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Jahresausblick 2014: Medienlügen, Ermächtigungsgesetz und Bankenterror voraus

Jahresausblick 2014: Medienlügen, Ermächtigungsgesetz und Bankenterror voraus

Samstag, 28.12.2013. Eifel. Zum Jahresende erstmal ein persönliches Wort. Aktuell leide ich sehr unter den Nachwirkungen einer langen Autofahrt, kann also jetzt einige Tage nicht gut sitzen, stehen oder gehen. Auch erreicht mich gerade Behördenterror. Wohne zwar nicht nur räumlich weit draußen, sondern auch geistig und gesellschaftlich, aber das heißt nicht, dass das Imperium einen nicht aufspüren kann. In der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag hin hat mich um 3.30 Uhr ein Hubschrauber geweckt, der bis nach 4 Uhr morgens dicht über unserem abgelegenem Hause schwebte. Dann kam die Kündigung eines unserer Mitschreiber, die von völlig Unbekannten im Namen eines unserer Autoren geschickt wurde, wir bekamen Serverprobleme, unser Mailsystem fing an, meine Mails an mich selber zu schicken und aktuell nervt mich ein Speichersignal, dass alle zehn Sekunden in diesem Text auftaucht. Insgesamt also nicht die Zeit, sich groß warnend, mahnend und predigend auf die Straße zu stellen und vor dem Untergang der Welt zu warnen.

Zudem macht mir die Mietpreisentwicklung große Sorgen – zunehmend sehe ich, das jenes Finanzvolumen, dass ich mit meinen gesundheitlichen Einschränkungen (ja – ist nicht nur Rücken, vier Finger müssen auch operiert werden – man funktioniert halt wirklich nicht besser, wenn man älter wird) erwirtschaften kann, mittelfristig nicht mehr mit der Mietpreisentwicklung in der Eifel mithalten kann: da droht also Obdachlosigkeit, wenn irgendwann weitere Mitglieder unserer Hausgemeinschaft das abgelegene Heim verlassen – was ihnen nur zu raten ist.

Weise Gedanken brauchen Abgeschiedenheit, Ruhe und Geborgenheit. Leider reichen schon kleine Unpässlichkeiten, um den ruhigen Fluß der Gedanken zu stören. Manchmal ist das gut, aber zur Entwicklung von Lösungen nicht die optimale Situation: findet man sich mitten in einem Waldbrand wieder, hat man erstmal andere Probleme als die Pläne zur Wiederaufforstung im Detail aufzuarbeiten, selbst für schnelle Brandbekämpfungsmaßnahmen ist da nicht immer Zeit. Deshalb hätte ich mir nun gerne ein paar Tage Ruhe gegönnt, wenn nicht …. ja, wenn nicht schon wieder der Wahnsinn fortschreiten würde. Nehmen wir nur mal ein paar Nachrichten im Spiegel der letzten Tage.

Konjunktur robust, Arbeitsmarkt stabil, Euro-Krise abgeflaut: Angesichts der wirtschaftlichen Lage schauen viele Deutsche optimistisch aufs neue Jahr. So gut war die Stimmung seit Mitte der Neunziger nicht mehr.

So verkündet das ein Presserorgan des Systems, eine Zeitschrift, die es geschafft hat, den Schritt vom kritischen Nachrichtenmedium zum vollumfänglichen Regierungsorgan vollständig zu vollziehen. Natürlich brauchen wir Optimismus, wenn der nicht im Volk vorhanden ist, wird er eben befohlen. Dafür befragt man 1600 seltsame Menschen – beziehungsweise, läßt sie durch schlecht bezahlte „freiberufliche“ Interviewer vorgefertigte Fragebögen ausfüllen und interpretiert das Ergebnis – das oft durch die Art der Frage schon feststeht – als Bombenerfolg der Mediendemokratie, dass Maßstäbe setzt. Man kennt halt seine „Schweigespirale“, das hat man in der Journalistenschule gelernt – und man weiß auf diesem Instrument zu spielen:

Die Vertreter der jeweils vermeintlich herrschenden Meinung vertreten diese offensiv; die Vertreter der vermeintlichen Minderheitsmeinung verstummten umso mehr, je mehr sie sich in der Minderheit glaubten. Verkürzt beschrieben, beobachtet der Mensch als „soziale Haut“ mit einem „quasi-statistischen Wahrnehmungsorgan“ die politische Meinungsverteilung, um sich dann auf die Seite der Sieger zu schlagen

