Führer

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Der Feind der Menschheit: der deutsche Spießer. Innenansichten einer Bestie.

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Donnerstag, 19.5.2016. Eifel. Erst kürzlich habe ich eine kleine Umfrage gemacht, einfach mal ein paar Leser gefragt, welche Themen sie noch interessieren würden. Ich war überrascht, was für ein vielfältiges Interessenbild sich dort abbildete. Einer – kam sogar direkt mit dem Feind der Menschheit an. Nein: nicht Dr. No oder Ernst Stavro Bloefeld (nur original mit Katze), nicht Putin oder Hitler, nicht Weganer (also: Invasoren von der Wega) oder Islamisten, sondern den absoluten Frontkämpfer der Weltvernichtung, den Feind allen Lebens und aller Lebendigkeit. Ich zitiere mal:

„Erklärbäreltern. „nein jason-kevin, mach bitte die Motorsäge aus. “ Hurra-der -Wolf -ist-wieder -da-schreier mit Reihenhausbiotop in Recklinghausen-mitte….“

Nun: das ist recht einfach, weil – aufgrund der inneren Logik der Vernichtung – die Erklärbäreltern dieselben sind, die auch den Wolf lieben -und ein Reihenhausbiotop in Recklinghausen-Mitte haben.

Ich möchte über die beiden mal ein wenig erzählen. Wie sie heißen? Dieter und Daniela Biermann. Daniela ist medizinische Fachkraft in einer urologischen Praxis (also: Arzthelferin). Dieter arbeitet im Großraumbüro einer Versicherung. Sie haben zwei Kinder: Jason-Kevin (den kennen wir schon) und die bezaubernde Diana.

Was beide auszeichnet, ist ihr gemeinsamer Geschmack, was Musik, Filme und Fernsehen angeht: als sie sich darüber austauschten, hatte es sofort gefunkt. Dieter und Daniela schauen und hören nur das Beste, nur das Beste ist für sie gut genug. Zu Hause und im Auto haben sie jederzeit die Top Ten der aktuellen Charts griffbereit, in ihrer privaten Videothek finden wir den Gesamtbestand der meistverkauften Filme der letzten zehn Jahre, Filme, die sich Dieter und Daniela jedes Wochenende anschauen.

Ja: sie gehen nicht ´raus am Wochenende. Es ist nicht sicher da draußen, das ist ihnen klar. Ungern erinnern sie sich an die Zeiten, als sie noch Untermenschen waren, „Mieter“, und gezwungen waren, mit Fremden in einem Haus zu leben. Es waren einmal sogar Ausländer darunter. Türken. Dieter und Daniela haben nichts gegen Ausländer, sie sind – wie die Kanzlerin es angeordnet hat – öffentlich „für Flüchtlinge“ – aber doch bitte nicht im eigenen Haus. Oder der eigenen Straße.

Mit der Straße haben sie Glück gehabt: es ist eine kleine Seitenstraße in der Innenstadt von Recklinghausen, direkt in den Siedlungen am Kuniberg, hinter dem Bahnhof. Nur Deutsche dort, die türkische Enklave beginnt weiter nördlich, wo die alten Zechenhäuser stehen. Alles ordentliche Leute dort – so erzählt Dieter gerne im Büro. Was war das für ein Triumph, als sie dort endlich ihr Reihenhäuschen beziehen konnten: 700 qm2 Garten, Carport, Gerätehäuschen, ein kleines Beet, dass Daniela in ihrer Freizeit bearbeitet. Sie haben so ein wenig den Traum vom Selbstversorgertum, fernab der Zivilisation, eine große Ranch mit endlosen Weiden – aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg und solange muss das Beet den Traum von großer Freiheit auffangen.

Letztes Jahr haben sie drei Sonnenkollektoren angebracht – mehr gab das schmale Dach nicht her. „Für die Umwelt“, meinte Dieter und erzählte jedem im Büro, dass er jetzt auch Unternehmer ist, „Stromproduzent“. Er war sehr stolz darauf.

Dieter spricht nicht gern über seine Arbeit. Er ist Sachbearbeiter einer Versicherung – und dicht dran an einer Beförderung. Seine Spezialgebiet, seine herausragende Fähigkeit: Ansprüche gegen die Versicherung abwehren. Da läuft er zur Hochform auf, das hat ihm schon einige Boni und Gehaltserhöhungen eingebracht. Da ist er schon ein Spezialist – und besonders stolz darauf, dass er sogar erst letzte Woche einen Akademiker „geknackt“ hat, der seinen Wasserschaden durch seine Hausratsversicherung bezahlt haben wollte. Da kam er bei Dieter gleich an den Richtigen, schnell war klar, dass die Firma nicht für menschliches Versagen zahlen konnte. Es war sein erster Akademiker, daraufhin gab es gleich ein großes Grillfest für die engere Nachbarschaft – nur die Bonnermanns, die Hofmeisters und die von Grüneburgs, die angeblich adelige Vorfahren in der Tschechei hatten (was auch der eigentlich Grund war, weshalb man mit ihnen Beziehungen pflegte: es war immer gut, den Adel an seiner Seite zu wissen).

