Dienstag. 16.1.2017. Eifel. Haben Sie es schon gemerkt? Das große Drama? Die ganz große, existentielle Krise, in der sich dieses Land befindet? Nein? Noch nichts aufgefallen? Wirklich? Nun – wir werden seit einhundert Tagen nicht mehr regiert! Fühlen Sie sich nicht hilflos? Verängstigt? Allein gelassen – ohne das tägliche „Nudging“ der Bundeskanzlerin? Ach ja – dieses Nudging. Haben Sie wahrscheinlich schon vergessen. So, wie sie wahrscheinlich den Aufbau der britischen Facebookbrigade vor drei Jahren vergessen haben (siehe Spiegel). Haben Sie schon mal bei Facebook nachgeschaut, wo die Beiträge dieser Brigade zu sehen sind – mit dem Zusatz: „mit freundlichen Grüßen: Ihre Royal Army!“? Mir sind die Beiträge auch noch nicht aufgefallen – und ich zweifle auch daran, dass die da so offen auftreten. 1500 Mann schreiben in Facebook die Realität zu ihren Gunsten um: aber Sie fühlen sich immer noch gut informiert? Ja – und dann das Nudging. Irgendwo mal gelesen: „dies ist ein handlungssteuernder Impuls im Auftrag der Bundesregierung“? Nein, natürlich nicht. Es geht um Manipulation, massenhaft gesteuerte Meinungsbildung – manchmal zu einem guten Ziel: die Rettung der Ökosphäre (siehe Zeit). Gut – die haben wir jetzt offiziell aufgegeben: bei den Sondierungsgesprächen zur nächsten Groko wurden schon mal die Klimaziele abgeschafft (siehe Welt) während die gleiche Groko 2015 noch stolz verkünden ließ, dass Deutschland sein Klimaziel schafft (siehe Bundesregierung). Die Tagessschau informiert uns wenigstens, warum wir diese Ziele sowieso nicht schaffen (siehe Tagesschau):
1. Wir haben einen Wirtschaftsboom. Ja: Wirtschaft vernichtet Klima. Wenn die die Leute dazu animieren können (ja: Werbung ist auch Nudging, dass können nicht nur Regierungen – sind ja die gleichen Berater, die das organisieren), noch mehr SUV zu kaufen, ja, dafür sorgen, dass jeder, der kein SUV besitzt als vogelfreier Aussätziger anzusehen ist, dann ist´s aus mit dem Klima. Ja – es schafft Arbeitsplätze – aber nur jene, von denen keiner leben kann. Um die Arbeitsplätze zu erreichen braucht man – dank ziemlich eingestampften öffentlichen Nahverkehr – ein Auto, Jobcenter finanzieren die mit 1000 Euro – und was für eine Dreckschleuder man sich dafür nur kaufen kann, kann sich jeder selbst vorstellen. Nebenher gibt es noch einen anderen Grund, warum wir die Klimaziele nicht erreichen: wir fahren zu wenig Diesel, Diesel ist deutlich klimafreundlicher als Benzin – aber die Politik hat sich den Diesel gerade als Feind ausgedacht (jedenfalls: wenn Sie den fahren; die Megaproduzenten von Dieselabgasen in der Schifffahrt produzieren natürlich nur guten Feinstaub): deshalb wird er weniger gekauft, wer will schon riskieren, wegen Fahrverboten seinen Arbeitsplatz zu riskieren?
2. Wir haben zu niedrigen Kraftstoffpreise. Nun – sagt jedenfalls die Tagesschau, ich kann mich noch an Horrorschlagzeilen der Bildzeitung aus den neunziger Jahren erinnern (1991, wenn ich mich recht entsinne): KOSTET BENZIN BALD ZWEI MARK!??!?? … wir würden vor Freude tanzen, wenn wir diese Preise noch hätten. Gut – wir hätten schon längst das drei-Liter-Auto haben können … aber produziert, beworben und verkauft wird: der 16-Liter-Porsche-SUV, der im Stadtverkehr schon mal auf 66 Liter kommt. Nähme man die Werbeanzeigen der Klimakiller gar nicht mehr an, würde sie öffentlich ächten wie Arbeitslose: wir hätten das Problem nicht – und müssten nicht den Millionen Armen in Deutschland noch mehr Kosten aufbürden.
3. Wir haben eine Bevölkerungszunahme. Nun – sagt jedenfalls die Tagesschau. Auf einmal … sind wir doch wieder das dicht bevölkerte Land, in das die Regierung gerade noch mehr Menschen importieren will, damit die Wirtschaft weiter boomt – will heißen: der Niedriglohnsektor noch mehr Ausbeuter reich macht. Mehr Menschen – mehr Verbrauch, so die Gleichung. Denke, es dauert nur noch ein paar Wochen, bis die ersten Schreihälse durchs Land reisen und messerscharf schließen, dass der Flüchtling uns die Umwelt kaputt macht.
4. Wir haben zu viele zu alte Kohlekraftwerke, die keiner mehr braucht – nun, jedenfalls keiner ausserhalb der Groko, die SPD braucht ihre Kohlekumpels weiterhin, denn sie sind die letzten Stammwähler, die ihnen noch geblieben sind – die wählen SPD, im Ausgleich dazu wollen die weiter Umwelt in großem Umfang zerstören.
Gut: das war jetzt Tagesschau, in Wirklichkeit nicht unbedingt die neutralste Quelle, die wir hierzulande haben. Regierungsnahe, extrem verkürzte Wahrheiten zum Mitschreiben – wie in der Schule, meist ohne die Zusammenhänge, die zu jeder Information dazu gehören.
Die Klimaziele haben wir übrigens nicht geschafft, während wir voll stark regiert wurden: Sie merken vielleicht, woher ich meinen Optimismus beziehe, dass nun nicht mehr regiert wird und deshalb vielleicht alles nicht viel schlimmer wird.
Gehen wir mal weg vom Klima, nach dem wir im Dezember den dunkelsten Monat hatten, der je aufgezeichnet wurde und Schnee sogar in der Eifel ein ganz seltener Gast geworden ist, scheinen wir ja zu verstehen, dass sich da was ändert. Warum man dann die Klimaziele fallen läßt anstatt Autos über 90 PS und über fünf Liter Verbrauch auf deutschen Straßen einfach zu verbieten, wird uns sowieso niemand beantworten können … weil wir da an den Wurzeln realer Macht angelangt sind, die unsere Regierungen regiert, damit die uns regieren.
Gehen wir doch mal zur Rente – ein Thema, das immer alle interessiert. Haben Sie sich schon mal gefragt, warum wir – trotz „Regierung“ – 60 Prozent weniger Rente bekommen als die Österreicher (siehe Telepolis)? Nun: die haben eine Bürgerversicherung, in die alle einzahlen. Und wir … haben einen Räuberstaat, der aus der Rentenkasse herausnimmt, was er kann, die Rentenkasse für einen Selbstbedienungsladen hält (siehe Stern). Wie viel das insgesamt war? Nun – einer Berechnung zufolge seit 1957 700 Milliarden Euro (siehe Epochtimes). Ganz schön viel, oder? Und: raten Sie mal, wer die 1000 Milliarden für den Aufbau Ost bezahlt hat … jene Wiedervereinigung, die für viele Ostdeutsche wie eine feindliche Übernahmen daherkam? Ja genau: Sie.
Oder schauen wir doch mal auf die große Arbeitsmarktreform, Agenda 2010 oder auch einfach: Hartz IV genannt, jene Reform, die Grundsätze in Frage stellte, die seit Bismark (das war noch: knallhartes Kaiserreich und keine Demokratie) Konsens waren: die Wirtschaft und die Gemeinschaft muss einen Ausgleich dafür zahlen – und zwar ewig – dass die Menschen von den Höfen in die Fabriken gelockt wurden und somit noch nicht mal eine kleine Chance darauf hatten, ein eigenes, selbst bestimmtes Leben aufzubauen, wie es Jahrtausende lang alle Menschen mit ihren kleinen Höfen hatten. Diese gigantische Enteignung (zugunsten einiger Großgrundbesitzer, deren Erben bis heute die Früchte dieser Enteignung genießen) ist die Ursache vielfältiger Probleme unserer Demokratie, da sie die ganze Bevölkerung in Abhängigkeit getrieben hat …weshalb ein bedingungsloses Grundeinkommen nur jenem Raub Rechnung tragen würde.
Ja, Hartz IV. Sogar die Friedrich-Ebert-Stiftung fordert jetzt, dass es weg muss – weil es den Aufstieg der Rechten befördert hat (siehe junge Welt). Schöne wäre es, man würde sich dazu bekennen, dass Hartz IV elementare Gerechtigkeitsgrundsätze massiv beschränkt hat, die Zwangsarbeit wieder gesellschaftsfähig gemacht hat (zu Zwangsarbeit in Form von Ein-Euro-Jobs siehe Gegen-Hartz) anstatt sich nur darüber aufzuregen, dass neue Räuberbanden sich aufmachen, die alten Räuberbanden zu ersetzen. Und Räuberbanden – plündern sogar die Arbeitslosen aus, ein Milliardengeschäft wuchs dort über Jahre, in dem Geld für sinnlose Maßnahmen gezahlt wird, nur damit die Arbeitslosen aus der Statistik herausfallen, was der Karriere des einzelnen Mitarbeiters ebenfalls nützlich ist (siehe Tagesspiegel).
Ja – das ist aus unserem Land geworden: ein Räuberland. Darüber – muss mal gesprochen werden. Das ist auch nicht vom Himmel gefallen: wir wurden als Gemeinschaft von Menschen gezielt dazu hingeführt, eine Gesellschaft des Gegeneinander zu schaffen, eine Gesellschaft, die das tausend Jahre alte „wir“ durch das neumodische „ich“ ersetzte – gezielt seit den fünfziger Jahren (siehe hierzu – bitte ganz lesen – EGO von Frank Schirrmacher).
Kennen Sie noch diese Geschichte vom alten Indianerhäuptling? Wie er seinen Söhnen klar machte, warum das Miteinander den Stamm überleben läßt? Er nahm Reisigstöckchen und zerbrach sie einzeln: das war die Gesellschaft des EGO. Dann nahm er ein ganzes Bündel und forderte seine Söhne auf, sie zu zerbrechen: die starken, zornigen, leidenschaftlichen und ständig wetteifernden Krieger scheiterten alle. Wir – sind das Land der Reisigstöckchen geworden – und deshalb haben die Räuberbanden leichtes Spiel. Andere Kulturen, die hier aufwachsen, haben die Umerziehung der fünfziger Jahre nicht mitmachen müssen, haben noch Begriffe wie Ehre, Treue, Familie … und merken schnell, wie viel Macht man bekommen kann – selbst nur mit einer Handvoll entschlossener Krieger … wenn man zusammenhält und entschlossen auftritt, so kann man ganze Stadtteile beherrschen. Das hat nun überhaupt nichts mit ihrer Nationalität zu tun – sondern mit der Schwäche des Umfeldes, wo jeder nur für sich selbst vor sich hinkramt, wo jeder nur geistlos für sich selber durch die Welt wieselt auf der Suche nach dem nächsten Euro, jenes seltsame Spiel spielt, also ob derjenige Gewinner des Lebens wäre, der die meisten Euro gesammelt hat (und damit – nicht vergessen bitte – den größten Schaden an der Ökosphäre anrichtete).
Gefährliche Themen? Könnte Ausländerfeindlichkeit schüren? Nein: die verhalten sich nur logisch in einer schwachen Umwelt, in der sie allein – aufgrund einer massiven Ausländerfeindlichkeit vor Ort, die vorhanden ist, aber nie thematisiert wird – aufgeschmissen wären, aber zusammen … Macht entfalten können, die ihnen Sicherheit gewährt und ihre Versorgung sichert. Könnten die Eingeborenen auch, wären sie nicht zu überlebensuntüchtigen Egomanen erzogen worden, die glauben, dass an ihrem Wesen die Welt genesen soll. Es gibt keinen Grund, jene wegen ihrer Nationalität zu verdammen, die als Gestrandete in einem fremden Land erfolgreich Überlebensstrategien anwenden, die der Menschheit seit Jahrtausenden bekannt sind.
Und wenn Sie meinen: nein, dass ist jetzt zu harter Stoff für mich – dann hören Sie mal genau hin, was der leitende Redakteur des konservativen Tagesspiegels von sich gibt (siehe Tagesspiegel):
„Eine solche Gesellschaft braucht vor allem junge, tatkräftige, durchsetzungsfähige, agile Menschen, um das psychologische Gesamtgefüge auszugleichen. Ein Volk, das schnurstracks in die Seniorenrepublik der Schneeköpfe tapst, schafft sich in der Tat selbst ab. Zu Recht beklagen wir die Kriminalität vieler ausländischer Jugendgangs. Aber das Maß an Phantasie, Mut und Vitalität, was deren Mitglieder oft aufbringen, zeigt auch: In diesen Menschen steckt, im Gegensatz zu den mentalen Altersheimern, noch ein Wille, ein Drang. Das sollten wir zu würdigen lernen – und uns fragen, wie wir die positiven Eigenschaften der Jugendlichen trennen können von den negativen Zielen, auf die sie sich richten. Wenn Deutschland nicht einmal mehr Jugendbanden hat, ist alles zu spät.“
Der Text ist von 2010 – und erklärt uns vieles, was in der Politik der letzten Jahre vielleicht sonderbar ´rüberkam. Heute gibt es dazu noch eine Erläuterung, warum der Autor immer noch der Meinung ist, dass wir die Jugendbanden brauchen. Einfach gesagt: die Räuberbanden brauchen Personal – und der Deutsche selbst wird denen zu friedlich.
Wir – nun wir nennen Räuberbanden nicht mehr Räuberbanden – obwohl sie sich inflationär im Bundesgebiet breit machen und sich voll saugen, seit Jahrzehnten schon. Da sind auch keine Jugendbanden das Problem – sondern Banken, Versicherungen, Autokonzerne, Chemiegiganten, Energieriesen … jene Gruppen, die durch pure Wirtschaftsmacht in Märkte einbrechen und sich dort bedienen können – und auch nur zu diesem Zweck geschaffen wurden. Demokratische Gesellschaften kennen das Problem: wenn der Viehzüchter der Gemeinde sehr erfolgreich ist und sich hundert Cowboys leisten kann, die andere Farmer … indirekt oder direkt … zur Aufgabe und zum Landverkauf zwingen, damit der Rancher wachsen kann, dann hat die Gemeinde ein gigantisches Problem – und nicht immer ist ein Wyatt Earp und ein Doc Holiday zur Stelle, um die Angelegenheit wieder ins Lot zu bringen. Wenn wir erkennen würden, ab wann eine Wirtschaftseinheit zum Krebsgeschwür wird (die Wachstumsraten von Krebs würden jeden Aktienanalysten begeistern!) , ab wann sie nur noch Werte aus dem Wirtschaftskreislauf saugt ohne adäquate Gegenleistungen zu bringen … wir würden ganz anders dastehen. Ich empfehle zu dem Thema immer wieder gerne mal einen Film, der jeden Tag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesendet werden sollte – zur besten Sendezeit – anstelle der Flut von Krimis, die uns vor allem eins einbläuen: das wir Angst vor Menschen haben sollen, vor jedem, immer und überall … weil der Mensch der Feind ist; der Film heißt „The Corporation“ … und hat erstaunliche Resonanzen hervorgerufen (siehe Wikipedia):
„Das als sehr wirtschaftsfreundlich bekannte Magazin The Economist schrieb über den Film: „Beide Lager der Globalisierungsdebatte sollten aufmerken. The Corporation ist ein überraschend rationaler und intelligenter Angriff auf die wichtigste Institution des Kapitalismus.“
Wir regen uns groß darüber auf, wenn die Zulieferer von VW streiken und keine Autos mehr vom Band laufen (siehe z.B. FAZ) … aber wir schlucken begeistert Jahre vorher die Nachricht, dass der knallharte Sanierer Lopez Gewinne vor allem durch massiven, „knallharten“ Druck auf die kleinen, abhängigen Zulieferer erzielte (vertiefende Gedanken dazu: siehe Print.de). Als Dank dafür hat uns die Räuberbande einen Skandal nach dem anderen präsentiert – erfreut sich aber großer Begeisterung bei der Regierung.
Mal abgesehen davon, dass das Wort „knallhart“ in einer Demokratie im Prinzip überhaupt keinen Platz haben und erst Recht keine Begeisterung hervorrufen sollte … es gilt ja nur im Gefälle von „Oben“ nach „Unten“. „Unten“ … sollte nie knallhart sein. „Unten“ – ist sogar Schwarzfahren ein Straftatbestand (auch wenn diese Blamage jetzt endlich angegangen wird – siehe Zeit), saniert der Kunde sein persönliches Budget knallhart dadurch, dass er ohne Bezahlung einen Fahrplatz benutzt, der sowieso leer gewesen wäre, ist er ein Straftäter. Manipuliert ein Konglomerat von Konzernen Abgaswerte zum Schaden der Wirtschaft, der Verbraucher, der Klimaziele der Regierung … greift man nicht knallhart durch. Knallhart ist man gegen alleinerziehende Frauen, deren Sexleben detalliert vom Amt erfragt wird (siehe Süddeutsche), knallhart ist man bei der Reduktion der Renten (die aktuell zur lebensrettenden Flucht von Rentnern ins Ausland führt – siehe Welt), knallhart ist man – durch lebensbedrohenden Geldentzug – bei Arbeitslosen, die ausbeuterische Arbeitsverhältnisse verweigern oder mal einen Termin verpasst haben.
