Feudalstaat

This tag is associated with 4 posts

Schule – wie Staat Kinder zerstört: über moderne Selektionsrampen und ihre tödlichen Folgen. Bekenntnisse eines Lehrers.

Digital StillCamera

Montag 29.8.2016. Eifel. Nun – seit einer Woche ist wieder Schulanfang. Zeit, über einen Fehler zu reden. Meinen Fehler. Den größten Fehler meines Lebens. Jene Entscheidung, mit der ich alles verraten habe, wofür ich damals als Jugendlicher stand. Auch heute noch ist es mir extrem peinlich, darüber zu reden, aber wenn ich mir anmaße, über Schule zu reden, muss ich zuvor ein Geständnis machen: ich habe eine Ausbildung als Gymnasiallehrer. Da stellt sich natürlich gleich die Frage: warum? Wegen den Ferien? Der Verbeamtung? Dem lockeren Job? Nun – nein. Ich wollte nie Lehrer werden. Im zarten Alter von 15 Jahren hatte ich beschlossen, Philosophie zu studieren – das war mein Lebensziel. Egal, was danach kam – und wenn es eine lebenslange Existenz als Obdachloser bedeuten sollte (so idealisiert kann man ja in solchem Alter schon mal sein) – das Ringen um Weisheit und Wahrheit faszinierte mich, das kreative Spielen mit Perspektiven, die Analysen, die über den Tellerrand der sonstigen Fachwissenschaften weit hinausgingen: Philosophie war nach der Lektüre einiger Schriften von Platon meine Leidenschaft geworden, während um mich herum alles nach Banker- und Politikerkarrieren schrie. Ja – so war meine alte Schule, ein Kollegschulversuch, den ich mir mit 14 Jahren selbst ausgesucht hatte, zum Erschrecken meiner Eltern fuhr ich allein in die ferne Stadt, um dort mein Glück zu machen und ein Angebot anzunehmen, das mir so kein Gymnasium bieten konnte: zwei Abschlüsse zum Preis von einem – wer kann da schon widerstehen.

Die Entscheidung führte nicht zu einem Leben ohne Probleme: ich war 14, als die Schule begann, und damit der jüngste Schüler meiner Klasse, der älteste, der an diesem Schulversuch teilnahm, war 28. Eine kunterbunte Mischung, in der ich schneller wachsen musste als in „normalen“ Schulen. Der Unterricht wurde dank Lehrermangel von Universitätsprofessoren ergänzt (was ein Segen war, wie man im folgenden sehen wird – unter „Lehrern“ hätte ich als Arbeiterkind kaum Abitur machen können), zusätzlich mussten wir uns wirtschaftliche Kompetenzen antrainieren: Stenografie, Schreibmaschine, Buchführung – die unbeliebtesten Fächer aller Zeiten. Unser Wirtschaftsunterricht war … außergewöhnlich, aber so sehr anerkannt, dass wir Bewerbungen von Gymnasiasten dazu bekamen, die mit uns den Unterricht teilten. Ich war also auch recht jung, als ich Abitur machte, was ein Wunder war, verbrachte ich doch den Großteil meiner Lebenszeit mit Bürgerinitiativen, Aufmärschen gegen Nazis, Demonstrationen gegen Krieg, Atomstrom, Atomraketen, als verdeckter Schreiber für eine Stadtzeitung (verdeckt weil … ich den Verantwortlichen zu humanistisch eingestellt war und angesichts der Terroristenjagd für Respekt vor dem Menschen in den Gejagten warb), zusätzlich experimentierten wir mit neuen Lebens- und Gesellschaftsformen in Selbsterfahrungsgruppen: es war eine wilde, zeitintensive, aufregende Zeit, die viel Hoffnung auf Zukunft machte – doch dann kam der Moment, wo ich … immer noch viel zu jung … zum Arbeitsamt gerufen wurde, dessen Mitarbeiter für mich als jungen Mann viel zu raffiniert waren.

Ich schlug dort auf mit meinem festen Entschluss, Philosophie zu studieren – und landete in einer völlig fremden Welt, denn: das ging nicht. Ich brauchte ein Zweitfach. Medizin hätte ich noch interessant gefunden – hatte schon einige Arbeiten zu Hirn- und Nahtodesforschung gelesen – aber das war schnell vorbei, als man mir eiskalt mitteilte, dass ich schon im dritten Semester tote Menschen schlachten sollte (also: völlig auseinanderschneiden). Ich fand: da war ich noch zu klein für. Also predigte der Beamte des Arbeitsamtes weiter (Predigten, die Familie und vor allem mein Vater schon herunterbeteten): ich solle doch darauf achten, dass ich in Zukunft – wenn ich realistischer denken würde – Frau und Kinder haben würde, Geld verdiene müsste und sollte deshalb das Studium mit Abschluss Lehramt machen. Und außerdem wäre da noch das Problem dass ich ein Zweitfach bräuchte, Monostudiengänge seien durch den Staat verboten worden.

Nun – über ein Zweitfach hatte ich mir nie Gedanken gemacht: er wollte aber eine Antwort für seine Akten. Geschichte war mir zu seicht, Germanistik ebenso, von Sprachen hatte ich die Nase voll, ebenso von der Mathematik, die mir zu unpräzise im Denken war (ja: dass man per Willkürentscheidung nicht durch Null teilen darf, weil dann das ganze System kollabierte, hatte einen starken Eindruck auf mich gemacht). Doch der Mann vom Arbeitsamt hatte gleich eine Liste parat von Zweitfächern, die dringend gesucht wurden: Sonderpädagogik war ganz oben. Gut, sagte ich: das nehme ich. Doch wieder: das verbot der Staat. Wer Sonderpädagogik brauchte, sollte nicht in die Welt des Denkens eintauchen. Überhaupt war der Stellenwert der Philosophie im Schulwesen absolut gering: selbständiges Denken war wohl nicht erwünscht.

Ich gab also nach, nahm – als Atheist – das Zweitfach Theologie: wohl wissend, dass ich um die Religion im Rahmen der Philosophie nicht herumkommen würde (was ein Glücksfall war, muss ich im Nachhinein sagen: ich musste zwar noch einmal die Religion wechseln – von katholisch zu evangelisch – aber dann war es ein „erstklassiges geisteswissenschaftliches Studium“: jedenfalls waren das Kommentare von akademischen Freunden meines Vaters, die ihn dann sehr erfreuten. Die Kombination wurde während meines Studiums verboten, erstklassige Geisteswissenschaftler sind dem Staat sohl unheimlich). Zu der Entscheidung, dem Druck nachzugeben, gehörte die Tatsache, dass ich jahrelang als Begleiter und Leiter von Jugendfreizeiten für arme Kinder gearbeitet hatte: für jeweils drei Wochen fuhren wir mit Kindern aus „sozialen Brennpunkten“ in den Urlaub. Ich hatte also – für mein Alter – reichlich Erfahrung im Umgang mit jungen Menschen, dachte ein wenig an „Fügung“ und verriet meinen philosophischen Geist: zum Jubel von Verwandtschaft und Arbeitsamt.

Und dann: kam die Realität. Voller Idealismus – auch geprägt durch Eindrücke aus dem Pädagogikstudium – betrat ich die Schulwelt … und wusste nach dem ersten Besuch im Lehrerzimmer, dass dies ein Fehler war. Nach einem Jahr spätestens war mir – und vielen anderen – klar, dass man diesen Job aus Gewissensgründen ablehnen musste – sofern man noch ein Gewissen hat. Ich ging dann – nach einem etwas ungewöhnlichen und abenteuerlichen Abschluss des Zweiten Staatsexamens – in die Pharmaindustrie, was mich viele Freunde gekostet hat, aber meinem Gewissen … Überraschung! .. Erleichterung verschaffte.

Was musste ich erleben – im Lehrerzimmer, dem schlimmsten Ort meiner Schulzeit? Lehrer, die hereinkamen und offen herumposaunten, dass sie diesen oder jenen Schüler nicht mehr sehen wollten und Kollegen ersuchten, denjenigen eine Fünf zu geben: es gab Freiwillige genug. Leitende Ausbildungslehrer, die Karrieren ruinieren wollten (mit einer 6 in Religion), weil es die Schüler gewagt hatten, entschuldigt den Unterricht versäumt zu haben, weil die Trainingszeiten der Fussballmannschaft sich mit dem Unterricht des eitlen Gecken überschnitten: da wurden in zehn Minuten Gespräch mehr Gesetze gebrochen, als wir tags zuvor in der theoretischen Ausbildung gelernt hatten. Hausaufgaben über die Ferien? Streng verboten, aber gerne gegeben. Man wurde – als Referendar – auch mal an die Seite genommen und über die Noten aufgeklärt: Lehrerkinder waren mit „1“ zu benoten. Und natürlich gab es Schweigepflicht … weshalb ich ja auch nicht sage, wo dies war, wer dies war (wahrscheinlich schon alle pensioniert) – und außerdem ist das 28 Jahre her.