So befiehlt man Massen, ohne das sie es merken. Einfach einen halbwegs seriös untermauerten Artikel schreiben, dort publizieren, wo Entscheider schnell die Überschriften lesen, schon ist der Artikel Gesetz: wehe dem, der es wagt, in der Öffentlichkeit noch deutlich zu sagen, dass er eine andere Meinung als die Herrschermeinung vertritt – ihm drohen Konsequenzen, der ist ein „Looser“ … oder wie man am Arbeitsplatz dann heute sonst noch so tituliert wird.

Natürlich darf auch nicht die Aussicht auf enorm explodierenden Export nicht fehlen … wegen dem wir selbstverständlich gerne zu Sklavenlöhnen arbeiten, um DEUTSCHLAND nicht zu gefährden.

Die Anti-Euro-Partei AfD gehorcht schon jetzt dem eisernen Diktat der Schweigespirale, der Spiegel macht darauf aufmerksam. Wieder einmal schien ein streng nationalsozialistisch orientierter Geselle enttarnt worden zu sein, der durch folgende Aussagen auf sich aufmerksam gemacht hat:

„Der heutige Sozialismus, der sich Demokratie schimpft, muss das gleiche Schicksal wie der Ostblock vor mehr als 20 Jahren erleiden. Nur so können wir die satanistischen Elemente der Finanz-Oligopole von den westlichen Völkern wieder abschütteln, die wie die Zecken das Blut der Völker aussaugen und die Körper mit tödlichen Bakterien verseuchen.“

Stünde da irgendwo „Jude“ könnte man es verstehen: das wäre dann der alte NS-Mythos vom bösen Bankerweltjudentum, der beständig neu versucht, sich in das Denken der Menschen zu schleichen. Aber da steht nirgendwo Jude, noch kann man das aus der Aussage ableiten. Gut, die kapitalistische Demokratie „sozialistisch“ zu nennen, zeugt schon von ordentlichen geistigen Verirrungen und passt überhaupt nicht zu der Vorstellung global supermächtiger Banker – eine Vorstellung, mit der man bei Linken eher punkten könnte.

So jedoch wirkt es merkwürdig, weil es Sprachverbote ausdrückt und sie gesellschaftsfähig macht – vielleicht wird das der einzige Sinn dieser von vielen Kapitalisten empfohlenen AfD: sie soll jegliche Form von Kritik am Bankenwesen mit braunem Schleim überziehen, so dass sie tabu werden. Dafür würde ich als Banker dann auch gerne mal spenden.

Das der moderne Finanzkapitalismus gerechterweise „satanisch“ zu nennen ist, ergibt sich aus seinem Wertekanon: „Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst“ ist das genaue Gegenteil jenes Verhaltens, dass die christliche Botschaft als „Sozialromantik“ verbrämt … und das findet man hochkonzentriert im Bankenwesen. Das die internationale Bankenunion Völker auspresst wie eine Zitrone, haben wir in diesem Jahr (wie auch in den Jahren zuvor) genug erlebt, dass sie mit viel künstlich selbst geschaffenem Geld einen großen Einfluss auf das Denken, das Fühlen, die Werte und Verhaltensnormen eines Volkes ausüben, kann schnell und leicht dargelegt werden – so leicht, dass man es gar nicht groß erläutern muss, es reicht, die mehrseitigen Bankbotschaften in Spiegel, Stern, Handelsblatt, Focus und Managermagazin wahrzunehmen: Botschaften, die als „Werbung“ unkontrolliert Einfluß auf das Unterbewußtsein der Leser nehmen.

Lange werden wir diese Anti-Banken-Perspektiven nicht mehr verwenden können, ohne rechtsradikal zu sein: wer nicht für den internationalen Bankenclan ist, ist ein Nazi. Und während der einfache Bürger noch dabei ist, sein Meinungskleid nach weiteren braunen Flecken zu durchsuchen, marschiert der Bankenclan gleich weiter: die vielen Parteispenden an deutsche Großparteien (allein 4,6 Millionen offiziell zwischen 2000 und 2009 – nur von der Deutschen Bank, siehe Lobbypedia) sorgen für eine gewisse politische Landschaft, die nun anfängt, Allmachtsphantasien auszuleben, siehe Spiegel:

Bundestagspräsident Norbert Lammert wirbt seit Monaten dafür, die Legislaturperiode des Bundestags von vier auf fünf Jahre zu verlängern. Jetzt bekommt er für seinen Vorstoß Unterstützung aus den Reihen der Großen Koalition. Vertreter der Unions- und SPD-Fraktion sprachen sich für eine Debatte aus.

