Frauen

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„Woman is the nigger of the world“ … und bleibt es auch

Samstag, 17.2.2018. Eifel. Kennen Sie das Lied, das im Titel steht? Ist von John Lennon – aus dem Jahre 1972. Unglaublich, dass das Lied noch nicht verboten ist: „Nigger“ ist eindeutig ein übles Schimpfwort. Na ja: John Lennon ist ja dann auch erschossen worden – ob wegen dem „Nigger“ weiß ich nicht. Heute ist es ähnlich: sagen Sie mal „Neger“ – Sie werden von einem Mob durch die Straßen gejagt. Ja, wirklich. Ich habe es mal versucht, hier so ein kleiner Text, den ich anderswo veröffentlichte:

Neger zum Beispiel, Das Thema Neger ist ganz wichtig, weil: wir benutzen das Wort nicht mehr, das ist zutiefst geächtet (dabei ist es ein harmlose Lehnwort für „schwartz“ und bezeichnet – jedenfalls im seit hundert Jahren multikulturellen Ruhrgebiet – jene Mitmenschen, deren Hautfarbe dunkler ist als die von Türken … ohne jegliche Ressentiments oder Rassedünkel), aber wir halten uns noch Neger – und sind stolz darauf. Ja – was dem Südstaatensklaventreiber seine Neger waren, sind bei uns … Frauen. Einfach mal schauen, wie viele da in Billiglohnjobs arbeiten, wie viele selbst hochqualifizierte Jobs zum halben Preis erfüllen: die arbeiten fleissig und selbstlos am Aufbau der Rendite anderer. Cool, oder? Neger sagen: pfui. Neger haben: hui. Nur: bei 160 Geschlechtern haben Frauen nun ein Riesenpech: die haben nur eins – und müssen sich die Aufmerksamkeit mit 159 anderen Geschlechtern teilen, weshalb das Thema generell … nur noch ein müdes Lächeln bei den Machthabern hervorruft. Ja: Machthaber. Da brauchen wir kein „…innen“. So weit kommen Frauen so selten, dass es nicht der Rede wert ist.“

Gab enorme Empörung: ich hatte Neger gesagt. Seltsam: es waren durchweg Frauen, die sich empörten (auch zurecht, aber deren persönliche Situation steht hier nicht zu Debatte), Frauen, die ich als Freunde empfinden würde, alle störten sich – wie offiziell angeordnet – an dem Begriff Neger (der ja nun auch aus weiten Teilen der deutschen Sprache eliminiert wurde – eine sprachliche Säuberungsaktion, wie wir sie zuletzt im Dritten Reich hatten), keine … an dem Zustand, in dem sich Frau heute befindet. Ich merke: Sie sind auch nicht überrascht. „Frauen sind die Sklaven der Sklaven“ – so singt John Lennon – und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Nun – einiges hat sich natürlich geändert – im Bereich der Worte. Schönrednerei ist ja unsere Spezialität geworden, unser Hochleistungssport. Wir haben ja auch keine Kriege mehr, sondern Konflikte. Wir vermeiden Worte, während die Taten weiterlaufen. Wir sagen nicht mehr „Neger“ – unsere Sprache ist schön, sauber und ´rein. Das die dunkler pigmentierten Menschen immer noch – wie seit 1972 – millionenfach an Hunger, Durst und leicht vermeidbaren Krankheiten sterben … das interessiert uns nicht mehr so. Es gibt ein schönes Beispiel für die ganze verlogene, verheuchelte Kultur der Pseudointellektuellen, die wir zu ertragen haben: „Das Gastmahl der Geistlosen“ (siehe NZZ):

„Die moderne Tischgesellschaft, selbst unter sogenannten Akademikern oder Bildungsbürgern, ist die demokratisierte Fassung des antiken Gastmahls. Mit weniger Popanz, Inszenierung und Dekadenz zwar, aber ähnlich inhaltsleer und selbstbezüglich. Wir sitzen auf Rattan in überdekorierten Wohnzimmern, streicheln Apple, grillieren auf Weber-Fabrikaten von der Grösse eines Kleinwagens und ergehen uns sonst noch in Selbstbestätigung, gegenseitiger Anerkennung für Einrichtungsgegenstände und leicht dosierten Distinktionsgesten – so viel Bourdieu hat noch jeder internalisiert. Das Gesprächsniveau am Tisch verhält sich dabei oft indirekt proportional zur Höhe des Durchschnittseinkommens. Der klassische Bildungsbürger wird langsam abgelöst durch ein akademisch zertifiziertes, aber intellektuell desinteressiertes Diplom-Proletariat aus Ärzten, Juristen, Lehrern, Bankern und Ingenieuren. Wir haben uns in einen Zustand der Wohlstandsbehinderung hineinpäppeln lassen.“

Oder – wie die Autorin anderswo sagt: der Wohlstandsverwahrlosung. Fragen Sie sich, warum die Welt ist, wie sie ist, so lesen Sie bitte diesen Text in der NZZ: dann können Sie auf einmal alles verstehen. Das … ist unsere Elite. Je reicher, umso geistloser. Wissen Sie, was die ganz richtig Reichen in New York mit ihren Frauen anstellen? Dazu gibt es eine anthropologische Studie (siehe Spiegel):

„Es war nach eigenen Angaben ein „kultureller Schock“ für die Anthropologin Wednesday Martin, als sie in das New Yorker Nobelviertel Upper East Side zog. Martin, die früher unter anderem das Leben von Frauen in den abgelegenen Regionen des Amazonasbeckens untersucht hatte, stieß in dem kleinen Gebiet westlich der Lexington Avenue, nördlich der 63. Straße und südlich der 94. Straße, auf eine sehr exotische Gesellschaft mit sehr eigenen Gesetzen: streng nach Geschlechtern getrennt, die Frauen allesamt nicht erwerbstätig.“

Der Schock: Frauen werden gehalten wie früher die Sklaven, die für die Erziehung der Kinder zuständig waren. Es gibt Boni für die Schulerfolge der Kinder. Erschreckend, dass diese Frauen zumeist akademische Abschlüsse haben – und in einer sozialen Umgebung leben … freiwillig natürlich … die in primitivste patriarchiale Kulte aus der Steinzeit erinnert. Da endet man, wenn man es richtig geschafft hat.

Die Geschäftsfreunde der Upper Class der USA treiben es noch bunter: wer wissen will, wie es in Saudi-Arabien aussieht, kann sich jetzt informieren (siehe Berliner Zeitung): letztlich 2000 Hiebe, weil man mit Männern ohne Drogen und Alkohol zusammen gefeiert hat. Scheußlich, oder? Interessiert natürlich keinen, Saudi-Arabien kauft unsere Waffen, sicher Arbeitsplätze. Aber keine Sorge: wir Männer können in Deutschland noch scheußlicher (siehe Die Störenfriedas):

„Die weibliche Sexualität ist vollkommen aus dem Fokus geraten. Zu verdanken haben wir das natürlich dem Porno, dessen ganzer Sinn ja nur in der Erregung männlicher Geilheit besteht. Frauen kommen laut Pornologik nur nach einer Triple Penetration oder Gesichtsbesamung. Und es gibt sehr viele Männer, die das glauben und von ihren Partnerinnen erwarten, die auf der Suche nach der einen Pornobraut sind, mit der sie das jetzt endlich mal alles in echt anstellen dürfen.“

Frau ist ein Ding, Spielzeug für den Mann. Neger sagen darf man nicht, Frauen wie Tiere behandeln schon:

„Ähnlich erging es mir, als ich die sogenannte “dunkle Seite” der Sexualität mal näher betrachten wollte. Männer vom Typ niederer Sparkassenangestellter führten Frauen vom Typ Sachbearbeiterin an Halsbändern durch eine Kneipe und banden sie fest. Andere Frauen knieten vollkommen sinnlos an den Tischen. Mein Begleiter erklärte mir, das sei ein Zeichen ihrer Unterwerfung.“

Wie wohl Besucher aus anderen Kulturen auf diese Bilder reagieren würden? Ach ja – haben sie ja schon: wir Mitteleuropäer sind dann die „Köterrasse“ (siehe Spiegel):

„Einem Bericht des NDR-„Hamburg Journals“ zufolge schrieb Karabulut, der sich 2011 erfolglos um ein Bürgerschaftsmandat für die Grünen beworben hatte, unter anderem auf Türkisch: „Diese Schlampe mit dem Namen Deutschland hat uns den Krieg erklärt – und wir schweigen immer noch.“ Zudem soll er die Deutschen als „Köterrasse“ oder „Hundeclan“ bezeichnet haben.“

Das hatte juristisch keine Konsequenzen. Der Begriff „Schlampe“ auch nicht.

Wollen Sie mal was wissen über Frauen in Deutschland? Wie gut es ihnen geht nach der „sexuellen Revolution“ der (heute regelmäßig verteufelten) ´68er? Sie werden wieder häufiger Mordopfer (siehe Tagesschau)

„Vor allem Frauen erleben in Deutschland häusliche Gewalt. Laut BKA starben im vergangenen Jahr 149 Frauen durch den Partner oder den Ex-Partner. Insgesamt waren 133.000 Erwachsene Opfer von Gewalt in Partnerschaften – die Zahl steigt seit Jahren.“

Man stelle sich mal vor, man würde im Ausland einen Film über die deutsche Frau zeigen, wie sie am Halsband am Tresen angekettet ist: da kommt einem der Islam fast schon wie ein feministisches Paradies vor. Wir stören uns an Burkas, weil es natürlich nicht geht, dass Frauen verhüllt werden und dem Blick jeden Mannes nicht jederzeit zur Verfügung stehen, wie es Pflicht für unsere Frauen ist. Wenn Carolin Kebekus in der ZDF-Sendung die Anstalt lauthals ihre Nöte von sich gibt – „ich muss fickbar bleiben“ – dann treffen wir ins Herz deutscher Kultur – der modernen Frauen. Wenn die Journalistin Henriette Hells in 80 Orgasmen um die Welt reist (siehe Focus), so erfüllt sie die Anforderungen der männlichen Welt, die Frauenbilder nach wie vor prägt … worüber wir selbstverständlich nicht mehr reden, weil auch „Feministin“ ein Schimpfwort geworden ist.

Wie stellen die Medien denn die Frau dar? Fragen wir Claudia Elizabeth Huber, Sexcoach für Frauen, die mehr spüren wollen (siehe clautia-elizabeth-huber)

„Frauen in den Medien werden überproportional sexualisiert dargestellt. Sie sind meist zwischen 18 und 30, häufig sehr erotisch, sinnlich oder sexy. Verführerische Posen, eher verführbare und schwache Körperhaltung, hohe Stimmen, meist abhängig. Starke Frauen werden meistens auch durch irgendeinen tollen Mann zum weichen Weibchen. Frauen werden oft als prüde, schüchtern und unerfahren dargestellt. Sie warten auf den Einen, der sie sexuell befreit, befriedigt und glücklich macht. Eine Frau ist immer willig, auch wenn das gesellschaftliche Narrativ uns weis macht, dass Frauen viel weniger Lust auf Sex haben als Männer. 

In dieser Darstellung wird die Frau zum rettungsbedürftigen Opfer stilisiert, das ohne eigenen Sextrieb, immer willig ist oder sie ist ein Männer verschlingender Vamp, der ebenso von ihrem Sextrieb gerettet werden muss. Schließlich ist eine Sex hungrige Frau IMMER einsam und verletzt.“

Die Männerbilder sind nicht weniger gruselig. Lohnt sich zu lesen – wann wird man schon mal so deutlich vor den Folgen unreflektierten Medienkonsums gewarnt: sicher nicht in den machterhaltenden Medien, die ungebremst Frau sagen, wie sie zu sein hat: in Millionen Bildern und Millionen Worten. Manche Frauen merken noch, wie sie dirigiert werden (siehe edition F):

Kurze Shorts? Also die sind ab dem Alter von greisigen 30 Jahren ja nun wirklich nicht mehr erlaubt – schließlich wirkt das peinlich auf jung getrimmt und geht das überhaupt noch mit dem Zustand der Oberschenkel überein? Fragwürdig. Selbiges gilt auch für Frauen ab etwa 50 Jahren, die sich erlauben, ein ärmelloses Top zu tragen – die Oberarme weisen nämlich in diesem Alter häufig eine weiche Beschaffenheit auf, die nun wirklich lieber im Verborgenen sein sollte. Bitte belästigt uns nicht mit einem Körper, der nicht dem feuchten Traum eines 15-Jährigen entspricht, ja? Denn eine Frau hat sich so anzuziehen, dass sie durch ihr Äußeres angenehm auffällt. Ach ja, ab einem bestimmten Alter sollte es neben der Knappheitsfrage dann auch generell nicht mehr zu niedlich sein, Tüll-Röcke und Blümchen-Blusen wirken einfach zu mädchenhaft. Und von BH’s wollen wir hier gar nicht anfangen – die Schwerkraft können wir akzeptieren, sehen wollen wir die Ergebnisse davon aber nicht.

Das liest man 2018. Hat sich irgendetwas seit 1972 verändert – von der Sprache mal abgesehen?

Klar hat sich was geändert: die käufliche Erwerbbarkeit weiblicher Dienstbarkeiten jeder Art hat sich massiv etabliert (siehe HuschkeMau.de)

Dadurch, dass Bordellbetreiber z.B. in Talkshows sitzen und im Fernsehen eigene Sendungen bekommen erreicht Frauenkauf eine neue Stufe der Akzeptanz in der Gesellschaft. Bordelle zu betreiben, zu managen oder ein Freier zu sein, das ist nichts anstößiges mehr. Das führt aber nicht zu einer weitreichenden Akzeptanz prostituierter Frauen, die sind trotzdem noch das Letzte. Sex anzubieten gilt weiter als moralisch verquer, während Sex zu kaufen ganz normal geworden ist. Die Sympathien liegen eindeutig bei Freiern und Bordellbetreibern, das hat die Legalisierung uns gebracht.“

Und wer es wagt, das anzuklagen? Ist als Mann ein prüder Versager, als Frau eine verklemmte Emanze.

Und die selbstbestimmte weibliche Sexualität? Nur ein Geisterspuk, eine „Fata Morgana“ (siehe Tagesanzeiger):

„Weil sich beispielsweise nichts daran geändert hat, dass die sexuelle Freiheit der Frau darin besteht, das zu wollen, was der Mann will. Die Frau als sexuell selbstbestimmtes Wesen ist eine Fata Morgana – oft gesehen und herbeigewünscht, aber sie löst sich zwangsläufig in Luft auf, je näher man ihr kommt.“

Und geht einher mit einem großen, neuen Tabu der Moderne:

„Sexuelle Freiheit ist derzeit ein Imageprodukt, ein It-Accessoire, das stolz mit sich herumgetragen wird. In der Realität ist aber das Hauptziel vieler jungen Frauen immer noch, dem Mann sexuell zu gefallen und das zu tun, was er will, auch wenn sie gewisse Praktiken selbst nicht mögen oder davor gar angeekelt sind. Das Tabu des 21. Jahrhunderts ist nicht der Sex, sondern Grenzen zu setzen. Rousseau sagte schon vor 300 Jahren: «Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will.»“

Heute ist vorauseilender Gehorsam erste Bürgerpflicht geworden. Selbstverständlich will „Sie“ wieder was „Er“ will, selbstverständlich unterwirft sie sich ihm und wird dabei überglücklich … und wehe, sie wagt auch nur etwas anderes zu denken: man bekommt als Frau massive Kritik aus den eigenen Reihen:

„Sie wollen dem Idealbild entsprechen: sexuell befreit und selbstbestimmt. Gleichzeitig ist sexy aber wichtiger, als lustvoll zu sein. Die Bewertung «gut im Bett» ist wichtiger, als sich gut im Bett zu fühlen. Um sich das nicht eingestehen zu müssen, weil das unemanzipiert und uncool wäre, um das also in Einklang mit dem Selbstbild zu bringen, deuten sie es um. Sie sagen: «Ich bin lustvoll, weil ich ihm Lust mache. Sexuelle Erfahrungen steigern meinen Marktwert, ich darf nur nicht zu schlampig werden.» – Diese Norm gilt immer noch.“

Für wen ist „Marktwert“ nochmal wichtig? Richtig – für Sklaven. Was ist der Erfolg der Emanzipation seit 1972? Frauen haben gelernt, gerne Sklaven zu sein – und jagen jene, die gegen Sklaverei sind.

Grenzen setzen ein Tabu? Ja –  in jederlei Hinsicht.

Wussten Sie, dass es auch anders geht?

Der Journalist Ricardo Coler schrieb mal ein Buch darüber: „Das Paradies ist weiblich“ (Kiepenheuer, 2. Auflage 2009), erzählte darin von seiner Reise in matriarchiale Gesellschaften, die sich von unserer Gesellschaft dadurch unterscheiden, dass der Besitz den Frauen gehört – das Land, das Haus, die Güter – und bewahrt wird:

„Das Problem der Alten und der Kinder scheint in der matriachialen Gesellschaft der Mosuo gelöst: Alle Mitglieder der Familie leben auf demselben Grundstück, keiner verlässt durch Heirat das Haus, und alle kümmern sich um alle. Die Alten beanspruchen einen Teller mehr auf dem Tisch und ein warmes Plätzchen am Feuer. Die Kinder spielen im Innenhof unter der Aufsicht der Mütter, Großmütter, Tanten oder Onkel. Da alle arbeiten und der Besitz nie durch Erbe geteilt wird, wächst er. Keiner fängt ein neues Leben bei null an“. (a.a.O., Seite 61)

Was für eine fremdartige Welt – so harmonisch, friedlich, kooperativ. Ohne Porno, ohne Prostitution … aber mit einer erstaunlich freien Sexualität.

Unsere Frauen – also die, die durch Heirat Eigentum des Mannes wurden – werden gerade wieder umerzogen. Sollen sie vorher promisk sein, um ihren Marktwert zu steigern, gelten nach der Ehe andere Vorschriften (siehe Süddeutsche):

„Wenn wir gemeinsam Zimtsterne backen, Kalender befüllen, zeigt uns das: Wir gehören zusammen“, rührselt Hygge über „geliebte Weihnachtsrituale“, auf die die betreffende Autorin, offensichtlich bisher verschont von den Folgen des einfachen Lebens, „niemals verzichten könnte“. Die Frauen, die vorgestellt werden, betreiben Foodtrucks, rühren Naturkosmetik an, basteln Geburtstagskarten und nähen alte Bettwäsche zu Blusen um. Es ist ein Frauenbild, als säße Adolf Hitler unterm Tisch und mache Familienpolitik.

Und wenn die Frauen dann diese Phase der Nützlichkeit auch hinter sich gebracht haben, kommen sie in die Resteverwertung, dürfen wieder Kohlrabiblätter kochen wie in der Zeit nach dem Krieg – und auch nur höchstens ein Zimmer heizen (siehe Zeit über Altersarmut bei Frauen).

John Lennon dürfte sich im Grabe umdrehen, ja, rotieren geradezu.

Nur: das wird auch nichts ändern.

 

 

 

Bilderberger 2015: Daten, Fakten, Ziele – und Krieg im Sommer

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Donnerstag, 11.6.2015. Eifel. Es ist wieder Bilderbergtreffen und die Welt ist in Aufruhr. Heute treffen sich wieder einmal mächtige Männer und Frauen, um sich gegenseitig Vorträge zu halten. Manche von ihnen trafen sich erst am Wochenende im Rahmen des G-7 Gipfels, andere trafen sich an anderen Orten und knüpften ihre Netze. Bilderbergtreffen lassen sich immer gut verkaufen, sie haben etwas Elitäres, etwas Geheimnisvolles, etwas, dass an James Bond und Dr. No erinnert. Daraus lassen sich viele wunderbare Geschichten entwickeln, die die Phantasie anregen – und den Verstand verwirren. Dabei – seien wir mal ehrlich: in ermüdenden Vortragsorgien a´ 15 Minuten läßt sich keine Weltverschwörung organisieren – erst recht nicht mit ständig wechselnden Teilnehmern.

Schauen wir doch mal zurück in die Geschichte – und lauschen einem Menschen, der sich mit der Plutokratie beschäftigt: Prof. H.J.Krymanski von der Uni Münster, einem Mann, der sich beruflich mit den großen Mächten dieser Welt beschäftigt (siehe uni-münster):

„Es ging ja in den Fünfzigern darum, nach den disruptiven Kriegsgeschehnissen neue transatlantische Netzwerke unauffälliger privater Machtausübung aufzubauen. So unterschiedliche Akteure wie der (nicht zu unterschätzende) europäische Adel, große Konzerne (z.B. Unilever), Bankenvertreter, die Superreichen und natürlich auch das politische, wissenschaftliche und journalistische Dienstpersonal mussten wieder miteinander ins Gespräch gebracht werden.“

Harte Worte, wissenschaftlich fundierte Worte, die jeden Abend in die Tagesschau gehören. Den europäischen Adel als politisch aktives Element nimmt die deutsche Öffentlichkeit nicht war, sie werden eher in Goldenen Blättern als putzige Partytiere verheizt denn als antidemokratische Gegenmacht wahrgenommen – ein schwerer Fehler, den man jetzt schon bereuen darf: der Pöbel schläft, der Adel nicht. „Unauffällige, private Machtausübung“ ist eine schöne Umschreibung für die Untergrabung der Demokratie, der Herrschaft des Souveräns, des freien Bürgers. Und „Dienstpersonal“ beschreibt erschöpfend die Funktionen wichtiger Träger von Macht und Einfluss in unserer Gesellschaft: Sportler, Talkmaster, Bundeskanzler, Finanzminister, Professoren, Schriftsteller – alles Ameisen im großen Haufen der Superreichen.