Knallharte Umsatzverantwortung in der Pharmaindustrie, 120-Stunden-Wochen, existentieller Leistungsdruck  waren eine Erholung gegenüber den gruseligen Erfahrungen im Schulwesen, wo ich von einem Ausbildungsleiter wesentliches über den Charakter des Lehrers erfuhr: seiner Erfahrung nach (die groß war, er ging nach uns in Rente und wollte uns, seinen letzten Kurs, dazu benutzen, um endlich mal die Wahrheit zu sagen) waren Lehrer schwache Menschen mit Angst vor dem echten Leben, weshalb sie – nach kurzer Exkursion in die Universität – schnell wieder in gewohnte Gefilde zurückkehrten, wo wenig Kontakt durch Leistungsdruck, Arbeitseffektivität und Ergebnisorientierung bestand und man als Büttel des Staates ganz frei nach Lust und Laune Noten verteilen durfte – es sei denn, sie seien zu gut.

Der Traum, man könne im Schulwesen Kinder zum Nachdenken anregen, zerplatzte schnell: man stand an der Selektionsrampe. Wissen Sie, was ich damals gelesen hatte? Ich habe es wiedergefunden (siehe Spiegel):

„Zeugniszeit — Selbstmordzeit. Die Fünf im Rechnen und in Deutsch: Angst vor dem Versagen treibt zunehmend Schüler wie Eltern in Verzweiflung. In den Klassenzimmern herrscht Ellenbogendenken, wächst die Zahl der psychisch und physisch Kranken. Lehrer und Ärzte warnen: „Unser Schulwesen treibt einer Katastrophe zu.““

Das war 1976, an den Universitäten wurde der Unsinn von „Hausaufgaben“ und „Noten“ sowieso schon abgelehnt, die Wissenschaft der Pädagogik (in der Schule kaum benötigt) entwickelte ein anderes Bild vom Menschen und seiner Entwicklung, das alte Schulwesen (das damals ohne Noten für „Betragen“ auskam) galt es auszurangieren – und ich war überzeugt davon, dass ich bei der Transformation des Reichsschulwesens (ja: unser Schulwesen beruht auch heute noch auf den Grundsätzen des Kaiserrreiches … und der NS-Zeit … – für Lehrer ein Traum) gute Dienste leisten könnte. „Wie lange soll die Quälerei noch dauern“ – fragte der Spiegel damals. Rechnen Sie selbst nach: wir schreiben heute das Jahr 2016.

Die Folgen der Notengebung sind tödlich – nur eine der Katastrophen, vor denen der Spiegel damals warnte (siehe Tagesspiegel aus dem Jahre 2013):

Die Zahlen sind erschreckend. Selbsttötung ist in Deutschland nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache junger Menschen zwischen 15 und 20 Jahren. In den vergangenen zehn Jahren nahmen sich nach Angaben der Telefonseelsorge Berlin jedes Jahr in Deutschland mehr als 600 Jugendliche das Leben.

Was hatte sich geändert gegenüber 1976? Der Tagesspiegel erwähnt nicht mehr, dass der Leistungsdruck in der Schule mit verantwortlich für die Suizide ist: für eine Leistungsgesellschaft sind halt Reibungsverluste (Kollateralschäden) tolerabel. Er reduziert die Suizidgründe auf Liebeskummer und Drogenmissbrauch, läßt ganz die Tatsache außer acht, dass Schulnoten ein eigenständiges Risiko darstellen (siehe Psylex):

Schwache Zensuren / Noten in der Schule zu erhalten, ist mit einem erhöhtem Risiko für Suizid im Jugendalter verbunden laut einer neuen Studie der medizinischen Universität Karolinska Institutet und des Swedish National Board of Health and Welfare.

Wieviele Leichen wollen wir der deutschen Lehrerschaft vors Lehrerzimmer legen? Schwer zu beurteilen, weil es ein Tabuthema gibt. 24000 Suzide von Kindern in den letzten 40 Jahren – vielleicht sollten wir einfach mal alle nehmen?

Wie geht Schule selbst damit um? Fragen wir das Ministerium (siehe Schulpsychologie.NRW):

„Die Frage, inwieweit Schule mit dazu beiträgt oder sogar ursächlich dafür verantwortlich ist, dass Jugendliche sich das Leben nehmen, wurde schon seit Anfang des vorigen Jahrhunderts heftig und kontrovers diskutiert und ist bis heute nicht eindeutig geklärt.“

Die Arbeit, die hier als Grundlage für die staatliche Position angegeben wird, hat jedoch einen ganz anderen Schwerpunkt (siehe Kohlhammer), aber es reicht um zu sagen: „ob wir es waren, ist unsicher. Also machen wir weiter“.

Was geschieht jedoch, wenn Lehrer sich dem System widersetzen? Wenn sie wirklich gute Arbeit leisten und als Folge gute Noten vergeben?

Nun – dann greift der Staat ein … und hart durch (siehe Spiegel):

„Ihr Fall machte Furore: Die Lehrerin Sabine Czerny wurde von bayerischen Schulbehörden strafversetzt – wegen guter Noten und spannenden Unterrichts. Jetzt hat die Lehrerin, die zu wenig Fünfen gab, einen Preis für Zivilcourage erhalten.“

Unglaublich, oder? Die macht vielleicht guten Unterricht und versucht nicht nur die Arbeitszeit zwischen den Ferien durch exzessive Hausaufgabenkontrolle möglichst bequem zu überbrücken – oder die hat einfach gute Schüler gehabt, doch da schreitet der Staat mit aller Gewalt ein:

„Mehrfach wurde Sabine Czerny bei ihrer Schulleiterin und von übergeordneten Kultusbeamten einbestellt. Man verbot ihr so etwas Harmloses wie den Morgenkreis – ein pädagogisches Instrument, bei dem Schüler vor dem Lernbeginn miteinander ins Gespräch kommen. Man wollte sie zwingen, für ein Mädchen den Förderunterricht anzuweisen – aber sie widersetzte sich. Man bedeutete ihr, sie solle das Notenspektrum voll ausschöpfen: „Auch bei Ihnen muss es Fünfer und Sechser geben“, wies sie ein Schulbeamter an.“

Wissen Sie, was das bedeutet? Das offene Bekenntnis des Staates zur wirklichen Aufgabe seines Schulwesens: Schule muss Selektionsrampe sein, nicht Bildungsort. Keiner hat Interesse an perfekt ausgebildeten Schulklassen, dafür aber an einer Dreiteilung der Gesellschaft wie zu Kaisers Zeiten: Bauer, Bürger, Edelmann. Wer was wird, darüber entscheidet der Lehrer je nach Lust und Laune. Kein Wunder, dass mein Ausbildungsleiter uns am ersten Tag warnte, dass wir in der letzten Bastion des Feudalstaates in Deutschland gelandet sind: dem Schulwesen (was nicht ganz stimmte: im Medizinbereich lebte der Feudalismus ebenfalls fort – mit religiösen Tendenzen, die den Chefarzt fast heilig sprachen).

Es geht aber noch weiter – wir erfahren auch, welche Methoden der Staat gegen renitente Lehrer einsetzt, die ihren perversen Selektionsauftrag verweigern und statt dessen den Bildungsauftrag ernst nehmen … über den sonst intern alle ablachen:

Den Schulbehörden gefiel das gar nicht. Sie ordneten eine amtsärztliche Untersuchung der Lehrerin an. Zweck: psychologische Begutachtung und eventuelle Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand – „aus Fürsorge“.

Den Psychotest überstand Czerny mühelos. Aber als ihre vierte Klasse bei Arbeiten hintereinander einen Notenschnitt von 1,8 und 1,6 errang, wurde es den bayerischen Behörden endgültig zu bunt. Sie versetzten die Lehrerin an eine andere Schule – weil, so die amtliche Begründung, „der Schulfriede nachweislich und nachhaltig gestört“ sei.

Der Schulfrieden? Die ungestörte Selektion und künstliche Bildung einer „dummen“ Unterschicht. Das manche von denen, die per Lehrerwillkür zum sozialen Abschaum deklariert werden, sich umbringen, weil sie keinerlei Chance auf ein Hartz IV-freies Leben haben, wird kaltblütig einkalkuliert. Wer von den Lehrern nicht pariert, wird zwangspsychiatrisiert  … oder eben einfach versetzt. So lange aus seinem Lebensmittelpunkt herausgerissen, bis er die Lektion verstanden hat: er soll die Grundversorgung des Feudalstaates mit Schichten sicherstellen. Psychiatrie als Waffe des Staates zur Disziplinierung seiner Diener: Stalin läßt grüßen – aber Kommunismus bleibt verboten?

Wir schreiben das Jahr 2016. Nach wie vor müßte ich den Schuldienst (wie auch den Wehrdienst) aus Gewissensgründen verweigern, habe aber kein Problem damit, freiberuflich an einem Institut Kinder zu unterrichten … das geht ganz ohne Noten, muss aber von den Eltern selbst bezahlt werden. Selektion ist kostenlos, Bildung zur Verbesserung von Fähigkeiten muss bezahlt werden.

