Während für manche soeben ihr Alptraum wahr geworden ist (siehe z.B. Rubikon), so kann sich die Gamer-Community jenseits des Atlantik vor Jubeln kaum halten. Nach Jahren der Entwicklungsarbeit, in denen eine Hundertschaft an Programmierern und Militärexperten am Script gefeilt hat, ist er nun da, der ultimative Egoshooter mit einer zu allem entschlossenen Amazone in der Hauptrolle. Entwickelt unter dem Arbeitstitel „Armageddon“, wurde der jüngste Teil der Call of Duty / Black Ops-Serie aus gegebenem Anlass auf „Uschis Endsieg“ umbenannt und wird unter diesem Label vermutlich wieder Rekorde brechen und neue Maßstäbe in Sachen Grafik und Sound setzen.
Die verdeckte Umsturzoperation („Black Op“), um die Panzergrenadierin der Denkpanzergeneräle an die Spitze der Machtpyramide zu hieven, hätte diesmal glatter nicht laufen können (wir berichteten – siehe Into Darkness: Der Apokalypse-Engel breitet seine Schwingen aus). Doch die Panzergrenadierin steht erst am Beginn ihrer Mission. Geostrategischer Schauplatz des aus der US Softwareschmiede Activision stammenden Spiels ist das EU-Territorium und es geht diesmal um nichts weniger als: ums Ganze.
Europa kann also nun „weiblicher werden“, wie die Zeit meint. Viele sind ja derzeit geteilter Meinung darüber, was es für das Schicksal Europas bedeutet, dass die politisch-ökonomisch-militärischen Schalthebel unserer immerhin 350 Millionen Männer, Frauen, Kinder und Diverse zählenden Gemeinschaft nun in die Hände einer offenkundig suizidalen Karrierefrau gelegt werden. Doch Moment, machen wir mal halblang. Sich ohne Maulkorb politisch zu äußern ist ja heute nicht mehr „politisch korrekt“ und kann einem umgehend den Kopf bzw. die Reputation kosten, noch dazu wenn man an die aktuellen Geschehnisse den Maßstab des Hausverstands anlegt und nicht den DIN-ISO zertifizierten Maßstab unserer deutschen Qualitätsmedien (Relotius-Narrenspiegel, Südtäusche Scheisdung, Blöd-Zeitung, Springers Liliput-Welt & Co.). Ich enthalte mich daher einer politischen Stellungnahme und will mich nur aus der Sicht eines Feuilletonisten äußern. – Eines naiven Feuilletonisten, der seinerzeit noch „Die Wicherts von nebenan“ und „Drei Damen vom Grill“ geguckt hat, und der aufgrund der elementaren Lektionen in Sachen Hausverstand, die er in dieser eigentlich banalen, aber herzhaften Hausmanns*frauen*kost, die ihm dank des Erziehungsauftrages des öffentlich-krächzlichen Rundfunks serviert wurde, es einfach nicht fertig bringt, diesen Hausverstand nun über Bord zu werfen.
Ach herrje … „Drei Damen vom Grill“ (siehe fernsehserien.de), das kennt ja heute womöglich gar keiner mehr. Nun ja, das war eine in den Jahrzehnten vor der Milleniumswende vom ARD ausgestrahlte Werktagsnachmittag-Endlos-Serie, in der drei gestandene Frauen – Oma Margarete, Mutter Magda und Tochter Margot – an einer Berliner Imbissbude Würstchen gewendet und dazu irgendetwas gememmelt haben. Also im Prinzip der gleiche Film, der auch heute noch in Berlin abläuft, nur eben mit anderer Schauspiel-Besetzung (ich glaube, Namensnennungen sind an dieser Stelle überflüssig). Dabei hatten die drei Damen vom Grill aus dem ARD-Klassiker den drei Damen vom transatlantischen Grill, die heute die Imbissbude übernommen haben, noch etwas Entscheidendes voraus: Sie verfügten über gesunden Hausverstand und auch über Humor. Beides sucht man bei den Damen vom transatlantischen Grill heute leider vergeblich.
Oma Margarete, Mutter Magda und Tochter Margot – ich meine natürlich: Oma Angela, die gleich siebenfache Mutter Ursula und das im Vogelkäfig der Oma persönlich herangezüchtete Kellerkind Annegret Ich-krieg-n’en-Merkelkrampf-Karrenbauer sind überzeugt davon, vollkommen ohne besagten Hausverstand auskommen zu können. Wer braucht diesen in Zeiten künstlicher Intelligenz auch schon (Axel „Artikel 13“ Voss lässt grüßen)?
Leider mit fatalen Kollateralschäden. Hier ein paar hard facts der soften Frauenpower:
Die gerade erst aus dem Vogelkäfig entlassene und in die transatlantische Freiheit entflogene neue Verteidigungsministerin AKK fordert als erste Amtshandlung eine deutliche Steigerung der deutschen Rüstungsausgaben. Bis 2024 sollen diese um nicht weniger als 30% höher liegen als heute. Der deutsche Militäretat wird also schon bald 85 Milliarden Euro pro Jahr ausmachen (nur zum Vergleich: Russland, das immerhin größte Land der Welt, hat seinen Militäretat auf 61 Milliarden gesenkt). Das Land, indem sich 30.000 Tafeln vor abgelaufenem Essen biegen, die Schulen verschimmeln und 25% aller Kinder offiziell in Armut leben, wird also innerhalb der NATO gleich nach den USA auf Platz 2 der höchsten Rüstungsausgaben aufrücken. Für Grilloma Angela ist das genauso alternativlos (siehe handelsblatt).
Auch den Einsatz deutscher Soldaten in Syrien findet die neue Bundeswehrchefin eine gute Idee. Ebenso die Generalmobilmachung der deutschen Jugend. Die westliche Wertegemeinschaft braucht schließlich willige Kämpfer, die in Mali und am Hindukusch die marktkonforme Demokratie verteidigen. Jedermann/frau, der/die in dieser Art von Demokratie gut und gerne leben möchte, sollte auch bereit sein, gut und gerne für sie zu sterben. Vielleicht ist es aber auch ein Mittelding zwischen Leben und Sterben, das man als Soldat*In bei solchen Nato-Abenteuern erfährt. So wurde z.B. festgestellt, dass alleine von den hunderttausend deutschen Soldaten, die bisher in Afghanistan stationiert waren, fast ein Drittel der Heimkehrer durch Nato-Uranmunition kontaminiert ist. Dazu der Dokumentarfilmer Frieder Wagner: „Wenn die dann heiraten und Kinder zeugen, ist die Gefahr hoch, dass sie missgebildete Kinder zur Welt bringen. Diese Kinder haben dann in ihrer DNA genau dieselben giftigen Stoffe wie der Elternteil. Das wird auf Generationen weitergegeben“ (Quelle: Sputnik). Da soll noch jemand behaupten, die Bundeswehr böte unserer Jugend keine strahlende Zukunft.
Die im zivilen Haushaltsbudget schmerzlich fehlenden Milliarden werden nicht nur in Panzer, Kampfjets, Bomben, Granaten und Gewehre fließen, sondern auch, so der Wille der neuen Bundeswehrchefin, in den Bau eines Flugzeugträgers, den sie ebenso wie Grill-Oma Angela und die Powermutter Ursula eine gute Idee findet. Schlappe 4,5 Milliarden Euro würde der imperiale Schipper kosten. Da müssten die drei Damen vom Grill an ihrem Berliner Imbissstand schon eine ganze Menge an Würstchen braten, um diese Summe als Nettogewinn zu erwirtschaften. Aber zum Glück können wird die Rechnung samt Spesen, Provisionen und Beraterhonoraren ja umstandslos vom Steuerzahler beglichen.