Lauschen wir dem Widerständler der apokalyptischen Globalisierung weiter:

„Die ersten Bilderberg-Konferenzen hatten also weniger mit Verschwörung als mit ganz einfachen Gesetzmäßigkeiten des Machthandelns zu tun. Im geopolitischen Raum interagieren ja nicht ‚Freiheit‘, ‚Demokratie‘, ‚Neoliberalismus‘ oder ‚Sozialismus‘, sondern die Verkörperungen solcher Schemen: handelnde Individuen, die natürlich nicht auf das ganze historisch gewachsene Arsenal von Handlungsmöglichkeiten – und dazu gehören auch Geheimgespräche – verzichten möchten. Unter diesem Aspekt sind die Bilderberger dann etwas völlig Normales und wirklich nicht so wichtig. Und wenn wir uns Bilderberg-Dauergäste wie Henry Kissinger oder Gelegenheitsgäste wie Angela Merkel oder gar Guido Westerwelle wirklich etwas genauer anschauen oder beispielsweise die auf den ersten Blick durchaus beeindruckenden Listen der Teilnehmer der Konferenzen in Athen (2009) und in Sitges (2010), so sind die meisten dieser Personen trotz ihrer klingenden Namen letztlich doch nur Hilfsköche und Tellerwäscher aus der Großküche globaler Interessenpolitik. Die weltpolitische Entscheidungsmacht wird anders und woanders ausgeübt“

Angela Merkel – ein Hilfskoch und Tellerwäscher. Die oberste Machtinstanz der demokratischen Bundesrepublik: eine Handlanger von „echten“ Entscheidungsmächten. Und diese sind … na ja: reine Kannibalen:

„Superreiche verfügen über so viel Geld, dass Luxusgüterkonsum auch in seiner extremsten Form irrelevant wird – ob es sich nun um einen privaten Airbus 380 oder ein 30 Mio. Dollar teures Picasso-Gemälde oder einen 26-stöckigen mitten in Mumbai stehenden Privatpalast für 1 Mrd. Dollar handelt. Nein, hier geht es letztendlich um den Konsum von Menschen und Menschlichkeit. Und zwar nicht nur im Sinne von ‚Leibeigenschaft‘ (wie im Feudalismus) oder von ‚Verwarenförmigung‘ menschlicher Arbeitskraft (wie im Kapitalismus), sondern im Sinne einer neo-kapitalistischen Biopolitik, die man als neuen Kannibalismus bezeichnen könnte. Ich will dieses Bild jetzt nicht strapazieren. Aber die (post)moderne informatisierte und globalisierte Welt neo-kapitalistischer ‚Wertschöpfung‘ verlangt immer rücksichtsloser den ‚ganzen‘ Menschen. Es gibt keine freie Stelle in den Köpfen, die nicht vom Verwertungsanspruch der Renditejäger betroffen wäre. Die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit ist aufgehoben, die herrschenden Produktionsverhältnisse fressen den ganzen Menschen, dem jegliche Fluchtmöglichkeit außer der Hölle der totalen Ausgrenzung abgeschnitten ist.“

Die Stimme der Wissenschaft aus dem Jahre 2011 – beschreibt mit wenigen Worten eine Horrorzukunft, in der eine Bilderbergerkonferenz lediglich eine kleine Rauchpause für Tellerwäscher und Hilfsköche darstellt – ebenso wie der G 7 Gipfel. Wozu dann diese Treffen – von denen es jährlich Hunderte gibt … viele sehr diskret und privat organisiert (siehe z.B. Handelsblatt über die inneren Zirkel der Wirtschaftsmacht in Deutschland, ebenso Manager Magazin)? Nun – man möchte das Dienstpersonal miteinander ins Gespräch bringen … und – ganz primitiv – ein „Wir“- Gefühl erzeugen, um sich von den anderen, dem „Pöbel“ – also UNS abzugrenzen. Insofern können wir eine Erkenntnis schon mal festhalten: wer dort aufschlägt, hält den Souverän des Landes – den Bürger – für doofen Pöbel. Ein anderes Netzwerk hat dies mal deutlich ausgeführt (siehe Heise):

Der wichtigste Denker des CFR, Walter Lippmann, hat das Credo der Bevormundung in dankenswerter Offenheit dargelegt. Das Volk sei zu desinteressiert und zu ungebildet, um die Feinheiten der Außenpolitik zu verstehen. Die Parlamentarier wiederum seien nur daran interessiert, ihre Wählerklientel zu befriedigen. Deswegen müsse eine kleine Elite die Datenfülle verarbeiten, verdauen, und das Verdaute dann dem gemeinen Volk und den Volksvertretern so vereinfacht zur Entscheidung vorlegen, dass diese nur noch mit „ja“ oder „nein“ zu antworten hätten:

„… das allgemeine Interesse … kann nur durch eine spezialisierte Klasse verwaltet werden, deren persönliche Interessen über lokale Themen hinausreichen. Diese Klasse ist befreit von Verantwortung, denn sie agiert aufgrund von Informationen, die nicht Eigentum der Gemeinschaft sind; in Situationen, die das breite Publikum gar nicht begreift … die Männer, die aktuell gerade die Macht ausüben, versagen nicht etwa dabei, den Willen des Volkes widerzuspiegeln, denn in den meisten Sachfragen existiert ein solcher Wille gar nicht, sondern sie üben Macht aus aufgrund von Auffassungen, die vor der Wählerschaft verborgen sind.“

CFR ist das Council of Foreigen Realtion, ein weiterer Netzwerkknoten. Eine bemerkenswerte Offenheit, die Herr Lippmann an den Tag legt und die uns zeigt, dass wir schon lange entmündigt worden sind. Nicht schlimm? Denken wir uns einfach mal den Souverän als einzelnen König und nicht als erfolgreich bespaßter Millionenhaufen – wie würde Eure Majestät reagieren, wenn ihm zu Ohren käme, dass ihn ein Haufen Pfeffersäcke und Kofferameisen für einen debilen Trottel halten und ihn derart manipulieren wollen, dass er nur noch ausführendes Organ finsterer Hintergrundmächte wäre?

Richtig: die Königsgarde hätte lange Zeit ein freies Wochenende mehr, bis jeder dieser Verschwörer hinter Gittern sitzt. Wir jedoch – reagieren nicht: dafür sorgt die Bespaßungselite, die verantwortlich dafür ist, dass wir die Bundesliga und die Konkurrenzkämpfe der Hüpfdohlen für wichtiger halten als die Frage nach einem drohenden Krieg im Sommer, der nun ein weiteres Mal in den Fokus der Öffentlichkeit gerät siehe globalresearch):

Last week, former NSA intelligence analyst John Schindler posted a rather disturbing tweet. With a statement that one could only assume to be a reference towards Russia, Schindler wrote “Said a senior NATO (non-US) GOFO to me today: “We’ll probably be at war this summer. If we’re lucky it won’t be nuclear.” Let that sink in.”

Es ist seltsam, dass man mit solchen Meldungen Aufmerksamkeit erregen kann, aber nicht mit der nüchternen Beschreibung, dass ein Neokannibalismus die letzten freien Plätze in unseren Köpfen vertilgt: ein Hoch auf die erfolgreiche Herunternivelierung des Bildungsniveaus.

Es fällt schwer, solchen Meldungen Glauben zu schenken – zumal es nur drittklassiges Geplauder ist. „Vermutlich sind wir diesen Sommer im Krieg – mit etwas Glück nicht in einem nuklearen“ – ist eine interessante Vermutung, die jedermann anstellen könnte, der die seltsame Entwicklung der Weltpolitik in den letzten Jahren beobachtet hat – oder der einfach ernst nimmt, was die Regierung der USA selbst beschlossen hat: die Auslöschung von 60 Terrorstaaten (siehe Neopresse). Die haben also noch viel vor – aber wird darüber in den Bilderbergertreffen gesprochen?

Schauen wir uns doch mal die Themen an – sie sind öffentlich (siehe bilderbergmeetings.org):

  • Artificial Intelligence
  • Cybersecurity
  • Chemical Weapons Threats
  • Current Economic Issues
  • European Strategy
  • Globalisation
  • Greece
  • Iran
  • Middle East
  • NATO
  • Russia
  • Terrorism
  • United Kingdom
  • USA
  • US Elections

15 Themen, über die man im Geheimen reden möchte – und 130 Leute, die meinen, was dazu sagen zu müssen (Teilnehmerliste siehe bilderbergermeetings.org). Rechnen Sie doch einfach mal aus, wie der Tag strukturiert ist, wenn 130 Leute jeweils 15 min. Vortrag halten – an vier Tagen. Wissen Sie, wie das wirkt? Wie ein Bewerbermarathon an einem Theater. Ich kenne solche Events aus meiner beruflichen Vergangenheit – und weiß deshalb auch, dass das, was wirklich wichtig ist, von dem abhängig ist, der die Sitzordnung beim Essen arrangiert und so Gespräche gezielt in die richtigen Bahnen lenkt. Die Aufsätze zu den Themen werden doch sowieso von Ghostwritern geschrieben – oder denken Sie etwa, Frau von der Leyen, Verteidigungsministerin der Bundesrepublik Deutschland, schreibt ihre Reden dort selbst? Aber dort erhält der Vertreter der Superreichen (es reicht einer) eine gute Gelegenheit, einen Überblick über die Qulifikationen der Tellerwäscher und Hilfsköche zu bekommen … und kann den einen oder anderen für weitere Aufgaben empfehlen und nebenbei ein Gefühl dafür entwicklen, ob auch wirklich alle noch in der Spur laufen.

Und – ganz nebenbei – entwickelt sich ein „Wir“-Gefühl, das viel wichtiger ist als alle gesprochenen Worte: der Mensch neigt dazu, seinen „Verein“ zu verteidigen – erst recht, wenn es ein Verein ist, der – wie auch Freimaurer und Rotarier – dafür sorgen kann, dass das berufliche Leben weiterhin ziemlich glatt und reibungslos nach ganz oben führt … also: dorthin, was Hilfsköche und Tellerwäscher für „ganz oben“ halten.

Weil Bilderberg so harmlos ist, wie es ist, dürfen die Tellerwäscher des SPIEGEL auch heute darüber schreiben (siehe Spiegel):

„Nein, die Bilderberg-Konferenz ist nicht die geheime Weltregierung. Aber wenn in Tirol Rüstungshersteller auf Verteidigungspolitiker und Notenbanker auf Investmentprofis treffen, ist das problematisch – die Öffentlichkeit muss nämlich draußen bleiben.“

Ja – die Öffentlichkeit muss draußen bleiben. Es gibt zwar eine öffentliche Liste der Teilnehmer, eine öffentliche Liste der Themen – aber keine einzige Aufnahme der Sitzordnung beim Essen. Die Königsgarde hätte viel zu tun.

Wissen Sie, was viel problematischer ist – viel furchterregender? Ein Satz des SPIEGEL zum G 7 – Treffen (siehe Spiegel):

„Na ja. Checkpoints, Ausweiskontrollen, Sperrzonen, Uniformierte überall – schön ist das nicht, wenn man sich wegen eines Politikertreffens zeitweise vorkommt wie in einem Polizeistaat.“

Nein, schön ist das nicht, wenn es Momente gibt, in denen die Bundesrepublik Deutschland ein POLIZEISTAAT ist – denn solche Momente zu verlängern, ist dann ein Leichtes. Man sollte so etwas in einem demokratischen Land nirgends erleben müssen – zu keiner Zeit. Das korrespondiert sehr schön zu beunruhigenden Beobachtungen aus den USA (siehe Spiegel):

Das FBI betreibt seit Jahren ein geheimes Programm zur Überwachung der USA aus der Luft und zur Handy-Ortung, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Sie hat in einem einzigen Monat mehr als hundert solcher Flüge beobachtet.

Eine kleine Elite …. bespitzelt das desinteressierte und ungebildete Volk. Nun – man könnte es ja auch mal bilden, dann würde es vielleicht interessierter sein. Wer gestaltet nochmal den Inhalt unsere Medien? Ein paar der Gestalten findet man auch beim jetzigen Bilderbergtreffen. Gut – man kann sich auch selber bilden – doch das ist recht anstregend, und kaum möglich wenn es „keine freie Stelle mehr in den Köpfen gibt, die frei ist vom Verwertungsanspruch der Renditejäger“.

Merken Sie, wie sehr wir auf einmal in Ihrem realen Arbeits- und Freizeitalltag gelandet sind? Merken Sie, warum man Sie nie irgendwohin einladen wird? Weder zu den Rotariern, noch zu den Freimaurern, noch zur Atlantikbrücke, zum CFR, zur Bertelsmannparty oder zum Empfang in der US-Botschaft? Man dressiert sie mit viel Macht dazu, genau der doofe Pöbel zu werden, den man in Ihnen sieht. Und man hat klare Vorstellungen davon, wie man die Welt der Zukunft gestalten wird.

Auch das findet man in öffentlichen, „seriösen“ Medien – noch. Man muss etwas suchen und die Verbindungen selbst knüpfen – doch dann bleiben keine Fragen offen. Es gibt aktuell eine neue Studie zu den Reichen in New York, einem der beiden Machtzentren an der Ostküste (siehe Spiegel):

„Die Geschlechter trennt nicht nur die Tatsache, dass die Männer, oft als Hedgefondsmanager oder private Vermögensverwalter, Millionen scheffeln, während die Frauen ihre erworbene berufliche Kompetenz meist unentgeltlich für ehrenamtliche und karitative Zwecke einsetzen. Auch sonst schotten sich Frauen und Männer recht streng voneinander ab.“

„Selbst bei Dinnerpartys saßen Frauen und Männer meist getrennt, oft in getrennten Räumen.“

„Die weltweite ethnografische Datenlage ist klar: Je mehr eine Gesellschaft in Schichten organisiert und je hierarchischer sie organisiert ist, und je mehr nach Geschlechtern getrennt, desto niedriger ist der Status der Frauen“

Da endet man, wenn man am Ende seiner Karrierereise angekommen ist: im Mittelalter. Einem neuen Mittelalter, wo Frauen grundsätzlich nur noch Personal sind und Bürger umfassenden Verwertungsorgien unterzogen werden – und die Bilderbergerkonferenz nur ein winzig kleiner Teil dieser Orgien ist, wo sich Tellerwäscher anbieten und ihren Wunsch zum Ausdruck bringen, Millionär zu werden.

Wir können uns jedes Jahr aufs Neue über die Rekrutierungsveranstaltungen aufregen – das macht immer viel Spaß, ändert aber nichts. Das können wir noch hundert Jahre so machen. Hören wir zum Abschluß nochmal Herrn Krysmanski:

„Also: die Bilderberger würden sich in ein Lüftchen auflösen, wenn wir Marxens Aufforderung, „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt drauf an, sie zu verändern “, um den Satz ergänzten: Und es kommt darauf an, wer sie verändert. Bis jetzt habe ich diese notwendige zusätzliche Formel trotz Google im Netz nicht gefunden.“

Wunderbar, oder? Jetzt wissen wir, was wir zu tun haben, um die Bilderberger aufzulösen … und wir wissen, warum jede Aufregung über Bilderberger reine Energieverschwendung ist. Wir brauchen eine Formel zur Weltveränderung, die verhindert, dass wir wieder ins Mittelalter zurückfallen.

Und dafür … haben wir wirklich nicht mehr viel Zeit.

Wer macht mit?

Ach so – es ist Urlaubszeit. Ok – das verstehe ich.

Na – dann reden wir halt nach dem nächsten großen europäischen Krieg nochmal weiter über dieses Thema. Ja – den braucht man ab und zu zur Disziplinierung des Pöbels, damit der versteht, dass die Welt kein Ponyhof ist.

Bis dahin: viel Spaß!


 

Eine Weihnachtsgeschichte: wie ich der Bote Gottes wurde …

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Sonntag, 28.12.2014. Eifel. Es geschah zur Weihnacht 2014, dass der Herr Philosoph sonderbare und denkwürdige Begegnungen hatte, die ihrerseits wieder sehr zum Nachdenken anregten. Damit meine ich nicht das Telefonat mit Krimreisenden, die Bedenkliches von der Halbinsel berichten – angeblich hat man wieder Angst, seine Meinung offen zu sagen. Aber was solls? In Deutschland haben auch immer mehr Menschen Angst, ihre Meinung zu sagen … jedenfalls: öffentlich. Die „politische Polizei“ geht um – so las ich gerade – und befragt den deutschen Blogger, warum er eigentlich eine solche seltsame Meinung hat (siehe Duckhome). Vielmehr – waren es Beobachtungen im Alltag , direkt vor Ort, nicht geschützt durch die Distanz eines Bildschirms.

Aber: immer der Reihe nach.

Wir jedes Jahr nach Heiligabend fuhr der Herr Philosoph mit seinen Kindern vererinbarungsgemäß zur mütterlichen Wohnung, wo weiter gefeiert werden sollte. Dieses Jahr jedoch sah ich, dass es wieder eine Gelegenheit gab, recht stimmungsvolle Aufnahmen zu machen, im Sturm treibende Wolken, der Stimmung der Rauhnächte sehr angemessen. Also eilte ich los auf die Höhen, um noch schnell das letzte Licht des Tages für ein paar Aufnahmen zu nutzen.

Dann noch kurz hinab ins Tal, wo es sich zeigte, dass ich zu langsam war – oder meine Kamera zu billig. Was für das menschliche Auge noch hell wirkte, war für sie zu dunkel. Viel zu dunkel. Nun – wo sich die Gelegenheit bot, verweilte ich noch kurz am Fluss bei einem meiner Lieblingsbäume, einer großen, kräftig gewachsenen Buche, die sicherlich noch Napoleon persönlich kennen gelernt hatte – wenn nicht sogar noch Zeitgenossen Luthers.

Der Fluss schäumte kräftig, als ich eine Joggerin hinter mir bemerkte. Joggen – war das nicht verboten am ersten Weihnachtsfeiertag? Das der Unfug generell verboten werden sollte, weil er die Gelenke ruiniert und generell krank macht (siehe z.B. Mens Health), wollte ich hier gar nicht zur Debatte stellen – ist ja Weihnachten, wer will da schon wissen, dass Sport jeder Art das Leben verkürzt?

Wie – das glauben Sie nicht? Sie brauchen das auch nicht glauben, wir sind hier in der Realität, nicht in der Kirche. Ich erkläre es Ihnen aber gerne mal kurz, wie es mir Ärzte aus der Uniklinik Eppendorf erklärt haben: Ihr Herz hat einen elektronischen Impulsgeber, eine Ansammlung spezialisierter Zellen. Die brauchen wir zur Initialzündung des Herzschlages. Wunderbar, oder? Wir sind im Prinzip eine laufende Batterie … mit begrenzter Ladung. In der Tat ist bei jedem Menschen die Anzahl der Herzschläge von Geburt an vorprogrammiert – und je mehr sie durch Sport davon abrufen, umso schneller ist die Batterie leer.

Ja – die Menschen denken, sie können so dem Tod davonlaufen, dabei rennen sie direkt auf ihn zu – wie der Erfinder der Kunst des Joggens James Fixx, der mit seiner „lebensverlängernden“ Sportart gerade mal 52 Jahre alt wurde. Wenn die Menschen dann „einfach so“ „am Herzen“ sterben, nennt man das „plötzlicher Herztod“ – oder auch „Sudden Death“. Man liest nicht viel darüber: Herzschrittmacher für jedermann würden die Krankenkassen überfordern.

Nun – das hätte ich der Joggerin sagen sollen, doch der Mensch ist seines eigenen Schicksals Herr, also hielt ich respektvoll Abstand – auch, weil ich gelernt habe, dass Frauen Männer in freier Wildbahn als tödliche Gefahr begreifen. Gilt zwar nicht für die Eifel – aber wer sagt denn, dass die Dame nicht aus Köln oder Düsseldorf stammte?

Ich genoß noch eine Weile die Dämmerung, dann machte ich mich auf den Weg.

Zu meiner Überraschung stand sie noch am Parkplatz … und redete mit einem kleinen Wetterhäuschen, dass zum Unterschlupf für Wanderer gebaut worden war – war haben einige davon in der Eifel, weil es hier schon recht oft regnet. 177 Regentage haben wir im Jahr – den Rest schneit´s, sage ich immer, und da ist es schon mal ein Segen, wenn man sich kurz in einer solchen Hütte vor den herabströmenden Fluten verbergen kann.

Das Menschen sich sonderbar verhalten, ist mir bekannt. Von mir aus können Sie gerne mit Häuschen reden, mit Göttern und Geistern, mit Bäumen, Gräsern und Tieren: mir ist´s egal, dies ist ein freies Land – und allemal besser, sie beschäftigen sich so, als dass sie neue Rentenreformen ersinnen, die die Leute noch ärmer machen, neue Anlagekonstrukte basteln, die im Entwurf schon Betrug sind oder sich mit Lust an der Verbreitung von Hass, Streit, Abscheu, Verachtung und Zorn beteiligen – wie es weite Teile der unfriedlichen Bevölkerung pflegen.

Ich ging also zu meinen Auto, löschte die Aufnahmen, die wirklich nichts geworden waren, bemerkte, wie die Joggerin mit ihrem Wagen den Parkplatz verließ und wollte mich um meinen weiteren Abend kümmern, als mir ein Gedanke kam: im Sommer hatte ich gelegentlich einen Obdachlosen in der Hütte bemerkt, einen sehr menschenscheuen Gesellen, der dort gelegentlich ruhte. War das vielleicht der Grund, weshalb die Dame mit der Hütte redete? Gab es einen Bewohner?

Nun – als normaler Bürger des neudeutschen Gemeinwesens war ich gewohnt, dass man sich darum nicht kümmert. Ja – so halten wie es ja heute in Deutschland. Außerdem hatte ich gelernt, dass wir in Deutschland keine Obdachlosen haben. Ja, das wundert Sie, aber eine breite Allianz von Wohlstandsblasen arbeitet gezielt an der Leugnung des Problems, wie ein Autor der Zeit am eigenen Leib erfahren durfte, als er sich mal unbedacht über Unbedachte in Deutschland äußerte:

„Schnell wurde ich eines Besseren belehrt: Wer in Deutschland nachts auf der Straße schlafe, schrieben meine Freunde bei Facebook , tue das, weil er es tun will, nicht weil er es tun müsse. Diese Menschen seien dann auch nicht „obdachlos“, sondern „nichtsesshaft“. Schließlich fange das deutsche Sozialsystem jeden auf. In Amerika sei das anders: Dort schläft keiner freiwillig, quasi als Statement, auf der Straße, sondern, weil er dazu gezwungen wird“

Ja – in Deutschland gibt es keine Obdachlosen – so der Konsens der Mehrheit. Wer dem widerspricht, bekommt einen Schuss vor den Bug: einen „Mini-shit-Storm“ als Warnung. Behauptet man weiter solche Absonderlichkeiten, wird man als rechtsradikaler Verschwörungstheoretiker abgestempelt und darf seine Geburtstage in Zukunft wie auch Karneval und Sylvester allein verbringen.

