch überlegen zu sein. Der Ungläubige, heute der Fleischesser, ist ein Heide, den es zu missionieren gilt. Das verschafft mir Bedeutung und Lebensgefühl. Zweitens: Als Rechtler kann man seine gewalttätigen Neigungen ausleben, weil jemand, der das Tier vor Leid schützt, das Recht erworben hat, den Menschen Leid zuzufügen, weil das Leben der Tiere ein gleiches oder gar höheres Gut ist.
Das war schon ein Ansatz, der mir – als Kind – bei Grizmek übel aufgestossen war: ständig stieß man auf die Gleichung das edle Tier – der böse Mensch.
Natürlich war nicht jeder Mensch böse – wer diese Gleichung als Mantra vor sich her trug, war natürlich gut … und konnte ganz legitim (in seinen dunstigen Denkkreisen) die Vernichtung des bösen Menschen fordern: da war der alte Nazi wieder in seinem Element.
Die Fakten zum Thema „edler Vegetarier“ kennen wohl inzwischen alle. Sie werden uns täglich um die Ohren gehauen … als Hintergrundgeräusch begleitet von der alten Naziparole, dass die Erde zu voll ist: natürlich nicht zu voll von edlen Vegetariern, die sich aber schon mal zurecht gelegt haben, wer in Zukunft nicht mehr leben darf. Das die Argumente willkürlich in unglaublich naiver Art vorgetragen werden, scheint niemanden mehr zu stören: Hauptsache, die Parole stimmt! Da wird bei der Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch einfach mal das ganze Regenwasser hinzu gerechnet, um auf unglaubliche Horrorzahlen an Wasserverbrauch zu kommen. Man verschweigt gerne, dass der Regen auch ohne Rind einfach so vom Himmel fällt. Aber auch sonst ist einem keine Lüge zu schade, um an seiner eigenen Edelhaftigkeit zu feilen und das eigene Bessermenschentum als alternativlos darzustellen:
Tierschützer behaupten gern, man könne die Menschheit nur ernähren, wenn wir alle Vegetarier würden. Das Gegenteil ist wahr. Und zwar aus einem ganz simplen Grund: Nach Angaben der Welternährungsorganisation sind etwa sechzig Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen weltweit nur für Tierhaltung verwendbar. Das heißt, man kann auf diesen Flächen gar keine Nahrungspflanzen anbauen, weil es sich um Hochebenen wie in Tibet, Steppen wie in Kasachstan oder Almen wie im Alpenraum oder einfach nur um Heidelandschaft handelt. Ich kann im Allgäu nun mal keinen Brotweizen züchten. Dort gedeihen aber Weidetiere. Keine tierische Produktion bedeutet dort, nix zu essen.
Wir merken langsam: Tierschutz und Menschenschutz schließen sich aus. Es sind die wohlstandsverwöhnten Städter, die jeden Realitätsbezug zur Nahrungsmittelproduktion verloren haben und den Rest der Welt verpflichten wollen, ihnen zu folgen.
Gut – machen wir mal eine Ökobilanz auf: Spargel ist das Gemüse der Vegetarierinnen. Er enthält kaum Kalorien und wenig Fett, das macht ihn auf der Stelle beliebt. Jetzt bau ich im Geiste mal einen Hektar Spargel an. Eine Fruchtfolge gibt es nicht, es dauert ein, zwei Jahre, bis ich etwas ernten kann. Überdies brauch ich im Acker, wenn es noch kalt ist, eine Fußbodenheizung. Sonst wird’s nichts mit den Erträgen. Wenn man nun Bilanz zieht, muss man prüfen, wie viele Kalorien von so einem beheizten Hektar in der kurzen Ernteperiode runterkommen. Das ist im Falle Spargel das Schwarze unterm Fingernagel! Spargel trägt zur Ernährung der Bevölkerung fast nichts bei! Keine Kalorien, fast kein Eiweiß – so nahrhaft wie ein kleiner Korken. Da ist der Wein dazu nahrhafter. Würde der Landwirt auf dem Spargelhektar Futterkartoffeln für Schweine anbauen, dann bekäme er vom Schwein einen vielfach höheren Nährwert heraus als mit Spargel. So gesehen ist der Anbau dieser ganzen Modegemüse schlicht Flächenvernichtung. Die vegetarische Kost – so wie sie in Deutschland propagiert wird – bedeutet im Ernstfall Hunger.
Hier spricht mit Udo Pollmer mal ein Lebensmitteltechniker – und kein „Tierrechtsaktivist“.
Hat er Recht – führt der Weg des politischen Veganismus in die Massenvernichtung von Menschen – und Tieren.
Daraus kann man natürlich nicht ableiten, dass der Mensch auch Tiere quälen darf. Er sollte sie immer so behandeln, dass er sich dessen nicht schämen muss. Die militanten Tierschützer stören sich aber weniger an den Missständen der Tierhaltung, sie sind generell gegen die Haltung von Tieren – und es gibt Tierrechtsorganisationen, die den Tod aller Tiere fordern, damit diese nicht mehr leiden müssen. Mal ganz unter uns: Die Schmusetierhaltung ist die größte Tierquälerei überhaupt! Aber die lieben ja alle ihre Tiere – und wenn man andere Lebewesen aus Liebe quält, dann ist ja moralisch alles wieder okay.
Ach ja – die liebe Hauskatze. So quälend wie sie gehe ich mit Mäusen nicht um. Sie sterben bei mir innerhalb von Sekundenbruchteilen. Hat lange gedauert, bis ich Fallen gefunden habe, die das für mich erledigen. Da ich keinen Wert darauf lege, besonders viel edler als andere zu sein, brauche ich auch kein Schmusetier zu vergewaltigen, damit es meine Arbeit für mich macht.
An dieser Stelle vielen Dank an jene Leserin, die mich auf Udo Pollmer aufmerksam gemacht hat – und Udo Pollmer vielen Dank für seine Aufklärungsarbeit … die mehr enthält, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Deshalb noch mal ein Zitat:
Vor ein paar Monaten hab ich zum Thema tierische Ballaststoffe recherchiert. So wie es pflanzliche Ballaststoffe gibt, gibt es auch tierische, schwer verdauliche Bestandteile wie Knorpel, Sehnen und so weiter. So stand es früher auch in den Lehrbüchern. Seit Ballaststoffe allerdings gesund sind, werden die tierischen nicht mehr in den Nährwerttabellen ausgewiesen. Mittlerweile gibt es offenbar keine Dokumente mehr im Internet, die korrekterweise auf diese Ballaststoffe hinweisen, egal ob in Deutsch oder in Englisch. Sie sind verschwunden.
Hier wird es nämlich hoch brisant: wer entfernt diese Informationen aus den Lehrbüchern – und warum tut er das?
Ich denke da gleich an jemanden, dem die Erde zu voll ist und der gerne zuschaut, wie am Ende des veganen Wahns die Menschheit (zusammen mit den ach so schlimm leidenden Tieren) zu Tode gejagt wird – von edlen Veget-Ariern, die nur die Welt von Schmutz säubern wollen … wie immer.
Den Film „Earthlings“ kenne ich, wie gesagt. Ein Meisterwerk an Propaganda. Andere Bilder, die gleiche Musik: da kommt mir gleich ein Film in den Sinn, mit dem ich die Grausamkeit der ganzen Schöpfung inszenieren kann. Ja – da hat Grzimek immer ausgeblendet, um die Gefühle der Zuschauer nicht zu verletzen: aber es sieht nicht schön aus, wenn ein Löwe eine Antilope frisst. Der Tod in der Welt ist immer häßlich – auch ohne Massentierhaltung. Verendet die Antilope elendig an Parasiten, schafft sie es noch nicht mal in jene Sendungen, die menschliche Gefühle problemlos auf Tiere übertragen.
Währendessen wird die wirklich schöne Botschaft ausgeblendet.
Wir als Menschen können die Grausamkeit der Welt sehen – und darunter leiden.
Das ist der Urquell unserer Tierliebe – wenn sie nicht zum Zwecke des Menschenhasses in die Welt gesetzt wird.
Wir – als Menschheit – sind besser als die Tiere. Eindeutig besser. Wir haben Skrupel beim töten, uns entsetzt die Quahl. Wir tragen in unserem Geist ein Element, das nicht von dieser Welt stammt und den Gesetzen dieser Welt ablehnend gegenüber steht. Wir tragen das Urbild des Paradieses in uns – und zeigen so, dass wir überhaupt nicht in diese Welt gehören.
Eine wertvolle Erkenntnis – die kein Tierrechtler teilt, obwohl sie Quell seiner Motivation ist, Quell seiner Motivation – aber nicht Teil der Propaganda.
Teil der Propaganda ist: der Mensch ist schlecht und es gibt zu viele davon. Das Tier – das genauso grausam Fleisch essen kann wie der Mensch – ist (für kurze Zeit) heilig und dient damit hervorragend dem Zwecke der Menschenjagd … man denke nur an die vielen Insekten, die diese riesigen Barbaren hirnlos auf ihrem Weg zertreten – so liebe, reizende, vielfältige Geschöpfe, die so wunderbare Staaten und Familien gründen.
Und was soll jetzt der Veganer tun, nach dem er diese Zeilen gelesen hat?
Den Mensch als fleischfressendes Tier aktzeptieren, bis er aufhört, Fleisch zu essen. Einfach so, wie man auch seinen Hund und seine Katze akzeptiert, sie streichelt, liebkost, mit ihnen spielt – und ihnen so eine Form von Grausamkeit zuteil werden läßt, die schon einen ganz besonderen Grad der Perversion enthält – aber im Prinzip zeigt, dass man geneigt ist, liebevoll mit Mitgeschöpfen umzugehen.
Man darf auch für die Würde der Tiere kämpfen. Sie ist wertvoll – für uns Menschen selbst. Wir tun uns selbst nichts Gutes, wenn wir Ausschwitz schließen, aber das gleiche Prinzip zwecks Fleischverwertung fortleben lassen: wir züchten dort grausame, abgestumpfte Menschen, denen jenes Element fehlt, dass der Film Earthlings in uns künstlich hervorrufen wollte … mit einer kleinen, perversen Nebenbotschaft über den entarteten Menschen, der ausgerottet gehört.
Was man aber nie vergessen darf: das Mitgeschöpfe Mitgeschöpfe essen, ist eiserner Bestandteil einer Welt, in die wir hineingeworfen worden sind. Es ist möglich und natürlich, dass uns das nicht gefällt. Die Gratwanderung zwischen Mitgefühl und Weltfremdheit (bis hin zum paranoiden – aber durchaus logischen – Wahn, Mensch und Tier vernichten zu wollen, weil man selber deren Leid nicht mehr erträgt) ist nicht leicht. Sauber zu bleiben in einer gefallenen Welt ist nahezu unmöglich – aber ein respektabler Wunsch.
Was mir persönlich wesentlich lieber wäre?
Mal nett zu sein zu seinem Mitmenschen, auch wenn der Fleisch isst. Mal ganz gezielt nett zu einem Raubtier zu sein, obwohl man seine Lebensweise selbst nicht teilt.
Ich selbst lehne Prostitition vollständig ab – wir hatten kürzlich ausführlich drüber gesprochen. Würde mir nie in den Sinn kommen, eine Dame dieses Gewerbes abfällig anzusehen, ich behandle sie jederzeit höflich und mit großem Respekt und Freundlichkeit – und jederzeit würde ich mich dem Mob in den Weg stellen, der sie aus der Stadt jagen will.
Wenn ich mir allerdings die Veganer zu anschaue, so haben sie ihre Lust zur Menschenjagd nie abgebaut – aber einen schönen Weg gefunden, ihren Hass auslebbar zu machen und dabei noch ein Superego aufzubauen.
Und wenn ich höre, dass in Berlin Mitte ganze Straßenzüge vegetarisch leben wollen und „dabei keinen Spaß verstehen“ … dann sehe ich dort wieder viel dunklere Wolken aufziehen, als jeder Schlachthof produzieren kann. Wenn die politisch Macht bekommen – geht es wieder ins Gas.
Bleibt noch die Frage, wer die Macht hat, entsprechende Lehrinhalte zu verändern – und mit welcher Absicht. DAS – ist unheimlicher als alle Schlachtungen.
Ich warte nur auf die Studie, die beweisen wird, das hauptsächlich Ausländer, Arbeitslose, Prostituierte und Rentner Fleisch essen.
Aus guten Gründen landet dieser Aufsatz nämlich nun in der Rubrik Politik – und nicht, wie der erste, in der Rubrik Alltagsterror.

Sonntag, 10.2.2013. Eifel. Sonntag ist ein schöner Tag, finde ich. Eine gute Idee der alten Kirche: ein ganzer Tag zum herumhängen, herumsinnen, wandern, reden, lieben, genießen. Sicher: das stört den König und den feudalen Adel – immerhin verlieren sie durch diesen Tag 1/7 ihrer Arbeitsleistung, aber manchmal müssen sich auch Könige Gewalten beugen, die größer sind als sie. Sonntag war mal ein schöner Tag, um mal über den Tellerrand zu schauen, einen Blick von ganz weit draußen auf die Welt zu wagen und zu sehen, wie sie sich doch in eine letztlich positive Zukunft entwickelt. Das war früher.
Seit einiger Zeit geht das nicht mehr so leicht – eigentlich geht es gar nicht mehr. Wann trat diese Änderung ein? Manche meinen: mit der Dominanz des Mannes über die Frau. Vor 6000 Jahren soll es am schwarzen Meer matriarchiale Gesellschaften gegeben haben, die keine Waffen kannten – sie stellen die Grundlage für die weitläufig bekannten Mythen und Legenden vom „Goldenen Zeitalter“ dar, so las ich mal. Andere meinen, es sei die Erfindung der Dampfmaschine gewesen, die den Menschen ihre Zukunft beraubt hat. Durch sie ist alles was er konnte nutzlos geworden – bald werden modernste Dampfmaschinen auch das Denken komplett übernehmen und eine neue Welle von Arbeitslosigkeit (auch bei Spitzenakademikern) wird durch die westliche Welt fegen.
Neu für mich ist die Meinung, es sei der Zweite Weltkrieg gewesen, der ganz neue Maßstäbe im menschlichen Miteinander setzte und damit eine Entwicklung einleitete, die letztlich das Ende der Menschheit, der Demokratie und der Zivilisation bedeuten würde. Nun – zumindest war der Zweite Weltkrieg der erste Krieg, in dem die Massenvernichtung von Zivilbevölkerung erklärtes Kampfziel auf beiden Seiten der Front war: vor allem die demokratischen Alliierten hatten da ein riesengroßes Vergnügen dran. Sicher, Hitler hatte Coventry zerstört …. aber bitte: das war HITLER. Der hat auch Konzentrationslager gebaut, das deutsche Volk bis aufs Blut gequält und von der hohlen Erde geträumt: das muß man doch nicht nachmachen.
Hat man aber – jedenfalls was die Massenvernichtung von Zivilbevölkerung betraf. Für mich persönlich stellt so etwas ein Kriegsverbrechen dar. Niemand hat die USA gezwungen, ihre Atombomben auf Großstädte zu werfen: bei der Sprengkraft hätten sie ihre Wirkung (den Frieden herbeizubomben) auch auf dem flachen Land gehabt – oder auf hoher See. Die Entscheidungen sind aber anders getroffen worden – obwohl die Japaner selbst keine Stadt in den USA zerbombt haben. Die Ausrede „Coventry“ funktioniert hier also gar nicht.
Dabei waren es die USA, die diesen Krieg zu einem ganz großen kulturellen Krieg hochstilisiert haben, zu einem ganz großen Krieg zwischen LICHT und DUNKEL, dem REICH DES GUTEN und dem REICH DES BÖSEN. Lauschen wir mal ihrem Präsidenten, hier am 6.1.1941 in seiner Rede vor dem Kongress (Wikipedia):
- „In künftigen Tagen, um deren Sicherheit wir uns bemühen, sehen wir freudig einer Welt entgegen, die gegründet ist auf vier wesentliche Freiheiten des Menschen.
- Die erste dieser Freiheiten ist die der Rede und des Ausdrucks – überall auf der Welt.
- Die zweite dieser Freiheiten ist die jeder Person, Gott auf ihre Weise zu verehren – überall auf der Welt.
- Die dritte dieser Freiheiten ist die Freiheit von Not. Das bedeutet, weltweit gesehen, wirtschaftliche Verständigung, die jeder Nation gesunde Friedensverhältnisse für ihre Einwohner gewährt – überall auf der Welt.
- Die vierte Freiheit aber ist die von Furcht. Das bedeutet, weltweit gesehen, eine globale Abrüstung, so gründlich und so lange durchgeführt, bis kein Staat mehr in der Lage ist, seinen Nachbarn mit Waffengewalt anzugreifen – überall auf der Welt.„
Die vier wesentlichen Freiheiten des Menschen – dafür sind die GI´s dann in den Krieg gezogen. Jedenfalls hatte man ihnen das gesagt. Der endgültig letzte Krieg aller Kriege, jener Krieg, der im Namen der Zivilisation alle Kriege für immer ausmerzen soll.
72 Jahre nach dieser Rede (und einem im Namen der vier Freiheiten gewonnenem Weltkrieg) – wie steht es da mit den vier Freiheiten?
Die Freiheit der Rede und des Ausdrucks scheint jene zu sein, die in dieser Welt noch am Ehesten zu leben scheint. In der Bundesrepublik Deutschland jedenfalls kann ich alles schreiben was ich will – nun, jedenfalls: fast alles. Alles sehen kann ich jedoch nicht, siehe Süddeutsche Zeitung:
Eine jetzt veröffentlichte Übersicht der eintausend populärsten Youtube-Videos zeigt ein bemerkenswertes Bild: 61,5 Prozent der Clips sind in Deutschland gesperrt.
Ein Archiv der Popkultur entfaltet sich da – aber nicht für Deutschland. Was sollen wir auch mit Popkultur, bei uns hat schon immer der Staat vorgeschrieben, was Kultur ist und was nicht. Was darf ich noch nicht? Nun – kritische Fragen zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges stellen. Das Verbot existiert mit gutem Recht, denn immerhin gibt es auch aktuell in Deutschland noch eine große Menge von Menschen, die lieber heute als morgen alle Juden ausrotten wollten. Doch, ja: die habe ich im Internet schon gefunden, die lesen jetzt auch diese Zeilen hier, werben aktuell für Vegetarismus, Abschaffung von Hartz IV, Grundeinkommen oder die Illegalität der BRD an sich, um wieder in die alten Machtpositionen zu kommen und die Arbeit des Führers weiter fortführen zu können: Menschenmassenvernichtung. Aber Tiere hat man lieb, keine Frage. Es ist schade, das in Deutschland keine konsequente Politik gegen Führers Urenkel geführt wird (die wahrscheinlich sogar insgesamt nur eine Erfindung des Verfassungsschutzes im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprogrammes sind), denn solange die aktiv sind, können wir einige Fragen eben nicht so laut stellen – wie zum Beispiel die nach dem Sinn des Abwurfs von Atombomben auf Zivilpersonen.
Die zweite Freiheit ist jene, die mir seit einigen Jahren am Übelsten aufstößt, weil ich religiöse Menschen zunehmend als verfolgte Minderheit wahrnehme. Verfolgte Minderheit? Einfach mal um diese Uhrzeit an einem Sonntag in die Kirche gehen, dann sieht man, was ich meine. In den USA hat nun jemand seinen Job hingeschmissen, weil er die 666 (das Zeichen des Antichristen, das nach anderer Auslegung 616 lauten müsste) auf seinen Steuerunterlagen fand – so etwas findet sich bei Yahoo unter „Unterhaltung“, ohne das jemand noch merkt, wie diskriminierend das ist. Dabei hat Walter Slonopas etwas sehr Großes getan: er hat für seine Ideale gekämpft und sich nicht dem Druck des Geldes gebeugt. „Gott ist mehr wert als Geld“ … wer traut sich heutzutage noch, eine solche Entscheidung zu treffen? Lieber arbeitslos als gottlos – dürfte man das in Deutschland 2013 auch sagen … ohne gleichzeitig eine 100%-Sanktion des Arbeitslosengeldes zu riskieren?
Ja, ich weiß, Kirche ist ganz übel. Das höre ich fünfmal am Tag – und früher sagte ich das selber mal, bis mir auffiel, das hier in breiter Front viele Vorurteile wirksam waren – sogar bei der Hexenverbrennung, einem der übelsten Kapitel der Menschheit. Irgendwann hatte der Vatikan mal seine Archive geöffnet – und siehe da: es war das gemeine Volk, das die Hexen brennen sehen wollte, nicht die Priester. Für Köln gibt es da schöne Beispiele. Meiner Überzeugung nach würde das heute genauso geschehen, immerhin waren die Hexenverbrennungen kein Bestandteil des finsteren Mittelalters, sondern Teil der „Neuzeit“, siehe Wikipedia:
Hexenverfolgungen fanden in Mitteleuropa vor allem während der Frühen Neuzeit statt und sind aus globaler Perspektive bis in die Gegenwart verbreitet.
Grundlage für die gegenüber dem Mittelalter deutlich verstärkte massenhafte Verfolgung in einigen Regionen war ein anderer Umgang mit Magie. Das Hexenbild des späten Mittelalters sowie das der frühen Neuzeit war eine Konstruktion von Intellektuellen, die volkstümliche Zaubereitraditionen und -merkmale mit der Lehre vomTeufelspakt verband und zusammen mit den Straftatbeständen der Apostasie und der Häresie als „Superverbrechen“ verfolgte. Hexenprozesse waren keine notwendige Folge eines magischen Weltbildes, das lange zuvor den Glauben an den Teufelszauber der Hexen ebenso umfasste wie tatsächlich geübte Volksmagie. Erst als einzelne Aspekte des Magieglaubens in das Strafrecht der frühmodernen Staaten übertragen wurden, kam es zur massenhaften Verfolgung.
Ein Konstrukt von „Intellektuellen“ … das ultimative Superverbrechen. Gab es schon häufiger. Jude sein oder arbeitslos – auch „Superverbrechen“. Oder Islamist … oder gläubiger Katholik (mit vollem Programm: Jungfrauengeburt inklusive): das Volk murrt schon jetzt. Wenn ich nur denke, welche mediale Wellen der Kindesmißbrauch der Kirchendiener nach sich zieht … und wie ruhig es um den Kindesmissbrauch durch Politiker in Belgien, Deutschland oder Portugal ist: das kommt doch nicht von ungefähr. Stirbt ein Mädchen im Rahmen eines Exorzismus an Auszehrung, gibt es ein Riesendrama in der Republik – ich verweise hier einmal auf den Fall Anneliese Michel, der sich nebenbei dadurch auszeichnet, das die Exorzisten zwar wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt wurden, aber die Psychiater gegenüber den geschilderten Beobachtungen ebenfalls völlig hilflos waren … aber sich nebenbei in eine gefährliche Richtung vorwagten und „Religiösität“ fast selbst als Krankheitszustand definierten. Auch der Aufschrei der Ärzte war damals riesengroß. Bringt die Pharmaindustrie aber hunderte von Menschen jedes Jahr um, dann tut sich … nichts. Nein, das ist nicht ganz richtig: man fordert kleinere Packungen, siehe Spiegel:
Eine Überdosis Paracetamol kann tödlich sein. In Deutschland gibt es deswegen nur kleine Mengen des Schmerzmittels frei zu kaufen. Britische Forscher haben jetzt nachgewiesen: Nach der Begrenzung der Packungsgröße sind dort weniger Menschen an Vergiftungen gestorben.
Das Paracetamol tödlich ist, weiß ich seit 1992. Einundreissig Jahre später ist es immer noch tödlich – aber frei verkäuflich.
