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Das Ende der Gewalt
Im Mutmach-Gespräch erzählt die Agraringenieurin und Autorin Monika Alleweldt von ihrer Forschung in der Friedensgemeinschaft Tamera und erklärt, wie sich eine friedliche Welt umsetzen lässt.
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Laut den Berichten großer Medien kam es Samstag, den 20.3.2021, in Kassel zu erheblicher Gewalt. „Querdenker“ und „Corona-Leugner“ seien für diese Gewalt verantwortlich. RT DE war vor Ort und gewann einen ganz anderen Eindruck.
Oliver Woldt
Wie sieht der typische Faschist aus? Welche Vorstellung hast du von einem Faschisten?
Wenn in deiner Vorstellung ein Schwarzweissbild von Menschen in Uniform, Hitler und Mussolini abläuft, dann ist dein Bewusstsein eingeengt. Hauptsächlich durch die, seit der Schule dauerhafte Darstellung und Verbindung des Faschismus mit der Nazizeit. Ein Faschist ist ein Nazi. Nein, ist er nicht. Zumindest nicht zwangsläufig.
Ein Kommentar von Rainer Rupp.
„Das Ende der westlichen Welt, wie wir sie kennen“, befürchtet Jorge Hernéndez in seinem am 24. Oktober 2020 erschienenen Artikel in der US-Polit-Zeitschrift „National Interest“. Denn das im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen angeschwollene Chaos in den USA werde nach den Wahlen nur noch schlimmer werden. Das ist eine Einschätzung, die der Autor dieser Zeilen voll und ganz teilt, obwohl er die Ursachen für diese Entwicklung woanders sieht.
Nach dem Tod des unter Drogen stehenden schwarzen Kriminellen George Floyd, bei dessen Festnahme auf der Straße ein weißer Polizist Minuten lang auf dessen Hals gekniet hatte, um seinen Widerstand zu brechen, explodierte in den USA landesweit eine angeblich „anti-rassistische“ Gewalt gegen die mit der Erbschuld der Sklaverei belastete weiße Mehrheit. Unter dem Eindruck von Black Lives Matter (BLM) hat sich seither wieder weltweit das Bild von Amerika als unwiderruflich rassistische Nation durchgesetzt. Und die US-Propagandisten sorgen sich mehr denn je, dass Amerikas Auftrag, das unverzichtbare, globale Leuchtfeuer des Westens für Freiheit, Demokratie Gleichberechtigung darzustellen, als Mogelpackung entlarvt worden ist; eine Packung, die niemand mehr kaufen will, mit Ausnahme der transatlantischen Eliten in den US-Vasallenstaaten, wie z.B. Deutschland, denn deren Karriere und Wohlstand hängen von der Aufrechterhaltung dieser Propaganda Mär ab.
Multiple arrests amid scuffles at Berlin anti-COVID-measures rally
Berlin’s protests against new COVID restrictions have escalated, leading to scores of demonstrators being detained and at least one being injured.
Italien: Spannungen bei Protest gegen Corona-Beschränkungen in Mailand
Am Montag kam es in Mailand bei Protesten gegen die neuen Corona-Beschränken zu Spannungen zwischen der Polizei und den Demonstranten. Die Demonstranten marschierten mit brennenden Fackeln durch die Straßen und schossen dabei mit Feuerwerkskörpern um sich. Daraufhin versuchte die Polizei, mit dem Einsatz von Tränengas die aufgebrachte Menge zu zerstreuen. Mindestens 2 Menschen wurden den Berichten nach festgenommen.
Die Regierung Italiens hatte vor Kurzem in verschiedenen Teilen des Landes restriktive Maßnahmen ergriffen, um die steigende Infektionsrate einzudämmen. Die neuen Maßnahmen beinhalten unter anderem die Schließung von Bars und Restaurants um 18:00 Uhr. Laut Johns Hopkins University hat Italien 542.789 Corona- und 37.479 Todesfälle.
Rom: Massive Zusammenstöße zwischen Maßnahmen-Gegnern und Polizei
Hunderte von Menschen haben sich gestern Abend in Rom versammelt, um ihre Wut gegen die jüngsten Maßnahmen zum Ausdruck zu bringen, die die italienische Regierung zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus ergriffen hat.
Es kam zu Zusammenstößen mit den Einsatzkräften. Die Polizei ging mit Wasserwerfer und Tränengas gegen die Demonstranten vor. Aus der wütenden Menge heraus flogen immer wieder Gegenstände auf die Polizisten.
In den vergangenen Tagen kam es mehrfach zu solchen nicht genehmigten Demonstrationen in Italien. Neben nächtlichen Ausgangssperren in einigen Regionen Italiens beinhalten die neuen Restriktionen, die vorzeitige Schließung von Restaurants und Cafés und die komplette Schließung von Kinos, Sportstätten und andere Freizeiteinrichtungen. Die Regierung hatte die neuen Maßnahmen am Sonntag verhängt. Sie sollen mindestens einen Monat lang gelten.
Neben Italien nun auch in Spanien: Straßen in Flammen wegen neuer Corona-Maßnahmen
Auf den Straßen in Italien und Spanien brennt es. Der Grund: Menschen versammeln sich zu Tausenden, um gegen die neuen Corona-Maßnahmen zu demonstrieren.
Polizei räumt Bühne auf der Demo am 25.10.20
UK police face off with anti-COVID-measures protesters on Westminster Bridge
The Metropolitan Police has formed a line across the Westminster bridge leading to Parliament, in an attempt to remove anti-lockdown protesters from the area. Several arrests were made on the bridge itself, and earlier on Trafalgar Square.
Dutzende Corona-Gegner versammeln sich in Paris
Dutzende von Einheimischen versammelten sich am Samstag im 20. Pariser Bezirk, um gegen die Einschränkungen des Coronavirus zu protestieren, einschließlich einer Ausgangssperre für Restaurants und Bars um 21.00 Uhr, die am 17. Oktober inmitten einer Flut von Coronavirus-Fällen verhängt wurde.
Die Polizeikräfte griffen schnell ein, um die Demonstranten, von denen viele keine Masken trugen, auseinanderzutreiben und eine Geldstrafe zu verhängen.
TORONTO KIDS PROTEST LOCKDOWN, MASKS AND FAKE NEWS
COVID in Czech Republic | Rally against virus preventive measures held in Prague
Dozens have gathered in the Czech capital of Prague to protest preventive measures designed to combat COVID. As of today, over 290,000 confirmed cases have been reported in the country.
Gewalt
Sonntag, 1.3.2020. Eifel. Das Hauptproblem von Zeitungen ist: man muss sie jeden Tag voll schreiben, auch wenn gar nichts passiert ist. Diese Sorge braucht man aktuell nicht zu haben – es ist ja genug los. So viel, dass man gar nicht dazu kommt, alles wahr zu nehmen. Vor allem international passiert sehr viel, die USA brechen alle Regeln, die einst für die Erhaltung des Friedens geschaffen wurden, morden mit ihren Drohnen weltweit herum – und die demokratischen Parteien in Deutschland morden durch Schweigen mit. Mit Julien Assange wird ein kritischer Enthüllungsjournalist mit aller Macht des Staates öffentlich vorgeführt und gefoltert (siehe Zeit) und niemand unternimmt etwas zu seiner Befreiung. Wie nennen wir eigentlich Systeme, in denen diese Willkürjustiz, die iranische Generäle wie australische Journalisten gleichermaßen hinrichten läßt – wobei ich hier den zu erwartenden Tod von Julien Assange einfach mal frecherweise vorwegnehme?
Nun … menschenverachtende Diktaturen – wobei wir hier Großbritannien und die USA in einen Sack stecken … und heimlich froh sein dürfen, dass die Briten schon mal aus der EU heraus sind. Aber die Briten und die USA haben ja – zusammen mit Kanada, Neuseeland und Australien – schon seit 1946 eine ganz besondere Allianz hinter allen Allianzen: UKUSA, bekannter als „Five Eyes“, eine enge Zusammenarbeit der Geheimdienste dieser Länder … ein Geheimdienstkonzern, der auch Natopartner überwacht. Hört man auch immer weniger von, dafür sind wir bestens informiert, was im britischen Königshaus los ist oder was die Kardashians machen.
Machen wir heute aber das, was alle machen: kehren zuerst vor unserer eigenen Tür – denn da finden wir genug Mist. Sogar äußerst brisanten Mist, denn auch für Deutschland war dieses Jahr bislang nicht sonderlich gesegnet, gleich angefangen beim Debakel von Thüringen, das gleich auf verschiedenen Ebenen den Anfang vom Ende darstellt.
Was war da geschehen?
Nun – das übliche: die Wähler hatten wieder mal falsch gewählt, wie so oft, wie eigentlich jedesmal. Sehr viele hatten sich für die AfD entschieden, die dort vom West-Import Höcke geführt wird, den man jetzt sogar schon öffentlich „Faschist“ nennen darf und der zumindest schon jetzt darüber nachdenkt, wie der mit Grausamkeit das Land durchregieren wird … auch wenn diese Grausamkeit „wohltemperiert“ sein soll (siehe Zeit). Und was macht diese AfD? Wendet einen raffinierten Trick an (so sagen die einen) oder erklären das Parlament zum Narrenball (sagen die anderen): sie stellen einen Kandidaten zur Ministerpräsidentenwahl auf und wählen dann – schwupps – einfach mal einen FDP-Mann (auch Westimport – ohne die scheints im Osten nicht zu gehen). Natürlich wählt auch die FDP ihren eigenen Kandidaten – und ebenfalls die CDU, die gar keinen eigenen aufgestellt hat. Für den AfD-Mann besonders hart: ihn wählt niemand. Im Sinne von „Ätschebätsch“ wird das Parlament auf Kindergartenniveau betrieben. Die Wahl führt zu einer selten offenen Offenbarung der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die aus dem fernen Südafrika befiehlt, dass die Wahl rückgängig zu machen sei (siehe Tagesspiegel). Was ist das auch für eine Anmaßung des Wählers: auf einmal müssten Politiker nicht nur Pöstchen verteilen und Befehle von oben abwickeln – auf einmal müssten sie richtig arbeiten für ihr Geld! Ihren Job machen – verschiedene Interessen besprechen und ausgleichen.
Wir könnten jetzt auch über das weitere Herumeiern aller Parteien sprechen, aber Thüringen ist so klein, dass es eigentlich keine weitere Aufmerksamkeit verdient. Ob da regiert wird oder nicht: wen kümmert das schon. Was wir registrieren sollten ist die offen dargestellte Politikunfähigkeit der Parteien, deren Job es eigentlich ist, Politik zu machen. Wenn dann der ehemalige CDU-Staatssekretär Gauland dann noch fordert, dass die AfD jetzt den Linken Ramelow wählen sollte, scheint der Narrenstall komplett zu sein: sowas sollte man von Steuergeldern einfach nicht mehr finanzieren. Da wäre es doch schön, wenn die Piratenpartei sich mit „Liquid Democracy“ durchgesetzt hätte – eine neue Form von Demokratie, die dem Wähler wieder mehr Macht geben würde und auch außerhalb der Piratenpartei Achtung erlangte (siehe Bundeszentrale für politische Bildung): dank neuer Technologien könnte der Wähler jede Entscheidung jederzeit selbst treffen … und den Parteien, die ihre Politikunfähigkeit öffentlich feiern, sofort nach der Wahl komplett wieder aus dem Parlament schmeißen – ein Recht, das normalerweise jeder Arbeitgeber hat. Vielleicht versteht man nun besser, warum die politische Kaste in Deutschland dieses „Internet“ in Deutschland so langsam ausbaut und so wenig mag: Macht in den Händen der Bürger, die den ganzen Zirkus mit ihrer Arbeitskraft und ihrem Geld bezahlen: wer will das schon angesichts des finanziellen Überflusses, in dem die Abgeordneten schwelgen dürfen.
Natürlich hat die AfD die Rechnung ohne den Wirt gemacht und bekam sofort die Retourkutsche. Vielleicht sollte man den Höckes dieser Republik mal sagen, dass eine NSDAP – auch bei allerbester Goebbels-Imitation – in diesem Land keine Chande mehr hat und keine Mehrheiten mehr erreichen wird und dass er es im Extremfall eines erfolgreichen Putsches mit EUROGENDFOR zur tun bekommt … und mit den Five Eyes. Darf ich nochmal erwähnen, dass US-Personalpolitik im Ausland hauptsächlich mit Hellfireraketen durchgeführt wird? Die Retourkutsche war Hanau, wo ein in meinen Augen sichtlich geistig angegriffener Mensch einen Massenmord begann und 9 Menschen in Sisha-Bars umbrachte – wofür die Parteien, die man in Thüringen noch an der Nase herumführte, hart zurückschlugen und die AfD verantwortlich machten – mit empfindlichen Folgen für diese Partei bei den Umfrageergebnissen. Da war das Gejammer groß bei den „Blauen“, die auf einmal selber vorgeführt wurden – und so dargestellt, als hätten sie selbst geschossen.
Und Hanau? Für Gewaltforscher längst überfällig – aber wir denken nicht mehr so. Ich durfte letztens bei einer Verantstaltung von Wellenbrecher teilnehmen, einem Verein, der sich seit 40 Jahren der Gewaltprävention bei Jugendlichen widmet. Die Fortbildung dauerte drei Stunden, richtete sich an Lehrer – wobei Thema nicht nur der Umgang mit gewalttätigen Jugendlichen war – sondern auch mit gewalttätigen Lehrern. Das Modell, das dort vorgeführt wurde, verblüffte durch seine Einfachheit – und war geeignet, einen nachdrücklich zu erschüttern. Es gibt, so hieß es dort, nur einen einzigen Grund für Aggression … und das ist die Ohnmacht bzw. die empfundene Ohnmacht des Täters. Der Referent forderte uns auch auf, diese These zu widerlegen – es gelang auf Anhieb keinem. So einfach wäre also der Abbau der Aggression, der Gewalt in der Gesellschaft und der Welt: einfach die Ohmacht der Menschen auflösen, schon herrscht Frieden.
Bei Jugendlichen gelingt so was einfacher als bei Staaten – aber das Prinzip ist das Gleiche. Wie fühlt sich wohl ein gewöhnlicher muslimischer Bürger, wenn die USA seine Mitmenschen – ob er die nun selber mag oder nicht – in Stücke sprengen: ohne Anklage, ohne Richter, ohne Urteil, ohne die Möglichkeit der Verteidigung? Massiv ohnmächtig. Wie fühlen sich wohl Millionen geflüchteter Menschen in Deutschland, wenn sie merken, dass die Versprechungen der Schlepper über Haus, Auto und Frau nur Lügen waren – und dass sie mir ihrer brachialen Bildung hier nur die Möglichkeit haben, die letzten Drecksjobs zu machen, um die Rechnungen ihrer neuen Herren bezahlen zu können – falls sie überhaupt einen Job bekommen?