Natürlich ist es eine Lüge, dass wir keine Obdachlosen haben: wir haben hunderttausende davon, Tendenz steigend (siehe T-Online, erwartet wird eine Zunahme um 100 000 bis 2016), aber es ist ein Tabu der Spaßgesellschaft, diese wahr zu nehmen – man müßte ja selbst was tun, wenn es solchen Misstand gäbe.

Da saß ich nun in meinem Auto, hinter mir die dunkle Hütte. Es war dunkel und kalt da draußen. Vielleicht … saß da ja niemand drin? Und überhaupt: ging´ es mir selber nicht auch schlecht? Zudem hatte ich ja Kinder? Und überhaupt: was sollte ich mit einem Obdachlosen mitten im Wald machen? Vielleicht will er das ja auch?

Wer kennt das nicht, diese seltsamen inneren Stimmen, die dem Ruf des Herzens widersprechen, Hilfe anzubieten, wo Hilfe nötig ist?

Manchmal ist auch keine gewünscht, man wird aufdringlich, nur um sich selbst ganz toll vorzukommen. Immerhin lebte im Aachener Stadtwald jahrelang ein Professor als „Wilder“, weil er nichts mehr mit der Zivilisation zu tun haben wollte? Und überhaupt: welches Recht habe ich, mich in das Leben anderer Menschen einzumischen?

Ja – es wäre so einfach gewesen, mit dem Wagen den Parkplatz zu verlassen und den Vorfall zu vergessen … aber auch noch am ersten Weihnachtsfeiertag?

Was las ich erst am Tag zuvor von Anselm Grün über Heilig Abend?

„Unser Leben hat sich für immer verwandelt. Gottes Licht leuchtet in der Finsternis. Gott ist als Kind geboren, um unsere versteinerten Herzen aufzubrechen – für die Freude und für die Liebe“ (aus: 365 Tagesimpulse, Herder 2012, Seite 156)

Und  – ja: versteinerte Herzen gibt es schon genug um uns herum. Also … machte ich mich auf zu dieser Hütte, wohl wissend, dass es in Deutschland keine Obdachlosen gibt, gegen die man Wasserwerfer, Stinkbomben, Metallspitzen oder Steine einsetzt und sogar speziell Bänke so konstruiert, dass niemand sich lange auf ihnen aufhalten kann (siehe Spiegel). Wir haben sie nicht nur erfolgreich aus unserem Denken verbannt – wenn sie das überlebt haben, haben wir noch ganz andere Möglichkeiten, sie aus dem Leben zu verbannen.

Innen drin … saß ein älterer Herr. Offensichtlich schon länger – die Hütte war voll mit Plastiktüten … vielleicht 30? 40? Es war klar, dass ich nicht bequemerweise die Polizei holen konnte. Der Herr würde eine Menge Ärger bekommen.

Ich wünschte ein frohes Weihnachtsfest … und fragte, ob ich helfen könnte. Immerhin … es war ein wenig kühl und sollte bald noch viel kühler werden. Ich bot ihm an, ihn dorthin zu fahren, wo er es wärmer hätte …. doch er wollte nicht. Seine größte Sorge war, dass ich mich die Nacht bei ihm einquartieren könnte … in seiner Wanderhütte. Wenigstens diese Sorge konnte ich ihm nehmen.

Er war Rentner, 68 Jahre alt, arbeitete noch nebenbei in den Gärten anderer Leute – und wohnte draußen. Trank keinen Alkohol, rauchte nicht … und war sichtlich etwas menschenscheu. Eine Geschichte ähnlich der meinen, eine Geschichte, wie ich sie schon häufig gehört hatte: Männer, die über die Trennung von ihrer Frau – und ihrer Familie – nie hinweggekommen waren, Männer, die fortan die Einsamkeit suchen um das Leid ertragen und der Verachtung der Umwelt entgehen zu können – und sich manchmal so weit zurückziehen, dass sie allein in einer Eifelhütte landen, Jäger die ihr Stamm verstoßen hat: seit Jahrtausenden die gleiche Geschichte. Ich kenne sogar Rechtsanwälte, die aus diesem Grund in Hamburg auf der Straße leben … was heißt „kenne“ – ich kannte sie mal.

Er wollte nirgend wo hin, wollte auch keine Gesellschaft – sondern sichtbar seine Ruhe.

Wie bequem für mich.

Trotzdem war mir nicht wohl dabei, ihn so allein zu lassen. Die Temperaturen näherten sich dem Gefrierpunkt – gesund ist anders.

Da sah ich ein Licht im Wald – und entsann mich, dass dort Mönche ein Kloster gekauft hatten. Anhänger des exkommunizierten Erbischofs Lefaivre (schreibt man den so? Ich finde über ihn nichts im Netz … was schon seltsam ist. Auch tabu? Oder obdachlos?). Mönche – Christentum – Nächstenliebe … so schloß ich messerscharf. Und außerdem – so war mir in Erinnerung – war der Orden nicht mehr exkommuniziert.

Schon war der Entschluss gefasst – und ich machte mich den Weg hinauf zum Kloster. Dort waren viele Menschen, Wärme – und eine Küche. Hier war Not – dort war Hilfe. Gut – er wollte nicht dort weg: aber am Weihnachtsabend eine warme Suppe – das könnte man doch hinkriegen.

Das Kloster war dunkel – und es gab keine Klingel. Eine Glockenseil hing neben der Tür, doch so oft ich auch dran zog: es gab keinen Ton.

Durfte man die Stille der Meditation und Kontemplation an einem solchen Abend überhaupt stören? Fast schon – wäre ich gegangen, doch dann gab es Geräusche und Licht am Nebenfenster. Menschen – und eine Küche. Es waren nicht die Mönche, die man aus der Zeitung kannte – aber egal. Eigentum verpflichtet, dachte ich mir. Christentum auch.

Zwei Männer waren in der Küche – und nach einer Weile (einer längeren Weile) hörten sie mein einsames Klopfen am Fenster.

Schnell trug ich mein Anliegen vor, was leicht ging: sie waren der deutschen Sprache mächtig – sehr gut sogar, wie mir schien. Ein alter Mann sei dort in der Kälte, so erklärte ich ihnen. Er wolle dort ausharren – aber vielleicht könne man ihm etwas Warmes zu Essen besorgen? Der ältere von beiden strahlte mich an … doch der jüngere schüttelte verschwörerisch den Kopf, wobei ich nicht verstand, was er sagte.

Sollte ich nun noch Vorträge halten – als konfessionsloser Sünder?

Ja.

Also sprach ich von Weihnachten, von Kälte und Menschlichkeit – und überließ Ihnen die Entscheidung. Ich verließ sie mit einem weihnachtlichen Gruß, was den älteren der beiden zu einem sehr offenherzigen Lächeln brachte, während der andere sein Gesicht zu verbergen suchte.

Ich selbst – ging dann meine eigenen Wege. Obdach – ja gut, dass habe ich, auch wenn es sehr in Gefahr ist. Wird Zeit, sich ein wenig darum zu kümmern, dass es anders wird. Außerdem meldete sich der Rücken und forderte stabile Seitenlage, was umso dringender war, da ich anderntags eine weite Strecke zu bewältigen hatte.

Was ist nun draus geworden aus dem alten Mann?

Ich weiß es nicht, werde mich aber freuen, wenn ich ihm im Sommer wieder begegne. Ich konnte sein Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen – aber ich kenne ja seine „Ferienwohnung“.

Ich weiß nicht, ob ich alles richtig gemacht habe. Vielleicht hätte ich die Polizei rufen sollen? Wie geht man um mit Obdachlosen, die es offiziell gar nicht gibt? Wie gehen „die“ um mit Menschen, die eine Wanderhütte zugemüllt haben? Strafanzeige, Gefängnis? Das zu Weihnachten?

Muss doch nicht sein.

Am nächsten Tag – während einer langen Fahrt – kam mir dann ein anderer Gedanke: wie das wohl auf die Klosterbewohner gewirkt haben muss. Waren das überhaupt Mönche?

Wenn ja … dann haben sie am Weihnachtsabend ein denkwürdiges Erlebnis gehabt. Ein Fremder – in schwarz gekleidet, zu Fuss aus der Nacht gekommen – war an dem Fenster erschienen und bat um Hilfe für eine arme Seele. Suppe .. wäre schon genug gewesen. Ein Aufruf zur Nächstenliebe – und eine Gelegenheit, diese zu praktizieren.

„Und siehe, es erschien ein Bote des Herrn in der Nacht und brachte Kunde vom Sohne Gottes, der allein in der Kälte harrte, wo Heulen und Zähneknirschen herrschen; und er bat die Diener des Herrn um ein Almosen für den Heiland“.

So einfach … können Wundergeschichten entstehen.

Almosen für den Heiland?

Und heißt es nicht: Was ihr getan habt den geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan?

Mathäus 25 – vom Weltgericht.

Die Herren aus dem Kloster haben jetzt eine Chance, wo ich versagte. Ja – mir war so, als hätte mich der Herr in seiner Hütte nicht haben wollen, als fürchte er Konkurrenz um seinen Schlafplatz. Mir kam der Gedanke zu spät, dass ich vielleicht doch Gesellschaft hätte leisten sollen – auch dort, wo sie nicht gewollt wird. Aber ich mag halt ungern aufdringlich werden …

Die Heiligkeit der Frau … und des Weiblichen.

eifelphilosoph_200

eifelphilosoph_200Sonntag, 7.9.2014. Eifel. Sonntag – ein Tag der Muße, der Ruhe und der Besinnlichkeit. Jedenfalls war er das früher mal. Seit diesem „früher“ hat sich jedoch einiges geändert – jedenfalls für Arbeitnehmer. Der Staat hatte in Deutschland durch die Agenda 2010 in bislang unvorstellbarer Art und Weise  ins Marktgeschehen eingegriffen, was die Arbeitswelt in ein Tollhaus verwandelte und normale „Vorgesetzte“ in Herren über Leben und Tod verwandelt – eine Funktion, die umso realer wurde, je älter man selber war. Seitdem ist Sonntag der Tag, an dem wir uns hauptsächlich vor dem Montag fürchten und hoffen, dass der Fluch der Arbeitslosigkeit uns  nächste Woche nicht erwischen wird. Doch wollen wir heute nicht jammern noch klagen und uns dieses mal den Sonntag nicht nehmen lassen: ist er doch für ganz besondere Themen vorgesehen.

Nun – das Thema „Frau“ ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein heikles Thema, es in Verbindung mit dem Begriff „heilig“ zu bringen erst Recht ein großes Wagnis: schon längst gibt es Männer, die Sturm laufen gegen die Bevorzugung des Weiblichen in der Berufswelt … es sind die armen Männer, die trotz Qualifikation keine Chance gegen gut aussehende Quotenfrauen haben, Männer, die als entrechtete Zahlväter die Lastesel der Emanzipation geworden sind – vielleicht mit ein Grund dafür, dass sie jenseits der magischen Altersgrenze von 45 die überwiegende Mehrheit der Selbstmordfälle stellen, mit 75 % liegen sie weit an der Spitze (siehe Welt).

Zu sagen, dass der Mann an sich ein armes Wesen ist, wäre sicher zuviel verlangt – aber der große Boss umgibt sich nunmal lieber mit schönen, schlanken Frauen anstatt mit alten Säcken – jedenfalls solange sie billig und willig sind und die zu leistende Funktionstätigkeiten reibungslos abwickeln können, da bleibt den alten Säcken im Laufe der Zeit nur noch der Gang zum Jobcenter … oder gleich zum Friedhof, um sich jahrelange Quälerei zu sparen.

Zu sagen, Frauen hätten es nun viel leichter, wäre nun ebenfalls falsch. Eine Rechtsanwältin berichtet davon (siehe Xing):

In jedem Vorstellungsgespräch kam die Frage auf „Und wie machen Sie es mit Ihrer Tochter?“. Auf meine Antwort „Stellen Sie die Frage auch Vätern? Da gehen Sie doch auch davon aus, dass die Kinderbetreuung geregelt ist!“ bekam ich von einer Frau (!) zurück: „Warum gehen Sie so an die Decke? Als Mutter bleibt man ja zu Hause, wenn das Kind krank ist. Und Sie sind als Frau nun mal ein Risiko für uns.“.

Ja – so etwas bekommen Männer nicht mit – jedenfalls habe ich noch nie gehört, dass ein Mann als Mann an sich ein Risiko darstellte … obwohl er – historisch betrachtet – sehr anfällig ist für Massenmord, Kriegstreiberei, Betrug und Folter. Fast könnte man meinen: wenn er sich nicht selbst umbringt, dann zieht er aus, um andere für sein Leben leiden zu lassen – doch wir wollten ja nicht über den Mann reden.

Sicherlich erwartet jetzt jeder, dass zu diesem Thema die große Matriarchatsdebatte neu aufgerührt wird. Im Zuge der in der Hippiekultur aufkommenden emanzipatorischen Züge (die vom CIA letztlich genial aufgenommen und umgesetzt wurden, um die in den Arbeitsmarkt strömenden Frauen gegen die Macht der Gewerkschaften auszuspielen) wurden Mythen und Legenden geschaffen – oder neu gefunden und neu interpretiert – von einer friedlichen Kultur des Miteinanders, ohne Gewalt, Krieg, Betrugsabsichten und Folter. In der Tat gibt es in der Mythologieforschung eine Legende eines „Goldenen Zeitalters“ (siehe z.B. Wikipedia), die Griechen kannten es, die Inder kannten es und auch das Christentum erinnert sich in Form des „Paradieses“ an Zeiten, wo die Erde und das Leben noch heil waren … vielleicht erinnern Sie sich selbst auch daran, wenn Sie mal ganz tief in sich gehen?

Nun – wie immer in der Wissenschaft gibt es großen Streit um dieses Thema, je nachdem, wie lange man hinschaut, aus welcher Perspektive man es betrachtet, welche Hypothesen und welches Weltbild man annimmt lassen sich die Funde beliebig beurteilen, auch hier gilt: die Perspektive des Beobachters bestimmt das Ergebnis – wir kennen das aus der Politik oder der Klimaforschung jeden Tag: lassen sie mal einen Autohersteller oder einen Kraftwerksbetreiber eine Studie zum Klimawandel erstellen: er findet flugs hundert Wissenschaftler, die seine Perspektive teilen … gegen Bargeld, versteht sich.

Sicher, wir lernten aus der Forschung, dass Stämme, die Gleichberechtigung kannten, keine Frauen vergewaltigten (siehe Wikipedia über die Irokesen), andererseits zeigt das Massaker von Talheim (siehe Wikipedia), das die Theorie des friedlichen Neolithikums nicht weit zu greifen scheint … oder haben wir es hier doch nur mit dem Zeugnis der Übernahme der abgeschlachteten Altkulturen durch neue, „männliche“ Kulturen zu tun?

Nun – die Spekulationen bringen uns erstmal nicht weiter. Wir brauchen sie aber auch nicht. Hören wir mal Heidi Göttner-Abendroth dazu, eine deutsche Ikone der Matriarchatsforschung (siehe Göttner-Abendroth):

Trotz aller Anfeindungen ist es nicht möglich, hinter die Erkenntnisse der Matriarchatsforschung zurückzugehen, die uns eine wohlausgewogene, gender-egalitäre, grundsätzlich friedfertige Gesellschaft erschlossen hat.

Matriarchale Gesellschaften kommen ohne die menschen- und lebensverachtenden Vorgänge von Eroberungskrieg und Herrschaft aus.

Darum bin ich der Überzeugung, dass ihr Wissen im Ringen um eine humane Welt dringend gebraucht wird.“

Tja – das Ringen um eine humane Welt … ist das überhaupt nötig? Nun – was meinen Sie, warum Sie heute so ein mulmiges Gefühl haben, wenn Sie an Montag denken – und an die rauhen Sitten und Gebräuche einer äußerst dekadenten und lebensfeindlichen Männergesellschaft, die die Menschenwelt in nur wenigen Jahren politisch, ökonomisch, sozial und ökologisch an den Rand des Abgrundes getrieben hat?

Wissen Sie, wer dieser Frau Recht gibt? Sie werden es nicht glauben – aber es sind ihre männlichen Erzfeinde aus der Kirche, der Opus Dei, jener katholischen Kirche, die als frauenfeindlichste Organisation des Westens gilt. Hören wir mal, was die zur Rolle der Frau in der Zukunft zu sagen haben (siehe opusdei):

Der Mann muss sich bemühen, mehr zuzuhören, verständnisvoller und geduldiger zu sein, den anderen Menschen wirklich in den Blick zu nehmen. Auch die Frau muss wirklich verständnisvoll und geduldig sein, sich im konstruktiven Gespräch tatsächlich einbringen und ihre reiche Intuition nutzen.

Beide müssen die üblichen Rollenvorgaben zurückweisen, nach denen der Mann sich mit aller Härte durchzusetzen hat, während die Frau möglichst frivol oder gar exhibitionistisch auftreten soll. Wir benötigen eine neue Denkweise, eine neue Art, auf die anderen zu schauen, ohne sie beherrschen oder verführen zu wollen. So kann eine neue Gesellschaft entstehen, und zwar ohne Sieger oder Verlierer.

Da treffen sich politische Feinde … und haben die gleiche Utopie. Sogar der Papst selbst wendet sich hilfesuchend an die Frauen (siehe zenit):

Er empfahl die hl. Hildegard als ein Beispiel der reichen Spiritualität, den die Kirche gerade am Anfang des zweiten Jahrtausends wieder neu entdecken müsse. Die hl. Hildegard sei ein Beispiel für die Heiligkeit der Frau, wie sie Papst Johannes Paul II. in seinem apostolischen Schreiben „Mulieris dignitatem“ aus dem Jahr 1988 beschrieb. Sie sei eine der leuchtenden weiblichen Gestalten, die mit ihrem „weiblichen Genius“, „mit ihrer mutigen Fähigkeit, die Zeichen der Zeit einzuschätzen, mit ihrer Liebe für die Schöpfung (…), ihrer Liebe zu Christus und zur Kirche, besonders zur leidenden Kirche ihrer Zeit, geschlagen von Sünden der Priester und Laien“, eine Stütze für die Kirche seien.

Merken Sie, dass das ein Hilferuf ist? Die Männerorden sind am Ende ihrer Weisheit angekommen … und rufen nach der Heiligkeit der Frau, nach ihrem Genius, ihrer „Intuition“ – man könnte auch sagen: ihrem Zauber, ihrer Magie.

Zauber und Magie – damit kennt sich die Kirche gut aus. Zwar ist ihre Rolle bei der Hexenverfolgung nie so zentral gewesen, wie es ihre Feinde gerne hätten – aber sie hatten schon ihren Teil dazu beigetragen. Die Anthropologin Felicitas C. Gooldman hat ihr einen zentralen Aspekt herausgearbeitet, der auch unserer aktuellen Bundeskanzlerin und ihren Beratern sehr wichtig ist – es ging um die Beherrschbarkeit der Massen: (siehe F.Goodman in: Der gläserne Zaun, Syndikat 1983, Seite 208).

Warum man die Hexen verfolgt hat, die Frage, die wir am Anfang gestellt haben, kann am Besten aus dieser Sicht beantwortet werden. Bei der Domistizierung der Hexen als religiöse Spezialisten geht es darum, daß die Erwerbung derlei Wissens zu einem Monopol gemacht wurde. In einer egalitären Kleingesellschaft bereichert die individuell gewonnene Offenbarung den Erlebnisschatz der Gemeinschaft. In der hierarchisch organisierten, nach dem Modell des Großstaates organisierten Kirche, die auf Zentralisierung drängt, wird das individuelle Erlebnis gefürchtet.

Merken Sie, dass wir hier sehr politisch werden – und hochaktuell sind? Lesen wir noch etwas weiter:

In einer Religion aus zweiter Hand … fühlt man sich gesichert. Man kann immer auf ein Buch pochen und diejenigen, die vom Buchstaben abweichen, als Feinde beseitigen.

Seit dem 11.9.2001 ist es nicht nur ein Buch, auf das gepocht wird – es ist die Meinung der zentralisierten Regierung, die als unangreifbar dargestellt wird, individuelle Meinungen JEDER ART – unabhängig von ihrer argumentativen Gewalt durch strenge Logik und umsichtiges analysieren der Fakten, unabhängig von der akademischen oder moralischen Qualität des Vortragenden werden Anti-Regierungsmeinungen pauschal als Verschwörungstheorien verdammt.

Doch worum geht es eigentlich in dem Artikel von Frau Goodman? Um die weltweite Verdammung und Verfolgung der religiösen Trance, die durch biologisch klar definierbare Abläufe jederzeit nachvollziehbar Unglaubliches ermöglicht:

Um die gewöhnliche Wirklichkeit zu sehen, brauchen wir nur die Augen aufzumachen. Um die andere sehen zu können, muss sich der gesamte Körper durch verwicklete psychobiologische Vorgänge gewissermaßen in ein Auge verwandeln. Das kann hier und da einmal spontan geschehen, meistens aber muss es gelernt werden. Es ist schwer einzusehen, warum man heutzutage ohne weiteres Verständnis dafür hat, daß ein Atomphysiker viele Jahre an Ausbildung braucht, man aber gleichzeitig die schwierigen, raffinierten Methoden, mit denen ein religiöser Spezialist, ein Schamane, ein Medium ein „Medizinmann“ oder eine Hexe das Nervensystem auf die Wahrnehmung der anderen Wirklichkeit umstellt, als abergläubischen Hokuspokus abtut. (siehe Goodman, a.a.O., Seite 207-208).

Da haben wir die Quelle der weiblichen Intuition, ihres „Genius“. Im Rahmen einer Gesellschaft der Zentralisierung von Macht, geleitet vom Ideal des Einzelkämpfer, der sich mit aller Härte durchsetzen muss (Werte, die auch für seine zentralisierten Produkte gelten: Kirchen, Konzerne, Staaten –  mit unglaublich häßlichen und blutigen Folgen für die Menschheit und ihren natürlichen Lebensraum), hat die Hexe – die heilige Frau, das Heilige in der Frau – keine Lebensberechtigung mehr.

Wohin führt der Weg des „harten Mannes“?

