Nils Melzer, UN-Sonderberichterstatter für Folter, hat Julian Assange im Gefängnis besucht. Nach seiner Schilderung zeigt der Wikileaks-Gründer „neben körperlichen Beschwerden alle Symptome, die typisch sind, wenn jemand anhaltend psychologischer Folter ausgesetzt ist, wozu extremer Stress, chronische Angst und intensive psychische Traumata gehören“. Anlässlich des Internationalen Tages zur Unterstützung von Folteropfern am 26. Juni 2019 schrieb der UN-Sonderberichterstatter den Artikel „Demasking the Torture of Julian Assange“ – ins Deutsche übersetzt auf Nachdenkseiten. Davon ein Ausschnitt:
“Wie die meisten Bürger war ich unterbewusst durch die unerbittliche Schmutzkampagne, die jahrelang gegen ihn geführt wurde, vergiftet worden.
(…)
Nachdem er durch Isolation, Spott und Schande entmenschlicht worden war, wie die Hexen, die wir auf dem Scheiterhaufen verbrannt haben, war es leicht, ihm seine grundlegendsten Rechte zu entziehen, ohne dass die weltweite Öffentlichkeit aufschrie.
(…)
Ja, in einer Botschaft mit einer Katze und einem Skateboard zu leben, mag wie ein süßer Ausweg erscheinen, wenn man den Rest der Lügen glaubt. Aber wenn sich niemand an den Grund für den Hass erinnert, dem du ausgesetzt bist, wenn niemand die Wahrheit hören will, wenn weder die Gerichte noch die Medien die Mächtigen zur Rechenschaft ziehen, dann ist deine Zuflucht wirklich nur ein Gummiboot in einem Pool und weder deine Katze noch dein Skateboard werden dein Leben retten.
Dennoch, so mag man fragen, warum so viele Worte auf Assange verwenden, wenn unzählige andere weltweit gefoltert werden? Weil es nicht nur darum geht, Assange zu schützen, sondern auch darum, einen Präzedenzfall zu verhindern, der das Schicksal der westlichen Demokratie besiegeln könnte. Denn, wenn es zu einem Verbrechen geworden ist, die Wahrheit zu sagen, während die Mächtigen Straflosigkeit genießen, wird es zu spät sein, den Kurs zu korrigieren. Wir werden unsere Stimme der Zensur und unser Schicksal der ungezügelten Tyrannei überlassen haben.
Dieser Meinungskommentar wurde dem Guardian, der The Times, der Financial Times, dem Sydney Morning Herald, dem Australian, der Canberra Times, dem Telegraph, der New York Times, der Washington Post, der Thomson Reuters Foundation und Newsweek zur Veröffentlichung angeboten.
Es gab keine positive Reaktion.”
(Volltext siehe https://www.nachdenkseiten.de/?p=53173)
Foto: RT / screenshot aus Youtube, 11.04.2019
Nachtrag 9.7.2019:
Der offene Brief des UN-Sonderberichterstatters wurde von „Experten“ massiv kritisiert. Über 300 „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ waren sich nicht zu schade, in konzertierter Aktion eine vehemente Entgegnung zu Melzers Artikel zu unterzeichnen. Wer die ellenlange Unterzeichnerliste durchscrollt (siehe medium.com), der muss unweigerlich vor Andacht in die Knie gehen: Die Creme der akademischen Jurisprudenz von Oxford, der University of London bis nach Hongkong, Professor*Innen und Direktor*Innen namhafter Universitäten in den USA, Europa, Schweiz, Australien, Südamerika und der sonstigen großen Welt der Campus-Freunde im Verein mit Gender- und Global Human Rights Instituten, Centers for International Law and Justice, Gender-based Violence specialists etc. reichen sich hier geschlossen die Hand bzw. machen die Mauer, damit wir nicht solch unwissenschaftlichen und an den schlichten menschlichen Hausverstand gerichteten Appellen wie von Nils Melzer folgen.
Da auch eine ganze Generation, die soeben zu einer Art politischem Bewusstsein erwacht ist, geneigt ist, sich „gegen die Unvernunft“ und bedingungslos „auf die Seite der Experten zu stellen“ (so die – keine Frage, gut gemeinte – gemeinsame Aussage im millionenfach angesehenen Video-Statement von Rezo & den 90 Super-Youtubern – siehe „Endlich: Jetzt schlägt die Stunde der Experten! – Über Evidence Based Bullshit“), kann man nicht oft genug auf Noam Chomsky hinweisen.
Chomsky ist jemand, der sich wohl am Profundesten mit der meinungsbestimmenden Funktion der sogenannten Experten und akademischen Wissenschaftler befasst hat. Er nennt sie eine „Art säkulare Priesterschaft“ für die Machtelite, „indem sie Ideen, Pläne, Strategien, Werte, Theorien, Rechtfertigungen und Doktrinen für die ökonomischen und politischen Entscheidungsträger des Herrschaftssystems entwickeln und dem Rest der Bevölkerung verkünden, was sie glauben sollen.“ Diese heute regelrecht vergötze akademische Schicht an „wissenschaftlichen Experten“, die sich ach so aufgeklärt gibt und uns vor „irrationalen Ansichten“ warnt, ist nach Ansicht von Chomsky selbst „deeply indoctrinated“ (auf deutsch: zutiefst gehirngewaschen). Diese rein nach „streng wissenschaftlichen“ Kriterien agierenden Experten sind heute auf ausnahmslos allen Gebieten des Lebens tonangebend. Sie bestimmen schon längst und dies lückenlos, was in ökonomischer, ökologischer, militärischer, finanztechnischer, kommerzieller, pädagogischer und sozialer Hinsicht geschieht und was unsere Politiker zu tun haben. Alles, was wir in unserer nicht nur vorm sozialen Abgrund und finanziellen Kollaps, sondern auch kurz vorm Ökozid stehenden Gesellschaft erleben, IST also bereits real anschaubare Konsequenz GERADEWEGS DIESER „streng wissenschaftlichen“, rein der „rationalen Vernunft“ und Effizienz verpflichteten Denkweise, der zufolge Mensch und Welt nur sinn- und geistlose Kohlenstoffzusammenballungen – also WURST – sind, daher ihrer restlosen Ausschlachtung nach rein betriebs-/volkswirtschaftlichen Kriterien nichts im Wege steht bzw. jeder, der anderes behauptet, „irrational“ und dem Fortschritt schädlich ist.
Leute, bitte rafft es rechtzeitig: Diese Expertenschaft hat es nicht im Geringsten notwendig, dass wir oder die Superyoutuber sich auf ihre Seite stellen. Die verachten euch Fußvolk sogar und tun alles, damit ihr auf Distanz und vor allem: unten bleibt. Das werden sie euch natürlich nicht direkt sagen. Ich kenne den akademischen Betrieb und die Denkweise seiner streng wissenschaftlichen Esperten selbst zur Genüge – sind meist allesamt sehr nette Damen und Herren, die Wert auf ein gepflegtes Äußeres legen, sich neuerdings sogar bemühen, lustig und volksverständlich zu sein (wie FAZ-Korrespondent Reinhard Bingener schreibt, soll es ja keine trockene, sondern eine fröhliche Wissenschaft sein, die im Zuge der szientistisch-neoliberalen Agenda Eingang in die Köpfe des postmodernen Menschen findet: Sie „deklinieren die Evolutionstheorie bis in die Grundfragen der Lebensführung herab: Was dürfen wir nicht mehr glauben? Was sollen wir essen? Wie können wir es treiben? – es soll eine fröhliche Wissenschaft sein.“).
Natürlich werden sich diese hochkarätigen Experten empört dagegen verwehren, wenn man ihnen vorwirft, dass sie eigentlich gar keine Wissenschaft, sondern eher eine NICHTWISSENWOLLENSCHAFT vertreten. Wer das im heutigen Diskurs öffentlich zu sagen wagt, der wird umgehend mit einer erschlagenden Fülle an Argumenten und Tonnen an streng wissenschaftlichen „Papers“ plattgemacht, noch bevor er richtig Luft holen konnte. Er ist sofort einen Kopf kürzer, noch bevor man ihn auf die Guillotine des Manufacturing Consent oder auf den digitalen Scheiterhaufen schleppen konnte. Passt also gut auf, meine lieben jungen Freunde, wenn ihr euch „auf die Seite der Experten stellen“ wollt. Die haben scharfe Klingen und Streitäxte im Talon, gegen die unsere gut gemeinten Forderungen für mehr Menschlichkeit, Klima- und Umweltschutz wie stumpfe Kartoffelschäler wirken. Die SUV-fahrenden wissenschaftlichen Würdenträger lachen in Wirklichkeit über unser naives Ansinnen für mehr Menschen- und Klimagerechtigkeit. Sie wollen unseren Schwung und unser gut gemeintes Engagement sogar noch ausnutzen, um uns mit neuen Steuermodellen noch weiter abzuzocken. Behaltet bei Eurer neu entdeckten Hinwendung zu den „wissenschaftlichen Experten“ also eventuell im Hinterkopf, was Noam Chomsky über diese grauen Eminenzen gesagt hat. Glaubt mir, als Professor des renommierten Massachusetts Institute of Technology/MIT in Cambridge weiß er, wovon er redet. Er hat fast sein ganzes Leben am Campus der Universität verbracht.
Und by the way: Wisst ihr eigentlich, was ‚Campus‘ bedeutet? Diese Bezeichnung für unversitäres Terrain stammt vom lateinischem Wort campus = Schlachtfeld. Es gibt wohl in der Tat kein besseres Wort für denjenigen Boden, von dem aus unsere Köpfe und Herzen erobert werden sollen. Erobert wird heute freilich nicht mit Peitschen und Kanonen, das wäre ja barbarisch und im Zeitalter von political correctness nicht mehr zeitgemäß. – Nein, erobert wird heute mit viel effizienteren und global wirksamen Waffen: mit den alternativlos zwingenden, streng wissenschaftlichen Argumenten von akademisch und konzernwirtschaftlich akkreditierten Experten. Wissenschaftlichen Experten, die Noam Chomsky folgendermaßen charakterisiert:
„Sie identifizieren sich mit den Interessen der Mächtigen und halten diese für ihre eigenen. Für ihren Dienst und für ihre Verinnerlichung und Verteidigung des Wertekanons und der Interessen der Machtelite erhalten sie einen gewissen Anteil an der Macht, des Reichtums, der Privilegien und des Prestiges. Damit bilden sie nicht nur einen zentralen Pfeiler des ideologischen Indoktrinationssystems, sondern sie sind vielmehr entscheidende Akteure des staatskapitalistischen Propagandasystems für die Herrschaftssicherung der Machtelite, weil sie die breite, weniger gebildete Bevölkerungsgruppe (rund 80 Prozent) ideologisch zum Gehorsam, zur Passivität, Konformität, Habsucht und Unterwerfung erziehen, indem sie diese in ihrem sozialen, kulturellen Verhalten, Wissen und Denken bzw. in ihrer Wahrnehmung entsprechend formen, disziplinieren und kontrollieren.
(…) Für die extrem indoktrinierten und gebildeten Schichten existieren intellektuell ´anspruchsvolle` Elite- und Leitmedien, die politische und ökonomische Gegebenheiten und Entwicklungen innerhalb des vorgegebenen ideologischen Indoktrinierungsrahmens der Machtelite darlegen und kommentieren. All dies dient auch dazu, den übrigen 80 Prozent der Bevölkerung die notwendigen Illusionen bzw. Lügen als Wahrheit zu verkaufen, hinter denen sich die handfesten Interessen der Machtelite verbergen. Denn diese Leitmedien liefern nicht nur die passenden Themen, Bilder und Informationen, sondern setzen vor allem den zu befolgenden ideologischen Rahmen zulässiger Meinungen und Ansichten über die Welt für alle weiteren Massenmedien.
