Dash-Cams und Helmkameras sind voll im Trend. Eigentlich alle Geräte, mit denen man Filmchen machen und seine Umwelt damit nötigen kann. Die kleinen Dinger sind schon so gut in der Auflösung, Gewicht und Handhabung, dass man als Laie schon passable Qualitäten erreicht. Fest montierte Versionen, wie zum Beispiel auf Helmen oder auf dem Armaturenbrett sind im östlichen Europa gang und gäbe. Dort setzt man sie aus versicherungs-strategischen Gründen ein.
Vorneweg noch schnell zur Erklärung. Dash-Cams sind Miniatur-Kameras. Früher hatten die Geheimdienste solche Apparate, heute sind sie Massenware und für jedermann/frau erschwinglich. Extremsportler nutzen sie gerne, um ihre Heldentaten im Internet zu verbreiten, Base-Jumper, das sind die, welche dem Tod ganz tief in die Augen schauen wollen und sich mit Spezialkostümen in die Tiefe stürzen, dokumentieren so öfters mal ihre Selbstüberschätzung. Die grösste Verwendung finden die kleinen Aufzeichner jedoch im Strassenverkehr.
In Russland sie die Dinger fast in jedem Auto zu finden. Bei einem Unfall bekam früher meist der Recht, welcher besser die Polizei schmieren konnte oder einen Rang innehatte, der ihn unangreifbar für die Justiz machte. Die Dash-Cams haben hier einiges verändert. Aufgrund der permanenten Aufzeichnung können Unfallhergänge lückenlos rekonstruiert werden. Oftmals sogar aus verschiedenen Perspektiven. Für die Versicherungen und Polizei müssten diese Beweismittel eigentlich wertvoll sein, aber die tun sich schwer damit.
Wie die Diskussion in der Schweiz. Eigentlich könnte auch im bergigen Heidiland alles aufgezeichnet werden. Gut, machen sie ja schon. Die unzähligen Überwachungskameras befördern einen zum Monitor-Star, sobald man das Haus verlässt. Da sollten die vielen kleinen Kameras im Verkehr, Sport, Arbeit und so weiter einen wertvollen Dienst leisten können, respektive ergänzend zum staatlichen Schnüffelprogramm wirken. In Russland wurden einige Beobachtungen zufällig gefilmt, die sonst nur Augenzeugen berichten könnten, wie ein Flugzeugabsturz, Kometen, unerklärliches Himmelsleuchten und vieles mehr. So gesehen können die millionenfach täglich gemachten Filmchen wichtige Zeitdokumente darstellen. Viele Personen, die etwas Ungewöhnliches sehen, könnten das augenblicklich dokumentieren. Vielleicht lassen sich so langsam die ganzen Rätsel um UFO’s , Geister und sonstigen Dingen, die bisher hauptsächlich auf Zeugenaussagen beruhten, filmisch belegen und erklären.
Ausserdem würden später Historiker anhand der vielen gefilmten Zeitdokumente schnell erkennen, dass die damalige Medienwelt die Realität ganz anders schildert, wie die gefilmten Tatsachen eigentlich zeigen.
Könnte hier der wahre Grund sein, warum sich einige Regierungen mit der gesetzlichen Zulassung der Aufnahmegeräte als Beweismittel und im täglichen Einsatz so schwer tun? Haben sie eventuell Angst davor, dass ihre mittlerweile Terrabyte dicken Schwindeleien die Geschichtsbücher erreichen? Dank den Handy- und Kamerabildern vieler Menschen werden sie schlussendlich an ihren Betrug am eigenen Volk erinnert und das ist unangenehm. Da hilft auch keine ARD oder ZDF mehr. Die zusammengeschnippelten Beiträge aus der Ukraine wurden von den vielen Aufnahmen auf YouTube sofort als Kriegshetzerei und Falschmeldung entlarvt. So gesehen ist es verständlich, wenn die Politiker dem Volk das neue Spielzeug verbieten wollen. Nachrichten dürfen nur die vom Volk gesponserten Sender veröffentlichen.
