Das „Time“-Magazin hat also wieder eine „Person des Jahres“ gekürt, beim Magazin „Profil“ ist die Wahl des „Menschen des Jahres“ ebenso eindeutig ausgefallen. Nachdem sie bereits den Alternativen Nobelpreis und vor wenigen Wochen als Spitzenkandidatin beinahe auch den Friedensnobelpreis erhalten hat, so ist sich nun auch die Medienwelt einig, wer DER MENSCH ist, der diesem Jahr die Signatur gegeben hat bzw. in unserer gegenwärtigen Zeit aufs Podest zu heben ist: Die Fridays-for-Future-Gründerin Greta Thunberg.
Um die Absurdität solcher Leitmedien-Ikonisierungen vors Auge zu führen, will ich gar nicht erst politisch unkorrekte Vergleiche mit anderen Führern wie Hitler und Stalin heranziehen, wie sie in der Geschichte ebenfalls schon als Time-Personen des Jahres gekürt wurden. Damals haben eben noch viele Menschen den Verheißungen von Fortschritt und volkswirtschaftlicher Effizienz Glauben geschenkt. Ich bin aber doch der Meinung, dass der allergrößte Teil der Menschen seine Lehren aus diesen Erfahrungen gezogen hat und solche Führer bzw. solche Ideologien keinesfalls wieder haben möchte. Viel interessanter finde ich hingegen die Frage, für welche spezielle Art von Ideologien bzw. für welche Art von Menschenbild die Massen heute empfänglich sind. Und zur Ergründung einer solchen Frage ist es ausgesprochen aufschlussreich, auf welche Art von Person die Wahl des „Time“-Magazine alljährlich fällt. Denn wie die etymologische Bedeutung des Wortes Person (von lat. personare – „widerhallen, hindurchtönen“) bereits andeutet, tönt durch solch eine als repräsentativ für eine jeweilige Zeitspanne angesehene Person etwas hindurch. Man könnte auch sagen: Der Zeitgeist tönt hier hindurch bzw. kondensiert sich in einer besonders charakteristischen Form.
Was kann man also von diesem aktuell waltenden Zeitgeist ablesen?
Nun, ich möchte natürlich niemandem gerne seine Illusionen und seine gerade erst wieder aufgeflammten Hoffnungen rauben, aber wer das Ganze nüchtern beobachtet, kann dabei eine ausgesprochen ambivalente und für unsere Zukunft leider alles andere als ungefährliche Motivlage erkennen:
Auf der einen Seite bekommt heute jeder Mensch, der es wagt, sein Denken zu betätigen und zum aktuellen Weltgeschehen Stellung zu nehmen, umgehend massive bis hin zu existenzbedrohliche Probleme. Er wird dann durch eine mittlerweile gut eingespielte Maschinerie aus Presse, Rundfunk und Social Media Netzwerken diffamiert, gebrandmarkt, kriminalisiert, oder wenn das nicht gelingt, dann zumindest ins Abseits gedrängt, in eine Art virtuelle Gummizelle, in welcher er nicht mehr wirksam am öffentlichen Diskurs teilnehmen kann. Während also jede kleine ernsthafte Bemühung (z.B. der Friedensbewegung, der Montagsmahnwachen, Assange etc.) sofort medial niedergeknüppelt und mit einem politisch correctiven Shitstorm überzogen wird, springt man im Gegenzug gut und gerne auf jeden infantilen Faschingszug von Greta, Rezo & Co. auf, wo in Wirklichkeit NULL gedankliche Substanz gegeben ist, auf der man aufbauen könnte, sondern wo lediglich Emotionen zum Besten gegeben werden, die verpfuffen, noch bevor man sich umgedreht hat.
Und leider nicht nur verpuffen – sie werden auch gleich als willkommenes Vehikel für eine Massenmanipulation genutzt, die sich womöglich verheerender auswirken wird, als so manches was wir aus der Geschichte bisher kennen.
Wer das für übertrieben hält, der hat die Sektkorken nicht gehört, die in den oberen Etagen von Black Rock & Co. gerade knallen. Bereits im September dieses Jahres haben 515 Finanzkonzerne vor dem UN-Klimagipfel in New York dem angeblich systemkritischen Anliegen der Fridays-for-Future-Bewegung maximalen Nachdruck verliehen: Indem diese Finanzkonzerne, die gemeinsam ca. das Zehnfache des deutschen BIP verwalten, die rasche Einführung einer CO2-Steuer gefordert haben.