Wenn es gut geht, in den individuellen Suizid, wenn es schlecht läuft, in den globalen Suizid. Der harte, humorlose Mann braucht sein Auto, eine frivole Beistellfrau auf dem Beifahrersitz und einen möglichst umweltfeindlichen kräftigen Motor unter der Haube … und damit das alles funktioniert, ein gigantisches Netz von Straßen, Tankstellen, Pipelines, Industrien – kurzum: eine ganze Gesellschaft, die sich nur noch darum dreht, dass er nach Belieben mit möglichst großem Benzinverbrauch völlig sinnfrei hin- und herfahren kann und dabei – ganz nebenbei – die Heimat seiner Kinder vernichtet. In den USA wird hieraus gerade ein Kult: „Coal Rollers“ sind stolz darauf, knappe Ressourcen in Massen zu verbrennen und den Ökos gezielt die Luft zu verpesten (siehe Süddeutsche).

Kein Wunder, dass jetzt sogar die Kirche die Notbremse zieht: sie ging diesen Weg als einer der Ersten – und kennen sein Ende wohl am Besten.

Aber sind sie wirklich so anders, diese Frauen?

Kennen wir sie nicht im Ehealltag als dauernd frustrierte, hysterische Nörgelzicken? So jedenfalls beschreiben Frauen sich selbst – zum Beispiel Sybille Berg (siehe Spiegel):

Während die Frau, die erkannt hat, dass sie auch nicht immer perfekt ist, dem Partner oder der Partnerin den Mund abwischt, wenn da Speisen hängen, sagen viele mit kaltem Vorwurf: Du hast da was am Mund, wie sieht das denn aus? Kannst du nicht mal vernünftig Nahrung zu dir nehmen? Nichts kannst du ordentlich, und wann hast du eigentlich das letzte Mal gekocht? Immer koche ich, und dann gelingt es dir nicht einmal, das Essen in deinen Mund zu stopfen. Du klebst es in dein Gesicht.

„Nörgelst Du noch oder bebst Du schon“ – so der Titel des Artikels über den „Geschlechterkrieg“ … der vielleicht nur eine Momentaufnahme einer sterbenden, fehl geleiteten Kultur darstellt und Frauen beschreibt, die völlig den Zugang zu ihrer eigenen Heiligkeit verloren haben und dies – hilflos – an ihrer Umwelt auslassen … und zwar gerade an den Männern, die ihnen am wohlmeinendsten gegenüber stehen und sich deshalb besonders schlecht dagegen wehren können.

Doch man macht auch andere Erfahrungen – wie etwa Anne Will, die sich zu dem für sie beklagenswerten Zustand äußert, dass Frauen so selten in ihre Talkshow strömen (siehe: Dirk C. Fleck, Die vierte Macht, Hoffmann und Campe, 1. Auflage 2012, Seite 223):

Frauen machen aus ihrer Zurückhaltung, auch aus ihrem fehlenden Selbst- und Sendungsbewusstsein kein Geheimnis. Sie sagen: ich bin mir in der Position nicht so sicher, ich würde mich da nicht so wohl fühlen.

Das stört in einer Talkshow – aber bestätigt auf überraschende Weise, dass Frauen sich heutzutage auch in Machtpositionen Weisheit bewahrt haben, wie man sie bei Männern leider nicht so häufig vorfindet. Harte Männer mit Sendungsbewusstsein sorgen halt mehr für Unterhaltung – wie Gladiatoren im römischen Zirkus. Ein Gruppe Männer, die sich gegenseitig die Eingeweide herausreißen, ist halt unterhaltsamer als eine Gruppe Frauen, die still im Kreis sitzen und alle Perspektiven eines Problems durchdenken und besprechen.

Wir sehen: es würde schon Sinn machen, die Überlegenheit des Weiblichen über die degenerierte männliche Kultur anzuerkennen – und einfach mal so tun, als sei die Frau – oder das Weibliche – heilig … und nicht nur ein verwertbarer Gebrauchsgegenstand für Werbeindustrie und bösartige „Alphamännchen“.

Auch die Wissenschaft bestätigt aktuell, dass der Mann als solcher wohl eher ein Entwicklungshemmnis ist – jedenfalls, wenn er sein Testosteronverhalten hemmungslos auslebt (siehe Spiegel):

Auslöser für den kulturellen Sprint könnte eine Veränderung im Hormonhaushalt gewesen sein. Bei der Untersuchung von 1400 alten und modernen Schädeln konnte er nachweisen, dass etwa zu jener Zeit, als wir uns zu kulturellen Höhenflügen aufschwangen, der Testosteronspiegel fiel. Ein hoher Testosterongehalt macht aggressiv. Niedrige Testosteronwerte machen dagegen friedlich und kooperativ – und schaffen so beste Voraussetzungen für Teamwork und einen regen Austausch von Ideen.

Ist der Mann so ein richtiger Mann, wird er unfriedlich und asozial – es gibt noch mehr Studien dazu (siehe Wikipedia):

Eine systematische Übersichtsarbeit zur Beziehung zwischen Testosteron und antisozialem Verhalten ergab, dass ein hoher Testosteronspiegel zu einer beeinträchtigten Regulation emotionaler und motivationaler Prozesse, geringerer sozialer Sensibilität und starker Belohnungsmotivation führt. Ob sich das in antisozialem Verhalten äußert, hängt jedoch von einer Reihe sozialer und genetischer Faktoren ab. Einzelne Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass Testosteron dissoziales Verhalten wie egozentrische Entscheidungen fördert und kognitive Empathie verringert.

Das Ergebnis der kulturellen Entwicklung: anstatt uns an der Heiligkeit tanzender Frauen zu erfreuen, die unser Leben mit ihren Geschichten aus der Anderwelt bereichern, fürchten wir uns Sonntags schon vor Montag – jenem Tag, an dem wir wieder in die ungemütliche, an allen Fronten sterbende Männerwelt zurückkehren, eine Welt, die mit künstlich durch viele Bilder frivoler Frauen (allein schon in der Werbung) aufgepeitschtem Testosteronspiegel zum Spielplatz von kleinen, triebgesteuerten Jungs geworden ist.

Das die nur ein Ende hat, ein Ende haben kann, wissen wir alle.

Grund genug, einmal Alternativen durchzusprechen … die nicht auf die Steinzeit zurück gehen müssen, um interessant zu werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Böse

Das Böse


Sonntag, 5.4.2014. Eifel. Sonntag sind immer gern gesehene Zeiten, um sich jenseits des Alltagshorrors besinnlichen Themen zu widmen, die eher aufbauen denn informieren sollen. Wem selbst nichts einfällt, geht halt in die Kirche und setzt sich mit dem dortigen Angebot auseinander – oder bleibt im Bett und verzichtet ganz auf die Besinnlichkeit. Wir brauchen sie ja auch nicht mehr – wir haben das Rundumsorglospaket des Kapitalismus frei Haus geliefert bekommen. Wer braucht schon Besinnung, wenn er konsumieren kann?

Na ja – Sonntags fällt der Konsum schwerer. Die meisten Geschäfte sind geschlossen, was oft dazu führt, dass die ihrem Lebenssinn beraubten Konsumdrohnen sich selbst, ihrer Freizeit und der Sinnlosigkeit ihrer Existenz hilflos ausgeliefert sind und sehnsüchtig auf die Zeit warten, wo der Chef, die Regierung, die Wissenschaft, die Werbung und das Kaufhaus dem Leben wieder Sinn und Richtung geben. Vielleicht sollten wir den heutigen Sonntag – allein aus Gründen der Langeweile – mal wieder Themen widmen, die der Kapitalismus gerne verdrängt, übersieht, ignoriert und außen vor läßt. Ja? Sollen wir? Ich bin mal mutig und schlage … DAS BÖSE als Thema vor.

Ja – die Hälfte der Leser wendet sich jetzt ab. „Den Teufel gibt es nicht“ – so murmeln sie im Abgang.

Aber moment? Vom Teufel sprach ich gar nicht! „Teufel“ …. der geht zurück auf den vorchristlichen Pan, dessen Lüsternheit ihn der Kirche so verdächtig gemacht hat, dass sie ihn „verteufelt“ hatten. Pan selbst jedoch … ist Gestalt gewordene Natur – und nicht das personifizierte Böse. Ich merke, es wird kompliziert. Zeit, Hilfe zu suchen.

Kennen Sie Johannes Baptista Scaramelli? Jesuit, gestorben 1752. Er entwarf dereinst „Regeln zur Unterscheidung der Geister“. Wird heute noch von Mönchen gerne gelesen, die sich ihr privates Glück nicht durch wirre Gedanken stören lassen wollen. Sein Werk stellt inzwischen ein Standardwerk für geistiges Personal da, für Menschen, die sich bewusst vom Bösen abwenden wollen … an das wir nicht glauben wollen: was ja auch ein Weg ist, damit umzugehen.

Ich lese gerne mal extreme Texte aus ferner Vergangenheit, um einen alternativen Blick auf unsere Kultur zu erhalten – für diesen Zweck ist Scaramelli gut geeignet, allein, wenn ich mir schon die erste Regel anschaue:

Das erste Kennzeichen der Einwirkung des bösen Geistes auf unseren Willen sind Unruhe, Verwirrung und Trübsinn. All dies steht im direkten Gegensatz zum Frieden, den Gott verleiht. Und in der Tat: wenn der Teufel uns offen versucht, so erregt er in uns Gefühle des Hasses, des Unwillens, des Zorns und des Neides; alles trübe und unruhige Leidenschaften; oder er ruft auch in der Seele Begierden nach sinnlichen Ergötzungen, Reichtümern und Ehren hervor, welche mit ihrem blendenden Schein anlocken, aber, wenn man sie nicht hat, uns quälen und wenn man sie erlangt, uns auf tausenderlei Art beunruhigen.

(aus: Scaramelli, Regeln zur Unterscheidung der Geister, FE-Medienverlag 2011, Seite 21 – 22).

Bleiben wir bei diesen „ersten Kennzeichen“. Wir wollen ja keine Jesuiten werden, noch Scaramelli in die bundesdeutsche Verfassung schreiben. Ich möchte nur zu einem Gedankenexperiment einladen – weil Sonntag ist.

Stellen Sie sich mal vor, unsere Kultur würde ihre ganze Kraft in den Kampf gegen böse Geister stellen – nur für einen Moment.

Unruhe – wegen drohender Arbeitslosigkeit zwecks Kosteneinsparungen (aktuell: Airbus Group, 800 Stellen trotz Wachstums der Aktie im 157 % in drei Jahren, siehe ManagerMagazin)? Verwirrung – wegen polizeilichen Zwangsräumungen ohne richterlichen Beschluss (ganz aktuell: siehe TAZ)? Trübsinn – wegen „Sonntag“ (siehe Sybille Berg im Spiegel)?

Gehört abgeschafft. Sind Auswirkungen der Einflüsterungen böser Geister.

Merken Sie, wie elegant und zivilisiert diese Lösung ist? Nicht der Manager ist böse, nicht der übergriffliche Polizist, der den demokratischen Grundsatz der Gewaltenteilung ignoriert, nicht die Konsumdrohne, die an der Sinnlosigkeit der eigenen Existenz verzweifelt, sondern … „böse Geister“.

Das ist uraltes Denken. Vorchristlich. Vorreligiös, könnte man sagen. „Das Böse“ besteht aus Einflüsterungen böser Geister … nicht etwa aus einem Schaden an der Seele des Menschen – oder aus grundsätzlichen Fehlprogrammierungen der Psyche.

Stellen Sie sich vor, wir würden aktiv – mit der ganzen manipulierenden Gewalt der Werbewirtschaft – die Wirkungen böser Geister anprangern und so den Menschen die Möglichkeit geben, sie zu erkennen, sich ihrem Einfluss zu entziehen! Wie sähe unsere Welt aus … ohne Hass, ohne Neid, ohne Unwillen, ohne Zorn?

Keine Unruhe.

Keine Verwirrung.

Kein Trübsinn.

Was also hält uns eigentlich davon ab, mit aller Kraft gegen „das Böse“ vorzugehen und für eine Gesellschaft zu werben, in der es Ruhe gibt, Klarheit und Glück? Geprägt von Werten der Liebe, der Toleranz, der Sympathie und der Gelassenheit?

Grund genug hätten wir dafür – denn hier, mitten im aufgeklärten Europa des 21. Jahrhundert – wütet das Böse ungehindert in großem Stil, siehe Spiegel:

Es sind erschreckende Einblicke in die Lebenswirklichkeit von Frauen in Europa. Jede dritte Befragte einer EU-weiten Umfrage wurde schon einmal Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt, jede 20. Frau berichtete von Vergewaltigung.

Nun – wir haben den Glauben an „böse Geister“, „das Böse“ und vor allem „den Teufel“ abgeschafft. Einen Feind, den man nicht sehen will, kann man nicht bekämpfen. Kämpfen wollen wir aber trotzdem – und hier sind wir dann … anders als die alten Kulturen, deren Weisheit Scaramelli nur für den katholischen Raum aufbereitet hat … völlig abgedreht, völlig unmenschlich geworden.

Schlimmer noch als die katholische Kirche, die aus einer fruchtbaren Naturgottheit ein personifiziertes Böse gemacht haben, haben wir das Böse auf die Erde geholt und aus MENSCHEN das personifizierte Böse gemacht … das wir dann mit aller Gewalt bekämpfen. Juden. Armenier. Indianer. Kurden. Hexen. Arbeitslose. Zigeuner. Frauen. Männer. Aktuell sind die Russen dran – und der Islam. Oder der Unternehmer und die Jobcentermitarbeiterin.

Die Ergebnisse lassen sich sehen: die aufgeklärten, rationalen, vernünftigen und den Idealen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verpflichteten Demokratien führen genauso brutale Massenvernichtungskriege wie die Horden der Tyrannen: ein Fest für böse Geister.

Deren Botschaft wird ja auch von den Medien in breiter Front ausgestrahlt und immer wiederholt, die ganze Werbewirtschaft erweist sich als fünfte Kolonne böser Geister und ruft gezielt Begierden hervor nach Kaffee und Urlaubsfahrten, Lottogewinnen oder Jauchs Millionen, „Wetten Das“ – Ehrungen oder „DSDS“-Sangesprämien.

Wenn es gilt, die Botschaft böser Geister zu verbreiten, stehen auf einmal alle Medien stramm. So erziehen sie das Volk zum Hass auf die, die böse sind, zum Neid auf die, die reich sind (entweder reich an Geld oder reich an Zeit), zum Zorn auf die, die sich nicht dem Reich der bösen Geister anschließen und zum Unwillen, etwas gegen diesen „Mainstrem“ zu unternehmen.

Das Ergebnis? Ein depressives, unglückliches, gewalttätiges Volk.

Was wäre wohl … wenn die Medien die Botschaft guter Geister verbreiten würden? Nur mal so aus Spaß angedacht?

Wenn wir – fern von jeder Art von Religion oder Katholizismus – die Botschaften eines Epikur über ein glückliches Leben zur Grundlage unserer Werbebotschaften machen würden, wo nicht der Genuss des Kaffees höchstes Ziel des Lebens ist … sondern die Befreiung von der Gier nach Kaffee?

Nach Scaramelli wäre das Ergebnis des Einflusses guter Geister „Liebe, Freude und Friede“ (a.a.O., Seite 14) – Epikur verspricht das Gleiche, wenn man Herr über seine Begierden wird – anstatt täglich neue zu entfachen und diesen ständig nachzulaufen.

Wie wäre es … wenn wir nicht nur das Reden über das Böse, den Teufel und die Dämonen ausrotten würden, sondern die Auswirkungen des Bösen in der menschlichen Gesellschaft angehen würden?

Nun – die „Liebe“ erklären wir zur „Sozialromantik“ und somit zu einem Ausdruck krankhaften Schwachsinns.

Die „Freude“ wird als „Schadensfreude“ gefeiert – alle gieren danach, die Demütigungen des „Dschungelcamp“ zu konsumieren.

Und der „Friede“ – gehört ebenfalls in den Bereich der Sozialromantik, Massenmord an Zivilisten wird alternativlos zu „Kollateralschaden“ erklärt, den man im Kampf gegen „DEN Bösen“ hinnehmen muss.

So etwas geschieht, wenn man den Kampf gegen „das Böse“ zum Kampf gegen „den Bösen“ macht.

Letzerer ist aber bequemer, denn der Kampf gegen „das Böse“, gegen die Einflüsterungen böser Geister, findet in einem selber statt. Hier kann man keine gedungenen Mörder ausschicken, die mit Drohnen, Bomben oder Gift dem „Teufel“ den Garaus machen und so das Gewissen beruhigen. Funktioniert ja auch nicht: das Böse bleibt – trotz aller Kollateralschäden. Es verschwindet nicht, wenn man alle „Bösen“ dieser Welt ausrottet – zumal die „edlen Retter“ den „bösen Tyrannen“, die sie so heldenhaft bekämpfen, immer ähnlicher werden … was sehr zu unserer Verwirrung in politischen und moralischen Fragen beiträgt.

Wo sind wir da nur gelandet?

Nur ein paar besinnliche Gedanken über ein nahezu ausgestorbenen Begriff, ein wenig Hilfe dazu von einem asketischen Wanderprediger – und schon haben wir eine Antwort auf die Frage, wieso eigentlich die „westliche Wertegemeinschaft“ „Lebensraum im Osten“ sucht, wieso die deutsche Verteidigungsministerin von einer neuen Ostfront und einer Neuauflage des Afrikakorps träumt.

Würden wir Scaramelli fragen – ihm wäre das völlig klar. Die bösen Geister sind außer Rand und Band, sie haben die Herrschaft über die Erde übernommen, dirigieren uns in unserem Leben inzwischen in jedem kleinsten Detail und verwandeln die Erde in ein Jammertal. Das natürliche Immunsystem der menschlichen Gesellschaft versagt im Kampf gegen diese „Viren“ vollkommen – trotz Aufklärung, Demokratie und Erklärung der allgemeinen Menschenrechte.

Der Grund ist einfach: die Bedrohung wird nicht mehr als solche erkannt: Grundlage für das Versagen eines jeden Immunsystems. „Das Böse“ gibt es nicht – das ist jedem klar. Über so etwas redet man auch nicht.

Das wir aber „den Bösen“ aufhalten müssen – auch mit aller Gewalt ohne Rücksicht auf die Folgen: das erleben wir gerade am Beispiel Putin, der gerade in den Medien den Arbeitslosen als Urbild des Bösen ersetzt. Ist wie eine Autoimmunerkrankung, die sich gegen die eigenen Zellen richtet, anstatt gegen die Viren, die diese Zellen besetzen wollen.

Das geht auch politisch immer weiter, Sie akzeptieren das, ohne zu merken, was geschieht: schon längst sind Sie als Bürger selbst zum „Bösen“ geworden, Sie zahlen sogar Steuern dafür, dass Sie sich selbst bekämpfen lassen dürfen. Völlig ohne jeden Protest akzeptieren wir, dass „Riot-Control“ (also: Aufstandsbekämpfung) zu unserem Alltag gehört und bei jeder Demonstration zum Einsatz kommt – wie aktuell bei der Demonstration gegen die Sparpolitik (Scaramelli würde hier vielleicht von der gewollten Herrschaft des Hungers reden, eines ziemlich großen bösen Dämons, ja, sogar einer der apokalyptischen Reiter) in Brüssel, die von vielen Medien ignoriert wurde (siehe Russia Today).

Wie wäre es, wenn wir – nur mal zum Spaß angedacht – uns mit Scaramelli in jene Situation begeben würden und mit Polizisten und Demonstranten über böse Geister reden, die ihneneinflüstern, das Böse im jeweils anderen Menschen zu sehen …. anstatt in dem ihn bedrängenden Geistern? Wenn wir gegen den Hass, den Zorn, den Neid und den Unwillen selbst vorgehen würden anstatt jene Menschen zu schlagen (oder töten), die wir für unsere Gefühle ursächlich verantwortlich machen?

Die Welt wäre sofort friedlicher.

Ist aber schlecht fürs Geschäft.

Na ja – es ist halt Sonntag. Da darf man so etwas denken. Geschäfte haben zu.

Morgen ist wieder Montag, da haben die Geschäfte wieder auf und helfen uns, jene Begierden zu stillen, die wir ohne Werbung gar nicht hätten. Morgen können wir wieder in der sicheren Gewissheit leben, dass Boshaftigkeit alternativlos zum menschlichen Verhalten dazugehört … obwohl schon ein Blick in die Geschichte reichen würde, um zu erkennen, dass es gar nicht so alternativlos ist.

Man findet sogar Menschen, die gezielt gegen das Böse vorgehen wollen – etwas, das unserer Kultur einfach nur als krank bewertet, während wie Aufstandbekämpfung, Kollateralschäden oder politisch gewollten Hunger als völlig normal und gut akzeptieren und völlig vergessen haben, dass auch uns Meinungsfreiheit, der Schutz der Zivilbevölkerung und die sozialen Menschenrechte viel Wert sein sollten.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bestie Mann als Feind der Menschheit … Erfahrungen aus dem deutschen Alltag

Freitag, 19.10.2012. "Nordkorea droht mit Angriff ohne Vorwarnung" - schreibt heute der Spiegel. Als ob wir nicht schon genug Weltkriegsgefahren durch den Konflikt zwischen China und Japan oder Syrien und der Türkei hätten. In der Türkei sieht man ja schon den gottlosen Westen als globalen Verlierer des 21. Jahrhunderts an, das weitgehend ohne ihn gestaltet werden wird (siehe Welt) - das hört sich nicht gerade danach an, als würde man die laufenden Konflikte deeskalieren wollen. Die ganze Welt marschiert zunehmen in einen Wahn hinein, den im Prinzip superreichen Deutschen drohen zunehmend Altersarmut - auch aufgrund drastisch reduzierter Renten wegen Erwerbsminderung (siehe Welt), Obdachlosigkeit wegen Wohnungsmangel kombiniert mit Mietpreisexplosionen - das Wort Wucher scheint man hier nicht verwenden zu wollen (siehe Handelsblatt) oder auch einfach, weil sie heute schon arm sind - wie aktuell 15,8  Millionen Menschen (siehe Welt).  Manche Deutsche sterben auch einfach an leicht zu behebenden Krankheiten wie das zwanzigjährige Modell Jennifer Schermann (siehe Welt). Sie teilt das Schicksal mit einem Arbeitskollegen von mir, der ach so stolz darauf war, das er sich niemals krank schreiben lies. Leider war ihm (und all den anderen so "mutigen" und "fleißigen" Idioten, die jedes Jahr daran krepieren), nicht bekannt, das die harmlosen Viren gerne den Herzmuskel angreifen, wenn man dem Körper nicht Zeit und Ruhe gibt, die Viren zu entsorgen.  Und während all diese Nachrichten unseren desaströsen Alltag begleiten, habe ich nur ein einziges Problem: den deutschen Mann.