„Macht macht wahnsinnig“ – und die Allmacht der schwarz-roten Koalition läßt schon jetzt alle Hemmungen fallen: dieser Vorstoß ist nicht anderes als der hemmungslose Griff nach der Staatsgewalt – wer weiß, was denen dann in fünf Jahren einfallen wird, wenn die Spitzen der Parteien die offizielle Einheitspartei ausrufen, um „Deutschland nach vorne zu bringen“, um in der Krise (die keinesfalls vorbei ist, nur weil billiges Geld in Massen gedruckt wird und so die Börsenkurse nach oben treibt) „regierungsfähig zu bleiben“, „die Zeichen der Zeit richtig zu deuten“ … und wie man diesen „alternativlosen“ Schritt noch erklären wird.

Am Ende werden die Parlamentarier dem gerne zustimmen – vor allem, wenn eine Legislaturperiode dann 20 Jahre dauert und sie so ihre Luxusexistenz bis ans Ende ihrer Tage leben können: die Räuberallianz im Parlament wird da kein Halten kennen, das neue DEUTSCHE REICH wird unaufhaltsam kommen: wird spannend werden, zu sehen, was man von Hitler alles gelernt hat. Eins ist schon zu erkennen: ohne den Nuklearschirm der USA geht gar nichts, darum ist Gehorsam gegenüber den USA ERSTE BÜRGERPFLICHT, ebenso Gehorsam gegenüber der DEUTSCHEN BANK, deren Chef schon jetzt seinen privaten Geburtstag mit äußerst mächtigen Freunden im Kanzleramt feiern kann, als würde es ihm gehören.

Tut es ja auch – aber darüber dürfen wir nicht reden.

Dabei tut es Not, zu erkennen, wie sehr Banken unser gesellschaftliches Leben verändern. In einem Interview der Welt mit dem Kulturwissenschaftler Klaus Leggewie erfahren wir etwas über die Macht der Banken:

Die Immobilienwirtschaft, die hochgradig spekulativ geworden ist, hat diese Tendenz jedenfalls beschleunigt: Das Finanzkapital baut in den Innenstädten für sich selbst Büroraum, ergänzt durch entsprechende Wohnmöglichkeiten in aufwendig restaurierten Innenstadtbezirken.

Finanzmenschen verdrängen Realmenschen wie Finanzwirtschaft die Realwirtschaft verdrängt.

Deutschland verödet dadurch wie die Innenstädte des Landes, einige wenige „happy few“ werden in Paradiesen leben, die von der Infrastruktur und Leistungsfähigkeit des ganzen Landes enorm profitieren, der Rest wird beständig weiter auf der Flucht vor der Finanzwirtschaft sein, deren künstlich aufgeblasenen Renditen kein normaler Unternehmer etwas entgegen zu setzen hat.

Natürlich könnte man erste Schritte dagegen planen. Ein Zinsverbot …. das wäre schon ein Traum. Schön wäre auch, wenn die Arbeitgeber des Landes die Gehälter wieder direkt an die Arbeiter und Angestellten auszahlen würden: die alte „Lohntüte“ hatte sich doch bewehrt. Schön wäre auch, wenn Unternehmer ihre Investitionen von selbst ersparten Geld tätigen würden anstatt sich Milliarden von Banken zu leihen … leider wären sie dann nicht mehr konkurrenzfähig, da die wirklichen „Leistungsträger“ der Wirtschaft deshalb so erfolgreich sind, weil sie ihre Ideen bequem mit Bankmilliarden umsetzen können … geht was schief, zahlt der Staat und die Gemeinschaft.

Man könnte den Bankenclan einfach austrocknen – man stelle sich vor, wir schaffen neues Geld, dass nur außerhalb von Banken gehandelt werden darf: den Taler, der den Menschen zur Verfügung gestellt wird, um Waren und Dienstleistungen auszutauschen: deshalb ist Geld ehedem geschaffen worden, nicht, um durch raffinierten Rechentricks auf einmal überraschend Milliardär zu sein.