Akademiker mochte Dieter nicht, die konnten sogar die mühsam verklausulierten Standardverträge lesen und verstehen und kamen oft genug mit ihren überzogenen Ansprüchen durch, weil sie gleich zum Anwalt rannten. Gott sei Dank gab es genug alte Leute, die die Pleiten bei den Akademikern wieder ausbügelten, denen konnte man noch klar machen, dass sie nur Zahlvieh waren – und Dieter ihr Meister.

Ja: so sah er sich. Als Meister. Er – an der Spitze der Nahrungskette, ganz dicht vor der Abteilungsleitung. Und wenn er die erstmal bekommen würde, dann würden einige in der Abteilung ganz schön dumm aus der Wäsche schauen. Immerhin: er tat alles, um an die Spitze zu kommen, das war schon harte Arbeit. Dieter – und selbstverständlich auch Daniela – taten alles, was angesagt war. In allem teilten sie die Meinung der Mehrheit und aus Themen, wo die Mehrheit noch keine Meinung hatte, hielten sie sich einfach heraus.

Dieter deckte im Small-Talk alle männlichen Themen ab: Fussball, Investment, Auto und das Grill-Event während Daniela sich in den weiblichen Themen vorarbeitete, um hier die ethische Überlegenheit der Biermanns zu demonstrieren: Tierschutz, Yoga und Ernährung. Dieter war sehr stolz auf Daniela: seit vier Monaten war sie Veganerin, was den Bonnermanns, Hofmeisters und von Grüneburgs ordentlich Respekt einflößte. Sie kaufte ihr Gemüse nur in edelsten Bioläden, vermittelte Hunde aus der Tötung über Facebook und beschäftigte sich intensiv mit Tarotkarten. Letzteres schien nur im ersten Zug etwas seltsam zu sein, aber da Daniela die ganze Nachbarschaft mit ihrer Tarotarbeit beglückte (vor allem jene Frauen, die ihren Yogakurs besuchten), bekamen die Biermanns so detallierten Einblick über privateste Dinge – was gelegentlich von unschätzbarem Vorteil im Streitfall war.

Sie waren  natürlich emanzipiert, sogar schon weit über die Emanzipation hinaus: bei den Fahrradausflügen fuhr Dieter natürlich immer vorne weg, dann Daniela, dann die Kinder. Im Auto saß Daniela immer auf dem Beifahrersitz – und bei Wanderungen ging sie immer hinter Dieter her. Immerhin war er der Mann – und man selbst war ja aufgeklärt darüber, welche Fehler die Emanzen immer gemacht hatten, weshalb die auch keinen so tollen Mann wie Dieter abbekommen haben.

Sie hatten zwei Kinder – und besonderes Glück mit ihnen: einer war ein Junge und sollte ein kleiner Dieter werden, das andere ein Mädchen, perfekt geschaffen für eine kleine Daniela. Der Junge hatte Montags Fussball, Dienstag Ergotherapie, Mittwoch Tennis, Donnerstags Nachhilfe, Freitags war er bei der Jugendgruppe des technischen Hilfswerkes, Samstag half er im Flüchtlingsheim und Sonntags trug er Zeitung aus, beides mit seiner Schwester, die Montags beim Ballet war, Dienstag Klavierunterricht hatte, Mittwoch einen Nähkursus besuchte, Donnerstag zum Hiphop in die Tanzwerkstatt ging und Freitag bei Danielas Yogakurs assistierte. Perfekte Kinder eben. Die allerbesten. Natürlich beide auf dem Gymnasium. Sie waren die besten Freunde ihrer Eltern und liebten sie heiß und innig – jedenfalls wurde das von ihnen erwartet, immerhin ließ man ihnen ja alle Freiheiten, die möglich waren. In den Ferien bekamen sie sechs Stunden Nachhilfe täglich, Dieter hatte eine Lehrerin angestellt – eine von jenen, die in den Ferien bei Hartz IV landete, weil sie nur befristete Verträge bekam. Natürlich zahlte er ihr den Mindeslohn, da ließ er sich nicht lumpen.

Dreimal im Jahr ging es in den Urlaub. Frühjahr: Wanderung in den Alpen. Österreich. Herbst: Wattwanderung an der Nordsee, Holland. Sommer: Türkei. So wie man es halt macht.

Ihr ganzer Stolz war Herrmann, der Hund. Daniela hatte ihn gerettet, ein Mischling von der Größe eines Schäferhundes. Dieter war ihr sehr dankbar dafür und führte ihn am Wochenende aus. Es gab ein unglaubliches Gefühl von Macht, mit Herrmann eine Einheit zu bilden: der Herr und sein Hund waren als Team unschlagbar. Herrmann konnte viel erledigen, was Dieter untersagt war: die Kinder der Schönfelds ankläffen (die hatten fünf Kinder – sowas von asozial; was die an Kindergeld und Zulagen bekamen, war unerträglich: Schönfeld war Beamter) – einmal hatte Herrmann fast den alten Schönfeld selbst gebissen. Natürlich hatte sich Dieter dafür entschuldigt – aber es hatte Dieter noch monatelang ein Triumphgefühl der Extraklasse beschert. Zudem half Herrmann seinem Herren beim Nachbarschaftsrating: jene Nachbarn, die nach einer Sanktion verlangten, bekamen – in Häufigkeit fein abgestuft nach Grad der Sanktionsgrundes – Herrmanns Häufchen auf ihr Grundstück verpasst. Am häufigsten waren jene dran, die keinen Zaun hatten und nicht oft genug den Rasen mähten. Das … ging gar nicht. Diese Langhaarigen, zwei Straßen weiter. Surfer, Autoschrauber, Musiker – arbeitsloses Gesindel, das dem Steuerzahler auf der Tasche lag: die bekamen eigentlich bei jeder Runde eine Ladung ab.

