Grand Canyon

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Video des Monats: „Wieder einmal Zwerg sein“ (im Schatten der Rautenkönigin)

Nachdem Martin Schulz in selbstlosem Freitod für Ihre Hoheit seinen Geist ausgehaucht hat und die von Andrea Nahles am SPD-Parteitag niedergebrüllten Groko-Gegner immer noch im Keller zittern (siehe „Wollt ihr die totale Groko?“), scheint es die Rautenkönigin nun tatsächlich wieder in den Sattel zu schaffen – wild entschlossen, uns auch noch auf der letzten Etappe am Weg in den Grand Canyon zu führen. Dass uns Sigmar Gabriel auf der Münchner Sicherheitskonferenz „am Abgrund“ sieht (siehe nzz) und „an einer Wegscheide, wie sie die Welt nur alle paar Jahrhunderte“ erlebe, kann sie von ihrem unbeirrbaren transatlantischen Kurs nicht abbringen. Auch dass sich auf den Straßen Protest regt und immer mehr Menschen realisieren, dass die bei der letzten Wahl von der stylishen Agentur „Jung von Matt“ als Herzdame plakatierte Rautenkönigin in Wirklichkeit die Pik Ass (die Todeskarte) ist, die uns wie ein Senkblei Richtung Meeresgrund zieht, lässt sie unberührt – denn die SPD hält ihr auf Biegen und Brechen die Stange.

Das Ganze droht nun zu einer dermaßen grotesken Camouflage zu werden, dass man gerade nicht mehr weiß, ob man sich die Augen reiben, den Bauch halten, lachen oder weinen soll. Die SPD demontiert sich selbst in einer Weise, dass sie den letzten Rest an Glaubwürdigkeit, Inhalt und Würde verspielt – nur um derjenigen alternativlosen Rautenkönigin die Steigbügel der Macht zu halten, vor deren tödlicher Umarmung eigentlich allen graut.

Christoph Sieber hat dieser bizarren Tragikomödie ein akustisches Denkmal gesetzt und lässt die legendäre Elektropop-Band „Kraftwerk“ aus den 1970ern wiederauferstehen, um 2018 das Unsagbare in Worte zu kleiden:

Endzeit-Poesie 4.0: Warum keiner mehr zuhört …


Bild: Henry David Thoreau (cc by Parkwaechter/nachrichtenspiegel.de)

Alltag / Allnacht im Informationszeitalter: Von allen Seiten dringt ein nicht enden wollender Schwall an Worten an uns heran und fordert Einlass in unser Inneres. Der Spiegel erklärt uns ganz unverblümt die Intention der 1.500 Experten, die in der 77. Social-Media Brigade der UK/NATO-Armee ohne Unterlass vor den Bildschirmen sitzen: nichts anderes als eben „die Herzen und Köpfe der Menschen gewinnen“ (Quelle: Spiegel).

Warum aber finden die akademisch akkreditierten Informationen in unseren Herzen und Köpfen keine nachhaltige Resonanz, obwohl sie doch dermaßen vernünftig und sachzwänglich sind, dass der fernsehende Spiegelbildbürger vor ihnen alternativlos in die Knie gehen müsste? Und warum hat sich auf Erden noch nicht das Paradies verwirklicht, obwohl doch die Botschaften des Fortschritts dank Omnipräsenz der Massenmedien heute bis in die hinterste Buschhütte in Burkina Faso dringen? Warum herrschen trotz schrankenlosem Informationsfluss heute mehr Hass, Spaltung und eskalierendes Chaos als jemals zuvor?

Warum lässt es uns kalt, wenn die neue SPD-Chefin Andrea Nahles mit aller ihr zu Gebote stehender Inbrunst zur Vernunft (zur Groko) aufruft? Warum sinken die Umfragewerte der großen Parteien in den Keller, obwohl Fortschritt, Sicherheit und die digitale Transformation unserer Gesellschaft winken? Warum bleibt die Begeisterung hinterm Ofen sitzen, wenn uns die Bundeskanzlerin bei jeder Neujahrsansprache erneut erklärt, dass wir weiter über die Atlantikbrücke Richtung Grand Canyon trotten müssen, wenn wir gut und gerne leben wollen?

Warum reagieren sogar immer mehr Menschen mit vehementer Allergiebereitschaft gegen die strahlende Vernunft, die uns von Kindesbeinen an täglich eingetrichtert wird? Sind wir vielleicht sogar deswegen ein Volk von Allergikern geworden, weil wir bis oben hin angefüllt wurden mit dieser Art von Vernunft?

Und warum finden auch unsere eigenen Worte vielfach kein Gehör, obwohl wir doch von dem überzeugt sind, was wir sagen?

