Realsatireshow
Möchten unsere guten Demokraten eine Expertokratie für eine Klimadiktatur?
Wenn es solche Experten wie in der Coronazeit sind, dann gute Nacht!
Mit Politik, „dieser Scheiße mit Schulz und Merkel“, wolle sie nichts zu tun haben, erklärte mir vor einiger Zeit eine junge Studentin. Sie habe andere Interessen. Ich kann das gut verstehen, niemand löffelt gerne Grütze aus einem umgekippten Ententeich. Und niemand stiert gerne in ein bodenloses Nichts, das einen ebenfalls in die Tiefe ziehen will, je länger man es anblickt. Falls Sie das ähnlich sehen wie die junge Dame, habe ich dafür ebenfalls vollstes Verständnis. Dann lassen Sie die ersten Absätze über solche Dummheiten wie die des Weltwirtschaftsforums eben ruhig aus und springen Sie gleich nach unten. Denn es geht mir eigentlich um etwas ganz anderes: Um eine auch für Sie buchstäblich entscheidende Wahl, die zwar nirgends offiziell ausgeschrieben ist, aber über nichts weniger entscheidet als über Ihren Kopf und Ihren Kragen.
Nein, ich meine nicht solche Albernheiten wie EU-Wahlen oder dergleichen. Gegen diese Superbowl-Wahl, die jetzt ansteht, verblassen alle anderen Wahlen, von denen spätestens seit der letzten EU Wahl ohnehin schon jeder bemerkt haben sollte, dass sie in Wirklichkeit vollkommen witzlos bzw. eine bloße Farce sind. Wahlen, bei welchen dann plötzlich irgendein rosa Duracell-Plüschhase aus dem Zylinder gezogen und zur Chefin gemacht wird, der nirgends zur Wahl gestanden ist – und der wohl Grund genug gewesen wäre, dass viele gar nicht zur Wahl gegangen wären, wenn er denn zur Wahl gestanden hätte. Halten wir uns also nicht länger mit diesem Theater der „simulativen Demokratie“, wie es Jean Ziegler bezeichnet, auf. Fassen wir lieber diejenige Wahl ins Auge, die jetzt wirklich unser individuelles Schicksal bestimmen wird. Dazu unten gleich mehr.
Zuvor aber noch ein paar Worte zur Tagespolitik. Ganz ersparen kann ich Ihnen diese „Scheiße mit Schulz und Merkel“ leider doch nicht (um nicht inflationär mit Fäkalwörtern um mich zu werfen: im Folgenden also „Sulz“). Ich verspreche, die Sache möglichst kompakt zu halten, aber zumindest eine kleine Dosis dieses Sulzes muss ich Ihnen zumuten. Man will es ja vermeiden, in dieses Sulz hineinzutappen. Und wenn wir immerzu weggucken, dann wird dieses Sulz ja auch nicht weniger. Unsere Straßen und Parks sind bereits voll davon, ohne dass sich jemand bemüßigt fühlt, die Sulzhäuflein aufzusammeln und in einem Säckchen zu einer Deponie zu befördern. Es liegt daher derzeit auch ein eigentümliches Aroma in der Luft. Manche, die im Land, in dem sich 30.000 Tafeln vor abgelaufenem Essen biegen und 500.000 Kinder hungern (Quelle: DerWesten, Stand: 2011), den Vorzug genießen, sich mit vollklimatisiertem SUV durch die marktkonformen Landstriche zu bewegen, mögen von diesem Aroma nichts bemerken, aber einer rasant wachsenden Anzahl an Bürgern raubt es zunehmend den Atem. Wenn wir uns um die herumliegenden Sulzwürste also nicht kümmern, obwohl sie sich sogar schon vor der eigenen Haustür auftürmen, dann könnte es sein, dass wir morgens irgendwann nicht mehr aus der Tür herauskönnen.
Genau über dieses Szenario berichtet aktuell Norbert Häring. In einem jüngsten Artikel beleuchtet der Wirtschaftsjournalist einen besonders dreisten Zugriff des Weltwirtschaftsforums. Wonach es greift, dieses Forum? Nun, nach der “Global Governance”, nach Ansicht Härings also nach nicht weniger als der Weltherrschaft. Moment mal, was ist das überhaupt, das Weltwirtschaftsforum? Nun, das ist der Lobbyverband der 1000 größten multinationalen Konzerne mit Sitz in Genf, laut eigener Darstellung „DIE internationale Organisation für öffentlich-private Kooperation“. Weiter aus dem Mission Statement des Forums: „The Forum engages the foremost political, business and other leaders of society to shape global, regional and industry agendas.“ (Quelle: World Economic Forum)
Nach Vorstellung dieses Forums sollen in Zukunft konzernwirtschaftliche Experten die Entscheidungen treffen. Die UN und die Regierungen sollen diese Entscheidungen dann den Bürgern verkaufen und sie nachträglich legitimieren. Im Prinzip eigentlich kein anderer modus operandi als er auch jetzt schon gängige Praxis ist, nun jedoch auch ganz offen kommuniziert. Mit der Absicht, diesen modus operandi auch legislativ festzuschreiben, am besten auf Ebene supranationalen Rechts bzw. Völkerrechts, das bekanntlich oberhalb nationaler Gesetze und sogar Verfassungen steht (was übrigens immer noch vielen nicht bewusst ist, die zuletzt mit selbstbewusster Brust zur EU-Wahlurne geschritten sind: auch EU-Recht bricht nationales Verfassungsrecht, also diejenige bislang höchste und sakrosankte Rechtsebene, welche die von unseren Vorfahren mühsamst unter Schweiß, Blut und Tränen errungenen Grundrechte bzw. rechtsstaatlichen und demokratischen Grundsätze schützen soll).