Als besonders kritisch gilt das Schmerzmittel Paracetamol: Nach Alkohol belegt es Platz zwei auf der Liste der häufigsten chemischen Vergiftungsursachen, die zwischen 2002 und 2012 beim deutschen Giftinformationszentrum Nord eingegangen sind. Um das Leben der Betroffenen zu retten, hilft im Extremfall nur eine Transplantation der Leber.
Hunderte Tote jedes Jahr, über dreissig Jahre hinweg – macht: ein ganze World Trade Center. Andere Länder führen für diese Leichenmenge Kriege – und wir? Wo sind die Kampagnen der Ärzteschaft für eine bessere pharmazeutische Ausbildung der Bürger, wo die Klagen gegen die unverantwortliche Pharmaindustrie angesichts vieler tausend toter Menschen … und angesichts vieler Millionen von Paracetamolpackungen, die noch in deutschen Haushalten liegen? Zwölf Tabletten können schon ausreichen und die Leber stellt ihre Funktion ein.
Massenvernichtung von Menschen stellt kein Problem dar – wenn es für den richtigen Gott ist, nicht wahr? Eine Tote bei religiösen Handlungen zum Schutz der Person vor nachweislich auch für Psychiater unerklärlichen Zuständen: ein weltweiter Skandal mit Spielfilmen. Tausende Tote bei moderner Pharmazie? Eine Notiz am Rande. Und wir haben Angst vor islamistischen Gotteskriegern – was für ein Witz.
Doch kommen wir erstmal zur dritten Freiheit – die Freiheit von Not. Wie sieht es aus mit der Not – 72 Jahre nach Roosevelt´s Rede? Armut.de hat die Antwort:
Mehr als eine Milliarde Menschen auf der Erde leben am Rande des Existenzminimums; rund 30.000 Menschen sterben täglich an Ursachen, die mit Armut und Hunger in Verbindung gebracht werden. Armut ist ein Teufelskreis: Gewisse Lebensumstände und Mangelerscheinungen können Armut hervorrufen, aber umgekehrt ist es die Armut, die zu Mangelerscheinungen, Not und bedrückenden Lebensumständen führt. Oft bedingen Armut und Unwissenheit sich gegenseitig. Wer einmal im Teufelskreis der Armut gefangen ist, findet daraus oft selbst kaum heraus und ist auf Hilfe angewiesen: Hilfe zur Selbsthilfe.
Armut ist vor allem ein Phänomen der Entwicklungsländer, aber sie breitet sich auch zunehmend in den Wohlstandsgesellschaften aus.
30000 Menschen sterben täglich an den Folgen der Armut – inzwischen sind auch Deutsche dabei. So etwas schlucken wir ohne große Probleme. Menschenmassenvernichtung durch Armut: da haben wir kein Problem mit. Unsere Kultur hat erstaunliche Erfolge bei der Produktion von Armut … und übertrifft damit sogar die Folgen von Luftangriffen, siehe Tagesspiegel:
1945, bei der letzten vergleichbaren S-Bahn-Krise, verkehrten die Züge bis zum 25. April, wenige Tage vor der Kapitulation, trotz ständiger Luftangriffe und trotz Artilleriebeschuss.
Am 25. April 1945 waren 75 Prozent der Wagen wegen der Russen nicht mehr funktionsfähig. Heute sind 70 Prozent der Wagen wegen des Managements nicht mehr funktionsfähig.
Zahlen, die verblüffen: unsere neoliberale Marktwirtschaft produziert mehr Not als selbst ein Weltkrieg – aber wir reden nicht darüber. Wie war das nochmal mit der Freiheit der Rede? Nun – ich glaube, die ist gegeben. Aber die Freiheit des Denkens ist sehr eingeschränkt. Hat man die im Griff – dann können die Leute doch reden was sie wollen.
Das ist die große Leistung des Kapitalismus: er hat die Not nach Europa gebracht – und vernichtet dort im Alltagsgeschäft mehr Werte als selbst ein Krieg es könnte. Ich darf dies hier offen schreiben – aber es hat keine Folgen mehr. Niemand steht mehr auf und greift zur Waffe, um die ständige Verschlecherung der Zustände aufrecht zu erhalten – und das hat seinen Grund in der Abwesenheit der vierten Freiheit: der Freiheit von Angst.
Eine Studie des Infocenters der R&V Versicherung beschreibt die Ängste der Deutschen seit 1995. Damals war die Angst vor einer schweren Erkrankung noch die schlimmste Angst der Deutschen (52%), das hat sich gewaltig verändert. 2012 sind die Renner:
steigende Lebenshaltungskosten (63%)
Überforderung der Politiker (55%)
Verschlechterung der Wirtschaftslage (52%)
Naturkatastrophen (52%)
Pflegefall im Alter (50%)
Die schwere Erkrankung ist als Angst ganz weit hinten. Vorher können wir schon unser Essen nicht mehr bezahlen, den Politikern gleitet die Kontrolle über die Entwicklung und Gestaltung der Welt aus den Händen, die Wirtschaft versagt auf ganzer Linie, die Natur wird zum bösartigen Feind (wie die USA aktuell wieder erleben) und alt zu werden kann sich keiner mehr leisten. Die Studien spiegeln das wieder, was schon zuvor beobachtet wurde: die Armut zieht nach Europa ein und niemand kann etwas dagegen tun.
Die vier Freiheiten der Menschheit bildeten den Grundrahmen der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte. Damit ein Mensch ein menschenwürdiges Leben leben kann, braucht er alle diese vier Freiheiten.
Wir haben die Freiheit der freien Rede – und werden oft dafür verspottet, das diese freie Rede sich oft im Jammern äußert – im Jammern auf hohem Niveau zudem.
Aber wir Deutschen sind nicht so dumm wie unsere Politiker hoffen – wir merken das die Armut mit großen Schritten Einzug in unserem Leben gehalten hat. Die Bedeutung der Börsenkurse für unseren Arbeitsalltag erschließt sich uns nicht immer, aber S-Bahn-Wagen können wir zählen. Wer es sich leisten kann, baut sich „Rheinische Trutzburgen“, um sich vor der grassierenden Angst verstecken zu können (siehe Wallstreet-Journal). Was wir aber vor allem verstanden haben, ist: wir als Menschen sind seit 1945 überflüssig geworden. Man braucht uns nicht mehr. Mensch sein ist selbst zu Risiko geworden, essen, trinken, wohnen – unser Bedürfnisse machen uns schwach und angreifbar. Der Staat selbst – unsere einstige Schutz- und Trutzgemeinschaft – ist zum Feind geworden, wobei wir noch hoffen, das es nur die Unfähigkeit der Politiker ist, die uns zu dieser Überzeugung kommen lässt. Insgeheim aber denken wir schon, das Menschen, die Atombomben auf Frauen und Kleinkinder werfen alles zuzutrauen ist.
Wir haben zurecht Angst – wie der aktuelle Zug des deutschen Gewerkschaftsbundes deutlich zeigt, siehe Hintergrund:
Das Verhältnis zwischen der Arbeiterbewegung und den Streitkräften ist seit Gründung der ersten Gewerkschaften objektiv und historisch notwendig ein zutiefst belastetes. Seit Jahren jedoch arbeiten Gewerkschaftsführer und Regierungsvertreter unter Hochdruck daran, es zu versöhnen. Mit dem jüngsten Vorstoß – einem Treffen zwischen dem Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Michael Sommer (SPD) und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) am vergangenen Dienstag – hat es eine neue Qualitätsstufe erreicht: DGB und Bundeswehr hätten einen „Schulterschluss“ vollzogen, meldete dpa. Die Tageszeitung Neues Deutschland titelte sogar: „DGB jetzt Teil der Truppe.“
Weltweite globale Abrüstung? Die USA selbst sind Rüstungsweltmeister geworden, wer kann, versucht, nach Kräfte mitzuhalten um nicht von „Rebellen“ vernichtet zu werden: das ist politischer Alltag 2013, ein Alltag, bei dem selbst die Gewerkschaften ganz vorne mit dabei sind. Immerhin bedeutet Rüstung Arbeit – und zwar Arbeit mit fetten Tarifabschlüssen. Das freut auch den Gewerkschafter.
Von vier wesentlichen Freiheiten des Menschen können wir in Deutschland gerade noch mal eine leben: die der Rede. Da wir dem beständigen Abbau bzw. der im Zuge der Sparmaßnahmen (und anderer politischer Willensakte) beschlossenen gezielten Zerstörung der anderen Freiheiten (wobei der Wunsch nach konsequenterAusübung der eigenen religiösen Anschauung schon fast in den Bereich der geistigen Krankheiten gerückt ist) hilflos gegenüberstehen und mit einfachen mathematischen Mittel ausrechnen können, wann in Deutschland sudanesische Zustände herrschen, bleibt uns in unserer Hilflosigkeit – verlassen von Politik, Partei und Gewerkschaft – nur noch eins: das Jammern.
Aber ich schätze mal: nicht mehr lange, da werden Artikel wie dieser im Rahmen der Gesetze gegen Wirtschaftskraftzersetzung oder wegen Demokratiegläubigkeitsfrevel unter Strafe gestellt.
Aber sonst können wir über alles reden. Bei Will und Maischberger, wo alles unter Kontrolle ist.
Unterm Strich gesehen scheint also etwas dran zu sein an der Behauptung, das seit dem zweiten Weltkrieg sich das Blatt für die Menschheit zum Schlechteren gewendet hat.
Wo ich die herhabe? Von gläubigen Katholiken aus dem Vatikan, die sich 1945 über die Verrohung der kriegerischen Sitten der Alliierten entsetzten, weil diese nur eine bedingungslose Kapitulation gelten lassen wollten – also Krieg bis zur völligen Vernichtung des Gegners in Kauf nahmen. Aus diesem Eindruck heraus sind dann SS-Männer mit Hilfe der Kirche ins Ausland geflüchtet – ein für uns heute unverständlicher Akt der Menschlichkeit in einer Zeit, in der man eine ungeheure Unmenschlichkeit aufziehen sah … nach dem Kriege, jenem Kriege, bei dem ich mich langsam frage: wer oder was hat da eigentlich gewonnen? Oder, besser gefragt: wenn die GUTEN gewonnen haben: warum sind dann die vier wesentlichen Freiheiten des Menschen heute so sehr in Gefahr – weltweit?
Das aber eine Organisation die „liebet Eure Feinde“ predigt (bzw. predigen muss, ich persönlich denke, das viele von denen selber lieber etwas anderes predigen würden), heute beständig unter Feuer liegt, wundert mich nicht.
Mit Sicherheit stehlen die uns bald auch noch den Sonntag – damit weniger Zeit zum Nachdenken bleibt.
PS: Noch ein Nachwort für die Unfreunde vom äußerst rechten Rand, die vielleicht verlockt sind, diese Zeilen zu kopieren. HITLER war einer der Dämonen, die Anneliese Michel benannte und die von dem Exorzisten vertrieben wurden. Eine Gelegenheit, die gute alte Gleichung USA/Juden=Superverbrecher und Hitler/Deutschland=Supergut gibt dieser Text so wenig her wie die Realität selbst.

Mittwoch, 5.12.2012. Eifel. Draussen ist es noch dunkel, ich kann momentan keine Wetterprognose wagen. „Dunkel“ heißt hier in der Eifel: man sieht schwarz. Pechschwarz. Bei uns ist Nacht noch Nacht. Vielleicht ein Grund, warum es mir so leicht fällt, hinter harmlosen Nachrichten so fürchterliche Entwicklungen zu vermuten. Manchmal tauchen ja Menschen hier auf die sagen: „hier wird zuviel über die Hitlerei geschrieben. Jeden Tag ein Hitler: das ist zuviel“. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: man kann aktuell soviel über Hitler, die braunen Horden und schwarzen Orden reden, weil in den Wohlfahrtsjahren der Republik fern von allen wirklichen Herausforderungen des Lebens schon längst wieder genug Gesochse nachgewachsen ist, das völlig immun gegen Warnungen ist, diesen Weg nochmal einzuschlagen und deshalb den alten Pfad wieder eingeschlagen hat. Das ist auch nicht verwunderlich: Adolf Hitler ist etwas ganz Geniales gelungen, etwas, über das wir heute kaum noch reden dürfen. Mit Hilfe esoterischer Bilderwelten ist er an die Macht gekommen, Bilderwelten, die seit dem Mittelalter tradiert wurden (u.a. von der Thule-Gesellschaft) und seitdem auch beständig wieder ihre Gültigkeit bewiesen haben.
In Zeiten größter Not hat er den Deutschen etwas präsentiert, was alle europäischen, alle westlich orientierten Völker sich erhoffen: die Rückkehr König Arthurs und der Ritter der Tafelrunde. Es ist einer der mächtigsten europäischen Mythen (in Deutschland u.a. als Kyffhäusersage bekannt) und jemand hat Hitler geraten, sie 1:1 in den politischen Alltag zu übersetzen: das funktioniert immer, vor allem, wenn die Not groß ist. Man braucht einen Führer, der auserwählt ist (z.B. von „der Vorsehung“), man braucht eine tapfere Ritterschaft (SA und SS) und einen runden Tisch (Himmler und die SS-Ritter auf der Wewelsburg): schon funktioniert das (ebenso mit Stalin, dem heiligen Marx, der „Geschichte“ und den Polit-Kommissaren). Natürlich muss die Not groß sein – und der Bildungsgrad der Bevölkerung gering. Wenn alle sehen, das hier nur alte archaische Muster von politischer Macht missbraucht werden, funktioniert der Trick nicht – er wirkt albern. Wenn keine Not ist, funktioniert der Trick auch nicht. Genau eine solche Zeit haben wir aber gerade: die Not ist groß, die Zustände unerträglich (und sie werden Tag für Tag unerträglicher) und die Funktionsweisen esoterischer Machtausübung sind weitgehend unbekannt – obwohl Hitler sie vorgelebt hat und man bis heute in rationalen Kreisen rätselt, was in jenen dunklen Jahren (über die man generell lieber schweigt) denn geschehen sein konnte. Doch – wenden wir uns zuerst mal den dunklen Zeiten zu, die auch heute wieder laut nach dem gerechten König Arthur und seinen tapferen Rittern rufen – dazu müssen wir einfach mal in die Zeitschrift Capital sehen – bevor sie auch ausgelöscht wird.
Dort erkärt uns der Ökonom Jeffrey Sachs in drei Artikeln die Ursachen und Probleme dieser Zeit: ausgehend von der Globalisierung, die eine Goldgrube für Superreiche ist, kommt es zunehmend zu einem moralischen Verfall, der sich in den Methoden der Großkonzerne niederschlägt. Sie lügen, bestechen und vertuschen um sich dort Vorteile zu verschaffen, wo der Markt als solcher schon lange nicht mehr gewünscht ist. Das führt international zu einem Klima, das aus großen Ländern Egoisten im Endstadium werden lässt, die nicht mehr in der Lage sind, sich den großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angemessen zu stellen:
Die Weltwirtschaft steckt in einer Nachhaltigkeitskrise, wo Ressourcenknappheit und Umweltkrisen zu großen Preisschocks und ökologischer Instabilität führen. Wirtschaftliche Entwicklung muss durch Techniken und Lebensstile, die den gefährlichen Druck auf die Ökosysteme der Erde verringern, schnell zu nachhaltiger Entwicklung werden. Auch dies erfordert ein Ausmaß globaler Zusammenarbeit, das bis jetzt nirgendwo sichtbar ist.
Wir stehen vor einer nie dagewesenen Weltwirtschaftskrise – für die vor allem die nordatlantischen Staaten schlecht aufgestellt sind. Aber was tun wir – als Nordatlantiker? Planen den Einmarsch in Syrien, weil dort – wie immer, wenn es gerade notwendig ist – Massenvernichtungsmittel vermutet werden (siehe Spiegel). Die USA verbessern ihre strategische Position gegenüber Russland und China. Noch wäre ein großer Krieg im Nahen Osten inklusive ein paar Seeschlachten im Eismeer und im Pazifik das Jugendelexier, das unsere darbende Wirtschaft wieder beleben könnte – weshalb die Aufrüstung Saudi-Arabiens auch alternativlos ist.
Wir können von dieser großen Perspektive auch jederzeit zurückschalten – zum Beispiel mit Fokus auf Griechenland, jenem Ort, wo die Superreichen augenblicklich ihren Zapfhahn angebracht haben, um europäische Steuerbillionen abzusaugen. Ja – die Superreichen in den USA sehen die Welt so wie Jeffrey Sachs, wollen aber am Ende nicht ganz mittellos dastehen. Deshalb frisst man sich zuerst an ein paar Freunden satt, bevor man sich den eigentlichen Feinden zuwendet, siehe Manager Magazin:
Nicht nur die Griechen freuen sich über das neue Rettungspaket von Euro-Zone und IWF. Auch Spekulanten reiben sich die Hände. Der geplante Rückkauf von Hellas-Bonds lässt ihre Kassen klingeln – sie nennen den Deal „idiotensicher“ oder „Geschenk vom Steuerzahler“.
So offen kann man in deutschen Zeitschriften über die Hintergründe der „Griechenlandkrise“ schreiben, ohne das es politische Konsequenzen nach sich zieht. Die Zeitschrift Wiwo findet drastischere Worte für das, was dort gerade geschieht:
Das Geschacher der Euro-Finanzminister von Nordwesten (Irland) über Südwesten (Portugal, Spanien) bis nach Südosten (Griechenland) offenbart, wie die Mitgliedsstaaten der Währungsunion ticken, wie sie die Gemeinschaft sehen: Nicht als Projekt, das gehegt und gepflegt wird, um perspektivisch den Nutzen in Europa zu mehren. Sondern als System, aus dem individuell Geld gezogen werden kann. Die Geberländer hoffen auf Zinsgewinne, die Nehmerländer auf Rabatte und Kredite zum Nulltarif. Während die Euro-Befürworter von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble über den Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker über eine Vertiefung Europas nachdenken, zersetzt der „Moral Hazard“ Europa.
Die „sittliche Gefährdung“ ist ein Fachbegriff aus der Versicherungsbranche (siehe Wikipedia), jeder Arbeitslose kennt ihn: die Hinzuverdienstgrenze führt dazu, das er – irrational und unwirtschaftlich – mit seinem Zuverdienst seine eigenen Sozialleistungen finanzieren muss, durch erhöhte Fahrt-, Kleidungs- und Pflegekosten gerät er sogar ins Minus. Leistung soll sich zwar wieder lohnen – tut sie aber nicht, und zwar gerade dort, wo es am Sinnvollsten wäre, sie zu fördern.
Doch bevor wir zu den Arbeitslosen kommen, nochmal ein Blick auf Europa, wieder Wiwo, diesmal von Bettina Röhl:
Und das Furchtbarste ist, dass die politische Klasse, die derzeit Euro-Politik macht, ein amorpher Haufen ohne Herz und ohne Kopf ist. Es gibt praktisch keine Verantwortlichen. Niemand kann in juristischem Sinne für sein Tun in Haftung genommen werden. Gremien, Parlamente, Institutionen, Parteien, Gerichte und sonstige Gruppierungen beschließen die unterschiedlichsten Details, die unterschiedlichste Sachzwänge nach sich ziehen und die die Entscheidungsspielräume und die demokratischen Prozesse praktisch auf Null reduzieren.
Das ist im Prinzip die Beschreibung einer Diktatur – ohne klar erkennbaren Diktator. Eine Diktatur eines Systems, das gelenkt wird von den Entscheidungsprozessen einiger weniger Superreicher, die die Grenzen des Sandkastens festlegen, in dem wir Demokratie spielen dürfen. Die Folgen einer solchen Entwicklung beschreibt Frau Röhl recht deutlich:
Es gibt leider genügend historische Beispiele für das Versagen politischer Klassen und speziell auch politischer Klassen in Europa. Natürlich sind Merkel, Schäuble oder die Oppositionsgrößen und die Vertreter der nachgeordneten Apparate individuell für sich betrachtet, rational handelnde Menschen mit allen menschlichen Schwächen behaftet, die es so gibt. Aber das Gruppenverhalten ist in Sachen Euro außer Rand und Band geraten.
So wie ein physischer Zerstörungsgeist die europäische Nomen Klatura (deren individuelle Mitglieder damals für sich betrachtet nicht besser oder schlechter, böser oder lieber waren, als die heutigen Akteure) vor 100 Jahren dazu veranlasste den ersten Weltkrieg zu veranstalten, hat jetzt der Furor der heutigen Nomen Klatura unterschiedliche Volkswirtschaften in eine Einheitswährung gepresst und damit in die Euro-Krise getrieben, die sich galoppierend ausweitet.
Eine Situationsbeschreibung, die man eigentlich von der linken Presse erwarten würde, nicht aber von einem konservativen Wirtschaftsblatt. Das sie dort auftaucht, sollte die Alarmglocken noch deutlicher klingeln lassen, erst Recht dann, wenn sich international eine Verdichtung vielfältiger nationaler Konflikte anzeigt – wie im Nahen Osten, wo die Weltmächte so direkt aufeinandertreffen wie früher in Europa … oder Deutschland.
Doch nicht nur die endlose Griechenlandrettung (die praktisch nur aus großen Geldgeschenken für Superreiche besteht) illustriert den Sieg der moralischen Verwahrlosung über die bürgerliche Vernunft. Wir können auch noch einen Gang zurückschalten und uns nur die Stromwirtschaft in Deutschland anschauen, einer Wirtschaft, die uns aktuell Strompreise beschert, die „bald 45 % über dem EU-Durchschnitt liegen, siehe Welt. Wir werden sogar mit noch höheren Kosten rechnen müssen, weil das System so perfekt an die Gesetze angepasst worden ist, das wie völlig hilflos dagegen sind, siehe Kontraste. Konzerne wie Vattenfall spalten sich in einzelne Teilbereiche auf, die Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren – so arbeiten alle Konzerne. Und – wie bei Jeffrey Sachs erwähnt – kommt auch eine besondere nationalegoistische Komponente dazu:
In Schweden freut man sich. Der Staatsbetrieb Vattenfall bietet jetzt auf Druck der dortigen Regierung noch günstigere Tarife für Privatkunden an – schließlich sollen die schwedischen Bürger an den tollen Konzernergebnissen teilhaben.
Wir zahlen den Schweden den Billigstrom.
Ja – wo leben wir denn eigentlich?
Wir leben in einem Land, das sich immer noch klammheimlich nach seinem König sehnt – und die Sehnsucht nimmt tagtäglich weiter zu. König Arthur, unterstützt von dem weisen Zauberer Merlin (dem man sogar zutraut, mit einigen kurzen Gesten die unsichtbare Hand des Marktes – den größten Dämon der Neuzeit – in die Hölle zurückzuschicken) und seinen tapferen Rittern Lancelot, Gawain und Parceval, die jeden Tag durch die Welt ziehen, um räuberische Gesellen daran zu hindern, das einfache Volk weiter auszuplündern.
Darum fällt es uns auch so schwer, von dem Geist des alten Übels loszulassen. Zum Beispiel bei der Bundeswehr, siehe Kontraste:
Nach Kontraste-Recherchen wurde auf einer offiziellen Veranstaltung der Bundeswehr zum Volkstrauertag ungehindert Liedgut der Waffen-SS vorgetragen. Einer der renommiertesten deutschen Forschungspreise für Militärhistoriker ist nach einem ehemaligen SS-Mitglied benannt. Noch immer sind zahlreiche Bundeswehrkasernen nach Wehrmachtsoffizieren benannt, die tief in die nationalsozialistische Rassen- und Eroberungspolitik verstrickt waren. Obwohl dies dem Bundesverteidigungsministerium bekannt ist, wurden die Kasernen nicht umbenannt.
Dort steht man treu zum Geist des alten Rittertums, jenes Rittertums, das Hitler so geschickt ins Leben gerufen hat, das wir uns heute noch Rettung von ihm erhoffen.