Woran ich manchmal denke? An meine Schulzeit. Es waren kaum Lehrer, die uns unterrichteten, wir hatten Fachwissenschaftler von der Universität. Später sollte ich dann lernen, dass Fachwissenschaftler an Schulen nichts zu suchen hätten (die erste richtungsweisende Anweisung meiner „Fachleiter“), dort bräuchte man „Lehrer“, die nach wie vor nur eine sehr mangelhafte theoretische Ausbildung im Fach Pädagogik haben … aber mehr Praxiserfahrung bekommen sollen: Selektionspraxis, damit ihnen von vornherein klar wird, dass es ihre Aufgabe ist, die kaiserliche Drei-Klassen-Gesellschaft im Auftrag der Oberschicht mit Personal zu befüllen … also vor allem: jene zu bestimmen, die lebenslang Unterschicht sein müssen. Und das in einer Demokratie, die über siebzig Jahre alt ist!

Dass solche Ungerechtigkeit Kindern den Lebenswillen nehmen kann: wen interessierts?

Doch dies wird nicht in Betracht gezogen, wenn man – wie aktuell eine Bertelsmannstudie zeigt (siehe t-online) – die Bildungschancen von „Hartz IV-Kindern“ beurteilt. Lehrer werden halt vom Staat gezwungen schlechte Noten zu vergeben – also vergibt man die doch lieber an jene, deren Familien sowieso schon am Boden liegen, die keinen Anwalt bezahlen können, um sich gegen Willkür zu wehren. Und als geheime Rechtfertigung vor sich selbst baut man sich Mythen über die „Hartzer“ …  Mythen, die den Bildern von NS-Publikationen über Juden gleichen …. womit keiner ein Problem hat, auch, weil es kaum noch einer kennt.

Verstehen Sie, warum dieser „Lehrer“ ein Makel für meinen Lebenslauf ist – und Verrat an allem, für was ich in meiner Jugend stand? Mit dem Regional- und Verkaufsleiter in der Pharmaindustrie kann ich offen leben … den Makel „Lehrer“ kann ich mir kaum verzeihen. Zwar habe ich vierzig Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (und selbst sieben Kinder – im Umfeld des Jüngsten durfte ich erfahren, dass viele in seiner Klasse massive Ängste haben, weil es ab der dritten Klasse Noten gibt), bin aber völlig ungeeignet für Selektionsmaßnahmen.

Und vielleicht verstehen Sie dann auch, weshalb ich massiv gegen den jetzt immer früheren Zugriff es Staates auf die Kinder bin, die nun schon ab dem ersten Lebensjahr von Staatsdiener formatiert werden sollen(siehe Editionf): die Selektion findet nur früher statt, die Erfahrung bedingungsloser Liebe – zentraler Faktor für die gesunde Entwicklung von Kindern vom 1. – 6. Lebensjahr können Staatsdiener nicht besser als Eltern vermitteln – erst recht nicht bei Hordenbetreuung mit knappen Personal.

Und unnütz ist es sowieso: es besteht für die Lehrer später Selektionspflicht – selbst in einer Klasse von Genies sorgen Rektor und Ministerium dafür, dass ein Drittel in der Gosse landen – damit es den Lehrerkindern gut geht.

PS: jenes dreibändige Werk über Verhaltensstörungen bei Lehrerkindern, welches unser Ausbildungsleiter den Eltern unter uns Junglehrern empfahl, finde ich leider nicht mehr wieder. Schade – das hätte ich gerne, habe aber völlig vergessen, wie es hieß – und das Internet schweigt dazu. Vielleicht auch: tabu. Wäre aber hoch interessant … denn da gab es viel zu finden.

PS 2: 98 Prozent aller Kinder kommen hochbegabt zur Welt. Nach Absolvierung der Schule … sind es noch zwei Prozent, so der Neurobiologe Gerald Hüther in dem Film Alphabet. Warum solche Erkenntnisse nicht zur kompletten Umänderung unseres Schulwesen führen, dürfte nun jeder verstanden haben.

PS 3: Warum ich diese Schrift unter der Kategorie „Politik“ ablege … nun, das denken Sie sich bitte selbst. Wir sind ein Nachdenk- und kein Vorkaumagazin.

PS 4: das es anders geht, zeigen britische Privatschulen (teuer!), wo Kinder zur Höchtsform auflaufen können, die an deutschen Gymnasien aussortiert wurden: das durfte ich selbst beobachten. Der Unterschied: Lehrer unterrichten nur, konzentrieren sich auf die Ausbildung von Fertigkeiten und Fähigkeiten – aber sie benoten nicht. Das machen andere. Sind die Noten zu schlecht … braucht der Lehrer eine neue Anstellung, weil er zu wenig geleistet hat. Gut für (reiche) Eltern, Schüler und Gesellschaft … schlecht für Lehrer, die bei uns eine respektable Abordnung im Bundestag sitzen haben: sie stellen die zweitgrößte Berufsgruppe (siehe statista) … im Geiste der Selektion. Noch Fragen zu Hartz IV?

 

 

 

Die große Lüge vom Kampf gegen „Rechts“.

Digital StillCamera

5.8.2016. Eifel. Deutschland ist erschüttert. Es befindet sich in einem gigantischen Endkampf gegen die größte Bedrohung, die dieses Land je gesehen hat. Das Ende ist nah, doch die Kräfte des Lichts scharen sich um das Heilige Schwert, um der Dunkelheit den Sieg abzuringen. Nun – so jedenfalls wird es verkauft.

Was ist nun das Dunkle, die böse Saat, der Fluch der Teufel? Ist es die kollabierende Ökosphäre? Ist es die aktuell wieder drohende nukleare Verwüstung der Erde? Oder die aktuell immer weiter fortschreitende Verwüstung der Welt durch irrsinnige Baumaßnahmen – allein Deutschland gibt gerade wieder 236 Milliarden Euro für Autobahnen aus (für Hartz IV zahlt der Bund 22 Milliarden im Jahr – nur mal so erwähnt, um Vergleiche möglich zu machen). Geht es um die rasante Zunahme von Mikroplastik in den Flüssen? Sind endlich die unbekannten Spender des Helmut Kohl aufgetaucht, deren Namen er höher schätzte als seinen Amtseid? Ist es TTIP und CETA, die es ermöglichen, dass Konzerne in Zukunft ohne jedes Risiko und ohne jede Investition riesige Gewinne auf Staatskosten machen können – einfach, in dem sie ihre Projekte in Naturschutzgebieten planen?

Ist es die fortschreitende Militarisierung Europas, die jetzt auch Frankreich ergreift (mit einer neuen Nationalgarde – siehe Spiegel). Sind es die laufenden Waffenlieferungen an Menschenfeinde, die der deutschen Industrie Supergewinne (und: ARBEITSPLÄTZE) bescheren, der zunehmende Einsatz der einst friedlichen Bundeswehr im Ausland, der laufende Massenmord durch Urangeschosse (an dem sich immerhin 30 Länder beteiligen – siehe AG Friedensforschung)? Widmet man sich vielleicht dem größten Massenmord, den Regierungen an ihren eigenen Bürgern veranstaltet haben – dem Mord durch das Plutonium der Atombombenversuche, der durch die größte Anti-Raucher-Kampagne der Geschichte vertuscht werden soll? Ja – das wird womöglich der nächsten große Skandal, ausgelöst durch die Statistik (siehe liebeistleben):

„Japan und Griechenland haben die höchste Anzahl an erwachsenen Zigarettenrauchern weltweit aber die niedrigste Lungenkrebsrate. Im direkten Kontrast dazu weisen Amerika, Australien, Russland und einige südpazifische Inselgruppen die geringste Anzahl an erwachsenen Zigarettenrauchern weltweit auf, haben aber die höchste Lungenkrebsrate.“

Der Skandal? Es ist das Plutonium der oberirdischen Atombombenversuche demokratischer Regierungen, die – trotz besseren Wissens – den Krebs in die Welt gebracht haben. Plutonium verursacht IMMER Lungenkrebs – Zigaretten nur manchmal. Aber diese Plutonium-Geschichte würde zu unangenehmen Fragen über „Regierungen“ führen.

Oder ist es die Tatsache, dass in einer der reichsten Regionen der Welt jedes vierte Kind von Armut bedroht ist (siehe heute) – was als eine weitere Form von organisierter Massenvernichtung angesehen werden kann?

Nun – ich will Sie nicht weiter auf die Folter spannen, weder Kinderpornografie, noch die zunehmende Gewalt in der Ehe, noch die absichtliche Verelendung und Ausplünderung weiter Teile der Bevölkerung sind Ziel dieses Kreuzzuges, sondern … der Kampf gegen „Rechts“.

Bevor Sie jetzt nicken und „aha“ rufen, so als wenn Sie wirklich alles verstanden hätten muss ich ein wenig Einhalt gebieten. Dieser Reflex ist Ihnen nämlich antrainiert – mit viel Übung und Raffinesse. Bevor wir weitereilen, möchte ich Ihnen erstmal die Frage stellen: was ist denn das eigentlich, dieses „Rechts“? Antworten Sie nicht – ich will ein paar Beispiele nennen.