Und wie fühlen sich Millionen armer deutscher Bürger … vor allem im Osten … wenn auf Befehl der Bundeskanzlerin Angela Merkel Millionen fremder Menschen mit zum Teil nur schwer nachvollziehbaren kulturellen Praktiken wie Kinderheirat, Frauenunterdrückung und brutalem Strafrechtsverständnis („Kopf ab“) sowie ausgeprägtem antisemitischem Hintergrund ins Land gelassen werden – Menschen, gegen die „wir“ als „BRDUSA“ in ihrem Heimatländern Krieg führen? Ich bin mir sicher: der gastfreundliche Deutsche hätte gerne Kriegsflüchtlinge aufgenommen – wenn es ihm nicht gewaltsam übergestülpt worden wäre. Wir sind seit Jahrzehnten ein sehr hilfsbereites Volk, wenn andere in Nöten sind – und folgen damit einer Tradition, die schon in der alten Edda begründet ist (hat Höcke wohl nie gelesen) …. aber auf Ohnmacht reagieren wir wie alle Wesen – mit Aggression. Nur gut, dass die sich in vielen Fällen einfach nach innen richtet: Depression, Suizid, Drogen, Alkohol – wir feiern ständig neue Rekorde auf diesem Gebiet, ohne dass sich jemand darüber Gedanken macht. Auch häusliche Gewalt nimmt wieder zu – so bleibt alles in der Familie. Manchmal aber – geht die Gewalt eben auch nach außen und wird dann lauter, in Hanau wie in Volkmarsen: hier gab es keine Toten, aber 75 Verletzte, darunter 18 Kinder, weil jemand mit seinem Auto in die Zuschauermenge eines Karnevalszuges geraten ist – seltsamerweise ist diese – ebenso abscheuliche Tat wie Hanau – kein Gegenstand öffentlicher Debatte, es wurde sogar eine Art Nachrichtensperre verhängt – die Bürger wurden aufgefordert, keine Aufnahmen zu verbreiten. Für die Leute von Wellenbrecher wohl keine Überraschung: man darf wohl davon ausgehen, dass bei anhaltender Ohnmacht der Gewaltspiegel im Lande weiter steigt.
Von wem geht eigentlich die Gewalt im Lande ursprünglich aus? Vom Volke. Also: im Prinzip. Also: von uns. Wir dürfen sie nur nicht ausüben, weil das Gewaltmonopol aus gut überlegten Gründen beim Staat liegt, weshalb wir angehalten sind, im Konfliktfalle die Polizei zu rufen anstatt zum Revolver zu greifen. Lief ja auch ganz gut hier – in Großbritannien sogar so gut, dass Bobbys keine Schusswaffen brauchen, um ihre Autorität durchzusetzen. Ich erinnere in dem Zusammenhang auch gerne an die kanadischen Mounties, die allein durch Indianergebiete ritten um für Ordnung zu sorgen – während gleichzeitig in den USA der Höhepunkt der Indianerkriege stattfand: Frieden waren geht halt auch anders als mit Gewalt.
Aber was, wenn sich der Staat gegen die Bürger wendet? Die größte Gefahr für Bürger, die ihr Recht auf Gewaltausübung im Rahmen eines Gesellschaftsvertrages abgegeben haben (was, wie wir bei Hobbes sehen, schon mal die Rechtfertigung für die Einsetzung absoluter Herrscher war), ist, wenn der Staat mit aller Gewalt auf seine Bürger losgeht – gleich welcher politischen Art dieser Staat nun sei.
Geht bei uns nicht, meinen Sie? Wir sind nicht so?
Gerne erinnere ich da immer wieder an das Celler Loch – wo Geheimdienste ein Loch in ein Gefängnis sprengten, um des „den Linken“ in die Schuhe zu schieben: eine Tat, die für mich die Bildung jedweder Form von Verschörungstheorie in diesem Land im Sinne der Ausübung eines ehrenamtlichen Wächteramtes legitimiert. Wir könnten diese Liste sogar noch verlängern, doch ich will auf andere Gewalten hinaus, die unseren Alltag schon längst massiv prägen … und für eine erbärmliche Ohnmacht sorgen. 1975 las ich ein Buch, dass mir – als damals 16-jährigem – viel Hoffnung gab: der US-amerikanische und österreichische Aggressionsforscher Friedrich Hacker – ein seinerzeit sehr renommierte und anerkannter Wissenschaftler – hatte es geschrieben – Aggression – Die Brutalisierung der modernen Welt . Ich möchte eine einzige These aus diesem durchaus auch in seiner Gesamtheit lesenswerten Werk zitieren … weil sie den scheinbaren Frieden der Gegenwart völlig demaskiert:
„Gewalt, als Delikt verboten, wird als Sanktion geboten, umbenannt und gerechtfertigt“ (hier aus: Rowohl Sachbuch, Taschenbuchausgabe 1973, Seite 13 These 6)
Und jetzt schauen sie mal selbst, gegen wie viel Länder die friedliche Bundesrepublik via Sanktionen Gewalt ausübt. Eine Liste finden sie unter dem Link Zolltarifnummern, wo eine PDF-Datei zu finden ist, die Art und Umfang der Sanktionen auflistet. Sind über dreissig Länder. Aber mir geht es ja um die Sanktionen gegen Bürger im Inland, die sich des schweren und unverzeibaren Vergehens der Arbeitslosigkeit schuldig gemacht haben: 15 Jahre hat es gedauert, bis das Bundesverfassungsgericht sie als teilweise verfassungswidrig erkannt hat – wobei die politische Welt – allen voran die CDU – umgehend Gesetzeslücken suchten, um die Gewalt gegen die eigenen Bürger weiter ausüben zu dürfen – siehe z.B. rf, während die AfD sogar plant, Leistungsempfängern ganz treu in alter Systemparteitradition das Wahlrecht ganz zu entziehen – Beziehungsweise, sie vor die Wahl zu stellen, ob sie wählen oder essen wollen (siehe fr).
Wie weit waren wir 1973 – dass wir so viel über Gewalt verstanden – und dass sie unbedingt zu verhindern ist. Wie weit ist der kleine Verein Wellenbrecher, dass er uns einfach und verständlich erklären kann, wie leicht wir Aggressionen vermeiden könnten. Und wie dumm, unfähig oder sogar bösartig ist die politische Kaste, dass sie dieses Wissen ignoriert … wenn nicht sogar willentlich gegen die Menschen einsetzt.
Aber es kommt ja noch besser: für die Einsätze der komplett steuerfinanzierten Bundespolizei ist aktuell eine Gebührenliste eingeführt worden, die … ganz im Sinne der AfD-Forderung … die politischen Rechte der Bürger direkt von ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit abhängig macht: da kann die Demoteilnahme schnell mal ein paar Hundert Euro kosten, allein die Identitätsfeststellung („Die Papiere, bitte“) kostet 53,75 Euro (siehe: BMI Bund), allein ein vergessener Koffer am Bahnhof wurde schon mti 550 Euro berechnet (siehe wz).
Die friedliche Nachkriegsordnung der Bundesrepublik Deutschland zerbricht mit rasender Geschwindigkeit – und die aktuelle Hysterie um das Corona-Virus zeigt, dass es wirklich nur wenige Tage dauern kann, bis über das ganze Land – natürlich aus Gründen des Seuchenschutzes – das Kriegsrecht verhängt werden kann … inklusive der kompletten Abschaffung des Bargeldes, das natürlich auch ein Überträger sein kann. Und gleichzeitig zeigt uns die Börse, auf welch´ wackeligen Beinen wir als Gesellschaft stehen: noch ein wenig Panik mehr – und Höcke kann nach seinem Putsch ein Volk von verarmten Arbeitslosen regieren.
Ein alter Indianerhäupling sprach dereins zu seinen Söhnen und bat jeden, zwei kleine Stöcke zu suchen. Er nahm die ersten – und zerbrach jeden einzeln. Dann nahm er die zweiten, bündelte sie und bat seine kräftigen Söhne, sie zu zerbrechen: sie scheiterten. So wollte er ihnen zeigen, was in jeder Gemeinschaft das Wichtigste sei: der Zusammenhalt. Eine kleine Geschichte, die keiner Quelle bedarf, weil jeder mit seinen Söhnen die Geschichte im nächstgelegensten Wald nachprüfen kann. Sie zeigt, worin der eigentlich Grund des schleichenden aber unaufhaltsamen Zusammenbruchs unserer friedlich erdachten Gesellschaft liegt: wir sind nur noch ein Haufen einzelner, die jederzeit leicht zerbrochen werden können – währen die neuen neoliberalen Räuberbarone so hochgradig perfekt organisiert sind, dass sie ihre Politik von jeder Partei ausführen lassen können, die gerade angesagt ist.
Was wir bräuchten? Eine Partei, von der ich letztens im Radio gehört habe – habe nur nicht mitbekommen aus welchem Land sie stammt: die „Partei der gewöhnlichen Bürger“. Mit schauert aber schon vor der Gründung dieser Partei: die erste Frage wird sein … „seid ihr auf vegan? Sonst mache ich nicht mit“ Und dann … wird schnell geschaut, ob man nicht das „rechts“ – oder das „Sozialismusetikett“ draufkleben kann, damit das große Abkassieren weiter läuft. Aber es wird schon daran scheitern, dass Parteiprogramm zu schreiben, weil kaum einer durch die neue Genderschreibweisen durchsteigt – und man schnell riskiert, wegen Diskriminierung verklagt zu werden, weil man ein Sternchen falsch gesetzt hat.
Sonntag, 5.4.2014. Eifel. Sonntag sind immer gern gesehene Zeiten, um sich jenseits des Alltagshorrors besinnlichen Themen zu widmen, die eher aufbauen denn informieren sollen. Wem selbst nichts einfällt, geht halt in die Kirche und setzt sich mit dem dortigen Angebot auseinander – oder bleibt im Bett und verzichtet ganz auf die Besinnlichkeit. Wir brauchen sie ja auch nicht mehr – wir haben das Rundumsorglospaket des Kapitalismus frei Haus geliefert bekommen. Wer braucht schon Besinnung, wenn er konsumieren kann?
Na ja – Sonntags fällt der Konsum schwerer. Die meisten Geschäfte sind geschlossen, was oft dazu führt, dass die ihrem Lebenssinn beraubten Konsumdrohnen sich selbst, ihrer Freizeit und der Sinnlosigkeit ihrer Existenz hilflos ausgeliefert sind und sehnsüchtig auf die Zeit warten, wo der Chef, die Regierung, die Wissenschaft, die Werbung und das Kaufhaus dem Leben wieder Sinn und Richtung geben. Vielleicht sollten wir den heutigen Sonntag – allein aus Gründen der Langeweile – mal wieder Themen widmen, die der Kapitalismus gerne verdrängt, übersieht, ignoriert und außen vor läßt. Ja? Sollen wir? Ich bin mal mutig und schlage … DAS BÖSE als Thema vor.
Ja – die Hälfte der Leser wendet sich jetzt ab. „Den Teufel gibt es nicht“ – so murmeln sie im Abgang.
Aber moment? Vom Teufel sprach ich gar nicht! „Teufel“ …. der geht zurück auf den vorchristlichen Pan, dessen Lüsternheit ihn der Kirche so verdächtig gemacht hat, dass sie ihn „verteufelt“ hatten. Pan selbst jedoch … ist Gestalt gewordene Natur – und nicht das personifizierte Böse. Ich merke, es wird kompliziert. Zeit, Hilfe zu suchen.
Kennen Sie Johannes Baptista Scaramelli? Jesuit, gestorben 1752. Er entwarf dereinst „Regeln zur Unterscheidung der Geister“. Wird heute noch von Mönchen gerne gelesen, die sich ihr privates Glück nicht durch wirre Gedanken stören lassen wollen. Sein Werk stellt inzwischen ein Standardwerk für geistiges Personal da, für Menschen, die sich bewusst vom Bösen abwenden wollen … an das wir nicht glauben wollen: was ja auch ein Weg ist, damit umzugehen.
Ich lese gerne mal extreme Texte aus ferner Vergangenheit, um einen alternativen Blick auf unsere Kultur zu erhalten – für diesen Zweck ist Scaramelli gut geeignet, allein, wenn ich mir schon die erste Regel anschaue:
Das erste Kennzeichen der Einwirkung des bösen Geistes auf unseren Willen sind Unruhe, Verwirrung und Trübsinn. All dies steht im direkten Gegensatz zum Frieden, den Gott verleiht. Und in der Tat: wenn der Teufel uns offen versucht, so erregt er in uns Gefühle des Hasses, des Unwillens, des Zorns und des Neides; alles trübe und unruhige Leidenschaften; oder er ruft auch in der Seele Begierden nach sinnlichen Ergötzungen, Reichtümern und Ehren hervor, welche mit ihrem blendenden Schein anlocken, aber, wenn man sie nicht hat, uns quälen und wenn man sie erlangt, uns auf tausenderlei Art beunruhigen.
(aus: Scaramelli, Regeln zur Unterscheidung der Geister, FE-Medienverlag 2011, Seite 21 – 22).
Bleiben wir bei diesen „ersten Kennzeichen“. Wir wollen ja keine Jesuiten werden, noch Scaramelli in die bundesdeutsche Verfassung schreiben. Ich möchte nur zu einem Gedankenexperiment einladen – weil Sonntag ist.
Stellen Sie sich mal vor, unsere Kultur würde ihre ganze Kraft in den Kampf gegen böse Geister stellen – nur für einen Moment.
Unruhe – wegen drohender Arbeitslosigkeit zwecks Kosteneinsparungen (aktuell: Airbus Group, 800 Stellen trotz Wachstums der Aktie im 157 % in drei Jahren, siehe ManagerMagazin)? Verwirrung – wegen polizeilichen Zwangsräumungen ohne richterlichen Beschluss (ganz aktuell: siehe TAZ)? Trübsinn – wegen „Sonntag“ (siehe Sybille Berg im Spiegel)?
Gehört abgeschafft. Sind Auswirkungen der Einflüsterungen böser Geister.
Merken Sie, wie elegant und zivilisiert diese Lösung ist? Nicht der Manager ist böse, nicht der übergriffliche Polizist, der den demokratischen Grundsatz der Gewaltenteilung ignoriert, nicht die Konsumdrohne, die an der Sinnlosigkeit der eigenen Existenz verzweifelt, sondern … „böse Geister“.
Das ist uraltes Denken. Vorchristlich. Vorreligiös, könnte man sagen. „Das Böse“ besteht aus Einflüsterungen böser Geister … nicht etwa aus einem Schaden an der Seele des Menschen – oder aus grundsätzlichen Fehlprogrammierungen der Psyche.
Stellen Sie sich vor, wir würden aktiv – mit der ganzen manipulierenden Gewalt der Werbewirtschaft – die Wirkungen böser Geister anprangern und so den Menschen die Möglichkeit geben, sie zu erkennen, sich ihrem Einfluss zu entziehen! Wie sähe unsere Welt aus … ohne Hass, ohne Neid, ohne Unwillen, ohne Zorn?
Keine Unruhe.
Keine Verwirrung.
Kein Trübsinn.
Was also hält uns eigentlich davon ab, mit aller Kraft gegen „das Böse“ vorzugehen und für eine Gesellschaft zu werben, in der es Ruhe gibt, Klarheit und Glück? Geprägt von Werten der Liebe, der Toleranz, der Sympathie und der Gelassenheit?
Grund genug hätten wir dafür – denn hier, mitten im aufgeklärten Europa des 21. Jahrhundert – wütet das Böse ungehindert in großem Stil, siehe Spiegel:
Es sind erschreckende Einblicke in die Lebenswirklichkeit von Frauen in Europa. Jede dritte Befragte einer EU-weiten Umfrage wurde schon einmal Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt, jede 20. Frau berichtete von Vergewaltigung.
Nun – wir haben den Glauben an „böse Geister“, „das Böse“ und vor allem „den Teufel“ abgeschafft. Einen Feind, den man nicht sehen will, kann man nicht bekämpfen. Kämpfen wollen wir aber trotzdem – und hier sind wir dann … anders als die alten Kulturen, deren Weisheit Scaramelli nur für den katholischen Raum aufbereitet hat … völlig abgedreht, völlig unmenschlich geworden.