Man sieht: wir haben keine Zeit für Krankheit, Behördenterror, Weihnachtsfeiern oder plumpe Gemütlichkeit.

Die künstlich aufgeblähte Geldmacht der Banken gestaltet unser ganzes gesellschaftliches Zusammenleben um. Sie leben vor, welche Kleidung, welche Wohnart und welches Sozialverhalten gesellschaftliche Norm werden, vertreiben die große Mehrheit der Bevölkerung aus den gut ausgebauten Innenstädten, legen fest, wie viele Millionen man braucht, um ein anständiger Bürger zu sein.

Das Parlament folgt dem Trend brav, siehe Süddeutsche:

Mehr Gehalt für Bundestagsabgeordnete: Regierung und SPD haben sich darauf geeinigt, die Diäten 2012 und 2013 um je 292 Euro zu erhöhen. Damit verdienen die Volksvertreter bald fast 8000 Euro monatlich.

Dafür findet man immer Mehrheiten. Diäten werden aus dem gleichen Topf bezahlt wie Arbeitslosengeld – dort jedoch haben Kinder von Arbeitslosen weniger für ihren Gesamtbedarf als der Abgeordnete sich jährlich an Erhöhung gönnt, verdienen sie dazu, greift der Staat auch dieses Geld ab, während Abgeordnete durch „Vorträge“ – unter anderem für den Bankenclan und die von ihm abhängigen Konzerne – Millionen dazu verdienen.

Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, das sich die optimistischen Parolen der Meinungsforscher in der Realität nicht wiederspiegeln: hier erkennen wir nur, dass die Finanzwirtschaft schon längst die gesellschaftliche Macht an sich gerissen hat und dies auch offen demonstriert. Der politische Arm der Finanzmenschen (das Parlament und die Parteispitzen) folgt dem Kult des Geldes mit großer Begeisterung (man kennt sich ja auch persönlich) – alles andere ist „Sozialromantik“.

Und ebenso braucht man wenig Phantasie, um sich vorstellen zu können, das Orte wie der Nachrichtenspiegel irgendwann Säuberungsaktionen zum Opfer fallen werden, weil sie die Schweigespirale absichtlich durchbrechen.

Noch bin ich aber gewillt, die Häufung von Unpässlichkeiten zum Jahresende dem Zufall zuzuschreiben … doch leicht hätte aus der aktuellen Situation böses Blut entstehen können: man stelle sich vor, wir hätten reagiert, wie Finanzmenschen es tun und die virtuelle Existenz eines Mitschreibers (scheinbar) wunschgemäß vollständig ausgelöscht … ohne das dieser auch nur im Geringsten gewußt hätte, worum es geht.

So eine Aktion zur Weihnachtszeit zu starten, wo jeder genug mit sich selbst zu tun hat, ist schon sehr geschickt.

Gott sei Dank … sind wir nicht „jeder“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

TOO BIG TO FAIL – Karikatur zum Selberlabeln

Too big to fail

Ralph Boes ist tot, das System hat gewonnen und mordet weiter.

Ralph Boes ist tot, das System hat gewonnen und mordet weiter.

Samstag, 19.10.2013. Eifel. Heute wird mein letzter Tag mit Gartenarbeit – dann kann der Winter kommen. Wird er auch – daran habe ich keinen Zweifel. Allerdings nicht nur meteorologisch, sondern auch politisch. Es ist nicht schwer, diese düstere Zeit vorherzusagen: eine allmächtige Regierung, eine zur Handlungsunfähigkeit degradierte Opposition (die an sich schon den Namen nicht verdient), ein Wertekanon, der dem einer Räuberbande gleicht – das wird sehr teuer werden für die Bürger. Gestern habe ich mit einem (nicht arbeitslosen) Sozialarbeiter gesprochen, er überraschte mich mit der Frage, ob ich überhaupt noch einen Menschen kennen würde, der glücklich sei. Fast hätte ich gesagt: „Ich“ – doch dann schreckte ich zurück … kam mir kurz so vor, als wäre ich der letzte Überlebende im Zombieland.