Norbert Häring schlägt nicht leichtfertig Alarm. Es sind in der Tat höchst bedenkliche Ambitionen, die von konzernwirtschaftlicher Seite in einem jüngsten Memorandum nun ganz unverhohlen ausgesprochen werden. Eine Kostprobe davon im o-Ton:
“Koalitionen der Willigen und Fähigen sollten die Führungsrolle bei der Bewältigung ungelöster globaler Probleme übernehmen.
(…)
Probleme können schneller angegangen werden, ohne zögerliche Regierungen und abweichende Meinungen in der Zivilgesellschaft.
(…)
Diese Führer der Zivilgesellschaft können wichtige Kanäle sein, um zu helfen, wichtige ideologische Botschaften von den internationalen Eliten an unterschiedlichste Gemeinschaften auf der ganzen Welt zu senden.
(…)
Im Fall der Multinationalen Konzerne hat ihre effektive Reichweite als de-facto Institutionen der globalen Governance schon lange die Tätigkeit des UN-Systems überflügelt. … Multinationale Konzerne und zivilgesellschaftliche Organisationen müssen als vollwertige Akteure im globalen Governance System anerkannt werden, nicht nur als Lobbyisten.“
Die Zeit des Understatements ist also vorbei, es ist nun soweit und es war ja auch wirklich höchste Zeit: Jetzt müssen endlich die Experten ran! Denn kein Mensch, der den Fernseher aufdreht oder die Zeitung aufschlägt, wird es noch bestreiten können: Wir können die Schalthebel nicht mehr länger in den Händen von dummen Politikern lassen, die von noch dümmeren Wählern gewählt werden.
Nachdem nun auch die Super-Youtuber mit ihren Millionenschaften an Followern sich bedingungslos auf die Seite der Experten gestellt haben (aus dem ebenfalls millionenfach angeklickten Folgevideo von Rezo & den 90 Super Youtubern: „Das sagen nicht wir, sondern die wissenschaftlichen Experten … Und wir, wir stellen uns auf die Seite der Experten“) und auch die gewichtigsten Vertreter der alternativen Medien das entschlossene Zu-Wort-Melden der neuen Influencer einfach nur toll finden, steht dem Siegeszug der Experten dann ja nichts mehr im Wege. Auch ich kann ja nicht anders, als es toll zu finden, wenn Influencer, die ihr erfrischendes Talent und ihre jugendliche Authentizität bislang nur im Rahmen von Sitcom- und Gaming-Videos zum Besten gegeben haben, nun endlich zum politischen Bewusstsein erwachen, ihre Generation zum vernünftigen Wählen auffordern und endlich mithelfen, „diese Scheiße mit Schulz und Merkel“ beiseitezuschaufeln … wenn die Influencer nicht so nebenbei auch eine Lanze für die konzernwirtschaftlichen – pardon: „wissenschaftlichen“ natürlich – Experten brechen würden.
Anm.: Ja, ist schon gut, ich weiß, die machen das ganz ohne schlechtem Hintergedanken und in bester Absicht. Lassen wir diese ermüdende Diskussion, die derzeit im Netz stattfindet, bitte einmal beiseite. Man braucht nur mal zurückdenken, welchen Wissensstand wir selbst in diesem Alter gehabt haben, Grün gewählt und ähnliche Dinge gemacht haben, die wir aus heutiger Perspektive als reinen Wahnsinn ansehen. Die Youngsters geben eben nur das wieder, was sie eben über Schule und Medien als Input erhalten haben. Die wenigsten haben wohl schon einen Chomsky, einen Bernays oder einen Mausfeld gelesen (hier z.B. ein kurzer Crashkurs in Form einer Rezension über Mausfelds jüngtes Buch: „Wie die Lämmer zum Schweigen gebracht werden“), oder gar einen Goethe, Marc Aurel oder Erich Fromm, die einem noch ganz andere Dimensionen des Lebensverständnisses öffnen können als unsere Kognitionsforschung. Aber das kann ja alles noch kommen, und ich bin optimistisch: Es wird kommen! Nicht für alle, aber für viele. Denn eines haben die jungen Menschen heute: einen ziemlich guten Bullshitsensor. Und der zeigt vielen immer deutlicher an, dass da irgendetwas gewaltig faul ist, auch an den als „Wissenschaft“ bezeichneten Informationen, die ihnen über Schule, Uni und Leitmedien gefüttert werden. Mir geht es also bestimmt nicht darum, Rezo & Co. anzukreiden. Wäre ich in ihrem Alter, ich wäre vermutlich ebenfalls auf diese „Wissenschafts“-Nummer reingefallen, wie sie einem heute ja von Kindesebeinen an auf allen Kanälen quasi als Ersatzreligion beigebracht wird, vor der man andächtig niederzuknien hat.