Freitag, 19.10.2012. „Nordkorea droht mit Angriff ohne Vorwarnung“ – schreibt heute der Spiegel. Als ob wir nicht schon genug Weltkriegsgefahren durch den Konflikt zwischen China und Japan oder Syrien und der Türkei hätten. In der Türkei sieht man ja schon den gottlosen Westen als globalen Verlierer des 21. Jahrhunderts an, das weitgehend ohne ihn gestaltet werden wird (siehe Welt) – das hört sich nicht gerade danach an, als würde man die laufenden Konflikte deeskalieren wollen. Die ganze Welt marschiert zunehmen in einen Wahn hinein, den im Prinzip superreichen Deutschen drohen zunehmend Altersarmut – auch aufgrund drastisch reduzierter Renten wegen Erwerbsminderung (siehe Welt), Obdachlosigkeit wegen Wohnungsmangel kombiniert mit Mietpreisexplosionen – das Wort Wucher scheint man hier nicht verwenden zu wollen (siehe Handelsblatt) oder auch einfach, weil sie heute schon arm sind – wie aktuell 15,8  Millionen Menschen (siehe Welt).  Manche Deutsche sterben auch einfach an leicht zu behebenden Krankheiten wie das zwanzigjährige Modell Jennifer Schermann (siehe Welt). Sie teilt das Schicksal mit einem Arbeitskollegen von mir, der ach so stolz darauf war, das er sich niemals krank schreiben lies. Leider war ihm (und all den anderen so „mutigen“ und „fleißigen“ Idioten, die jedes Jahr daran krepieren), nicht bekannt, das die harmlosen Viren gerne den Herzmuskel angreifen, wenn man dem Körper nicht Zeit und Ruhe gibt, die Viren zu entsorgen.  Und während all diese Nachrichten unseren desaströsen Alltag begleiten, habe ich nur ein einziges Problem: den deutschen Mann.

Zugegeben: ich bin selber einer. So rein biologisch gesehen. Betrachtet habe ich mich nie als solcher, gehe auch in keine Männergruppen, alldieweil ich glaube, das es sehr viel wichtigere Probleme in dieser Welt gibt.

Das … war ein Irrtum.

Um den zu beschreiben, muss ich aber ein wenig ausholen. Wie andernorts mal nebenbei erwähnt, experimentiere ich ja in meinem Privatleben gerne mit alternativen sozialen Organisationsformen – auch um selbst sich ändernden politischen und gesellschaftlichen Realitäten gewachsen zu sein. Nebenbei bin ich auch alleinerziehend (ein bedauernswerter Umstand, der sich nicht vermeiden ließ) – und da kam mir doch gleich die Idee, das es doch etwas ganz Sinnvolles sei, was für die Alleinerziehenden aufzubauen: ein Netzwerk für gegenseitige Unterstützung und  Hilfeleistung.  Im Kleinen machen wir das ja schon seit sieben Jahren in unserer Hausgemeinschaft mit wechselnder Besetzung – und es waren nur Frauen, die hier mit mir wohnten.  Das tat meinen Jungs auch ganz gut.

Voller Freude ging ich also erstmal in die nächstgelegene Stadt, um mich dort beim Verein der Alleinerziehenden umzuhören.  Mittelfristig hatte ich auch ein Wohnungsangebot dabei – sechs Zimmer, zwei Duschen, ein Bad, zwei weitere Toiletten, Kaminanschluss, Garage, Nebengebäude, zwei Dachbodenräume, mitten im Naturschutzgebiet weitab von störenden nörgelnden Nachbarn in unberührter Natur für 325 Euro kalt – normal immer ein Knaller … denn das ist nur das halbe Haus.  Nicht jedoch … bei den alleinerziehenden Frauen im Verein. Mein Wohnangebot hat nämlich einen gewaltigen Nachteil:

In diesem Haus wohnt ein Mann (und zwei weitere wachsen nach).

Ich hätte gerne mein Gesicht gesehen, als man mir dies mitteilte. Ich habe jahrelange Erfahrung in der Personalführung – und sehr engem Personaltraining – da gehört es zur berufsbedingten Professionalität, mit Frauen (auch wenn es bildhübsche, willige Photomodelle sind) ebenso professionell und distanziert umzugehen wie z.B. mit Männern die man überhaupt nicht leiden kann. Nie hätte ich gedacht, das mich mein Geschlecht diskreditieren kann. Es kam aber noch schlimmer … man bot mir an, mein Angebot an die (wenigen) Männer im Verein weiterzuleiten – vielleicht wäre es für die ja interessant. Wie bitte schön kann man von mir erwarten, das ich – gerade frisch konfrontiert mit der prinzipiellen Bedrohlichkeit der Bestie Mann – ein solches Scheusal in meinem Haus aufnehme? Hier wohnen doch auch Kinder…

Nun kehrte ich zurück aus der großen Stadt mit meinen frisch gewonnenen Erfahrungen. Na ja, dachte ich mir, schon Woody Allen hatte seinerzeit deutlich demonstriert, wie neurotisch der Stadtbewohner ist.  Die haben dort ja auch am Tag mehr Vergewaltigungen als wir hier in den letzten zehn Jahren, das sollte man berücksichtigen.

Wohlgemut fuhr ich also mit diesen und anderen Erfahrungen fort, meine Idee im Lande zu verbreiten. Schön, das es da auch einen Verein gab, der Nachbarschaftshilfe auf größerem Niveau professionalisieren wollte. Ein Netzwerk Eifeler Familien, die sich gegenseitig unterstützen. Alleinerziehende waren da weniger im Fokus, alldieweil die nicht abends zur Vereinssitzung anreisen können – immerhin sind ja die Bambini zu Hause.  Ich hätte auch Räume zur Verfügung stellen können, in denen sich die betroffenen Eltern samt Kinder hätten kennenlernen können, aber … wieder hatte ich nicht daran gedacht, das ich eine Bestie bin. Anlaufstelle für Alleinerziehende: ja – aber nur für Männer.

Da ich nun weit und breit der einzige Mann bin, der alleinerziehend ist (Kinder bleiben hier grundsätzlich traditionsgemäß im Trennungsfall bei der Mutter, mein Fall wird oft genug als „unerklärliches Wunder“ bestaunt, für das ich täglich dreißig Dankgebete sprechen soll), war diese Arbeitsgruppe schnell gegründet, vollständig und abgeschlossen: seitdem betreue ich mich selber ganz gut in dieser Hinsicht, obwohl mir etwas mulmig dabei ist, so eng mit der Bestie Mann arbeiten zu müssen. Die automobillosen Mütter jedoch, die morgens auf der Arbeit von der Schule angerufen werden, das sie „SOFORT“ ihre krank erscheinenden Kinder abholen müssen, warten immer noch vergeblich auf Hilfe. Schade auch – aber hier kann vielleicht das Jobcenter der Gegend helfen. Die fanden die Idee klasse, dringend notwendig und haben auch kein Problem damit, sich vorstellen zu können, das Männer und Frauen auf rein geschäftlicher Basis miteinander kooperieren können.

Nun bin ich ja noch umtriebiger und fand recht bald Menschen, die ganz tolle Ideen hatten: einen Kindergarten zu gründen, der mehr die Bedürfnisse der Eltern denn die Bedürfnisse der Angestellten und der Behörden erfüllt. Zudem wollte man auch mehr alte und junge Menschen zusammenbringen und so die bislang sorgfältig gezüchteten Generationenschranken durchlässiger machen. Ein Kindergarten, 24 Stunden am Tag geöffnet, sieben Tag im Jahr – auch Feiertags, Weihnachten und Sylvester. Es gab nach einer kleinen Umfrage 80 Eltern (mehr, als wir zu dem Zeitpunkt hätten stemmen können), die Bedarf dafür hätten, die nötigen Erzieherinnen hatten wir auch schon und die Geldmittel waren ebenfalls in Reichweite (nur die Kostenträger samt Bürgermeister wanden sich bei dem Gedanken – und klagten darüber, das es keinerlei Bedarf gäbe. Die Umfrageergebnisse mit den achtzig Interessierten wollten sie trotzdem gern kostenlos haben).

Da kam mir ein verwegener Gedanke. Ich bin Vater von sieben Kindern, habe schon mit fünfzehn Jahren Jugendarbeit gemacht (auch mit Mädchen!), arbeite aktuell als Lerntherapeut und bin von Kindern sehr begeistert. Schaut man sie sich genauer an, so sind es wunderbare Wesen, die an ganz kleinen Dingen Riesenfreude haben können und ganz tolle Charaktereigenschaften mit sich bringen … bis die Erwachsenen anfangen, sie zu deformieren. „Junge, Dein Papa hat zwar keine Zeit für Dich, aber dafür hast Du das teuerste Handy in der ganzen Klasse“ – das hat dann Konsequenzen. Wenn Mama den Sohnemann als Partnerersatz aufbaut (oder Papa die Tochter), dann ist das ebenfalls alles andere als lustig – und den letzten Rest kindlicher Lebensfreude baut das staatliche Bildungssystem mit tödlicher Sicherheit ab.

Da mir nun noch die Klagen von Politikern in den Ohren lagen, das es doch so wenig Männer in der Erziehung gab, kam mir ein verwegener Gedanke. Man kann schon ahnen, welcher: ich könnte doch selbst auch als Kindergärtner mitarbeiten. Mittelfristig wäre mir eine berufliche Alternative ganz lieb – man merkt schon, das in Deutschland Kinder Mangelware werden. Außerdem hat mir die Lektüre einiger zentraler Werke moderner Pädagogik mühsam klar gemacht, das Männer in der Tat wichtige Rollen für heranwachsende kleine Menschen haben. Männer sind auch Menschen, sie haben eigene Qualitäten, die zum Beispiel Kinder dazu ermutigen, sich selbst wesentlich mehr zuzutrauen, wenn sie mit Papa unterwegs sind als wenn die nur der gluckenden Mutter ausgeliefert sind. Dazu gibt es sogar Studien – wenn das jetzt mal  nicht ein überzeugendes Argument ist.

Das Echo unseres Vereins war jedoch tödlich.

Wie kann ich nur daran denken: ich bin ein Mann!

Gut, es gab Beifall für den Gedanken von den ausgebildeten Erzieherinnen. In der Tat wäre es auch sehr sinnvoll, Männer als Erzieher zu haben, hieß es da – aber praktisch besteht da keine Chance. Mir wurden Geschichten aus dem Arbeitsalltag erzählt, wo hochgebildete Eltern ihre Kinder aus dem Kindergarten genommen haben, weil (Iiiiiiiiiiiiiihhhhhhh) ein Mann mit dem kleinen Kind auf dem Teppich herumbalgte. Keine Einrichtung möchte sich einer solchen Kritik aussetzen – oder solchem Gerede: „Man stelle sich doch wirklich einmal vor, die lassen dort Männer arbeiten. Mit KINDERN.

Gut, die eine oder andere Erfahrung hätte ich ja locker wegstecken können …. aber so insgesamt in kurzer Zeit erlebt, stimmt das schon nachdenklich.

Was ist eigentlich dort draußen los?

Wenn hat das Wesen „Mann“ seinen Status als Mensch verloren?

Haben wir jahrelang gegen die Unterdrückung der Frau protestiert (und gearbeitet: ich war der erste, der es gewagt hat, gegen die Firmenpolitik zu verstoßen und Frauen einzustellen … Anfang der neunziger Jahre. Obwohl die Kinder kriegen können, was im Extremfall das Geschäftsergebnis der Abteilung deutlich nach unten verlagern und den Krankenstand in der Statistik drastisch hochtreiben kann), nur um letztlich einen Zustand zu haben, der die Verhältnisse einfach nur umkehrt?

Oder bin ich einfach mittlerweile  zu weit außerhalb der normalbürgerlichen Gesellschaft angesiedelt, das ich nicht mehr mitbekommen habe, das der Mann tatsächlich die Bestie ist, als die man ihn ansieht?

Immerhin – sehe ich die in der Einleitung geschilderten gesellschaftlichen Entwicklungen, so muss ich sagen: da sind überall Männer auf Photos zu erkennen. Goldman-Sachs, McKinsey, Taliban: alles Männer. Wer guckt Kinderpornos? Männer. Wer schießt in Uniform auf fremde Menschen? Männer. Wer leiht sich viel Geld, um damit Firmen aufzukaufen, Mitarbeiter ´rauszuschmeißen, Namen und Materialien zu verkaufen und den Gewinn davon für sich zu behalten? Männer.

Vielleicht haben „die da draussen“ ja recht – und auf der Welt herrscht der ewige Friede, wenn erstmal alle Männer weggesperrt sind. Auf die Idee wäre ich so leicht nicht gekommen.

Oder sind wir vielleicht in den Augen der Türkei deshalb die Verliererkultur, weil wir insgeheim und nahezu unbemerkt einen Kult betreiben, der aus der Hälfte unserer menschlichen Gemeinschaft Ungeheuer macht?

Die möglichen und notwendigen Spekulationen dazu überlasse ich aber gern den zuständigen Verschwörungssanalytikern.

 

 

No more Mr. Nice Guy

Gefunden im roten Blog und ja, völlig unpolitisch.

Hand hoch! Wie viele verzweifelte Männer gibt es da draußen, die sich selbst als nett, verständnisvoll und zärtlich einstufen und trotzdem Sonntagabend alleine vor dem Fernseher sitzen und ihrem Vorbild Kai Pflaume (ein augenscheinlich netter, verständnisvoller – aber auch ein Frauentyp) die Frage ihres Lebens stellen: “Warum will mich keine Frau?”
Bevor ich das beantworte, definieren wir mal die typischen Merkmale eines Mr. Nice Guy. Nur damit sich auch die Männer wiedererkennen, die sich morgens in grenzenloser Selbstleugnung mit einem Poster von Sylvester Stallone vor dem Badezimmerspiegel rasieren.
Perfekt: ein stahlharter Körper ohne Hirn!
Du hast in Deinem Freundeskreis Unmengen von hübschen, intelligenten Frauen, von denen Du jede einzelne irgendwann einmal begehrt hast. Jede dieser Frauen hat Dein Geständnis – vorgetragen in einem edlen italienischen Restaurant , in der Hand ein Strauss mit 1.000 roten Rosen (mindestens!) – folgendermaßen quittiert: “Du bist echt ein netter Kerl und ich habe Dich wahnsinnig gern, aber nur als Freund”.

Und weil Du so ein echt netter Kerl bist… hast Du Dich der Bitte “Lass uns doch weiterhin Freunde bleiben, ja?” gebeugt, statt der Schlampe Dir gegenüber zu sagen, dass sie für das teure Essen wenigstens einmal die Beine breit machen könnte.

Zum Beispiel so, wie sie es für ihren monatlich wechselnden Idioten von Freund tut, der sie mindestens zweimal die Woche verprügelt und außerdem mit ihrer besten Freundin fremdgeht. Woher Du das weißt? Du bist schließlich ihre Telefonseelsorge. Deine Nummer ist bei Deiner Freundin ganz oben auf den Schnellwahltasten ihres Telefons gespeichert. Natürlich unter “Oma” oder “Tanja”, denn die südländischen Macker, mit denen sie derzeit herumhängt, sind rasend eifersüchtig. Meistens ruft sie nachts um 3 an, wenn das Veilchen gerade frisch blüht und sie ungeachtet dessen noch vor 5 Minuten Versöhnungs-Sex mit ihm hatte. In schöner Regelmäßigkeit stößt sie Dir mit “Wenn er doch nur ein bisschen so wäre wie Du!” die verrostete Nagelfeile tiefer ins Herz, während sie Dir Dein C&A-Hemd mit wasser- und waschmittelfester Wimperntusche verschmiert.

Ein bisschen so wie Du? Mädel, hier sitzen 100%, warum bekommst Du das nicht in Deinen dummen blonden Schädel? Trotzdem wartest Du, denn Du bist Dir ganz sicher, dass sie irgendwann dieses muskelbepackte Wanzenhirn abschießen und merken wird, dass DU der Richtige bist. Ja, und die Zeit gibt Dir in einem Punkt recht: eines Tages steht sie vor Deiner Tür und heult, bis sich Dein Laminatboden wellt. Er ist weg, durchgebrannt, ein Arsch der nur mit seinem Schwanz denken kann und Du hättest ja so recht gehabt und überhaupt. Du bist sozusagen seit Jahren bereit zur Übernahme und krempelst schon die Ärmel hoch, da sagt sie plötzlich “Du, Dein Freund, der Sebastian.. ist der eigentlich noch solo?”. Und in genau dem Moment wünscht Du dir die Hexenverbrennung zurück.

Aber weil Du ein echt netter Kerl bist…. bist Du ihr Trauzeuge, wenn sie nächste Woche Sebastian heiratet.

Deine Exfreundinnen, die sich für kurze Zeit in einem Anfall von Mitleid (und weil barmherzige Hilfsorganisationen gerade “in” waren) in Dein Leben verirrt haben, reden ausnahmslos nur Gutes über Dich. Und zwar, dass Du zärtlich, verständnisvoll und ein guter Zuhörer bist und immer für sie da warst, wenn sie Dich brauchten. Und dass Du natürlich der beste Partner bist, den eine Frau sich wünschen kann. Doch den Satz “Du bist mein bester Kumpel und der einzige, der mich wirklich versteht!” hast Du so oft gehört, dass Du inzwischen das Copyright darauf haben müsstest. Auf die Frage, warum sie Dich dann verlassen haben, sagen sie, dass sie es selbst nicht wissen und es wahrscheinlich irgendwann bereuen werden… Alle Welt denkt jetzt, dass Du eine riesengroße Niete im Bett bist. Du bereust, dass Du in eurer Beziehung deine Sado-Maso-Fesselphantasien aus Rücksichtsnahme nicht ausgelebt hast.

Aber weil Du ein echt netter Kerl bist… bist Du auch nach der Trennung noch zärtlich, verständnisvoll, ein guter Zuhörer und immer für sie da (auch wenn Dir im Unterbewusstsein irgendwie klar ist, dass sie so nicht wirklich etwas verloren haben und Du einfach nur blöd bist).

In der Disco führst Du oft lange und ernste Gespräche mit Frauen. Du hast Ihnen nach einer hitzigen Tanzphase ein Glas Wasser gereicht und Ihnen Komplimente über ihre Ausstrahlung und ihre Ohrringe gemacht. Jede ist beeindruckt von Deiner Intelligenz, Deinem Wissen, Deinem Humor und Deiner zurückhaltenden Art. Sie freut sich über Dein Interesse an dem was sie tut und was sie bewegt. Alle anderen Männer, die sie sonst ansprechen würden, seien nämlich nur auf das Eine aus. Wenige Minuten später verlässt sie mit dem dubios aussehenden Typen, der eure Unterhaltung mit den Worten “Du hast einen geilen Arsch! Kommst Du noch mit zu mir?” unterbrochen hat, die Disco.

Aber weil Du ein echt netter Kerl bist… fährst Du ihr hinterher und wartest vor dem baufälligen Plattenbau in einer Gegend, in der Du nichtmal einer 80jährigen Nonne über den Weg trauen würdest, dass sie wieder heraus kommt. Im Morgengrauen verlässt sie mit verheultem Gesicht und zerrissenen Klamotten panikartig das Gebäude. Du fährst das zitternde Häufchen Elend nachhause und sie verspricht dankbar, sich bei Dir zu melden. Ca. 10 km Rückweg vergehen, bis Dir klar wird, dass ihr eure Telefonnummern gar nicht ausgetauscht habt.

Du hast Dich wiedererkannt? Du sitzt vor dem Bildschirm und rufst seit 10 Minuten “Ja, genau! Aber WARUM ist das so?”

Grund 1: Jemand, der einer Frau zu jeder Tages- und Nachtzeit so gut zuhören kann wie Du, ist selten. Und das ist Dein Todesurteil, denn um es mal mit den Worten einer Bulemikerin auszudrücken: “Ich esse nie dort wo ich kotze”. Das heißt für Dich, dass sie zwar gerne ihre Sorgen bei Dir ablädt, sich ihren Spaß aber woanders und nicht bei Dir – ihrer seelischen Müllhalde – holen wird.

Grund 2: Nette Männer sind langweilig. Sie verbreiten nicht dieses prickelnde Versprechen eines aufregenden Marlboro-Man-mit-Drei-Tage-Bart- Abenteuers. Frauen sind Pferdeflüsterinnen; sie wollen wilde Hengste zähmen und nicht auf dem Pony-Karussel reiten.

Grund 3: Frauen wissen nicht, was sie wollen und sind dankbar, wenn ihnen jemand die Entscheidung abnimmt. Männer wie Du, die Ihnen alle Wege offen lassen und ihnen signalisieren “Es wird so ausgehn, wie Du es magst, ich werde all das tun was Du sagst, ich werde da sein, wenn Du nach mir fragst” werden leider auch irgendwann fragen müssen “Äh…Wo willst Du hin?” wenn ihre Angebetete mit dem Kerl abzieht, der ihr sagt “Du willst mit mir ins Bett, gibs zu!”.

Grund 4: Wohl der entscheidende Faktor ist die Tatsache, dass irgendwo in dem grossen Buch der menschlichen Geschichte verankert ist, dass nette Männer nicht mit netten Frauen zusammen kommen dürfen. Anscheinend ist das ein physikalisches und psychisches Polaritätsproblem, vergleichbar wie bei einem Magneten. (+) und (+) stoßen sich nun mal ab. Was bedeutet das also für Dich? Werde ein rücksichtsloses Arschloch, dem die Gefühle einer Frau völlig an den Sackhaaren vorbeigehen.

Aber weil Du ja ein echt netter Kerl bist… wirst Du weiterhin Deiner Linie treu bleiben und darauf hoffen, dass sich irgendwann die physikalischen Gesetze ändern.