Der Zustand des Unglücks wird natürlich nicht in Frage gestellt, man nimmt es klaglos hin: Zombieland halt. Tag für Tag wird es liebloser, gewalttätiger, dümmer – als in einem demokratischen Deutschland groß gewordener Bürger möchte man einfach nur noch weg. Deutschland kann nicht mehr „Heimat“ bieten, es wird „un – heim – lich“.

Die Gründe für diese Entwicklung sind bekannt, viele Schriftsteller haben darüber berichtet – über den „Deutschland-Clan“, über „das System“, über „die Elefantenmacher“: es ist jedem aufgeklärten Bürger klar, dass das Traumschiff Berlin fernab der gesellschaftlichen Realität ein Hort von Wölfen geworden ist, die nur noch dann miteinander ringen, wenn es darum geht, welche Lämmerbürger gefressen werden –  und die Lämmer dürfen wählen, welcher Wolf am Kopf des Tisches sitzen darf. Neu ist die Erkenntnis, das diese Entwicklungen schon im Dritten Reich angelegt wurden: die Geburt des Vierten Reiches ist kein Zufall, doch der deutsche Blogger sieht eher die Zunahme der Nazivergleiche als Problem, weniger das zielstrebige konsequente Wachstum des Vierten Reiches.

Ein Kampf gegen die Auferstehung dieses Monsters, dass in Europa schon jetzt wieder für Angst und Schrecken, Hunger und Obdachlose sorgt, wurde jetzt verloren: der neue Stauffenberg ist tot. Ich hatte Ralph Boes diesen Ehrentitel verliehen (in meinen Augen war das einer, für die meisten Deutschen auch), um auch andere Schichten als die „üblichen Verdächtigen“ darauf aufmerksam zu machen, was da geschieht.

Die Idee war gut, auch wenn mir Führerkult zuwider ist – im Krieg geht es aber nicht anders, das wussten sogar die Indianer und wählten einen Kriegshäuptling. Die Vorstellung, alle Hartz-Kritiker hinter einem Intellektuellen zu vereinen und dabei gleichzeitig dem Bürger klar zu machen, dass neue Hinrichtungen bei Befehlsverweigerungen laufen, war sehr verlockend. Nun – es kam, wie es halt kam: anstatt Frontmann einer sozialen Bewegung zu werden, wurde eine „Ein-Mann-Show“ durchgezogen, die Zusammenarbeit mit anderen Grundeinkommensbewegungen eingestellt, da Ralph und seine bösen Freunde nicht den Verlockungen des TV widerstehen konnte, wurde der total unvorbereitete Akteur gnadenlos durch die Arena gezerrt, was blieb war das Bild von „Deutschlands frechstem Arbeitslosen“: Wasser auf die Mühlen des asozialen Mobs, der das sofort dankbar aufgriff. Wer immer dort Rat gab, muss ein großer Narr sein: der Kriegshäupling war der Schlacht nicht gewachsen.

Dilettantismus amüsiert mich nicht, erst recht dann nicht, wenn es um Menschenleben geht – und dass es darum geht, scheinen die Deutschen nicht zu verstehen. Es geht um IHR Leben, um die Implementierung grundgesetzfeindlicher Werte in unser Alltagsbewußtsein. Medien, Richter, Polizei – überall herrscht das Parteibuch. In kleinen lichten Momenten erlaubt der Spiegel seinem Feigenblatt (den Kolumnisten) mal eine kritische Reflexion des Zeitgeistes, wie aktuell von Georg Diez vorgenommen:

Wie ist denn dieses Gift in die Köpfe von Journalisten gedrungen? Wie können sie in einem freien Land tatsächlich solche Orwell-Sätze schreiben, dass der Staat schon wissen wird, was gut für uns ist? Ist das nur die Angst um die eigene Position, die Angst vor der medialen Herausforderung durch „das Internet“? Reicht das als Erklärung etwa für den klebrigen Populismus von Kirsty Wark, die sich zur Sprecherin der von ihr vermuteten schweigenden Mehrheit der Briten machte, die sich doch „durchaus sicher fühlen“, so sagte sie es, durch die Spionage von NSA und GCHQ?

Was ist los mit einem Journalismus, der die Grundlagen, die ökonomisch gefährdet sind, inhaltlich gleich selbst zerstört?