Prof. Dr. Knut Hickethier, Leiter des Instituts für Germanistik der Universität Hamburg, hat die drei Damen vom Grill aus den 80ern mit einer eingehenden Würdigung in der Welt der Wissenschaft verewigt (seine zeithistorischen Forschungsergebnisse zu den drei Damen sind erschienen unter dem Titel „Die gemütliche Durchhalte-Gemeinschaft“, veröffentlicht in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 11 -2014, H. 2, Druckausgabe: S. 337ff.). An Professoren und wissenschaftlichen Experten, die auch über unsere heute am Berliner Grill stehenden Damen einen würdigen Nachruf verfassen, wird es wohl ebenfalls nicht mangeln. Könnte man meinen. Wäre da nicht diese verdammte Doomsday Clock, die laut „Bulletin of the Atomic Scientists“ gerade zwei Minuten vor Mitternacht, also kurz vor endgültigem Sendeschluss steht (Quelle: Spiegel). Sendeschluss? Können sich in einer Zeit, in der in unseren Straßen überall Milch und Honig bzw. Vodka und Red Bull fließt, die wenigsten vorstellen, ich weiß. Aber wenn es sogar in unseren ehrenwerten Qualitätszeitungen steht, dann sollte man es eventuell ernstnehmen – deren Schreibstuben, in denen bekanntlich keine Verschwörungstheoretiker sitzen, sondern Edeljournalisten, die die Wahrheit verkünden, lassen verlauten, dass ein Krieg gegen Russland unvermeidlich sei. Auch nukleare Erstschläge werden ernsthaft in Erwägung gezogen, um „Putin zu stoppen“ – „Jetzt“, bevor es zu spät ist.
Die Atomic Scientists, die ihre Arbeit an sich sehr gewissenhaft verrichten, müssten nach der nunmehrigen Wahl von der Leyens zur EU-Kommissionspräsidentin, den Zeiger der Apokalypse-Uhr eigentlich um eine weitere Minute nach vorne stellen. Hat Von der Leyen doch bereits ganz unverhohlen ausgesprochen, was sie, die sie nun an den obersten Schalthebeln sitzt, machen will: „Putin weh tun“ ist offensichtlich einer der obersten Punkte auf ihrer – demokratisch nicht legitimierten, also privaten – Agenda, den „wir“ verfolgen „müssen“ (Quelle: Interview in BILDpolitik). Den atomar bestückten russischen Bären will sie dabei hart rannehmen, „mit allen Mitteln, die angemessen sind“.
In einem jüngsten Presseinterview kurz nach ihrer knappen Wahl zur EU-Kommissionspräsidentin bestärkte sie dieses Ziel auch sogleich. Ein Angebot des russischen Außenministers Lawrow zu einvernehmlicher Zusammenarbeit schlug sie brüsk aus und erklärte stattdessen unserem größten Nachbarn verbal den Krieg. Mit gebleckten Zähnen und lasziv lächelnd kündigte sie eine „harte Haltung gegenüber Russland“ an (Quelle: Welt). Nicht nur die Sanktionen gegen Russland, ebenso wie gegen Syrien, den Iran und Venezuela sollen beibehalten werden (Apropos „Sanktionen“: Was wie eine bloße wirtschaftspolitische Maßnahme in einem Monopolyspiel klingt, hat in Wirklichkeit verheerende reale Folgen für das Leben von Millionen Menschen; indem von der Leyen Sanktionen verlängert, spricht sie gleichzeitig das Todesurteil für tausende bis hunderttausende unschuldige Menschen aus der Zivilbevölkerung aus – siehe z.B. Bericht von Karin Leukefeld). Mit diesem diplomatisch fatalen Affront sabotiert die neue EU-Chefin mutwillig die europäische Friedensordnung und lässt uns ohne mit der Wimper zu zucken ins offene Messer laufen. Von der Leyen beweist damit auch, was sie von demokratischer Willensbildung hält. Denn ihren Feldzug gegen Russland tritt sie entgegen dem Willen der Bevölkerung los (laut statistischer Umfrage sieht die weitaus überwiegende Mehrzahl der Deutschen in Russland überhaupt keine Gefahr und wünscht freundschaftliche Beziehungen sowie eine Annäherung zu Russland, die Bürger in den meisten anderen Ländern Europas sehen das ähnlich).
Die Schlinge um den russischen Bären soll aber nicht nur durch verbale Geschosse und Sanktionen, sondern auch durch schwere Militärgerätschaft samt nuklearwaffenfähigen Luft- und Seestreitkräften zugezogen werden, die unter der Flagge der NATO bereits auf Hochtouren Manöver entlang der russischen Grenze abhalten. Der bislang gleichmütige russische Bär wird inzwischen durchaus nervös. Denn die von der westlichen Wertegemeinschaft nun unmittelbar an die russische Grenze herangerückten, mit nuklearen Sprengkörpern bestückbaren Marschflugkörper (deren Abschussrampen aus Satellitenperspektive nicht von bloßen Abwehrraketen zu unterscheiden sind), können die vitalen Metropolen Russlands innerhalb weniger Minuten erreichen. Im Falle von Fehlalarmen, wie es sie in der Geschichte schon mehrere Male gegeben hat, – und wie sie im Zuge zunehmend automatisierter Abwehrsysteme in Zukunft womöglich noch vermehrt zu erwarten sind – hätte man diesmal also nur wenige Minuten Zeit, um zu entscheiden, ob ein nuklearer Gegenschlag auf die vermeintlichen Urheber des Angriffs erfolgt oder nicht. Reichlich wenig Zeit, um besonnen zu entscheiden.
Und dass der Gegenschlag auch in Richtung jenes Landes erfolgen wird, das sich in der Ära Merkel/Von der Leyen gerade anschickt, zur aggressivsten Speerspitze der NATO zu werden, hat Kreml-Berater Sergej Karaganow in einem Spiegel-Interview schon vor einiger Zeit ganz unmissverständlich ausgesprochen:
„Russland wird nie wieder auf seinem eigenen Territorium kämpfen (…) Im Falle einer Krise werden genau diese Waffen vernichtet (…) Wenn die NATO eine Aggression beginnt – gegen eine Atommacht wie uns -, wird sie bestraft werden.“ (Quelle: Spiegel)
Das Land, dessen Einwohner angeblich alles dafür tun – und auch wählen –, um weiterhin Gut und Gerne leben zu können, würde in solchem Falle also einfach per Knopfdruck verdampft werden.