Mir geht es an dieser Stelle weniger um die Kinder, die noch viel Potential und Lernfähigkeit haben, sondern vielmehr um die bereits ausgebufften und mit allen konzernwirtschaftlichen Wässerchen gewaschenen „Experten“, die sich gerade zu unserer gestrengen Gouvernante bzw. zur Global Governance aufschwingen wollen. Besagte Experten wissen nicht nur in Sachen Klima, was zu tun ist. Es gibt sie auf ausnahmslos allen Gebieten des Lebens und sie erstellen jeden Tag so viele Studien und Papers, dass man damit unseren ganzen Planeten rundum mumifizieren könnte. Man versteht es nicht, warum wir angesichts solch einer geballten und noch dazu rechnergestützten akademischen Intelligentia noch nicht schon längst im Paradies und ein freudestrahlender Planet geworden sind, sondern stattdessen praktisch auf allen Gebieten am Abgrund stehen und überall nur Kahlfraß und Vergiftung sehen.
Aber ich habe da einen Verdacht: Gäbe es nicht diese unverbesserlichen Querfrontler, Verschwörungstheoretiker und sonstigen Fortschrittsfeinde, dann hätten uns die wissenschaftlichen Experten schon längst ins Paradies befördert und die Nato hätte ein tausendjähriges Reich des Friedens, eine neue Pax Romana errichten können, in dem buchstäblich alles strahlt. Aber an der Ausmerzung dieser Fortschrittsverweigerer aus dem öffentlichen Diskurs wird ja bereits sehr effektiv gearbeitet. Die streng wissenschaftlichen Wirtschaftsexperten, Finanzexperten, Pharmaexperten, Chemieexperten, Nuklearexperten, Umweltexperten, Militärexperten, Gentechnikexperten, Biotechnologieexperten, Geoengineering-Experten, Pädagogikexperten, Sexualexperten, Ernährungsexperten, Robotikexperten, Drohnenexperten werden uns also im Verein mit den allerwichtigsten Experten: den Medien- und Marketingexperten schon demnächst ins Paradies führen.
Wer meint, dass sich das versprochene Paradies in Wirklichkeit als Dantes Eishölle bzw. Orwells Alptraum herausstellen wird, der ist ein Ketzer und gehört ebenfalls auf den – heute digitalen – Scheiterhaufen der Inquisition.
Matthias Burchardt, akademischer Rat am Institut für Bildungsphilosophie der Universität Köln meint zwar, dass „die allseits wuchernde Rationalität des ökonomisch-technokratischen Steuerns ja zutiefst nihilistisch und deshalb unfähig ist, eine Sinnfigur hervorzubringen“ (siehe sein lesenswertes Esssay „Terror und Technokratie“) und sieht in der neoliberalen „Governance“ nichts anderes als ein globales Entwurzelungs- und Umverteilungsprojekt, das zu zerstörerischen Verwerfungen ungeahnten Ausmaßes führen werde. Die Idee des „Fortschritts“ flankiere dabei nur die Abwicklung der Sozialsysteme, denn schließlich müsse man „den Gürtel enger schnallen“, damit alles „besser“ werden könne. Die neue, angeblich evidenzbasierte Technokratie wird uns allerdings mit den schönsten Worten verkauft. Jeder, der diese wohlschmeckenden Worte kritisiert, outet sich sogleich unweigerlich selbst als Verhinderer all jener Wohltaten, die da über die Menschheit ausgegossen werden sollen, also als Störenfried des Guten und Gernen Lebens.
