Ein Standpunkt von Richard Richter.
In jüngster Zeit ist der Berliner Tagesspiegel mit drei Artikeln an die Öffentlichkeit getreten, die durch ihre offenkundige Verletzung journalistischer Standards aufgefallen sind. Es handelt sich um den Artikel „Parteigründung via Livestream“ (1), den Artikel „Ovalmedia verbreitet Verschwörungslügen“ (2) sowie den Artikel „Die Verschwörungsmärchen, die Ovalmedia verbreitet“ (3). Alle drei Text zeichnen sich dadurch aus, dass sie jeweils eine einzelne Person in den Mittelpunkt stellen und den Versuch unternehmen, diese zu diskreditieren.
Die Verletzung journalistischer Standards ist für sich genommen in unserer Zeit leider keine Seltenheit mehr. Die Debatte um den Vertrauensverlust in die Medien, die vor sechs Jahren durch einen Beitrag von Stefan Niggemeier in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ ausgelöst worden war, würde heute wohl niemanden mehr schockieren. Wir haben uns daran gewöhnt, woran man sich eigentlich nicht gewöhnen sollte, nämlich, dass Journalismus und Public-Relations-Kampagnen eine immer engere Verbindung eingegangen sind. Dass Geld und Netzwerke darüber entscheiden, welche Politiker hoch- bzw. runtergeschrieben werden. Dass es die Interessen der NATO sind, die letztlich darüber entscheiden, ob ein Staat über eine „Regierung“ oder lediglich über ein „Regime“ verfügt. Der Journalismus hat sich auf diese Weise mehr und mehr der Werbung angeglichen, von der er sich ja eigentlich absetzen sollte. Im Falle des „Tagesspiegels“ nimmt die Verletzung journalistischer Standards nun allerdings sogar die Form einer persönlichen Rufmordkampagne an…