Sicher, wir regen uns auf über China, dessen neues Bonitätssystem eine absolut konforme Gesellschaft schaffen soll … wie ähnlich das aber, was die Chinesen für die Zukunft planen, dem ist, was wir schon lange leben, wird nicht diskutiert (siehe NZZ):
„Was wäre, wenn jeder Bürger vom Staat eine Punktzahl zugeteilt bekäme, die sein Verhalten bewertet? Jene mit guter Bewertung geniessen Vorteile im System, jene mit schlechter Bewertung werden zu Bürgern zweiter Klasse herabgestuft und flächendeckend benachteiligt. Was nach Dystopie klingt, könnte in China bald zur Realität werden. Seit 2014 arbeitet die chinesische Regierung intensiv am Aufbau eines sogenannten «gesellschaftlichen Bonitätssystems». Ziel ist unter anderem, das Verhalten aller Bürger umfassend zu bewerten und zu steuern.“
Diese Dystopie ist ein Deutschland, den USA und in Europa schon lange Realität: wer knallhart gegen Schwächere ist, wird extra belohnt, wer seine Bande die größte Rendite bringt (auf Kosten der Allgemeinheit, selbstverständlich) wird zum Helden, bekommt die Villa mit Fernblick, die Vorzeigefrau, die Yacht und den Porsche. Wer jedoch verliert, sich verweigert, sich ziert … bekommt einen Schufaeintrag, eine Sanktion und später einen Freifahrtschein in die ständig steigende Obdachlosigkeit (siehe Süddeutsche).
Möglicherweise ist deshalb die Abwesenheit jeder Regierung so entspannend: es werden aktuell keine neuen, knallharten Maßnahmen zugunsten der Gewinne der Räuberbarone beschlossen. Keine Sorge – die kommen noch.
Zu dunkel?
Wenn uns erstmal bewusst wird, dass dieses Land Räuberland geworden ist, in dem die Regierung mit Überschüssen prahlt, als wäre sie irgendein Unternehmen der Fast-Food-Branche mit einem guten Jahr (siehe destasis.de) anstatt sich der Wahrheit zu stellen, dass sie einfach in diesem Jahr zuviel abkassiert haben, dann werden wir die Chance haben, knallhart gegen jene Missstände vorzugehen, die die Menschen knallhart aussaugen: finanziell, gesundheitlich und seelisch. Und dann klappt es auch mit den Klimazielen. Später dann … wenn das Gleichgewicht wieder hergestellt ist … können wir dann daran arbeiten, dass Wort knallhart wieder aus dem Sprachgebrauch zu verbannen – wo es nie hingehört hat.
Und wie soll das aussehen?
Nun – das Denken darüber hat Ihnen schon Kanzler Schmidt verboten: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ – ein Satz von Helmut Schmidt, der heute modernen Managern ein Vorbild sein soll (siehe Manager-Magazin), die sich vor allem ihre Arroganz bewahren sollen. Das Knallharte eben.
Und dazu … brauchen wir Regierungen. Echte Regierungen. Regierungen, die ein „Wir“ visionieren können – statt eines „Ich“ der Parteien. Es darf ruhig ein planetares „wir“ sein, um das wir in einer globalisierten Welt sowieso nicht herumkommen. Und eine Regierung, die aus der Geschichte gelernt hat – der echten Geschichte, die eher in der Wissenschaft diskutiert wird denn in den Medien, eine Geschichte, die uns lehrt, dass die Arbeiter aller Welt sich in der Tat vereinigt haben und immer wieder vereinigen – auf den Schlachtfeldern der Welt. Eine Geschichte, die uns erzählt, dass Feudalismus nicht vom Titel, sondern von der Machtballung um eine Person abhängt. Und das Faschismus die logische Antwort auf die Systemfehler des Kapitalismus ist … und sich deshalb immer wieder wiederholen wird, solange wir glauben, ums Goldene Kalb tanzen zu müssen.
Und da – gibt es viel zu tun. Und wer uns da erzählt, wir sollten wegen Visionen zum Arzt gehen – den müssen wir knallhart selbst dorthin schicken, denn ohne Visionen einer besseren Welt würden wir heute noch als Molch im Ozean schwimmen … oder hätten als Affen die Bäume nicht verlassen. Wenn wir erstmal erkennen, dass die gigantische Industrie uns vor allem zu 90 Prozent mit Luxus versorgt, der als Krücke gilt, weil wir den menschlichen Zusammenhalt verloren haben … ja, dann werden wir auch sehen, dass wir ohne Krücken gut auskommen – und sparen uns 90 Prozent der apokalyptischen Unsinnsproduktion.
Nutzen wir also die regierungsfreie Zeit aus … anstatt sie sinnlos zu verplempern.
Freitag, 8.9.2017. Eifel. Ja – jetzt werden Sie wieder gescholten: die Nichtwähler. Sie sind persönlich verantwortlich für den Untergang Deutschlands, ja für den Untergang der Welt. Nur wegen Ihnen haben wir so viele unglückliche ausgebrannte Menschen, nur wegen ihnen dreht das Klima durch, nur wegen Ihnen ist es fraglich, ob die Menschheit das sechste große Artensterben überhaupt überleben wird (siehe nationalgeographic), Sie tragen die Schuld an den hohen Staatsschulden, dem drohenden (und folgenden) Abbau von 18 Millionen Arbeitsplätzen durch fortlaufende Automatisierung, dem grassierenden Artensterben in Deutschland, dem widerwärtigen Niedriglohnsektor, der Aufrüstung der Bundeswehr, der Autobahnmaut, der wahnwitzigen Privatisierungsorgie des Bürgervermögens durch gewählte Politiker und der horrenden Verschwendung der Steuergelder, Sie tragen die Schuld an der Einführung des autokratischen Fraktionszwangs im Deutschen Bundestag, an der erschreckenden Tatsache, dass nur noch Reiche im Bundestag sitzen (und wer versehentlich zu wenig geerbt hat, wird eben durch Diäten, Beraterhonorare und Spenden hochgepäppelt), daran, dass die Elbphilharmonie direkt nach der Ferstigstellung gleich erstmal wegen Schimmelbildung saniert werden muss (siehe FAZ). Waldsterben, Ozonloch, Klimakatastrophe: alles Schuld des Nichtwählers, Preisexplosionen bei Butter (siehe Spiegel), Einführung von alles verpestenden Verbrennungsmotoren, Überflutung des Himmels mit Abgasen durch Vielflieger oder der historische Umschwung der Ängste der Deutschen … aktuell Terror, Extremismus, ungeplante Einwanderung (siehe Welt): auch. Das jeder zweite nur einen unbefristeten Job bekommt – was vor allem die 30-39 jährigen betrifft (siehe Spiegel), dass die KFZ-Steuer bewusst zweckentfremdet wird (auch für größenwahnsinnige Rüstungsprojekte) (siehe Autohaus Waigl) während bei uns Straßen, Brücken, Schulen und Krankenhäuser verfallen: ohne den Nichtwähler undenkbar. Womöglich wird ihm bald auch noch angelastet. dass der neue EU-Superheld Macron locker 20000 Euro für Make-up ausgibt (siehe Spiegel wahrlich ein Mann des Volkes, direkt geliefert von führenden Investmentbanken) oder schon mal hintenrum anfängt, die „Zeit der Volkssouveränität“ für beendet zu erklären (siehe Voltaire.net).
Ja – alles wäre so schön, gäbe es den Nichtwähler nicht.
Können Sie sich eigentlich noch daran erinnern, wie es 1972 war? Da hatten die Nichtwähler noch 8,9 Prozent (anstelle der 28,5 Prozent 2013, siehe Statista). Haben Sie sich mal gefragt, warum sich das so schrecklich anders entwickelt hat? Oder … was damals anders war? Nun – wir hatten die ´68er, wir hatten eine breite politische Diskussion in den Familien, in den Betrieben, auf der Straße – und es gab einen Bundeskanzler, der glaubhaft darstellte, dass er „mehr Demokratie wagen wollte“ – also die Rückkehr zur Volkssouveränität. Dann kam Helmut Kohl … und es war vorbei. Wenn man es mal ganz kurz fassen möchte. Ich kann es auch anders formulieren: damals gab es Aufbruchstimmung, seit 1990 nur noch Abbruchstimmung. Was war denn da geschehen? Nun – es gab mehrere Ereignisse, die alle eins zeigten: die politische Welt hatte sich von den Bürgern abgekoppelt, war inzwischen verfilzt genug, um jede Abweichung vom CDU-Mainstream wieder ausgleichen zu können und eigene Projekte widerstandslos durchzupauken, vor allem hatte es Dauerkanzler Kohl geschafft, dem Bürger völlig klar zu machen, dass die Demokratie vorbei war: Spendenaffäre (wobei aktuell gar nicht klar ist, ob es „schwarze Kassen“ der CDU waren anstelle von anonymen Spendern – siehe Handelsblatt), die Leunaaffäre oder die Bundeslöschtage machten klar, dass unmoralische Mächte und Gewalten die Republik erobert hatten, verflochten und verfilzt in unzählige Netzwerke und Seilschaften, die alle nur eins im Sinn hatten: die persönliche Bereicherung auf Kosten des Wählers und Steuerzahlers.
Und dann kam der ganz große Coup: die rotgrüne Regierung unter Schröder/Fischer (inzwischen beide recht reich) ging offen gegen elementare moralische Grundsätze der Bundesrepublik Deutschland vor: es kam zu den ersten Kampfeinsätzen der Bundeswehr im Ausland (bezeichnenderweise in einem der Länder, in dem sich schon die Bomber der Wehrmacht ausgetobt hatten), gleichzeitig ging man – in ähnlichem, altem Geist – gegen die eigene Bevölkerung vor: der Arbeitslose selbst wurde persönlich verantwortlich und haftbar gemacht für alle Globalisierungsfolgen, die die Manager der Großkonzerne eingefädelt hatten. Schaffte er es nicht aus eigener Kraft, sich Alternativen zur Abwanderung seines Arbeitsplatzes nach China, Indien oder Amerika zu suchen, wurde er … verstoßen, geächtet, enteignet. Eine hemmungslos verrohte Presse wiegelte die Bevölkerung auf, Arbeistlose zu verfolgen und sozial auszuschließen, gleichzeitig wurden die Finanzheuschrecken auf die Bundesrepublik losgelassen und durften völlig ungestört herumwüten … was uns ein bislang beispielloses Bankenrettungsprogramm bescherte, dessen Ende noch nicht abzusehen ist, da die „Märkte“ wieder zocken ohne Ende. Der Arbeitslose jedoch … wird erstmal komplett enteignet, wenn in seinem Leben etwas schief gegangen ist – während die gescheiterten Finanzjongleure ihre Millionen behalten dürfen und sich vor lauter Sportwagen in der villeneigenen Tiefgarage gar nicht mehr retten können.
Das ist die strategische Großwetterlage eines gebildeten Nichtwählers, der sich sagt: warum soll ich noch Zeit und Geld aufwenden, das „System“ (näheres zu dem gleichnamigen Werk von Hans Herbert von Arnim siehe Perlentaucher) auch noch mit einer pseudodemokratischen Scheinlegitimation auszustatten? So ein Gang zur Urne ist doch eine Farce – und entwürdigend. Und die Würde ist in diesem Land noch unantastbar.
Selbst aber wenn man nur als Konsument denkt, also als jemand, der nüchtern und kritisch das wählbare Angebot analysiert, wird man nicht gerade zur Wahl motiviert: es gibt aktuell nur noch CDU in verschiedenen Geschmacksrichtungen, wir sind schon längst inoffizieller Einparteienstaat geworden.
Wollen wir das mal durchgehen? Nein, nicht das verlogene Programmgetöse: Großkanzlerin Merkel selbst hat uns ja dereinst offenbart, dass es ganz normal ist, dass nach den Wahlen andere Maßstäbe anzusetzen sind als vor den Wahlen – weshalb wir uns ja die Hohlsprüche der Pappfratzen an den Straßenrändern alle sparen können.
Fangen wir an mit dem Original: der CDU. Für Menschen mit Anstand, Gerechtigkeitsgefühl, Wertebewusstsein einfach unwählbar – siehe oben. Die „geistig-moralische Wende“ hat die gute, alte, lebendige, kreative Bundesrepublik in einen verkommenen, verrottenden Räuberstaat verwandelt, in dem normale humanistische Aussprägungen demokratischen Selbstverständnisses offiziel als „Sozialromantik“ geächtet werden durften, während jede Form hochkriminellen Anlagebetruges als „Leistung“ hochgejubelt und mit irrsinnigen Steuermilliarden subventioniert werden. Ja – wie sagte schon Kohl selbst: wichtig ist, was hinten rauskommt (oder so – siehe Welt). Zudem eine Partei, die ihre Wähler verraten hat … ginge man doch einst zur CDU, um mal kräftig „Ausländer raus“ zu wählen (siehe hagalil) … und hat jetzt eine Kanzlerin, die Ausländer in Massen hereinholt – ohne Recht zu wissen, was sie mit ihnen anfangen soll.
Dann mal zur SPD, die seit Schröder (wenn nicht sogar schon seit Helmut Schmidt … aber darüber müsste mal ein andermal reden) eine CDU in rot ist. Außen rot, innen schwarz. Muss ich deren Wählerverrat nochmal näher erläutern? Er läuft ja auch noch immer weiter, Jahr für Jahr. Die Weichen für das stärkste Millionärswachstum in Europa (siehe Tagesspiegel) wurden von rotgrün gestellt , auch die Zahl der Milliardäre wächst ständig – wie auch ihr Vermögen, parallel dazu wachsen Alters- und Kinderarmut (siehe jungewelt).
Es gibt die CDU auch in grün – und sie nennen sich dann auch so. Als kleine Spaßkasperle der beiden Großparteien dürfen die auch mal richtig lustige Dinge fordern – wie einen „Veggieday“. Ihr Spitzenkandidat Özdemir sitzt neben den anderen „Großen“ der Politik in transatlantischen Föderkreisen, deren Existenz und Einfluss so gut wie gar nicht mehr öffentlich diskutiert wird – selbst dann nicht, wenn es so fragwürdige Erscheinungen sind wie das „Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert“, das offen Weltherrschaftsträume propagiert. Aktuell haben sie ja wirklich wieder ein Projekt mit dem sie laut Furore machen: den abgasfreien Verkehr (siehe FAZ): Traum eines jeden radfahrenden Musikstudenten in den urbanen Zentren. Niemand macht sich Gedanken, wie diese Ballungszentren denn dann mit Nahrungsmitteln versorgt werden sollen (das dürfte auch nicht mit „Stadtgärtnern“ gehen – was genau betrachtet eine wunderbare Idee ist, aber auch eine Rückkehr zu der kleinstparzelligen und unergiebigen Landwirtschaft des Mittelalters bedeutet) … und dass der gigantische Stromverbrauch durch Elektromobilität letztlich nur durch Kernkraft garantiert werden kann, ist ja dann auch das Problem zukünftiger Generationen. Aber man kann ja auch einfach mal Dinge fordern, die sich einfach gut anhören – im vollen Bewusstsein, dass wir sie nie erfüllen können … und dass deren Konsequenzen für die Armen unbezahlbar werden.
Noch irgendein Wort zur FDP nötig? CDU in gelb, voll Wirtschaft, ohne christlich. Haben aktuell die Erfolge der Piratenpartei erfolgreich analysiert und effektiv umgesetzt, werden mit Sicherheit wieder in den Bundestag zurückkehren um der Muttermerkelpartei hilfreich zur Seite stehen zu können und ein paar Vorteile für ihre edelsten Spender herausholen – gegen bar, versteht sich. Ja – es ist immer noch die alte Mövenpick-Partei (siehe Spiegel).
Jetzt warten wahrscheinlich schon viele auf „Die Linke“, jene Retter des kleinen Mannes und der kleinen Frau, jener Partei, aus der die Klagen über Nichtwähler am Häufigsten kommen … weil man sich der irren Illusion hingibt, dass die Nichtwähler alle frustrierte „Linke“ sind … oder überzeugte CDU-Wähler im Falle der Arbeitslosigkeit automatisch links werden. „Die Linke“ ist ein originaler SPD-Klon und im Herzen auch so links wie das Original – und das beweisen sie immer wieder, wenn es hart auf hart kommt wie jetzt bei der Autobahnmaut. Ja, sicher: ich kenne die Diagramme, die zeigen, dass die Linke aktuell die einzige Partei ist, die nicht dem autokratisch-rechtem Spektrum zuzuordnen ist … aber ich kenne auch hinreichend viele Interna dieser Partei, die mir deutlich zeigen: da herrscht originaler SPD-Kadergeist. Das beweisen die auch immer wieder. Nehmen wir mal als Beispiel diese unsägliche Autobahnmaut, die – via Betreiberfirma – wieder ein paar superbezahlte Chefposten liefern wird, dafür aber Millionen wieder tiefer in die Armut stößt. Gut – die Linke war dagegen (siehe linksfraktion). In Thüringen jedoch (ja, da regiert die Linke) scherte der Ministerpräsident Ramelow aus der Reihe der mautkritischen Bundesländer überraschend aus … die Gründe kann man sich selbst durchlesen (siehe HAZ). In Berlin billigte die Linke den Verkauf von öffentlichem Wohneigentum an „Investoren“ – die Pläne, die Wohnungen jetzt zurück zu kaufen (siehe Neues Deutschland) machen die Erfahrung auch nicht besser: wenn es hart auf hart kommt, wird „die Linke“ zur SPD.