Die Gunst der Stunde blieb auch nicht ungenutzt, nachdem Greta und Rezo nicht nur einer ganzen Generation an Kindern und Jugendlichen, sondern ebenso einer großen Anzahl an „erwachsenen“ Leitmedienbürgern ebenso wie einer erstaunlich großen Anzahl an alternativen Journalisten und Intellektuellen weisgemacht hatte: „The science is settled.“ Alles, was Jung und Alt nun bloß tun müssten, sei: sich dieser Wissenschaft bzw. den „Experten“ anzuschließen. „UNITE BEHIND THE SCIENCE!“ lautet die Losung. Warum sind wir da nicht bloß schon früher draufgekommen?
Ja, also wenn ich mir diesen Bonbon so auf der Zunge zergehen lasse, dann muss ich zugeben: „UNITE BEHIND THE SCIENCE“ schmeckt zweifellos besser als „UNITE BEHIND THE ECONOMY“ oder „UNITE BEHIND THE POWER“. Nachdem ich die Schokoglasur des Drops abgelutscht habe, und das geht sehr schnell, komme ich allerdings auf genau diese Schnapsfüllungen.
Ich kann es dann plötzlich auch nachvollziehen, warum sich weite Teile des politischen Establishments und ihrer medialen Claqueure, die ansonsten jede Person, welche die herrschenden systemischen Strukturen infrage stellt, entweder eisern totschweigen oder umgehend niederknüppeln, dermaßen für Greta und die FFF-Bewegung begeistern.
Indes wurde heute der ersehnte Durchbruch bei den Verhandlungen zum Klimapaket vermeldet: Gemäß einer Einigung von Bund und Ländern soll also der CO2-Preis mehr als verdoppelt werden. Der br fasst die Reaktionen auf diesen Beschluss zusammen: „Von Politik und Wissenschaft kommt viel Lob.“ (siehe br.de/nachrichten). Die Erhöhung war eine zentrale Forderung der Grünen, die sich ja derzeit nicht zuletzt dank Greta und Rezo in einem ungeahnten Höhenflug befinden, bereits in mehreren Länderparlamenten maßgeblich mitregieren und sich dem Vernehmen nach schon anschicken, den nächsten Kanzler zu stellen. Doch nicht nur die Grünen jubeln, auch CSU-Chef Markus Söder ist ganz aus dem Häuschen: „Die drohende Klima-Blockade ist abgewendet. Jetzt kann der Klimaschutz in Deutschland durchstarten.“
Das Wirtschaftsforschungsinstitut IW Köln formuliert sehr charmant, was die kommende Klima-Steuer nach sich ziehen werde: „spürbare Verteilungswirkungen“ seien nun „unvermeidbar“. Dass derartige Verteilungswirkungen von bestimmter Klientel begrüßt werden, braucht uns ja in keiner Weise zu verwundern. Was dann doch erstaunlich war, ist allerdings, dass sogar viele unserer scharfsinnigsten und ansonsten kritischsten Intellektuellen emotionalen Massenphänomenen wie rund um Greta, Rezo, Porno-Katja & den 90 Supertoubern weitgehend unkritisch gegenübergetreten sind. Obwohl diese Superyoutuber bzw. Pornoyoutuber*Innen ganz offen fordern, dass wir uns nun bedingungslos hinter die Büttel und Lobbyisten desjenigen Establishments stellen sollen, gegen das besagte Intellektuelle zeitlebens immer gekämpft haben.
Wer genügend (Galgen-)Humor hat, der könnte ja wirklich herzlich lachen, wie sich hier die Katze nun in den Schwanz beißt und die neoliberale Polit-/Wirtschafts-/Medienmaschinerie nun sogar ihre bislang schärfsten Kritiker unter das Diktat der herrschenden Lehre bringt und für ihre Agenda dienstbar macht. Namhafte Intellektuelle finden Greta nicht nur „gut“, sondern sogar „nur gut“ und meinen, dass es „viele Gretas“ bräuchte.
Wie auch immer. So wie immer, kann man aus der derzeitigen Situation, so trostlos sie einem auch erscheinen mag, dennoch eine wichtige Lehre ziehen: Jeder muss jetzt selbst mündig werden und eigenständig denken lernen. Die Hoffnung, dass das ein paar andere kluge Köpfe für uns regeln und der neoliberalen Misere ein Ende bereiten, müssen wir uns nun endgültig abschminken. Wir dürfen erkennen, dass es so ist, wie das Edward Snowden schon vor einiger Zeit festgestellt hat: „Niemand wird Dich retten – Sei Dein eigener Held!“
Insofern haben die Enttäuschungen, die gerade eine große Anzahl an systemkritischen Bürgern erleben, auch etwas Heilsames: Die Erwartung, dass irgendjemand anderes dasjenige für uns denkt und tut, was jeder nur auf individuelle Weise selbst bewerkstelligen kann, muss man nun notgedrungen aufgeben. Aber wenn jeder an seinem Platz eben das machte und gemäß dem, was er unabhängig von allen anerkannten oder alternativen Meinungsführern erkannt hat, mutig Position bezieht: Wäre dann nicht auch alles getan und die Merkapolypse abgesagt?