Ein anderer Aspekt, der die kleinen Aufzeichner fragwürdig erscheinen lässt, ist der Persönlichkeitsschutz. Ist es uns egal, wenn wir täglich von tausenden Linsen gefilmt werden? Ist das Verantwortungsbewusstsein der Leute mit dem Filmmaterial umzugehen so weit fortgeschritten, dass die Diskussion um die Privatsphäre überflüssig ist? Verschiedene Zeitungsartikel sagen leider etwas anderes. Drohnen mit Kameras, die Leute in ihrem Privatbereich beobachten, wenn’s dumm läuft nackt ablichten, und anschliessend ins Netz stellen. Es muss nicht mal so schlimm kommen. Allein das Gefühl beobachtet zu werden, wenn man im Garten liegt und eine Drohne über sich schweben sieht, ist beklemmend und empfinde ich als „Hausfriedensbruch“ meiner Privatsphäre. Darf man die Dinger eigentlich vom Himmel holen? Mit Steinschleuder, Luftgewehr oder Flugabwehr-Raketen.
Ein anderes Problem für Hobby-Filmer sind die vielen Urheberrechts-Fallen. Sobald man die Kamera einschaltet, ist man für die GEMA, SUISA und wie die ganzen Inkassofirmen der Unterhaltungsindustrie heissen, Freiwild. Wehe, man filmt etwas, wo sie noch Profit heraus schlagen können, dann machen sie’s. Die ganze Abmahnhysterie wurde so nach und nach in die Höhe geschraubt. Otto Normalo käme es nie in den Sinn bei einem Grosskonzern nachzufragen, ob es egal ist, wenn das Produkt auf den Ferienbilden auftaucht. Ebenso ist es ihm egal, wenn er eine schöne Diashow erstellt hat, eine Musik aus dem Internet darüberlegt und mit Stolz der YouTube-Gemeinde präsentiert. Die Leute haben kein Problem mit Sachen, die sie im Netz finden und verwenden, Nur die Konzerne haben damit Mühe. Vor 20 Jahren schrie kein Hahn danach, aber irgendwann kam ein raffgieriger Schlipsträger auf die Idee, den einfachen Bürger mit konstruierten Urheberrechtsklagen zu beglücken. Für einige skrupellose Anwaltskanzleien wurde diese „Geschäftsidee“ zur Goldgrube.
Die weitere Entwicklung rund um die Dash-Cams wird spannend bleiben. Die Politiker fühlen sich plötzlich vom Volk „bespitzelt“ und der Polizei, den Gerichten und Versicherungen wird mit den Cams der „Handlungsspielraum“ eingegrenzt. Und das passt keinem. So wird über kurz oder lang die Kamera verboten werden, in erster Linie im Strassenverkehr. Dann werden Filmaufnahmen in der Öffentlichkeit verboten, sobald ein Bildsensor einen Politiker erspäht und Filmaufnahmen werden als Beweismittel nicht zugelassen, weil jeder von Natur aus zu Hause eine Videobearbeitungsprogramm hat und professionelle Bildfälschungen durchführen kann. Zudem werden sie bald als Gefährdung der Öffentlichkeit angesehen, weil Leute aus Geltungsdrang Risiken eingehen, die manchmal nur die Kamera überlebt.
Das sind genug Gründe um dieses Gerät zu verbieten. Und ich bin überzeugt dass viele Filmer ebenso viele Gründe finden, warum sie die Kamera trotzdem immer dabei haben. Sonst müssten die Politiker alle foto- und filmtauglichen Handys auch verbieten. Das könnte aber wiederum ein Segen sein.
Ein SF Kurzfilm. Sehenswert. Auch deshalb, weil er mit Open Source Software (Blender und Gimp) realisiert und per Crowd Founding finanziert wurde.
„Tears of Steel“ was realized with crowd-funding by users of the open source 3D creation tool Blender. Target was to improve and test a complete open and free pipeline for visual effects in film – and to make a compelling sci-fi film in Amsterdam, the Netherlands
Und hier ein kurzes Video, wie einzelne Effekte eingebaut wurden:
[Video, bitte Beitrag anklicken]
Man stelle sich vor, wir würden im Wilden Westen leben. Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts. Außer Geronimo und den Apachen haben wir die Indiander in den Griff bekommen – sie sind tot, im Lager oder hungern im Reservat. Kräht dank Auschwitz kein Hahn nach heutzutage.
In aller Ruhe können wir uns zivilisatorisch ausbreiten. Unsere Geschichte spielt im mitleren Westen. Eine staubige Straße. Eine kleine Stadt. Unsere Held reitet in die Stadt hinein. In den Seitengassen der Stadt sind hungrige Kinder in Lumpen. Sie dürfen den Bürgersteig nicht betreten, den er gehört den Bürgern der Stadt. Man sieht deutlich, das sich auch viele alte, kranke und behinderte Menschen in den dunklen Ecken verbergen – scheinbar ist auch ihnen das Betreten des Bürgersteiges untersagt.