Oder der Verfassungsschutz: tapfer stellt er sich vor jene, die noch des alten Glaubens sind, siehe Spiegel:
Premiere vor dem Thüringer Neonazi-Auschuss: Ein Kriminalbeamter spricht Klartext bei der Befragung. Er behauptet, die Behörden seien bestens über die rechte Szene in den neunziger Jahren informiert gewesen. Das Landeskriminalamt und der Verfassungsschutz hätten jedoch interveniert.
Ganz mächtig wirkt da noch die Liebe zum alten Führer nach – eine Liebe, die eigentlich anderen Erlösergestalten gelten sollte, die man aber künstlich auch auf jedes menschliche Ungeheuer lenken kann – wenn man weiß, wie es geht. Klar, das jene, die sich gegen diese Liebe wenden, bestraft werden müssen wie der Jugendpfarrer Lothar König:
Der Jenaer Stadtjugendpfarrer Lothar König wird wegen seines Engagements gegen Europas größten Neonazi-Aufmarsch am 19.02.2011 von der Dresdner Staatsanwaltschaft mit diversen Repressionen überzogen.
Eine Diffamierungskampagne, die mit der Razzia der Jenaer Dienstwohnung am 10.08.2011 durch bewaffnete Dresdner Polizisten einen Höhepunkt hatte, findet im demnächst anstehenden Prozess gegen Lothar König wegen angeblichem “schweren Landfriedensbruch” ihre Fortführung.
Ahnt man nun, wie stark dieser Mythos vom gerechten König der Deutschen noch nachwirkt? Man könnte die Beweiskette leicht noch länger machen, aber es geht ja darum, zu beschreiben, wo wir gerade leben, denn die Prinzipien des guten Deutschen werden heute wieder nachgefragt. Ja – das war ja der doppelte Trick Hitlers – er hat und nicht nur himmlische Rettung vor irdischen Gewalten versprochen … er wollte uns alle zu seinen Rittern machen: in Zeiten um sich greifender Minderwertigkeitskomplexe ein unausschlagbares Angebot, das er ganz konkret in Worte gefasst hat, siehe Wikipedia:
In seinen Reden hat Adolf Hitler oft das Bild rassischer Überlegenheit beschworen: „[…] der deutsche Junge der Zukunft muß schlank und rank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl. Wir müssen einen neuen Menschen erziehen, auf daß unser Volk nicht an den Degenerationserscheinungen der Zeit zugrunde geht.”
Sagte ich nicht, das man Hitler heute wieder auf Schritt und Tritt begegnet? Das Motto heißt heute anders: „Fit for Job“ sollen wir sein – und dabei hilft das Jobcenter, siehe Freitag:
Der Chef des Jobcenters Brandenburg an der Havel, Christian Gärtner, ist für seine „harte Gangart“ bekannt. So sagte dieser noch vor einigen Wochen gegenüber der Presse medienwirksam: „Notfalls werden wir bei qualifizierungsunwilligen Leuten aber sanktionieren, bis sie raus sind aus dem Leistungsbezug“. Die Presse titelte entsprechend: „Jobcenter fährt harte Linie gegen Verweigerer“. Eben jener hat sich nun etwa neues ausgedacht. 18 Erwerbslose haben einen Schrittzähler angeheftet bekommen, um zu messen, ob diese sich „zu wenig bewegen“.
Und da sind sie endlich: die elektronischen Fußfesseln für Langzeitarbeitslose. Noch zählen sie nur Schritte, damit das Volk nicht an Degenerationserscheinungen der Zeit zugrunde geht. Andere machen bei dieser Bewegung ebenfalls mit:
Schließlich ist die Aktion ein Teilprojekt der Aktion „Perspektive 50plus“. Unter gleichem Motto zwingt das Jobcenter Nienburg derzeit ältere Hartz IV Betroffene an einem Kurs zur Rauchentwöhnung teilzunehmen. In einem Anschreiben wird explizit daraufhin gewiesen, dass ein Fernbleiben zu einer Regelsatz-Sanktion führt.
Eine lange Reise haben wir jetzt hinter uns, bis wir vom Mittelalter zu den Fußfesseln für Arbeitslose gekommen sind – eine Reise aber, die notwendig ist, wenn wir verstehen wollen, wo wir leben … und verstehen wollen, warum Menschen so reagieren, wie sie reagieren.
Natürlich denken wir spontan: dieser Christian Gärtner sollte mindestens vom Verfassungsschutz beobachtet werden, auf jeden Fall sollte man ihn umgehend einer psychiatrischen Untersuchung zuführen, um sicherzustellen, das er auch geistig voll zurechnungsfähig ist. In Wirklichkeit ist er aber nur der Auswuchs einer Bewegung, die viel größer und weitreichender ist.
Wir wiederholen die Schrecken des 20. Jahrhunderts, weil der Glaube an einen Erlöser sehr tief steckt – und für Deutschland wurde mit Hitler ein eigener Erlöser aus Österreich gebastelt, der bis heute in den Seelen nachwirkt. Unter dem Deckmäntelchen scheinbarer Rationalität leben wir Muster eines Wahnsinns, der uns einreden will, das wir die Folgen der Globalisierung (den chronischen Export von Arbeitsplätzen zu preiswerteren Orten, den chronischen Export von Kapital an steuerfreundliche Orte) dadurch ausgleichen könnten, das wie die Schritte der Arbeitslosen zählen und ihre Lust auf Tabak mit Gewalt unterdrücken, während produktive und konstruktive Ansätze mit Gewalt unterdrückt werden, siehe Spiegel:
Langzeitarbeitslose wieder in Jobs zu vermitteln, ist schwierig; die Methode des Jobcenters Dortmund aber dürfte für Diskussionen sorgen. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, versucht das Amt, die örtlichen Hartz-IV-Empfänger mit Bargeldprämien zum Arbeiten zu bewegen. Auf Handzetteln, die im Jobcenter ausliegen, heißt es demnach: „Jede Aufnahme einer Beschäftigung wird mit 200 Euro belohnt!“
Weiterhin stehe auf den Blättern: Wer eine ungelernte Tätigkeit annimmt, dem wird ein Einstiegsgeld in Höhe von 280,50 Euro versprochen. Helfen will das Jobcenter demnach auch, wenn das eigene Auto kaputt ist, für die Arbeit aber gebraucht wird. Eine Reparatur soll mit bis zu 2000 Euro unterstützt werden.
Eine Sprecherin derBundesagentur für Arbeit (BA) sagte, der Flyer sei „unglücklich formuliert“. Die BA habe bereits angewiesen, den Infozettel aus dem Verkehr zu ziehen.
Und natürlich wird auch nochmal darauf hingewiesen, welcher Geist in unserem Land zu herrschen hat: per Gewalt und Gesetz durchgedrückt:
Grundsätzlich gelte, dass Hartz-IV-Empfänger, die vom Jobcenter betreut werden, jede Arbeit annehmen müssten. Anderenfalls drohen ihnen Leistungskürzungen.
Hinter allem steckt noch Hitlers Gedanke, das wir nur „rein“ genug sein müssen („Fit for Job“), dann wird schon alles wieder gut. Dürften wir uns mehr mit Esoterik beschäftigen, würden wir wissen können, wie leicht es ist, Menschenmassen zu steuern und in Zustände zu versetzen, wo sie die größten Grausamkeiten begehen, die dümmlichsten Irrationalitäten ausführen und widerlichste Gemeinheiten als Alltag akzeptieren, während die „Elite“ anders denkt – anders, aber ungebrochen seit dem die Pharaonen regierten, siehe Hubert Burda in der Welt:
„Nein. Aber es ist das wichtigste Projekt von allen. Die einzige Weisheit, die es im Leben gibt, ist, dass du lernst zu sterben. Es gibt ein Alter, da musst du dich auf diesen Moment vorbereiten. Wann der dann kommt, ist wurscht. Die Überfahrt ist das größte Abenteuer des Lebens. Da darf man nicht am Ende seines Berufslebens plötzlich unvorbereitet auf der Intensivstation liegen.“
So denkt die Elite. Während wir „Fit for Job“ sein sollen, bereiten die sich auf den nächsten Teil vor … einen Teil, der für uns Tabu ist wie alles, was an Esoterik wirksam ist. Bei uns zählt man die Schritte, bei uns achtet man auf ein möglichst langes Leben, während man selbst von einer viel größeren Selektion träumt, die seit Jahrtausenden zur festen Überzeugung der Menschheit gehört: das es vor allem gilt, dem zweiten Tod zu entgehen, jenem Tod, der der Seele droht, wenn sie unvorbereitet den Körper verlassen muss.
Nun – für uns gelten andere Wahrheiten: nach dem Tod kommt nichts, die Griechenlandrettung ist alternativlos, unsere Arbeitslosigkeit liegt nur an uns und wenn der Arbeitgeber es so will, dann ist die Welt wieder eine Scheibe: bei Widerspruch wird das Leben auf Null gekürzt. Raucher, so habe ich in Erinnerung, sollen alle an einem „metaphysischem Weltschmerz“ leiden, an dem schrecklichen Wissen, das die Welt um so vieles besser angedacht war, als sie real erscheint. Gut, das wir auch dieses esoterische Wissen im Rahmen der Alternativlosigkeit ausmerzen, um die Gewinne der Superreichen nicht zu gefährden. Immerhin: die brauchen ihre Lebenszeit, um sich auf den Tod vorzubereiten, während unser Leben schon … lange vor dem Tod endet.

Montag, 5.November 2012. Kurz vor dem Ende der Welt – wenn man dem Maya-Kalender trauen darf. Bald kommen tausende von UFO´s und klauen unser Gold, die Zeit hört auf zu existieren oder alle Menschen werden weise. Das ist auch gut so. Wir sollten uns beeilen mit dem Weltende, denn wenn wir das nicht tun, werden wir ein Stück Geschichte wiederholen, das zu den widerwärtigsten Kapiteln der Menschheitsgeschichte gehört. Doch zuerst ein Frage: kennt jemand Adolf Hitler? Nein, nicht den größenwahnsinnigen Aktmaler aus Österreich, sondern den edlen Retter der Menschheit, der es wagte, ganz allein gegen das internationale Kapital aufzustehen und von ihm tief in den Dreck zurückgestoßen wurde? Nein – hier in Deutschland kennen wir den nicht. Hier in Deutschland sind wir sowieso Meister der Verdrängung, wie die konservative Welt heute schreibt:
Viel erschreckender als die Morde an Migranten selbst ist die Art und Weise, in der deutsche Institutionen beim Kampf gegen Neonazis versagen. Auch die Politik tut nicht das, was sie müsste.
Verdrängung – der Klassiker. Funktioniert auch bei Politikerkorruption, Staatsschulden, Massenarmut bei Kindern oder Eliminierung der Menschenrechte durch Hartz-Gesetze. So bleibt Deutschland sauber, der Bürger ruhig und die Börse der Täter prall gefüllt. Wenn aber Linke irgendwo zu orten sind, dann werden wir gleich aktiv – so jedenfalls berichtet der Spiegel heute. „Feine Sahne Fischfilet“ – eine Punkband – ist ins Visier des Verfassungsschutzes geraten. Der Chef der Truppe hat etwas ganz Schreckliches gesagt:
„Wenn irgendwelche Nazis verprügelt werden, werde ich mich nicht hinstellen und in Mitleid für so einen Menschen schwelgen.“
Der Mann hat allen Grund, auf Nazis nicht gut zu sprechen zu sein:
Monchi fühlt sich an die mehr als 1000 Aufkleber erinnert, die Rechtsextreme vor Jahren in Umlauf brachten, mit Monchis Konterfei darauf, der Schädel gespalten, eine Portion Kot auf dem Weg ins Gehirn. Noch immer kursieren sie in der Szene. Das mache Angst, das schüchtere ein, sagt er. „Aber noch mehr treibt es einen an, weiterzumachen.“
So ist Deutschland. Der eine wird vom Verfassungsschutz observiert, weil er für Menschen kein Mitleid empfindet, die ihm den Schädel spalten wollen, die Schädelspalter laufen frei herum und ermorden Menschen in Massen. Wir seien auf dem rechten Auge blind, heißt es dann immer schnell. Dabei stimmt das gar nicht: wir schauen genau hin. Nur die Kategorie ist eine andere: Hitler gehört nicht in die Kategorie POLITIK, sondern in die Kategorie WIRTSCHAFT. Er ist ein deutscher Exportschlager, wohin man schaut, steht er hoch im Kurs. Einfach mal genau nachsehen:
Zum Beispiel in Indonesien, siehe TAZ:
„Hitler war mächtig und entscheidungsfreudig.“ Spricht sie von Adolf Hitler, benutzt sie das Wort „beliau“, das Ehrfurcht ausdrückt.
Auch in Russland erfreut sich der Führer wachsender Beliebtheit. 2007 berichtete der Spiegel von 2000 Teilnehmern des „Russischen Marsches“:
Zu Hakenkreuz tragenden Glatzköpfen in schwarzen Ledermänteln, Springerstiefeln, SS-Uniformen oder Bomber-Jacken gesellen sich alte Frauen, die schlecht kopierte Flugzettel ausgeben, junge geschminkte Studentinnen in hochhackigen Stiefeln und Eltern mit ihren kleinen Kindern in bunten Schneeanzügen. Selbst sie strecken schon den Arm zum Hitlergruß aus.
Interessant die Argumentation der Bürger dieses Landes, das wie kein anderes unter der Nazi-Barbarei gelitten hat:
Die Rentnerin Monika Nikolajewa verteilt eifrig Flugblätter, auf denen Oligarchen wie Boris Beresowskij, Wladimir Gusinskij und Michail Chodorkowski als Volksfeinde abgebildet sind. „Diese Milliardäre schicken ihre Kinder im Ausland auf die Schule“, regt sich die Großmutter einer 15-jährigen Enkelin auf: „Für unsere Kinder reicht das Geld nicht einmal, um sie in Russland auf die Universität gehen zu lassen.“
Wir Deutschen dürften so etwas gar nicht sagen: „Sozialneid“ wäre das Totschlagargument, das in unserer ganzen Medienlandschaft anerkannt und angewandt wird.
Dabei geht es nur um Gerechtigkeit – ein Wort, das im deutschen Sprachgebrauch immer seltener Einlass findet.
2012 beteiligen sich am russischen Marsch schon 20000 Leute (siehe TAZ) – die Kinder von früher sind größer geworden. 2011 berichtete „Russland-aktuell“ über Massenmorde durch Neonazis – besonders gern zu Ehren des Führers an seinem Geburtstag – und darüber, das die Regierung Putin locker darüber hinwegsehe. Kommt einem als Deutscher sehr vertraut vor.
Doch halten wir erstmal weiter nach Fans des Führers Ausschau. Fündig werden wir in Italien, Griechenland, Marokko, Thailand (hier sogar als Ronald McDonald-Ersatz), Pakistan, Südkorea oder Saudi-Arabien, wobei die deutsche Zensur auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerne mal zuschlägt um Hitlers Kollaborateure aus dem islamischen Dunstkreis zu verdrängen, siehe den aufschlussreichen Artikel von Karl Rössel – hier in ungekürzter Fassung.
Größere Bedeutung hat die Hitler-Verehrung auch in Indien. Schon 2005 berichtete der Spiegel über Israels Kritik an Indischen Schulbüchern, die ihren Schülern interessante Perspektiven vermittelten:
„Hitler verlieh der deutschen Regierung durch den Aufbau einer starken Verwaltung in kurzer Zeit Würde und Ansehen.“
2012 hat sich der Trend endgültig durchgesetzt. Hitler wird Namensgeber von Geschäften und zur nationalen Kultfigur:
Hitler hat in den vergangenen Jahren durch schnelle Popularität, in Indien an Bedeutung gewonnen. Dieses Phänomen ist ein Paradox, weil es in Indien keinen Antisemitismus gibt. Und obwohl das Land nie Antisemitismus gekannt hat, sind die Verkäufe von Hiltlers Mein Kampf in den letzten zehn Jahren um über 15% gestiegen. Der Name “arisch” ist ein beliebter Vorname in Indien und “Hitler” ist der Name des Protagonisten in vielen Bollywood-Produktionen.
Eine Erklärung für diesen Ruhm ähnelt jener Perspektive, die wir schon aus Russland kennen:
Als Teil dieser Fehlinformation glauben viele Inder, dass die Achsenmächte des Zweiten Weltkrieges, teilweise verantwortlich für die Unabhängigkeit Indiens von den Briten im Jahr 1947 waren. Es wird vermutet, dass Hitlers Krieg Großbritannien dazu gezwungen hat, seine Ressourcen in Europa zu konzentrieren. Un das Großbritannien deshalb ein Gebiet so groß wie Indien nicht mehr steuern konnte, so dass Raum für eine indische Unabhängigkeitsbewegung entstand.
Hitler als Widerstandskämpfer gegen das internationale anglo-amerikanisches Imperium: man hätte sich fast denken können, das es so endet.
Wer nun denkt, die Liste der Hitlerfans ist damit am Ende, der irrt. Auch in China kommt der Führer ganz groß in Mode, siehe SZ:
In China ist Adolf Hitler ein großer Mann. Eindeutig größer als er ist nur einer, ein von chinesischen Nietzsche-Interpretationen geprägter Übermensch, Schutzpatron und Halbgott – Mao Zedong.
Die Begeisterung für Übermenschen, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Rezeption des Genie-Begriffs und des Konzepts „große Männer“ begonnen hat, erschüttert jedoch keine Kritik. Selbst in der Modewelt gilt diktatorische Größe als schick. 2003 brachte der chinesische Bekleidungshersteller Izzue in Hongkong eine mit SS-Abzeichen und Hakenkreuzen bedruckte Sommerkollektion für trendbewusste Jugendliche heraus.
China-intern wird da noch deutlicher:
Die Hitlerverehrung ist in China kein verbotenes Thema, „Mein Kampf“ ist so beliebt, dass viele Chinesen das Buch auf dem Nachttisch stellen, es ist quasi Pflichtlektüre. Das Lied „Die Fahne Hoch“, das hierzulande verboten ist, wird in China immer beliebter. Viele Chinesen geben positive Kommentare über Hitler ab. Eine neue Hitlerverehrung entsteht auf diese Weise nicht in Deutschland, aber in China. Kommentare wie „Der Führer lebe ewig“ oder „Dieser großartige Volksführer hat uns schon lange verlassen. Es gibt immer Menschen, die ihn kritisieren, das deutsche Volk hat aber kein Recht dazu, ihn zu kritisieren. Warum? Wir sollen an ihn glauben und ihn verehren, weil er es nach dem WK I geschafft hatte, das Volk zu einen und es zu einem Volk machte, das das Weltenschicksal steuern konnte.“
Warum informiert eigentlich der Verfassungsschutz nicht über die neue Hitlerwelle, die weltweit immer skurrilere Erfolge feiert? Vielleicht … weil man sich dann mit den wirklichen Herren der Welt anlegen müsste? Schauen wir uns zu diesem Zwecke doch einmal an, wer dafür gesorgt hat, das Hitler an die Macht kommt. Dazu gibt es ganze Bücher –
wie dieses hier:
Als Adolf Hitler im Herbst 1919 erstmals zur NSDAP stößt, befinden sich in der Parteikasse gerade mal 7 Mark und 50 Pfennig. „Das war ja eine Vereinsmeierei allerärgster Art“, erinnert sich Hitler. „Außer einigen Leitsätzen war nichts vorhanden, kein Programm, kein Flugblatt, überhaupt nichts Gedrucktes, keine Mitgliedskarten, ja nicht einmal ein armseliger Stempel.“
Das ging ja nun mal gar nicht. Wir erfahren deshalb auch im Weiteren, das man schon früher wusste, mit welchen Mitteln man Gesellschaften auf einen anderen Kurs bringt:
Zu Recht kommentiert das Ministerium des Äußeren im Jahre 1923 über die Nazis: „Wie zum Krieg, so gehört zur Revolution erstens Geld, zweitens Geld, drittens Geld. Ohne Geld keine Revolution.“
Und weil das Geld ausblieb, hätte Hitler beinahe wieder zur Aktmalerei zurückkehren müssen. Diese Schicksal blieb ihm jedoch erspart:
Um das Jahr 1928 hätte die NSDAP genau so gut wieder untergehen können – wenn da nicht auf einmal beträchtliche Parteispenden gewesen wären, die Hitler die Mittel für gewaltige Propagandaschlachten lieferten.
Ohne massive Geldspenden hätte also die NSDAP niemals den Lauf der Weltgeschichte dermaßen beeinflussen können, wie sie es später tat. Hitler wäre ein belächelter Eiferer unter vielen geblieben, eine verkrachte Existenz mit Größenwahn.
Das Geld jedoch floss – und nicht nur aus den Reihen der deutschen Industrie. Dies findet man in Karl-Heinz Deschners „Der Moloch“, hier bei wahrheitssuche:
Schon ein Prozeß im Sommer 1923 wegen der NSDAP-Finanzierung hatte ergeben, daß der Partei drei mal große Geldbeträge aus dem Saargebiet über die Deutsche Bank zugeflossen waren. Nach Überzeugung des Gerichts stammten sie von amerikanischer Seite, dem Großindustriellen Henry Ford, der lebhaft eine deutsche Aufrüstung wünschte.
Es war aber nicht nur der Herr Ford, der sein Scheckbuch zückte. Es gab eine breite Allianz der Wallstreet-Größen:
Bei Beratungen der Präsidenten der „Federal Reserve“ Banken, des eigentlichen Finanzzentrums der Wallstreet, der fünf unabhängigen Banken, Vertreter der Royal Dutch, der Standard Oil, Rockefeller jun. und anderen im Sommer 1929 wurde Warburg schließlich gebeten zu prüfen, ob Hitler für amerikanisches Geld zugänglich sei. Als Gegenleistung hätte dieser gegenüber Frankreich eine aggressive Außenpolitik einzuleiten, sollte aber in die wirklichen Motive der amerikanischen Unterstützung nicht eingeweiht werden.
Hitler seinerseits habe bei den Verhandlungen in Berlin betont, daß „er mit den Arbeitslosen alles machen könne, wenn er ihnen nur Uniformen und Verpflegung gebe … Alles hinge vom Geld ab … Die USA-Hochfinanz habe doch sicher ein Interesse daran, daß er, Hitler, an die Macht komme, denn sonst hätte sie ihm nicht bereits 10 Millionen Dollar übergeben … Wenn er von der USA-Hochfinanz 500 Millionen Mark erhalte, sei er in „sechs Monaten fertig“. Hitler habe auch die Kommunisten als erledigt bezeichnet und erklärt, er werde nun die Sozialdemokraten ausschalten, durch Wahlen oder mit Gewalt. Eventuell komme noch eine Verhaftung von Hindenburg, Schleicher, Papen, Brüning in Betracht, aber alles koste Geld, und das bisher aus den USA erhaltene sei verbraucht.
Die wussten genau, was sie für ihr Geld bekamen. Der lästige Konkurrent Frankreich wurde ausgeschaltet. Und Hitler wusste genau, was er ihnen geben konnte:
eine gewaltige Heerschar von Arbeitslosen in Uniformen.
Das scheint überzeugt zu haben.
Auch Hitler war von den USA begeistert, dies zeigt vor allem sein zweites Buch, das – seltsamerweise – nur deshalb der Nachwelt erhalten blieb, weil ein jüdischer Historiker es aus den Archiven der USA ausgrub und ein jüdischer Verleger aus Deutschland es veröffentlichte- siehe Wikipedia:
Dagegen beschreibt Hitler im Zweiten Buch die Vereinigten Staaten als eine dynamische, „rassisch erfolgreiche“ Gesellschaft, die Eugenik und Rassentrennung praktiziere und eine vorbildliche Einwanderungspolitik auf Kosten „minderwertiger“ Einwanderer aus Süd– und Osteuropa betreibe. Woher dieser Wandel in Hitlers Einstellung zwischen 1924 und 1928 rühren mag, ist unbekannt.