Burchardt lässt sich davon jedoch nicht beirren. In seiner Betrachtung enttarnt er auf souveräne Weise, welche Mogelpackungen uns hierbei verkauft werden sollen wie wir bei dieser Agenda der Experten eigentlich um alles betrogen werden, was unser Menschsein in Freiheit und Würde ausmacht. Er stellt dar, wie die Unterwerfung des Einzelnen unter Sachzwänge uns noch als „Freiheit“ verkauft wird und „Menschenrechte“ als Kriegsgrund. Letztlich würden alle die vordergründig wohlklingenden Worte wie „Menschenrechte“, „Demokratie“, „Rationalität“, „Humanismus“ etc. (die schon FAZ-Redakteur Frank Schirrmacher als „mit Null multipliziert“ und daher „der Menschheit geraubt“ angesehen hat) zu nichts anderem dienen als zur Legitimierung des totalen Marktes und der Ausschlachtung der verbliebenen Umwelt- und Humanressourcen:
„Dem Neoliberalismus und seiner Ideologie geht es um die Atomisierung sozialer Zusammenhänge und des Kampfes Jeder gegen Jeden. Alles soll „Markt“ werden, nichts mehr so bleiben, wie es einst war.“
Den von den konzernwirtschaftlichen Experten des Weltwirtschaftsforums soeben wieder aufs Tablett gebrachten Wunsch nach globaler „Governance“ denkt Burchardt konsequent zu Ende:
„Das universell wuchernde Konzept der „Governance“ muss daher unbedingt genauer analysiert und politisch bekämpft werden, da es uns zu Insassen einer apolitischen, technokratisch-ökonomistischen Untertanenfabrik macht.“
zum Weiterlesen:
“Terror und Technokratie” (Matthias Burchardt)
“Der Griff Großkonzerne nach der Weltherrschaft” (Norbert Häring)
“Endlich: Jetzt schlägt die Stunde der „Experten“! – Über Evidence Based Bullshit” (Nachrichtenspiegel)
Wir täten eventuell gut daran, es Burchardt, dem Geschäftsführer der Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. (Anm.: eine Seite mit interessanten Analysen und Ansätzen zur Überwindung unserer Bildungskatastrophe, die sich ja nicht nur bei der letzten EU-Wahl auch in Form von Wahlergebnissen auswirkt) gleichzutun und etwas genauer hinzusehen. Denn aus dieser Untertanenfabrik wieder hinauszukommen, wenn einmal hineingeplumpst, könnte sich als ausgesprochen langwierig und hundertfach mühsamer erweisen, als wenn wir jetzt die Augen öffnen und um den offenen Gullideckel – aus dem eine zugegebenermaßen betörende Musik schallt – einen Bogen zu machen.
Aber es steht uns natürlich auch frei, die Einladung anzunehmen und direkt in den Gulli hineinzumarschieren. Das ist neben seiner Tragik ja auch die grandiose Größe des freien Willens, der dem Menschen gegeben ist: In der Wahl ist jedermann vollkommen frei. Nur im Tragen der Folgewirkungen dieser Wahl dann eben ganz und gar nicht mehr.
Die Ausrede: „Ich habe es nicht bessser gewusst, ich wurde durch eine raffinierte medial-politisch-ökonomische Maschinerie manipuliert“ wird man aus Sicht der Zukunft nicht gelten lassen. „Dann hättest Du Dich bemüht, diese Maschinerie zu durchschauen“, wird die Antwort lauten. Denn die Mittel dazu und auch der freie Wille, sein Leben auch entgegen der herrschenden Windrichtung entsprechend zu gestalten, sind jedem Menschen in die Hand gegeben. Wir werden dann einsehen, dass der Gegenwind nicht dazu da war, damit wir uns ihm willfährig hingeben, sondern dass wir ihn geradezu nutzen sollten, um besondere Stärke und Fähigkeiten auszubilden. Ein bretonisches Sprichwort sagt: „Eine ruhige See hat noch keinen guten Steuermann hervorgebracht.“ Sehen wir die derzeitige Wetterlage also durchaus sportlich und nützen wir die uns entgegenschlagenden Windböen und Turbulenzen sogar, um im Umgang mit diesen eine besondere Geschicklichkeit zu entwickeln. Wer etwas von Segeln versteht, der weiß, dass man nur die Segel richtig zu setzen braucht, dann kann man auch schräg gegen den Wind segeln und der scheinbare Gegenwind bringt einen zügig voran.
Kentaur (PD)
Nochmals aber zurück zu unserem Willen. Dieser freie Wille, den manche zwar als Fluch ansehen, dem sie durch Künstliche Intelligenz so schnell wie möglich wieder entkommen möchten, ist in Wirklichkeit das kostbarste Gut, über das wir verfügen. Ich verstehe nicht, warum wir seinen Wert so gering schätzen. Allen anderen Ressourcen, die auf Welt knapp oder einmalig sind wie z.B. Gold oder Diamanten, wird ja auch ein entsprechend außergewöhnlicher Wert zugemessen. Und wenn man sich so umsieht: Der Mensch ist das einzige Wesen weit und breit auf diesem Erdenrund, das mit freiem Willen begabt ist, alle anderen Lebewesen stehen unter Determination. Ob er diesen freien Willen nutzt, ist natürlich eine andere Frage und die „streng wissenschaftlichen“Apologeten der neuen Governance (siehe Der Psiram Lehrmeister – Massentaugliches Infotainment und marktkonformer Brainfuck) stellen den freien Willen aus vorhin angeführten Gründen nicht ohne Grund in Abrede, ich weiß), aber betrachten wir es einmal ganz nüchtern: Egal ob Hund, Katze, Alligator oder Gockelhahn: Wenn das Tier hungrig ist, dann kann es nicht anders, als zuzubeißen und zu fressen. Und wenn ein Weibchen vorbeigeht und die Hormone gebieten Paarung, dann kann der Hund / Kater / Alligator / Gockelhahn nicht anders und muss aufspringen. Der Mensch trägt diese Instinkte und Hormone, die ihn zwingen wollen, ebenfalls in sich, und er ist, was seine Körperlichkeit betrifft, auch mehr tierähnlich als er sich das eingestehen mag – was auch das tiefe Sinnbild des in der griechischen Mythologie dargestellten Kentaurs ist: Ein Wesen, das mit seiner unteren Hälfte ein zotteliges Pferd bzw. tierisch ist, und mit seiner oberen Hälfte Mensch … ein Mensch, der einen Bogen spannt, der also seinen Willen auf ein gewähltes Ziel richten kann.