Angela Merkel zum Beispiel: die ist rechts. Ganz eindeutig. Die führende politische Macht in Deutschland (CDU) ist eine rechte Partei. Sie herrscht über viele Gemeinden und Bundesländer, regiert im Bund, preist die Errungenschafen des Kapitalismus (und erhält seine ihn tragenden Banken mit dem 15-fachen dessen, was man für Hartz IV ausgibt), schickt Agenten und Agitateure in fremde Länder, um sich dort – ganz gegen die UN-Verfassung – in deren innere Angelegenheiten einzumischen, deckt Verfassungsbruch ihres Altkanzlers, hat einige dubiose Parteispendenskandale aufzuklären (was wohl nie geschehen wird, es sei denn: „die schwarze Null“ Schäuble erinnert sich endlich, wo die 100000 Mark hin sind, die er persönlich vom Waffenhändler Schreiber in Empfang genommen hat) und ist in ihrer Geschichte bekannt durch vielfache, ausländerfeindliche Aktivitäten (zum Beispiel gegen den Doppelpass, den rot-grün einführen wollte oder durch die aktuelle Kanzlerin, die „Multi-Kulti“ für gescheitert hielt).

Ihr Schwesterpartei CSU – regiert mit absoluter Mehrheit in Bayern – ist ebenfalls eine sich offen bekennende rechte Partei. Ebenso die FDP – wobei die dankenswerterweise noch „Bürgerrechte“ hoch halten .. jedenfalls die von Zahnärzten und Börsengurus. Oder die SPD – die immer links antäuscht um dann rechte Politik zu machen, aber früher wenigsens nochmal echte Linke hatte.

Echte Linke? Gibt es das überhaupt noch?

Nun – in Deutschland sind sie verboten. Seit 1956. Die Alliierten hatten die von Hitler verbotene KPD wieder zugelassen, Hitlers Erben haben sie wieder verboten. NPD war erlaubt. Ach – lassen wir das, ist lange her – und vielleicht verbieten wir ja 2016 endlich auch mal die NSDAP-Nachfolgeorganisation. Und es gibt ja aktuell auch wieder Linke – die MLPD. Sie jedenfalls machen echte linke Arbeit in Kobane und wollen wieder aufbauen, was rechte Militärs zerbombt haben (siehe Spiegel). Gut – es sind Stalinisten/Maoisten – aber doch trotzdem noch irgendwie links, oder?

Wir wollen ja auch keine neue politische Diskussion entfachen, sondern uns um das ultimative Armageddon kümmern: den „Kampf gegen Rechts“. Die „Zeit“ hat mal erläutert, worum es da geht (siehe Zeit):

„Nichts tut so gut wie das Gefühl, gegen Rechts zu kämpfen. Denn dann steht man garantiert auf der richtigen Seite. Wenn es stimmt, was Franz Werfel einst schrieb, dass nämlich neben dem Geschlechtstrieb kein Bedürfnis das Handeln des Menschen so sehr bestimmt wie die Sehnsucht nach moralischer Überlegenheit, dann ist leicht zu verstehen, warum der Kampf gegen Rechts solche Energien freisetzt: Er belohnt den Kämpfer mit einem maßlosen, ja mit dem denkbar größten moralischen Sieg überhaupt. Man stellt sich schließlich – irgendwie, im weitesten Sinne oder so – gegen Hitler und den Holocaust.“

Es kommt sogar noch besser:

„Hinzu kommt, dass Antifaschismus noch nie so billig zu haben war wie heute. Früher konnte er das Leben kosten, heute kostet er nicht mehr als ein Lippenbekenntnis unter Gleichgesinnten – und schon gehört man dazu, zum erlesenen Kreis der Aufrichtigen, Anständigen, Tapferen. Die Kämpfer gegen Rechts bilden den Adelsstand der aufgeklärten Gesellschaft. Oder noch einen Schuss polemischer: Hier findet ein Ablasshandel statt; die moralische Überlegenheit kann man einfach erwerben, indem man dem Kampf gegen Rechts beitritt.“

Vor allem einfach: man muss nicht „für“ etwas sein, es reicht, „gegen“ etwas zu sein, etwas, was man nicht genau bestimmen kann, was aber alle „rechts“ nennen … und das in einer Gesellschaft, die „links denkt und rechts handelt“ – so jedenfalls beschreibt uns der Soziologe Armin Nessehi (siehe Deutschlandfunk). Und in der geifernden, eifernden Sucht nach moralischer Überlegenheit wird blind um sich geschlagen – mangels echter Gefolgsleute der NSDAP sucht man – nur zum Zwecke der Demonstration der eigenen Überlegenheit – beständig mehr „Rechte“, an denen man seine eigene Überlegenheit demonstrieren kann … „Rechte“, die nicht etwa in Folge eines demokratischen Diskurses als solche im Dialog herausgearbeitet werden, sondern „Rechte“, die per Beschluss privater Organisationen als solche bestimmt werden.

Eine dieser Organisation kommt – auch von unserer Seite aus – zunehmend unter Beschuss – gemeint ist die Antonio Amadeau-Stiftung (warum die nur – in rassistischer Verniedlichung – den Vornamen des „Negers“ benutzen .. wie alle Sklavenhändler vor ihnen … erschließt sich dem Laien nicht. Eine „Herr Kiowa-Stiftung“ hätte ihm mehr Ehre angedeihen lassen). Nun wird dieser „Beschuss“ gerade thematisiert (siehe Tagesspiegel):

„Die Stiftung selbst bestreitet, bei ihrer Arbeit auf dem linken Auge blind zu sein. Sprecherin Sofia Vester verweist darauf, dass regelmäßig auch linksextremistischer Antisemitismus thematisiert worden sein, ebenso wie linke Verschwörungstheorien oder auch Antisemitismus unter Flüchtlingen“.

Auf ihrer Titelseite sammeln sie ganz groß „Spenden gegen Rechtsextremismus“, aber sind auch gegen „linke Verschwörungstheorien“, „linksextremen Antisemitismus“ und Antisemitismus unter Flüchtlingen. Wäre cool, wenn man das auch irgendwie in die Produktbeschreibung unterbringen könnte. Natürlich ist es in Ordnung, wenn man selber Verschwörungstheorien bildet (scheinbar sind nur die linken Verschwörungstheorien pfui) und sich eine große Hetzjagd gegen die arme, sich selbst beweihräuchernde Elite herbeiträumt – eine Hetzjagd, die von einem ominösen Mob, von bildungsfernen Schichten, vom Untermenschen, ja … früher hätte man Jude gesagt … ausgeht, ja, von einer „kampagnenhaften Boshaftigkeit“ ist die Rede.

Vielleicht ist die Lösung aber viel einfacher: eine Seite gegen (bislang nicht näher definierten „hate speech“) von Menschen mitgestalten zu lassen, die selber „hate speech“ anwenden, ist einfach Mumpitz … und unglaubwürdig. Ja – ich spreche hier von Julia Schramm, die Dresdener gerne zu Brei bomben würde (wir berichteten) und auch im Ministerim nun auf Kritik stößt:

„Zu Schramm ging das Ministerium derweil auf Distanz: „Einige der von ihr verfassten Tweets überschreiten tatsächlich auch für uns die Grenze zur Hassrede.“

Es gibt eben gute Hassrede und böse Hassrede … das muss man einfach wissen. Gute Hassrede ist die, die moralische Überlegenheit demonstrieren will und so ihren Überlegenheitsstatus manifestiert, ihr Herrenmenschensein legitimieren will, böse Hassrede ist das Gequatsche der bildungsfernen Unterschicht, die … ausgerottet gehört. Sie sind „die Fremden“, die „Anderen“, die „Unteren“, die „Minderwertigen“, die, die aufgrund ihrer Andersartigkeit, die nur als Abartigkeit verstanden werden kann, gar kein Recht auf Leben hätten, wenn die „Guten“ sich nur endlich hemmunglos ausleben dürften.

Das gegen solche Herrenmenschen nun die Staatsanwaltschaft ermittelt (siehe mdr), verwundert nicht: der bessere Mensch stand schon immer über dem Gesetz.

Die Wahrheit? Es gibt viel zu wenig Nazis, an denen sich die viel zu vielen „Bessermenschen“ abarbeiten könnten. Jene, die wirklich noch die Überzeugungen der NSDAP leben, kann man nur noch mit der Lupe suchen – darum braucht man einen verwässerten Begriff von „Rechts“, um sich möglichst viel Feinde einbilden zu können – viel Feind, viel Ehr – und da es um die narzistische Erhöhung der eigenen Persönlichkeit geht, kann man gar nicht genug Ehre (also: Feinde) haben.

Noch mehr Wahrheit? Das „Bessermenschentum“ ist an sich … zutiefst rechts und faschistisch. Darf ich da eine eigene Definiton von „Rechts“ wagen – eine, die sich durch die Geschichte hindurch belegen läßt?

„Rechts“ – im üblen Sinne von „faschistisch“ – ist der blinde Glaube an die Überlegenheit irgendeiner Form von Menschsein gegenüber anderen, im Kern die Bevorzugung feudaler Ordnung (mit „gutem“ Adel gegen „tumbe“ Bauern) gegenüber der sozialen, kooperativen, gemeinschaftlichen, demokratischen Ordnung („ich bin ok, du bist ok“). Die drastischste Ausprägung des Faschismus der Gegenwart(noch nicht mal im Ansatz im Fokus dieser ominösen Stiftung oder jeglichen Kampfes gegen „Rechts“) ist die Kampf der „Leistungsträger“ gegen „Minderleister“ (auch gerne Schmarotzer und Parasiten genannt, denen man besser nichts zu essen gibt), ein Kampf, der schon manchem Minderleister das Leben gekostet hat und sich in nichts (aber auch gar nichts!) vom Kampf des heldenhaften, kampfeswilligen, großen, blonden, blauäugigen SS-Mannes gegen den slawischen Untermenschen unterscheidet, der – da sind sich alle einig – eigentlich gar kein Recht auf Leben hat (weshalb auch die aktuelle „Russenhatz“ eben nicht unter Rassismus fällt – jedenfalls nicht im „Mainstream“, der sie massiv betreibt).