Wie Regierung, Medien, Wirtschaft und Mario Barth die Zivilgesellschaft zerstören

Na, auch erleichtert? Worüber? Na, über die Rettung der Welt. Über die vielen positiven Nachrichtenlügen, die nun den DAX soweit gestützt haben, das er wieder langsam nach oben zu klettern beginnt. Lügen? Das sei zu weit gegriffen? Darf ich nochmal etwas in Erinnerung rufen, auch wenn es nervt, das ich mich dauernd wiederhole?

 “Wir wissen doch alle, dass unser System auf Dauer so nicht funktionieren kann”, sagt von Issendorff, Gründer von Tungsten Capital Management.

Was auch Fakt bleibt - im gleichen Artikel erwähnt - ist die Verschönerungsverschwörung der Leitmedien (oder waren es Leidmedien?) in Deutschland:

Na, auch erleichtert? Worüber? Na, über die Rettung der Welt. Über die vielen positiven Nachrichtenlügen, die nun den DAX soweit gestützt haben, das er wieder langsam nach oben zu klettern beginnt. Lügen? Das sei zu weit gegriffen? Darf ich nochmal etwas in Erinnerung rufen, auch wenn es nervt, das ich mich dauernd wiederhole?

 “Wir wissen doch alle, dass unser System auf Dauer so nicht funktionieren kann”, sagt von Issendorff, Gründer von Tungsten Capital Management.

Was auch Fakt bleibt – im gleichen Artikel erwähnt – ist die Verschönerungsverschwörung der Leitmedien (oder waren es Leidmedien?) in Deutschland:

An einer Stelle liest man in dürren Worten, worum es an diesem Abend im Kanzleramt ging: Merkel bat die Journalisten, zurückhaltend über die Krise zu berichten und keine Panik zu schüren. 

Ich denke, ich werde diese Zitate so oft wiederholen, bis sie jeder Bundesbürger gelesen hat, bis sie über jedem Rathauseingang hängen, in jedem Gericht zu beobachten sind, im Bundestag vor jeder Rede Erwähnung finden, in jeder Schule einmal die Woche in einer separaten Stunde auseinandergenommen werden und an jedem Streifenwagen der Polizei als Aufkleber hängen. Man kann diese kleinen Nachrichtenperlen am ansonsten zugemüllten Nachrichtenstrand der Republik gar nicht hoch genug einschätzen, weil sich Politik und Wirtschaft selten so tief in die Karten gucken lassen und man selten einen solch deutlichen Ausblick auf die wirklichen Zustände in diesem Land bekommt.

Das „wir“ des Herrn von Issendorf ist klar und deutlich … aber es schließt nicht alle ein. Neben dem „wir“ – zu dem die führenden Köpfe von Wirtschaft, Politik und ebenauch Medien zählen, wie wir dank des „Freitag“ erfahren durften – gibt es noch ein „die“.  „Die“ wissen nicht so viel. „Die“ kriegen auch nicht so viel – Arbeit, Grundbesitz, Bargeld, Ersparnisse … das alles ist nichts für „die“ – und „Wissen“ erst recht nicht.

Was „wir“ wissen, hat Herr von Issendorf vor zwei Jahren schon mal in der Wiwo erklärt:

Die Gefahr ist groß. Deshalb investieren die meisten vor allem dort, wo sie bei Problemen schnell wieder verkaufen können, also am 
Aktienmarkt. Die Zentralbanken fluten die Märkte mit billigem Geld, es gibt eine Liquiditätsschwemme. Die kann aber nicht ewig weitergehen, sondern wird irgendwann enden. Das ist schon wieder ein heißer Tanz auf dem Vulkan. Es ist schwer, nicht mitzutanzen.

Das ist was, was „wir“ wissen: der ganze „Aufschwung“ lief nur auf Pump – in Griechenland genauso wie hier, in den USA wie in China. Die Zentralbanken geben Geld billig ab (natürlich nicht an jedermann, das ist klar, „die“ kriegen nichts), mit dem Geld überschütten die Banken die Börsen, die Kurse steigen, die Gewinne werden abgeschöpft, das billige Geld zurückgegeben und das funktioniert solange, bis die Blase platzt. „Wir“ wissen, das sie platzt, aber „wir“ sollten „die“ weiterhin im Unklaren lassen.

Man braucht keine verschwörerischen Orden in bunten Kutten zu visionieren, um zu verstehen, wie so etwas läuft – es reicht eine herunterregulierte gesellschaftliche Ethik, eine miserable allgemeine Moral und der Blick auf die eigenen Kreditkarten samt dem Wissen, das hundert andere nebenan das auch gerne hätten, um „an einem Strang“ zu ziehen und das System zu melken, solange es noch geht.

Immerhin: „wir“ wissen, das das alles ein Ende hat.

„Wir“ wissen auch, wozu „wir“ fähig sind. Die gezielte Ausrottung bzw Vertreibung von Indianerstämmen interessiert uns nicht, die Ermordung von 160 Kindern durch Drohnen läßt uns kalt, das eine Pleitenation mit Hochdruck an Killerdrohnen arbeitet, die in einer Stunde auf der anderen Seite der Welt sein können, während die Kriegstreibermaschine inzwischen nahezu ungehindert in aller Öffentlichkeit arbeitet, nehmen wir gar nicht öffentlich zu Kenntnis. Weil „wir“ wissen, wie die Welt läuft, wissen „wir“ auch, dass ein neuer globaler Krieg unverzichtbar ist. Kriege sind eine hervorragende Gelegenheit, das Volk zu beschäftigen und sein Schäflein ins Trockene zu bringen, wo es vor den bösen Mitbürgern in Sicherheit ist.

Was „wir“ von denen denken, sagen „wir“ gerne offen, wenn „wir“ uns überlegen fühlen, wie hier Richard Sennet im „Spiegel“ erwähnt:

Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson, ein Konservativer aus der Oberschicht, führt das gerade exemplarisch vor. Johnson hat die Plünderer als Unterschichtsmob bezeichnet. Wenn man Menschen so nennt, will man sie nicht mehr erreichen. Die Sprache, die wir größtenteils für soziale Unruhen benutzen, begegnet den Menschen mit Verachtung – und das heizt das Problem weiter an. 

Andere „wir“ nannten ihre „die“ Juden, Nigger oder Asoziale. Die Sprache ändert sich, die Zielgruppen wandeln sich, aber das Ergebnis bleibt gleich: „wir“ echten lebenden Menschen gegen die unmenschlichen Zombies – wundert man sich da über den Boom eines mythologischen Randthemas zum Kultfilm?

16000 Polizeibeamte mussten in London einmarschieren, um die öffentliche Sicherheit wieder herzustellen, die Bürgerkriege in den dahinsiechenden westlichen Industrienationen richten mitlerweile mehr Schäden in den Metropolen an als die Nazibomben im zweiten Weltkrieg – und die Morde in Norwegen gehören in die gleiche Kategorie.

Nochmal Richard Sennet:

Ich hoffe, man redet bald über die Ursachen. Und die liegen für mich darin, dass diese Regierung die Zivilgesellschaft und die zivilen Institutionen zerstört hat. Ich hoffe, dass das die Diskussion ist, die stattfinden wird.

Diese Diskussion werden wir aber nicht bekommen…es sei denn, in zwei bis drei lauwarmen Talkshows, damit das Volk denkt, das „wir“ das Problem schon in den Griff bekommen, während „wir“ nur unseren Griff um ihr Bargeld stärken möchten, während die Politik immer offener ihre Machtlosigkeit erlebt, wie hier im Spiegel detalliert aufgeführt:

Machtlos, ratlos, kraftlos. Die Führer der Welt wirken überfordert. SPIEGEL ONLINE gibt einen Überblick über die bedrängten Mächtigen.

Wie sollten sie auch anders wirken, denn: „wir wissen doch alle, das unser System auf Dauer nicht funktionieren kann“. Aber „wir“ haben die Medien schon mal auf unsere Seite gebracht, damit sie nicht so dramatisch über die Entwicklung berichten.

„Spekulanten wetten auf den Weltuntergang“, so titelt das Handelsblatt. Man versteht solche Wetten gut vor den Einsichten, die Herr von Issendorf preisgegeben hat. Im schon zitierten Wiwo-Artikel erläutert er noch weiter, wie „wir“ gerade Kasse machen:

Das Gros bei neuen Anleihen verdienen die Banken nicht mit der Emissionsmarge — also der Gebühr, die wenige Prozent des Anleihenennwerts beträgt —, sondern mit anderen Geschäften, die daran gekoppelt sind. Für Swap-Geschäfte zum Beispiel, mit denen Unternehmen Laufzeiten oder Währungen tauschen und absichern, lassen sich die Banken gut bezahlen. Wie hoch ihre Marge ist, weiß meist nicht einmal der Kunde.

Was Swaps sind? Die Kreditausfallversicherungen, die aktuell gerade für Frankreich und Deutschland immer teurer werden, weil die von „denen“ geretteten Banken „uns“ helfen, gegen ihre eigenen Länder zu wetten, dadurch an der Preisschraube zu drehen und die Volkswirtschaft Richtung Hungertod zu treiben.

Gut, das „die“ das nicht alle gleichzeitig merken.

Man nannte das früher auch mal Bürgerkrieg, weshalb die Ausschreitungen in London in Wirklichkeit niemanden verwundern. Dort haben „die“ erfahren, was „wir“ mit ihnen vorhaben – ein klassisches Versagen der Medien …. oder die Blogger waren Schuld, weil sie den Schulterschluss von Regierung, Wirtschaft und Medien unterlaufen haben.

Wann starten eigentlich die Abrüstungsverhandlungen mit China? Wann ziehen wir die Drohnenkiller zur Verantwortung? Wann fangen wir an, Indianer als schützenswerte Menschen zu beachten, wann merken wir, das die Zivilgesellschaft durch Regierungen, Wirtschaft und Medien zerrüttet wird … und durch uns selbst, denn noch … sind ethische Entscheidungen nicht verboten, noch sind ethische Urteile erlaubt, noch darf man ethische Forderungen aufstellen wie die:

Stoppt die Killer der Zivilgesellschaft!“ 

Damit kann man ganz klein anfangen … denn „wir“ lachen gerne über Mario Barth, jenen Menschen, den Dieter Hildebrandt für abgrundtief dumm hält. Wer über diesen albernen Mumpitz lachen kann, lacht im Prinzip … über seine eigene Dummheit – und ist auch noch stolz darauf. Warum die gezielte Förderung von Frauenfeindlichkeit nun dumm ist, und die Zivilgesellschaft zerstört muß ich – so hoffe ich – nicht noch detalliert beschreiben, oder?

Doch?

Man ersetze bei „Barth“ das Wort „Frau“ durch das Wort „Jude“, „Nigger“ oder „Asoziale“ – und werfe einen Blick auf die gesellschaftlichen Realitäten, die den Aufstieg des Herrn Barth begleiten:

Frauen können noch immer nicht gleichberechtigt leben. Ihr Anteil im Top-Management ist 2007 von 7,5 auf 5,7 Prozent zurückgegangen. Nirgendwo in Europa ist der Lohnabstand zwischen Frauen und Männern größer als in Deutschland.

Na, noch lustig?

So lustig wie die Meldung, das der britische Premier David Cameron das Militär im Landesinneren einsetzen will, womit Großbritannien sich ganz offen auf eine Stufe mit den großen Militärdiktaturen der Geschichte stellt.

Das ist der Humor jener Killer der Zivilgesellschaft, die sich gerne vom Unterschichtenmob abgrenzen, von den hirnlosen Zombies (ich glaube, Herr Barth nennt sie „Frauen“), die man nur mit einer Ladung Schrott im Gesicht aufhalten kann. Anders Breivik hat sich an diese Botschaft gehalten:

Fast eineinhalb Stunden schoss der Attentäter mit einem Schnellfeuergewehr gezielt auf die panischen Jugendlichen, die weder von der Insel Utøya fliehen noch auf schnelle Hilfe hoffen konnten. «Es sah aus, als habe er Spaß», sagte Augenzeuge Magnus Stenseth (18).

Wie gut, das die Leitmedien uns mit diesen Perspektiven verschonen … uns könnte das Lachen im Halse stecken bleiben, wenn wir merken, das wir selbst es sind, die unsere eigene Gesellschaft zugrunderichten….und das die Herren des Spiels sich hinter verschlossenen Eichentüren auf feinsten Leder in edlem Marmor- und Mahagonieambiente über uns kaputtlachen, weil sie wissen, das wir bald wieder im Schützengraben verrecken werden, während unsere Frauen danach den Wiederaufbau organisieren … Frauen, die „wir“ dann schnell gefügig kriegen, wenn sie was zu essen haben wollen.

 

 

 

 

Fortschritt: wieder mehr Frauen in Indien verbrannt, Todesursache „Mädchen“ im Aufschwung

Heute haben wir ja Aufschwung, früher hatten wir FORTSCHRITT. Der FORTSCHRITT war eine Art Heilslehre, ähnlich dem Katholizismus oder dem Kommunismus, allerdings sollte er wie letzteres PARADIES NOW bringen – also genau das Richtige die schnelllebige Zeit der Moderne.  Wohlstand, Gesundheit, Glück für alle – das war versprochen. Das Zeitalter der Aufklärung fegte Adel und Klerus hinfort (was oft dasselbe war) und eröffnete der Menschheit ganz neue Möglichkeiten.  Krankenversicherungen, Rentenversicherungen, Arbeitslosenversicherungen sollten Freiheit bringen von den Widrigkeiten der menschlichen Existenz.  Es gab noch ein paar Streitigkeiten, mit wem zusammen das Paradies nun noch paradiesiger werden würde, wer die Kommandogewalt über die Produktionsmittel in Händen halten sollte und wie man am effektivsten Volksvertreter wählt, doch der Grundtenor war klar: wir bewegen uns endlich nicht mehr nur von einem sagenhaften goldenen Zeitalter in mystischer Ferne fort, sondern wir bewegen uns auf ein paradiesisches goldenes Zeitalter hin, in dem niemand mehr arbeiten braucht, weil die Maschinen uns von diesem Fluch befreien.

Da hatte man die Rechnung erstmal ohne die SPD gemacht. „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ … auf einmal war Arbeitslosigkeit im Prinzip mit dem Tode bestraft worden, was schlimm war zu einer Zeit, in der sie sowieso schon knapp war.  Wo da jetzt der Fortschritt gegenüber der Leibeigenschaft sein soll (außer das man die Partei, die den Fürsten bestimmt, jetzt auch mal wählen kann), bleibt fraglich.

Schaut man sich nun im 21. Jahrhundert um so findet man langsam gehäuft Absonderlichkeiten – nicht nur Chinesinnen, die laut Spiegel Hasen foltern, sondern auch die systematische Ermordung und Verbrennung von Frauen als Geschäftszweig im ansonsten so zivilisierten Indien, hier aus einer Seite, die für indische Patenkinder wirbt:

Heiraten in Indien hat eine traditionelle und eine kommerzielle Seite angenommen. Besonders die Mitgift der Frau ist zu einer wirtschaftlichen Transaktion zwischen den beteiligten Familien geworden. Da Frauen nicht unter Stand heiraten dürfen, müssen sie sich bei einer „höheren“ Familie mit Geschenken an den Bräutigam, dessen Eltern und eventuell anderen Familienmitgliedern „einkaufen“. Dabei übersteigen die Kosten für die Geschenke und die Feier oft das Jahreseinkommen der Brautfamilie. Töchter sind somit eine teure Angelegenheit und o.g. Repressalien beruhen auf Grundlage dieser Entwicklung der Mitgift. Oft werden die Ehefrauen nach ihrer Hochzeit zu Nachzahlungen ihrer Mitgift angehalten. Kann nichts mehr gezahlt werden, fallen die Frauen oft inszenierten Unfällen zum Opfer, sprich sie verbrennen beim Kochen am Kerosinkocher o.ä.: die Schätzungen über die Zahl der Mitgiftmorde gehen bis zu 15 Frauen pro Tag! Jährlich werden mehr als 5.000 Frauen wegen der Mitgift umgebracht (Jahresbericht der Vereinten Nationen). In den meisten Fällen werden die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen.  Auf Grund des Mißbrauchs der Mitgift ist diese zwar gesetzlich verboten, findet aber weiterhin statt.

Nun, lange Zeit sind wir in dem Glauben erzogen worden, das die Unmenschlichkeit eine aussterbende Verhaltensweise ist, so wie man uns auch weiß machen wollte, das Religion nur etwas für verirrte Geister ist und dort nicht gedeien kann, wo der Kommunismus herrscht. Die aktuellen Entwicklungen in den ehemaligen Sowjetrepubliken zeigt, das man sich auch da geirrt hat – der Islam ist dort lebendiger denn je.  Lange Zeit haben wir ja geglaubt, das die Welt beherrscht wird von dem dialektischen Treiben, These aufgestellt, Antithese wahrgenommen, Synthese macht Geschichte – der Markt regiert einfach alles. So dachten wir, es reicht, wenn ein Franz Alt mal einen Bericht über die Situation in Indien macht, dann ist ja der These/Antithesemechanismus angeschoben und die Welt heilt sich von selbst:

Im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu gibt es Dörfer, in denen bis zu 80 Prozent aller neugeborenen Mädchen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden. Die Jahresstatistik einer Abtreibungsklinik in Bombay sieht so aus: 100 abgetriebene Jungen, aber 6.900abgetriebene Mädchen. Im Bundesstaat Andhra Pradesh gibt es 25.000 Tempelprostituierte. Die Mädchen werden mit sechs Jahren der Göttin geweiht und müssen ab 13 Jahren Männern sexuell zu Diensten sein. Die Polizeistatistik zählt jährlich 7.000 Mitgiftmorde in Indien. Aber mitten in diesem Elend gibt es auch positive Entwicklungen: Die Deutsche Hilfsorganisation Andheri-Hilfe leistet seit 15 Jahren zusammen mit indischen Frauengruppen effektive Entwicklungsarbeit. Sie drängen zum Beispiel darauf, dass Frauenmörder nun erstmals bestraft werden. Über 140.000 Frauen arbeiten bereits in Frauengruppen mit. Franz Alt berichtet in seiner Reportage, wie sich in Indien im Lauf der Zeit der Umgangmit Mädchen verändert hat. Er zeigt Dörfer, in denen seit drei Jahren kein Mädchen mehr getötet wurde. Dutzende von ehemaligen Tempelprostituierten berichten, wie und warum sie ausgestiegen sind und jetzt andere zum Ausstiegbewegen.

Der weltweite Fortschritt der Humanität ist unaufhaltsam.  Jedenfalls gehört das zum Mythos der Aufklärung, zum Mythos des unaufhaltsamen Sieges der Menschenrechte.

Wir Deutschen waren ganz vorne mit dabei, den Fortschritt in die Welt zu bringen und deshalb auch überall gut angesehen (das war noch vor Afghanistan). Auch heute noch argumentieren wir ja gerne, das wir eigentlich nur in Afghanistan sind, um die Frauen zu retten. Da stellt sich jetzt die Frage, ob wir auch in Indien einmarschieren, denn in Indien wendet sich das Blatt laut Bericht des Ökumenischen Rates gerade wieder:

„Letztes Jahr haben die Mitgiftmorde zugenommen“, sagte Premindha Bannerjee vom Christlichen Verband junger Frauen am Internationalen Gebetstag für den Frieden (21. September) im Zentrum für Integration und Gleichberechtigung in Neu-Delhi.

„Wir rätseln noch immer darüber, welches die wahren Gründe für die Mitgiftmorde sind“, erklärte Bannerjee. „Die Gesetze gegen Mitgiftmorde waren in den 1980er und 1990er Jahren erfolgreich, doch nach einer Reihe von Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof griffen sie dann nicht mehr. Es gibt ungefähr 45 äußerst frauenfreundliche Gesetze in Indien, aber ihre Anwendung ist schwierig. Wir müssen uns auf die Anwendungstechniken konzentrieren.“

Bulu Sarin von Christian Aid sagte, dass sich das Aufkommen von Gewalt gegen Frauen in Indien von physischer Gewalt auf seelische und psychische Gewalt ausgedehnt habe. Frauen, die psychisch schikaniert werden, können nun rechtliche Schritte dagegen unternehmen. Das Gesetz zur Verhütung häuslicher Gewalt ist seit 2005 in Kraft. Allerdings werden nur wenige Täter strafrechtlich belangt, weil die Frauen sich verständnislosen Polizeibeamten und Richtern gegenübersehen.

So etwas liest man selten in den Medien, die mitlerweile hauptsächlich das politisch gewollte „Tittytainment“ produzieren, um die Konsumlaune nicht erlahmen zu lassen. Wir erfahren eher was über das rasante Wirtschaftswachstum in Indien, was dann – als ungewollte Nebenwirkung – wirkliche Hilfe für die Bewohner des Landes erlahmen läßt – so läßt es jedenfalls die Andherihilfe verlauten.

Hinsichtlich der Motive, die zur Ermordung von Frauen führen, haben wir zumindest zu Beginn dieses Jahrtausends auch mal einen Fall in Deutschland verurteilt, hier in der Indien-Newsletter dargestellt:

Gurdev S. lebt seit 15 Jahren in Deutschland und ist mit einer deutschen Frau verheiratet. Trotzdem scheint er im März 2001 die 28-jährige Amarjit K. in Punjab geheiratet zu haben. Ihre Mitgift bestand aus Goldschmuck, Fernsehgerät, Motorroller, Kühlschrank und Kleider für 15 Angehörige des Angeklagten (insgesamt ein Wert von ca. 25.000 Euro.) Dies war für den Angeklagten Gurdev S. nicht genug; er wollte mehr, mehr Schmuck und ein Auto. Um seine materiellen Forderungen durchzusetzen, zündete er seine Braut an.

Durchschnittliches Heiratsalter für indische Frauen: 15, 3 Jahre.