Schlimmer noch als die katholische Kirche, die aus einer fruchtbaren Naturgottheit ein personifiziertes Böse gemacht haben, haben wir das Böse auf die Erde geholt und aus MENSCHEN das personifizierte Böse gemacht … das wir dann mit aller Gewalt bekämpfen. Juden. Armenier. Indianer. Kurden. Hexen. Arbeitslose. Zigeuner. Frauen. Männer. Aktuell sind die Russen dran – und der Islam. Oder der Unternehmer und die Jobcentermitarbeiterin.
Die Ergebnisse lassen sich sehen: die aufgeklärten, rationalen, vernünftigen und den Idealen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verpflichteten Demokratien führen genauso brutale Massenvernichtungskriege wie die Horden der Tyrannen: ein Fest für böse Geister.
Deren Botschaft wird ja auch von den Medien in breiter Front ausgestrahlt und immer wiederholt, die ganze Werbewirtschaft erweist sich als fünfte Kolonne böser Geister und ruft gezielt Begierden hervor nach Kaffee und Urlaubsfahrten, Lottogewinnen oder Jauchs Millionen, „Wetten Das“ – Ehrungen oder „DSDS“-Sangesprämien.
Wenn es gilt, die Botschaft böser Geister zu verbreiten, stehen auf einmal alle Medien stramm. So erziehen sie das Volk zum Hass auf die, die böse sind, zum Neid auf die, die reich sind (entweder reich an Geld oder reich an Zeit), zum Zorn auf die, die sich nicht dem Reich der bösen Geister anschließen und zum Unwillen, etwas gegen diesen „Mainstrem“ zu unternehmen.
Das Ergebnis? Ein depressives, unglückliches, gewalttätiges Volk.
Was wäre wohl … wenn die Medien die Botschaft guter Geister verbreiten würden? Nur mal so aus Spaß angedacht?
Wenn wir – fern von jeder Art von Religion oder Katholizismus – die Botschaften eines Epikur über ein glückliches Leben zur Grundlage unserer Werbebotschaften machen würden, wo nicht der Genuss des Kaffees höchstes Ziel des Lebens ist … sondern die Befreiung von der Gier nach Kaffee?
Nach Scaramelli wäre das Ergebnis des Einflusses guter Geister „Liebe, Freude und Friede“ (a.a.O., Seite 14) – Epikur verspricht das Gleiche, wenn man Herr über seine Begierden wird – anstatt täglich neue zu entfachen und diesen ständig nachzulaufen.
Wie wäre es … wenn wir nicht nur das Reden über das Böse, den Teufel und die Dämonen ausrotten würden, sondern die Auswirkungen des Bösen in der menschlichen Gesellschaft angehen würden?
Nun – die „Liebe“ erklären wir zur „Sozialromantik“ und somit zu einem Ausdruck krankhaften Schwachsinns.
Die „Freude“ wird als „Schadensfreude“ gefeiert – alle gieren danach, die Demütigungen des „Dschungelcamp“ zu konsumieren.
Und der „Friede“ – gehört ebenfalls in den Bereich der Sozialromantik, Massenmord an Zivilisten wird alternativlos zu „Kollateralschaden“ erklärt, den man im Kampf gegen „DEN Bösen“ hinnehmen muss.
So etwas geschieht, wenn man den Kampf gegen „das Böse“ zum Kampf gegen „den Bösen“ macht.
Letzerer ist aber bequemer, denn der Kampf gegen „das Böse“, gegen die Einflüsterungen böser Geister, findet in einem selber statt. Hier kann man keine gedungenen Mörder ausschicken, die mit Drohnen, Bomben oder Gift dem „Teufel“ den Garaus machen und so das Gewissen beruhigen. Funktioniert ja auch nicht: das Böse bleibt – trotz aller Kollateralschäden. Es verschwindet nicht, wenn man alle „Bösen“ dieser Welt ausrottet – zumal die „edlen Retter“ den „bösen Tyrannen“, die sie so heldenhaft bekämpfen, immer ähnlicher werden … was sehr zu unserer Verwirrung in politischen und moralischen Fragen beiträgt.
Wo sind wir da nur gelandet?
Nur ein paar besinnliche Gedanken über ein nahezu ausgestorbenen Begriff, ein wenig Hilfe dazu von einem asketischen Wanderprediger – und schon haben wir eine Antwort auf die Frage, wieso eigentlich die „westliche Wertegemeinschaft“ „Lebensraum im Osten“ sucht, wieso die deutsche Verteidigungsministerin von einer neuen Ostfront und einer Neuauflage des Afrikakorps träumt.
Würden wir Scaramelli fragen – ihm wäre das völlig klar. Die bösen Geister sind außer Rand und Band, sie haben die Herrschaft über die Erde übernommen, dirigieren uns in unserem Leben inzwischen in jedem kleinsten Detail und verwandeln die Erde in ein Jammertal. Das natürliche Immunsystem der menschlichen Gesellschaft versagt im Kampf gegen diese „Viren“ vollkommen – trotz Aufklärung, Demokratie und Erklärung der allgemeinen Menschenrechte.
Der Grund ist einfach: die Bedrohung wird nicht mehr als solche erkannt: Grundlage für das Versagen eines jeden Immunsystems. „Das Böse“ gibt es nicht – das ist jedem klar. Über so etwas redet man auch nicht.
Das wir aber „den Bösen“ aufhalten müssen – auch mit aller Gewalt ohne Rücksicht auf die Folgen: das erleben wir gerade am Beispiel Putin, der gerade in den Medien den Arbeitslosen als Urbild des Bösen ersetzt. Ist wie eine Autoimmunerkrankung, die sich gegen die eigenen Zellen richtet, anstatt gegen die Viren, die diese Zellen besetzen wollen.
Das geht auch politisch immer weiter, Sie akzeptieren das, ohne zu merken, was geschieht: schon längst sind Sie als Bürger selbst zum „Bösen“ geworden, Sie zahlen sogar Steuern dafür, dass Sie sich selbst bekämpfen lassen dürfen. Völlig ohne jeden Protest akzeptieren wir, dass „Riot-Control“ (also: Aufstandsbekämpfung) zu unserem Alltag gehört und bei jeder Demonstration zum Einsatz kommt – wie aktuell bei der Demonstration gegen die Sparpolitik (Scaramelli würde hier vielleicht von der gewollten Herrschaft des Hungers reden, eines ziemlich großen bösen Dämons, ja, sogar einer der apokalyptischen Reiter) in Brüssel, die von vielen Medien ignoriert wurde (siehe Russia Today).
Wie wäre es, wenn wir – nur mal zum Spaß angedacht – uns mit Scaramelli in jene Situation begeben würden und mit Polizisten und Demonstranten über böse Geister reden, die ihneneinflüstern, das Böse im jeweils anderen Menschen zu sehen …. anstatt in dem ihn bedrängenden Geistern? Wenn wir gegen den Hass, den Zorn, den Neid und den Unwillen selbst vorgehen würden anstatt jene Menschen zu schlagen (oder töten), die wir für unsere Gefühle ursächlich verantwortlich machen?
Die Welt wäre sofort friedlicher.
Ist aber schlecht fürs Geschäft.
Na ja – es ist halt Sonntag. Da darf man so etwas denken. Geschäfte haben zu.
Morgen ist wieder Montag, da haben die Geschäfte wieder auf und helfen uns, jene Begierden zu stillen, die wir ohne Werbung gar nicht hätten. Morgen können wir wieder in der sicheren Gewissheit leben, dass Boshaftigkeit alternativlos zum menschlichen Verhalten dazugehört … obwohl schon ein Blick in die Geschichte reichen würde, um zu erkennen, dass es gar nicht so alternativlos ist.
Man findet sogar Menschen, die gezielt gegen das Böse vorgehen wollen – etwas, das unserer Kultur einfach nur als krank bewertet, während wie Aufstandbekämpfung, Kollateralschäden oder politisch gewollten Hunger als völlig normal und gut akzeptieren und völlig vergessen haben, dass auch uns Meinungsfreiheit, der Schutz der Zivilbevölkerung und die sozialen Menschenrechte viel Wert sein sollten.
Zitat Beate Merk, CSU, zur Wideraufnahme des Verfahrens gegen Gustl Mollath:
Die Justiz hat nun Gelegenheit, in einem weiteren öffentlichen Verfahren zu klären, ob Herr Mollath zu recht untergebracht ist oder nicht – und damit auch die Zweifel [auszuräumen], die viele Menschen an dieser Entscheidung haben
Zur Erinnerung an den Einwohner Alzheims… so klang die gleiche… ähm… Frau Justizministerin Beate Merk noch im November letzten Jahres:
Übrigens: Diese Staatsanwaltschaft, von der Frau Merk da faselt, ist politisch weisungsgebunden.
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Mit Dank an Wut!, die dieses Machwerk unter eine Piratenlizenz gestellt haben. Natürlich nicht das Video, für das gilt die allgemeine youtube-Lizenz.
Mittwoch, 5.6.2013. Eifel. Irgendwie sind die Bewegungen von Wirklichkeit und Medien diametral verschoben. Während die Wirklichkeit Tag für Tag immer brisanter wird, bilden die Medien sie immer weniger ab. Braucht man das für das ständige Füttern des Lesers mit Sensationen? Diese Sensationen könnte man haben – wenn man länger hinschaut, zuhört und aufmerksam ist. Nun – ich liebe markige Titel … das hat man wohl schon gemerkt. Ich sollte damit innehalten, denn die Wirklichkeit beginnt, noch markiger zu werden als meine Überschriften. Jene Realität, vor der zu warnen ich mir erlaubte, wird nun langsam Alltag. Das hat weitreichende Konsequenzen.
Das der 1.6.2013 wirklich einen Wendepunkt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland darstellt – wahrscheinlich sogar DEN endgültigen Wendepunkt – wird sich erst in ferner Zukunft erschließen, dann, wenn jene barbarischen Zeiten vorübergegangen sein werden und seriöse Geschichtswissenschaft versucht, das Desaster zu entschlüsseln.
Wissen – könnte man es schon heute.
Naomi Kurt schildert in der Gruppe Blockupy Frankfurt ihre Erlebnisse:
Ich würde mich nicht zu den Verletzten zählen, und bin mir sicher, dass viele viele Menschen über wirkliche Wunden zu klagen haben. Allerdings bin ich mir auch sicher, dass ich mit meinen 58kg, unbewaffnet und unvermummt keine Bedrohung für die bestens ausgestattete Polizei war. Und trotzdem wurde auch ich alles andere als nett behandelt. Es kann nicht sein, dass die Polizei behauptet einen Demonstranten verletzt zu haben. EINEN EINZIGEN?! So kann’s nicht weiter gehen. ‚Wo Unrecht zu Recht wird, wird Wiederstand zur Pflicht.‘
Dem Kommentar beigefügt ist ein Foto, das Naomis mit blauen Flecken übersäten Arm zeigt. Sie erzählt auch, wie es dazu kam:
„Wurden sie verletzt?“-“ nur meine Menschenrechte, aber das kennt man ja.. Was ihr verhalten noch lange nicht entschuldigt.“ Darauf haben sie nichtmehr geantwortet. Aber das schlimmste waren die Worte des Polizisten der vor mir, jemanden rechts aus meiner Kette geholt hat :“lass los Mäuschen, sonst tut’s gleich weh.“ Als hätte er keine Wahl, als müsse er mir wehtun, als sei nachgeben die einzige Möglichkeit. Und das auch noch mit diesem wiederlich sexistischen „Mäuschen“ aaaaargh, HASS.
Rüpelhaft, diese Polizei, oder? Nun, die Polizei und die staatstragenden Medien berichteten von einem Verwundeten unter den Demonstranten. Man könnte glauben, dieser sei jetzt in der Person von Naomi Kurt gefunden – doch da würde man irren.
Ebenfalls auf Facebook findet man die Aussagen eines Demosanitäters auf Bremen:
Die Demosanitäter*innen schätzen aktuell ca. 320 Verletzte am Samstag. Wir müssen leider schätzen, da wir so viele Menschen behandeln mussten dass wir keine Statistik mehr führen konnten.
Dazu kommen noch alle die sich selbst helfen konnten oder die im Chaos keinerlei Behandlung erfuhren. Vermutlich ist die Zahl wesentlich höher. Die jüngsten von uns direkt behandelten waren Grundschulkinder. Die ältesten wohl um die 70 Jahre alt.
Die meisten wurden durch Pfefferspray- (durchnässt) verletzt. Weiter hatten viele Kopfverletzungen -z.t. schwere- die durch gezielte Schläge auf Kopf und in das Gesicht verursacht wurden. Diverse Demonstrant_innen mussten zur Behandlung von Rettungswagen und Notärzt_innen abgeholt werden.
Die Polizei überrannte im Verlauf unseren Behandlungsplatz (eindeutig abgesperrt und abgesprochen) vor dem jüdischen Museum und wir mussten die Verletzten weiter evakuieren.
Die Kombination der Worte „Grundschulkinder“ und „gezielte Schläge auf Kopf und Gesicht“ lassen schon erschauern – natürlich ist damit nicht bewiesen, dass auch Grundschulkinder geschlagen wurden. Welchen Grund gab es aber, den anderen gezielt mit einem Schlagstock ins Gesicht zu schlagen? Normale Menschen haben da eine gewisse „Beißhemmung“ – wann wurde die unserer Polizei abtrainiert? Doch doch – als ein Klassenkamerad meinem Sohn mit der Faust ins Gesicht schlug, war es die Polizei, die zur Anzeige drängte, weil solche Angriffe schon eine gewisse Verrohung offenbaren, der man frühzeitig entgegentreten muss.
Wer verroht eigentlich unsere Polizei – und warum erfahren wir nichts darüber? Und wozu geschieht dies eigentlich?
Nun – zumindest erfahren wir, wer die Verantwortung für den Einsatz übernommen hat:
Trotz Absprachen mit dem ärztlichen Leiter Rettungsdienst, dem
Branddirektor der Feuerwehr und der Gesundheitsdezernentin der Stadt FFM wurde uns ab 19:09 Uhr der Zugang zu den Verletzten im Bereich Neue-Mainzer Str.-Friedensstr.-Kaiserplatz („Sicherheitsbereich“) verwehrt. Der ärztliche Leiter Rettungsdienst wurde von der Polizei zeitweilig auf
der anderen Mainseite festgehalten.
Dieser Befehl kam nicht von der Stadt sondern direkt aus dem
Innenministerium wie uns die Polizei mitteilte. Ebenso wurde der
Rettungsdienst, die Feuerwehr, Journalist_innen und Politiker_innen aus diesem Bereich verbannt (dort befand sich auch die einzige theoretisch offene Notapotheke die wir zwischenzeitlich benötigten). Im Zuge dessen wurde zu allem Überfluss noch ein Team von uns durch die Bundespolizei angegriffen.
Angriff der Bundespolizei auf Demosanitäter – selbst auf dem Schlachtfeld gelten Sanitäter als unangreifbar … jedenfalls im Prinzip. Für Politik und Exekutive scheint das kein Problem zu sein, ebenso wenig wie „unterlassene Hilfeleistung“.