Hier wird – garniert mit linkem Denken (das sich gerne mit völlig ungefährlichen Qualitäten wie Veganismus oder Schutz von Feudalgetier – Hunden und Pferden – schmückt) – echter Faschismus im Alltag praktiziert, im Gleichschritt mit einer internationalen, demokratie- und menschenfeindlichen Konzernjunta, die sich nicht scheut, die gesamte Ökosphäre unter ihren Stiefeln zu zermalmen. Wo finden wir eigentlich die Leute, die sich gegen den wirklichen deutschen Faschimus wenden, die echten Linken, die den Kampf mit dem „rechten“ Leben der Masse aufnehmen? Nun – manchmal noch im politischen Kabarett, wo man weiß, dass „Zweifel“ säen (Zweifel vor allem an Propaganda von Regierung und Konzernen) eine eigene Qualität ist (siehe Max Uthoff in Konkret):

„Aber es gibt Momente, in denen ich nicht an Aufklärung denke, sondern an die Multiplizierung von Zweifeln. Es würde mir schon reichen – und das passiert relativ regelmäßig –, wenn nach der Veranstaltung Zuschauer zu mir kommen und sagen: Danke für das, was Sie machen, weil ich das Gefühl habe, da, wo ich lebe, bin ich allein mit meiner Meinung. Und wenn wir uns die Berichterstattung in den letzten anderthalb, zwei Jahren anschauen, über Griechenland, die Ukraine – sofern man dem Mainstream gegenüber kritisch eingestellt ist, kann es schon sein, dass man in einer kleinen Dorfgemeinschaft oder sonstwo auf verlorenem Posten steht. Insofern macht die Vervielfältigung von Zweifeln oder einer abweichenden Sichtweise … –  na ja, Mut, klingt auch schon wieder so … – vielleicht schafft sie auf eine gewisse Weise Solidarität.“

Doch wer Zeifel sät … ist „Verschwörungstheoretiker“ (links oder rechts ist bei dieser Unkategorie egal), Feind der Menschheit … weil er die Propaganda der Regierung in Zweifel zieht … jenen Regierungen, die nicht zögerten, den Lungenkrebs in die Welt zu bringen, der Millionen tötet (wie erwähnt: Zigaretten machen manchmal Lungenkrebs – die Mehrheit der Raucher bekommt keinen, Plutonium macht immer Lungenkrebs – doch darüber spricht man nicht, obwohl ich gerne Schadenersatz dafür hätte).

Echter Faschismus, echtes Herrenmenschenleben demonstriert der Deutsche im Urlaub, da, wo er sein Stück von dem Beutekuchen der Konzerne abbekommt, wo man für ihn die schönsten Gegenden der Welt zusammengeraubt und mit Betonmauern und Stacheldraht abgeschirmt hat, wo er auch mal für einen Moment „Herr“ sein darf, bevor ihn sein Arbeitssklavendasein wieder dem Burnout näher bringt. Echter Faschismus … zeigt sich ganz offen, ohne dass er überhaupt vom Mainstream noch bemerkt wird (siehe Spiegel):

„Die olympischen Segler müssen in Rio in einer stark verschmutzten Bucht antreten: Fäkalien, Gift, Müll und Schwermetalle belasten das Wasser.“ „Viele Segler, die in dieser Brühe Hochleistungen erbringen und Medaillen gewinnen wollen, bringt das in Rage.“

Dass zehn Millionen Menschen dort tagtäglich mit den Industrieabfällen leben müssen, dass es „unsere“ kapitalistische Produktionsweise ist, die sich dort ungezügelt austobt, dass unsere „Leistungsträger“ letztendlich ihre Boote mit den Gewinnen finanzieren, die aus diesen Verbrechen eingefahren werden … kein Wort davon. Die Untermenschen sollen dort gefälligst verrecken, die Regierung für eine saubere Bucht für den adeligen Segler sorgen … anstatt für den Umbau der ganzen vernichtenden Produktion … wozu auch ein Industriepark des deutschen Bayerkonzerns gehört (siehe Pressebox).

So zeigt sich im angeblichen „Kampf gegen Rechts“, dass wir den Faschismus immer noch nicht verstanden haben, ihn aber weiterhin gerne leben: die „Herrschaft des Stärkeren“ wird in Deutschland immer noch bedingungslos bewundert … solange man zu den Stärkeren gehört – und „Kampf gegen Rechts“ ist nur ein weiteres Instrument der Starken gegen die Schwachen.

Währenddessen stehen Linke mit ihren sozialromantischen Forderungen nach „Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit“, mit ihren Zweifeln an der selbstlosen Aufrichtigkeit von Regierung und Konzern, mit ihrer umfassenden und gut begründeten Kritik an unsere ganzen planetar vernichtenden Lebensform völlig auf verlorenem Posten.

Und die Hassreden im Internet – sind die nun harmlos?

Nein. Nur waren sie schon immer da. Jetzt hören sie alle. Aber es sind – das kann ich als Internetaktivist sagen – verschwindend wenige, hier wie im Alltag. Kein Grund sie als große Bedrohung der Zivilisation überzubewerten – aber eine Möglicheit, das Internet als jenem Ort, wo sich die planetare Zivilgesellschaft etablierte, sobald technisch die Möglichkeit dazu bestand, mit aller Kraft abzuwerten.

Die Menschheit an sich … ist in der Tat eher links.

Anders als ihre feudalen Führer aller Parteien, ihre „Aktivisten“, die sich durch die Bank für was besseres, was edleres, was höheres halten und dementsprechend mehr Ressourcen als der Rest beanspruchen – selbst wenn man zwei Planeten dafür braucht.

Der angebliche Kampf gegen Rechts ist so nichts anderes als ein Herrenmenschenreflex der Meritokratie, die ihren Überlegenheitsanspruch mit dem Kampf gegen eingebildete Nazis festigen möchte.

 

Angela Merkel: Deutschland geht es schlecht!

Digital StillCamera

Dienstag, 14.4.2015. Eifel. Kaum zu glauben, aber wahr: das Kanzleramt startet schon wieder eine neue „Bürgerversteher-Initiative“ (siehe Spiegel). Eigentlich eine erfreuliche Nachricht – stünde das Ergebnis nicht schon von vornherein fest: „Deutschland geht es gut“. Wer kennt sie nicht, die offizielle Parole der Kanzlerin, in vielen bunten Blättern oft beschrieben? Sicher werden manche dieser Parole auch zustimmen, wenn sie in ihrem Golfclub sitzen, aus dem Ledersessel heraus durch die Schlossfenster an einem Champagner nippend über das Grün starren und sich von den ständigen Anrufen ihrer Anlageberater belästigt fühlen, weil schon wieder irrsinnig viel Geld aufgelaufen ist, das verwaltet werden möchte.

Viele Deutschen jedoch sehen das anders – nur werden die von der Kanzlerin nicht zum Essen ins Kanzleramt eingeladen, ja, die werden sogar kaum Zeit haben, sich um diese Initiative groß zu kümmern, weil der Alltag sie mit allerlei Terror überzieht. Sicher: wer reicht ist, der wird immer reicher, kann sich gar nicht mehr dagegen wehren. Die Zahl der Millionäre und Milliardäre und Supermilliardäre in Deutschland nimmt ja auch gewaltig zu: harmlose Leibesertüchtiger und Fernsehclowns werden von der Industrie (und durch die Zwangseintreibungen der GEZ) mit Millionen überschüttet, um den Rest der Bürger in engen Bahnen zu führen. 5,3 Millionen Euro verdient der Verwaltungsangestellte in Spitzenpositionen – Tendenz: enorm steigend (siehe Spiegel). Was machen diese Leute mit dem Geld – bringen es in die Schweiz. Dort befinden sich auf der Liste der 300 reichsten Schweizer allein 60 Deutsche (siehe Spiegel).

Terror im Alltag?

Ja, Arbeit zum Beispiel.

„Viele Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten mehr, als ihnen guttut. Grund ist der hohe Druck am Arbeitsplatz, der viele Beschäftigte dazu verleitet, fahrlässig mit ihrer Gesundheit umzugehen.“ (siehe Zeit).

„Fahrlässig mit der Gesundheit umgehen“ heißt auf Deutsch: enorme Kosten für die Sozialkassen produzieren, die anfallen, wenn die Gesundheit zusammenbricht. Wer arbeitet normalerweise so? Sklaven, Zwangsarbeiter, Menschen, deren Leben in Gefahr ist. Ja – schauen Sie sich das mal genau an:

„18 Prozent stoßen oft an ihre Leistungsgrenzen, 23 Prozent machen keine Pausen. Jeder Achte kommt sogar krank zur Arbeit.“

„42 Prozent beklagten, dass das Arbeitsumfeld durch steigende Leistungsziele geprägt werde. Jeder Dritte weiß nicht mehr, wie er den Ansprüchen gerecht werden soll. Werden zu hohe Ziele dennoch erreicht, gelten diese sofort als neuer Maßstab.“ (siehe Spiegel).