Für den übrigen Teil der Bevölkerung, also die ´weniger gebildete` und zum Gehorsam erzogene Mehrheit, gibt es die anspruchslosen Massenmedien, die vor allem dafür zuständig sind, die Menschen zu unterhalten, zu amüsieren, abzulenken (Sport, Seifenopern, Boulevard, Comedy, Krimis etc.), und sie mithilfe bedeutungsloser (nationalistischer, chauvinistischer) Slogans und des Fernsehens zu apathischen, autoritätsgläubigen, kaufsüchtigen wie desinteressierten Konsumidioten zu formieren. So wird die Bevölkerung sozial atomisiert, fragmentiert und dadurch politisch marginalisiert.
(…) So wird die Bevölkerung sozial atomisiert, fragmentiert und dadurch politisch marginalisiert. Dies wird durch eine falsche, lügenhafte oder irreführende Darstellung politischer, sozialer, ökonomischer Tatsachen, Erklärungen und Zusammenhänge begleitet, die von Regierungen und Konzernen mithilfe der PR-Industrie sowie intellektuellen Experten als notwendige Illusionen produziert und verbreitet werden. Die breite Bevölkerung soll eben nicht über die Welt selbstständig nachdenken, sie soll sich noch viel weniger politisch einmischen, vielmehr soll sie sich darauf beschränken, die in der Werbung angepriesenen Waren zu konsumieren, um einen fremdgesteuerten Lebensstil zu imitieren und nachzueifern.“
Link zu Chomsky Volltext-Rezension: „Die Wachhunde der Machtelite“ (Nachdenkseiten)
Bild: Jacques Prilleau „Der Kritiker“
In einer brandgefährlichen Zeit, in der uns sogar fortschrittsgläubige Pragmatiker wie Sigmar Gabriel „am Abgrund“ sehen und der Politologe Alexander Rahr die Münchner Sicherheitskonferenz als „wohl letzte Konferenz in Friedenszeiten“ bezeichnet (Quelle: youtube), würde man meinen, dass das gestrige Treffen zwischen Trump und Putin in Helsinki zu etwas Aufatmen führt. Immerhin hat der US Präsident der russischen Nuklearmacht ja noch vor Kurzem zugetwittert: „Mach dich bereit Russland, unsere Raketen werden kommen!“
Das Gipfeltreffen – nach nunmehr eineinhalb Jahren Amtszeit des US Präsidenten eigentlich längst überfällig – ist soweit konstruktiv verlaufen, beide Präsidenten haben ihren Willen zu einer friedlichen Lösung der schwelenden Konflikte und zu einer Zusammenarbeit bekundet, Pläne zum Abbau strategischer Atomwaffen wurden unterbreitet (siehe heise). Was Trump und Putin in ihrem fast dreistündigen Gespräch wirklich besprochen haben, wissen wir nicht. Aber in der nachfolgenden Pressekonferenz gaben sich beide Präidenten augenscheinlich versöhnlich, Trump sparte sogar nicht an Selbstkritik in den eigenen Reihen:
„Unsere Beziehungen zu Russland waren noch nie schlechter als im Moment. Schuld daran sind viele Jahre amerikanischer Torheit und Dummheit – und heute noch: manipulative Hexenjagden.“ (Trump, Helsinki, 16.07.2018)
Doch wie reagieren unsere deutschen Qualitätsmedien auf das zart aufkeimende Pflänzchen der Hoffnung auf Frieden? – Mit Gischt und Schaum vorm Mund geben sich Tagesschau, Süddeutsche, FAZ, Spiegel, Bild & Co. unisono empört über die versöhnlichen Töne und geifern nach einer rückhaltlosen Konfrontation mit Russland.
Man möchte sich fast schon Gummihandschuhe anziehen und eine Schutzbrille aufsetzen, wenn man die deutschen Leitmedien durchblättert, denn das klebrige Sekret, das einem dabei entgegensprüht, ist dermaßen ätzend und hochtoxisch, dass es einem den Atem verschlagen kann. Schon am Vortag des Treffens hat Stefan Kornelius, der Leiter des außenpolitischen Ressorts der Süddeutschen, das Treffen als „den schlimmsten Rückschlag seit den faschistischen 30er-Jahren“ bezeichnet (Quelle: SZ via msn). Seiner Ansicht nach träfen sich hier „zwei zutiefst nationalistische Populisten, die den liberalen Westen zerstören wollen“. Den US Präsidenten (übrigens der erste US Präsident, der NICHT dem Council on Foreign Relations/CFR angehört und der daher nicht a priori den – volkswirtschaftlich desaströsen – geostrategischen Plänen der US Finanzoligarchie gehorcht, sondern der das US Haushaltsbudget vor allem nach rein geschäftlich-nutzbringenden Kriterien einsetzen möchte / siehe SWPRS) vergleicht Kornelius mit einem „marodierenden Söldnertrupp, der Gewissheiten und Institutionen und eine 70 Jahre alte Ordnung zerstört“ und unterstellt ihm das „Verbreiten eines tödlichen Virus“. Die Ereiferung des Qualitätsjournalisten Kornelius über Trump und Putin gipfelt schließlich im Vorwurf: „Beide verachten oder zerstören unabhängige Medien“, um den Artikel dann mit einem finalen Knieschlottern ausklingen zu lassen, indem er beklagt, dass die NATO für Trump keine strategische Bedeutung habe und er die politische Wirkmacht dieses Bündnisses, den „Garanten für politischen und ökonomischen Einfluss“, nicht erkenne.
Man weiß nicht, ob man sich angesichts solchen Geschreibes eines Journalisten, der seine transatlantischen Felle davonschwimmen sieht, nun vor Lachen den Bauch halten oder einfach nur angewidert ausspucken soll. Auch die anderen DIN-ISO-zertifizierten Qualitätsjournalisten reichen ihrem Kollegen von der SZ die Hand zum Reigentanz und schaukeln sich in einen derwischartigen Tanz hinein, der noch die letzten Reste an gesunder Realitätswahrnehmung in einem tranceartigen Drehschwindel untergehen lässt.
Ich erspare es mir, auf den Inhalt der Artikel, die in diesem Zustand des transatlantischen Drehschwindels fabriziert wurden, näher einzugehen. Es reicht, die Schlagzeilen zur Kenntnis zu nehmen, damit einem übel wird. Sie wirken allesamt, als ob sie nicht mehr der rationalen Instanz aus dem Oberstübchen eines Menschen entstammen, sondern nur noch wie wirre mediale Durchsagen irgendwelcher dunkler Geister, die von einer verbockten Gruppe an Tischerückern in willfähriger Umnachtung niedergeschrieben werden.
(Man achte bei der nachfolgenden Presse-Revue insbesondere auf die Begriffswahl – ein Psychologe hätte seine helle Freude, daran das Wesen der Projektion zu erklären:)
„Zum Gruseln“ finden etwa die Tischerücker des Spiegel die Annäherung zwischen Trump und Putin, die Tischerücker-Kollegen der Frankfurter Rundschau schwadronieren von „Trumps Horror-Show“. Auch die Tischerücker der Bild Zeitung sehen in den versöhnlichen Worten zwischen Trump und Putin eine Schande und geifern nach einer Fortsetzung des Konfrontationskurses der Nuklearmächte: „Lasch, weich, unterwürfig – eine Schande!“ „Die Medien dieser Welt reagieren entsetzt auf das Treffen von Putin und Trump“, konstatieren die Tischerücker von der FAZ, die Tischerücker der Welt sehen in Trumps Auftritt einen „Verrat“. Die Tischrücker der Tagessschau wittern ebenfalls Verrat und „ernsthafteste Fehler des US-Präsidenten“. Während die Spiegel-Tischerücker „einen historischen Tiefpunkt“ verorten, sehen die Tischerücker der Huffpost im Treffen der Staatschefs sogar „die dunkelste Stunde der Geschichte“. Nach Ansicht weiterer Tischerücker aus der süddeutschen Redaktion sind nach dem Treffen von Trump und Putin nun die vier apokalyptischen Reiter nicht mehr aufzuhalten und werden den finalen Untergang des Abendlandes einläuten – mit einer „Attacke russischer Hacker, Staatsmedien und Trollarmeen auf die Demokratien in Amerika und in Europa“.
Was soll man dazu noch sagen? Bei der Lektüre der deutschen Qualitätsmedien wird man jedenfalls wieder einmal an die Worte des ehem. New York Times-Chefredakteurs John Swinton gemahnt: „Das Geschäft der Journalisten ist, die Wahrheit zu zerstören, schlankweg zu lügen, die Wahrheit zu pervertieren, sie zu morden, zu Füßen des Mammons zu legen und sein Land und die menschliche Rasse zu verkaufen zum Zweck des täglichen Broterwerbs … Wir sind intellektuelle Prostituierte.“(Quelle: Wikipedia)
Über all diese journalistischen Tiraden wird dann freilich noch der unentbehrliche Puderzucker gestreut, der sie unangreifbar macht und der den unbedarften Leser zum Zubeißen in den hochtoxischen Wackelpudding locken soll: Mit heuchlerischen Begriffen wie „Menschenrechte“, „Demokratie“, „Freiheit der Märkte“, „Pressefreiheit“ und „Völkerrecht“. Frank Schirrmacher hat vor seinem Tod bereits dechiffriert, was sich hinter diesen Begriffen wirklich verbirgt, indem er den Schriftsteller John Berger zitiert: „In den sich ständig wiederholenden Reden, Erklärungen, Pressekonferenzen und Drohungen sind die immer wiederkehrenden Begriffe Demokratie, Gerechtigkeit, Menschenrechte, Terrorismus. Jedes dieser Worte bedeutet in seinem Kontext exakt das Gegenteil, was es einst bedeutete, ist der Menschheit gestohlen worden.“ (Quelle: FAZ, Ausgabe vom 05.10.2008)
Schirrmacher spricht in diesem Zusammenhang von einer „Multiplikation mit Null“, als deren exekutiven Ahnvater er insbesondere George Bush ansieht: „Bush hat die Demokratien begrifflich versklavt, indem er ihr Verfassungs-Vokabular von der ‚Freiheit‘ bis zur ‚Menschenwürde‘ als Mittel seiner Herrschaftspraxis benutzte. (…) Bush hat nicht nur genommen, er hat gegeben, eine veränderte Verfassungs-Wirklichkeit, eine deformierte Freiheit und ein zerstörtes Glück. Bush multipliziert uns mit Null. Die Multiplikation mit Null ist die Rechenoperation, die dieser Präsident hinterlässt. Die europäischen Gesellschaften müssen wieder mühsam lernen, eins und eins zusammenzählen, um neu beginnen zu können.“
Foto: White House/Public domain
Über die „Multiplikation mit Null“, eine Rechenoperation, in welcher es auch die deutsche Bundeskanzlerin zur höchsten Meisterschaft gebracht hat (siehe „Die Glyphosat-Kanzlerin und die große Depression“), aber ein andernmal mehr. Es ist nämlich leider Feuer am Dach und wir müssen etwas tun. Denn wenn die mediale Hetze ungehemmt weitergeht, dann gehen womöglich bald vollends die Lichter aus. Aber was soll man denn tun? Viele, die sich nicht mit Unterhaltung und Alkohol betäuben wollen, sondern das Zeitgeschehen wach mitverfolgen, pendeln zwischen Ohnmacht und Wut. Wie soll man sich als denkender Mensch auch damit abfinden, dass unsere Politiker im Verein mit ihren medialen Claqueuren uns gerade nach Strich und Faden verraten und verkaufen und wild entschlossen sind, im Namen des „Fortschritts“ (jetzt hab ich grad „Fortschrott“ geschrieben – ehrlich, kein Witz) unsere Ökosysteme, unsere Kinder und unsere gesamte Zukunft abzufackeln? Wenn man das unverhohlen bellizistische, mittlerweile brandgefährliche Geschreibsel unserer „Qualitätsjournalisten“ liest, dann steigt mittlerweile wohl selbst im friedliebendsten Mensch die Regung auf, den Knüppel aus dem Sack zu holen und diese Kriegshetzer ungespitzt in Grund und Boden zu klopfen. Obwohl wir doch nun Gesetze gegen „Hate speech“ haben, hat die Staatsanwaltschaft offensichtlich anderes zu tun, als gegen Volksverhetzungen wie z.B. durch die Tagesschau (siehe eingeschenkt.tv:“GEZ-finanzierte Propaganda“) einzuschreiten.