Henry David Thoreau hat versucht, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Es soll schon Menschen gegeben haben, die in diesen Worten Thoreaus den Schlüssel dafür gefunden haben, wie sie die Herzen und Köpfe ihrer Mitmenschen auf legitime Weise „gewinnen“ können:

Soll die Wahrheit gehört werden,
ist sie mit Güte vorzubringen.
Die Wahrheit ist nur dann gütig,
wenn sie ehrlich von Herzen kommt.
Wisse, wenn jemand etwas nicht versteht, das du ihm sagst,
dann trifft eines von beidem zu:
Entweder ist das Gesagte nicht wahr,
oder du hast es ihm ohne Güte gesagt.
Die einzige Art und Weise, die Wahrheit zu sagen, ist gütig.
Nur Worte eines liebevollen Menschen werden gehört.

(Henry David Thoreau)



Allgemeines zur Kolumne „Endzeitpoesie 4.0 – Brennholz gegen Robotisierung und drohenden Erfrierungstod“:

Da in unserer aus den Fugen geratenden Welt vieles nicht mehr rational verstehbar und auch kaum noch ertragbar ist, brauchen wir dringend ein Gegengewicht aus dem Reich der Poesie … mit diesem geistigen Gegengift in den Adern wird vieles Unverständliche plötzlich wieder verständlich und Unerträgliches wieder ertragbar – oder noch besser: gestaltbar!

Denn die größte Lüge, die uns heute beigebracht wird, ist: dass der Einzelne ohnehin nichts tun kann. – Das genaue Gegenteil davon ist wahr: Es kommt auf jeden einzelnen an und das mehr als jemals zuvor. Und wie uns schon Dostojewskij erklärt hat, ist im Leben auch niemals etwas umsonst, selbst wenn eine Bemühung keinen sichtbaren Erfolg zeigt: „Alles ist wie ein Ozean, alles fließt und berührt sich; rührst du an ein Ende der Welt, so zuckt es am anderen.“

Gerade unsere geistlose Zeit braucht philosophische Gedanken wie eine Wüste das Wasser. Dieses Wasser – die Gedanken der großen Geister der Menschheit – gibt es schon lange. Aber die scheinbar alten – in Wirklichkeit ewig jungen – Gedanken bleiben nicht dieselben: Jeder, der sie aufgreift und verinnerlicht, färbt sie mit seiner individuellen Persönlichkeitsnote ein und bringt dadurch wieder ganz neue Farben in die Welt, die bisher noch nicht existiert haben. Und solche Farben braucht unsere grau gewordene Welt (siehe 1000 Gestalten.de) heute dringend – sie saugt sie auf wie ein trockener Schwamm das Wasser … damit wieder Neues, Kreatives, Menschliches entstehen kann.

In diesem Sinne wollen wir der pseudopragmatischen Alternativlosigkeit (siehe „Der Führer 4.0 – Er ist schon längst da“) die Gefolgschaft in den Grand Canyon verweigern und es lieber mit Ilija Trojanow halten: „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“. – Dann kann die scheinbare Endzeit zu einem neuen Anfang werden.

Video des Monats – Steve Cutts uncut: „Are You Lost In The World Like Me?“

Unter Tauchern ist es bekannt, wie leicht einen in lichtlosen Untiefen der Tiefenrausch packen kann. Das Phänomen des Tiefenrausches ist bis heute nicht abschließend geklärt. Es bleibt ein Rätsel, wie an sich hochintelligente Menschen in einen vollkommen entfremdeten, selbstmörderischen Zustand geraten können, in dem sie wie in Trance von illusorischen  Emotionen ergriffen werden und  darauf vergessen, dass sie eigentlich wieder auftauchen sollten. Viele Taucher, denen in solchem Zustand schleichend der Sauerstoff ausgegangen ist, wurden vom Meeresgrund für immer verschluckt.

Der Tauch-Pionier Hans Hass hat daher bei seinen Tiefsee-Expeditionen stets eine Liste mit dabei gehabt. Darin waren alle Arbeiten notiert, die er sich für den jeweiligen Tauchgang vorgenommen hatte: 1.) Korallenproben nehmen, 2.) Fische fotografieren, 3.) Muscheln sammeln etc. – aber als letzten Punkt hatte er sich stets dazunotiert: AUFTAUCHEN!

Hans Hass hat seine Memo seinerzeit mit wasserfester Kreide auf eine Handtafel gekritzelt, heute würde er vermutlich eine Auftauch-App programmieren. Eine solche App würden wir heute dringend brauchen, denn nicht nur der Zeiger unserer Sauerstoffuhr hat sich bereits bedrohlich weit in die anaerobe Zone gedreht, auch die Doomsday Clock (siehe „Bulletin of the Atomic Scientists„) wurde Anfang dieses Jahres um weitere 30 Sekunden vorgestellt und steht nun auf zweieinhalb Minuten vor Mitternacht – der symbolischen Apokalypse.