Wir wissen auch genau, warum das so ist. „Führen mit Zielen“ nennt sich das – da kann Frau Merkel einfach mal die Geburtstagsrunde um Ackermann befragen, die haben das in Deutschland mit eingeführt. Das Prinzip ist ganz einfach: die Leistung wird vorgegeben – alle befinden sich im Daueraccord … zu dem man sich früher freiwillig melden musste, weil nicht jeder mit diesem Druck gut zurechtkommt. Renditen und Dividenden (also: leistungsloses Einkommen) müssen in ständig steigender Höhe erwirtschaftet werden, will Ackermann eine Rendite von 25 %, dann bekommt irgendjemand (und zwar viele) diese Zahl auf ihren Schreibtisch und haben sie zu erfüllen.

Dort, wo Vernunft herrscht, erkennt man den Wahnsinn schnell – selbst wenn es sich nur um 10 Prozent Steigerungsrate handelt. Nehmen wir mal an, Sie müssen Ihre Arbeitsleistung jährlich um 10 Prozent steigern … dann arbeiten sie in zehn Jahren doppelt soviel wie heute … sind aber nicht mehr so jung. Nochmal zehn Jahre … da arbeiten sie schon viermal soviel wie heute: entweder waren sie in ihrer Jugend also ein völlig fauler Sack … oder Sie sind mit Mitte vierzig völlig am Ende. Und dies stellt keine Momentaufnahme da, sondern einen sich beständig steigernden Prozess, der zentral gesteuert wurde.

Zentral gesteuert?

Ja. Wer in den neunziger Jahren mit Mitarbeiterführung zu tun hatte, hat den Wechsel deutlich miterlebt – aber auch andere bemerkten die Armeen der „Unternehmensberater“, die „Führen mit Zielen“ in Behörden, Universitäten, Firmen und Konzernen einführten: ein Fest für Verschwörungstheoretiker … wenn die es nur mal finden würden. Ganz viel Geld von Steuerzahlern, Beitragszahlern und Firmenbelegschaften floss überreichlich in diese Berater, die das Land, die Wirtschaft, ja, das ganze Leben umbauen sollten …. und umbauten. Wer hat sie nicht gesehen, wie sie mit ihren Stoppuhren sogar durch Schulen wanderten, um Maximierungspotentiale zu erschließen, so den Grundsatz ins Land zwingend, dass wir für die Arbeit leben und auf ewig zu leben haben, damit eine kleine Oberschicht ihre leistungslosen Einkünfte hat.

Für Menschen, die von den frei erfundenen Gesetzen des Kapitalmarktes leben dürfen, ein Paradies, für Menschen, die jedoch nur ihre Arbeitskraft vermarkten können, ein Horror. Es ist ein Spiel, dass sie niemals gewinnen können: logischerweise erreichen Sie im Alter (das heißt heutzutage schon ab 40 … oder ab 35, je nach Branche) irgendwann die Grenze, wo das Alter selbst die Leistungsgrenze runterfährt … jene Grenze, die sie selbst durch ihre eigene, meist unterbezahlte Arbeit sehr hoch geschoben haben.

Vernichtung durch Arbeit geht auch ganz ohne Lager.

Man hätte schon in den neunziger Jahren wissen können, wo das ein Vierteljahrhundert später endet, doch Deutschland wählt lieber konservativ – und das heißt: es wählt lieber doof (siehe Spiegel):

„Je intelligenter Menschen sind, umso eher sind sie bereit, sich auf Neues einzulassen. Konservative und religiöse Menschen haben hingegen einen geringeren Intelligenzquotienten“

Das gilt auch für konservative Akademiker – den Artikel aber mit einem biersaufenden Horst Seehofer zu ilustrieren, war gemein vom Spiegel.

Haben Sie eigentlich eine Vorstellung davon, wie hoch das leistungslose, bedingungslose Grundeinkommen der feudalen deutschen Oberschicht ist?

2003 belief es sich auf 12 Milliarden Euro, für 2015 werden 37 Milliarden erwartet, 2016  schon 40 Milliarden angepeilt (siehe Welt). Sicher, Kritiker weden einwenden: dass ist nur Theorie – und eine bedeutungslose Folge des „billigen Geldes“ der EZB, große Fonds kaufen aufgrund schierer Verzweiflung und Langeweile gigantische Mengen an Aktien und treiben den Kurs künstlich nach oben, bis die ganze Blase platzt – darum läßt man sich ja sogar beim Golfspielen vom Anlageberater stören: man muss auf der Hut sein, wenn die Verkaufswellen starten. Wer da pennt, kann ganz schnell arm werden.

Wissen Sie, was die Arbeitslosen den Bund kosten? Die viel gescholtenen Kostentreiber der Republik? 19 Milliarden Euro im Jahr (siehe: gegen-Hartz). Näme man der feudalen Oberschicht nur die Hälfte der Gewinne: es wäre Schluss mit der Armut in Deutschland. Wir hätten wieder einen richtigen SOZIAL-Staat – anstatt einen FEUDAL-Staat für Neureiche und die vielen Millionen, die es gerne werden wollen.

Ach ja – die Arbeitslosen. Damit die Reichen durch die Überarbeitung der arbeitenden Menschen immer reicher werden konnten (eine andere Formulierung für: „Führen mit Zielen“), musste der Sozialstaat abgeschafft werden: die letzte Fluchtmöglichkeit vor der Vernichtung durch Arbeit musste eliminiert werden, das geschah durch die Agenda 2010, eine sozialdemokratische aber trotzdem konservative (also: doofe) Sozialreform, die vor allem eins ist: verfassungsfeindlich (siehe Zeit). Durch die Agenda 2010 instrumtalisierte die SPD den Sozialstaat zur Rute, mit der Arbeitnehmer weiter geknechtet werden konnten, bei Widerstand und Zuwiderhandlungen drohen verfassungswidrige Sanktionen, die zum Tode führen können: eine entsetzliche Wahrheit unserer Zeit, die kaum noch eine laut auszusprechen wagt – schnell könnte die Politik über gute Kontakte zu Wirtschaftsverbänden einzelne Unternehmer (also: meinen Chef!) dazu motivieren, mich vor die Tür zu setzen.

Dabei ist Arbeitslosigkeit kein Straftatbestand (also: in Deutschland de facto schon), Arbeitlose sind zudem nicht „schuld“ daran, dass ihre Körper so empfindlich sind und ohne ausreichend Wärme, Flüssigkeit und Nahrung einfach nur tot und stinkend in den Einkaufspassagen der Städte liegen würden. Arbeitslosigkeit ist eine Folge doofer Politik, die die letzten industriellen Revolutionen einfach verpasst hat und gerade die nächste verpennt.

Wirklich schön doof: da hat man auf der einen Seite eine gut gepamperte, weich gepuderte Allianz von Banken, Wissenschaftlern und Unternehmern, die beständig mit Hochdruck an der Reduktion von Arbeitskosten (sprich: Arbeitsplätzen) arbeiten und auf der anderen Seite Politiker, die per Gesetz eine Gesellschaft so konstruieren, dass der Erwerbsarbeitsplatz Gundlage einer jeden gesellschaftlichen Teilhabe wird – das kann nur schief gehen.

Man könnte eine Gesellschaft per Gesetz auch anders konstruieren – zum Beispiel die Dividenengewinne aus der fortschreitenden industriellen Revolution zu 50 Prozent zu Deckung der Kosten verwenden, die für die Folgen dieser Revolution aufgewendet werden müssen, anstatt immer nur Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren, ja, man könnte sogar eine ganz neue Wirtschaftsordnung gestalten – die Leipziger Studentin Felicitas Sommer zum Beispiel hätte da ein paar Ideen für eine lebenslustige Gesellschaft ohne Wachstum (siehe LVZ-online).

Wie es aussieht, wird es auch höchste Zeit für solche Alternativen. 60 Prozent der Bürger in Deutschland sehen die Demokratie als marode an (siehe Handelsblatt), 80 Prozent berichten Ähnliches vom Zustand der deutschen Straßen (siehe Stern), für deren Erhaltung der Staat viel Geld kassiert, dass er aber lieber in Diäten der Abgeordneten investiert, die sich – siehe „Soli“ – den lieben langen Tag mit der Erfindung neuer Steuerarten beschäftigen, um die eigenen Taschen noch weiter füllen zu können. Sogar aus den Reihen der gut versorgten staatlichen Wissenschaftler kommen beunruhigende Nachrichten: der Kapitalismus ist kaputt (siehe Spiegel):

„So sieht’s aus: Der Kapitalismus funktioniert nicht mehr, wie er soll. Billiges Geld treibt die Börsenkurse in immer lichtere Höhen, während gleichzeitig weniger Mittel in neue Maschinen, Anlagen und Knowhow fließen. Das hat drastische Folgen: Weil die Produktivität der Arbeiter kaum noch steigt, stagnieren ihre Löhne. Parallel dazu explodieren förmlich die Einkommen derjenigen, deren Entlohnung vom Finanzmarkt beeinflusst wird – siehe die stark gestiegenen deutschen Vorstandsgehälter.“

Die Folgen?