„Todesursache Mädchen“ ist mitlerweile nicht mehr nur ein indisches Problem, wie die Unicef 2004 berichtete:

22.11.04 Weltweit fehlen schätzungsweise 60 Millionen Frauen, weil weibliche Föten gezielt abgetrieben, Mädchen als Babys getötet oder so schlecht versorgt werden, dass sie nicht überleben. Hierauf weist UNICEF anlässlich der heutigen Konferenz „Mädchen stark machen“ in Berlin hin. Besonders ausgeprägt ist die Diskriminierung in Asien: Jedes Jahr sterben allein in Südasien rund eine Million Mädchen kurz nach der Geburt oder in den ersten Lebensjahren. In Pakistan wurden allein 2002 mehr als 450 Frauen bei so genannten Morden aus Ehre von ihrer eigenen Familie umgebracht. In Indien wird alle sechs Stunden eine jung verheiratete Frau lebendig verbrannt, totgeschlagen oder zum Selbstmord getrieben, weil sich die Familien über die Mitgift streiten. In Bangladesch wurden in den vergangenen vier Jahren mindestens 1.156 Mädchen und Frauen von Männern mit Batteriesäure überschüttet. In Südafrika sind Vergewaltigungen an der Tagesordnung, jede dritte Frau wird zum Opfer.

Bevor der „Fortschritt“ sich so richtig ausbreiten konnte, rief man noch: „Frauen und Kinder zuerst“. Frauen sind sehr wichtig für das Überleben eines Stammes. Ein Stamm mit sechzig Männern und einer Frau ist tot, ein Stamm mit einem Mann und sechzig Frauen kann super überleben. Hier scheint der „Fortschritt“ eine Umwertung natürlicher Werte vorgenommen zu haben.

Was wäre … wenn es diesen „Fortschritt“ gar nicht geben würde? Dann wäre unsere Strategie, vor dem Fernseher zu sitzen und uns täglich beruhigen zu lassen, das die Welt immer hübscher wird, nicht ganz so erfolgversprechend, vor allem, weil der Rückfall in die Barbarei irgendwann ja auch uns erreichen wird.

Ach, ich vergaß: Franz Müntefering hat die Barbarei ja schon zurückgebracht: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.

Der Glaube an den natürlichen Fortschritt der Menschheit ins Paradies hat natürlich was Bequemes. Man braucht nichts tun, die gebratenen Tauben fliegen einem einfach so in den Mund – jedenfalls könnte es einem im industriellen Schlaraffenland BRD so vorkommen.

Vielleicht irren wir aber in dieser Hinsicht, und die Aufklärung war nur ein kurzes Aufflackern der griechischen Philosophie und wir marschieren in ein neues dunkles Zeitalter hinein, das jeden Tag auch ein Stück näher an unsere Haustür heranrückt. Wir haben uns ja auch darin geirrt, das die Anbetung der Göttin Kali nicht mehr mit Menschenopfer verbunden ist, so berichtet jedenfalls der Spiegel:

Die indische Polizei hat zwei Kinderleichen gefunden. Die Menschenopfer sollten ersten Erkenntnissen zufolge die Göttin Kali gnädig stimmen. Die Ermittler waren zufällig auf den Ritualmord gestoßen.

Solch ein Ritualmord ist kein Einzelfall: Im März war ein indisches Ehepaar wegen der Ermordung fünf kleiner Jungen verurteilt worden. Ein Wunderheiler hatte der Frau eingeredet, nur mit Hilfe von Menschenopfern würde sie schwanger. Im April wurde in der Nähe eines Kali-Tempels in Ostindien die enthauptete Leiche eines Mannes gefunden. 2006 hatte im Norden des Landes ein Vater gestanden, seinen Sohn für die Hindu-Göttin Kali getötet zu haben.

Dabei waren wir Kolonialmächte doch so stolz, das wir (also, hier mal: die Briten) 1882 den letzten Thug gehängt hatten, siehe „Heiliges Indien„:

Die „Thugs“ existierten seit dem 7. Jahrhundert nach Christus. Der Stamm brachte der Göttin Kali Menschenopfer dar. Dabei wurden die männlichen Opfer (Frauen wurden verschont) ausgezogen und auf körperliche Unversehrtheit untersucht. Die „Thugs“ opferten niemals körperlich unversehrte Menschen. Nach der Überprüfung wurde das Opfer langsam stranguliert, damit die Göttin sich an den Qualen erfreuen konnte. Die „Thugs“ trieben im heutigen Uttar Pradesh und in Zentral Indien ihr Unwesen. Im Jahr 1861 verboten die Briten die Opferungen des Stammes. Nachdem ein britischer Offizier von dem Stamm umgebracht wurde, begannen die Briten mit der Ausrottung. Im Jahre 1882 wurde der letzte „Thug“ gehängt.

Wäre vielleicht besser gewesen, man hätte die Thugs am Leben gelassen. Da hatten die Frauen nichts zu befürchten. Dann brachten wir den Fortschritt – und alles wurde noch schlimmer.

Das alles eher schlimmer als besser wird, merkt man glaube ich auch in Deutschland. Das kleine bundesdeutsche Friedensparadies wurde – ironischerweise gerade durch die Partei, die aus der Friedensbewegung hervorgegangen ist – in eine neue Kolonialmacht verwandelt, die Demokratie ist auf dem besten Wege, den kaiserlichen Sozialstaat (ja, so alt ist der schon) in einen demokratischen Asozialstaat zu verwandeln, die Herrschaft des Volkes (res publica) weicht der Herrschaft der Verbände – was auch irgendwo demokratisch ist aber halt mehr Leute hinten runter fallen läßt.

Aber alle lächeln,  sind modebewußt,  freuen sich auf eine neue Folge ihrer Seifenoper und eine Woche voller Termine.




Bomben auf Merkel: eine Welle der Gewalt geht durch Deutschland – oder?

Ich habe mal etwas herumgegoogelt, weil ja unsere Kanzlerin ja jetzt Post bekommen hat.

2.9.2009 Bombe vor Athener Börse

2.9.2009 Bombe in Thessaloniki

16.2.2010 Bombe auf JP Morgan

14.5.2010 Bombe vor Hochsicherheitsgefängnis

14.5.2010 Bombe vor Gerichtsgebäude in Thessaloniki

24. 6.2010 Bombe vor Ministerium für Zivilschutz

2.11.2010 Bomben für Merkel, Sarkozy und den Rest von Europa.

Man findet noch mehr, wenn man nur sucht. Die Anfänge der Bomberei führen zurück bis in die Zeiten der griechischen Militärdiktatur. Gewalt erzeugt Gegengewalt – ein Spruch, den die Polizei sehr gut kennen sollte, hat sie doch auf der Basis dieser Philosophie ihre Deeskalationskonzept entwickelt, das beim schwarzen Donnerstag in Stuttgart wohl  im Büro vergessen worden ist.

Man kann wohl aus der momentanen Entwicklung schließen, das der heldenhafte Einsatz  von Scotland Yard in Griechenland nicht so erfolgreich war wie geplant. Die Beamten waren 2009 ins Land geschickt worden, weil die griechische Polizei der Gewalt nicht mehr Herr wurde, so zu lesen in der Presse:

Seit Monaten verüben autonome Untergrund-Organisationen in Griechenland Anschläge gegen Banken und Unternehmen. Die Polizei ist überfordert, nun soll Scotlandy Yard helfen.

In Griechenland spielen sich seit Dezember 2008 immer wieder chaotische Szenen ab. Untergrundorganisationen attackieren mit automatischen Waffen die Polizei und verüben fast täglich Bomben- oder Brandanschläge hauptsächlich auf Banken und multinationale Unternehmen.

Nur in Berlin gab es bis heute 130 Brandanschläge auf Autos – in diesem Jahr: siehe Brennende-Autos.de, vierzig Autos brannten laut Tagesspiegel allein in einer Woche in Hamburg, sieben in einer Nacht im Juli in Köln laut ksta.

Brandanschläge auf Büros der ARGE gab es in Luckau, Germersheim, Holzminden, Gentin, Schongau, Berlin, Brandanschläge auf Polizeidienststellen gab es in Berlin, Hamburg, Erfurt … und ich habe da nur sehr oberflächlich gesucht.

Die Schlagzeile „Eine Welle der Gewalt geht durch Deutschland“  habe ich nicht gefunden, dabei wäre sie gerechtfertigt. Aber Gewalt in Deutschland … gibt es nicht. Jedenfalls nicht in den Medien.  Deshalb werden jetzt auch laut Spiegel die Frauenhäuser geschlossen:

Jährlich fliehen 40.000 Frauen und Kinder vor ihren gewalttätigen Freunden, Männern und Vätern. Schutz finden sie in Frauenhäusern. Doch nun sollen aus Kostengründen Notunterkünfte geschlossen werden – es geht um Hunderte Schicksale.

Gewalt gegen Frauen gibt es sowenig wie Linke.

Liegt vielleicht daran, das die Täter „Linke“ sind und wir haben ja gelernt: „Linke“ sind die Gefahr von Gestern. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat der Kapitalismus gewonnen, der Kommunismus verloren und Linke sollten sich was schämen. Deshalb können Linke machen was sie wollen – sie sind out und kommen auch nicht in den Nachrichten. Sie sollten zum Islam konvertieren, denn das ist gerade Mega angesagt. Dann würden sie auch eine Riesenaufmerksamkeit bekommen. Man stelle sich einfach mal vor, Moslems würden Autos anstecken, Polizeidienststellen und ARGEn angreifen und der Merkel eine Bombe ins Büro schicken – was wäre hier los! Die Aufschreie würden wir bis in die Eifel hören.

Dabei … vielleicht sind es gar keine Linken, die da randalieren. Vielleicht sind es – wie die Amokläufer – nur gelangweilte Wohlstandszöglinge. Immerhin – es werden auch viele Kleinwagen angezündet, die nicht Statussymbole des Bonzenapparates sind.

Vielleicht sollte man auf der Suche nach Gewalt in Deutschland mal ganz andere Perspektiven einnehmen, laut Yahoo:

Millionen Kassenpatienten bekommen offenbar erst für das kommende Jahr wieder einen Termin beim Zahnarzt. Wie die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) berichtet, müssen zahlreiche Mediziner die Behandlung ihrer Patienten auf 2011 verschieben, weil die Budgets für Zahnbehandlungen bereits aufgebraucht sind.

Nach der Meldung über gestiegene Arzthonorare erstmal die Praxis dichtmachen – ist das keine Form von Gewalt? Oder … schauen wir mal kurz zu „unseren“ Promis in die USA, hier beim Spiegel:

Er schoss seiner Ex-Freundin in den Arm, war in Drogen- und Sexskandale verstrickt und bedrohte Weihnachten 2009 seine Ehefrau Brooke Mueller mit einem Messer. Charlie Sheen, der für seine Comedyserie „Two and a Half Men“ angeblich pro Episode mehr als eine Million Dollar kassiert, gerät immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Erst am 26. Oktober 2010 verwüstete der Schauspieler nackt und im Vollrausch sein Hotelzimmer. Fragt sich, wie lange TV-Produzent Chuck Lorre Sheens Eskapaden noch duldet.

Oder das Top-Modell Naomi Campbell:

Sie verprügelte ihren Chauffeur, knallte ihrem Dienstmädchen ein Handy an den Kopf und bespuckte an Bord eines Flugzeugs Polizisten.

Der Boxer Mike Tyson:

Anfang der Neunziger verbrachte Mike Tyson drei Jahre im Gefängnis, nachdem er wegen Vergewaltigung einer US-amerikanischen Schönheitskönigin verurteilt worden war. Weitere Delikte im Strafregister des ehemaligen Box-Weltmeisters: Drogenbesitz und Körperverletzung. Das Foto zeigt Tyson im Dezember 2006, nachdem er unter Drogeneinfluss beim Autofahren erwischt wurde.

Oder der Sänger James Brown:

Achtmal ist der „Godfather of Soul“ von der Polizei abgeführt worden. James Brown wurde wegen häuslicher Gewalt, illegalen Waffenbesitzes und verschiedener Drogendelikte festgenommen. Das Foto zeigt den Soul-Sänger sichtlich mitgenommen nach seiner Verhaftung im Jahr 2004. Er soll seine Frau Tomi Rae in einem Streit zu Boden geworfen haben.

Dürfen wir da jetzt vom „Elitenterror“ reden? Dem Terror derjenigen, die uns tagtäglich als Vorbilder vor die Nase gehalten werden, als jene, die „es geschafft haben“? Obwohl … die Eliten selbst am meisten Ärger bekommen, wenn sie nicht systemkonform sind:

„Langsam klingt das Klicken der Handschellen in meinen Ohren geradezu vertraut“, sagte Martin Sheen einst Reportern. Erstaunliche 66 Mal wurde der Schauspieler („Apocalypse Now“, „West Wing“), bereits in Handschellen abgeführt, oft wegen „zivilen Ungehorsams“. Er demonstrierte 1986 gegen das gigantische Rüstungsprogramm des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan, protestierte 2003 gegen den Irak-Feldzug der Bush-Regierung und 2007 gegen Atomwaffentests in Nevada. Einer seiner Söhne ist Charlie Sheen.

Über Kachelmann sag ich jetzt mal nichts.

Eine Welle der Gewalt geht durch Deutschland, Behörden brennen, Autos brennen, Polizisten werden angegriffen, eine kriminelle Elite wird auf den Bildschirmen verherrlicht … und die Medien schweigen.

Sind halt keine Moslems. Man stelle sich mal vor, Tyson, die Sheens, Brown, Campbell wären alles Moslems … was dann los wäre.

Frauenhass in Deutschland – 2010

:-D

Wir haben ja jetzt wieder Schwulenhass. Ich dachte eigentlich, Westerwelle zeigt, das die Zeiten endlich vorbei sind.

Das war falsch.

Wir haben auch wieder Ausländerhass. Ich dachte eigentlich, Özdemir hätte gezeigt, das dies vorbei ist.

Das war falsch.

Wir haben auch Arbeitslosenhass. Der ist nicht vorbei – auch wenn die Wirtschaftskrise manchen nachdenklich gemacht hat, ob man nicht selbst irgendwann mal … immerhin, das man Ausländer oder schwul wird, kann man steuern. Was man nicht steuern kann ist … ob man eine Frau ist oder nicht.

Auch dort wird gehasst … und zwar gewaltig.  Zum Beispiel … bei Isi

Meine Kinder und ich sollten ja nun schon mehrfach vergewaltigt werden, in mehreren Sitzungen, übermittelt in verschiedenen PLattformen, von mehreren Tätern, auf viele verschiedene Arten und in viele verschiedene Körperöffnungen. Dass wir alle dabei zu Tode kommen, sollte dabei vorallem das erhängt, erschossen oder vergast werden müssen vermeiden. Darüber soll ich mich dann auch noch freuen. Immerhin blieben mir so aber die Schmerzensschreie meiner Kinder erspart.

Es scheint mir kaum glaublich, das wir … „Tatort Internet“ diskutieren und solche Erscheinungen am Rande liegen lassen. Frauenhass ist ein Thema, von dem ich dachte, es sei abgehakt. Wenigstens das … dachte ich … hätten wir hinter uns. Immerhin ist eine Frau Regierungschefin. Gut, die wird auch gehaßt, aber doch eher wegen des Inhalts und nicht wegen der Verpackung, oder.

Frauenhass ist auch ein Thema, dem man als Mann kaum begegnet … wahrscheinlich, weil einem die notwendige Sensibilität fehlt. Mir wird ja eigentlich schon mulmig, wenn nackte Frauen Reklame für Autoreifen  machen – aber ich habe mir abgewöhnt, das zu thematisieren. Auf die Verurteilung von Pornographie, Prostitution und Abtreibung gehe ich schon gar nicht mehr ein … ich wirke dann wie ein alter Konservativer, der auf dem Weg zum Katholikentag ist. Es gibt Gründe für und gegen Abtreibung (gute Gründe und sehr gute Gründe) aber man sollte sich immer darüber im Klaren sein, das man da eine Grenze überschreitet: Leben wird … verhandelbar. Der Schritt zur Elemination anderen unwerten Lebens wird leichter – trotz der guten und sehr guten Gründe.

Es gibt Gründe für Prostitution (weniger gute, wie ich finde), aber auch dort wird eine Grenze überschritten: der Mensch wird Ware – wie auch in der Pornographie. Massenware. Mensch – Entschuldigung, ich sollte „Frau“ sagen.  Andererseits sind beide Erscheinungen Ausdrucksformen der menschlichen Freiheit – so sagt man mir – und als solche zu akzeptieren. Dem kann und muß ich dann zustimmen, wiewohl die die Berieselung von Menschen mit Bildern paarungswilliger Frauen für an sich problematisch halte … es wird ein recht fragwürdiges Frauenbild transportiert, was zu Problemen führt, wenn die reale Partnerin mal … nicht so gut funktioniert wie die Cellophan- und Mietfrauen und zur Begattungsverweigerung tendiert. Aber gut – was weiß ich schon. Außerdem bin ich ein Mann und deshalb befangen, auch ein Grund, sich aus der Debatte herauszuhalten, die 1991 in der Emma noch einen tödlichen Beigeschmack hatte:

Am 6. Oktober 1991 starb Angelika Bayer, vergewaltigt und erwürgt. Sie ist eine von vermutlich Hunderten von Frauen allein in Deutschland, die Tag für Tag vergewaltigt, gefoltert – und getötet werden. Motiv: FRAUENHASS.

In der Dezember-Emma 1991 fragte Alice Schwarzer: „Warum starb Angelika Bayer?“ und gab die Antwort: „Weil sie eine Frau war!“ Sie schloss: Frauenmorde sind keine Kavaliersdelikte und auch kein Zufall, sie haben System. Sie sind die letzte Konsequenz des tiefen und alltäglichen Frauenhasses. Ihr Ziel ist – ganz wie beim Fremdenhass – die Entwürdigung und Einschüchterung einer bestimmten Menschengruppe: nämlich aller weiblichen Menschen. Damals schrieb Emma, dass wir das nicht länger hinnehmen wollen.

Entwürdigung und Einschüchterung … nun, ich dachte, das sei vielleicht einfach auch nur eine Randerscheinung der Piratenpartei (gibt es die eigentlich noch?), die ja auch ansonsten seltsame Blüten getrieben hatte. Dann jedoch stieß ich auf etwas, das mich über mich selbst ärgerte: ich hatte den Aspekt nicht gesehen. Na ja, ich sagte schon: ich bin ein Mann.  So fand ich in der FAZ einen Artikel mit verstörendem Inhalt:

Auf Empörung ist bei einigen Einwohnern Winnendens ein Beitrag der Feministin Alice Schwarzer in der Zeitung „Welt“ gestoßen. Die Autorin hatte behauptet, der Amoklauf von Tim K. sei das erste Massaker mit dem „Motiv Frauenhass“ in Deutschland gewesen. Zwar hat Tim K. acht Mädchen und nur einen Jungen in der Schule erschossen, vermutlich lässt sich dies aber einfach mit der zufälligen Zusammensetzung der Klassen erklären – im Klassenraum waren mehr Mädchen als Jungen anwesend.

Vermutlich … ja.  Vermuten kann man vieles. Aber bei Alice Schwarzer hört sich das plausibel an:

Was eigentlich wäre los, wenn Tim K. in einer gemischten deutsch-türkischen Klasse zu über 90 Prozent Türken erschossen hätte? Die Hölle wäre los! Im ganzen Land gäbe es Proteste und Demonstrationen gegen die Ausländerfeindlichkeit. Doch in diesem Fall hat es sich ja nur um Frauenfeindlichkeit gehandelt.

Ich denke, es wäre plausibel, was los wäre, oder? Das Getöse höre ich bis in die Eifel hinein, was hätten sich wieder alle aufgeregt. Aber so … ach, ein paar Schlampen erschossen … na ja. Werden wohl selbst Schuld sein.  Liegt ja auch laut Emma international im Trend:

In Amerika gab es allein in den letzten drei Jahren 16 Massaker durch Schüler, immer nur Schüler, mit insgesamt 40 Toten und 83 Schwerverletzten, meist Mädchen und Frauen. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass solche Verhältnisse auch auf uns zukommen. Denn die Jungen leben in derselben Welt zwischen Verunsicherung und Aufrüstung, ihre bewaffneten Väter sind in der Bürgerwehr oder im Schützenverein (und notfalls tut’s auch ein Küchenmesser), und sie spielen dieselben Ballerspiele am Computer, verschärft vom amerikanischen Militär.

Na dann ist ja gut. Da können die Einwohner von Winnenden ja zusätzlich beruhigt sein, selbst wenn Alice Recht behält, so sind sie nicht besonders frauenfeindlich sondern nur guter Durchschnitt, da kann man dann ja die Empörung wieder beruhigt zurückfahren. Es stellt sich natürlich die Frage, ob es sich hier nicht nur um isolierte Phänomen handelt – plus „Zufall“.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Gesundheit („Gedöns“, wie das Ex-Kanzler Schröder mal nannte und damit Kinder- Frauen- und Altenfeindlichkeit einen öffentlichen Segen gab) sieht das anders und kommt nebenbei zu Ergebnissen, die eigentlich verblüffen müßten:

Anders als bei Jugend(gruppen)gewalt und elterlicher Misshandlung von Kindern im Kontext der Erziehung konzentriert sich Gewalt von Männern gegenüber Frauen in Paarbeziehungen nicht auf soziale Brennpunkte, sondern wird überwiegend von Angehörigen der mittleren und hohen Bildungs- und Sozialschichten verübt und erlitten. So verfügte mehr als ein Drittel der Frauen und ihrer Partner (37–38 Prozent), die in Mustern schwerer körperlicher,psychischer und sexueller Misshandlungen lebten (Muster 5 und 6), über Abitur/ Fachabitur oder Hochschulabschlüsse, und nur 3–4 Prozent der Betroffenen hatten weder einen qualifizierten Schul-, noch einen qualifizierten Ausbildungsabschluss.

Die Täter schwerer körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt in aktuellen Paarbeziehungen waren zudem mehrheitlich beruflich eingebundenund nicht von Sozialleistungen abhängig, und sie lebten mit ihren Partnerinnen zu etwa zwei Dritteln in Haushalten mit mittleren und gehobenen Einkommenslagen. Darüber hinaus hatte die große Mehrheit der Männer und Frauen keinen Migrationshintergrund. Gewalt, auch schwere Gewalt in Paarbeziehungen ist, wie die Untersuchungaufzeigt, nicht als Problem marginalisierter Randgruppen anzusehen, sondern findet tatsächlich – weitgehend unbemerkt – in der Mitte der Gesellschaft statt.