Ob weiter SUV gefahren und Oktoberfest gefeiert wird oder nicht, wird sich bei zukünftigen Krisen also innerhalb von Minutenfrist entscheiden. Verschärft wird der Nervenkitzel, indem unsere Freundinnen des russischen Roulette immer wieder versuchen, die Kommunikationsleitung zum Kreml lahmzulegen. Bisher gab es immerhin das „rote Telefon“, über das allfällige Fehlalarme notfalls abgeklärt und ein Armageddon abgewandt werden konnte. Wie oft wir schon am nuklearen Holocaust vorgeschrammt sind, ist den meisten immer noch nicht bewusst – nachzulesen z.B. in den Erzählungen von Lee Butler, dem ehem. Oberbefehlshaber der US-Atomstreitmacht: „Es gab viele Krisensituationen, die meisten wurden niemals bekannt … Wir handelten wie Betrunkene!“ (Quelle: Spiegel). Siehe auch den Bericht des russischen Raketenabwehrtechnikers Stanislav Petrow, dem auch Sie, die Sie hier gerade diese Zeilen lesen, zu verdanken haben, dass Sie heute noch atmen dürfen (siehe Spiegel). Und dieses rote Telefon wurde zwischenzeitlich von NATO-Seite schon aufgekündigt. Mit so bösen Ländern wie Russland dürfe man doch nicht unnötig verhandeln und damit „Schwäche zeigen“. Von der Leyen stößt in einer jüngsten Pressekonferenz anlässlich ihrer Wahl zur EU-Chefin ins gleiche transatlantische Horn: „Der Kreml verzeiht keine Schwäche.“ Folglich müsse man „Härte zeigen“. Ich kenne den aktuellen Status um das rote Telefon nicht, habe erfahren, dass es in der Folge seiner Einstellung zumindest den Protest einiger couragierter Diplomaten gegeben hat, der dazu geführt hat, dass das rote Telefon wieder reaktiviert wurde. Selbst wenn die Leitung derzeit wieder aktiv ist, wenn man sich die wild zur Konfrontation mit der Nuklearmacht Russland entschlossenen Worte anhört, die alleine unsere drei Damen vom Grill in die Welt hinausposaunen, dann muss man um diesen letzten Rettungsanker der Vernunft erneut bangen.
Das Bangen überlässt man jedoch uns. Andernorts wird das deutsche Trio infernale bzw. die neue blonde Femme fatale indes gefeiert. „Partystimmung“ herrsche in Paris, titelt der Spiegel. Macron & die sonstigen Architekten des neuen, konsequent marktradikalen und militarisierten Europas seien außer sich vor Freude über die Wahl der neuen Kommissionschefin von der Leyen (siehe Spiegel).
Dass unsere hartgesottenen Damen vom Grill nicht nur „Härte zeigen“, sondern zumindest dann, wenn sie mit ihresgleichen unter sich sind, Party machen können, gibt Anlass zur Hoffnung. Vielleicht sind die äußerlich windelweich wirkenden Damen in ihrem Inneren ja gar nicht nur stahlhart wie sie bekunden. Vielleicht gibt es dort tief drinnen doch noch eine kleine Wattebausch-Oase, die einen Krieg gegen Russland, der in unserer DIN-ISO zertifizierten deutschen Qualitätspresse (laut Michail Gorbatschow: der „bösartigsten Presse überhaupt“) ja vielfach bereits als unvermeidlich angesehen wird, im Fall der Fälle doch noch abpuffert. Die Existenz dieser Wattebausch-Oase ist natürlich nur eine Hypothese bzw. Wunschdenken, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Würden die Bürger Europas jedenfalls realisieren, was die jüngste Ansage ihrer neuen, nicht demokratisch gewählten Präsidentin bedeutet, dann würden wohl selbst die friedliebendsten und unpolitischsten Menschen – einfach aus Liebe zu ihren Kindern, zur Natur und zur Menschheit -, jetzt einen nassen Fetzen zusammenwringen und diese offensichtlich suizidale Person gleich in der ersten Woche aus dem Amt jagen.
Dass die meisten Bürger dies nicht realisieren, dafür sorgen allerdings in gewohnter Manier die Produkte der Rat Media Solutions GmbH (Blöd-Zeitung, Relotius-Narrenspiegel, Südtäusche Scheisdung, Springers Liliput-Welt & Co.). Die Black Op kann also plangemäß weitergehen.
Ich bin jedenfalls froh, dass es das aufgeblähte Rüstungsbudget immerhin zulässt, dass sich unsere Damen vom Grill nun auch ein paar zusätzliche Reisejets genehmigen, damit sie nicht mehr wegen Flugzeugpannen im Ausland übernachten müssen. Mal im Ernst: Es ist ja für uns alle zum Fremdschämen, wenn wir es ausländischen Gastgebern zumuten müssen, sich über die notwendigen offiziellen Termine hinaus mit diesen hochnotpeinlichen Damen abzugeben. Die Staatschefs würden womöglich mitbekommen, welch gähnende und allesverschlingende Leere sich in diesen „Hohlraumfiguren“ (Sloterdijk über Merkel) verbirgt, wenn sie mit ihnen einmal abseits der festgelegten Pressekonferenzen und Scripted Reality-Statements Zeit verbringen müssen. Ohne vorgeschützter Geschäftigkeit, eiliger Smalltalk-Attitüde und ohne den Schutzmantel eines Beraterheers an PR-Experten und Ghostwritern, die den Elitedamen zwar nicht das Essen, aber immerhin die Worte vorkauen, welche diese dann nur noch vom Zettel ablesen müssen.
Wer von den Würstchen und dem Senf, den die drei Damen an ihrem transatlantischen Grill austeilen, eine Lebensmittelvergiftung bekommt und sich am Boden windet, der braucht sich im Übrigen nicht bei besagten Imbissdamen beschweren. Die braten nur und verkaufen. Die Füllung der Würstchen und die Ingredienzien des Senfs sind Sache ganz anderer Herrschaften. Nein, es sind nicht Günter Pfitzmann und Harad Juhnke, die den drei Damen vom Grill der 80er immer Nachschub gebracht haben, wenn das Fleisch ausgegangen ist. Es sind Herrschaften, die wir kaum zu Gesicht bekommen und die Angela Merkel kryptisch lächelnd immer nur als „unsere verlässlichen Freunde“ bezeichnet. Herrschaften, die jedenfalls wissen, wie der Hase läuft und vor allem: wie man ihn fängt. Was wirklich Sache ist, das überlassen diese Herrschaften nicht drei Memmelchen, die ohne Berater nicht einmal wissen, wie man eine Haselnuss knackt.
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Ursula von der Leyen (wikimedia commons /CC BY 3.0/Michael von Aichbergerderivative work:9002redrum)
Nachdem ich einige Tage an der frischen Luft und am Wasser verbringen konnte, dachte ich, ich könnte meinem gestärkten Immunsystem nun auch wieder eine Dosis reinen Giftes zumuten. Auf alles gefasst, aber dennoch heiterer Stimmung drehte ich während der Autofahrt also den öffentlich-krächtzlichen Rundfunk auf.
Schon nach der ersten Meldung musste ich mir die Ohren reiben: Hatte ich etwa noch Salzwasser im Ohr? Oder ist der Postillon nun via Radio online gegangen (siehe Postillon: „Frau baut im Job nur noch Mist, weil sie hofft, dass sie dann auch einen EU-Posten bekommt“)? Nein, was ich da zu vernehmen bekam, war scheinbar kein Scherz. Mit einem schnellen Blick auf die Armbanduhr vergewisserte ich mich, dass auch der 1. April schon vorbei war. Ja, in der Tat: Wir hatten schon den 3. Juli. Au backe, das was mir da über den Äther entgegenschlug, scheint also ernst gemeint.
Nicht nur über den Tod der Ballermann-Legende Costa Cordalis wurde ich in Kenntnis gesetzt, sondern auch über eine wundersame Auferstehung. Über Nacht sei ein EU-„Personalpaket“ geschnürt worden. Nachdem der EVP-Spitzenkandidat Weber am Widerstand Macrons und der Sozialist Timmermanns am Widerstand der östlichen Mitgliedsländer gescheitert seien, haben die ehrenwerten Eurokraten also tief in ihren schwarzen Zylinder gegriffen und nun einen rosa Hasen an seinen Löffeln gepackt und nach oben gezaubert.