Aber vielleicht ist es auch notwendig, dass sich die Dinge bis ins Absurde zuspitzen, bevor wir aufwachen und im Sinne der griechischen Stoiker endlich „Das Notwendige“ (das Not-Wendende) tun. Dazu muss man wissen, dass die Zeiten, in denen „Das Notwendige“ von Außen/der Politik/der Religion etc. verkündet wurde, längst vorbei sind. Heute muss jeder selbst herausfinden, was er auf seine individuelle Weise zum „Notwendigen“ beitragen kann. Nicht jeder braucht dabei ein Held wie Edward Snowden oder Nelson Mandela werden. Oft ist es nichts äußerlich Spektakuläres, was die Not wendet. Bereits ein aufmerksamer Blick, ein verständnisvolles Wort, ein humorvolles Lächeln inmitten einer nervösen Kassenschlange im Supermarkt – kann menschliche Not wenden.

Wir brauchen nur den Blick zu heben, dann wird jeder von uns Gelegenheiten zuhauf finden, um Not zu wenden.

Den Blick zu heben erfordert angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und Unter-Haltung natürlich einen herkulischen Kraftakt – denn wie löst man Augäpfel von einem Matschphone, wenn diese mit Industrie 4.0-Loctite an das LED-Display angeklebt wurden?

Das ist die brennende Frage, die auch den Cartoonisten Steve Cutts in seinem neuesten Video bewegt. Aber sehen Sie selbst – und sehen Sie das Ende des Videos nicht als unausweichliches Fatum, sondern als bloßen Weckruf zum Auftauchen.

Video by Steve Cutts (siehe Galerie)

in memoriam Steve Geshwister

  • aus den Kommentaren zum Video auf Youtube: „Is this a little creepy or is it just me?“

Hurrikan Hillary und Tornado Donald im Anrollen auf die letzten Grünflächen unseres Planeten – über apokalyptisches Wahlgetrommel, Oktoberfestbieranstiche und nicht enden wollenden Antiamerikanismus

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Bild: Flickr / Rich Girard / CC BY SA 3.0 / Quellenlink

Die Vorbereitungen zum nächsten Oktoberfest laufen auf Hochtouren. Münchens Oberbürgermeister drückt im Rich Kings Club-Fitnesstudio bereits emsig die Hanteln, um den traditionellen Bockbieranstich am 17.9. standesgemäß über die Bühne zu bringen. Indes lässt er sich von seinen akademischen Stimmbildungscoaches die Stimme ölen, damit er dann mit einem zünftigen “O’zapft is”-Ruf dem nach Unterhaltung lechzenden Volk den erlösenden Startschuss zum kollektiven Besäufnis geben kann.

Ob er es dieses Jahr wieder schaffen wird, das Bierfass mit nur zwei Schlägen anzuzapfen (siehe das unten ersichtliche, in die Annalen der Bayerischen Landesgeschichte eingegangene Video), steht noch nicht fest. Niemand kann ihm jedenfalls vorwerfen, dass er den kompromisslosen Leistungsgedanken, den er seinen Bürgern täglich predigt, nicht auch selbst vorlebt. Während der Begründer der Tradition, SPD Oberbürgermeister Thomas Wimmer im September 1950 zum erstmaligen Anstich noch 17 Schläge benötigte, hält der amtierende  Oberbürgermeister Dieter Reiter bei bloßen zwei Schlägen, um das Opus magnum zu bewältigen. Falls er dieses Jahr seinen eigenen Rekord brechen und das flüssige Hopfengold mit einem einzigen Schlag zum Sprudeln bringen sollte, dann ist ihm wohl eine Wiederwahl ins höchste Stadtamt so gut wie gewiss.

Dass das Oktoberfest inzwischen sogar in China kopiert und zum größten asiatischen Volksfest avanciert ist (siehe Sueddeutsche), beweist jedenfalls, dass Deutschland auch 180 Jahre nach Goethes Tod immer noch kulturell impulsierend wirkt.

Während wir hierzulande emsig mit dem Vorbereiten des weltgrößten Volksfestes beschäftigt sind, brauen sich im Westen pechschwarze Hagelwolken zusammen, die die bierselige Idylle trüben. Ein Hagelschaden droht, den keine Versicherung der Welt abdecken kann. Sogar als seriös geltende Medien bedienen sich mitunter einer drastischen Wortwahl und bezeichnen die Anfang November im Land des Grand Canyon stattfindende US Präsidentschaftswahl als „Wahl zwischen Pest und Cholera“ (siehe n-tv).