Viele Menschen haben keine Arbeit und irren hungrig umher und fürchten sich vor dem nächsten strengen Winter, den die stellvertretende Bürgermeisterin von der Leyen hat ihnen den Heizkostenzuschuß gestrichen. Auch die Kinder werden frieren müssen, es sei denn, sie sind zum Sport oder beim Theater, was man ihnen jetzt gnädigerweise geschenkt hat. Oder sie verbrennen die Bücher, die man ihnen für die Schule mitgegeben hat. Auf den Bürgersteigen jedoch tummelt sich viel goldbehangenes Volk, allen voran fette Banker mit Zylinder und Zigarre, meist in Begleitung sehr leicht und exotisch gekleideter Damen – ebenfalls goldbehangen. Man sieht allein auf der Straße genug Gold um alles Elend aus der eigentlich reichen Stadt zu verbannen….doch das Gesetz der Prediger Schröder und Fischer will Anderes und Bürgermeisterin Merkel wacht streng darüber, das es eingehalten wird. Es gibt Tafeln für Arbeitslose und Läden für Menschen, bei den Tafeln für Arbeitlose entsorgen die Läden das, was sie sonst teuer entsorgen müßten und mißbrauchen so die Arbeitslosen als zweibeinige Müllentsorger.
Unser Held spuckt auf die Straße und reitet in den Saloon. Dort stößt er – noch finsterer blickend – die Tür auf. Das Saloon entspricht dem, was man erwarten konnte. Edle Hölzer, ein Klavier aus Europa, feinste Damenwelt, die jenseits aller Widrigkeiten des Lebens existiert und eine Wolke von Lumpen in Seide gehüllt. Böse Blicke begegnen ihm, denn man ist Fremden gegenüber nicht freundlich eingestellt, erst recht nicht, wenn sie den Kleidungscode der etablierten Leistungselite nicht einhalten…respektiert aber noch einen Colt Navy .45 – man lebt immerhin im Wilden Westen und Amerika ist ein freies Land von freien Bürgern (der eine oder andere der Anwesenden nimmt sich aber im selben Augenblick vor, das man das mal im Stadtparlament zur Sprache bringen muß).
Der Held schreitet an den Thresen, wo der Wirt wie in allen Saloons zu jener Zeit üblich die Gläser mit seiner eigenen Spucke reinigt. Er knurrt standarmäßig „Whisky“ weil Rolle und Umgebung dies erwarten. Er trinkt, dreht sich um wobei – wie ebenfalls üblich – der Poncho zur Seite rutscht und einen schnellen Zugriff auf den Revolver erlaubt um in einer Notwehrsituation entsprechend reagieren zu können.
Dann schaut er in die Runde und knurrt „Hier stinkts.“ Es folgt die übliche dramatische Pause. “ Das ist das dreckigste Kaff, das ich je gesehen habe. „ Er schaut sich um und man sieht ihm an, das er sich nach den Zeiten sehnt, als er mit seinen Neger- Mulatten- und Indianerkameraden raubend, brandschatzend und plündernd durch die Prärie gezogen ist.
Wieder spuckt er auf die Erde, während sein Blick ruhig und konzentriert auf der Menge ruht. „Hier regieren Angst und Terror. Da geht es ja den Roten im Reservat besser.“
In dem Moment steht die Vorsitzende des örtlichen Stadtverschönerungsvereins entschlossen auf.
„Also, das geht mir jetzt zu weit. Diese Worte – in unserer Stadt – das ist ungeheuerlich. Das ist links und überhaupt nicht objektiv. So etwas zieht mich einfach nur runter. Das höre ich mir nicht länger an“.
Sprichts und verläßt die Bühne.
Das ist nach wenigen Tagen die Essenz der Kritik am Nachrichtenspiegel … die mich sehr entsetzte. Nichtwähler kann ich ja noch verstehen, aber Menschen, die mit politischen Scheuklappen durch die Gegend laufen, machen mir Angst. Ich meine: wir erfinden die Nachrichten doch nicht. Wir laufen auch nicht jedem Gerücht hinterher.
Aber gut, das wir auch die Kategorie „Filmkritik“ hier haben. Die hatte ich zwar eher für einen der bekennenden Vielseher unter uns angedacht, aber ich kann jetzt auch selber mal eine schreiben alldieweil ich auch mal einen gesehen habe.