Titelfoto: Stencil Greta Thunberg/Flickr/Ersteller: Carsten Smithby (CC BY-NC-ND 2.0)
“Road to Hell” © Parkwaechter 2015
Während Angela Merkel für ihren freimütigen Lockruf an migrationswillige Menschen jedweder Couleur aus aller Welt ins gelobte Land Deutschland noch vor Kurzem für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen und als neue Mutter Theresa gehandelt wurde, so weht ihr nun ein umso schärferer Wind um die Ohren.
Das Oktoberfest ist vorbei, die mit Migranten vollgefüllten Züge, die man in den Wochen des Volksfestes wohlweislich einfach durch München nach Norden durchgewunken hatte, machen nun auch in der Hauptstadt des Bockbiers und der Weißwürste Halt und ergießen die mitgeführte Ladung an neuen Humanressourcen auf den vormals gepflegten Vorstadtrasen. Die Galgenfrist, die den Politikern nach Beendigung des Oktoberfestes gewährt war, indem die hiesige Bevölkerung sich erst einmal wieder aus dem Dussel und der Gehirneintrübung der vergangenen Wochen emporringen musste, ist nun auch vorbei. Ernüchterung kehrt ein, viele Menschen sehen nicht mehr doppelt und verschwommen, sondern klar.
Viele ahnen bereits, dass nicht nur reine Nächstenliebe im Spiel sein kann, wenn eine im Volksmund als „Frau ohne Eigenschaften“ gehandelte Bundeskanzlerin plötzlich Barmherzigkeit beweist – eine Frau, die bisher kein Problem damit hatte, der hemmungslosen Bombardierung und Bedrohnung jener Länder in Irak, Afghanistan, Libyen, Somalia, Syrien, Kosovo etc. zuzustimmen, aus welchen nun die Menschenmassen zu uns strömen. Eine Frau, die auch kein Problem damit hatte, sogar unsere Vertragspartner und europäischen Brüder, die Griechen, eiskalt an die Wand fahren zu lassen, nur weil diese die Zinsforderungen der internationalen Bankkonzerne nicht mehr bedienen konnten.
Während feststand, dass man Griechenland auf keinen Fall erlauben durfte, dass es die paarhundert Millionen Euro, die es für sein weiteres Überleben dringend brauchte, in Infrastruktur, Krankenhäuser und zur Linderung von sozialer Not zu investieren (die Säuglingssterblichkeit in Griechenland ist bereits um 43% gestiegen, die Suizidrate um 27%, vier von zehn Kindern leben in Armut), sondern eisern darauf beharrte, dass dieses Geld von den verzweifelten Griechen fast vollständig zur Zinstilgung an die Banken, also zurück an Deutsche Bank & Co. fließt (Anm.: von 100 Euro Griechenlandhilfe kamen nur 1,80 Euro im echten Leben an, die übrigen 98,2 Euro gingen mit Zinsen an die Großbanken und an andere Kreditinstitute) – nun, im Gegenzug stellt man jetzt allein in Deutschland ein jährliches Budget von zehn Milliarden Euro zur Verfügung, um hier frisch angekommene und großteils wohlgelaunte Migranten zu versorgen. Wie passt das zusammen?
Nicht etwa, dass ich es unangebracht finde, Geld für notleidende Menschen lockerzumachen, diese Forderung liegt mir fern. Ganz im Gegenteil, ich bin der Meinung, dass Deutschland der Welt noch sehr viel mehr schuldet als es jemals in Geld wieder gutmachen kann, da es bisher jede völkerrechtswidrige Militärintervention seiner US Bündnispartner im Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika willfährig unterstützt sowie alle Ressourcenausbeutungen, Machtpolitik, Folterungen, Drohnenmassaker und geheimdienstlichen Regierungssabotagen in den Entwicklungsländern samt Verseuchung weiter Landstriche durch Uranmunition achselzuckend mitgetragen und dadurch unendliches Leid, Krankheit und Tod verursacht hat. Das menschliches Elend, die ökologische Zerstörung und die sozioökonomischen Teufelskreise, die wir damit in Gang gesetzt haben, könnten wir selbst dann nicht mit Geld wiedergutmachen, wenn wir das gesamte in den nächsten 100 Jahren erwirtschaftete Bruttoinlandsprodukt an die Caritas spendeten. Allerdings wäre es angebracht, die Wiedergutmachungszahlungen schon früher zu leisten, und nicht erst, wenn Flüchtlingsströme direkt vor unseren Haustüren angelangt sind. Denn die, die es bis hierher vor unsere Haustür schaffen, sind meistens nicht diejenigen Kranken, Invaliden und Gefolterten, die das größte Elend zu tragen haben – letztere haben meist weder die Kraft noch das Geld, um sich eine ca. 10.000 Euro teure Schleppung ins gelobte Land zu leisten, sondern müssen daheim bei kaputter Gesundheitsversorgung und kaputten Wasserleitungen dahinsiechen – nun sogar ohne die Hilfe der jungen, gutausgebildeten Ärzte und Ingenieure, die sich hier in Europa ein lukrativeres Berufsfeld erhoffen und deren Ankunft die deutschen Medien so feiern.