Und die AfD? Auch Hoffnung des kleinen Mannes? Das ist der analoge Clon der CDU. So wie die SPD die Linke ausgeworfen hat, speite die Union die Afd aus. Einfach mal auf die Parteikarrieren schauen. Und CDU und AfD arbeiten ja jetzt schon schon fleißig zusammen, bzw. in die selbe Richtung, man schaue nach Sachsen-Anhalt (siehe Neues Deutschland), Hamburg (siehe Hamburger Abendblatt), Rheinland-Pfalz (siehe Focus). Da wächst zusammen, was zusammen gehört.
Soweit zu den wählbaren Angeboten, die nicht von vorn herein durch die fünf-Prozent-Hürde von jeder Teilnahme ausgeschlossen wurden.
Und was sitzt hinter der allgegenwärtigen CDU?
Da haben wir noch gar kein Wort für. Wir könnten eins haben, wenn wir statt Unterhaltung (die eigentlich – präzise benannt – eine „unten Haltung“ ist) wieder mal Bildung (also: eine „oben Haltung“, die den wählenden Souverän auch in die Lage versetzt, differenzierte Entscheidungen zu treffen, anstatt flotten Propagandasprüchen hinterherstolpern zu müssen) in die Medien bringen würden, doch schon allein der Begriff Bildung ist (wie viele andere Kampfbegriffe) kaum noch zu gebrauchen, weil er nur noch für jene Inhalte benutzt wird, die die Parolen des „Systems“ verbreiten, während dann – passenderweise – jene, die diese Parolen hinterfragen und nicht klaglos schlucken wollen „bildungsferne Schichten“ genannt werden. Dieses Wort könnte „Ego“ heißen, gemäß den Erkenntnissen des gleichnamigen Werkes von Frank Schirrmacher, es würde viel besser als „Wirtschaft“, „Lobbyismus“, „Finanzfaschismus“ beschreiben, warum diese Gesellschaft so weitgehend verrottet – und warum wir eine tiefgreifende Reform, eine umfassende „geistig-moralische“ Wende bräuchten, die gar nicht neu erfunden werden müsste, weil ihr Geist in dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland schon längst enthalten ist. Wir haben ein tiefsitzendes Personalproblem, doch wer es mal plakativ in einfachen Worten gründlich beschreibt wie Karen Duve in ihrem Buch „Warum die Sache schiefgeht“, erhält von den Meinungsbildnern der Republik ein qualitativ hochwertiges Echo (siehe Spiegel):
„Das Buch hat den Erkenntnisgewinn einer Anleitung für Mundspülung.“
Ja – das ist die Form, wie jene Medien mit diesen Gedanken umgehen, die Frau Duve selbst mangelnde Sachlichkeit vorwerfen (siehe FAZ). Andererseits lebt man prächtig davon, jede Sachlichkeit gründlich zu vermeiden, in dem man „Wunderwaffen aus dem Berliner Führerbunker einsetzt“ (siehe Journalistenwatch) … wie ich höre, die diese Wunderwaffe ein bekanntes Model für den Konzern LIDL … oder ganze Scharen von zumeist völlig unbekannten „Promis“ völlig nichtssagenden Nonsens von sich geben läßt, um die Heiligkeit der Großkanzlerin zu preisen (siehe unterstütztmerkel). Promis? Gestalten, denen aus den Führungsetagen das Prädikat „besonders lebenswerte Existenzen“ verliehen wurde … aus den gleichen Etagen, die Arbeitslosen und Niedriglöhnern gerne mit dem Entzug des Lebensberechigungsscheins drohen. Menschen, deren erste Qualität es ist, dass sie Frontkämpfer in der Unterhaltung (sprich: unten Haltung) sind.
Und das soll ich jetzt alles durch Abgabe meiner Stimme legitimieren? Schon mal überlegt, was man da wirklich abgibt? Das haben andere treffend formuliert (siehe Heise):
„Es ist ja auch – nüchtern betrachtet – ein echter Hammer, was Parteien bei der Bundestagswahl von uns fordern: nämlich Prokura, die volle Vertretungsmacht für uns in allen erdenklichen Lebenslagen. Anders als bei der Patientenverfügung, bei der es nur um den kleinen Lebensabschnitt des Sterbens geht, müssen wir hier nicht alle Eventualitäten explizit regeln, damit andere uns in dem von uns gewünschten Sinne vertreten können – bei Parteien genügt ein einziges Kreuz auf dem Stimmzettel.“
Und was machen diese Parteien dann – außer hemmungsloser Selbstbereicherung? Sie sorgen dafür, dass „der Staat sich aus der Fläche zurück zieht“ – mit schauerlichen Folgen für jene Menschen, um deren Stimme man gerade mit erbärmlichster unsachlicher Einfalt buhlt (siehe NDR):
„Sie haben gekämpft gegen die Schließung der Kinder- und Geburtsstation ihres Krankenhauses. Sie haben alles versucht, um mit den Politikern ins Gespräch zu kommen, mit ihnen zu diskutieren, warum sie diese Stationen brauchen. Aber keiner hat ihnen zugehört. Es hat ihnen auch keiner zugehört, als die Kreisgebietsreform kam: viele Ämter, aber auch das Amtsgericht wurden geschlossen. Jetzt müssen die Menschen sehr weite Strecken zurücklegen, um Gerichtstermine wahrzunehmen oder zum Finanzamt zu gehen. Sie fühlen von der Politik verlassen. Auch auf Usedom verliert die Demokratie. Der Staat zieht sich tatsächlich aus der Fläche zurück.“
Kurzum: die Verwaltung dieses Landes kassiert nur noch – aber liefert nicht, führt sich aber dafür auf, als wären sie die neuen Könige der Welt. Neue Methoden statten sie ja auch mit dem Potential dazu aus (siehe Deutschlandfunkkultur):
„Wirksam regieren“ heißt eine Arbeitsgruppe, die die Bundesregierung seit einem Jahr dabei berät, wie sie das Volk psychologisch richtig lenken kann. Eine problematische Methode, findet der Philosoph Robert Lepenies, denn sie wirke vor allem „im Dunkeln“.
So … wird der Wähler zum strunzdummen Schaf, dass in Massen durch die Gegend getrieben wird, während man ihm die Illusion vorhält, es sei der Souverän. Und wenn die Medien mal wirklich wild werden, dann wird hart durchgegriffen (siehe Spiegel):
„Wenn es einen Journalisten gibt, dem man vorwerfen kann, dem Ansehen des Journalismus Schaden zugefügt zu haben, dann ist es der Chefredakteur des ZDF, Peter Frey. Über mehrere Stunden verhandelten die Abgesandten der Kanzlerin im Hauptstadtstudios des ZDF über den Ablauf des Duells. Zähneknirschend habe man sich den Wünschen aus dem Kanzleramt gefügt, hieß es anschließend aus den Sendeanstalten, da Merkels Leute damit gedroht hätten, dass die Kanzlerin andernfalls nicht teilnehmen werde.“
Und weiter: „Wer spitz nachfragt, gilt mitlerweile als gefährlicher Ruhestörer“.
Und da will man mir wirklich erzählen, dass der Nichtwähler eine große Gefahr ist? Da erdreistet man sich wirklich, Nichtwähler als Abschaum der Demokratie zu beschreiben, Terroristen und Staatsfeinden nahe?
Die Mehrzahl der Nichtwähler sind übrigens nur „Wähler auf Urlaub“ – und „keinesfalls nur lethargische, desinteressierte und Privatfernsehen konsumierende Couchpotatos, sondern sie haben politische Gründe für ihre Wahlenthaltung“ (siehe Taz) – also eher Menschen, denen „Scheiße in verschiedenen Geschmacksrichtungen“ nicht gefällt (Volker Pispers, siehe rp-online) – auch dann nicht, wenn man sie farblich fröhlicher garniert. Und Menschen, die sich durch nichtssagende Parolen auch nicht nötigen lassen wollen – weil Nötigung in einer Demokratie überhaupt nichts zu suchen hat.
„Nichtwählen“ – kann eine aus einer hohen moralischen Verantwortung resultierende Entscheidung sein – eine Gewissensentscheidung, die nicht unbedingt leicht fällt. Und ich denke, das kann auch jeder verstehen: würden Sie im örtlichen Supermarkt unbedingt ungenießbare, vergiftete Lebensmittel kaufen – einfach, weil Ihnen jemand sagt, dass Konsum total wichtig ist?
Manche verzichten dann einfach aufs madenverseuchte Essen … und warten bescheiden und geduldig auf genießbare Angebote. Und die … brauchen wir dringend, wie der ehemalige Mercedeschef Edzard Reuter beschreibt (siehe Süddeutsche):
„Umso mehr müssen wir nachsteuern, wenn wir nicht wollen, dass es auch hier in Europa bald selbstverständlich wird, dass wie in den USA unter der Brücke arme Schlucker hausen und oben Millionäre drüberflanieren.“
Und:
„Immer mehr Menschen mit Zeitarbeitsverträgen stehen Managern gegenüber, die Bezüge im zweistelligen Millionenbereich bekommen“, sagt Reuter. Es werde leider „knallen, wenn wir nicht endlich aufwachen“.
Und zum Aufwachen kann auch gehören, dem „System“ einfach mal die Legitimation komplett zu entziehen. Erstmal – damit es völlig bloßgestellt wird … und der dringend notwendige radikale Umbau der Wirtschaft – ganz auf dem Boden des Grundgesetzes – beginnen kann. Und endlich mal eine positive geistig-moralische Wende zum Besseren beginnt … und das künstlich hochgeputschte „Ego“(= ich) durch ein „Nobis“ (= wir) ersetzen.
Da hätten wir ja auch gleich den Namen für eine Partei, in denen sich die anderen sammeln können, eine Partei für die „Guten, Friedfertigen, Empathischen, Verantwortungsvollen, Sozialen“ (auch: FAZ).
Die schlechten, kriegerischen, gefühl- und verantwortungslosen Asozialen haben ja schon Parteien genug.
Freitag, 2.12.2016. Eifel. Ja – da stutzen Sie, oder? Revolution in Deutschland 2018. Dann, ja dann endlich kommt die Erlösung: die Erlösung von einem durch und durch korrupten, verblödeten Selbstbedienerstaat, die Erlösung von der elendigen Last der sozialen Ungleichheit und der Verfolgung der Armen durch staatliche Behörden, die Erlösung von der erdrückenden Macht raffinierter Lobbyisten und die Erlösung von einer Politik, die uns an den Rand eines atomaren Krieges mit Russland brachte und vielen Ländern dieser Welt Tote durch deutsche Soldaten bescherte. Ja: 2016 wandern wieder deutsche Soldaten durch fremde Länder und töten ihre Bewohner – soweit sind wir schon. Die Resultate aus den Erkenntnissen des zweiten Weltkrieges, dass dies nie wieder geschehen soll, sind lang vergessen, Blutdurst zieht durchs fremdbestimmte Parlament, in dem Fraktionsführer kommandieren, wann der Arm gehoben werden soll. Aber schauen wir erstmal: ist das überhaupt notwendig, so eine Revolution? Schauen wir erst mal nach.
Zum Beispiel bei der CSU. Die bläst ja jetzt wieder ins alte Angsthorn: „die Roten kommen“. Und was machen diese „Roten“? Nun – sie wollen die Sanktionen gegen Hartz IV-Empfänger lockern. Unglaublich! Und wie bezeichnet man jene Menschen, die durch die Globalisierung (also: durch die inhumane und asoziale Ausbeutungspolitik gewissenloser Kreise Wirtschaft – um das Wort mal auf Deutsch zu übersetzen) ihre Arbeit, ihre Familie, ihre Würde verloren haben: nun – als „Schmarotzer“ (siehe Erwerbslosenforum)… womit die endlich auf SPD-Niveau herabgestiegen sind. Wollen wir uns das gefallen lassen? Dass unsere armen, alten und kranken Brüder, deren größter Fehler es war, nicht schnell genug beim Staat untergekrochen zu sein, um für das Arbeitsamt Arbeitslose zu knechten und viele Papiere hin- und her zu schieben, deren Fehler es war, zu altern oder krank zu werden, die im gnadenlosen Konkurrenzkampf jeder gegen jeden vielleicht einfach nur verloren haben, weil es ihnen an „Ellbogen“ fehlte, so gedemütigt werden? Bei den Erfahrungen, die wir in diesem Land mit dem Umgang mit „Ballastexistenzen“ gemacht haben? Jeder dritte von ihnen muss „erhebliche materielle Entbehrungen“ in Kauf nehmen – nach Definition der EU (siehe Der Westen); dazu gehört u.a. dass man seine Stromrechnung nicht bezahlen kann – oder die Heizkosten. Vernichtung durch Armut.
Vernichtung durch Armut? Das hat mir von Intellektuellen schon mal harsche Kritik eingebracht: wie kann man das denn vergleichen? Ja – das ist die bequeme Definition der Sofa-Linken: Faschismus, dass war mal in der Vergangenheit und kommt auch nie mehr wieder! So kann man gemütlich bei Kaffee und Kuchen sitzen und sich enorm wichtig machen mit überzogenen Warnungen vor „den Rechten“, an deren wirkliche Wiederkehr jedoch niemand wirklich glaubt … obwohl sie wieder Listen mit jüdischen Geschäften in Umlauf bringen – geschehen am Jahrestag der Progromnacht (siehe Spiegel). Wenn schon normale Arbeitslose erhebliche materielle Entbehrungen hinnehmen müssen – obwohl der Grundgedanke des Sozialstaates war, dass nie wieder Menschen in einem reichen, demokratischen Land nur aufgrund ihrer geringeren Ausbeutbarkeit aus dem normalen Alltagsleben herausfallen sollten, weil man damals noch genau wusste, wie das enden wird – wie wird es dann erst jenen gehen, die mit einer Million Sanktionen gequält werden – bis hin zu Strafzahlungen in Höhe von 5000 Euro (siehe n-tv). Die erheblichem Psychoterror (Verhör durch vier SA-Mitarbeiter … äh, nein: BA Mitarbeiter) ausgesetzt werden, wenn sie es wagen, sich einen Anwalt zu nehmen (siehe Gegen-Hartz)? Sie erleben etwas, was in reichsdeutschem Nazidenken die erste Stufe der Vernichtung war, jene Stufe, mit der man zig-Millionen Polen und Russen vernichten wollte und vernichtet hat: durch den kalten gnadenlosen Entzug der materiellen Lebensgrundlage. Einfach mal nachlesen, Götz Aly hat ein ganzes, dickes Buch über die „Vordenker der Vernichtung“ geschrieben, die alles andere waren als verblendete Vollidioten, die Hitler für Gott hielten: sie waren eiskalte, akademisch gebildete Bürokraten, die auch nach dem Krieg ihre Karrieren in Deutschland fortsetzen – echte Nazis waren sie ja … trotz Planung der Vernichtung – nie gewesen.
Wissen Sie, wie Aly sein Werk abschließt? Ich möchte es mal zitieren:
„Den Planern einer neuen europäischen Ordnung wurde nach dem Krieg so wenig der Prozeß gemacht, wie ihre Methoden Gegenstand von Analyse und Aufarbeitung waren. Nachhaltig aber durchaus nicht irreversibel verändert haben sich seit 1945 die äußeren Bedingungen. Die historische Konstellation, in der solche mörderischen Pläne realisierbar waren, ist hier und heute nicht gegeben. Vielleicht ist sie einmalig. Das konzeptionelle Denken aber, in dem der Massenmord zum „sinnvollen“ Mittel struktur- und entwicklungspolitischer Planungen wurde, ist nach wie vor aktuell.“ (Götz Aly, Vordenker der Vernichtung, Hoffmann und Campe, 5. Auflage 2004, Seite 492).
Das schrieb er 2004. 2005 setzten dann skrupel- und gewissenlose Kräfte innerhalb der Republik die alte Vernichtungsmaschine wieder in Gang … erstmal im Low-Level-Modus, weil man ja die faulen Arbeitslosen erziehen musste – wie schon früher die Regimegegner in Konzentrationslagern erzogen werden mussten? Wehret den Anfängen? Schon längst vergessen. Hunger wird als Waffe gegen das eigene Volk eingesetzt – und niemand schreit auf, weil man wieder alles in schöne Worte verpackt. Selbst in Dokumenten führender Nazis wurde nicht von Vernichtung durch Gas gesprochen … sondern fein von „Umsiedlung“ schwadroniert, obwohl jeder wusste, was gemeint war. Ja: einfach mal Aly lesen – die konnten fein reden, diese Nazis. Als ob sie gewusst hätten, dass der Endsieg ausbleiben wird … und eine Zeit kommen wird, wo man sagen kann, man hätte von allem nichts gewusst.
Und was ist das Ergebnis der glorrreichen Agenda 2010? Ein paar verschwiegene Tote – und eine wachsende Zahl von Unterstützungsempfängern jeder Art, inzwischen 8 Millionen … anstatt der 5 Millionen, über die man sich früher immer aufregte (siehe Spiegel). Und selbst diese Zahlen täuschen – aber wir wollten ja über Revolution reden, nicht über dämliche Arbeitsmarktpolitik … wie man – mögliche – Vernichtung durch Hunger heute nennt.