Hätte man mehr Bildung, würde man nicht so schnell vergessen, dass andere schon längst beschrieben haben, was los ist: der „Putsch von oben“, 2004 von Arno Luik im Stern angekündigt, läuft in vollem Gange. Jahrzehntelang wurden überparteiliche Allianzen unter der Schirmherrschaft des Kapitals geschmiedet, das so mächtig in Berlin geworden ist, dass es die Grünen und Linken ganz schnell schlucken konnte, gleichzeitig wird dafür gesorgt, dass die Lämmer sich vor Furcht nicht aus den Häusern trauen, in denen als Ersatz für Realität immer mehr optisch brillante aber inhaltlich peinliche Unterhaltung produziert wird.

Die Fragen des Herrn Diez lassen sich also leicht beantworten: der Putsch von Oben hat inzwischen die Medien gleichgeschaltet, überzieht gerade das Land mit Sicherungskompanien und bringt Arbeitslose durch unterlassene Hilfeleistung zum Tode, ex-Militärs machen in der Arbeitslosenverwaltung lukrative Karriere und schaffen dort erstmal lukrative Parteibuchjobs von dem Geld, das man den Arbeitslosen aus der Tasche gezogen hat – so stopft man kritische Mäuler am Besten: durch Beförderung.

Wir haben kaum noch unabhängige Medien, das Kapital diszipliniert sie direkt über Werbung, den Aufkauf ganzer Zeitungen oder auch indirekt über die Parteisoldaten, die unablässig ihre Wühlarbeit auf allen Ebenen durchführen, finanziert durch großzügige Spenden. Man merkt den neuen, strammen Geist des Vierten Reiches nicht nur in den Medien, sondern auch in den Parteien: die „Basis“ ist voller Verwunderung über den Kurs ihrer „Elite“, doch gegen den „Willen des Volkes“ kommen sie nicht an … und dieser Wille wird vom „Volk“ auf allen Kanälen tagtäglich gesendet, einmal wendete sich das „Volk“ sogar direkt an den Bürger, die „Nachdenkseiten“ haben das Dokument deutscher Elitemenschen der Nachwelt erhalten: eine breite Front reicher Menschen jubelt Kanzler Schröder für Harzt IV zu – auch Marius Müller-Westernhagen.

Dafür ist Geld da: man will wieder Tote sehen – und fast hätte man wieder einen mehr gehabt.

 

Ralph Boes ist nicht tot. Er lebt – noch.  Die Jobcenter bekommen sogar von dritter Seite Geld überwiesen, um sein Überleben sicher zu stellen, siehe wir-sind-boes:

Nach einer erneuten Sanktion, die am 1.August 2013 über Ralph Boes verhängt wurde, hat dieser erneut öffentlich vorgelebt, dass die Sanktionen sehr wohl bis zum Hunger führen. Nach über 50 Tagen ist die Lage um Ralph Boes so besorgniserregend geworden, dass nun mehrere Menschen begonnen haben, Darlehen an das Jobcenter Berlin-Mitte zu überweisen. Sie fordern das Jobcenter auf, im Namen der Allgemeinheit das Geld umgehend an den mittellosen Ralph Boes weiterzuleiten. Wird das Jobcenter selbst diese Gelder vorenthalten?

Nun – das wird man sehen. Interessanter Schachzug der Planer um Ralph Boes, doch leider wird er nicht weit tragen: Jobcenter sind nicht für die Verteilung von Almosen zuständig, sondern für die Erteilung von Befehlen an Arbeitslose: „Wer zahlt, befiehlt“ hat die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte ersetzt. Wer nicht gehorcht, wird obdachlos und verhungert, das ist so geplant und gewollt.

Das wir die Menschenrechte kampflos aufgegeben haben, werden bald viele Millionen bitter bereuen …. wenn man merkt, das Rentner eigentlich auch arbeitslos sind, ebenso Kosten auf zwei Beinen, deren sozialverträgliches Frühableben man im Dienst an der zahlenden Generation gerne optimal organisiert. Sind doch eh´ alles Schmarotzer … oder „Gammelfleisch“ – ja, das Wort hat die Jugend schon mal eingeführt. Ihm müssen nur noch Taten folgen.