Eugenik und Rassentrennung – das gefiel dem Führer. Und deshalb gefiel der Führer auch seinen Finanziers von der Wallstreet. Es ist wohl nicht zu weit hergeholt, zu vermuten, das das „Missing Link“ in dieser Argumentationskette darin besteht, das „interessierte Kreise“ mit Geld und guten Worten den Führer auf ihre Seite gebracht haben.
Doch kehren wir zurück in das Jahr 2012, jenem Jahr, in dem man den beachtlichen weltweiten Aufstieg Adolf Hitlers beobachten kann, jenem Jahr, in dem im Handelsblatt erstaunliche Worte zu lesen sind:
Wahr ist: die wachsende Spaltung des Landes in Arme und Reiche, die Schwächung von Gewerkschaften und sozialstaatlicher Strukturen durch die neoliberalen Reformen der letzten Regierungen, haben die Gewichte innerhalb des Landes zugunsten einer zunehmend ruchlosen, ja zum Teil asozialen Elite verschoben, die mit ihrer ganzen finanziellen und politischen Macht die Kandidatur Romneys unterstützt.
Eine ruchlose, asoziale Elite? Die vielleicht sogar langfristige Pläne verfolgt? Jene Elite, die über die WTO und die Weltbank weltweit jene neoliberalen Reformen unterstützt haben, die uns in Deutschland Hartz IV einbrachten? Die Agenda 2010, die in Deutschland ein nie dagewesenes Maß an Armut und sozialer Ungerechtigkeit eingeführt hat … und aktuell ein Heer von 2,5 Millionen Kinder produziert, die unter erbärmlichsten Umständen am Rande der Gesellschaft dahinvegetieren, während Politik und Wirtschaftsführer sich den Wamst vollschlagen, wo immer es geht? 2,5 Millionen Menschen, die – wenn sie erwachsen werden, nur darauf warten, in Uniformen gesteckt und mit Verpflegung versorgt zu werden, um es der asozialen Gesellschaft heimzahlen zu können, die ihre Eltern schikaniert und ihnen ihre Zukunft genommen hat?
Lauschen wir doch nochmal weiter den Worten amerikanischer Führer:
Der ultrakonservative Aktivist und Finanzier Grover Norquist hat dies wie folgt auf den Punkt gebracht: „Wir wissen was wir wollen, wir brauchen keine Anführer, brauchen lediglich jemanden im Weißen Haus, um die Gesetze, die der Kongress macht zu unterschreiben.“
So denken die: die brauchen nur jemanden, der ihre Arbeit macht. Romney, Obama, Hitler – denen ist es egal, wer den Job macht. Und das geben sie offen zu.
Das Szenario erinnert sehr an des Ende der Weimarer Republik – ein Ende, das – wie wir jetzt sehen – von Hitler ganz bewußt mit Hilfe der Arbeitslosen herbeigeführt worden ist, jener Arbeitslosen, die wir nur Dank der intensiven Wühlarbeit amerikanischer Interessengruppen haben, jener Interessengruppen, für die die Zerschlagung der Sozialstaaten sowie die Deregulierung der Finanzmärkte oberste Priorität hatten.
Jetzt haben sie, was sie wollten – diesmal sogar weltweit.
Was sie jetzt nur noch bräuchten, wäre ein geklonter Hitler. Technisch – glaube ich – kein Problem mehr. Der könnte in Deutschland ungeniert herumwandern, das Verfassungschutz würde schon dafür sorgen, das ihm die bösen Linken nichts tun – und in ganz Asien bräche Jubel aus.
Den USA käme das gerade recht: das Imperium zerbricht – und zelebriert Werte, die dem Führer sehr gefallen würden, siehe Spiegel:
Und tatsächlich: die Fanatiker, von denen Mitt Romney sich abhängig gemacht hat, haben alles über Bord geworfen, was den Westen ausgezeichnet hat: Wissenschaft und Logik, Vernunft und Mäßigung oder einfach Anstand. Sie hassen die Schwulen, die Schwachen und den Staat, sie unterdrücken die Frauen und verfolgen die Einwanderer, und ihr Abtreibungsmoralismus macht auch vor den Opfern von Vergewaltigung nicht halt. Sie sind die Taliban des Westens.
Die brauchen wieder dringend ihren Krieg … und Menschenmaterial dazu produzieren sie gerade in großen Massen, sowohl in den USA selbst, als auch in Europa und Asien.
Wir hatten das schon einmal. Wieder wünscht sich die Welt einen großen Führer, wieder sorgt das Kapital für ein günstiges Klima, einen gut gedünkten Boden, ideale Verhältnisse auf dem die neue Brut sprießen kann.
Und wieder tun wir so, als sei das alles nur Zufall. Dabei ist es einfach „Wirtschaft“ – bzw. jene Form, in der „die Wirtschaft“ oder „die Märkte“ gerne Politik machen: mit Uniformen, Aufmärschen und Todesschwadronen.
Darum steht dieser Artikel auch in der Kategorie „Wirtschaft“.
Vielleicht merken wir ja nach dem nächsten Weltkrieg, das man „Wirtschaft“ aus „Politik“ heraushalten muss, weil man sonst nur weitere Hitlereien produziert.

Montag, 22.10.2012. Eifel. Wie jeden Morgen präsentieren uns die Medien ihrer Meinung nach absolut unverzichtbare Informationen. Nehmen wir zum Beispiel den Spiegel, Deutschlands führendes politisches Online-Magazin. Da erreichen uns Berichte über Mathias Korsch, der in Wallertheim versehentlich einen jüdischen Friedhof gekauft hat. Unverzichtbar für die demokratische Meinungsbildung auch der Artikel über die Bedeutung der Hupe bei Motorradtouren in Vietnam. Die absolute Mehrheit der Deutschen könnte sich so etwas gar nicht mehr leisten, umso wichtiger, das man darüber informiert wird. Noch viel wichtiger ist jedoch die Information, das es in Deutschland am Wochenende richtig warm war. Da wäre uns doch glatt was entgangen, wenn der Spiegel nicht darüber informiert hätte. Was nicht fehlen darf: ein Artikel über Verschwörungstheorien, diesmal über den Ku-Klux-Klan, der Marlboro unterwandert hat. Jener Artikel enthält dann aber auch gleich eine kaum merkliche Nebenbotschaft für den Endverbraucher: wir erfahren, was das für Leute sind, die sich Gedanken über ihre Umwelt machen und erhalten einen Tip, was sie stattdessen tun sollen. Schauen wir uns erstmal die Forscher genauer an:
Immer wieder schließen sich unerschrockene Symbologen in ihre Gemächer ein, stellen den Track mit der „Akte X“-Titelmelodie im iPod auf Repeat und versuchen, der Pandorapappschachtel der Tabakindustrie durch Objektstudien und Assoziationsübungen ihre letzten schmutzigen Geheimnisse zu entlocken.
So stellt sich der Spiegel den Verschwörungsforscher vor … bzw. so soll sich der Leser all jene Leute vorstellen, die glauben, hinter der politischen Wirklichkeit steht Plan und Absicht und nicht nur bl0ßer Zufall. Das Leute, die den ganzen Tag immer dieselbe Filmmusik hören, sich in einem Gefängnis ihrer eigenen Phantasie befinden, ist dem Autor klar – und das soll auch der Leser so sehen:
Was steckt dahinter? Natürlich nichts – außer der prinzipiell großartigen Gabe des Menschen, die Wirklichkeit mit Vorstellungen anzureichern und abzumildern. Dieselbe Vorstellungskraft kann aber auch dazu führen, dass sich Menschen in Hirngespinsten ergehen. Vor allem, wenn sie in der dunklen Kammer tagelang über Zigarettenschachteln brüten statt Fußball zu spielen, tanzen zu gehen oder hübsche Mädels und Jungs kennenzulernen.
Das sollen wir: Fußball spielen, tanzen gehen oder hübsche Mädels und Jungs kennenlernen. Die größte Gefahr, die uns hier in Deutschland droht, ist ein jüdischer Friedhof, den wir zu spät erkannt haben. Ansonsten ist die Welt schön rosa, die Schäuble schwimmt in Geld – warum sollte man sich noch Sorgen machen?
Nun – Sorgen machen sollte man sich, wenn man ein politisches Nachrichtenmagazin aufschlägt und erfährt, wie man den neuen Tatort zu beurteilen hat oder was Helge Schneider mit seinen Studiogästen anstellt.
Natürlich gibt es dort auch andere Informationen. Sogar äußerst brisante. Aber: erstmal muss man sie finden – und dann muss man sich in jene äußerst bedenkliche Ecke bewegen, in denen Menschen – durch ständige Filmmusikberieselung abgestumpft – Hirngespinste produzieren – also Wahrheiten jenseits der offiziell erlaubten Wahrheiten suchen. So weit sind wir schon wieder … aber bleiben wir bei den brisanten Nachrichten. Wie schon mal erwähnt, hat Argentinien ein Kriegsschiff durch einen Hedgefond verloren (ein historisch äußerst markantes Zeichen), jetzt darf laut Spiegel die Mannschaft von Bord gehen, das Schiff selbst bleibt in Haft.
Der Hintergrund ist vor den Ereignissen der aktuellen Krise mehr als interessant:
NML Capital hatte während der Wirtschaftskrise im Jahr 2000 Staatsanleihen gekauft, bevor Buenos Aires im Zuge eines Schuldenschnitts einen Großteil seiner Kredite strich. Nach Darstellung des Fonds schuldet Argentinien ihm umgerechnet 285 Millionen Euro.
Da gibt es also den für Griechenland aktuell wieder verstärkt diskutierten Schuldenschnitt – und man sieht, was der letztendlich Wert ist: gar nichts. Unter völliger Missachtung der Menschenrechte der Besatzung (kein Wasser, kein Strom) setzt ein Hedgefond mithilfe von Dritte-Welt-Ländern die argentinische Marine fest. Wir können jetzt schon erahnen, was das für Griechenland bedeutet: der Schuldenschnitt war keinen Pfifferling wert: notfalls werden sich die Fonds irgendein Dritte-Welt-Land untertan machen und ihre Schulden von denen eintreiben lassen. Es ist nur noch ein kleiner Schritt bis zu dem Moment, in dem man Mietschulden in Deutschland von Asylbewerbern aus Afghanistan eintreiben lässt – die Taliban sind es ja schon seit Jahrzehnten gewohnt, für US-Gelder Leute zu erschießen.
Früher hätte man als Staat seine Fallschirmjäger nach Ghana geschickt – falls es nicht sogar zu einer Strafexpedition gekommen wäre. Dafür reichten früher kleinere Anlässe: siehe den Artikel Kanonenbootpolitik bei Wikipedia. Angriffe auf Kriegsschiffe einer Nation bedeuten einen kriegerischen Akt, von dem man früher die Finger gelassen hätte – erst recht als kleines Ghana. Argentinien hat eine schlagkräftige Marine … aber der Hedgefond hat die Atombomben der USA im Hintergrund. Nicht nur die Atombomben – natürlich auch die Drohnen, die neuen Massenvernichtungsmittel, die ohne eigenes Risiko eingesetzt werden können. Kein Wunder, das der CIA jetzt noch viel mehr davon will (siehe Heise): das sind die Kanonenboote der Moderne. Allerdings verteidigen sie nicht den Nationalstaat und sein Eigentum, sondern eher den Geist, der hinter den Hedgefonds steckt. Respekt vor der demokratischen Willensbildung in Nationalstaaten spielt hier keine Rolle mehr, die Restregierungen dort sollen froh sein, das nicht ihr ganzes Militär gepfändet wird.
Das wird auch gesehen: zwischen der Flut völlig unnützer Nachrichten, die nebenbei zeigen, das „Infotainment“ den Untergang jeglicher Information bedeutet, finden sich auch Informationen, die uns den Kurs unseres eigenen Landes für die Zukunft aufzeigen, siehe IBT
„Finanzminister Schäuble will die nationalen Parlamente entmachten und auf EU-Ebene einen Parlamentarismus à la carte einführen. Das ist ein Masterplan für Demokratie- und Sozialabbau, der Europa spalten wird, ohne den Euro zu retten“
Deutschland präsentiert sich mal wieder als Speerspitze beim Demokratieabbau, gefolgt von Großbritannien, wo aktuell weiterer Sozialabbau gefordert wird (siehe WSWS) und der Hass auf Arbeiter Hochkonjunktur hat (siehe Hintergrund). Wer genau hinschaut, sieht auch schon die Zeichen für den weiteren Sozialabbau in Deutschland, das inzwischen in treuer Gefolgsmann des „american way of life“ ist, der nichts anderes besagt als: werde reich auf Kosten anderer.
Was auf uns zukommt, erfahren wir durch die Welt, die uns eine Studie über den Wirtschaftsstandort Deutschland präsentiert:
Denn eher schwach schneidet Deutschland der Untersuchung zufolge nicht nur bei der Verfügbarkeit von Fachkräften, der Bevölkerungsentwicklung und den Arbeitskosten ab – sondern auch bei der Leistungsfähigkeit der Regierung, bei der wirtschaftlichen Freiheit, beim Schutz des geistigen Eigentums und der Bürokratie.
Unsere Regierung muss noch viel mehr leisten – Arbeitskosten müssen sinken, die Handlungsfreiheit von Unternehmen muss optimiert werden, alle Regulierungen müssen fort. Das hohe Lied des Neoliberalismus, der Mutter aller Krisen, muss weitergesungen werden, bis das ganze Volk im Gleichschritt zum Wohle des Zinsterrors marschiert – in eine Zukunft, die der frühere Vizepräsident von Moodys als „europäischen Alptraum“ erlebt (siehe Wissensmanufaktur), der völlig unkalkulierbare Risiken mit sich bringt:
Es ist schon schlimm genug, dass die Welt absolut unvorbereitet auf eine Zukunft ist, die man vorhersehen konnte. Die nicht vorauszusehenden finanziellen, wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen der kommenden Krise könnten aber noch schlimmer werden.
Natürlich wird das schlimmer. Wenn Zivilisationen nichts anderes als Lebenssinn haben als die beständig progressiv steigende Kapitalakkumulation, bleiben letztlich nur eine Handvoll Menschen über, die alles haben und Milliarden, die für dieses Ziel Fronarbeit leisten müssen – das kann man sogar mir Hauptschulabschluss verstehen.
Gerade das Beispiel Griechenlands zeigt uns, wie ohnmächtig der Nationalstaat gegenüber den neuen Herren der Welt geworden ist: durch „dubiose Privatisierungen“ kaufen sich die steuerflüchtigen Griechen wieder in die heimische Wirtschaft ein (siehe Griechenlandblog), während die Konzerne dem Land den Rücken zukehren, weil sie keine Steuern mehr zahlen wollen (siehe IBT). So vernichtet man ganze Volkswirtschaften und führt ihre Vermögenswerte linientreuen Verwaltern zu, die im Auftrag der neuen Herren für fortschreitende Arbeitslosigkeit, Verarmung und Rechtslosigkeit der Bürger sorgen.
Man sollte schon genauer auf die Drohungen hören, mit denen sich sogar die USA selbst auseinandersetzen müssen – jene USA, die als Nationalstaat ebenfalls auf der Abschußliste der Konzernherrschaft stehen – siehe IBT:
„Fast alle Staaten mit schlechter Schulden-Dynamik werden herabgestuft werden, wir diskutieren nur noch über das Tempo,“ sagte Mather. Die Ratings von Unternehmen wurden in einigen Ländern nur zögerlich herabgestuft. „Aber wir denken, das Tempo wird im kommenden Jahr vielleicht wieder zunehmen.“
Da zeigen sich die Sprecher der Herren der Welt mal ausnahmsweise etwas offener und demonstrieren ungeniert ihre Allmacht über den kläglichen Rest: wir machen euch auf jeden Fall platt – wir diskutieren nur noch, wie schnell wir das tun werden.
Vorbei die Zeiten, wo die kaiserliche Garde (als Stellvertreter der exekutiven Gewalt des Volkes) umgehend die Bedrohung durch Besetzung der Büros der Verschwörer ausschaltet – ebenso ist die Zeit vorbei, wo wir auf Revolutionsgarden als Exekutive des Volkes hoffen durften. Fast schon niedlich wirkt der Aufruf der Wissenmanufaktur an Journalisten, man möge sich doch bitte mal mit ihnen in Verbindung setzen, weil man die Lösung der Krise in der Tasche hat, aber an ein Widerstandsrecht gar nicht mehr zu denken ist.
Jene Journalisten aber stehen ausnahmslos auf der Lohnliste der neuen Herren der Welt – oder in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit, die trotz sprudelnder Steuereinnahmen (siehe oben) jetzt massiv von der Bundesregierung unter Druck gesetzt wird (siehe Gegen-Hartz). Jene Journalisten predigen uns ja Tag für Tag, das wir nicht mehr denken sondern lieber tanzen, Fußball spielen oder die Volksbespaßungsaktionen der Volksbespaßungsunternehmen genießen sollen. Die „innere Emigration“ wird heutzutage von Staat und Wirtschaft via Bildschirm systematisch organisiert, um ja nichts dem Zufall zu überlassen.
Träume von sozialen Revolutionen kann man somit in die Sphäre gegenstandsloser Phantastereien verweisen – und Träume von politischen Revolutionen erst recht. Was würden solche Revolutionen auch noch ändern können? Was ändert sich an der internationalen Machtverteilung, wenn wir morgen alle SPD wählen – oder die LINKE, die Piratenpartei oder die Kommunisten (ach nein, geht ja nicht: die sind – anders als die NPD – verboten). Nach einem kurzen Triumph kommen die Herren in den teuren Anzügen in die Regierungszentrale, (economic hit man nennt man sie), die die Revolutionäre von morgen zu den Unterdrückern von übermorgen machen: nicht umsonst ist Politik alternativlos geworden.
Die wenigen, die noch mit offenen Augen durch die Welt gehen, gleichen jenen Römern, die laut schreiend ins Colosseum rannten, weil die Westgoten vor den Toren der Stadt standen: der Pöbel, der Mob, die Masse wollte lieber sehen, wie Löwen Christen zerrissen als sich der Realität stellen, die viel zu grausam und unvorstellbar war, als das man sie gedanklich verarbeiten wollte. Sie gleichen Menschen, die am Bug der Titanic stehen und im Dunkel der Nacht die Vermutung äußern, das dort vorne womöglich gerade ein Eisberg am Horizont aufgetaucht ist. Hätte der Kapitän sofort das Schiff gewendet, wenn Menschen außerhalb der maritimen Befehlshierarchie auf die Brücke gestürmt wären, um dort unbequeme Wahrheiten auszusprechen? Hätte die Elite der Passagiere aufgehört zu tanzen, wenn sie früh genug Warnungen erhalten hätte von Menschen, die kein Erste-Klasse-Ticket hätten?
Nein. Die Musik lief noch, als das Schiff längst sank.
Es gibt sie auch heute noch, jene Warner und Mahner – doch ihre Worte erzeugen keine Reaktion in der politischen und wirtschaftlichen Öffentlichkeit, selbst dann nicht, wenn sie in einem Vortrag bei der WTO über freien Handel Hitlers Wirtschaftspolitik loben, öffentlich die Vorteile der Sklaverei preisen oder allen Ernstes die Ernährung der Dritten Welt durch recycelten Kot forderten (siehe den Artikel über die Yes-Man bei Wikipedia). Wir erfahren auch, das die politische und wirtschaftliche Elite keinerlei Gespür mehr für menschliche Grenzen hat:
Die Ausführungen über Sklaverei und freie Marktwirtschaft dienten den Yes Men dazu, ein Plädoyer für die totale Überwachung von Arbeitskräften durch Manager zu halten. Die WTO sei der Meinung, dass die Effizienz der Produktion durch die Kontrolle des Arbeiters während der Arbeit und auch in seiner Freizeitgestaltung gesteigert werden könne.
In der Folge riss Mike Andy seinen Business-Anzug vom Leib. Darunter befindet sich ein golden schimmernder Trikotanzug, in dem ein überdimensionierter Phallus integriert ist. An der Spitze des Phallus befindet sich ein Eingabefeld, über das der Manager direkt mit dem Arbeiter kommuniziert. Praktisch sieht dies so aus, dass Mikrochips im Körper des Arbeiters implantiert werden, die elektromagnetische Signale in den Hintern des Managers senden.
Zu dem Vortrag erhielten die Yes Men wiederum nur Applaus und niemand schien irgendein Problem mit den Inhalten des Vortrags gehabt zu haben.
Die Art des Denkens, das von unserer Elite weltweit inzwischen akzeptiert wird, kann man als Geisteswissenschaftler nur noch als „dämonisch“ klassifizieren, die Dimensionen des Horrors und des Grauens, die dort auf uns warten, werden Hitlers Gruselreich in den Schatten stellen – und schon jetzt wachen eifrige Spiegeljournalisten darüber, das ja nichts davon an die Öffentlichkeit gerät.
Nochmal ein Auszug aus dem Artikel über die „Marlboro-Verschwörung„?
Laut Sigmund Freunds „Psychoanalyse“ deuten Angst und Grauen in Phantasien übrigens darauf hin, dass da jemand einen eigenen Trieb befriedigen will, von dem er weiß, sein Ansehen in der Gesellschaft dadurch sinkt.
Die Botschaft? Denkende Menschen sind asoziale Triebtäter mit geisteskranken Phantasien. Wir wissen zwar, das die Macht des Ku-Klux-Klan bis in die Reihen der deutschen Polizei reicht (siehe Zeit), aber wer sich weitere Gedanken über den Einfluss jener Leute macht, muss mit einer Zwangseinweisung rechnen.
Wir haben wieder Denkverbote – jedenfalls dann, wenn wir darüber nachdenken, warum man Hitlers Wirtschaftspolitik bei der WTO loben kann, ohne einen massiven Proteststurm auszulösen.
Es ist auch nur gut, das wir diese Verbote haben: wenn wir nämlich anfangen würden, uns Gedanken darüber zu machen, wie die syrische Armee innerhalb Syriens einen saudi-arabischen Offizier und mehrere türkische Kämpfer erschießen kann (siehe Rianovosti), dann würden wir erahnen können, wie groß die Macht jener ist, die die Welt gerade wieder in einen Krieg treiben – und wie gering die Chance ist, auf der Basis dessen, was uns die Medien als Wirklichkeit verkaufen wollen, den laufenden Putsch der Ökonomie aufhalten zu können.
Wo bleibt da die Hoffnung, wird man jetzt fragen?
Wer hat eigentlich gesagt, das es immer und überall Hoffnung zu geben hat?
Die größte Hoffnung, die wir in einer bald total verwalteten, total kontrollierten und total ausgebeuteten Welt haben werden, mag die menschliche Sterblichkeit sein: der letzte Ausweg aus der Knechtschaft. Zumindest in meiner Familie galt noch lange das Motto Lever dood as Slaav (lieber tot als Sklave), während heute im Alltag eher das Motto gilt: eher Sklave als arbeitslos.
Bezeichnend für unsere Zeit ist auch, das der größte Feind der Moderne eine Religion ist: man will uns wohl auch noch das Jenseits als Fluchtmöglichkeit vor den Schuldeneintreibern nehmen.