Scheinbar sind die zehn Milliarden Euro pro Jahr in frisch motivierte Migranten eine lohnende ökonomische Investition. Sonst würden die Industrieverbände den Zustrom nicht so bejubeln. Daimler-Chef Dieter Zetsche sieht in der Zuwanderung sogar „eine Grundlage für das nächste deutsche Wirtschaftswunder“ und kündigte sogleich an, in den Flüchtlingslagern nach Mitarbeitern suchen zu wollen. Auch die Chefs von Porsche, Post und Siemens sehen das ähnlich.
Und mit der neuen Migrantenbevölkerung wird sich in der Tat leicht Wirtschaftswunder machen lassen. Die Migranten kamen mit Konterfeis von Merkel im A3-Format über die Grenzen. Das Bild von Deutschlands „Frau ohne Eigenschaften“ wurde von ihnen wie bei einer katholischen Fronleichnamsprozession beidhändig hochgehaltenen wie die Ikone einer hochverehrten Heiligen.
Kein Wunder, dass sich die Human Resource Manager der Wirtschaft schon die Hände reiben und ihre ökonomischen Messer wetzen. Denn wenn die Menschen der neu eintrudelnden Humanressourcen-Herde so naiv sind, dass sie selbst eine „Frau ohne Eigenschaften“ hochhalten, die bisher nichts anderes getan hat, als eiskalt ökonomische Direktiven zu exekutieren und die damit direkt für das globale Ungleichgewicht und die Zerstörung ihrer Heimatländer verantwortlich ist, nun dann werden sich diese Menschen gewiss auch für alles andere einspannen lassen, was man mit ihnen vorhat und ihnen demnächst als „alternativlos“ erklären wird.
So weit, so gut. Wo ein Wirtschaftswunder in Aussicht steht, da machen wir mit, dachte auch der fernsehende deutsche Bürger. Das wurde ihm ja von klein auf in Schule und Uni als Ideal eingepläut. Das Zustandebringen eines Wirtschaftswunders sei schließlich das Größte, was fernsehende Bürger in ihrem kurzen Leben erreichen können – im löblichsten Falle durch eigene unternehmerische Start-Up Initiative, und wer dazu nicht klug genug ist, eben zumindest als Esel in der neoliberalen Tretmühle einer gut etikettierten Wirtschaftskratzlei. Die fernsehenden deutschen Bürger waren daher über den Migrantenstrom zwar etwas verdutzt, aber anfangs noch guter Dinge und sogar euphorisch.
Im Überschwang der Vorfreude über die neuen Renditemöglichkeiten haben die Wirtschaftslobbyisten bzw. deren hochbezahlte Interessensvertreter leider den Fehler gemacht, dass sie auch sogleich ein paar weitere „alternativlose“ Dinge vom Stapel gelassen haben, die nun auch dem gemeinen deutschen Fernsehbürger blühen. Die ökonomischen Meinungsmacher hatten nämlich den gemeinen deutschen Fernsehbürger immer noch als geduldigen Ochsen in Erinnerung, dem man jedes Joch auferlegen kann und der alles frisst, was man ihm hinhält. Dabei reagiert der gemeine deutsche Fernsehbürger inzwischen höchst allergisch auf „alternativlose“ Tatsachen, die man ihm vorsetzt, da die Nerven dieses Ochsen bereits in vielerlei Hinsicht blank liegen und sich viele Ochsen schon mit drei ihrer vier Füße in latentem Burnout befinden, wie z.B. diese Ärztin hier beschreibt (siehe Standard).