Um die Klage zum Bundesverfassungsgereicht aufrecht zu erhalten, muss Ralph Boes leben. Auf Drängen der Aktivistengruppe hat er seit Kurzem angefangen, wieder Nahrung anzunehmen, wenn sie von Freunden gegeben wurde. Ohne Solidarität wäre Ralph Boes bald Geschichte.

Gäbe es keine Aktivistengruppe – wäre die Überschrift hier korrekt. So ist sie es nur halb.

Bei der Bundestagswahl hat Ralph Boes mehr als die Hälfte seiner Stimmen eingebüßt, sein Antrag auf aufschiebende Wirkung der Sanktion wurde abgelehnt, ebenso lehnte es der Petitionsausschuss ab, die Fordernung nach sofortigem Stop der Sanktionen dem Gesetzgeber zuzustellen.

Herr Boes könnte verhungern und es würde kaum mehr als ein Achselzucken in der Politik bewirken.

Genau.

Es war immer die Frage, ob Gandhis Methode des gewaltlosen Widerstandes auch bei Hitler gewirkt hätte. Viele meinten: nein. Gandhi konnte nur gewinnen, weil die Briten anständige Demokraten waren. Wir haben nun erlebt, wie „Das System“ mit einem kleinen Gandhi aus Berlin umgeht: sie räumen ihn gnadenlos aus dem Weg. In der Tat würde sein Tod niemanden interessieren – immerhin ist ja auch das gerade vom „System“ (in dem dauernd gräßliche Dinge geschehen, für die niemand Verantwortung trägt) beabsichtigt: wer die Befehle von Oberst Weise nicht mit voller Begeisterung ausführt, wird erschossen … äh, nein, Entschuldigung: „sanktioniert“.

Und dieser Zustand ist es natürlich nicht wert, dem Bundestag vorgelegt zu werden.

Wieso auch: der hat das beschlossen!

Das wenigstens haben wir Ralph Boes zu verdanken: die Erinnerung daran, das SANKTIONEN DIREKT ZUM TODE FÜHREN.

Sanktionen sind kein Kinderspiel, noch Spaß. Der Staat greift mit tödlicher Gewalt in den Arbeitsmarkt ein: unser Feind steht moralisch weit unter dem Ethos der britischen Besatzungs- und Kolonialmacht in Indien – es gibt nur niemanden, der das noch so verbreiten würde. Eine Glocke des Schweigens senkt sich über die Republik der Unglücklichen, die Bürger flüchten sich (wie früher schon mal) in die innere Emigration, werden fügsam und biegsam, weil der Tod wieder durch die Straßen schleicht, die Wirtschaft selektiert immer gnadenloser aus, der Staat entsorgt den nicht mehr verwertbaren Müll: das alles hatten wir schon mal. War doch kein Unfall, wie sich zeigt.

Und was ist mit den vielen Menschen, die durch die mit dicken Bonuszahlungen versüßten Sanktionen (die in Deutschland von Jahr zu Jahr neue Rekorde erreichen – Bonus bringt halt doch was) aktuell dem Hungertode nahe sind – nicht durch einen schweren Schicksalsschlag, sondern durch den brutalen Willen eines empfindungs- und verantwortungslosen Staatswesens, das sich völlig dem Dienst an einer Elite von Lumpen verschrieben hat?

Sie sterben, ihre Namen kennt keiner.

Um an sie zu gemahnen, habe ich mir mal erlaubt, den Namen des prominentesten Arbeitslosen in Deutschland zu verwenden – ich glaube, das ist eine verzeihliche Sünde. Dem Herrn Boes selbst wünsche ich: guten Appetit. Schön, wenn man Freunde hat, die helfen, wo der Staat Hunger und Tod sät.

Und ihr anderen, die ihr dem Morden mal wieder meinungs- und tatenlos zuschaut: für euch habe ich leider nur noch eine Tüte Verachtung im Schrank.

Ein Volk, das immer mal wieder dazu neigt, Staatsmacht zum Bürgermord zu missbrauchen, sollte sich nicht wundern, dass es bei der NSA auf der Liste der Feinde steht.

Das ist keine Frage von Politik und Bündnis, dass ist eine Frage von Erfahrung und Menschlichkeit. Rentnergenozid steht nur in Deutschland alternativlos auf dem Plan, nur hier versagten schon einmal alle menschlichen Sicherungen – und man will wohl vorgewarnt sein.

 

 

 

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