Sonntag, 17.6.1789. Eifel. Unglaubliches geschieht gerade. Der ganze Kontinent ist in Aufruhr. In Frankreich gab es Revolution, in ganz Europa rüstet der Adel zum Krieg. Schon jetzt merkt man, das ein kleiner unbedeutender Korse sich bereit macht, den Adel vom Kontinent zu verjagen. Überall wird Geld von den Konten abgehoben, wer es sich leisten kann, flieht, wohin es ihn sicher dünkt. Ähhhh … nein, Entschuldigung. Das war ein Fehler. Seitdem mein Kollege Regenbogenbieger mit einer Fischvergiftung im Nichts verschollen ist, kommen hier die historischen Archive durcheinander. Fangen wir nochmal von vorne an:
Sonntag. 17.6.1939. Unglaubliches geschieht gerade. Der ganze Kontinent ist in Aufruhr. In Deutschland gab es Revolution, in ganz Europa rüstet man sich zum Krieg. Ein kleiner, unbedeutender Österreicher macht sich bereit, seine eingebildeten Feinde (also eigentlich jedermann) vom Kontinent zu verjagen. Überall wird Geld von den Konten abgehoben, wer es sich leisten kann, flieht, wohin es ihn sicher dünkt. Ähhhh … nein, Entschuldigung. Das war ein Fehler. Seitdem mein Kollege Regenbogenbieger mit einer Fischvergiftung im Nichts verschollen ist, kommen hier die historischen Archive durcheinander. Fangen wir nochmal von vorne an:
Sonntag, 17.6.2012. Eifel. Unglaubliches geschieht gerade. Der ganze Kontinent ist in Aufruhr. Griechenland wählt.
…
Da stockt auf einmal der Schreiber und wundert sich. Gut, Napoleon und Hitler waren ordentliche Kaliber, der erste der typische linke Revolutionär, der sich nach Machterhalt sofort in einen Ultrarechten verwandelt (aber das ist ja das, was Linke wollen: das Geld der Rechten. Was die einen sich durch Betrug und unfaire Geschäftemacherei angeeignet haben, wollen sie sich mit Gewalt holen. Auch illegal, geht aber schneller) während der letztere im linken Gewande nach der Machteroberung noch eins draufsetzte und zum internationalen Prototyp des Antichristen wurde, eine Gestalt, deren Weltanschauung heute noch tief in der deutschen Gesellschaft nachhalt: „Wer nicht arbeitet, der soll nicht essen“ …. und wird schnellsten vergast, um ihm den Hungertod zu ersparen. Das war wohl das „soziale“ im nationalen Sozialismus, der keine Armen kannte, weil Armut damals wie heute eine indirekte Straftat darstellte.
Bei den beiden versteht man den Aufruhr … aber bei einer Wahl in Griechenland? Vor zehn Jahren hätte man die als Randnotiz im kostenlosen Wochenblättchen wiedergefunden, zwischen den Nachrichten vom Kaninchenzüchterverein und den Anzeigen für Diätmittel. Heute macht die Wahl richtige Endzeitstimmung, Armageddon und Apokalypse finden gerade heute satt – und nicht erst am 22.12.2012.
Eine Kostprobe?
Gern.
Carta-info hat zusammengetragen, was ich heute morgen zusammentragen wollte: von „Marktschock“ und „Eurobeben“ ist da die Rede, „Bange Blicke“ voller „Zittern“ zeugen von der „Angst vor weltweiter Schockwelle“ kurz: ALLES IST VORBEI!
Warum?
Weil ein demokratisches Land einen in einer demokratischen Gemeinschaft ganz normalen Vorgang abwickelt: man wählt ein Parlament.
Das ist schon etwas anderes als Hitler oder Napoleon, oder?
Scheinbar nicht, denn die Wirkungen sind die gleichen. Von „Panikgefahr“ reden die Mittelstandsnachrichten, angeblich gibt es heute in vielen Banken eine Notbesetzung, um auf die kommende große Katastrophe auch am arbeitsfreien Sonntag vorbereitet zu sein.
Wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte? Der Spiegel klärt in einer kurzen Sequenz darüber auf …. obwohl ich mir nicht sicher bin, ob die wirklich wissen, was sie dort wirklich schreiben:
Klar ist, dass sich die politische Elite mit Tricks und Manipulationen der Statistik die Aufnahme in die Euro-Zone erschlichen hat. Das Ziel: Die Regierung in Athen wollte von den niedrigen Zinsen profitieren, die Anleger Euro-Ländern für neue Schulden gewährten.
Die „politische Elite“ sind wohl auch jene Leute, die gerade ihre Euros außer Land schaffen. Klar eigentlich … die normalen Bürger haben keine mehr. Warum ich meine, das der Spiegel hier seine redaktionelle Kontrolle für einen Moment verpennt hat? Nun, gleichen Sie mal diese Aussage mit einer älteren Information aus dem Spiegel ab:
Im Schönen ihrer Haushaltszahlen waren die Griechen Meister – und offenbar hatten sie dabei Hilfe von echten Profis. Nach SPIEGEL-Informationen unterstützte die US-Bank Goldman Sachs den nun vor der Pleite stehenden Staat mit komplexen Finanztransaktionen.
Klar ist, das Goldmann-Sachs mit Tricks und Manipulationen die Aufnahme in die Euro-Zone erschlichen hat. Das Ziel: die Regierung in Athen wollte von den niedrigen Zinsen profitieren, die Anleger Euro-Ländern für neue Schulden gewährten … und Goldman-Sachs und der Bankenclan wollte im Anschluss dann die Zinsen kräftig erhöhen, weil die griechische Wirtschaft bei weitem nicht so stark war, wie der Zinshunger der Banken. Das war aber schon vor zehn Jahren bekannt. Natürlich war es auch den deutschen Regierungen und der deutschen Wirtschaft bekannt, die sich mit ihren Rüstungslieferungen (und dem Absatz von überteuerten Konsum- und Arzneiprodukten) eine goldene Nase an den billigen Krediten für Griechenland verdient haben.
Jeder Mercedes, VW und Audi in Griechenland ist letztlich von diesen von Goldman-Sachs eingefädelten Krediten bezahlt worden, genauso wie jedes U-Boot, jede Fregatte und jeder Panzer. Jeder Normalbürger hätte das auch schon vor zehn Jahren gesehen: die Wirtschaftskraft Griechenlands hätte niemand auf der Höhe von Frankreich oder Deutschland vermutet. Jeder wusste, das die außer Oliven nichts haben.
Wirklich nicht?
Die griechische Botschaft ist da anderer Meinung. Hören wir ihr doch mal kurz zu:
Durch die Erweiterung der Europäischen Union ist Griechenland zu einem regelrechten Giganten in der europäischen Handelsschifffahrt aufgestiegen. Der Großteil der Flotten der neuen EU-Mitglieder Zypern und Malta wird von Griechen kontrolliert. (Jahresbericht der griechischen Reederunion 2003/04)
Insgesamt 58,34 % des Volumens der EU-Handelsflotte (nach Großtonnage – GT) werden von Cargos und Tankern unter griechischer, zypriotischer und maltesischer Flagge gestellt, und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ein überaus großer Anteil an den Flotten Zyperns und Maltas von griechischen Reedern kontrolliert wird, beherrschen letztere insgesamt 46,15 % des Volumens der EU-Handelsflotte.
Laut des in London ansässigen Greek Shipping Cooperation Council (GSCC) geht der Einfluss griechischer Reeder aber noch weiter. Zu den insgesamt rund 70 Mio GT griechischen Volumens unter EU-Flaggen kommen noch weitere 39 Mio GT, die unter Nicht-EU-Flaggen fahren – überwiegend aus folgenden Ländern: Panama (14,5 Mio.), Liberia (6,9 Mio.), Bahamas (5,9 Mio.).
Wie Bitte? Griechische Reeder kontrollieren 46,15 % ALLER EUROPÄISCHER HANDELSFLOTTEN? Stehen laut Stern weltweit auf Platz 2?
Die sind aber sehr reich, die Griechen. Superreich. Mit diesen Flotten könnten die locker den kleinen Küstenstaat finanzieren – so wie wir Deutschland mit der Automobilindustrie hochhalten. Von wegen „die haben nur Oliven“.
Die haben nur ein Problem, das wir alle in Europa haben. Das ist das, was der Spiegel so lapidar „die politische Elite“ nennt jene Menschen, die von Goldman-Sachs zum Essen eingeladen werden – oder gleich direkt bei ihnen gearbeitet haben. Oder – formulieren wir es anders:
„Es heißt, dass Leistung nicht fruchtet. Wer die anderen hereinlegt, gilt mehr als der, der arbeitet. Würde sich diese Mentalität ändern, würde sich alles ändern.“
Dieses Zitat stammt aus dem Jahre 2002 – und wird wieder aktuell, wie der Artikel in der Zeit zeigt, aus dem er entnommen ist. Ebenso wie die Zeit erinnert das Handelsblatt daran, das wir die Krise schon mal hatten: 2002 in Argentinien. Die Parallelen sind erstaunlich … auch wenn die Artikel manches gerne unterschlagen, siehe Wikipedia:
Eine Privatisierungswelle Anfang der 90er Jahre, bei der viele Staatsbetriebe zum Teil unter Wert verkauft wurden, führte dazu, dass weite Teile der argentinischen Wirtschaft vom Ausland abhängig wurden. Dies machte das Land anfällig für Spekulation und Kapitalflucht, ein Phänomen, das Ende 2001 maßgeblich zur Bankenkrise beitrug.
Man glaubt es kaum, wenn man es liest – und sogar den Deutschen sollte es mulmig werden, wenn sie dies lesen, denn den Verkauf der Staatsbetriebe haben wir erlerbt, die ganze DDR wurde verramscht (wobei jene, die andere hereinlegten, auch in unserem Land mehr gelten als jene, die einfach nur gearbeitet haben) – und nun haben wir eine Bankenkrise.
Klar ist, das die politische Elite mit Tricks und Manipulationen die Argentinienkrise verursacht hat, klar ist, das dort ein Modell ausprobiert wurde, mit dessen Hilfe man sich jetzt Zugriff auf die finanziellen Reserven des gesamten europäischen Kontinents verschafft – und nicht nur auf die kläglichen Reste Griechenlands.
„Die Presse“ aus Österreich klärt darüber auf:
Dazu bedarf es einerseits der kurzfristigen, demokratisch nicht legitimierten Zentralisierung von Wirtschafts- und Fiskalpolitik und andererseits einer Rekapitalisierung der europäischen Banken direkt aus den Mitteln von EFSF und ESM. Vor allem Letzteres scheint tatsächlich unausweichlich
Wir erinnern und vielleicht mal besser für einen Moment an das griechische Erbe: die Hebelgesetze des Aristoteles. Griechenland ist der Punkt, mit dem Goldman-Sachs und die Lumpenelite ganz Europa aus den Angeln hebt – dabei ist es völlig egal, wie die Wahl in Griechenland ausgeht. Es geht ja auch gar nicht um Griechenland: das war nur die Eintrittskarte, die man ab 2001 nach argentinischem Vorbild vereinnahmt hat … und weil ich Banker nicht für blöd halte (erst recht nicht die von Goldman-Sachs, die jetzt als „politische Elite“ in Griechenland, Italien und Brüssel sitzen), nehme ich an, das das genauso geplant war: das Bankenparadies sollte Wirklichkeit werden, der Enteignungspakt für Staaten und Menschen (ESM) wird das Mittel werden, mit dem man uns ohne jede demokratische Kontrolle auch noch den letzten Cent aus der Tasche klaut.
Sieht man ja auch jetzt an Spanien … einerseits wird langsam klar, das dank verstärkter Kapitalflucht die 100 Milliarden bei weitem nicht ausreichen (siehe Mittelstandsnachrichten), andererseits ist aber auch klar, das eine Rettung Spaniens einer Studie der Deutschen Bank zufolgt scheitern wird (ebenfalls Mittelstandsnachrichten) … aber trotzdem läuft der Rettungsautomatismus weiter.
In der Welt finden wir den Ökonomen Hans-Werner Sinn, der uns mit kurzen Worten erklärt, was hier abläuft:
Banken und andere Investoren, darunter viele reiche Griechen, dagegen konnten ihre toxischen griechischen Staatsanleihen an die EZB und damit in die Haftung des Steuerzahlers der europäischen Kernländer übergeben.
Und noch einen weiteren denkbaren Satz finden wir dort:
Die große Lücke zwischen dem, was Griechenland erwirtschaftet, und dem, was es verbraucht, wird längst vollständig von der EZB und der Staatengemeinschaft finanziert.
Und hier halten wir einen Moment inne und erinnern uns daran, was wir kurz zuvor lasen: die Griechen haben die zweitgrößte Handelsflotte in einer globalisierten Welt – wie kann das sein, das die nichts erwirtschaftet?
Nun – die erwirtschaften schon Einiges, aber: sie zahlen ihre Miete nicht. Griechische Reeder zahlen keine Steuern (siehe z.b. Focus). Kein Wunder, das die angesichts der Wahl nun das Land verlassen wollen (siehe Standard), weil sie Lynchjustiz fürchten (siehe Finanznachrichten).
Denen wird gestattet, was man keinem anderen Bürger gestatten würde: Miete nicht bezahlen. Während dem Bürger die Zwangsräumung droht, kriegt der Unternehmer ein Bundesverdienstkreuz fürs reich werden – ein spannendes Beispiel findet sich hier bei „Extremnews„.
„Wer die anderen hereinlegt, gilt mehr als der, der arbeitet“.
Besser kann man die bundesdeutsche Wirklichkeit im Jahre 2012 gar nicht beschreiben … und auf einmal sehen wir, warum die Wahl in Griechenland medial soviel Angst verbreitet: es könnte passieren, das der Bürger merkt, das genau dies das Problem ist:
„Wer die anderen hereinlegt, gilt mehr als der, der arbeitet“.
Das würde auch erklären, warum die deutschen Leitmedien in einer gesellschaftliche so brisanten Situation (die schnell zu einer Neuauflage von 1789 führen könnte) einen merkwürdigen Kurs fahren, den wir heute der FAZ entnehmen können:
Denn für den Sonntag, wenn dort Wahlen sind, die für ganz Europa Folgen haben, planen die öffentlich-rechtlichen Sender, das sind die mit dem Kirchhofschen zwangsgebührenbegründenden Gesamtdiskursauftrag, für die Zeit nach 20Uhr folgende Beiträge: Erst Deutschlanddänemark und „Traumschiff“, gefolgt von „Kreuzfahrt ins Glück“ und Hollandportugal, dann „Waldis Club“ und „Mysteriöse Kriminalfälle der Geschichte“.
Die Bundesanstalt für Volksbespaßung nimmt ihren wahren Sendeauftrag ernst und lenkt mit großem Tamtam von der historischen Dimension der momentanen Ereignisse ab. Es steht auch viel auf dem Spiel – für die, die als Funktionselite eingesetzt sind. Schauen wir doch mal, wie es Argentinien heute geht, siehe Wikipedia:
Die soziale Situation des Landes ist in mehrerlei Hinsicht durch eine starke Ungleichheit gekennzeichnet. So gibt es einerseits ein sehr großes Wohlstandsgefälle zwischen Ober- und Unterklasse. So gehören die argentinischen Top-Manager-Gehälter zu den höchsten in Südamerika, während die ärmsten 40 % nur über zehn Prozent des gesamten Volkseinkommens verfügen.
Sehr viele Funktionsträgern droht das Millionärsparadies, wenn der momentane „große Coup“ wirklich gelingt. Wundert man sich da, das der Widerstand in Wirtschaft, Politik und Medienwelt so seltsam gering ausfällt – die führenden Köpfe des Landes verdienen alle daran.
Jetzt verstehen wir, warum das mediale Europa vor der Wahl zittert wie das politische und wirtschaftliche Europa. Dort, wo das Volk mitbestimmen kann, hat man kein Verständnis für eine Gesellschaft, in der derjenige, der andere hereinlegt, mehr gilt, als derjenige, der arbeitet.
Und es zeigt sich, das der Vergleich mit 1939 auch nicht falsch ist – siehe NZZ:
Viele Deutsche wählten Hitler, weil sie sich von ihm ein Ende der Wirtschaftsmisere wie der in Versailles oktroyierten Bedingungen versprachen. Der Wunsch nach Selbstbestimmung mündete in der Katastrophe
Das wird dann eins er möglichen Ergebnisse sein, wenn sich der „Anti-Europa-Kurs“ nicht durchsetzt und der ESM kommt: der Hunger nach einem neuen Führer, der uns aus der alternativlosen wirtschaftlichen Misere führt, wird beständig größer werden.
Man sieht: man fürchtet sich zurecht in diesen Zeiten … vor einem ganz normalen gesellschaftlichen Vorgang.

Dienstag, 8.Mai 2012. Vor 67 Jahren schrieben wir das Jahr 1945. Viel zu wenige leben noch, die wissen, was das heißt. Viel zu viele wissen nicht mehr, was Krieg heißt. Krieg, das heißt verbrannte Gesichter, abgetrennte Gliedmassen, zerrissene Leiber, Köpfe ohne Kiefer, die trotzdem weiterleben, andere sind blind oder taub – über die seelischen Zerrüttungen wollen wir gar nicht reden. Am 8.Mai 1945 kapitulierte das Dritte Reich – eine Erscheinung in der Geschichte der Deutschen, die Historiker und Politiker gerne als „Unfall“ darstellen, als „Einmaligkeit“, die sich niemals wiederholen wird – dabei ziehen jetzt gerade 21 Abgeordnete ins griechische Parlament, die dort wieder den Hitlergruß praktizieren wollen – den echten, der in Deutschland verboten ist. Man sollte diesen Tag als Gedenk- und Feiertag einrichten, als Tag, an dem die Deutschen sich selbst kritisch beobachten, ob sie nicht schon wieder in alten Bahnen denken und handeln – ein kurzer Blick dürfte ja schon reichen … wenn man nichts weiter findet und gesellschaftlich alles unternommen hat, um alte Fehler nicht zu wiederholen. Leider zeigt sich, das wir wieder Kurs auf den 8.Mai nehmen – nur das Jahr wird ein anderes sein.
Deutschland steht 2012 wieder allein da – dabei haben wir so schön gelernt von den USA, alles gemacht, was die von uns wollten. Lange Zeit war das wohl auch gut so: US-Kapital und US-Konzerne haben mit Hitler eine Figur aufgebaut, sie sich ordentlich rentiert hat. Das war es, was man von ihm wollte – Rendite. Man hatte am ersten Weltkrieg gut verdient – also wollte man gerne einen zweiten …. gerade auch wegen der Weltwirtschaftskrise. Hitler war mit seinem Wahn der aussichtsreichste Kandidat für einen neuen Krieg, also setzt man ordentlich auf „braun“. War ein voller Erfolg – vor dem ersten Weltkrieg waren die USA noch eine Hinterwäldnernation, nach dem zweiten waren sie Weltmacht. Das ist ihnen nicht gut bekommen – Macht hat halt einen degenerativen Effekt auf die menschliche Psyche.
Wir haben von den USA erstmal viel Demokratie gelernt – und danach ihre Konzernkultur vergöttert. Wir wollten sie auch, diese übermächten internationalen unkontrollierbaren Wirtschaftseinheiten, die sich wie Zecken festsetzen und alles Nützliche aus einem Land heraussaugen. Das ging besonders gut mit rot-grün, die kritiklos alles übernahmen, was aus den USA kam. Lange Zeit konnte man das ja auch machen – immerhin waren die USA (nach Frankreich) eine der ältesten Demokratien der Welt – und immer schon die korrupteste, wo man sich den Präsidententitel mit viel Geld kaufen konnte.
Rot-grün haben dann die Märkte liberalisiert, weil die USA das wollten – und den Sozialstaat abgebaut, weil die USA das so wollten. Hierzulande nennt man die USA allerdings gerne „Markt“ – man möchte keinen Antiamerikanismus (der an sich ja auch der gleiche Unsinn ist wie Antisemitismus oder Antiislamismus). Niemand will es sich mit den USA verscherzen – so wie es aussieht, noch nicht einmal der neue französischer Präsident, der jetzt ganz schnell losmarschiert um „die Märkte“ zu beruhigen.
Dabei sollte man einfach mal ehrlich sein und heute die Kapitulation des Marktes entgegennehmen. Der Markt hat versagt, der ursprünglich mit diesem Begriff gemeinte Handelsplatz ist schon lange tot, geblieben ist ein zentralistisch gelenkter Ort, der Kleine vertilgt und Große zu staatsgefährdenden Gebilden aufbläht, die sich – meist auf Kosten des Steuerzahlers – Einfluss auf sämtliche gesellschaftlichen Entscheidungspositionen verschaffen. Das wäre doch was: am 8.Mai 2012 kapitulieren die Märkte vor der Realität: ohne zügig wachsende Staatsverschuldung, massive Umweltverschmutzung und unerträgliche soziale Verwerfungen sind die „Märkte“ nicht in der Lage, zu überleben – und erst recht können sie nicht langfristig für Wohlstand, Frieden und Sicherheit sorgen.
Das weiß doch eh´ inzwischen wirklich jeder … also könnte man doch mal mutig Konsequenzen ziehen – aber andere, als einen neuen religiösen Führer zu suchen, den uns die „Vorsehung“ (ein anderer Name für eine Form von Gott) geschickt hat, einen neuen Erlöser nach christlichem Muster, diesmal aber nur (mal wieder) ausschließlich für das deutsche Volk oder die Übernahme der „Märkte“ durch die Partei. Die „Märkte“ versagen auch unter kommunistischer Führung. Das müssen sie auch – zwangsläufig.
Fabriken produzieren jeden Tag ohne Unterlass Unmengen an Gütern, mehr und mehr und mehr. Dabei zerstören sie die Umwelt, verwandeln den Reichtum der Erde in ständig wachsende Müllberge und die menschliche Zivilisation in einen Ameisenhaufen, der deutlich faschistoide Züge trägt. Sie verdienen gut an Kriegen – vor allem, wenn der Feind die eigenen Fabriken nicht angreifen kann. Sie verdienen gut an Zerstörung, Ausnutzung menschlicher Arbeitskraft und Überflutung der Welt mit unnützem Zeug – ohne jedoch Werte zu schaffen, die man nicht in Bargeld ausdrücken kann und die das Leben wirklich lebenswert machen: Glück, Gerechtigkeit, Freiheit. Letztlich fördern sie auch ein ausuferndes Geldsystem, damit die Leute sich die ganzen Waren auch leisten können. Damit sich die Leute die Waren überhaupt leisten wollen, fördern sie Medienkultur, die eigene, künstliche Menschenbilder produziert und sich den Menschen nach seinem Ebenbild formt …. dabei ist jedem klar, das sieben Milliarden Einfamilienhäuser samt SUV und Zweitwagen in den Garagen das endgültige Ende des Lebens auf der Erde bedeuten würden.
Gleichzeitig fördern die Fabriken eine Kultur der Verschuldung, weil kein Mensch auf Erden durch die Arbeit seiner Hände soviel Geld erwirtschaften kann, das es die Traumpreise der Fabriken bezahlen könnte.
Wir Menschen wissen das.
Fabriken sind aber keine Menschen. Sie leben von Menschen … arbeiten aber mit Hochdruck daran, immer weniger von ihnen zu brauchen. Das nennt man „Automatisierung“.
Wo das hinführen wird, wissen wir auch.
Letztlich werden die Fabriken den Menschen abschaffen, weil sie ihn nicht gebrauchen können. Der hält nicht lange durch, kostet viel im Unterhalt und ist teuer in der Entsorgung. Als „Kosten auf zwei Beinen“ hat man ihn ja schon mal bezeichnet – asoziale Idioten gibt es halt häufiger mit Lackschuhen als mit Hartz IV … wird nur immer anders gepredigt.