Und während die gemeinen Fernsehbürger normalerweise vor allem, was von streng wissenschaftlicher Autorität verkündet wird, die Hände falten und willfährig befolgen, so scheint momentan der Deckel überzugehen. Denn was den Fernsehbürgern jüngst von einem der Hohepriester unserer Kommerzreligion, dem ifo-Präsidenten Hans-Werner Sinn als „alternativlos“ verkündet wurde, das stieß sogar sehr geduldigen Ochsen sauer auf: Von Absenkung bzw. Abschaffung des bundesweiten Mindestlohns war da die Rede (siehe WirtschaftsWoche) sowie von einer weiteren Anhebung des Rentenantrittsalters. – Sinn: „Wir müssen länger arbeiten und nicht weniger lange. Die Rente mit 67 ist ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Ich würde aber noch weitergehen und das gesetzliche Rentenalter ganz abschaffen“ (siehe FAZ). Den Vogel schoss der scharf rechnende Mann mit dem scharfen Knebelbart aber mit seiner streng wissenschaftlichen und daher unwiderlegbaren Rechnung ab, in welcher er die Anzahl der Migranten, die Deutschland benötige, mit 32 (in Worten: zweiunddreißig) Millionen beziffert (siehe Zeit).
Es begann also in der letzten Woche in der Bevölkerung zu gären. Nicht nur am Stammtisch wurde gemurrt, auch einzelne Landesfürsten wie Horst Seehofer meldeten sich ketzerisch zu Wort und stellten bei weiterer undifferenzierter Zuwanderung ein Zerbrechen der europäischen Sozialsysteme in Aussicht (siehe Spiegel). Das wurde von den mit der Wirtschaft verzahnten Leitmedien natürlich nicht goutiert und Seehofer musste genauso wie Innenminister De Maiziere (siehe Tagesspiegel) kräftig zurückrudern, um nicht von einem veritablen Shitstorm ins dunkeldeutsche Eck der Fortschrittsverweigerer geblasen zu werden. Aber während seine Kollegen im Elfenbeinturm in Berlin sich weiterhin den Luxus erlauben können, den bloßen Direktiven der Wirtschaftsmächte und Leitmedien zu folgen, so kann einem gestandenen bayerischen Landesfürsten ein zu großes Chaos, das er mit seiner Beamtenbelegschaft kaum noch stemmen kann, schnell seine Popularität kosten.
Zu allem Übel kommt es nun innerhalb der Flüchtlingsunterkünfte selbst fast täglich zu Gewaltausschreitungen. Viele der jungen Migranten haben sich erhofft, dass sie, wenn sie es hierhergeschafft haben, gleich ein neues Leben im Sinne von Daimler-Chef Zetsche beginnen können, der sie sofort in seine Werkhallen stellen will. Nun sind da aber diese mühsame Bürokratie und die Gesetze, von denen uns die Wirtschaft immer noch nicht ganz befreit hat, die die arbeitswilligen Migranten davor abhalten, sofort loszulegen und sich die ersehnte eigene Wohnung samt Waschmaschine und Flachbildschirm zu erarbeiten. Außerdem sind da diese mühsamen anderen Migranten anderer Völker, die man überhaupt nicht riechen kann und die einem in der ohnehin schon engen Flüchtlingsunterkunft Platz wegnehmen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft berichtet daher von einer Eskalation der Gewalt in Flüchtlingsheimen, die teilweise kaum noch beherrschbar sei. Es komme an vielen Orten „sehr gezielt und gut vorbereitet nahezu täglich zu ethnischen gewaltsamen Auseinandersetzungen“ (siehe Tagesspiegel). Dabei gingen Asylbewerber auch mit selbst gebastelten Waffen aufeinander los (siehe z.B. YouTube).
In vielen großen Städten formieren sich Demonstrationen gegen die Zuwanderungspolitik Merkels. Bei einem Demonstrationszug in Dresden letzten Montag mit offiziell gezählten 9000 Wutbürgern wurde ein für Merkel errichteter Galgen gesichtet (siehe Zeit), der Staatsanwalt ermittelt. Da sieht man eben wieder, in was für einer Zeit der Extreme wir leben. Wie es scheint, kann da jemand, der gerade noch als Mutti der Nation fest im Ledersessel gesessen und als Kandidatin für den Friedensnobelpreis gehandelt wurde, schnell einmal als Delinquentin unterm Schafott enden. Die Mistgabeln, vor denen der US Milliardär Nick Hanauer seine neoliberalen Clubkollegen unlängst gewarnt hatte, sollten sie weiterhin nur ökonomisch/profitorientiert agieren, tauchen also schon am Horizont auf.
Nachdem die Lage nun sowohl in den Flüchtlingslagern als auch auf der „gutbürgerlichen“ Seite eskaliert und kollektives Wutbürgertum droht, braucht es jetzt wirkungsvolle Maßnahmen zur Befriedung. Da ist guter Rat teuer.