Der rosa Hase war nackt. Es galt also, ihn noch in derselben Nacht, da er aus der Taufe gehoben wurde, standesgemäß einzukleiden. Die digitalen Gewänder samt virtuellem Reichsapfel und transatlantischen Jagdstiefeln wurden der designierten Drohnenkönigin von „Experten“ auch umgehend maßgeschneidert. Was technisch an sich unmöglich ist, wird mit einem einzigen Fingerschnippen möglich, wenn man die richtigen Experten um sich hat: Nur wenige Stunden nach dem Schlupf aus dem schwarzen Zylinder wurde der Twitter-Account von Ursula von der Leyen erstellt. Noch ohne dass von der Leyen einen einzigen Tweet gepostet hat oder ihr Konto irgendwo verlinkt war, wies der Account bereits mehrere tausend Follower auf. Heute, einen Tag nach Inbetriebnahme, ging der Duracellhasen-Account mit 41.900 Followern vollends durch die Decke. Der laut Studie der Uni Düsseldorf „pseudo-kritische“ Systemkomiker und dekorative Pimmelgartenzwerg der Merkel-Regierung, Jan Böhmermann, war übrigens einer der ersten, der dem Jungferntweet der strammen NATO-Ursel ein Like gegeben hat.
(Screenshot https://twitter.com/vonderleyen, 04.07.2019) (Screenshot Twitter, Account J. Böhmermann)
Gegen eine solche Social Media-Pershing erscheint sogar Böhmermanns Jeanne d’Arc Claudia Rackete nur wie eine mickrige Silvesterrakete. Experten (siehe „Über Evidence Based Bullshit“) machen’s möglich und Beziehungen schaden bekanntlich nur demjenigen, der sie nicht hat. Und da besagte Experten für ihre Beratungsdienstleistungen der bisherigen Bundeswehr-Chefin recht erkleckliche Honorare in Rechnung stellen konnten (innerhalb zweier Amtsjahre immerhin über 200 Millionen Euro / Quelle: Welt, laut anderen Medienberichten insgesamt mehr als 600 Millionen Euro, hierbei ist die Rede von Beraterhonoraren von bis zu 1.700.- Euro pro Tag und Kopf), dürfen sie mit ihrem Know-How nun wirklich nicht hinterm Berg halten, sondern wollen unter Beweis stellen, dass ihr gerade unter massiver Kritik stehendes Honorar nicht in den Sand gesetzt war. Zumindest Sarah Wagenknecht beweist wieder pragmatischen Sinn: „Auf Juncker soll von der Leyen folgen? Warum lässt man die EU-Kommission nicht gleich von McKinsey oder PWC führen?“
Nun soll die adelige Prinzessin also zur Königin gekrönt werden. Die am Dach des Brüsseler Pavillons sitzenden Tauben gurrten zwar: „Gruu, gruu … Blut ist im Schuh!“, aber die DIN-ISO-zertifizierte deutsche Qualitätspresse ignorierte dieses Gurren in gewohnter Manier standhaft und ergoss sich in euphemistischen Beifallsbekundungen. „Doppelspitze: Ursula von der Leyen und Christine Lagarde stehen für Aufbruch – Europa kann weiblicher und globaler werden“ titelte etwa die Zeit. Die Klügelei um die EU-Chefsessel („die Beratungen des Europäischen Rates“) seien „selten so transparent gewesen“ wie in jener Nacht, in der nebst einigen anderen hohen Tierchen auch derjenige rosa Hase aus dem schwarzen Zylinder gezogen wurde, der künftig als Kommissionspräsidentin an der Spitze der EU-Machtpyramide sitzen soll – einer EU, deren Gründung schon laut Plänen von Winston Churchill unabdingbar war, wenn man Europa von Seiten der westlichen Allianz beherrschen wolle, denn mit souveränen Nationalstaaten sei das nach Ansicht Churchills undenkbar („Die Schaffung einer autoritativen, allmächtigen Weltregierung ist das Endziel, das wir anzustreben haben … Ohne ein Vereinigtes Europa keine sichere Aussicht auf eine Weltregierung. Die Vereinigung Europas ist der unverzichtbare erste Schritt zur Verwirklichung dieses Zieles.“ – nein, das ist keine Verschwörungstheorie, sondern Ausschnitt einer Rede Churchills in London vom 14.5.1947, also 10 Jahre vor Gründung der EWG).
Ursula von der Leyen, soeben erst von der Bilderberg-Konferenz zurückgekehrt (siehe Teilnehmerliste), soll also den Chefposten dieses vereinigten Europas erhalten. Um zu mutmaßen, welche Agenda unsere Eliten auf der ehrenwerten Bilderberger-Konferenz – wie gewohnt unter Ausschluss der Öffentlichkeit – festgesetzt haben, müssten wir nun Verschwörungstheorien anstellen. Da uns dies als gemeinen Wlanbürgern streng untersagt ist, begnügen wir uns also mit der kryptisch anmutenden, kommentarlos veröffentlichten Tagesordnung der Bilderberger. Darunter Pkt.2: „Was kommt als nächstes für Europa?“, Pkt.5: „Russland“, Pkt.8: „Künstliche Intelligenz“, Pkt.9: „Die Waffenbesitznahme von Social Media“ und Pkt.10: „Die Bedeutung des Raumes“. Was diesbezüglich im Luxus-Pavillon im Schweizer Montreux für das Schicksal Europas, Russlands und „den Raum“ beschlossen wurde, wissen nur die Götter. Von den ansonsten so schwätzsüchtigen Talkmastern und den Qualitätsjournalisten unserer Leitmedien erfahren wir dazu kein Sterbenswörtchen. Fällt das Wort Bilderberger doch einmal, dann besteht für besagte Talkmaster und Qualitätsjournalisten zumindest kein Zweifel, dass es sich hierbei um ehrenwerte Zusammenkünfte von Experten handelt, die dem Fortschritt dienen. Der ehemalige UN-Kommissar Jean Ziegler sieht das durchaus anders: >>Zusammenkünfte wie „Bilderberg“ sind gefährliche, ja für die Demokratie tödliche und für die ärmsten Menschen der Welt mörderische Einrichtungen.<< (Quelle: Interview in Nachdenkseiten)
Wenn eine zumindest lt. Ziegler „gefährliche, tödliche und mörderische“ Expertenrunde über das Schicksal Europas, Russlands und „des Raumes“ berät, darf man dann ein mulmiges Gefühl in der Magengrube haben oder soll man der nahen Zukunft euphorisch entgegensehen so wie die ebenfalls neu aus dem schwarzen Zylinder gezauberte transhumanistische Gentechnik-Partei „Die Humanisten“, dem politischen Flügel der Gwup-/Psiram-/Skeptiker-Bewegung („Wir wollen den Weg zum Körper 2.0 ebnen“), die bei der jüngsten EU Wahl immerhin 62.600 Stimmen einfahren konnte und damit fast den Sprung ins EU-Parlament geschafft hätte (siehe: „Last Blood Part – Zwischen Dschihadisten und Scihadisten“)?