Die ersten Schritte in Richtung „Abschaffung des Menschen“ haben wir schon unternommen, der Volksmund nennt sie „Hartz IV“. Dort landen jene Menschen, die von der Fabrikkultur nicht oder nicht mehr gebraucht werden. Keiner weiß mehr genau, was man mit ihnen anfangen soll. Die kosten nur und bringen nichts. In Deutschland kennen wir solche Zustände: schon einmal hatten wir eine Zeit, da haben wir den Menschen alles weggenommen, was sie zum Leben brauchten, dann haben wir sie ins KZ gesteckt, damit sie „von der Straße“ waren und letztlich haben wir Menschenvernichtungsfabriken entwickelt, weil sie immer noch zu teuer waren.
Wir haben heute wieder solche Menschen, die all´ ihr Erspartes aufbrauchen müssen, wenn die Fabrikkultur sie wegen Alter, Krankheit oder Mutterschaft ausgespuckt hat. Einer von diesen neuen Juden war jetzt bei Günter Jauch zu Gast … und wurde auch öffentlich vorgeführt. Er war eingeladen als Geschäftsführer einen neuen Partei, die überragende Erfolge erzielt … aber vor Ort ging es erstmal darum, ihn als Juden zu entlarven – Entschuldigung, als „Hartzi“.
Als ob das wirklich etwas Schlimmes ist.
Was ist denn Wahlkampfkostenerstattung anderes als Hartz IV für Parteien?
Was sind denn Gesundheitsabgaben anderes als Hartz IV für Ärzte?
Was sind denn GEZ-Gebühren anderes als Hartz IV für Jauch?
Der Unterschied ist nur: der eine bekommt 364 Euro im Monat, der andere eine Million … also soviel wie 2747 Hartz-Abhängige.
Das ist der einzige Unterschied zwischen Lackschuhhartzis und den neuen Juden: die Lackschuhe greifen ganz ganz ganz tief in die Kasse … und zwar jeden Monat.
Die anderen leben bescheidener, leben eher FÜR das Volk und schonen die Ressourcen für die Zukunft ihrer Kinder als VON dem Volk und für die Feier ihres eigenen Egos.
Auch hier versagt der Markt. Menschen verdienen nicht nach ihrem Nutzen für das Volk sondern nach der Willkür der Fabriken. Das aus Fußballern, Schauspielern und Modell Multimillionäre werden müssen (obwohl eine Kultur aus Fußballern, Schauspielern und Modeln binnen einer Woche verhungert wäre), war eine (unfinanzierbare) politische Entscheidung der „Märkte“ … eine Entscheidung aus einem Land, in dem die Fabriken am wenigsten Widerstand hatten und sich eine unglaubliche Machtposition innerhalb demokratischer Strukturen erarbeiten konnten … den USA. Dort haben die Fabriken das Land fest im Griff … was man an der Staatsverschuldung deutlich sehen kann. Oder an den Müllbergen und dem Zustand der Umwelt und der Menschen dort.
Wir Menschen brauche eher gut verdienende Erzieherinnen, Mütter, Altenpfleger oder Müllwerker als superreiche Talkshowmaster. Die brauchen wir eigentlich gar nicht – aber wer fragt „uns“ schon.
Wir normalen Menschen müssen vorsichtig sein: wer nicht tief genug in die Kassen gegriffen hat, wird schnell verabscheut – Egoismus, Arroganz, Unmenschlichkeit, Asozialität in jeder Form werden hoffähig gemacht, die friedfertigen Christen wieder im Colosseum den Löwen zum Fraß vorgeworfen.
Und was macht der Herr Gysi, der Vertreter jener Partei, die sich als Sprachrohr und Schutzmacht jener neuen Juden versteht, als sein Kollege Johannes Ponader vom Talkmaster öffentlich (und mit Nachdruck) als „Hartzi“ vorgeführt wird?
Er schweigt.
Wir brauchen dringend wieder einen 8.Mai 1945. Wir brauchen dringend wieder einen absoluten Neustart, der das Geldsystem neu ordnet, die Warenflüsse der Konzerne den Bürgern weitestgehend geldlos zu Verfügung stellt um die Geburt einer neuen überlebensfähigen Kultur möglich zu machen.
Das hat mit Kommunismus nichts zu tun – es würde sich nichts ändern, wenn man die Fabriken einer Partei überschreibt: sie produzieren trotzdem nur Schulden, wenn ihre Waren Preise erzielen sollen, als wären sie handgefertigt und kämen nicht in beliebig großen Mengen (mit künstlich eingerichteter beschränkter Haltbarkeit) auf den Markt.
So gesehen, brauchen wir im Prinzip keinen höheren Regelsatz … sondern eine Preisreduktion auf breiter Front, die der Qualität der Waren angemessen ist.
Wir können uns die Ansprüche eine Günter Jauch einfach nicht mehr leisten – auch nicht die Ansprüche eines Gregor Gysi, einer Renate Künast, eines Wowereit, Lindners oder Röttgens. Menschen mit diesem Verbrauch an Ressourcen, hervorgebracht durch Prinzipien versagender Märkte sind so überlebensuntüchtig wie Dinosaurier. Für Ponaders hingegen haben wir noch ganz viel Platz – die verbrauchen einfach nicht so viel … und ihre Wissenskultur wird die Industriekultur auf jeden Fall ablösen.
Es wäre schön, wenn die Märkte(bzw. die hinter ihnen stehende Schwerindustriekulturen) ihr Versagen gleich heute eingestehen würden – wäre doch ein schöner Tag dafür. Je früher die ihr Versagen eingestehen, umso eher können wir mit dem Neuaufbau beginnen … und umso weniger Menschen werden leiden oder frühzeitig sterben müssen.
Die Menschen würden das begrüssen … wie man hört, haben in Griechenland schon zwei Drittel der Bürger die Piratenpartei gewählt.
Würden die Bürger in Deutschland verstehen, das unsere Fabriken ganz direkt Elend in Europa produziert haben, wären hier auch mehr für einen Kulturwechsel.
Aber das … werden die auch noch merken, wenn die Quittung für die fetten Jahre kommt – die sich auch wieder als Krieg einstellen kann.
Darum ist es gut, sich daran zu erinnern, was Krieg wirklich heißt und möglichst schnell wieder die Fabriken in den Dienst der Menschen stellt … anstatt den Menschen in den Dienst der Fabriken.
PS: vielen Dank an den Kommentator „Chap“ – ohne den ich mir diese erbärmliche Vorstellung nicht angesehen hätte. War doch sehr inspirierend. Und ich merke wieder mal: ohne Fernsehen hat man mehr vom Leben.
PS: und nicht vergessen – am 4.Juli 2012 ist nationaler Kaufnixtag … jener Tag, an dem wir den Luxushartzis mit ihren Millionen mal zeigen können, das sie ihren Mist auch gerne behalten können. In Wirklichkeit nämlich … können wir Menschen eher ohne Fabriken leben als die Fabriken ohne Mensch. Weil die aber dümmer sind als wir, merken die das nie.
Aber dabei können wir ihnen helfen.

1.Mai.2012. Tag der Arbeit. Eifel. Für bäuerliche Gegenden ein Tag wie jeder andere – nur, das mehr Touristenautos hinter den Treckern hängen und wie die Blöden hupen. Bauern müssen jeden Tag arbeiten – das Vieh macht keine Pause. Maschinen machen heutzutage auch keine Pause mehr: im Namen der Rendite müssen sie rund um die Uhr laufen. Das ist eigentlich gut, nehmen sie uns doch die Arbeit ab – aber Maschinen werden an diesem Tag nicht gefeiert, noch gibt es einen Tag der Maschinen. Dabei hätten sie es verdient – vielleicht sogar an diesem Tag. Als die Maschinen noch die Hilfe vieler Menschen brauchten, um den unendlichen Güterstrom zu produzieren, den wir aktuell „Leben“ nennen, riefen diese Menschen am 1.Mai 1886 zum Generalstreik auf, weil sie nicht so lange durchhielten wie die Maschinen und nur noch acht Stunden am Tag arbeiten wollten – und auch für deutlich mehr Geld. Die Polizei griff ein, es gab zwei dutzend Tote und mehrere hundert Verletzte – siehe Haymarket Affair. In Gedenken an diesen Tag erklärten die Nazis 1933 den 1. Mai zum nationalen Feiertag – zum Tag der nationalen Arbeit. In der Tat kommt den Nazis bei der Bewertung der Arbeit ein besonderer Faktor zu, ein Faktor, um den wir uns heute mal kümmern sollten: Arbeit wurde zum politischen Instrument. Darum wurden direkt nach der Einführung des Feiertages die Gewerkschaften abgeschafft.
Von den Nazis kommt der Begriff: „Arbeit adelt“. Was sich erstmal nach großem Respekt vor der körperlichen Arbeit anhört, ist aber in erster Linie die Einführung der Arbeit als Selbstzweck und das bindende Versprechen, das die Arbeitserleichterungen, die die Maschinen ins Leben hätten bringen können, erstmal nicht das normale Volk erreichen: das soll weiterhin schuften bis zum Umfallen. Warum auch nicht, wenn man dadurch adelig wird.
Diesem Adelsmythos hängen wir bis heute hinterher, er verfolgt uns bis in den Alltag. Einfach mal in Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg oder München auf den Marktplatz stellen mit einem großen Transparent um den Hals: „ICH BIN ARBEITSLOS“. An den Reaktionen der Mitmenschen kann man sehen, das die nationalsozialistische Umerziehung noch bis heute in den Gliedern steckt. So viel Unfug kann man erreichen, wenn man nur gründlich genug ist und die Todesstrafe in eine materialistische Gesellschaft implementiert. Niemand denkt mehr daran, das Arbeit eigentlich ein biblischer Fluch in einer gefallenen Welt ist, alle denken daran, wie supertoll adelig sie doch durch die Schufterei werden – dabei ist Arbeit ein sich etwas geworden, das in Wirklichkeit nur noch für Idioten vorgesehen ist.
Für Idioten?
Schauen wir doch mal hin – wer verdient denn mit Arbeit heute noch richtig Geld … bzw. wo muss man heute eigentlich für sein (weniges!) Geld noch richtig schwer arbeiten?
Maurer, Straßenbauer, Altenpfleger, Bauern, Krankenschwestern, Handwerker generell – das sind Berufe, in denen im physikalischen Sinne noch Arbeit geleistet wird – jene Arbeit, nach der einem die Knochen weh tun, die den Körper langfristig ruinieren die aber dafür physikalisch messbar ist. Auch hier sind viele Maschinen im Einsatz – aber der Mensch ist noch nicht völlig ersetzbar. Vergleicht man dazu Unternehmensberater, Investmentberater oder Rechtsanwalt, so verdient man unglaublich viel mehr … messbare Arbeit wird jedoch kaum geleistet. Sich vor Gericht vertreten, sein Unternehmen effektiv strukturieren und die Gewinne vor Entwertung zu sichern, das hat der Industrielle früher selbst getan, heute leben davon tausende sehr sehr gut – obwohl sie keine messbare Arbeit leisten.
Wer wird noch reich?
Fussballer, Models, Schauspieler. Superreich sogar. Der Spiel- Spaß- und Sportbereich ist zum Reichtumsgaranten geworden. Nicht dank Arbeit, sondern dank der Maschinen. Die produzieren inzwischen sein hundert Jahren, Tag und Nacht, ohne Unterlass – und die Maschinengesellschaft hätte die Arbeit komplett entwerten und ihr ihren Stachle nehmen können, wenn nicht … die SPD (in dieser Hinsicht die reale Nachfolgepartei der NSDAP) weiterhin Arbeit heilig sprechen würde und Arbeitslosigkeit unter Strafe – ja sogar unter Todesstrafe gestellt hätte.
Das ist doch das, was man an Hartz IV nicht mag: die Aussicht, von einem sadistisch veranlagten Fallmanager mittels fortschreitender Sanktionen zu Tode gequält zu werden, einem tödlichen System ausgeliefert zu werden, während man gerade wo man alt, krank und schwächlich geworden ist arbeitslos wurde weil der neue Unternehmensberater gerade mit Hilfe der Rechtsanwälte noch mehr Arbeitsplätze abgebaut hat, damit der Investmentmanager mit dem so eingesparten Lohn an der Börse einen schnellen Gewinn einfahren kann.
Nun, das System arbeitet noch nicht mit der möglichen letalen Konsequenz, die seine Erbauer im Sinn hatten: „Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen“ (Leitspruch von SPD und NSDAP-Führungskräften) heißt letztlich: tötet die Freien.
Die Freien?
Ja – jetzt wird es aber sehr heikel.
Schauen wir uns doch mal unseren „Arbeitsalltag“ an. Immerhin haben wir noch so etwas, auch wenn man es modern richtigerweise eher „Beschäftigung“ nennt. Was sind wir dort? Kleine Rädchen im Getriebe der Maschine. Morgens um sechs klingelt der Wecker, sechs Uhr fünfzig fährt der Bus, um acht beginnt die Arbeit, genauer gesagt, die „Beschäftigung“, die meistens darin besteht, Blätter umher zu schicken, Mails zu beantworten und Telefonate zu führen. Dort wartet dann … DER CHEF. Das der ein Ekel sein muss, erfährt man in vielen „Spiegel“-Artikeln zu diesem Thema. Abends dann noch schnell einkaufen, flugs ein paar Fertigmahlzeiten einwerfen und schon ist man bereit für die weitergehende Beschäftigung der Informationsaufnahme – der man sich nicht entziehen kann, will man am nächsten Tag auf der „Arbeit“ noch mithalten.
Wer nun arbeitslos ist, ist frei von diesen Zwängen. Kein Wunder, das man die verhungern lassen will – möglicherweise gefällt denen das frei sein noch, nachher wird es noch ansteckend: das muss unter allen Umständen vermieden werden.
Schon sind wir wieder bei den Nazis, deren dunkle Gedanken immer noch über dem deutschen Volk hängen. Auch die wollten das deutsche Volk den ganzen Tag beschäftigen (wobei die Frauen dem Führer beständig Kinder für den Endsieg zu schenken hatten, das war deren Programm). Sie führten den Fernseher ein, das Radio, den Volkswagen, die Autobahn … na, wird´s schon mulmig?
Die haben gewusst, was sie taten. Und ihre Erben haben das erfolgreiche System einfach mal übernommen, aber mit anderen Farben angestrichen.
Arbeit als Fluch, weil uns der Teufel aus dem Paradies gelockt hat? Das merken viele, jeden Tag – aber sagen dürfen sie es nicht mehr, denn jenseits der „Beschäftigung“ lauert 2012 Entwürdigung und Hungertod … mit freundlichen Grüßen der Sozialdemokratie in Deutschland.
Millionen von deutschen Arbeitnehmen reden sich ein, sie würden als freie Bürger in einer Demokratie leben, während sie die meiste Zeit ihres Lebens nur machen, was der Chef oder der Fernseher ihnen sagt – wobei der Chef viel mehr Lebenszeit frisst als der Fernseher.
Wir fühlen uns aber immer noch adelig, wenn wir arbeiten – Hitlers Arm reicht halt weiter als unsere Schulbildung uns erzählen möchte.
Unternehmensberater werden reich, weil sie Arbeitsmöglichkeiten in Massen vernichten, aber uns erzählt man, das Arbeit gut ist.
Investmentbanker werben mit der Freiheit von Arbeit für Kapitaleigner, die „ihr Geld für sich arbeiten lassen sollen“, aber uns erzählt man, das Arbeit gut ist.
Rechtsanwälte sorgen dafür, das Unternehmensberater und Investmentbanker mit jedem fiesen Trick durchkommen, aber uns erzählt man, das Arbeit gut ist.
Wie viele SPD-Politiker sind eigentlich nach ihrer Zeit im Parlament zurück auf den Bau, an die Werkbank oder auf die Pflegestation gegangen? Gibt es da einen?
„Arbeit“ ist 2012 weitgehend eine Leiche. Sie wurde von Maschinen überrollt und hat den Zusammenstoß nicht überlebt. Der Begriff aber wird weiterhin als Waffe und Disziplinierungsinstrument im Sinne Hitlers gegen das Volk eingesetzt, sogar weit über seinen ursprünglichen Sinn hinaus, denn heutzutage können auch (bzw. gerade!) mehrfache Mütter vom sozialdemokratischen Hungertod ereilt werden, obwohl sie dem Land viele Kinder schenken: die SPD ist da härter als Hitler.
Im Lande der Maschinen ist Kinder kriegen asozial. Diese Botschaft haben wir vom Fernseher eingetrichtert bekommen und folgen ihr.
Und die Parteien?
Während sie die Menschen mit einem toten Arbeitsbegriff zum Dauerlauf treiben (einem Dauerlauf, der zeitintensiver ist als das, was die Aufständischen vom Haymarket zur Revolte animierte), sammeln sie sich um die Maschinen und ihren Reichtum. Keiner, der mal aufsteht und anstatt „Arbeit“ mit den Begriffen „Freiheit“, „Gleichheit“, „Brüderlichkeit“ oder gar „Glück“ hausieren geht.
Wir sollten diesen Tag „Tag der Maschinen“ nennen – sie machen unsere Arbeit.
Oder wir nennen ihn „Hitlers Triumphtag“ und feiern so den Triumph seines Gesellschaftsentwurfes, eines Gesellschaftsentwurfes, in dem jeder Deutsche ein Radio hat, damit man ihm sagen kann, was er tun soll, jeder Deutsche eine Fernseher hat, damit er sieht, was ihm blüht, wenn er nicht tut, was man ihm sagt und ein Auto auf der Autobahn, damit er die Illusion von Freiheit hat, eines Gesellschaftsentwurfes, in dem jeder Deutsche einen Chef hat und jeder Chef von einem Unternehmensberater gesagt bekommt, was er zu tun und wann er wie viele aktuell zu entlassen hat, um von seinen Chefs oder „Anlegern“ weiterhin Geld zu bekommen.
Oder … wir nutzen den Tag mal in seinem ursprünglichen Sinne und denken darüber nach, wie wir uns von dem Fluch „Arbeit“ entgültig befreien können. Da die Arbeit von Maschinen gemacht wird, ist das doch sicher machbar. Zum Beispiel könnten wir heute alle mal im „Spiegel“ die Geschichte vom „roten Utopia“ lesen, das in Spanien Wirklichkeit geworden ist:
„Alle wichtigen Entscheidungen treffen wir in Vollversammlungen“, sagt der Bürgermeister. „Die Menschen legen selbst fest, wie viel Steuern sie zahlen wollen oder wofür unsere Überschüsse ausgegeben werden.“ Die Landarbeiter von Marinaleda erhalten für sechs Stunden Arbeit pro Tag 47 Euro. Was darüber hinaus erwirtschaftet wird, kommt dem Gemeinwohl zugute. So ist es möglich, dass das knapp 3000 Einwohner zählende Dorf über mehrere Sportanlagen, einen großen Park und zahlreiche kleinere, gepflegte Grünflächen verfügt.
„Die Menschen hier brauchen nicht viel Geld,“ sagt Bürgermeister Sánchez Gordillo. „Anderswo wird unter der Last von Hypotheken und Krediten gestöhnt, hier zahlen wir für das Baumaterial unserer Häuser der Gemeinde 70 Jahre lang 15 Euro im Monat ab, dann gehören sie uns.“
Mal ehrlich: hätten wir unser eigenes Haus, einen Garten dabei, der uns ernährt, nette Nachbarn, mit denen man lustig feiern kann: was würde uns eigentlich die Bankenkrise, der Euroterror oder Afghanistan noch kümmern?
Tagtäglich könnten wir erleben, das man gut ohne „Arbeit“ (im Sinne von „Beschäftigung“) leben kann: Essen wächst nämlich ursprünglich ganz von allein. Das sich jemand das Essen nehmen und sagen kann: „das kriegst Du jetzt aber nur, wenn Du mir Dein Leben verkaufst“ ist ein Prinzip, gegen das wir 1789 Revolution gemacht haben …. und im Laufe der Geschichte noch viel öfter.
Früher durfte sich der Adel alles Essen nehmen, heute tritt die SPD (oder generell: „die Partei“) an seine Stelle – mit Hitlers adeligem Arbeitsbegriff im Hintergrund.
Und schon versteht man, warum Menschen, die Freiheit lieben, was gegen Linke haben können – die nehmen einem ganz schnell das Essen weg, um einen zur Arbeit zu zwingen – jene Arbeit, die eigentlich durch Maschinen eleminiert wurde. Eine besonders grausame Form der Folter.
Aber gerade das wollten wir ja eigentlich nicht mehr, oder?

Samstag, 21. April 2012. Eifel. Gestern war ein denkwürdiger Tag. Adolfs Hitlers Geburtstag. Vergessen viele. Achten Sie mal drauf, wo gestern überall gefeiert wurde – das Vergessen läßt uns manchmal weniger aufmerksam sein, was um uns herum wirklich vor sich geht. Überall Nazis – aber berichtet wird nur darüber, wenn einer in der Piratenpartei auftaucht … so, als hätte die CDU/CSU überhaupt keine Nazis mehr. Die Grünen hatten auch mal welche, aber die sind angeblich nicht mehr da – obwohl das ihre Lust auf Kriege in aller Welt erklären könnte. Eine Grüne hat jetzt auch erkannt, wie der Hase läuft: Renate Künast hat die Piraten gewarnt, ganz frisch im Handelsblatt:
„Die Piraten dürfen sich jetzt nicht zum Opfer eines allgemeinen Rechtsextremismus in der Gesellschaft machen“, sagte Künast der „Frankfurter Rundschau“.
Fällt ihnen was auf an diesem Satz? Es gibt da ein klares GUT und ein klares BÖSE. Anstatt die rechtsradikalen Tendenzen in der SPD bei Namen zu nennen oder sie einfach mal weniger dramatisch als Versagen deutscher Bildungspolitik der letzten zwanzig Jahre zu beschreiben, ist es die böse Gesellschaft, die zu einem „allgemeinen Rechtsextremismus“ neigt. Die lieben ihren Führer immer noch, hoffen sogar, ihn unter dem ewigen Eis zu finden. Auf der anderen Seite gibt es die GUTEN – das sind die Politiker, die das böse deutsche Volk in Zaum halten. In Wirklichkeit sind wir nämlich blutrünstige Bestien, die eingesperrt gehören. Die Farbe unserer Wärter dürfen wir selber wählen.
Wer nun unverständlich auf die aktuelle Weltpolitik schaut, sollte diese Perspektive im Auge behalten. Der Deutsche ist ein gefährliches Tier, das man im Zaum halten muss – „man“, das sind die Guten unter uns, die Politiker, Pöstchenhuber und Spesenritter. Letzteres bereitet natürlich dann keine Probleme, wenn man sieht, das man den Bakschisch von einem bösen Volk bekommt. Die haben das nicht anders verdient.
Doch wir müssen noch ein wenig weiter ausholen, um ein Gesamtbild zu entwerfen, das ein wenig anders ist als das, das die Medien tagtäglich in uns hineinprügeln.
Schauen wir uns mal die aktuelle Manöverfront an: die USA halten gerade gemeinsam mit den Phillippinen Manöver im Südchinesischen Meer ab. Gekontert wird das mit einem russisch-chinesischen Manöver, das eine Organisation veranstaltet, die die meisten Deutschen nicht kennen: die SOZ. Die SOZ vereint unterschiedlichste Staaten, da treffen sich Indien und China, Pakistan und der Iran, Russland und die Türkei. Manche von ihnen bereiten sich mit großer Kraft ganz neu auf einen nuklearen Schlagabtausch vor – so als wäre die Gefahr eines nuklearen Holocaustes immer nur Therorie gewesen. Was wissen die Inder eigentlich, was wir nicht wissen?