Die Philosophie hat diesen unteren Bereich bzw. den Tiermenschen nicht verurteilt, aber sie hat doch die Ansicht vertreten, dass es nicht das Ziel sein dürfe, vollendet Pferd zu werden bzw. zum Tier zu mutieren. Sie hat hingegen den umgekehrten Weg gewiesen: Wie wir immer mehr Mensch und damit aus angeblich „alternativlosen“ Determinationen frei werden können. Wobei es leider ein folgenschwerer Irrtum ist, zu glauben, dass man mit seiner Geburt oder mit Abschluss der Schulausbildung (nach Ansicht des Präsidenten der Akademie der Wissenschaften übrigens eine „reine Vertrottelungsanstalt“) bereits vollreifer Mensch sei und sich sich jede individuelle Anstrengung zur Ausbildung von Ethik und innerer Reife erübrige. Menschen aller bisherigen Hochkulturen – die bei weitem nicht so dumm waren für wie wir sie heute halten und wie wir sie in unseren Filmen darstellen -, würden über eine solche Ansicht nur milde lächeln. Sie hatten damals zwar noch keinen entwickelten Intellekt so wie wir heutzutage, damit aber auch noch keinen Abriss zur Natur und keine Verschattung ihres Wahrheitsempfindens gegenüber den Dingen der Welt – vgl. die „Sophia“ (griech. Weisheit), von der sich noch der alte Grieche ganz lebendig durchpulst fühlte und die nichts mit dem abstakten Stroh zu tun hatte, das heute auf unseren Universitäten gebüffelt wird. Eine naturgegebene Weisheit, dank derer er in der Natur einfach schon durch Anblicken und sinnierendes Verweilen bei einer Pflanze intuitiv Heilmittel finden konnte, ohne diese in Rasterelektronenmikroskopen und Thermodilutionschromatographen zu analysieren.
Dass es mittlerweile eine beachtliche Strömung gibt, die die obere Hälfte des Kentauren bzw. des Menschen am liebsten komplett abschneiden und nur noch ins wohlige Tiersein zurücktauchen möchte, beobachten wir schon seit einiger Zeit. Der Skeptizisten-Vordenker Michael Schmidt-Salomon z.B. bezeichnet sich selbst nur als „Trockennasenaffen mit Haarausfall“. Mit dem homo sapiens, dem zu Weisheit fähigen Menschen, will er ein für allemal Schluss machen. Das einzig Erstrebenswerte, das „wir aufrecht gehenden Deppen“ in dieser „Scheißgegend“ (Science Busters / die Skeptiker) tun könnten, wäre, so Schmidt-Salomon in seiner Bibel für Affen und solche, die es werden wollen: Uns zu „sanften , freundlichen … Affen zu entwickeln“, uns in ein besseres Verhältnis zu „Bruder Schimpanse und Schwester Bonobo“ zu bringen (Zit. aus Hubertus Mynarek, „Vom wahren Geist der Humanität – Die Giordano Bruno Stiftung in der Kritik“, Nibe Verlag 2017).
Die großen Verlage überbieten sich derzeit im Herausgeben von Grundlagenwerken der neuen neoliberalen Religion des Skeptizismus rund um Richard Dawkins, Daniel Dennett, Sam Harris, Christopher Hitchens, Michel Onfrey & Co. Man darf staunen: In einer Zeit, in der angeblich kaum noch Bücher gelesen werden, finden Bücher, die um das gähnende Nichts kreisen bzw. ein Loblied auf den Nihilismus singen, reißenden Absatz. Vielleicht ist der Grund für diesen Durst nach Evidenz des Nichts bzw. der Nichtigkeit des Menschen ein sehr verständlicher. Überbringen die neuen Missionare doch eine „frohe Botschaft“, die der Religionswissenschaftler Prof. Dr. Hubertus Mynarek in seiner ganzen Banalität benennt: Mit der Skeptizisten-Bibel am Nachtkästchen kann der zeitgenössische Fortschrittsbürger endlich „alle Moral, allen Ballast der Humanität und ihrer Verpflichtungen abwerfen und ganz ins Tiersein, ins schuld- und verantwortungslose Affensein zurücktauchen“ (Mynarek, ebd., S.159 ). Kein Wunder, dass Schmidt-Salomon & Co. heute in keiner Talkshow mit weltanschaulicher Thematik fehlen darf. Mit seiner Weltanschauung des mechanistischen Determinismus, der Negation von Willensfreiheit und ethischer Selbstbestimmung ebnet er den ersehnten Weg zur digitalen Transformation und zur Robotisierung von Mensch und Lebensumwelt, also zur Endlösung der leidlichen Menschheitsfrage und zur Befreiung von der Last des freien Willens.