Nun soll hier nicht unkritisches Polizistenbashing betrieben werden – obwohl die Ereignisse das geradezu herausfordern. Sicher, Polizisten die damit drohen, Menschen zu erschießen, gehören sofort in die geschlossene Anstalt und für immer und ewig aus dem Polizeidienst entfernt. Wer anderen damit droht, die „Birne“ mit seinem Polizeiknüppel zu „zermatschen“, ebenfalls. Wenn dies nicht geschieht, sollte man davon ausgehen, dass ein solches Verhalten gegen Bürger erwünscht ist.
Darauf deuten auch Aussagen der Polizisten hin, die jetzt in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht worden sind:
In der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) der Frankfurter Polizei herrscht massiver Frust über den Einsatz bei der Blockupy-Demonstration am vergangenen Samstag. Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau äußerten mehrere Beamte die Meinung, ihre zur Verstärkung aus anderen Bundesländern angereisten Kollegen hätten maßlos überzogen. „Und wir dürfen das dann in den nächsten Wochen ausbaden“, sagte ein Frankfurter Polizist, der nicht namentlich genannt werden möchte.
Der Ärger ist berechtigt. Die Frankfurter Beamten können nicht heimfahren wie die anderen.
Vor allem Beamte aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen sind auf den Bildern zu erkennen. „Die kamen, haben zugeschlagen und sind wieder heimgefahren – und wir haben jetzt den Ärger“, sagte ein anderer BFE-Beamter der FR.
Auch eine Art Krawalltourismus, oder? Und zudem ein ziemlich unprofessioneller:
Seiner Meinung nach gingen die Polizisten unprofessionell vor: „Sie haben gegen Richtlinien der BFE verstoßen.“
Die „Kommunikatoren“ der Polizei, bewährte Elemente einer demokratischen Deeskalationsstrategie, kamen bei dem Geschehen nicht zum Einsatz. Deeskalation war wohl auch nicht gewollt:
Unterdessen scheint sich der Verdacht zu bestätigen, dass die Einkesselung der Demonstranten jedenfalls nicht so spontan erfolgte, wie es die Polizeiführung am Montag dargestellt hatte. So berichtet der Frankfurter Arzt Joachim Dlugosch, der mit seiner Familie an dem Protestzug teilgenommen hatte, in einem offenen Brief an Polizeipräsident Achim Thiel von einer Begegnung mit einem Beamten in der Nähe des Schauspiels. Dieser habe gesagt, „er wolle uns warnen, es wäre besser, wenn wir uns mit den Kindern entfernen, hier würde gleich etwas passieren“.
Es gibt mehrere Berichte, die dies bestätigen.
Was haben wir also bis jetzt? Eine Polizei, die bewusst von politischer Ebene dazu instrumentalisiert wurde, einen Gewaltakt zu inszenieren, bei dem die Verletzungen von Frauen, Alten und Kindern nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern sogar gezielt angestrebt wurden.
Vielleicht wollte man den Deutschen die Lust an der Wahrnehmung demokratischer Grundrechte für immer austreiben?
Wir finden dazu einen weiteren Augenzeugenbericht. „Sebid´s Blog“ heißt die Präsenz des Teilnehmers namens Sebastian Weiland.
Bis jetzt habe ich noch weder Zeit noch Internet gehabt um die Medienberichterstattung zu verfolgen, aber die eingekesselte Presse wurde auch nicht aus dem Kessel gelassen, es ist also in Deutschland nicht mehr viel wert als Journalist*in unabhängig zu berichten, denn Pressefreiheit beinhaltet für mich auch, dass die Presse Bewegungsfreiheit hat, sich also bewegen kann wie sie will, denn nicht umsonst soll eine unabhängige Presse den Staat auch kontrollieren, beziehungsweise in diesem Fall die Exekutive des (hessischen) Innenministeriums um das zu konkretisieren.
Abgesehen davon, dass selbst das Recht auf körperlicher Unversehrtheit der Journalist*innen aus der Sicht der Polizeibeamt*innen nicht wichtig erscheint, denn sie wurden genauso schlecht behandelt, mit Pfefferspray besprüht wie die Demonstrant*innen selbst.
Die Meinung eines 19-jährigen, hoch begabten, sehr engagierten jungen Mannes, der eine der wichtigsten Beobachtungen des Tages gemacht hat und offiziell bezeugt:
Mein persönlicher Höhepunkt an diktatorischem Verhalten seitens der Polizei (und natürlich deren Chain of Command) war erreicht, als dann auch noch mind. 3 Mitglieder der Bundestags und oder des Landtags abgeführt wurden. Parlamentarier*innen der LINKEN kamen netterweise zu uns in den Kessel um als parlamentarische Beobachter*innen dabei zu sein und zu schlichten. Auch sie wurden einfach abgeführt. Das war auch persönlich mein Zeitpunkt der größten Wut.
Warum diese Wut? Wegen der offenen Missachtung der Immunität von Abgeordneten? Nein – es kam noch viel schlimmer:
Einprägsam war mir persönlich vor allem die Reaktion der Polizisten (Es waren gegen Nachmittag vor allem nur noch Männer in den Reihen, also noch mehr Männer als die Polizei sonst schon in ihren eigenen Reihen hat) auf die Durchsage des Lautsprecher*innenwagens, dass Abgeordnete abgeführt wurden.
Viele haben gelacht. Es war nicht nur ein Grinsen wie bei vielen anderen, sondern es war ein kollektives Lachen des Machtgefühls seitens der Beamten.
Es ist gerade diese Beobachtung, die uns detalliert über die Gemütslage der eingesetzten Polizeiverbände aufklärt. Ihre politische Bildung, ihr Respekt vor den gewählten Repräsentanten eines demokratischen Rechtsstaates scheint ebenso auf dem Nullpunkt angelangt zu sein, wie ihre Achtung des Grundgesetzes dieser Republik.
Wer bildet so etwas aus – oder, besser gefragt: wer züchtet so etwas heran.
Natürlich gehören die eingesetzten Einheiten sofort aufgelöst. Hier wächst ein „Corpsgeist“ heran, der mit den Grundwerten eines freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates nicht mehr viel gemein hat und der jegliche normalmenschlichen Hemmungen bei der Gewaltanwendung gegen unbewaffnete Menschen verloren hat.
So etwas deutet sich jetzt schon an. Leider erfahren wir nicht mehr darüber, müssen uns die Wirklichkeit durch mühsame Kleinarbeit erschließen, weil die Medien (auch viele der freien Medien) heute wieder zur Tagesordnung übergehen und sich den vielen anderen Themen zuwenden, die ebenfalls beklagenswert sind, ohne die Dimensionen des 1.6.2013 vollständig zu erfassen … denn hier gibt es auch noch ein sehr beuunruhigendes Nachspiel, das viele kaum wahrnehmen.
Neopresse erwähnt es nebenbei:
Direkt nach Einstellen dieses Artikels verschwanden zahlreiche kritische Artikel zur Vorgehensweise der Polizei aus den Presse-Link-Suchmaschinen. Die Suche dort ergab plötzlich vollig andere und nicht themenbezogene Treffer….
Das Thema wird aus dem Verkehr gezogen.
Von wem eigentlich?
Nun – es gibt wohl Wichtigeres zu berichten als die offene Verachtung von Demokratie und Menschenrechten in gewissen Kreisen der Exekutive. Darf man sich die Frage stellen, wozu diese „Beamten“ noch fähig sind? Darf man die Frage stellen, wer solche brutalen Schläger heranzüchtet – und zu welchem Zweck? Wer diese Vorgehensweise aus welchen Gründen anordnet – und die nachfolgende Berichterstattung unterdrückt?
Nein, das darf man nicht. Vielleicht ist eine Reaktion auf Facebook bezeichnend für die Situation in Deutschland. Hier schrieb ein Leser:
Ihr glaubt doch nicht, das ich euch die Nummer abnehme? Ich glaube definitiv nicht, dass die Polizei sich an einer Zweijährigen vergreift! Daher kann ich Ihre Ausführungen nicht nachvollziehen!
Mit „Glauben“ hat man hier eine wirklichkeitsdefinierende Methodik aus dem Bereich der Religion angewendet, die im Bereich der Politik nichts zu suchen hat. Es ist aber eine natürliche Reaktion des mit der Nachrichtenflut und der degenerienden Wirklichkeit überforderten Bürgers, die wir aus dem Dritten Reich schon kennen: der reale Horror des Alltages überfordert den menschlichen Verstand.
Wir nennen das heute „Verdrängung“.
Wir wissen aber auch, dass diejenigen, die heute den Kopf in den Sand stecken, morgen selbst mit den Zähnen knirschen werden.
Ach was – morgen.
Die Mehrheit der Deutschen knirscht schon heute mit den Zähnen – hat aber vielleicht vergessen, worum es bei den Protesten in Frankfurt eigentlich ging.
Es ging um Lohnkürzungen, Rentenkürzungen, Kitaplätze, geschlossene Krankenhäuser, Privatisierung öffentlichen Besitzes – kurzum um die aktuelle Verarmungspolitik europäischer Regierungen im Auftrag der „Märkte“. Themen, die uns im Prinzip alle angehen.
Vielleicht hilft es aber wirklich, einfach nicht daran zu glauben. So kann man aus einer Erdkugel auch eine Scheibe machen.
Donnerstag, 11.7.2012. Eifel. Ist das Leben nicht schön? Deutschland wird immer mehr zu einem verarmten Land vereinsamter Menschen – auch wenn der Spiegel erstmal widerspricht, um die Aussage dann aber mit Zahlen zu bestätigen und nebenbei ganz offen erwähnt, wo dieser Trend herkommt:
Aus dem höheren Qualifikationsgrad resultierte offenbar aber keine höhere Wirtschaftskraft – was auch damit zu tun haben könnte, dass sich heute ganze Branchen mit der Ausbeutung akademisch gebildeter Praktikanten gesundstoßen, die oft über Jahre ohne Einkommen arbeiten.
Dieser Trend gilt nicht nur für Akademiker, jeder Leiharbeiter kann davon ein Lied singen. Der Mann, der diese Renditewunder für Kleinkriminelle, Menschenfeinde und skrupellose Ausbeuter möglich gemacht hat, heißt Gerhard Schröder, Freund von Milliardären und Demokratiefeinden, Rothschildlobbyist und Werbefigur für Maßanzüge. Ach ja – Bundeskanzler war er nebenberuflich auch mal. Aktuell reist dieser Mann durch die Welt und erklärt allen Hartz IV. Seiner Meinung nach – so die Welt – ist er so eine Art Sozialstaatsmessias, der einen ganz großen Wurf getan hat:
Schröder erstaune es, „wie sehr die Agenda überall auf der Welt als Erfolg angesehen wird, nur von meiner Partei nicht“. Der ehemalige Kanzler wird nach eigener Aussage derzeit weltweit als Redner zur Agenda 2010 nachgefragt.
Nun – wir erfahren nicht, wo er überall predigt, aber sicher gibt es noch viele Kleinkriminelle, Menschenfeinde und skrupellose Ausbeuter, die ein Interesse daran haben, zu erfahren, wie man mit einer Sozialdemokratischen Partei eine soziale Marktwirtschaft zerschießt, damit die Nachfolger dann ungestraft (und scheinbar völlig ahnungslos, was den Sinn der verwendeten Begrifflichkeit betrifft) von einer „marktkonformen Demokratie“ sprechen können.
Nun – wir erleben die Geburt der marktkonformen Demokratie jeden Tag: „Adresshändler, Inkassofirmen oder Werbewirtschaft“ können nun jederzeit alle möglichen Daten von den Meldeämtern kaufen, die die vorher mit Staatsgewalt eingetrieben haben (siehe Welt), die Spritpreise wuchern in unglaubliche Höhen – gefolgt von den Mieten, die von Leiharbeit oder Praktikum keiner mehr bezahlen kann (ebenfalls: Welt). Andererseits unterstützen Großbanken die Kleinkriminellen, Menschenfeinde und skrupellosen Ausbeuter durch attraktive Angebote, ihre Raubbeute sicher auf den Bermudas zu lagern (siehe Handelsblatt) während man nebenbei zum Holocaust an Normalmenschen ausruft, weil der kranke Mensch „der Wirtschaft“ (aber eigentlich „den Märkten“) Unsummen kostet (ebenfalls: Handelsblatt).
Da hat ein Kanzler sein Volk zur Ausplünderung freigegeben – und wundert sich, das viele wissen wollen, wie das geht? Was mit interessiert hat: was sagt eigentlich das Volk zu diesem Kanzler? Das die SPD ihn nicht mehr mag, ist klar. Sein großer Coup hat die SPD zur Partei von Anlagebetrügern und Asozialen werden lassen – mit spürbarem Mitglieds- und Pöstchenverlust im Lande.
Nun, das Schöne an diesen modernen Medien ist ja: die Leserbriefe folgen sofort als „Kommentare“, so dass sich jeder Leser ein Bild machen kann, wie der Nobelkuttenkanzler beim Volk ankommt. So schreibt dort zu dem Artikel der Welt „ein Mensch“:
Wen interessiert denn was der Gasableser von Putin zu sagen hat. Er gehörte noch gteert und gefedert für die „Hartz4-Geschichte“. Soviel Unsinn wie der schon erzählt hat kann man sein jetziges Gerede denke ich gut einordnen…
„Putins Gasableser“ – das hat mir besonders gefallen. „Ohle-van-Bohle“ legt noch einen drauf:
Ein Vaterlandsverräter tut gut daran sich mit Kritik an verdiente Staatsoberhäupter zurück zu halten. Wer während seiner Dienstzeit die weichen stellt um anschließend einen gut dotierten Job bei einem zweifelfhaften Olygarchen zu erhalten esrt recht. Glaubwürdigkeit und Loyalität ist was anderes!
Man findet auch verhaltende Drohungen, z.B. von „Kneissl“:
Schröder soll froh sein, wenn wir so viel Kultur haben, die Rachegelüste zu unterdrücken.
Ansonsten hat er doch in Moskau genug zu tun, in einer lupenreinen Demokratie.
Ein „Bau-Leiter“ erläutert uns da weitere Zusammenhänge:
Schröder und Monti kommen schließlich aus dem selben Stall – Schröder hat Montis Leuten von GoldmanSachs Tür und Tor geöffnet!
Erst nach Schröders „Liberalisierung“ der Deutschen Finanzregeln konnten Spekulanten und Hedgefonds in Deutschland wie die Heuschrecken einfallen.
Das Handeln Schröders ist vergleichbar mit einem Verräter im Mittelalter, der nachts die Stadttore öffnete, vor denen die Söldner eines gierigen Raubritters lagerten. Konnte man der Aggressoren trotzdem noch Herr werden, wurde der Türöffner im Allgemeinen gevierteilt.
Ja, das war – neben Hartz IV – DAS Highlight von rot-grün. Alle Sicherheitsmaßnahmen zum Schutze vor jene Spekulanten, die 1930 die Weltwirtschaftskrise verursacht hatten, hatte man einfach mal alle Schleusen geöffnet, damit Deutschland ein „attraktiver Finanzplatz“ wird. Nun – das ist er jetzt, und wir erleben die Folgen. In den siebziger Jahren lernte man noch in der einfachen Handelsschule, wie segensreich der Überwachungsapparat ist, der wuchernde Geldgeschäfte verhindert – nun steht Deutschland vor einem Scherbenhaufen, der vor allem dem Steuerzahler viel Geld kosten wird – Geld, mit dem sich andere noch reicher rechnen können.
Sff hat auch eine Meinung dazu:
Warum bietet man diesem Landesverräter Gasgerd eine Plattform?