Vielleicht gar nichts. Aber sie können Nachrichten schauen – und dort kann man barbarische Horden durch die Welt toben sehen, die auf Leichen pissen, religiöse Werke schänden, Massaker an Zivilisten begehen, gezielt im Ausland morden, Leichenteile als Trophäen sammeln und auch gerne mal Leichenschändung betreiben. Man könnte meinen, Adolf Hitler wäre wirklich noch am Leben und jagt seine SS-Mörderhorden durch die Welt – es ist aber nur die US-Armee, die als „Botschafter des Westens“ „unseren“ Lebensstil in aller Welt verbreitet. Unsere Medien erzählen uns von der Angst der Amerikaner vor Racheakten wegen der Leichenschändung, wie ein solcher „sozialer Standard“ für den Rest der Welt aussieht, erzählt man uns nicht – und darum erfahren wir auch nichts über das antiamerikanische Bündnis zwischen den ehedem verfeindeten Mächten dieser Welt, uns erzählt man lieber die Geschichte vom bösen Chinesen, dessen Marine die Frechheit besessen hat, das Schiff eines Energiekonzerns aus von ihm beanspruchten Gewässern zu vertreiben.
So etwas geht natürlich gar nicht.
Immerhin sind im 21. Jahrhundert Firmen so mächtig wie ganze Staaten – mit denen legt man sich besser nicht an. Die USA gebären eins dieser Konzernmonster nach dem anderen, auch andere Länder machen das inzwischen nach – was aber immer dazu führt, das diese Konzerne letztlich von US-Konzernen geschluckt werden. Erzählt man uns nicht – aber das ist der Grund, warum die Bundesregierung seit Jahren den Prozess der Konzernbildung unterstützt – „wettbewerbsfähig sein“ heißt: groß genug werden, um nicht von US-Konzernen geschluckt werden zu können. Aber selbst die, die es schaffen, nicht geschluckt zu werden sind nicht frei genug, um sich Hitlers neuer Bewegung entziehen zu können – und werden so zu Agenten der neuen braunen Welle auf deutschem Boden, einer Welle, die in den USA als Lobbyistentruppe Alec bekannt ist:
So verfasste die Gruppe die Vorlagen für viele knallhart-konservative Law-and-Order-Gesetze in den USA – schärfere Einwanderungsgesetze wie in Arizona, diskriminierende Wahlgesetze und krasse Notwehrgesetze, die selbst „tödliche Gewalt“ legalisierten, so man sich bedroht fühlt.
Fast könnte man meinen, Merkel und Sarkozy gehören auch dazu – immerhin wollen sie für Europa ja auf einmal auch „schärfere Einwanderungsgesetze„, nachdem erst kürzlich der Einwanderer die ultimative Rettung vor dem Fachkräftemangel war.
„Einsatz von tödlicher Gewalt, sobald man sich bedroht fühlt“ … und gezielte Züchtung von Terrorängsten, damit man sich bedroht fühlen und die ganze Welt mit tödlicher Gewalt überziehen kann?
Denken wir doch mal weiter – aus der Sicht der Inder, der Pakistanis, der Russen, Iraner, Chinesen und anderer „nichtweisser Völker“, von denen sich der gute Weisse bedroht fühlen könnte. Wie denkt man dort über das Schicksal des antiislamischen Irak, über die nie verurteilten Lügen über seine „Massenvernichtungswaffen“, die nie verurteilten Lügen über seine Babyräuber in Kuweit oder über den im Namen der Demokratie mit einer Eisenstange gefolterten und gepfählten Gaddafi?
Auf dieser neuen braunen Bewegung steht zwar noch „Demokratie“ drauf, jenseits der Reklame und der engagierten Werbefeldzüge der Marketingstrategen ist die nüchternde Wahrheit viel brutaler: neue unmenschliche Horden toben durch die Welt, morden überall wo es ihnen gefällt und breiten ihre Macht tagtäglich weiter aus – man braucht einfach nur die Liste der amerikanischen Militärbasen im Ausland mit der der Chinesen im Ausland zu vergleichen: China hat nur eine einzige Basis ausserhalb Asiens: sie dürfen Häfen in Kuba benutzen, während die Liste der (offiziellen!) Basen der USA schon ein Buch füllen könnte.
Doch gehen wir mal weg von der Kriegstreiberei der neuen braunen Welle. Kehren wir zurück in unseren Alltag, unserem schönen neuen Alltag in der ehemaligen Bundesrepublik, einem Alltag, der eigenartige Träume in den Menschen aufkommen lässt, siehe Spiegel:
Wer träumt nicht gelegentlich davon, die Brocken hinzuschmeißen und sich zu Hause einzuigeln, weitab vom Stress der Arbeitswelt, dem Zwang zu Erfolg und Leistung.
Es ist sehr ungemütlich geworden in Deutschland – wo man früher Leistung und Erfolg als beglückendes Erlebnis gesehen hat, ist heute ein eigentümlicher Zwang bemerkbar, das neue Deutschland gleicht einem Arbeitslager – mit beeindruckenden Ergebnissen:
60% der Bevölkerung Deutschlands fühlen sich inzwischen sozial ausgeschlossen – in ihrem eigenen Land:
Auf das Ergebnis ihrer Untersuchung haben Wissenschaftler der Universität Kassel bei der Tagung „Inklusion, Teilhabe und Behinderung – Anfragen an die (Human-) Wissenschaften“ am Mittwoch hingewiesen. „60 Prozent der deutschen Bevölkerung erleben ihre finanzielle Situation als ständige Gratwanderung zwischen Meistern und Absturz“, sagte der Sozialpsychologe Prof. Dr. Ernst-Dieter Lantermann. „40 Prozent machen sich große Sorge um ihren Arbeitsplatz, über 50 Prozent befürchten, dass sie ihre Ansprüche im Alter deutlich senken müssen.“ 40 Prozent sähen ihre Gesundheit als bedroht an, 60 Prozent glaubten, dass in Deutschland die Häufigkeit sozialer Notlagen deutlich zunehme: „30 Prozent befürchten eine Erosion ihrer sozialen Netze.“
Das ist dann genau jene „Gesellschaft“, von der sich die Piraten laut Künast entfernen sollen – diese Schmarotzer und Kakerlaken, die keine durch Diäten und fürstliche Pensionen abgesicherte Zukunft haben, diese Versager, die es einfach nicht schaffen, von den Zinsen ihres Kapitals königlich zu leben. Es ist auch kein Zufall, das die Deutschen sich so fühlen … immerhin ist der Umbau der bundesdeutschen Gesellschaft ein absichtlich gestalteter Prozess gewesen – ein Prozess, in dem die GRÜNEN eine entscheidende Rolle spielten:
Denn anders als gebetsmühlenhaft behauptet, hat Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Partnern in der Währungsunion nicht etwa vor allem durch hohe Produktivität oder durch besonders gute Produkte erhöht, sondern durch eine auch politisch inszenierte langandauernde Lohndrückerei, zum Beispiel mit den Hartz-Gesetzen und der Öffnung für einen immer größer werdenden Niedriglohnsektor.
Dieser Prozess soll sich nun von Deutschland über ganz Europa ausbreiten, damit sich auch die anderen so schön ausgeschlossen fühlen, wie es die Deutschen selbst aktuell tun:
Und nun verordnen wir unser deutsches „Erfolgsmodell“ der Lohnzurückhaltung und damit der Senkung der Lohnstückkosten, des Sozialabbaus und der Privatisierung dem gesamten Europa. Am deutschen Wesen soll Europa genesen.
Das hatten wir schon mal – hieß damals nur „Nationalsozialismus“, Wörter wie „Arbeit“ (die eigentümlich frei machte), „Sozialschmarotzer“ (Menschen die nicht von regierenden Parteien mit Pöstchen versorgt werden) hatten damals wie heute ebenfalls Hochkonjunktur, gleichfalls gab es die „gute“ politische Elite, die das blöde Volk ins reichsdeutsche Paradies führen wollte, ein Paradies, das heute „Europa“ heißen soll – mit ähnlichen Folgen für die Lebenszufriedenheit im Alltag.
Die Griechen erleben gerade, wie schön das ist: 15 % weniger Lohn für alle – fürs erste.
Es sind in erster Linie US-Zeitungen, die über die Selbstmordwellen in Europa schreiben, den Deutschen erzählt man lieber nichts von den Folgen ihrer „Rettungspolitik“ – wäre blöd, wenn man wieder einmal erfährt, das die Politik der eigenen Regierung mit dem eigenen Geld im Ausland Menschen in den Tod treibt. Das hatten wir schon mal.
Die Schweizer halten sich da ebenfalls nicht an die öffentlichen Jubelchöre:
Selbstmordwelle wegen Krise schockt Italien
Arbeitslose, Pensionierte und Kleinunternehmer: In Italien wird die Liste der Menschen von Tag zu Tag länger, die sich unter dem Druck finanzieller Schwierigkeiten infolge der Wirtschaftskrise und der Sparpolitik das Leben nehmen.
Währenddessen rollt die Schuldenlawine weiter – unaufhaltbar und – wie ich frecherweise behaupten möchte – gezielt und geplant.
Mit reichen, zufriedenen Menschen kann man keinen Krieg machen – und den Krieg gegen die SOZ führt man aus Sicht der US-Konzerne mal wieder am Besten in Europa, das Modell hat sich in den letzten beiden Kriegen auch bewährt.
Man muss auch US-Zeitungen lesen, um über den Sinn und Zweck der aktuellen Krise informiert zu werden. Dort äußert sich der Herr Schäuble ganz offen:
He sees the turmoil as not an obstacle but a necessity. “We can only achieve a political union if we have a crisis,” Mr. Schäuble said.
Ohne Krise kein vereintes Europa, ohne vereintes Europa kein Krieg mit der SOZ. Die 300 Millionen Amerikaner brauchen die 500 Millionen Europäer, um mit 2 Milliarden Asiaten einen äußerst gewinnträchtigen Krieg um das neue amerikanische Jahrhundert führen zu können. Man munkelt ja auch, das US-Konzerne Hitler eben gerade deshalb unterstützt haben, weil er am ehesten gewillt war, die Bestie Krieg wieder zu entfesseln.
So bleibt am heutigen Tag nur eins zu sagen: wie es aussieht, lebt Hitler immer noch (in den USA sogar ganz real) und webt an einem neuen Weltkrieg.
Das der Deutsche sich angesichts dieser Entwicklung lieber in sein Privatleben zurückzieht, verwundert nicht: die Diskrepanz zwischen offiziellem Glücksgetöse und der realpolitischen Wirklichkeit der Weltpolitik sowie der erlebbaren Auswirkungen im Alltag eines jeden einzelnen Menschen sind anders nicht mehr zu ertragen.
Die ausführenden Organe der US-Politik auf deutschem Boden drohen zudem sofort mit dem Hammer „Rechtsradikalismus“ (früher nannte man das „Antiamerikanismus“, gerne auch „Judenfreund“ oder „Klassenfeind“, Worte sind da sehr geduldig), wenn man darauf hinweist, das die aktuelle US-Politik nur noch ganz wenig mit „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ zu tun hat … und das könnte empfindliche persönliche Konsequenzen für den eigenen Platz im Arbeitslager haben.
Wer weiß schon, wann die Regierung endlich die Geduld mit dem arbeitsscheuen Gesindel in den Hartz-IV-Ghettos verliert, „weil man sich die Sozialschmarotzer einfach nicht mehr leisten kann“ … Schmarotzer, die auf die eine oder andere Weise schon 60% der Bevölkerung ausmachen.
Da will man lieber nicht auf der falschen Seite stehen, wenn das Morden wieder deutschen Boden erreicht.

Sonntag, 26.2.2012. Eifel. Ich habe das Glück, in einer Gegend zu wohnen, die vom Bösen ziemlich unangetastet blieb. Keine Hexenverbrennungen, 150 Jahre lang keine Morde, keine Nazis – ein faszinierendes Stück Welt, das die höchste mir bekannte Dichte an Gebetsheilern in Deutschland aufweist. Ob da ein Zusammenhang besteht, kann ich nicht sagen. Hier jedenfalls empfiehlt der Arzt noch den Wunderheiler, weil er selbst zwar keine Wunder wirken kann aber bei der Heilung von Krankheiten nicht auf sie verzichten möchte. Nun ist heute Sonntag – ein Tag, der sich gut zur Besinnung und Besinnlichkeit eignet – ein guter Tag, um sich einmal mit dem Bösen auseinander zu setzen. Immerhin: wir Menschen als Menschen haben keinen anderen Feind als das Böse, würde es nicht existieren, hätten wir keine Probleme, alle würden satt und geborgen im Wohlstand leben können.
Natürlich kommen wir scheinbar zuerst nicht um eine Begriffsdefinition herum – erst recht nicht, weil der Autor dieser Zeilen dereinst Philosophie studiert hat. Und doch – müssen wir hier erstmal auf eine Definition verzichten, denn: das Böse entzieht sich dem Verstand. Es ist kein Element der menschlichen Begriffswelt noch etwas, das sich intellektuell erschließen ließe, sondern etwas, das wir unmittelbar aus der Erfahrung heraus erkennen. Aus eigener Anschauung weiß ich das aus der Arbeit mit Kleinkindern, die unter frühkindlichen Autismus leiden und der menschlichen Sprache kaum mächtig sind … aber wann ein Tier „böse“ wird, das können sie schnell formulieren.
Besser als kleine autistische Kinder können das natürlich Erwachsene beschreiben, die dem Bösen leibhaftig begegnet sind – das kann man in der Tat, wie es der Gerichtspsychiater Hans-Ludwig Kröber in der Zeit beschreibt:
Für mich ist das Böse eine Wahrnehmungskategorie, eine Form des unmittelbaren Erlebens. So wie wir spontan etwas als schön oder eklig empfinden, so erleben wir auch ein bestimmtes Handeln – ob wir es wollen oder nicht – als böse. Im Angesicht des Bösen sind wir fassungslos, empört, die Welt ist aus den Fugen – weil jemand sie bewusst zerstört. Das gilt selbst dann, wenn man eine solche Tat später als Gutachter nachzuvollziehen versucht; häufig beschleicht einen da ein gewisses Kältegefühl, ein ungutes Kribbeln.
Sendeformate wie das „Dschungelcamp'“ zeigen, das wir eine allgemeingültige Kategorie des Ekeligen in uns tragen, ohne das Ekelige zuvor intellektuell definiert zu haben. Für Liebe und Lust gilt das Gleiche – auch hier bedürfen wir nicht der philosophischen Definition, um zu verstehen, was gemeint ist … ebenso wenig wie bei dem Thema Gerechtigkeit. Doch lauschen wir weiter dem Gerichtspsychiater:
Aber das Böse ist umso augenfälliger, je eindeutiger es darauf abzielt, ganz bewusst das Schöne, das Heile, das Kindliche, die Zukunft zu zerstören.
Um über das Böse reden zu können, muss man es erst erlebt haben – so wie Eugen Sorg, der als Mitarbeiter des Roten Kreuzes und als Journalist Gegenden bereiste, wo das Böse triumphierte:
Ich arbeitete sieben Jahre lang in einer Kriseninterventionsstelle gegen Kindsmisshandlung. Später war ich als Delegierter des IKRK in Kriegsgebieten tätig. Zuerst im Südsudan, dann im auseinanderbrechenden Jugoslawien.Wir konnten mit Gefangenen reden, unter vier Augen. Dort bin ich zum ersten Mal mit extremer Grausamkeit und Mitleidslosigkeit konfrontiert worden. Mit Menschen, die kein schlechtes Gewissen beim Töten haben. Die ganze Atmosphäre ist erfüllt gewesen mit unvorstellbaren Blutgeschichten, Erzählungen von extremer Grausamkeit.
Leider erfahren wir Normalbürger im Westen nichts von diesen Exzessen.
Die westliche Welt will sich ihr Gärtchen bewahren, ihre Vorstellungen von einer heilen Welt. Journalisten sind nicht anders als die übrigen Leute, vielleicht sogar ein wenig ideologischer.
Wir wollen nichts von dem Bösen wissen … dabei ist es mitten unter uns:
Das Böse ist eine Versuchung, die umso stärker lockt, je grösser die Chance ist, dass man nicht zur Rechenschaft gezogen wird. Das Böse ist das Extrem der Freiheit. Es geht um das Gefühl der Allmacht, dass man alles tun kann, was man will. «Ich habe Gott gespielt», sagte ein Krankenpfleger, der 24 Patienten ermordet hatte. Der Pfleger oder Arzt, der sich zum Herr über Leben und Tod seiner Pflegebefohlenen macht, der islamistische Selbstmordattentäter, der sich auf einem Markt oder in einem Strassencafé in die Luft sprengt: Es handelt sich um einen Akt der Selbstvergottung, um eine absolute Ego-Ekstase. Oder auch die jungen Leute, die ich in dem Buch erwähne, die in der Schweiz und in Deutschland ohne Not oder Affekt Menschen ermordeten oder zu Tode traten: Sie wähnten sich allmächtig und gehorchten nur dem einen Gesetz der unmittelbaren Erfüllung ihres Begehrens.
In der Tat könnten wir jeden Tag Opfer des Bösen werden … und werden es sogar. Wir erkennen es nur nicht immer, weil wir verzerrte Bilder des „Bösen“ im Kopf haben – ein Blick nach Ruanda konnte da aufklären:
Bei diesen Gesprächen wurde deutlich, dass die Mörder keine sadistischen Psychopathen waren, sondern normale und intelligente Menschen, für deren Handeln es keine andere Erklärung gibt, ausser einer: Sie haben den Pakt mit dem Teufel geschlossen. Weil er ihnen Rausch und Lust und Vergnügungen verschaffte und weil sie glaubten, ungestraft davonzukommen.
„Rausch“, „Lust“, „Vergnügen“ … an der Verstümmelung von Kindern mit Macheten. Macht schon Spaß, ihnen Arme und Beine abzuhacken und zuzuschauen, wie sie von Hunden gefressen werden, oder? Man braucht solche Bilder, um die Dimensionen des Bösen zu begreifen. Dabei ist es wichtig, das unsere Generation die Realität des Bösen begreift, eines Bösen, das sich in der Tat zeigt und nicht in der Person des bösen Psychopathen. Leider sind wir weit entfernt von solchen Erkenntnissen:
Ja, und das hat es noch nie zuvor gegeben, dass eine ganze Kultur das Böse als fehlgeleitetes Gutes, als reaktive Verhaltensweise, als Kinderglauben abgetan hat. Das Böse wurde immer als eigenständige Kraft begriffen. Kierkegaard sprach von der «unbegreiflichen Faktizität des Bösen».
Es hilft, zu erwähnen, das Eugen Sorg kein religiöser Mensch ist, aber gern die religiöse Begrifflichkeit benutzt, um zu verstehen, in welcher Gefahr wir uns als Menschheit befinden:
Ich zitiere in dem Buch katholische Intellektuelle, die ebenso glasklar erkannt haben: Hitler ist das Böse. Die haben viel mehr verstanden als die superintellektuelle, aufgeklärte Intelligenz. Sie haben erkannt, ohne Wenn und Aber: Das ist Antihumanität, das ist Antigott.
Sie hatten haben recht behalten, die katholischen Intellektuellen. Wenn wir heute als „moderne Menschen“ das Böse als Kinderglauben abtun und gleichzeitig seine Erscheinungsformen aus der Berichterstattung verschwinden lassen … was folgt daraus? Verschwindet es dann, weil wir uns als Gesellschaft die Augen zuhalten?
Wagen wir doch mal einen aktuellen Blick in die Politik – und bewaffnen uns mit einer Definition, die die bisher geschilderten Erfahrungen einschließt und nennen jenes Böse, das absichtsvolle Zerstörung und Lüge mit sich bringt – so Rüdiger Safranski bei 3Sat, hier auf 
Tube, wobei die Lüge hier eine neue Qualität darstellt.
Nehmen wir zum Beispiel die fortdauernde „Rettung“ Griechenlands, deren Folgen gerade in der Welt beschrieben werden:
Von 330.000 Familien- und Mittelstandsunternehmen, dem Rückgrat der griechischen Wirtschaft, haben seit Mai 2010 rund 68.000 geschlossen; 135.000 Jobs gingen verloren. 2012 wird noch schlimmer, erwartet Korkidis. „Vier von zehn Mitgliedern machen Verluste. Bisher haben sie die halbwegs mit ihren Ersparnissen ausgeglichen.Aber ihre Reserven gehen zu Ende. Die Rezession vertieft sich.“ Treffen Kordidis’ Prognosen zu, geben in diesem Jahr weitere 60.000 Firmen auf.
Als Information aus der Wirtschaft sind wir solche abstrakten Daten gewohnt – praktisch heißt das: Hunger, Durst, Obdachlosigkeit … ein Elend wie in Afrika. Wir importieren Elend, anstatt es zu bekämpfen. Wie üblich, benutzt das Böse Ideologien, um seinen Trieben Raum zum Ausleben zu verschaffen: die Ideologie von den Notwendigkeiten der Marktgesetze – Gesetze, die niemals jemand formuliert noch jemals jemand beschlossen hat. Dabei geht es Griechenland in Wirklichkeit gar nicht so schlimm … hier greift aber die Lüge. Gleich der „Verschwörung des Weltjudentums“ werden wir gefüttert mit Informationen über die Untermenschengriechen – dabei gibt es viele Länder die schlimmer verschuldet sind: zum Beispiel die USA. Dort jedoch gibt es keine Debatten über den Einsatz deutscher Steuerbeamte, die jetzt in Griechenland die Macht übernehmen sollen, stattdessen gibt es von dort neuen Druck auf Europa und nahezu perverse Forderungen nach noch mehr Steuergeldern, diesmal in Billionenhöhe.
Verständlich wird diese ausufernden Irrationalität nur durch den Begriff des Bösen … und wir haben dank der Literaturwissenschaft ja auch einen Ausblick auf das Personal, siehe Welt:
WELT ONLINE: In den Neunzigern wurden psychopathische Killer zum Inbegriff des Bösen. Sie erwähnen einen Satz von Patrick Bateman in Bret Easton Ellis‘ Roman „American Psycho“: „Es gibt keine Schranken mehr, die man überschreiten kann.“ Sagt er das auch stellvertretend für seine ganze Generation?
Alt: Dieser Satz, der eine Figur im Jenseits von Gut und Böse ansiedelt, ist sicherlich auch eine Beschreibung der postmodernen Upper-Class-Jugend der Neunziger.
Diese Upperclass-Jugend sitzt heute flächendeckend in entscheidenden Positionen. Wirklich undenkbar, das die sich „nine-eleven“ ausgedacht haben, um mal wieder ungestraft fremde Länder überfallen zu können? Undenkbar … nur in einer Welt, die ihr künstliches Mediengärtchen für die Wirklichkeit hält, einer Welt, in der es kein Waterboarding gibt, keine Koranverbrennungen, keine sinnlosen Angriffskriege durch Demokratien, keine Leuna-Affäre und kein Hartz IV. Ja – so kam das Böse in die deutsche historische Wirklichkeit: durch Helmut Kohl, der dem Volk klar machte, das seine Spendenfreunde wichtiger waren als das Volk und der durch die „Bundeslöschtage“ klar machte, das er alle Mittel nutzen würde, um dem Volk die Wahrheit über die Verschleuderung der Sachwerte der DDR zu verschweigen und durch Gerhard Schröder und seine Bande, die vorgaben, die Arbeitslosigkeit durch Druck auf die Arbeitslosen lösen zu wollen: Demütigung, Entwürdigung und Aberkennung der Menschenrechte inklusive.
Ja, erschreckend, oder? Wir verdrängen das Böse inzwischen so gut, das wir es nicht mehr bemerken, selbst wenn es sich vor unserer Haustür entfaltet – dabei ist es der gleiche Geist, der auch zur Hitlerzeit das Volk in die Bahnen lenkte: im Rahmen der öffentlich verkündeten Lügengespinste sind die Handlungen alternativlos.