Die neue Pferde- bzw. Affenreligion wird auch bereits mit – noch verbalem – Feuer und Schwert verbreitet, es wird auf allen Ebenen missioniert, was das Zeug hält. Eine nicht geringe Anzahl an Menschen scheint darin ihre neue Religion gefunden zu haben. Dass es neuerdings eine solche Affenreligion gibt, braucht niemanden verwundern, sondern passt in Wirklichkeit perfekt zur oben geschilderten Agenda der Global Governance. Prof. Mausfeld hat es bereits treffend formuliert: Wir haben es heute mit einer Gegenaufklärung zu tun, die es perfiderweise geschafft hat, sich als Aufklärung zu tarnen. Man kann aus den derzeitigen Bestrebungen trotzdem seine persönlichen Schlüsse ziehen und sich umso mehr um die Entwicklung von dem bemühen, was derzeit durch eine weitgehend perfekt verzahnte Medien-Polit-Wirtschafts-„Wissenschafts-„Meinungsmache-Maschinerie verhindert werden soll: der individuelle Mensch bzw. seine Meinungs-, Glaubens- und Gewissensfreiheit.
Wie schon gesagt, hat jeder von uns nun die Wahl. Er kann der Aufforderung zum Anschluss an die neue Religion einwilligen und fortan am – zunächst fraglos amüsanten – „Gastmahl der Geistlosen“ (Milosz Matuschek) teilnehmen. Oder er kann sich diesem Anschluss verweigern und stattdessen individuelle Wege gehen, sich seinen Geist nicht nehmen lassen, sondern ihn sogar in gesteigertem Maße kultivieren und wertschätzen. Niemand muss nun sogleich zum Sokrates werden oder Goethes gesammelte Werke inhalieren. Denn er wird merken: Hat etwas substanziellen Geist, dann wiegt es ungleich mehr als das intellektuelle Pferdewissen, das die Szientisten ihr eigen nennen. Wenn man nur ein bisschen Geist bzw. abends ein paar Minuten Lektüre eines guten Philosophen auf die Waagschale bringt – und diese Zeilen nicht so aufnimmt wie ein Pferd Stroh frisst, sondern in der Haltung der klassischen Schüler der Philosophie: mit Staunen und sokratischer=nicht-wissender Perspektive (siehe „Ein Survival-Kit für die Apokalypse – Teil 1“) -, dann reicht das aus, um Tonnen an Bullshit aufzuwiegen, der uns heute von allen Seiten bedrängt. Wer diese paar Gramm Geist nicht aufbringt, nun, der mag jetzt ruhig noch ein bisschen lachen und sich in seiner szientistischen Hybris schlau vorkommen, solange er kann, aber es wird ihn einmal vollkommen ausheben und er wird sich dann im Nirgendwo bzw. in der inneren Vermorschung wiederfinden, die jetzt schon immer mehr Menschen ergreift (siehe „Dostojewskijs Traum von der szientistischen Pest“).
Eigentlich ist das DIE Wahl, vor der heute jeder Mensch als Individuum steht: Geist bzw. individuelle Entwicklung oder Geistlosigkeit bzw. Vermassung in einer Orwell’schen Dystopie. Gegen diese Superbowl-Wahl (siehe Bild oben) verblassen alle anderen Wahlen, die ja im Übrigen mittlerweile so grotesk sind, dass man eigentlich nur noch hoffen kann, dass professioneller, evidenzbasierter Wahlbetrug stattfindet, denn wenn diese Wahlergebnisse echt sind, dann steht es wahrlich nicht allzu gut um uns. Fassen wir also lieber diejenige Wahl ins Auge, die wirklich unser individuelles Schicksal bestimmen wird. Wie unser kollektives Schicksal verlaufen wird, steht in den Sternen und liegt nur in sehr geringfügigem Maße in unserer Hand. Welches individuelle bzw. innere Schicksal wir uns bereiten, liegt hingegen zu 100% in unserer eigenen Entscheidungsvollmacht. Bei dieser Wahl sollte also niemand daheim bleiben und anderen die Entscheidung über sich überlassen.
Carl von Linné (1707-1778): Systema Naturae / public domain
Spätestens nach dem Rezo-Newsflash zur EU-Wahl ist ja nun einer ganzen Generation klar geworden: Jetzt müssen endlich die Experten ran! Wir können die Schalthebel nicht mehr länger in den Händen von dummen Politikern lassen, die von noch dümmeren Wählern gewählt werden. Ebenso wie sich in der Medizin bereits eine streng wissenschaftliche Bewegung breitgemacht hat, die nur noch „evidenzbasierte“ Behandlungsmethoden zulassen will, so soll es nun auch auf allen anderen Lebensgebieten sein.
In einem ebenfalls millionenfach aufgerufenen Folgevideo von Rezo & den 90 Super Youtubern schwören uns die Super Youtuber – mit vor den heiligen „wissenschaftlichen Experten“ gefalteten Händen und mit digital remastertem wolverine-Augenfunkeln, das sich in unsere Seele einbrennen soll – auf das ein, was für unsere Zukunft alternativlos sein soll: endlich die Experten ranlassen – also diejenigen grauen Eminenzen, dank deren streng rationaler Agenda wir derzeit auf fast allen Ebenen vorm Abgrund stehen. Der Ausschlachtung der noch verbliebenen Umwelt- und Humanressourcen nach rein betriebswirtschaftlichen und „evidenzbasierten“ Kriterien steht dann nichts mehr im Wege.