Was also tun? Kann man denn überhaupt noch etwas tun? – Wie oft hört man nicht diese verzweifelte Frage. Nun, in einer Zeit, in der es ein perfekt verzahntes medial-politisches Establishment mit einer fast schon bewundernswürdigen Raffinesse schafft, uns in einem System des „manufacturing consent“ nach Belieben zu gängeln, zu manipulieren und zu spalten, muss man die Situation natürlich durchaus realistisch einschätzen. Fakt ist: Man hat uns während unseres Dämmerschlafs vorm Flachbildschirm die Flügel gestützt, wir müssen nun also wie flugunfähige Laufenten am Boden dahindackeln, während von allen Seiten Wölfe in uns hineinfahren. Solcherart in alle Winde zersprengt und ohne solidarischen Rückhalt einer Gemeinschaft sind wird den von oben niederstoßenden Habichten weitgehend hilflos ausgeliefert, verbliebene Gruppen des zivilen Widerstands werden durch die transatlantischen Greifvögel laufend dezimiert.
Die Situation ist allerdings nur scheinbar hoffnungslos. Auch noch kurz vor Zerfall des kommunistischen Ostblocks hat kaum jemand Hoffnung gehabt, dass dieses übermächtige System zerfällt. Die Wahrheit ist jedoch: All die unsäglichen Machenschaften, die wir derzeit erleben, müssten in kürzester Zeit wie Schnee in der Sonne dahinschmelzen, wenn sich genügend Menschen aus dem herrschenden Lügen-/Manipulationssystem mutig emanzipieren und ihre Mündigkeit ergreifen. – Es ist allerdings keine kollektive Bewegung, die heute stattfinden kann, dazu hat man uns schon zu tief gespalten in über 60 Geschlechter, rechts, links, oben, mitte, unten etc. – nein, heute geht es darum, dass jeder Mensch individuell zu seiner Mündigkeit gelangt. Wenn er dabei darauf achtet, nicht nur sein eigenes Wohlergehen, sondern auch das der Anderen im Blickfeld seiner Motivation zu halten, dann werden uns die vielen kleinen, auf individueller Ebene errungenen Siege auch auf gemeinschaftlicher Ebene wieder einigen (auch ein Abschwören/Abbestellen der etablierten ‚Leitmedien“ und eine eigenständige Auswahl niveauvoller Literatur ist bereits ein solcher Sieg).
Es war in der Geschichte immer schon so, dass eine relativ kleine Anzahl couragierter Menschen für humanitären Fortschritt gesorgt hat, während die große Masse in Lethargie und Dekadenz versunken ist. Es braucht also gar nicht so viele Menschen und volle Straßen an Protestierenden, deren Ausbleiben heute ja immer wieder beklagt wird. Es müssen nur genügend viele sein. Und mit „genügend“ meine ich eben GENÜGEND – das ist keineswegs die Mehrheit, kann sogar eine Schar Menschen sein, die vergleichsweise klein an der Zahl ist, aber umso mehr Substanz auf die Waage bringt – GENÜGEND eben, um ein Gegengewicht zu bilden, damit unser Boot nicht kippt, sondern Fahrt in eine konstruktive Zukunft aufnehmen kann.
Auch wenn uns momentan also zu einem gewissen Grade die Hände gebunden sind und eine umfassende Reformbewegung noch nicht in Sicht erscheint: Es bleibt dennoch unumgänglich, uns zumindest gedanklich auf die kommende Zeit der Umwälzungen vorzubereiten. Denn das derzeitige zentralistische, auf ökonomischer und struktureller Gewalt beruhende System ist unweigerlich zum Scheitern verurteilt bzw. es scheitert auch bereits.
Wie werden wir dann mit denjenigen Köpfen umgehen, die das Chaos und den Niedergang durch ihre gewissenlose Agitation zu verantworten haben? Das, was Robbespierre seinerzeit gemacht hat (die Köpfe abschneiden) verbietet uns schon unsere unverbrüchliche Humanität. Überhaupt werden die Verhältnisse dann so sein, dass wir alle zusammenhalten und uns die Hände reichen werden müssen, um zu überleben. Wir werden es uns also gar nicht erlauben können, irgendwelche Köpfe abzuschneiden, auch wenn wir sie für noch so verwerflich halten.
Über eines dürfen wir uns allerdings keine Illusion machen: Es wird eine Knochenarbeit werden, diese mit dem Irrwahn des Neoliberalismus infiltrierten Köpfe wieder zu entlausen. Wir waren uns ja nach auch Ende der NS Zeit einig, dass nun eine ‚Entnazifizierung‘ notwendig ist, um die mörderische Ideologie, die in die Köpfe der Funktionäre der herrschende Lehre aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Presse gesetzt wurde, wieder zu entfernen (man müsste statt ‚Entnazifizierung‘ eben noch ein passendes Wort finden für das, was Prof. Mausfeld z.B. Mentalvergiftung nennt). Heute stehen wir im Grunde wieder vor einer ähnlichen Situation: Die Köpfe unserer Leithammel wurden jahrzehntelang und systematisch mit einer antidemokratischen, menschenverachtenden und in Konsequenz mörderischen Ideologie indoktriniert – der Ideologie von transatlantischen Thinktanks wie z.B. dem PNAC oder dem Chicago Council on Global Affairs (siehe Kurzfassung der US Pläne für Europa via youtube).
Die Profiteure dieser transatlantischen Netzwerke werden freilich nicht leicht einsehen, dass ein Umdenken notwendig ist und sie einem falschen Götzen gehuldigt haben. Denn die Zeit des allgemeinen demokratischen und rechtsstaatlichen Niedergangs, der Milliarden Menschen Armut, Elend und Siechtum beschert hat (derzeit leiden allein mehr als 900 Millionen Menschen an chronischem Hunger) war eine goldene Zeit für die Fürsten, Statthalter und Schergen des Systems. Eine Zeit, in der die Alpha-Journalisten unserer Leitmedien fürstlich besoldet waren, wie die Maden im Speck in ihren Rolf Benz Ledersesseln hocken konnten, weitgehend abgehoben von der Realität nach Redaktionsschluss vom Tatort des Schreibtischs mit dem Aufzug direkt in die Tiefgarage fahren konnten, um dort in einen fetten Audi oder Porsche SUV zu steigen (wie am roten Tisch zu vernehmen, gibt es nirgends eine größere Porsche-Dichte als in der Tiefgarage des Spiegel). In dieser rollenden Ritterburg rauschten die neoliberalen Recken in bester Feierabendlaune in ihr vollautomatisiertes Smart Home, wo sie dann in ihren elektronischen Postkästen die Einladungen zu den nächsten transatlantischen Diner-Meetings checken und in den Smoking für abendliche Society-Events schlüpften konnten.
Es wird nicht leicht werden, solche mit allem Luxus verwöhnten, bereits halb fossilen Köpfe zu ‚entnazifizieren‘. Es wird aber kein Weg daran vorbeiführen, wenn wir noch rechtzeitig die Kurve kriegen wollen, bevor uns der Laden endgültig um die Ohren fliegt.
zum Thema „deutscher Qualitätsjournalismus“ siehe auch:
Kopfmähroboter oder: Das große Desinfizieren – Ein Bordelltürsteher rechnet ab
Unsere Leitmedien und das älteste Gewerbe der Welt
Swiss Propaganda Research Medienreport: „Der Propaganda-Multiplikator“
Prof. Reiner Mausfeld: „Der leise Tod der öffentlichen Debatte“
Jens Wernicke bei KenFM: „Lügen die Medien?“
„Dafür zahl‘ ich nicht!“ – Verwaltungsklage eines GEZ-Zahlers
Der Mensch am Schlachtfeld zwischen Lüge und Wahrheit – Teil 1: Im Griff der Würgeschlange
Freitag, 13.1.2017. Eifel. Liebe Linke! Schön, das wir mal alle zusammengekommen sind. Ist ja selten geworden, dass alles, was links von der CDU steht, sich mal zusammenfindet. Schlimm, dass wir alle nur noch auf unsere Führer starren – und deren „run“ auf die besten Listenplätze, die eine Rundumvollversorgung auf Kurfürstenniveau im Bundestag garantieren. Schlimm, dass Hofberichterstattung zu deren Rangeleien unseren politischen Alltag hauptsächlich prägen, traurig, dass kaum noch einer zu sagen wagt, dass deren Lebensart ein Verrat an all das ist, wofür „links“ mal stand: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Werte, die sogar viele aufrechte CDU-Wähler mittragen würden, wenn sie nicht dauernd Angst davor hätten, dass wir ihnen ihr sauer verdientes Geld wegnehmen wollen. Schlimm, dass wir uns nicht mit ihnen verständigen können – haben sie doch das gleiche Problem wie wir: ihre Führungskräfte versickern in einem Geldstrudel, der über den Bundestag ausgeschüttet wurde und so niederste Instinkte zur Basis allen Handelns werden läßt: das Fressen kommt vor der Moral.
Ich möchte meine Worte mit einer kleinen Fantasiereise beginnen. Sie wissen, was das ist? Eine Reise, die wir – ganz umweltfreundlich – nur im Geiste unternehmen werden. Das ist nicht nur Spinnerei, solche Reisen erschließen beispielsweise dem schamanischen Geist ganz neue Welten, manche meiner geistigen Brüder in diesen Gefilden behaupten sogar, durch diese Übungen – wenn sie diszipliniert durchgeführt werden – bis zu fernsten Sternen gelangt zu sein. Ja – da höre ich doch gleich eine Stimme aus den hinteren Reihen: Schamanismus ist Religion und damit „rechts“. Bitte beruhigen Sie sich, Frau Ditfurth, ich schätze Ihre Meinung und Ihre politische Arbeit der Vergangenheit, doch zur erschöpfenden Beurteilung der schamanischen Denkart reicht Ihre Ausbildung nicht aus, also setzen Sie sich bitte wieder hin und erlauben Sie sich eine Übung in altlinker Gesprächstechnik: dem Zuhören. Nur durchs Zuhören kann es zum Verstehen kommen und nur das Verstehen des Anderen sichert den Frieden – im Inland wie im Ausland.
Darf ich noch eine Bemerkung über Schamanismus machen – eine, die vielleicht manche dogmatischen Bedenken zerstreut? John Perkins, Autor des Werkes „Bekenntnisse eines Economic-hit-man“, hat uns in seinem Werk in die Welt der brutalen, skrupellosen und gewalttätigen Mächte und Gewalten geführt, die die Welt regieren. Steht eine Regierung im Weg, so kommen zuerst die „hit man“ – mit lukrativen Sonderangeboten finanzieller Art. Sagt die Regierung „nein“, kommen die Schakale – Auftragskiller, die das Problem (die Regierung) elegant aus dem Weg räumen. Versagen auch die – wie bei Saddam Hussein – wirft man den Fake-News-Apparat an und schickt die Armee. So fällt ein Land nach dem anderen unter das Diktat der Finanzmächte. Nein, Frau Kahane, es sind keine jüdischen Finanzmächte und wir sind keine Nazis, nur weil wir „Finanzmächte“ sagen – die Existenz solcher Mächte werden … namentlich konkretisiert … heutzutage sogar in ARD und ZDF thematisiert. Wissen Sie nun, was dieser John Perkins für einen Weg gewählt hat, diese Mächte und Gewalten zu bekämpfen? Nein – er ist nicht Kommunist geworden – weil der Kommunismus zu schwach war, die Mächte und Gewalten zu besiegen: im Inneren hat er den Lehnsherren durch den Kommissar ersetzt, im Äußeren war er den effektiven Ausbeutungsmaschinen des Kapitals unterlegen: die gingen viel schneller über Leichen als er. Er hat sich den Schamanismus erwählt – weil er darin den einzigen Weg sah, den Untergang der Zivilisation aufzuhalten – und zum Frieden zu kommen. Schauen Sie selbst nach: Dream Change ist sein Projekt, dem er sich mit aller Leidenschaft widmet.
Können wir mit unserer Reise jetzt fortfahren?
Gut.