Wie toll ist eigentlich unser „Kapitalismus“? Ja – ich gehe mal davon aus, dass man hier gebildet genug ist, um zu begreifen, dass „Merkel muss weg“ eine äußerst dämliche, wahrscheinlich vom Verfassungsschutz implementierte Forderung ist, auch niemand die Demokratie weg haben will, aber gewaltige Änderungen in der Wirtschaftsordnung als unverzichtbar begreift – bevor uns die nächste, sich schon jetzt anbahnende Bankenkrise in den Ruin treibt (an der aber alle „Entscheider“ wieder vorzüglich verdienen werden) oder wir für die Benutzung unserer eigenen Autobahnen Banken und Versicherungen Maut zahlen müssen, damit die ihre fürstlichen Traumgehälter weiter zahlen können.
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft – schon im Dritten Reich an der Planung der Vernichtung beteiligt – weist schon heute darauf hin, dass die neuen Rekordsubventionen für „Wirtschaft“ eine Katastrophe sind: über 168 Milliarden pumpen wir da hinein. Kritisiert werden aber nicht die vielen Schenkungen an „die Wirtschaft“ (z.B. für die Entwicklung einer Software zum Innenausbau von Luxusyachten – siehe Spiegel), sondern Gelder für Straßen und Kranke, da bleibt man alten Konzepten treu verbunden.
Jetzt habe ich wieder so viele Worte gemacht – dabei wollten Sie doch was über Revolution lesen. Ich könnte noch mehr Gründe aufführen, die dafür sprechen … die schleichende Degeneration unsere westlichen Kinderschutzwerte durch in Kaufnahme von Kinderehen (siehe Spiegel) oder die gezielte Züchtung von Spezialmenschen durch Crispr (siehe Zeit), die den ganzen Homo Sapiens überflüssig machen werden oder noch viel mehr – doch das würde ein Buch werden. Ich hoffe, Sie akzeptieren durch die bisherigen Ausführungen, dass gewaltige Änderungen in unserem System notwendig sind? Dass die rücksichtlose Achtung der sozialen Menschenrechte in Deutschland Ziel sein muss – und der schleichende Übergang in eine neue Form der Vernichtungsgesellschaft aufgehalten werden soll – einer Gesellschaft, die 10 Prozent alles schenkt und 90 Prozent dafür schuften läßt?
Gut – jetzt zu Ihrem Traum: der Revolution.
Wir hatten ja schon ein paar in Deutschland. 1848 zum Beispiel – da gab es viel Hunger, der zum Aufstand rief. Oder November 1918 … ein kaum gefeiertes Datum, das auch kaum zu Spielfilmen inspirierte (obwohl wir mehr und mehr historische „Heldendramen“ verfilmen – über Stauffenberg zum Beispiel). Da hatte sich die deutsche Nordseeflotte geweigert, zu einem letzten Gefecht mit der überlegenen Royal Navy auszulaufen, um im Auftrag des Adels noch ein paar tausend Briten zu töten – aus Rache für den verlorenen Krieg. Da man Matrosen in schwerst bewaffneten Kriegsschiffen nicht mit Polizeigewalt bezwingen kann, wurde aus diesem Aufstand eine reichsweite Revolution …. die aber mit Hilfe der SPD (Friedrich Ebert) zerschlagen wurde: dort arbeitete man lieber mit Feudalismus und faschistischen Freikorps zusammen, die später einen Adolf Hitler gebaren.
Auch die russische Revolution kam erst in Gange, als sich bedeutende Armeeeinheiten anschlossen: Revolution heißt halt Krieg – und zwar im eigenen Lande. Äußerst unbequem, äußerst blutig, schlecht für geregelte Mahlzeiten und flächendeckenden Konsum der aktuellen Freizeitangebote. Ist echt nichts für Veganer weil: äußerst blutig für Mensch und Tier. Was treibt Revolutionen an? Ungerechtigkeit? Nein, das ist nur oberflächlich. Ungerechtigkeiten stören selten jemanden – nur wenn es ein Objekt trifft, dem man sich in Liebe verbunden fühlt, bricht jener Zorn und jene Wut aus, die zum Waffengebrauch verleitet. Liebe ist die Grundlage jeder Revolution – ein Begriff, der heute mit „Sex“ übersetzt wird – was die Liebe völlig entwaffnet: aus Liebe zu seinen Kindern, seiner Familie, seinem Dorf kann man bereit sein, sein Leben zur Rettung der anderen zu opfern – was das komplette Ende von „Sex“ bedeuten würde, weshalb es ja blöde wäre, sein Leben zu opfern. Doch kommen wir erst mal nicht zum Personal, bleiben wir bei den strategischen Grundlagen.
Hier erkennen wir, dass die Regierung Merkel der Revolution einen enscheidenden Nachteil verpasst hat: aus der Bürgerarmee Bundeswehr ist eine Privatarmee von freiwilligen Gesinnungsbrüdern geworden, die eher am rechten politischen Rand siedeln (siehe z.B Focus) – was man gerne toleriert, während man „Mahnwachen für den Frieden“ mit aller Gewalt stigmatisiert. Woher nehmen wir also die kampfbereiten Einheiten für diese Revolution? Geht auch friedlich – wie bei Gandhi, meinen Sie? Gandhi kämpfte gegen Fremde, die sowieso gerne nach Hause wollten. Und welche Gesellschaft hat er hinterlassen? Eine kampfbereite Atommacht, die mehrere brutale Kriege geführt hat. Ich weiß: das zerstört jetzt Träume, die auch ich gerne träume – aber fahren Sie mal nach Indien und schauen sich das Land an! Gut – die Briten sind weg. Aber die Ausbeuter – auch viele Deutsche – sind immer noch da.
Ich will Sie aber nicht völlig entmutigen. Denken wir uns einfach, wir hätten unsere Revolutionsarmee, mit der wir gegen Berlin marschieren können. Wissen Sie, wie lange Sie diese Armee versorgen können? Fünf Lebensmitteldienstleister haben die gesamte Versorgung des ganzen Landes in der Hand. Nein – das Land ist nicht mehr voller Felder und Nutztiere, aus denen sich die Revolutionsarmee jederzeit versorgen ließe (gäbe auch massiven Ärger mit Veganern): und wie lange man Fidel und Ché bei Aldi und Lidl einkaufen ließe, um die Truppen zu versorgen, können Sie sich selber denken. Bleiben die Flotten der Konzern-LKW´s in den Zentralen der Versorger, muss die Armee rennen, um nicht zu verhungern. Und Sprit? Ganz gefährlich – wollen Sie gar nicht wissen. Der wird ebenfalls schnell knapp, wenn nicht täglich der Nachschub läuft. Was glauben Sie, warum man davon ausgeht, dass ein nicht-atomarer Weltkrieg in Europa nach drei Tagen vorbei wäre? Ganz einfach: Sprit ist alle, Straßen zerstört, Nachschub kommt nicht mehr durch.
Und jetzt: mal Schluss mit der Träumerei. Sicher, es gäbe Möglichkeiten des Widerstandes – auch ohne Waffengewalt. Es gibt Pläne für den waffenlosen Widerstand gegen hochgerüstete Armeen, die auch im Bereich des zivilen Ungehorsams funktionieren könnten – und wir sind ja zivilisiert genug, dass wir ja auch gar keine Köpfe rollen sehen wollen. Es gibt auch Pläne für den schleichenden friedlichen Umbau des Kapitalismus zu einer kooperativen Gemeinwirtschaft im Sinne von Genossenschaften – aber welche Pläne man auch andenkt, sie haben alle ein Problem: es fehlt an Personal. Wir haben reichlich Häuptlinge, die Veränderungen durchführen könnten – dazu braucht man nicht viel. Wenn sich jene 60 Prozent der Deutschen, denen die Dominanz von Hinterzimmernetzwerken über die demokratische Politik bewusst geworden sind, sich Montag morgen in ihre Autos setzen würden und die auf den Autobahnen abstellen … dann hat man schon mal eine Diskussionsgrundlage – ohne einen einzigen Schuss. Sicher: die Bundeswehr würde mit Panzern kommen, um die lebenswichtigen Versorgungslinien wieder frei zu schaufeln … aber wenn jeder in seinem Auto sitzen bleibt, könnte man hoffen, Gespräche in Gang setzen zu können.
„Wir“ – würden ja auch nicht viel wollen. Entprivatisierung der Energieversorgung, Etablierung einer preisgerechten Grundsicherung, Löhne, von denen man leben kann, Abschaffung der Hinterzimmerpolitik, eine Marktwirtschaft, die auch dem inhabergeführten Einzelhandel wieder Überlebensfähigkeiten sichert – und die Teilhabe der Reichen an den Kosten des Landes. Volker Pispers hat mal ausgerechnet, wie billig das für Reiche wäre: gibt man allein 10 Prozent ab einem Barvermögen von 5 Millionen Euro – unsere finanzielle Staatsmisere wäre im Nu gelöst. Nur … sind diese Reichen moralisch inzwischen wieder soweit degeneriert, dass sie nur noch danach sinnen, noch mehr Geld aus den Menschen zu pressen – und zwar mit ordentlichen Steigerungsraten. Wer nicht spurt, wird sanktioniert – wie in einer mittelalterlichen Leibeigenengesellschaft, wo man Ernten kleiner Höfe niederbrannte, wenn der „Zehnte“ nicht pünktlich kam.
Hört sich schlimm an, diese Gegenwartsbeschreibung – oder? Schaut man nur auf die Prinzipien – ist es auch schlimm. Ab dem Moment, wo „Regierung“ sich anmaßt, die Hungerwaffe gegen unbotmäßige Bürger einzusetzen – nichts anderes ist Hartz IV – ist die Demokratie vorbei und wurde durch etwas anderes ersetzt … für das es noch nicht mal einen Namen gibt. Laufen diese Prinzipien so weiter, werden wir sehen, ob Moral und Ethik im Land noch in ausreichendem Maße vorhanden sind, um neue Massenvernichtungen unmöglich zu machen. Mir wäre es lieber … wir bräuchten diese Risiken nicht eingehen, ging schon mal schief.
Doch was ist nun mit der Revolution? Oder der friedlichen Evolution?
Nun – was damit ist, erklärt uns ein alter Indianer, der seinem Stamm ein paar Zweige hinhält: einzeln sind sie leicht zu brechen, doch im Bündel unzerstörbar. Kann jeder mal im Wald selbst ausprobieren. Uns jedoch … wird seit 1950 etwas anderes gepredigt: dass nur der einzelne Zweig stark und überlebensfähig ist. Ein leider verstorbener Konservativer hat versucht, uns darüber aufzuklären (siehe Jakob Augstein über Frank Schirrmacher im Spiegel):
„Im Kalten Krieg haben amerikanische Militärs und Physiker die Sowjets mit den Instrumenten der Spieltheorie in die Knie gezwungen. Als es keine Sowjets mehr gab, sind die Physiker an die Wall Street gegangen und zwingen seitdem mit ihrer Theorie die Welt in die Knie. Wir alle sind Opfer einer Ideologie des Egoismus. Sie wurde für eine Welt des Krieges entwickelt und verheert heute den Frieden. Eine Ideologie der Kälte und des Autismus. Eine Ideologie von Psychopathen für Psychopathen.“
Das geht 2016 soweit, dass die allerletzte Bastion der „Liebe“ (die man früher auch für Heimat, Kinder, Frauen, Musik, Kunst, Literatur oder Natur empfinden durfte – und nicht nur für Sex), die einfache Beziehung zwischen Junge und Mädchen gefallen ist und jetzt die unverbindliche „Nicht-Beziehung“ gelebt wird: die letzte Grenze, die aus uns ein Heer von einzelnen, „flexiblen“, isolierten „Wanderarbeitern“ macht, die jederzeit überall verfügbar und einsetzbar sind. Wer sich diesem Nazi-Wahn widersetzt – wird einfach Nazi genannt und ist ´raus. So einfach ist das.
Wo sollen also die Revolutionäre herkommen – die aus Liebe zu den Armen, den Einfachen, den Geknechteten ihr Leben geben, um ihren Kriegshäuptlingen, ihrem Ché oder Fidel den Sieg zu ermöglichen?
Ich merke: es wird immer leiser in dem Saal der Revolutionsbegeisterten … viele verlassen schon frühzeitig den Raum.
Darf ich Ihnen, die geblieben sind, noch mal ein Beispiel für die Gesellschaft geben, in der wir leben? Jener Gesellschaft, die sich so fürchterlich sozial für die Aufnahme von Flüchtlingen engagiert hat und alle kritischen Stimmen als „Nazis“ verunglimpfte? Hat nur ein Jahr gedauert – dann haben sie ihre Masken ganz offiziell fallen gelassen (siehe Spiegel):
„Aufregung um eine Publikation der Bundespressekonferenz: In einem „Almanach“ veröffentlicht die Journalisten-Vereinigung einen satirisch gemeinten Beitrag mit dem Titel „Schwimmkurs für Flüchtlinge“.“
Ja – schauen Sie sich das ruhig mal im Detail an:
„Dann folgen verschiedene „Kursangebote“, darunter „Baby-Flüchtlingsschwimmen“ („dient der motorischen, geistigen und sozialen Entwicklung des Flüchtlingskindes“) und „Einzelunterricht für erwachsene Flüchtlinge („Es ist nie zu spät, das richtige Schwimmen und die richtigen Techniken zu lernen, die ihren Fluchtstil optimieren“).“
Alter Nazi-Witz: „Wie kommt ein Jude aus dem KZ? Durch den Schornstein!“ Merken Sie, wie ähnlich der Grad der Verrohung bei unserem Führungspersonal schon ist? Weder AfD noch Pegida sind so weit gegangen – aber auf dem Bundespresseball ist das Realität, ohne dass einer „Nazi“ schreit. Ich hoffe für die zu uns geflüchteten Menschen sehr, dass sie schnell den erwarteten Profit einfahren … sonst sehe ich schwarz für sie.
Sie sollten – wenn Sie immer noch von sozialer Revolution träumen – aber auch wissen, wer wirklich ihr Gegner sein wird:
„Der amerikanische Journalist Arthur Rowse behauptete in seinem Artikel über Gladio, dass „eine geheime Klausel im ersten Nato-Übereinkommen von 1949 forderte, dass ein Land, bevor es dem Bündnis beitreten konnte, schon eine nationale Sicherheitsbehörde eingerichtet haben musste, um Kommunisten durch geheime zivile Kader zu bekämpfen.“ (aus: Ganser, Nato-Geheimarmeen in Europa, Orell Füssli Verlag, 7. Auflage 2014, Seite 64)
Lesen Sie an der Stelle weiter, hören sie von Geheimabkommen der BRD zum speziellen Schutz von Rechtsradikalen in Deutschland aus dem Jahre 1955 – und die Ungereimtheiten über die NSU-Morde werden auf einmal überraschend plausibel: die alten Freikorps, die die Novemberrevolution niederschossen, sind immer noch eine besonders geschützte Art.
Dieses … nennen wir es mal: Bündnis zur Verhinderung jeglicher sozialer Reformen … ging angeblich sogar der Natogründung voraus. Jetzt können Sie auch verstehen, warum wir wählen können, was wir wollen, aber nichts ändern werden: die Nato selbst garantiert das Bestehen der sozialen Ungleichheit so wie die römischen Legionen den Erhalt des römischen Sklavenhalterstaates garantierten … sie und die lieblosen Idioten, die sich in den Gladiatorenarenen an dem Leid der anderen ergötzten – am Kampf jeder gegen jeden.
Revolution in Deutschand 2018?
War nur ein Scherz.
Kann man denn da gar nichts tun?
Nun – was für eine blöde Frage. Sehr viel sogar. Lesen Sie den hier geschriebenen Text noch mal – und Sie haben die Antwort auf Ihre Frage. Mehrere sogar. Und diese Antworten werde ich Ihnen auch nicht vorkauen … diese Leistung selbst zu erbringen, ist der erste Schritt zur nächsten Revolution – und Ihr erster persönlicher Beitrag dazu.
Mittwoch, 20.5.2014. Eifel. Die Welt steht am Rande eines Abgrundes, der tiefer ist, als alle anderen Herausforderungen, die sich die Menschheit je stellen musste – jedenfalls seit der Eiszeit.
Wahnsinnige Wissenschaftler verseuchen die Umwelt mit Genprodukten, die alle Bauern dieser Welt in die Abhängigkeit einer Hand voll renditeorientierter Konzerne zwingt – ohne das überhaupt jemand weiß, wie das System Natur letztlich auf diesen Eingriff reagiert.
Wahnsinnige Geschäftsleute bringen die Volkswirtschaften an den Rand der völligen Vernichtung, nur noch „Rentenkürzungen“ – der „Volkssturm“ der europäischen Wirtschaft – konnten die Katastrophe abwenden … blöd nur, dass die Geschäftsleute ihre Mauscheleien weiter betreiben dürfen.
Wahnsinnige Politiker haben durch aktive Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines fremden Landes eine für verbannt gehaltene Weltkriegsgefahr heraufbeschworen – und für hunderte von Toten gesorgt, die zum Teil elendig verbrannt wurden, auf deutscher Seite ist da die CDU mit ihrem Kanditaten Klitschko zu nennen – oder die Kanzlerin Merkel, die der ukrainischen Putschregierung auf einer Rede im Londoner Parlament Beistand in allen Lebenslagen versicherte und schon mal Inspektoren der Bundeswehr in Zivil losschickte, um die Kampfkraft der neuen Verbündeten zu analysieren.