Er hat sich nachweislich bereichert mit dem Gazpromdeal und seine Anstrebungen zwecks der Türkei sind auch nicht ohne.
Man soltle ihm alle Bezüge sperren und davonjagen.
Aber er ist ja ein Politiker und somit im Kreise der selbsternannten Guten.
Ich hasse ihn und seine Politaffen aufs tiefste.
Rot-Grün war der Anfang vom Niedergang.
Ja, da kommt Freude auf. Darf ich daran erinnern, das die „Welt“ als arbeitgeberfreundliches konservatives Medium gilt? Was eher linke Blätter zu Schröder sagen, will ich schon gar nicht mehr wissen – wahrscheinlich wird dort anstatt über vierteilen nur noch über Scheiterhaufen diskutiert. Doch weiter im Text:
Die deflationäre Agenda2010 Politik in Deutschland ist in Bezug auf die Leistungsbilanzungleichgewichte als Hauptursache der Eurokrise nicht anders zu beurteilen als die inflationäre Lohnpolitik in Südeuropa.
Sollen die Deutschen nun Herrn Schröder etwa noch dankbar sein für dauerhafte Entlohnung unterhalb ihrer Produktivität?
Ja – so schlau sind die Deutschen inzwischen: sie wissen, das sie alle, jeder einzelne, für Schröders Brioni-Anzüge teuer bezahlen mussten. Der Totengräber des Sozialstaates hatte den Kleinkriminellne, Menschenfeinden und skrupellosen Ausbeutern die Arbeitskraft aller deutschen Unternehmer, Arbeiter und Angestellten zum Nulltarif geschenkt – da konnte jeder gewissenlose Depp Millionär werden. Ein „Gast“ sieht hier weiter in die Zukunft:
„Der ehemalige Kanzler wird nach eigener Aussage derzeit weltweit als Redner zur Agenda 2010 nachgefragt.“
Ja, schafft Suppenküchen weltweit
Ja schafft Enteigung weltweit
Ja schafft Niedriglöhne weltweit
Schröder du bist der Größte Kapitalist den je eine SPD hervorgebracht hat
Und das alles in einem konservativem Blatt. 158 Kommentare gab es zu dem Artikel, nur ein „Neoliberaler“ äußerte sich verhalten positiv:
Schröders Vorschlag der Vereinheitlichung der Sozialpolitik ist zumindestens überlegenswert.
Das staatsbezahlte Nichtstun von Faulenzern in Deutschland könnte durch Anpassung der Sozialleistungen an europäische Standars vielleicht sogar reduziert werden.
Kaum von Lesern empfohlen (15) wirkt das schon – auch sprachlich – wie die Rache eines Redakteurs, der den wütenden Mob schon auf den Straßen toben sieht, denn der Redakteur weiß, was auf ihn zukommt, siehe „Wirtschaftsfacts“:
In den großen EU-Ländern und der Schweiz sind manche Banken mit zwischen 200% und 600% des jährlichen BIPs ihrer Heimatstaaten verschuldet.
Was das für uns bedeutet, erläutert „Patrick Duhamel“ in seinem Kommentar zum Schröder-Artikel:
Nur mal so als Beispiel, was in Brüssel geplant wird. Es reicht nicht, Niedrigstlöhne, Leiharbeit und Drei-Jobs-pro-Person a la „Rotgrün“ Schröder/Fischer durchzusetzen, auch an die Spareinlagen will man ran:#
Die genossenschaftlichen Banken kämpfen vehement gegen die EU-Pläne für eine europäische Bankenunion. „Eine einheitliche europäische Einlagensicherung käme der Enteignung deutscher Sparer gleich“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich, bei der Präsentation des Jahresabschlusses der Finanzgruppe für 2011.
Erfährt man diese Perspektive durch die normalen Medien? Nach der Enteignung der Arbeitslosen durch Hartz IV wird nun die Enteignung der Sparer durchgezogen: der in den achtziger Jahren ganz offen geplante Raubzug „der Märkte“ in Europa wird so vollendet.
Gut – dieser Kommentar wird nur von zwei Lesern empfohlen … „Kneissel“s unterdrückte Rachegelüste lagen mit 229 Empfehlungen an der Spitze.
Man könnte fast vermuten, das Gerhard Schröder der meistgehaßte Mensch in Deutschland ist – dabei wird der Spaß erst richtig lustig, wenn der Euro erwartungsgemäß in drei- bis sechs Monaten zusammenbricht (siehe Handelsblatt).
Dann aber – wird es wohl auch sehr ungemütlich für Gerhard Schröder und seine „Politaffen“ werden und die äußerst hässliche Zukunftsvision einer Seherin, die ich mal auf einem (inzwischen gelöschten) Blog gelesen hatte: sie sah Menschen, die aus ihren Häusern gezogen und bei lebendigem Leibe auf offener Straße verbrannt wurden.
Wenn ich daran denke, welches Potential an Hass in den Kommentaren zu Gerhard Schröder erkennbar war, dann fürchte ich, das wir uns an ganz hässliche Bilder in den Medien gewöhnen müssen – nicht nur an die Hinrichtung von Gerichtsvollziehern.
2050 werden die Historiker dann schreiben: das war klar erkennbar: Druck erzeugt Gegendruck – und wer Wind sät, wird Sturm ernten.
Schade, das diese Weisheiten bei „rot-grün“ unbekannt waren – wie auch die Weisheit, das man Sozialhilfe nicht aus Nettigkeit zahlt und Banker keine Engel sind, die nur darauf warten, den Menschen Glück, Geborgenheit und Sicherheit zu schenken.
Es wäre mal Zeit für eine Dankesrede. Für den Dank an die Leser des Nachrichtenspiegels. Seit einem Jahr betreiben wir jetzt dieses Format, um relativ unangreifbar unsere Meinung sagen zu können. Das geht hier. Hier ist das Risiko geringer, das sich enttarnte Altnazis oder beleidigte Politikwürstchen beim Betreiber beschweren können, um Meinungen zu unterdrücken. Es wäre Zeit, für eine große Dankesrede – allein schon von mir persönlich – für die vielen Anregungen und Informationen, die man hier als Autor erhält. Doch diese Zeit … ist nicht da, denn die Welt dreht sich weiter – in keine schöne Richtung. Es ist mehr das, was im Hintergrund der Nachrichten zu erkennen ist … oder die Art der Nachrichten selbst, die beunruhigen sollte. Zum Beispiel die Berichterstattung über den Kannibalen von Rothenburg – aktuell in der Welt. Ich setze hier keinen Link, noch möchte ich den Artikel zitieren – aus Gewissensgründen verbietet sich mir die Verbreitung einer solchen Nachricht. Welchen Sinn macht es eigentlich, diese perversen Phantasien medial zu verbreiten, wie es die „Welt“ aktuell tut? Wer entscheidet sich eigentlich dafür, solchen Verirrungen des menschlichen Geistes mediale Aufmerksamkeit zu schenken … und sie dadurch noch aufzuwerten? Welchen Sinn macht es, den Geschmack und die Konsistenz von Menschenfleisch zu beschreiben?
Ist das … Werbung für eine neue Kultur?
Vielleicht haben viele Menschen diese Kultur schon angenommen. In NRW läßt eine Frau ihren Freund von Junkies verprügeln – und schaut dabei zu. Ein Rentner tötet seine deutlich jüngere Frau, weil sie sich scheiden lassen wollte, ein Vietnamese tötet einen Rentner aus Langeweile, in der Spree schwimmen zerstückelte Tätowierer, im Rhein mit Kopfschüssen hingerichtete Frauenleichen, im Berliner Landwehrkanal findet man auch schon mal ermordete Französinnen.
Alles Meldungen aus einem einzigen Onlineformat von heute.
Wenn ich dann sage: die Kultur der Bestialität scheint zuzunehmen, ja, sie scheint unsere Leitkultur zu sein: wen wundert das?
Es wundert jene, die sich in der Geschichte auskennen. Aktuell taucht im Spiegel wieder der Fall des Folteropfers Elisabeth Käsemanns auf – der eigentliche Horror besteht jedoch nicht nur in dem scheußlichen Martyrium dieser jungen Frau, sondern vielmehr in jenen Zeilen, die die Reaktion der damaligen Bundesregierung beschreibt:
Verbittert bemerkte ihr Vater, der bekannte Theologe Ernst Käsemann, über die mangelnde Hilfsbereitschaft des Auswärtigen Amtes: „Ein verkaufter Mercedes wiegt zweifellos mehr als ein Leben.“ Denn Argentinien und Deutschland machten damals gute Geschäfte. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes etwa verhandelte in Buenos Aires über den Verkauf eines deutschen Atomkraftwerkes für drei Milliarden Mark. Und Bonns Botschafter vor Ort befand zu jener Zeit, Argentinien befinde sich als „Folge der internationalen Terrorsituation“ in einem „Ausnahmezustand“. Die Militärs verfolgten nur ein Ziel, „nämlich die Macht wieder in die Hände der Zivilisten zurücklegen zu können“.
Das war zu Zeiten der Regierung des SPD-Kanzlers Helmut Schmidt und des FDP-Vizekanzlers Hans-Dietrich Genscher. Wie man sieht: es gibt eigentlich keine Zunahmen an Bestialität. Sie war schon immer da – nur vielleicht früher verborgener. Immerhin galt es, NS-Vergangenheit zu verdrängen, wo Bürger aus anderen Bürgern Lampenschirme gemacht haben. Da wollte man offiziell Vorbild sein, offiziell „mehr Demokratie wagen“, offiziell ein Leuchtturm der Zivilisation sein.
In Wirklichkeit … machte man Geschäfte mit Ländern, die deutsche Frauen folterten. Wundert man sich da, das Verschwörungstheorien für viele Menschen als das einzige Format gelten, das „Wahrheit“ abbilden kann?
Es gibt Charaktere, die … solche Geschäfte einfach so machen können. Geht ja heute auch noch: wir warnen gerne vor dem Kampf der Kulturen, unterstützen unsere Verbündeten im blutigen Kampf gegen den Terror, der – natürlich – nur von diesen Kulturen ausgeht und verkaufen locker mal 200 modernste Kampfpanzer ohne Skrupel an gerade jene Nation, die die meisten Attentäter am 11.9.2001 gestellt hat und nebenbei eine Kultur pflegt, die wir zurecht als „barbarisch“ bezeichnen würden.
Es gibt da nun … einen kleinen gemeinsamen Nenner, der diese Nachrichten vereint … und zeigt, worin das Übel liegen könnte, einen kleinen, gemeinsamen Nenner, der die Grundlage der Kultur der Bestialität darstellt und direkt an wirkliche kulturelle Werte anknüpft – und an einer philosophischen Überlegung von Arthur Schopenhauer, demnach der Mensch immer zwischen Not und Langeweile pendelt, die selber eine eigene Form von Not darstellt.
Wer Arbeit hat, hat Not. Das weiß jeder, der echte Arbeit zu erledigen hat. Jeder Bauer, Bäcker, Fleischer, Koch, jede Mutter und Hausfrau, jeder Maurer oder Fabrikarbeiter, kurzum jeder, der aufgrund der Art seiner Arbeit eine Chance hat, mal berufsunfähig zu werden. Wer aber Not hat … kommt selten auf dumme Gedanken. Dazu bedarf es … der Langeweile. Langeweile kann der Mensch nicht aushalten … weshalb die Langeweile der Arbeitslosen ein tödlicher Zustand und Arbeitslosigkeit tödlich für die Gesellschaft ist.
Wenn wir hier aber über Arbeitslose reden … merken wir schnell, das ein anderer Arbeitsbegriff zu Grunde gelegt werden muss. In der Tat ist der „Arbeitslose“,der seine Kinder von 2,67 Euro am Tag ernährt, nicht arbeitslos, da diese Wirtschaftsleistung eine klare und eindeutig messbare Arbeitsleistung ist, so wie die Arbeitsleistung der 77-jährigen Rentnerin, die anstelle des jetzt arbeitslosen Gemeindemitarbeiters den Schnee von der Straße schaufeln muss.
Thilo Sarrazin wiederum muss als wahrhaftig arbeitslos bezeichnet werden, da er als Bundesbankvorstand schon am Dienstag mit der Arbeit fertig war und Zeit hatte, ein Buch zu schreiben. Bohlen, Maschmeyer, Ackermann, Merkel … alles Beispiele für Arbeitslose. Die Beschäftigung mit Politik, Gaukeleien, Mauscheleien und schlaue Geschäfte können sich nur Menschen erlauben, die keine Arbeit haben. Es bedarf eines gewissen Wohlstandes und einer gewissen Langeweile,um solche Erscheinungsformen zu kultivieren, eines gewissen Reichtums, um eine Frau Merkel von der Arbeit freistellen zu können, damit sie sich um Regierungsgeschäfte kümmern kann, die ansonsten einfach liegenbleiben würden.
Gut – wir kennen nichts anderes. Deshalb denken wir uns auch nichts dabei, wenn Sendeformate wie DSDS, „Frauentausch“ oder „Supernanny“ eine sadistische Kultur fördern, in der echte menschliche Werte verloren gehen: Werte, die für eine Arbeitskultur unerlässlich sind. Eine sadistische Kultur – eine Kultur der Bestialität – findet jedoch nichts dabei, die kulinarischen Vorzüge von Menschenfleisch zu propagieren, noch macht sie sich sonderliche Gedanken über die Zunahme der Bestialität im Alltag, die sich in Kindergärten oder Schulen beobachten läßt … und letztlich als verstümmelte Leiche im Kanal in Erscheinung tritt.
Der gewaltfördernde Typus ist hier wirklich und wahrhaftig der Arbeitlose: jener, der Zeit hat, alten Menschen komplizierte Anlageprodukte zu verkaufen, die sie letztlich um ihr Vermögen bringen, jener der Zeit hat, ihre Enkel, Kinder und deren Frauen vor laufender Kamera niederzumachen, jener, der Zeit hat, dicke Bücher zu schreiben die zu Fremdenhass animieren oder Kannibalen eine öffentliche Plattform bieten, jener, der Zeit hat, groß die Werbetrommel für sein politisches Amt zu rühren: alles Arbeitslose. Anlageberater, Politiker, viele Ärzte, Versicherungsvertreter, Abgeordnete, Investmentbanker, Schauspieler, Popgrössen und viele mehr: alles Arbeitslose, die nach Feierabend noch genug Kraft für Unfug haben – was gefährlich ist, wenn sie sonst keine ordentliche Arbeit haben.
So wie der Mensch aus der Not heraus zur Langeweile strebt, so strebt der Mensch aus der Langeweile heraus zur Not – sagt Schopenhauer. So führt die Kameradschaft des Schützengrabens direkt … zum bitterbösen Nachbarschaftsstreit über Gartengrenzen und Äste von Apfelbäumen, nachdem man das Land aus den Ruinen neu aufgebaut hat.
Dort, wo der notgeprägte Kamerad sagt „wir lassen niemanden zurück“ lässt der Sproß der deutschen Langeweile widerspruchslos deutsche Frauen foltern um den Absatz deutscher Waren in Diktaturen nicht zu gefährden. Er empfindet halt nichts mehr dabei – die Erfahrung von Not sagt ihm nichts.
Und wenn man jetzt noch einen größeren Bogen spannt und sich überlegt, wer eigentlich aus welchen Gründen die Entscheidungen trifft, das viele Formen der Arbeitslosigkeit mit großen Geldsummen belohnt werden, während man andere Formen der Arbeitslosigkeit (trotz ihrer ökonomischen und ökologischen Leistungsbilanz) gering achtet und sogar der öffentlichen Verachtung preisgibt, dann kommt man womöglich zu Menschen, die gezielt eine Kultur der Bestialität fördern wollen.