Unsere Reise beginnt gruselig. Wir wachen eines Tages auf – und die Straßen sind voller SS-Männer in schwarzen Uniformen, geschmückt mit silbernen Totenköpfen. Sicher: alle von uns möchten sofort aufspringen, zu den Waffen greifen und den Feind mit Todesverachtung attackieren und bis zum bitteren Ende bekämpfen. Nein – nur die Ruhe, liebe Genossen: solche Konsequenz, die Lebensart aller Revolutionäre, würde ich auch in der geistigen Reise nicht von Ihnen verlangen. Das man eine Folge Dschungelcamp verpassen könnte, die Vernissage am nächsten Wochenende, den Töpferkurs in der Toskana, den Hartz-IV-Workshop in Berlin oder die Urlaubsreisen im Sommer: wer könnte so etwas schon zurecht von Ihnen verlangen – erst recht nicht von jenen, die nach jahrelangem, erbitterten Kampf um eine Festanstellung beim Staat, beim Land, der Gemeinde, dem Verband oder der Partei endlich den glorreichen Sieg davongetragen haben. Wir … bleiben nur ruhig und beobachten, was diese Damen und Herren in schwarzen Uniformen tun.
Wir sehen, wie sie zu den hunderttausenden Obdachlosen gehen und ihnen erstmal heiße Suppe bringen, andere errichten schnell Containerdörfer mit Heizungen und Gemeinschaftsküchen, wo alle die vom Kältetod bedrohten sicher untergebracht sind. Wir sehen, wie sie in die Altenheime und Krankenhäuser strömen, um das unterbesetzten Pflegepersonal zu ergänzen, somit vor allen den Alten wieder ein wenig Leben zurückgeben, wir finden sie in den Jobcentern als Anwälte der oft überforderten Antragsteller, sie errichten Hilfefonds für vom Staat zum Tode sanktionierte Menschen, helfen den Bürgern beim Aufbau von Netzwerken, die sie unabhängiger von den großen „Playern“ des Planeten machen, wir sehen, wie sie verirrte Kinder zu ihren Eltern bringen und Behinderte sicher über die Straße, wie sie zum Zwecke des Artenschutzes weite Räume der industriellen Landwirtschaft umgestalten, um das rasende Aussterben zu verhindern, wir sehen sie auch im Ausland, wo sie in den Kriegsgebieten der Nato unablässig – unter hohem Risiko für Leib und Leben – an dem Wiederaufbau von Krankenhäusern und Schulen arbeiten, wie sie Kinder aus Kriegsgebieten retten und sie samt ihrer Eltern in sichere Dörfer geleiten, wie sie den Armen in ganz Deutschland freiwillig Bildung vermitteln und großzügige Essenspakete spenden. Wir sind überrascht von ihnen, sehen sogar, wie sie mit libanesichen Athleten reden, damit die doch gemeinsam mit Isrealis in einem Bus fahren (siehe hierzu: Jüdische Allgemeine).
Natürlich sind wir skeptisch – aber trotz allen Misstrauens sehen wir nicht, dass sie politische Macht anstreben. Sie gehen in die Schulen, um Lehrer zu unterstützen und Mobbing in den Pausen zu unterbinden, übenehmen Kinderbetreuung bei arbeitenden Alleinerziehenden, bauen Gewerkschaften für Leiharbeiter und Niedriglöhner auf, verstaatlichen die Banken und Energieversorger sowie die Krankenkassen und die Versicherungen, um die Grundversorgung aller Bürger sicher zu stellen und den gierigen Händen der Geschäftemacher zu entreißen, ja, sie führen sogar ein neues Geldsystem ein, um die Menschen von der Zinsknechtschaft zu befreien. Sie zeigen sich voller Respekt vor Mitbürgern islamischen und jüdischen Glaubens und verteidigen Sie in U-Bahn, Bus und Straßenverkehr gegen alle Anfeindungen ihrer Umwelt, weil dieses Land Religionsfreiheit garantiert, überhaupt lassen sie keine politische Parteilichkeit erkennen, ihnen geht es nicht um Machterwerb, sondern um Linderung jeglicher Not, um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Wir sehen, wie sie das politische Leben neu organsieren: überall im Land wachsen politische Gesprächskreise, in denen Bürger sich selbst – unabhängig von den Vorschriften der FAZ, der ZEIT und des Spiegel – eine eigene Meinung bilden – Menschen, die unterschiedlichsten Parteien angehören aber verstanden haben, dass der Mensch im Mittelpunkt allen politischen Handelns stehen soll … und nicht der Zinsgewinn. Die kleinen Gesprächskreise schicken Sprecher zu größeren Treffen, bis sich bundesweit eine Bewegung gebildet hat, die der Demokratie wieder frisches Blut zuführt, wir eine Republik von Bürgerräten haben, die an eine Zeit erinnert, als Arbeiter- und Soldatenräte dem Krieg und der Ausbeutung ein endgültiges Ende setzen wollten. Zu dem Zeitpunkt … sind unsere SS-Männer schon längst wieder verschwunden, die Bürger selbst haben – solidarisch und unter vollem Ausleben ihres menschlichen Potentials – ihre Funktionen übernommen.
Wie wollen wir diese schwarzen Gestalten nun nennen? Faschistisch? Nur weil ihre Kleidung an alte Gräuel gemahnt? Was wäre, wenn wir erführen, dass Menschen jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens unter ihnen sind, dass sie Waffen ablehnen – und die Existenz jeder Art von Armee in Friedenszeiten?
„An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“ – hat uns mal ein Wundertäter genannt, der von manchen undogmatischen Denkern aus dem fernen Ausland als Huna-Magier anerkannt wurde.
Wir beenden die Reise hier – beginnen eine neue.
Neues Volk tritt auf, bunt gekleidet, bunt zusammengewürfelt aus allen Schichten der Gesellschaft und allen Rassen des Planeten. Hippies, Blumenkinder, Peaceniks, bunt gekleidet, mit Blumen in den Haaren und Sandalen an den nackten Füßen, sie fluten die Städte und Dörfer und bringen frischen Wind in die Gesellschaft. Frieden wollen sie bringen, Licht und Liebe, Heil für den ganzen Planeten. Überall in den Zeitungen und Fernsehberichten tauchen sie auf und erstellen Regeln für das richtige Leben: wir leben vegan! Wir öffnen alle Grenzen! Wir jagen Faschisten weltweit mit unseren Bombern und Panzern! Wir verfolgen gnadenlos jeden, der gegen unsere Art zu leben ist, der anders ist, der Widerstand leistet, der uns hinterfragt. Listen werden erstellt von Menschen, die den wahren Geist nicht erfasst haben. Ihre Arbeitgeber werden informiert, ihre Ansprüche an Sozialhilfe und Arbeitslosengeld gestrichen, landen sie auf der Straße, ist ihnen Spott und Hohn sicher. Es werden Listen erstellt mit erlaubten Wörtern und unerlaubten Wörtern – wie auch Listen mit erlaubten Menschen und unerwünschten Menschen. Menschenjagden finden statt. „Kauft nicht bei Abweichlern“ steht auf den Geschäften ihrer Opfer, man denkt daran, sie alle in Lager zu stecken um sie endgültig umzuerziehen, dem Tier soll alle Macht und aller Schutz zufallen, dem Tier – und allen Menschen, die sie auserwählen … und wehe denen, die diskutieren wollen: der heilige Bann soll sie zu rechtlosen Vogelfreien machen. Zinsen, Ausbeutung, Kapitalismus? Interessiert sie nicht. Geld muss her – aus allen Quellen, am besten von der Masse der Menschen, dort ist am meisten zu holen.
Jeder wird verpflichtet zu arbeiten, wer nicht das Privileg hoher Bildung hat, wird zum Niedriglohn verdammt, wer Pech hat, wird Leiharbeiter – oder obdachlos. Das Universum wird schon wissen, warum dieser Lebensweg sogar im Winter gut für ihn ist. Die Gesellschaft wird darauf gedrillt, auf Äußerlichkeiten zu achten: ist jemand blond, engagiert sich im Kindergarten, ist gegen Vergewaltigung von Kindern, ist er zu melden, die Partei wird umgehend ihre Arbeitgeber informieren. Was geglaubt werden darf, was gesagt werden darf, welche Wörter verwendet werden dürfen, bestimmt die Partei, wer was wann wo zu tun hat, ebenfalls.
Bald herrscht Ruhe und Frieden im Land … Friedhofsruhe. Niemand ist mehr sicher, Kinder werden von Erziehern und Lehren als Spione in den Familien benutzt, es werden Listen ausgegeben, welche Medien erlaubt sind und welche nicht (zum Beispiel … KenFM oder „Die Achse des Guten“), Spitzel jeder Art sind hoch angesehen, Denunziation wird Volkssport – lediglich eins ist anders als im Deutschland von 1933: anstelle des Lagergedankens trat die komplette Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz durch Entzug aller Geldmittel, den Rest … erledigen Hunger, Kälte und Verzweiflung schon ganz von alleine. Täglich wachsen die Tabuthemen, die nicht mehr besprochen werden dürfen: Theorien über staatliche Verschwörungen zum Zwecke der Selbstbereicherung, des Machterhaltes oder des Machtausbaus im Ausland sind verboten, Theorien über mächtige Netzwerke im Hintergrund der Politik ebenfalls, selbst über Himmelserscheinungen die alle sehen darf nicht mehr gesprochen werden, jede Auseinandersetzung mit lebendigen Formen der Religion ist verboten, ja, letztlich bestimmt sogar eine Abteilung im Kanzleramt was Wahrheit ist und was nicht: alle Informationen, die den Aussagen des Regierungssprechers widersprechen, gelten als Fake-News und werden mit dem Kirchenbann belegt … der modernen Exkommunikation. Wahrheit wird von oben verordnet – die Rückkehr der Wölfe in die Menschenwelt frenetisch begrüßt, weil man in ihnen Seelengefährten erkennt … während der leise Tod der Feldhasen (siehe Frankfurter Rundschau) und tausender anderer Arten billigend in Kauf genommen wird, um die Tibetreisen und den SUV finanzieren zu können.
Bald wird „der Feind“ auf der ganzen Welt gejagt … und jeder muss jederzeit damit rechnen, „der Feind“ zu sein, weil ständig neue Tabus und Verbote auferlegt werden – und wer „Negerkuss“ sagt wird umgehend entlassen und den Behörden zur ordnungsgemäßen Entsorgung via Hartz IV übergeben, wo nutzlose Ballastexistenzen ihren von Angst und Not durchtränkten Gnadenfriedhof finden.
Wie wollen wir diese Kultur nennen? Ist wichtig dafür einen Namen zu finden … wir leben schon teilweise in ihr. Nur halt: ohne Uniformen.
An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.
Wusste man schon vor 2000 Jahren.
Doch sie – die Feinde der Freiheit, der allgemeinen Menschenrechte, der Gleichheit und Brüderlichkeit haben schon längst ihre kalten Hände über die Republik ausgestreckt, treten auf in feinstem Gewande, wo „links“ und „grün“ draufsteht … aber der alte SS-Mann drin steckt – genau anders als in unserer fantastischen Geistreise. Sie haben mächtige Tricks angewendet: alle, die ihre Art zu leben in Frage stellen, alle, die die Politik in Frage stellen, sind: rechts=böse=vogelfrei, der neue Begriff „rechts“ ersetzt nahtlos den alten Begriff „Jude“ – mit gleichen Folgen der sozialen Jagd und Ausgrenzung.
Beispiele?