Zwar hat die staatliche Exekutive bereits die entsprechenden technischen Gerätschaften angeschafft, mit der man wütenden Mob notfalls in Sekundenschnelle zum Schweigen bringen kann (hier kommentiert von Georg Schramm), allerdings wäre der Einsatz dieser Waffe sehr schmerzhaft. Da sich Schmerz bekanntlich tief ins Gedächtnis einprägt, wäre daher bei den nächsten Wahlen zu befürchten, dass selbst bisher unbeirrbares Stimmvieh seine Stimme nicht mehr der Räuber-Hotzenplotz-Partei gibt wie gewohnt. Solange noch Demkoratie herrscht, braucht es also eine schmerzärmere Lösung.
Zum Glück schreitet unsere streng wissenschaftliche Forschung voran und liefert uns am laufenden Band technische Neuerungen und Erkenntnisse, die dem Fortschritt die Bahn durch die Wildnis ebnen und irgendwann für allgemeinen Wohlschand und Tod-Sicherheit sorgen werden. In einer Radioreportage eines staatlichen Rundfunksenders wurde etwa vor Kurzem eine umwälzende wissenschaftliche Erkenntnis verlautbart, deren Folgen noch gar nicht absehbar sind:
Man hat Schimpansen und Pavianhorden intensiv studiert und ist draufgekommen, dass diese ihre Gewaltkonflikte – auch dort gibt es Kämpfe zwischen einzelnen Affenvölkern – viel intelligenter lösen als wir Menschen. Sie lassen die Kämpfe einfach in Massensex münden, wo die verfeindeten Paviane einander ihre Weibchen zur Verfügung stellen, um diese in Serie begatten zu lassen. Schon nach kurzer Zeit des orgiastischen Gemetzels ist die Kraft zum Kämpfen verpufft und die Paviane haben keine Lust mehr, sich gegenseitig zu erschlagen.
In dieser Radiosendung wurde auch Hörern die Gelegenheit gegeben, ihre Meinung zu diesem Thema zu sagen und diese Meinung war unisono – helle Begeisterung: „Ja, die Paviane und die Schimpansen sind uns da wirklich voraus, da könnten sogar wir Menschen etwas davon lernen.“
Und während Merkel und Hollande im EU Parlament noch wie versteinert vor den Vorwürfen der Opposition sitzen, Europa mit ihrer Migrationspolitik in den Untergang zu reiten (siehe YouTube), so kommt die Rettung wiedereinmal aus der Unterhaltungsindustrie. US-Popstar Miley Cyrus wird diese bahnbrechende Erkenntnis aus der Pavianforschung nun demnächst in die Praxis umsetzen (siehe ORF-Pressemitteilung). Gemeinsam mit der Rock-Band The Flaming Lips plant Cyrus ein Nacktkonzert, bei dem sowohl die Künstler als auch das Publikum die Kleidung ablegen, bevor sie sich zu Zigtausenden vor der Bühne drängen und aneinander reiben. Außerdem werde bei dem Konzert eine Milch-ähnliche Flüssigkeit „überall hingespritzt“.
Ende August bezeichnete Miley Cyrus sich als „pansexuell“ – womit sie aussagen will, dass sie sich mit allem und jedem sexuell vereinigen will, egal welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe und welchen Charakters.
Wer von den Migranten und den Wutbürgern würde ein Gratis-Konzertticket in eine solche Nacktkonzerthalle ausschlagen? Ist doch besser, als Galgen für Merkel zu basteln oder sich in den Asylheimen zu prügeln. Auch den Moslemfrauen würde es aus pansexueller Sicht gewiss gut tun, sich einmal aus ihren schwarzen Burkas auszuwickeln und ihre Haut ein bisschen dem Neonlicht, Rockklängen und „milchähnlicher“ Flüssigkeit auszusetzen.
Es werden sich also wohl schon demnächst alle Probleme, die uns derzeit noch abgründig und bedrohlich vorkommen, in Wonne auflösen. Wir brauchen bloß das Nacktkonzert als Kulturinstitution zu etablieren. Bleibt nur zu hoffen, dass die Security-Leute, die den Konzertbesuchern an der Eingangstür die Unterhosen abnehmen, nicht den gleichen Fehler machen wie der Papst und den sch(p)aßsuchenden Menschen auch die Kondome verbieten. Sonst könnte im Nachhinein der administrative Aufwand für Vaterschaftsermittlungen und DNA-Analysen ins Unermessliche steigen.