Gut, das Verschwörungstheorien in unserem Kulturkreis tabu sind. Natürlich gibt es keine Absicht hinter politischen Entscheidungen, weshalb mein jetzt veröffentlichtes Pauschalprogramm zur Vernichtung der Arbeitslosigkeit von allen Parteien gefördert werden wird:
wir beglücken einfach alle Jobcenterkunden mit kostenloser philosophischer Bildung. Dies führt zum einen dazu, das wir uns die sadistische Methode der extrensischen Motivation durch Gewalt (Sanktionen!) sparen können, weil die Kunden die Möglichkeit zur Selbstmotivation erhalten, einen Horizont bekommen, wo sie sich, ihre Position in der Gesellschaft, ihre Pflichten als Bürger und ihre Rechte als Souverän bewußt wahrnehmen und sich selbst produktiv in die Gesellschaft einbringen können – auch als politischer Konkurrent zwecks Belebung der demokratischen Kultur des Landes, als Konkurrent in der Produktion von Zeitungen, Filmen, Theaterstücken, Gemälden oder Versicherungs- und Anlagebetrügern. Im Reflex wird auch das Niveau des Privatfernsehens gesteigert, weil die augenblicklichen Primitivformate keine Zuschauer mehr bekommen. Mit dermaßen geschulten Bürgern könnten wir eine neue demokratische Kultur schaffen, in der echte Arbeit wieder angemessenen Lohn erhält, während man Freizeitvergnügungen wie Schauspiel, Gemeindeverwaltung, kirchliche Arbeit oder Musik weniger mit Milliarden überhäuft.
So bekommen wir Bürger, die bewußt die Gefahren der Langeweile erkennen und aktiv als Gesellschaft dagegen ansteuern zu können, wir können eine Kultur der Vernunft gründen, die sich so von selbst regelt, so wie sich die tausenden von Autos im Straßenverkehr einer Großstadt problemlos und überwiegend harmonisch bewegen können, ohne sich in einer Kultur des Gegeneinanders gegenseitig zu verzehren.
Verzichten wir auf dieses arbeitsintensive Modell … werden wir von den wahren Arbeitslosen aus reiner Langeweile in eine Riesennot getrieben, die kein Rettungsschirm mehr aufhalten kann und in der Kannibalismus Alltag wird.
Das man uns vielleicht vorsichtig genau darauf vorbereitet, weil man aus reiner Langeweile heraus einfach mal Lust auf mehr „Action“ hat … sage ich jetzt nicht.
Die festzustellende Gewalteskalation in Argen und Jobcenter hat nun zu einer Tragödie am 19.05.2011geführt und einen vorläufigen Höhepunkt gefunden.
Nein ich möchte hier nicht darüber schreiben, wer Schuld ist, dass am Ende eine Frau zu Tode gekommen ist und ein Polizist gesundheitlichen Schaden davon getragen hat. Ob die Umstände je geklärt werden können, darf jedoch bezweifelt werden, denn einer der beteiligten Personen kann hierzu keine Auskunft mehr geben.
Was aber vorhersehbar war ist, dass diese Form der Eskalation, nur eine Frage der Zeit war. Aus all den bekanntgewordenen verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen zwischen „Kunden“ und Angestellten von ARGEN/JOBCENTER wurde anscheinend nicht nach Ursachen gesucht und die sich daraus richtigen notwendigen Schlussfolgerungen gezogen.
Nein, man beschränkte sich auf eine Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen in den „Behörden“ weil der mutmaßliche „Gewalttäter“ immer der „Kunde“ ist, was dann die Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen rechtfertigte.
Da werden Besucher von „Wachpersonal“ bis zum Schreibtisch der Sachbearbeiter geführt, ja je nach Einschätzung des SB, was er von den Besucher hält, verbleiben die „Privatpolizisten“ der ARGEN/JOBCENTER während der Abfertigung betreffender Personen, im Zimmer oder unmittelbar davor. Nun ist nur logisch, dass nach der Tragödie am 19.05.2011 zunächst die Sicherheitskonzepte in den „Armutsbehörden“ in Frage gestellt werden und verschärft werden sollen. Die Frankfurter Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) kündigte an „………dass wir uns ganz genau anschauen, wie die Arbeitsbedingungen dort sind und ob wir die Dinge verbessern können oder müssen“.
Auch die Geschäftsführerin des Frankfurter Jobcenters, Claudia Czernohorsky, will die Sicherheitskonzepte auf den Prüfstand stellen. Sie könne sich vorstellen, dass zum Beispiel Schließfächer angeschafft werden, in die die Kunden am Eingang ihre Taschen einschließen müssen. Das man eine „Waffe“ auch am Körper mit sich führen kann, dürften solche Überlegungen sich in der Praxis als Nutzlos erweisen. „Wäre es nicht sicherer, wenn man den „Kunden“ beim betreten der „Armutsbehörden“ Handschellen und Fußfesseln anlegt und den Sachbearbeiter zuführt ? Und um ganz sicher zu gehen, könnte man auch die Sachbearbeiter hinter „Panzerglas verstecken und die Anwendung der Schusswaffe erlauben“.
Nein, mal im ERNST. Ursachen solcher Gewalteskalationen sind in der katastrophalen Sozialgesetzgebung zu suchen, so sieht es auch die Deutsche Polizeigewerkschaft,in Auswertung des aktuellen Falles. Denn die Deutsche Polizeigewerkschaft übt nach dem Vorfall scharfe Kritik an den Hartz-IV-Regelungen. Die Politik scheint dies aber nicht zu beeindrucken.
Erinnert sei an die Aussage der bayrischen Sozialministerin, welche einen verstärkten
„ Leidensdruck“ für Hartz IV Empfänger fordert.
Und genau solche Forderungen führen letztlich zu diesen Tragödien wie am 19.05.2011 !
Und der Irrsinn geht weiter, als wäre nichts gewesen !
Frank Ullrich
Dresdner Sozialwacht
Mütter, die im ALG II-Bezug stehen und mindestens eine 30 %ige Sanktion bekommen, werden vom Jobcenter Zwickau und seinen Außenstellen dem Jugendamt gemeldet. So erfuhr Gegenwind e.V. bei einem Beistandsbesuch vom Arbeitsvermittler. Auf eine Nachfrage beim Jobcenter teilte die Teamleiterin des Servicebereiches mit, dass es eine Vereinbarung zwischen dem Jobcenter und dem Landkreis diesbezüglich gäbe.
Eine Anfrage hinsichtlich dieser Zusammenarbeit beim Landrat ergab lediglich, dass der Landkreis die gesetzlich zugewiesene Aufgabe, die Sicherung des Kindeswohles, mit dieser Kooperation wahrnehme und diese Anfrage an das zuständige Jugendamt weitergeleitet hat.
Da der Landrat Kenntnis haben muss und die Anfrage dennoch weiterleitet, ohne eine befriedigende Antwort zu geben, lässt vermuten, dass mit der Zuständigkeitsverschieberei etwas vertuscht werden soll, oder von der Öffentlichkeit ferngehalten werden soll. Jedenfalls steigt bei den betroffenen Müttern der psychische Druck und die Angst zusätzlich enorm an.
Solche Maßnahmen sind aus unserer Sicht nicht hinnehmbar, auch wenn es mit dem vorgeschobenen Argument des Kindeswohles geschieht. Sorgt man sich wirklich um das Wohl des Kindes, schafft man diese unwürdigen Sanktionen ab und versucht nicht, Müttern mit dem Schlimmsten was ihnen passieren kann, nämlich den Verlust ihres Kindes, noch mehr in die Enge zu treiben.
Quelle: Presse Gegenwind e.V.
gefunden bei Der Sozialticker
Entschuldigung, aber hier kann ich nicht mehr ruhig bleiben. Dieser Staat mutiert zu einer pervers sadistischen Mutation die sich an den Nationalisten anlehnt. Durch juristische und physische Zwänge die noch durch Politik des Hungers ergänzt wird scheut man sich nicht, Kinder als Druckmittel einzusetzen. Wieder mal ballen sich meine Fäuste in meinen Taschen. Doch wie lange kann ich sie in meinen Taschen halten? Man nimmt den Frauen das Recht auf eine selbstbestimmte Erziehung ihrer Kinder. Sie müssen sich bedingungslos dieser Armutindustrie unterwerfen, ohne wenn und aber!
Der Schlafbürger, den man geschickt manipuliert bekommt von dem nur wenig mit. Man entzieht dem Schlafbürger alle Informationen damit er aus diesen Dämmerzustand nicht erwacht. Nach(richten) werden so nachgerichtet damit er unterrichtet wird im Dienste der Politik. Die Massenzüchtung von Millionen Schlafbürgern schreitet unaufhaltsam voran. Somit ist es ein leichtes die Schlinge immer fester anzuziehen.
Im Jahr 1885 wurde auf der Kongo-Konferenz in Berlin der belgische König Leopold II. als Herrscher über den Kongo eingesetzt. Damit begann eine beinahe beispiellose Geschichte von Ausbeutung und Verfolgung mit millionenfachem Mord an der Bevölkerung, deren Auswirkungen bis heute reichen. Denn Leopold verwandelte das an Bodenschätzen reiche Land in ein gigantisches Arbeitslager. Als man ihm den Kongo 1908 wieder entzog, hatte er schätzungsweise über eine Milliarde Dollar Gewinn aus seiner Kolonie gezogen – rund 10 Millionen Menschen verloren dabei ihr Leben.
Wer weiteres über das barbarische Vorgehen dieses Königshauses wissen möchte sollte im Netz nach der Video -Dokumentation „Schatten über den Kongo“ Googlen
König Leopold II ist mittlerweile verstorben jedoch die Barbarei geht weiter in Form von Ressourcensicherung. Großkonzerne plündern über Schatten und Tochtergesellschaften den Kongo aus. Das Kapital sucht sich neue Märkte um es Gewinnbringend anzulegen und so geschieht es weltweit das Millionen von Kindern für die Rendite der Kapitaleigner ihr Leben lassen müssen.
Es gab Zeiten, da hatten wir mal der Gewalt den Kampf angesagt. „Wir“? – ja, wir. Wir Jugendlichen Ende der siebziger Jahre, die Willy Brandts Aufruf gefolgt sind und mehr Demokratie wagen wollten. Uns habt ihr die „Grünen“ zu verdanken.
Die Lösung der Gewaltfrage schien zu Anfangs einfach. Erstmal selbst auf Gewalt verzichten. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Und dann der Gewalt die Nährstoffe entziehen – in einem Klima von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sollte sie keinen Grund mehr haben, sich zu entfalten. Die „Alten“ von damals erzählten zwar von „Adolfs sicheren Straßen“ und man erfuhr irgendwann, das die Mafia unter Mussolini verschwand, aber man konnte sich beruhigt zurücklehnen und sagen: „damals hatten die Verbrecher halt alle Uniformen“ – und hat es damit auch irgendwie getroffen.
In meiner Kindheit in einer kleinen Stadt im Ruhrgebiet in den sechziger Jahren war die Haustür immer offen, damit die Kinder ein- und ausgehen und die Nachbarn jederzeit hereinkommen konnten. Wo gibt es das heute noch? Nun – hier, vor Ort vielleicht. Aber das ist eine kleine Enklave des Friedens, eines Friedens, der auch wohl irgendwann vergehen wird.
Die Mehrheit der Deutschen ist jetzt für die Pläne von Stuttgart 21. Jedenfalls die Mehrheit jener, die bei Meinungsumfragen befragt werden. Ein toller Erfolg der Protestbewegung, die mit der gleichen Naivität auf die Straße gegangen ist wie wir früher. Aber der Bahnhof wird jetzt grüner – während der Rest des Landes laut der Zeit dem bislang üblichen Muster folgt:
Nach Überwindung der Wirtschaftskrise folgt die Einkommensverteilung hierzulande wieder ihrem langjährigen Muster: Die Schere zwischen den Einkommen aus Löhnen einerseits sowie aus Gewinnen und Kapitalerträgen andererseits geht in Deutschland laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung weiter auseinander. Bruttolöhne aus Erwerbsarbeit machten demnach 2010 im ersten Halbjahr 65,5 Prozent aus und damit 2,9 Prozentpunkte weniger als 2009. Bruttogewinne hingegen hatten im ersten Halbjahr einen Anteil von 34,5 Prozent am Volkseinkommen – 2,9 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Wer arbeiten geht, ist der Dumme. Das merken die Dummen auch, regen sich aber eher über die Arbeitslosen mit wenig Geld auf anstatt über die Arbeitslosen mit Yacht, Porsche und Privatflieger. Im 21. Jahrhundert verdient Geld Geld – wer dort mit Arbeit Geld verdienen will, glaubt wohl auch noch an soziale Marktwirtschaft. Wo eine Gesellschaft enden soll, die nur noch darauf aus ist, Geldhaufen künstlich immer schneller aufzuhäufen, kann mir niemand erzählen … zumal es immer irgendwo jemanden geben muß, der den Preis für die Arbeit erbringen muß. Viele der alten Geldhaufen sind laut Wikipedia schon im alten Preußen angelegt worden.
Die Kinderarbeit in dieser massiven, ausbeuterischen Form wurde bald zu einem sozialen Problem in den heutigenIndustrienationen. Die Armee hatte wegen der vielen kranken Kinder zunehmend Schwierigkeiten, genügend gesunde Rekruten zu finden. Preußen erließ deshalb 1839 ein Gesetz (Preußisches Regulativ), das Kindern unter neun Jahren die Arbeit in Fabriken verbot; die 9- bis 16-Jährigen durften nicht mehr als zehn Stunden täglich arbeiten, nicht mehr an Sonntagen und nicht mehr nachts.[4] Im Jahr 1853 wurde das Mindestalter für die Fabrikarbeit auf zwölf Jahre angehoben. Noch 1858 arbeiteten allerdings 12.500 Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren in preußischen Fabriken. Als Folge der Kinderarbeit wurde in Preußen die Gewerbeaufsicht gegründet. Ein am 1. Januar 1904 in Kraft getretenes Kinderschutzgesetz untersagte imDeutschen Reich die Beschäftigung von Kindern unter zwölf Jahren in gewerblichen Unternehmen.
So gründet man Geldhaufen. Irgendwo zu Beginn steht ein großes Verbrechen – und auch wenn die Erben noch so schön Klavier spielen und Gedichte rezitieren: es klebt Blut an diesem Geld. Armee und Kaiser haben die Kinder in Deutschland gerettet, die Industriebarone hätten sie weiter verheizt.
Machen wir heute auch noch – interessiert immer noch nur ein kleines Häuflein ungenierter Kritiker wie hier zum Thema „Wilhelmsplatz“:
Hauptsächlich in Indien und China werden Pflastersteine in vielen Steinbrüchen von Kindern zwischen 9 und 14 Jahren geschlagen und landen dann als Billigangebote auf dem deutschen Markt.
In München, Köln und vielen anderen deutschen Städten wurden solche Pflastersteine aus Entwicklungsländern offenbar ungeniert auf öffentlichen Flächen verlegt.