Filme sind ja Mumpitz. Genau wie unser Westerndorf. Alles nur Illusion, Projektion und Deutung. So soll ja auch unsere Wirklichkeit sein, sagen die Pysiker: wie ein gigantisches Hologramm. Wir sind so stolz auf unseren Materialismus – und was wir damit alles geschaffen haben – und da kommen einfach die Physiker daher und sagen: Bätsch, das gibt es alles nicht. Die Inder, Buddhisten und Anhänger Atons sagen das schon lange – aber wer hört schon auf die ältesten Völker der Welt. Alles Primitive, die ins Reservat gehören …. oder erschossen.
Der Materialismus ist wie ein Zaun um unser Westerndorf gezogen und auf ihm steht: hier draußen gibt es nichts. Und wer das anzweifelt, hört ein lautes „Recht hast Du!“ vom Dorfpfarrer, der gleich mit dem Klingelbeutel herbeigeeilt kommt um einem nicht nur nebenbei zu erklären, was genau dort draußen auf einen wartet sondern auch noch Eintritt dafür möchte.
Ein geniales, geschlossenes System. Wie ein Knast, nur größer … und eher für den Geist gedacht. Auf primitivste Sinnlichkeit ausgerichtet – man wundert sich, das die Erde trotzdem Kugel bleiben darf – aber höchst funktionabel.
Da freut es, das es manchmal Geschichtenerzähler gibt, die von Begebenheiten erzählen, die eine gewisse Transzendenz aufweisen. Dazu gehört für mich „Das Kabinett des Dr. Parnassus“. Ein wandernder Schausteller, ewig lebend, ringt mit dem Teufel um Seelen. Teufel gewinnt – häufiger. Oder immer – je nach Sichtweise. Der Film zeigt uns … wie erbärmlich arm wir geworden sind. Oder vielleicht habe nur ich mich daran erinnert, wie arm wir geworden sind. Mythen, Sagen und Legenden sind voller phantastischer Erzählstoffe, voller Abenteuer, emotionalen Herausforderungen und epischen Entscheidungen … schaut man sich im Vergleich dazu die erzählerische Vielfalt unseres Kinos an so erschrickt die geringe Themenbreite so sehr, das man vorsichtig fragen möchte: wo kommt eigentlich der Rückschritt her?
Ein wenig von dem Rückschritt sehen wir in dem Film … oder in seinen Hintergründen. Alte Häuser, verrottete Massensiedlungen, Müllberge (schon wieder kommt mir unser kleines Westerndorf in den Sinn und ich weiß, wie es jenseits der Hauptstraße aussieht), degenerierte Menschen in noblen Clubs: die Kulisse für Parnassus Kampf gegen den Teufel zeigt in Bildern die Herrschaft des Teufels über die Welt, die Geschichte erzählt den verzweifelten Kampf des Doktors um seine Tochter. Klassisches Happy End: die Cowboys mit den weißen Hüten gewinnen. Oder auch nicht.
Einer der Hauptdarsteller ist während des Drehs gestorben: Heath Ledger heißt er.
http://de.wikipedia.org/wiki/Heath_Ledger
Die Polizei schloss ein Fremdverschulden aus und prüfte die Möglichkeit des Todes durch eine Überdosis von verschreibungspflichtigen Tabletten, die neben seinem Bett gefunden wurden. Eine am Folgetag durchgeführte Autopsie lieferte zunächst keine schlüssigen Hinweise. Das später veröffentlichte Ergebnis der toxikologischen Laboruntersuchung ergab, dass der Schauspieler an der verstärkenden Wechselwirkung durch die missbräuchliche Einnahme von mehreren Schmerz- und Beruhigungsmitteln starb (zu den sechs Medikamenten, die im Körper des Schauspielers nachgewiesen wurden, zählten starke Schmerzmittel, Schlaftabletten sowie Medikamente gegen Angstattacken). Die Polizei geht von einem Unfall aus.
Insofern wird es die Welt freuen, das zumindest das deutsche Gesundheitswesen auch in Zukunft durch massive Steigerung des Sozialbudgets weiterhin für die notwendige Versorgung mit Medikamentenmassen zu überhöhten Preisen sorgt, damit solche „Unfälle“ auf weiterhin Arbeitsplätze schaffen … im konkreten Fall des Filmes wurde sein Arbeitsplatz u.a. von Jonny Depp besetzt. Und wie schön, das die Krankenkassen jetzt fast freie Hand haben, uns zusätzlich auch noch Geld aus der Tasche zu ziehen, damit ihre Direktoren ihre Gattinnen mit Gold überhäufen können.