Um Russland und „den Raum“ kreisen also die Gedanken der elitären Strategen. Während man Schulen, Krankenhäuser und sonstige Infrastruktur verfallen lässt, werden die Straßen Europas in Richtung Russland jedenfalls bereits panzertauglich gemacht – auf Anordnung der EU-Kommission, der demnächst Von der Leyen vorstehen soll. Kostenpunkt: Schlappe 6,5 Milliarden Euro (Quelle: Welt). Auch die NATO-verordnete Aufrüstung der Bundesrepublik hat seit Amtsantritt Von der Leyens deutlich an Fahrt aufgenommen, die Aktienkurse der transatlantischen Rüstungskonzerne entwickeln sich exponentiell wie der Twitter-Account und die von VdL verteilten Beraterverträge. Nicht nur Halliburton, Lockheed Martin und Raytheon sehen der Zukunft freudig entgegen, auch Rheinmetall und Krauss-Maffei dürfen mit am Tisch bzw. auf der Schlachtbank sitzen und sich an Steuergeldern weiden. Wir haben es hier also nicht nur mit einer klassischen Win-Win Situation zu tun, in der eine Hand die andere wäscht, sondern mit einer Win-Hoch-4 Situation, ganz wie es sich in der Ära von Industrie 4.0 geziemt.
Was treibt eine gelernte Ärztin aus adeligem Hause an, sich an die Spitze Europas zu begeben? Einen der Stachel, der sie antreibt, hat sie in einem Interview mit BILDpolitik ja bereits öffentlich kundgetan: Sie wolle „Putin weh tun“. Den atomar bestückten russischen Bären will sie bei seiner Folterung nicht nur mit einer Stecknadel piesaken, sondern „mit allen Mitteln, die angemessen sind“. Putin weh tun bzw. Russland mit Vorsatz schädigen wollen, d.h. einem für die europäische Friedensordnung essentiellen Nachbar- und Partnerland Europas – CDU-Bundeskanzler Helmut Kohl sprach sogar vom „gemeinsamen Haus Europa“, in dem sich Russland befindet –, die Feindschaft zu erklären … indem VdL als eine der höchsten Verantwortungsträgerinnen der Bundesrepublik eine solche demokratisch nicht legitimierte Privatmeinung in die Welt verkündet, zerstört sie nicht nur die europäische Friedensordnung, sondern handelt auch entgegen dem Willen der Bevölkerung (die weitaus überwiegende Mehrzahl der Deutschen wünscht laut statistischer Umfrage freundschaftliche Beziehungen und eine Annäherung zu Russland). Da trotz der – u.a. von unserem Kollegen RA Schmitz zur Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingebrachten Tatbestände von Hassrede und Volksverhetzung – weder der Generalstaatsanwalt noch der Verfassungsschutz eingeschritten sind und die offensichtlich von einem tollwütigen transatlantischen Fuchs gebissene Dame nicht umgehend unter Quarantäne gestellt haben, kann ihre Karriere nun ungebremst weitergehen.
Für diejenigen Kräfte aus dem transatlantischen Lager, die Europa in den Abgrund reiten wollen – und dass es solche Kräfte gibt, hat sogar der nunmehrige Vorsitzende der Atlantikbrücke Sigmar Gabriel kurz vor seinem Ausscheiden als Außenminister warnend festgestellt – ist eine solche EU-Führungsspitze wie VdL jedoch wohl ganz nach ihrem Geschmack (Anm.: Sigmar Gabriels Andeutung ist keineswegs kryptisch; dass sich besagte Kräfte für die Zukunft nicht mehr ein friedliches und prosperierendes, sondern ein mit Russland zerstrittenes, durch kriegerische Konflikte und Terror gezeichnetes Europa vorstellen, geben diese mittlerweile ganz offen selbst zu – siehe z.B. Chicago Council on Global Affairs / Kurzfassung via Youtube).
Wie in Reden von der Leyens vor US Thinktanks wie dem Atlantic Council zu hören (siehe z.B. youtube), erklärt sich die designierte EU-Kommissionspräsidentin mit dieser Agenda der transatlantischen Eliten bedingungslos einverstanden.
Foto links: Falkenempfang von US Verteidigungsminister Chuck Hagel (US Secretary of Defense/public domain)
Foto rechts: Falken-Shakehands mit US Verteidigungsminister Jim Mattis (wikimedia commons / Jim Mattis / CC BY 2.0)
In ihren Reden – oder sollte man eher sagen: Karriere-Castings? – vor den US Geostrategen legte von der Leyen vor allem Wert auf eine dezidiert hostile Haltung zu Russland. Sie wirkt in dieser Hinsicht noch viel überzeugender bzw. radikaler als der soeben aus dem Rennen geworfene EVP-Spitzenkandidat Weber. Der karrierebewusste Weberknecht, welcher sich im Zuge seiner Kandidatur zum EU-Kommissionspräsidenten zwar ebenfalls in der Disziplin des Russland-Bashings zu beweisen versuchte, um das Wohlwollen derjenigen grauen Eminenzen zu erlangen, die Angela Merkel immer kryptisch als „unsere verlässlichen Freunde“ bezeichnet, war bei seiner Kür jedoch bei weitem nicht so überzeugend wie die schwarze Eisprinzessin. Während in Webers Brust trotz aller zur Schau gestellter Härte doch noch eine gewisse Kapazität zu Ausgleichs- und Dialogfähigkeit zu bemerken war, so war die Performance von der Leyens vollkommen bar jeder menschlichen Wärme. Mit willfähriger Gestik, eiskaltem Blick, eiskaltem Lächeln, ihre Stirn und Mundwinkel immer wieder zynisch delektiert verzerrt ob der „Schwäche Russlands“ und der „Überlegenheit des transatlantischen Modells“ bekundete sie die vollendete Unterwerfung unter die Full Spectrum Dominance-Doktrin der US Falken und die Bereitschaft zur kompromisslosen Konfrontation mit der Nuklearmacht Russland.
Auch die Pre-Castings hat die schwarze Eisprinzessin souverän absolviert. Wie in nachfolgendem Video zu sehen, schafft es von der Leyen, in 5 Minuten 21 eiskalte Lügen aufs Parcour zu legen (die bei jeder Lüge 1-21 eingeblendeten roten Pings sind im Klappentext des Videos exemplifiziert). Jede einzelne dieser Lügen hatte geopolitisch gewaltige Sprengkraft und stützt diejenige Agenda der westlichen Wertegemeinschaft, die in Syrien bis heute zu ca. 1 Million Toten und ca. 1 Million Geflüchteten geführt hat. Auch in der Disziplin des Berufslügens musste Weber also eindeutig den Kürzeren ziehen. Und für den höchsten Posten der EU ist das ein eindeutiges Manko. Denn wie schon der amtierende EU-Chef Jean-Claude Juncker bekundet hat: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.“
Die deutschen Leitmedien (laut Michail Gorbatschow die „bösartigste Presse“ der Welt) mögen die Nominierung von der Leyens begrüßen. In zukünftigen Geschichtsbüchern wird eine solche Personalentscheidung wie für von der Leyen, falls sie kommende Woche nicht doch noch am Votum des EU-Parlamentes scheitert, einmal als reiner Wahnsinn angesehen werden.
Wenn man sich von der Leyens Hassrede gegen Russland – und noch viel mehr die verbissene Verve, mit der die gute Dame diese ausspricht – vergegenwärtigt, dann frägt man sich, ob es wirklich nur ein rosa Plüschhase ist, den die Eliten da aus ihrem schwarzen Zylinder gezaubert haben. In Zeiten von Genmanipulation und Gender Madstream-Astroturfing kann man sich ja nicht mehr sicher sein, was für eine Spezies man gerade vor sich hat. Vielleicht ist der rosa Hase von seinem inneren Wesen her eher ein Piranha? – Die bei ihrem kalten Lächeln gebleckten, wie zugespitzt wirkenden Zähne könnten das durchaus nahelegen. Oder ein Rottweiler, der darauf dressiert wurde, sich in russische Waden zu verbeißen? – Der mit seinem scharfen Kläffen nicht nur Briefträger auf Distanz hält, sondern vor allem russische Botschafter?