Für Zaudern ist jetzt kein Platz, wenn wir gerettet werden wollen. Die Super Youtuber sind sich einig: „Unwiderlegbare Notwendigkeiten, den Kurs so schnell wie möglich zu ändern“ sehen sie, …“wissenschaftlichen Konsens“ und „nur eine legitime Meinung“ gäbe es. Und mit energischer Miene wird bekundet: „Das fordern über 26.000 deutschsprachige Wissenschaftler“ … bevor die Super Youtuber ihr Glaubenbekenntnis dann mit dem obligatorischen ‚Amen‘ beschließen: „Das sagen nicht wir, sondern die wissenschaftlichen Experten … Und wir, wir stellen uns auf die Seite der Experten“.
Ja, jetzt kann sie dann wohl endlich kommen, die Expertokratie, wo nicht mehr dumme Politiker, sondern konzernwirtschaftlich (pardon: „wissenschaftlich“ natürlich) akkreditierte Experten alles regeln – in Österreich übrigens gerade Realität geworden: Nachdem mit versteckter Kamera gefilmt und den fernsehenden Tagesschauguckern via Leitmedien demonstriert wurde, wie unverlässlich und verlottert amtierende Politiker sind (siehe „Just gimme one night in Ibiza“), hat man in der Alpenrepublik nun eine demokratisch nicht gewählte Gruppe aus „Experten“ als Regierung eingesetzt, und alle finden das toll. Warum sind wir da nicht schon früher draufgekommen? Und da wir schon beim Beseitigen historischer Relikte sind: Wie gerade diskutiert wird, könnte man mitsamt den Politikern ja gleich auch deren Wähler beiseiteräumen. Ältere Menschen über 60 hinsichtlich ihres Wahlrechts von der demokratischen Teilhabe an der Geselschaft auszuschließen, wird bereits gefordert. – Nein, Nicht auf irgendwelchen hysterischen Gwup-Schrillkreischblogs, sondern auch in Leitmedien wie der taz, dort z.B. von der Leiterin des Ressorts „Meinung+Diskussion“ höchstpersönlich.
Wie man sieht, können Meinungen, die gestern noch als unmoralisch und verwerflich gegolten haben, schon morgen als legitim gelten. An guten Gründen für legitime Interessen wird es nicht mangeln – es ist der Job der Experten, uns auf bestem akademischen Niveau mit solchen Gründen zu versorgen. Was ist aber „legitim“? Wer besagt, was legitim ist und was nicht?
Rezo, der uns unter begeistertem Applaus auch unserer Seniorenschaft und sogar der alternativen Medien erklärt hat, dass „es nur eine legitime Meinung gibt“, hat seine Meinung z.B. über die Ursache des Klimadingens übrigens nicht schnell mal bei Google nachgeguckt. Wie er uns in seinem Video erzählt, hat er persönlich bei der staatlichen Einrichtung XY angerufen und nachgefragt. Und die Experten dort haben ihm erklärt, was derzeit anerkannte herrschende Lehre ist und was nicht. Also bitte, ich hoffe, diese leidige Diskussion über die mehr oder weniger professionelle Recherchearbeit von Rezo nimmt endlich ein Ende.
Mannomann, dass ich das noch miterleben darf … wir sind jetzt endlich am Sprungbrett in eine strahlende Zukunft: Unsere Jugend ist nicht mehr so wie früher in Opposition zum Establishment und ihrer herrschenden Lehre, sondern ist nun endlich bereit, sich von dieser an der Hand nehmen zu lassen und mit den wissenschaftlichen Experten an einer Leine zu ziehen. Diese wissenschaftlichen Experten (laut Noam Chomsky „die säkularen Hohepriester der Machtelite“) werden ihnen den Weg der volks- und betriebswirtschaftlichen Vernunft weisen.
Chomsky über diese wissenschaftlichen Experten:
>> Sie identifizieren sich mit den Interessen der Mächtigen und halten diese für ihre eigenen. Für ihren Dienst und für ihre Verinnerlichung und Verteidigung des Wertekanons und der Interessen der Machtelite erhalten sie einen gewissen Anteil an der Macht, des Reichtums, der Privilegien und des Prestiges. Damit bilden sie nicht nur einen zentralen Pfeiler des ideologischen Indoktrinationssystems, sondern sie sind vielmehr entscheidende Akteure des staatskapitalistischen Propagandasystems für die Herrschaftssicherung der Machtelite, weil sie die breite, weniger gebildete Bevölkerungsgruppe (rund 80 Prozent) ideologisch zum Gehorsam, zur Passivität, Konformität, Habsucht und Unterwerfung erziehen, indem sie diese in ihrem sozialen, kulturellen Verhalten, Wissen und Denken bzw. in ihrer Wahrnehmung entsprechend formen, disziplinieren und kontrollieren. Dieses grundlegende soziale Verhältnis spiegelt sich auch in einer Zweiteilung der Medien wider, die entweder reine Medienkonzerne sind oder Konzernkonglomeraten angehören.