In Deutschland selbst – der Heimat von Klitschko und Merkel – werden Unternehmer von Unternehmensberatungen seit 2013 vor einem breiten Kaufkraftverlust der Bevölkerung gewarnt, in den Datenbänken der Jobcenter lagerten schon letztes Jahr 42 Millionen Datensätze (womit das arbeitsfähige Volk bald vollständig durchleuchtet ist: die Jobcenter sind ermächtigt, selbst privateste Daten zu erheben) und die seit der Wirtschaftskrise gleichgeschaltete Presse hat in der Ukrainekrise alle Masken fallen gelassen und zum Sturm auf den Präsidenten einer Atommacht geblasen, der sich in deutschen Medien Beleidigungen, Schmähungen und Unterstellungen anhören muss, für die die schreibende Zunft in Deutschland selbst vor Gericht gelandet wäre, hätte sie sich dies bei einem deutschen Politiker erlaubt.
Von all dem erfahren wir jedoch nicht viel. Journalismus ist brotlose Kunst oder zu der enorm bereichernden Kunst der „Public Relations“ geworden, „Nachrichten“ ähneln mehr Werbung für politische Parteien oder gesellschaftlichen Umbauphantasien von Unternehmerverbänden und Konzernverbünden, Kritik jeder Art ist als „Wehrkraftzersetzung“ verpönt wie seit dem Dritten Reich nicht mehr.
In dieser Situation fangen nun einige Menschen an, sich Montags auf Straßen zu versammeln. Erste Motivaton ist: einen Krieg verhindern … jenen Krieg, den die Mächte dieser Welt laut Altkanzler Schmidt gerade versehentlich herbeireden – und der dann auch wirklich eintreten könnte.
Man sollte meinen: das wäre ja erstmal zu begrüßen. Einen Nuklearkrieg, wie ihn die US-Armee seit nine-eleven führbar gemacht und seit 2006 auch im Detail durchgespielt hat (siehe Chossudovsky zur Übung Vigilant Shield o7 in: das Szenario eines Dritten Weltkrieges, Kopp 2012, Seite 98 – 104. Der Link zum betreffenden Artikel in der Washington Post funktioniert allerdings momentan nicht) sollten wir uns – neben allen anderen Katastrophen – wirklich nicht noch leisten.
Doch was geschieht?
Nicht die wirtschaftliche Katastrophe, die Einmischung von deutschen Regierungsparteien in innere Angelegenheiten fremder Länder, die drohende Kriegsgefahr ist das Problem in Deutschland, sondern die Tatsache, dass Jutta Ditfurth „Neurechte“ bei den Demos gesehen hat (siehe z.B. TAZ). Sie engagiert sich täglich im Kampf gegen diese unglaublich große Gefahr – und ihre Facebookseite entwickelt sich zu einem Dokument größter Peinlichkeit, wenn die engagierten Diskutanten die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands in die Ecke der „Neurechten“ stellen oder öffentliche Distanzierungen der Redner von faschistischen Gedankengut als „das übliche bla-bla“ abtun: hier kann man einen inhumanen, methodisch unsauberen Abgrund studieren, an dem Goebbels selbst seine helle Freude gehabt hätte – wohlgemerkt: bei Juttas Freunden … nicht bei den Montagswachen.
Es ist besonders enttäuschend, dass eine ehedem linke Grüne – die mit ihren Büchern vom kapitalistischen Kulturbetrieb direkt profitiert und ohne diesen nicht leben könnte – eine solche Bewegung ins Leben ruft, denn: gerade sie sollte sich daran erinnern, dass die gleiche Kritik, die jetzt an den Montagsdemos geübt wird, derzeit an den Grünen geübt wurde … und – wenn ich an die Berliner Grünen der Gründerzeit denke – auch zurecht. Aber: nur weil Nazis ein paar grüne Gedanken hegten und die Grünen für sich instrumentalisieren wollten, sind die Grünen keine Nazipartei (auch wenn sie die ersten waren, die wieder völkerrechtswidrig Bomben aufs Ausland geworfen hatten). Gleiche Erscheinungen gab es auch in der Piratenpartei, ähnliche Versuche, politische Bewegungen zu kapern wird es auch in Zukunft geben … nur heißt das nicht, dass diese Bewegungen an sich jetzt durch und durch faschistisch sind … wie es Jutta Ditfuhrt samt Anhängerschaft mit verbaler Gewalt zu beweisen sucht.
Natürlich geht man publizistisch einen guten Weg, der Erfolg verspricht. Man benutzt bei der Kritk der Montagsdemos eingeübte Schlagworte, die man von den PR-Agenten des Kapitalismus geliehen hat, um die schon mal im Rücken zu haben, ganz beliebt ist das Wort „Verschwörungstheoretiker“, dass inzwischen in Deutschland synonym für „geisteskrank“ gebraucht wird – eine Argumentation, die ebenfalls von Goebbels stammen könnte: wer gegen den Kapitalismus ist (oder halt gegen den Nationalsozialismus) kann nur geistig krank sein – im Ostblock dachte man ähnlich, was den Kommunismus anging.
Natürlich könnte man der Argumentation folgen … wenn wir wirklich in den letzen fünfzig Jahren KEINERLEI Anzeichen für illegale Regierungs- oder Konzernarbeit gehabt hätten. Natürlich können wir uns eine Menschheit denken, die ausschließlich nach dem Motto lebt: „edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ – und sofern uns unsere Anschauung täglich Beispiele dafür liefert und wir umgeben sind von friedlichen, kooperativen, hilfsbereiten, menschenfreundlichen Wesen die immer nur alles zum Wohle der Allgemeinheit tun, könnten wir jegliche Art von Theorien über Verschwörungen zu Recht von vornherein ablehnen – nur zeigt uns die alltägliche Geschichte, dass der Mensch anders ist – und wenn ich Frank Schirrmacher folge, dem Mitherausgeber der FAZ, dann ist dieser Alltag von Militärs und Wissenschaftlern bewusst gestaltet worden (siehe Frank Schirrmacher, EGO: Spiel des Lebens, Karl-Blessing-Verlag 2013). Da es sich hier um die Aufdeckung einer Verschwörung (bzw. um die Aufdeckung gezielter Steuerungsmechanismen von Wissenschaft, Politik und Konzernwirtschaft zum Zwecke der Umsatzmaximierung) handelt, war die Kritik aus dem „vulgär-konservativen“ Lager auch so heftig, dass es „Verrisse“ von Leuten gab, die das Buch noch gar nicht gelesen haben konnten – so sehr hat es den ordentlichen Betrieb gestört (siehe Jakob Augstein im Spiegel).
Nur ein kleines Beispiel, wie ein Wort zu einer Waffe werden kann … und auch warum. Die Nutznießer des Systems Kapitalismus wollen natürlich unter allen Umständen verhindern, dass die Mechanismen, die ihre Fleischtöpfe füllen, öffentlich detalliert beschrieben werden – sie sollen weiter ungehindert laufen: wie schön, wenn man sich dann wieder mal der Öffentlichkeit als Held präsentieren kann, der die Welt vor der Wiedergeburt der NSDAP rettet … mit Methoden, die dieses Ungeheuer selbst erst groß gemacht hat.
Was aber nun die größte Verschwörungstheorie von allen angeht – NINE-ELEVEN – so wundert es mich, dass hier ein Teppich des Schweigens drübergelegt werden soll – ein Teppich, den George Bush jr. persönlich angeordnet hatte und der von amerikanistisch geprägten Netzwerken gratis in großen Mengen verteilt wird. Reinweg als durch das ockhamsche Rasiermesser geprägter Wissenschaftstheoretiker muss ich sagen, dass ein durch den militärisch-industriellen Komplex der USA (wir können sie auch „ultrarechte Kreise“ nennen – ähnlich der P2-Loge, die ähnliches in Italien praktiziert hat) inszenierter Anschlag WENIGER Hyptothesen verlangt als die regierungsamtliche Theorie.
Sehe ich dann, dass diese Regierung bzw. der militärisch-industrielle Komplex der USA enorm durch den Anschlag gewonnen hat, durch tausende von Drohnenmorden (= Hinrichtungen ohne Anwalt, Anhörung des Angeklagten und Urteil eines legitimierten Gerichts, durchgeführt vom Geheimdienst) und durch Massenbespitzelungen selbst engster Verbündeter eine für ein solches Manöver notwendige Degeneration der Geisteshaltung bewiesen hat, gleichfalls auch demonstrierte, dass sie zur Durchführung von Angriffskriegen die Weltgemeinschaft in großem Umfang belügen würde – dann halte ich die Erstellung alternativer Theorien zum „Bin-Laden-Szenario“ für dringend gegeben – im Prinzip ist das sogar die zentrale Aufgabe eines jeden Journalismus, der seine Aufgabe als Vierte Macht im Staat ernst nimmt.
Ein kleiner Blick nur auf Staatsmorde – direkt einer ultralinken Seite entnommen, dem Sozialismus.net:
Die Strategie der Spannung wurde vom zivilen Auslandsgeheimdienst der USA, dem CIA, konzipiert und erfüllt einige wichtige Aufgaben im Kampf gegen den „Kommunismus“. Ihr Hauptaugenmerk liegt darauf den Aufschwung der Linken zu bremsen, indem Terroranschläge organisiert oder unterstützt werden und diese dann der radikalen Linken zugeschoben werden. Mit Bomben und anderen Terrormaßnahmen wird die Bevölkerung in permanente Angst versetzt und so bereit sein, einen Teil ihrer persönlichen Rechte für das Versprechen größerer Sicherheit aufzugeben, und schließlich die „starke Hand“ des Staates akzeptieren.
Der 12. Dezember 1969 ist der Beginn der „Strategie der Spannung“ in Italien. Auf der Piazza Fontana in Mailand explodiert, am Höhepunkt der ArbeiterInnen – und Jugendbewegung, eine Bombe. Dieses Attentat ist der Auftakt zu einer Serie von Bombenanschlägen, denen hunderte Menschen zum Opfer fallen werden. Wie schon bald eindeutige Beweise zeigten, wurde der Terroranschlag von FaschistInnen der Terrororganisation Ordine Nuovo (Neue Ordnung) ausgeführt. Der Geheimdienst legte falsche Spuren und höchste Polizei- und Geheimdienstkreise lenkten die Ermittlungen nach links. Es wurde sofort gegen AnarchistInnen ermittelt, wenige Tage später, auch einige von ihnen verhaftet.
12 Personen, welche mit diesem Fall zu tun hatten, begehen Selbstmord oder erleiden tödliche Unfälle. Ein Anarchist „fällt“ bei der Einvernahme aus dem Fenster im 3. Stock, der Polizeikommissar wird während den Ermittlungen ermordet. Auch der Rechtsanwalt und Geheimdienstagent Vittorio Ambrosini starb. Er hatte zwei Tage vor dem Attentat an einer Einsatzbesprechung der TerroristInnen teilgenommen. Er informierte den damaligen Innenminister Franco Restivi, dass der Anschlag von Ordine Nuovo ausgeführt wurde und nannte 15 FaschistInnen – er stürzte Tage später aus dem 7.Stock einer Klinik, in welcher er sich einer medizinischen Behandlung unterzog. Gianadelio Malett, ehemaliger Geheimdienstchef, belastet den CIA in Zusammenhang mit dem Massaker durch seine Aussage vor Gericht massiv
Darf einem das bekannt vorkommen – als lange eingeübtes „Muster“?
Darf ich an diese „ollen Kamellen“ noch erinnern – die weite Teile der deutschen Linken geprägt hatten? Auch weite Teile der Grünen … denen deshalb „Antiamerikanismus“ unterstellt wurde? Alles schon vergessen? Oder fällt das jetzt auch unter den Bann des Tabus, alternative Theorien zur Regierungsmeinung zu formulieren?
Wie weit ist unser Demokratieverständnis eigentlich schon degeneriert, wie unkritisch sind wir eigentlich geworden, dass wir einer Philosophie gehorchen, die Regierungserklärungen als UNANTASTBARE WAHRHEIT akzeptieren? Wieviel Geld muss man Linken eigentlich zahlen, damit die an solchen Bewegungen des Unmenschentums teilhaben?
NATÜRLICH gehen auch Nazis zu den Montagsdemos (die gehen aber auch nach Aldi, zum Fußball und zum Karneval). Natürlich findet man da auch Leute, die gar nicht merken, dass ihre Kapitalismuskritik schleichend in Judenkritik umgewandelt wird – so wie auch noch weniger merken, dass alles Reden vom „Zionismus“ seinen Ursprung in den „Protokollen der Weisen von Zion“ hat – jetzt wage man aber mal, das offen in Deutschland auszusprechen, dass all die engagierten Linken mit ihrer wohlgemeinten Israelkritik auf altfaschistischen Pfaden wandeln, in dem sie heute beweisen, wie toll es gewesen wäre, wenn man die bösen Juden so vollständig ausgerottet hätte, wie der Führer es vorhatte: es gäbe gar kein „Usrael“, das Palästinenser quälen könnte.
Der größte Triumph der altfaschistischen Kreise in Deutschland war gerade die Verknüpfung von Antisemitismus im Gewande der Israelkritik als „Antizionimus“, der heute breite Schichten in Deutschland erreicht … und nebenbei völlig außer Acht läßt, dass dort eine Glaubensgemeinschaft ums Überleben kämpft, die in Europa fast völlig ausgerottet worden wäre (was jetzt ihre Methoden nicht legitimieren soll – aber bei der Urteilsfindung schuldmindernde Berücksichtigung finden darf, anstatt beständig völlig ausgeblendet zu werden).
Nazis – gehen im übrigen auch mal auf Gewerkschaftsdemos, führen Aktionen gegen Hartz IV durch, plädieren für soziale Gerechtigkeit … sogar Hitler selbst hatte Hunde und Kinder lieb. Weder soziale Gerechtigkeit, noch Hunde und Kinder werden dadurch faschistisch … es sei denn, man befindet sich selbst in einem pseudolinken Herrenmenschenwahn, der getrieben wird duch die (für Frank Schirrmacher plausible) Haltung des EGO: „an meinem Wesen soll die Welt genesen“.
Wir haben – als deutsche Wirtschaftsgemeinschaft, als europäische Wirtschaftsgemeinschaft und vor allem als Weltwirtschaftsgemeinschaft gravierende Probleme. Existenzielle Problem, verursacht durch eine Wirtschaftsform, die nicht den Menschen und die Gemeinschaft als Ziel und Zweck ihres Daseins sieht, sondern das Gewinnstreben des Einzelnen – das hemmungslose Gewinnstreben des Einzelnen.
Wir haben andere Probleme als eingebildete Neurechte, die die Weltherrschaft durch Montagsdemos übernehmen wollen … aber diese Montagsdemos stoßen natürlich jenen übel auf, die an den laufenden Übeln gut verdienen – und sei es nur durch Bücher, die diese Übel beschreiben und durch deren Vermarktung durch kapitalistische Systeme man ein gutes, arbeitsfreies Leben genießen kann.
Was hindert einen eigentlich daran, auf diese Demos zu gehen, und genau dort einzuhaken, wo der Kurs nach ultrarechts geht? Auch Hitler hat Kapitalismuskritik betrieben (wie es allerdings jeder an Selbsterhaltung interessierte Humanist ebenfalls tun würde) … aber dann ganz schnell „Kapitalismus“ mit „Judentum“ gleichgesetzt. Natürlich gibt es reiche Juden – aber die machen nicht die unpersönliche, mechanistische Gewalt einer Wirtschaftsordnung aus, die mehrheitlich absolut von Nicht-Juden getragen wird. Würde Gott selbst morgen alle Juden aus dem Schöpfungsprogramm löschen … es würde sich nichts ändern. Gar nichts.
Und die Kritik an dem Geschäftsgebahren der Wallstreet mit dem Siegel „neurechts“ zu versehen, ist schon eine Wirklichkeitsverzerrung, die ihresgleichen sucht – obwohl Hitler die gleiche Kritik hatte. Aber der mochte ja auch Hunde, wodurch nicht jeder Hundefreund zum Nazi wird.
Und darum ist es eigentlich erste Bürgerpflicht, zu diesen Montagsdemos hinzugehen als aufgeklärter Demokrat. Wie schön wäre es, wenn Jutta Ditfuhrt nicht herummäklend mit peinlichen Aluhut in der Ecke stehen würden, um in übler Stasimanier Berichte über die Versammlungen anzufertigen (die – ganz neu jetzt – alle zu Jutta Ditfurth geschickt werden sollen), sondern selbst durchs Land reisen würde, um mit den Leuten dort zu reden. Die paar echten Nazis wären schnell verscheucht: die Leute, die dort hin gehen, wollen Frieden. Und – wie ich höre – darf dort jeder seine Meinung sagen. Wunderbar: das ist Sinn und Zweck einer Demokratie.
Es ist ein sehr abstruser Weg, eine Aktion demokratischer Meinungsäußerung zu dämonisieren, weil dort auch – vermeintliche und echte – Nazis sind.
Sollen wir etwa auch die Europawahl absagen, weil dort rechtsextreme Parteien mitmachen?
Es ist eine sehr seltsam inkonsequente, inhumane und undemokratische Auffassung von Politik, die sich dort breit macht … und vielleicht auch die Erklärung dafür, warum sich die politische Linke in Deutschland in die völlige Bedeutungslosigkeit verabschiedet hat, nachdem sie in den siebziger Jahren noch Gesellschaft prägen konnte.