Täter und Opfer sind …. die wohlgelobten  Leistungsträger. Na ja – bei dem Kanzlerwort kein Wunder. Ebenfalls kein Wunder, das dieses Thema medial kaum in Erscheinung tritt – nur am Rande erkennt man manchmal ein leichtes Aufflackern, aber ansonsten … Stille. Kein Wunder: der vielgelobte Leistungsträger, die vielgelobte Leistungsgesellschaft scheint da eine ganz häßliche Seite zu haben – also doch keine weiterer isolierter Akt der Piratenpartei sondern eine ernste Bedrohung der Zivilgesellschaft. Ernste Bedrohung? Nein. Diese Daten zeigen, das diese Gesellschaft für viele Menschen weiblichen Geschlechts schon längst eine unzivilisierte Gesellschaft geworden ist. Die Formen der Gewalt sind vielfältig, hier beim Bundesverband der Frauen gegen Gewalt:

Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter, beispielsweise
– Sexuelle Belästigung
– Demütigung
– Beleidigung
– Prügel
– Bedrohung
– soziale Kontrolle
– sexuelle Nötigung
– Stalking
– Vergewaltigung

Der Frauennotruf Frankfurt bietet da noch mehr Daten:

40% der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder

sexuelle Gewalt erlebt.

• 25% der in Deutschland lebenden Frauen haben Gewalt durch aktuelle oder frühere

Beziehungspartner erlebt (häusliche Gewalt).

• 13% der in Deutschland lebenden Frauen haben seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich

relevante Formen sexueller Gewalt erlebt.

• 42% der in Deutschland lebenden Frauen haben psychische Gewalt erlebt, z.B.

Einschüchterung, Verleumdungen, Drohungen, Psychoterror.

Es zeigt: wir hassen nicht nur Kinder, Alte und Arbeitslose. Auch Frauen.  Manche scheinen die Jagd auf Frauen, die sich des Problems annehmen, als Sport zu betreiben, hier bei Piratenweib gefunden (wo man, nebenbei bemerkt, auch viele schöne Beispiele für den Umgang der Piratenpartei mit Piratinnen finden kann).

Was habt ihr denn bisher so an Femis erlegt?

Ich habe real eine Frauenbeauftragte abgeschossen (leider nur beruflich) und eine Feministin völlig fertig gemacht – absolut mundtot :-D

Gibt zwei Kerben und zwar nicht am PC 😛

Greets

Gehts noch schlimmer? Immer. Der Mädchenblog hat eine Artikel und eine Sammlung von Links über Frauenhass im Netz veröffentlicht und zeichnet ein düsteres Bild unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit.

Liebe Ladys,

für Frauen ist Bloggen etwas anderes als für Männer. Denn die machen selten die Erfahrung von sexistischen Kommentaren und frauenfeindlichen Angriffen. Für viele Bloggerinnen dagegen sind diese Alltag.

Es gibt Frauenhass im WWW seit es das Internet gibt. Die meisten Frauen nehmen dies hin, meistens sind die Kommentatoren anonym und es damit schwierig, sie zu belangen. Und so wie einem früher die Mutter riet, abends nicht durch dunkle Gassen zu schleichen, verzichten heute viele Frauen darauf, unter ihrem echten Namen zu schreiben – oder sie verzichten gleich ganz, gesellschaftskritische Ansichten im Netz zu veröffentlichen.

Doch immer mehr Bloggerinnen wollen sich mit diesem Tabu nicht mehr abfinden und schreiben ihre Erfahrungen auf. Deswegen schicke ich heute eine kleine, auf jeden Fall unvollständige Liste von Lese-Empfehlungen rum – mit der Bitte, das Thema auch im eigenen Blog aufzugreifen.

Der Artikel ist aus dem Jahre 2010. 19 Jahre nach dem Artikel in der Emma. Früher hatte ich den Eindruck: man wirft ein Problem auf, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft kümmern sich darum und alles wird gut.

Heute habe ich den Eindruck nicht mehr.  Ich merke selbst an mir, das ich dieses … zahlenmäßig größte tödliche Problem unserer Gesellschaft selber kaum wahrnehme und das sich – außer in der öffentlichen Darstellung – am Grundproblem kaum was geändert hat.

Und für die Maskulisten unter uns: der Autor dieser Zeilen ist Opfer lebensbedrohlicher Gewaltausübung durch Frauen. Ich war stärker. Deshalb weiß ich, wie man sich fühlen muß, wenn es nicht so ist.  Ich weiß also auch das es das auch gibt – eine Freundin von mir hat ihren Mann mit einem Schürhaken verdroschen.  Im Unterschied zu diesen persönlichen Entgleisungen hat Gewalt gegen Frauen allerdings eine strukturelle Komponente – einfach mal nach Frauenwitzen googeln. Da kann einem schlecht werden. Ersetzt man dort „Frauen“ z.b. durch „Juden“ … ist man mitten drin im SA-Stammtisch Braunau am Inn. Und die Frage, mit der ich mich seit Monaten auseinandersetze (können Zustände wie in Ruanda auch bei uns auftreten?) stellt sich eigentlich nicht mehr: wir haben sie schon. Wir reden nur nicht drüber und machen es selten auf offener Straße.


Unter der Mühle

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Maid unter der Mühle

Männer und Frauen: Glück in der Wirtschaftskrise

Wir hatten ja jetzt eine Krise. Oder auch nicht. Oder vielleicht auch doch. Sie ist jetzt zum wiederholten Male vorbei – oder auch nicht. Wahrscheinlich kommt es noch ganz Dicke, auf jeden Fall arbeiten Bankräuber in Nadelstreifen nochmal ganz intensiv daran.

Dabei hatte man in Krise eine große Chance gesehen:

http://www.news.de/gesellschaft/835043525/die-wirtschaftskrise-als-chance-zum-glueck/1/

«Viele merken jetzt, dass das vermeintliche Glück, dem sie nachgejagt sind, wie Konsum, nicht so wichtig ist wie zum Beispiel Familie. Krisen gehören zum Leben dazu, das hat den Vorteil, dass man das Glück wieder bewusst erleben kann»,

Glücklich kann vieles machen und im Gegensatz zur Botschaft der vielen Mach-mich-glücklich-Ratgebern ist es sehr individuell:

Glück sei eine ganz individuelle Sache, meint Annegret Braun. «Genussmomente wie Essen, das Erleben der Natur oder Erfolg. Wenn man etwas Schwieriges geschafft hat, das bedeutete für die von uns Befragten Glück.» Somit sei Glück auf jeden Fall eine Empfindung des Moments. «Glück kann nicht dauerhaft sein, das ist ein Widerspruch. Die Gesellschaft sucht zwar nach einem dauerhaften Glück, aber das ist unmöglich», sagt Braun. So eine Glückssuche könne auch unglücklich machen.

Na, dann hätten wir die Krise doch gar nicht gebraucht, um Glück wieder bewußt erleben zu können. Viele arbeitslose Männer erleben momentan Glück. Sie gelten zwar als eindeutige Verlierer der Krise aber
sind wahrscheinlich sehr glücklich, das sie die Forderungen ihrer Kinder nach immer neuen Technik-Schnick-Schnack nicht erfüllen können. Die Kinder sind wiederum froh über ihre steigende Aussenseiterrolle in der Schule, wo häufig nur die Ausrüstung zählt. Die Antworten auf diese Fragen jedoch … findet man immer seltener, weil Konsum eben doch alles ist und Familie ein Abfallprodukt, um das man sich kümmert, wenn gerade Krise ist.

Nun, das war vielleicht auch etwas unglücklich formuliert, denn eigentlich soll in der Krise eine Chance zur Bewußtwerdung stecken.

Geld jedoch macht nicht glücklich. Das fand Edward Diener, Psychologieprofessor an der University of Illinois, bekannt unter dem Namen «Dr. Happiness» heraus. Seine Studie zeigt, dass genau soviel Geld glücklich macht, wie man zum Leben braucht. Alles was darüber hinausgeht, macht nicht glücklicher. Zu wenig Geld ist allerdings auch ein Grund für Unzufriedenheit.

Da werden ja jetzt endlich mal konkrete Rahmenbedingungen benannt. Geld macht nicht glücklich. Da kontert aber gleich der Stammtischchor von hinten: „Aber es beruhigt doch!“.

Dem Stammtisch sei gesagt: wer beruhigt werden muß, hat Unruhe, Angst in sich und kann sowieso nicht glücklich werden – auch nicht mit noch soviel Geld. Man braucht genug zum Leben, und das ist viel weniger, als die Konsumwerbung uns klar machen will. Glück kann man nicht kaufen, auch wenn diese Botschaft täglich auf allen Kanälen gepriesen wird. Geld kann Ängste dämpfen, beruhigen, aber es läßt sie nicht verschwinden. Und Angst macht nie glücklich. Dafür ist sie viel zu beängstigend.

Glück in der Krise hatten die Frauen. Vor allem die aus dem Osten.

http://www.news.de/gesellschaft/846467702/ossis-geben-nicht-so-leicht-auf/1/

Die Krise ist nicht weiblich, und ostdeutsch erst recht nicht. Eine Studie zeigt jetzt, dass Frauen im Osten eher von der Wirtschaftskrise profitieren. Die wahren Verlierer sind demnach die Männer im Westen.

Frauen arbeiten billiger als Männer. Also: keine Frage, wen man in Zeiten der Krise zuerst vor die Tür setzt: den Familienvater mit drei Kindern, der noch ein Haus abzubezahlen hat, der sich auf das typische
lebenslange Versorungsmodell „Ehe“ eingelassen hat. Ein schreckliches Wort übrigens: Versorgungsmodell Ehe. Aber das hat ja jetzt ausgedient, habe ich gelesen.

Warum die Männer im Westen die Verlierer sind? Zu teuer. Man braucht heute Menschen, die Zeit für ihr Glück haben wollen:

http://www.news.de/gesellschaft/806853645/frauen-treten-haeufiger-kuerzer/1/

Allerdings ist der Anteil derjenigen, die mangels einer Vollzeitstelle einen Teilzeitjob angenommen haben, in den vergangenen zehn Jahren von 13 auf 23 Prozent deutlich gewachsen. In Ostdeutschland sind es sogar 65 Prozent, in Westdeutschland dagegen nur 17 Prozent.

Insgesamt hatten im vergangenen Jahr 4,9 Millionen Frauen und Männer einen Teilzeitjob mit maximal 20 Stunden pro Woche, das sind 16 Prozent aller abhängig Beschäftigten. 1998 waren es noch 3,5 Millionen. Der Anstieg in zehn Jahren betrug also 35 Prozent. 1998 waren zehn Prozent der Teilzeitarbeitenden Männer, 2008 waren es 13 Prozent.

Schon spannend, so nebenbei zu erfahren, das auch die, die Arbeit haben, kaum noch richtig arbeiten gehen.
Die hängen auch den halben Tag zu Hause ´rum.

Teilzeitbeschäftigung hat in allen Altersgruppen zugenommen, am stärksten jedoch bei den 45- bis 54-Jährigen und am geringsten bei den 25- bis 34-Jährigen. Insgesamt 60 Prozent aller Teilzeitarbeitenden sind 35 bis 54 Jahre alt und in der überwiegenden Mehrzahl Frauen.

Angeblich arbeiten die alle Teilzeit, weil die keine Vollzeitstelle gefunden haben. Macht aber nichts, man kann ja einfach mal unterstellen, die wollten auch keine. Und so profitieren die Frauen im Osten von der Krise, während der Westmann der Verlierer ist. Die Ostfrau zeigt dem Westmann, wie man für wenig Geld in der halben Zeit die gleiche Arbeit macht. Als Unternehmer … freut man sich.

Und die Männer haben das ja auch verdient. Denn irgendwie … ist das ja ihre Krise. So liest man beim deutschen Gewerkschaftsbund:

http://www.dgb-frauen.de/themen/dokumente/beitrag-a-scheele.pdf

dass die Verfasstheit der (Welt )Ökonomie und der (Welt
)Gesellschaft auf einem strukturellen male bias und einem systemisch befestigten Gender-
Code basiert, der durch das Handeln der vorwiegend männlichen Akteure des globalen
Finanzkapitalismus hergestellt wird und sich permanent reproduziert.

Aber … da die Krise ja eine Chance zum Glück darstellt – sollte man da die Männer nicht weiter mit ihrem Gender-code (was immer damit auch gemeint ist) agieren lassen?

Die bisherige Krise hat doch nur eins gebracht: die ängstliche Frage des bald auch arbeitslosen Stammtisches: Wenn geht es endlich weiter wie früher?

Nun, langfristig gar nicht, aber wir verschulden uns schon mal täglich mehr, um die brutale Wahrheit so lange wie möglich hinauszuzögern.

Und der ewig notgeile Spiegel hat auch gleich schon anderes Glück in der Krise gefunden:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,655526-4,00.html

Der Teilzeit-Job als Oben-ohne-Entertainerin bei Rick’s dagegen sei eine „wundervolle Erfahrung“, sagt sie. Und allein ihr Trinkgeld summiere sich auf rund 160.000 Dollar im Jahr.

Beim ersten Mal, als sie sich auszog, sei es „beängstigend“ gewesen, berichtete Newton in einem Fernsehauftritt. „Aber nach zwei oder drei Wodka wirst du sicherer.“ In der Rezession sei das Strippen für alleinstehende Frauen durchaus empfehlenswert. Newton empfiehlt: „Probier es aus.“

Das ist die Rolle der Frau, die viele Bankgangster in der Mittagspause glücklich machen könnte. Und nebenbei winkt auch noch viel Bargeld. Eine ehemalige Kollegin als Stripperin in der Mittagspause …
leider ist die Geschichte so nicht wahr. Aber sie wird weltweit unter falscher Überschrift weitergereicht.

Manche Männer wissen, was Frauen wünschen … sollten.

Bohemian Grove und die Spermagnostiker. Besser nicht lesen. Ab 18.

Seltsam, nicht wahr. Ich schreibe etwas und bitte, es nicht zu lesen. Das hat aber seinen Grund und der besteht nicht darin, Aufmerksamkeit zu erregen. Ich bin ein etwas seltsamer Typ, Dinge die ich Anfange, bringe ich auch zu Ende. Man sagt, ich sei dickköpfig, sturr und bissig wie ein Terrier. Ich nenne das konsequent.

Warum man es nicht lesen sollte, wenn man nicht ganz speziell in die Welt der Spermagnostiker eintauchen möchte, liegt einfach daran, das diese Welt ganz besonders ekelerregend ist.

ABER: ich bin darauf aufmerksam gemacht worden, das in der Beweisführung zur religiösen Orientierung der Besucher des Bohemian Groves bzw. konkreter: der Gestalter des Rituals (denn wer da überzeugt mitmacht und wer nur zu geschäftlichen Zwecken dort ist, kann ich nicht beurteilen. Ich nehme an, 90 % der Besucher wollen nur Show und Geschäfte … eventuell weniger) ein Glied in der Beweisvernetzung fehlt:
warum Spermagnostiker?

Ich bin drauf gekommen durch die Sequenz in einem der seltenen inoffiziellen Filmchen über den Grove.
Eine Barszene. Der Pianist macht Witzchen über jemanden, der „angeblich sogar mit Frauen verkehrte“ und die Reaktion des Publikums deutete darauf hin, das Frauen … im wahrsten Sinne des Wortes dort „verpönt“ sind.

Alles verklemmte Homosexuelle? Nein. Den Zeitungsberichten nach sind zwar Strichjungen dort unterwegs, aber viel zu wenige. Außerdem sind diese Männer außerhalb des Groves alle verheiratet, mit Frauen, wie es sich für Konservative gehört. Und haben scheints auch Spaß daran.

Also spricht keine hohe Wahrscheinlichkeit für diese Interpretation.

Das Symbol der Eule und das Ritual des „Verbrennens der Sorge“ gibt aber einen Rahmen, in welchen Denkwelten man sich zu bewegen hat. Hinge dort ein Kreuz oder ein Halbmond oder eine Statue von Kali, wären es andere Denkwelten, gäbe es Blumen und Steine, wiederum eine andere.

Aber man hat sich für die Eule entschieden, die unter anderem ein Symbol für Lillith, die Kinderfresserin ist. Die Hure. Eine Position im negativen kabbalistischen Baum (den es übrigens für viele Kabbalistische Traditionen nicht gibt, nebenbei bemerkt). Die Gestaltung des Machtzentrums der USA Washington(Endstruktur des positiven kabbalistischen Baumes, soll göttliche Macht in der Welt verankern … einige der führenden Gründer der USA waren Kabbalisten – bei einem hat man allerdings auch Reste von Kinderleichen im Keller gefunden, fällt mir gerade ein) weißt darauf hin, das es eine mächtige Freimaurertradition in den USA gibt, so das kabbalistische Denkmuster bekannt – oder zumindest nicht völlig fremd sein dürften.

Lillith wiederum mit der Tatsache der Frauenverpönung in Verbindung zu bringen und nach Menschen zu suchen, die dieses als Positiv empfinden, funktioniert nur in gnostischen Gedankenwelten … und macht einen gehobenen Sinn in der Welt der Spermagnostiker….wie auch das Ritual der Sorge.

Für Gnostiker generell gilt die Marschroute: die Welt ist von einem bösen (alttestamentarischen) Gott erschaffen. Alles Mist hier unten. Für eine ältere (dafür aber wenigstens inhaltlich bekannteren) Ausrichtung der Spermagnostiker, den Barbelognostikern, war die Welt … weiblich.

Aufgabe des Mannes war nun, die Welt zu retten, in dem er seinem („guten“) Gott half, das in dem Sperma enthaltene „Pneuma“ von der bösen Welt zu befreien.

Hierzu war es notwendig, sich vor dem Samenerguß von der Frau zu trennen, die Dinge bzw. das Ergebnis selbst in die Hand zu nehmen, die so geschmückten Hände gen Himmel zu halten und erhobenen Hauptes unbekleidet von dannen zu schreiten, auf das das „Pneuma“ befreit würde.

Der Rest wurde dann gegessen, damit auch wirklich nichts verkommt.

Böse war es (und Anlaß zu großer Sorge!) wenn denn nun versehentlich doch ein Kind gezeugt wurde, denn dann mußte ein künstlicher Abort eingeleitet werden, der Fötus mußte mit speziellen Salben und Ölen gesalbt und anschließend von der Gemeinde gegessen werden, damit das gute Pneuma nicht wieder in böse Welt verwandelt wird.

Ich sagte ja … es wird ekelig.

Insofern ist die moderne Version eine Sorge los: keine Frauen heißt: (außer im Servicebereich, nach dem der Bruder eines Grovers geklagt hatte): keine Kinder, keine Kinder heißt: der besonders ekelige Teil kann niemals vorkommen. Insofern bekommt das Ritual des „Begräbnis der Sorge“ einen besonderen Sinn, denn diese Sorge ist man wirklich los.

Sind diese Menschen nun Satanisten? Nein. In ihrem eigenen Verständnis sind sie gut. Supergut sogar.
Sie sind (dank irgendeines erleuchteten Guru, der diese urchristliche Verirrung ausgegraben hat) sogar die eigentlichen Erlöser dieser bösen Welt … und das diese Welt böse ist und der Erlösung bedarf, glauben viele, auch manche von jenen, die dies hier gerade lesen.

Das ist auch der Grund, warum solche Rituale eingeführt werden: das schweißt auf eine unglaubliche Art und Weise zusammen. Man ist nicht nur reich und mächtig, sondern auch der Nachfolger Christi.

Paßt das zu den christlichen Strömungen des Landes? Auf jeden Fall…denn die haben da überall recht merkwürdige Ausprägungen von „Christentum“. Sehr merkwürdige, da würde diese eigentlich gar nicht weiter auffallen.

Ein Beispiel? Gesprochen beim eucharistischen Verzehr des Spermas:

„Dies ist der Leib Christi, dies ist das Passah, für das unsere Körper leiden und gezwungen sind, die Passion Christi zu bezeugen“. So die Barbelognostiker, bezeugt durch Epiphanes 335 n.Chr. Damals durften auch Frauen mitmachen und ihr Menstruationsblut essen, allerdings … hat man ohne Frauen eine echte Sorge weniger, die in der heutigen Zeit üble Konsequenzen nach sich ziehen würde, wenn man es wie damals praktizieren würde. Auf jeden Fall: so etwas kann man amerikanischen Christen locker verkaufen.

Warum macht man da mit? Kurz gefaßt, aus folgenden Gründen:

1. Wegen der politischen und geschäftlichen Vorteile

2. Macht Spaß, Sex sells, egal wie, auch die Auto-version

3. Elitäres Gefühl der Extraklasse mit eingebautem Erlöserego

4. Man schafft eine innigst verbundene Kaste von „Machern“, mit deren Hilfe man viel in der Welt
bewegen kann … und die nicht so leicht aus der Reihe tanzen

Und ich denke: das Erlöserego zieht ganz besonders. Wer übrigens sich mehr mit dem Orden „Skull and Bones“ beschäftigt, wird merken, das Spermarituale auch hier nicht unbekannt sind. Auch der Mickymausbush war dran beteiligt. Man sieht … alles gar nicht so abwegig, wenn man genauer hinschaut.

Hat Schmidt da mitgemacht? Ich denke, nicht. Ich denke, viele machen da nicht mit. Viele kriegen auch nicht viel mit. Was kann man denn schon sehen, außer vielleicht mal einen stinkbesoffenen onanierenden alten Herren. Gut, das zentrale Ritual können alle sehen … aber der Rest geht ganz leise.

Nur nicht … wenn Frauen auf dem Gelände herumlaufen, mit denen „etwas laufen“ könnte.

Darum muß man hier … und ich denke, das stinkt vielen, denn es gibt auch mächtige Frauen … auf das eine oder andere Geschäft verzichten. Aber dafür gibt es ja noch die Bilderberger und andere schöne Vereine.

Man wird sich die Gäste eine Zeit lang anschauen und sich für die „Arbeit“ gezielt diejenigen heraussuchen, die sich … besonders auszeichnen. So wie jede andere Sekte auch. Man darf hier nicht zu naiv denken. Immerhin handelt es sich hier … um absolut skrupellose realistische Machtmenschen.

Aber zu denen paßt eben auch diese besondere Art von „Gottesdienst“ eher, als die vergeistigteren Formen.

Literaturquellen: „Der Teufel, Wesen, Wirkung, Geschichte“, Alfonso di Nola, Hugendubel Verlag 1990, Seite 67-70

derselbe in „Enciclopedia delle Religioni“ Bd. II, S. 954-957 zu: Barbelognostiker

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