Schauen wir in meine alte Heimat – dem Ruhrgebiet. Gehen wir nach Witten, zur freien Universität. Dort war ein schweizer Historiker eingeladen, der einst über Geheimarmeen der Nato schrieb (Kennwort: Gladio) – eine eigentlich ja wichtige Arbeit, eine wissenschaftlich saubere Studie, die urlinke Themen beleuchtet: den Einfluss der Geheimdienste auf die Politik – und ihr teilweise gewalttätiger Kampf gegen linke Politik in Griechenland, Frankreich, Spanien, den USA und Italien. Linke müssten jubeln über diese Aufklärungsarbeit …. doch was tun sie? Sie eröffnen eine Hexenjagd, werden zu Exekutoren des Kirchenbanns (siehe Heise):
„Ein Bündnis begabter Verschwörungstheoretiker, getragen von Wittener SPD und Jusos, Wittener Bündnis90/Die Grünen und sogar der ehemals zensurkritischen Piratenpartei NRW, fordert von der privaten Universität Witten-Herdecke die Ausladung des Schweizer Historikers Dr. Daniele Ganser, der am Donnerstag dort einen Vortrag über Medienkritik halten soll. Außerdem fordern die Wittener Verschwörungstheoretiker Distanzierung von Gansers „Thesen“, ohne solche jedoch konkret zu benennen.“
Und fühlen sich wahrscheinlich noch wahnsinnig gut dabei. Sich gut fühlen … das ist ja auch ihr Hauptantrieb, weshalb ihnen der Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit überhaupt nichts ausmacht … allerdings fand sich bei den mutigen Hexenjägern niemand, der seinen Namen nennen wollte. Wie der Ku-Klux-Klan treten sie anonym auf – und die Universität wehrt sich, wie sich eine echte linke Uni wehren muss (siehe Heise):
„Die Universität ist ein Ort der Erkenntnissuche und kein Ort des Dogmas. Sie ist ein Ort der lebendigen Auseinandersetzung auch mit abweichenden Meinungen und der kritischen Diskussion auch ungewöhnlicher Thesen. Genau das heißt Forschung und Lehre….ohne Wenn und Aber hält die Wissenschaft und mit ihr die Universität daran fest, dass neue Fragen so wichtig sind wie alte Wahrheiten. Die Universität Witten/Herdecke fühlt sich diesem Ethos verpflichtet….“
Ein faschistoider Mob im linken Gewande tobt durch das Land – ja, Frau Kahane: ich schaue jetzt ganz skeptisch zu ihnen herüber. Aber nur, weil sie sich in linke Worte kleiden, sind sie nicht links. Gesinnung bestimmt die politische Richtung – nicht oberflächliches Dogma oder die politisch korrekte Gewandung. Darum sehen wir bei unseren „Linken“ so wenig von dem Verhalten der SS-Männer aus unserer vorherigen Reise – dafür aber andere Erscheinungen.
„Kauft nicht bei Juden“ – das erfuhr der konservative Autor Roland Tichy (sicher kein linker – aber noch lange kein Nazi), dem eine Hexenjagd jetzt seinen Job gekostet hat und die Karriereplattform Xing tausende von Mitgliedern (siehe meedia.de). Begründung: ein Autor nannte „links-grüne Gutmenschen“ geistig krank – der Mann ist für seine hervorragende wissenschaftliche Leistung im Bereich der Philosophie ausgezeichnet worden … und kein dumpfer Hassprediger. Nun – ich hätte mir eine Debatte darüber gewünscht, wie sich Hartz IV, die Massenvernichtung von Arbeitsplätzen durch mit rot-grüner Erlaubnis ungezügelt agierender Hedgefonds, Bomben in Jugoslawien und generell Bundeswehreinsätze im Ausland sonst erklären lassen. Ebenso wurde unter einer Kampagne „Kein Geld für Rechts“ die „Achse des Guten“ um ihre Anzeigenkunden gebracht – und ein Sparkassenmitarbeiter von dem Ex-Piraten und SPD-Mann Christoph Lauer um seinen Job (siehe RP).
An Stelle des kritischen Dialoges, der von gegenseitigem Respekt getragen wird, ist eine Kultur des Hasses getreten (die man natürlich gerne den anderen unterstellt, aber selber lebt), eine Kultur, die nicht mehr unter dem Zeichen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit steht – sondern mit Mitteln der Existenzvernichtung arbeitet.
„Kauft nicht bei Juden“.
„An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“.
2016 ist es wieder soweit: eine neue rechte Bewegung macht sich in Deutschland breit. Sie wächst mitten im Herzen der linken Kultur, die Hitlers Methoden so lange studiert haben, dass sie sie jetzt perfekt anwenden können: Rufmord, Existenzvernichtung, Entmenschlichung des politische Gegners – alles ist im Programm.
Paradoxerweise … kann man diese neue Bewegung auch „postfaktisch“ nennen, denn in der Tat geht es darum, sich gut zu fühlen – und nur darum. Deshalb finden wir bei Neulinken auch keine Taten, wie unsere fikiven SS-Männer sie ausführten. Aber: man wirft ja gerne anderen das vor, was man selbst in sich trägt – und macht aus „postfaktisch“ einen Kampfbegriff zur Entmenschlichung des politischen Gegners,einen Begriff, das gleiche aussagt wie der gejagte Philosoph, der „Gutmenschen“ für „geistig-krank“ hält, weil es ihnen in erster Linie um ihr Gefühl geht.
Die neuen Ultrarechten … wachsen in Massen unter den Neulinken und zerstören somit jeglichen politischen Widerstand gegen die Gefahren, die den Bürgern dieses Landes drohen, sie unterminieren erfolgreich jede Bewegung, die für Frieden, soziale Gerechtigkeit oder Bewahrung unserer natürlichen Artenvielfalt eintritt – und haben keinerlei Skrupel, die Methoden der SA anzuwenden, um politische Ziele zu erlangen: und ich denke halt, dass Taten aus einem Menschen einen Nazi machen … nicht Äußerlichkeiten.
„Die waren Wölfe sind von innen behaart“ – hies es einst in dem Film „Die Zeit der Wölfe“ – und unsere neulinken Ultrarechten tragen ihre eigene finstere Uniform auch … im Inneren.
Liebe Genossinnen und Genossen – damit bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamtkeit und stehe für alle Fragen und Diskussionen bereit.
Lieber jedoch als Debatten wäre mir … ihr kommt endlich in die Gänge. Was unsere Traumgestalten in Bewegung setzten, können wir schon lange! Außer jene natürlich … die innerlich schwarz wie die Nacht sind
Montag, 23.11.2015. Eifel. Tja – schon wieder mal das Problem: wie schreibe ich über etwas, über das ich nicht schreiben darf, aber schreiben muss, weil es alle was angeht? Namen, Orte, Berufe und mehr muss ich bei der Geschichte ändern, weil die betreffende Person sonst nicht mehr sicher – will sagen: schnell eine Leiche ist. Gedroht wurde ihr damit schon, sie würde brennen, wenn sie gewisse Auflagen nicht erfüllt. Wer hat ihr das erzählt? Nun – wieder darf ich darüber nichts sagen, denn die beiden Herren sind wohlsituiert, in zentraler und leitender Stellung innerhalb unserer Gesellschaft, wirklich ganz angesehene Bürger. Nie hätte man gedacht, dass sie … nun, anders sind als wir. Ganz anders.
Ja, es gibt Menschen, die sich zum Hobby gemacht haben – oder zur leidenschaftlichen Berufung – Nazis zu jagen. Nein – ich meine damit nicht Jutta Ditfurth, hören Sie auf, das ist zu peinlich. Sie und ihr Aluhutorchester (also: eine Truppe von jungen, mittellosen Menschen, die ihren Lebensfrust verarbeiten, in dem sie harmlosen Mitbürgern laut und energisch unterstellen, die wären Nazis und gehörten deshalb bekämpft – oder … ausgerottet?) haben da meiner Meinung nach ein Problem in der Psyche, genau gesagt: bei der Kategorienbildung. Sie machen lautestes Geschrei bei jemandem, der eventuell in hundert Jahren mal „rechtes“ Gedankengut entwickeln könnte, am Liebsten sind ihr Opfer, die für Frieden auf die Straße gehen, es dabei aber wagen, die USA zu kritisieren, gegen Gentechnik oder TTIP zu sein oder auf die zerstörerische Gewalt des Finanzkapitalismus hinzuweisen: sowas tut man nicht.
Ich kenne ein paar dieser „Ditfurthnazis“. Eine Jazzsängerin, einen Veganer, einen Fotografen und einen Utopisten: alles eher engagierte, intelligente, gebildete, einsatzbereite Menschen: das ideale Feindbild der Generation Doof. Ja: irgendwann hat die Duldung bzw. die Erzeugung der Generation Doof reale politische Konsequenzen, wenn die Generation, die Adolf Hitler für den ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik hielt, auf Nazijagd geht, dann muss man mit Überraschungen rechnen, dann werden schnell alle zu Nazis, die Juttas Anweisungen nicht folgen. Es ist einfach toll, Nazis zu jagen, die nicht gewalttätig sind, die friedlich sind, die man früher „links“ genannt und als kulturelle Avantgarde, als intellektuelle Elite bezeichnet hätte: die wehren sich gar nicht – jedenfalls nicht so wie echte Nazis. Gut für Jutta und ihre Kaffeehauslinken, die sich so – voll auf Kosten unschuldiger Menschen – ihr Ego aufpolieren können … und dabei – ganz nebenbei und sicher unbeabsichtigt – die Aufmerksamkeit von echten Nazis ablenken, die daraufhin in Ruhe weiter ihr Ding machen können.
Eine beispiellose Hexenjagd findet im Umkreis der Ex-Grünen statt: anstatt Frauen oder Juden oder Arbeitslose oder Zigeuner erwischt es die, die gerade von der privaten, unorganisierten Pöbeljury zum Nazi der Woche erklärt werden: der linke Liedermacher Konstantin Wecker war auch schon dran. Vielleicht gibt es ja auch Diagnosen, die einen solchen wuchernden Wahn erklären können, der jetzt ein prominentes Opfer hat: Xavier Naidoo. Der ist ja bekannt dafür, dass er im rechtsextremen Raum unterwegs ist – anders als Frau Ditfurth und ihre vom Leben enttäuschten Anhänger geht er dahin, wo Nazis die Herrschaft über einen Landstrich übernommen haben: nach Anklam … und stellt sich dort dem Nachwuchs, der sich in den rechtsextremen Kulturkreisen herumtreibt (siehe Bundeszentrale für politische Bildung):
Der Soulsänger Xavier Kurt Naidoo aus Mannheim hat vor einiger Zeit, als er zu Besuch in einer Schule in Anklam war, mit seiner Frage nach den Nazis beklommene Heiterkeit ausgelöst.
„Und wie ist es im Jugendclub“, hat er die Klasse weiter gefragt. „Da sind überwiegend Nazis“, erklärt ihm eines der Mädchen, „aber wir gehen trotzdem da hin. Wenn man die nicht blöd anmacht, sind die doch ganz normal“. „Und wenn ich da hinkommen würde?“, hakt der Soulsänger nach. Ungläubiges Hüsteln in der Klasse: „Na, dann gäbe es sicher Stress!“ Der Sänger bohrt weiter: „Und wenn ihr Zeugen eines Überfalls werdet, holt ihr da wenigstens die Polizei?“ „Die Polizei?“ fragt eine Dunkelhaarige zurück, „die haben doch selbst Angst vor denen und machen nichts“.
Der Autor Herbert Prantl vergleicht die Szene mit der Mafia und versucht – vergeblich – die Dimension der Bedrohung zu verdeutlichen:
In Deutschland findet etwas noch sehr viel Gefährlicheres statt: Deutschland ist ein Versuchsfeld für ganz Europa, Deutschland ist ein Feld, auf dem eine explosive Symbiose zu beobachten ist: Hier findet in der NPD eine atemberaubend-gefährliche Vereinigung statt: Das sind zum einen die proletarisierten nationalrevolutionären Gruppen, die gewalttätigen Skinheads, wie es sie überall in Osteuropa gibt – der unverdaute Totalitarismus in ihren Ländern hat die Brutalo-Bewegungen befördert.