Das Geschäft dieser konzerngesteuerten Medien ist es nicht, ihre Leserschaft und Zuschauer mit Informationen und Zusammenhängen des Zeitgeschehens zu beliefern. Vielmehr verkaufen die Medienkonzerne ihre Leserschaft und Zuschauer an ihre Anzeigenkunden, also den großen Unternehmen und Konzernen, denn nur damit macht man als Medienunternehmen Gewinne. Die Zeitungen, Zeitschriften und TV-Sendungen der Konzerne vermitteln deshalb ein Bild von der Gesellschaft, die den politischen Bedürfnissen, Interessen und Perspektiven der Anzeigenkunden und den Medienkonzernen Rechnung tragen.
Für die extrem indoktrinierten und gebildeten Schichten existieren intellektuell ´anspruchsvolle` Elite- und Leitmedien, die politische und ökonomische Gegebenheiten und Entwicklungen innerhalb des vorgegebenen ideologischen Indoktrinierungsrahmens der Machtelite darlegen und kommentieren. All dies dient auch dazu, den übrigen 80 Prozent der Bevölkerung die notwendigen Illusionen bzw. Lügen als Wahrheit zu verkaufen, hinter denen sich die handfesten Interessen der Machtelite verbergen. Denn diese Leitmedien liefern nicht nur die passenden Themen, Bilder und Informationen, sondern setzen vor allem den zu befolgenden ideologischen Rahmen zulässiger Meinungen und Ansichten über die Welt für alle weiteren Massenmedien.
(…)
„Der Abschaum muss den Wert der Unterordnung schätzen lernen und, mit Scheuklappen versehen, auf die Suche nach persönlichem materiellen Gewinn geschickt werden. Darum ist es auch nutzbringend, die Bevölkerung auf einem niedrigen kulturellen Niveau zu halten, wie es in den USA recht erfolgreich gelungen ist.“
Aber lassen wir dieses intellektuelle Zeugs eines alten Mannes, den die New York Times als „bedeutendsten Intellektuellen“ unserer Zeit bezeichnet hat, wieder beiseite. Macht ja nur einen schweren Kopf. Denken überlässt man besser denjenigen Exemplaren der Gattung „Quadrupedes“ (lat. Vierfüßler – zu denen laut dem streng naturwissenschaftlichen Pionier Carl Linnè mit Beginn des 18. Jahrhunderts auch der Mensch gezählt wird), welche die größeren Köpfe haben. Und das sind bekanntlich die Pferde.
Wer gibt in Zeiten von #Hashtags und METOO schon noch etwas auf klares und differenziertes Denken? Wer macht sich schon noch die Mühe, wirkliche Gedanken aufzubauen, wo man doch an jeder Straßenecke und von jedem Flatscreen eine Aludose gereicht bekommt, die man bloß aufploppen muss, um sich einen emotion flash reinziehen zu können? Wer presst sich schon noch selbst gesunden Karottensaft, wo es doch aspartamgesüßte Energydrinks mit Taurin gibt – zusammengebraut nicht mehr von Mutter Natur, sondern im Lebensmittellabor von „food experts“.
Höchste Zeit also, dass wir es endlich eingesehen haben, den Experten das Ruder zu überlassen. Die streng wissenschaftlichen Wirtschaftsexperten, Finanzexperten, Pharmaexperten, Chemieexperten, Nuklearexperten, Umweltexperten, Militärexperten, Gentechnikexperten, Biotechnologieexperten, Geoengineering-Experten, Pädagogikexperten, Sexualexperten, Ernährungsexperten, Robotikexperten, Drohnenexperten werden uns im Verein mit den allerwichtigsten Experten: den Medien- und Marketingexperten nun ins Paradies führen. Wer vermeint, dass sich dieses Paradies als Dantes Eishölle herausstellen könnte, der ist ein Fortschrittsfeind und gehört dorthin, wo man in der Geschichte schon bisher Ketzer zu entsorgen pflegte: auf den – nunmehr digitalen – Scheiterhaufen der Inquisition.
Experten werden uns mit allem versorgen. Wer inmitten des streng wissenschaftlichen Fortschritts auf zunehmende Ungereimtheiten und Diskrepanzen stößt, die sich mit der am Flachbildschirm angepriesenen Virtual Reality nicht decken, den werden die Experten mit hinreichenden Gründen versorgen, worum das so ist.
So wie die Vollprofis in untigem Video:
„Some experts say it’s because of one fuckin‘ reason, others say it’s because of some other fuckin‘ reason …“
zum Weiterlesen:
Matthias Burchardt:
“March for Science – Dead Men Walking”
Nachrichtenspiegel:
„Alles in Butter: Prof. Michael Butter – Wie man tapfer feige eine wissenschaftliche Lanze bricht”
Ergänzung 23.07.2019:
Norbert Häring über den Griff des Weltwirtschaftsforums nach der “Global Governance”