Ich frage da abschließend auch gerne mal sehr ketzerisch: wenn uns nur die Rechten bleiben, um nuklearen Holocaust, sozialen Kahlschlag, völkerrechtwidrige Luftangriffe der Bundeswehr, entmündigende Handelsabkommen oder weitere Verseuchung der natürlichen Umwelt aufzuhalten … sollten wir dann lieber in den Untergang gehen – laut alte linke Lieder singend?
Lieber wäre mir jedoch, wir schüfen uns noch andere Alternativen – doch um das zu tun, muss man nunmal hingehen zu diesen Demos, den Dialog und nötigenfalls sogar die Auseinandersetzung suche: selbst wenn das für eine Weile die geregelten und gut durchstrukturierten Mahlzeiten verzögert.
Aber dann bitte nicht den Stasimann mit Aluhut machen, der alles akribisch notiert und schwarze Listen anfertigt, sondern den mutigen Streiter für seine Sache geben: hinauf auf die Bühne und mutig aufgeklärt! Wahrscheinlich wird man dann merken: da steht weniger Nazi vor der Bühne, als man denkt.
Ein PS für die Neofaschisten, die meine Artikel gerne verbreiten: trotz aller Kritik schätze ich Jutta Ditfuhrt sehr. Warum sie gerade den Don Quichote macht und Windmühlen bekämpft, die sie für böse Riesen hält, kann ich nicht beurteilen noch verstehen. Es wird die Art des Umgangs mit ihrer Person sein, die belegt, ob man sich selbst nicht lieber eine Hakenkreuzarmbinde umlegen sollte, um offen und ehrlich seinen soziopathischen Charakter zu demonstrieren. „Haut Jutta Ditfurth in die Fresse“ ist nicht besser als die Hetzjagd auf angeblich „Neurechte“ … die zur Not auch mal von den Marxisten sein dürfen, wenn man sonst keine findet.
Und ein PS für die Jäger der verlorenen Neurechten: die Strategie „wer nicht meiner Meinung, der ist ein Nazi“ ist selten dämlich – und überhaupt nicht mehr demokratisch.
Donnerstag. 6.2.2014. Eifel. Gestern erreichte mich eine Schreckensmeldung: die Internetseite Opposition 24 steht zum Verkauf, ein Mensch namens „Fantareis“ erklärte in seinem „politischen Aschermittwoch“ die Gründe für seinen Abschied aus der Bewegung. Es ist eine Meldung, die mich persönlich betroffen macht und aus meinen derzeitigen Überlegungen herausreißt. Vor einem Jahr wurde ich angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, für eine Bewegung „5-Sterne-für-Deutschland“ zu arbeiten. Noch während ich nachdachte, verbreitete sich die Information blitzartig, wir wurden gedrängelt, wann denn der Starttermin sei – während ich noch über die persönlichen Konsequenzen nachdachte, die ein erfolgreiches Engagement nach sich ziehen könnte. Sicher – wir sind in Deutschland gewöhnt, dass Bürgerinitiativen in die Hose gehen – aber ich bin ja bekannt dafür, dass ich auch „Worst-Case-Szenarien“ in Betracht ziehe … sogar zu allererst.
Im Rahmen der ersten Debatten wurde uns von einer Arbeitslosenaktivistin auch gerade jener Fantareis als jemand angepriesen, den man mit ins Boot holen würde – was dann offensichtlich auch geschehen ist. Schnell gab es dort eine Parteigründung, die nun wieder vorbei ist – siehe Opposition24.de:
Im letzten Jahr haben wir die 5 Sterne gegründet. Nach etwas Medienrummel war die angedachte Parteigründung sehr schnell obsolet. Zum einen gescheitert am unvermeidlichen, aber albernen Streit der Gründungsmitglieder, zum anderen an der Realität, die da lautet: Ohne Moos nix los. Denn ohne Geld lässt sich weder ein Wahlkampf, ein Parteitag oder was auch immer finanzieren.
Ein Ende, das vorauszusehen wahr – aber lehrreich sein kann.
Ich denke, man muss bei solchen Gründungen extrem genau darauf achten, welche Motivation die Gründungsmitglieder haben. Es war schon bei den „Piraten“ zu erkennen, dass die Partei – mit einem enormen Potential ausgestattet – an ihren „Mitarbeitern“ scheitern wird. Viele blasse Gestalten drängten sich ins Rampenlicht, um im Rampenlicht zu stehen – ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass man den Platz dort auch mit Persönlichkeit ausfüllen muss … oder mit leidenschaftlicher Botschaft. Präsentiert man zu viele Luschen hintereinander, die sich für den König der Welt halten, wenden sich die Wähler angewiedert ab.
Ebenso muss man sich darüber im Klaren sein, dass man „Treibstoff“ braucht, sprich: Geld. Eine Zeit lang kann man das Geld durch private Initiative aufbringen, durch Gratisarbeit der Mitglieder (die wir – wenn sie für den „Betrieb“ gefordert wird, selbstverstänlich sofort verdammen), doch der Kampf mit den durch Steuermittel fett gewordenen „Großen“ erfordert Geldmittel in großen Stil. Immerhin wäre ein einmaliger Einsatz von 15 Euro pro Arbeitslosen gefordert, um den Regelsatz monatlich um 100 Euro zu erhöhen – das ist ziemlich viel (nicht für „Unternehmer“, aber für „Angestellte“ … wobei ich jetzt vom Bewusstsein spreche, nicht vom Status).
Das Interesse und die Hoffnung, dass sich auch mal in Deutschland ein wenig Widerstand regt, ist bei den Medienleuten anscheinend sehr hoch. Alle wollten ein Interview mit dem deutschen Beppe Grillo, zu dem mich die Zeitungen in Italien erklärten und die deutsche 5 Sterne Bewegung auf der Straße in Aktion sehen. Eine Journalistin hat mich tagelang mit ihrem Auto verfolgt. Mein Telefon stand an manchen Tagen nicht mehr still, und jedesmal erklärte ich von Neuem, dass wir nur eine Handvoll Künstler und Blogger sind
Natürlich ist das Interesse sehr hoch – die Kriegsgewinnler fürchten nichts mehr, als das jemand die Zauberformel findet, die die Interessen der Verlierer bündelt und vereint: die Zeit das großen Absahnens wäre vorbei. So groß wie die Angst vor der Vereinigung der Renditefinanzierer (wie wir die Verlierer mal nennen wollen) ist, so heftig ist auch der soziale Terror, den man ausübt, um diese Vereinigung zu verhindern. Damit muss man jederzeit rechnen, darauf muss man vorbereitet sein … und dafür braucht man sichere Strukturen für die Figuren, die den Widerstand bündeln. Beppe Grillo hat seine Villa und seine Millionen – von dort aus kann man den Krieg gegen das System der Absahner erfolgreich führen … das sollte man im Hinterkopf behalten, bevor man mit den Großen in den Ring steigt.
Der Kampf um die politische Macht ist keine Selbsterfahrungsgruppe, keine Kuschel-Hab-Dich-Lieb-Bruderschaft oder ein Teestündchen … er ist brutaler, vernichtender Krieg, der die menschliche Seele bis aufs Letzte fordert – weshalb die Seelenlosen dort einen enormen Vorteil haben. Wirtschaft selbst ist zum Krieg geworden … und hat sich weit entfernt von ihren Wurzeln, wo fleissige Menschen zum Wohle aller ihre Waren zum Markt trugen, um sie dort – ebenfalls zum Wohle aller – tauschen zu können und so die wirtschaftliche Existenz ALLER zu sichern … anstatt im Namen der Rendite täglich weiter Existenzen zu vernichten.
Mein Engagement für allerlei Bündnisse, deren politischen Ziele mir sympathisch erscheinen, werde ich nicht weiter fortsetzen – es macht aus meiner Sicht schlicht und ergreifend keinen Sinn mehr, denn es kostet mich nur Zeit und Geld, mehr als ich davon habe.
Eine Konsequenz, die viele feine Menschen auch aus ihrem Engagement gezogen haben … und eine Konsequenz, die aus diesem Land ein totes Land macht, in dem die Luschen triumphieren.
Diejenigen, die sich engagieren, das sind oft sehr einfache Leute. Menschen, die zupacken können und für andere einstehen. Sie sind den Politprofis selten rethorisch gewachsen, aber dafür sprechen sie die Wahrheit aus, so wie sie empfinden und haben das Herz auf dem rechten Fleck – und mit rechts meine ich nicht das politische Rechts, vor dem es mir graut.
Wer in den Ring mit den Politprofis steigen will, muss sich im Klaren darüber sein, dass dort nicht dumme, fette, asoziale Nichtsnutze stehen (auch wenn man sie selbst gerne so sieht), sondern Menschen, denen Rhetoriktrainer alle Kniffe der Manipulation durch Sprache begebracht haben, denen Imageberater jedes kleinste Hügelchen im Lebenslauf geradegebügelt haben und die von Kleidungberatern beleuchtungsgerecht in Szene gesetzt werden – es ist harte Arbeit, das über sich ergehen zu lassen … und das Ergebnis ist ein knallhartes „Produkt“, das sich perfekt in Szene setzen kann … auch wenn es oft (erst recht im Vergleich mit früheren Politikern) seelenlos und aalglatt wirkt. Dafür ist es aber im Anschluss an den Auftritt als Politprofi ohne großen Aufwand im Management von Konzernen einsetzbar, wo eine ähnliche Sozialisation stattfindet.
Es ist eine wertvolle Erfahrung, die uns dort mitgeteilt wird. Eine Erfahrung, die wir in Deutschland schon oft gemacht haben: hier klappen keine sozialen Bewegungen. Ich selbst habe die Degeneration der Grünen erlebt (und durchlitten), die Vernichtung der so hoffnungsfroh gestarteten WASG (Wahlalternative soziale Gerechtigkeit) durch SED-Kader (und westliche Medien) beobachten müssen und die Selbstvernichtung der Piratenpartei durch gezielte Pflege des Luschentums zur Kenntnis nehmen dürfen.
Was bleibt, ist eine Tyrannei der Luschen, die primär nach Diäten schielen … und denen Dienst am Volk, Liebe zum Mitmenschen und Hingabe für die Bewegung völlig fremd sind. „Was habe ICH davon – konkret und in bar?“ ist die zentrale Frage nach politischer Aktivität in Deutschland.
Nun – der Autor beendet seinen politische Aschermittwochrede mit der Frage, was zu tun wäre.
Die Antwort hat er selbst tags zuvor gegeben:
Aber dieses Land braucht einen Führer, einen wahren politischen Führer, keinen Verführer, keinen, der sich zum Herrscher macht, sondern einen Befreier, einen der Hoffnung schüren kann, der einem den Glauben an sich selbst wieder beibringen kann, einen, der den Menschen aus den Herzen spricht, ihnen eine Stimme verleiht. Dieses Land wartet auf jemanden wie Nelson Mandela, Martin Luther-King oder einen Mahatma Gandhi, vorausgesetzt diese Lichtgestalten bestehen die Prüfung. Dieses Land wartet auf einen wahren Meister, einen Messias, einen Christus – auf die leibhaftige Wiederkehr von Gott. Manchmal könnte man aber auch meinen, es wartet auf Godot…
Es ist eine Antwort, die gleichzeitig die Bediungung ihres Scheiterns beschreibt.
Alle politischen Bewegungen brauchen eine Führungsfigur – einen Spartakus, einen Luther, einen Napoleon, einen Marx. Wir Menschen trauen Menschen – nicht Programmen. Aber … der selbstverliebte Konsummensch der BRD, der künstlich von Geheimdienst und Nuklearwissenschaft geformte EGO-Zombie, der das Betriebssystem des Kapitalismus ausmacht, möchte seinen Führer erstmal prüfen …. er soll den Ansprüchen von 80 Millionen Menschen gerecht werden …. und WEHE, ER IST NICHT SO WIE ICH!!!
Dabei braucht ein politischer Führer keine besonderen moralischen Qualifikationen – er muss vor allem den Politprofis Paroli bieten können. Sein „Job“ ist rein technischer Natur. Wer aber in den Ring steigt, wo nur die harten Bandagen erlaubt sind … der braucht hinter sich Menschen, die in bedingungsloser Treue und Loyalität zu ihm (oder ihr) stehen … und kein Prüfungsgremium, das jeden seiner Schritte überwacht und genehmigen möchte. Wer Charakter und Standing hat, wird sich selbsternannten Gremien sowieso nicht zum Fraße vorwerfen … wozu auch? Weil die sich so toll und überlegen, so wichtig und besser fühlen?
Dann sollen die doch den Job selber machen. Je mehr, umso besser!
Nochmal zur Erinnerung: wir befinden uns in einem Krieg, einer tödlichen Vernichtungsschlacht, die bereits jetzt jeden Aspekt unseres eigenen Lebens erreicht und durchdringt … und zu einer Staatsverschuldung führt, wie sie diese Wirtschafts- und Sprachengemeinschaft zum letzten Mal im Jahre 1942/43 hatte. Wer mir nicht glaubt, der glaube bitte Frank Schirrmacher, dem Herausgeber der FAZ, hier zitiert aus einer empfehlenswerten Buchbesprechung der Nachdenkseiten:
Nach einem 50 Jahre währenden Kalten Krieg […] befinden wir uns nach dem Ende des Kommunismus in einem neuen Kalten Krieg zwischen demokratischen Nationalstaaten und globalisierten Finanzmarktkörpern
In diesem Krieg treten die globalisierten Finanzmarktkörper extrem geschlossen auf – trotz ihrer Konkurrenz untereinander. Sie ordnen sich einer gemeinsamen Führung unter (z.B. dem Herrn Ackermann), übernehmen mit ihren Außendiensten (Lobbyisten) die Deutungshoheit im Informationsgeschäft und steuern so den ganzen (korrumpierten) politischen Bereich, während die demokratischen Völker kopflosen Hühnerhaufen gleichen, die nichts mehr von ihrer einst kulturschaffenden Größe ahnen lassen.
Natürlich brauchen wir einen selbstlosen Führer, das das Standing (und das Geld) hat, sich gegen den Finanzmoloch mit seiner gewaltigen Überlegenheit in allen politischen Bereichen zu stellen. Aber: wo soll der selbstlose Führer seine selbstlosen Unterstützer finden?
Wo findet David sein Volk im Kampf gegen Goliath?
Hier haben wir ein Volk – ein Luschenvolk – das seine Kritik perfektioniert. Die Auseinandersetzung um Kleidungsstil, Musikgeschmack und Haartracht des David verbraucht ganz schnell alle revolutionäre Energie – zudem sollte er noch Vegetarier, Veganer, Jäger, Pilot, Angler, Tierschützer, Katzenfreund und Blasmusikfan sein … um nur ein paar kleine Anforderungen des Luschenpöbels zu konkretisieren.
Davids übrigens – haben wir genug. Ich kenne persönlich ein Dutzend davon, denen ich sofort folgen würde – leider hat nur einer wirklich Geld genug … und der will keine nörgelnden Luschen führen, was ich gut nachvollziehen kann.
Die Frage, was zu tun ist, ist also leicht zu beantworten: selbstlos werden – in großem Stil. Und zudem muss man verstehen, in welchem Umfeld man sich befindet. Jakob Augstein hat es in seiner Besprechung von Frank Schirrmachers Buch beschrieben, siehe Spiegel:
Im Spiel will jeder gewinnen. Das ist die Bedingung der Spieltheorie. Damit lassen sich komplizierte Handlungsmuster beschreiben. Im Kalten Krieg haben amerikanische Militärs und Physiker die Sowjets mit den Instrumenten der Spieltheorie in die Knie gezwungen. Als es keine Sowjets mehr gab, sind die Physiker an die Wall Street gegangen und zwingen seitdem mit ihrer Theorie die Welt in die Knie. Wir alle sind Opfer einer Ideologie des Egoismus. Sie wurde für eine Welt des Krieges entwickelt und verheert heute den Frieden. Eine Ideologie der Kälte und des Autismus. Eine Ideologie von Psychopathen für Psychopathen.
Im Reich der Luschen – oder der Psychopathen – oder der Egoisten – ist kein gemeinsamer Widerstand zu organisieren. Diese asoziale Philosophie des Egoismus gilt nicht umsonst als „a – sozial“ im Sinne von antisozial. Ihr höchstes Ideal ist der Traum der „Selbstversorgung“ – wenn schon nicht mit sich selbst vermehrendem Geld (Investmentbanker), dann doch mit sich selbst vermehrendem Gemüse (Ökobauer).
Was man noch tun kann?
Ganz einfach: CDU wählen … weil die Luschen nichts anderes verdient haben.
Aber: das haben die meisten Wähler ja schon verstanden.
Dem Musiker Fantareis vielen Dank für seine Worte (und sein Engagement)… aus denen man viel lernen kann.
Wäre wohl auch ein guter Führer gewesen – schon allein deshalb, weil er Künstler sein möchte und kein Führer.
Und schade, dass nun wieder ein Integrationsmodell „verbrannt“ wurde.
Aber – das kennen wir ja schon. Darauf kann man sich in einem toten Land verlassen.
Freitag, 10.1.2014. Eifel. Ein Tag wie jeder andere. Was liegt auf dem Tisch? Zustand der Kinderarmut in Deutschland. Nun – das wird kaum einen interessieren. Wir sind nicht umsonst eines der kinderfeindlichsten Länder der Welt und stolz darauf, uns endlich von den Fesseln der Sozialromantik zu lösen. Ein paar gibt es noch, die nach den Kindern schauen – und auch wissen, wie man ihnen helfen kann, siehe Spiegel:
Denn nach gängiger wissenschaftlicher Definition sind 18,9 Prozent oder 2,4 Millionen der Kinder und Jugendlichen in Deutschland von Armut bedroht, weil sie oder ihre Eltern über weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten mittleren Nettoeinkommens verfügen. Für ein Elternpaar mit einem Kind unter 14 Jahren wären das demnach 1564 Euro.