Andererseits, so wäre wenigstens das demografische Problem gelöst, dass die zukunftsskeptischen Deutschen nicht mehr gewillt sind, ausreichend Nachwuchs in die Welt setzen – denn die derzeitigen 1,4 Kinder pro Paar sind nach Ansicht unserer wissenschaftlichen Experten eindeutig zu wenig, um den wirtschaftlichen Wohlschand und die Renten zu sichern.
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Nachssatz (Ironie off):
Auch wenn das Nacktkonzert nun nicht sogleich das Oktoberfest ablösen wird. Aber die von US Popsternchen Miley Cyrus propagierte „Pansexualität“ zieht bereits weiteste Kreise und ist durchaus ernst zu nehmen.
Denn ein Großteil der Menschen schafft es noch nicht, das umzusetzen, was als Forderung der Zeit heute eigentlich vor uns stünde:
Etwas Empathie und Brüderlichkeit zu entwickeln. – Mit den Millionen und Milliarden Menschen, die auf der anderen Seite des Globus (oft genug auch Menschen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft) in unsäglichem Elend und Verzweiflung leben.
Unsere Schulbildung, Medien, Arbeits- und Unterhaltungswelt appellieren geradewegs an das Gegenteil: Die Ausbildung des krassesten Egoismus und Narzissmus wird als erstrebenswertes Lebensideal und als Normalität angepriesen.
Das innere Motiv, das scheinbarem Wahnsinn wie der Pansexualität (die sich mittlerweile, wie wir berichteten, auch auf den Missbrauch von Tieren erstreckt), Nacktkonzerten oder den bereits ganz real zur urbanen Normalität gewordenen Swingerclubs zugrunde liegt, ist eines, das durchaus gute Urgründe hat – nur versuchen es die Menschen auf einer vollkommen verkehrten und daher pervertierten Ebene zu leben.
Sie wollen sich endlich mit ihren Mitmenschen und der gesamten Umwelt vereint fühlen. Dort wo das möglich wäre – auf der seelischen Ebene -, schaffen sie es aber nicht, da ihnen in Schule, Erziehung und Medien vielfach nicht die Grundlagen dazu vermittelt wurden und stattdessen ihr individuelles menschliches Potenzial zugeschottert und zugeteert wurde. Sie versuchen daher das ersehnte Einswerden mit einem möglichst großen Umkreis ihrer Umwelt auf der körperlichen bzw. sexuellen Ebene zu vollbringen – was zunächst sehr freiheitlich klingt, aber per se zum Scheitern verurteilt ist und nach kurzem Strohfeuer letztlich nur Frustration, Scherbenhaufen (und jede Menge Scherbenkinder) zurücklässt.
Sören Kierkegaard hat hierzu die Parabel der frierenden Stachelschweine gegeben, die sich ständig zusammendrängen, um sich etwas zu wärmen, aber sofort wieder auseinanderstieben müssen, sobald sie sich mit ihren stacheligen Körpern aneinanderquetschen.
Und mit an sich guten Motiven die falsche Ebene zu erwischen kann im Leben etwas durchaus Fatales sein. Wenn ich z.B. das gute Motiv habe, meiner Familie ein Brathähnchen zu backen (Vegetarier mögen schon dieses Motiv weniger gut finden, ich weiß), – wenn ich nun ebendieses Brathähnchen anstatt in die Ebene des Backrohrs eine Etage tiefer direkt in den Feuerraum mit den Kohlen stecke, dann wird das dort verschmorte Brathähnchen nicht einmal mehr unsere Katze fressen. Genauso sind Misserfolg und Frustration die Folge, wenn man im Leben die Ebenen verwechselt. Macht man es hingegen wie die alten griechischen Philosophen und unterscheidet klar zwischen den Ebenen 1. des Körperlichen, 2. des Seelischen (Persönliches, Subjektives, Beziehungen) und 3. des Geistigen (Überpersönliches, Objektives, philosophische Gedanken), dann kommt man ganz gut durchs Leben und erspart sich fatalen Schiffbruch.
Auch die heutige Sucht nach Konsum und „Events“ führt zu solcher Frustration. Man will sich auf die Dinge und Wesen der Umwelt ausdehnen und damit innerlich reicher werden – und das ist auch ein guter, gesunder innerer Drang jedes Menschen. Nur, indem man seinem Körper möglichst viele Dinge einzuverleiben versucht, hat man die falsche Ebene für diesen Drang gewählt. Außer Arteriosklerose und Adipositas wird nicht viel dabei herauskommen, denn über die körperliche Ebene kann man sich nicht auf die Umwelt ausdehnen, das geht nur seelisch und geistig. Genauso wie beim Versuch, sich pansexuell mit allen Mitmenschen zu vereinigen, letzlich außer HIV, Syphilis und kaputter Familie nichts herauskommen wird.