Nachdem der links-soziale Hoffnungsträger Bernie Sanders nach allen Regeln der Kunst ausgebootet wurde (eine Studie der Stanford University zeigt auf, wie die Wahlen mit elektronischen Wahlmaschinen zugunsten Clintons manipuliert wurden, siehe hier auch eine prägnante Zusammenfassung sonstiger Machenschaften im US Wahlkampf) herrscht nun Katerstimmung.  Auch die Nominierung des konservativen Südstaatendemokraten Tim Kaine zum Vizepräsidenten an der Seite von Clinton erscheint gemäß den Worten des Nachrichtenportals Commondreams als ein offenes „Fuck you“ des Establishments gegenüber der auf Veränderung drängenden Parteibasis. Bleibt als Alternative zu Clinton also nur noch Donald Trump.

Der Kolumnist John MacArthur bringt das Dilemma bildhaft zum Ausdruck: “Of course I won’t vote for Donald Trump. He’s a wolf in wolf’s clothing. But I will never vote for Hillary Clinton.“ (Quelle:  The Spectator).

Auch die Einschätzung von  Paul Craig Roberts, dem ehemaligen US Finanzmister und Herausgeber des Wall Street Journal, ist alles andere als beruhigend. Die Wahl Hillary Clintons setzt er mit nichts weniger gleich als mit der nuklearen Vernichtung unseres Planeten: „We don’t know much about Trump but … if Hillary gets into the Oval Office, I predict nuclear war before her first term is over. A vote for Hillary is a vote for nuclear war.“ (Quelle: Gobalresearch)

Mit seltener Deutlichkeit führt er den US-amerikanischen Wählern die aktuelle Situation und ihre Verantwortung vor Augen: „If the result of Americans’ dereliction of duty is nuclear war, the American people will be responsible for the death of planet Earth. One would hope that with responsibility this great on their shoulders, the American people will reject the unequivocal war candidate…“

Obwohl Trump auch in den Augen anderer hartgesottener Patrioten wie Clint Eastwood (siehe Telepolis) das kleinere Übel wäre, werden auch jenem durchaus psychopathische Ambitionen bezüglich eines Atomwaffeneinsatzes nachgesagt. So soll Trump nach Angaben des amerikanischen Fernsehsenders MSNBC angeblich seine außenpolitischen Berater während einer Besprechung innerhalb einer Stunde dreimal wörtlich gefragt haben: „Wenn wir Atomwaffen haben, warum setzen wir sie nicht ein?“ Moderator Joe Scarborough, der angeblich Zeuge dieser Besprechung war, hat  diesbezüglich den früheren Chef von CIA und NSA, Michael Hayden angesprochen und ihn gefragt, wie genau das Auslösen von Atomwaffen durch einen amerikanischen Präsidenten ablaufen würde. Haydens Antwort: „Das Verfahren kann variieren, aber es ist definitiv auf Schnelligkeit und Entschlossenheit ausgelegt. Zeit für Diskussionen gibt es dann nicht mehr.“

Obwohl sie wie ein grotesker Klamauk wirkt, hat die anstehende US Wahl also etwas eminent Schicksalhaftes, nicht nur für die US Bürger, sondern ebenso für alle anderen Bewohner dieses Globus. Ob der Oberbefehl über die amerikanischen Streitkräfte und das weltweit größte Atomwaffenarsenal demnächst dem als Choleriker bekannten Baulöwen Trump in die Hand gedrückt wird oder der in Washingtoner Kreisen aufgrund ihrer bellizistischen Ader als „Killary“ bezeichneten Clinton, wird bei uns wohl gleichermaßen für unruhigen Schlaf sorgen.

Die US Wirtschafts- und Rüstungsmächte – von Präsident Eisenhower aufgrund ihrer intensiven Verflechtung schlicht als “militärisch-idustrieller Komplex” bezeichnet – bevorzugen Clinton als Präsidentin. Und dies aus gutem Grund: Sie bietet “Vorhersehbarkeit” (im Artikel “Why the Military-Industrial Complex Loves Hillary” in The American Spectator  wird ein Rüstungslobbyist zitiert: “Clinton offers what weapons makers crave most: predictability.” Hingegen wird Trump in der Branche als “totally unknown quantity” verschmäht.)

Und im harten Business geht es in der Tat um viel. Da ich selbst Berufspraxis im Bombenbau hinter mir habe (siehe Nachrichtenspiegel), weiß ich nur zu gut, wie Rüstungsexporte und der Wohlschand einer Nation voneinander abhängen.

The Intercept  hat unlängst veröffentlicht, wieviele Länder der Erde die Amerikaner gerade durch verdeckt operierende Killer-Kommandos (Special Operations Command / SOCOM) „befrieden“: Demnach sind es 147 Länder, in denen amerikanische Sondereinsatzkräfte wie Green Berets, Delta Force und Navy SEALs gewaltsam fuhrwerken. Die vorgenannte Zahl wurde durch SOCOM-Sprecher Ken McGraw offiziell bestätigt.