Jens Berger spricht bei seiner Betrachtung des Lebenslaufes von der Leyens von einem „eiskalten Engel“ und „germanischen Falken“, der stramm die Interessen der US Falken vertreten wird (siehe Nachdenkseiten). Egal, wem diese Synonyme zu gruselig sind, der darf ruhig beim Rosa-Hasen-Synonym bleiben, das ist niedlicher als sich ein zähnefletschendes Raubtier oder einen rabenschwarzen Apokalypse-Engel vorzustellen. Wer über eine gute Vorstellungskraft verfügt, der kann sich ja eventuell beide Realitätsebenen vergegenwärtigen – er kommt damit der Realität vermutlich am nähesten: Ein hohes Tierchen, dessen rosa Fell mit Weichspüler gewaschen, dufte geföhnt und streichelzahm ist … und im Inneren dieses Duracellhasen das Gegenbild: ein rabenschwarzer, in dem Abgrund rufender Engel, eine Harpye, die begierig darauf ist, die Augen ihrer medial geschaffenen Gegner auszuhacken. Keine gewöhnliche Harpye, wie wir sie aus der griechischen Mythologie kennen, sondern eine gentechnisch und digital transformierte Harpye 4.0, deren Kopf eher einem Medusenhaupt ähnelt, von welchem ein Beraterheer aus hunderten Schlangen herunterbaumelt. – Schlangen, die listig in alle Richtungen spähen, blitzschnell zustoßen können und die natürlich allesamt giftig sind.
Foto: Ursula von der Leyen / wikimedia commons / CC BY 3.0 de / Mueller /MSC
Diesen eiskalten Medusen-Engel will man nun also in die höchste Machtposition Europas heben. Das mutet an, wie wenn ein angehender Pilotenlehrling öffentlich verkündete, dass er für den Fall, dass man ihm einmal in das Cockpit eines Jumbos hineinließe, er diesen Jumbo samt allen seinen Insassen frontal in die Alpen steuern werde so wie der Germanwings-Pilot Andreas L. Würde unsere ansonsten so auf Sicherheit bedachte Gesellschaft es zulassen, dass ein erklärter Kamikaze-Pilot ein Passagierflugzeug in die Hände bekommt? Ich denke, man würde wohl eher dafür sorgen, dass dieser Pilot schleunigst unter Quarantäne gestellt wird und in einer sicheren Anstalt angemessene Therapie und Betreuung erhält.
Wieso wird in diesem Fall also eine offenkundig suizidale und unter massiver Realitätseintrübung leidende Möchtegernpolitikerin zur Kapitänin der EU nominiert? Sind wir nicht mehr ganz bei Trost? Hegen wir, obwohl wir doch äußerlich so viel Wert aufs gute und gerne Leben geben, in unserem innersten Unbewussten etwa auch einen suizidalen Wunsch? Ja, vielleicht ertragen wir es ja wirklich nicht mehr, die mittlerweile erdrückend gewordene Lebenslüge, der wir auf fast allen Gebieten des Lebens huldigen müssen, weiterhin auf unseren Schultern zu tragen. Wer die täglich en masse produzierten Lügen und Manipulationen nicht auch zu einem gewissen Grad selbst weiterträgt, den lässt unser System ja gar nicht mehr an der Gesellschaft teilhaben und spurt ihn aus. Selten spricht es jemand direkt aus wie der Handballprofi Stefan Kretzschmar: Wer etwas anderes sagt als von der herrschenden Meinung vorgegeben, der „bekommt auf die Fresse“. Seien wir uns ehrlich: Die Lüge und Heuchelei gehört zu unserem Lebensstil heute fast genauso dazu wie der SUV vorm Gartenzaun oder wie das Dosenbier zur Tagesschau.
Gibt es einen für den Menschen unwürdigeren Zustand als den derzeitigen? Viele Menschen fühlen sich trotz ihres überbordenden Wohlstands psychisch krank, leiden unter Depressionen und Angststörungen, können angesichts dieser inneren Zustände kaum einschlafen und würden, wenn sie sich dann morgens im Bad in den Spiegel sehen, sich am liebsten übergeben über den Bullshitjob, den sie immerzu aufs Neue antreten müssen , genauso wie über die Lüge, die sie leben bzw. ihr eigentlich wartendes Lebenspotential und ihren Lebenssinn, den sie täglich ein Stück weit mehr verheizen und stattdessen ein Rattenleben wählen. Sie können das digital transformierte Katzenklobüro, in dem sie einen auf Sales Management Assistant machen müssen oder sich als Verpestungsprofi („Werbefachmann“) verdingen müssen, kaum noch riechen. Ihnen dämmert mittlerweile, dass sie es keineswegs „geschafft“ haben, nur weil sie eine Blechkarre fahren, die am Kühlergrill vier verchromte Ringe kleben hat, sondern dass sie ihr Leben womöglich sogar voll verkackt haben, indem sie sich an die Infusionsnadel dieser ekelig-heuchlerischen Altmaierreifenmerkeltagesschau-Leyer gehängt haben.
Vielleicht ist das der einfache Grund, warum wir jetzt einen schwarzen Nato-Engel als Führungsspitze bekommen, der uns eiskalt lächelnd ins offene Messer laufen lassen möchte. Vielleicht sind gar nicht die Eliten-Klüngeleien und Bilderberger schuld. Und vielleicht ist unser innerer Pakt mit der Lüge auch der Grund für all diese unfassbaren Wahlergebnisse der letzten Jahre, die ja in Wirklichkeit nichts anderes sind als ein sehenden Auges abgegebenes Votum für die Vernichtung unserer eigenen Grundlage und für die totale Zerstörung. Rational ist das Ganze ja nicht mehr zu fassen, man kann es wohl nur noch auf einer psychologischen Meta-Ebene zu erklären versuchen.
Frieden? Braucht heute bei Generation Instagram doch keine Sau (siehe Deutschlandfunk Kultur). Klima ist alles, wofür wir heute noch unsere Sitzfleischpolster hochbekommen. Denn das ahnen wir: ohne Luft könnt‘s bald vorbei sein mit suven, pupsen und komasaufen. Dass es sich noch sehr viel schneller ausgesuvt hat, wenn wir eine erklärte Kamikaze-Pilotin ans Steuer des Jumbos ranlassen, in dem wir alle sitzen, realisieren wir nicht. Ebensowenig, dass das Ende unserer Kultur, das wir gerade so herbeisehnen, keinesfalls kurz und schmerzlos, sondern ein Siechtum sein wird.
Wenn Sarah Wagenknecht meint, man könnte statt von der Leyen ja gleich McKinsey ranlassen, dann muss ich ihr widersprechen. Nein, könnte man nicht. Denn während die McKinsey-Experten immerhin Realisten genug sind, um zu wissen, dass Europa eine militärische Konfrontation mit einer Nuklearmacht nicht überleben wird, so hätte eine in einer Barbiepuppen- und Videospiel-Realität großgewordene Adeligentochter keine Probleme damit, ihre Tornados mit Nuklearsprengköpfen loszuschicken, wenn die Generäle aus dem NATO-Hauptquartier ihr das nahelegen. Entspricht es doch ihrer vielfach bestätigten Lebenserfahrung, dass das Spiel nach einem „GAME OVER“ eben wieder von vorne anfängt. Und an der Brust Ihrer politischen Amme Angela hat sie ebenfalls mit der Muttermilch aufgesogen, dass die Dinge eben so kommen wie sie kommen und der Lauf der Geschichte einfach alternativlos ist.