Die Philosophie der „National befreiten Zonen“ hat zu Gebieten innerhalb Deutschlands geführt, in denen das Gewaltmonopol der Staates abgelöst wurde durch die Gewalt von Banden, die in ihrem Auftritt und ihrer Stellung zur Erklärung der Allgemeinen Menschenreche dem IS sehr ähnlich sind und in Deutschland bekämpft gehören (zu den Zielen, auf die konsequent und intelligent hingearbeitet wird, siehe Verfassungsschutz Brandenburg) stattdessen vernichtet der Verfassungsschutz lieber die Akten der Nazis im NSU-Prozess (siehe Spiegel) und spioniert stattdessen die die NSU-Aufklärer aus (siehe Neues Deutschland):
„Thüringens Linksfraktion wirft dem Bundesamt für Verfassungsschutz vor, den NSU-Untersuchungsausschuss des Landtages beobachtet zu haben.“
„Der Verfassungsschutz ist gerade wegen der NSU-Mordserie scharf in die Kritik geraten – den Behörden auf Bundes- und Landesebene wird vorgeworfen, die Neonaziszene durch V-Leute eher gefördert als überwacht zu haben.“
Ja – das geht auch in die Richtung, die mein Informant erleben durfte: bei Menschen, die ihm seit Jahren durch gemeinsame Arbeit gut bekannt waren. Harmlose, unauffällige Menschen, fest verankert in der Mitte der Gesellschaft, keine asozialen Nacktschädel mit Führertatoo auf der Brust – aber Menschen, die jederzeit bereit sind, zu töten, wenn ihnen jemand in die Quere kommt.
Es gibt sie: die echten Nazis. Jene Gruppen, gegen die auch die Polizei nicht ankommt. Jene Menschen, die man als Freunde zu sich nach Hause einlädt … tief im Westen … und die einem eine ernst gemeinte Todesdrohung überbringen, die sie auch oft genug in die Tat umsetzen.
Zurück zu Xavier Naidoo. Was hat er eigentlich getan? Der Spiegel klärt über die Anklagen des neuen Volksgerichtshofes im Kampf gegen (vermeintlich) rechts auf: doch will man sich die Naidoos Rede anhören, so gelangt man (abgerufen am heutigen Tag um 7.57 Uhr) zu einem Video, in denen einer mit reichlichem deutschen Akzent auf Englisch erklärt, wie man sich in einem Biergarten verhält. Egal: das reicht ja als Beweis, wie hochgradig gefährlich der Sänger ist: Volksgerichtshof at hist best:
Bei dieser werden Verschwörungstheorien, Demokratiefeindlichkeit, Nationalismus, Antiamerikanismus, Antikapitalismus und Friedensgeraune zu einer dunklen Suppe verrührt, wie sie auf den neurechts-gekaperten Montagsdemonstrationen seit Monaten serviert wird.
„Hat Deutschland eine Verfassung? Ist Deutschland noch besetzt? Tut die NSA gar nichts Verbotenes, sondern darf er das eigentlich sogar, weil die Deutschen es ihr per Gesetz erlauben? Weil wir eigentlich gar kein richtiges Land sind. Weil wir immer noch besetzt sind.“
Wenigstens der Link zum ARD-Morgenmagazin funktioniert (ein Wunder, bei der sonstigen Qualität der Recherchen der „Bildzeitung für Frau Doktor Müller“, die seinerzeit gerne SS-Personal rekrutierte: wie den SS-Brigadegeneral Sixt, den SS-Hauptsturmführer und Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Georg Wolf – später stellvertretender Chefredakteur oder den SS-Hauptsturmführer Horst Mahnke – später „Ressortleiter Ausland beim Spiegel, oder den Leiter der „Kampfausschüsse gegen den jüdischen Intellektualismus“ SS-Obersturmbannführer Paul Karl Schmidt- siehe z.B. Katholisch.info ).
Belegt werden die Anklagen des Spiegel durch nichts: der alte Geist des Volksgerichtshofes weht halt immer noch durch die Redaktionsstuben wenn es gegen den Finanzkapitalismus, gegen imperiale Attitüden von Teilen der US-Administration oder gegen konkrete Kriegspläne der Nato geht – … oder halt, wie bei dem Passus „Verschwörungstheorien“ … um die Aufdeckung von Regierungslügen, Geheimdienstoperationen oder Kartellbildung in Politik und Wirtschaft – früher nannte man das „investigativer Journalismus“.
Klar: die Frage, ob wir immer noch besetzt sind, ist dann natürlich auch verboten – aber vielleicht auch eher eine Frage, die Verfassungsrechtler beantworten sollten anstatt Popsänger. Die Meinung aber, dass wir nicht ganz so frei sind, wie als Parole von der Regierung angeordnet: die ist in Deutschland erlaubt. Dazu haben wir eine Verfassung, die dies garantiert – auch wenn es der Meinungs-SS vom Spiegel nicht gefällt. In Demokratien darf man das – sie sind sogar ohne dies nicht denkbar, siehe BVG:
„Das Grundrecht auf Meinungsfreiheit ist als unmittelbarster Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit in der Gesellschaft eines der vornehmsten Menschenrechte überhaupt. Für eine freiheitlich-demokratische Staatsordnung ist es schlechthin konstituierend.“
Belege für Demokratiefeindlichkeit und Nationalismus führt der Spiegel gar nicht erst an – wozu auch, wenn man doch schon ein Urteil hat.
Mit Xavier Naidoo trifft es das erste mal einen Prominenten, der Opfer einer modernen Hexenjagd wird, die im Kern vor allem eins bewegt: jegliche Kritik am aktuellen System – so begründet sie auch sein mag – zu diskreditieren und mit einem Diskussionsverbot zu belegen – wobei der Gebrauch des Begriffes „Verschwörungstheorien“ an sich sowieso schon analog zu dem Begriff „Feindsender“ im Dritten Reich gebraucht wird: wer eine andere Meinung als der Führer hat, wird erschossen.
Nun soll er auch „homophob“ sein – als ob Homophilie Bürgerpflicht geworden wäre. Vielleicht neu für die Medien-SS: Homosexuelle waren in führender Position an der Machtergreifung Hitlers beteiligt, berühmtestes Beispiel: der Chef der SA selbst (siehe: Netz gegen Nazis). Man sieht: auch wenn man schwul ist, kann man doch immer noch ein menschenmordendes Arschloch sein. Allerdings … wurde Naidoo hier falsch zitiert – wohl mit Absicht. Wenn schon einer kein Nazi ist (und auch nicht so aussieht, als hätte seine Familie schon seit tausend Jahren in Paderborn gelebt), dann muss man ihm eben was andichten: so funktionierte auch der Unterdrückungsapparat der Nazis ganz hervorragend – es reichte, zu behaupten, man hätte „Feindsender gehört“ … schon war man im Folterkeller.
Unheimlich, wie sehr wir auch heute wieder Angst haben müssen, unsere Meinung zu sagen.
Doch was ist das eigentlich, ein Nazi?
Ich kann Ihnen dazu eine Geschichte erzählen, die Sie verblüffen wird. Sie gehört eigentlich in jeden Schulunterricht – nur: auch hier wurde mir untersagt, konkreter zu werden – vor echten Nazis hat man 2015 auch echte Angst. Die Geschichte spielt in einem alten Berliner U-Bahnhof im 21. Jahrhundert (also: heute!). Während einer historischen Rundfahrt durch die alten Berliner U-Bahnhöfe ereignete sich folgendes: ein Mann stieg aus und ging mit weit ausgebreiteten Armen – so als würde er eine lang verloren geglaubte Geliebte wiedersehen – auf eine Säule zu. Dort angekommen, umarmte er die Säule, küste sie ab, während er an ihr herunterrutschte und auf die Knie ging. Unser Zeuge – schwer verdutzt, war er doch nur an Geschichte des U-Bahn-Baus interessiert – äußerte spontan seine Verwunderung … und bekam von anderen Fahrgästen gleich die Erklärung: an dieser Säule wurde echter Marmor aus dem Führerhauptquartier verbaut.
Ich halte diese Geschichte für zentral wichtig, um Nazis verstehen zu können: anders als die von unseren Medien und Pseudointellektuellen vorgenommene mehr als mangelhafte Herleitung von „rechtem“ Gedankengut offenbar sie kein künstliches Konstrukt von gefährlichen Überzeugungen, keinen psychopathischen Hass … sondern eine große Liebe zu einem Menschen, der als verehrungswürdig, anbetungswürdig und quasi heilig empfunden wird: das ist der Grund, weshalb heute noch hoch gebildete Menschen in verantwortunsvollen Positionen dem Führer treu dienen – und die erreicht man nicht mehr mit Argumenten. Wir sind hier im religiösen Bereich, im Bereich einer Religion, die zutiefst antichristlich ist, in der Folter, Qual und Massenmord zum Gottesdienst werden, nicht Nebenerscheinung ausgelebten Hasses sind – sondern erste Bürgerpflicht.
Sehen Sie nun, wie harmlos die „Ditfurth-Nazis“, die per Twitter-Aklamation zu solchen ernannt und bestimmt werden, gegenüber den echten wahnsinnigen Führermarmorknutschern sind? Sehen Sie auch, wie gefährlich die Verharmlosung und Bagatellisierung des Nazi-Begriffes durch Jutta und die Generation Doof ist? Sie lenkt hervorragend von denen ab, die schon lange unter uns weilen:
„Vor allem die Leute vom BND, denen er manchmal im IG-Farben-Haus, dem Europa-Hauptquartier der NSA, begegnet sei, hätten ihm gestunken. Fellwock: die meisten von ihnen waren ehemalige Nazis“
(aus: Die Datenmafia, Koch/Sperber, Rowohlt 1995, Seite 217).
Perry Fellwock war jener NSA-Mitarbeiter, der 1972 die Existenz des zuvor von aufrechten Demokraten so geheim gehaltenen Supergeheimdienstes NSA der Öffentlichkeit offenbarte. Wer untersucht eigentlich diese Nazis – und wer untersucht, wen sie eingestellt und als Nachfolger eingearbeitet haben? Nun: zur ersteren Frage – da gibt es eine Historikerkommission, die schon 2016 mit ersten Ergebnissen kommen wird (siehe Zeit). Die zweite Frage wird also wahrscheilich erst 2080 beantwortet werden können. Nun: wer das Buch von Koch und Sperber gelesen hat, der konnte auch schon 1995 all das wissen, was Snowden über den NSA berichtet hatte – und noch viel mehr, aber das hat wahrscheinlich mal wieder kein Schwein gelesen.
Zurück zu den Nazis von heute – zu jenen Führermarmorknutschern in Europa, der gerne alle anderen als „Nazis“ beschimpfen – zum Beispiel auch Obama. Sie haben sich dieses Jahr in Sankt Petersburg versammelt, alles führertreue Gesellen, die von einem Zeitalter träumen, in der sie wieder die Staatsgewalt übernehmen und ihre perversen Psychopathen-Phantasien an ihren Mitbürgern ausleben können (dieser sadistische Aspekt zeichnet – meiner bescheidenen Meinung nach – alle Faschisten dieses Planeten aus: andere für den eigenen Lebensfrust leiden zu lassen, ohne Rücksicht auf Verluste in den Reihen der Gegner). Überraschung: die von unseren Medien als Speerspitze der NSDAP gepriesenen Gruppierungen waren mit Absicht nicht dabei (siehe Zeit) :
„Der in Frankreich sehr erfolgreiche Front National distanzierte sich vom Zusammenschluss der Rechten in Russland“
„Die österreichische FPÖ hatte ursprünglich eine Teilnahme zugesagt, war dann aber doch nicht nach Russland gereist. Und auch Jobbik aus Ungarn und die deutschen Organisatoren der Pegida-Demos schlugen eine Einladung aus.“
Wunder über Wunder – unsere angeblichen „Nazis“ meiden die echten finsteren Gesellen, die Hitler für einen der „besten Führer“ hielten … hier sprach einer der „Separatisten“ im Donbass – auch eine Überraschung.
Und doch scheint dieses Treffen interessante Folgen gehabt zu haben: auch für unseren Informanten. Als er letzte Woche sein Geschäft verließ, wurde er von einem russischen Bürger ergriffen und gegen sein Auto gepresst, der Mann trug deutlich sichtlich einen Nazi-Code als T-Shirt (die 88, steht für den achten Buchstaben im Alphabet H … deshalb Kürzel für „Heil Hitler“ und für eine sehr erfolgreiche Kriegswaffe der Nazis, der „Acht-Acht“). Unser (rein deutscher) Informant wehrte sich, flüchtet zurück in seinen Laden, verbarrikadierte sich dort und wurde zwei Stunden lang von dem Hünen aus dem Osten belagert – bis der endlich die Lust verlor und verschwand. Seitdem wird unser Informant von einem Pickup-Truck verfolgt, dessen lehmverschmiertes Nummernschild nur zwei Zahlen erkennen läßt: 88. Er entkam ihm zweimal, einmal nur deshalb, weil er stundenlang im dunklen Auto wartete, bis der Truck die Belagerung des Wohnhauses aufgab und in die Nacht verschwand. Ob unser Informant dieses Jahr überleben wird, ist fraglich: er hat echte Nazis aufgetan, die ihm echte Killer aus dem Osten schickten. Das können die schon.