Wie das Handwerk der US SOCOMs abläuft, hat Filmemacher Jeremy Scahill anschaulich ins Bild gebracht. Nachdem man seine  preisgekrönte Doku gesehen hat, versteht man auch, wie es möglich war, dass wie aus dem Nichts plötzlich eine apokalyptische Reiterschar islamischer Fundamentalisten auf der Weltbühne auftauchen konnte, die so schrecklich ist, dass selbst friedliebende Bürger dafür dankbar sind, dass die Rüstungsindustrie nun Tag und Nacht im Akkord Drohnen, Bomben und Raketen produziert, um die barbarische Horde wieder einzudämmen. Gänsehautschauer laufen einem insbesondere am Ende der Doku über den Rücken, wenn ein inkognito gefilmter SOCOM-Veteran über das Abarbeiten immer endloser werdender Todeslisten erzählt – und er sein persönliches Fazit über die SOCOMs zieht: „We have created a big hammer – always searching for a nail.“

147 Länder – insgesamt haben wir 195. Mit anderen Worten: In 75 Prozent aller Nationen auf unserem Globus maßen sich die USA also an, gewaltsam zu bestimmen, wo es lang geht, demokratische Wahlen der ansässigen Bevölkerung zu ignorieren und sich zu Herren über Leben und Tod aufzuschwingen.

Da ist es ja wirklich vollkommen unverständlich, warum sich allerortens „Antiamerikanismus“ regt… dabei sollten die Menschen in den Ländern, die mittlerweile in totales Chaos und Schutt und Asche gelegt wurden, doch ihren Wohltätern zu Dank verpflichtet sein, dass sich über ihren Heimatboden nun die Segnungen von Fortschritt, Effizienz und Entertainment ergießen.

Aber lassen wir das heikle Wort (Anti-)Amerikanismus vorerst einmal beiseite, sonst laufen wir Gefahr, dass dieser auf Facebook verlinkte Artikel von einem Bertelsmann-Sonderkommando umgehend gelöscht wird. Das transatlantisch vernetzte Bertelsmann-SOCOM hat nämlich den Auftrag, das Web von „hatespeech“, insbesondere von Unmutsbekundungen über die ‚invisible hand of the market‘ bzw. die globalen Ambitionen der US Militär- und Wirtschaftsmacht zu säubern (über das gleichermaßen rätselhafte wie rechtsfreie Verschwinden von US-kritischen Beiträgen auf Facebook hier übrigens ein lesenswertes Essay von Jens Berger) .

Bleiben wir also stattdessen beim bloßen Geschäft. Geschäftstüchtige Gedanken anzustellen ist ja nicht verboten, sondern ist heute sogar oberste Bürgerpflicht. Auch Donald Trump stellte als ausgeschlafener, geschäftstüchtiger Kopf natürlich einige ganz nüchterne Berechnungen an. Hierbei kam er zum Schluss, dass sich der abgründig verschuldete US Haushalt milliardenschwere Militärinterventionen in fremden Ländern so wie bisher einfach nicht mehr leisten könne. Konsequenterweise hat Trump angekündigt, als Präsident die Expansionsstrategie der NATO zurückzufahren und auch mit Putin Frieden zu schließen.

Macht Trump mit dem was er sagt, Ernst, dann wäre das ein radikaler Kurswechsel, der im diametralen Gegensatz zu den über Generationen gepflegten Ambitionen der US Eliten steht. Die Welt hätte eine Chance auf eine neue kulturelle, wirtschaftliche und soziale Konsolidierung. Nach all den Enttäuschungen der letzten Jahrzehnte klingt es geradezu grotesk, dass ausgerechnet aus dem Mund eines egomanen Exzentrikers wie Trump nun eine solch hoffnungsvolle Verheißung in den Raum gestellt wird. Ob Trump seine angekündigte Linie durchhält, nachdem er im Amt ist, bleibt jedenfalls abzuwarten. Auch nach der Wahl eines Hoffnungs- und Friedensnobelpreisträgers wie Barack Obama zum US Präsidenten hatte man ja kurz gedacht, dass das globale Gemetzel nun doch einmal ein Ende haben und der ehemalige Bürgerrechtsanwalt den militärisch-industriellen Komplex, vor dem uns Eisenhower und Kennedy so eindringlich gewarnt haben (siehe unten), schon wieder zur Räson bringen werde.