Die Biermanns hatten auch eine Katze – „Bärchen“. Allerliebst. Sie brachte oft Vögel und Mäuse an, die sich auf die kleine Terrasse ablegte, was ihr immer ein Extraleckerli von Frauchen einbrachte: erfolgreiche Jagd musste belohnt werden – jedenfalls, wenn es im Dienste der Biermanns war, die keine Mäuse im Haus duldeten und keinen Vogelschiss auf ihren Sonnenkollektoren wünschten.

Ein Aquarium rundete Dieters Reich ab. Natürlich Seewasser. Ausgewählte Exoten tummelten sich da drin, deren lateinische Namen er gerne auswendig wüsste.

Ja: sein Reich. Wie sehr genoss es Dieter, wenn sie zusammen im Wohnzimmer saßen und den erfolgreichsten Film der Saison sahen: die Biermanns – bei allen ganz vorn, mit ihm an der Spitze, die Tiere zu Füßen. Natürlich sahen sie auch alle Ratingshows, in denen junge „Talente“ um ihren künstlich geschaffenen Platz kämpften und sich überall anbiedern mussten – und jene Talksendungen, in denen die Untermenschen aus ihrem Leben erzählten: herrlich war das, einfach herrlich, täglich sehen zu können, wie weit oben man war – und wie tief unten die anderen.

Das Leben war fast perfekt – es fehlte nur noch eins. Ein Makel hatte das Leben noch: der SUV war von einer koreanischen Firma. Es musste natürlich ein SUV sein: groß, bullig, mächtig, herrschend, triumphierend, jederzeit bereit, den Gegner zu zermalmen, während man selber unbehelligt blieb – die Rüstung des modernen Raubritters, der der Menschheit zeigte, wo der Hammer hing. Doch das Budget erlaubte nur einen Koreaner. Dieter schauderte bei dem Gedanken, dass die Bonnermanns vielleicht bald einen Deutschen hätten. Er wusste auf jeden Fall, was SEIN Wagen war – der neue Audi. Allein schon die Beschreibung erzeugt bei Dieter Gänsehaut (siehe Spiegel):

„Den rechten Fuß nur ein paar Millimeter bewegt, schon beschleunigt der wuchtige SUV explosionsartig, der 435 PS starke SQ7 rennt davon wie von Sinnen. Weil schon bei 1000 Touren ein maximales Drehmoment von 900 Nm an den Rädern reißt und den Schotter beim unbedachten Start auf losem Grund meterweit spritzen lässt, werden die 2,2 Tonnen Gewicht zu einer virtuellen Größe. Herkömmliche Dieselmotoren erreichen kaum mehr als die Hälfte dieses Wertes und brauchen dafür deutlich mehr Drehzahl.“

Mit diesem Wagen – wäre Dieter der König der Straße. So in drei- bis fünf Jahren wäre er möglich, vorausgesetzt, die Akademiker versauen ihm nicht die Abteilungsleitung. Natürlich nur gebraucht. Dieter hatte die Hoffnung, dass vielleicht Danielas Chef – der Arzt – sich einen neuen SQ7 kauft, den er dann nach ein paar Jahren übernehmen könnte: das war sein großer Traum, die Krönung seines ganzen Lebens.

Es gibt vieles, was Dieter und Daniela nicht interessiert. Umwelt – zum Beispiel. Die weltweit großen Fischsterben, die immer beunruhigendere Ausmaße annehmen (siehe konjunktio) und auch vor Fischteichen nicht Halt machen (siehe Nordkurier) ignoriert er mit festem Blick auf sein Aquarium, wo nur selten ein Fisch verendet. Dass die Türkei gegen Flüchtlinge Selbstschußanlagen installiert (siehe FAZ), interessiert ihn nicht – sie haben Kinderkleidung für Flüchtlinge gespendet, ganz, wie von der Regierung gewünscht – da ist man ganz auf einer Linie mit der Kanzlerin. Dass in den USA Mitarbeiter in der Geflügelindustrie Windeln tragen, um ihre Arbeit nicht unterbrechen zu müssen (siehe Zeit), ändert nichts an seiner Überzeugung, dass die Kanzlerin TTIP jetzt schnell durchpauken muss (was sie vorhat, siehe Spiegel), denn: „von den USA lernen heißt siegen lernen“ – und da bald jeder zweite Arbeitsplatz in Deutschland durch Technik ersetzt wird (erst recht in Dienstleistung und Verwaltung, siehe Welt), braucht man dringend neue Hoffnung aus Übersee.

Dieter ist nicht beunruhigt von den  Nachrichten einer schrumpfenden und vom endlos wachsenden Kapital zerquetschten Mittelschicht (siehe Zeit), erstmal bilden er und Herrmann ein Superteam, zweitens sind sie die Biermanns, die immer ganz vorne sind und drittens hätten sie gerne selbst mehr Kapital. Er liebt Nachrichten wie die über „Mesut T“, „der sich mit den Falschen angelegt hat und durch eine Autobombe im fließenden Verkehr  zerfetzt wurde (siehe Berliner Zeitung): so sollte es allen gehen, die sich mit den Falschen anlegen – das hat er auch im Büro erzählt.