Das könnte der Staat natürlich einfach ändern – zum Beispiel durch drastische Aufstockung des Arbeitslosengeldes. Wird das erhöht, müssen die Firmen höhere Löhne zahlen – sonst geht da keiner mehr hin.
WSI-Forscher Seils sieht dagegen in erster Linie die Wirtschaft in der Pflicht: Um Kinderarmut im reichen Deutschland einzudämmen, sei es zwingend, im unteren Lohnsegment deutlich höhere Löhne zu zahlen. Denn was real bei den Eltern ankomme, gehe direkt weiter zu den Kindern.
So etwas ginge bei uns natürlich gar nicht: das ist jedem klar. Höhere Löhne würden die Rendite schwächen, die beständige Selbstvermehrung großer Kapitalansammlungen wäre in Gefahr – und an diesen „Fonds“ verdienen Deutschlands führende Redakteure dank ihrer Anlageberater ebenso wie Politiker und führende Beamte.
Das Geld an sich von alleine wächst, ist schön für den, der es hat. Schlecht für den, der dafür arbeiten muss, denn der Wert des Geldes sinkt beständig, wodurch die Preise automatisch steigen.
So sind Strom- und Heizkosten seit 2006 um 23,6 Prozent gestiegen (siehe Handelsblatt), die gesamten Verbraucherpreise sind um 14,6 % gestiegen, der Regelsatz für Arbeitslose jedoch nur um 10,7 % (Stand Januar 2013, siehe tarif-verzeichnis). Butter hatte damals hier vor Ort 50 Cent gekostet, heute zahlt man 1,29 Euro – um eine persönliche Erkenntnis beizutragen.
So zwingt der Staat durch massive Eingriffe in den Arbeitsmarkt breite Schichten dazu, ihre Arbeitskraft unter Wert zu verkaufen – was diese auch gerne machen. Ende 2012 berichtete die Welt darüber, dass es seit 2005 Gehaltssteigerungen nur noch für Top-Manager gab (z.B. die beim Arbeitsamt), der Rest der arbeitenden Bevölkerung muss seit diesem staatlichen Eingriff in den Arbeitsmarkt mit einem realen Minus von vier Prozent leben.
Auf die – angesichts der gesellschaftlichen Zustände zu erwartende – Zunahme der psychischen Erkrankungen in diesem Land – 150 Prozent in den letzten 15 Jahren – reagiert nun der Markt mit einer ganz besonderen Entwicklung: externe Berater bringen die Kranken wieder zum Arbeitsmarkt (siehe Spiegel), wo der Fallmanager der Jobcenter schon freudig auf sie wartet – aber nicht wirklich weiß, was er mit ihnen machen soll.
Die Firma, die diese Leistungen anbietet, verspricht wahre Wunder, sie Ge.on:
Im Rahmen des Case Managements Krankengeld werden arbeitsunfähige Versicherte mit psychischen Störungen, psychiatrischen Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen, sowie langwierigen orthopädischen Erkrankungen und anderen schweren und/oder chronischen Erkrankungen beraten, betreut und bei Bedarf in geeignete (Rehabilitations) Maßnahmen vermittelt.
Das Ziel ist die möglichst rasche aber nachhaltige Wiederherstellung und mittelfristige Sicherung der Arbeitsfähigkeit, indem eine individuell passgenaue und bedarfsdeckende Versorgung gewährleistet wird.
Da geht es nicht nur um psychisch kranke Menschen – da geht es um alle schweren chronischen Erkrankungen … genau die Fälle, für die der Sozialstaat geschaffen wurde.
Wer nimmt die Leistungen dieses Unternehmens in Anspruch? AOK, Rentenversicherung Bund, Technikerkrankenkasse. Stolz berichtet die Firma von ihren Erfolgen:
Wir erzielen einen ROI zwischen 1:3 und 1:6
ROI? Return on Investment. Für einen Euro Auftragsgebühr versprechen die, drei bis sechs Euro bei Kranken – schweren, chronisch erkrankten – Menschen einzusparen … also genau jenen, die wirklich Hilfe brauchen. Wie machen die das – und vor allem: wer macht das?
Wir sind ein starkes Team bestehend aus zur Zeit über 40 festangestellten PsychologInnen, SozialpädagogInnen und ÄrztInnen mit therapeutischen / beraterischen Zusatzqualifikationen.
Wie soll ich das nun verstehen? Hausarzt, Facharzt und Krankenhaus bestätigen eine ernsthafte chronische Erkrankung – und dann kommt ein Privatunternehmen mit eigenen Ärzten und macht die Leute wieder heil? Oder sorgt zumindestens dafür, dass sie nichts kosten? Warum erinnert mich das an einen „Entmietungsservice“?
Auch wenn es zwei unterschiedliche Themen sind: sie haben die gleiche Ursache – die Invasion der Raubmenschen. Man muss sie so nennen – es ist manchmal schon sehr hilfreich, wenn mein ein Wort für einen häßlichen Umstand gefunden hat. Während der normale Mensch seinen Lebensunterhalt durch Ackerbau und Vierzucht bestreitet, gehen Raubmenschen anders vor: sie leben lieber von der Leistung der anderen, lassen es sich gut gehen, schonen sich, während andere zu Pflegefällen werden.
Wir kennen dies aus der Natur, die uns mehr und mehr als ethisches Vorbild gilt, weil sie bar jeder Sozialromantik sein soll. Wen überfallen die Raubtiere zuerst? Alte, Kranke und Kinder. Darum ist der Zustand der Kinder in einem Land immer ein guter Indikator dafür, wie stark das Land von Raubmenschen befallen wurde – geht es den Kindern schlecht (im Verhältnis zu ihrem natürlichen Umfeld – nicht im Vergleich mit Namibia), sollten die ersten Warnlampen angehen: die Aktivität von Raubmenschen ist so groß geworden, dass sie die Zukunft des ganzen Landes gefährden. Einhergehend darf man ruhig beobachten, wie es den Alten und Kranken geht – sind auch sie in Gefahr, hat die Population der Raubmenschen eine Größe erreicht, die die Grundfesten des Gemeinwesens in Gefahr bringt …. und wahrscheinlich schon Strukturen aufgebaut, die dieses Gemeinwesen stürzen.
Raubmenschentum wurde gezielt in diese Gesellschaft implantiert – das lernten wir durch Frank Schirrmachers Buch „Ego“. Raubmenschentum ist das Betriebssystem des Kapitalismus, das haben wir durch ihn erfahren. Der Raubmensch denkt nur an eins: so schnell wie möglich so viel wie möglich fressen, um dann so lange wir möglich faul in der Sonne liegen zu können.
Wir nähern uns durch diese Gedanken in gefährlicher Art und Weise neoliberalem Denken, die sich dieser Erkenntnis zunutze machen wollte, in dem sie ihr eigenes Sein auf Arbeitslose projezierten und dies auch mit großer Macht in den Medien durchsetzten … dabei hat der Arbeitslose gar nicht genug Geld für seine Jacht im Mittelmeer, die zum Genießen der Sonne unverzichtbar ist. In Herne auf dem Rathausplatz ist das in Wirklichkeit nicht so schön. In Wirklichkeit könnten wir sogar die Bezüge der Arbeitslosen verdoppeln und trotzdem viermal soviel von Ihnen (das wären 28 Millionen) finanzieren, wenn wir Subventionen (z.B. den Porsche als Firmenwagen oder den Strom für den Golfplatz) und Steuerhinterziehungen einstellen: da rückt ein bedingungsloses Grundeinkommen, dass dem Schutzauftrag des Staates gerecht werden würde, in greifbare Nähe.
Wir leisten uns in Deutschland 70 000 Steuerberater, die nichts anderes machen, als den Raubmenschen zu helfen, ihren Beitrag an der Finanzierung der Gemeinschaft zu minimieren – wahrscheinlich würden wir uns enorm echauffieren, wenn es Arbeitslosenberater gäbe, die gegen Geld die Maximierung von Sozialleistungen bei einem ROI von 1:6 vorantreiben würden. Dafür kassiert so ein Steuerberater – dessen Existenz wir begeistert akzeptieren – im Schnitt knapp 80000 Euro pro Jahr. Steuerfahnder hatten wir 2010 laut Angaben des Hamburger Abendblattes mit Bezug auf die Deutsche Steuergewerkschaft 2600, laut Gehalt.de haben sie einen Durchschnittsverdienst von 37.500 Euro.
Vater Staat – der Schäfer der Herde – hält die Zahl der Hirtenhunde gezielt gering und schwach, damit die Wölfe nicht vom Fleisch fallen. Das ist weniger der Hirtenstaat – sondern eher der Metzgerstaat, das Paradies für Raubmenschen, ohne deren psychische Eigenarten das System Kapitalismus gar nicht funktionieren könnte.
Wer immer mehr für sich selbst will, bekundet in einem geschlossenen System (wie es unser Geldkreislauf sein sollte), dass andere wegen ihm weniger haben sollten. Das ist heute so selbstverständlich, dass diese Einstellung nur noch selten hinterfragt wird – oder gab es etwa in Folge des Buches von Frank Schirrmacher große Änderungen in den Lehrplänen der Schulen und Universitäten, eine große Aktion von Staat und Wissenschaft zu mehr Altruismus statt Egoismus?
Im Gegenteil … nach kurzer Debatte kehrte Ruhe ein, jeder lief wieder weiter im Trott auf der Jagd nach Schafen, an denen man sich gütlich tun kann.
Beim Thema Krankheit wird das besonders peinlich – zum Zwecke der Steigerung ärztlicher Einnahmen verfügt jeder Deutsche heutzutage im Durchschnitt über 20 Erkrankungen, die man alle „behandeln“ kann – von „heilen“ spricht ja keiner mehr. Millionen von Menschen lassen alle möglichen Behandlungen über sich ergehen, obwohl sie eigentlich kerngesund sind. Problematisch wird in diesem System nur der wirklich ernsthaft Kranke – der braucht nämlich von den jahrelang eingezahlten Beiträgen mal etwas für sich und wird somit zu einer existentiellen Bedrohung für Kassenmitarbeiter und Ärzteschaft, die lieber die jährliche Gesundheitsuntersuchung macht anstatt eine Krankheit zu behandeln: man verdient immerhin allein schon durch Diagnosen.
Schlimm in einem solchen System, wenn man alt wird und kaum noch versteht, was der Anlageberater, der Immobilienberater oder der Steuerberater mit dem Geld anstellt, schlimm, wenn man krank ist und alles mögliche unterschreibt, um den Nachstellungen der Gesundschreiber zu entgehen … oder wenn man zu jung ist, um als Steuerberater erfolgreich am System mit zu verdienen.
Momentan teilen die Raubmenschen die Kapitalflüsse der Zukunft unter sich auf – womit der Jugend eine unglaubliche Last aufgebürdet wird. Besteht das Raubmenschentum bei der Jugend auch weiter fort, werden wir als Pflegefälle bitter darunter zu leiden haben – wir sind dann Kosten, die sich noch nicht mal mehr auf ihren Beinen halten können.
Was geschieht mit einem biologischen System, wenn die Raubtiere überhand nehmen?
Es bricht zusammen, kollabiert. Das erleben wir gerade … und nennen es sanft „Krise“.
Es ist in erster Linie ein Befall von Raubmenschen, der zu der Krise geführt und Billionen Dollar vernichtet hat – und weiter vernichten wird. Dank intensiver Erziehung bekennt sich die Mehrheit der Menschen zum Raubmenschentum und macht sich in ihrem beruflichen Alltag gezielt auf die Suche nach Alten, Kranken und Schwachen, um sie auszuschlachten – finanziell, gerne aber auch durch Organentnahme.
Die Natur schafft es wundersamerweise, die Überflutung von Ökosystemen durch Raubtiere einzudämmen … wir kennen die genauen Mechanismen bis heute noch nicht, was schade ist, denn wir könnten sie gut gebrauchen.
Wie soll man diese Entwicklung nun aufhalten?
Gar nicht, so lange die Mehrheit danach strebt, selbst das größte Raubtier vor Ort zu werden – mit dem größten Haus, dem größten Garten, dem größten Auto und dem größten Pool jenseits der Wupper oder wenigstens in Bottrop-Kirchhellen.
Aktuell widmet der Spiegel jenen einen Artikel, die das Raubtierdasein freiwillig oder in Folge einer Krankheit aufgegeben haben.
Gerrit von Jorck könnte Spitzenverdiener sein: Sein VWL-Studium hat er mit 1,0 abgeschlossen, er war im Ausland, hat Praktika absolviert. Alles richtig gemacht also. Doch von Jorck lebt von 500 Euro im Monat – weil er das so will. Über einen, dem Zeit das Wichtigste ist.
Es fehlt nicht der Hinweis, dass dieser Student von einem Drittel des Regelsatzes lebt … und trotzdem an einen Hauskauf denkt.
Na also, denkt sich der Leser: geht doch: die Senkung des Regelsatzes rückt in greifbare Nähe – den Kindern von Arbeitslosen drohen Verhältnisse wie in Namibia.
Und doch – machen diese Beispiele Hoffnung. Der Zusammenbruch des System des Raubtierkapitalismus (einen Begriff, der schon von sich Reden gemacht hat, ohne darauf hinzuweisen, dass er nur funktioniert, wenn Millionen von Menschen zu Raubtieren mutierten – oder, um Frank Schirrmacher zu folgen, gezielt zu Raubmenschen herangezüchtet wurden) wäre nur aufzuhalten, wenn es gelänge, sein Betriebssystem auszuschalten … falls man nicht genug militärische Gewalt entfalten kann, um zur Guilliotine zurückzukehren, die das Raubmenschentum in früheren Zeiten beenden sollte.
Was für eine Aufgabe: eine geistig-moralische Gegenwende, hin zu Arbeitsfreude, Lebenssinn, Lebensfreude, Arbeitssinn und Zeitreichtum bei gleichzeitiger Schonung der natürlichen Ressourcen des Planeten Erde. Sie könnte gelingen … wären nicht auch die meisten Menschen, die an den Zuständen Kritik üben, ebenfalls nur Raubmenschen … Hyänen, die sich nur über den Erfolg des Löwen ärgern, selbst den Maserati für sich beanspruchen und deshalb hauptsächlich den Kampf gegen den vermeintlichen Konkurrenten innerhalb einer sozialen Bewegung in ihren Fokus gerückt haben.
Wer dazu Studienmaterial sucht, ist bei politischen Parteien (auch den Linken und der Piratenpartei) gut aufgehoben.
Im Falle einer Raubtierinvasion eine wirksame politische Alternative aufzubauen, scheint undenkbar, locken doch Versammlungen von Schafen gerade die Raubtiere an. Aber auch hier gab es mal Versuche, die vielversprechend starteten (wie Die Guten), aber leider im Sande verliefen. Wahrscheinlich namen die Raubmenschen auch dort überhand.
Und was machen die Schafe, die die Invasion der Raubmenschen und ihren Hang zu ständig höheren Beiträge, Preisen und Steuern (grundlage für jedes leistungslose Einkommen) bemerken?
Sie verstecken sich in ihren Wohnungen – in der Hoffnung, dass sie den Raubmenschen nie durch Einkauf, Arbeit oder Arbeitslosigkeit in die Hände fallen und sie dort – im kuscheligen Heim – den Zusammenbruch gemütlich aussitzen können. Mit der Methode hat ein bekannter deutscher Bundeskanzler das Land regiert, sein Ziehkind verfolgt diese Strategie heute noch.
Leider wird man auch in der Wohnung alt und krank … aber es dauert ein paar Jahre, bis man merkt, dass man selber auch auf der Schlachtbank liegt und für die Rendite von Arzt und Pharmaindustrie bluten muss, während vor der Tür schon der Entmietungsservice steht, weil man so unverschämt war, für seine Beiträge auch Leistung zu verlangen.
PS: Das Buch zum Thema Krankheitserfinder von Jörg Blech gibt es bei Amazon gebraucht schon für einen Cent … falls es jemanden interessiert, warum er 20 Diagnosen hat, an denen Ärzte gut verdienen und die das Geld für echte Erkrankungen knapp werden lassen.
Dienstag, 12.2.2013. Eifel. Na, gut gefeiert gestern? Gestern war Rosenmontag. Karneval – carne vale, wie der Lateiner sagt. Karneval ist ein katholisches Fest, welches möglicherweise auf alte babylonische Riten zurückgeht. Orgiastische Feierlichkeiten haben allerdings in der Geschichte der Kultur schon immer einen festen Platz gehabt. Ja, ich weiß: den Kölner Sitzungskarneval mit seinen Zwangswitzen und seinem Kommandospaß als orgiastisches Treiben zu bezeichnen, ist etwas übertrieben, außerdem ist er eine Veranstaltung, die nur der Anbahnung und Pflege von Geschäftsbeziehungen dient, aber es muss aktuell mal erlaubt sein, auf diesen Ursprung hinzuweisen. Bei Wikipedia findet man mehr:
Die mittelalterliche Fastnacht wird auf die augustinischen Lehren in seinem Werk De civitate Dei zurückgeführt. Die Fastnacht steht daher für die civitas diaboli, den Staat des Teufels. Daher wurde die oftmals ausartende Fastnacht von der Kirche als didaktisches Beispiel geduldet, um zu zeigen, dass die civitas diaboli wie auch der Menschvergänglich ist und am Ende Gott siegreich bleibt. Mit dem Aschermittwoch musste daher die Fastnacht enden, um die unausweichliche Umkehr zu Gott zu verdeutlichen. Während die Kirche bei gotteslästernden Szenen während der Fastnacht untätig blieb, wurde ein Weiterfeiern der Fastnacht in den Aschermittwoch hinein streng verfolgt.