Da menschliche Enttäuschung eine der wesentlichen Signaturen unserer Zeit ist, mit der wir heute fertigwerden müssen, hat sich auch diese Hoffnung leider nicht erfüllt. Wie auch immer, der Friedensforscher Daniele Ganser plädiert dafür, dass wir Obama sein Versagen nicht übelnehmen sollen: „Wenn Obama in den USA wirklich einen ‚Change‘ [A.d.V.: der Machtverhältnisse] gemacht hätte, dann wäre er genau dort gelandet, wo auch Kennedy seinerzeit gelandet ist: mit einer Kugel im Kopf unter der Erde.“ Dass Obama also statt Ehre im Jenseits lieber Ehre im Irdischen inklusive dem Friedensnobelpreis und den Genuss von Viersternemenüs in den erlesensten Golfyachtclubs vorgezogen hat – wer kann ihm diese pragmatische Wahl verübeln, noch dazu in einer Zeit, in der es ja laut herrschender Lehrmeinung gar kein Jenseits geben soll, sondern nur ein Diesseits?

Wenn also selbst ein ehemals wackerer Bürgerrechtsanwalt lieber den Spatz in der Hand anstelle der Taube auf dem Dach gewählt hat, dann möge man also auch gegenüber Trump nachsichtig sein, wenn auch er sich in ganz pragmatischer Weise für den Spatz entscheidet. Hat er doch aus seiner Eigennützigkeit noch niemals einen Hehl gemacht: „Ich bin Geschäftsmann. Ich gebe allen Geld. Wenn mich jemand anruft, gebe ich ihm Geld. Und wissen Sie was? Wenn ich zwei, drei Jahre später etwas brauche, ist er für mich da. Das System ist kaputt.“ (Quelle: FAZ)

Wenn der militärisch-industrielle Komplex demnächst statt 147 Länder nur noch 70 Länder bewirtschaften/bedrohnen darf, dann wäre das eine schmerzliche Geschäftseinbuße von mehr als 50 %. In einer Branche, die am liebsten zweistellige annuale Wachstumsraten hat, hört man solche Rückzugsbekundungen aus dem Bombengeschäft also gar nicht gerne.

Falls Donald Trump ab November wirklich auf dem politischen Parkett des Oval Office in Washington tanzen sollte, dann wird es wohl kein Problem sein, ihn auf Linie zu bringen. Wenn man selbst einen ehemals engagierten Bürgerrechtsanwalt und Friedensnobelpreisträger wie Obama auf Linie bringen konnte, dann wird man das mit einem rein profitorientierten Baulöwen ebenso zu tun wissen und diesem Löwen nötigenfalls ein paar fachlich versierte Dompteure ins Büro schicken. Keine plumpen Dompteure mit Peitsche wie in der Zirkusmenagerie freilich, sondern durchwegs diskrete, im Understatement routinierte Herrschaften in Nadelstreif, die dem blonden Baulöwen bei einem abendlichen Business-Dinner in der Lobby-Lounge milde lächelnd und mit der vollen Autorität des hinter ihnen stehenden Machtapparates klarmachen, in welche Richtung der Zug, den er als Präsident heizen darf, fährt. Als ausgebuffter Geschäftsmann, dem sein Leben lieb ist, wird Trump schnell verstehen, was Sache ist.

Aber vielleicht ist es auch gar nicht notwendig, dass sich einer der 12.281 in Washington registrierten Lobbyisten (Quelle: Wikipedia) die Hände schmutzig machen und mit Trump Klartext sprechen muss.  Wie Noam Chomsky oder Fabian Scheidler in ihren soziopolitischen Studien mit Brillanz darlegen, hat sich ja in den Mainstreammedien bereits ein quasi selbstregulierender Automatismus etabliert, der abweichende Meinungsmacher zuverlässig auf Linie bringt. Machtpolitische Verschwörungen werden also schon bald, erstmals in der Menschheitsgeschichte, wirklich vom Boden verschwunden sein – so wie das die Mainstreammedien heute bereits in visionärer Weise vehement konstatieren: Verschwörungen gibt es ganz einfach nicht. Verschwörungen gab es zu Cäsars und Christi Zeiten, aber doch nicht in unserem Zeitalter der totalen Vernunft. Verschwörungstheoretiker können dann endgültig einpacken (Tip des Parkwächters an alle Verschwörungstheoretiker: eine rechtzeitige Umschulung zum akademischen Briefmarkensammler oder zum diplomierten Schildkrötenzüchter kann helfen, die dann freiwerdende Zeit totzuschlagen; habe an einer Bushaltestelle unlängst auch ein großes Werbeplakat gesehen, das sich an den ganz normalen Kleinbürger wendet: „Ausbildung zum Lobbyisten“).