Und Xavier Naidoo? Nun – Michael Mittermayer findet dazu ein paar Worte auf Facebook:
„Und noch eines: was Ihr da draußen meinem Freund und Herzensbruder Xavier antut, das tut Ihr auch mir an! Es ist unglaublich mit welcher Hetze Xavier durch die Presse getrieben wird, weil er nun für uns beim ESC antreten soll. Viele Journalisten sollten sich schämen, in Dauerschleife ein paar Zitate abzuschreiben (wow, immerhin 5) – einfach willkürlich aus verschiedenen Jahren und jeweils aus jeglichem Zusammenhang gerissen. Das ist wirklich die billigste Form von widerlicher Meinungsmache. Homophobie, Rassismus und Rechtsextremismus – Ihr ward wohl noch nie auf einem Söhne Mannheims Konzert?
Klein denkend Deutschland versinkt im Hass, das macht mich traurig… DIESER Weg wird kein leichter sein…
Und dann noch von fehlender Demokratie zu faseln, weil man mal einen der besten deutschen Sänger setzt für den ESC, ich glaub mein Putin pfeift – es wurden auch früher schon Künstler für den ESC einfach bestimmt. Und diesmal bin ich froh dass Xavier als ein Ausnahmekünstler für mich und uns antritt beim ESC. Lasst die Kirche im Dorf und unsere beste Stimme singen. Ihr müsst ihn nicht mögen, aber Ihr habt auch nicht das Recht ihn zu hassen, wenn Ihr ihn nicht wirklich kennt… Wir stehen für Liebe, Menschen und Toleranz, für was steht Ihr?“
Die billigste Form widerlicher Meinungsmache. Ein Beispiel? (nochmal: Spiegel):
„Hinter all dem Schmuse-Schmarrn, der seine Musik schon immer schwer erträglich gemacht hat, hinter all dem Gottes-Gewimmer, das in atheistischen Zeiten schon als Glauben durchgeht, hinter all dem Ich-singe-wie-Deutsche-sich-Soul-vorstellen-Klimbim steckt ein Mensch, der sich aus seinen Ressentiments eine Weltanschauung gezimmert hat.“
Ja – da hört man wieder den Marschtritt der knallharten Kerle der Waffen-SS, die gegen das verweichlichte schwule Pack mit ihrem „Schmarrn, Gewimmer und Klimbim“ vorgehen. Man kann auch sagen: man hört unverhohlenen Hass und Verachtung. Wenn der jetzt Staatsmacht bekäme … man könnte sich vorstellen, wer hier wieder alles brennen würde. Man hat halt bislang nur sehr wenig aus dem Dritten Reich gelernt.
PS: ja, die leidige Diskussion über das „besetzte“ Deutschland. Ich finde, die „Reichsdeppenrundschau“ erläutert dies sehr gründlich. Aber selbst wenn wir noch besetzt sein würden: es wäre wohl ein begrüßenswerter Zustand, denn wie die aktuelle Hexenjagd zeigt, ist das deutsche Volk immer noch bereit, sich auf Kommando bedingungs- und gedankenlos auf Mitmenschen zu stürzen, die … „anders“ sind als erlaubt. Oder einfach nur arbeitslos. Vielleicht hat man diesen deutschen Wahn in den USA einfach nur … wahrgenommen. Und ein wenig für Sicherheit gesorgt. Ich allerdings bin der Meinung, dass Herr Nadoo hier in Deutschland seine Meinung sagen darf – selbst wenn er meinen würde, der Mond sei aus grünem Käse. Wo die Meinung nicht frei ist … ist die Diktatur schon installiert. Äh, hmm … huch!
Samtag, 15.11.2014. Eifel. In Zeiten, in denen gesund gewachsene Gemeinschaftssysteme aufgrund unbeändiger egozentrischer Auswüchse sterben, bleiben manche Sterbeprozesse unbemerkt. Sicher, wir sind das gewöhnt – wir hier auf dem Land, wo die Welt zwar nicht in Ordnung ist, aber überschaubar. Seit Jahren kämpfen wir um das Krankenhaus, das vielen Menschen das Leben gerettet – und geschenkt hat. Schließt es … so können wir damit rechne, 40 Kilometer bis Aachen fahren zu können. Der Grund? Man verdient nicht mehr genug mit Krankenhäusern.
Pervers, oder? Krankenhäuser können nicht betriebswirtschaftlich geführt werden – jedenfalls nicht unter dem Siegel der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte, die in den Bereichen der Herrschaft betriebswirtschaftlichen Denkens Schritt für Schritt ausgehöhlt, untergraben und eliminiert wird. 40 Kilometer überlebt kein Infarktpatient … aber die Medizin konzentriert sich lieber auf die gewinnträchtigen Bereiche der künstlichen körperlichen Verschönerungen von Reichen, die sich den Luxus auf Kosten der Allgemeinheit leisten können. Auf Kosten der Allgemeinheit? Ja – was glauben Sie denn, wo letztlich das Geld herkommt, das wir alle geschaffen haben? Ja – wir, die Solidargemeinschaft der Bürger hat das Geld geschaffen und bürgt auch für seinen mit allem, was sie hat.
Natürlich erleben wir auch Schulsterben. Mit viel Argumenten bewaffnet bin ich so zu einem Elterninformationsabend gefahren – immerhin wusste ich, wofür die Gemeinde so alles Geld ausgibt – und was sie allein von unserem kleine Dorf bekommen hat: hier wurde das Bürgerhaus verkauft (wird gerade in Eigenintitiative neu aufgebaut) und der Ausbau eines Feldweges zur Straße (zwecks Verbesserung der Verkaufbarkeit der Gemeindegrundstücke) hat jedem der Anwohner Kosten von 30 000 Euro beschert. Leider war ich falsch vorbereitet: es waren Leute von der Schulverwaltung da, die neue Gesetze präsentierten: seit 2005 legt § 82 des Schulgesetzes des Landes NRW die Klassengrüße auf 28 Schüler fest (entgegen aller pädagogischer Empfehlungen … allerdings gibt es neuerdings überraschend flankierende Studien, die feststellen, dass große Klassen entgegen der Ergebnisse der PISA-Studie dem Lernen absolut förderlich sind – man rate mal, wer diese Studien finanziert hat? Der Steuerzahler natürlich.), § 93 reduziert für kleine Schulen die zugewiesene Anzahl von Lehrern .. so dass das Schulsterben in der Eifel (wie auch die Armut der Arbeitslosen) staatlich befohlen wird: die Gemeinden dürfen noch abnicken.
Krankenhaussterben, Schulsterben – Deutschland schafft sich auf ganz andere Art und Weise ab, als rechtsextreme Schreibtischtäter befürchteten.
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit trifft es nun einen weiteren Bereich – und zwar mit aller Härte des Gesetzes: die Hebammen.
In unserer kinderfeindlichen Umwelt sollte man vielleicht kurz beschreiben, was die so machen, diese Hebammen: die begleiten Frauen während der Geburt. Sechs meiner sieben Kinder sind nur von Hebammen zur Welt gebracht worden – nur das erste Kind wurde vom Chefarzt „geholt“ – und zwar mit Gewalt und einigen Folgeschäden, die sein Leben in ein Trümmerfeld verwandelten: Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff während des Geburtsvorganges ist nicht optimal für so einen kleinen Wurm – aber dafür war es der Chefarzt, der dafür abrechnen durfte: man war privat versichert und durfte sich in das Feld der iatrogenen (durch den Arzt verursachten) Todesfälle begeben, deren Anzahl in Deutschland schlichtweg nicht ermittelt wird … weil Ärzte hier auch Halbgötter in Weiß sind, unfehlbar wie der Papst. Fast 19000 Menschen haben das letztes Jahr mit ihrem Leben bezahlt (siehe Süddeutsche) – und darin sind die Toten durch unsachgemäße Medikation (oder unerträgliche Nebenwirkungen) noch gar nicht mitgezählt.
Sechs weitere Geburten habe ich komplikationslos miterlebt – nur begleitet von einer Hebamme. Wieso auch nicht … Geburt ist seit tausenden von Jahren eine natürliche Angelegenheit – lange bevor wir den Beruf des „Arztes“ überhaupt erfunden hatten.
Nur leider … betreten wir hier ein Schlachtfeld, das sehr alt ist. Hebammen wurden als potentielle Hexen sein den Zeiten von Thomas von Aquin verfolgt (siehe Hexenbad. ev). Das diese Verfolgung aktuell erneuert wird, ist kaum jemanden bewusst – und ich ärgere mich, dass ich hierzu keine Notizen angefertigt habe. Angesichts einer Apothekertagung in Frankfurt bin ich Zeuge von etwas ganz Besonderem geworden: vor aller Augen und Ohren berichtete dort ein Ausbilder für Krankenpfleger, dass alle Frauen (ja ALLE FRAUEN) an sich als krank zu gelten haben, sobald sie das Krankenhaus betreten haben. Nun – ich hatte andere Interessen an der Tagung, andere Arbeiten zu erledigen – stand aber selbst fassungslos vor dieser Aussage und schaute mir die Frauen im Saal genau an: keine einzige widersprach dieser mittelalterlichen Vorstellung, noch schien sich jemand bewusst zu sein, was sich dort gerade ereignete: ein neuer Mythos, eine neue Legende wurde getestet … und setzte sich durch.
Nun – diese Tagung war zehn Jahre her – doch diesen Moment der Fassungslosigkeit habe ich nicht vergessen.
Die Frau war wieder … schlecht geworden, verflucht, unzureichend, von Natur aus schon fehlerreich und mangelhaft – der Schritt dazu, sie als Einfallstor des Teufels zu bezeichnen, war nicht mehr fern (was, wie mir mündlich berichtet wurde, auch irgendein Kirchenmann kürzlich wieder erwähnte).
Hexenverfolgung, Hebammenjagd, Kirche – da braut sich gleich wieder ein antireligiöser Mob zusammen, der die falschen hängt, denn: der Vernichtungsfeldzug gegen das Weibliche, gegen die selbstbestimmte Frau und gegen das naürliche Leben an sich wird nicht von der Kirche getragen, sondern von anderen Interessengruppen.
Ja – in Neudeutschland wird ein seltsamer, für Frauen lebensgefährlicher Kult praktiziert, der nur nebenbei wahrgenommen wird – und der Kampf gegen die Hebammen hat hier ganz einfache, finanzielle Gründe.
Was kann eine Hebamme? Sie begleitet eine ganz natürliche Geburt, die auch jenseits des Krankenhauses zu Hause stattfinden kann: eine Horrorvorstellung für viele Ärzte, denen hier Einnahmen entgehen. Gäbe es keine Hebammen – die Frauen würden von Ärzten schon im Krankenhaus gebührend empfangen werden, mit allem, was der Abrechnungskatalog so hergibt. Schon im Mittelalter waren die heilkundigen Frauen den männlichen Ärzten ein Dorn im Auge – und sie fanden in ihren adeligen, sexuell frustrierten Kollegen in der Kirche verständnisvolle Leidensgefährten, die schnell bereit waren, den Ausführungen und Schlussfolgerungen der männlichen Juristen zu folgen, die in den Hexenprozessen ebenfalls ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell fanden – ja, vielleicht war das sogar die Geburtsstunde des deutschen Juristen: er keinen Anwalt hat, wird verbrannt … oder verhext.
Welcher Kult ist es nun, der hier – abrechnungsfreundlich – praktiziert wird?
Der Kult um die angeblich schmerzfreie Geburt per Kaiserschnitt. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine Kaiserschnittrate von 10-15 % (siehe Hinweis aus Studie bei Greenbirth.de) – das wäre ein Maßstab für das medizinische Notwendige. In Deutschland lag die Rate jener Formen von Geburt, die durch das brutale, gefährliche und nur selten medizinisch gerechtfertigte Aufschneiden der weiblichen Bauchdecke zur Welt gekommen Kinder im Jahre 2013 bei 32,7 Prozent (siehe Eltern).