Immer mehr Deutsche geraten in eine Schuldenspirale (siehe Heise):

„Der Wirtschaft geht es gut, wenn die Menschen konsumfreudig sind. Dafür brauchen sie Geld, sind also auch Lohnsteigerungen notwendig, um nicht von Renten etc. zu sprechen. Zwar gab es in den letzten Jahren einen leichten Anstieg der Realeinkommen, vor allem wegen dem geringen Anstieg der Verbraucherpreise, aber die zwischen 2001 und 2009 erlittenen Einbußen werden noch nicht wettgemacht. Und es gab praktisch keine Veränderung des Realeinkommens im Vergleich zu den neunziger Jahren. Dagegen steigen bekanntlich die Vermögen und werden die Reichen immer reicher. Aber das fließt nicht in den Konsum, sondern eher zu den Börsen.“

Gäbe man das Geld den Arbeitslosen – der Staat hätte durch den steigenden Konsum, die zusätzlichen Arbeitsplätze, die wiederum mehr Konsum nach sich ziehen, mehr davon. Für jeden in Arbeitslose investierten Euro (aber: WIRKLICH in Arbeitslose, nicht in die Aasgeier, die als Coaches, Trainer, Berater von ihrem Elend profitieren) bekommt der Staat 1,6 Euro zurück: das rechnete der Nobelpreisträger für Wirtschaft Joseph Stiglitz vor. Steckt man das Geld in Reiche – stecken die es so lange in die Börse, bis der erste Großanleger verkauft: dann kippt das System und vernichtet wieder staatliche Gelder in Billionenhöhe.

Ach … wie schön wäre eine Regierung, die mal nicht konservativ ist – anstelle jener, die offen doof oder versteckt und verhalten doof sind.

So müssen wir uns an Meldungen gewöhnen, dass ein Hedge-Fond-Manager (also: ein Verwaltungsangestellter), der von der Verwaltung der Gelder unseres Golf-spielenden Snobs lebt, seiner Frau 450 Millionen Euro wegen der Scheidung überweisen muss (siehe Spiegel) … das sind 2,4 Prozent der GESAMTEN LEISTUNGEN DES BUNDES AN ARBEITSLOSE. Also: mit dem Vermögen von 20 Hedgefondmanagern (NUR ihrem PRIVATVERMÖGEN) könnten wir Millionen von Arbeitslosen über Wasser halten, von denen wir noch viel mehr erwarten dürfen: in fünf Jahren hält die vierte industrielle Revolution in der Kölner Verwaltung – dem letzten Biotop für gemütliche Minderleister – Einzug: eine Smart-Phone-App ersetzt die Meldeämter (siehe KSTA). Wer nicht gerade unter der geistigen Einschränkung „konservativ“ leidet, weiß, was das für die anderen Ämter in Deutschland (und Millionen anderer „Dienstleister“) bedeutet: eine Massenarbeitslosigkeit, wie wir sie noch nie gesehen haben.

Schon wieder.

Und was macht die Regierung, die Elite, die Wissenschaft dagegen?

Zitieren wir Georg Diez aus dem Spiegel, der hier für uns antwortet (siehe Spiegel):

„Kein Wille zur Veränderung, keine neuen Strukturen, keine zupackenden Gestalter: Was eine soeben erschienene Streitschrift den Universitäten attestiert, lässt sich problemlos auf andere Institutionen in diesem Land übertragen.“

Nun – liebe Frau Merkel – ein paar klare Worte direkt an Sie.

Sie brauchen die Deutschen nicht noch mal befragen, die in diesem Artikel gesammelten Quellen belegen eindeutig: es geht Deutschland schlecht. Den Straßen, den Menschen, den Gebäuden – alles marode, krank, bis an die Grenze des Zerbrechens überbelastet, viele nur noch durch staatliche Gewalt durch die Straßen gejagt – die im 21. Jahrhundert subtiler daherkommt als zu früheren, feudalen Zeiten. Mangelndes Geld – das an anderen Stellen, wo es sich sowieso schon angehäuft hat – üppigst sprudeld … Steuergeld, wohlgemerkt … erstickt jede Kreativität im Land, mangelnde Bildung fördert breitflächig jene Blödheit, die uns hindert, die Herausforderungen der Zukunft mutig zu gestalten. Statt dessen verharren wir bangend in beengten Verhältnissen, die jährlich für immer mehr Menschen immer unerträglicher werden.

Sie machen stattdessen große Weltpolitik, führen Deutschland durch erstaunlich geistlose Urteilsbildung an den Rand eines Weltkrieges (siehe Focus), und wenn das nicht klappt, wenigstens an den Rand eines Weltwährungskrieges (siehe Manager Magazin … der Artikel wurde 2014 großzügig bei „Lifestyle“ versteckt, damit ihn nur wenige finden), lassen zu, dass der Sozialstaat (den wir angesichts der immer dichter aufeinander folgenden industriellen Revolutionen dringend brauchen – und von Helmut Schmidt mehrfach als „Europas größte kulturelle Errungenschaft im 20. Jahrhundert“ bezeichnet) ins Heimatmuseum gesteckt wird (siehe n-tv) und in den Schulen größmöglicher weltfremder Unfug praktiziert wird (siehe Spiegel) … obwohl wir unsere Jugend auf eine ganz ander Zukunft, eine ganz andere Art zu leben vorbereiten müßten.

Aktuell kippt auch mehr und mehr der Glaube an die Justiz – einem Menschen das Augenlicht zu rauben, bleibt folgenlos für die staatlichen Täter (siehe Süddeutsche). Das alles, Frau Merkel, kann man erfahren, wenn man nur aufmerksam durch die staatstragenden Medien geht … bei den alternativen Medien sieht es noch schlimmer aus.

Ich befürchte sogar, dass Sie mit ihrere Kampagne „Gut-leben-in-Deutschland“ wieder gezielt konservative Menschen fragen werden … und das macht mir große Sorgen (wegen derer kognitiven Minderleistung).

Nachher suchen ihre Berater die sogar gezielt aus, um Sie nicht zu erschrecken.

Darum möchte ich Ihnen einfach mal sagen, was mir wichtig ist … und was allen Bürgern in Deutschland per Tradition und Verfassung wichtig zu sein hat.

Freiheit – statt Drangsalierung und Bespitzelung

Gleichheit – statt mit Staatsmitteln erzeugtem monetären Feudalismus

Brüderlichkeit – statt mir viel Geld gezüchteter Egomanie

Wenn man das kennt … wozu nochmal nachfragen? Ich kann Ihnen garantieren: alle vernünftigen Bürger werden diesen Werten zustimmen. Erst recht die, die gut in Geschichte sind. Die konservativen Nobelgolfer jedoch … werden das anders sehen.

Ja, Frau Merkel: Deutschland geht es schlecht.

Das kann man schon jetzt wissen.

Die Sarrazins, die Schule und der neue deutsche Feudalstaat

Schule ist wichtig – gerade in einer Demokratie. Hier werden zentrale Werte vermittelt, hier werden die politischen Gedankenwelten einer ganzen Generation geformt – hier entscheidet sich die Zukunft des Landes. Versagt „Schule“ verspielt man Zukunft.

Lehrerkritik ist einfach und leicht. Jeder kennt einen Lehrer, der den Beruf verfehlt aber sich an die Ferien und die vielen Möglichkeiten der Freistellung schön gewöhnt hat. Lehrer müssen aber andererseits auch alles ausbaden, was in der Gesellschaft schief läuft. Mir persönlich ist generell der Fachidiot lieber als der allglatte Vermittlungsbeamte, der ständig nach seiner politischen Karriere schielt oder als der Freizeitmaximierer, der Kinder als lästige Ferienunterbrechung versteht.

Aus den Reihen der beiden letzteren stammt (ich schätze mal – wegen seiner breitflächigen Verbreitung gewerkschaftlich organisiert) das die Schüler zu schlecht wären. Der Vorwurf offenbart ein Prinzip, das sich quer durch die ganze Republik zieht: man gibt die Verantwortung für seinen eigenen Job an die Bürger ab. Der Bürger ist schuld, wenn die Kassen leer, die Arbeitslosigkeit hoch und die Kinder zu dumm sind. Als Strafe kriegt er die Arbeitspolizei, Steuererhöhungen und schlechte Noten für seine Kinder. Klammheimlich haben die Angestellten der Bürger hier revoltiert, den Spieß umgedreht und die Verantwortlichkeiten umverteilt.

Nun ist der 54-jährige Schlosser dafür verantwortlich, das der Jugendwahn bei seiner Bewerbung keine Rolle mehr spielt, das er im Rahmen der Globalisierung konkurrenzfähig bleibt und genug Geld erwirtschaftet, um Staatsdiener mit einer üppigen Versorgung auszustatten.