Das in England Jugendämter gegen Prämie Adoptionsquoten zu erfüllen haben (siehe Muttis Blog), findet er gut: man kann das Pack nicht früh genug zerschlagen, dem Pöbel nicht früh genug zeigen, wo der Hammer hängt. Es beruhigt ihn, dass von jedem Internetnutzer ein Dossier existiert (siehe thema.voralberg.at), so kann man rechtzeitig erkennen, wenn einer anfängt, aus der Reihe zu tanzen, er findet Schäuble gut, der die Leistungsträger dieses Landes schützt, in dem er Informaten über Briefkastenfirmen abblitzen läßt (siehe Spiegel). Es ist ihm egal, dass Adenauer seinerzeit die Naziopfer aus den Ämtern drängte, um der Funktionselite des Nationalsozialismus breiten Zugang zu Schaltstellen der Macht in der jungen Bundesrepublik zu geben (siehe Zeit), dass führende Genomforscher im Geheimen über die Schaffung künstlicher Menschen diskutieren, berührt ihn nicht (siehe nytimes) noch versteht er, was das für ihn bedeuten kann: warum auch – Herrmann und Dieter sind zusammen unschlagbar und bilden den unzerstörbaren Kern der herrlichen Biermanns.

Ja – das  mit der Kettensäge, letztes Jahr im Baumarkt. Da haben sich ein paar Spießer drüber aufgeregt, weil Jason-Kevin sie ausprobierte, aber kaum halten konnte. Aber Dieter ist souverän eingeschritten und wies Jason-Kevin aus der Ferne an, die Säge wieder hin zu legen: nicht zu streng jedoch, denn Jason-Kevin war ein Biermann – und er sollte schon früh lernen, dass er auserkoren war, zu herrschen – so, wie es Dieter.

Der Wolf jedoch – das war das geheime Totems der Biermanns – und auch ein geheimer Grund für die symbiotische Beziehung von Dieter und Herrmann. Der Wolf – hing als großes Poster im Wohnzimmer, heulend vor dem Vollmond. Der Wolf – war heilig. Der Wolf – war Natur, war Kraft, war List, war Verschlagenheit, war … GOTT. Die Biermanns liebten den Wolf, wären gerne wie er: frei und wild durch die Wälder streifend, im Biermannrudel, unbesiegbar, schneller als der stärkere Bär, stärker als der listige Fuchs und hinterhältiger als die verschlagene Wildkatze – allem Überlegen, was beim Kampf um die Beute Konkurrenz bedeutet. Was wäre das für ein Leben: als Herren der Wälder über alles zu herrschen, was da kreucht und fleucht, frei, unabhängig, unbesiegbar.

Und vielleicht – kommt ja noch einmal eine Zeit des Wolfes, vielleicht bekommt des große Rudel aller Biermanns der Republik bald wieder einen Führer, der Vegetarier ist und Hunde liebt, erste Zeichen kündigen ihn schon an (siehe Kopfumkrone.at):

„Die Tendenz in diese Richtung wächst deutlich. Ich glaube, dass wir momentan eine zu kurzsichtige Diskussion führen – nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland. Die Frage lautet: Wie schaut es um den Bestand unseres demokratischen Systems, so wie wir es seit 1945 kennen, überhaupt aus? Ich befürchte, dass dieses System sich gerade in aktuer Lebensgefahr befindet. Ob man daran noch etwas ändern kann, weiß ich nicht. Derzeit sprechen alle Indikatoren dagegen. Immer mehr Menschen hinterfragen unser demokratisches System an sich – insbesondere in Zeiten wie diesen, in denen wir immer größer werdenden politischen Herausforderungen, ökonomischen Verwerfungen und gesellschaftlichen Problemen gegenüberstehen. In Österreich, europaweit, ja weltweit. Sei es nun die aktuelle Flüchtlingskrise oder die in Wahrheit bis heute ungelöste Finanzkrise – all das sind die großen Probleme, die große Entscheidungen abverlangen. Es stehen mitunter bahnbrechende Weichenstellungen und nötige große Umwälzungen an, die uns regelrecht dazu zwingen werden, unser gesamtes kapitalistisches und schuldenbasiertes Wirtschaftssystem auf den Kopf zu stellen. Denn es funktioniert schlichtweg nicht mehr. Obwohl wir das wissen, wollen wir es nicht wahrhaben. Vor allem unsere Politiker nicht. Es zweifeln immer mehr Menschen daran, ob unser derzeitiges demokratisches Parteiensystem all diese großen Umbrüche schultern kann. Diesen Zweifeln müssen wir uns stellen.“

Und dann wird man endlich wieder Wolf sein können und sich den Schafen im Land mit aller Aufmerksamkeit unter dem Schutz des großen Rudelführers artgerecht widmen können.

Doch solange der Führer noch im Dunklen ruht, bleibt noch der Weg zur Abteilungsleitung, zur Verbesserung der Chancen beim Straßenüberlebenskampf und der Ausbildung der Biermann-Jugend zum omnipotenten Werkzeug der Elite.