„Der Clou dabei ist: Wenn die Presse einfach der Logik des Marktes ausgeliefert wird, dann braucht es kaum noch offizielle Zensur, um das Spektrum der öffentlichen Diskussion auf systemkompatible Positionen einzuengen. Die Eigentümerstruktur, die Abhängigkeit von Anzeigen, die Auswahl der Quellen und der vorauseilende Gehorsam gegenüber mächtigen Interessengruppen filtern unbequeme, nicht systemkonforme Positionen effektiv heraus.“ (aus: Fabian Scheidler, Das Ende der Mega-Maschine; siehe auch: Noam Chomsky – Manufacturing Consent)

Erste Vorschullektionen in Sachen US Außen- und Militärpolitik  bzw. Wirtschaftsimperialismus erhält Donald Trump also bereits während der Interviews mit der Wahrheitspresse. So wurde er z.B. während eines Interviews  von David Sanger, dem Chefkorrespondenten der New York Times  (übrigens auch Mitglied im CFR/Council on Foreign Relations) darauf hingewiesen, wo der Hammer hängt. Auf Trumps Ankündigung, die NATO Expansion und die US Machtpolitik in Europa zurückzufahren, erwidert der New York Times – Korrespondent:

„Ich denke, viele in Ihrer Partei würden sagen, dass der Grund, warum wir Truppen in Europa haben (…) der ist, dass es in unserem Interesse liegt, offene Handelsverbindungen zu bewahren, (…) dass unsere Führerschaft nach dem zweiten Weltkrieg auf unserer Fähigkeit beruhte, überall auf der Welt unsere Macht zum Ausdruck zu bringen (‚to project power around the world‘)“  [Quelle: New York Times]

Wie Harald Schumann in einem Artikel im Tagesspiegel beschreibt, fürchten die Konzerne aktuell eine „Revolte der Verlierer“: „Die Alarmstimmung ist berechtigt. Mit dem Aufstieg der neuen Nationalisten in Amerika und Europa steht das ganze bisherige Modell der Globalisierung in Frage. Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung, das waren die Instrumente, mit denen die Regierungen des Westens über vier Jahrzehnte die Verschmelzung von Unternehmen und Kapitalflüssen über alle Grenzen hinweg vorangetrieben haben.“

Was die Globalisierung, die uns derzeit ökonomisch, ökologisch und allgemeinmenschlich an den Rand des Abgrunds treibt, ihrem Wesen nach eigentlich ist, hat der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger bereits ganz freimütig bekannt:

„Globalisierung ist nur ein anderes Wort für US-Herrschaft“ (Quelle: Wikipedia).

Gleichermaßen unverblümt hat sich seinerzeit auch Joseph Beuys ausgedrückt, für den glasklar war, dass „Amerika die ganze Welt versaut“ habe. Das auf Facebook zu posten, damit hätte er wohl heute einige Probleme. Beuys weiter über die Richtung Europa expandierende US Kultur:

„Auschwitz existiert weiter auf eine andere Art. Nicht mehr diese primitive Methode, dass man Menschen ins Feuer wirft und sie so vernichtet, aber heute vernichtet man sie durch diese Art von Wirtschaft, die die Menschen innerlich aushöhlt und zu Konsumsklaven macht.“

Natürlich wurde Beuys seinerzeit bei den Grünen genauso schnell ausgebootet wie Bernie Sanders bei den US Demokraten. Statt ihm haben dann eben die Joschka Fischer-Typen und die Ditfurthianer das Rennen gemacht – die heute unter Wohlgefallen der Amadeu Antonio Stiftung die letzten profunden Gründenkerzellen aus dem smart gewordenen Bioladen via Facebook entfrienden (siehe Meedia) und zur neuen Hexenjagd gegen Querdenker blasen (siehe z.B. Denunziationsaufruf auf Fefes Blog).

Zurück aber zur aktuellen US Wahl. Slavoj Žižek bezeichnet sie als Placebo und hält das US Zweiparteiensystem für die „Erscheinung einer Wahlmöglichkeit, die es im Grunde gar nicht gibt“. Die Studie „Testing Theories of American Politics: Elites, Interest Groups, and Average Citizens“ der US-Universität Princeton 2014 kam zum öffentlich publizierten Ergebnis, dass die USA de facto von einer elitären Wirtschaftslobby und einer kleinen Zahl einflussreicher Amerikaner regiert wird.

Aber vielleicht sollte ich an dieser Stelle aufhören … ich verwende schon wieder politisch unkorrekte Keywords und sammle Schlechtpunkte im globalen XKeyScore Bürgerüberwachungssystem. Dabei hat doch Bundespräsident Gauck bereits mit dem ganzen Gewicht seiner prähistorischen Autorität verkündet, dass „die Eliten gar nicht das Problem sind, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem“ (sic, siehe Youtube).