Das das eigentlich ein eindeutig feudales Element in Politik und Gesellschaft ist, fällt kaum auf, noch stört es jemanden. Nach sechzig Jahren Demokratie empfinden weite Kreise diese Lebensform nur noch als lästig – man verpasst während der Urnengänge einfach viel zu viel gutes Fernsehen. Ganz vorne an die Spitze der ständig steigenden Anspruchskultur Staat gegen Bürger stellt sich jetzt die Frau eines eigentlich ganz unwichtigen ehemalige Finanzsenators, der selbst auch schon mal gerne Schulpolitik macht wie hier in der Berliner Zeitung:

Er stellt in vertraut deutlicher Wortwahl zum fachfremden Thema Bildung die These auf, dass es eine „traditionell leistungsabgewandte Kultur an zahlreichen Berliner Schulen“ gebe, in der „schwache Lehrer“ sich scheuten, mit „ehrlich durchgeführten Vergleichstests“ Qualitätsunterschiede unter ihresgleichen zu offenbaren. Er vermute daher, so Sarrazin – bekanntlich verheiratet mit einer Grundschulpädagogin – Betrügereien bei Vergleichstests.

Der Mann muß wissen, wovon er spricht, immerhin ist er mit einer der Angeklagten verheiratet, die jetzt selbst im Focus für Aufregung sorgt:

Ursula Sarrazin arbeitet seit mehr als 35 Jahren als Grundschulpädagogin. Auch die Schulbücher seien „generell anspruchsloser“ geworden. „Früher waren längere, schwierige Texte in den Deutschbüchern. Ich stelle auch fest, dass Kinder viele Wörter nicht mehr kennen.“ Sie verlange von allen Schülern, sich anzustrengen.

Ursula Sarrazin beklagte auch, dass sich zu viele Eltern nicht genügend um den Bildungserfolg ihrer Kinder kümmerten. Von der Politik verlangte sie, deren Mitarbeit stärker einzufordern, auch wenn dies unbequem sei.

Die Eltern, die im Zeitalter der Massenarbeitslosigkeit und Lohnstagnationen darauf angewiesen sind, beide Vollzeitarbeitsplätze auszufüllen, um dem steigenden Finanzbedarf von Regierung und Konzernen zu genügen, sollen in Nachtschichten dann gefälligst auch noch ihre Kinder unterrichten, so daß Frau Sarrazin dann nur noch die Klassenarbeiten korrigieren braucht. Wie gesagt: mit dieser leistungsfeindlichen Haltung steht sie nicht alleine da – ebensowenig mit ihrem Wunsch nach neuen uralten Methoden, wie der Focus andernorts berichtet:

Nach Thilo Sarrazin drängt seine Frau Ursula nach vorne. Die Berliner Grundschullehrerin tritt für mehr Strenge ein und hält das deutsche Schulwesen für mangelhaft. Eine große Mehrheit der Deutschen gibt ihr Recht – vor allem die Wähler der Grünen.

85 Prozent stimmen Ursula Sarrazins Einschätzung zu, Kinder bräuchten feste Regeln und gelegentliche Strafen. Die repräsentative Umfrage für „Bild am Sonntag“ ergab, dass besonders die Grünen-Wähler (89 Prozent) diese Auffassung Ursula Sarrazins teilt.

Nun, das die Grünen mehr Strenge und Strafen gut finden, haben auch die Serben bemerkt, als die rot-grüne Regierung ihr Land bombardierte.

Wahrscheinlich liest Frau Sarrazin den Focus nicht selbst, weshalb ihr diese Studie entgangen ist:

Was Kinder im Klassenzimmer lernen, reicht nicht aus. 94 Prozent der Eltern fühlen sich verpflichtet, sich zu Hause intensiv um die Leistungen ihrer Kinder zu kümmern. Zwei von drei Eltern (67 Prozent) halten das aber gar nicht für ihre Aufgabe. Sie haben das Gefühl, dort einspringen zu müssen, wo die Schule versagt hat. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag von Jako-o, bei der 3000 Eltern von Kindern zwischen drei und 16 Jahren befragt wurden. Das Ärgerliche aus Elternsicht: Der Einsatz für den Schulerfolg der Kinder geht auf Kosten des Familienlebens. 55 Prozent der Eltern beschweren sich über Zeitdruck, 24 Prozent gaben sogar an, dass sie sich im Zusammenhang mit dem Schulbesuch ihrer Kinder oft überfordert fühlen.

Was die Schule noch nicht gemerkt hat und aufgrund des Halbtagsjobs auch nicht groß auffällt, ist: der Beruf der Hausfrau ist abgeschafft worden. So einen Luxus, eine Person zum Kochen, Waschen, Wirtschaften und zur Hausaufgabenbetreuung abzustellen können sich normale Familien nicht mehr leisten.

Müssen Eltern sich wirklich als Nachhilfelehrer zur Verfügung stellen, um den Schulerfolg ihrer Kinder zu sichern? „In erster Linie sollte das tatsächlich die Schule leisten“, sagt Uta Streit, Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche. „Die Schule setzt aber voraus, dass Kinder zu Hause Hilfestellung erhalten.“

Im Klartext: bevor wir anfangen zu unterrichten, müssen erstmal die Eltern ´ran. Und man braucht generell eine andere Kultur – eine Kultur der Strafe, die sich ja auch schon im Umgang mit Arbeitslosen durchgesetzt hat, die jetzt im Alleingang die volkswirtschaftlichen Probleme lösen sollen, während hunderttausend Staatsdiener darauf wachen, das sie es auch emsig und eifrig tun. Ähnliches wird wohl jetzt laut Focus für die Schule angedacht:

Nach Thilo Sarrazin drängt seine Frau Ursula nach vorne. Die Berliner Grundschullehrerin tritt für mehr Strenge ein und hält das deutsche Schulwesen für mangelhaft. Eine große Mehrheit der Deutschen gibt ihr Recht – vor allem die Wähler der Grünen.

85 Prozent stimmen Ursula Sarrazins Einschätzung zu, Kinder bräuchten feste Regeln und gelegentliche Strafen. Die repräsentative Umfrage für „Bild am Sonntag“ ergab, dass besonders die Grünen-Wähler (89 Prozent) diese Auffassung Ursula Sarrazins teilt.

Mehr Strenge, mehr Strafen. Wie das aussieht, hat sie ja selbst laut Stern schon mal vorgemacht:

Über eine Sammelbeschwerde von gut 50 Eltern aus dem März 2009 berichtet der „Spiegel“. Dort hieß es, dass die Lehrerin „im Unterricht die Beherrschung verliert und die Kinder anschreit“. Eltern eines japanisch-deutschen Jungen hätten sich beklagt, dass Ursula Sarrazin ihren Sohn wiederholt wie eine Automarke in „Suzuki“ umtaufe. Dies geschehe „zum Teil unter dem Gelächter der Klassenkameraden, die ihn dann prompt auch so nennen“.

Nach einem Bericht des „Tagesspiegels“ soll Frau Sarrazin schon 2001 einen Schüler mit einer Flöte geschlagen haben. Der Vater des heute 22-Jährigen sagt: „Frau Sarrazin hat ihm mit der Blockflöte auf den Kopf gehauen.“

Schule nach Sarrazin scheint Ähnlichkeiten mit preußischen Kasernenhöfen zu bekommen, an die Stelle von „Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung“ treten GEHORSAM und DISZIPLIN. Das die Grünen als Lehrerpartei das gut finden, wundert mich nicht.

Der Spiegel berichtet nun, wie es schon jenen in diesem Lande geht, die sich noch gegen die neue Feudalgesellschaft wehren wollen:

Der Streit um die Berliner Lehrerin Ursula Sarrazin spitzt sich zu. An der Grundschule der Ehefrau von Thilo Sarrazin sind seit vergangener Woche mehrere Drohbriefe mit politischem Hintergrund eingegangen. Man wolle „mehr Sarrazins“ und „weniger Türken“ an der Schule, heißt es darin zum Beispiel. Auch der Schulleiter wurde bedroht, Beamte des Landeskriminalamts inspizierten bereits Schulcomputer. Die Schulaufsicht stellte Strafanzeige.

Diese politische Kultur pflegte auch die SA. Ich schätze aber mal, das Thema begegnet einem weder als Grundschullehrer noch als ehemaliger Finanzsenator.

Dafür begegnen einem im Umgang mit einer der laut tip „peinlichsten Berlinerinnen“ schon mal Vorbeben des kommenden neuen Deutschland, in dem sich Lehrer und Grüne sehr wohl fühlen werden:

Neues Gesetz: Falls ein Schulrat es wagt, jemanden wie Ursula Sarrazin, ihres Zeichens Grundschullehrerin und Gattin des Berliner Finanz­senators, zu maßregeln, passiert Folgendes: Der Mann muss seinen Sessel räumen und in einen neuen Zuständigkeitsbereich umziehen.

Hier wollen Leute eine neue Republik. Hierfür die Sarrazins verantwortlich zu machen, wäre zu kurz gegriffen. Kein Hahn würde nach ihnen krähen, wenn sie nicht von Medien in breiter Front als Gallionsfigur für eine nicht existierende schweigende Mehrheit herhalten müssten. Früher war das mal ein von der CDU/CSU gern gebrauchter Vorwurf, das jemand „eine andere Republik“ wolle. Jetzt höre ich da wenig Kritik … obwohl die gute alte Bonner Republik jeden Tag ein wenig mehr abgebaut wird.

Die letzten 100 Artikel