Zeit, den Blick auf Hannah Arendt zu legen, sprachlich schwerer zu verarbeiten, aber von unglaublicher Aktualität:
Die Bedingungen für das Auftreten des radikal Bösen verortet sie in Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (1951 auf Englisch) im Anspruch der totalen Herrschaft, auch hinsichtlich ihrer Möglichkeiten (und nicht nur in Hinblick auf die Subsumption der gesamten Gesellschaft unter die Herrschaft) total zu sein: „Aber in ihrem Bestreben, unter Beweis zu stellen, dass alles möglich ist, hat die totale Herrschaft, ohne es eigentlich zu wollen, entdeckt, dass es ein radikal Böses wirklich geben können. Als das Unmögliche möglich wurde, stellte es sich heraus, dass es identisch ist mit dem unbestrafbaren, unverzeihlichen radikal Bösen, das man weder verstehen noch erklären kann durch die Motive von Eigennutz, Habgier, Neid, Machtgier, Ressentiment, Feigheit.“ (Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, München 1996, S. 941).
Es ist nicht die Gier, der Eigennutz, die Habgier, der Neid, die Machtgier oder andere menschliche Eigenschaften, die das Böse in die Welt rufen – und seine Folgen sind noch schlimmer als die bestialischen Quälereien, in der es sich ergießt.
Demnach war durch die Herrschaftsstruktur des Nationalsozialismus das Böse allgegenwärtig, und zielt auf die Abschaffung des Menschen als Menschen. Dabei werden nach und nach alle Menschen im Namen abstrakter Fortschrittsziele industriell vernichtet so dass nur Funktionsträgers der „organisierten Ohnmacht“ des totalitären Systems übrig bleiben. Die Funktionsträger können jederzeit ausgewechselt werden, so dass sie nur als Funktion, nicht aber als Person überleben.
Merkt man nun, wie dicht wir aktuell wieder an den Vernichtungslagern herangerückt sind, wie schnell aus „Hartz IV“ „Dachau II“ werden kann? „Im Namen abstrakter Fortschrittsziele“ vernichtet das Böse die natürliche menschliche Solidargemeinschaft – bei uns, die wir sein Treiben schon mal erdulden mussten und deshalb sensibler reagieren sollten – erst national, dann international. Es geht aber um viel mehr: es geht um die Vernichtung des Menschen an sich, des Menschseins, jeglicher Individualität, Kreativität, Liebenswürdigkeit – geduldet ist der Mensch in der neuen Zukunft nur, wenn und solange er reibungslos in seinem Hamsterrad läuft.
Was hier unter den schön und revolutionär klingenden Begriffen von „Reformen“ aufgebaut wird, ist nichts weiter als ein noch größeres Reich des Bösen, in dem Menschen ihre Lust am Bösen hemmungslos ausleben können – solange es nur gegen Arbeitlose, Griechen oder Moslems geht. Kaum einer merkt, das die Zielgruppe der „Aussortierten“ immer größer wird – in Deutschland selbst gehören schon Kinder und Jugendliche dazu: einfach mal genau hinschauen, wie „Hartz IV“ sie bestraft, weil ihre Eltern von US-Beratern aus dem Betrieb wegrationalisiert wurden.
Sicher – noch bewahrt uns der staatstragende Journalist vor der Wahrheit, erschrickt und nicht mit den Konsequenzen jener Entwicklung, die gezielt alle Sicherungen abbaut, die wir – als Menschheit – nach 1945 gezielt aufgebaut haben.
Wovor er uns aber nicht bewahren kann, ist die leibhaftige Erfahrung des Bösen, wenn es wieder Rahmenbedingungen wie in Ruanda, Auschwitz oder Guantanamo vorfindet und sich endlich wieder hemmungslos ohne Rücksicht auf persönliche Konsequenzen entfalten kann.
Was wir aber für das 22. Jahrhundert aus den kommenden europäischen Gewaltexzessen lernen können, ist mit Sicherheit eins:
das wir niemals wieder die Macht der Wirtschaft als „Fünfte Macht“ im Staate vernachlässigen und unterschätzen dürfen, sie bedarf der gleichen Kontrolle wie die Gesetzgebung, die Rechtsprechung, die exekutive Macht und darf niemals die Freiheit des Journalismus für sich in Anspruch nehmen. Halten wir sie nicht im Zaum – wird es halt böse enden.

Mal ehrlich: das Leben ist doch schön, oder? Habe gestern mal die Gelegenheit genutzt, wieder einen Tag als Waldmensch zu leben – so gut es geht. Echte Wälder haben wir seit Jahrhunderten nicht mehr, die deutsche Forstwirtschaft hat alle Ursprünglichkeit ausgerottet – aber im Nationalpark Nordeifel findet man … jenseits der Kahlschlagstellen, an denen alte Bäume dem neuen Nationalpark weichen müssen – noch einige Stellen, die seit fünfzig Jahren unberührt sind. Überwältigend, was man dort an Farben, Formen, Gerüchen, Klängen und Empfindungen genießen kann – und welch´ Wunder, das man auch gerade mit den richtigen Sinnen dafür ausgestattet ist, den Glanz auf Tautropfen oder das sanfte Gras unter den Füssen genießen zu können: die Welt ist perfekt und der Mensch mittendrin als genießerische Krone der Schöpfung gut aufgehoben. Doch irgendwann … endet der Traum von der perfekten Welt, in der das Essen völlig umsonst auf Bäumen, Sträuchern und in der Erde wächst und man landet in der Wirklichkeit der zerbrechenden europäischen Kultur – nichts anderes ist das, was wir gerade erleben.
Wann fing das Ende an?
Nun, für uns deutsche Bürger war das Ende deutlich abzusehen: die Geburt des Vierten Reiches aus dem Geist der Agenda 2010 habe ich es genannt – im April 2009. Aktuell merkt man, das auch der Rest Europa mit Unbehagen auf den neuen deutschen Geist starrt – so berichtet die „Welt“ über eine ganze Reihe von Publikationen, die vor dem Vierten Reich warnen:
„Das vierte Reich – Deutschland erobert Europa“
Schön zu sehen, das auch andere inzwischen merken, das sich ein besonderer Geist in Deutschland erhebt, ein Geist, der das Land schon einmal an den Abgrund geführt und mit einem kräftigen Schubs darüber hinaus befördert hat.
Das Bild des Vierten Reiches beschäftigt mich schon länger – seien es die Stasi-Methoden mancher ARGEn, die gezielte Züchtung einer gewaltbereiten Unterschicht, die Etablierung einer Ethik zersetzenden Korruptionskultur, die psychische (und letztlich auch physische) Vernichtung durch Arbeitslosigkeit (von anderen als Mechanismen psycho-sozialer Zerstörung beschrieben) oder die Entwicklung eines neuen von asozialen Maximen bestimmten Feudalsystems .
Natürlich sind diese Betrachtungen geschrieben im Sinne von „Worst Case“ -Szenarien, um einer journalistischen Aufgabe gerecht zu werden, die in den staatlich gewünschten Jubelchören der öffentlichen Medien immer weiter vernachlässigt wird: die Warnung vor Untiefen des gesellschaftlichen Lebens. Das es diese Untiefen gibt, haben gerade wir in Deutschland erleben müssen, weshalb man von Seiten der Regierung nicht verwundert sein dürfte, das historisch gebildete Menschen den Hartz-IV-Unfug nicht gerade auf die leichte Schulter nehmen – völlig jenseits der Diskussion um Regelsatzerhöhungen ist dort ein System etabliert worden, das Menschenrechte mit Füssen tritt … und sich bei etwas anderer Gesetzeslage zu einer fürchterlichen Furie auswachsen kann: das Verbot von Mischverwaltungen war mit Hinblick auf ihr Missbrauchspotential im Dritten Reich weise gewählt. Nicht so weise scheint mir in diesem Zusammenhang die vorgenommene Verfassungsänderung in dieser Hinsicht zu sein.
Schwarzmalerei gehört zum Geschäft verantwortungsbewusster Journalisten, da wir uns aber von einer demokratischen Gemeinkultur fortbewegen, wird sie von der Regierung nicht mehr gewünscht – und von den Geldgebern der Medien ebensowenig. Das DAX reagiert sensibel auf schlechte Nachrichten und am DAX hängt, zum DAX drängt doch alles. Darum sind schlechte Nachrichten unerwünscht, die Wirklichkeit ist dem DAX nicht zuträglich.
Schlimm nur, wenn der DAX dann einfach so ohne öffentlich erkennbaren Grund 25% seines Wertes verliert und so demonstriert, das die Wirtschaftsexperten, Börsenfachleute und Investmentspezialisten das von ihnen geschaffene System überhaupt nicht mehr verstehen und sich mit Erklärungen für sein unerklärliches Verhalten gegenseitig überbieten … um nur weiter irgendwie „Experten“ sein zu können – wobei, nebenbei bemerkt – die immer wiederkehrende Erklärung des „Fat Finger Trade“ der Gipfel der Unverschämtheit ist. Gleichzeit ist dieses Erklärungsmodell aber entlarvend für das ganze System und demonstriert deutlich sein Ende: wo ein einziger Mensch mit einem unbedachten Knopfdruck die Weltwirtschaft ins Chaos stürzen kann, ist das ganze System grundsätzlich gemeingefährlich.
Das das niemanden zu stören scheint, das man solche Möglichkeiten gelassen hinnimmt, ist beängstigend – aber diese Angst ist ein guter Nährboden für das Vierte Reich, wo der Bürger sich fühlt wie ein alter Germane: ein Fingerzeig der Götter konnte sein ganzes Leben vernichten. Viele Jahrtausende haben wir – beginnend mit der griechischen Philosophie – daran gearbeitet, diese Angst vor dem Zorn der Götter aus dem Alltagsleben zu verbannen, nur um am Ende zu erleben, das sie in Form dicker Maklerfinger zurückkehrt.
Ob es da schon Menschen gibt, die das Gebet zur Beruhigung des DICKEN FINGERS sprechen, ist mir nicht bekannt – ich rechne aber mit dem Schlimmsten.
„Die Krise des Westens – die Ungleichheit zerreißt uns“ heißt ein aktuelles Essay von Georg Diez im Spiegel. Es behandelt die Reaktionen der Justiz in England auf die Krawalle – juristische Exzesse als Antwort auf die Plünderungsexzesse, das Abschalten des Mobilfunknetzes in San Franzisko als Unruheprophylaxe und die Reaktionen der deutschen Presse auf die Breivikmorde in Norwegen:
Was die drei Geschichten gemeinsam haben? Es werden kurzfristig wesentliche Grundsätze der westlichen Demokratie zur Disposition gestellt. In Großbritannien ist es die Unabhängigkeit der Justiz. In den USA sind es das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit. In Deutschland ist es in einer Art freiwilliger Selbstzensur die Pressefreiheit.
Ein Artikel, der bemerkenswert ist … einerseits klingt er kritisch, andererseits beruhigt er. Er suggeriert, das die Wächterfunktion der Presse noch vorhanden ist, läßt aber nebenbei einfließen, das die Verletzungen wesentlicher Grundsätze der Demokratie nur „kurzfristig“ seien. Unbeachtet bleibt, das hier permanent Grenzen überschritten werden, die der Westen in jahrhundertelanger Kleinarbeit mühevoll aufgebaut hat. Unbeachtet bleibt, das jede dieser Überschreitungen einen Präzedenzfall darstellt, der weitere Überschreitungen leichter macht und im Großen und Ganzen eine neue Kultur gebiert: die Kultur des Vierten Reiches.
Manager wissen das, in einem Diskurs über ethisches Management erwähnt der Harvard Business Manager:
Forschungsergebnisse zeigen: Wenn wir kleine Regelverletzungen akzeptieren, billigen wir wahrscheinlich auch zunehmend größere Verstöße. Vorausgesetzt, jeder einzelne Regelbruch wiegt immer nur etwas schwerer als der vorhergehende.
Die Handlungsempfehlungen sind entsprechend deutlich:
Um zu verhindern, dass sich unethisches Verhalten einschleicht, sollten Manager selbst auf belanglos erscheinende Verstöße reagieren und sofort etwas dagegen unternehmen.
Im Konzern schützt die „Null-Toleranz-Politik“ das Unternehmen vor massiven wirtschaftlichen Verlusten, denn dort, wo es an Ethik mangelt, blühen Selbstbereicherungsmentalitäten auf, die letztlich das Unternehmen in den Bankrott treiben – und dort, wo Wirtschaft, Medien und Politik an unethischem Verhalten gut verdienen, scheint es so gut wie unmöglich, diesen Kurs ohne einen Totalzusammenbruch des Systems zu ändern.
Konzerne haben Erfahrungen mit solchen Entwicklungen, sie wissen um die Dimensionen, die unethisches Verhalten nach sich ziehen kann, siehe Wikipedia:
Am 15. November 2006 wurde bekannt, dass gegen Peter Hartz in Braunschweig ein Strafverfahren wegen Untreue als VW-Vorstand in 44 Fällen eröffnet wurde. Ihm drohte für jede dieser 44 Taten eine Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren und damit als Gesamtstrafe eine Freiheitsstrafe bis zu 15 Jahren.
Am 17. Januar 2007 gestand Hartz in der auf lediglich zwei Verhandlungstage angesetzten Gerichtsverhandlung alle 44 Klagepunkte ein.
Der Gesamtschaden dieser Schmiergeld-Affäre beträgt 2,6 Millionen Euro, wovon Hartz fast zwei Millionen Euro an den damaligen Chef des Betriebsrats Klaus Volkert gezahlt hatte.
Darum ist die von Herrn Diez vorgenommene Einschätzung, das es sich um „kurzfristige“ Erscheinungen handelt, sehr optimistisch. Berücksichtigt man die Erfahrungen aus großen Konzernen, so muss man sagen, es handelt sich hierbei nicht um einen harmlosen Schnupfen, sondern um Krebs, der sich ausbreitet und die Gesellschaft zersetzt.
Wo das endet, haben wir im Dritten Reich erlebt: es fängt an mit markigen Worten und endet – ganz logisch und vernünftig – in Massenvernichtungslagern „unwerten“ Lebens.
Wir vergessen und verdrängen nur allzu gerne die Erfahrung, wozu die Gemeinschaft der Deutschen einmal fähig war. Es sollte nicht verwundern, das die europäischen Opferländer das nicht so leicht vergessen – und das sie Erfahrungen machen, die unangenehmer Erinnerungen wach rufen, hier nochmal die „Welt“:
Der bekannte griechische Komponist Mikis Theodorakis rief angesichts des Sparzwangs ebenfalls den Krieg in Erinnerung: „Wir werden ein fremdes Volk im eigenen Land. Das ist uns nicht einmal unter der deutschen Besatzung passiert.“
Im Juli klebte eine Gruppe Demonstranten ein Hakenkreuz auf das Schild des deutschen Generalkonsulats in Thessaloniki und hielten ein Transparent hoch, auf dem stand: „Völker Europas, wir haben den selben Feind“.
„Fremde im eigenen Land“ zu sein – das widerfährt hier jedem Arbeitslosen, vielen Rentnern und den meisten Kindern. Das Vierte Reich interessiert sich noch nicht mal mehr für den Schutz arischen Lebens – auch die großen, blonden, blauäugigen Herrenmenschen werden aussortiert wenn sie nicht genug Geld durch Anlagebetrug erbeuten, zu alt oder zu jung sind, um Versicherungen erfolgreich zu verkaufen: so gesehen, schaltet das Vierte Reich nochmal einen Gang höher.
Wen wundert es da noch, das zunehmend Stimmen laut werden, Deutschland aus der EU zu werfen und so den Euro und Europa zu retten bevor Hartz IV zum wichtigsten deutschen Importartikel wird und zum Meilenstein deutscher Machtergreifung im Europa des 21. Jahrhunderts.
Werden diese Werte bewußt gesetzt oder ergeben sie sich aus dem Zeitgeist – das ist die entscheidende Frage, die sich uns in diesen Tagen stellt. Wir tendieren zum „Zeitgeist“, der es einem Herrn Breivik als ganz normal erscheinen lässt, einfach mal siebzig Menschen aus Gründen des Selbstmarketings zu erschießen. Die sogar von Georg Diez beschriebene freiwillige Selbstzensur der Presse inklusive der in Deutschland deutlich zu beobachtenden medialen Hetzjagd auf Langzeitarbeitslose läßt aber eher darauf schließen, das die „interessierten Kreise“ ganz bewusst eine Saat säen, die ganz Europa verändern soll: aktuell erfreuen sich die Portugiesen jenes Systems, das sich ein krimineller Manager ausgedacht hat und das in politischen Kreisen in Deutschland höchste Wertschätzung genießt.
Wer nun denkt, ich übertreibe mal wieder (was ich im Prinzip gerne mache), der sei auf die neuesten Hartz-IV-Bonbons verwiesen, auf die der saarländische Datenschutz hinweist:
Frau Thieser beschreibt dort unter anderem einen Fall, bei dem ein Mitarbeiter einer Behörde über die Straße rief, man solle ihm die Haustür öffnen, da man wisse, dass die betroffenen Personen gerade daheim seien. Danach wussten die anwesenden Nachbarn natürlich darüber Bescheid, dass die Personen bereits eine Sozialleistung beziehen oder diese beantragt haben. Die Gespräche im Amt seien oftmals problematisch. So hätte man häufig die Gespräche an den Schreibtischen des benachbarten Mitarbeiters problemlos mithören können. Auch wurde Kritik geäußert, ein Gesundheitsamt habe medizinische Diagnosen eines Leistungsempfängers an eine Hartz-IV-Behörde übermittelt. Die Behörde prüfte übrigens gerade, ob beim Antragsteller eine Arbeitsunfähigkeit vorliegt.
Wer nun meint, er sei gerade „in Arbeit“ und habe mit dem ganzen System nichts zu schaffen, der solle sich mal vergegenwärtigen, das es nur ein ganz kleiner Schritt ist, eine ganz kleine Gesetzesänderung, die letztlich dazu führen kann, das diese Behörde prophylaktisch auch das Privatleben von arbeitenden Bürgern durchleuchtet, um sicherzustellen, das ihr Lebenswandel ihre Arbeitsfähigkeit nicht in Gefahr bringt.
Kann man wirklich guten Gewissens rauchen, Alkohol trinken, Motorsport betreiben oder Schokolade lieben, wenn man weiß, das man dadurch ganz schnell krank und somit zur Last für die Allgemeinheit werden kann, auf deren Kosten man sich dann ein gutes Leben macht?
Darf der Staat als Hüter der Gemeinschaft der Versicherten hier wirklich untätig zuschauen?
Müssen wir wirklich jeden Fleischesser mit durchfüttern, wenn seine Ernährungsgewohnheiten im frühen Alter zur Arbeitsunfähigkeit führen und er so der Gemeinschaft der Beitragszahler auf der Tasche liegt?
Ich kehre heute zurück in jenes Paradies von Farben, Formen, Gerüchen, Klängen und Empfindungen. Was ich mitnehme, ist der Ballast einer Gesellschaft, die bei lebendigem Leibe zerbricht und ein Viertes Reich gebiert. Arno Luik hatte bereits 2004 davor gewarnt:
„Notwendige Reformen“, die „ohne Alternativen“ sind – dieses Reden hat
einen totalitären Charakter. Ein Verdacht: Die Reformer argumentieren so
apodiktisch, weil sie genau wissen, mit
dieser Politik zertrümmern sie so ziemlich alles, wofür die „Soziale Marktwirtschaft“ der Bundesrepublik Deutschland
einst stand: ein sozialer Staat, der dafür
sorgte, dass die privaten Risiken Alter,
Arbeitslosigkeit, Krankheit grundsätzlich kollektiv abgesichert wurden.
„Modell Deutschland“ nannte das voller
Stolz der sozialdemokratische Kanzler
Helmut Schmidt.
Verteidigen also die CDU/
SPD/CSU/FDP/Grünen-Politiker ihre
Reformphilosophie deshalb so vehement, weil sie wissen, dass sie einen
Putsch von ganz oben machen? Einen
Putsch? Ja, die Agenda 2010 und Hartz
IV sind Chiffren für den konzertierten
Angriff von ganz oben auf den Sozialstaat. Sie nennen es „Umbau“ – doch die
Wortwahl kaschiert nur den qualitativen
Sprung in ein anderes Gemeinwesen.
Das andere Gemeinwesen … kann ganz schnell das Vierte Reich werden.
Wer nun meint, das Vierte Reich sei trotzdem ganz toll, weil man als Deutscher ja mittendrin wohnt, und wieder „wer sei“, sei an ein paar Worte erinnert, die 1995 im Deutschen Bundestag gesprochen worden sind:
Prof. Wladyslaw Bartoszewski, Minister für Auswärtige Angelegenheiten der Republik Polen:
Während des Krieges hat das nationalsozialistische Regime viele Völker gequält und geschändet.
Am Ende bleibt nur noch ein Volk übrig, um gequält, geknechtet und geschändet zu werden: das eigene, das deutsche Volk. Immer wieder hat Hitler ausgesprochen: wenn das deutsche Volk schon nicht fähig sei, in diesem Krieg zu siegen, dann möge es eben untergehen.
Im Sinne der Schöpfer des Dritten Reiches hat das deutsche Volk versagt und ist zum Untergang zu verdammen. Das ist das, was Rechtsextreme nicht verstehen: für das Vierte Reich ist auch der Deutsche ein Untermensch, „unwertes Leben“, das nicht fähig war, dem „Führer“ einen Sieg zu schenken. Für dieses Versagen gehört das Volk eigentlich komplett ausgelöscht – weshalb religiöse Phantasten wie Horst Mahler falsch liegen: das Vierte Reich wird vielleicht vom deutschem Boden aus starten, aber für Deutsche selbst wird es keinen Logenplatz mehr geben.
Das Vierte Reich hat andere Helden, Stoßtruppführer im Stahlgewitter, von Joschka Fischer heldenhaft verteidigt, wie Jutta Dithfurt berichtet:
1982 erhielt Ernst Jünger den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main. Nachdem wir (die Autorin war von 1981 bis 1985 linke grüne Stadtverordnete; J.D.) Textauszüge aus Jüngerschen Werken veröffentlicht hatten, Veto gegen die öffentliche Anerkennung faschistischen Gedankenguts einlegten und Widerstandsaktionen ankündigten (und auch durchführten), brach in der alten BRD ein heftiger, wochenlanger Tumult los. Bürgerliche AntifaschistInnen fanden wir auf unserer Seite, Josef Fischer und seine Gang verteidigten hingegen Jünger. Die Feuilletons der Republik waren tief gespalten.
Jünger bekam schließlich, durch ein Spalier von Polizisten in die Paulskirche schreitend, seinen Preis. Zu diesem Preis hatte er eine ganz persönliche Beziehung: Im Oktober 1930 hatte Jünger versucht, mit zwanzig von Goebbels bestellten SA-Männern eine nazikritische Rede zu stören, was schließlich zu einem Tumult mit Polizeieinsatz führte. Die Rede wurde von Thomas Mann gehalten, dem Goethepreisträger von 1949.
Und wieder schließen sich Kreise, die verständlich machen, warum sich in Europa eine Front gegen Deutschland bildet und man das neue, Vierte Reich nur mühsam in alten politischen Klischees abbilden kann.
Fischer habe den Preisträger als antibürgerlichen »Fighter« geschätzt, dann als »Drogen-Jünger«, schließlich als Zivilisationskritiker – so zu lesen in der „Zeit“.
Die Frage, an welcher Art Europa diese Menschen, die Zivilistionskritiker, antibürgerliche Fighter und Drogen-Jünger schätzen, bauen, erzeugt Unbehagen – aber erklärt, wieso die „wesentliche Grundsätze der westlichen Demokratie zur Disposition gestellt“ werden und es zunehmend ein Unbehagen mit der Rolle der Berliner Republik im Europäischen Großraum gibt.
Es könnte gut sein, das der Schatten, den das Vierte Reich wirft, schon viele kleinere Länder mit Schrecken erfüllt.