Wir liegen hier 100 – 200 Prozent über dem medizinisch sinnvollen Eingriffen – und keiner fragt, warum? Nun – einen Grund gibt es schon, der hochrangig besetzte Arbeitskreis für Frauengesundheit hatte schon 2010 ein Positionspapier dazu veröffentlicht:
Schwangerenvorsorge und Geburtshilfe in Deutschland sind heute von einer weitgehenden Technisierung und Pathologisierung geprägt. Vorherrschend ist die Überzeugung, dass Schwangerschaft und Geburt hochriskante Vorgänge sind, die medizinische Eingriffe geradezu erzwingen, um Schäden von Mutter und Kind abzuwenden. Anders als in anderen westeuropäischen Ländern werden in Deutschland rund 70 Prozent der werdenden Mütter als „risikoschwanger“ eingestuft. Dies wird im Mutterpass dokumentiert und damit im Bewusstsein der Schwangeren und aller anderen Beteiligten fixiert. Zunehmend beeinflussen Rentabilitäts- und Haftungsfragen die Definition des Risikos.
70 % der werdenden Mütter sind … problematisch?
Nur, wenn die Frau an sich krank ist und die natürliche Geburt ein Akt des Teufels.
Gründe für den Eingriff gibt es genug – auch betriebswirtschaftlicher Art: Kaiserschnitte erfreuen den Arbeitgeber, siehe News.de
Das Spektrum der Gründe, warum sich eine Frau für den Kaiserschnitt entscheidet, ist vielfältig, meint Dr. Sven Seeger, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Halle an der Saale. Wer sein Kind per Wunschkaiserschnitt zur Welt bringt, kann den Termin passgenau ins eigene Berufsleben und das des Partners eintakten und dafür sorgen, dass bereits vorhandene Kinder versorgt sind, wenn die Krankenhaustasche im Auto landet.
Wir erfahren auch etwas über die Folgen – und den gerne von Ärzten verkauften Irrglauben, ein Kaiserschnitt sei schmerzfrei:
Denn der Kaiserschnitt unter Narkose sei zwar schmerzfrei, dafür zahlen frischgebackene Mütter anschließend unter Umständen einen hohen Preis. Postoperative Schmerzen können sich über Tage, in einzelnen Fällen auch Wochen und Monate hinziehen und durchaus intensiv sein.
Natürlich ist der Kaiserschnitt auch für die Geldbeutel der Ärzteschaft äußert rentabel, während die natürliche Hausgeburt nur die Kassen vor unnützen Ausgaben bewahrt. Die Folgen für die Frau? Wer interessiert sich schon dafür, wenn Gewinn droht?
Und diese Risiken seien nicht gering. So können Verwachsungen zu chronischen Beschwerden führen und den Traum vom Nachwuchs ohne Schmerzen platzen lassen. Zwar sei die Sterblichkeitsrate genauso hoch wie bei Normalgeburten, aber das Thromboserisiko sei um ein Fünffaches höher. Zudem kann es zu Wundheilungsstörungen und Infektionen kommen, angrenzende Organe, etwa die Harnblase, könnten verletzt werden. Das Risiko für nachfolgende Schwangerschaften steigt ebenfalls. So kann die innere Narbe an der Gebärmutter während der Geburt oder schon während der Schwangerschaft reißen, die Plazenta oder auch der Fötus können sich in der Narbe einnisten, sodass die Schwangerschaft im schlimmsten Fall abgebrochen werden muss.
An Thrombose sterben jedes Jahr 100 000 Menschen (siehe Netdoktor) – das ist also keine Kleinigkeit.
Eigentlich Gründe genug, zu sagen: fördern wir lieber die Hausgeburt und die Kultur der Hebammen anstatt die Rendite einer Ärzteschaft, die gerne Frauenleiber aufschlitzt (das hier vielleicht auch man eine Frustration aus dem eigenen Eheleben oder mit dem weiblichen Geschlecht generell verarbeitet wird, dürfte wohl auszuschließen sein).
Doch was geschieht?
Im Jahre 2014 – als zehn Jahre, nachdem ich erstaunt feststellen durfte, dass aus männlich-medizinischer Sicht die Frau an sich völlig krank ist – gibt es eine geballte Offensive gegen die Kultur der Hebammen, die ärztliche Rendite in Gefahr bringen.
Wiwo berichtete Anfang diesen Jahres über das drohende wirtschaftliche Aus der Hebammen:
Schon jetzt sind die Policen für Hebammen kaum noch bezahlbar. Während die Haftpflichtversicherung für Geburtshilfe 2000 noch 404 Euro im Jahr kostete, sind es mittlerweile 4242 Euro.
Zwar gab es Mitte des Jahres einen Kompromis in Form von Ausgleichszahlungen – was aber nur kurzfristig zu helfen scheint (siehe ebenfalls Wiwo), eine nachhaltige Lösung ist auch am Jahresende nicht zu erkennen (siehe Hebammenverband).
In Wirklichkeit droht des Aus eines freien Berufsstandes, der den Fleischern unter der Ärzteschaft im Wege steht (siehe Sein.de):
Trotz rückläufiger Schadensfälle (die im Krankenhaus ebenso hoch sind) ist die die Prämie seit 1981 von 30 Euro auf heute über 5000 € angestiegen – das können sich nur noch sehr gut ausgelastete Hebammen leisten. Zwar gibt es inzwischen eine Ausgleichsregelung, die ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Hausgeburten machen Hebammen besonders im ländlichen Bereich nur noch aus Idealismus, lohnen tut sich das nicht, berichtet uns eine Hebamme. Und es sei zu befürchten, dass es in wenigen Jahren keine Hausgeburten mehr in Deutschland gäbe.
Überraschend, oder? „Rückläufige Schadensfälle“ (ein Grauen für jeden renditebewussten Arzt) – trotzdem steigende Prämie.
Nun – mit all´ dem hätte man ja noch leben können, haben wir uns doch daran gewöhnt, dass es in Deutschland immer weniger Kinder gibt, dass wir in einem sterbenden Land leben und es deshalb auch für Hebammen weniger zu tun gibt … bzw. der Konkurrenzkampf mit der Ärzteschaft immer brutaler wird. Man sollte dabei nicht vergessen, dass jeder Versicherungsmitarbeiter einen Arzt hat – aber nicht jeder eine Hebamme braucht … da weiß man dann schon, wo die Loyalitäten liegen.
Jetzt aber wurde die Sache brisanter: eine Hebamme wurde die komplette Existenz vernichtet (siehe z..B. Geburtshaus Mayenrain)
am 01.Oktober 2014 ist passiert was seit mehr als 2 Jahren zu befürchten war:
Eine Hebamme u. Ärztin, Anna Rockel-Loehnhoff, ist wegen TOTSCHLAG zu einer Haftstrafe von 6 Jahren und 6 Monaten sowie der Zahlung von weit über 50.000 € verurteilt worden.
Zusätzlich ist ein lebenslanges Berufsverbot gegen sie als Ärztin und Hebamme verhängt worden weil (so der Richter) „zu vermuten ist dass die Angeklagte auch später bei ihrer Sichtweise zur natürlichen Geburtshilfe bleiben wird.“
Es ist weltweit der einzige Prozess gegen eine Hebamme dieser Art – zu befürchten ist jedoch dass es nicht der letzte sein wird.
Ja – weltweit ist das erste Mal eine Hebamme dafür verurteilt worden, dass am Ende einer Problemgeburt kein lebendes Kind in den Händen der Mutter lag. Ja – es war eine Problemgeburt, die Eltern flohen vor dem Skalpell der Ärzteschaft in die Hände einer Hebamme, die – welch´ ein Zufall – selber auch Ärztin war. Der medizinische Hintergrund des Falles wird auf einer Internetseite ausführlich geschildert (siehe: selbstgeboren.de), gleichzeitig erfährt man dort einiges über Merkwürdigkeiten im Gerichtssaal, die auch von Prozessbeobachtern geschildert wurden.
Im Gerichtssaal in dem das Urteil fiel, fühlten sich im Laufe des Prozesses Mütter im Zeugenstand durch die drängenden und detaillierten Fragen des Richters zu ihren außerklinischen Geburtsverläufen bedrängt und an den Pranger gestellt. Befangenheitsanträge gegen den Richter wurden zweifach gestellt und abgelehnt. Prozessbeobachter und die vielen regelmäßig anwesenden Hebammenkolleginnen können kaum fassen was hier vor sich geht. Das alles findet parallel zum Wegfall der Möglichkteit zur Berufshaftpflichtversucherung statt. Der Richter wird später bei seiner Urteilsverkündung erwähnen, dass er alle Schmährufe in Hebammen-Onlineforen ausfindig machen konnte und dass man damit der Angeklagten keinen Gefallen getan habe. Am letzten Prozesstag sind drei Beamte im Gerichtssaal eingesetzt, um das Publikum unter Kontrolle zu haben. Ob man fürchtete die anwesende “Hebammencrowd” könnte zum Angriff blasen?
Erinnert an einen Hexenprozess, oder? An die Fragen der Inquisition?
Kann sich jemand vorstellen, was dieses existenzvernichtende Urteil (bei der eine zentrale Gestalt der deutschen Hebammenbewegung ausgeschaltet wurde (Anna Rockel-Loenhoff studierte Pädagogik, Psychologie und Medizin. Hebammenexamen 1978, seit 1981 Hausgeburtshilfe, 1985 Ärztin und Gutachterin. Lehrhebamme für den freiberuflichen Teil in der Duisburger Hebammenschule. Mitautorin des Lehrbuchs „Hebammenkunde“, Veröffentlichung von Fachartikeln, bundesweit bekannt durch Seminar- und Ausbildungstätigkeit) für die ganze Kultur der freien Hebammen (und erst recht für ihre Versicherungsprämien) bedeutet?
Das war es dann mit der natürlichen Hausgeburt … und mit der Beendigung eines Weges, der aus der natürlichen Geburt eine gewinnbringenden Krankheit gemacht hat, die nur mit dem Skalpell erfolgreich bekämpft werden kann – ohne Rücksicht auf die Gesundheit des minderwertigen Menschenmaterials „Frau“.
Die Verurteilung der Fau (samt Berufsverbot in allen Berufen) gleicht einer exemplarischen Exekution, die auf die Vernichtung des gesamten freien Hebammenwesens zielt, wie bei den Hexenprozessen arbeiten Ärzte, Staatsmacht und Juristen Hand in Hand – auf Kosten unserer Beitrags- und Steuergelder.
Hebammen … sorgen für weniger Frühgeburten und Kaiserschnitte (siehe Spiegel), deshalb werden sie jetzt verboten – mit den Mitteln der „Sanktion“, die heute das zentrale Moment staatlichen Handelns darstellt: gegen unliebsame Länder, unliebsame Mitbürger – oder auch gegen unliebsame Berufsgruppen.
Die Sanktionen töten – und auch die gegen die Hebammen werden viele Frauen in den Tod durch ärztliches Handeln entstandener Thrombosen treiben.
Doch darüber, dass „die Elite“ hier noch einmal mehr Menschen mordet, regt sich kaum noch einer auf, zu sehr haben wir uns damit angefreundet, dass die „Elite“ ein Klima geschaffen hat, an dem das ganze Land erstickt – und stirbt … nicht nur Schulen, Krankenhäuser und Hebammen, sondern letztlich alle.
Insofern … ist die Geschichte des Endes der Hebammenkultur in Deutschland nur ein weiteres Dokument einer inzwischen völlig lebensuntüchtigen Kultur, an der sich aber Einzelne als Leichenflederer hervorragend bereichern können.
Wie und wo diese lebensfeindliche Kultur letztlich endet, kann man sich unschwer vorstellen: wir hinterlassen eine menschenleere Wüste. Und ich denke, angesichts der zunehmenden moralischen Verrohung in diesem Land können wir bald auch wieder mit Scheiterhaufen rechnen: „Brennmaterial“ wird gerade genug gejagt.