Dass die Biermanns mit ihrer Lebensweise zu jenen Gestalten gehören, die ganz vorne bei der allgemeinen Ressourcenvergeudung dieses Planeten mitmischen, wird fein von Sonnenkollektoren und veganen Würstchen verdeckt – doch in ihrer selbstverliebten Herrlichkeit werden sie wahrscheinlich nie etwas davon merken, dass wir 1,5 Planeten verheizen, aber nur einen haben. Sie haben halt die Gnade, direkt am Königshof zu wohnen (dem „Westen“), wo man erst ganz zuletzt merkt, dass es gewaltig brennt.

Und außerdem: sind ja die Biermanns, eine Sekte für sich, die alles richtig machen und immer tun, was angesagt ist. Und wer sie nervt, kann schnell ihren Herrmann richtig kennen lernen – so wie jene hassenswerten Arschlöcher, die gegen den Wolf sind, wie der Wolfsmonitor aktuell berichtet (siehe Wolfsmonitor). Die – kommen als erste dran, denn der Wolf, der Schafe und Ziegen reißt, Pferde und Schweine anfällt und auch vor dem Hirsch, dem König der Wälder nicht zurückweicht, ist der Biermanns großer Liebling – und ihr Idol … dessen Wiederkehr sie orgiastisch feiern.

(PS: sollte es wirklich ein Paar mit Namen Dieter und Daniela Biermann geben: ihr seid nicht gemeint. Entschuldigung – aber irgendwelche Namen brauchte ich ja. Ansonsten – ist alles eine erfundene Geschichte. Fast … jedenfalls).

(PS2: Dieter geht wirklich nur zu Weihnachten mit den Kollegen ins Bordell, sonst nicht. Und nur zu freien Sexarbeiterinnen. Von den Behauptungen der Aussteigerinnen, dass Prostitution immer Missbrauch ist und meistens chronisch kranke Menschen zurück läßt, hält er nichts (siehe linksunten.indymedia.org).

 

 

 

 

Deutschland im Krieg. Vielleicht sogar im Weltkrieg.

Freitag, 5. Oktober 2012. Eifel. Wie passend: zum Tag der deutschen Einheit wiederholt sich ein deutsches Schicksal: wieder befindet sich Deutschland im Krieg. Damals war es der 1. September 1939. Angehörige der Waffen-SS (die Special Forces der Nationalsozialisten) hatten sich polnische Uniformen angezogen und den Sender Gleiwitz angegriffen.  Fies, oder? Die Polen selbst hatten gar nichts getan - aber das interessierte keinen mehr, als die Propagandamaschine erstmal rollte. Wir kennen diese Maschine - wir haben sie in Deutschland kennengelernt beim Krieg gegen die Arbeitslosen, der den Kampf gegen Arbeitslosigkeit übergangslos ersetzte. Oder beim Krieg gegen Serbien. Da gibt es sogar ein Buch über die Medienlügen: Serbien muß sterbien: Wahrheit und Lüge im jugoslawischen Bürgerkrieg, so heißt es, mit Klaus Bittermann als Herausgeber.  Ob es auch mal ein Buch über Wahrheit und Lügen im deutschen Arbeitslosenkrieg gibt? Nun - um diese Krieg geht es aber nicht. Auch nicht um die Bundeswehreinsätze vor der Küste Libanons oder Somalias, in Uganda, Afghanistan, dem Kosovo, dem Kongo oder dem Sudan (siehe Onlinetagebücher Bundeswehr), sondern um den Krieg der Nato gegen Syrien. Am 3.10.2012 wurde ein türkisches Dorf von fremden Streitkräften beschossen, ein Natoland wurde angegriffen, der Bündnisfall verpflichtet uns zum Beistand - dabei dachten wir gestern noch: Mensch, tolles Land, dieses Deutschland, alles so schön friedlich hier ... und plötzlich sind wie in einem Krieg.

Freitag, 5. Oktober 2012. Eifel. Wie passend: zum Tag der deutschen Einheit wiederholt sich ein deutsches Schicksal: wieder befindet sich Deutschland im Krieg. Damals war es der 1. September 1939. Angehörige der Waffen-SS (die Special Forces der Nationalsozialisten) hatten sich polnische Uniformen angezogen und den Sender Gleiwitz angegriffen.  Fies, oder? Die Polen selbst hatten gar nichts getan – aber das interessierte keinen mehr, als die Propagandamaschine erstmal rollte. Wir kennen diese Maschine – wir haben sie in Deutschland kennengelernt beim Krieg gegen die Arbeitslosen, der den Kampf gegen Arbeitslosigkeit übergangslos ersetzte. Oder beim Krieg gegen Serbien. Da gibt es sogar ein Buch über die Medienlügen: Serbien muß sterbien: Wahrheit und Lüge im jugoslawischen Bürgerkrieg, so heißt es, mit Klaus Bittermann als Herausgeber.  Ob es auch mal ein Buch über Wahrheit und Lügen im deutschen Arbeitslosenkrieg gibt? Nun – um diese Krieg geht es aber nicht. Auch nicht um die Bundeswehreinsätze vor der Küste Libanons oder Somalias, in Uganda, Afghanistan, dem Kosovo, dem Kongo oder dem Sudan (siehe Onlinetagebücher Bundeswehr), sondern um den Krieg der Nato gegen Syrien. Am 3.10.2012 wurde ein türkisches Dorf von fremden Streitkräften beschossen, ein Natoland wurde angegriffen, der Bündnisfall verpflichtet uns zum Beistand – dabei dachten wir gestern noch: Mensch, tolles Land, dieses Deutschland, alles so schön friedlich hier … und plötzlich sind wir in einem Krieg.