Sollte der Zusammenprall mit der Nuklearmacht Russland eintreten – und nach Ansicht des Bulletin of the Atomic Scientists stehen wir gerade so knapp davor wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr bzw. „zwei Minuten vor Mitternacht“ (Quelle: Spiegel) – dann wird der rosa Hase vermutlich dasselbe Statement abgeben wie schon seine Ziehmutter Angela zur Migrationskrise („Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flüchtlinge bin. Nun sind sie halt da.“ /Quelle: Wikipedia ): „Mir egal, ob auf der Erde jetzt nuklearer Winter ist, jetzt ist er nun mal da.“
Dem rosa Häschen steht ein unerschöpfliches Depot an speziell getunten Duracell-Batterien zu Verfügung, damit es am Schlachtfeld auf der transatlantischen Trommel munter weitertrommeln kann, auch wenn alle anderen Hasen bereits den Geist aufgegeben haben. Das rosa Häschen hat im geostrategischen Schachspiel leicht lachen. Denn sein Beraterstab hat das Häschen bereits darüber in Kenntnis gesetzt, wer der zweifellose Gewinner dieses Schachspiels sein wird. Laut computersimulierter Feldstudien der NATO-Generäle und ihrer hochbezahlten, streng wissenschaftlichen Experten steht dieser Gewinner bereits fest: der Krieg gegen Russland würde zwar etwas länger dauern und ein bisschen mehr kosten als erwartet, aber gegen die technologisch überlegenen Streitkräfte der westlichen Wertegemeinschaft hätte der russische Bär letztlich keine Chance (Quelle: New Eastern Outlook: „The Day of the Generals winning Armageddon“). Europa wird dann zwar eine Wüste sein, aber die geostrategischen Milliardeninvestitionen der PNAC („Project for a New American Century“)- und CFR-Brüder werden sich bezahlt machen. Das ersehnte „American Century“, das wie versprochen im wahrsten Sinne des Wortes strahlendste Jahrhundert aller Zeiten, kann dann beginnen.
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Dazu ein Buchtip: Werner Rügemer – „Bis diese Freiheit die Welt erleuchtet“ (seine bei buch7.de amazonfrei bestellbare Betrachtung „transatlantischer Sittenbilder“ versteht Rügemer als „Kontrapunkt gegen professionelle Vergessensproduktion und machtgestützte Desinformation“). Da dem Autor seine Beleuchtung der „transatlantischen Sittenbilder“ bisher drei Dutzend Gerichtsverfahren einbrachte, darf der Leser davon ausgehen, dass er hier Dinge erfährt, über die sich unsere DIN-ISO-zertifizierten Leitmedien ebenso eisern ausschweigen wie über Uranmunition.
Was aber tun, wenn man nun über diese Dinge Bescheid weiß, über die eine hochprofessionelle Medien- und Entertainmentmaschinerie ihren Mantel des Schweigens breitet? Wäre es da nicht besser, unwissend zu bleiben, so wie das derzeit eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Mitbürgern vorzieht? Noam Chomsky beantwortet diese Frage ganz trocken: „Für eine kurze Zeit, ja. – Bis es einem um die Ohren fliegt.“
Wer der Realität ins Auge sieht (dass sich unsere Polit-/Wirtschaftskapitäne entschlossen haben, das Passagierfahrzeug, in dem wir sitzen, nun nochmals mit durchgetretenem Gaspedal zu beschleunigen, obwohl die Betonwand, auf die es zufährt, bereits für jedermann in Sichtweite ist), der weiß also zumindest, dass es gut wäre, nun den Sicherheitgurt anzulegen und sich in der Werkstatt zu vergewissern, ob der Airbag ohnehin noch funktioniert. Dann hat er zumindest die Chance, den Aufprall zu überstehen. Denn diejenigen, die nicht angeschnallt sind, an Bord gerade korkenknallend und itunesbestöpselt ihre Astroturf-/Aluhut- Parties feiern und der digitalen Transformation entgegenjubeln, die wird es durch die Windschutzscheiben schmettern und in alle Winde verstreuen.
Eine noch bessere Idee wäre es eventuell, die Notbremse zu ziehen oder das Richtung Grand Canyon programmierte Gefährt bei der nächsten Haltestelle zu verlassen und in die entgegengesetzte Richtung zu fahren. Denn diesen Zug gibt es auch. Man darf sich hierbei nur nicht von der Anzahl der Passagiere beeindrucken lassen und dem Herdentrieb folgen. Ja, in dem in Gegenrichtung fahrenden Zug haben sich vergleichsweise wenige Menschen eingefunden. Und diese müssen fortwährend damit rechnen, dass sie von der herrschenden Meinung und der Rat Media Solutions GmbH (Südtäusche, Relotius-Narrenspiegel & Konsorten) frei nach Kretzschmar „auf die Fresse bekommen“. Jeder mag das halten wie er will, aber ich meine: Lieber Rückgrat behalten und ein paar auf die Fresse, als ein durch die Lebenslüge vergifteter und innerlich sklerotisierter Zombie sein, der eigentlich schon zu Lebzeiten ein wandelnder Toter ist und auf den ein grausames Schicksal wartet, auch wenn ihm derzeit noch allerlei Kompensationsmittel zur Verfügung stehen, mit denen er sich über diese Zukunft hinwegzutäuschen versucht.
Wie auch immer, noch ist nicht aller Tage Abend. Von der Leyen muss bis zum 16. Juli die Mehrheit der EU-Parlamentarier auf ihre Seite ziehen, um bestätigt zu werden. Panzer-Uschi geht daher jetzt auf Tour und sucht in Brüssel das Einzelgespräch. Mit im Gepäck: Pöstchen.
(Bild: Jürgen Plechinger / FB)
Ein Stab an Mitarbeitern und Assistenten begleitet den eiskalten Engel bei seiner transatlantischen Missionierungsarbeit. In Berlin ruhen derweil alle Termine, denn es geht jetzt um alles und der schwarze Engel hat nur wenig Zeit: ganze zehn Tage. Die bewährtesten PR-Mitarbeiter in Berlin wurden daher für die Zeit der EU-Kandidatur beurlaubt und für Nachtschichten am Brüsseler Lobbyparkett freigestellt. Mit von der Partie: Der Berliner Leiter des Leitungsstabs sowie der langjährige Sprecher von der Leyens. Eine mit Seibert-Pomade gut geölte Maschinerie wird nun angeworfen und läuft bereits auf Hochtouren. Um die Motivation der Maschinisten dürfte es nicht schlecht bestellt sein. Wenn die Medusa sogar externe Berater mit Tagessätzen von 1.700.- Euro besoldet, welche Boni warten dann erst auf diejenigen Edel-Spindoctoren, die der Prinzessin im Game of Thrones zur Krone verhelfen? Die Maschinisten werden daher alles geben und alle Register ziehen.
Wenn es der schwarzen Prinzessin gelingt, den Brüsseler Abgeordneten den transatlantischen Endsieg bzw. den Armageddon schmackhaft zu machen (und laut unseren Leitmedien ist ja ein Krieg gegen Russland und China angeblich unvermeidlich) und sie zur EU-Kommissionspräsidentin zu machen, was soll man dann den Menschen noch raten? – Dass sie ihre Lebensversicherung auflösen und noch einmal richtig Urlaub machen sollen, bevor im Land, in dem sie jetzt noch Gut und Gerne leben (und in dem sich die Tafeln vor abgelaufenem Essen biegen), womöglich endgültig Sendeschluss ist?