Vielleicht wird ein Eifelphilosoph des 23. Jahrhunderts ähnlich über unsere Zeit schreiben, wenn er detalliert auf die strukturelle Gewalt der Bundesrepublik schaut … und auf die Gegengewalt, die es auslöst. Hoffentlich stößt er auch auf den Bericht der Zeit-Autorin Susanne Leinemann, „Der Überfall“ heißt er. Sie wurde fast totgeschlagen von … Aussortierten.
Als ich zu mir komme, liege ich auf dem Bürgersteig in meinem Blut. Ich habe keine Ahnung, was geschehen ist. Bin ich gestürzt? Wo sind die beiden jungen Männer, denke ich vollkommen verwirrt, warum haben sie mir nicht geholfen? Ich gehe auf alle viere, versuche mich zu orientieren – alles ist unscharf, trotzdem erkenne ich die vertraute Umgebung. Meine Handtasche, keine Ahnung, wo die ist. Mein Gesicht ist nass und klebrig. Blut, überall Blut. Ich versuche aufzustehen, taumele, falle, kann mich mit den Armen abfangen. Die Kinder, denke ich. Ist zu Hause alles in Ordnung? Ich muss nach Hause, sofort! Ich fühle keine Schmerzen, wanke wie eine Betrunkene über die Straße. Der Blick nach vorn hält mich aufrecht, es ist nicht weit, eine Ecke noch bis zu unserem Haus. Es ist so dunkel, so furchtbar dunkel. Auf die Idee, nach Hilfe zu schreien, komme ich nicht.
Sechs Tage werde ich auf der Station bleiben. Schädel-Hirn-Trauma zweiten Grades. Schädelbruch über der Augenhöhle. Hirnhautriss. Luftbläschen sind eingedrungen, es besteht Infektionsgefahr. Niemand weiß, wie sich die Blutung am Gehirnaußenrand entwickelt. Sollte ich plötzlich doppelt sehen, schärft man mir ein, muss ich sofort eine Schwester rufen.
Laut Statistik wird das Land immer friedlicher….trotzdem verwandeln sich die Häuser immer mehr in Festungen. Nur Paranoia?
Ich glaube kaum. Frau Leinemann war zum Zeitpunkt des Überfalls (Beute: 35 Euro) 41 Jahre alt. Etwas Jünger ist die Zeit-Redakteurin Cosmia Schmitt, 35, die in einem Essay deutlich macht, was wir zu erwarten haben:
Heute stehen die Babyboomer mitten im Berufsleben. Die nächsten 20 Jahre verstopfen sie die Führungsposten. Dann gehen sie in den Ruhestand – und ein Millionenheer aus Rentnern wird dieses Land bevölkern. Sie werden uns die Luft abschnüren. Sie werden reisen wollen und konsumieren, sie werden in die Hörsäle strömen und Kunstgeschichte studieren und jede Rentenkürzung abwehren. Und die Parteien werden sich ihren Bedürfnissen anpassen, wer kann schon auf so viele Wählerstimmen verzichten?
Unter uns Jungen hört man oft den Satz: »Wir würden ja gern Revolution machen, wir wissen aber nicht, wogegen.« Die Babyboomer werden unser Wogegen sein.
Wenn einem die „Luft abgeschnürt wird“, dann darf man aus Notwehr … was alles tun? Renten massiv kürzen, Wahlrecht und Bildungsmöglichkeiten einschränken?
Von den jugendlichen Tätern OHNE Migrationshintergrund der Frau Leinemann kann man sich noch distanzieren. Ist halt Prekariat, da kann man nichts machen. Dabei stand ihnen Frau Leinemann bei ihren Zielen nur ebenso im Weg wie die Rentner der Frau Schmitt im Wege stehen – auf ihrem Weg nach oben, dorthin, wo Geld sich von selbst vermehrt.
In einer Gesellschaft, in der Geld gleich Leben ist – wieviel Geld braucht man da, um sein Überleben sichern zu können? Wieviel Geld braucht man, um sich einen geschützten Raum aufbauen zu können, von dem aus man sich seinen Platz im Leben erobern kann? Wie „sozial“ ist eine Marktwirtschaft, in der „heile Familie“ ein Gut ist, das sich nur noch gutsituierte Menschen leisten können? Wieviel Gnade, Toleranz, Güte und Menschlichkeit erwartet man von einem Millionenheer von Kindern, die von Politik und Gesellschaft abgestraft wurden, weil ihre Eltern Langzeitarbeitslose waren – Langzeitarbeitslose, die die Industriebarone gezielt geschaffen und an deren Diskriminierung ihre Werbeblättchen gezielt mitgearbeitet haben? Wieviel Gnade kann man erwarten, wenn schon die gutsituierten Mitbürger zum Genozid blasen?
All die gutgemeinte Sozialarbeit wird wenig nützen, wenn Industrie, Werbung, Politik, Schule, Medien andere Werte vermitteln und sogar der Bundespräsident und der Verteidigungsminister sagen, es sei ganz ok, wenn wir unsere wirtschaftlichen Interessen mit militärischer Gewalt im Ausland verteidigen, damit der Zugang zu billigen Pflastersteinen nicht verwehrt wird.
Nichts anderes haben die jugendlichen Schläger auch gemacht: ihre wirtschaftlichen Interessen mit Gewalt verteidigt, sich das Geld geholt, das offensichtlich – angesichts der umgebenden Luxuskultur – in Massen vorhanden ist, das sie aber niemals durch Arbeit bekommen können, weil wir für Arbeit kein Geld mehr geben können – die Selbstvermehrung des Geldes verschlingt alles, was für die Entlohnung der Arbeit notwendig wäre.
Hören wir noch mal Frau Leinemann zu, die über den Täter schreibt:
»Und wenn ich einen umbringen muss, damit ich in den Knast komme – da habe ich meinen Fernseher, meine Zigaretten und meine Ruhe«, droht der Brutalste der drei im Februar 2010 in Gifhorn, nachdem die Polizei zum dortigen Kinderheim gerufen wurde. Er hatte randaliert. Da ist er noch fünfzehn. Zwei Monate später wird er nachts mit der Holzkeule auf mich einschlagen.
Das hört sich nach einem sehr niedrigen Anspruchsniveau an … Fernseher, Zigaretten, Ruhe. Man stelle sich vor, wie es wäre, wenn man den Jugendlichen einfach Fernseher, Zigaretten und Ruhe spendiert hätte – zumal die ja sonst keiner wollte. Dabei haben sie andererseits doch viele Qualitäten, die sie zum Leistungsträger auszeichnen würden:
Er habe ja schon viel gesehen, sagt der Vorsitzende Richter am Ende des Prozesses, aber so etwas »Desolates« sei ihm selten untergekommen. Biografien, vollkommen ohne Halt – keine Familie, keine Religion, keine abgeschlossene Schulausbildung, keine Hobbys. Dabei sind die drei das Produkt von lauter gut gemeinten Absichten – einer weitverzweigten Sozial- und Therapieindustrie, von Sozialpädagogen, Psychotherapeuten, Erziehern, Angestellten der Jugendämter.
Familie, Religion, Hobbys … sowas hat man in Kreisen von Leistungsträgern nicht, weil man all seine Kraft auf den Erfolg des Unternehmens ausrichtet. Gut – Schulausbildung braucht man da schon. Nicht immer – aber schon häufiger. Insofern sind die Täterkinder nicht nur das Produkt der Erziehungsindustrie, sondern eigentlich das Produkt der ganzen Leistungsgesellschaft. Damit wir Geld für aufgeschäumten Milchkaffee haben, müssen in Indien Kinder billig Steine schlagen – sonst würden unsere Innenstädte aussehen wie in der alten DDR und es gäbe auch keinen Kaffee, den Kinder in Guatemala fast umsonst anbauen.
Die Therapieindustrie leisten wir uns, damit wir die Folgen dieses Systems nicht mehr so sehen und um die Frauen der Leistungsträger zu beschäftigen. Würden wir wirklich faire Löhne zahlen, wäre Kaffee nur noch an Feiertagen bezahlbar. Aber vielleicht hätten wir dann wieder mehr Familie, mehr Religion, mehr Hobbys und brauchten unsere Türen nicht mehr abzuschließen.
Ich schätze aber mal, wir werden eher erstmal wieder zu „Adolfs sicheren Straßen“ zurückkehren. Der Bürger ruft nach der „harten Hand“. Vielleicht erlaubt sich die Geschichte eine ironische Wendung und wir bekommen erneut einen Kaiser, der uns erneut einen Sozialstaat schenkt, den die Industriebarone dann wieder abbauen können. Was in Erinnerung an die Demokratie des 21. Jahrhunderts bleiben wird ist Hartz IV, Rente mit 67 (plus noch mehr …), Traumrendite aus Kinderarbeit und unsichere Straßen – das ist keine Bilanz, auf die man stolz sein kann und keine Entwicklung, die einen optimistisch in die Zukunft schauen läßt.
Eine schlimme Kindheit ist kein Freibrief zum Verbrechen, meint Frau Leinemann – und damit hat sie recht. Aber eine schlimme Kindheit ist auch nicht die beste Grundlage für den Erwerb eines verantwortungsbewußten, friedvollen, konstruktiven Charakters. Und wenn wir als Gemeinschaft der Bürger in diesem Land ein Klima der Gewalt schaffen und uns an der Beute der Gewalt erfreuen, dann werden wir uns irgendwann auch die sichersten Türen nicht mehr schützen … zumal viele von uns als Pflegefall auf die liebevolle Zuwendung dieser Menschen angewiesen sein werden.
Ich habe mal etwas herumgegoogelt, weil ja unsere Kanzlerin ja jetzt Post bekommen hat.
2.9.2009 Bombe vor Athener Börse
2.9.2009 Bombe in Thessaloniki
16.2.2010 Bombe auf JP Morgan
14.5.2010 Bombe vor Hochsicherheitsgefängnis
14.5.2010 Bombe vor Gerichtsgebäude in Thessaloniki
24. 6.2010 Bombe vor Ministerium für Zivilschutz
2.11.2010 Bomben für Merkel, Sarkozy und den Rest von Europa.
Man findet noch mehr, wenn man nur sucht. Die Anfänge der Bomberei führen zurück bis in die Zeiten der griechischen Militärdiktatur. Gewalt erzeugt Gegengewalt – ein Spruch, den die Polizei sehr gut kennen sollte, hat sie doch auf der Basis dieser Philosophie ihre Deeskalationskonzept entwickelt, das beim schwarzen Donnerstag in Stuttgart wohl im Büro vergessen worden ist.
Man kann wohl aus der momentanen Entwicklung schließen, das der heldenhafte Einsatz von Scotland Yard in Griechenland nicht so erfolgreich war wie geplant. Die Beamten waren 2009 ins Land geschickt worden, weil die griechische Polizei der Gewalt nicht mehr Herr wurde, so zu lesen in der Presse:
Seit Monaten verüben autonome Untergrund-Organisationen in Griechenland Anschläge gegen Banken und Unternehmen. Die Polizei ist überfordert, nun soll Scotlandy Yard helfen.
In Griechenland spielen sich seit Dezember 2008 immer wieder chaotische Szenen ab. Untergrundorganisationen attackieren mit automatischen Waffen die Polizei und verüben fast täglich Bomben- oder Brandanschläge hauptsächlich auf Banken und multinationale Unternehmen.
Nur in Berlin gab es bis heute 130 Brandanschläge auf Autos – in diesem Jahr: siehe Brennende-Autos.de, vierzig Autos brannten laut Tagesspiegel allein in einer Woche in Hamburg, sieben in einer Nacht im Juli in Köln laut ksta.
Brandanschläge auf Büros der ARGE gab es in Luckau, Germersheim, Holzminden, Gentin, Schongau, Berlin, Brandanschläge auf Polizeidienststellen gab es in Berlin, Hamburg, Erfurt … und ich habe da nur sehr oberflächlich gesucht.
Die Schlagzeile „Eine Welle der Gewalt geht durch Deutschland“ habe ich nicht gefunden, dabei wäre sie gerechtfertigt. Aber Gewalt in Deutschland … gibt es nicht. Jedenfalls nicht in den Medien. Deshalb werden jetzt auch laut Spiegel die Frauenhäuser geschlossen:
Jährlich fliehen 40.000 Frauen und Kinder vor ihren gewalttätigen Freunden, Männern und Vätern. Schutz finden sie in Frauenhäusern. Doch nun sollen aus Kostengründen Notunterkünfte geschlossen werden – es geht um Hunderte Schicksale.
Gewalt gegen Frauen gibt es sowenig wie Linke.
Liegt vielleicht daran, das die Täter „Linke“ sind und wir haben ja gelernt: „Linke“ sind die Gefahr von Gestern. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat der Kapitalismus gewonnen, der Kommunismus verloren und Linke sollten sich was schämen. Deshalb können Linke machen was sie wollen – sie sind out und kommen auch nicht in den Nachrichten. Sie sollten zum Islam konvertieren, denn das ist gerade Mega angesagt. Dann würden sie auch eine Riesenaufmerksamkeit bekommen. Man stelle sich einfach mal vor, Moslems würden Autos anstecken, Polizeidienststellen und ARGEn angreifen und der Merkel eine Bombe ins Büro schicken – was wäre hier los! Die Aufschreie würden wir bis in die Eifel hören.
Dabei … vielleicht sind es gar keine Linken, die da randalieren. Vielleicht sind es – wie die Amokläufer – nur gelangweilte Wohlstandszöglinge. Immerhin – es werden auch viele Kleinwagen angezündet, die nicht Statussymbole des Bonzenapparates sind.
Vielleicht sollte man auf der Suche nach Gewalt in Deutschland mal ganz andere Perspektiven einnehmen, laut Yahoo:
Millionen Kassenpatienten bekommen offenbar erst für das kommende Jahr wieder einen Termin beim Zahnarzt. Wie die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) berichtet, müssen zahlreiche Mediziner die Behandlung ihrer Patienten auf 2011 verschieben, weil die Budgets für Zahnbehandlungen bereits aufgebraucht sind.
Nach der Meldung über gestiegene Arzthonorare erstmal die Praxis dichtmachen – ist das keine Form von Gewalt? Oder … schauen wir mal kurz zu „unseren“ Promis in die USA, hier beim Spiegel:
Er schoss seiner Ex-Freundin in den Arm, war in Drogen- und Sexskandale verstrickt und bedrohte Weihnachten 2009 seine Ehefrau Brooke Mueller mit einem Messer. Charlie Sheen, der für seine Comedyserie „Two and a Half Men“ angeblich pro Episode mehr als eine Million Dollar kassiert, gerät immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Erst am 26. Oktober 2010 verwüstete der Schauspieler nackt und im Vollrausch sein Hotelzimmer. Fragt sich, wie lange TV-Produzent Chuck Lorre Sheens Eskapaden noch duldet.
Oder das Top-Modell Naomi Campbell:
Sie verprügelte ihren Chauffeur, knallte ihrem Dienstmädchen ein Handy an den Kopf und bespuckte an Bord eines Flugzeugs Polizisten.
Der Boxer Mike Tyson:
Anfang der Neunziger verbrachte Mike Tyson drei Jahre im Gefängnis, nachdem er wegen Vergewaltigung einer US-amerikanischen Schönheitskönigin verurteilt worden war. Weitere Delikte im Strafregister des ehemaligen Box-Weltmeisters: Drogenbesitz und Körperverletzung. Das Foto zeigt Tyson im Dezember 2006, nachdem er unter Drogeneinfluss beim Autofahren erwischt wurde.