Aussenminister Westerwelle hat das Eintreten des Bündnisfalles bestätigt. Laut Spiegel hat er der Türkei offiziell die Solidarität des Bündnisses zugesichert – was bleibt ihm auch anderes übrig.

Er hätte auch etwas anders tun können – zum Beispiel eine Untersuchung verlangen. Das wäre doch sinnvoll – angesichts der deutschen Erfahrungen um den Sender Gleiwitz. Ich möchte ihn auch dabei unterstützen. Das fällt mir leicht, denn ich kann lesen. Zum Beispiel die Welt:

Ob es nun Regierungstruppen waren, die im Grenzgebiet auf syrische Rebellen zielten, oder Rebellen, die vielleicht einen politischen Eklat provozieren und die Türkei so in einen Krieg hineinziehen wollten, das ist bislang unklar. Mörser haben beide Seiten.

Nur wenige Tage zuvor hatten die Türkei und Qatar beschlossen, ihre Unterstützung für die sehr heterogenen syrischen Rebellen zu halbieren, bis diese sich zur Bildung einer zentralen politischen und militärischen Führung durchringen. Freilich weiß außer den betroffenen Regierungen und diversen Geheimdiensten niemand genau, woraus diese Hilfe genau besteht.

Eine der wichtigsten Textpassagen der deutschen Vorkriegsgeschichte. Da unterstützt die Türkei also Rebellen in Syrien. Darf man eigentlich nicht, ist eine Einmischung in innere Angelegenheiten – und wäre schon Grund genug für das syrische Militär, sich gegen die Türkei zu wehren. Die USA haben doch auch Afghanistan angegriffen, weil sich von dort aus am 11.9.2001 Menschen in die inneren Angelegenheiten der USA eingemischt haben, oder? Die haben dann auch gleich den Irak mit überrollt, weil es gerade so schön passte – ist also inzwischen allgemein akzeptierte Gangart.

Dann halbieren die Türkei und Qatar die Unterstützung für die unbekannten heterogenen Gruppen.  Qatar? Ja, dort liegt das Hauptquartier der US-Streitkräfte für die im Nahen Osten aktiven US-Truppen, dort gibt es eine absolute Monarchie und eine ganze Reihe von Menschenrechtsverletzungen (siehe Wikipedia).  Auch das Auswärtige Amt empfiehlt Reisenden, vorsichtig zu sein, nicht an Demonstrationen teilzunehmen … und als Frau ganz besonders zurückhaltend zu sein. Wen dieser Schurkenstaat zusammen mit der Türkei wie und womit unterstützt … bleibt eines jener Geheimnisse, über die wir uns keine Gedanken machen dürfen, weil wir uns sonst gegen das in unserer Kultur gültige Verbot über die Formulierung von Verschwörungstheorien hinwegsetzen würden.

Nach der Einstellung der streng geheimen Unterstützung landen auf einmal Granaten in türkischen Dörfern. Normale Bürger würden jetzt erstmal stutzig werden und fragen: wem nützt das? Könnte es sich hier nicht um einen ganz normalen Racheakt der „heterogenen syrischen Rebellen“ handeln, die einfach mal die Türkei und den Rest der Welt in einen Krieg stürzen wollen, um wieder Unterstützung zu bekommen? Ach ja – hier greift wieder das Verbot über die Formulierung von Verschwörungstheorien, deshalb kann das so schon mal nicht gewesen sein.

Schauen wir uns also doch nochmal den neuen türkischen „Füher“ genauer an. Wir erinnern uns: wir Deutschen hatten auch schon mal so einen Führer. Ein putziges Kerlchen, das Kinder und Hunde gerne hatte – vor allem, wenn sie ihre Eltern denunzierten oder Juden bissen. Das Prinzip „Führer“ ist in manchen Kulturen so beliebt, das die Türkei jetzt einen eigenen hat … und zwar laut Welt den „größten Führer der Welt“. Gut, das reicht nicht ganz an den „größten Führer aller Zeiten“ heran, aber der Herr Erdogan gibt sich alle Mühe:

in seiner „Krönungsrede“ droht er Russland und China wegen ihrer Unterstützung Syriens und auch Israel bekommt sein Fett weg. Wer überhaupt keine Rolle mehr spielt: die EU (und damit auch die NATO).  Deshalb war auch nur ein einziger Europäer bei dieser denkwürdigen Rede dabei: der Hartzkanzler und Rothschildangestellte Gerhard Schröder.  Was macht der eigentlich bei einem Kongress, der unter dem Motte „große Türkei, große Macht“ abgehalten wird? Kriegt der nicht Ärger mit Putin, wenn er sich so demonstrativ auf die Seite der Feinde Russlands stellt … ja sogar auf die Seite der Feinde der ganzen freien christlichen Welt?

Feinde der freien christlichen Welt?