Apropos Sendeschluss: Sind ja dann doch wieder mal viel zu viele Buchstaben geworden. Eigentlich wollte ich diese unsägliche Chose mit von der Leyen ja nur zum Anlass nehmen, um eine kurze Anleitung zu geben, wie man medial vermittelte Projektionen ausspuren und das real wirksame Motiv hinter einer Sache oder einer Person erkennen kann. Das würde jetzt aber den Rahmen sprengen und werde ich wohl ein andernmal darauf zurückkommen.
Hier vorab nur soviel: Es geht darum, für einige wenige Minuten die aus dem eigenen Inneren hochsteigenden Projektionen – diese können sowohl sympathisch als auch antipathisch geprägt sein – konsequent zurückzuweisen, während man sich auf ein ausgewähltes Zitat oder einen sonstigen Eindruck, z.B. eine Geste des betrachten Objekts konzentriert . Am besten greift man einen charakteristischen Wortlaut der betrachteten Person aus einer möglichst originalen, d.h. noch nicht von Journalisten aufbereiteten Quelle heraus. Den gewählten Eindruck stellt man dann in das Licht eines übergeordneten Gedankens oder einer Frage, z.B. „Was ist das Motiv dieser Person?“ – jedoch ganz nüchtern bleiben, ohne auf das Resultat zugreifen zu wollen. Dann spricht es sich irgendwann ganz von selbst aus. Denn das Gute ist: Nur auf der Ebene unseres oberflächlichen Intellekts lassen wir uns täuschen – und die Werbe-/Polit-/PR-Industrie nützt das auch weidlich aus -, aber auf unterbewusster Ebene nehmen wir von allem unmittelbar die Wahrheit wahr (Sigmund Freud: „Das Unterbewusste ist schlauer“). Schon Goethe hat festgestellt, dass unser Denken nicht dazu da ist, um sofort zu einem Urteil zu kommen, sondern um um eine Sache unter Einnahme verschiedener Perspektiven zu kreisen, sodass das richtige Urteil in der Folge, wenn auch ganz langsam, wie von selbst entsteht.
Es ist nicht leicht, diese Konzentration aufrechtzuerhalten, denn schon von der ersten Sekunde an möchte sich dann alles mögliche als vorschnelles Urteil kundtun, was man im eigenen Inneren bereits über die jeweilige Person bzw. Sache abgespeichert hat – und dies stammt vor allem aus den Medien, aber auch der Erziehung, Schule, Uni etc. Es ist ein gewaltiger Wust an abgespeichertem Wissen, der da in unserem Inneren vorhanden ist und der sich bei jeder Sinneswahrnehmung kundtun möchte. Dieses abgespeicherte Wissen wird jedoch der uns jetzt gerade ins Auge gefassten Realität nicht gerecht, denn es ist nicht aus der Unmittelbarkeit bzw. dem aktuellen Status Quo geschöpft sondern belegt diese Realität lediglich mit einer subjektiven, meist unangemessenen und nur mehr halbwahren oder komplett unwahren Projektion. Erschreckend ist diesbezüglich auch, wie sich sogar unsere an sich klügsten und kritischsten Köpfe aus der alternativen Medienlandschaft vorschnell von massenmedial geprägten Klischees mitnehmen lassen und herrschenden Narrativen folgen. Man kann es ihnen nicht einmal verübeln, denn die Spindoctoren, medialen Meinungsmacher und „wissenschaftlichen Experten“ (lt. Noam Chomsky „die säkularen Hohepriester der Machtelite, die den Bürgern verkünden, was sie glauben sollen“), haben ihre Techniken zur massenmedialen Meinungsformung bereits mit ungeheurer Raffinesse perfektioniert.
Als ich bei besagter Urlaubsheimfahrt in einem Hotel Zwischenstopp machte und mich während des Wartens aufs Mittagessen anhand des Radioberichts in solch objektivierter Anschauung zu den aktuellen EU-Geschehnissen bzw. zur Person von der Leyens üben wollte, da kam mir ironischerweise das Leben zur Hilfe und bestätigte mir den Eindruck, der sich bereits vor meinem inneren Auge abzeichnete und durchaus für Gänsehaut sorgte: Mein Blick schweifte auf eine gegenüberliegende Dekorwand, an der eine Perchtenmaske aufgehängt war (siehe Foto unten). Ich musste trotz Gänsehaut schmunzeln: Ja, das nennt man dann wohl Koinzidenz.
So, genug, es ist jetzt 02:20 und der Hahn kräht bald. Die Tippslerei hat mir heute ohnehin schon genügend Ärger eingebracht, da ich einen wunderschönen Sommertag in den Sand gesetzt habe, den ich mit meiner Partnerin am Badeteich verbringen wollte. Eigentlich ein schlechter Deal, mich stattdessen vorm Flachbildschirm mit derlei Widerwärtigkeiten zu beschäftigen. Aber andererseits: Wenn wir jetzt nicht verdammt aufpassen, dann war’s das womöglich bald ganz mit Badeteich.
Für eine Person wie vdL wollte ich eigentlich gar nicht so viele Buchstaben in den Topf werfen. Denn es ist ja fast müßig, die derzeitige Chose noch zu kommentieren – wo Reinhard Mey doch schon alles gesagt hat:
„Das Quecksilber fällt, die Zeichen stehen auf Sturm,
Nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm
Und ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine.
Und rollen und Stampfen und schwere See,
Die Bordkapelle spielt „Humbatäterä“,
Und ein irres Lachen dringt aus der Latrine.
Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert,
Die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert,
Die Luken weit offen und alle Alarmglocken läuten.
Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum
Und Elmsfeuer züngeln vom Ladebaum,
Doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten!
Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.
Am Horizont wetterleuchten die Zeichen der Zeit:
Niedertracht und Raffsucht und Eitelkeit.
Auf der Brücke tummeln sich Tölpel und Einfaltspinsel.
Im Trüben fischt der scharfgezahnte Hai,
Bringt seinen Fang ins Trockne, an der Steuer vorbei,
Auf die Sandbank, bei der wohlbekannten Schatzinsel.
Die andern Geldwäscher und Zuhälter, die warten schon,
Bordellkönig, Spielautomatenbaron,
Im hellen Licht, niemand muß sich im Dunkeln rumdrücken
In der Bananenrepublik, wo selbst der Präsident
Die Scham verloren hat und keine Skrupel kennt,
Sich mit dem Steuerdieb im Gefolge zu schmücken.
Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.
Man hat sich glatt gemacht, man hat sich arrangiert.
All die hohen Ideale sind havariert,
Und der große Rebell, der nicht müd‘ wurde zu streiten,
Mutiert zu einem servilen, gift‘gen Gnom
Und singt lammfromm vor dem schlimmen alten Mann in Rom
Seine Lieder, fürwahr: Es ändern sich die Zeiten!
Einst junge Wilde sind gefügig, fromm und zahm,
Gekauft, narkotisiert und flügellahm,
Tauschen Samtpfötchen für die einst so scharfen Klauen.
Und eitle Greise präsentier‘n sich keck
Mit immer viel zu jungen Frauen auf dem Oberdeck,
Die ihre schlaffen Glieder wärmen und ihnen das Essen vorkauen.
Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.
Sie rüsten gegen den Feind, doch der Feind ist längst hier.
Er hat die Hand an deiner Gurgel, er steht hinter dir.
Im Schutz der Paragraphen mischt er die gezinkten Karten.
Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg,
Und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck
Und dealt unter aller Augen vor dem Kindergarten.
Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie zieh‘n wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hätten alle den Verstand verlor‘n,
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor‘n,
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.
Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff… „
(Reinhard Mey – „Das Narrenschiff“)