Vielleicht ist Gauck ja gar kein Zyniker, vielleicht hat er ja Recht. Vielleicht sind wirklich wir das Problem. Denn unser Irrtum besteht ja vielfach darin, zu glauben, dass Demokratie fix da ist, sobald sie einmal als Staatsform durch Statuten, Verfassung etc. installiert ist und wir dann gemächlich am Oktoberfest einen auf „O’zapft is“ machen können. Weit gefehlt! – Demokratie braucht den DEMOKRATISCH BEWEGTEN MENSCHEN, d.h. Menschen, die wach denken, sich für das Gemeinwohl engagieren, Altes/Rigides/Unerträgliches erneuern, die Dinge weiterentwickeln wollen, kreativ und empathisch sind – sonst ist Demokratie schlichtweg nicht existent und es sprießen stattdessen giftige Sumpfdotterblumen bzw. Maulwurfspolitiker.

Würden wir aus unserer Unterhaltungsnarkose aufwachen und uns als mündige Menschen hinstellen, dann wären all die absurden politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse ebenso wie die bizarren Rappelköpfe, die auf der Politbühne allerortens ihre Siegeszüge antreten, von vorherein ausgeschlossen.  Denn in Wirklichkeit verhält es sich mit dem globalen Gleichgewicht wie mit einer Waage: In dem Moment, wo viele Menschen aufwachen und wieder mündig werden, müssen im Gegenzug die Machenschaften der Globalisierungseliten und Finanztechnokraten wieder absteigen. Bzw. wird man letzteren Persönlichkeiten dort einen Platz geben, wo sie hingehören und sich als nützlich erweisen können: z.B. als Baggerfahrer in einer Schottergrube, als Buchhalter in einer Nudelfabrik oder als physikalische Laborantinnen mit Mundschutz hinter einem Mikroskop. – Aber man wird sie um Gottes Willen doch nicht an die obersten Schalthebel der Macht setzen so wie jetzt gerade, von wo aus sie – an der Leine von US-Thinktanks, denen die europäische Kultur und die europäischen Sozialsysteme bei ihren Ambitionen zur totalen Verwertung und Digitalisierung der Umwelt- und Humanressourcen ein gewaltiger Dorn im Auge sind – über unsere Zukunft bestimmen.

Dann müssten alle Trumps, Clintons, Bushs, Poroschenkos, Erdogans, Merkels und Schäubles, die ihre Bürger derzeit über die transatlantische Brücke ins vorprogrammierte Unglück bzw. in den Grand Canyon führen, aus ihren schwarzglänzenden SUVs aussteigen und stattdessen in einem staubigen Fiat Panda zum Aldi fahren, wo sie dann zum ersten Mal in ihrem Erwachsenendasein erfahren würden, was ein Liter Milch und ein Kilo Äpfel kosten.

American Hero and American Way of Life

Für dieses Wahlversprechen erhält er gerade tosenden Applaus und stehende Ovationen: Donald Trump will „America great again“ machen.

Dabei wissen nicht einmal die US-Chefapologeten so richtig, was am American Way of Life so besonders „great“ sein soll. In seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ spricht etwa Zbigniew Brzezinski – also derjenige Präsidentenberater, der für Carter bis Obama die Leitsätze des American Dream definiert hat – vom „nicht genauer bestimmbaren, aber erheblichen kulturellen Reiz des American Way of Life“, auf dem „Amerikas imperiale Macht beruht“.

Wer also verstehen will, was sich hinter dem American Way of Life wirklich verbirgt, der kann sich das Studium des fast 300 Seiten dicken Wälzers (siehe Amazon) von Brzezinski sparen. Er kann sich aber stattdessen eine einminütige Sequenz aus den Simpsons ansehen, um in kompakter Form darüber in Kenntnis gesetzt zu werden, welches Ideal, welche Träume und welches Lebensgefühl sich hinter dem vielgepriesenen American Way of Life verbirgt.

Er wird danach auch verstehen, warum unser Globus sich schon demnächst in eine gefrackte, mechatronisierte und ziemlich verkokelte Wüste verwandeln würde, falls dieser – zugegebenerweise höchst attraktive – Way of Life weiterhin die Köpfe des homo zappiens beherrschen sollte und wir keine ernsthafte Alternative dazu entwickeln.

(Anmerkung: Das nachfolgende Video stammt von Steve Cutts, einem Cartoonisten, der sich früher als Werbegrafiker für Google, Coca Cola, Kellog’s & Co. verdingt und es in der Disziplin des Illusionserzeugens bis zur höchsten Meisterschaft gebracht hat. Seit er bemerkt hat, dass er mit seiner Werbung nur ein Lebensgefühl anheizt, das uns nirgendwohin anders hinbringt als an den Abgrund des Grand Canyons und in ein großes Würgen Aller gegen Alle, benützt er seine meisterhafte Feder nun dazu, um die Illusionen, die er uns früher verkauft hat, wieder aufzulösen.)

 

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