In Wirklichkeit beruht die heute schon zur Volkskrankheit gewordene Schlaflosigkeit genau darauf: Man kann nicht mehr ruhigen Gewissens einschlafen, weil die Ebenen des Lebens großteils durcheinandergeraten sind und man einem sinnentleerten, eigentlich fremdbestimmten Lebensstil huldigt, der dem gesunden Menschsein und dem eigenen inneren Anliegen diametral widerspricht. Viele schlaflose Menschen machen die Erfahrung, dass sie augenblicklich wieder einschlafen können, sobald sie ihr Leben neu ausrichten und wieder etwas Sinnvolles tun. – Und mit Sinnvollem Tun muss jetzt nicht gleich der Wechsel des scheinbar sinnlosen Arbeitsplatzes gemeint sein. Nein, alleine schon in der Art, wie man seinen Kollegen und Mitmenschen begegnet, kann man etwas Erfreuliches, Hoffnungsvolles und somit Sinnvolles transportieren. Sogar in der respektvollen Art, wie man einen Gegenstand, ein Haustier, ein Lebensmittel etc. angreift, kann man eine sinnvolle Empfindung und damit Zufriedenheit und wirkliches, nachhaltiges Glücksgefühl schaffen.
Was viele nicht wissen: Das von der Unterhaltungsindustrie propagierte emotionale Hochpeitschen ist das Gegenteil von einer wirklichen, sinnvollen inneren EMPFINDUNG. Empfindung ist natürlich sehr viel leiser und unaufdringlicher als EMOTION. Auch muss man, wenn man eine wirkliche Empfindung entwickeln will, zunächst einen konkreten, z.B. einem guten Philosophen entlehnten Gedanken voranstellen. Das ist vielen zu mühsam, ich weiß, denn im Unterschied dazu gibt es Emotion sofort, wenn man auf einen bestimmten Knopf drückt. Emotion ist schon im Körper als Programm abgespeichert, man muss nur auf altbekannte Knöpfe drücken, dann spult sich ganz von selbst ein bestimmtes Rauchfeuerwerk ab, man fühlt sich für einen kurzen Moment scheinbar nicht mehr vom grauen Alltag umhüllt, sondern aus dem Trott gerissen und ekstatisch. Das ist leider trügerisch, denn nach dem Ausleben exzessiver, blinder Emotion fällt man auf eine depressivere Stufe zurück als man vorher war. Und als Mensch Kraft verliert. Was zur Folge hat, dass man beim nächsten Mal die „Dosis“ steigern muss. Obwohl die Emotionen also scheinbar sensationell sind, fühlt sich der Mensch, der ihnen blind frönt, mit der Zeit immer hohler, oberflächlicher und kränker. Der russische Autor Sergej Minaev hat dies in seinem Kultroman „Duchless-Seelenkalt“ anhand der US-russischen Partylöwen-Szene sehr trefflich beschrieben.
Hingegen wird man durch das bewusste Herankultivieren von (gedankengeführten) Empfindungen innerlich immer reicher, man kommt mit sich und der Umwelt auf einer viel tieferen Ebene in Einklang und wird ein zufriedener Mensch – was eines der bestgehütetsten Geheimnisse unserer Zeit ist, wäre diese Erkenntnis doch das Ende unseres neoliberalen Konsumsystems.
Das heißt nun nicht, dass man sich sogleich jeder Emotion entledigen müsse. Nein, gewisse Emotionen hat der Einzelne heute vielleicht sogar nötig, um eine menschlich weitgehend entfremdete, technokratische Umwelt überhaupt ertragen zu können. Sich ab und zu eine kultivierte – und die Betonung liegt auf kultiviert – Emotion einzuräumen, ist also durchaus etwas Normales. Aber wer in seinem Leben wirklich zufrieden sein will, der kann daran arbeiten, seine persönliche Waage immer mehr in Richtung Empfindung ausschlagen zu lassen und immer weniger in Richtung Emotion. Der Weg dazu lautet: Philo-Sophie (wörtlich: Liebe-zur-Weisheit). – Wenn ihn viele Menschen gehen, wird sich der derzeit herrschende Neoliberalismus/Mammonismus auflösen wie eine giftige Abgaswolke eines softwaremanipulierten VW-Motors im Wind.
In diesem Sinne der unverbindliche Rat des Parkwaechters: Wenn Sie demnächst per Postwurfsendung ein Gratisticket der CDU für ein Nacktkonzert bekommen – werfen Sie es in den Müll. Und machen Sie stattdessen einen Waldspaziergang.