Einfach nur im Artikel der Welt weiterlesen – man glaubt, man wäre in einem Historiendrama:

So machte Erdogan zumindest in Symbolen klar, als wen er sich selbst sieht: Als einen neuen Atatük, der das Land modernisiert, und als neuen Sultan, der die Türken und den Islam siegreich gen Westen führt.

Er gibt auch genau an, in welchem Jahr er den Islam Siegreich gegen den Westen führen will:

„Wenn es Gottes Wille ist, werden wir 2023 aufbauen, und ihr werdet 2071 errichten“, sagte er zum Jubel besonders der Jüngeren unter seinen Zuhörern.

Steht alles offiziell in deutschen Medien. Sogar in Qualitätsmedien. Der Führer der Welt sieht sich als Triumphator über die Christenheit: 2071 jährt sich der Sieg der Türken über Byzanz von 1071. Eine offene Kriegserklärung an das Abendland – und Westerwelle sichert ihm unsere volle Solidarität zu. Ob der Hartzkanzler da auch geklatscht hat, ist leider nicht überliefert.

Na, Scherz beiseite, so ist halt die Welt der großen Geheimpolitik, von der wir schon lange nichts mehr wissen dürfen.

Zwei Tage nach dem Kongress des Führers fliegen die Granaten Richtung Syrien – um fünf Uhr Morgens. Hitler hatte 1939 bis 5.45 gewartet. Eine Kriegserklärung der Türkei gegen Syrien soll das nicht sein … aber die hatte Hitler auch nicht vorgenommen.

Darf man in diesem Zusammenhang – wo wir gerade über Gleiwitz, Hitler und Weltkriege reden – auch nochmal an den 29. Februar 2012 erinnern? Damals erschien ein Artikel (schon wieder die Welt), der heute schon vergessen ist: Wikileaks hatte mal wieder US-Post veröffentlicht. Diesmal war es sehr brisant – einige Sätze von Henry Kissinger deuteten darauf hin, das Erdogan Israel mithilfe seiner radikalen Organisation Milli Görüs Israel eine fiese Falle gestellt hatte:

Das Ziel: Entweder bis zum Gazastreifen vorzustoßen und einen politischen Triumph zu feiern oder einen blutigen Eklat herbeizuführen, um Israel als Bösewicht darzustellen. So oder so wäre das Ergebnis eine dramatische Änderung der politischen Dynamik im Nahen Osten und rund um den Gazakonflikt.

Nun – wir wissen, wie es ausging: Israel ist voll reingelatscht.

Und jetzt Syrien?

Wenn der Herr Erdogan in Syrien Rebellen unterstützt und Unbekannte so ein bisschen auf türkische Dörfer schießen … darf man da fragen, ob diese Unbekannten vielleicht auch von der Türkei oder Katar bezahlt worden sind? Sicher Syrien hat sich entschuldigt, heißt es – aber der Zeit kann man entnehmen, das diese Entschuldigung als solche gar nicht im türkischen Aussenministerium angekommen ist.

Nein, natürlich darf man das nicht fragen: siehe das Verbot über die Formulierung von Verschwörungstheorien. Was Geheimdienste wann, wie und wo mauscheln, geht uns Normalbürger nun mal wirklich überhaupt nichts an. Aber der Türkei unsere ganze Solidarität zusprechen das dürfen wir – auch wenn das letztlich dazu führt, das wir aufgrund von fiesen Manipulationen in einen Krieg mit Russland geraten.

Krieg mit Russland? Da hört sich doch wohl alles auf, wird der brave Deutsche jetzt sagen (immerhin hatten wir das schon zweimal im letzten Jahrhundert) … dabei braucht er nur die Welt zu lesen und schon wüsste er, das wir da (wie 1939) auf einem vollen Konfrontationskurs sind – und nicht nur, weil der „Führer der Welt“ (der unsere volle Solidarität hat) schon Russland und China gedroht hat (einem China, das aktuell direkt auf einen Konflikt mit Japan zusteuert).

Doch hören wir erstmal, was die Welt zu diesem Thema zu sagen hat:

In der Sache des abgeschossenen Flugzeugs meldete sich jetzt ein Sprecher der Freien Syrischen Armee im arabischen TV-Sender al-Arabija zu Wort. Nicht Syrien habe das Flugzeug abgeschossen, sondern Einheiten eines dort befindlichen russischen Stützpunktes. Ausdrücklich nahm der FSA-„General“ namens Abdülhamit Ömer die syrischen Truppen in Schutz, „obwohl ich zur Opposition gehöre“.

Es ist bereits der zweite „Enthüllungsbericht“ des Senders zum umstrittenen Flugzeugabschuss, der Russland belastet – in einem ersten Beitrag vor einigen Tagen hatte es geheißen, die beiden türkischen Piloten seien lebend geborgen, aber auf russische Anweisung von den Syrern umgebracht worden.

Nebenbei ist auch interessant, was der Artikel über die Praktiken der türkischen Armee im Kampf gegen die Kurden aussagt, der jetzt schon zu vielen Angriffen auf den wehrlosen Irak geführt hat – und nahelegt, das man mit ähnlichen Offensiven jetzt auch in Syrien zu rechnen hat. Dem „Führer der Welt“ sind die Juden als Feinde wohl zu wenig.