Wir sehen: dieser Rosenmontag als Höhepunkt närrischen Treibens hat für Katholiken eine ganz besondere Bedeutung, der steht für den Staat des Teufels. Bevor nun jemand meint: „Och, das ist ja nur, weil die Kirche so prüde ist und uns keinen Spaß gönnt“, möchte ich aber daran erinnern, worin der „Spaß“ des Karneval einst bestand. In seinem Buch „Traumzeit“ berichtet Hans Peter Duerr über verschiedene – karnevalistische – Rituale, die grausamen Tod und Verstümmelung hervorriefen und Vernichtung von Haus und Hof mit sich brachten. Der „Staat des Teufels“ hatte damals noch ganz konkrete Erscheinungsformen, die wir säkularen Menschen auch heute eher durch die Polizei bekämpfen als durch Narren feiern lassen würden.
Nun, die FAZ ist sich sicher, das der deutsche Papst bei der Bekanntgabe seines Rücktritts nicht an den katholischen Teufelstanz gedacht hat: offensichtlich haben dort auch Journalisten prophetische Gaben. „Er läuft nicht weg, er gibt ein Beispiel“ heißt es dort. Man fragt sich nur: welches Beispiel?
In der Zeit finden wir die Antwort darauf:
Für Max Seckler, ein langjähriger Freund des Papsts, ist der Rücktritt ein Zeichen der Größe. „Er stärkt damit die Auffassung, dass ein Papst aufhören soll, wenn es ihm die Gesundheit gebietet“, sagte der Tübinger Theologe.
„Er hat sehr gelitten unter manchen Dingen, die dieses Amt mit sich bringt“, fügte der 85-Jährige hinzu. „Man kann sich schwer vorstellen, welche Intrigen es da in Rom gibt, mit denen er sich rumschlagen muss. Das hat ihn sehr belastet, weil er ja ein Theologe ist und ein edler Mensch.“
In der Tat kann man sich die Intrigen schwer vorstellen. Das ist in Deutschland besonders verpönt, denn hier wird jeder Gedanke darüber, das es so etwas wie Intrigen überhaupt geben könnte, gleich mit dem Schandmal „Verschwörungstheorie“ und entsprechendem Diskussionsverbot belegt: wir Deutschen zweifeln nicht an den Angaben und Informationen, die uns die Obrigkeit gönnt. Wir nehmen sie gehorsam auf und befolgen sie.
Alternative Wahrheiten dürfen wir uns höchstens in Romanform zu Gemüte führen, dort findet auch kritische Kost eine Möglichkeit, zum deutschen Leser zu gelangen. Eine dieser Romane ist „Der letzte Papst“ von Malachi Martin, hier in einer Buchsprechung von Josef Spindelböck bei stjosef.at
Der „letzte Papst“ des Romans ist – obwohl er nie mit seinem eigentlichen Namen genannt wird – in Wirklichkeit Johannes Paul II. Dabei bleibt offen, wie der Ausdruck zu verstehen ist: ob er tatsächlich der letzte Papst ist, weil das beschriebene Komplott mächtiger Männer gegen Papsttum und Kirche zu gelingen droht, oder weil er einfach der „letzte Papst der katholischen Epoche“ ist, insofern sich gerade unter seinem Pontifikat ein grundlegender globaler Wandel in Gesellschaft und Kirche ereignet, der diese Charakterisierung zuläßt. Es sind dunkle Gestalten aus dem Milieu von Freimaurerei und Satanismus, die sich verschworen haben gegen die katholische Auffassung und Ausübung des Papsttums und die sich Eintritt verschafft haben auch in die Kirche. So ist es die Auffassung des Autors, die er in dem Roman zum Ausdruck bringt. Auch gutgläubige Personen geraten in den Einfluß dieser Kreise und werden von ihnen ohne ihr Wissen mißbraucht, um die Ziele der Umwandlung der Kirche und des Rücktritts des „letzten Papstes“ durchzusetzen.
Das ist der Kern des Romanes: der Kampf um den ersten freiwilligen Rücktritt eines Papstes seit dem ersten vatikanischen Konzil, das die Unfehlbarkeit des Papstes festgeschrieben hatte. Der Hintergedanke: tritt ein Papst von einem „heiligen“ Amt freiwillig zurück (weist also die von Christus persönlich übergebene Würde von sich), wird aus dem Papsttum ein Verwaltungsjob wie jeder andere auch. Dann ist der Weg frei zur Auflösung der katholischen Kirche, im Roman betrieben von satanischen Kräften innerhalb (und außerhalb) der Kirche, die sich von dem „Schwächling“ Christus lossagen wollen um weltweit ungehindert eine Politik der Stärke durchsetzen zu können – auf deutsch: Hartz IV bei halbiertem Regelsatz für maximal fünf Jahre anstelle des ständigen Gewinnsels der Sozialromantiker, die einfach nicht einsehen wollen, das diese Welt nur den Starken gehört.
Bevor wir aber darüber urteilen, in wie fern die von Malachi Martin geschilderten Intrigen denen entsprechen könnten, die Max Seckler erwähnte, müssen wir einen Blick auf den Autor selbst werfen. Wer ist also dieser Malachi Martin? Hören wir nochmal den Herrn Spindelböck:
Doch wie ist der Standpunkt des Autors, eines römisch-katholischen Priesters, der ursprünglich dem Jesuitenorden angehörte, Berater und Mitarbeiter mehrer Päpste war und dann von Papst Paul VI. von seinen Gelübden entbunden wurde, aber in seinem Priesteramt verblieben ist, näher zu bestimmen? Er vertritt eine traditionalistische Position, die das Wirken der Konzilspäpste Johannes XXIII. und Pauls VI. negativ wertet und in der nachkonziliaren Erneuerung der Liturgie ihre Zerstörung erblickt. Aufgrund der meisterhaft durchgeführten Dramatik des Romans kann der Leser sich dieser Sichtweise kaum entziehen. Die Botschaft ist klar: Die Kirche Christi ist in höchster Gefahr, und überall lauern die Verschwörer. Sie werden auch benannt, meist mit einem Pseudonym, und manche Leser haben sich bereits einen Sport daraus gemacht, die realen Personen dahinter auszumachen, was durchaus nicht unproblematisch ist …
Leider existiert die Seite nicht mehr, die quasi ein „Who is Who“ der in dem Roman vorkommenden Personen darstellen soll. Ich vermag mich noch daran erinnern, das die Leser hinter der Gestalt des „Preußen mit Brille“ (eine Person, die maßgeblich an der angeblichen Inthronisation Satans mitgearbeitet hat) gerade jenen Kardinal Ratzinger vermuteten, der jetzt durch seinen Rücktritt das vollendet hat, was die Verschwörer im Vatikan seit den sechziger Jahren versucht haben: die Destabilisierung, Verwässerung und letztlich die Vernichtung der katholischen Kirche als Hüterin der Lehre Christi und Garant für jenen moralischen Satz, um dessen Verwirklichung wir seit zweitausend Jahren kämpfen: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst.
In Zeiten, in denen eine solche Einstellung als „Sozialromantik“ gebrandmarkt wird, kann man verstehen, wie lästig eine 2000 Jahre alte Institution geworden ist, die die Diskussion um die Notwendigkeit von Nächstenliebe grundsätzlich mit dem Hinweis auf „Gottes Gebot“ verweigert: das ultimative „BASTA!“.
Das stört politische Kreise enorm, die allen Lesern namentlich wohl bekannt sein dürften. Zur Durchsetzung einer marktkonformen Demokratie braucht man einen großen gesellschaftlichen Konsens für den Neoliberalismus, der alles andere als christlich daherkommt. Der jetzt zurückgetretene Papst hat vor dem deutschen Bundestag eine beeindruckende Rede gehalten, die im Spiegel vollständig abgedruckt wurde. Hören wir einmal ganz genau hin, was er gesagt hat:
Lassen Sie mich meine Überlegungen über die Grundlagen des Rechts mit einer kleinen Geschichte aus der Heiligen Schrift beginnen. Im ersten Buch der Könige wird erzählt, dass Gott dem jungen König Salomon bei seiner Thronbesteigung eine Bitte freistellte. Was wird sich der junge Herrscher in diesem wichtigen Augenblick erbitten? Erfolg – Reichtum – langes Leben – Vernichtung der Feinde? Nicht um diese Dinge bittet er. Er bittet: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“ (1 Kön 3,9).
Die Bibel will uns mit dieser Erzählung sagen, worauf es für einen Politiker letztlich ankommen muss. Sein letzter Maßstab und der Grund für seine Arbeit als Politiker darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein. Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen.
Natürlich wird ein Politiker den Erfolg suchen, der ihm überhaupt die Möglichkeit politischer Gestaltung eröffnet. Aber der Erfolg ist dem Maßstab der Gerechtigkeit, dem Willen zum Recht und dem Verstehen für das Recht untergeordnet. Erfolg kann auch Verführung sein und kann so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit. „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“, hat der heilige Augustinus einmal gesagt.
Maßstab für die politische Arbeit soll nicht der Erfolg oder der materielle Gewinn sein? Kennt der etwa keine SPD-Politiker? Der Papst ging im Bundestag sogar noch einen Schritt weiter:
Wir Deutsche wissen es aus eigener Erfahrung, dass diese Worte nicht ein leeres Schreckgespenst sind. Wir haben erlebt, dass Macht von Recht getrennt wurde, dass Macht gegen Recht stand, das Recht zertreten hat und dass der Staat zum Instrument der Rechtszerstörung wurde – zu einer sehr gut organisierten Räuberbande, die die ganze Welt bedrohen und an den Rand des Abgrunds treiben konnte.
Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers. In einer historischen Stunde, in der dem Menschen Macht zugefallen ist, die bisher nicht vorstellbar war, wird diese Aufgabe besonders dringlich. Der Mensch kann die Welt zerstören. Er kann sich selbst manipulieren. Er kann sozusagen Menschen machen und Menschen vom Menschsein ausschließen.
„Historische Zeiten“ – in der Tat. Durch seinen Rücktritt wurden die in der Tat historisch – aber wenigstens ist er noch am Leben. Die angekündigte Ermordung ist nicht eingetreten (siehe Spiegel) – oder gehörte mit zu jenen „Intrigen“, wegen der der Papst zurückgetreten ist.
Liest man genau, so kann man hier eine ganz finstere Warnung für Deutschland hören: der deutsche Staat wird wieder zur großen Räuberbande. Jeder Steuerzahler, jeder Autofahrer, jeder Arbeitslose, viele Rentner, Schüler und Studenten erleben das Tag für Tag, auch ganz weltliche Menschen merken, was die Warnungen des Papstes an die Generation Facebook bedeuten: Egoismus, Neid und Aggression als Formen des Bösen (siehe Welt zur Papstrede in Freiburg) werden inzwischen auf in anderen Zusammenhängen wahrgenommen, sie Jakob Augstein zu Frank Schirrmachers Buch „Ego“ im Spiegel:
Im Kalten Krieg haben amerikanische Militärs und Physiker die Sowjets mit den Instrumenten der Spieltheorie in die Knie gezwungen. Als es keine Sowjets mehr gab, sind die Physiker an die Wall Street gegangen und zwingen seitdem mit ihrer Theorie die Welt in die Knie. Wir alle sind Opfer einer Ideologie des Egoismus. Sie wurde für eine Welt des Krieges entwickelt und verheert heute den Frieden. Eine Ideologie der Kälte und des Autismus. Eine Ideologie von Psychopathen für Psychopathen.
An dieser Stelle wird es egal, ob wir Malachi Martin und seinem Intrigengemälde folgen wollen: die Ideologie von Psychopathen für Psychopathen zwingt die ganze menschliche Gesellschaft automatisch auf einen Weg, den satanische Verschwörer nicht besser hätten gestalten können, insofern ist es fast müßig, über den Realitätsgehalt des Romanes „Der letzte Papst“ zu diskutieren. Was aber bleibt, ist die Tatsache, das mit Ratzingers Rücktritt eine moralische Instanz vernichtet wurde. Durch diesen Rücktritt war Johannes Paul II wirklich der letzte Papst – die letzte Instanz, die dem Gebot der Nächstenliebe eine Heiligkeit zusicherte, die der Psychopathenkult des Egoismus zu zerstören trachtet, denn was nach Ratzinger kommt, kann man jetzt schon sagen: auf jeden Fall ein schwacher Papst.
Hören wir den Spiegel dazu:
Manche Beobachter warnen bereits vor Verhältnissen wie zuletzt in der Renaissance, als sogenannte Gegenpäpste die Kirche vor eine Zerreißprobe stellten. „Es könnte die Situation eintreten, dass ein Nachfolger einen anderen Kurs einschlägt als Benedikt“, spekuliert Papst-Biograf Andreas Englisch. „Was passiert, wenn Ratzinger sich einschaltet und sagt: ‚Ich bin immer noch Papst, und ich sehe das ganz anders‘?“ Im schlimmsten Fall sei eine Spaltung der Kirche möglich.
Ganz genau. Jeder neue Papst hat einen alten, lebendigen Papst im Genick. Das ist auch der Augsburger Allgemeinen bewußt:
Unter Kirchenexperten herrscht Einigkeit, dass sich der Papst im Fall eines Rücktritts sofort und vollständig aus allen Ämtern und aus dem öffentlichen Leben der Kirche zurückziehen müsste. Nur so könne gewährt werden, dass der Zurückgetretene nicht die Wahl seines Nachfolgers beeinflusst. Papst Johannes Paul II. hatte einmal gesagt, er könne sich einen «emeritierten Papst» nicht vorstellen.
Was sich der „letzte Papst“ noch nicht vorstellen konnte, hat der deutsche Papst mal eben als Realität in die Welt gesetzt – und diese Realität wird eine neue Tradition begründen, weil hier ein Exempel statuiert wurde. Ab dem 11.2.2013 können „kirchliche Kreise“ jeden Papst in den Ruhestand schicken, der unbequem wird – und brauchen noch nicht mal Gift dazu. Sollte nochmal ein Papst auf die Idee kommen, ein Ende des Kirchensteuersystems zu fordern (siehe katholisch.info) um „missionarisches Handeln wieder glaubhaft zu machen“, kann man ihn schnell auf Ratzinger verweisen, der im senilen Alter ebenfalls solche Phantasien hatte, aber … dann eben auch die notwendigen Konsequenzen zog, bevor er noch mehr Schaden anrichten konnte.
Damit hat die Kultur der Nächstenliebe einen weiteren, festen Anker verloren. Der nächste Papst wird nicht mehr so deutlich um Bundestag vor einer Wiedergeburt das nationalsozialistischen Räuberstaates warnen können.
Vielleicht … sollten wir dem Papst zugute halten, das er am Rosenmontag zurückgetreten ist. Immerhin ist das für deutsche Katholiken ein sehr bedeutsamer Tag. Es mag uns helfen, die Warnungen ernst zu nehmen, Warnungen über einen Staat des Teufels, den man früher anschaulich am Rosenmontag studieren konnte, um letztlich sagen zu können: „nein, danke, das ist nichts für mich“.
Heutzutage haben wir andere Bilder, die den Staat des Teufels illustrieren: Auschwitz, Dachau, Bergen-Belsen – dort konnte „man“ sich richtig austoben, ganz, wie es einem gefiel.
Das es wirklich psychopatische Kräfte geben sollte, die die menschliche Gesellschaft mit List und Tücke in ein großes Lager umbauen wollen, in dem jeder seinen fest zugefügten Platz hat, seine Nummer, seine Arbeitsverpflichtung und jeder Wärter die Möglichkeit hat, den Lagerinsassen jederzeit anzutun, was immer ihm gerade in den Sinn kommt, wollen wir hier mal nicht behaupten.
Wir müssten einen Roman darüber schreiben, weil es – wie im Falle Malachi Martins – der einzige gangbare Weg wäre, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Dafür bleibt aber keine Zeit mehr, weil die Kultur der Psychopathen eigentlich erst jetzt richtig durchstartet.
Ich denke, vielen, die heute noch laut über den Papstrücktritt lachen, wird jenes Lachen im Halse stecken bleiben, wenn die marktkonforme Demokratie in Zukunft weiter den alten, klassischen, christlich legitimierten Sozialstaaat abbaut zugunsten eines … ewigen Rosenmontages – den wir eigentlich schon haben, wenn ich mir das Fernsehprogramm so anschaue.
Die Legende vom Sohne Gottes, der unter Armen geboren wurde, um für die Armen zu leben und einen Nachfolger gewählt hat, der durch die Jahrtausende hinweg die Anbindung des sozialen Gedankens an höchste denkbare Gewalten behütet, wird in Zukunft immer weniger erzählt werden – dafür umso mehr die Geschichte eines Religionskonzerns, der sich nahtlos einreiht in die Reihen der anderen „Herren der Welt“ und deren Leitspruch schon immer lautete: Jeder ist ersetzbar.
Seit gestern sogar ein Papst, der noch lebt.