Es ist Schade, das wir nicht auch so ein Kabinett haben. Allein schon der Kutschwagen des Dr. Parnassus hat mich sehr neidisch gemacht. All mein Hab und Gut würde ich dafür hergeben, so leben zu können – wenn da noch eine Dusche drin wäre. Aber sonst: schon dieses Fahrzeug ist ein Traum – ein liebevoll gestalteter Traum, der durch die Alptrauumgebung unseres Alltages noch deutlich an Reiz gewinnt. Aber viel lieber als mein Wohlbefinden wäre mir, das Kabinett würde real in unseren Städten erscheinen und Dr. Parnassus würde uns mit seinen Träumen zeigen, wem wir mit unseren alltäglichen Entscheidungen dienen – wobei es egal ist, ob es einen Teufel gibt oder nicht. Schlimmer wäre es, es gäbe keinen und wir wären das alleine.
Wir brauchen aber nicht so zu sein. Wir brauchen auch keinen Gott oder Teufel, noch hilft es, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob es den einen oder andern gibt.
Unsere Welt gleicht dem Westerndorf – im Kleinen wie im Großen. Und sie macht uns alle alle arm. Arm an Sinnlichkeit … und billiger Sex ist dafür kein Ersatz. Ich würde doch auch keinem Weinconnosseur einen selbstgebrannten Schnaps vorsetzen mit den Worten „Nimm das, macht auch besoffen.“
Allein heute morgen, als die ersten Sonnenstrahlen den Morgendunst golden färbten und unser Tal wie ein kleines Jenseits erstrahlte, wußte ich wieder wie unermeßlich reich wir sind. Ich konnte mich an viele Reisen erinnern, wo ich diese Sonnenaufgänge auf Autobahnraststätten sehen mußte … sie aber trotzdem gigantisch fand. Und ich konnte mich daran erinnern, das ich der Einzige war, der diesen Reichtum genoß. Die anderen hetzten sofort weiter. Die Taschen voller Gold und Juwelen, aber Hirn und Sinne nutzlos verdorrt. Welche Armut. Welche unermeßliche, erbarmungswürdige Armut. Die läßt sich auch mit 350 PS nicht kompensieren. Auch nicht der leise Verdacht, das es ein großer Geist sein muß, der diese Sonnenaufgänge (und viele viele andere Wunder für die Sinne) komponiert – und ein schrecklicher Ungeist, der mit lärmenden Autobahnen Landschaften vernichtet.
Genauso ein Ungeist wie der, der verantwortlich für die neue Gesundheitsreform zeichnet, die vor allem eins macht: das Sozialbudget auf Kosten der arbeitenden Menschen noch weiter ausdehnen. Der Doktor in unserer kleinen Westernstadt hat schon soviele Goldketten, das er eine Schubkarre braucht, wenn auf Hausbesuche fährt.
Was würde ich doch dafür geben, gäbe es ein Kabinett des Dr. Parnassus in dieser Welt. Einen Teufel brauchen wir nicht, wir haben Manager, Politiker, Anleger und Banker….und die sind schlimmer. Da ist der Teufel noch harmlos gegen … jedenfalls der Filmteufel.
Aber anstatt den Träumer Dr. Parnassus haben wir den Mediziner Dr. Rössler … und nach wie vor gilt, das eine Krähe der anderen kein Auge aushackt, weshalb wir bald alle den Ladenmüll bei den Tafeln konsumieren müssen, weil auch wir uns was anderes nicht mehr leisten können:
http://www.welt.de/politik/article8343034/Roesler-Reform-ueberzeugt-nicht-mal-Krankenkassen.html
Sogar der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen zeigte sich enttäuscht. „Insgesamt wäre mehr drin gewesen“, erklärte die Vorstandsvorsitzende Doris Pfeiffer. „Die Zusatzbelastungen der Versicherten könnten merklich geringer sein.“ Pfeiffer warf der Koalition vor, Ärzte und Krankenhäuser zu stark geschont zu haben. „Die Zusatzbelastungen der Versicherten könnten merklich geringer sein. Die Einnahmen der Ärzte und der Krankenhäuser sind so hoch sind wie noch nie.“ In diesen Bereichen wäre „eine echte Nullrunde angemessen gewesen“.
(Eifelphilosoph spuckt nochmal seinen Kautabak auf den Boden des Saloons, trinkt seine Whisky und geht zur Tür. Kurz bevor er die Szene verläßt, dreht er sich nochmal um – die Hand nähert sich unmerklich dem Waffengurt – und knurrt: Scheißkaff. Abtritt Eifelphilosoph.)