Wenn die Türkei jetzt in Syrien einfällt (in Form eines „gerechten Krieges“ zur „Wiederherstellung der Ordnung“ – so heißt es doch immer, oder?), dann könnte es sein, das sich die Russen nicht mehr nur damit begnügen, türkische Flugzeuge abzuschießen. Hier verlassen wir kurz die Welt der offiziellen staatstragenden Medien und holen uns eine Information aus der wachsenden Alternative zu öffentlichen Wohlfühlmedien, hier aus The Intelligence:

Während Politik und Presse in Europa, USA und im arabischen Raum sich uniform gegen die syrische Regierung unter Assad aussprechen, wird die Unterstützung durch Russland und China immer deutlicher. Einer iranischen Pressemeldung zufolge seien schon innerhalb der kommenden Wochen großangelegte Manöver in Syrien geplant, an denen sich Russland, China und Iran beteiligen werden.

Der Artikel stammt vom 20.6.2012. Darf ich auch mal die Schlussfolgerungen zitieren, die sich für den Autor damals ergaben? Bitte, hier:

Das diesbezügliche Kräfteverhältnis betrachtend, USA, NATO und einige arabische Staaten auf der einen Seite, China, Russland, Iran und Syrien auf der anderen, scheint die Situation für die Westmächte ziemlich aussichtslos, sofern ausschließlich konventionelle Waffen eingesetzt werden.

Auch wenn es natürlich keineswegs wünschenswert wäre, so könnte sowohl Iran als auch Syrien als Zündfunke für einen Wahnsinnskrieg gereichen. Erinnern wir uns an die beiden vorangegangenen Weltkriege, so war der Auslöser in einem Fall Serbien, im anderen Polen, jeweils Staaten von international begrenzter Bedeutung.

Und wer hätte am 1.9.1939 schon wissen können, das auf der anderen Seite des Ozeans gerade der Eintritt Japans in das große Gemetzel vorbereitet wurde?  Wer hätte ahnen können, das die Ermordung des serbischen Thronfolgers zum bis dahin größten Gemetzel der Menschheitsgeschichte wird?

Zitieren wir doch aktuell nochmal den Herrn Westerwelle – hier in einem anderen Artikel aus dem Spiegel:

„Jetzt geht es um Deeskalation“, sagte Westerwelle am Donnerstag in Berlin. Er äußerte die Sorge, dass der Grenzkonflikt zu einem „Flächenbrand“ in der ganzen Region führen könne. Daher habe er die Türkei zur Besonnenheit aufgerufen. Zugleich stellte der Außenminister klar, Deutschland stehe an der Seite des Nato-Partners Türkei. Die Frage, ob der Konflikt mit Syrien zu einem Bündnisfall der Nato werden könne, wollte Westerwelle nicht beantworten.

Dabei hätte er sich doch klar äußern können: nach Darstellung des Spiegels hatte die Nato schon am 4.10.2012 beschlossen, das der Bündnisfall nicht eintritt, die entsprechende Sitzung stand unter dem Artikel 4, nicht unter Artikel 5 – was den offiziellen Eintritt des Bündnisfalles bedeutet hätte. Man hätte also klar sagen können: NEIN, das ist kein Bündnisfall. Stattdessen gab es … Solidaritätsbekundungen für den „Führer der Welt“.  Aber vielleicht erfährt der deutsche Außenminister auch nicht immer, ob man jetzt Deutschland in den Krieg schicken möchte oder nicht.

Und wenn nun der „Führer der Welt“ noch ganz andere Pläne hat? Kann man einem Mann, der für 2071 einen neuen politischen Triumph des Islam gegen das Christentum prophezeit, unterstellen, das er vielleicht jetzt schon Pläne entwickelt, um die Welt so umzuformen, das es für die Großmacht Türkei wieder ordentlich Raum gibt? So ein Krieg Russland und China gegen die USA wäre da doch ganz nützlich – jedenfalls für skrupellose Einfaltspinsel, die den Tod von Menschen billigend in Kauf nehmen. Im Anschluss an einen großen Krieg wären die Machtverhältnisse auf der Welt auf jeden Fall ordentlich durcheinander: eine Riesenchance für Leute, die selber Großreiche gründen wollen – die USA haben selbst demonstriert, wie das geht.

„Große Türkei, große Macht“.

Was aber für uns Fakt bleibt, ist: Deutschland ist gerade jetzt (wieder einmal) im Krieg. Gut – politisch wird gerade noch an Sprachformeln herumgeschraubt – aber das kenne wir ja zur Genüge.  Noch ein paar „unglückliche Zufälle“ mehr – und ein deutsches Arabienkorps braust durch Syrien Richtung Iran,  um seinen Bündnisverpflichtungen nachzukommen: dazu braucht es nur noch eine Sitzung gemäß Artikel 5.

Wie immer ist natürlich keine Seite an einem Krieg interessiert – das war aber bei den anderen Weltkriegen aber genauso. Die sind auch nur durch eine unglückliche Verkettung von Umständen sozusagen vom Himmel gefallen.

Jedenfalls sagt man uns das, weil wir mal wieder über die Aktionen „diverser Geheimdienste“ nichts erfahren dürfen – siehe Verbot zur Formulierung von Verschwörungstheorien.

 

 

 

 

 

 

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