Oder der Sänger James Brown:
Achtmal ist der „Godfather of Soul“ von der Polizei abgeführt worden. James Brown wurde wegen häuslicher Gewalt, illegalen Waffenbesitzes und verschiedener Drogendelikte festgenommen. Das Foto zeigt den Soul-Sänger sichtlich mitgenommen nach seiner Verhaftung im Jahr 2004. Er soll seine Frau Tomi Rae in einem Streit zu Boden geworfen haben.
Dürfen wir da jetzt vom „Elitenterror“ reden? Dem Terror derjenigen, die uns tagtäglich als Vorbilder vor die Nase gehalten werden, als jene, die „es geschafft haben“? Obwohl … die Eliten selbst am meisten Ärger bekommen, wenn sie nicht systemkonform sind:
„Langsam klingt das Klicken der Handschellen in meinen Ohren geradezu vertraut“, sagte Martin Sheen einst Reportern. Erstaunliche 66 Mal wurde der Schauspieler („Apocalypse Now“, „West Wing“), bereits in Handschellen abgeführt, oft wegen „zivilen Ungehorsams“. Er demonstrierte 1986 gegen das gigantische Rüstungsprogramm des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan, protestierte 2003 gegen den Irak-Feldzug der Bush-Regierung und 2007 gegen Atomwaffentests in Nevada. Einer seiner Söhne ist Charlie Sheen.
Über Kachelmann sag ich jetzt mal nichts.
Eine Welle der Gewalt geht durch Deutschland, Behörden brennen, Autos brennen, Polizisten werden angegriffen, eine kriminelle Elite wird auf den Bildschirmen verherrlicht … und die Medien schweigen.
Sind halt keine Moslems. Man stelle sich mal vor, Tyson, die Sheens, Brown, Campbell wären alles Moslems … was dann los wäre.
Wir haben ja jetzt wieder Schwulenhass. Ich dachte eigentlich, Westerwelle zeigt, das die Zeiten endlich vorbei sind.
Das war falsch.
Wir haben auch wieder Ausländerhass. Ich dachte eigentlich, Özdemir hätte gezeigt, das dies vorbei ist.
Das war falsch.
Wir haben auch Arbeitslosenhass. Der ist nicht vorbei – auch wenn die Wirtschaftskrise manchen nachdenklich gemacht hat, ob man nicht selbst irgendwann mal … immerhin, das man Ausländer oder schwul wird, kann man steuern. Was man nicht steuern kann ist … ob man eine Frau ist oder nicht.
Auch dort wird gehasst … und zwar gewaltig. Zum Beispiel … bei Isi
Meine Kinder und ich sollten ja nun schon mehrfach vergewaltigt werden, in mehreren Sitzungen, übermittelt in verschiedenen PLattformen, von mehreren Tätern, auf viele verschiedene Arten und in viele verschiedene Körperöffnungen. Dass wir alle dabei zu Tode kommen, sollte dabei vorallem das erhängt, erschossen oder vergast werden müssen vermeiden. Darüber soll ich mich dann auch noch freuen. Immerhin blieben mir so aber die Schmerzensschreie meiner Kinder erspart.
Es scheint mir kaum glaublich, das wir … „Tatort Internet“ diskutieren und solche Erscheinungen am Rande liegen lassen. Frauenhass ist ein Thema, von dem ich dachte, es sei abgehakt. Wenigstens das … dachte ich … hätten wir hinter uns. Immerhin ist eine Frau Regierungschefin. Gut, die wird auch gehaßt, aber doch eher wegen des Inhalts und nicht wegen der Verpackung, oder.
Frauenhass ist auch ein Thema, dem man als Mann kaum begegnet … wahrscheinlich, weil einem die notwendige Sensibilität fehlt. Mir wird ja eigentlich schon mulmig, wenn nackte Frauen Reklame für Autoreifen machen – aber ich habe mir abgewöhnt, das zu thematisieren. Auf die Verurteilung von Pornographie, Prostitution und Abtreibung gehe ich schon gar nicht mehr ein … ich wirke dann wie ein alter Konservativer, der auf dem Weg zum Katholikentag ist. Es gibt Gründe für und gegen Abtreibung (gute Gründe und sehr gute Gründe) aber man sollte sich immer darüber im Klaren sein, das man da eine Grenze überschreitet: Leben wird … verhandelbar. Der Schritt zur Elemination anderen unwerten Lebens wird leichter – trotz der guten und sehr guten Gründe.
Es gibt Gründe für Prostitution (weniger gute, wie ich finde), aber auch dort wird eine Grenze überschritten: der Mensch wird Ware – wie auch in der Pornographie. Massenware. Mensch – Entschuldigung, ich sollte „Frau“ sagen. Andererseits sind beide Erscheinungen Ausdrucksformen der menschlichen Freiheit – so sagt man mir – und als solche zu akzeptieren. Dem kann und muß ich dann zustimmen, wiewohl die die Berieselung von Menschen mit Bildern paarungswilliger Frauen für an sich problematisch halte … es wird ein recht fragwürdiges Frauenbild transportiert, was zu Problemen führt, wenn die reale Partnerin mal … nicht so gut funktioniert wie die Cellophan- und Mietfrauen und zur Begattungsverweigerung tendiert. Aber gut – was weiß ich schon. Außerdem bin ich ein Mann und deshalb befangen, auch ein Grund, sich aus der Debatte herauszuhalten, die 1991 in der Emma noch einen tödlichen Beigeschmack hatte:
Am 6. Oktober 1991 starb Angelika Bayer, vergewaltigt und erwürgt. Sie ist eine von vermutlich Hunderten von Frauen allein in Deutschland, die Tag für Tag vergewaltigt, gefoltert – und getötet werden. Motiv: FRAUENHASS.
In der Dezember-Emma 1991 fragte Alice Schwarzer: „Warum starb Angelika Bayer?“ und gab die Antwort: „Weil sie eine Frau war!“ Sie schloss: Frauenmorde sind keine Kavaliersdelikte und auch kein Zufall, sie haben System. Sie sind die letzte Konsequenz des tiefen und alltäglichen Frauenhasses. Ihr Ziel ist – ganz wie beim Fremdenhass – die Entwürdigung und Einschüchterung einer bestimmten Menschengruppe: nämlich aller weiblichen Menschen. Damals schrieb Emma, dass wir das nicht länger hinnehmen wollen.
Entwürdigung und Einschüchterung … nun, ich dachte, das sei vielleicht einfach auch nur eine Randerscheinung der Piratenpartei (gibt es die eigentlich noch?), die ja auch ansonsten seltsame Blüten getrieben hatte. Dann jedoch stieß ich auf etwas, das mich über mich selbst ärgerte: ich hatte den Aspekt nicht gesehen. Na ja, ich sagte schon: ich bin ein Mann. So fand ich in der FAZ einen Artikel mit verstörendem Inhalt:
Auf Empörung ist bei einigen Einwohnern Winnendens ein Beitrag der Feministin Alice Schwarzer in der Zeitung „Welt“ gestoßen. Die Autorin hatte behauptet, der Amoklauf von Tim K. sei das erste Massaker mit dem „Motiv Frauenhass“ in Deutschland gewesen. Zwar hat Tim K. acht Mädchen und nur einen Jungen in der Schule erschossen, vermutlich lässt sich dies aber einfach mit der zufälligen Zusammensetzung der Klassen erklären – im Klassenraum waren mehr Mädchen als Jungen anwesend.
Vermutlich … ja. Vermuten kann man vieles. Aber bei Alice Schwarzer hört sich das plausibel an:
Was eigentlich wäre los, wenn Tim K. in einer gemischten deutsch-türkischen Klasse zu über 90 Prozent Türken erschossen hätte? Die Hölle wäre los! Im ganzen Land gäbe es Proteste und Demonstrationen gegen die Ausländerfeindlichkeit. Doch in diesem Fall hat es sich ja nur um Frauenfeindlichkeit gehandelt.
Ich denke, es wäre plausibel, was los wäre, oder? Das Getöse höre ich bis in die Eifel hinein, was hätten sich wieder alle aufgeregt. Aber so … ach, ein paar Schlampen erschossen … na ja. Werden wohl selbst Schuld sein. Liegt ja auch laut Emma international im Trend:
In Amerika gab es allein in den letzten drei Jahren 16 Massaker durch Schüler, immer nur Schüler, mit insgesamt 40 Toten und 83 Schwerverletzten, meist Mädchen und Frauen. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass solche Verhältnisse auch auf uns zukommen. Denn die Jungen leben in derselben Welt zwischen Verunsicherung und Aufrüstung, ihre bewaffneten Väter sind in der Bürgerwehr oder im Schützenverein (und notfalls tut’s auch ein Küchenmesser), und sie spielen dieselben Ballerspiele am Computer, verschärft vom amerikanischen Militär.
Na dann ist ja gut. Da können die Einwohner von Winnenden ja zusätzlich beruhigt sein, selbst wenn Alice Recht behält, so sind sie nicht besonders frauenfeindlich sondern nur guter Durchschnitt, da kann man dann ja die Empörung wieder beruhigt zurückfahren. Es stellt sich natürlich die Frage, ob es sich hier nicht nur um isolierte Phänomen handelt – plus „Zufall“.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Gesundheit („Gedöns“, wie das Ex-Kanzler Schröder mal nannte und damit Kinder- Frauen- und Altenfeindlichkeit einen öffentlichen Segen gab) sieht das anders und kommt nebenbei zu Ergebnissen, die eigentlich verblüffen müßten:
Anders als bei Jugend(gruppen)gewalt und elterlicher Misshandlung von Kindern im Kontext der Erziehung konzentriert sich Gewalt von Männern gegenüber Frauen in Paarbeziehungen nicht auf soziale Brennpunkte, sondern wird überwiegend von Angehörigen der mittleren und hohen Bildungs- und Sozialschichten verübt und erlitten. So verfügte mehr als ein Drittel der Frauen und ihrer Partner (37–38 Prozent), die in Mustern schwerer körperlicher,psychischer und sexueller Misshandlungen lebten (Muster 5 und 6), über Abitur/ Fachabitur oder Hochschulabschlüsse, und nur 3–4 Prozent der Betroffenen hatten weder einen qualifizierten Schul-, noch einen qualifizierten Ausbildungsabschluss.
Die Täter schwerer körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt in aktuellen Paarbeziehungen waren zudem mehrheitlich beruflich eingebundenund nicht von Sozialleistungen abhängig, und sie lebten mit ihren Partnerinnen zu etwa zwei Dritteln in Haushalten mit mittleren und gehobenen Einkommenslagen. Darüber hinaus hatte die große Mehrheit der Männer und Frauen keinen Migrationshintergrund. Gewalt, auch schwere Gewalt in Paarbeziehungen ist, wie die Untersuchungaufzeigt, nicht als Problem marginalisierter Randgruppen anzusehen, sondern findet tatsächlich – weitgehend unbemerkt – in der Mitte der Gesellschaft statt.
Täter und Opfer sind …. die wohlgelobten Leistungsträger. Na ja – bei dem Kanzlerwort kein Wunder. Ebenfalls kein Wunder, das dieses Thema medial kaum in Erscheinung tritt – nur am Rande erkennt man manchmal ein leichtes Aufflackern, aber ansonsten … Stille. Kein Wunder: der vielgelobte Leistungsträger, die vielgelobte Leistungsgesellschaft scheint da eine ganz häßliche Seite zu haben – also doch keine weiterer isolierter Akt der Piratenpartei sondern eine ernste Bedrohung der Zivilgesellschaft. Ernste Bedrohung? Nein. Diese Daten zeigen, das diese Gesellschaft für viele Menschen weiblichen Geschlechts schon längst eine unzivilisierte Gesellschaft geworden ist. Die Formen der Gewalt sind vielfältig, hier beim Bundesverband der Frauen gegen Gewalt:
Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter, beispielsweise
– Sexuelle Belästigung
– Demütigung
– Beleidigung
– Prügel
– Bedrohung
– soziale Kontrolle
– sexuelle Nötigung
– Stalking
– Vergewaltigung
Der Frauennotruf Frankfurt bietet da noch mehr Daten:
40% der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder
sexuelle Gewalt erlebt.
• 25% der in Deutschland lebenden Frauen haben Gewalt durch aktuelle oder frühere
Beziehungspartner erlebt (häusliche Gewalt).
• 13% der in Deutschland lebenden Frauen haben seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich
relevante Formen sexueller Gewalt erlebt.
• 42% der in Deutschland lebenden Frauen haben psychische Gewalt erlebt, z.B.
Einschüchterung, Verleumdungen, Drohungen, Psychoterror.
Was habt ihr denn bisher so an Femis erlegt?
Ich habe real eine Frauenbeauftragte abgeschossen (leider nur beruflich) und eine Feministin völlig fertig gemacht – absolut mundtot
Gibt zwei Kerben und zwar nicht am PC 😛
Greets
Gehts noch schlimmer? Immer. Der Mädchenblog hat eine Artikel und eine Sammlung von Links über Frauenhass im Netz veröffentlicht und zeichnet ein düsteres Bild unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Liebe Ladys,
für Frauen ist Bloggen etwas anderes als für Männer. Denn die machen selten die Erfahrung von sexistischen Kommentaren und frauenfeindlichen Angriffen. Für viele Bloggerinnen dagegen sind diese Alltag.
Es gibt Frauenhass im WWW seit es das Internet gibt. Die meisten Frauen nehmen dies hin, meistens sind die Kommentatoren anonym und es damit schwierig, sie zu belangen. Und so wie einem früher die Mutter riet, abends nicht durch dunkle Gassen zu schleichen, verzichten heute viele Frauen darauf, unter ihrem echten Namen zu schreiben – oder sie verzichten gleich ganz, gesellschaftskritische Ansichten im Netz zu veröffentlichen.
Doch immer mehr Bloggerinnen wollen sich mit diesem Tabu nicht mehr abfinden und schreiben ihre Erfahrungen auf. Deswegen schicke ich heute eine kleine, auf jeden Fall unvollständige Liste von Lese-Empfehlungen rum – mit der Bitte, das Thema auch im eigenen Blog aufzugreifen.
Der Artikel ist aus dem Jahre 2010. 19 Jahre nach dem Artikel in der Emma. Früher hatte ich den Eindruck: man wirft ein Problem auf, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft kümmern sich darum und alles wird gut.
Heute habe ich den Eindruck nicht mehr. Ich merke selbst an mir, das ich dieses … zahlenmäßig größte tödliche Problem unserer Gesellschaft selber kaum wahrnehme und das sich – außer in der öffentlichen Darstellung – am Grundproblem kaum was geändert hat.
Und für die Maskulisten unter uns: der Autor dieser Zeilen ist Opfer lebensbedrohlicher Gewaltausübung durch Frauen. Ich war stärker. Deshalb weiß ich, wie man sich fühlen muß, wenn es nicht so ist. Ich weiß also auch das es das auch gibt – eine Freundin von mir hat ihren Mann mit einem Schürhaken verdroschen. Im Unterschied zu diesen persönlichen Entgleisungen hat Gewalt gegen Frauen allerdings eine strukturelle Komponente – einfach mal nach Frauenwitzen googeln. Da kann einem schlecht werden. Ersetzt man dort „Frauen“ z.b. durch „Juden“ … ist man mitten drin im SA-Stammtisch Braunau am Inn. Und die Frage, mit der ich mich seit Monaten auseinandersetze (können Zustände wie in Ruanda auch bei uns auftreten?) stellt sich eigentlich nicht mehr: wir haben sie schon. Wir reden nur nicht drüber und machen es selten auf offener Straße.